Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen

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Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Dissoziative Erlebnisse
bei
kreativen Menschen
Eine empirische Studie über den Zusammenhang von Dissoziation und Kreativität bei
KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen und
StudentInnen
1996
Egon Werlen
3935 Bürchen
Lizentiatsarbeit, eingereicht bei der
Philosophischen Fakultät der
Universität Freiburg (CH)
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Tabellenverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
I
1.
Einführung
Einleitung und Fragestellung
Theoretischer Teil
Empirischer Teil
II Theoretischer Teil
1.
Dissoziation
1.1
Einführung
1.1.1
Definitionen zur Dissoziation
1.1.2
Dissoziative Erlebnisse
1.1.3
Definition für dissoziative Erlebnisse
1.2
Das Phänomen der "Dissoziation" in der Geschichte
1.3
1.3.1
1.3.2
1.3.3
1.4.
1.5
1.5.1
1.5.2
1.6
1.6.1
1.6.2
1.6.3
1.6.4
Dissoziative Störungen in Klassifikationssystemen
DSM-III-R
psychogene Amnesie
psychogene Fugue
Multiple Persönlichkeitsstörung
Depersonalisationsstörung
Nicht Näher Bezeichnete Dissoziative Störungen
DSM-IV
ICD-10
dissoziative Amnesie
dissoziative Fugue
dissoziative Stupor
Trance und Bessessenheitszustände
Dissoziative Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindungen
sonstige dissoziativen Störungen
nicht näher bezeichnete dissoziative Störung
Ursachen der Dissoziation
Epidemiologie
Punktprävalenz der Dissoziation
Dissoziative Erlebnisse in der allgemeinen Bevölkerung
Theorien
Pierre Janet
Sigmund Freud
Carl Gustav Jung
Die Neodissoziative Theorie von Ernest Hilgard
1
2
2
5
5
5
5
7
7
11
12
12
12
12
12
12
13
14
14
14
14
14
14
15
15
15
17
17
19
20
20
22
23
24
ii
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Tabellenverzeichnis
1.6.5
1.6.6
1.7
1.8
Die "Subselves" von Colin Martindale
Das BASK-Modell von Bennett Braun
Hypnose und Dissoziation
Zusammenfassung
28
29
32
34
2.
2.1
2.1.1
2.1.2
Kreativität
Einführung
Geschichte und Entwicklung der Kreativität
Forschungsrichtungen der Kreativität
Prozess
Person
Produkte
Plätze
Persuasion
38
38
38
39
39
40
42
42
43
2.1.3
2.1.4
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.3
2.4
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.5
Kreativität und Intelligenz
Kreativität und Psychopathologie
Theorien
Kognitiver Ansatz
Persönlichkeitstheoretischer Ansatz
Sozialpsychologischer Ansatz
Systemischer Ansatz
Definition der Kreativität
Verteilung und Vorkommen der Kreativität
Allgemeine Bevölkerung
StudentInnen
KünstlerInnen
Zusammenfassung
43
44
46
46
48
52
57
59
60
60
62
62
65
3.
3.1
3.2
3.3
Psychologische Konzepte im Zusammenhang mit Dissoziation
Psychotizismus
Depression
Angst und Ängstlichkeit
67
67
70
73
4.
4.1
4.2
Dissoziation und Kreativität
Theoretische Zusammenführung
Studien mit gleichen oder ähnlichen Zielen und Fragestellungen
77
77
80
iii
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Tabellenverzeichnis
III Empirischer Teil
1.
Methode
1.1
Vorgehen
1.2
Erhebungsinstrumente
1.2.1
Demographischer Fragebogen
1.2.2
Erfassung der Dissoziation
1.2.2.1 Die Dissoziative Erlebnisse Skala (DES)
1.2.2.2 Der Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (FEDE)
1.2.3
Erfassung der Kreativität
1.2.3.1 Consensual Assessment Technique (CAT)
1.2.3.2 Die Kreative Persönlichkeit Skala (KPS)
1.2.4
Erfassung der seelischen Befindlichkeit
1.2.4.1 Der P-14 zur Erfassung des Psychotizismus
1.2.4.2 Das Beck Depressions-Inventar (BDI)
81
81
83
83
83
84
85
86
86
89
90
90
91
1.2.4.3 Das Stait-Trait-Angst-Inventar (STAI)
91
2.
3.
3.1
Die verschiedenen Untersuchungsgruppen
Stichproben
Rücklaufquoten
92
92
97
4.
4.1
4.2
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
Problemstellung
Klärung der Fragestellung
Nicht-hypothesengeleitete Zielsetzungen
Hypothesen
Haupthypothesen
Nebenhypothesen
Weitere Auswertungsmöglichkeiten
99
99
99
100
100
100
101
5.
5.1
5.1.1
5.1.2
5.1.3
5.1.4
5.1.5
5.2
5.2.1
5.2.2
5.3
Resultate
Teststatistische Werte der Erhebungsinstrumente
Dissoziative Erlebnisse Skala (DES)
Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (FEDE)
Kreative Persönlichkeit Skala (KPS)
Consensual Assessment Technique (CAT)
Die Psychotizismus-Skala P-14
Faktorenanalysen
Die Faktorenstruktur der DES
Die Faktorenstruktur der KPS
Statistische Beschreibung der Messinstrumente
103
103
103
104
105
106
108
109
109
110
111
iv
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
5.3.1
5.3.2
5.3.3
5.3.4
5.3.5
Tabellenverzeichnis
111
113
115
117
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
5.4.4
5.4.5
5.4.6
Deskriptive Werte und Verteilung der DES
Deskriptive Werte und Verteilung des FEDE
Deskriptive Werte und Verteilung der KPS
Deskriptive Werte und Verteilung der CAT
Deskriptive Werte und Verteilung von Psychotizismus, Depression und
Ängstlichkeit (P-14, BDI, STAI)
Die Überprüfung der Hypothesen
Sind KünstlerInnen dissoziativer als Nicht-KünstlerInnen?
Sind kreativere Menschen dissoziativer als weniger kreative Menschen?
Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus bei dissoziative Erlebnissen
Soziodemograhpische Einflüsse auf die Dissoziation
Soziodemographische Einflüsse auf die Kreativität
Depression, Ängstlichkeit, Psychotizismus und Kreativität
6.
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
Diskussion der Resultate
Dissoziation in Schweizer Stichproben
Zu den Resultaten der Kreativität
Dissoziation und Kreativität
Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus
Ein Modell
Zur internen Validität der Arbeit - eine kritische Würdigung
136
136
139
141
145
147
149
7.
Zusammenfassung
Danke
Literaturverzeichnis
Lebenslauf
Inhaltsverzeichnis des Anhangs
Anhang
151
156
158
178
179
167
118
119
119
121
128
130
133
134
v
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Tabelle 2:
Tabelle 3:
Tabelle 4:
Tabelle 5:
Tabelle 6:
Tabelle 7:
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Tabelle 10:
Tabelle 11:
Tabelle 12:
Tabelle 13:
Tabelle 14:
Tabelle 15:
Tabelle 16:
Tabelle 17:
Tabelle 18:
Tabelle 19:
Tabelle 20:
Tabelle 21:
Tabelle 22:
Tabelle 23:
Tabelle 24:
Tabelle 25:
Tabelle 26:
Tabelle 27:
Tabelle 28:
Tabelle 29:
Punktprävalenz dissoziativer Störungen in klinischen Populationen .......16
Punktprävalenz dissoziativer Störungen in der allgemeinen
Bevölkerung .............................................................................................18
Dissoziative Erlebnisse bei StudentInnen ................................................19
Zuteilung der Kategorien Prozess, Person, Produkt, Platz unter die
verschiedenen Theorieansätze ..................................................................46
Prävalenz, Inzidenz, Geschlechtsverteilung, Beginn und Verlauf
bei Angststörungen ...................................................................................74
Reliabiltät und Validität der Dissociative Experience Scale ....................85
Interraterreliabilität der CAT für Kreativität nach Amabile (1983; 1990) ..88
Reliabiltität des P-14 ................................................................................90
Die verschiedenen Untersuchungsgruppen ..............................................92
Verteilung des Geschlechts in der StudentInnenpopulation ....................93
Beschreibung des Semesterzahl der StudentInnen ...................................93
Beschreibung des Alters der StudentInnenpopulation .............................93
Künstlerische Tätigkeiten der KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen ...........................................................................................95
Künstlerische Arbeiten der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen ......95
Soziodemographische Daten der KünstlerInnen, NichtKünstlerInnen und BMK ..........................................................................96
Die Rücklaufquoten der StudentInnenstichprobe ....................................97
Die Rücklaufquoten der KünstlerInnen- und der NichtKünstlerInnenstichprobe ..........................................................................98
Geschlechterverhältnisse der Teilstichprobe GSMBA (in Prozent) ........98
Demographische Daten der RaterInnen .................................................107
Die Messinstrumente und ihre Reliabilitäten .........................................109
Deskriptive Werte der DES bei den StudentInnen .................................112
Deskriptive Werte der DES bei den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen .........................................................................................112
Deskriptive Werte des FEDE bei den StudentInnen ..............................113
Deskriptive Werte des FEDE bei den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen .........................................................................................114
Deskriptive Werte der KPS bei den StudentInnen .................................115
Deskriptive Werte der KPS bei den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen .........................................................................................115
Deskriptive Werte der CAT bei den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen .........................................................................................117
t-Test beim FEDE im unteren Drittel der KPS-Werte (-12 bis 7)
und im unteren Drittel der CAT-Werte (0 bis 4.25) ...............................120
Korrelationstabellen dissoziative Erlebnisse und Kreativität.................121
vi
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Tabelle 30:
Tabelle 31:
Tabelle 32:
Tabelle 33:
Tabelle 34:
Tabelle 35:
Tabelle 36:
Tabelle 37:
Tabelle 38:
Tabelle 39:
Tabelle 40:
Tabelle 41:
Tabelle 42:
Tabelle 43:
Tabelle 44:
Tabelle 45:
Tabellenverzeichnis
Partialkorrelationen von DES und FEDE mit der KPS ..........................123
Partialkorrelationen zwischen KPS und DES bzw. FEDE unter
Kontrolle von Rauschmittel und Medikamentenkonsum .......................123
t-Test mit der KPS zwischen Probanden mit tiefen und hohen DESWerten in der NK-Gruppe ......................................................................124
ANOVA mit KPS bei DES, FEDE, Alter und Geschlecht ....................125
t-Test zwischen KPS tief (<6) und KPS mittel (6-9) mit den
Dissoziationswerten (DES, FEDE) bei Nicht-KünstlerInnen ................127
Korrelationen von DES und FEDE mit BDI, STAI und P-14 ...............129
Korrelationen zwischen Dissoziation und Alter.....................................131
t-Test bei DES und FEDE zwischen Probanden unter und über 30
Jahren. ....................................................................................................131
Nonparametrische Korrelationen von DES und FEDE mit dem
Geschlecht ..............................................................................................132
Nonparametrische Korrelationen ...........................................................133
Korrelationen zwischen KPS und CAT mit BDI, STAI und P-14
bei K und NK .........................................................................................135
Korrelationen zwischen KPS und P-14 bei den StudentInnen ...............135
DES-Mittelwerte im Vergleich mit Ross et al. (1990b) .........................138
Vergleich des FEDE bei studentischen Stichproben ..............................139
Korrelationen zwischen den einzelnen DES- und KPS-Faktoren bei
den StudentInnen getrennt nach Geschlechtern .....................................144
Korrelationen von Dissoziation mit Depression, Ängstlichkeit und
Psychotizismus im Vergleich .................................................................146
vii
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Abbildung 2:
Abbildung 3:
Abbildung 4:
Abbildung 5:
Abbildung 6:
Abbildung 7:
Abbildung 8:
Abbildung 9:
Abbildung 10:
Abbildung 11:
Abbildung 12:
Abbildung 13:
Abbildung 14:
Abbildung 15:
Abbildung 16:
Abbildung 17:
Abbildung 18:
Abbildung 19:
Abbildung 20:
Anzahl Publikationen über Dissoziation nach einer
Bibliographie von Harms (1932)...........................................................8
Publikationszahlen in den Psychological Abstracts der
American Psychological Association (1977-1994) zu den
Begriffen Dissoziation ("dissociative neuroses", "dissociative
patterns") und Multiple Persönlichkeitsstörung ("multiple
personality") ..........................................................................................9
Kognitives Kontrollsystem nach Hilgard (1977) ................................25
Das kognitive Modell nach Martindale ...............................................29
Das Handlungssystem .........................................................................29
Das BASK-Modell der Dissoziation ...................................................31
Zwei Beispiele psychogener Amnesie im BASK-Modell...................32
Publikationszahlen in den Psychological Abstracts der
American Psychological Association (1989-1994) zum Begriff
Kreativität ("creativity", "creativity measurement") ...........................39
Die qualitative Theoriebildung............................................................47
Das Komponentensystem der Kreativität nach Amabile (1983) .........56
Der locus of creativity .........................................................................58
Verteilung der DES-Werte bei den StudentInnen (links) und den
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts) ..............................113
Verteilung der FEDE-Werte bei der StudentInnen (links) und
den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts) .......................114
Verteilung der KPS-Werte bei den StudentInnen (links) und den
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts) ..............................116
Verteilung der CAT-Werte bei den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen ....................................................................................117
Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES) bei
sämtlichen TeilnehmerInnen .............................................................126
Vergleich der Häufigkeitsverteilung (in Prozent) der DESWerte mit den Daten von Ross et al. (1990b) ...................................138
Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES,
FEDE) bei den Frauen und Männern der K+NK-Gruppe .................142
Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES,
FEDE) bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen. .................143
Zusammenhangsmodell von Dissoziation (DES, FEDE),
Kreativität (KPS) und Psychopathologie (BDI, STAI trait, P-14)
bei KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, Männern und Frauen. ......148
viii
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
I Einführung
I Einführung
" 'Das ist sehr interessant', sagte der kleine Prinz. 'Endlich ein richtiger Beruf!' Und
er warf einen Blick um sich auf den Planeten des Geographen. Er hatte noch nie
einen so majestätischen Planeten gesehen.
'Er ist sehr schön, Euer Planet. Gibt es da auch Ozeane?'
'Das kann ich nicht wissen', sagte der Geograph.
'Ach!' Der kleine Prinz war enttäuscht. 'Und Berge?'
'Das kann ich nicht wissen', sagte der Geograph.
'Aber Ihr seid Geograph! - Und Städte und Flüsse und Wüsten?'
'Auch das kann ich nicht wissen.'
'Aber Ihr seid doch Geograph!'
'Richtig', sagte der Geograph, 'aber ich bin nicht Forscher. Es fehlt uns gänzlich an
Forschern. Nicht der Geograph geht die Städte, die Ströme, die Berge, die Ozeane
und die Wüsten zählen.
Der Geograph ist zu wichtig, um herumzustreunen. Er verlässt seinen
Schreibtisch nicht. ...' "
(Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz, 1956/1946)
1. Einleitung und Fragestellung
Sind dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen häufiger als bei weniger kreativen?
Die Beantwortung dieser Frage ist das Hauptziel der vorliegenden Arbeit. Der Zusammenhang - Kreativität und Dissoziation - taucht sowohl in der Fachliteratur (vgl. Frye &
Gannon, 1993) als auch in anderen Publikationen immer wieder auf. Besonders zu erwähnen sind die amerikanische Zeitschrift Many Voices (Lynn W., 1989), ein alle zwei
Monate erscheinendes Blatt mit Beiträgen (Texte, Zeichnungen) für und von Patienten mit
dissoziativen Störungen und das deutsche Äquivalent Matrioschka (1993). Weitere Hinweise sind in Abbildungen von Werken und Texten von MPS-Patienten (vgl. Huber, 1995;
Keyes, 1992/1981; Cohen, Giller & Lynn W., 1991) zu finden.
Allerdings gibt es praktisch keine empirischen Untersuchungen, die den Zusammenhang
von Dissoziation und Kreativität zum Thema haben (vgl. Kptl. II, 4).
Eine Antwort auf die zentrale Frage soll mit zwei Untersuchungsstichproben gefunden
werden. In der ersten werden eine Reihe Fragebogen an Studenten und Studentinnen aus
mehreren Fakultäten der Universität Freiburg (CH) verteilt. Die TeilnehmerInnen der
zweiten Stichprobe, in der ein etwas umfassenderes Fragebogenpaket vorgelegt wird,
1
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
I Einführung
setzen sich hauptsächlich aus Künstlern und Künstlerinnen der Städte Basel, Bern und
Zürich und zu Vergleichszwecken aus einer Gruppe mit Menschen, die sich wenig bis gar
nicht künstlerisch betätigen, zusammen.
Es gibt eine ganze Reihe möglicher Fragenbereiche, die mit den zu erwartenden Daten
beantwortet werden können. Im folgenden eine Gliederung der Fragen, die in dieser Arbeit
beantwortet und der Ziele, die erreicht werden sollen.
Theoretischer Teil
- Dissoziation: Darstellung und Beschreibung des Konzeptes Dissoziation. Was sind
Dissoziationen/dissoziative Erlebnisse? Wer befasst(e) sich mit Dissoziationen
(geschichtlicher Überblick)? Wie häufig treten Dissoziationen/dissoziative Erlebnisse
auf? Welche theoretischen Ansätze zur Dissoziation gibt es? Welche dissoziativen
Störungen sind bekannt? (Kapitel II, 1)
- Kreativität: Darstellung und Beschreibung des Konzeptes Kreativität. Was ist
Kreativität? Wer befasst(e) sich mit Kreativität (geschichtlicherÜberblick)? Welche
Forschungsrichtungen sind bekannt? Welche theoretischen Ansätze zur Kreativität gibt
es? Wer ist kreativ? (Kapitel II, 2)
Empirischer Teil
- Vorkommen und Verteilung der dissoziativen Erlebnisse: Wie häufig und wie stark
treten dissoziative Erlebnisse bei den untersuchten Stichproben (StudentInnen,
KünstlerInnen, Vergleichsgruppe) auf? Wie sieht die Verteilung der dissoziativen
Erlebnisse bei den verschiedenen Populationen aus? Stimmen die Ergebnisse mit
Resultaten aus anderen (vor allem amerikanischen) Studien überein? (Kapitel III,
5.3.1/2)
- Vorkommen und Verteilung der Kreativität: Wie häufig und in welchem Ausmass lässt
sich Kreativität in den untersuchten Gruppen finden? Wie sieht die Verteilung der
Kreativitätswerte bei den verschiedenen Populationen aus? Stimmen die Ergebnisse mit
anderen Studien überein? (Kapitel III, 5.3.3/4)
- Faktorenanalysen: Wie sehen die Faktorenstrukturen der DES (Dissoziation) und der
KPS (Kreativität) aus? (Kapitel III, 5.2)
- Dissoziationen und soziodemographische Variablen: Gibt es Variablen, die mit disso2
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
I Einführung
ziativen Erlebnissen in einem Zusammenhang stehen? (Kapitel III, 5.4.4)
- Kreativität und soziodemographische Variablen: Gibt es Variablen, die mit
dissoziativen Erlebnissen in einem Zusammenhang stehen? (Kapitel III, 5.4.5)
- Die Messinstrumente für Dissoziation (DES, FEDE): Wie sehen die teststatistischen
Kennwerte (Reliabilität, Trennschärfe, Itemschwierigkeit) aus? Stimmen die Ergebnisse
der deutschen Versionen mit den englischen Originalversionen überein? (Kapitel III,
5.1.1/2)
- Die Messinstrumente für Kreativität (KPS, CAT): Wie sehen die teststatistischen Kennwerte (Reliabilität, Trennschärfe, Itemschwierigkeit) aus? Stimmen die Ergebnisse der
deutschen Versionen mit den englischen Originalversionen überein? (Kapitel III,
5.1.3/4)
- Zusammenhang von Dissoziation und Kreativität: Wie sieht die Beziehung zwischen
den beiden Konzepten aus? Erleben kreativere Menschen mehr dissoziative Erlebnisse
als weniger kreative? Erleben KünstlerInnen mehr dissotiative Erlebnisse als NichtKüsntlerInnen? (Kapitel III, 5.4.1/2)
- Zusammenhang von Dissoziation mit anderen psychologischen Konzepten (Depression,
Ängstlichkeit, Psychotizismus): Wie sehen die jeweiligen Beziehungen aus?
(Kapitel III, 5.4.3)
- Zusammenhang von Kreativität mit anderen psychologischen Konzepten (Depression,
Ängstlichkeit, Psychotizismus): Wie sehen die jeweiligen Beziehungen aus?
(Kapitel III, 5.4.6)
Die Bedeutung dieser Arbeit und ihrer Ergebnisse betrifft zum einen die theoretische
Beschreibung des im deutschen Sprachraum bisher wenig bekannten Dissoziationskonzeptes, die Übersetzung, Einführung und teststatistische Absicherung der Instrumente
zur Erfassung von Dissoziationen (DES, FEDE) und zum anderen die Beantwortung der
Frage nach dem Vorkommen dissoziativer Erlebnisse in der Schweiz und des Zusammenhanges zwischen Dissoziation und Kreativität.
Die Entwicklung oder Übersetzung von Messinstrumenten für Dissoziation im deutschen
Sprachraum tut not, wie dies auch die Psychotherapeutin und Autorin Michaela Huber
(1995, 163) bemerkt.
Über das Vorkommen von Dissoziationen wurde im deutschen Sprachraum bisher sehr
3
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
I Einführung
wenig berichtet. Die mir bisher einzige bekannte Erhebung in der Schweiz stammt von
Modestin (1992), der 770 Schweizer Psychiater nach dem Symptombild der Multiplen
Persönlichkeitstörung unter ihren PatientInnen befragte.
4
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
II Theoretischer Teil
1. Dissoziation
" 'Seien Sie mir nicht böse', sagte er, 'aber die Idee ist abstrus: ein Dutzend
Personen in einer Person! Das glaubt Ihnen kein Mensch. Das Äusserste, was man
sich in dieser Beziehung bisher geleistet hat, war die einfache Spaltung, Sie wissen
ja, zwei Seelen wohnen, ach...'
'Also stört Sie nur die Menge?'
Stranitzky liess seine Wirbel knirschen, er brachte sie zum Schweigen und sagte:
'Ich kann mir da keine rechte Meinung bilden. Der Künstler in mir sagt ja, der
Geschäftsmann sagt nein, der Kritiker ist ebenfalls dagegen...'
(Barbara König, Die Personenperson, 1981).
1.1 Einführung
1.1.1 Definitionen zur Dissoziation
Dissoziation ist ein Abwehrmechanismus, in stärkerem Ausmass gegen überwältigende
psychologische und/oder physische Traumata (Ludwig, 1983; Putnam, 1985; Spiegel,
1991); aber auch bei alltäglichen Belastungen ("day-to-day stress") spielen dissoziative
Mechanismen eine wichtige Rolle (Frankl, 1976).
Nach Putnam (1989a, 6) beschäftigen sich die meisten Dissoziations-Definitionen damit,
zu unterscheiden, wann eine Person (Bewusstsein, Identität, Verhalten) genug gespalten
ist, um einen abnormalen oder krankhaften Prozess darzustellen. Als Kriterium gilt heute
der Unterbruch des normalen integrativen Funktionierens. Er zitiert eine Definition von
West (1967, 890), mit Dissoziation als einem "psychophysiological process wherby
information - incoming, stored, or outgoing - is actively deflected from integration with its
usual or expected associations".
Putnam (1985) selber definiert Dissoziation folgendermassen:
"Dissociation can be defined as a complex psychophysiological process, with psychodynamic triggers,
that produces an alteration in the person's consciousness. During this process, thoughts, feelings and
expriences are not integrated into the individual's awarness or memory in the normal way" (S. 66).
Eine Definition, die die Möglichkeit der Dissoziation auch bei der allgemeinen
Bevölkerung einbezieht, gibt Counts (1990):
"Dissociation is a mental mechanism that results in the temporary or more permanent separation of
5
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
mental structures or content that were previously conntected or associatively linked. The capacity to
dissociate is present within each person. It may occur spontanously or be induced" (S. 479).
Eine ähnliche, ausführlichere Beschreibung, die auch alltägliche dissoziative Erlebnisse
mit einbezieht, geben Spiegel & Cardeña (1991, 367):
"Dissociation can be thought as a structured separation of mental processes (e.g., thoughts, emotions,
conotions, memory, and identity) that are ordinary integrated. For instance, dissociated behavior is
experienced as being outside of conscious control, and dissociated memories seem unavailable, even
though both dissociated behaviors and cognition may exert an influence on nondissociated
components of behavior and experience. Dissociation in everyday life has been invoked to explain
why a person can competently conduct several actions simultaneously (e.g., driving and maintaining a
conversation) while having no reflective awareness of one or more of them."
Wie Spiegel und Cardeña sehen auch andere Autoren (z.B. Richards, 1990, 367) Dissoziationen in einem Bereich, der von alltäglichen Routinetätigkeiten, sogenannten
Automatismen wie Autofahren während man ein Gespräch führt, bis zu den
pathologischen Störungen wie Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) reicht. Das
Einbeziehen von sogenannten Automatismen als dissoziative Prozesse spiegelt das
Kontinuum der Dissoziation wieder.
1.1.2 Dissoziative Erlebnisse
An dem einen Ende dieses Kontinuums liegen dissoziative Alltagserlebnisse. Braun (1988,
12) beginnt mit normalen Erscheinungen wie Hypnose, Ich-Zustände und Automatismen;
als nächste Stufe bezeichnet er dissoziative Episoden (Furcht, Verdrängung, HighwayHypnose und mystische Erlebnisse). Die nächste Abstufung nennt er dissoziative
Störungen, danach folgen: posttraumatisches Belastungsreaktion, atypische dissoziative
Störung, atypische MPS und schliesslich MPS. Mit der Aufnahme einiger Konzepte (z.B.
der Verdrängung und der posttraumatischen Belastungsreaktion) trifft Braun auf einige
theoretisch umstrittene Annahmen.
Zu den oben erwähnten kann man noch eine grosse Menge weiterer Phänomene
dazuzählen, wie z.B. Tagträume (Bloch, 1991, 5; Putnam, 1989a, 9), Trance-Zustände bei
Sportlern (Cancio, 1991), imaginäre Freunde bei Kindern (Putnam, 1991, 532; McElroy,
1992, 839; McKellar, 1977, 103) und Phantasien (Putnam, 1991, 524; Rauschenberger &
Lynn, 1995).
6
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.1.3 Definition für dissoziative Erlebnisse
Die Definition der dissoziativen Erlebnisse in dieser Arbeit erfolgt unter Einschluss des
allgemeinen Kozeptes der Dissoziation und mit Berücksichtigung der zur Messung von
Dissoziation verwendeten Instrumente.
Ray, June, Turay & Lundy (1992) fanden bei Faktorenanalysen der RDES (Research
Dissociative Experience Scale1) und des RQED (Research Questionnaire of Experience of
Dissociation1) folgende Faktoren: RDES: 1) Phantasie/Eigenommenheit, 2) teilweise
Amnesie, 3) Depersonalisation, 4) momentane Amnesie, 5) verschiedene Selbst, 6)
Verneinung kognitiver Dissoziation und 7) Amnesie für kritische Ereignisse; RQED: 1)
Depersonalisation, 2) Prozessamnesie 3) Phantasie/Tagträume, 4) körperliche Dissoziationen, 5) Trance, 6) imaginäre Freunde.
Eine Faktorenanalyse der DES von Bernstein, Putnam, Ross, Anderson, Clark et al. (1991)
ergab nur 3 Faktoren: 1) amnestische Erfahrungen, 2) Absorption/ Eingenommneheit und
3) Derealisation/Depersonalisation. Die selben Faktoren wurden von Sanders & Green
(1994) mit einer studentischen Population (college population, 17-22 Jahre) gefunden.
Für die Definition lassen sich die folgenden wichtigsten Punkte herausnehmen:
Absorption (Fähigkeit, sich in eine Tätigkeit bis zur Selbstvergessenheit zu vertiefen),
Amnesie, Depersonalisation und Phantasie.
Somit gilt für diese Arbeit die folgende Definition für dissoziative Erlebnisse:
Dissoziative Erlebnisse sind Prozesse im Bereich der Dissoziationen, d.h. Erlebnisse, bei denen ein
oder mehrere Aspekte einer Person (z.B. Gedanken, Gefühle, Gedächnis, Sinne, Verhalten, Identität)
vom Bewusstsein ganz oder teilweise abgespalten werden [Absorption, Amnesie]. Die Person kann
dabei in einen anderen Bewusstseinszustand (z.B. Trance, Hypnose, Schlaf, anderer Ich-Zustand)
treten und/oder die Umwelt und/oder sich selbst auf eine andere (ungewohnte) Art wahrnehmen
[Depersonalisation, Phantasie].
1.2 Das Phänomen der "Dissoziation" in der Geschichte
Die erste Beschreibung einer bewusst erlebten Spaltung eines Menschen entstand
möglicherweise 2200 v. Chr. auf einem ägyptischen Papyrus ("Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba"; vom Scheidt, 1988, 18-20). Weitere Hinweise fand derselbe Autor
bei den Griechen Heraklit (500 v. Chrr.), der von der mehrfachen (inneren) Gestalt des
Menschen sprach, und Sokrates, dessen "daimonion", die innere göttliche Stimme, bei den
1Es
handelt sich um die DES und den QED mit 5-Punkte-Likert-Skalen. Die
Namensänderungen erfolgten aus methodischen Überlegungen, da die Daten der
verschiedenen Skalierungen (visuelle Analogieskala bzw. Falsch/Richtig-Anwort und
Likert-Skala) nicht ohne weiteres vergleichbar sind.
7
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Christen zur Idee des Gewissens wurde.
Vom Scheidt zitiert anschliessend Schriftsteller wie Wieland (1773: "Zwei Seelen, ach ich
fühl es zu gewiss! - / Bekämpfen sich in meiner Brust"), Novalis (1798: "Jeder Mensch ist
eine kleine Gesellschaft"), Goethe (1808: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust...")
etc. und führt ein paar Psychologen und Psychiater an, die in ihren Konzepten "innere
Gestalten" haben (Freud, Jung, Perls, Moreno, Assagnoli).
Die erste Beschreibung des psychologischen Konzeptes der Dissoziation wird gewöhnlich
Pierre Janet zugeschrieben (Hilgard, 1977). Er war der erste, der die Natur der Dissoziation
zu erforschen begann (Putnam, 1989a, 2). Ellenberger (1973/1970), weist jedoch auf die
Magnetiseure Puységur und Bertrand, die einen grossen Einfluss auf Janet hatten, genauso
wie der berühmte Neurologe Jean-Martin Charcot (West, 1967).
Spiegel & Cardeña (1991, 366) erwähnen zusätzlich Charles Richet und Giles de Tourette.
Weitere Wissenschaftler auf diesem Gebiet waren in den USA Boris Sidis, Morton Prince,
William James und in England Frederick Myers (Putnam, 1989a, 3).
Diese Leute arbeiteten um die Jahrhundertwende. Durch das Verdrängungskonzept von
Freud verdrängt, verlor die Dissoziation an Bedeutung. Um die dreissiger Jahre tauchten
wieder ein paar Arbeiten auf (z.B. von Ramona Messerschmidt, 1927-1928; Abeles &
Schiller, 1935; Kanzer, 1939), wobei allerdings die Verdrängung nach Freud als Verursacher für die Verbannung von unakzeptablen Ideen, Gefühlen, Erinnerungen und
Impulsen aus dem Bewusstsein angesehen wurde (Putnam, 1989a, 4-5).
In einem von T.K. Österreich herausgegebenen Band mit Übersetzungen einiger Schriften
von Morton und Walter Prince (1932) stellte Harms eine Literaturübersicht mit rund 400
Beiträgen zum Thema Dissoziation zusammen. Die Verteilung der Arbeiten über die Zeit
ist in den Abbildung 1 dargestellt. Dabei fallen ca. 36% auf deutsche Schriften, 38% auf
englische und 25% auf französische.
Abbildung 1: Anzahl Publikationen über Dissoziation nach einer Bibliographie von
Harms (1932)
Anzahl Publikationen
15
5
1927
1917
1907
1897
1887
1877
1867
1857
1847
1837
1826
0
1816
Jahr
10
8
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Das erneute Interesse an den Dissoziationskonzepten in den letzten Jahren trat im
Zusammenhang mit dissoziativer Psychopathologie (vor allem MPS), Hypnose und
Kindsmissbrauch auf (Putnam, 1989a, 5).
Diese Entwicklung begann in erster Linie in den USA. Vermehrt sind auch Publikationen
niederländischer Autoren zu finden, und auch in Deutschland (z.B. Huber, 1993; 1995;
Matrioschka, 1993; vom Scheidt, 1988; Schneider, 1994) erwacht langsam das Interesse an
dissoziativen Phänomenen und Störungen. Die Fachwelt schläft allerdings noch. Auch ins
"Ursprungsland" des Dissoziationsforschung, nach Frankreich, kehrt das Konzept zurück
(z.B. Carroy, 1993; Malarewicz (o.J.), der The Dissociative Disorders Interview von Ross,
Heber, Norton, Anderson, Anderson & Barchet (1989) ins Französische übersetzt hat.
In der Schweiz beschäftigten sich bisher nur wenige Wissenschaftler mit dem Thema
(Modestin, 1991; 1992). Eine Konferenz zum Thema Multiple Persönlichkeiten am Institut
de Formation Systemique in Fribourg musste mangels Teilnehmer abgesagt werden (W.
Schenk, persönl. Mitteilung, 6.5.94).
Zum steigenden Interesse gehören neben der Fachliteratur teils populäre Werke, die sich in
erster Linie mit der Multiplen Persönlichkeitsstörung beschäftigen.
Sehr wichtig für das Interesse an der Dissoziation war natürlich, so Bloch (1991), die Aufnahme der dissoziativen Strörungen ins DSM-III (American Psychiatric Association2,
1980).
Die Entwicklung der Forschung im Bereich der Dissoziationen zeigt die Abbildung 2.
Abbildung 2: Publikationszahlen in den Psychological Abstracts der American Psychological Association (1977-1994) zu den Begriffen Dissoziation ("dissociative neuroses", "dissociative patterns") und Multiple Persönlichkeitsstörung ("multiple personality")
120
Multiple Persönlichkeitsstörung
Dissoziation
100
80
60
40
20
2
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
1981
1980
1979
1978
1977
0
Im weiteren: APA.
9
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Aus der Abbildung 2 ist ersichtlich, dass es (seit 1977) immer ein paar wenige Artikel zu
den Themen Dissoziation und Multiple Persönlichkeit gab (<10; ca. 0.01-0.02%). Mitte
der achtziger Jahre begann ein Anstieg, der sich zu Beginn der neunziger Jahre verstärkte.
Der hohe Anstieg der Eintragungen zur MPS im Jahre 1985 (43; 0.13%) ist vor allem auf
den Themenschwerpunkt MPS in den Zeitschriften International Journal of Clinical and
Experimental Hynosis (1984, 32(2)) und American Journal of Clinical Hypnosis (1983,
26(2)) zurückzuführen. Die aufallende Spitze der MPS (113 Eintragungen; 0.32%) und die
Verdreichfachung der Beiträge zur Dissoziation (56 Eintragungen; 0.16%) von 1991
erklärt sich durch die Aufnahme der 1988 gegründeten Zeitschrift Dissociation Progress in
the Dissociative Disorders in die Psychological Abstracts. Der überwiegende Teil der
Beiträge entstammen nordamerikanischen Fachzeitschriften. 1994 lag der Anteil der
Beiträge zur Dissoziation bei 0.16% (80 Eintragungen), der der MPS bei 0.13% (60
Eintragungen).
Das Konzept Dissoziation hatte immer wieder Einfluss auf die Bildung von
Persönlichkeitstheorien und umgekehrt. Im folgenden eine kurze Zusammenstellung
wichtiger Autoren nach Martindale (1980, 193-194):
Im frühen neunzehnten Jahrhundert bestand die vorherrschende Meinung, es existiere ein
einheitliches Selbst oder ein transzendentales Ego (z.B. bei Kant und Bain). Ende des
Jahrhunderts drehte sie sich ins Gegenteil, und Autoren wie Ribot (1895), Prince (1929),
Sidis & Goodhart (1904) und weitere Wissenschaftler sprachen sich für die Existenz von
multiplen Selbst aus. In der Mitte unseres Jahrhunderts schwang die theoretische Meinung
zurück zu einem einheitlichen Selbst, das bestenfalls untergeordnete soziale Selbst oder
Rollen zuliess (z.B. Allport, 1937; Rogers, 1961; Maslow, 1962). Eine andere Variante
dieser Ansicht geht auf Myers (1961) zurück, die besagt, dass multiple Selbst oder
"subpersonalities" mit einem tiefer liegenden einheitlichen Selbst verbunden sind oder
integriert werden können (vgl. Jung 1956; Assagnoli, 1976; Vargiu, 1974). Obwohl es
immer wieder Autoren wie Gergen (1968), Murray (1940) und Smith (1968) gab, die von
der Doktrine des einheitlichen Selbst abwichen, kam erst in den (späten) siebziger Jahren
die Meinung wieder auf, die Persönlichkeit könnte aus "subselves" zusammengesetzt sein
(vgl. Klinger, 1971; Mair, 1977; Watkins & Watkins, 1979).
In neuerer Zeit häufen sich die Theorien mit einem uneinheitlichen Selbst (z.B. Rowan,
1990), ein Trend, der sich in den nächsten Jahren mit grosser Wahrscheinlichkeit
fortsetzen wird.
10
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.3 Dissoziative Störungen in Klassifikationssystemen
Im Verlaufe der Zeit gab es immer wieder Änderungen bei der Klassifikation der dissoziativen Störungen. In das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen
wurden sie erstmals in der 3. Ausgabe, dem DSM-III (APA, 1980; 1984/1980) aufgeführt.
Im folgenden Kapitel werden die wichtigsten dissoziativen Störungen kurz beschrieben,
die im ICD-10 (WHO, 1993/1992) und im DSM-III-R (APA, 1991/1987) zu finden sind.
Im weiteren werden die wichtigsten im DSM-IV vorgenommenen Änderungen
besprochen.
Es herrscht keine Klarheit, wie eine Klassifikation der dissoziativen Störungen aussehen
soll. Überschneidungen vor allem im Bereich der Symptome führen immer wieder dazu,
dass verschiedenste Störungsbilder zu den Dissoziationen oder bisher als dissoziativ
klassifizierte Störungen zu anderen Kategorien gerechnet werden.
Starke Überschneidungen wurden zwischen dissoziativen Störungen und Zwangsstörungen
gefunden (vgl. Ross & Anderson, 1988; Goff, Olin, Jenike, Baer & Buttolph, 1992), Essstörungen (vgl. McCallum, Lock, Kulla, Rotry, Richard & Wetzel, 1992; Sanders, 1986)
und der Borderline Persönlichkeitsstörung (Clary, Burstin & Carpenter, 1984; Horevitz &
Braun, 1984). Einige Autoren sprechen sich dafür aus, die MPS als einen Spezialfall der
Borderline Persönlichkeit zu sehen (Benner Joscelyne, 1984; Buck, 1983). Immer wieder
mit Dissoziationen in Verbindung gebracht wird die posttraumatische Belastungsreaktion
(vgl. Davidson & Foa, 1991). Schenk & Baer (1981) schrieben über Patienten mit
Temporallappenepilepsie, die zugleich dissoziative Störungen aufweisen.
Erhöhte Werte auf der DES (Dissociative Experience Scale; siehe Kptl. III, 1.2.2.1) zeigten
sich in einer Studie von Bernstein, Putnam, Ross, Torem, Coons, Dill, Loewenstein &
Braun (in Druck) bei posttraumatischer Belastungsreaktion (Anzahl Pbn: N=116,
Mittelwert auf DES3: M=25), Schizophrenie (N=59, M=20), affektiven Störungen
(N=100, M=15) und Essstörungen (N=120, M=15).
Messungen in der allgemeinen Bevölkerung ergaben auf der DES Werte von rund 10,
wobei es grosse Altersunterschiede gibt. Ein weiterer Hinweis auf die engen
Verknüpfungen zwischen Dissoziationen und psychischen Störungen sind die
psychiatrischen Symptome, die bei Multiplen Persönlichkeiten gefunden werden. Putnam
(1989a, 58-65) erwähnt folgende Symptome: Depressionen, Ängste und Phobien,
Drogenmissbrauch, Halluzinationen, Denkstörungen, Wahn, Selbstmord und
Selbstverstümmelungen, Katatonie sowie Transsexualität und Transvestismus.
Unter diesen Umständen wundert es nicht öfters Berichte von Fehldiagnosen (besonders
3
Die Werte stammen aus einer Grafik (Bernstein et al, in Druck) und wurden deshalb aufbzw. abgerundet.
11
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
bei der MPS) zu finden. Eine Übersicht zur differentiellen Diagnose von Multiplen Persönlichkeiten geben Solomon & Solomon (1982). Die MPS wird abgegrenzt zu
Temporallappen-Epilepsie, Schizophrenie, Boderline Persönlichkeitsstörung und
Simulation.
1.3.1 DSM-III-R
Das DSM-III-R (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 3. rev.
Ausgabe, APA, 1991/1987) bezeichnet das Hauptmerkmal dissoziativer Störungen (auch
hysterische Neurosen, dissoziativer Typus) als "eine Störung oder Änderung der normalerweise integrativen Funktionen der Identität, des Gedächnises oder des Bewusstseins. Die
Störung oder Änderung kann plötzlich oder allmählich auftreten und vorübergehend oder
chronisch sein" (APA, 1991/1987, 329).
Die psychogene Amnesie wird beschrieben als eine Störung, bei der "eine plötzlich
einsetzende Unfähigkeit, wichtige persönliche Daten zu erinnern, ein Unvermögen, das
nicht auf eine Organisch Bedingte Psychische Störung zurückzuführen ist", auftritt, und in
der das "Ausmass dieser Beinträchtigung [...] zu gross [ist], um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden" (S. 334).
Es wird unterschieden zwischen lokalisierten, selektiven, generalisierten und kontinuierlichen Amnesien.
Die psychogene Fugue (psychogenes Weglaufen) ist ein "plötzliches, unerwartetes
Weggehen von zu Hause oder vom gewohnten Arbeitsplatz, verbunden mit der Annahme
einer neuen Identität und der Unfähigkeit, sich an die frühere Identität zu erinnern" (S.
333).
Meist handelt es sich um kurze Episoden (Stunden bis Tage), in denen keine vollständig
neue Identität gebildet wird. Die Bildung einer komplett neuen Identität und das Andauern
der Fugue über Monate oder gar Jahre wird als äusserst selten angegeben.
Im DSM-III-R wird das Hauptmerkmal der Multiplen Persönlichkeitsstörung (MPS) mit
der "Existenz von zwei oder mehr unterschiedlichen Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszuständen innerhalb eines Individuums [angegeben]. Persönlichkeit wird hier definiert als
ein relativ beständiges Muster des Wahrnehmens, der Beziehung zu und des Denkens über
die Umwelt und sich selbst. Dies zeigt sich in einem weiten Bereich wichtiger sozialer und
persönlicher Zusammenhänge. Im Unterschied hierzu wird bei Persönlichkeitszuständen
dieses Muster lediglich in einem kleinen Bereich von Zusammenhängen gezeigt" (APA,
1991/1987, 329). "Mindestens zwei dieser Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszustände
übernehmen wiederholt die volle Kontrolle über das Verhalten des Indidviduums" (APA,
1991/1987, 333).
In der Depersonalisationsstörung (oder Depersonalisationsneurose) treten Depersonali12
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
sationen in schwerwiegendem Ausmass auf und rufen ausgeprägtes Leid hervor. Das
Symptom der Depersonalisation wird beschrieben als "eine Änderung der Selbstwahrnehmung oder des Selbsterlebens in der Form, dass das übliche Gefühl für die eigene Wirklichkeit vorübergehend verloren geht oder sich verändert" (APA, 1991/1987, 337), sei es
durch das Losgelöst sein vom Körper, sei es durch ein 'roboterhaftes' oder traumähnliches
Fühlen.
Häufig beinhaltet die Depersonalisationsstörung auch Derealisation, also eine
"merkwürdig veränderte Umgebungswahrnehmung" (S. 337). Die Betroffenen behalten
eine intakte Realitätskontrolle.
Im ICD-10 werden Depersonalisation und Derealisation nicht zu den dissoziativen
Störungen gerechnet, weil "in der Regel nur Teilbereiche der persönlichen Identität
betroffen sind und diese Störungen nicht mit Leistungseinbussen in den Bereichen
Wahrnehmung, Gedächnis oder Bewegung einhergehen" (WHO, 1993/1992, 174).
Zu den Nicht Näher Bezeichneten Dissoziativen Störungen führt das DSM-III-R
folgende Beispiele auf: Gansersyndrom, Ego-States, Trancezustände, Derealisation ohne
Depersonalisation und psychogene Fugue ohne neue Identitätsbildung4.
1.3.2 DSM-IV
Im DSM-IV bleiben die wesentlichen Punkte der dissoziativen Störungen unverändert. Im
Unterschied zum DSM-III-R wurde der Begriff psychogen durch dissoziativ ersetzt (z.B.
dissoziative statt psychogene Amnesie), die Multiple Persönlichkeitsstörung zur Dissoziativen Identitätsstörung umbenannt und eine ausführlichere Differenzzierung von anderen
psychischen Störungen, die dissoziative Symptome in ihrem Erscheinungsbild beinhalten.
Ausserdem wird auf die kulturelle Komponente von dissoziativen Phänomenen Rücksicht
genommen, u.a. indem betont wird, dass die jeweilige Störung im kulturellen Kontext eine
genügend grosse Belastung (im klinischen Sinne) darstellen muss. Neu ist auch die
umfangreichere Beachtung verschiedener Trance-Zustände (z.B. Aufnahme von
Bessessenheit) und eine neue Unterkategorie ("Loss of consciousness, stupor, or coma not
attributable to a general medical condition", S. 491) zum Dissociative Disorder Not
Otherwise Specified (APA, 1994).
4
Die Begriffe Ego-States und Fugue ohne neue Identitätsbildung werden beschrieben,
aber nicht als solche bezeichnet.
13
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.3.3 ICD-10
Das ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen, 10. Ausgabe, WHO,
1993/1992) versteht unter dissoziativen Störungen oder Konversionsstörungen den "teilweise[n] oder völlige[n] Verlust der normalen Integration von Erinnerungen an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der unmittelbaren Empfindungen, sowie der Kontrolle von Körperbewegungen" (WHO, 1993/1992, 173). Die dissoziativen Störungen
werden als psychogen betrachtet. "Das heisst, es besteht eine nahe zeitliche Verbindung zu
traumatisiereneden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten
Beziehungen" (S. 173). Das ICD-10 hält die dissoziativen Störungen mit einem plötzlichen
Beginn und Ende für selten, und es wird von der Diagnose abgeraten, wenn körperliche
Erkrankungen vorhanden sind, die die Symptome erklären könnten, oder wenn kein Beleg
für eine psychische Verursachung gefunden werden kann. Das ICD-10 empfiehlt, die
Diagnose dissoziativer Störungen "nur mit grosser Vorsicht" (S. 174) zu stellen.
Die dissoziative Amnesie hat als wichtigstes Kennzeichen einen "Erinnerungsverlust für
meist wichtige, kurz zurück liegende Ereignisse, der nicht durch organische psychische
Störungen bedingt und zu schwerwiegend ist, um durch übliche Vergesslichkeit oder
Ermüdung erklärt werden zu können" (S. 175). Im Vergleich zum DSM-III-R wird mehr
Betonung auf die traumatischen Ereignisse gelegt, um die sich die Amnesie zentriert.
Die dissoziative Fugue "ist eine zielgerichtete Ortsveränderung von zu Hause oder vom
Arbeitsplatz fort, wobei die betreffende Person sich äusserlich geordnet verhält. Zusätzlich
liegen alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie vor. In einigen Fällen wird eine neue
Identität angenommen, im allgemeinen nur für wenige Tage, aber gelegentlich auch für
lange Zeiträume und erstaunlich vollständig" (S. 176-177).
Die folgenden Störungen aus dem ICD-10 werden im DSM-III-R (und DSM-IV) zu den
Nicht Näher Bezeichneten Dissoziativen Störungen gezählt oder nicht unter den
dissoziativen Störungen klassifiziert.
Der dissoziative Stupor unterscheidet sich vom üblichen Stupor durch das Fehlen einer
körperlichen und dem Vorhandensein einer psychogenen Ursache (belastendes Ereignis,
Konflikte, Probleme) (S. 177).
Trance und Bessessenheitszustände sind "Störungen, bei denen ein zeitweiliger Verlust
der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auftritt: in
einigen Fällen verhält sich der Mensch so, als ob er von einer anderen Persönlichkeit,
einem Geist, einer Gottheit oder einer Kraft beherrscht wird" (S. 178).
Diese Zustände sind nicht mit der MPS zu verwechseln.
Dissoziative Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindungen beinhalten den
"Verlust oder eine Veränderung von Bewegungsfunktionen oder Empfindungen, meist
14
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Hautempfindungen, so dass der Patient körperlich krank wirkt, ohne dass eine körperliche
Ursache zur Erklärung der Symptome nachweisbar ist" (S. 178-179). Auch hier ist die
Ursache psychogen.
Das ICD-10 unterscheidet hier zwischen dissoziativen Bewegungsstörungen, dissoziativen
Krampfanfällen, dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen und gemischten
dissoziativen Störungen.
Unter den sonstigen dissoziativen Störungen (Konversionsstörungen) finden sich das
Ganser Syndrom, die Mulitple Persönlichkeitsstörung, vorübergehende dissoziative Störungen (in der Kindheit und Jugend) und sonstige näher bezeichnete dissoziative
Störungen.
Als letzte Kategorie wird die nicht näher bezeichnete dissoziative Störung aufgeführt.
Die grössten Unterschiede in bezug auf die dissoziativen Störungen zwischen DSM-III-R
und ICD-10 liegen in der MPS und den dissoziativen Störungen der Bewegung und der
Sinnesempfingungen. Die letzteren werden im DSM-III-R nicht als dissoziative, sondern
als somatoforme Störungen bezeichnet.
Im ICD-10 wird die MPS als "kontrovers diskutiert" (S. 182) bezeichnet und nur kurz
beschrieben, während das DSM-III-R der Störung mehr als drei Seiten widmet.
Die starke Position der MPS im DSM-III-R lässt sich durch die amerikanische
Ausrichtung erklären, wo diese Störung scheinbar häufiger auftritt, öfters diagnostiziert,
besser akzeptiert und vor allem in viel grösserem Ausmass erforscht wird.
Die im ICD-10 unter dissoziativen Störungen beschriebenen Krankheitsbilder entsprechen
in etwa dem, was früher (teils heute noch in der Alltagssprache) als Hysterien bezeichnet
wurden. Im ICD-9 (WHO, 1980/1978) war die Kategorie der dissoziativen Störungen
noch nicht aufgeführt.
1.4. Ursachen der Dissoziation
Die Ursache der meisten (pathogenen) Dissoziationen ist in (schweren) Traumata wie
physischem, psychischem und sexuellem Missbrauch vor allem von Kindern, Vergewaltigungen (z.B. Bloch, 1991, 12-13; Putnam, 1989a, 7-8) und anderen extremen Belastungssituationen wie Naturkatastrophen zu suchen (Spiegel et al., 1991, 368-369).
Je nach Einsetzen, Dauer, Häufigkeit und Grösse der Belastungen oder der Traumata
entwickeln sich leichtere (z.B. Amnesie) oder schwerere (z.B. MPS) Störungen. Im allgemeinen gilt, je früher, je häufiger, je länger und je schwerer die Traumatisierung, desto
schlimmer die dissoziativen Symptome bzw. Störungen (vgl. Spiegel et al., 1991, 368f).
Kluft (1986) schlägt vier Faktoren vor, die zur Entwicklung der MPS führen: 1) eine
hypothetische biologische Veranlagung zu dissozieren, 2) wiederholte traumatische Erleb15
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
nisse in der Kindheit, 3) Einflüsse, die verfestigte dissoziative psychologische Prozesse
formen und 4) inadäquate Unterstützung und zu wenig Schutz, um eine normale integrierende Persönlichkeitsentwicklung fortzusetzen.
Zur Erklärung sowohl von pathogenen als auch nicht-pathogenen Dissoziationen gibt es
viele Modelle. Ein interessanter kognitiver Ansatz stammt von Martindale (1980, 1981),
der unter anderem in seinem umfangreichen Werk Cognition and Consciousnes
beschrieben wird.
16
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.5 Epidemiologie
1.5.1 Punktprävalenz der Dissoziation
Erst in den letzten Jahren wurde begonnen, die Prävalenz von dissoziativen Störungen zu
erforschen. Die Tabellen 1 und 2 fassen die mir bekannten bisherigen Erkenntnisse
zusammen. Es handelt sich dabei ausschliesslich um Punktprävalenzen (auch Stichtagsprävalenz genannt). Über die Inzidenz sind mir keine Studien bekannt.
Tabelle 1: Punktprävalenz dissoziativer Störungen in klinischen Populationen
Autor(en)
1. Ross, Anderson &
Fleisher & Norton+
2. Ross, Kronson &
Hildahl*+
3. Ross, Kronson,
Koensgen, Barkman,
Clark & Rockman +
4. Ross, Kronson,
Koensgen, Barkman,
Clark & Rockman +
5. Ross, Anderson, Heber
et al.*
6. Ross, Anderson, Heber
et al.*
7. Modestin
Jahr
1991a
N
Population
% DS
% MPS
Diagnosemittel
299 general adult psychiatry
inpatients
34 adolescent assessed data
psychatric facility
100 adults with chemical
dependency problems
20.7
5.4
DES, DDIS
35
17
DES, DDIS
39
14
DES, DDIS
1992
51
women as survivors of
childhood sexual abuse
88.5
-
DES, DDIS
1990a
20
high risk sample
35
5
1990a
20
exotic dancers
50
35
-
0.05-0.10
? (DES und
DDIS)
? (DES und
DDIS)
DSM-IIIKriterien
1991b
1992
1992
(770) Patienten von schweizer
** Psychiatern
Legende: DS: dissoziative Störungen; MPS: Multiple Persönlichkeits-Störung; DES: Dissociative
Experience Scale; DDIS: Dissociative Disorder Interview Schedule; DSM-III: Diagnostic and Statistical
Manual of Mental Disorders, 3rd edtition.
*
Quelle: Ross, 1991
+
Quelle: Loewenstein, 1994
** die Zahl bezieht sich auf die Anzahl der befragten Psychiater (=66% der angeschriebenen Psychiater)
Die Prävalenz von dissoziativen Störungen bei klinischen Populationen (in Kanada) liegt je
nach Risikogruppe zwischen 20.7% und 88.5%. Bei diesen teils hohen Zahlen sollte
bedacht werden, dass dissoziative Elemente in vielen Psychopathologien eine Rolle
spielen.
Loewenstein (1994, 4) sammelte Befunde zur Prävalenz dissoziativer Störungen. Er fand
neben den oben erwähnten Daten (vgl. Tabelle 1) Studien mit Angaben über das
Vorkommen von dissoziativer Amnesie bei Soldaten mit Kriegserfahrung im 2. Weltkrieg
(5-14%, 35%) (Sargent & Slater, 1941), bei Korea- und Vietnamveteranen (Post-traumatische Belastungsstörung > Kontrollgruppe) (Archibald & Tuddenham, 1965; Hendin,
Haas, Singer, Houthon, Schwarzt & Wallen, 1984) und (a) Erwachsenen bzw. (b) Frauen
mit sexuellem Kindsmissbrauch (a: 59,6%; b: 38%) (a: Briere & Conte, 1993; b: Williams,
1992).
17
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Putnam (1989b, 419) spricht von einem weiten Spielraum der behandelten Prävalenz bei
MPS in der Literatur. Seine Angaben liegen zwischen einem Patienten pro Million und
10% der hospitalisierten Psychiatriepatienten. Die kanadische Gruppe um C. Ross weist
auch hier je nach Stichprobe hohe Werte auf: 5% bis 35% (bzw. 5.4% bis 17% ohne Studie
5 und 6).
Ganz anders sieht das Bild in der Schweiz aus. Modestin (1992) fand nur wenige
Patienten, die von Psychiatern behandelt werden und den DSM-III Kriterien für MPS
entsprechen. Hier scheint sich der Seltenheitsgrad der dissoziativen Störungen - zumindest
der MPS - in Europa zu zeigen, wobei die Gründe sicher nicht nur in deren tatsächlichen
Vorkommen liegen, sondern auch in einem anderen Welt- bzw. Psychiatriebild.
Tabelle 2: Punktprävalenz dissoziativer Störungen in der allgemeinen Bevölkerung
Autor(en)
1. Ross, Joshi & Currie
2. Ross
Jahr
N
Population
1990b 1055 >18 Jahre aus Winnipeg
Kanada
1991
454 >18 Jahre aus Winnipeg
Kanada
1991
374 Holland und Flämen
3. Vanderlinden, Van
Dyck, Vandereycken &
Vertommen
4. Murphy
1994
415
StudentInnen der
Universität von Idaho
%DS
%MPS
Diagnosemittel
5 - 10
-
DES
11.2
3.1
3
1
DIS-Q
5-10
-
DES
DES, DDIS
Legende: DS: dissoziative Störungen; MPS: Multiple Persönlichkeits-Störung; DES: Dissociative
Experience Scale; DDIS: Dissociative Disorder Interview Schedule; DIS-Q: The Dissociation Questionnaire.
Das Vorkommen der dissoziativen Störungen in der allgemeinen Bevölkerung (Ross et al.,
1990b) und bei StudentInnen (Murphy, 1994) unterscheidet sich mit 5% bis rund 10%
wenig vom Vorkommen anderer psychischer Störungen, es liegt zum Teil weit darunter.
Zum Vergleich führt Ross (1991) folgende Werte an: Affektive Störungen: 6.1% - 9.5%;
Angststörungen: 10.3% - 25.0%; Drogenmissbrauch (substance abuse): 15.0% - 18.1%.
Die MPS (3.1%) würde die Prävalenz von z.B. Schizophrenie und Bipolaren (mood)
Störungen nicht allzuweit übertreffen (Ross, 1991).
Eine weniger hohe MPS-Prävalenz (1%) wurde in Holland und Belgien (Flämen) gefunden
(Vanderlinden et al., 1991).
Die scheinbare Zunahme der dissoziativen Störungen und das Gefälle zwischen
Nordamerika und Europa liegt zu einem grossen Teil darin, dass die Psychiater heute
etwas genauer "hinschauen", um welche Störung (Schizophrenie, Boderline, MPS etc.) es
sich handelt (vom Scheidt, 1988, 16). Ein weiterer Punkt für die unterschiedliche
Wahrnehmung dissoziativer Phänomene, besonders der MPS, sind kulturelle Unterschiede
(vgl. Bourguignon, 1989).
18
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Noch ganz am Anfang steht die Erforschung der Dissoziationen bei Kindern und Jugendlichen. Bis heute erschienen erst wenige Studien (vgl. Fagan & McMahon, 1984; Hornstein
& Putnam, 1992; Reagor, Kasten & Morelli, 1992).
1.5.2 Dissoziative Erlebnisse in der allgemeinen Bevölkerung
Bisher wurden nur wenige Arbeiten zum Vorkommens dissoziativer Erlebnisse in der
Allgemeinbevölkerung - vorwiegend in Nordamerika (Kanada) - unternommen.
Ross, Joshi und Currie (1990b) liessen 1055 Erwachsene (>18 Jahre) in Winnipeg
(Kanada) - einer Stadt mit rund 650'000 Menschen - die DES ausfüllen. Je nach Alterstufe
wurden Mittelwerte zwischen 5.9 und 15.6 erreicht5. Die Autoren fanden keine Geschlechtsunterschiede und auch keine Unterschiede in sozioökonomischen Variablen (Einkommen, Beruf, Erziehung, Geburtsort, Religion, Anzahl Personen im Haushalt).
Die einzige Ausnahme bildet das Alter der Befragten. Es gibt einen starken Abfall der
DES-Werte mit dem Alter. Ross et al. (1990b) kommen zu dem Schluss, dass das
Vorkommen dissoziativer Erlebnisse in der allgemeinen Bevölkerung normal ist.
Tabelle 3: Dissoziative Erlebnisse bei StudentInnen
Nr.
Autoren
Jahr Population
Alter
1
Ensink &
Otterloo
Ellason
et al.
MartinezToboas
Yargic
et al.
1989 Psychologie-StudentInnen
Niederland
1994 college-StudentInnen
USA
1995 college-Studentinnen, Puerto
Rico (uundergraduated)
1995 nicht-patientische Gruppe
(davon 631 StudentInnen)
Türkei
1995 StudentInnen (undergraduated)
USA
1994 Studenten der Universität Idaho
(undergraduated)
ca.
22/23
-
2
3
4
5
6
Gleaves
et al.
Murphy
7
5
8
Riley
Gleaves
et al.
1988 college-StudentInnen, USA
1995 StudentInnen (undergraduated)
USA
20.1
-
21.3
-
N
Instr.
M
sd
range
80 DES
17.3
9.7
-
65 DES I
DES II
46 DES
12.1
10.9
17.4
13.8
1-51
673 DES
14.11
-
-
170 DES
16.33 11.26
1-54
415 DES
23.7
6.7
-
1210 QED
21.3 170 QED
9.92
10.56
4.28
4.27
2-21
Legende: N=Anzahl Probanden, Instr.=Erhebungsinstrumente, M=Mittelwert, sd=Standardabweichung;
DES=Dissociation Experience Scale (Skalierung: 0 bis 100); DES I=DES Version 1 mit visual analog scale;
DES II=DES Version 2 mit Prozentzahlangabe; QED=Questionnaire of Experience of Dissociation
(Skalierung: 0 bis 26); Ellason et al.=Ellason, Ross, Lawrence, & Sainton; Yargic et al.=Yargic, Tuthun &
Sar; Gleaves et al.=Gleaves, Eberenz, Warner & Fine.
5
Der cut-off score für eine ernsthafte dissoziative Störung liegt bei 30 (Putnam, o.J.).
19
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Vanderlinden, Van Dyck, Vandereycken & Vertommen (1991) konnten die Resultate von
Ross et al. (1990b) mit einer Population (N=374) aus den Niederlanden und Flämen
(Belgien) replizieren. Unterschiede ergaben sich bei der Prävalenz dissoziativer Störungen
(vgl. Tabelle 3). Die tieferen Werte werden als Folge von kulturellen Unterschieden oder
des Gebrauches eines anderen Messinstrumentes (DIS-Q: Dissociation Questionnaire)
vermutet.
Mit den vorangegangenen Studien übereinstimmende Resultate fanden auch Ross & Ryan
(zit. nach Vanderlinden et al., 1991), Ryan et al. (1992)6 und Murphy (1994) bei einer studentischen Population. Eine weitere Studie die Werte mit dem DES aus der Normalbevölkerung erhielt, stammt von Putnam, Guroff, Silberman, Barbara & Post (1986), in
der ein tieferer Durchschnittswert (ca. 5) als bei Ross et al. (1990b) (ca. 10) gefunden
wurde.
Eine Reihe neuerer Studien mit studentischen Populationen sind in Tabelle 3 aufgelistet
(Skalierung der Messinstrumente siehe Legende; vgl. auch Kptl. III, 1.2).
1.6 Theorien
1.6.1 Pierre Janet
Im allgemeinen wird angegeben, dass die Geschichte der Dissoziation bei Pierre Janet beginnt (z.B. Kilhstrom, Glisby & Angiulo, 1994, 117). Putnam (1989a, 2) jedoch erwähnt
die zwei Magnetiseure Puysègur und Betrand, deren Werk Janet ebenso beeinflussten wie
Charcot. Das Konzept der Dissoziation wurde, so van der Hart & Friedman (1989, 4, 6),
schon von Moreau de Tours 1845 unter dem Begriff "désagrégation psychologique"
gebraucht (auch Janet benützte das Wort "désagrégation"=Dissoziation). Janet erforschte
die Dissoziation vor allem im Bereich der psychischen Störungen (Putnam, 1989b).
Das Hauptthema in "L'automatism psychologique" von Janet (1889) war
"that when a person experiences emotions which overhelm his capacity to take appropriate action, the
memory of this traumatic experience can not be properly digested: it is split off from consciousness
and dissociated, to return later as fragmentary reliving of the trauma, as emotional conditions,
somatic states, visual images, or behavioral reenactments. Janet was the first to identify dissociation
as the crucial psychological mechanism involved in the genesis of a wide variety of post traumatic
symptoms" (van der Kolk, Brown & van der Hart, 1989, 366).
Sein besonderes Augenmerk galt der verminderten Kapazität zur mentalen Synthese, d.h.
der erfolglosen Assimilation traumatischer Erinnerungen in neutrale Erzählung (van der
6
Wobei sie sich auf einen Kongressbeitrag von Ryan & Ross (1988) beziehen.
20
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Kolk, Brown & van der Hart, 1989, 376).
Ursprünglich wollte Janet mit seinem Dissoziationskonzept die Konversionssymptome erklären. Nach seiner Ansicht wird jeder Mensch mit einer gewissen Menge nervöser
Energie geboren. Unter normalen Umständen hält diese Energie alle mentalen Prozesse
und Funktionen zusammen und ermöglicht eine Einheit unter bewusster Wahrnehmung.
Bei gewissen Menschen mit zu wenig nervöser Energie lockert sich die normale
Intergration der Persönlichkeit und mentale Elemente entgleiten der bewussten Kontrolle.
Die Symptome der Patienten wurden diesem Wegfallen der mentalen Elemente
zugeschrieben, die zur Dissoziation von Erinnerungen und Funktionen führt (Counts,
1990, 461).
Das Energiesystem wurde von Janet später ausgebaut. Er entwickelte die Konzepte der
psychologischen Kraft und der psychologischen Spannung. Mit der psychologischen Kraft
meinte er die Menge der grundlegenden psychischen Energie, die dem Individuum zur
Verfügung steht. Es gibt zwei Formen der psychologischen Kraft, die latente und die
manifeste. Seine Energien in Bewegung setzen bedeutet, die eigene Energie von latenter in
manifeste umzuwandeln.
Die psychologische Spannung ist die Kapazität, die eigene psychische Energie zu gebrauchen. Dies nennt Janet "Realisation", was er in erster Linie als einen "linguistischen Akt"
sah: "the capacity to combine one's interprataion of reality, one's personal narrative, with
effective action" (van der Kolk et al., 1989, 310). Je höher die psychologische Spannung7,
desto mehr Operationen kann jemand durchführen ("synthesize"), d.h. desto höher ist die
mentale Ebene der Person (van der Hart et al., 1989, 12; van der Kolk et al., 1989, 310).
Eine traumatisierte Person ist nicht in der Lage, sich der momentanen Realität anzupassen,
d.h. angemessen zu adaptieren (van der Kolk et al., 1989, 310).
Janet gelangte zu der Erkenntnis, dass die vom normalen Bewusstsein abgespaltenen Teile
oder Inhalte als Automatismen bzw. fixe Ideen (idées fixes) ein rudimentäres Eigenleben
führen. Er unterschied zwei Arten der Dissoziation: den totalen Automatismus (z.B. MPS)
und den teilweisen Automatismus. Seiner Ansicht nach entstehen die pathologischen
Dissoziationen dann, wenn der Organismus aus irgendwelchen Gründen so geschwächt ist,
dass das Bewusstein die Funktionen der Synthese und der Adaptation nicht mehr
durchführen kann. Um mit den vorhandenen Stress-Situationen umgehen zu können,
werden in der Folge ein Teil der Empfindungen, Wahrnehmungen oder Erinnerungen vom
Bewusstsein ferngehalten. Die abgespaltenen Teile, die miteinander und mit den
bewussten Inhalten in komplexer Beziehung stehen, können in das aktuelle Geschehen
eingreifen und pathologische Symptome zur Folge haben. Janet prägte als erster den
7
Janets Spannung hat eine andere Bedeutung als der heutige Gebrauch des Begriffes (Van
der Hart et al., 1989, 12)
21
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Begriff des Vorbewussten, allerdings nicht als einem psychischen Bereich oder Ort im
Sinne von Freud, sondern als eine andere Form des Bewusstseins (Bewusstseinszustand)
(Burkhard, 1987, 23-24).
Van der Hart et al. (1989) definieren die idées fixes nach Janet als Gedanken oder mentale
Bilder, die übertriebene Proportionen annehmen, emotional stark besetzt sind, und die sich
bei Hysterikern von der gewöhnlichen Persönlichkeit oder dem eigenen Bewusstsein
isolieren. Was Janet unter den idées fixes subsumierte, verstehen wir heute als flashback
oder Zwangsgedanken ("intrusive thoughts").
1.6.2 Sigmund Freud
Freud, dessen psychoanalytisches Denken ebenfalls wie Janet mit dem Phänomen der
Dissoziation begann (beide waren Schüler Charcots), lehnte den Begriff später ab. "Im Gegensatz zu Janet begriff er das Phänomen der Abspaltung bestimmter Inhalte aus dem Bewusstsein nicht als das Resultat einer Asthenisierung des psychischen Organismus,
sondern als einen aktiven dynamischen Prozess der Verdrängung" (Burkhard, 1987, 25).
Burkhard zit. Freud, "dass eine Vorstellung absichtlich aus dem Bewusstsein verdrängt,
von der assoziativen Verarbeitung ausgeschlossen werde" (1987, zit. nach Freud & Breuer,
1970/1895, 93).
Nach Garrabé (1989) waren sich Freud und Janet darin einig, "que la disposition à la
dissociation est le phénomène fondamental" (S. 1013). Ihre Meinungen gehen allerdings
darin auseinander, welche Ursachen zur einer Dissoziation führen.
Für Janet war es die Einengung des Bewusstseinsfeldes. Freud (1968/1914, 187, zit. in
Garrabé, 1989, 1013) zog andere Schlüsse: "Pour nous, la dissociation psychique ne vient
pas d'une inaptitude innée de l'appareil mental à la synthèse; nous l'expliquons dynamiquement par le conflit de deux forces dynamicques; nous voyons en elle le résultat d'une
révolte active de deux constellations psychiques, le conscient et l'inconscient, l'une contre
l'autre".
Die Verdrängung der inkompatiblen Ideen ist defensiv motiviert. Freud nannte eine
Hysterie mit diesem Mechanismus Abwehrhysterie. Er sah die Spaltung des Bewusstseins
als einen primären Prozess (Counts, 1990, 462).
Counts (1990) berichtet auch von Freuds Wechsel vom Dissoziationskonzept und der
Behandlung seiner Patienten mit Hypnose zum Verdrängungskonzept sowie der Methode
des freien Assozierens und dem Durcharbeiten des Widerstandes.
In der Arbeit mit den abgespaltenen bzw. verdrängten Inhalten war Freud, so Burkhard
(1987, 25), mit Janet soweit konform, als beide die Erinnerungen der Patienten und die
dazugehörigen Gefühle in Worte ausdrücken liessen.
Die Verursachung der Hysterie sah Freud zu Beginn seines Schaffens, als er sich mit der
22
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Beziehung zwischen Kindheitstrauma und psychischer Krankheit befasste, in sexuellen
Übergriffen von Erwachsenen auf Kinder. Später änderte er seine Meinung und verlegte
die Ursachen der Hysterie weg von den sexuellen Traumatas auf die sexuellen Wünsche
der Kinder (van der Kolk et al., 1989, 367). Freud bemerkte, dass verbal nicht verarbeitetes
Material Angst verursacht und das vergessene Erinnerungen und Gefühle, die mit
Traumata in Beziehung stehen, als Zwangsgedanken, Gefühlsausbrüche und Flashbacks
auftreten können (van der Kolk et al., 1989, 369).
Spiegel, Hunt & Dondershine (1988) versuchten Dissoziation und Verdrängung zu
verbinden. Sie führen an, dass bei Traumata andere Abwehrmechanismen eingesetzt
werden als bei Entwicklungsproblemen und schreiben: "Dissociation may be elicited more
by physical trauma, repression by long standing developmental conflicts and warded off
wishes" (S. 304).
Ich bin mit Counts (1990, 469) einverstanden, dass das Alter, in dem das Trauma sich
erreignet, die Natur und die Schwere des Traumas und das Fehlen höher entwickelter
Abwehrmechanismen bestimmen, ob vom Individuum Dissoziation oder Verdrängung
eingesetzt wird.
1.6.3 Carl Gustav Jung
Die Komplextheorie von C.G. Jung wurde bisher in der Dissoziationsforschung kaum beachtet. Noll (1989) war wohl der erste, der sich näher damit befasste. Komplexe nach Jung
sind "abgespaltene seelische Persönlichkeitsanteile, Gruppen von psychischen Inhalten,
die sich vom Bewusstsein abgetrennt haben, willkürlich und autonom funktionieren"
(Jacobi, 1971, 52) und jederzeit aus dem Unbewussten heraus bewusste Leistungen
hemmen oder fördern können.
Der Komplex besteht aus einem Kernelement, aus einem Bedeutungsträger (meist
unbewusst und autonom) und zahlreichen damit verknüpften Assoziationen, die durch eine
einheitliche Gefühlstönung gekennzeichnet sind und teils von persönlichen Dispositionen,
teils von der Umwelt abhängen (Jacobi, 1971, 52-53). Jung sah die Dissoziation als einen
positiven, natürlichen Kernprozess, der für die Psyche als Ganzes fundamental ist (Noll,
1989, 354). Es handelt sich also um ein normales Phänomen, das alle Menschen betrifft,
oder, wie Jacobi (1971, 55) schreibt: "Alle Menschen haben Komplexe."
Weshalb kommt es zu diesen Abspaltungen? Grundsätzlich erlaubt es die Erweiterung der
Persönlichkeit durch eine grössere Differenzierung der Funktionen. Jung sah zwei Aspekte
in der Spaltung (Komplexbildung), einerseits die Dissoziation in viele strukturelle
Einheiten, andererseits die Möglichkeit zur Änderung und Differenzierung. Dieser
Differenzierung der Funktionen bei 'normalen' Menschen schreibt Jung eine adaptive
23
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Überlebensfunktion der Psyche zu. Dissoziation ist also die Regel und nicht die Ausnahme
(Noll, 1989, 356). Das Phänomen Persönlichkeit ist der Ausdruck der grundlegenden
Sturktur der Psyche, d.h. der Dynamik der gefühlsgefärbten Komplexe.
Der wichtigste Komplex ist der sogenannte Ego-Komplex (auch Ego), der sich in erster
Linie aus somatischen Gedächnisspuren der ersten Lebensjahre entwickelt und normalerweise das Zentrum des Bewusstsein ausmacht. Das Ego ist nur einer von vielen autonomen
Komplexen. Unter pathologischen Bedingungen wie bei der MPS und der Schizophrenie
wird die Stärke der Komplexe grösser und die Trennung vom Ego extremer. Der EgoKomplex ist der, welcher bei den Multiplen Persönlichkeiten als die GastgeberPersönlichkeit ("host personality") bezeichnet wird (Noll, 1989, 357).
Wie bei vielen Dissoziationstheorien wird die Ursache der Spaltung auch von Jung im
Trauma gesehen (Jacobi, 1971, 55; Noll, 1989, 358-359).
Der heutigen allgemeinen Ansicht entsprechend, zielte Jung bei seiner Psychotherapie
ebenfalls auf die Fusion der einzelnen Teile und die Reduzierung der Autonomie der
einzelnen Komplexe. Wichtig dabei ist die innere Kommunikation (Noll, 1989, 362-363),
was auch Putnam (1989a, 152) für die Therapie mit MPS betont.
Einen wichtigen Punkt erkennt Noll (1989, 361) darin, dass "the multiple luminosities that
comprise our psychic existence work together to form a functional system of coconsciuousness, with each complex having its place within the greater whole of the
personality".
1.6.4 Die Neodissoziative Theorie von Ernest Hilgard
Im Mittelpunkt der neodissoziativen Theorie von Ernest Hilgard (1977) steht der
versteckte Beobachter ("hidden observer"). Hilgard selber gibt eine Definiton dieses
Konstruktes:
"It should be noted that the 'hidden observer' is a metaphor for something occuring at an intellectual
level but not available to the consciousness of the hypnotized person. It does not mean that there is a
secondary personality with a life of its own - a kind of homunculus lurking in the shadows of the
conscious person. The 'hidden observer' is merely a convenient label for the information source tapped
through experiments with automatic writing and automatic talking" (S. 188).
Der versteckte Beobachter wurde von Hilgard in Hypnoseexperimenten untersucht. Die
Probanden mussten einen Arm in Eiswasser halten und in kurzen Abständen (10
Sekunden) die Stärke der Schmerzen auf einer Skala einschätzen. Danach wurde das ganze
wiederholt, indem die Versuchspersonen hypnotisiert und ihnen suggeriert wurde, keine
Schmerzen zu empfinden. Diesmal wurden sie nicht nur mündlich befragt, wie stark die
Schmerzen seien, sondern auch beauftragt, mit der anderen Hand durch automatisches
Schreiben die Schmerzen auf einer Skala zu bewerten. Der Hypnotiseur appelierte an einen
24
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
versteckten Teil in den Probanden, der die Schmerzen spürte.
Die Resultate zeigten, dass die Schmerzen unter Hypnose, wie zu erwarten war, als sehr
viel schwächer bewertet wurden als im Wachzustand. Die Überraschung brachten die
Angaben der schreibenden Hand, die viel höhere Werte angab, wenn auch weniger hohe
als im Wachzustand.
Der Teil, der die Schmerzen trotz Hypnose spürte, wurde auch mündlich befragt. Wie in
anderen Versuchen, z.B. bei hypnotisch induzierter Taubheit bei einem Blinden, konnte
der versteckte Beobachter genaue Angaben machen, was während der Hypnose geschah,
obwohl die Versuchsperson unter Hypnose kurz zuvor die Fragen nicht beantworten
konnte.
Die Idee des versteckten Beobachters ist Gegenstand heftiger Kritik. So gibt es sowohl
Versuche das Konzept zu widerlegen (vgl. Stava & Jaffa, 1988), als auch die Ergebnisse
von Hilgard zu bestätigen (vgl. Zamansky & Bartis, 1985). Beide hier angeführten Studien
weisen jedoch methodisch fragwürdige Aspekte auf.
In der Literatur wird meist nur über den "hidden observer" berichtet (z.B.: Counts, 1990;
Gabel, 1989; Martindale 1980, 1981; Richards, 1990), und nur wenige setzen sich umfassender mit Hilgards Theorie auseinander.
Burkhard (1987, 30-31) fasste Hilgards Dissoziationskonzept kurz zusammen. Dissoziative
Erscheinungen finden sich in mehr oder weniger ausgeprägter Form in einfachen Alltagserlebnissen bis hin zu schweren pathologischen Syndromen wie etwa in der MPS. "Dissoziationen sind somit ein wesentliches Charakteristikum kognitiver Funktionen" (S. 30). Im
Gegensatz zu anderen Theorien wie etwa der Psychoanalyse nimmt Hilgard die Dissoziationen als das, was sie sind, und versucht nicht etwas hineinzuinterpretieren. Er sieht das
Bewusstsein unterteilt in eine Vielzahl einander überschneidender und üblicherweise
hierarchisch geordneter kognitiver Kontrollsysteme (Abbildung 3).
25
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Abbildung 3: Kognitives Kontrollsystem nach Hilgard (1977)
zwingende Einflüsse
auf die Autonomie des
Ich (inkl. Hypnose)
Ausführendes Ich;
Zentrale Kontrollstruktur
kognitive Kontrollstruktur 1
Input
kognitive Kontrollstruktur 2
Input
Output
Der Einfachheit halber werden nur drei Subsysteme dargestellt.
Output
kognitive Kontrollstruktur 3
Input
Output
Quelle: Hilgard, 1977, 218
Ein übergeordnetes, dominantes zentrales Kontrollsystem wird von der Person üblicherweise als das Selbst identifiziert (Stava et al., 1988, 989).
Die (Kontroll-)Subsysteme enthalten "unterschiedlich viel und/oder verschiedene Informationen und damit auch verschieden Aufgaben und Funktionen im Gesamtsystem"
(Burkhard, 1987, 31). Die Subsysteme sind unter die zentrale Kontrollstruktur, das ausführende Ich ("executive ego") untergeordnet, besitzen aber auch eine gewisse Autonomie.
Die zentrale Kontrollstruktur kann z.B. durch Hypnose beeinflusst werden. Das kann Einflüsse auf die Positionen der einzelnen Substrukuren haben und sich auf das Verhalten
auswirken.
Von Hilgard (1977, 223) werden die Subsysteme als sichtbare oder beschreibbare
Ereignisse definiert, die auftreten wenn eine Person mit irgendeiner definierbaren Aktivität
beschäftigt ist (z.B. ein Buch lesen, ein Problem lösen).
Die zentrale Kontrollstruktur enthält, wie auch jedes Subsystem, ausführende Funktionen,
"responsible for planning in relation to goals, initiating action commensurate with these
plans, and sustaining action against obstacles and distractions. Long- and short-range plans
are enmeshed in complex networks" (Hilgard, 1977, 220); und überwachende ("monitoring") Funktionen. Der Monitor muss immer aufmerksam sein. "It has a scanning
function that includes alertness to all that is taking place, a recognition of the familiar, and
a readiness for the unexpected" (S. 221). Neben dieser Skanning-Funktion hat sie noch die
Aufgaben der Selektion und der Kritik (des Urteilens). Die ausführenden und die
überwachenden Funktionen interagieren untereinander (Hilgard, 1977, 221).
Da es eine grosse Anzahl Subsysteme gibt, sind nur wenige zugleich sichtbar. Es kann
zwischen aktiven und inaktiven, zwischen antreibenden und latenten Subsystemen
26
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
unterschieden werden (Hilgard, 1977, 223).
Das zentrale Kontrollsystem kontrolliert aber nicht alle Aktivitäten. Ist eine Aktivität
einmal in Gang, kann sie ihren eigenen Antrieb entwickeln. Die eigenen Überwachungsund Kontrollsysteme eines Subsystems übernehmen die Kontrolle. Damit lässt sich ihre
hohe Autonomie erklären (Hilgard, 1977, 223).
Ist die Kontrolle unabhängig vom dominanten System, so kann das aktivierte Subsystem
als von diesem dissoziert betrachtet werden (Stava et al., 1988, 989).
Bei der Hypnose wird ein Teil der Kontrolle durch den Hypnotiseur oder bei der Selbsthypnose an ein oder mehrere Subsysteme abgegeben (Hilgard, 1977, 230). Veränderungen
der Kontrolle sind für die Dissoziation (wie für die Hypnose) wichtiger als Veränderungen
des Bewusstsein (S. 228), der Hypnotisierte verliert sein kritisches Denken, seine Überprüfung der Realität, d.h. er nimmt alles so hin, wie es kommt. Orne (1959) bezeichnete
das mit dem Begriff "trance logic" (Hilgard, 1977, 231).
Was ist nun der versteckte Beobachter in Hilgards Konzept? Die überwachende Funktion
kann unterteilt werden 1) in seine normale Rolle als Monitor (Skanning, Selektion, Kritik),
2) während der Hypnose in einen unkritischen Teil, der über die verzerrten oder phantasierten Erlebnisse berichtet, als gehörten sie zur realen Welt und 3) in ein Bruchstück, dass
sich hinter einer amnestischen Barriere befindet und durch spezielle Methoden den
versteckten Beobachter hervorbringen kann. Der dritte stellt ein Teil des normalen
Monitors mit einer realitätsgerechten Wahrnehmung dar (Hilgard, 1977, 234).
Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die eine horizontale Unterteilung des Bewusstseins
(bewusstes, unbewusstes) postuliert, fand Hilgard klare Hinweise, dass es sich beim
versteckten Beobachter um eine vertikale Trennung, also ein gespaltenes Bewusstsein
("split consciousness") handelt (Hilgard, 1977, 81, 193-194).
27
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.6.5 Die "Subselves" von Colin Martindale
Das kognitive Modell von Martindale (1980, 194-201, 212-213; 1981) ist eine
Erweiterung der Theorie von Konorski (1976). Es entspricht den heutigen Ansätzen der
kognitiven Theorie.
Wahrnehmung, Wiedererkennung und Verstehen werden von hierarchisch geordneten
kortikalen "Analysern" durchgeführt. Jeder dieser Analyser ist ein gitterartiges Netzwerk,
bestehend aus Einheiten ("units") und Verbindungen zwischen diesen Einheiten. Alle Einheiten sind zusammengesetzt aus vier bis sechs Schichten ("layer"). Auf jeder Schicht ist
eine Anzahl kognitiver Einheiten. Laterale Verbindungen zwischen den Einheiten auf der
selben Schicht sind hemmend, die vertikalen Verbindungen zwischen den Einheiten auf
verschiedenen Schichten sind aktivierend. Die Schichten arbeiten also auf die selbe Weise
wie die Retina.
Diese Netzwerke haben mehrere Effekte zur Folge. Masking und Interferenzeffekte
werden durch laterale Hemmung bewirkt und Erwartung oder Kontexteffekte durch
vertikale Förderung ("faciliation"). Zudem hat jede Einheit einen Schwellenwert.
Wiederholte Stimulation einer Einheit führt zu Adaptationseffekten, die Einheit wird müde
und inaktiv. In der Folge werden benachbarte, bisher gehemmte Einheiten aktiv.
Die kognitiven Einheiten sind hypothetisch auch mit Einheiten ausserhalb des Analysers,
in welchem sie sich befinden, verbunden, z.B. zum Erregungssystem ("arousal system")
oder zum Gefühlssystem.
Bewusstsein oder Kurzzeitgedächnis ist ein Set momentan aktiver Einheiten in einem
Analyser. Die Aufmerkasamkeit liegt auf dem (oder den zwei) am meisten aktivierten
bewussten Elementen.
Konorski fand zwei Arten von Analysern, einen sensorischen Analyser für jeden Sinn
(z.B. Sehen, Hören, Schmecken), die die jeweiligen Rohsingnale verarbeiten, und deren
Output zu den gnositschen oder Wahrnehmungsanalysern geht. Unter anderen postuliert
Konorski separate gnotische Analyser für Sprache, Geschriebene Wörter, Gesichter und
Musik. Martindale (1980) fügt noch drei weitere Analyser-Typen hinzu: einen
semantischen Analyser, der die Bedeutung von Wahrnehmungen kodiert, einen
episodischen Analyser, der episodische Informationen kodiert und ein Handlungssystem,
das mentale und motorische Handlungen initiert. Zur Veranschaulichung dient die
Abbildung 4.
Das Handlungssystem (Abbildung 5) besteht aus einer grossen Anzahl Handlungs-Einheiten. Shallice (1971, 1978) vermutet wenigstens eine Handlungs-Einheit pro transitives
Verb (essen, gehen etc.). Die Handlungs-Einheiten befinden sich in einem lateralen Inhibitionsfeld. Die Aktivation irgend einer Einheit hemmt lateral die umliegenden HandlungsEinheiten.
28
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Abbildung 4: Das kognitive Modell nach Martindale
motorisches
OutputSystem
Gnostischer
Analyser für
Sprache
Semantischer
Analyser
Episodischer
Analyser
Handlungssystem
Akustischer
SensorAnalyser
Quelle: Martindale, 1980, S. 198
Der Output der Handlungs-Einheiten geht zu den motorischen Systemen, die die "Details"
der Handlung überwachen. Input erfolgt einerseits von gnostischen, semantischen und
episodischen Systemen und entspricht den Stimuli, die eine Handlung in Gang setzen.
Handlungs-Einheiten kodieren Gewohnheiten. Anderseits stammt der Input aus tieferen
Ebenen ("level") des Handlungssystems und kann von einem subjekiven Sinn für Wollen,
Intention oder Willen begleitet sein. In jedem Moment hemmt die Handlungs-Einheit, die
am stärksten aktiviert ist, andere Handlungs-Einheiten und aktiviert die motorischen Pläne
("plans"), die es kontrolliert. Handlungs-Einheiten müssen Zugang zu bestimmten sensorischen Informationsarten haben, damit sie ein Feedback über den Erfolg oder Misserfolg
der von ihnen kontrollierten Handlung bekommen.
Abbildung 5: Das Handlungssystem
Handlungssystem
Handlungseinheiten
Pläne
Dispositionen
Subselbst
Quelle: Martindale, 1980, S. 198
29
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Die tieferen Lagen ("strata") des Handlungssystems beinhalten Pläne: Einheiten, die Verhaltenssequenzen kodieren (z.B. "in ein Restaurant gehen") und, sobald sie aktiviert sind,
in einer korrekten seriellen Reihenfolge Handlungs-Einheiten auf oberflächlicherer
("shallower") Ebene aktivieren; Dispositionen: Einheiten auf der nächsttieferen Ebene, die
eine grosse Zahl von Plänen vergleichen und typischerweise als Motive bezeichnet
werden; und zuunterst die "subself units" (S. 201). Jedes Subselbst ist vertikal verbunden
mit einem Set von Motiven (Dispositionen). Ein Motiv kann mit mehreren Subselbst
verbunden sein. Über die Motive bekommt jedes Subselbst Zugang zu einem Set von
Plänen und Handlungen, jedoch hat nicht jedes Subselbst Zugang zu allen Dispositionen,
Plänen oder Handlungen.
Es scheint keinen Grund zu geben, eine noch tiefere Ebene des Handlungssystems zu
postulieren, die ein einheitliches Selbst enthält, das alle Subselbst enthält. Dies
widerspricht allerdings nicht einem einheitlichen Selbst-Konzept. Bei Murray oder bei
Jung würden die Subselbst als Komplexe bezeichnet.
In einem Vergleich mit Jungs Archetypen bezeichnet Martindale (1980) diese als "deeplevel persons-prototypes in semantic memory that are strongly connected to the emotional
system" (S. 197). Dies entspricht der Gleichsetzung der Archetypen mit verschiedenen
Persönlichkeiten eines an MPS leidenden Menschen, wie dies Noll (1989, 363-365)
beschreibt.
Das am stärksten aktivierte Subselbst wird jederzeit die Herrschaft übernehmen, d.h. es
kontrolliert das Verhalten und hemmt die benachbarten Subselbst. Eine grosse Anzahl von
Faktoren entscheiden darüber, welches Subselbst die Regierung übernehmen wird, z.B. die
Höhe des Schwellenwertes für die Aktivation und die Menge des Inputs von den anderen
kognitiven Einheiten.
Kognitive Einheiten könnne sich im allgemeinen adaptieren, oder sie ermüden. Dies
scheint auch bei den Subselbst der Fall zu sein.
Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen verschiedenen Menschen, was die
Subselbst betrifft, zum Beispiel die Menge und die Arten von Subselbst, die jemand
besitzt, und die relative Stärke verschiedener Inputarten der Subselbst. Heute ist bekannt,
dass manche Leute über verschiedene Situationen konsistenter sind als andere. Konsistente
Menschen haben eher starke Verbindungen vom Selbst-Konzept zu den Subselbst.
Inkonsistente Menschen haben eher starke Verbindungen von Situations-Einheiten (Setting
und Person) zu den Subselbst.
Dissoziation nach Martindale gründet sich also in der Vernetzung von kognitiven
Einheiten auf verschiedenen Schichten. Sind die Subselbst, die vertikal mit Dispositionen,
Plänen und Handlungen verbunden sind, gegenseitig wenig oder gar nicht verknüpft, so
kommt es häufiger zu Dissoziationen. Sind die Subselbst stark miteinander verbunden,
30
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
wird die Wahrnehmung von einem einheitliche Selbst grösser.
Vergleichbare Modelle finden sich bei Gazzaniga (1985), Grigsby, Schneiders & Kaye
(1991) und Tinnin (1990).
1.6.6 Das BASK-Modell von Bennett Braun
Bennet Braun (1988) sieht in der Dissoziation ein starkes Konzept im Hinblick auf
menschliche Bewältigungsmechanismen und betrachtet sie auch als einen solchen
Mechanismus.
Dissoziation kann als ein Extrem auf einem Kontinuum der Bewusstheit ("awarness")8
gesehen werden. Das Kontinuum beginnt mit Bewusstheit, geht über Unterdrückung
("supression"), Verneinung ("denial") und Verdrängung ("repression") bis zur
Dissoziation. Braun sieht den Unterschied zwischen Verdrängung und Dissoziation darin,
dass die Dissoziation die Verdrängung enthält, aber im Unterschied zur klassischen
Definition der Verdrängung eine wichtige neuropsychophysiologische (NPP) Komponente
hat. "These dissociations often have similar NPP affective states that allow them to be
linked together, permitting the association of facts, the development of congruent, stable
memories, ranges of emotion, and response patterns" (S. 5). Es ist dieser Einbezug der
Neuropsychophysiologie, der das Konzept von Braun von rein psychologischen
unterscheidet.
Abbildung 6: Das BASK-Modell der Dissoziation
B
A
S
K
Quelle: Braun, 1988, S. 11
Legende: B=behavior (Verhalten), A=affect (Gemütszustand), S=sensation (Sinneseimpfindung), K=Konwledge (Wissen)
Braun entwickelte sein BASK-Modell zur Konzeptualisierung des komplexen
Dissoziationsphänomens. Die Buchstaben stehen für Behavior (Verhalten), Affect
(Gemütszustand), Sensation (Sinnesempfindung) und Knowledge (Wissen). Diese
Prozesse laufen parallel auf einem Zeitkontinuum (Abbildung 6).
Wenn Dissoziation definiert wird als die Trennung von Ideen oder Gedankenprozessen
vom Hauptstrom des Bewusstseins, dann kann das BASK-Model dazu benutzt werden, zu
8
Zur Unterscheidung des englischen Begriffes awareness von consciousness wird hier der
Begriff Bewusstheit anstelle von Bewusstsein gebraucht.
31
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
zeigen, dass Dissoziationen auf jeder oder auf mehreren Ebenen auftreten können. In
diesem Modell wird psychische Gesundheit als die Kongruenz der BASK-Komponenten
über die Zeit gesehen.
Zur Illustrierung, wie Braun das Modell anwendet wird, werden in Abbildung 7 zwei
Formen der psychogenen Amnesie (lokalisierte und generalisierte) dargestellt.
Abbildung 7: Zwei Beispiele psychogener Amnesie im BASK-Modell
lokalisierte Amnesie
B
A
S
K
generalisierte Amnesie
B
A
S
K
Quelle: Braun, 1988, S.15
Legende: B=behavior (Verhalten), A=affect (Gemütszustand), S=sensation (Sinneseimpfindung), K=Konwledge (Wissen)
1.7 Hypnose und Dissoziation
Am Anfang war die Hypnose, und seit damals (Mesmer, de Puységur) ist sie umstritten.
Noch heute sind sich die Fachleute nicht einig, was genau Hypnose ist. Und seit Charcot
und vor allem Janet wird sie immer wieder mit der Dissoziation in Verbindung gebracht.
Charcot hielt die Hypnose sogar für das gleiche Phänomen, wie die Hysterie oder die
Dissoziation (Burkhard, 1987, 23; Martindale, 1981, 331).
Heute sind sich die meisten Forscher auf dem Gebiet einig, dass es einen Zusammenhang
gibt zwischen Hypnose und Dissoziation, wie aber diese Beziehung aussieht, blieb bisher
unklar. Die einen - unter anderem Spanos (vgl. Spanos, Weekes & Bertrand, 1985) in
seiner sozial-psychologischen Theorie - gehen davon aus, dass dissoziative Störungen,
allen voran die MPS, durch die Medien oder durch den Therapeuten suggeriert werden;
andere setzen die zwei Phänomene Hypnose und Dissoziation beinahe gleich, z.B. können
nach Bliss (1980) schwere Hysterien spontane Selbsthypnosen sein).
Immer wieder erwähnt wird die hohe Hypnotisierbarkeit von Patienten mit dissoziativen
(vgl. Putnam, 1989b, 424) und hysterischen9 Störungen (vgl. Bliss, 1984). So wird in der
9
Dissoziative und hysterische Störungen lassen sich grösstenteils nur durch ihre
Bezeichnung und nicht durch ihre Symptome unterscheiden. Im DSM-III-R werden
Dissoziationen auch als hysterische Neurosen dissoziativen Typus bezeichnet, neben den
hysterischen Neurosen vom Konversionstypus (APA, 1991/1987, 315,329).
32
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
Therapie von dissoziativen Patienten Hypnose als ein wirksames Mittel häufig benutzt
(vgl. Bloch, 1991; Putnam, 1989a). Gegen die Idee, Dissoziation entspringe aus der
Hypnose bzw. die Fähigkeit zur Dissoziation und zur Hypnose korrelierten miteinander,
wehrt sich Frankel (1990).
Im Lexikon der Psychologie von Arnold, Eysenck und Meili definiert Furneaux (1988) die
Hypnose rein deskribtiv als:
"Ein vorübergehender Zustand geänderter Aufmerksamkeit beim Pb, der von einer anderen Person
herbeigeführt werden kann und in dessen Verlauf eine Vielzahl von Phänomenen spontan, und auch
als Reaktion auf verbale oder andersartige Reize, auftreten können" (S. 927).
Kihlstrom & Hoyt (1990) umschreiben Hypnose:
"as reflecting a cognitive skill that is possessed by the subject and in which all the action resides.
Further, we characterize the hypnotist as a coach or a tutor, whose function is to help subjects to have
experiences that they are fully capable of having their own, if only they know how. We also
characterize all hypnosis as essentially self-hypnosis [...]" (S. 183).
Spiegel (1989) definiert Hypnose folgendermassen:
"Hypnosis is a state of aroused, attentive, and focal concentration with a relative suspension of
peripheral awareness. It is comprised of three major components: absorption, dissociation, and
suggestibility" (S. 211).
Die beiden letzten Definitionen lassen sich den zwei bei Furneaux (1988, 934) vorgeschlagenen Gruppen der Hypnosetheorien zuordnen. Kihlstrom & Hoyts (1990) Ansatz gehört
zu den "Theorien, die die Phänomene als Reaktionen eines normal funktionierenden
Organismus auf ungewöhnliche Bedingungen von Motivation, Aufmerksamkeit,
Erwartung und Einstellung sehen; die genannten Bedingungen werden durch die Induktion
beeinflusst, sind aber nicht wesentlich von ihr abhängig." Spiegels (1989) Definition
gehört zur anderen Gruppe, "die die Phänomene als Folge eines speziellen Zustandes des
ZNS erklären, der normalerweise durch Induktion hervorgerufen wird".
33
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
1.8 Zusammenfassung
Dissoziationen sind psychophysiologische Mechanismen, die eine Veränderung des Bewusstseinszustandes einer Person hervorrufen, wobei eine zeitweilige oder dauernde Abspaltung von mentalen Strukturen oder Inhalten erfolgt, die normalerweise verbunden oder
assoziert sind (Putnam, 1985; Counts, 1990). Dissoziationen können bei jedem Menschen
auftreten und verlaufen auf einem Kontinuum zwischen sogenannten Automatismen und
Multipler Persönlichkeitsstörung. Dissoziation ist ein Abwehrmechanismus, der oft im Zusammenhang mit überwältigenden psychischen und/oder physischen Traumata in Erscheinung tritt.
Die ersten Berichte von Persönlichkeitsspaltungen finden sich bereits bei den Ägyptern
und den Griechen. Das Thema wurde auch immer wieder von Schriftstellern (z.B.
Wieland, Novalis, Goethe) aufgegriffen. In der Psychologie tauchte die Dissoziation zuerst
im Umfeld von Hypnose- und Hysteriekonzepten um die Jahrhundertwende auf. Als
wichtigster Vertreter gilt der Charcot-Schüler Pierre Janet, der in seiner Dissertation
L'automatisme psychologique das Konzepte wissenschaftlich behandelte. Als sich Freud,
ein Schüler Janets, vom Dissoziationskonzept entfernte, verlor es an Bedeutung. Erst
gegen Mitte der 80er Jahre, im Zusammenhang mit Kindsmissbrauch und Hypnose (beides
ebenfalls Themen von denen Freud sich distanzierte) erschienen in der Fachliteratur
vermehrt Arbeiten über dissoziative Störungen (besonders MPS) und Dissoziationen
allgemein.
Die Ursachen pathologischer dissoziativer Störungen liegen in einer hypothetisch biologischen Disposition zu dissozieren, wiederholten traumatischen Erlebnissen in der Kindheit,
Einflüssen, die verfestigte, dissoziative psychologische Prozesse fördern sowie
inadäquater Unterstützung und zu wenig Schutz, um eine normale integrierte
Persönlichkeit zu entwickeln (Kluft, 1986).
Bei der Klassifikation der dissoziativen Störungen gibt es noch Unklarheiten. Besonders
Probleme machen Symptomüberschneidungen mit anderen Störungsbildern.
Im DSM-III-R wird psychogene Amnesie beschrieben als eine nicht organisch bedingte,
plötzliche Unfähigkeit wichtige persönliche Daten zu erinnern, psychogene Fugue als
plötzliches, unerwartetes Weglaufen mit gleichzeitiger Annahme einer neuen Identität
ohne sich an die frühere erinnern zu können. In der Multiplen Persönlichkeitsstörung
(MPS) existieren in einem Menschen zwei oder mehr Persönlichkeiten oder
Persönlichkeitsanteile, wobei mindestens zwei dieser Persönlichkeiten oder Anteile
wiederholt die Kontrolle über das Verhalten des Individuums übernehmen. Bei der
Depersonalisationsstörung tritt eine Änderung der Selbstwahrnehmung oder des
Selbsterlebens ein, indem das übliche Gefühl für die eigene Wirklichkeit zeitweise
verloren geht oder sich verändert. Zugleich tritt oft eine merkwürdig veränderte
Umgebungswahrnehmung (Derealisation) dazu. Als fünfte Störungsgruppe bezeichnet das
34
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
DSM-III-R Nicht-Näher-Bezeichnete-Dissoziative-Störungen.
Das ICD-10 zählt Depersonalisation und Derealisation nicht zu den dissoziativen
Störungen. Neben dissoziativer Amnesie und dissoziativer Fugue beschreibt das ICD-10
dissoziativen Stupor, Trance- und Bessessenheitszustände, dissoziative Störungen der
Bewegung und der Sinnesempfindungen, sonstige dissoziative Störungen (daruner die
MPS) und die nicht näher bezeichnete dissoziative Störung.
Im ICD-10 werden als dissoziative Störungen jene Krankheitsbilder beschrieben, die
früher unter dem Begriff Hysterie zusammengefasst wurden. Es zählt Störungsbilder zu
den dissoziativen, die beim DSM-III-R als somatoforme bezeichnet werden. Die MPS hat
im Gegensatz zum DSM-III-R einen geringen Stellenwert.
Die Prävalenz dissoziativer Störungen bewegt sich in klinischen Populationen je nach
Risikogruppe zwischen 20% und 89%. Die Prävalenz in der Normalbevölkerung und bei
StudentInnen unterscheidet sich mit 5-10% wenig vom Vorkommen anderer psychischer
Störungen. Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa (tiefere Werte) begründen
sich wohl am unterschiedlichen Bekanntheitsgrad und einer anderen Wahrnehmung der
dissoziativen Phänomene und Symptome.
Eine ganze Reihe von Autoren versuchte die Dissoziationen in einen theoretischen
Rahmen zu stellen. Pierre Janet (1889) ging davon aus, dass jedem Menschen eine
grundlegende psychische Energie, die psychologische Kraft, zur Verfügung steht. Seine
Energie in Bewegung setzten bedeutet, die eigene Energie von latenter in manifeste
psychische Energie umzuwandeln. Die Kapazität, die eigene psychische Energie zu
gebrauchen (Synthese), nennt Janet psychologische Spannung. Je höher die
psychologische Spannung, desto mehr Operationen kann jemand durchführen. Eine
traumatisierte Person ist nicht in der Lage, sich der momentanen Realität anzupassen.
Nach Ansicht Janets entstehen die pathologischen Dissoziationen dann, wenn der
Organismus so geschwächt ist, dass das Bewusstsein die Funktionen der Synthese und der
Adaptation nicht mehr durchführen kann. Um die vorhandene Stress-Situation zu
umgehen, wird ein Teil (Empfindungen, Erinnerungen etc.) vom Bewusstsein abgespalten.
Die abgespaltenen Teile oder Inhalte führen als Automatismen (idées fixes) ein
rudimentäres Eigenleben und können in das aktuelle Geschehen eingreifen und
pathologisch Symptome zur Folge haben.
Freud stimmte mit Janet überein, dass die Disposition zur Dissoziation das grundlegende
Phänomen ist. Er sah jedoch die Ursache der Abspaltung in einem aktiven dynamischen
Prozess der Verdrängung, die in einem Konflikt begründet liegt und nicht in einer
Unfähigkeit zur Synthese.
Die Komplextheorie von Jung beinhaltet die Idee von Komplexen als abgespaltenen seelischen Persönlichkeitsanteilen, Gruppen vom psychischen Bewusstsein getrennten Inhalten, die jederzeit auf bewusste Leistungen einwirken können. Der Komplex besteht aus
35
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
einem Kernelement, einem Bedeutungsträger und zahlreichen damit verknüpften
Assoziationen, die durch eine einheitliche Gefühlstönung gekennzeichnet sind und teils
von persönlichen Dispositionen, teils von der Umwelt abhängen. Jung sah zwei Aspekte in
der Spaltung (Komplexbildung), die Dissoziation in strukturelle Einheiten und die
Möglichkeit zur Änderung und Differenzierung als adaptive Überlebensfunktion der
Psyche (Jacobi, 1971).
Als hidden observer, versteckten Beobachter, bezeichnet Hilgard (1977) einen unter Hypnose auftretenden, dem Probanden unbewussten Teil seiner selbst, der unkritisch wahrnimmt, was während der Hypnose geschieht. Der hidden observer wurde bei 40% bis 50%
in hoch-suggestiven Personen gefunden. Hilgards Dissoziationskonzept unterteilt das Bewusstsein in eine Vielzahl einander überschneidender und üblicherweise hierarchisch
geordneter kognitiver Kontrollsysteme. Die (Kontroll-)Subsysteme enthalten
unterschiedlich viel und/oder verschiedene Informationen und damit auch verschiedene
Aufgaben und Funktionen im Gesamtsystem. Sie sind unter die zentrale Kontrollstruktur,
das ausführende Ich untergeordnet, besitzen aber auch eine gewisse Autonomie. Die
zentrale Kontrollstruktur hat ausführende und überwachende (Skanning, Selektion, Kritik
des Urteilens) Funktionen. Sie kontrolliert aber nicht alle Aktivitäten. Ist eine Aktivität
einmal in Gang, kann sie ihren eigenen Antrieb entwickeln und die eigenen
Überwachungs- und Kontrollsysteme eines Subsystems übernehmen die Kontrolle. Bei der
Hypnose wird ein Teil der Kontrolle durch den Hypnotiseur übernommen oder bei der
Selbsthypnose an ein oder mehrere Subsysteme abgegeben.
Nach Martindale (1980, 1981) gründet sich Dissoziation in der Vernetzung von kognitiven
Einheiten auf verschiedenen Ebenen. Funktionierend wie die Retina, laterale
Verbindungen sind hemmend, vertikale aktivierend, bilden 4-6 Schichten eine Einheit, die
sich wiederum zu hierarchisch geordneten kortikalen Analysern zusammenfinden. Die
Analyser sind gitterartige Netzwerke, die für Wahrnehmung, Wiedererkennung und
Verstehen verantwortlich sind. Bewusstsein und Kurzzeitgedächtnis sind ein Set
momentan aktiver Einheiten in einem Analyser. Die Aufmerksamkeit liegt auf dem (oder
den zwei) am meisten aktivierten bewussten Elementen. Einer der Analyser ist das
Handlungssystem, das mentale und motorische Handlungen initiiert. Es besteht aus
Handlungseinheiten, die Gewohnheiten kodieren. In tieferen Lagen des Handlungssystems
befinden sich Pläne (Verhaltenssequenzen), Dispositionen (Motive) und Subselbst. Das
am stärksten aktivierte Subselbst kontrolliert das Verhalten und hemmt die benachbarten
Subselbst. Sind die Subselbst gegenseitig wenig oder gar nicht verknüpft, kommt es
häufiger zu Dissoziationen.
Brauns (1988) BASK-Model (Behavior, Affect, Sensation, Knowledge) der Dissoziation
beinhaltet im Unterschied zu rein psychologischen Konzepten neuropsychophysiologische
Komponenten. Die vier Prozesse verlaufen parallel auf einer Zeitachse. Dissoziation ist
36
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation
die Trennung von Ideen oder Gedankenprozessen vom Hauptstrom des Bewusstseins.
Psychische Gesundheit ist die Kongruenz der BASK-Komponenten über die Zeit.
Die hohe Hypnotisierbarkeit bei Patienten mit dissoziativen Störungen lässt auf einen
Zusammenhang von Hypnose und Dissoziation schliessen, wobei die Art der Beziehung
bis heute unklar und umstritten ist.
37
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
2. Kreativität
"Les sujets des mes récits viennent sans que j'y pense. Ils se presentent à moi un à
un, comme des chômuers devant leur guichet de timbrage. Parfois hélas je n'ai
aucune idée. J'ouvre la fenêtre dans l'espoir qu'un sujet entrera; je scrute sous le
lit, au-dessus de l'armoire, pour en dégoter un vieux qui pourrait encore servire.
C'est la cale sèche."
(Jacques Tornay, En été sur les fleuves, 1994 )
2.1 Einführung
2.1.1 Geschichte und Entwicklung der Kreativität
Bereits die Griechen Platon und Aristoteles beschäftigten sich mit den Leistungen von
Künstlern. Platon schrieb die Quelle der Kreativität göttlicher Inspiration zu, wie das
später auch im Mittelalter bis zum Ende der Renaissance geglaubt wurde. Aristoteles
macht Fähigkeiten zusammen mit der Spontaneität und dem Zufall für die Kreativität
verantwortlich.
Diese zwei Positionen wechselten sich im Verlaufe der Geschichte gegenseitig ab. Die
bürgerlichen Emanzipationsbewegungen, die sich dem aristotelischen Ansatz
verschrieben, brachten auch den Begriff des Genies auf. Der Beginn der wissenschaftlichpsychologischen Auseindandersetzung mit der Kreativität wird mit dem Buch Hereditary
Genius von Galton (1869) gleichgesetzt. Galton betrachtete den Begriff Genius zum
erstmals als beobachtbare und messbare menschliche Eigenschaft (Kuhlmei, 1991, S. 611).
Als Auslöser der heutigen Kreativitätsforschung wird meist Guilfords Vortrag von 1950
vor der American Psychological Association betrachtet (Preiser, 1976, 8). Sein Vortrag
zusammen mit einer Anzahl anderer Faktoren - dem Ansteigen wissenschaftlicher Erfindungen der Nachkriegszeit, dem Beginn der Weltraumfahrt und des kalten Krieges führten zum Anstieg wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiet der Kreativität (Puccio,
1991, 1).
"Guilfords Leistung bestand in der Integration verschiedener Ansätze, in der Anregung
neuer Richtungen und in der Stimulierung des Interesses für ein bisher vernachlässigtes
Gebiet" (Preiser, 1976, 9).
Die Entwicklung der Kreativität (Anzahl erwähnter Arbeiten in den Psycholgical Abtracts)
seit 1930 wird in der Abbildung 8 dargestellt. Die Angaben von 1930 bis 1989
entstammen der Dissertation von Kuhlmei (1991, 12), die restlichen Werte entsprangen
einer eigenen Recherche.
38
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Abbildung 8: Publikationszahlen in den Psychological Abstracts der American Psychological Association (1989-1994)10 zum Begriff Kreativität ("creativity",
"creativity measurement")
Absolute Werte
Werte in Prozent
250
%
1
200
0.8
150
0.6
100
0.4
50
*
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1980
1970
1960
1950
0
1940
1930
0
0.2
**
Legende: * zum Begriff "creativness" (1930); ** inkl. "creativity measurement"; erscheint erst ab 1990
Als Grund für den starken Rückgang der Publikationshäufigkeit seit 1975 sieht Amabile
(1983, 25-26; zit. nach Kuhlmei, 1990, 12) die mangelnde Güte und Leistungsfähigkeit
der Messverfahren zur Kreativität, das Fehlen einer präzisen einheitlichen Definition der
Kreativität und das Fehlen eines die verschiedenen Theorien integrierenden Ansatzes.
2.1.2 Forschungsrichtungen der Kreativität
Die Forschungsrichtungen der Kreativtät werden meist den Begriffen Prozess, Person und
Produkt (Preiser, 1976) untergeordnet. In neuerer Zeit, da auch den Umweltbedingungen
vermehrt Beachtung geschenkt wird, kam ein weiterer dazu: Plätze (Fachbereiche,
Kontext; Umwelt, Situation; vgl. Tardif & Sternberg, 1988). Als fünfte Kategorie schlagen
Albert & Runco (1990, 261) den Begriff "persuasion" von Simonton (1988, 386; 1990, 98)
vor.
Prozess. Kreativität geschieht nicht, wie oft angenommen wird, durch eine blitzartige
Erleuchtung, sondern braucht Zeit und besteht grösstenteils aus "Transpiration" (harte
Arbeit) und nur zu einem kleinen Teil aus "Inspiration" (Preiser, 1976, 42).
10
1930 bis 1980 aus Kuhlmei (1991).
39
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Preiser (1976) fasste die vielen Phasen des kreativen Prozesses, die in der Literatur im
grossen und ganzen übereinstimmend beschrieben werden, in seinem Phasenmodell
zusammen. Demnach werden die unten aufgeführten Stadien durchlaufen, wobei Rückkoppelungen und Wiederholungen eher die Regel als die Ausnahme sind. Preiser versteht
die Phasen als empirisch replizierbare Konstrukte und nicht unbedingt als reale,
vorfindbare Sachverhalte.
Preisers (1976, 42-47) Phasenmodell:
1) Person-Umwelt-Interaktion
2) Problemwahrnehmung und -analyse
3) Vorbereitung: Informationssammlung
4) Inkubation/Hypothesenbildung
5) Illumination/Synthese
6) Überprüfung und Ausarbeitung
7) Kommunikation
8) Realisierung
Die Punkte 7) und 8) sind nachkreative Phasen, ohne die allerdings eine Idee keine direkte
gesellschaftliche Relevanz hat.
Tardif und Sternberg (1988) besprechen weitere Komponenten des kreativen Prozesses,
die in Sternbergs Sammelwerk The nature of creativity von verschiedenen Autoren
genannt wurden. Nicht einig sind sich die Autoren über den Beginn der Kreativität. Die
einen sprechen dem Glück und dem Zufall eine grosse Rolle zu, die anderen sehen
dahinter eine bewusste Intention. Eine weitere Alternative liegt zwischen diesen beiden
Positionen. Eine wichtige Variable ist die Spannung. Mindestens drei Umstände, die
wahrscheinlich alle beteiligt sind, können diese verursachen: ein Konflikt zwischen
Tradition und neuen Ideen, die Spannung in den Ideen selber und ein Kampf zwischen
unorganisiertem Chaos und dem Streben nach höheren Ebenen der Organisation. Weitere
Fragen stellen sich nach der Verfügbarkeit und der Zugänglichkeit des kreativen
Prozesses: Sind nur spezielle Menschen kreativ, oder handelt es sich um einen jedem
denkenden Wesen zugänglichen Prozess? Kann ein kreatives Produkt nur einmal an einem
bestimmten Ort zur richtigen Zeit gefunden werden, oder sind manche Ideen vorhersagbar
and unvermeidlich? Geschieht Kreativität unbewusst, halbbewusst oder ganz bewusst?
Person. Die Beschreibung der kreativen Person fällt in drei generelle Kategorien: 1) kognitive Charakteristiken, 2) Persönlichkeit und Motivation, 3) spezielle Ereignisse oder
Erlebnisse während der eigenen Entwicklung.
Als allgemeine Charakterzüge werden Bereichspezifität, Gebrauch des vorhandenen Wissens eines Bereichs, um neue Ideen zu kreieren, Gespür für Neuigkeiten und Finden von
Lücken im Fachwissen bezeichnet (Tardif & Spielberg, 1988, 434).
40
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
"Kreativität ist kein einheitliches Persönlichkeitsmerkmal. Die kreative Leistung hängt
vielmehr von zahlreichen Einflüssen innerhalb und ausserhalb der Person ab (Preiser, 1976,
50).
Ausgehend von Guilfords Intelligenz-Struktur-Modell (Guilford, 1967), das intellektuelle
Fähigkeiten nach den drei Dimensionen Denkoperationen, Denkinhalten und
Denkprodukten klassifiziert, stellt Preiser (1976, 58-66) eine Reihe kreativer Fähigkeiten
zusammen, "die sich in verschiedenen Untersuchungen als beobachtbar, praktisch
bedeutungsvoll und theoretisch interpretierbar erwiesen haben" (S. 59).
Es sind dies:
1) Problemsensitivität
2) Geläufigkeit (Wortflüssigkeit, Assoziationsflüssigkeit, Ideenflüssigkeit, figurale
Geläufigkeit, Ausdrucksgeläufigkeit)
3) Flexibilität (spontane, adaptive)
4) Originalität (Messkriterien: Seltenheit, Ausgefallenheit, Qualität)
5) Umstrukturierung
6) Elaboration (semantische, figurale)
7) Penetration
8) Analytische und synthetische Fähigkeiten
"Geläufigkeit, Flexibilität, Originalität und Elaboration haben sich in der praktischen
Kreativitätsforschung als die wichtigsten Aspekte durchgesetzt" (S. 65).
Nicht jeder kreative Mensch besitzt alle nachfolgenden Persönlichkeitsmerkmale in
erhöhtem
Mass,
sondern
man
muss
sicherlich
von
unterschiedlichen
Merkmalskonstellationen oder Typen ausgehen (Preiser, 1976, 67).
Preiser (1976) erwähnt:
1) Psychische Gesundheit und Ichstärke
2) Energiepotential
3) Neugier
4) Triebbestimmtheit und kontrollierte Regressionsfähigkeit
5) Konflikt- und Frustrationstoleranz
6) Komplexität
7) Unabhängigkeit
Erfahrungen und Erlebnisse während der eigenen Entwicklung - Tardif et al. (1988) sehen
darunter z.B. Geschwisterreihenfolge oder den fühen Tod eines Elternteils - fasst Preiser
(1976, 72-74) als Einstellungen und Erfahrungen gemeinsam mit kognitiven Stilen und
Denk- oder Problemlösestrategien unter eine Kategorie (kognitiver Stil und Problemlösestrategien) zusammen.
41
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Produkte. Preiser (1976, 35-38) hebt Neuartigkeit (in bestimmten Situationen und in
einem sozialen System) und Sinnhaftigkeit (notgedrungen subjektiv bewertet) als notwendige Kriterien der Kreativität hervor.
Zusätzlich erwähnt er noch 1) Neuheit, Originalität; 2) Realitätsangepasstheit; 3)
Ästhetische Vollkommenheit der Lösung; 4) Hervorbringung neuer Existenzmöglichkeiten
für Menschen; und 5) Ausarbeitung, Realisierung und Kommunikation der
zugrundeliegenden Idee (Preiser, 1976, zit. nach MacKinnon, 1968).
Bei der Bewertung der kreativen Produkte sind wir mit dem Dilemma konfrontiert, "dass
die Beurteilung einer kreativen Idee nicht davon abhängt, wie "objektiv gut" diese Idee ist,
sondern wie sie bei einem Bewerter aufgenommen wird. Ideen, die nicht von der Umwelt
akzeptiert werden, mögen von ihrem Erfinder oder von der Nachwelt als kreativ erlebt
werden. Solange sie nicht akzeptiert werden, solange sie nicht als realitätsangepasst, sinnvoll und angemessen bewertet werden, solange sind sie auch nicht angemessen" (Preiser,
1976, 37).
Die Inhalte des kreativen Produktes können aus jedem menschlichen Lebensbereich stammen (Preiser, 1976, 38).
Plätze. In den Beiträgen zu The nature of creativity (Sternberg, 1988) fanden Tardif &
Sternberg drei Möglichkeiten, wie die Kreativität durch die Umgebung (Bereich) via den
allgemeinen Beitrag und der dem Individuum zugänglichen Ressourcen beeinflusst
werden kann. Es sind dies die speziellen Effekte, die eine Umgebung auf eine bestimmte
Domäne hat, die Natur des resultierenden kreativen Ausdrucks und spezifische
Charakteristika, die Kreativität entweder hemmen oder fördern. Wohlstand, die
Aufmerksamkeit eines Publikums, Erziehungs- und Beschäftigungsgelegenheiten,
Hintergrundwissen, Stile und Paradigmen, Ansporn für Einsichten, Rollen, Normen und
Vorgänger sowie gute Lehrer wurden als relevante Beiträge für die Kreativität genannt,
die in bestimmten Domänen, Individuen und Prozessen gezeigt werden. Zudem enthalten
die verschiedenen Bereiche Peers, die die Kreativität in ihrem Bereich untersuchen und
bestätigen, während sie weniger kreative Produkte abgrenzen. Genauso kommen aus den
Fachbereichen Stimulation und Unter-stützung des kreativen Prozesses, wie Erhaltung und
Auswahl von Ideen und Einfluss auf die Motivation der darin tätigen Menschen. Eine
wichtige, noch unklare Rolle spielt der soziale und geschichtliche Kontext.
Ein weiteres Element der Kreativität, das zur Kategorie Plätze gehört, ist die Kultur. So
fordert Csikszentmihàlyi (1990, 200), wollen wir die Kreativität verstehen, müssen wir
nicht wie bisher fragen: "Was ist Kreativität?", sondern: "Wo ist Kreativität?" Wie
Harrington (1990) fordert er vermehrte Berücksichtigung von Kultureinflüssen auf die
Kreativität.
Einen entscheidenden Einfluss auf Kreativität haben kulturelle Gegebenheiten, wie Zeit42
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
strömung, Geschmack, Lebensweise etc. Ein Bild von Rembrandt kann heute als sehr
kreativ gelten, während es seiner Zeit als nicht kreativ betrachtet wurde (Csikszentmihàlyi,
1990).
Die fünfte Kategorie Persuasion (Simonton, 1988, 396; 1990, 98) beruht auf dem
Konzept der Kreativität als eine spezielle Form der Führung (Leadership). Nur wer sein
Produkt unter die Leute bringen kann, wird andere zur Schlussfolgerung kommen lassen,
dass Kreativität stattgefunden hat.
Simonton (1990, 98-99) sagt zur Persuasion (Überzeugungskraft): "Creative individuals
are those who persuade others of the value of their work. There may be definite mental
operations and personality traits involved, and the products through which creators evince
their persuasiveness may feature certain distinctive characteristics, yet in the last analysis
the attribution of creativity hinges on whether a person has actually influenced others into
concluding that creativity has in fact been exhibited."
Bei Simonton selber handelt es sich allerdings nicht um eine fünfte Kategorie, sondern um
die vierte neben, Prozess, Person und Produkt, also anstelle von Plätze im Sinne von sozialem Verhalten. Die Auseinanderhaltung von Plätze und Persuasion bei Albert und Runco
(1990, 261) scheint mir überflüssig, da die Überzeugungskraft und soziales Verhalten
allgemein problemlos in die Kategorie Plätze (Umwelt, Kontext) integriert werden kann.
2.1.3 Kreativität und Intelligenz
Eine eigentliche Definition von Intelligenz gibt es nicht. Man versteht darunter eine Fähigkeit, d.h. eine Bedingung oder einen Bedingungskomplex bestimmer Leistungen. Welches
diese Leistungen sind, ist unklar, üblicherweise werden Denkprobleme dazugerechnet.
Von den Leistungen her ist die Definition der Intelligenz als Fähigkeit, Schwierigkeiten in
neuen Situationen zu überwinden, am weitesten verbreitet (Meili, 1988, 997).
Die Kreativität wird meist in Zusammenhang gebracht mit den Stichworten Neuheit,
Angemessenheit (Amabile, 1983, 31; Groeben & Vorderer, 1986, 105; Preiser, 1976, 5-6;
Rothenberg, 1986, 80) und Originalität11 (Martindale, 1981, 365).
Im Gegensatz zur Angemessenheit, die sowohl bei der Intelligenz, als auch bei der
Kreativität notwendig erscheint, sind Neuheit und Originalität Aspekte, die für die
Intelligenz von keiner grossen Bedeutung sind (Kuhlmei, 1991, 26).
Ein weiterer Unterschied findet sich in der Art der Bearbeitung. Bei kreativen Lösungsversuchen handelt es sich um einen heuristischen Zugang an Probleme (Amabile, 1983,
33-35), das Konzept der Intelligenz wird gewöhnlich mit einem algorithmischen Vorgehen
11
Oft wird Neuheit mit Originalität gleichgesetzt (vgl. Groeben & Vorderer, 1986, 105).
43
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
in Verbindung gebracht (Kuhlmei, 1991, 26).
Kuhlmei (1991, 28) beschreibt drei theoretische Positionen des Verhältnisses zwischen
Intelligenz und Kreativität.
a) Nach der Schwellentheorie korreliert die Kreativität mit der Intelligenz bis zu einer bestimmten Schwelle (IQ=120). Wird diese überschritten, sind die beiden Konzepte
unabhängig voneinander. Martindale (1989, 231) vermutet allerdings, dass
verschiedene Betätigungsbereiche auch verschiedene Schwellenwerte aufzeigen. Eine
Reihe von Studien zu Intelligenz und Kreativität diskutiert Taylor (1975, 21-22).
b) Haensley & Reynolds (1989) sehen die Intelligenz als innerste Komponente der Kreativität und die kreativen Leistungen als Ausdruck der äussersten Intelligenz. Landau
(1984, 38-39) vertritt die Meinung, dass Kreativität die höchste Stufe der Intelligenz
sei.
c) Die dritte Position wird z.B. von Hayes (1978) eingenommen, der keine innere Beziehung zwischen Intelligenz und Kreativität annimmt und die Scheinkorrelationen als
Ergebnis der kausalen Beziehung zwischen Intelligenz und dem Erreichen einer
gegeigneten beruflichen Stellung betrachtet.
2.1.4 Kreativität und Psychopathologie
Eine oft gestellte Frage ist die nach dem Zusammenhang von Kreativität und Psychopathologie. Prentky (1989, 244) vertritt die These, dass ein theoretisches Modell zum Verständnis des Kreativitätsprozesses im Bereich kognitiver Theorie (d.h. Art des
Informationsprozesses) liegen sollte, und dass eine genetische Disposition für bestimmte
psychische Krankheiten mit einem kognitiven Stil verbunden sein könnte, vergleichbar mit
dem, der die Kreativität fördert.
Er schlägt ein Input-Kontinuum (Informationsprozess) vor, das von extremer Verengung
("constriction") bis zu extremer Ausweitung ("expansion") reicht, mit einer Normalverteilung der Tendenz zum einen oder anderen Extrem in der Bevölkerung. Die Überschneidung zwischen Kreativität und psychischer Krankheit befindet sich irgendwo
entlang dieses Kontinuums. Eine extreme Abweichung in einer der Richtungen führt zu
Denkstörungen, wogegen eine hypothetisch optimale Abweichung Kreativität fördert ohne
Risiko einer ernsthaften psychischen Erkrankung. Weil kreative Menschen weiter entfernt
von der hypothetischen Norm leben und sich demzufolge näher am Rande der
Abweichung befinden, könnte in dieser Gruppe die psychopathologische Inzidenz grösser
sein (Prentky, 1989, 261-262).
Zu einer ähnlichen Vermutung wie Prentky (1989) kommt Martindale (1989, 226): "It
would seem that the same gene (or genes) may transmit predispostions for a common cog-
44
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
nitive and personalogical configuration12. We might speculate that pre-, peri-, and postnatal environments determine whether this configuration is actualized as creativity, schizotypical personality, or schizophrenia."
Rothenberg (1986, 100-101) sieht den kreativen Prozess als Spiegelbild bestimmter
psychopathologischer Prozesse13. Die Gemeinsamkeit psychischer Krankheit und
Kreativität sei der Faktor des Konflikts, allerdings eine hochkomplexe Beziehung. Seine
Forschungsergebnisse, so schreibt Rothenberg, legten nahe, "dass die spezifischen
gedanklichen Prozesse, die in die kreative Tätigkeit involviert sind, nicht aus
Dysfunktionen oder Krankheitserscheinungen abstammen" (S. 101).
Zusammenfassend kann man mit Ulmann (1970, 40, zit. nach Preiser, 1976, 68) sagen,
"dass die Kreativität und psychische Erkrankung sich nicht unbedingt ausschliessen; die
vermutete gegenseitige Abhängigkeit von Kreativität und Psychose sowie Neurotizismus
lassen sich dagegen nicht belegen, vielmehr liegt hier vielleicht eine Missdeutung der bei
Kreativen häufig zu beobachtenden kindlichen Naivität, spielerischen Tätigkeit sowie
eines vom Normalen abweichenden Verhaltens vor."
12
13
Martindale verweist auf Eysenck (1983) und Jarvik & Chadwick (1973).
Ebenso vertritt er die Ansicht, des kreativen Prozesses als ein Spiegelbild des Träumens.
45
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
2.2 Theorien
In der Einführung wurde die Kreativität unter den Aspekten Prozess, Person, Produkt und
Platz beschrieben. Nachfolgend werden vier Theorien vorgestellt. Gegliedert nach
verschiedenen Theorierichtungen, die sich mit der Kreativität befassen: ein kognitiver
Ansatz (Langley & Jones, 1988), ein sozialpsychologischer Ansatz (Amabile, 1983, 1990),
ein persönlichkeitstheoretischer Ansatz (Martindale, 1981; 1989) und ein systemischer
Ansatz (Csikszentmihàlyi, 1988; 1991).
In Tabelle 4 erfolgt der Versuch, die oben gebrauchten Begriffe (Prozess, Person, Produkt,
Platz) zur Beschreibung der Kreativität den vier Theorieansätzen zuzuordnen. Dabei
handelt es sich keinesfalls um eine eindeutige Zuordnung. An und für sich enthält jede
Theorierichtung jede Kategorie, doch steht meist eine der Kategorien im Vordergrund.
Tabelle 4: Zuteilung der Kategorien Prozess, Person, Produkt, Platz unter die verschiedenen Theorieansätze
Ansatz
kognitiv
persönlichkeitstheoretisch
sozialpsychologisch systemisch
Hauptkategorie
auch wichtig
Prozess
Person
Person
Prozess
Produkt
Platz
Platz
Person
2.2.1 Kognitiver Ansatz
Langley & Jones (1988, 184) schlagen eine Theorie der wissenschaftliche Einsicht14
("insight") vor, die sich von anderen dadurch unterscheidet, dass sie die Einsicht als Erinnerungsphänomen ("memory-related phenomenon") betrachtet, das sich um Bezeichungs("indexing") und Wiedergewinnungsmechanismen ("retrieval") zentriert. Eine weitere
wichtige Rolle spielt die Analogie. Den sich ereignenden Vorgang betten sie in die vier
Phasen Vorbereitung (bei Preiser Phase 3), Inkubation (4), Illumination (5) und Überprüfung (6) ein, wie sie von Hadamard (1947) identifiziert wurden (S. 180).
Die Hauptaussage des Modells von Langley et al. (1988, 190) liegt darin, dass Einsicht
nicht aus der Suche in einem Problemraum entsteht, sondern als ein Erinnerungsphänomen
folgende Elemente enthält: Wiedererkennung, Evaluation (Auswertung) und Elaboration
(Ausarbeitung) von Analogien.
In der Vorbereitungsphase werden nützliche Strukturen im Gedächnis indexiert, d.h. be-
14
Mit Einsicht ist das Phänomen gemeint, dass auftritt, wenn ein altes Problem plötzlich in
einem anderen Licht erscheint (Langley et al., 1988, 179).
46
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
zeichnet (Langley et al., 1988, 191). Der erste Schritt zum Argumentieren mittels
Analogien in der Illuminationsphase beinhaltet die Wiedergewinnung einer anvisierten
Struktur, die aber bereits im Langzeitgedächnis sein und bezeichnet werden muss. Das
wichigste Schema in diesem Modell zur Bezeichnung (Indexierung) für die analoge
Wiedergewinnung ist die Verhaltensbeschreibung oder Vorstellung ("envisionment") (S.
194).
Dieses Schema wurde von den Autoren der qualitative process theory von Forbus (1984;
1986) entnommen. Es beschreibt physikalische Systeme auf zwei Niveaus: "a theoretical
level in terms of process and sturctures and a behavioral level in terms of envisionments"
(Langley & Jones, 1988, 192).
Abbildung 9: Die qualitative Theoriebildung. Die Repräsentationen (mappings), die von
Vs zu Vt begründet liegen, sind auf Ms angewandt und lassen also auf Mt
schliessen. Neue Gegenstände und Beziehungen schliessen, aufgrund der
Herleitung (derivation) von Ms auf Vs, auf Vt und Mt.
VS
VT
mapping
derivation
MS
MT
Quelle: Langley & Jones, 1988, 194
Die qualitative Theoriebildung, wie Langley et al. (1988) den Vorgang nennen, enthält die
Konstruktion eines qualitativen Prozessmodels zur Beschreibung eines beobachteten Verhaltens. Aus einem prozessualen Strukturmodell (Ms) für ein bekanntes Phänomen lässt
sich eine Vorstellung (Vs) ableiten. Aus einer anderen Verhaltensbeschreibung (Vt), die
aus Beobachtungen gewonnen wurde, kann eine Analogie zwischen Vs und Vt hergestellt
werden. Hat sich diese Aufzeichnung etabliert, können wir Ms benutzen, um ein analoges
prozessuales Strukturmodell Mt zu bilden. Waren wir bei der Analogiebildung vorsichtig
genug, dann stellt Mt eine Erklärung für Vt dar, wie Ms die Verhaltensbeobachtung Vs
erklärt (vgl. Abbildung 9; Langley et al., 1988, 192-193).
Im Gegensatz dazu geschieht in der Inkubationsphase nichts. Erst wenn nach kurzer oder
langer Zeit ein Schlüsselereignis auftritt und eine vielversprechende Analogie gefunden
wird, erfolgt die Einsicht (S. 190). Langley & Jones (1988) wandten sich gegen ein
47
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Konzept, das unbewusstes Nachdenken annimmt. Sie ersetzten es durch ihre unbewusst
verlaufende, sich ausweitende Aktivation.
Der Prozess der analogen Wiedergewinnung findet in der Illuminationsphase statt und
wird normalerweise durch ein äusseres Schlüsselereignis ausgelöst. Dafür wird ein
Mechanismus benötigt, der sich sehr schnell ereignet und parallel verläuft. Langley et al.
(1988, 190) entschieden sich für den Aktivationsausbreitungsprozess ("spreading
activation process"), wie er etwa bei Winston (1980) und bei Andersons ACT*-Theorie15
(1976; 1983) gebraucht wird. Langley & Jones (1988, 194), sie orientieren sich an
Quillian (1968), sehen das Gedächnis als ein grosses semantisches Netz.
In der Aktivationsausbreitung und dem Gedächnis als Netz liegen Berührungspunkte zum
Modell von Martindale (1981; 1989; vgl. Kptl. II, 2.2.2).
Gelangen neue Symbole ins Kurzzeitgedächnis, breitet sich die Aktivation von diesen
Symbolen über das semantische Netz (auch ins Langzeitgedächnis) aus und bringt Teile
ins Kurzzeitgedächnis, d.h., sie werden bewusst. Die Aktivation verteilt sich proportional
zur Spurstärke, die umso grösser wird, je öfter eine Verbindung aktiviert wird (Langley et
al., 1988, 195).
Schemas, denen in der Vorbereitungsphase besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde,
haben die grössere Spurstärke und werden demzufolge bevorzugt.
Die Illumination erfolgt in dem Moment, in dem ein Schema in das Kurzzeitgedächnis tritt
und die Analogie zwischen Vs und Vt ersichtlich wird. "Insight occurs at this moment,
rather than during the preparation, because activation does not spread away from schemas
with high trace strengths; rather, it spreads toward them" (Langley et al., 1988, 195).
Bei Martindale (1981; 1989; vgl. Kptl. II, 2.2.2) wird an dieser Stelle die Unterscheidung
in Primär- und Sekundärprozesse wichtig.
Die Überprüfung beinhaltet das bewusste Testen der Validität der Einsicht. Das erfolgt
durch die Überprüfung der Qualität der vorgeschlagenen Analogie und weiter durch einen
Elaborationsprozess, der Entscheidung, welche Aspekte der Quelle auf die Zielsituation
übertragen werden sollen (Langley et al., 1988, 191).
2.2.2 Persönlichkeitstheoretischer Ansatz
Die meisten Kreativitätstheorien sind traditionellerweise Persönlichkeitstheorien, das rührt
daher, so Martindale (1989, 211), dass zum Verständnis der Kreativität die ganze Persönlichkeit mit einbezogen werden muss. Der kreative Prozess ist eine Kognition, die sich
scheinbar nur in einer Matrix von dazugehörigen Motiven, Einstellungen und Persönlich-
15
Die grundlegenden Annahmen dieser Theorie werden z.B. bei Kuhlmei (1991, 92-96)
beschrieben.
48
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
keitszügen zeigt. Daher wird an dieser Stelle eine im Grundsatz kognitve Theorie
beschrieben und nicht einen "reine" Persönlichkeitstheorie, wie sie z.B. von Torrance
(1962) oder Barron & Welsh (1952) vertreten wird (vgl. auch Kptl. II, 2.1.2, Person).
Martindale definiert eine kreative Idee (Produkt) wie folgt:
"A creative idea is market by three attributes: It must be orignial and useful or appropriate for the
situation in which it occurs, and it must actually be put to some use" (1989, 211).
Zentral in Martindales (1981, 1989) Kreativitätsmodell ist das Kombinieren von mentalen
Elementen zu einer kreativen (originellen/neuen, angemessenen und brauchbaren) Idee,
und die kortikale Erregung ("cortical arousal"). Der kreative Prozess wird beeinflusst von
der Persönlichkeit und von situativen Variablen.
Die kreative Person ist noch lange nicht mit der Fähigkeit umschrieben, mentale Elemente
in einem Zustand primärer Prozesse zu kombinieren; dazu braucht es auch die richtigen
Elemente. (Hoch)kreative Menschen zeigen oft ein Desinteresse an irdischen Dingen, die
einen wichtigen Platz im Leben gewöhnlicher Leute einnehmen, und vernachlässigen oft
sich selbst. Sie zeigen dafür einen grossen Interessensbereich, kategorisieren Ideen auf
eine breitere und ideosynkratischere Weise und besitzen mit gewisser Wahrscheinlichkeit
eine grössere Abstraktionsfähigkeit. Wie Mackworth (1965) von Martindale (1989) zitiert
wird, liegt es nahe, dass Probleme finden genauso kreativ ist wie Probleme lösen.
Kreative scheinen eine weniger klare Rollenidentität (weiblich/männlich; vgl. auch Kptl.
II, 2.2.7) zu besitzen als unkreative Menschen. Die Enthemmung ("disinhibition") und der
Mangel an Kontrolle weisen auf ein schwaches Überich (in der Wortwahl der Psychoanalyse) hin. Eine weitere Erklärung für die unklare Rollenidentität bietet eine
Untersuchung von Martindale (1972), in der bei bedeutenden französischen und
englischen Dichtern eine Abwesenheit des Vaters von 30% gefunden wurde. Es scheint
allerdings vor allem die kognitive und nicht die sexuelle Orientierung ausschlaggebend zu
sein (Homosexuelle sind nicht kreativer als Heterosexuelle; vgl. Domino, 1977).
Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle. Simonton (1984a; 1991) fand einen kurvenlinearen
Zusammenhang zwischen Alter und Kreativität. Abhängig von den verschiedenen
Bereichen bildet die kreative Produktion einen Verlauf, der rasch zu einem Höhepunkt (in
Form einer flachen Kurve) aufsteigt, und bald darauf langsam absinkt und sich dem
Nullpunkt asypmtomatisch nähert, indem er eine invertierte rückwärtsgerichtete J-Kurve
bildet. Die mittlere Korrelation zwischen vorhergesagten und beobachteten Werten liegt
bei .95.
Die Beziehung der Kreativität zur Bildung lässt sich mit einer invertierten U-Kurve darstellen, d.h. ein mittlerer Ausbildungsgrad weist auf die höchste Kreativität hin
(Martindale, 1989, 221).
Als motivationale Aspekte, die bei Kreativen gefunden werden, gelten u.a.
49
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Selbstvertrauen, Egoismus, Ambivalenz, Neugierde, Enthusiasmus und physische
Inaktivität. Wobei Lombroso (1901, zit. nach Martindale, 1989, 222) argumentierte, dass
das kreative Genie zwischen Erregung und Inspiration auf der einen Seite und
Erschöpfung und Apathie auf der anderen Seite hin- und herwechselt. Martindale
spekuliert, dass kreative Leute eine Tendenz haben, in dem Zustand, in dem sie sich
gerade befinden, zu verharren; "they either perservere or perseverate" (Martindale, 1989,
223). Weitere motivationale Charkterzüge sind die Bevorzugung komplexer,
asymetrischer oder ambivalenter Designs, hoher Drang nach Ordnung, ein gut
entwickelter Sinn für Ästhetik, die Fähigkeit in Spannung zu leben oder Unordnung zu
tolerieren und intrinsische Motivation (vgl. Amabile, 1983). Diese sich scheinbar
widersprechenden Befunde machen einen Sinn, wenn man miteinbezieht, was ein gut
entwickelter ästhetischer Sinn bedeutet. Fast alle Ästhetiker stimmen darüber überein, dass
Schönheit aufkommt, wenn Einheit und Vielfalt ein Maximum erreichen (Martindale,
1984).
Enthemmung (disinhibition in Martindals Ansatz) bei kreativen Menschen führt uns zu
einem Punkt, in dem sich Kreativität und Dissoziation treffen. Er verbindet seinen
Primärprozess (vgl. Kptl. II, 1.6.5) mit einem Mangel an Hemmung. Dabei handelt es sich
um einen allgemeinen Charakterzug, wenn Kreativität mit einer tieferen kortikalen
Erregung in Beziehung steht. Mehr zum theoretischen Zusammenhang von Kreativität mit
Dissoziation folgt in Kapitel II, 4.1. Weitere positive Einflüsse auf die Kreativität kann das
Lernen einer Fremdsprache (vgl. auch Okoh, 1980) und die Offenheit für Erfahrungen
haben.
Eine Vererbbarkeit von Kreativität kann vermutet werden, doch sind die bisherigen
Studien dazu schwach und inkonsistent (Martindale, 1989, 227).
Eine kreative Umgebung ist frei von äusserem Druck, warm und unterstützend. In Zeiten
politischer Fragmentierung scheinen vermehrt kreative Individuen aufzutauchen
(Simonton, 1984b, zit. nach Martindale, 1989, 227). Es scheint, dass jede Kontrolle aus
der Umwelt negative Effekte auf die Kreativität ausübt. Positiv dagegen wirken sich
Rollen-Modelle aus (Martindale, 1989, 227).
Es gibt Hinweise darauf, dass kreative Leute jegliche externen Einflüsse minimieren können. Weiter ist eine sensorische und emotionale Überempfindlichkeit bei kreativen Menschen sehr wahrscheinlich, deren häufigste Konsequenz der (soziale) Rückzug ist, um
einer Überstimulation zu entfliehen. Es ist bekannt, dass sensorische Deprivation eine
Senkung der kortikalen Erregung und einen Anstieg der Primärprozesse verursacht
(Schultz, 1965, zit. nach Martindale, 1989, 227). Martindale (1989, 227) schliesst daher:
"Thus, it should faciliate creative inspiration. Altough creative people do not seem
generally to have low levels of arousal, their oversensitivity may drive them to withdraw
50
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
or to restrict sensory input. This in turn, would put them in the low-arousal state, necessary
for creative inspiration."
Kris (1952, zit. nach Martindale, 1989, 216) stellte die Hypothese auf, dass kreative Menschen die grössere Fähigheit besitzten, zwischen Primär- und Sekundärprozessen zu
wechseln als unkreative Menschen. Kreative Inspiration beinhaltet eine Regression in
einen Primärprozess-Bewusstseinszustand. Weil die Kognition von Primärprozessen
assoziativ ist, wird die neue Kombination von mentalen Elementen wahrscheinlicher.
Mendelson (1976, zit. nach Martindale, 1989, 216-217) hypothetisierte, die individuelle
Differenz, inwieweit die Aufmerksamkeit gerichtet wird, sei der Grund für die
Unterschiede in der Kreativität. Martindale (1989) führt aus: "To become aware of a
creative idea, one must obviously have the elements to be combined in the focus of
attention simultanously" (S. 217). Und er macht darauf aufmerksam, dass kreative Leute
nicht nur zu Zuständen ungerichteter Aufmerksamkeit neigen dürfen, sondern in der
Elaborationsphase auch zur gerichteten Aufmerksamkeit fähig sein müssen.
Mednick (1962, zit. nach Martindale, 1989, 217) geht von der Annahme aus, kreative
Menschen hätten flachere Assoziationen (d.h. die Assoziationen hemmen sich gegenseitig
weniger) als unkreative Menschen. Seiner Theorie entsprechend ist die Anordnung der
Elemente auf assoziativen Hierarchien proportional zu der relativen Stärke (Auftretenswahrscheinlichkeit) der Anworten.
Es ist die Steilheit ("steepness") der assoziativen Hierarchien, in der sich die Leute unterscheiden. Das bedeutet, dass bei Menschen mit einer hohen Steilheit die mentale
Repräsentation des Stimulus stark an einige wenige andere mentale Repräsentationen
gebunden ist, während bei flachen Assoziationshierarchien (bei kreativen Menschen)
nähere Assoziationen weniger stark und weiter entfernte stärker (als bei steilen
Hierarchien) mit dem Stimulus verbunden sind (Martindale, 1989, 217).
Die Theorien von Kris (1952), Mednick (1992) und Mendelson (1976) sind identisch und
unterscheiden sich nur in ihrem sehr verschiedenen Vokabular. "The consensus is that
mind may be represented as a vast set of nodes and relationships among these nodes. The
nodes may be activated to varying degrees. The connections between nodes are either
exitatory or inhibitory. [...] Nodes may be identified with neurons or groups of neurons in
the neocortex and relationsips with the axonal and dentric connections among these
neurons. The nodes may be seen as being partioned into various 'analyzers'" (Martindale,
1989, 217; vgl. auch Kptl. II, 1.6.5).
Das Bewusstsein besteht demzufolge aus einem Set mometan aktivierter Knoten
("nodes"). Eine flache Assoziationshierarchie oder eine ungerichtete Aufmerksamkeit
entspricht einer relativ grossen Menge in etwa gleichem Ausmass aktivierter Knoten zur
selben Zeit. Im Primärprozess-Zustand, der eine flache Assoziationshierarchie und eine
51
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
ungerichtete Aufmerksamheit zur Folge hat, sind mehr Knoten aktiviert als in einem
Sekundärprozess-Zustand (steile Assoziationshierarchie, gerichtete Aufmerksamkeit), aber
nicht genug, um viel Hemmung hervorzurufen. In einem sekundären Prozess hemmen die
wenigen, hoch aktivierten Knoten die anderen Knoten (Martindale, 1989, 218).
Kreative Inspiration lässt sich durch das Bemerken einer Analogie zwischen mindestens
zwei Dingen darstellen. Je mehr Knoten zur gleichen Zeit aktiviert sind, umso wahrscheinlicher wird eine Inspiration - weil gleichzeitig mehr Verbindungen zwischen Knoten
aktiviert werden können - und umso kreativer die Person.
Um soviele Knoten als möglich gleichzeitig zu aktivieren ist, eine allumfassend tiefe kortikale Erregung notwendig. Der Grund für einen solchen Zustand (grössere Anzahl als in
einem hochaktivierten Zustand aktivierter Knoten in einem ähnlicheren Ausmass) liegt
darin, dass der Input vom retikulären Aktivierungssystem die Aktivierung von Knoten
eher multiplikativ als additiv beeinflusst. Die höher aktivierten Knoten hemmen die
weniger aktivierten. Martindale verweist hier auf sein Werk Cognition and consciousness
von 1981, wo er Befunde anführt, die darauf deuten, dass Primärprozesse, flache
Assoziationshierarchien und ungerichtete Aufmerksamkeit mit Zuständen schwacher
korikaler Aktivation assoziert sind. Trifft das zu, muss Kreativität mit der kortikalen
Aktivation in Beziehung stehen.
Kreative Menschen sind allerdings nicht andauernd in einem Zustand schwacher physiologischer Erregung; sie zeigen sogar eher höhere basale Erregung bei physiologischen
Messungen. Entscheidend ist die kortikale Aktivation während der kreativen Betätigung,
vor allem während der Inspirationsphase. Wie Martindale und Mitarbeiter (Martindale &
Armstrong, 1974; Martindale & Hines, 1975) zeigten, liegt dies kaum an Unterschieden in
der Selbstkontrolle, sondern, wie Martindale vermutet, sind kreative Menschen möglicherweise variabler in ihrem Erregungsniveau als unkreative Menschen; "that is, they may
show more extreme fluctuations" (S. 219).
2.2.3 Sozialpsychologischer Ansatz
Amabile (1983) entwickelte die Consensual Assessment Technique (CAT) für Kreativität,
eine Methode zur Messung der Kreativität mittels Rating.
Dieser Methode liegt die folgende allgemeine ("consensual") operationale Definition der
Kreativität zugrunde:
"A product or response is creative to the extent that appropriate observers independently agree it is
creative. Appropriate observers are those familiar with the domain in which the product was created or
the response articulated. Thus, creativity can be regarded as the quality of products or responses
judged to be creative by appropriate obervers, and it can also be regarded as the process by which
something so judged is produced" (Amabile, 1983, 31).
52
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Die theoretischen Betrachtungen Amabils orientieren sich an einer anderen, der konzeptuellen Definition der Kreativität.
"A product or response will be judged as creative to the extent that (a) it is both a novel and
appropriate, useful, correct or valuable response to the task at hand, and (b) the task is heuristic rather
than algorithmic" (Amabile, 1983, 33).
Amabile (1983; 1990) beschreibt eine sozialpsychologische Theorie der Kreativität. Ihr
Modell, das Komponentensystem der Kreativität ("componential framework of
creativity"), setzt sich aus drei Komponenten (bereichsrelevante Fertigkeiten,
kreativitätsrelevante Fertigkeiten, aufgabenbezogene Motivation), die alle notwenig sind,
damit es zu Kreativität kommt, und fünf Phasen zusammen (Abbildung 10). Sie
charakterisiert das Komponentensystem als "a general model of the process of task
engagement" (S. 81), das sowohl kreative und unkreative als auch heuristische und
algorithmische Lösungswege beschreibt.
Die bereichsrelevanten Fertigkeiten ("domain-relevant skills") enthalten den gesamten
Satz Reaktionsmöglichkeiten eines Individuums, aus dem die neue Reaktion ("response")
synthetisiert wird, und die Information, gegenüber der die neue Reaktion beurteilt wird.
Diese Komponente kann als Set kognitiver Lösungsmöglichkeiten für ein gegebenes
Problem oder eine gegebene Aufgabe betrachtet werden. Diese Lösungswege können gut
oder schlecht eingeübt, und deren Anzahl klein oder gross sein. Je mehr Möglichkeiten zur
Verfügung stehen, umso mehr Alternativen zur Entwicklung einer neuen
Ideenkombination sind möglich (Amabile, 1983, 69).
Die bereichsspezifischen Fertigkeiten beinhalten:
- Wissen über den Bereich
- erforderliche technische Fertigkeiten
- spezielles bereichrelevantes "Talent".
Sie hängen ab von:
- angeborenen kognitiven Fähigkeiten
- angeborenen Wahrnehmungs- und motorischen Fertigkeiten
- formeller und informeller Erziehung/Bildung (Amabile, 1983, 68).
Die kreativitätsrelevanten Fertigkeiten ("creativity-relevant skills"), deren individueller
Gebrauch das Ausmass bestimmt, mit dem das Produkt oder die Reaktion vorangehende
Produkte oder Reaktionen aus dem Bereich übertreffen wird, enthalten das gewisse Extra
der kreativen Leistung. Ohne kreativitätsrelevante Fertigkeiten wird auch ein
hochmotivierter Mensch mit guten bereichsrelevanten Fertigkeiten keine als kreativ zu
bezeichnende Leistungen erbringen (Amabile, 1983, 72).
53
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Ein wichtiger Teil der kreativitätsrelevanten Fertigkeiten ist das Wissen um Heuristiken.
Wie dies die konzeptuelle Definition Amabiles besagt ist ein Produkt kreativer, wenn es
mit einer heuristischen Methode gewonnen wurde. Die kreativitätsrelevanten Fertigkeiten
beinhalten:
- angemessener kognitiver Stil
- implizites oder explizites Wissen um Heuristiken zur Generierung neuer Ideen
- förderlicher Arbeitsstil.
Sie hängen ab von:
- Training
- Persönlichkeitszügen (Amabile, 1983, 68).
Die aufgabenbezogene Motivation ("task motivation") hat die Freiheit von extrinsischen
Zwängen zur Grundlage. Unter extrinsischen Zwängen werden Faktoren verstanden, die
die individuellen (kreativen) Leistungen kontrollieren wollen oder so wahrgenommen
werden.
Die aufgabenbezogene Motivation leitet sich in erster Linie aus der intrinsischen
Motivation ab. Intrinsische Motivation ist dann vorhanden, wenn sich eine Person in einer
Aktivität so stark engagiert, dass sie die Aktivität selbst als Ziel wahrnimmt (Amabile,
1983, 75-76).
Die aufgabenbezogene Motivation beinhaltet:
- Einstellung gegenüber der Aufgabe
- Wahrnehmung der eigenen Motivation, die Aufgabe in Angriff zu nehmen.
Sie hängt ab von:
- Höhe der intrinsischen Motivation gegenüber der Aufgabe zu Beginn
- An- oder Abwesenheit wichtiger extrinsischer Zwänge in der sozialen Umwelt
- individuelle Fähigkeit, die extrinsischen Zwänge kognitiv zu minimieren (Amabile,
1983, 68).
In Zusammenhang mit der aufgabenbezogenen Motivation steht Amabiles (1983, 91)
Hypothese der intrinsischen Motivation: "the intrinsically motivated state is conducive to
creativity, wheras the extrinsically motivated state is detrimental."
In einem Beitrag von 1988 relativieren Hennessey & Amabile die Aussagekraft dieser
Hypothese. Untersuchungen legen nahe, dass sie die Situation nicht richtig beschreibt.
Unter gewissen Umständen oder bei gewissen Menschen können sich intrinsische und
extrinsische Einflüsse auf additive Weise kombinieren. Eine wichtige Dimension dabei ist
das Selbstbewusstsein. Deci & Ryan (1985, zit. nach Hennessey et al., 1988) legten Daten
vor, die nahelegen, dass ein starkes und stabiles Selbstbewusstsein von einem starken
Selbstgefühl ("sense of self") ausgeht, was motivational gesprochen intrinsischer
Motivation und stärker integrierter Internalisation extrinsischer Motivation gleichkommt.
54
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Simon (1967) postulierte als wichtigste Funktion der Motivation die Aufmerksamkeitskontrolle. So kann der Unterschied zwischen intrinsischer und extrinischer Motivation
auch als Unterschied zwischen geteilter und ungeteiler Aufmerksamkeit gesehen werden.
Der extreme Zustand ungeteilter Aufmerksamkeit gegenüber einer Aufgabe kann unter
hoher intrinsischer Motivation als "a contraction of the perceptual field", oder einer
"heightened concentration on the task at hand" (wörtliches Zitat von Csikszentmihàlyi,
1978) gesehen werden (Amabile, 1983, 94-95).
Hier gibt es einen Berührungspunkt mit Martindales (1989) Theorieansatz (vgl. Kptl. II,
2.2.2), in den er den Ansatz von Mendelson (1976) mit der focused and defocused
attention integriert hat.
Das Komponentensystem der Kreativität (Abbildung 10) enthält die fünf Phasen: 1) Problem- oder Aufgabenpräsentation, 2) Vorbereitung, 3) Antwort/Reaktions-Generierung, 4)
Antwort/Reaktions-Validierung, 5) Resultat16, die von den drei oben besprochenen
Komponenten beeinflusst werden.
16
Die fünf Phasen entsprechen in etwas folgenden Phasen von Preiser (1976): 1c1/2, 2c3,
3c4/5, 4c6, 5c7/8.
55
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Abbildung 10: Das Komponentensystem der Kreativität nach Amabile (1983, 1990);
vereinfachte Darstellung.
1
Problem- od.
Aufgabenpräsentation
2
3
4
Vorbereitung
Antwort/
ReaktionsGenerierung
Antwort/
ReaktionsValidierung
aufgabenbezogene
Motivation
Lernen
5
Resultat
Erfolg
Ende
Misserfolg
Ende
Fortschritt
zurück zu 1
Bereichsrelevante
Fähigkeiten
Kreativitätsrelevante
Fähigkeiten
Set-breaking
Steigen oder Sinken
Quelle: Amabile, 1983, 78
Dünne Linien kennzeichnen den Einfluss einzelner Faktoren auf andere. Die dickeren Linien bezeichnen die
Schrittfolge des Prozesses. In der Abbildung werden nur direkte und wichtige Einflüsse dargestellt.
1) Das Problem oder die Präsentation der Aufgabe ist jene Phase, in der die Person durch
innere oder äussere Stimuli auf das Problem/die Aufgabe aufmerksam wird. Hier spielt
die aufgabenbezogene Motivation eine wichtige Rolle.
2) Die Vorbereitung dient der Suche nach relevanten Informationen und der Aufbereitung
alter Informationen und Wissen über Algorithmen. In dieser (unter Umständen) sehr
langen Phase wird viel gelernt. Die hier wichtigen Komponenten sind die bereichsrelevanten Fertigkeiten. Sind sie bereits ausreichend vorhanden, kann die Reaktivierung gespeicherter Informationen und Algorithmen fast augenblicklich vor sich gehen.
3) Die Bildung einer Lösung erfolgt in der dritten Phase, in der die Neuigkeit des Produktes oder der Antwort/Reaktion bestimmt wird. Die Person bildet Lösungsmöglichkeiten, indem sie die vorhandenen kognitiven Lösungswege durchgeht und
aufgabenrelevante Besonderheiten der Umwelt exploriert. Wichtige Einfüsse kommen
von der aufgabenbezogenen Motivation, mehr intrinsische als extrinsische, was zum
Spiel mit einer Aufgabe oder einem Problem führen kann, und den
kreativitätsrelevanten Fertigkeiten, die die Flexibiltät bestimmen mit denen die
kognitiven Lösungswege untersucht werden, die Aufmerksamkeit, die einen
Teilbereich des Problems erhält und inwieweit eine bestimmte Lösung verfolgt wird.
Die Suche nach Lösungsmöglichkeiten erfolgt heuristisch, das heisst, der Zufall spielt
immer ein bisschen mit.
4) Bei der Prüfung der Lösung geht es um die Bestimmung des Ausmasses, in dem die
Lösung brauchbar, korrekt oder wertvoll ist. Die bereichsrelevanten Fertigkeiten
56
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
spielen hier eine wichtige Rolle.
5) Das Resultat ist die Folge der Entscheidung, die aufgrund der Phase vier getroffen
wird. Wird die Lösung als kreativ betrachtet oder als totaler Misserfolg bewertet, so
wird der Prozess beendet; ist ein brauchbarer Teilerfolg erreicht worden, beginnt der
Prozess wieder bei der ersten Phase. Die in jedem Falle neu gewonnenen
Informationen vergrössern die Menge der bereichsspezifischen Fertigkeiten. Bleibt die
aufgabenbezogene Motivation, die durch das Resultat beeinflusst wird, hoch genug,
erfolgt ein neuer Versuch, und das Problem wird den gemachten Erfahrungen gemäss
von einer etwas anderen Seite angegangen. Je komplexer ein Problem, desto
komplexer ist auch die Erzeugung einer kreativen Lösung; dementsprechend wird der
Prozess auch mehrmals durchlaufen (Amabile, 1983, 77-81).
Weitere Verbindungen bestehen zwischen der aufgabenbezogenen Motivation und den
bereichsrelevanten (Lernen) und den kreativitätsrelevanten Fertigkeiten (set-breaking).
Das Set-breaking (das Aufbrechen von herkömmlichen Algorithmen, Situationen etc.)
steht vermutlich in enger Verbindung mit der intrinsischen Motivation. Amabile (1983)
vermutet, dass die Erhöhung der intrinsischen Motivation auch das Aufbrechen von Sets
und die kognitiven Risiken steigert. Diese Risikobereitschaft scheint für hohe Kreativität
essentiell zu sein.
2.2.4 Systemischer Ansatz
"We cannot study creativity by isolating individuals and their works from the social and historical
milieu in which their actions are carried out. This because what we call creative is never the result of
individual action alone" (Csikszentmihàlyi, 1988, 325).
Aus dieser Feststellung entwickelte Csikszentmihàlyi (1988, 1990) sein systemisches
Modell der Kreativität ("locus of creativity") mit den drei Subsystemen Feld, Domäne und
Person (vgl. Abbildung 11).
Das Phänomen der Kreativität ist ein Resultat aus der Interaktion zwischen den drei Subsystemen. Ob etwas kreativ ist oder nicht, wissen wir nur aus dem Vergleich mit anderen
Produkten der gleichen Art, meist aber erst nachdem uns von Experten gesagt wurde, was
kreativ ist und was nicht. Konsequenz dieser unvermeidbaren Situation ist, dass das
soziale Übereinkommen eines der konstitutiven Aspekte der Kreativität ist, ohne die es das
Phänomen nicht geben würde (Csikszentmihàlyi, 1988, 326-327).
Die Beziehungen des Modells von Csikszentmihàlyi (1988; 1990) sind dynamische
Verbindungen einer zirkukären Kausalität. Das heisst, jedes der drei Subsysteme
beeinflusst die anderen und wird von den anderen beeinflusst. "One could say that the
57
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
three systems represent three moments of the same creative process" (Csikszentmihàlyi,
1988, 329).
Abbildung 11: Der locus of creativity
soziales System
Kultur
FELD (soziale Organisation der Domäne)
bewahrt
ausgewälte
Varianten
DOMÄNE
(Symbol-System)
übermittelt
strukturierte
Information
und Aktion
produziert
Variation
und Veränderung
PERSON
genetischer Pool
und persönliche
Erfahrungen
Quelle: Csikszentmihàlyi (1988, 329)
Im Gegensatz zu Csikszentmihàlyis (1988;1990) Modell nehmen die personzentrierten
Ansätze das Individuum als entscheidendes Moment, das die äusseren Einflüsse zur
Entwicklung von Kreativität zu Hilfe nehmen. Csikszentmihàlyi (1988, 203) nimmt an,
das der kreative Prozess ausserhalb der Person in der Interaktion zwischen den drei Subsystemen stattfindet. Wirkliches Verständnis der Kreativität erfolgt demzufolge nur aus
der Untersuchung der Interaktion zwischen den drei Systemen.
Der Unterschied zwischen einem personzentrierten und einem systemischen Ansatz ist
nicht bloss eine Sache der Semantik oder der Metaphysik. Vielmehr schlagen die zwei
Ansätze völlig unterschiedliche testbare Vorhersagen. Wenn die personzentrierten Ansätze
der Wahrheit näher sind, dann müssten die Charakteristiken der Individuen über die
verschiedenen Domänen, sozialen Kontexte und historischen Perioden für die Vorhersage
von Kreativität sowohl notwendig als auch ausreichend sein. Der systemische Ansatz
besagt, dass die individuellen Charakteristiken notwendig sein können, um eine Person als
kreativ erscheinen zu lassen, aber er postuliert, dass dies nicht a priori gemacht werden
kann. Stattdessen verlangt er den Einbezug der Charakteristiken der entsprechenden
Domäne und des entsprechenden Feldes (Csikszentmihàlyi, 1990, 205).
58
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Jedes der drei Subsysteme hat eine bestimmte Funktion zu erfüllen, um zusammen den
kreativen Prozess zu ermöglichen.
Die Person ist für die Variation in einer Domäne zuständig. Die Charakteristiken, welche
kreative Menschen von anderen unterscheiden - Persönlichkeitszüge und Werte,
Entdeckungen und das Finden von Problemen, intrinsische Motivation - beeinflussen nur
das eine System, die Person. Da sie keinen direkten Einfluss auf die anderen Systeme
haben, können sie die Kreativität auch nicht determinieren (Csikszentmihàlyi,. 1990, 202,
205).
Das Feld als Teil des sozialen Systems legt die Struktur der Domäne fest. Seine Hauptfunktion besteht darin, die Domäne so zu erhalten, wie sie ist; seine sekundäre Funktion
hilft, eine einsichtige Auswahl neuer Inhalte zu entwickeln. Das Feld besteht aus
Mitgliedern (Experten), die die Grammatikregeln der Domäne kennen und mehr oder
weniger organisiert als Bewahrer der Regeln auftreten. Es ist das Feld, welches
entscheidet, was kreativ ist und was nicht (Csikszentmihàlyi, 1990, 201, 206).
Die Domäne ist ein symbolisches System innerhalb einer Kultur mit einer Sammlung von
Regeln, die ihre Gedanken und Handlungen repräsentieren. Die Funktion einer Domäne
besteht darin, vom Feld ausgewählte erwünschte Leistungen zu erhalten und einer neuen
Generation in einer leicht verständlichen Form zu übermitteln (Csikszentmihàlyi, 1990,
208).
Zeit spielt im kreativen Prozess eine wichtige Rolle. Vor einer zündenden Idee steht meist
eine lange Periode Arbeit in der entsprechenden Domäne. Im weiteren braucht eine gute
neue Entdeckung auch heute (1988) ein Mittel von 7 Jahren bis zum ersten Erscheinen in
den Fachbüchern.
Der einzige Weg herauszufinden, ob etwas kreativ ist oder nicht, erfolgt durch Vergleich,
Evaluation und Interpretation.
Die Richtung der Pfeile in Abbildung 11 bezeichnen eine aufsteigende Spirale, in der jede
neue Information zum Input für die nächste Generation wird. Das Modell bezichnet also
einen Zyklus im kulturellen Evolutionsprozess. Die Richtung der Pfeile kennzeichnt nur
den Haupttrend, es ist zum Beispiel auch möglich, dass ein Feld direkt auf eine Person
wirkt und das Hervorbringen eines kreativen Produktes ermöglicht (Csikszentmihàlyi,
1988, 332-333).
2.3 Definition der Kreativität
"Kreativität lässt sich nicht scharf und objektiv definieren. Definitionsversuche müssen
letzten Endes bei dem empirisch beobachtbaren Produkt ansetzen." Zu diesem Schluss
gelangt Preiser (1976, 6-7).
Im weiteren muss auf die verwendeten Messverfahren Rücksicht genommen werden. In
59
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
der vorliegenden Arbeit wird dem entsprochen, indem die consensual definition of
creativity von Amabile (1983, 31) übernommen wird:
"A product or response is creative to the extent that appropriate observers independently agree it is
creative. Appropriate observers are those familiar with the domain in which the product was created or
the response articulated. Thus, creativity can be regarded as the quality of products or responses
judged to be creative by appropriate observers, and it can also be regarded as the process by which
something so judged is produced."
Eine zweit Definition von Amabile (1983, 33) wird von ihr als konzeptuelle Definition
bezeichnet, in der sie sich auf das Produkt als neu, angemessen und heuristisch beruft. Bei
Martindale (1989, 211) wird das kreative Produkt als originell, angemessen und brauchbar
bezeichnet. Zusammenfassend lässt sich sagen: das kreative Produkt ist neu, originell,
angemessen und heuristisch gewonnen.
Ein zweiter Aspekt, vertreten durch die Messung der Kreativität mit Hilfe der Kreative
Persönlichkeit Skala (KPS) von Gough (1979) aus der Adjective Check List, liegt in der
Person, die ein kreatives Produkt hervorbringt. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass
eine Reihe von Persönlichkeitszügen in vermehrtem Masse bei kreativen Menschen
vorhanden sein müssen (Martindale, 1989; Simonton, 1988).
Ein letzter Aspekt, für den es in dieser Arbeit keine direkten Vergleichsmöglichkeiten
gibt, ist der Einfluss der Umwelt und der Kultur auf die Kreativität, wie er von
Csikszentmihàlyi (1988; 1990) in seinem systemischen Modell vertreten wird.
2.4 Verteilung und Vorkommen der Kreativität
In einer CD-ROM-Recherche (PsycLit, 1994; Psindex, 1994) fanden sich nur wenige
empirische Studien zur Kreativität in der allgemeinen Bevölkerung, bei StudentInnen oder
bei KünstlerInnen. Zur Verteilung der Kreativität wurden praktisch keine Studien
gemacht. Oft handelt es sich um Arbeiten, die das Konzept Kreativität nur als eines von
mehreren miterheben oder ein neues Messinstrument untersuchten. Im folgenden werden
die wesentlichen Resultate der gefundenen Studien kurz dargestellt. Etwas genauer wird
die Eichstichprobe der CPS (Creative Personality Scale ) von Gough (1979) beschrieben,
da es sich um das Original der in dieser Arbeit verwendeten KPS handelt.
2.4.1 Allgemeine Bevölkerung
Zur Untersuchung der Reliabilität und Validität der Creative Personality Scale (vgl. Kptl.
III, 1.2.3.2; Skalierung: -12 bis 18), einer Subskala der Adjective Check List (ACL), stan-
60
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
den Gough (1979) mehrere Populationen zur Verfügung. Eine Gruppe von 256 Männern17
erreichte einen Durchschnitt von 3.57 (sd 3.99). Abgesehen von einer nicht näher
beschriebenen Gruppe mit 35 Partizipanten (M 2.00, sd 3.01) war dies der tiefste Wert.
Der Durchschnitt aller Teilnehmer (N=1113), errechnet aus der jeweiligen Probandenzahl
N und dem entsprechenden Gruppendurchschnitt M (N1*M1+N2*M2+...), liegt bei 5.01.
Dieser Wert entspricht dem Durchschnitt, den Gough (1979) bei 760 college Studenten
fand (5.03, sd 4.01). Im Manual der ACL (Gough & Heilbrun, 1983) wurde für die CPS
ein Mittelwert über alle männlichen Partizipanten von 4.11 (sd 3.98, N=5236) errechnet.
Bei einer weiblichen Population18 (N=126) ergab sich ein CPS-Wert von 4.40 (sd 4.07).
Er ist grösser als bei Mathematikerinnen (3.34, sd 4.45) und einer nicht näher beschriebenen Gruppe (0.00, sd 3.25), jedoch tiefer als bei reinen Studententinnenpopulationen.
Der Durchschnitt aller, errechnet aus den Angaben einer Tabelle (Gough, 1979), beträgt
4.71 (N=588), der von Gough (1979) für eine weibliche Gruppe angegebene Wert ist 3.97
(sd 4.34, N=1121). Einen vergleichbaren Score findet man im Manual der ACL (Gough &
Heilbrun, 1983): 3.55 (sd 4.08, N=4164).
Der Unterschied zwischen Frauen und Männern ist nach Gough (1979, S. 1402)
signigikant (p<0.01; Männer: 5.01, sd 4.01, N=760; Frauen: 3.97, sd 4.34, N=1121). Das
trifft aber nicht für jede einzelne Population zu, und die Männer weisen nicht
durchgehend höhere Kreativitätswerte auf.
In einer Sammlung von Arbeiten mit dem GIFT (Group Inventory for Finding Creative
Talent) von Rimm & Davis (1981) fanden die Autoren signifikante Unterschiede
zwischen talentierten und "normalen" Kindern (Kindergarten und Klasse 1-6).
Signifikante Unterschiede ergaben sich zwischen australischen Schülern (Klassen 3-6)
einer Privatschule (höhere Werte), einer Schule auf dem Land (tiefere Werte; p<0.05) und
einer Stadt-Schule (tiefste Werte; p<0.001) sowie zwischen immigrierten Schülern
(höhere Werte) und den Schülern der Stadt-Schule (tiefere Werte; p<0.001).
Jones, Ellen, Chernovetz & Hansson (1978) hypothetisierten nach einer Theorie von Bem
(1974), dass androgyne Menschen kreativer seien als nicht-androgyne. Die Hypothese
konnte nur bei Frauen bestätigt werden.
Alpaugh, Parham, Cole & Birren (1982) fanden mit einem Uses of Objects Test
quantitative und qualitative Unterschiede zugunsten von jüngeren Frauen (20-38 Jahre) im
Vergleich zu älteren (60-83 Jahre).
17
100 Air Force Offiziere, 70 Medizinschul-Absolventen, 20 college Studenten im 2. Jahr,
41 Männer einer Studie für "population psychology", 25 Männer einer Studie zu
"environmental preferences".
18 20 college Studentinnen (2. Jahr), 41 Frauen einer Studie für "population psychology",
25 Frauen einer Studie zu "environmental preferences", 40 Recht-Studentinnen im 1. Jahr.
61
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
2.4.2 StudentInnen
In der oben bereits aufgeführten Studie von Gough (1979) erreichten graduierte Psychologie-Studenten (5.96, sd 3.86, N=530) und Studentinnen (5.43, sd 3.88, N=335) mit
Ausnahme gegenüber Wissenschaftlern (5.98, sd 3.71, N=45) die höchsten Werte auf der
CPS. Ebenfalls hohe Werte fanden sich bei College Schülerinnen (5.10, sd 4.24, N=51),
deutlich tiefere bei Ingenieur-Studenten (3.88, sd 3.94, N=66).
Kalliopuska (1992) legte 20 Studenten eines Einführungskurses in Psychologie den Sauri
test on the creative way of living vor. Er korreliert signifikant (p<0.01) mit Spontaneität
(r=.56) und Gefühlsreaktivität (r=.44; Sensitivität gegenüber eigenen Bedürfnissen und
Gefühlen), nicht signifikant zu positiver Selbstwahrnehmung (r=.43), Selbstakzeptanz
(r=.31) und Empathie (r=.43).
Kreativere Adoleszente (N=65) mit einem Durchschnittsalter von 19.3 (sd 0.70) mit
höheren Werten im How Do You Think Inventory wiesen auf sechs von elf SelbstbildDimensionen ein besseres psychosoziales Funktionieren auf als 69 Adoleszente mit
tieferen Kreativitätswerten (Smith & Tegano, 1992).
Eine Normalverteilung des kreativen Potentials (Flüssigkeit, Flexibiltität, Originalität)
fand Gupta (1988) bei 550 "high school science" Schülern und kommt zum Schluss, dass
Kreativität in jedem Kind vorhanden und nicht eine exklusive Eigenschaft von Genies ist.
Einer vorwiegend dunkelhäutigen Population von 66 graduierten StudentInnen zwischen
22 und 48 Jahren (Mittelwert: 29.33) wurde von Glover & Sautter (1977) der Torrance
Test of Creative Thinking und der Wallach und Kogan Choice Dilemma Questionnaire
vorgelegt. Die Autoren fanden ein höheres Risikoverhalten (p<0.01) in den Bereichen
Flexibilität und Originalität, ein tieferes im Bereich Elaboration und keines im Bereich
Flüssigkeit.
Singh & Gupta (1977) kamen in einer Erhebung von 1000 13-18jährigen indischen
SchülerInnen zum Schluss, dass es keine oder nur eine geringe Beziehung gibt zwischen
Kreativität und traditionellen Werten. Sie vermuten bei kreativen SchülerInnen ein
eigenes einzigartiges Wertesystem.
2.4.3 KünstlerInnen
In der Gough-Studie von 1979 erreichten 124 Architekten auf dem CPS einen relativ
hohen Wert von 5.28 (sd 3.86). Als oft hochkreative Gruppe, jedoch nicht als Künstler,
werden Wissenschaftler bezeichnet. Wie oben erwähnt, erreichten Wissenschaftler die
durchschnittlich höchsten Werte, weniger hoch lag der Mittelwert von 57 Mathematikern
(4.44, sd 4.20) und 41 Mathematikerinnen (3.34, sd 4.45).
62
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
Pufal-Struzik (1992) untersuchte 177 Künstler und 105 Nicht-Künstler verschiedener
Altersklassen (20-87 Jahre). Sie fand heraus, dass Ältere eine bessere Selbsteinschätzung
haben, die auf Erfahrung und kreativem Output begründet liegt, und dass Künstler selbstzufriedener, unabhängiger und in schwierigen Situationen resistenter sind und stärkere,
das Funktionieren nicht störende neurotische Tendenzen aufweisen.
Musikstudenten eines Konservatoriums (N=26) und einer Universität (N=37)
unterschieden sich wenig voneinander. Die Gesamtpopulation erwies sich signifikant
kreativer als Nicht-Kunststudenten, jedoch nicht so hoch kreativ wie Kunststudenten
(Alter, 1989).
Junge Ballet-TänzerInnen der Finnischen National-Oper (9-17 Jahre) haben in der
Tendenz mehr kreative Hobbies, ein grösseres Selbstvertrauen und sind empathischer und
sensitiver (besonders Mädchen) als eine Vergleichsgruppe (Baseballspieler, 9-16 Jahre;
Kalliopuska, 1989, 1991). Unterschiede in der Kreativität bei den Ballet-TännzerInnen
zwischen Knaben (höher) und Mädchen fand Kalliopuska (1989) mit dem Torrance
Creativity Test (picture completion) nur im Bereich der Flexibilität.
StudentInnen (N=212) verschiedener Kunst- und Tanzrichtungen und einer Gruppe aus
einem "general liberal arts lecture course" (N=150) im Alter zwischen 17 und 46 Jahren
(Durchschnitt: 23) zeigten keine signifikanten Unterschiede (Kunststudenten vs. nicht
Kunststudenten; Tänzer mit verschiedenen Trainingserfahrungen) auf der Barron Welsh
Art Scale (Predock-Linnell, 1987).
In einer Untersuchung von Patnoe (1985) liessen sich keine Unterschiede in der
Kreativität zwischen professionellen Symphonie- (N=30) und Jazzmusikern (N=30)
finden, dasselbe Resultat ergab sich bei je 30 studentischen Musikern derselben Sparten.
Zur Messung der Kreativität dienten zwei Skalen der ACL (CPS, CCr=Composite
Creative Personality Scale). Die Autorin stellt aufgrund dieser Ergebnisse die
Generalisierbarkeit der ACL, zumindest dieser zwei Skalen, in Frage.
Kerr, Shaffer, Chambers & Hallowell (1991) fanden keinen signifikanten Unterschied im
Drogengebrauch unter erfahrenen und nicht-erfahrenen Künstlern (N=61) und im
Vergleich zu einer Kontrollgruppe (N=25). Nur unter den Musikern gab es mehr Kokainund gelegentliche Marihuanakonsumenten. Ausserdem glauben die meisten Künstler
dieser Erhebung, dass Drogenkonsum die Kreativität behindert und nicht zum
Kreativitätsprozess gehört.
Trollinger (1981) überprüfte zwei Hypothesen: 1. hochkreative Musikerinnen (N=34) erfahren weniger Angst während eines Auftrittes als wenigkreative (N=40) und 2. hochkreative Musikerinnen tendieren dazu, Bereiche (z.B. Dirigieren und Komponieren), die mit
der Rolle als Frau in Konflikt stehen, zu vermeiden. Die Hypothesen konnten beide
angenomen werden. In einem späteren Artikel berichtet die Autorin, dass die meisten
hochkreativen Musikerinnen konsistent Tätigkeiten wählen, die alleine ausgeführt werden
63
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
(z.B. Lesen), während sich weniger kreative Musikerinnen Aktivitäten zuwenden, die
soziale Interaktionen beinhalten (Trollinger, 1983).
Bilota & Lindauer (1980) fanden bei Tanz- (N=9) und PsychologiestudentInnen (N=26)
höhere Kreativitätswerte (Remote Associative Test) als bei Naturwissenschafts- (N=9) und
KunstprofessorInnen (N=7) sowie bei KunststudentInnen (N=14).
Kanner (1976) kam nach einer Reanalyse von MacKinnon's (1962) an 124 Architekten
gewonnenen Daten zu Resultaten, die nahelegen, dass kreative Architekten keine Differenzen in ihrer maskulinen, jedoch hoch signifikante (p<0.001) in ihrer femininen
Tendenz und leicht signifikante (p<0.025) in ihrer Feminität zeigen. Die Daten führen in
die selbe Richtung wie die von Jones et al. (1974).
64
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
2.5 Zusammenfassung
Die Ansichten von Platon, die Quelle der Kreativität sei göttliche Inspiration, und von
Aristoteles, der Fähigkeiten, Spontaneität und den Zufall für Kreativität verantwortlich
machte, wechselte sich im Laufe der Geschichte immer wieder ab. In der bürgerlichen
Emanzipationsbewegung wurde der Begriff des Genies gebildet. Als erster, der sich
wissenschaftlich-psychologisch mit der Kreativität beschäftigte, gilt Galton (1869), als
Auslöser der heutigen Kreativitätsforschung ein Vortrag Guilfords von 1950.
Die vier wichtigsten Forschungsrichtungen der Kreativität können unter den Begriffen
Prozess (Kreativität vollzieht sich über längere Zeit unter harter Arbeit in mehreren
Phasen), Person (kognitive Charakteristiken, Persönlichkeit und Motivation, spezielle
Ereignisse und Erlebnisse während der eigenen Entwicklung), Produkt (origniell,
angemessen, brauchbar, heuristisch) und Plätze (Umwelt, Umgebung, Vorbilder,
Geschichte, Politik, Kultur etc.) zusammengefasst werden.
Der Zusammenhang von Kreativität und Intelligenz ist umstritten. Ein häufig
beschriebener Ansatz ist die Schwellentheorie, wonach Kreativität mit Intelligenz bis zu
einer bestimmten Schwelle (meist IQ=120) korreliert und dann unabhängig wird.
Eine Verbindung von Kreativität mit psychischer Krankheit wird oft vermutet, doch kann
es sich auch um eine Missdeutung des häufig von Normen abweichenden Verhaltens
kreativer Menschen handeln.
Langley & Jones (1988) betrachten in ihrer Theorie der wisschenschaftlichen Einsicht die
Einsicht als Erinnerungsphänomen, das sich um Bezeichnungs- und Wiedergewinnungsmechanismen zentriert. In der Vorbereitungsphase werden im Gedächtnis Strukturen bezeichnet (indexiert), die im Moment der Illumination mittels Analogiebildung, durch ein
Schlüsselereignis ausgelöst, zu einer neuen Einsicht führen. In der Inkubationsphase
geschieht nichts.
Zentral in Martindales (1981; 1989) Kreativitätsmodell sind die Kombination mentaler
Elemente zu einer kreativen Idee und die kortikale Erregung. Der kreative Prozess wird
beeinflusst von Persönlichkeitsvariablen (Art des Interesses, unklare Rollenidentität,
Alter, Bildung, Motivation) und situativen Variablen (kreative Umgebung,
Rollenmodelle, Politik). Martindale zufolge besteht das Bewusstsein aus einem Set
momentan aktivierter Knoten. Ist eine relativ grosse Menge Knoten in gleichem Mass
aktiviert, befindet sich der Mensch in einem Primärprozesszustand (flache
Assoziationshierarchie, ungerichtete Aufmerksamkeit) was eine leichtere Analogiebildung
ermöglicht, d.h. die Kreativität wird erhöht . Zum Erreichen dieses Zustandes ist eine
allumfassende tiefere kortikale Erregung notwendig. Entscheidend ist die kortikale
Aktivation während der kreativen Betätigung, vor allem während der Inspirationsphase.
Amabile beschrieb 1983 ihr Komponentenmodell der Kreativität, das sich zusammensetzt
aus bereichsrelevanten Fertigkeiten (Set kognitiver Lösungsmöglichkeiten für ein/e gege65
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Kreativität
bene/s Problem/Aufgabe), kreativitätsrelevanten Fertigkeiten (Wissen um Heuristiken)
und aufgabenbezogene Motivation (Grundlage ist die Freiheit von extrinsischen Zwängen,
die intrinsische Motivation). Das Modell verläuft über fünf Phasen (Problem/Aufgabenpräsentation, Vorbereitung, Antwort/Reaktionsgenerierung, Antwort/Reaktionsvalidier–
ung, Resultat) und beinhaltet Rückkoppelungsschlaufen.
Die Grundlage von Amabiles Forschung liefert die Hypothese der intrinsischen
Motivation, wonach intrinsische Motivation die Kreativität fördert und extrinsische sie
verhindert.
Csikszentmihàlyi (1988; 1990) entwickelte ein systemisches Modell der Kreativität mit
drei Subsystemen: das Feld als Teil des sozialen Systems legt die Struktur der Domäne
fest und entscheidet, was kreativ ist und was nicht; die Domäne als ein symbolisches
System innerhalb der Kultur beinhaltet eine Sammlung von Regeln; die Person ist
zuständig für die Variation in einer Domäne. Persönlichkeitszüge und Werte haben direkt
nur Einfluss auf das Subsystem Person und können nicht alleine ausschlaggebend für eine
kreative Leistung sein. Die Kreativität ist das Resultat aus der Interaktion zwischen den
drei Subsystemen. Jedes Subsystem beeinflusst die zwei anderen, es handelt sich um
dynamische Verbindungen einer zirkulären Kausalität.
Kreativität ist schwer zu definieren. Nach Ansicht von Amabile (1983) und auch
Csikszentmihàlyi (1988; 1990) ist das kreativ, was von Experten als solches bezeichnet
wird. Ein kreatives Produkt wird bezeichnet als neu/originell, angemessen, brauchbar und
heuristisch gewonnen. Eine weitere Sichtweise ist die Annahme der Existenz bestimmter
zur Kreativität führender Persönlichkeitsmerkmale.
Aus einer Reihe von Studien zur Kreativität in der allgemeinen Bevölkerung, bei StudentInnen und bei KünstlerInnen hier einige wesentliche Resultate: Mit der CPS (Creative
Personality Scale) erwiesen sich Männer signifikant kreativer als Frauen, das trifft aber
nicht für jede Population zu, und Männer haben nicht durchgehend höhere Kreativitätswerte. PsychologiestudentInnen haben mit Ausnahme gegenüber Wissenschaftlern die
höchsten CPS-Werte (KünstlerInnen waren keine in der Studie); auch mit einem Remote
Association Test hatten PsychologiestudentInnen die besten Ergebnisse. Kreativität
(gemessen bei Psychologiestudenten) korreliert beachtlich mit Spontaneität, Gefühlsreaktivität, positiver Selbstwarhrnehmung, Selbstakzeptanz und Empathie.
Androgyne Frauen scheinen kreativer zu sein als nicht androgyne Frauen. Kreative
Adoleszente zeigen ein besseres psychosoziales Funktionieren als andere. KünstlerInnen
schliessen je nach Testverfahren nicht immer besser ab als Vergleichsgruppen. Künstler
erwiesen sich als selbstzufriedener, unabhängiger, in schwierigen Situationen resistenter
und zeigen stärkere (nicht störende) neurotische Tendenzen als Nicht-Künstler, und sie
konsumieren nicht mehr Drogen als eine Vergleichsgruppe, sondern finden
Drogenkonsum für den Kreativitätsprozess hinderlich.
66
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
3. Psychologische Konzepte im Zusammenhang mit Dissoziation
"Schliesslich habe ich gebrüllt. Die Menschen um mich her standen wie vom Schlage
gerührt. Der Kakadu klafterte einen Augenblick reglos, dann falteten sich die
weissen Flügel, und der Vogel kam im Sturzflug herab und landete auf meinem
hingehaltenen Arm.
Noch einmal gut gegangen."
(Konrad Lorenz, Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen, 1967)
Wie in Kptl. 1.5 ausgeführt, haben Menschen mit Schizophrenien (Psychosen), Depressionen und Angststörungen höhere Werte auf dem DES als, gesunde Menschen. Positive
Korrelationen zwischen Dissoziation (PAS: Perceptual Alteration Scale) und Depression
(BDI; r=.45) sowie Eigenschaftsangst (STAI; r=.52) werden von Sanders (1988) berichtet.
Norton, Ross und Novotny (1990) fanden Korrelationen von Dissoziation (DES) mit Depression (r=.55) und Psychotizismus (r=.67; Subskalen der HSCL-90: Hopkins Symptom
Checklist von Lipman, Covi & Shapiro, 1979). Martindale (1989) zitiert Publikationen, die
bei kreativen Menschen von hohen Psychotizismuswerten auf dem EPI (Eysenck Personality Inventory) und entsprechenden Skalen auf dem MMPI berichten. Maddi & Andrews
(1966, zit. nach Martindale, 1981) fanden bei Kreativen höhere Angstwerte.
Um allfällige Einflüsse durch diese psychologischen Konstrukte zu kontrollieren, und um
die in der Literatur berichteten Zusammenhänge zur Kreativität und vor allem zur Dissoziation zu finden, werden in der vorliegenden Untersuchung entsprechende Messinstrumente verwendet, der P-14, eine Psychotizismus-Skala von Baumann & Dittrich
(1975), das BDI, das Beck Depressionsinventar (Beck, Rush, Shaw & Emery (1981/1978),
und zur Messung der momentanen und der allgemeinen Ängstlichkeit das STAI von Laux,
Glanzmann, Schaffer & Spielberger (1981). Die Instrumente werden an späterer Stelle
beschrieben (Kptl. III, 1.2).
3.1 Psychotizismus
Zu den zwei Dimensionen Extraversion-Introversion (E) und Neurotizismus (N) von
Eysenck existiert eine dritte, die zu den anderen orthogonale Dimension Psychotizimus (P)
(Eysenck, 1992, 757). Nach Ansicht von Eysenck (1992) handelt es sich beim Psychotizismus um eine mehr oder weniger normalverteilte Persönlichkeitseigenschaft, die sich
auf einem Kontinuum zwischen normal und schizophren erstreckt. Die Daten mit der PSkala ergaben allerdings, so Eysenck & Eysenck (1975, zit. nach Eysenck, 1992) eine
67
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
rechtsschiefe Verteilung19. Baumann & Dittrich (1975) und auch Baumann & Rösler
(1981) fanden in ihren Neukonstruktionen einer Psychotizismus-Skala eine linksschiefe
Verteilung. Zu den Daten der vorliegenden Untersuchung siehe Kptl. III, 5.3.5 und
Anhang 7.
Eysenck (1992) versuchte anhand einer Literaturübersicht darzustellen, dass die Psychose
ein einheitliches Konzept sei, wozu auch affektive Störungen und Psychophatologie
gehörten. Das Kontinuum von normal bis zur Psychose bildet die Grundlage zum Konzept
des Psychotizismus. Das Kontinuum verläuft entlang von "altruistic, scolarized, empathic,
conventional, conformist" auf der einen und "criminal, impulsive, hostile, aggressive,
psychopathic, schizoid, unipolar depressive, affective disorder, schizoaffective, schizophrenic" auf der anderen Seite (einer Abbildung entnommen, S. 758). Die zum Psychotizismus-Faktor höherer Ordnung gehörenden Faktoren sind nach Ansicht von Eysenck
(1992, 158): "aggresive, cold, egocentric, impersonal, impulsive, antisocial, unempathic,
creative20, tough-minded".
Nach dem DSM-IV (APA, 1994) werden zur Schizophrenie (katatoner, desorganisierter,
paranoider, undifferenzierter, residualer Typus; dazu wird die jeweilige Chronizität
kodiert), Wahnhafte (paranoide) Störungen (Liebeswahn, Grössenwahn, Eifersuchtswahn,
Verfolgungswahn, Körperbezogener Wahn, Unbestimmt) und Psychotische Störungen, die
Nicht Andernorts Klassifiziert Sind (Kurze Reaktive Psychose, Schizophreniforme
Störung, Schizoaffektive Störung, Induzierte Psychotische Störung, Psychotische Störung
NNB) gezählt.
Im ICD-10 (WHO, 1993/1992) sind Psychosen in der Kategorie Schizophrenie, schizotype
und wahnhafte Störungen dargestellt: Schizophrenie (ebenfalls mit Untertypen und
Verlauf kodiert), schizotype Störung, anhaltende wahnhafte Störung, akute
vorübergehende psychotische Störung, induzierte wahnhafte Störung, schizoaffektive
Störungen, sonstige nichtorganische psychotische Störungen und nicht näher bezeichnete
nichtorganische Psychose.
Die Inzidenz schizophrener Erkrankungen liegt nach einer Studiensammlung von Häfner
(1989, 192) zwischen 0.08 und 0.69 Betroffenen pro 1000 Einwohner. Nach einer restriktiven Schizophreniedefinition (hauptsächlich nach den produktiven Erstrangsymptomen
sensu Kurt Schneider) ergibt sich eine Rate von 0.1 pro Tausend (Rey & Thurm, 1990, zit.
nach Häfner, 1987).
19
Eysenck (1992) geht wahrscheinlich davon aus, je grösser der Psychotizismus, desto
weiter rechts sich die Person auf der Grafik befindet, während Baumann et al. (1973) die
Daten auf der Abzisse abtragen mit dem höchsten Wert auf der linken und dem tiefsten
Wert auf der rechten Seite!
20 Zum Zusammenhang von Psychotizismus und Kreativität in der vorliegenden
Untersuchung siehe Kptl. III, 5.4.6.
68
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
Die Prävalenz der Schizophrenie liegt nach Angaben von Rey et al. (1990) bei 0.2-0.4%,
Häfner & Weyerer (1990, 47) geben eine Schwankungsbreite von 0.0-2.7% mit einem
Median von 0.6% an. In dieser Literaturübersicht, die sich auf Studien bei Erwachsenen
aus Nordamerika und Europa bezieht, finden sich auch Prävalenzangaben über Psychosen
(zwischen 0.0-8.3%, Median: 1.6) und affektive Psychosen (0.0-1.9%, Median: 0.3).
Das kumulative Erkrankungsrisiko der Schizophrenie für Frauen und Männer ist in etwa
gleich gross mit dem Unterschied, dass Männer durchschnittlich rund 10 Jahre früher in
Behandlung kommen. Der Beginn liegt bei den meisten Schizophrenien zwischen der
Pubertät und dem 30. Lebensjahr. Bei Frauen häufiger sind Spätschizophrenien, die um
das 50. Lebensjahr in Erscheinung treten. Die Prognose der Schizophrenien ist je nach
Verlauf sehr verschieden (Rey et al., 1990).
Es gibt viele Erklärungsmodelle für die Schizophrenie. Eine eindeutige Ursache konnte
bisher noch nicht gefunden werden. Rey et al. (1990) führen eine Reihe von Faktoren auf,
die einen Einfluss auf schizophrene Störungen haben. Es sind genetische Faktoren,
Persönlichkeitsfaktoren, Faktoren aus der life-event-Forschung, biologische21 und
physiologische sowie psychologische Faktoren. Ein Art der Erklärungsmodelle sind die
Vulnerabilitäts-Modelle (z.B. Zubin & Spring, 1977; Ciompi, 1984), die integrierend
verschiedene Faktoren berücksichtigen. "Das Vulnerabilitätskonzept postuliert als zentrale
Störung bei der Schizophrenie eine überdauernde, erhöhte Verletzbarkeit, die sich erst
unter bestimmten Bedingungen in einer schizophrenen Episode manifestiert. Diese
Verletzbarkeit definiert Zubin als Schwellensenkung des Individuums gegenüber sozialen
Reizen, wie z.B. Lebensereignissen, die dadurch zu Stressoren werden und über
Zwischenschritte psychotisches Geschehen auslösen können (vgl. Olbrich, 1987). Die
Vulnerabilität besteht aus angeborenen und erworbenen Anteilen: Die angeborene
Vulnerabilität ist genetisch und in der Neurophysiologie des Organismus festgelegt. Durch
Traumata, spezifische Erkrankungen, perinatale Komplikationen, ungünstige
Familienerfahrungen oder Ereignisse kann eine erworbene Vulnerabilität entstehen" (Rey
et al., 1990, 373).
Das Kontinuitätsmodell, wie es ähnlich von Eysenck (1992) vertreten wird, würde in
Analogie zur geistigen Behinderung bedeuten, dass eine normalverteilte Eigenschaft
vorherrscht, die auf der einen extremen Seite die nicht psychische Gesundheit und auf dem
anderen Extrem die Schizophrenie mit den Symptomen ersten Ranges nach Kurt
Schneider aufweist (Häfner, 1989, 193-194). Bei Eysenck (1992) kämen noch andere
psychische Störungen (affektive, psychopathische) dazu.
21
Das bekannteste biologische Modell ist die Dopamin-Hypothese, wonach die
Schizophrenie durch eine funktionelle Überaktivität des Neurotransmitters Dopamin an
bestimmten Synapsen hervorgerufen wird.
69
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
3.2 Depression
"Global formuliert wird unter Depression als Symptom eine traurige, freudlose oder in anderer Weise lustbetonte emotionale Verstimmung verstanden" (Böschl, 1990, 127).
Weitere Symptome treten im kognitiv-motivationalen, dem Verhaltens- und dem
somatischen Bereich auf, und bestimmte Depressionen im Zusammenhang mit manischen
Störungen. Ein traditioneller Klassifizierungsansatz beruht auf der Dichotomie
psychotisch-endogen versus neurotisch-reaktiv, vermehrt zur Beachtung kamen in den
letzten Jahren die Trennungen in monopolar-unipolar versus bipolar und primär versus
sekundär.
Im DSM-IV (APA, 1994) wird kategorisiert nach Bipolaren Störungen (gemischt,
manisch, depressiv, Zyklotyme Störung, Bipolare Strörung NNB) und Depressive Störungen (Einzelepisode, rezidivierend, Dystyhme Störung).
Das ICD-10 (WHO, 1993/1992) übernimmt im Gegensatz zum ICD-9 (WHO, 1980/1978)
eine vergleichbare Unterscheidung in eine bipolare affektive Störung und eine depressive
Episode mit jeweils zahlreichen Unterkategorien.
Die Dichotomie endogene versus nicht-endogene Depressionen findet sich im RDC
(Research Diagnostic Criteria; Spitzer, Endicott & Robins, 1978).
Zur Inzidenz der Depressionen zitieren Hautzinger & de Jong-Meyer (1990, 131-132)
Werte von 0.27% bis 2.7% bei enger Definition der Fälle und 5.98% bis 12.6% unter
Einbezug von milderen depressiven Syndromen. Die auf einen Monat bezogene
Punktprävalenz liegt bei 2.3% bis 3.2% bei Männern und 4.5% bis 9.3% bei Frauen.
Endogene Depressionen treten häufiger auf als nicht endogene, und Major Depressive
Episoden und Dysthymien haben im Vergleich zu manisch-depressiven Episode grössere
Anteile innerhalb der Bevölkerung. Das Morbiditätsrisiko wird auf 12% für Männer und
26% für Frauen geschätzt. Das doppelt so hohe Erkrankungsrisiko der Frauen wird
dahingehend erklärt, dass es bei der Erstmanifestation keine Unterschiede zwischen den
Geschlechtern gibt, jedoch bei den Frauen die Rückfallrate höher liegt.
Der Median des Ersterkrankungsalters befindet sich bei bipolaren Depressionen zwischen
dem 20. und 30. Lebensjahr, bei zweigipfligen Befunden erneut zwischen dem 40. und 50.
und bei unipolaren Erkrankungen zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr. Die Phasendauer wird auf 4 (bipolare Episoden) bis 5 (unipolare Episoden) Monate geschätzt. Die
Zykluslängen finden sich im Median bei 2-3 Jahren (bipolar) und 4.5-5 Jahren (unipolar),
mit zunehmendem Alter werden die Zykluslängen und damit die Beschwerdefreiheit
kürzer. Eine Chronifizierung der Erkrankung mit einer Minimaldauer der Beschwerden
von 2 Jahren) tritt bei 10-20% der Betroffenen ein (uni- und bipolar). Um einiges höher als
in der Normalbevölkerung wird die Selbstmordrate auf 15% geschätzt (Hautzinger et al.,
1990, 132-135).
Erklärungsmodelle zur Depression können in psychologische und biologische unterteilt
70
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
werden. Das treffendste wird wohl aus einem Mittelweg bestehen, wie ihn beispielsweise
Akiskal & McKinney (1975) in ihrem integrativen "Final-Common-Pathway-Model" vorschlagen, in dem, nach einer Erweiterung von de Jong (1987) die folgenden Bereiche
einen Einfluss auf die Entstehung einer primären Depression haben: Stressoren für die
physiologische Regulation, genetische Prädispositionen, Stressoren im psychosozialen Bereich, entwicklungsgeschichtliche Persönlichkeits-Prädispositionen, soziologische
Prädispositionen,
intrapersonale
Risikoprädispositionen
und
biochemische
intermediierende Systeme, die zu einer Regulationsstörung in den diecephalen
Mechanismen der Verstärkung und zur Depression führen.
Zu den psychologischen Modellen fanden nach Hautzinger et al. (1990) vor allem die
Theorien von Seligman, Beck und Lewinsohn Beachtung.
Seligman (1979/1975) entwickelte, ausgehend von Experimenten mit Hunden, die Theorie
der erlernten Hilflosigkeit. Nach Seligman (1979/1975) ensteht die Hilflosigkeit dann,
wenn ein Organismus keine Kontrolle über den Ausgang eines Ereignisses hat. Ein
Vergleich der erlernten Hilflosigkeit mit der reaktiven Depression führte zu sechs
Eigenarten der Depression: mangelnde Motivation zu willentlichen Reaktionen, negative
kognitive Denkstruktur, Zeitverlauf, mangelnde Aggressivität, Libido- und Appetitverlust,
Noradrenalin-Mangel und cholinerge Dominanz.
Später wurde die Theorie dahingehend revidiert, den funktionalen Stellenwert des
Kontrollverlustes zu reduzieren und ein Attributionskonzept hinzuzufügen (Abramson,
Seligman, Teasdale, 1978). Erlebt ein Individuum immer wieder Nichtkontrollierbarkeit,
führt das zu einer internalen, stabilen, globalen Attribution des Misserfolges, das
Individuum wird in Zukunft auch dort keine Kontrolle erwarten, wo sie vorhanden wäre,
und die Depression drückt sich in ihren motivationalen, kognitiven, emotionalen und
vegetativen Effekten aus.
Beck (Beck, Rush, Shaw & Emery, 1981/1979) sieht in der Depression primär eine kognitive Störung. Zur Erklärung des depressiven Verhaltens benützt er drei Konzepte: die
kognitive Triade, die Schemata und die kognitiven Fehler.
Die kognitive Triade setzt sich zusammen aus drei Komponenten - einer negativen Sicht
der eigenen Person, der Welt und der Zukunft - die zu einer idiosynkratischen
Wahrnehmung führen.
"Das Schema ist die Grundlage für die Umwandlung von erlebten Tatsachen in
Kognitionen (definiert als jede Vorstellung mit verbalem oder bildhaftem Inhalt). [... Der
Mensch] kategorisiert und bewertet seine Erfahrungen mit Hilfe einer Matrix von
Schemata" (S. 43). Die Schemata sind situationsunabhängig und werden ja nach Reiz
aktiviert. Die aktivierten Schemata haben einen Einfluss auf das Verhalten einer Person.
71
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
Bei einer Depression werden idiosynkratische, realitätsfremde Schemata gebildet und
aktiviert, was zu einer verzerrten Realitätswahrnehmung führt. Diese idiosynkratischen
Schemata können mit der Zeit immer mehr, bis zur teilweisen Autonomie einzelner
Schemata, aktiviert werden.
Dazu kommen die systematischen Denkfehler, die die negative Sichtweise des
Depressiven trotz aller Gegenbeweise aufrechterhalten. Es sind dies: willkürliche
Schlussfolgerungen, selektive Verallgemeinerung, Übergeneralisation, Maximierung und
Minimierung, Personalisierung und verabsolutiertes, dichotomes Denken.
Lewinsohns (1974) Depressionsmodell kommt aus der operanten Lerntheorie. Seine
Grundannahmen sind die folgenden: "Eine geringe Rate verhaltenskontingenter
Verstärkung wirkt auslösend für depressives Verhalten [...]. Die Menge an positiver
Verstärkung hängt von drei Einflussgrössen ab": die Anzahl der potentiellen Verstärker,
die Anzahl der verfügbaren bzw. erreichbaren Verstärker und das instrumentelle
Verhaltensrepertoire einer Person, das Verstärkungen ermöglicht.
Neu- und Weiterentwicklungen stammen von Kanfer & Hagermann (1981), Lewinsohn,
Hoberman & Hautzinger (1985) und Steinmeyer (1988). Sie beinhalten neue wichtige
Funktionen wie dispositionelle Faktoren, elaborierte innerpsychische Mechanismen,
verändertes unmittelbares Erleben und Erinnern nach aversiven Erfahrungen als auch
soziale und instrumentelle protektive Faktoren (Hautzinger et al., 1990, 141-143).
Unter den biologischen Faktoren werden neben den genetischen Erklärungsmodellen, die
sich vor allem auf Familien-, Zwielings- und Adoptionsstudien stützen und eine
genetische Komponente nahelegen, biochemische Hypothesen verstanden (Hautzinger et
al., 1990, 144):
- Die Katecholaminhypothese besagt, "dass eine Depression das Resultat eines funktionalen Defizits des Neurotransmitters Norepinephrin an kritischen Stellen
zentralnervöser Reizübertragung ist" (S. 145).
- Nach der Serotoninhypothese liegt bei Depressiven eine erniedrigte Serotonin-Konzentration vor.
- Bei der adrenergen-cholinergen Ungleichgewichtshypothese wird eine Verschiebung
des Gleichgewichtes des adrenergen und des cholinergen Neurotransmittersystems
zugunsten des adrenergen bei Depressionen und zugunsten des cholinergen bei Manien
vermutet.
Für keine dieser Hypothesen gibt es bis heute sichere Beweise, genausowenig wie für präoder postsynaptische Rezeptorveränderungen.
Neuroendokrinologische Systeme, die in der Depressionsforschung untersucht werden,
72
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
sind vor allem die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und die
Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse (Hautzinger et al., 1990).
3.3 Angst und Ängstlichkeit
"Angst ist eine kognitive, emotionale und körperliche Reaktion auf eine Gefahrensituation
bzw. auf die Erwartung einer Gefahren- oder Bedrohungssituation. Als kognitive
Merkmale sind subjektive Bewertungsprozesse und auf die eigene Person bezogene
Gedanken anzuführen.... Emotionales Merkmal ist die als unangenehm erlebte Erregung,
die sich auch in physiologischen Veränderungen manifestieren und mit
Verhaltensänderungen einhergehen kann" (Hackfort & Schwenkmezger, 1985 zit. nach
Sörensen, 1992).
Das DSM-IV (APA, 1994) kategorisiert folgende Angststörungen: Panikstörung mit oder
ohne Agoraphobie, Agoraphobie (ohne Panikstörung), soziale Phobie, einfache Phobie,
Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung, generalisierte Angststörung und
Angststtörung NNB.
Im ICD-10 (WHO, 1993/1992) sind die Angststörungen unter der Kategorie Neurotische-,
Belastungs- und somatoforme Störungen zu finden. Die Aufteilung erfolgt in phobische
Störungen (u.a. Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische (isolierte Phobien), sonstige
Angsstörungen (u.a. Panikstörung, generalisierte Angststörung), Zwangsstörung, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (u.a. posttraumatische
Belastungsstörung). Zur selben Kategorie zählen die dissoziativen, die somatoformen und
die sonstigen neurotischen Störungen.
Die Tabelle 5 fasst die Angaben aus Reinecker (1990a, soziale und spezifische Phobien;
1990b, Zwangshandlungen und Zwangsgedanken) und Ehlers & Margraf (1990, Agoraphobien und Panikanfälle) zu den häufigsten Angststörungen in bezug auf Prävalenz,
Inzidenz, Geschlechtsverteilung, Beginn und Verlauf zusammen. Die Zahlen beziehen
sich ausschliesslich auf die westliche Welt.
73
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
Tabelle 5: Prävalenz, Inzidenz, Geschlechtsverteilung, Beginn und Verlauf bei Angststörungen
Prävalenz (6 Mte., in %)
Prävalenz (Leben, in % )
Inzidenz (jährliche)
Geschlecht (w:m)
Beginn (Jahre)
soziale
Phobie
spezifische
Phobie
Agoraphobie Panikanfall
Zwänge
1.2 - 2.2
2.7 - 5.8
4.5 - 11.8
3.4 - 9
2.5
2-3:1
16-40
Ds 28
0.05*
0.6 - 1.1
1.4 - 2.4
0.2
2:1
16-40
Ds 28
6:4
9:1
1:1
Ds 18.9
24
23.1
(knapp nach (sehr grosse
(Anfang 20)
Pubertät)
Schwankungen)
Verlauf
unbehandelt uneinheitlich langfristig
langfristig
meist chroungünstig
ungünstig
nisch und
lebenslang
Legende: Ds: Durchschnitt; m=Männer; w=Frauen; *=weitgehend übereinstimmnede Angaben bei der westlichen Bevölkerung
Die folgenden Erklärungsmodelle beziehen sich in erster Linie auf Angst und
Ängstlichkeit im allgemeinen und nicht speziell auf einzelne Störungsbilder. Dem STAI
(Stait-Trait-Anxiety-Inventory) von Spielberger (1983) liegt sein Trait-State-Angstmodell
zugrunde (Spielberger, 1972, 1985). Laux und Glanzmann (1993), an die sich der
Verfasser bei der Beschreibung dieses Modelles hält, geben an, dass die Beziehung
zwischen Angst als Zustand und Angst als Eigenschaft unter Berücksichtigung von
Situationseinflüssen und intrapsychischen Prozessen zu sehen ist. Zustandsangst wird
beschrieben als ein "bewusst wahrgenommene[r] emotionale[r] Zustand, der
gekennzeichnet ist durch Anspannung, Nervösität, innere Unruhe und Besorgtheit sowie
durch eine erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems" (S. 3), und deren Intensität
sich über Zeit und Situationen ändert. Angst als Eigenschaft (Ängstlichkeit) bezieht sich
"auf relativ stabile interindividuelle Differenzen in der Neigung, Situationen als bedrohlich
zu bewerten und hierauf mit einem Anstieg der Zustandsangst zu reagieren" (S. 3). Die
interindividuellen Unterschiede zeigen sich in Häufigkeit und Intensität der Reaktionen.
Demzufolge bewerten Hochängstliche mehr Situationen als bedrohlich und reagieren mit
höherer Zustandsangst als Niedrigängstliche. Erweiterungen zu diesem Modell, das in
seiner nicht erweiterten Form den heutigen Erkenntnissen in der Angstforschung nicht
mehr gerecht wird, betreffen vor allem die Einflussgrössen beim Einschätzen einer
Situation als bedrohlich, die eindimensional konzipierten Konzepte der Zustandsangst und
der Ängstlichkeit sowie den Prozess der Angstbewältigung (Laux et al., 1993). Der
Bewältigungsaspekt führt uns zu einer weitern Angsttheorie, dem kognitiv-emotionalen
Prozessmodell von Lazarus.
Das kognitiv-emotionale Prozessmodell von Lazarus (1966; Lazarus & Averill, 1972;
Lazarus, Averill & Opton, 1973) sieht in der Angst einen Begleitzustand zu Stress
("Psychological stress is a particular relaitionship between the person and the environment
74
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
that is appraised by the person as taxing or exceeding his or her well-being." Lazarus &
Folkman, 1984, 19, zit. nach Sörensen, 1992).
Eine Zusammenfassung der Theorie von Lazarus findet sich in Sörensen (1992). Die Bewertung einer mehrdeutigen Situation wird als gefährlich betrachtet und ist damit angstauslösend. Angst als Syndrom besteht aus kognitiven und physiologischen Reaktionskomponenten, Körperausdruck und Bewältigungsverhalten, durch die die Angst bestimmt
(nicht bewirkt) wird. Auslöser des Angstzustandes sind Bewertungsvorgänge (Mediationsvorgänge) zwischen Person und Umwelt (bzw. Situation und emotionaler Reaktion). Es
sind dies: primary appraisal, secondary appraisal und reappraisal. Der Bewertungsprozess
wird durch die Aktivierung antezedenter Bedingungen (Situationvariablen,
Persönlichkeitsvariablen) ausgelöst. Im primary appraisal wird die Sitaution auf eine
mögliche Bedrohung eingeschäzt. Das Resultat kann a) irrelavant, b) günstig oder c)
stressinduzierend sein. Das secondary appraisal dient dazu, die der Person zur Verfügung
stehenden Bewältigungsmassnahmen einzuschätzen. Hier erst tritt die Angst auf, wenn das
Ereignis als relevant beurteilt wird und keine oder nur ungenügende (subjektive)
Bewältigungskomptenz vorhanden ist. Das reappraisal wird als eine Neubewertung der
Situation
bezeichnet
und
tritt
auf,
wenn
Umweltveränderungen
oder
Bewältigungsversuche vorangingen, die eventuell zu einer Änderung führten. Wird eine
Situation als bedrohlich bewertet, führt dies zu Bewältigungsverhalten (coping). Lazarus
unterscheidet zwischen instrumentellem ("problem-focusd") und palliativem ("emotionfocused") Coping.
Kritisiert werden kann dieses Modell - als Angstmodell - darin, dass die Angst nur als Begleitemotion betrachtet wird und damit eine eher geringe Bedeutung erhält (Sörensen,
1992).
Sörensen (1992) diskutiert weitere Modelle zur Erklärung von Angst: z.B. die
Signaltheorie der Angst nach Freud (1948/1926), die besagt, dass Angst als Signal oder als
Warnung vor einer vorweggenommenen Gefahr verstanden werden kann; Mowrers (1939)
2-Phasen-Lerntheorie, wonach die Angst in der ersten Phase durch klassische
Konditionierung gelernt und in der zweiten durch instrumentelle Konditionierung
stabilisiert wird; und die Arousal-Bewertungstheorie von Schachter & Singer (1962) in der
angenommen wird, dass eine unspezifische physiologische Erregung durch kognitive
Bewertung und Interpretation als Angst erkannt wird.
Laux & Glanzmann (1993) besprechen die Sprachstilhypothese von Lazarus-Mainka
(1985), in der Unterschiede im subjektiv-verbalen Zustandsangstniveau bei Hoch- und
Niedrigängstlichen auf den Sprachstil bzw. auf differentielle kognitive Strukturen zurückgeführt werden; das Konzept der negativen Affektivität nach Watson & Clark (1984),
womit eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen gemeint sind, deren Indikatoren hoch
miteinander korrelieren; differentielle Stressanfälligkeit (Saltz, 1970), die Hochängstlichen
75
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Psychologische Konzepte
eine Anfälligkeit ich-involvierenden Stressoren gegenüber und Niedrigängstlichen einer
physischen Gefährdung gegenüber zuschreibt; und Ängstlichkeit als Bewältigungsdisposition (z.B. Krohne, 1993), in deren Zusammenhang die Konstrukte des Sensitizers
und des Repressers angesiedelt sind.
Eine biologische Angsttheorie ist die von Gray (1982), der von drei primären Emotionssystemen ausgeht. Neben dem Annäherungssystem und dem Kampf-Flucht-System gibt es
das Verhaltenshemmsystem das durch konditionierte Strafreize, durch neue Reize und
durch angeborene Furchtreize aktiviert wird. Gehemmt werden kann das System durch
Anxiolytika und Alkohol, allerdings nur in passiven Vermeidungssituationen (z.B.
Phobien) und nicht dauerhaft (Birbaumer & Schmidt, 1991, 594-598).
76
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation und Kreativität
4. Dissoziation und Kreativität
"Mit jedem Tag und von beiden Seiten meiner Geistigkeit, der moralischen und der
intellektuellen, näherte ich mich so ständig jener Wahrheit, durch deren teilweise
Entdeckung ich zu einem so fürchterlichen Schiffbruch verdammt worden bin: dass
der Mensch in Wahrheit nicht eins, sondern wahrlich zwei ist. Ich sage zwei, weil der
Status meiner eigenen Erkenntnis nicht über diesen Punkt hinausgeht. Andere
werden folgen, andere werden mich auf dieser gleichen Linie übeflügeln. Ja, ich
wage anzunehmen, dass die Menschheit sich schliesslich bewusst werden wird eines
ganzen Gemeinwesens vielfältiger, inkongruenter und unabhängiger Existenzen."
(Robert Louis Stevenson, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, 1972)
Im diesem letzten Kapitel des theoretischen Teiles gilt es, die zwei Konzepte Dissoziation
und Kreativität einerseits theoretisch zusammenzuführen, d.h. Verbindungen, die in der
Literatur gemacht wurden, aufzuzeigen, und andererseits Studien mit ähnlichen Zielen
und Fragestellungen, wie sie hier verfolgt werden, zusammenfassend darzustellen.
4.1 Theoretische Zusammenführung
"Creative inspiration seems to occur in an altered state of consciousness" (Martindale,
1989, S. 215). Der Bewusstseinszustand, innerhalb dessen die Inspiration erfolgt, steht auf
der Stufe des Primärprozess-Denkens, d.h. es ist ein Zustand kortikal schwacher
Aktivation, das mit flachen Assoziationshierarchien und ungelenkter Aufmerksamkeit
einhergeht. Solchen Bewusstseinszuständen liegt eine Enthemmung zugrunde (siehe Kptl.
II, 2.2.2; Martindale, 1989).
Martindale fasste 1989 zusammen, was er 1980 und 1981 spekulativ feststellte: Kreative
Menschen scheinen mehr "Subselves" zu haben als unkreative Menschen, und Dissoziationen erwachsen aus der Enthemmung, die in Primärprozess-Zuständen vorherrscht.
Es gibt mehrere Erklärungen dafür: a) Kreative Menschen sind in ihren Charakterzügen
nicht besonders konstant. Dabei handelt es sich nicht um eine einfache Desorganisation
sondern um Unterschiede zwischen organisierten, aber ungleichen Subpersönlichkeiten;
b) Von kreativen Menschen (im besonderen von SchriftstellerInnen) wird oft beschrieben,
wie ihnen ein Text oder eine Erfindung etc. (von innen her oder von kleinen Männchen)
diktiert wurde. Über Schriftsteller, die ihre Texte von innen diktiert bekommen oder deren
Charakteren den Verlauf der Handlung übernehmen, brichten z.B. auch Spiegel (1990,
125) und Hilgard (1977, 195f).
Kris (1952) vermutet, dass kreative Menschen besser zwischen Primärprozess- und
77
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation und Kreativität
Sekundärprozess-Zuständen wechseln können als unkreative, wobei es sich dabei nach
Fromm (1978) nicht um entgegengesetzte Pole handelt, sondern um die zwei Hauptdimensionen eines Kontinuums, worauf sich das Bewusstsein bewegt (zit. nach
Martindale, 1989).
Im Zusammenhang mit gut-funktionierenden Multiplen Persönlichkeiten (Multiple, die
ein 'normales', gesundes Leben führen) spricht Richards (1990, 64) von einer Kooperation
zwischen den Persönlichkeiten, was der Gesamtperson erlaubt, produktiver und kreativer
zu sein, indem sie Aufgaben an ihre Persönlichkeiten delegiert.
Preiser (1976, 49) fasst seine Erkenntnisse über die Illuminationsphase mit folgenden
Punkten zusammen: "1. Ideenfluss, auf den Träger einstürzend; 2. Imagination, Vorherrschen von anschaulichen Bildern gegenüber formal-begrifflichen Denkformen; 3. emotionale Erregungen, die mit der Problemlösung auch eine emotionale Lösung bringen [...]; 4.
Gefühl des Unbeteiligtseins, der Passivität, der Ichferne bei dem Zustandekommen des
Einfalls; 5. Inspirationserlebnis, das Gefühl einer von aussen kommenden Eingebung; 6.
Neuheitserlebnis, das Gefühl einer Neuschöpfung, des revolutionären 'Noch-nie-Dagewesenen'."
Praktisch alle 6 Punkte finden sich in Primärprozess-Zuständen bzw./oder lassen sich mit
dissoziativen Phänomenen in Verbindung bringen.
Eine Reihe von Phänomenen, die sich im Bereich der Primärprozesse befinden, wurden
bei Kreativen öfters gefunden als bei weniger Kreativen. Singer & McCraven (1961)
berichten bei kreativeren Menschen ein höheres Vorkommen von Tagträumen, und
Hudson (1975) schreibt, dass sie sich besser an Alpträume erinnern können. Ähnlich
interpretiert werden können Resultate, wonach Erwachsene (Singer & Schonbar, 1961)
und Kinder (Singer, 1961), die häufiger tagträumen, mehr ungewöhnliche Geschichten
erzählen.
Innerhalb ihres evolving-systems approach to creativ work stellen sich die Autoren Gruber
& Davis (1988, 266) die Person als ein System mit drei interagierenden Subsystemen vor,
bestehend aus Wissen, Absicht und Affekt (knowledge, purpose, affect). Jedes Subsystem
hat seine eigene unabhängige Funktionsweise und seine eigene Geschichte. Sie sind nur
lose miteinander verbunden.
Hilgard (1977, 195) hält es für wahrscheinlich, dass der versteckte Beobachter nicht nur
beim Primärprozess-Denken, sondern auch beim Sekundärprozess-Denken mithilft. Damit
sind besonders Erscheinungen gemeint, in denen plötzlich eine fertige, logisch korrekte
Lösung zu einem Problem vorliegt.
Die Argumentation von Martindale widerspricht dieser Ansicht. Eine während der
78
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation und Kreativität
Inspirationsphase zustandekommende Analogie wird durch die zueinander schwach
aktivierten, sich gegenseitig nicht hemmenden kognitiven Einheiten ermöglicht. Eine
unbewusste (sekundärprozessuale) Ausarbeitung der kreativen Ideen, wie sie sich Hilgard
denkt, ist bei Martindale nicht nötig, da die einzelnen Teile der Idee bereits im Gedächnis
vorhanden sind und nur zusammengefügt werden müssen.
Über den vermuteten Zusammenhang von Hypnose und Dissoziation wurde in Kapitel II,
1.7 berichtet. Ein Zusammenhang von Hypnose und Kreativität wird, so Hilgard (1977,
107-109), ebenfalls als sehr wahrscheinlich angesehen. Diese Verbindung wird verständlich, wenn das Entstehen von kreativen Produkten aus einem Bewusstseinszustand
primären Denkens erklärt wird, zu denen auch die Hypnose gezählt wird.
Die empirische Forschung fand bei kreativen Menschen eine leichtere Hypnotisierbarkeit.
K. Bowers & van der Meulen (1970) kamen zum Ergebnis, dass bei acht (von neun)
vorgegebenen Kreativitätstests leichter hypnotisierbare Menschen höhere Werte
aufwiesen als schwer hypnotisierbare.
Als eine weitere Variable führte K. Bowers (1971) Geschlechtsunterschiede ein. Er fand
bei Frauen eine Korrelation von r=.41 (N=36) zwischen Hypnotisierbarkeit und der
Composite Creativity Scale. Bei den Männern (N=36) lag die Korrelation weitaus tiefer
bei r=.08.
In einer späteren Arbeit suchte Patricia Bowers (1979) nach einem verbindenden Glied
zwischen Dissoziation und Kreativität und fand einige Bestätigung, dass Phantasie zu den
beiden Konzepten in Verbindung steht.
Eine umfangreiche Studie zu Hypnotisierbarkeit und Kreativität unternahmen Perry,
Wilder & Appignanesi (1973). Sie fanden zu sechs von 19 Kreativitätstests signifikante
Korrelationen zwischen r=.25 und r=.40.
Eine Position, die einem positiven Zusammenhang zwischen Dissoziation und Kreativität
entgegenhält, stammt von Harlander (1980, 268), die aus psychoanalytischer Sicht argumentiert, dass aus sich heraus Trance, Phantasie und Vorstellungen nichts mit Kreativität
zu tun haben, sondern dass es dazu konstruktive Aggression brauche.
Storr (1983) geht von der Annahme aus, dass psychische Krankheit charakterisiert wird
durch Dissoziation der Persönlichkeit und psychische Gesundheit durch Integration. Der
Autor nimmt an, dass der kreative Prozess, entsprechend der Persönlichkeitsentwicklung
nach Jung, mit der Integration (und nicht mit der Dissoziation) einhergeht.
79
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
II Theoretischer Teil: Dissoziation und Kreativität
4.2 Studien mit gleichen oder ähnlichen Zielen und Fragestellungen
Zu imaginären Freunden in der Kindheit und Kreativität zitiert Amabile (1983, 181) zwei
Studien:
Manosevitz, Fling & Prentice (1977) studierten eine mögliche Verbindung zwischen
Kreativität und einem imaginären Freund in der Kindheit. Sie untersuchten Kinder mit
einem Rorschach und einem Unusual Uses Test, wobei sie keine Unterschiede fanden
zwischen Kindern mit und ohne imaginären Freund.
Schäfer (1969) fand bei Adoleszenten mit hoher literarischer Kreativität signifikant mehr
Berichte über imaginäre Freunde in der Kindheit als bei weniger kreativen. In dieser
Studie wurden Messinstrumente verwendet, die gegenüber der Phantasie sensitiver waren.
In einer Studie von Lynn & Rhune (1986) wurden 22 phantasiereiche (die obersten 4%)
college SchülerInnen, 22 phantasiearme (die untersten 4%) und 22 aus dem Mittelbereich
ausgewählt. Dabei stellte sich heraus, dass phantasiereiche (in posttests) signifikant
(p<0.01) hypnotisierbarer waren als die SchülerInnen aus dem Mittelbereich, und diese
wiederum signifikant (p<0.01) mehr als die phantasiearmen. Bei der Kreativität zeigte
sich, dass die Phantasiereichen jeweils signifikant (p<0.01) kreativer waren als diejenigen
mit mittelmässiger Phantasie und die Phantasiearmen. Die signifikanten
Gruppenunterschiede univariater Varianzanalysen beliefen sich bei der Hypnotisierbarkeit
auf p<0.01 und bei der Kreativität (Barron-Welsh-Test) auf p<0.001.
Putnam (1989b) zittiert J.R. Hilgard (1972), die hohe Korrelationen zwischen
Hypnotisierbarkeit und Messinstrumenten zur Erfassung der Involviertheit Erwachsener
beim Lesen, Schauspiel, Kreativität und kindlicher Vorstellungskraft fand.
80
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
III Empirischer Teil
"Die Wissenschaft ist interessanter, faszinierender als ihr Ruf [...]. Etwas ist
verlorengegangen und muss im Bewusstsein der Öffentlichkeit wieder entdeckt
werden: das Element der H o f f n u n g - nennen wir es das U t o p i s c h e. Wir
verstehen darunter: zusätzliche Freiheitsgrade bei der Betrachtung der Wirklichkeit;
kritische Empfindlichkeit gegenüber allzu grosser Eleganz, Misstrauen gegen das
beherrschende
Prinzip
der
maximalen
Einfachheit.
Volle
Entfaltung
aller
Möglichkeiten des Denkens und der Imagination."
(Walter Richartz, Vorwärts ins Paradies, 1988)
1. Methode
1.1 Vorgehen
Der empirische Teil dieser Arbeit umfasst zwei Untersuchungsstichproben. Für die erste
wurden Ende des Jahres 1994 109 StudentInnen der Universität Freiburg (CH) rekrutiert.
Davon studierten 65 am Psychologischen Institut (genauere Zusammensetzung siehe Kptl.
III, 2). Die PsychologiestudentInnen erhielten für das Ausfüllen einiger demographischer
Angaben und von vier Fragebogen (DES, FEDE, P-14, KPS; vgl. Kptl. III, 1.2), eine halbe
Versuchspersonenstunde22. Den StudentInnen aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und
Theologie konnte keine Belohnung angeboten werden. Die Teilnahme aller war freiwillig
und anonym. Zur Bestätigung der halben Versuchspersonenstunde konnten die StudentInnen auf dem demographischen Fragebogen einen Code vermerken. Dies galt auch für
jene, die ihre persönlichen Resultate erfahren wollten, wovon jedoch niemand Gebrauch
machte.
Die Verteilung der Fragebogen erfolgte durch den Autoren persönlich, der sich zu Beginn
oder am Ende einer Vorlesung vorstellte und mit ein paar Sätzen erklärte, um was es ging.
Darüberhinaus konnte die Instruktion auf der ersten Seite des Fragebogenpaketes nachgelesen werden (vgl. Anhang 2).
Die Fragebogen konnten im Hauptsekretariat des Psychologischen Institutes abgegeben,
ins interne Postfach des Verfassers gelegt oder persönlich übergeben werden. Die vierte
Möglichkeit, das Zurücksenden per Post, wurde vor allem von den Nicht-PsychologiestudentInnen genutzt, die zusätzlich ein frankiertes Rückantwortcouvert erhielten.
22
Die PsychologiestudentInnen müssen in ihrem Grundstudium (4 Semester) 10
Versuchspersonenstunden sammeln.
81
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Datenerfassung der zweiten Stichprobe, der KünstlerInnen-Population und der Vergleichsgruppe, erfolgte in zwei Etappen. Im März 1995 suchte der Verfasser Kontakt zu
den verschiedenen KünstlerInnen. Anfang März reiste er nach Basel, stellte sich beim
Basler Radio-Symphonieorchester vor und liess an alle anwesenden Musiker und
Musikerinnen ein Fragebogenpaket austeilen. Anfang April wurden eine Anzahl
Fragebogen an die Schule für Gestaltung Bern und an die oberwalliser Sektion der
Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (Visuelle Künstler)
(GSMBA) gesandt. Nach Erhalt des Verzeichnises der Aktivmitglieder der GSMBA
wählte der Verfasser jede vierte Adresse der Sektionen Basel und Bern sowie jede siebente
der Sektion Zürich aus und versandte an jede/n betreffende/n KünstlerIn einen Fragebogen
mit Rückantwortcouvert.
Um die Rücklaufqoute zu erhöhen, erfolgte beim Symphonieorchester je ein telefonischer
und ein schriftlicher Aufruf (vgl. Anhang 4). Die ausgewählten Mitglieder der GSMBA
(mit Ausnahme der Wallisersektion) erhielten eine schriftliche Bitte (vgl. Anhang 4) die
Fragebogen auszufüllen. Für die Berner Sektion erschien zusätzlich ein kurzer Artikel
(Werlen, 1995) über dissoziative Erlebnisse bei KünstlerInnen in ihrer Sektionsschrift, in
dem neben einer kurzen Definition dissoziativer Erlebnisse23 die Bitte, die Fragebogen
auszufüllen, und das Angebot an nicht ausgewählte Mitglieder der GSMBA, einen
Fragebogen zu bestellen24, angebracht wurde.
Der Rücklauf erfolgte ausnahmslos mittels frankierter Rückanwortcouverts.
Die zweite Etappe (Anfang Mai 1995) betraf die Suche nach Probanden für die
Vergleichsstichprobe. Zu Beginn einer Vorlesung25 wurden die StudentInnen vom Verfasser gebeten, die Fragebogenpakete an geeignete TeilnehmerInnen zu verteilen. Als
Belohnung wurde für je zwei ausgefüllte Fragebogen eine halbe Versuchspersonenstunde
versprochen. Die StudentInnen erhielten die Aufgabe, Menschen im Alter zwischen 30
(besser 40) und 80 Jahren, zu einem Drittel Frauen und zwei Dritteln Männer sowie zur
einen Hälfte mit Berufsschul- und zur anderen Hälfte mit Hochschulabschluss zu finden.
Um die Verteilung nicht zu verkomplizieren, wurde nur der Altersbereich besonders
betont. Ausserdem wurde darauf hingewiesen, keine StudtentInnen zu rekrutieren. Jedem
Fragebogenpaket lag ein Rückantwortcouvert bei. Die StudentInnen konnten die
ausgefüllten Fragebogen auch persönlich vorbeibringen. Zum Erhalt der
Versuchspersonenstunden wurde empfohlen, den Namen des Verteilers bzw. der
Verteilerin auf dem Instruktionsblatt der Fragebogen zu vermerken.
23
Aus Rücksicht auf die laufende Untersuchung wurden keine Angaben zu den
Hypothesen gemacht.
24 Es erfolgte 1 Bestellung.
25 An dieser Stelle danke ich Prof. Dr. H.-D. Schneider für seine Unterstützung.
82
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Für die Auswertung der fünf Cartoons der CAT (Consensual Assesment Technique; vgl
Kptl. III, 1.2.3.1) erfolgte am Psychologischen Institut ein Anschlag, auf dem nach
StudentInnen zum Bewerten von Cartoons gesucht wurde. Als Belohnung lockten 2-3
Versuchspersonenstunden. Mit den StudentInnen, die sich meldeten, wurde ein Termin
abgesprochen. An dem entsprechenden Tag erhielt der/die jeweilige RaterIn eine
Instruktion vorgelegt (Anhang 2) und an einem ruhigen Ort soviel Zeit zur Verfügung
gestellt, wie er/sie benötigte, um die Cartoons nach den drei Kriterien Kreativität, Witz
und Schrift zu bewerten. Am Ende der Sitzung bekamen die RaterInnen jeweils einen
kurzen Fragebogen (vgl. Anhang 1) mit Fragen zu Alter, Geschlecht etc. sowie ob sie sich
fähig fühlten die Cartoons zu bewerten, ob sie Schwierigkeiten dabei hatten und nach
Tätigkeiten in der Freizeit betreffend Cartoons, Literatur und künstlerische Bereiche (siehe
dazu Kptl. III, 5.1.4).
1.2 Erhebungsinstrumente
Die meisten in dieser Studie verwendeten Fragebogen sind im deutschen Sprachraum
entweder neu oder wenig bekannt. Aus diesem Grunde werden sie etwas ausführlicher
dargestellt als die am Schluss folgenden häufig benutzten Messinstrumente für Depression
(BDI) und Ängstlichkeit (STAI).
1.2.1 Demographischer Fragebogen
Das in dieser Untersuchung verwendete Instrument zur Erfassung der demographischen
Daten ist eine den Bedürfnissen der Studie angepasste Version des von G. Hüsler und
Mitarbeitern ( Hüsler, Hemmerlein, Plancherel & Perrez, 1993; Perrez, Hüsler, Schmid,
Ewert & Jacobs, 1992) in ihren Untersuchungen benützten Biographischen Fragebogens.
Neben Geschlecht und Alter werden acht Bereiche (Schulabschluss/Beruf, gegenwärtige
Tätigkeit, künstlerische Arbeiten, Zivilstand, Wohnsituation, körperliche und seelische
Beschwerden oder Krankheit, Unfall/Krankheit, Drogen/Medikamente) abgefragt. Ein Abdruck des Fragebogens befindet sich im Anhang 1.
1.2.2 Erfassung der Dissoziation
Das erste Instrument zur Erfassung der Dissoziation war die 1986 von Carlson & Putnam
entwickelte DES (Dissociative Experience Scale). Sie kann bisher als das beste und am
weitesten verbreitete Screening-Instrument für Dissoziationen und Dissoziative Identitätsstörung (DIS; bisher: Multiple Persönlichkeitsstörung) betrachtet werden. Übersetzungen
83
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
gibt es bereits in mehr als zehn Sprachen (Carlson & Putnam, 1993). Für die vorliegende
Untersuchung wurde neben einer deutschen Version der DES eine Übersetzung des QED
(Questionnaire of Experiences of Dissociation) von Riley (1988) angewendet.
1.2.2.1 Die Dissoziative Erlebnisse Skala (DES)
Die Dissoziative Erlebnisse Skala (DES) ist eine Übersetzung der Dissociative Experience
Scale von Carlson & Putnam (1986). Die ursprüngliche Form von Carlson & Putnam hatte
eine visual analog scale, d.h. auf einer 10 cm langen Linie wurde angekreuzt, in wieviel
Prozent der Zeit das entsprechende Erlebnis auftritt. Die folgenden Daten aus der Literatur
zum DES wurden mit dieser Version erzielt. Inzwischen wurde eine zweite Version (DES
II; Carlson & Putnam, 1993) geschaffen, die sich nur im ersten Item, das unwesentlich
erweitert wurde, und in der Skalierung unterscheidet. Anstelle der visual analog scale wird
die betreffende Prozentzahl angekreuzt, die jeweils in Zehnerabständen von 0% bis 100%
abgedruckt ist. Dies bringt eine wesentliche Erleichterung bei der Auswertung der Daten.
Eine erste Studie zur konvergenten Validität für den DES II führten Ellason, Ross, Mayran
& Sainton (1994) durch. Sie erhielten einen Wert von r=.96 (p=.0001) über die Gesamtpopulation mit einem N von 178. Die jeweiligen Werte der drei untersuchten Gruppen
sind alle hoch signifikant (p=.0001): Dissoziative Identitätsstörung (DIS) mit r=.95,
Drogenabhängige mit r=.85 und Allgemeinbevölkerung (college students) mit r=.90.
Signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten des DES I und des DES II konnten,
wie dies auch schon Carlson & Putnam (1993) berichten, keine gefunden werden.
Der DES ist ein selbstbeschreibendes Instrument mit 28 Items zur Erfassung der Frequenz
von dissoziativen Erlebnissen und wurde konzipiert zum Messen eines Traits. An und für
sich handelt es sich um ein Instrument, das für klinische Populationen enwickelt wurde.
Dies ist bei der Anwendung an nicht-klinischen Gruppen zu beachten. Die kleinen
Differenzen innerhalb der Normalbevölkerung müssen nicht von Bedeutung sein (Carlson
& Putnam, 1993).
Der Gesamtwert des DES wird aus dem Mittelwert über die 28 Items gebildet. Fehlen drei
oder mehr Items, so kann die Skala nicht mehr als valide betrachtet werden (Putnam, o.J.).
Die Autoren des DES halten einen cut score von 30 als sinnvoll, der eine dissoziative
Störung oder eine Posttraumatische Belastungsstörung mit hoher Wahrscheinlichkeit
vorhersagt, wobei der cut score nicht auf übersetzte Versionen übertragen werden könne
(Carlson & Putnam, 1993).
In Tabelle 6 sind die Werte zur Reliabilität und Validität der DES aufgelistet.
84
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 6: Reliabiltät und Validität der Dissociative Experience Scale
N
r
p
test/retest interval
1986
1990
1991
26
30
46
.84
.96
.79
<.001
<.001
<.001
4 bis 8 Wochen
4 Wochen
6 bis 8 Wochen
1986
1991
73
46
.83
.93
<.001
<.001
1989
40
20
321
.90
.91
.95
Retest-Reliabilität
Carlson & Putnam
Frischholz et al.
Pitalbo & Sanders
Internale Reliabilität
split-half
Carlson & Putnam
Pitalbo & Sanders
Cronbachs Alpha
Ensink & van Otterloo
Niederländische Version
Frischholz et al.
1990
StudentInnen
dissoziative PatientInnen
<.001
Konstrukt-Validität
Ensink & van Otterloo
1989
Frischholz et al.
1991
Nadon et al.
1991
ähnliche Werte bei DIS: Nordamerika: M=57.06,
Niederlande: M=55.4
Korrelationen DES mit PAS: r=.52; TAS: r=.39; AIS: r=.24
(N=311, p<.001)
Korrelationen DES mit PAS: r=.82; TAS: r=.70 (p<.001)
Diskriminante Validität
Carlson & Putnam
1986
Ross, Joshi & Currie
1990
keine Unterschiede zu soziodemographischen Daten ausser
einer leichten negativen Korrelation zum Alter
keine Unterschiede zu soziodemographischen Daten ausser
einer leichten negativen Korrelation zum Alter
Kriteriums-Validität
Carlson & Putnam
1993
Carlson et al.
1993
Vpn mit dissoziativen Störungen (DSM-III) zeigen höhere
Werte als andere Gruppen
Sensitivitätsrate: 74%; Spezifizitätsrate: 80%
Legende: DES=Dissoziative Experience Scale; PAS=Perceptual Alteration Scale; TAS=Telegen Absorption
Scale; AIS=Ambiguity Intolerance Scale; N=Anzahl ProbandInnen; r=Reliabilitätswerte; p=Signifikanz;
DIS=Dissoziative Identitätsstörung; Vpn=Versuchspersonen
Quelle: Die Angaben entstammen grösstenteils dem Artikel von Carlson & Putnam (1993).
1.2.2.2 Der Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (FEDE)
Der FEDE ist die deutsche Übersetzung des Questionnaire of Experiences of Dissociation
(QED) von Riley (1988).
Der QED stellt durch seine andere Skalierung (true/false) und durch das Fehlen einer
signifikanten inhaltlichen Überschneidung eine alternative Form zum DES dar (Riley,
1988).
Die 26 Items wurden aus der Literatur - "describing experiences reported by 'classical'
hysterics, patients with dissociative and multiple personality disorders, and the dissociative
experiences associated with temporal lobe epilepsy" (Riley, 1988, 449) - heraus
gewonnen.
85
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Als Reliabilität wird von Riley (1988) ein Cronbach Alpha von α=.77 angegeben. Die
untersuchte Population ("normal population"; college StudentInnen) umfasste ein N=561
und erreichte einen Mittelwert von 9.82 (sd 4.28). Klinische Populationen zeigten erhöhte
Werte, jedoch sind die Populationen zu klein um zuverlässige Angaben zu machen.
Eine Studie von Dunn, Ryan, Paolo & Miller (1993) kam zum Schluss, dass der QED als
ein Screening-Instrument für die Multiple Persönlichkeitsstörung gebraucht werden kann.
Sie postulieren einen cut-off score von 15, um Multiple Persönlichkeiten von Patienten mit
Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), von Alkoholikern und von Menschen aus
der Normalbevölkerung zu unterscheiden. Die Untersuchung muss allerdings vorsichtig
interpretiert werden, da sie einige Mängel aufweist. Die Variablen Geschlecht und Alter
wurden nicht parallelisiert, die Gruppe mit PTBS war nicht homogen (zum Teil in
Behandlung für Drogenmissbrauch oder PTBS) und die Anzahl Probanden pro Gruppe
liegt mit je 18 bzw. 15 (PTBS) etwas tief.
1.2.3 Erfassung der Kreativität
Hocevar & Bachelor (1989) erarbeiteten eine Taxonomie für Messinstrumente zur
Erfassung von Kreativität. Sie gelangten zu den folgenden acht Hauptkategorien: 1. tests
of divergent thinking, 2. attitude and interest inventories, 3. personality inventories, 4.
biographical inventories, 5. ratings by teachers, peers and supervisors, 6. judgments of
products, 7. eminence, 8. self-reported creative activities and achievements.
Für die vorliegende Arbeit sind die Punkte 3 (Persönlichkeitsinventare) und 6 (Bewertung
von Produkten) von Bedeutung. Nach Hocevar & Bachelor (1989) ist die Bewertung von
Produkten als Kriterium für Kreativiät den Persönlichkeitsinventaren vorzuziehen. Die
Persönlichkeitsinventare "should be viewed as correlates of creativity that are possibly
causally related but conceptually distinct form the creativity construct" (S. 63). Allerdings
sind Studien mit Persönlichkeitsinventaren nicht wertlos, sondern stellen an sich
interessante Konstrukte dar, und es gibt immerhin Befunde, die darauf hinweisen, dass
diese Konstrukte mögliche Gründe für Kreativität darstellen.
Die in dieser Arbeit verwendeten Instrumente zur Messung der Kreativität gehören im Fall
der Kreative Persönlichkeit Skala (KPS) zu den Persönlichkeitsinventaren und im Fall der
Consensual Assessment Technique (CAT) zu den Ratingverfahren.
1.2.3.1 Consensual Assessment Technique (CAT)
Die Consensual Assessment Technique wurde von Teresa Amabile (1983; Hennessey &
Amabile, 1988) entwickelt und beschrieben. Sie definiert Kreativität konzeptuell, wie ein
Produkt sein soll (neu, brauchbar), und operational, nach dem die Ansicht von Experten
ausschlaggebend ist, ob ein Produkt kreativ ist oder nicht (vgl. Kptl. II, 2.2.3).
86
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Autorin stellt vier wichtige Annahmen voraus:
1. Produkte oder beobachtbares Verhalten sind endgültige Merkmale für Kreativität, und
Kreativitätskriterien hängen von einem historischen und sozialen Kontext ab.
2. Kreativität ist etwas, dass erkannt wird und wozu oft Einstimmigkeit herrscht, ohne
dass eine Definition oder besondere Merkmale gegeben werden.
3. Es gibt eine Grundform der Kreativität, unabhängig ob sie in Wissenschaft, Kunst oder
sonstwo hervorgebracht wird.
4. Die Verteilung der Kreativität liegt auf einem Kontinuum (Produkte sind mehr oder
weniger kreativ).
Zur Auswahl der Aufgaben zur Kreativitätsmessung fordert Amabile, dass sie zu einem
Produkt oder gut beobachtbarem Verhalten führen, zeitlich unbeschränkt sind
(Möglichkeit zu Flexibilität und Neuheit) und keine speziellen Fähigkeiten verlangen, d.h.
keine grossen individuellen Unterschiede in der Baseline vorhanden sind.
Weiter sind fünf, das Rating betreffende Punkte von Bedeutung:
1. Die ExpertInnen sollten Erfahrung auf dem betreffenden Gebiet haben, bzw. mit dem
Aufgabenbereich vertraut sein.
2. Die ExpertInnen bewerten die Antworten unabhängig voneinander und ohne spezielle
Anweisungen vom Versuchsleiter. Sie sollten weder trainiert werden noch spezifische
Kriterien zum Bestimmen der Kreatvität bekommen.
3. Über die Bewertung von Kreativität hinaus sollten noch weitere Dimensionen dazukommen, im Minimum technische Aspekte und ästhetische Wirkung.
4. Die Produkte sollten relativ zueinander bewertet werden, besonders wenn die ProbandInnen aus der Normalbevölkerung stammen.
5. Den ExpertInnen sollten die Produkte und die zu bewertenden Dimensionen in
zufälliger Reihenfolge vorliegen.
Ein weiterer Punkt, der Einfluss auf die Produkte hat, liegt in der Motivation, dermassen,
dass intrinsische Motivation kreativere Produkte hervorbringt als extrinsische Motivation.
Amabile (1983; Hennessey & Amabile, 1988) empfiehlt, die Rating-Dimensionen zur Bestimmung ihrer Unabhängigkeit faktoranalytisch zu untersuchen. Als das wichtigste Kriterium der Assessment-Prozedur wird die Reliabilität der Expertenurteile angesehen. "By
definition, interjudge reliability in this method is equivalent to construct validity"
(Hennessy et al, 1988).
In ihrem Monograph The social psychology of creativity stellt Amabile (1983) ein
Experiment mit Cartoons vor. Einer Gruppe von Männern und Frauen (N=48) wurden fünf
Cartoons (aus Zeitschriften) gezeigt mit der Aufforderung, zu den Cartoons "amusing
captions" zu schreiben. Als Experten wurden Fakultätsmitglieder und fortgeschrittene
87
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Studenten der Brandeis Universität (Waltham, Massachusetts) ausgewählt (N=10) in der
Annahme, dass einigermassen Belesene in der Lage sind, die Überschriften nach ihrer
Kreativität (und Humor) zu beurteilen. Die Reliabilität der Kreativitätsratings war .85, die
der Humorratings .82. Die zwei Dimensionen korrelierten mit r=.69.
Die Consensual Assessment Technique erbrachte in den von Amabile (1983)
beschriebenen Studien mit Künstlern, Nicht-Künstlern, Erwachsenen und Kinder
grösstenteils Reliabilitäten über .80 (siehe Tabelle 7).
Tabelle 7: Interraterreliabilität der CAT für Kreativität nach Amabile (1983; 50,56)
Art der Aufgabe
Anzahl Experimente bzw.
Ratings
Reliabilitäten
Künstlerisches Arbeiten
Zeichnungen/Collagen
16
.72 bis .93
Verbale Aufgaben
Haiku (engl. Form)
Geschichtenerzählen
Cartoon-Texte
6
2
1
.77 bis .90
.87 bis .91
.85
Total
25
.72 bis .93
Für diese Arbeit wurden 5 Cartoons aus verschiedenen Zeitschriften und Cartoon-Bänden
benutzt. Das verwendete Material ist in Anhang 1 (Anweisung in Anhang 2) zu finden. Die
Rater waren 9 StudentInnen des Psychologischen Institutes der Universität Freiburg (CH).
Die Quellen der Cartoons:
1. Die Stadt Gottes, Oktober 1994, Autor: Jacki, Verlag: Steyer Missionare, Nettetal.
2. Freizeit Revue, 8. Juni 1994, Verlag: Dr. Hubert, Burda.
3. Die Stadt Gottes, Juli/August 1994, Autor: Adel, Verlag: Steyer Missionare, Nettetal.
4. Sempé (1993). Der Morgenmensch (S. 71). Zürich: Diogenes.
5. Gayman (1991). Hundstage. München: Goldmann.
Die von Amabile (1983; Hennessey et al., 1988) geforderten Bedingungen sind in dieser
Untersuchung alle erfüllt. Es handelt sich um ein wahrnehmbares Produkt ohne enge (1/21 Monat) zeitliche Beschränkung und verlangt keine speziellen Fähigkeiten. Die Experten
waren fähig die Texte zu bewerten, erhielten kein Training, beurteilten unabhängig
voneinander auf drei Dimensionen relativ zur gesamten Stichprobe, und die Vorgabe der
Cartoons erfolgte (pro RaterIn) in wechselnder Reihenfolge. Eine Ausnahme bildet die
Annahme, eine Definition zu Kreativität müsse nicht vorgegeben werden. In der
Instruktion für die Rater wurde eine kurze Definition der Kreativität und ein Beispiel
vorgegeben (vgl. Anhang 2).
88
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Runco & Mraz (1992) kritisieren Amabiles Konzept dahingehend, dass der Gebrauch der
impliziten Kreativitätsdefinition der RaterInnen zu einer geringen Diskriminanzvalidität
(zu hohe Korrelationen zwischen den verschiedenen Rating-Dimensionen) führe. Sie
fordern, diese jeweils zu überprüfen.
1.2.3.2 Die Kreative Persönlichkeit Skala (KPS)
Bei der KPS handelt es sich um eine Übersetzung der CPS (Creative Personality Scale;
Gough, 1979) aus der 300 Item-starken Adjective Check List (ACL; Gough & Heilbrun,
1983). Anstelle der zweiseitigen Antwortmöglichkeit (Adjektiv ankreuzen oder nicht) der
ACL wurden vier Möglichkeiten zum Ankreuzen geboten ("trifft gar nicht zu", "trifft eher
nicht zu", "trifft ein wenig zu", "trifft stark zu"). Optisch sind die zwei "trifft-nicht-zu" von
den "trifft-zu" durch eine dünne Linie getrennt (vgl. Anhang 1).
Im Verlaufe der Untersuchung gab es zwei Änderungen an der KPS. Die Nicht-Psychologie-StudentInnen erhielten eine Version mit nur zwei Antwortmöglichkeiten ("trifft nicht
zu", "trifft zu"). Bei Analysen, wo die unterschiedliche Skalierung einen Einfluss hat,
wurde die vier-punkt-skalierte Version dichotomisiert. Auf die Bildung des Gesamtwertes
(siehe unten) hat die jeweilige Skalierung keinen Einfluss. Für die zweite Untersuchung
(KünstlerInnen, Vergleichsgruppe) wurden fünf Items neu übersetzt (vgl. Kptl. III, 5.1.3).
Die Creative Personality Scale besteht aus 30 Adjektiven. Zwölf Items werden mit dem
Wert -1 belegt, 18 mit dem Wert +1. Der addierte Wert aller Items ergibt den
Gesamtscore, der zwischen -12 und +18 zu liegen kommt.
Die Reliabilität wurde an einer Gesamtzahl von 1701 Personen aus verschiedenen
Gruppen (vgl. Kptl. II, 2.4 für nähere Angaben zu den Gruppen) durch das Cronbach
Alpha bestimmt und erreichte folgende Werte:
- Gesamtgruppe Männer:
α=.77
- Gesamtgruppe Frauen:
α=.81
- Gruppe graduierter Studenten:
α=.73
- Gruppe graduierter Studentinnen: α=.73.
Die Validierung erfolgte je nach Gruppe anhand von Bewertungen verschiedener Produkte
durch unterschiedliche Ratergruppen. Einseitige Signifikanztests zeigten in jeder Gruppe
für jedes Kriterium signifikante Werte, zweitseitige Tests waren bei 10 von 12 auf dem .05
Niveau signifikant (Korrelationswerte zwischen .15 und .42). Gough (1979) bezeichnet die
CPS als reliables und mittelmässg valides Instrument zur Erfassung des Kreativitätspotentials.
Im Manual der ACL (Gough & Heilbrun, 1983, 18) werden Menschen mit hohen Werten
beschrieben als "venturessome, aesthetically reactive, clever, and quick to respond. Intel-
89
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
lectual characteristics such as breadth of interests, cognitive ability, and ideational fluency
are also apparent" und Low-scorer als "more subdued, less expressive, more conservative,
and less inclined to take action in complex or ill-defined situations".
1.2.4 Erfassung der seelischen Befindlichkeit
1.2.4.1 Der P-14 zur Erfassung des Psychotizismus
Die P-14 ist eine Skala zur Messung des Psychotizismus im Sinne Eysencks. Sie wurde
1975 von Baumann & Dittrich vorgestellt. Die 14 Items stammen aus der PsychotizismusSkala von Eysenck (Eysenck & Eysenck, 1968; 1972).
Ausgehend von 30 Items wurde durch Item- und Faktorenanalysen (mit Extraversions- und
Neurotizismus-Skala 62 Items) die Skala reduziert auf Aussagen mit nicht-allzuschwierigen Items und angemessener Trennschärfe. Der Psychotizismus-Faktor klärte mit
25-32% (Prozent gemeinsamer Varianz) im Vergleich zu den anderen Faktoren
(Extraversion, Neurotizismus) am wenigsten Varianz auf.
In bezug zu der originalen P-Skala von Eysenck wurden die Itemkennwerte (Trennschärfe,
Itemschwierigkeit) deutlich verbessert, auch die Modellstruktur wird vom P-14 besser erfüllt. Die Skala kann als von Extraversion unabhängig betrachtet werden, doch wurden
positive Korrelationen (tiefer als bei Eysencks Originalversion) zum Neurotizismus
gefunden.
Die Reliabilität wurde mit dem Cronbach Alpha und mit Testwiederholung geprüft.
Tabelle 8: Reliabiltität des P-14
Population
N
Alter (Mittel)
Reli
(P-24)
342
343
161
441
339
parallelisiert
parallelisiert
parallelisiert
parallelisiert
parallelisiert
.63
.64
.74
.70
.68
.74
.75
.83
.80
.78
40 m, 21 w
133
23.9
72.5%=20,
range 19-23
.72
.61
Cronbach's Alpha
Normalbevölkerung (N1)
Normalbevölkerung (N2)
Psychiatriepatienten (Pt)
Gesamtgruppe 1 (N1+18 aus Pt)
Gesamtgruppe 2 (N2+16 aus Pt)
Retest (6 bzw. 7 Wochen)
PsychologiestudentInnen
Rekruten
Legende: N=Anzahl ProbandInnen; Reli=Reliabilität; P-24=P14 nach Spearman-Brown auf 24 Items
verlängert; m=Männer; w=Frauen
Weitere wichtige Bemerkungen zum P-14: Die Items sind sehr schwierig (linksschief) und
bilden somit eher eine klinische Skala. Sie ist abhängig von Geschlecht und Alter. Im
Allgemeinen misst der P-14 die Dimension Psychotizismus und stimmt mit dem
Eysenck'schen Konzept überein, was Vergleiche mit englischen Studien belegen können.
90
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
1.2.4.2 Das Beck Depressions-Inventar (BDI)
Der BDI ist ein Standard-Screening-Instrument zur Messung der Schwere von Depressionen. Die 21 Itemgruppen zu je 4 Aussagen werden aufsteigend mit 0 bis 3 Punkten
bewertet. Der maximal erreichbare Wert liegt bei 63.
Beck, Rush, Shaw & Emery (1981/1979) bezeichnen eine Depression als leicht, wenn im
BDI ein Wert zwischen 14-19 erreicht wird, als mittel bei Werten von 20-26 und als
schwer mit einem Resultat über 26 Punkten. Im Handbuch der deutschen Ausgabe
(Hautzinger, Bailer, Worall & Heller, 1992) werden Punktwerte von 18 und mehr als
klinisch relevant bezeichnet.
Die Reliabilitität (interne Konsistenz) des BDI wurde 1983 von Kammer mit α=.82 angegeben. In einer neueren Studie fand Hautzinger (1991; zit. nach Westhoff, 1993) eine
Reliabilität von α=.88.
1.2.4.3 Das Stait-Trait-Angst-Inventar (STAI)
Das STAI wurde von Laux, Glanzmann, Schaffer & Spielberger (1981) für den deutschen
Sprachraum adaptiert. Die Originalversion stammt von Spielberger, Gorsucht & Lushene
(1970).
Das STAI misst sowohl Zustandsangst (state) als auch Angst als Eigenschaft (trait). Das
Inventar ist demzufolge auf zweimal 20 Items aufgeteilt.
Die Reliabilität des Inventars liegt für die Trait-Angst abhängig von Alter und Geschlecht
zwischen α=.89 und α=.93 (Gesamt-Eichstichprobe Männer: α=.90, Frauen: α=.91) und
für die State-Angst bei α=.91 bzw. α=.92 (Gesamt-Eichstichprobe, Männer: α=.91,
Frauen: α=.91).
Eine Varianzanalyse brachte für die trait-Werte einen Effekt für Geschlecht, für Alter und
einen Interaktionseffekt zwischen den beiden. Das selbe Bild findet sich für die stateWerte, wobei der Alterseffekt nur tendenziell vorliegt. Die Durchschnittswerte sind bei
Frauen (trait: 37.01, sd 9.95; state: 38.08, sd 10.29) jeweils etwas höher als bei den
Männern (trait: 34.45, sd 8.83; state: 36.83, sd 9.82).
91
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
2. Die verschiedenen Untersuchungsgruppen
In den folgenden Kapiteln des empirischen Teiles werden die untersuchten Gruppen
jeweils folgendermassen dargestellt:
Tabelle 9: Die verschiedenen Untersuchungsgruppen
Total:
Gesamtstichprobe, die sich aus sämtlichen TeilnehmerInnen
zusammensetzt
S:
StudentInnenstichprobe, die sich aus Psy und Rest zusammensetzt
Psy:
PsycholgiestudentInnen
Rest:
StudentInnen aus Wirtschaft, Recht, Theologie und anderen
Fächern
Wirt:
WirschaftsstudentInnen
Jus:
RechtstudentInnen
Theo:
TheologiestudentInnen
übr.:
alle übrigen StudentInnen, die andere Hauptfächer haben als
Psychologie, Wirschaft, Recht oder Theologie
K+NK: Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K:
KünstlerInnen
NK:
Nicht-KünstlerInnen
BMK: Untergruppe der KünstlerInnen, die als Berufsbezeichnung
BildhauerIn, (Kunst-)MalerIn oder KünstlerIn angeben
(damit wurden hauptberufliche Architekten, LehrerInnen
und MusikerInnen herausgenommen)
N=199 (103 / 94)
N=109 (53 / 54)
N=65 (23 / 42)
N=44 (30 / 12)
N=13 (11 / 2)
N=20 (12 / 7)
N=7 (6 / 1)
N=4 (1 / 2)
N=90 (50 / 40)
N=60 (40 / 20)
N=30 (10 / 20)
N=32 (19 / 13)
Legende: N=Anzahl TeilnehmerInnen; die Ziffern in den Klammern geben jeweils an erster Stelle die
Anzahl Männer und an zweiter Stelle die Zahl der Frauen an; wegen fehlender Angaben konnte das
Geschlecht in 2 Fällen nicht bestimmt werden.
3. Stichproben
Die erste Stichprobe, die StudentInnenstichprobe, setzt sich zusammen aus StudentInnen
des Psychologischen Institutes (N=65), der Wirtschaft- und Sozialwissenschaftlichen
(N=13), der Rechtswissenschaftlichen (N=20) und der Theologischen Fakultät (N=7). Vier
weitere StudentInnen stammen aus der Philosophischen Fakultät, studieren allerdings nicht
Psychologie im Hauptfach.
92
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 10: Verteilung des Geschlechts in der StudentInnenpopulation
S
männl.
weibl.
N
Psy
Rest Wirt Jus
Theo übr.
53
23
30
11
12
6
1
54
42
12
2
8
1
1
107
65
42
13
20
7
2
Legende: S=Gesamtstichprobe aller StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen; übr.=StudentInnen mit anderen Hauptfächern;
Rest: alle Nicht-PsychologiestudentInnen; N=Anzahl ProbandInnen
Tabelle 11: Beschreibung des Semesterzahl der StudentInnen
S
M
sd
range
N
3.05
2.66
1-11
108
Psy
Rest Wirt Jus
Theo übr.
2.48 3.91
1 7.15
1 1.67
2.07 3.20
0 1.31
0 1.15
1-9 1-11
- 5-11
1-3
65
43
13
20
7
3
m
w
2.98 3.07
2.72 2.63
1-11
1-9
53
54
Legende: S=Gesamtstichprobe aller StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen; übr.=StudentInnen mit anderen Hauptfächern;
Rest: alle Nicht-PsychologiestudentInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung;
N=Anzahl ProbandInnen
Tabelle 12: Beschreibung des Alters der StudentInnenpopulation
S
Psy
Rest Wirt Jus
Theo übr.
M
24.36 25.20 23.09 21.31 14.25 23.57 22.00
sd
5.82 7.00 3.00 1.65 1.33 6.27 1.00
range 19-61 19-61 19-37 19-25 22-27 19-37 21-23
N
108
65
43
13
20
7
3
m
w
24.49 24.26
6.49 5.20
19-61 19-43
53
54
Legende: S=Gesamtstichprobe aller StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen; übr.=StudentInnen mit anderen Hauptfächern;
Rest: alle Nicht-PsychologiestudentInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung;
N=Anzahl ProbandInnen
Das Durchschnittsalter der StudentInnenstichprobe liegt bei 24.36 (sd 5.82) mit einem
Minimum von 19 und einem Maximum von 61. Von den gesamthaft 109 TeilnehmerInnen
sind 53 weiblich und 54 männlich (zwei machten keine Angabe über ihr Geschlecht).
Signifikante Unterschiede unter den StudentInnen (Psychologie vs. andere) ergaben sich
beim Geschlecht (chi2, p<.000), bei der Semesterzahl26 (chi2, p=.03) und beim Alter
(p=.034; t=2.15). Nach Geschlechtern getrennte Tests brachten nur bei der Anzahl
Semester jeweils einen signifikanten Unterschied (chi2, ¢: p=.03; ™: p=.004).
Eine genaue Darstellung der Stichprobe in Bezug auf Geschlecht, Alter und Semester wird
in den Tabellen 10-12 gezeigt.
26
≤4 Semester≅Grundstudium vs. >4 Semester≅Hauptstudium.
93
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Stichprobe aus der zweiten Erhebung besteht aus 60 KünstlerInnen (K) und 30 NichtKünstlerInnen (NK). Die KünstlerInnen weisen ein Durchschnittsalter von 55.22 (sd
15.21) Jahren auf, mit einem Range von 28 bis 81. Die Vergleichstichprobe ist mit 45.83
(sd 12.03; range 30-74) rund zehn Jahre jünger. Ein t-Test erwies sich mit p>.003 (t=3.10)
als signifikant. Dies trifft auch bei den Männern (p>.040; t=2.23), nicht aber bei den
Frauen (p=076; t=1.83) zu. Kein signifikanter Altersunterschied ergibt sich zwischen den
Geschlechtern.
Die Geschlechtsverteilung liegt in der KünstlerInnenstichprobe bei 40/19
(Männer/Frauen), in der Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung bei 10/20. Ein chi2Test erweist sich als signifikant mit p=.002.
Wie Anhang 3 zeigt, finden sich bei den KünstlerInnen in der Mehrheit MusikerInnen,
BildhauerInnen, KunstmalerInnen und Archiktekten. Die Berufe der NK können aufgeteilt
werden in solche aus dem sozialen, dem wirtschaftlichen, dem naturwissenschaftlichen
und dem technischen Bereich, wobei die zwei letzten in eine Kategorie zusammengefasst
wurden. Fast die Hälfte (45.6%) der KünstlerInnen beschreiben ihre Tätigkeit als freien
Beruf, 26.0% sind RentnerInnen Als selbstständig bezeichnen sich 4, als Hausmann/frau 5,
je eine und einer als Beamte/r, einer als höherer Beamter und einer als Facharbeiter. Die
Gruppe der NK teilt sich mit je 10-20% auf in Beamte (N=8), Facharbeiter (N=4),
Selbstständige (N=3), freier Beruf (N=5) und Hausfrauen bzw. -männer (N=7). Eine
Person ist ohne Tätigkeit.
Die schulische Bildung der zwei Gruppen entspricht sich ziemlich gut. Etwas weniger als
die Hälfte in beiden Stichproben (42.9% bzw. 43.3%) haben einen Berufsabschluss, etwa
ein Drittel einen Universitätsabsschluss (39.3% bzw. 33.3%); mehr NK (16.7%) als K
(5.4%) beendeten ihre Schulzeit nach der Kantonsschule, und etwa doppelt so viele K
(12.5%) wie NK (6.7%) haben mit einer Matura abgeschlossen.
Was den Zivilstand betrifft, so ist folgende Verteilung zu finden: 57.6% (K) bzw. 60.0%
(NK) sind verheiratet (inkl. der in Trennung lebenden: 57.6% bzw. 66.7%), 35.6% bzw.
26.7% sind ledig (wobei 13.6% bzw. 10.0% eine/n PartnerIn haben), geschieden sind 6.7%
bzw. 3.3% (das sind 4 bzw. 1 Person), von den NK leben zwei Personen in Trennung und
eine Person ist verwittwet. 39 (66.1%) von den KünstlerInnen und 22 (73.3%) von den
Nicht-KünstlerInnen haben Kinder. Der jeweilige Mittelwert (!) beträgt 1.73 (sd 1.74;
range 0-7) und 1.87 (sd 1.46; range 0-4).
Der grösste Teil der TeilnehmerInnen lebt mit einem Partner zusammen (65.5% bzw.
60.0%), ca. ein Fünftel (20.7% bzw. 16.7%) lebt alleine und der Rest mit Verwandten,
Familienmitgliedern oder in einer Wohngemeinschaft (13.8% bzw. 23.4%). 63.8% bzw.
56.7 leben in einer Stadt, die anderen auf dem Land. Wohl weil im Fragebogen die Option
Agglomeration nicht aufgeführt wurde, finden sich bei den KünstlerInnen 13 fehlende
94
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Angaben.
In den Variablen Bildung, Zivilstand, Kinder und Wohnen (alleine vs. nicht alleine; Stadt
vs. Land) unterscheiden sich die beiden Gruppen (N vs. NK) nicht.
Die Tabelle 13 gibt die künstlerischen Tätigkeiten an, die von den KünstlerInnen und
Nicht-KünstlerInnen ausgeführt werden, und die Tabelle 14 die Menge der künstlerischen
Arbeiten, die an die Öffentlichkeit gebracht wurden.
Tabelle 13: Künstlerische Tätigkeiten der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K
malen
bildhauen
planen
schreiben
komponieren
musizieren
tanzen
schauspielen
andere
37
25
13
10
4
17
2
1
6
in %
62.7
42.4
22.0
16.9
6.8
28.8
3.4
1.7
10.2
NK
5
1
2
2
0
5
6
1
0
in %
16.7
3.3
6,7
6.7
0
16.7
20.0
3.3
0
Legende: K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen
Tabelle 14: Künstlerische Arbeiten der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K
NK
1x
Ausstellung
Kunstwerk auf Platz
Kunstwerk in Gebäude
Aufführung
Lesung
Buch
Druck
1
4
5
1
0
2
2
<5x
9
1
17
1
1
5
7
>5x %(>1x)
34
7
18
9
1
2
10
80.0
21.4
71.5
19.6
3.6
16.1
34.0
1x
0
0
0
1
0
1
0
<5x
1
0
0
2
0
0
0
>5x %(>1x)
0
0
0
0
0
0
0
3.3
0.0
0.0
10.0
0.0
3.3
0.0
Legende: K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; 1x (bzw. <5x, >5x)=Zahl der Ausstellungen etc.;
%(>1x)=Prozentzahl aller ProbandInnen, die mindestens eine Ausstellung etc. hatten.
Mit der Ausnahme von Tanzen (was auch falsch verstanden werden konnte, d.h., im Sinne
von tanzen an einem Volksfest oder Ball) werden in der KünstlerInnengruppe weit mehr
künstlerische Tätigkeiten aufgeführt als in der Vergleichsstichprobe. Planen wurde zu
diesen Tätigkeiten hinzugenommen, da sich auch Architekten in der K-Stichprobe
befinden.
Veröffentlichte Arbeiten, d.h. Ausstellungen, Aufführungen, Bücher etc. werden von der
NK-Gruppe nur sehr wenige angegeben, von den KünstlerInnen hingegen in hohem
Masse.
95
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die offensichtlichen Unterschiede in diesen zwei Bereichen bestätigen den erwünschten
Charakter der jeweiligen Gruppen in Bezug auf Tätigkeiten und Resultate, die mit Kunst
bezeichnet werden können.
Da die KünstlerInnenstichprobe durch den Einbezug von MusikerInnen und Architekten
relativ heterogen ist, wurde aus den BildhauerInnen, KunstmalerInnen und jenen, die sich
als BerufskünstlerIn bezeichnen, eine Untergruppe (BMK=BildhauerInnen, (Kunst-) MalerInnen, KünstlerInnen) gebildet.
Mit einem Durchschnittsalter von 58.55 (sd 14.35, range 29-81) unterscheiden sie sich
noch stärker von der NK-Gruppe (p=.001; t=3.66) als die gesamte KünstlerInnengruppe.
Der Unterschied besteht sowohl bei den Männern (p=.013; t=2.73) wie auch bei den
Frauen (p=.043; t=2.16). Kein Altersunterschied besteht zwischen den Geschlechtern.
Weniger signifikant (p=.04) fällt ein chi2-Test aus, der einen Unterschied in der
Geschlechtsverteilung aufzeigt (BMK: N=32; 19 Männer / 13 Frauen vs. NK 10/20).
In den übrigen soziodemographischen Daten sind keine signifikanten Unterschiede
zwischen der Nicht-KünstlerInnen- und der BMK-Gruppe zu finden. Die Angaben zu den
Gruppen (K, NK, BMK) sind in Tabelle 15 zu finden.
Tabelle 15: Soziodemographische Daten der KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen und
BMK
Geschlecht
Bildung
Zivilstand
Wohnen
Alter
Kinder
K
Anzahl
Männer
40
Frauen
19
Kantonsschule
3
Berufsschule
24
Matura
7
Universität
22
ledig
21
verheiratet
34
geschieden
4
alleine
12
mit Partner
38
mit Familie, in WG
8
in der Stadt
30
auf dem Land
17
Mittelwert (sd)
Mittelwert (sd)
%
66.7
31.7
5.4
42.9
12.5
39.3
35.6
57.6
6.7
20.7
65.5
13.8
63.8
36.2
55.22 (15.21)
1.73 (1.74)
NK
Anzahl
10
20
5
13
2
10
8
18
1
5
18
7
17
13
%
33.3
66.7
16.7
43.3
6.7
33.3
26.7
60.0
3.3
16.7
60.0
23.4
56.7
43.3
45.83 (12.03)
1.87 (1.46)
BMK
Anzahl
19
13
2
17
4
8
11
20
1
3
24
4
15
9
%
59.4
40.6
6.5
54.8
12.9
25.8
34.3
62.6
3.1
9.7
77.4
13.0
62.5
37.5
58.55 (14.35)
1.81 (1.75)
Legende: K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, MalerInnen, KünstlerInnen;
sd=Standardabweichung
96
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
3.1 Rücklaufquoten
Der Rücklauf bei der gesamten StudentInnenstichprobe liegt sehr hoch bei 72.36%. Die
mit einer Versuchspersonenstunde belohnten PsychologiestudentInnen retournierten
75.86% der Fragebogen. Erstaunlich hoch ist auch der Prozentsatz (64.62%) der zurückgekommenen Fragebogen der restlichen StudentInnen, die dafür keine Belohnung
erhielten. Die detailierten Angaben zu den Rücklaufquoten bei der StudtenInnen sind der
Tabelle 16 zu entnehmen.
Weitaus tiefer, aber beinahe im Rahmen der üblicherweise zu erwartenden 30%, liegt die
Rücklaufquote der KünstlerInnen- und Nicht-KünstlerInnenstichprobe. Im Total kam ein
Viertel der verteilten Fragebogen zurück. Mit 32.61% steht die NK-Gruppe besser da als
die K-Gruppe, wobei zu beachten ist, dass je nach Unterstichprobe grosse Unterschiede
vorherrschen. Liegt die Rücklaufquote beim Radio Symphonieorchester bei
enttäuschenden 12.5%, so konnte bei der GSMBA immerhin ein Rücklauf von 26.52%
verzeichnet werden. Unterschiede gibt es auch bei den verschiedenen Tätigkeitsbereichen
der KünstlerInnen. Prozentual am wenigsten Antworten kamen von den KunstmalerInnen,
am meisten von den Architekten. Die genauen Angaben finden sich in Tabelle 17.
Tabelle 16: Die Rücklaufquoten der StudentInnenstichprobe
S
Psy
Anzahl
verteilt
zurück
zur. übr.
drop out
korrig.
Rest:
152
109
3
1
110
Anzahl
100
71.71
1.97
0.66
72.36
Wirt
Anzahl
verteilt
zurück
zur. übr.
drop out
korrig.
%
Rest
%
%
87
65
1
100
74.71
1.15
65
40
2
100
62.54
6.67
66
75.86
42
64.62
Jus
%
Anzahl
Anzahl
Theo
%
Anzahl
%
20
13
100
65.00
30
20
100
66.67
15
7
2
100
46.67
6.67
13
65.00
20
66.67
9
60.00
Legende: S=Gesamtstichprobe aller StudtentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle Nicht-PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen;
zur. übr.=Rücklauf von StudentInnen mit anderen Hauptfächern; korrig.=korrigierter Rücklauf, d.h. inkl.
drop out und zur. übr.
97
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 17: Die
Rücklaufquoten
KünstlerInnenstichprobe
K+NK
Anzahl
360
90
verteilt
zurück
K:
K
%
100
25.0
RSO
Anzahl
verteil
t
zurüc
k
7227
9
100
KünstlerInnen-
und
der
Nicht-
NK
Anzahl
268
60
%
100
22.4
SfG
%
der
Anzahl
Anzahl
92
30
%
100
32.6
GSMBA
%
Anzahl
Bildhauer
Anzahl
%
%
15
100
181
100
28
100
3
20.0
48
26.5
10
35.7
12.5
Kunstmaler Architekten
Anzahl
%
Anzahl
%
123
100
20
100
15
12.2
9
45.0
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen;
NK=Nicht-KünstlerInnen; RSO=Radio Symphonieorchester Basel; SfG= Schule für Gestaltung Bern;
GSMBA=Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (Visuelle Künstler).
Erfreulich ist die Übereinstimmung des Verhältnisses der Mitgliedschaft von Männern und
Frauen in der GSMBA und dem Geschlechtsverhältnis der antwortenden Künstler und
Künstlerinnen. Beide liegen bei etwa 7:3. Allerdings antworteten bei den BildhauerInnen
prozentual mehr Männer, als in den betreffenden Sektionen vertreten sind, bei den KunstmalerInnen sind in dieser Untersuchung die Frauen übervertreten.
Die Adressenauswahl (jede vierte von Basel und Bern und jede siebente aus Zürich) ergab
eine sehr gute Übereinstimmung des Geschlechtsverhältnisses zu jenem der GSMBAMitgliedschaft. In Tabelle 18 sind die einzelnen Geschlechtsverhältnisse aufgefüht.
Tabelle 18: Geschlechterverhältnisse der Teilstichprobe GSMBA (in Prozent)
in %
gesamt
verteilt
zurück
GSMBA
m
69
70
68
w
31
30
32
Bildhauer
m
77
w
23
85
90
15
10
Kunstmaler
m
w
65
35
63
47
37
53
Architekten
m
w
95
5
100
100
0
0
Legende: gesamt=Gesamtpopulation der GSMBA von Basel, Bern, Zürich und dem Oberwallis;
GSMBA=Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (Visuelle Künstler); m=Männer;
w=Frauen.
27
Streng genommen handelte es sich um ca. 60 Fragebogen, die verteilt wurden. Die
restlichen wurden dem Manager überlassen, der sie möglicherweise an abwesende
Mitglieder weitergeleitet hat.
98
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
4. Problemstellung
4.1 Klärung der Fragestellung
Die Frage "Haben kreative Menschen mehr dissoziative Erlebnisse als weniger kreative
Menschen?" wird in den zwei Haupthypothesen formuliert. Einerseits in der Annahme,
dass KünstlerInnen kreativer sind als die Vergleichsstichprobe und damit auch mehr dissoziative Erlebnisse aufweisen sollten als diese, und andererseits mit Hilfe der Kreativitätsmessinstrumente KPS und CAT.
In den Nebenhypothesen (Hypothese 3) werden Zusammenhänge zwischen den psychologischen Konzepten Depression, State-Angst, Trait-Angst und Psychotizismus mit den
dissoziativen Erlebnissen vorhergesagt.
Die Hypothesen vier und fünf betreffen weitere Auswertungsmöglichkeiten im Bereich der
soziodemographischen Daten. Im Vordergrund stehen Alter und Geschlecht, die
möglicherweise einen Einfluss auf die dissoziativen Erlebnisse und auf die Kreativität
haben.
Eine logische Folge aus den Hypothesen 2 (höhere Kreativitätswerte bedeuten höhere
Dissoziationswerte) und 3 (höhere Werte auf BDI, STAI und P-14 bedeuten höhere Dissoziationswerte) ist die Hypothese 6. Demnach müssten kreativere Menschen höhere Werte
auf BDI, STAI und P-14 aufweisen als weniger kreative Menschen.
Vor der Abhandlung der Hypothesen werden die übrigen Zielsetzungen der Arbeit
beschrieben. Dabei handelt es sich um die teststatistische Absicherung der
Messinstrumente (DES, FEDE, KPS, CAT, P-14), zwei Faktorenanalysen (DES, KPS) und
die Beschreibung des Vorkommens dissoziativer Erlebnisse und Kreativität in den
untersuchten Populationen.
4.2 Nicht-hypothesengeleitete Zielsetzungen
Zielsetzung 1:
Teststatistische Werte (Reliabilität, Trennschärfe, Itemschwierigkeit)
der Instrumente zur Messung der dissoziativen Erlebnisse, der
Kreativität und des Psychotizismus.
Zielsetzung 2:
Faktorenanalysen zu den Instrumenten zur Messung von dissoziativen
Erlebnissen (DES) und Kreativität (KPS).
Zielsetzung 3:
Verteilung der Werte der einzelnen Messinstrumente in den
verschiedenen Populationen.
99
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
4.3 Hypothesen
4.3.1 Haupthypothesen
Hypothese 1:
KünstlerInnen erreichen höhere Werte auf den Instrumenten zur
Messung der dissoziativen Erlebnisse als Nicht-KünstlerInnen.
Hypothese 1.1:
KünstlerInnen erreichen höhere Werte auf der DES (Dissoziative
Erlebnisse Skala) als Nicht-KünstlerInnen.
Hypothese 1.2:
KünstlerInnen erreichen höhere Werte auf dem FEDE (Fragebogen
zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse) als Nicht-KünstlerInnen.
Hypothese 2:
Je höher die Kreativitätswerte der ProbandInnen sind, desto höhere
Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht.
Hypothese 2.1:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf der KPS (Kreative Persönlichkeits Skala)
sind, desto höhere Werte werden auf der DES und auf dem FEDE
erreicht.
Hypothese 2.2:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf der CAT (Consensual Assessment
Technique) sind, desto höhere Werte werden auf der DES und auf
dem FEDE erreicht.
Die theoretischen und die wenigen empirischen Grundlagen zu den Hypothesen 1 und 2
finden sich im Kapitel II, 4.
4.3.2 Nebenhypothesen
Hypothese 3:
Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte
der ProbandInnen sind, desto höhere Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht.
Hypothese 3.1:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem BDI (Beck Depressionsinventar)
sind, desto höhere Werte werden auf der DES und auf dem FEDE
erreicht.
Hypothese 3.2:
Je höher die trait-Angst-Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen,
Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem STAI (Stait-Trait-
100
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Angstinventar) sind, desto höhere Werte werden auf der DES und auf
dem FEDE erreicht.
Hypothese 3.3:
Je höher die state-Angst-Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen,
Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem STAI (Stait-TraitAngstinventar) sind, desto höhere Werte werden auf der DES und auf
dem FEDE erreicht.
Hypothese 3.4:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf der Psychotizismusskala P-14 sind, desto
höhere Werte werden auf der DES und auf dem FEDE erreicht.
Die Grundlagen zur Hypothese 3 stammen von Carlson, Putnam, Ross, Torem, Coons,
Dill, Loewenstein & Braun (in Druck). Sie berichten bei Schizophrenen deutlich und bei
affektiven und Angststörungen leicht erhöhte Werte auf der DES.
4.3.3 Weitere Auswertungsmöglichkeiten
Hypothese 4.1:
Je älter die Probanden sind, desto weniger dissoziative Erlebnisse
werden von ihnen berichtet.
Hypothese 4.2:
Die soziodemographischen Variablen Geschlecht, Beruf, Zivilstand,
Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder haben keinen Einfluss auf die
Dissoziationswerte (DES, FEDE).
Hypothese 5.1:
Männer erreichen auf der KPS höhere Kreativitätswerte als Frauen.
Hypothese 5.2:
Die soziodemographischen Variablen Alter, Beruf, Zivilstand,
Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder haben einen Einfluss auf die
Kreativitätswerte (KPS, CAT).
Hypothese 6:
Treffen die Hypothesen 2 und 3 zu, soll gelten: Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte der ProbandInnen
sind, desto höhere Werte werden auf den Kreativitätsskalen erreicht.
Hypothese 6.1:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem BDI (Beck Depressionsinventar)
sind, desto höhere Werte werden auf der KPS und mit der CAT
erreicht.
Hypothese 6.2:
Je höher die trait-Angst-Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen,
Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem STAI (Stait-TraitAngstinventar) sind, desto höhere Werte werden auf der KPS und mit
der CAT erreicht.
101
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Hypothese 6.3:
Je höher die state-Angst-Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen,
Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf dem STAI (Stait-TraitAngstinventar) sind, desto höhere Werte werden auf der KPS und mit
der CAT erreicht.
Hypothese 6.4:
Je höher die Werte der ProbandInnen (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) auf der Psychotizismusskala P-14 sind, desto
höhere Werte werden auf der KPS und mit der CAT erreicht.
Die Grundlagen zur Hypothese 4 (d.h. 4.1 und 4.2) basieren auf den Studien der Forschergruppe um Colin Ross (vgl. Ross, Josh & Currie, 1990b; siehe auch Kptl. II, 1.5.2), die
keine Unterschiede in der Verteilung dissoziativer Erlebnisse fanden ausser beim Alter.
Die Hypothese 5 (d.h. 5.1 und 5.2) basiert auf den Resultaten von Gough (1979), der
Unterschiede fand zwischen Geschlecht (Männer höhere Werte) und Berufsgattungen.
Altersunterschiede in der Kreativität wurden z.B. von Alpaugh, Parham, Cole & Birren
(1982) bei Frauen (jüngere hatten höhere Werte) gefunden. Einen kurvenlinearen Zusammenhang zwischen Alter und Kreativität erforschte Simonton (1984a, 1991; vgl. Kptl. II,
2.2.2).
Hinweise, die der Hypothese 6 rechtgeben, zitiert Martindale (1981), Kreative erreichen
höhere Angstscores, und (1989), Kreative erhalten auf dem EPI (Eysencks Personality
Inventory) hohe Psychotizismuswerte (siehe auch Kptl. II, 3)
102
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
5. Resultate
5.1 Teststatistische Werte der Erhebungsinstrumente
Bei den teststatistischen Werten, die in der vorliegenden Untersuchung erhoben wurden,
handelt es sich um die Reliabilität, die Trennschärfe der Items und die Itemschwierigkeit.
Das BDI und das STAI wurden auf diese Werte nicht näher überprüft, da es sich um oft
verwendete und bekannte Instrumente handelt. Als Mass für die Reliabilität wurde das in
der psychologischen Forschung häufig verwendete Cronbach α gewählt. Bei den Trennschärfekoeffizienten (ric) handelt es sich um die Korrelationen jeden Items mit dem
Gesamtscore. Diese Berechnungsmethode wurde von Dirksmeier (1991, 87) übernommen.
Die Itemschwierigkeit wurde erhoben, obwohl sie bei klinischen Skalen, besonders wenn
sie in einer Normalpopulation verwendet werden, wenig Sinn ergibt, da die Verteilung erwartungsgemäss linksschief ausfallen wird, d.h. die Probanden im allgemeinen keine
klinisch relevanten, also mehrheitlich tiefe Werte aufweisen. Diese Erwartung wurde von
den Daten auch bestätigt.
pi = N1
N (Schmid, 1992; N1=Anzahl "richtiger"
Berechnet wurde sie mit der Formel
Items; jene, die sich in der oberen Hälfte der Skalenwerte befinden; N=totale Anzahl
Items). Der Vorteil der hier verwendeten Formel liegt in der Unabhängigkeit von der
Stichprobengrösse und den einfach zu interpretierenden Werten: eine Itemschwierigkeit
von pi=0 bedeuted, dass das Item sehr schwierig ist, d.h. von niemandem 'gelöst' wurde;
pi=1, dass alle Probanden das Item auf der oberen Skalenhälfte beanwortet haben; pi=.50,
dass sich die Anworten gleichmässig auf die untere und obere Skalenhälfte aufteilen, d.h.
dass das Item mittelschwierig ist.
Eine zusammenfassende Darstellung der Reliabilitäten ist in der Tabelle 20 am Ende des
Kapitels 5.1 zu finden. Detailiertere Angaben zu Trennschärfe und Itemschwierigkeit
können im Anhang 5 eingesehen werden.
5.1.1 Dissoziative Erlebnisse Skala (DES)
Die DES wurde mit Erlaubnis von Frank W. Putnam (persönliche Mitteilung, August
1992), der die Skala (Dissociative Experiences Scale) zusammen mit Frau Eve B. Carlson
konstruierte, vom Verfasser dieser Arbeit auf Deutsch übersetzt. Die teststatistischen
Ergebnisse liegen im Bereich der Ergebnisse anderer Studien (vgl. Tabelle 6).
Die Reliabilität (Cronbach α) der DES liegt in der gesamten StudentInnenstichprobe (S)
bei α=.86. In der homogeneren Gruppe der PsycholgiestudentInnen beläuft es sich auf
α=.88. Die Trennschärfe aller Items sind mit Ausnahme von Nr. 5 ("sich in fremden
Kleidern wiederfinden", p>.05) mindestens auf dem 1%-Niveau signifikant. Die Werte
sind zwischen ric=.22 und ric=.69. Die sehr hohe Itemschwierigkeit befindet sich mit einer
103
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Ausnahme (Nr. 17: "in Fernsehen oder Kino absorbiert sein"; pi=.18) zwischen pi=.09 und
pi=.00.
Die Reliabilität bei der Stichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen zusammen
(K+NK) ist mit α=.87 praktisch gleich gross wie bei der StudentInnenstichprobe. Rechnet
man die Teilstichproben von K und NK getrennt, erhält man unterschiedliche Werte: für K
α=.82 und für NK α=.90. Keinen grossen Einfluss auf die Reliabilität hat das Geschlecht
(¢: α=.88, ™: α=.86). Die Trennschärfe ist bei allen Items ausser bei Nr. 11 ("sich selber
im Spiegel nicht mehr erkennen"; ric=.10) mindestens auf dem 5%-Niveau signifikant. Die
Werte liegen zwischen ric=.21 und ric=.68. Trennt man die Stichprobe auf in K und NK
oder Männer und Frauen verlieren einzelne Trennschärfen die Signifikanz. Für die
Itemschwierigkeit ergibt sich das selbe Bild wie bei der StudentInnenstichprobe (Werte
zwischen pi=.09 und pi=.00; Item Nr. 17 pi=.16).
5.1.2 Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (FEDE)
Der FEDE ist eine Übersetzung des QED (Questionnaire of Experiences of Dissociation)
vom Autor der vorliegenden Arbeit. Die Übersetzung und der wissenschaftliche Gebrauch
wurde dem Verfasser von K. Riley bewilligt (persönliche Mitteilung, 23.12.92).
Mit α=.73 liegt die Reliabilität bei der StudentInnenstichprobe deutlich tiefer als bei der
DES. Riley (1988) fand ein Cronbach α von α=.77. Die Trennschärfe der Items sind mit
vier Ausnahmen alle auf dem p<.001 Niveau signifikant. Item Nr. 8 ("sich nicht mehr
erinnern, wo man gewesen ist") hat eine Signifikanz von p=.05, die Items Nr. 7, 19, 26
haben mit Werten von ric=.03, ric=.14. bzw. ric=.19 keine signifikante Trennschärfe. Die
einzelnen Werte der signifikanten Items bewegen sich zwischen ric=.27 und ric=.50. Die
Itemschwierigkeit unterscheidet sich allerdings stark von jener der DES, was mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf die unterschiedliche Skalierung zurückzuführen sein wird (vgl.
Kptl. III, 1.2.2.1 und 1.2.2.2). So finden sich von den 26 Items 13 mit Werten im untersten
Drittel (zwischen pi=1.00 und .67), d.h. es sind schwierige Items, 10 im mittleren Bereich
(.66 bis .34), wovon sich 6 mit einer idealen Schwierigkeit um pi=.50 befinden, und 3
leichte Items (pi=.00 bis pi=.33).
In der K-NK-Stichprobe liegt das Cronbach α (α=.79) anders als beim DES einiges höher
als bei der StudentInnenstichprobe. Einen etwas grösseren Einfluss hat die Geschlechtszugehörigkeit (¢: α=.76, ™: α=.82). Die nach K und NK getrennte Auswertung der Reliabilität ergab beim FEDE keine wesentlichen Unterschiede. Die Trennschärfen der Items
sind mit Ausnahme zweier (Nr. 10 und 19) praktisch alle sehr signifikant (mindestens
p<.01) und bewegen sich von ric=.31 bis ric=.58 höher als in der StudentInnenstichprobe.
Teils auf die unterschiedliche Stichprobengrösse zurückzuführen sind die Unterschiede
zwischen den Gruppen (K, NK). So sind bei den NK deutlich weniger Items signifikant
104
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
trennscharf. Von den acht im Vergleich zu den K zusätzlichen nicht-signifikanten Items
sind zwei (Nr. 8 und 24 mit K: ric=.45 bzw. ric=.44; NK: ric=.07 bzw. ric=.09) deutlich
tiefer korreliert. Die Itemschwierigkeiten verhalten sich mehr oder weniger der
StudentInnenstichprobe entsprechend, 13 schwierige, 9 mittlere und 4 leichte Items.
Die Konstruktvalidität des FEDE wird durch den starken (p<.001) korrelativen
Zusammenhang mit der DES gezeigt (S+K+NK: r=.65 ; S: r=.57; K+NK: r=.72). Ray et
al. (1992) fanden bei jungen Erwachsenen einen Wert von r=.82, wobei sie beide
Instrumente mit einer fünfstufigen Likert-Skala ausgestattet haben.
5.1.3 Kreative Persönlichkeit Skala (KPS)
Relativ gute Reliabilitätswerte kann auch die KPS, eine Übersetzung der Creativ
Personality Scale von Gough (1979) aus der Adjective Check List (Gough & Heilbrun,
1983), aufweisen. Die StudentInnenstichprobe kommt auf ein α=.75, die
PsychologiestudentInnen auf α=.79. Die Werte entsprechen jenen von Gough (1979), die
in Kptl. III, 1.2.3.2 erwähnt werden. Anders sieht es mit der Trennschärfe aus. Von den 30
Adjektiven sind 8 nicht signifikant und korrelieren teils um Null herum. Nur etwas mehr
als die Hälfte (16) erreichen ein Signifikanzniveau von p<.001. Innerhalb der signifikanten
Items befinden sich die Werte zwischen ric=.21 und ric=.64. Die Itemschwierigkeiten sind
zum überaus grössten Teil hoch. 6 Adjektive sind leicht, 6 im mittleren und 18 im
schwierigeren Bereich.
Um einige unglücklich übersetzte Adjektive zu verbessern, wurde eine teils abgeänderte
Version an 30 PsychologiestudentInnen des ersten Semesters verteilt, worunter sich vor
allem Personen befanden, die auch bei der ersten Erhebung für die StudentInnenstichprobe
dabei waren.
Die im Original verwendeten Adjektive: (3) "reflective", (8) "mannerly", (9) "sincere",
(20) "snobbish", (30) "affected" wurden neu übersetzt: (3) von "denke viel" in "nachdenklich" (8) von "höflich/anständig" in "wohlerzogen", (9) von "aufrichtig" in "offenherzig", (20) von "hochnäsig" in "vornehm tuend" und (30) von "gefühlsvoll" in "empfindsam". Ein Vergleich der beiden Versionen28 ergab einen etwas höheren Mittelwert für die
neue Version (9.27, sd 2.74; statt 8.44, sd 3.16), was jedoch keinen signifikanten
Unterschied ergibt (p=.120; t=1.12) und den Vergleich der älteren mit der neueren Version
nicht verunmöglicht. Ebenfalls keine signifikante Veränderung wurde bei den einzelnen
neu übersetzten Adjektiven gefunden, nur bei Nr. 3 "denke viel" bzw. neu "nachdenklich"
gab es eine Tendenz (p=.058; t=1.94). Bei den identisch belassenen Items kam es nur zu
28
Im Vergleich wurden für die Daten der ersten Version die PsychologiestudentInnen des
ersten Semesters (N=31) herangezogen.
105
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
zwei in der Tendenz unterschiedlichen Werten (Nr. 7 "unterwürfig", Nr. 25 "vertrauensvoll"). Unter den Veränderungen litt allerdings die Reliabilittät. Sie sank von α=.73,
gemessen bei den 31 erstsemestrigen PsychologiestudentInnen, auf α=.65, gemessen bei
der neuen Stichprobe.
Aus Versehen wurde für die K- und NK-Stichprobe nicht die alte, reliablere und trennschärfere Version sondern die neue, teststatistisch schlechtere verwendet. Dies zeigt sich
denn auch beim Cronbach α, das mit α=.66 eindeutig tiefer und an der unteren Grenze
einer vertretbaren Reliabilität liegt. Ein deutlicher und schwerwiegender Unterschied
ergibt sich bei einer nach Geschlechtern getrennten Auswertung. So ist die Reliabilität bei
den Frauen mit α=.77 zufriedenstellend, mit α=.45 bei den Männern höchst
unbefriedigend. Ebenfalls nicht zufriedenstellend ist sie in der K-Gruppe (α=.54),
vertretbar hingegen in den NK-Gruppe (α=.66). Praktisch das selbe Ergebnis wie bei den
StudentInnen erhält man für die Trennschärfe; 8 sind nicht signifikant, wobei Nr. 1 nicht
signifikant und Nr. 24 signifikant wird. Die signifikanten Werte befinden sich zwischen
ric=.22 und ric=.53. Keine grossen Änderungen ergeben sich für die Itemschwierigkeiten.
Die Kriteriumsvalidität der KPS für die weibliche Teilstichprobe (K+NK) wird durch
signifikante Korrelationen mit den künstlerischen Tätigkeiten "Kunstmalen" (r=.52;
p<.01) und "Bildhauen" (r=.40; p<.05) sowie den künstlerischen Arbeitsprodukten
"Ausstellungen" (r=.48; p<.01) und "Kunstwerk in Gebäude" (r=.39; p<.05) bestätigt. Bei
den Männern ergeben sich zu den selben Variablen Korrelationen um null herum. Diese
Zusammenhänge bestätigen die Bildung der Subpopulation BMK (BildhauerInnen,
(Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen; vgl. Kptl. III, 2), zumal zu den Variablen
"Komponieren", "Musizieren", "Tanzen", "Schauspielen" und "Aufführung" (teils signifikante) negative Korrelationen bestehen.
5.1.4 Consensual Assessment Technique (CAT)
Die CAT wurde nur für die zweite Untersuchung verwendet, d.h. mit den K und NK. Für
die Bewertung konnten 3 Psychologiestudenten und 6 bzw. 3 Psychologiestudentinnen
gewonnen werden. Drei davon wurden nach einer ersten Auswertung der Daten aus der
Untersuchung herausgenommen, da ihre Interraterreliabilitäten weit unter einem
brauchbaren Niveau lagen. Dieser Ausschluss für weitere Bewertungen rechtfertigt sich
insofern, als den RaterInnen, dem Beispiel von Amabile (1983) folgend, kein Training
angeboten und nur eine rudimentäre Definition der zu bewertenden Variablen (Kreativität,
Witz, Schrift; vgl. Anhang 2) vorgelegt wurde. Die Tabelle 19 enthält die
soziodemographischen Angaben der sechs RaterInnen.
106
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Bei den drei drop outs handelt es sich um drei Frauen mit einem Durchschnittsalter von
28, einer durchschnittlichen Semesterzahl von 7.3, alle drei ledig, eine mit festem Partner.
Somit unterscheiden sie sich von den sechs übrigen nur in der Geschlechtsverteilung.
Tabelle 19: Demographische Daten der RaterInnen
RaterIn
1
2
3
4
5
6
M
sd
Geschlecht
1
1
1
2
2
2
3:3
-
Alter
45
23
27
29
21
28
28.7
7.76
Semester
2
6
13
12
3
12
8
4.94
Zivilstand
geschieden
ledig
ledig
mit Partner
mit Partner
mit Partner
-
Legende: M=Mittelwert; sd=Standardabweichung
Auffallend ist, dass alle drei Ausgeschiedenen sich für fähig halten Kreativität zu
bewerten, dann jedoch angeben, dass sie mit der Bewertung der Kreativität
Schwierigkeiten hatten.
Die sechs RaterInnen hielten sich alle für fähig ("etwas" oder "sehr"), die Texte zu den
Cartoons auf Kreativität, Witz und Schrift zu bewerten. Die Beurteilung der Kreativität
wurde von einem Rater als "sehr", von den anderen als "etwas" schwierig beurteilt. Das
Bewerten von Witz und Schrift wurde als einfach angesehen.
Amabile (1983) ging bei ihrem Experiment von der Anahme aus, dass ihre studentischen
RaterInnen belesen sind. In der vorliegenden Untersuchung zeigte sich, dass die
RaterInnen häufig Romane und Erzählungen lesen sowie Cartoons betrachten, jedoch nie
oder nur manchmal Gedichte. Was künstlerische Tätigkeiten (Malen, Bildhauen etc.)
betrifft, so werden diese von den sechs BewerterInnen entweder nie oder nur manchmal,
jedoch nicht häufig betrieben, mit Ausnahme einer Raterin, die die Items "musizieren,
singen" und "tanzen, bewegen" mit "häufig" ankreuzte.
Die Interraterreliabilität (ri) für die Bewertung der Kreativität befindet sich beträchlich
unter dem von Amabile (1983) in einer entsprechenden Aufgabe (vgl. Kptl. III, 1.2.3.1)
erhaltenen Wert von ri=.85. In der vorliegenden Untersuchung wurde eine Interraterreliabilität von riz=.62 erhalten. Dabei handelt es sich um den Mittelwert aller
Korrelationen zwischen den einzelnen RaterInnen. Die Mittelwertbildung erfolgte mittels
Z-Transformation nach Fisher (vgl. Bortz, 1989, S. 281). Die einzelnen Korrelationen
schwanken zwischen ri=.47 und ri=.79 (siehe Anhang 5). Nach derselben Methode wurden
auch die Interraterreliabilitäten für das Kriterium Witz (riz=.63; Korrelationen zwischen
107
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
ri=.47 und ri=.79) und Schrift (riz=.47; Korrelationen zwischen ri=.32 und ri=.61) erhalten.
Interessanterweise ist die Übereinstimmung der Kreativitätsratings in der NK-Stichprobe
mit riz=.68 um einiges grösser als in der K-Gruppe mit riz=.59. Das selbe Bild ergibt sich
beim Kriterium Witz (riz=.60 bzw. riz=.67); umgekehrt liegt der Fall bei der Schrift
(riz=.49 bzw. riz=.39). Die mittlere Korrelation zwischen Kreativität und Witz (r=.68) ist
erwartungsgemäss hoch und unterschiedet sich praktisch nicht von der Korrelation
zwischen Kreativität und Humor in Amabiles (1983) Experimtent (vgl. Kptl. III, 1.2.3.1),
ebenso wie diejenigen zwischen Kreativität und Schrift (r=.23) sowie Witz und Schrift
(r=.21) weit tiefer liegen.
Die interne Konsistenz der CAT liegt bei der gesamten Stichprobe mit α=.86 (¢: α=.83;
™: α=.89), wie auch bei den K (α=.82) und den NK (α=.90) getrennt berechnet, sehr
hoch. Die fünf Items des Instrumentes weisen zudem hoch signifikante (p<.001) Trennschärfen (ric: .77, .72, .82, .80, .84) und relativ gute Itemschwierigkeiten (pi: .32, .23, .57,
.54, .45) auf.
Die Konstruktvalidität der CAT gemessen am KPS ist mit einem Korrelationswert von .07
über alle KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen extrem schwach.
5.1.5 Die Psychotizismus-Skala P-14
Die Psychotizismus-Skala P-14 von Baumann & Dittrich (1975) nach der Theorie von
Eysenck (Eysenck & Eysenck, 1968, 1972) überrascht in Anbetracht der Ergebnisse von
Eysenck & Eysenck (1968, 1972) und Baumann et al. (1975) keinesfalls mit ihrer tiefen
Reliabilität von α=.62 in der StudentInnenpopulation. Sie liegt im unteren Bereich der von
Baumann und Dittlich (1975) gefundenen Reliabilitäten (siehe Tabelle 10). In der selben
Stichprobe liegt die Trennschärfe (vgl. Anhang 5) jeweils bei einer Signifikanz von mindestens p<.01 (ric=.33 bis ric=.57), ausser bei einem Item mit p<.05 und dreien, die nicht
signifikant sind. Die Itemschwierigkeit ist mehrheitlich hoch, bei 12 Items im unteren
Drittel (pi=.00 bis pi=.33) und gut bei Nr. 5 ("von Träumen beeinflussen lassen"; pi=.44)
und Nr. 7 ("Leute nehmen schnell etwas übel"; pi=.35).
Noch tiefer als bei den StudentInnen ist die Reliabilität bei der zweiten K+MKStichprobe: α=.56 (¢: α=.58; ™: α=.53; K: α=.57; NK: α=.52). Die Trennschärfe mit
Werten von ric=.22 bis ric=.61 (mindestens signifikant auf p<.01) ist mit Ausnahme zweier
Items (Nr. 12 und 14) recht zufriedenstellend, die Itemschwierigkeit verhält sich gleich
wie bei der StudentInnenstichprobe.
108
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 20: Die Messinstrumente und ihre Reliabilitäten
S
Psy
Rest
¢ S
™ S
K+NK
K
NK
¢ K+NK ™
K+NK
DES
FED
E
KPS29
CAT
P-14
.86
.73
.88
.77
.82
.65
.84
.68
.88
.76
.87
.79
.82
.79
.90
.77
.88
.76
.86
.82
.75
.62
.77
.62
.65
.63
.73
.65
.79
.61
.66
.86
.56
.54
.82
.57
.66
.90
.52
.45
.83
.58
.77
.89
.53
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique; P-14=Psychotizismusskala;
S=StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=übrige StudentInnen; K=KünstlerInnen; NK=NichtKünstlerInnen
5.2 Faktorenanalysen
5.2.1 Die Faktorenstruktur der DES
Die unten beschriebene faktorenanalytische Auswertung der DES konnte bisherige
Analysen aus dem amerikanischen Raum bestätigen. Carlson, Putnam, Ross, Anderson,
Clark et al. (1991) extrahierten bei einer Population psychiatrischer und nicht-klinischer
Personen (N=1574) drei Hauptfaktoren (Amnesie, Absorption/imaginative Involviertheit,
Depersonalisation/Derealisation), die 49% der Varianz aufklären. Eine Faktorenanalyse an
einer nicht-klinischen Bevölkerungsgruppe ergab ein etwas anderes Faktorenbild. Zwar
bleiben die Faktoren die selben, jedoch änderte die Reihenfolge (Absorption,
Depersonalisation/ Derealisation, Amnesie), und es wird weniger Varianz aufgeklärt
(40%) (Carlson et al., 1991). Ein vergleichbares Ergebnis mit einer Varianzaufklärung von
47% fanden Ross et al. (1991).
Die Analyse mit der Teilstichprobe der PsychologiestudentInnen ergab drei Faktoren mit
einer
gesamthaften
Varianzaufklärung
von
46.3%,
die
als
"Depersonalisation/Derealisation", "Eingenommenheit/Absorption" und "Amnesie"
bezeichnet werden können. Bei der gesamten S-Stichprobe fand sich ein weiterer Faktor
("Trance"), dessen Items bei den PsychologiestudentInnen entweder weniger als .40 auf
einem Faktor laden und daher ausschieden oder im Faktor "Amnesie" anzutreffen sind.
Die gesamte Verianzaufklärung beläuft sich auf 45.8% (siehe Anhang 6). Dieser vierte
Faktor konnte auch bei der PsychologiestudentInnenpopulation extrahiert werden, wonach
die aufgeklärte Varianz 53.1% beträgt.
29
Vgl. auch Kptl. III, 5.3.3 (oder Anhang 7), für die Reliabilitäten ohne die fünf
neuübersetzten Items.
109
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Verwendet wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. Als Kriterium
für die Faktorenzahl diente ein SCREE-Test und die Sinnhaftigkeit der erhaltenen
Faktoren. Die linksschiefe Verteilung (vgl. Kptl. III, 5.3.1) kann die Faktoren verfälschen,
so gelangte Waller (in Druck, zit. von Carlson & Putnam, 1993) zu einer einfaktoriellen
Lösung, indem er die Schiefe kontrollierte. Ebenfalls nur einen Faktor fanden Fisher &
Elnitsky (1990), die allerdings sehr strenge Kriterien für die Faktorenbestimmung
anwandten. Zwar weist die hohe Varianzaufklärung des ersten Faktors (26.5% bei der 3faktoriellen Lösung; 23.5% bei der vierfaktoriellen Lösung bei allen StudentInnen) mit
den Daten der vorliegenden Studie statistisch tatsächlich auf eine einfaktorielle Struktur
der Skala hin, doch sind in Anbetracht der theoretisch sinnvollen Faktorenzusammensetzung inhaltliche Überlegungen rein statistischen vorzuziehen.
Kein so klares Bild ergab eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation für die
K+NK-Stichprobe. Eine Vier-Faktoren-Lösung klärt 50% der Varianz auf, allerdings sind
neben einem relativ deutlichen Faktor "Eingenommenheit/Absorption" zwei Faktoren, die
beide im Bereich von Amnesie und Nicht-erinnern-können liegen, jedoch auch Items
enthalten, die Depersonalisation beschreiben. Ein vierter Faktor kann mit "Depersonalisation" betitelt werden. Für die weniger klaren Ergebnisse wird die heterogene Zusammensetzung, das im Vergleich zu den StudentInnen höhere Alter und die damit tieferen
Dissoziationswerte der Stichprobe verantwortlich sein.
5.2.2 Die Faktorenstruktur der KPS
Dasselbe Verfahren mit der KPS beim Teilsample der PsychologiestudentInnen30 ergab
vier Faktoren, die mit "gescheit", "ungewöhnlich", "offen" und "unangenehm" betitelt
werden können. Mit einer Varianzaufklärung von 40% wurde ein annehmbares Resultat
erziehlt.
Der Faktor "gescheit" (intellektuelle Fähigkeiten) beinhaltet Adjektive wie "klug",
"findig", "erfinderisch" etc., der zweite Faktor, "ungewöhnlich", ladet grössenteils negativ
und kann beschrieben werden als nicht "unkonventionell", nicht "konservativ", nicht
"gewöhnlich" etc., der dritte Faktor mit der Charakteristik nicht "unzufrieden",
"selbstbewusst", "viele Interessen", nicht "unterwürfig" kann als "offen" benannt werden,
der letzte Faktor, "unangenehm" (gegenüber der Umwelt) wird umschreiben durch
Begriffe wie nicht "aufrichtig", nicht "ehrlich", "hochnäsig" etc.
Die K+NK-Stichprobe bringt wie bei der DES eine weniger klare Struktur hervor. Eine
Lösung mit drei Faktoren und nur 36.3% Varianzaufklärung ergibt ein etwas verständlicheres Bild, worauf hier aber nicht eingegangen wird.
30
Die übrigen StudentInnen erhielten eine Version des KPS mit dichotomer Skalierung.
110
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Faktoren mit den jeweiligen Ladungen der mit den Daten der StudentInnen durchgeführten Analysen sind in Anhang 6 festgehalten.
Da es sich bei FEDE und P-14 um Instrumente mit dichotomer Skalierung handelt,
wurden keine faktorenanalytischen Untersuchungen durchgeführt.
5.3 Statistische Beschreibung der Messinstrumente
5.3.1 Deskriptive Werte und Verteilung der DES
In den Tabellen 21 und 22 ist leicht zu erkennen, dass die Mittelwerte der Dissoziative
Erlebnisse Skala über alle Gruppen relativ stabil sind und bei den StudentInnen um die
zehn Prozent liegen. Bei der signifikant älteren Stichprobe der KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen (K+NK; p<.000; t=16.14) befinden sich die Werte, wie das der Alterseinfluss erwarten lässt, um ca. zwei Prozentpunkte tiefer (vgl. z.B. Ross et al., 1990b; siehe
auch Kptl. II, 1.5.2). Der Unterschied zwischen den zwei Stichproben ist mit p=.034
(t=2.13) signifikant.
Signifikante Unterschiede in soziodemographischen Variablen (Geschlecht, Bildung,
Zivilstand, Wohnort in Stadt oder auf Land, Kinder) konnten neben dem Alter keine
weiteren gefunden werden.
Ebenfalls liegen Standardabweichung (ca. 6) und der Range der Daten (ca. 0 bis 25) bei
allen Gruppen in etwa gleich grossen Bereichen. Die gösseren Unterschiede bei den
StudentInnen der Theologie und den vier StudentInnen ausserhalb der gezielt gesuchten
Hauptfächer können der kleinen Gruppengrössen wegen vernachlässigt werden.
Ein Vergleich mit Resultaten aus anderen Studien mit StudentInnen (vgl. Tabelle 3, Kptl.
II, 1.5.2) zeigt, dass die vorliegenden Werte im unteren Teil des zu erwartenden Bereiches
liegen. Unterschiede zwischen den diversen Studien sind möglicherweise durch kulturelle
Differenzen oder durch die Übersetzungen in andere Sprachen. Die Werte von
ProbandInnen aus der Normalbevölkerung werden bei Ross et al. (1990b) mit ca. 10 (je
nach Alter zwischen 6 und 16), bei Putnam, Guroff, Silberman, Barbara & Post (1986) bei
ca. 5 angegeben.
111
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 21: Deskriptive Werte der DES bei den StudentInnen
M
sd
min
max
N
S
9.98
6.06
1.07
27.14
109
Psy
9.90
6.41
1.07
27.14
65
Rest
10.09
5.56
2.50
27.14
44
Wirt
9.94
4.02
2.50
16.79
13
Jus
9.62
4.32
3.57
20.00
20
Theo übr.
6.52 19.20
2.06 10.53
4.29 4.29
9.29 27.14
7
4
m
9.53
5.57
1.07
27.14
53
w
10.32
6.48
1.07
27.14
54
Legende: S=Gesamtstichprobe der StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle Nicht-PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen;
übr.=
StudentInnen
mit
anderen
Hauptfächern;
m=Männer;
w=Frauen;
M=Mittelwert;
sd=Standardabweichung; min= Minimum; max=Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; DES=Dissoziative
Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100)
Tabelle 22: Deskriptive Werte der DES bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
M
sd
min
max
N
K
8.15 7.93
5.96 5.72
0.00 0.00
23.57 23.33
88
59
NK
8.58
6.51
1.07
23.57
29
m
8.03
6.00
0.00
23.57
50
w
8.30
6.06
0.36
23.33
37
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100)
Die Verteilung der DES erweist sich hier genauso wie bei anderen Studien (vgl. Ross &
Ryan, 1989; Ross et al., 1990b; Murphy, 1994) als linksschief, dies trifft sowohl auf die
StudentInnen (skewness: -.869) als auch auf die KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
(skewness: -.730) zu. Die Verteilung der DES ist in Abbildung 12 wiedergegeben. Zu
beachten ist, dass die Skalierung von 0% bis 100% verläuft.
In den folgenden Abbildungen (12-15 und in Anhang 7) spiegelt die y-Achse die Anzahl
der Personen (n) wider, die einen bestimmten Wert erreicht haben. Auf der x-Achse sind
die Werte der DES abgetragen. Um das Lesen der Abbildungen zu erleichtern, folgende
Erklärung: der jeweilige Balken über einer Zahl gibt das N der Probanden an, die einen
Wert zwischen der vorangehenden und der jeweils untenstehenden Ziffer aufweisen. Ein
Beispiel: Bei den Studenten und Studentinnen besagt der dritte Balken von links, dass im
gesamten 22 Personen (13 Männer und 9 Frauen) einen DES-Wert von 4 bis 5.99 (<6)
haben. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde jeweils jede zweite Ziffer ausgelassen,
d.h. unter dem zweiten Balken von links müsste eine 4 stehen.
112
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Abbildung 12: Verteilung der DES-Werte bei den StudentInnen (links) und den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts)
n
25
S
K+NK
DES
w
m
20
15
10
5
0
bis 2 6 10 14 18 22 26
2 6 10 14 18 22
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); w=Frauen; m=Männer; S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
5.3.2 Deskriptive Werte und Verteilung des FEDE
Ähnlich wie bei der DES sieht es auch beim Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer
Erlebnisse aus. Die verschiedenen studentischen Gruppen unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Soziodemographische Variablen bei den K+NK bringen im Gegensatz
zur DES Unterschiede beim Zivilstand (ohne vs. mit PartnerIn; p=.015; t=2.53) und bei
der Variable Kinder (ja vs. nein; p=.021; t=2.39) hervor. Diese Differenzen können auch
aus der Korrelationstabelle in Anhang 7 herausgelesen werden. Der Altersunterschied
besteht auch beim FEDE (p=.004; t=2.95; Gesamtstichprobe N=189), was auch im
signifikanten (p=.004; t=2.88) Unterschied zwischen den StudentInnen und der gesamten
Stichprobe der K+NK zum Tragen kommt.
Tabelle 23: Deskriptive Werte des FEDE bei den StudentInnen
M
sd
min
max
N
S
9.64
3.95
1
22
109
Psy
9.63
4.23
4
22
65
Rest
9.66
3.55
1
17
44
Wirt
8.00
4.23
1
16
13
Jus
10.40
3.42
3
17
20
Theo übr.
9.43 11.75
2.15 1.89
6
9
12
13
7
4
m
9.02
3.60
1
18
53
w
10.26
4.22
4
22
54
Legende: S=Gesamtstichprobe der StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle Nicht-PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen;
übr.=
StudentInnen
mit
anderen
Hauptfächern;
m=Männer;
w=Frauen;
M=Mittelwert;
sd=Standardabweichung; min= Minimum; max=Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; FEDE=Fragebogen
zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26)
Die Standardabweichungen (zwischen 3.5 und 4.5) sowie der Range (von 1 bis 22) liegen
bei allen Gruppen innerhalb vergleichbarer Grenzen.
113
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 24: Deskriptive Werte des FEDE bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
M
sd
min
max
N
7.87
4.50
1
20
87
K
8.13
4.65
1
20
60
NK
7.30
4.20
1
16
27
m
7.56
4.44
1
20
48
w
8.26
4.67
1
18
38
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse
(Skalierung: 0 bis 26)
Ein Vergleich mit den Studien von Riley (1988) und Gleaves, Eberenz, Warner & Fine
(1995) bringt zum Vorschein, dass die Mittelwerte, Standardabweichungen und Ranges
des FEDE dieser Untersuchung mit jenen gut übereinstimmen (vgl. Tabelle 3; QED=engl.
Version des FEDE).
Die Tabellen 23 und 24 listen die einzelnen deskriptiven Daten des FEDE auf.
Die Abbildung 13 veranschaulicht die Häufigkeitsverteilung des FEDE bei den
Stichproben StudentInnen (S) sowie KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (K+NK). Die
Verteilung ist sichtbar weniger linksschief (S: -.484; K+NK: -.469) als die der DES. Die
Skalierung verläuft von 0 bis 26.
Abbildung 13: Verteilung der FEDE-Werte bei der StudentInnen (links) und den
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts)
n
S
30
25
20
15
10
5
0
bis 2 6
K+NK
FEDE
w
m
10 14 18 22
2
6
10 14 18
Legende: FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26); w=Frauen;
m=Männer; S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
114
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
5.3.3 Deskriptive Werte und Verteilung der KPS
So wie die Stichproben ausgewählt wurden, waren unterschiedliche Kreativitätswerte zu
erwarten. Die erhaltenen Daten bestätigen das vollends. Überraschend sind die grossen
Unterschiede zwischen den verschiedenen Untergruppen bei den StudentInnen. So haben
die PsychologiestudentInnen einen erheblich höheren Mittelwert (vgl. Tabelle 25) als die
übrigen StudentInnen (p<.000; t=3.80), die StudentInnen der Wirtschaft (p<.05; t=2.64)
und des Rechts (p<.000; t=4.60). Ebenso ist die Differenz zwischen den Studierenden in
Wirtschaft und Recht signifikant (p<.05; t=2.28). Wegen der kleinen Teilnehmerzahl bei
den Theologen und den "übrigen" wurden dort keine Tests durchgeführt. Keine Signifikant
unterschiedliche Werte ergaben sich zwischen den Geschlechtern. Überraschenderweise
erreichten die Studentinnen höhere Werte, was den Daten von Gough (1979) widerspricht,
der die höheren Werte bei Männern mass.
Erfreulicherweise konnte bei den KünstlerInnen (vgl. Tabelle 26) eine signifikant (p=.015;
t=2.54) höhere Kreativität gemessen werden als bei den Nicht-KünstlerInnen. Zwischen
den Geschlechtern - hier zeigen die Männer höhere Kreativität als die Frauen - werden bei
einem t-Test keine Unterschiede sichtbar.
Tabelle 25: Deskriptive Werte der KPS bei den StudentInnen
M
sd
min
max
N
S
6.70
4.05
-4
16
108
Psy
7.89
3.55
-2
15
64
Rest
4.98
4.16
-4
16
44
Wirt
5.77
2.42
-4
9
13
Jus
3.15
4.16
3
10
20
Theo übr.
6.00 9.75
3.79 5.32
0
4
12
16
7
4
m
6.46
3.81
-2
15
52
w
7.04
4.26
-4
16
54
Legende: S=Gesamtstichprobe der StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle Nicht-PsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen;
übr.=
StudentInnen
mit
anderen
Hauptfächern;
m=Männer;
w=Frauen;
M=Mittelwert;
sd=Standardabweichung; min= Minimum; max=Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; KPS=Kreative
Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18)
Tabelle 26: Deskriptive Werte der KPS bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
M
sd
min
max
N
8.34
2.93
-2
13
90
K
8.93
2.50
2
13
59
NK
7.17
3.38
-2
13
30
m
8.56
2.60
2
13
50
w
7.97
3.28
-2
13
39
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18)
115
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Zwischen StudentInnen und der K+NK-Gruppe findet sich eine Signifikanz von den
KünstlerInnen zu den StudentInnen allgemein (p<.000; t=4.66), zu Nicht-PsychologInnen
(p<.000; t=6.37) und eine Tendenz zu den PsycholgiestudentInnen (p=.060).
Die Interpretation der gefundenen Ergebnisse muss allerdings mit Vorsicht genossen
werden. Zum einen erhielten die restlichen Studierenden (Wirt, Jus, Theo) einen KPS mit
einer Zwei-Punkte-Skalierung vorgelegt, wärend die PsychologiestudentInnen eine VierPunkte-Skalierung bekamen (vgl. Anhang 1). Zwar hat die Skalierung keinen Einfluss auf
die Berechnung des KPS-Wertes, da jedes Item entweder einen positiven oder negativen
Punkt ergibt, die zu einem Score addiert werden (siehe Kptl. III, 1.2.3.2), doch ist ein
Einfluss beim Ausfüllen des Erhebungsinstrumentes denkbar.
Die K+NK-Stichprobe füllte die Vier-Punkte-Version aus, hatte aber die Version mit den
fünf neuübersetzten Adjektiven (siehe Kptl. III, 5.1.3). Eine kurze Berechnung der KPSWerte ohne die fünf veränderten Items (vgl. Anhang 7) führte zu 1.5 bis 2 Punkte höheren
Mittelwerten; die Standardabweichung änderte sich nur geringfügig. Positiv ist dabei die
Zunahme der Reliabilität zu bewerten (K+NK: α=.75; ¢: α=.68; ™: α=.81; K: α=.73; NK:
α=.67; bei den StudentInnen: S: α=.78; ¢: α=.76; ™: α=.80; Psy: α=.77; Rest: α=.70; vgl.
mit Tabelle 20; siehe auch Anhang 7). Der Unterschied zwischen K und NK bleibt auch
bei der alternativen Auswertung bestehen (p=.024; t=2.32).
Abbildung 14: Verteilung der KPS-Werte bei den StudentInnen (links) und den
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen (rechts)
n
S
30
25
20
15
10
5
0
bis -2 2
KPS
N+NK
w
m
6
10
14
0
4
8
12
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18); w=Frauen; m=Männer; S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
Die gemessenen soziodemographischen Daten haben ausser einem signifikanten Einfluss
des Alters bei StudentInnen (r=.26; p=.011) keinen Einfluss auf die Kreativität. Die KPSWerte der KünstlerInnen korrelieren mit dem Alter nicht signifikant mit r=.21, die der
Nicht-KünstlerInnen mit r=-.23.
Im Vergleich mit den Stichproben von Gough (1979) kann festgestellt werden, dass in der
116
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
vorliegenden Studie um ca. einen Punkt erhöhte Mittelwerte erhalten wurden. Es darf vermutet werden, dass die Unterschiede durch die Übersetzung zustande kamen. Wie bei
Gough (1979) sind die Psychologiestudenten und -studentinnen unter den Universitätsbesuchern diejenige Gruppe mit den höchsten Werten.
Weil Gough in seiner Stichprobe keine Künstler oder Künstlerinnen hatte, können hier
keine Vergleiche gezogen werden, doch bestätigt der hohe Mittelwert bei der
KünstlerInnenpopulation die Validität des Instrumentes.
Die KPS, Werte zwischen von -12 und +18, ist in beiden Populationen rechtsschief verteilt
(S: .572; K+NK: .888). Eine grafische Veranschaulichung stellt die Abbildung 14 dar.
5.3.4 Deskriptive Werte und Verteilung der CAT
Die Consensual Assessment Technique, die nur bei der K+NK-Stichprobe verwendet
wurde, zeigte sich im Hinblick auf die Messung von Kreativität als nicht besonders
erfolgreich, was auch die tiefe Korrelation von r=.07 mit der KPS zu erkennen gibt.
Tabelle 27: Deskriptive Werte der CAT bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
M
sd
min
max
N
4.55
1.50
1.17
7.67
83
K
4.50
1.40
1.17
6.83
53
NK
4.61
1.68
1.40
7.67
30
m
4.59
1.43
1.17
7.37
44
w
4.44
1.59
1.40
7.67
38
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl ProbandInnen; CAT=Consensual Assessment Technique (Skalierung: 0 bis 10)
Abbildung 15: Verteilung der
KünstlerInnen
CAT-Werte
n
25
bei
K+NK
den
KünstlerInnen
und
Nicht-
CAT
w
m
20
15
10
5
0
1
2
3
4
5
6
7
Legende: CAT=Consensual Assessment Technique (Skalierung: 0 bis 10); w=Frauen; m=Männer;
K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
117
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Werte von K und NK sind fast identisch und weisen keine signifikanten Unterschiede
auf, was schon alleine die Betrachtung der Tabelle 27 erkennen lässt. Auch zwischen den
Geschlechtern ist kein Unterschied zu verzeichnen.
Die Skalierung verläuft von 0 bis 10, doch wurde von den RaterInnen selten die ganze
Bandbreite ausgenützt, was sich auch deutlich auf die (ein wenig rechtsschiefe) Verteilung
(skewness: .407; siehe Abbildung 15) auswirkt. Mehr als die Hälfte (46 von 83) der
Mittelwerte befinden sich innerhalb der Spanne von 4.00 bis 5.99.
5.3.5
Deskriptive Werte und Verteilung von Psychotizismus, Depression und
Ängstlichkeit (P-14, BDI, STAI)
Unter den studentischen Teilstichproben konnten bei der Psychotizismusskala P-14 keine
signifikanten Unterschiede festgestellt werden, ebensowenig bei der K+NK-Gruppe,
allerdings gibt es eine Tendenz (p=.095), die bei den NK auf tiefere Werte zeigt. Im
Vergleich zu Baumann & Dittrich (1975) wurden in den vorliegenden Stichproben in etwa
die selben Werte erreicht. Die K+NK-Gruppe hat einen etwas tieferen Durchschnittswert,
was auf das höhere Alter dieser Stichprobe zurückzuführen ist. So korreliert der
Psychotizismus negativ mit dem Alter (r=-.15; p=.039 bei N=189), wobei t-Tests zwischen
den verschiedenen Altersgruppen (bis 30; 31 bis 60; über 60) statistisch keine
wesentlichen Differenzen ans Licht brachten. Im Gegensatz zu Baumann et al. (1975)
zeigt sich auch kein signifikanter Geschlechtsunterschied.
Nur 13 von 109 Studierenden (12%) haben einen Wert von 5 oder mehr31, bei den K+NK
sind es mit 9 von 87 (9%) noch etwas weniger. Die Verteilung ist also extrem linksschief
(S: -.1.725; K+NK: -.9.58), wie dies auch Baumann et al. (1975) in ihren Daten fanden.
Das Beck Depressions-Inventar (BDI) und das State-Trait-Angst-Inventar (STAI) wurde
den StudentInnen nicht vorgegeben. Bei allen drei Gesamtsocres (BDI, STAI-state, STAItrait) unterscheiden sich die K und NK nicht signifikant voneinander.
Die BDI-Werte der K und der NK liegen auf der der Eichstichprobe (Hauzinger et al.,
1992) entsprechenden Höhe, deren Mittelwert 6.45 (sd 5.2) ist. Das Handbuch zum BDI
(Hauzinger et al., 1992) gibt als klinisch relevant einen Punktwert von 18 und mehr an.
Damit befinden sich in der Stichprobe zur Zeit der Erfassung zwei depressive
Probandinnen, je eine in der K- und eine in der NK-Gruppe.
Mit einer Schiefe von -.666 ist auch die Verteilung der Depressionswerte linksschief, in
diesem Falle hat die der NK (-.933) eine stärkere Ausprägung als die der K (-.598), was
auch in dem etwas höheren Wert bei den letzteren zum Ausdruck kommt.
31
Bei Baumann et al. (1975) beträgt der Mittelwert der Stichprobe psychiatrischer
PatientInnen verschiedener Diagnosen 4.89 (sd 2.98).
118
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Mittelwerte des STAI stimmen mit denen der Eichstichprobe (Laux et al., 1981)
relativ gut überein. Jeweils weniger als zehn Prozent der K+NK-Stichprobe erreichen
Werte (state, trait, Frauen, Männer), die eine Standardabweichung der Eichstichprobe
übertreffen.
Sowohl die Zustands- (skewness: -.1.029) als auch die Eigenschaftsangst (skewness: .238) sind in dieser Studie linksschief, wie das auch bei Laux et al. (1981) der Fall ist.
Die Tabellen und Abbildungen zu den Resultaten der drei Fragebogen befinden sich im
Anhang 7.
5.4 Die Überprüfung der Hypothesen
5.4.1 Sind KünstlerInnen dissoziativer als Nicht-KünstlerInnen?
Hypothese 1:
KünstlerInnen erreichen höhere Werte auf den Instrumenten zur
Messung dissoziativer Erlebnisse als Nicht-KünstlerInnnen.
Gruppenunterschiede mit t-Tests gemessen ergaben sowohl auf der DES als auch auf dem
FEDE keine signifikanten Unterschiede bei dissoziativen Erlebnissen zwischen
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen. Auch die BMK-Gruppe (BildhauerInnen, (Kunst)MalerInnen, KünstlerInnen) zeigte keine signifikant höheren Mittelwerte. Einzig die
Künstlerinnen können auf dem FEDE eine Tendenz vorweisen (p=.070; t=35.02), mehr
dissoziative Erlebnisse zu haben als Nicht-Künstlerinnen.
Ebenfalls der Hypothese widersprechen die Vergleiche der K-Gruppe mit den
StudentInnen: Die StudentInnen haben jeweils tiefere Werte der Kreativität und höhere
Dissoziationswerte als die KünstlerInnen. Über alle Studierenden hinweg sind beide
Unterschiede signifikant, bei den Dissoziationswerten auf dem 5%-Niveau, bei den
Kreativitätswerten auf dem 0.1%-Niveau. Zumindest in der Tendenz hält sich dieses
Muster auch bei den einzelnen Gruppen (Psychologie, Nicht-Psychologie).
Ein interessantes Muster deutet sich an, wenn man die Werte der KPS in drei gleich grosse
Gruppen teilt (vgl. Anhang 8) und die Dissoziationswerte von K und NK jeweils
vergleicht. Im untersten Drittel (KPS=-12 bis 7) stellt sich ein signifikanter Unterschied
beim FEDE ein, der in Tabelle 28 zu sehen ist. Das selbe Bild tritt auch bei den
Künstlerinnen in den CAT-Werten auf (unteres Drittel des CAT=0 bis 4.25), allerdings ist
das N relativ klein. Die BMK-Frauen unterscheiden sich im t-Test von den NK-Frauen mit
einer Tendenz von p=.059.
Allgemein sieht es so aus, dass im unteren Drittel der Kreativität die Dissoziation bei
KünstlerInnen mit zunehmender Kreativität zunimmt, im Mittleren Drittel ist diese
Zunahme weniger gross oder hat sich in ihr Gegenteil verkehrt, wobei die t-Tests nicht
119
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
mehr signifikant werden, und im oberen Drittel hat sich beim DES das Ganze (ebenfalls
nicht signifikant) umgedreht, d.h. je kreativer die Probanden werden, desto weniger
dissoziativ sind sie. Beim FEDE bleibt die Richtung höhere Kreativität - höhere
Dissoziation im allgemeinen über alle drei Drittel erhalten, jedoch weit weg von einer
Signifikanz und oft mit unter 5 Personen pro Gruppe, was eine gruppenstatistische
Auswertung nicht mehr zulässt.
Tabelle 28: t-Test beim FEDE im unteren Drittel der KPS-Werte (-12 bis 7) und im
unteren Drittel der CAT-Werte (0 bis 4.25)
Gruppe
K
N
M
sd
se
t
15
8.67
3.92
1.01
13
5.23
3.30
.91
df
2.52
NK
Gruppe
KFrauen
N
M
sd
se
11.75
5.34
1.89
7
6.14
3.53
1.34
df
2.43
NKFrauen
25.98
.018
KPS
t
8
p
p
12.29
.032
CAT
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18); CAT=Consensual Assessment
Technique (Skalierung: 0 bis 10); N=Anzahl ProbandInnen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung;
se=Standardfehler; t=t-Wert; df=Freiheitsgrade; p=Signifikanz; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen;
FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26)
Der grösste Teil der durchgeführten einfaktoriellen Varianzanalysen (ANOVA) brachte
keine signfikanten Ergebnisse. Die oben beschriebene Tendenz, dass Künstlerinnen auf
dem FEDE mit 9.63 mehr Dissoziationen erleben als Nicht-Künstlerinnen (6.89), wird mit
einer ANOVA (p=.033) signifikant. Dabei konnte 13% der Varianz aufgeklärt werden.
Varianzanalysen zwischen KünstlerInnen und StudentInnen brachten, wie schon bei den tTests gesehen, zum Ausdruck, dass die StudentInnen signifikant mehr dissoziative Erlebnisse haben, was grösstenteils auf das unterschiedliche Alter zurückgeführt werden kann.
Die Hypothese 1 muss als Ganzes verworfen werden. Doch darf Beachtung finden, dass
die Künstlerinnen beim FEDE der Hypothese entsprechend mehr dissoziative Erlebnisse
angeben als Nicht-KünstlerInnen. Auch im Sinne der Hypothese 1 ist der signifikante
Unterschied im FEDE zwischen K und NK bei tiefen Kreativitätswerten. Somit ist die
Hypothese 1.1 (DES) völlig und die Hypothse 1.2 (FEDE) mit Vorbehalt abzulehnen.
120
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
5.4.2
III Empirischer Teil
Sind kreativere Menschen dissoziativer als weniger kreative Menschen?
Hypothese 2:
Je höher die Kreativitätswerte der ProbandInnen sind, desto höhere
Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht.
Tabelle 29: Korrelationstabellen dissoziative Erlebnisse und Kreativität
KPS
CAT
KPS
CAT
alle
m
w
alle
m
w
DES
Total S
psy
rest
K+NK K
NK
BMK
-.03
.03
-.01
-.06
.06
-.13
.36
.01
-.14
-.20
-.30
-.15
.04
-.11
.44
-.22
.07
.19
.13
-.02
.10
-.24
.27
.19
-.09
-.05
-.16
.07
-.16
-.07
-.45
.05
-.01
-.01
-.01
.14
alle
m
w
alle
m
w
FEDE
Total S
psy
rest
K+NK K
NK
BMK
-.06
-.02
-.08
.02
.03
-.20 * .39
-.20
-.15
-.06
-.21
.06
-.18
-.27
.27
-.32
.02
-.04
-.01
-.07
.25
-.17
.42
.07
-.15
-.17
-.09
-.11
-.23
-.14
-.59
.07
-.21
-.21
.11
-.25
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique; Total=Gesamtstichprobe (S +
K+NK); S=StudentInnen; psy=PsychologiestudentInnen; rest=StudentInnen anderer Hauptfächer; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen; alle=Frauen
und Männer; m=Männer; w=Frauen
*=p<.05
Die Tabelle 29 zeigt uns die Korrelationen zwischen den dissoziativen Erlebnissen und der
Kreativität. Bei der DES liegen die Korrelationen mit der KPS je nach Stichprobe und
Geschlecht zwischen r=-.30 und r=.44, beim FEDE zwischen r=-.32 bis r=.42. Im generellen (Total) lässt sich feststellen, dass Dissoziation mit Kreativität keine oder nur eine sehr
geringe Korrelation aufweist.
Interessanter wird es bei den einzelnen Teilstichproben. Die Studenten, besonders in
Psychologie, haben einen deutlichen negativen Zusammenhang. Die Studentinnen
hingegen weisen einen - wenn auch weniger klaren - positiven Zusammenhang auf, wobei
dies nicht für die "restlichen" Studentinnen zutrifft, die um Null herum korrelieren.
Bei der KünstlerInnenpopulation sieht das Bild anders aus; Männer und hier sogar stärker
die Frauen korrelieren negativ zwischen Dissoziation und Kreativität. Bei der KünstlerInnenuntergruppe der BMK ist die Korrelation bei den Männern deutlicher als bei den
KünstlerInnen allgemein, doch wird sie bei den BMK-Frauen positiv. Einen beinahe
121
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
signifikant positiven Zusammenhang (r=.36) weisen die Nicht-KünstlerInnen vor, wobei
hier die Männer im Gegensatz zu den Künstlern (r=-.11) eine beachtliche Korrelation von
r=.44 haben.
Beim FEDE kann man ein vergleichbares Muster herauslesen, wobei einige Unterschiede
auftreten. Die studierenden Frauen haben nur geringe und meist negative Korrelationen
zwischen dem FEDE und der KPS, ebenso bei der BMK-Gruppe. Die einzige signifikante
Korrelation im Sinne der Hypothese ist die bei den Nicht-KünstlerInnen mit r=.39 auf dem
5%-Niveau.
Die Zusammenhänge von DES und FEDE mit der CAT sind mit einer deutlichen
Ausnahme (NK-Männer; N=10) klein und fast ausschliesslich negativ. Keine der
Korrelationen ist signifikant.
Der t-Test in Tabelle 28 gibt der Hypothese 1 bei wenig kreativen KünstlerInnen und
Nicht-KünstlerInnen (KPS-Werte im unteren Drittel) recht, dass K mehr dissoziative
Erlebnisse aufweisen als NK. Die Korrelationen oben stimmen damit in dem Sinne
überein, dass die NK, die signifikant tiefere Kreativitätswerte auf der KPS haben, der
Hypothese 2 rechtgeben, d.h. deutlich positive Korrelationen von Dissoziation mit
Kreativität haben.
In Tabelle 30 und 31 sind Partialkorrelationen zwischen Dissoziation und Kreativität
wiedergegeben. Einerseits wurden die psychologischen Konzepte Depression, Zustandsund Eigenschaftsangst sowie Psychotizismus herauspartialisiert, andererseits Alkohol-,
Nikotin- und Medikamentenkonsum und zusätzlich noch Alter und Geschlecht.
Die Kontrolle der psychologischen Konzepte brachte keine grossen Veränderungen. Ein
kleiner positiver Einfluss zeigt sich allgemein bei der Kontrolle von Depression und
Eigenschaftsangst. Die signifikante Korrelation des FEDE mit der KPS steigt bei der NKGruppe auf r=.43, und in der selben Gruppe wird der Zusammenhang DES-KPS
signifikant (p<.05) mit r=.35 (Kontrolle von BDI) und r=.38 (Kontrolle von
Eigenschaftsangst).
Das Herauspartialisieren von Medikamenten und Rauschmitteln (siehe Tabelle 31) führt
zu einer Erhärtung der oben beschriebenen Resultate, der Zusammenhang Dissoziation
und Kreativität ist in der K-Gruppe negativ (für den FEDE bei Nikotin und Schmerzmittel
sogar signifikant), bleibt in der NK-Stichprobe beim FEDE positiv und erhält bei der DES
mit einer Ausnahme (Beruhigungsmittel) mindestens eine Tendenz.
Keine Überraschungen zeigten sich auch bei den StudentInnen. Die Partialkorrelationen
von KPS mit DES und FEDE bei Kontrolle von Alkohol (r=-.02 bzw. r=-.07) und Nikotin
(r=-.06 bzw. r=-.13) sind ein wenig stärker negativ, als die parametrischen Korrelationen.
122
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Partialkorrelationen der dissoziativen Erlebnisse mit der CAT brachten keine signifikanten
Ergebnisse. Im Anhang 7 sind die Tabellen 30 und 31 in ausführlicheren Versionen
aufgeführt.
Tabelle 30: Partialkorrelationen von DES und FEDE mit der KPS
KPS
kontr. K+NK
K
NK
BMK
für
DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE
BDI
.02
.01
-.14
-.22 * .35 * .43
-.04
-.11
state
.03
.03
-.12
-.21
.27 * .38
.16
-.04
trait
.09
.10
-.08
-.15 * .38 * .43
.13
-.04
P14
.04
.05
-.03
-.09
.22
.30
.13
-.03
Psych
.07
.09
-.07
-.08
.22
.33
.18
-.04
Alter
.05
.06
-.10
-.15
.29 * .38
-.04
-.06
Geschl
.02
.05
-.13
-.19
.28 * .36
-.07
-.12
A+G
.05
.06
-.11
-.16
.27 * .36
-.05
-.09
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; BDI=Beck Depressions-Inventar; state=Zustandsangst; trait=Eigenschaftsangst; P-14=Psychotizsimusskala; Psych=BDI, state, trait und P-14; A+G=Alter und Geschlecht;
kontr. für=kontrolliert für; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen; Die selbe Tabelle inkl. Partialorrelationen von DES und FEDE mit CAT sowie
Angaben zu grösseren Unterschieden zwischen den Geschlechtern befindet sich im Anhang 7.
kurisiv=p<.10; *=p<.05
Tabelle 31: Partialkorrelationen zwischen KPS und DES bzw. FEDE unter Kontrolle von
Rauschmittel und Medikamentenkonsum
KPS
kontr.
K+NK
K
NK
für
DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE
Alkohol
.14
.10
-.10
-.27
.40 * .49
Nikotin
.08
.07
-.17 * -.31 * .41 * .49
Schmerz
.08
.02
-.17 **-.41
.40 * .48
Beruh
.06
.06
-.15
-.29
.30
.42
Schlaf
.09
.07
-.13
-.28
.40 * .50
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; Schmerz=Schmerzmittel; Beruh=Beruhigungsmittel; Schlaf=Schlafmittel; kontr. für=kontrolliert für; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen,
(Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen; Eine detailliertere Tabelle mit den Partialkorrelationen von Frauen und
Männern sowie zwischen CAT und DES bzw. FEDE befindet sich im Anhang 7.
kursiv=p<.10; *=p<.05
Wie t-Tests belegen (Kptl. III, 5.3.3), sind die Künstler und KünstlerInnen die signifikant
kreativste Stichprobe, stärker noch werden die Unterschiede im Vergleich mit der Untergruppe BMK. Wie unter den Geschlechtern getrennt durchgeführte Tests zeigen, sind die
Unterschiede zwischen K und NK in erster Linie auf die weibliche Population zurückzuführen, da diese eine noch höhere Signifikanz hervorbringt, während die Männner alleine
123
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
ohne signifikante Unterschiede dastehen. Diese Resultate sollten sich in den Daten der
Dissoziationsmessinstrumente spiegeln, damit die Hypothese 2 angenommen werden
kann. Das ist allerdings nicht der Fall. Bei der DES hat die NK-, beim FEDE die KGruppe höhere (nicht signifikante) Werte. Die StudentInnen haben signifikant mehr
dissoziative Erlebnisse als die KünstlerInnen (DES: p=.032; t=2.17; FEDE: p=.036;
t=2.13). Dies gilt im Trend auch für die Studierenden der Psychologie und der restlichen
Hauptfächer. Im Gegensatz zu den Differenzen in der Kreativität sind es hier nicht die
Frauen, die den signifikanten Unterschied ausmachen, sondern die Männer. Zu den NK
unterscheiden sich die StudentInnen nur beim FEDE, wobei es hier wiederum die Frauen
sind, die den Unterschied tragen.
Die Vergleiche der KPS-Werte bei Probanden mit tieferen (bis 5.4) vs. höheren (über
11.3) Dissoziationswerten (DES) - die Aufteilung, eine Dreiteilung der K+NK-Stichprobe
bzw. der StudentInnenstichprobe (vgl. Anhang 8) - bestätigt die Resultate der
Korrelationsanalyse. In der Nicht-KünstlerInnengruppe bringt ein t-Test eine Signifikanz
von p=.031 (vgl. Tabelle 32). Weniger deutlich kommt das auch bei den
nichtpsychologischen StudentInnen zutage (p=.081).
Tabelle 32: t-Test mit der KPS zwischen Probanden mit tiefen und hohen DES-Werten in
der NK-Gruppe
Gruppe
N
M
sd
9
5.11
bei Nicht-KünstlerInnen
DES>11.3
9
8.89
DES<5.4
se
3.91
t
df
1.31
2.39
2.67
p
.89
14.10
.031
KPS
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); KPS=Kreative Persönlichkeit Skala
(Skalierung: -12 bis 18); N=Anzahl ProbandInnen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung;
se=Standardfehler; t=t-Wert; df=Freiheitsgrade; p=Signifikanz
In einer Reihe einfaktorieller Varianzanalysen wurde, wenn auch nur in der Tendenz
(Haupteffekt: p=.084), wiederum bei den NK-Frauen (KPS bei DES und QED) eine
erhöhte Dissoziation bei höheren Kreativitätswerten gefunden (DES: 4.43, 8.25, 7.50;
FEDE: 4.75, 9.00, 7.33). Dieselbe Analyse bei den Frauen der BMK-Gruppe erreichte
beinahe Signifikanz mit p=.059 auf der DES und einem Interaktionseffekt (p=.057)
zwischen DES und FEDE. Der Gesamteffekt ist nicht signifikant (p=.143).
Hier ist anzufügen, dass die unabhängigen Variablen jeweils gebildet wurden durch Dreiteilung der Werte der jeweiligen Gesamtstichprobe in drei etwa gleich grosse Gruppen.
Das geschah einmal für die komplette Stichprobe mit sämtlichen TeilnehmerInnen und
einmal für die K+NK-Gruppe. Eine Aufstellung in Anhang 8 gibt darüber Auskunft.
Stellvertretend für eine Folge von Varianzanalysen wird hier eine Analyse mit sämtlichen
124
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
ProbandInnen dargestellt, mit der KPS als abhängigen Variable und den unabhängigen
Variablen DES, FEDE, Alter und Geschlecht. In Tabelle 33 sind die Ergebnisse der
ANOVA aufgelistet. Interaktionseffekte gab es keine. Die Haupteffekte sind mit F=4.52
sehr signifikant (p<.000). Im Einzelnen findet sich ein Effekt bei der DES (F=3.78;
p=.025) und beim Alter (F=8.58; p<.000). Keine Unterschiede sind zwischen den
Geschlechtern und beim FEDE zu melden. Die Analyse kann dabei 15.9% der Varianz
aufklären. Die Mittelwerte der KPS sinken bei steigenden DES-Werten und werden
grösser bei steigendem Alter. Dieses Resultat widerspricht deutlich der Hypothese 2.
Wie wir bereits bei den Korrelationen festgestellt haben, gibt es geschlechtsspezifische
Unterschiede. Das zeigt sich dann auch darin, dass dieselbe ANOVA ohne die Variablen
Alter und Geschlecht bei den Männern wiederum signifikante Ergebnisse liefert (Haupteffekt: F=4.78; p=.001; DES: p=.004; Varianzaufklärung: 16.8%), und die Hypothese
widerlegt, bei den Frauen aber keine Signifikanzen auftreten. Die Studierenden - alle
StudentInnen und Nicht-PsychologiestudentInnen (Rest) - zeigen signifikante, der Hypothese widersprechende Ergebnisse. Das ist auch bei den Männern dieser Gruppen, jedoch
nicht bei den Studierenden der Psychologie (Frauen und Männer) und auch bei keiner der
Frauengruppen der Fall. Zu beachten ist auch, dass bei den StudentInnen das Alter
ziemlich homogen ist und keinen Einfluss hat.
Tabelle 33: ANOVA mit KPS bei DES, FEDE, Alter und Geschlecht
Quelle der Varianz
Haupteffekte
DES
FEDE
Alter
Geschlecht
2-Weg-Interaktionen
DES - FEDE
DES - Alter
DES - Geschlecht
FEDE - Alter
FEDE - Geschlecht
Alter - Geschlecht
erklärte Varianz
Fehlervarianz
totale Varianz
QS
df
383.843
7
91.569
2
6.810
2
207.895
2
.486
1
Varianz F
54.835
4.524
45.784
3.778
3.405
.281
103.948
8.577
.486
.040
p
.000
.025
.755
.000
.842
171.545
31.238
18.135
17.332
26.343
4.875
12.952
18
4
4
2
4
2
2
9.530
7.810
4.534
8.666
6.586
2.438
6.476
.786
.644
.374
.715
.543
.201
.534
.714
.632
.827
.491
.704
.818
.587
555.388
2011.862
2567.250
25
12.120
13.441
22.216
1.833
.013
Legende: QS=Quadratsumme; df=Freiheitsgrade; F=F-Wert; p=Signifikanz; DES=Dissoziative Erlebnisse
Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse
125
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
In der Abbildung 16 werden die Verläufe der Kreativitätswerte aller Probanden über die
Dissoziation (DES) gezeigt. Sind beim FEDE keine wesentlichen Unterschiede in der
Kreativität bei den verschiedenen Dissoziationswerten zu sehen, so kann bei der DES die
Beobachtung gemacht werden, dass die Kreativität bei steigender Dissoziation zuerst sinkt
und dann wieder steigt. Mehr darüber in Kapitel III, 6.3.
Varianzanalysen mit der CAT als abhängige Variable brachten keine signifikanten Haupteffekte. Bei den KünstlerInnen ist eine Tendenz (p=.074) auf dem FEDE erreicht worden.
Die CAT-Bewertungen steigen bei mittleren Dissoziationswerten, sinken dann aber bei
höheren Dissoziationswerten unter den ersten Wert.
Abbildung 16: Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES) bei sämtlichen
TeilnehmerInnen
KPS
10
8
6
4
2
Total
m
w
0
DES tief
mittel
hoch
Legende: Total=alle UntersuchungsteilnehmerInnen; m=Männer; w=Frauen; KPS=Kreative Persönlichkeit
Skala (Skalierung: -12 bis 18); DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); tief=0 bis 4;
mittel=4.01 bis 10; hoch=10.01 bis 27.75
Im weiteren wurden Analysen im umgekehrten Sinne durchgeführt, d.h. es wurde untersucht, ob Dissoziation bei steigender Kreativität auch steigt. Über sämtliche Untersuchungsteilnehmer gerechnet erbrachte eine Analyse mit dem FEDE über KPS, Alter und
Geschlecht einen signifikanten Haupteffekt von p=.049 mit einer geringen Varianzaufklärung von 5.9%. Die Werte des KPS steigen zuerst an und sinken dann wieder unter das
vorherige Niveau ab. Fast eine Tendenz (p=.107) erreichte das Alter, das bei sinkender
Dissoziation wie bereits bekannt zunimmt, und eine leichte Tendenz (p=.091) ist beim
Geschlecht, mit höheren Werten bei den Frauen, zu entdecken. Der Haupteffekt ist wiederum bei Männern stärker vorhanden. In einer Analyse nur mit der KPS als unabhängiger
Variable ergibt sich eine Tendenz mit p=.052. Bei den StudentInnen wird ein Alters(p=.034) und ein Geschlechtsunterschied (p=.041) signifikant. Die einfaktorielle Varianzanalyse mit dem FEDE bei KPS, Alter und Geschlecht klärt die Varianz mit 10.0% auf
und hat einen tendenziellen Haupteffekt (p=.059). Die selben ANOVAs bringen bei den
PsychologiestudentInnen den Altersunterschied (p=.066) und bei den "restlichen"
StudentInnen den Geschlechtsunterschied (p=.058) in der Tendenz zum Vorschein.
126
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
In der K+NK-Stichprobe trat vor allem ein Resultat deutlich hervor. Die Daten der NichtKünstlerInnen verhalten sich im Sinne der Hypothese, während bei den KünstlerInnen dies
nicht der Fall ist. Zwar zeigt eine Varianzanalyse mit FEDE bei KPS und CAT bei allen
(K+NK) eine Tendenz im Haupteffekt, wozu sowohl KPS als auch CAT mithelfen, doch
Tests bei den beiden Gruppen getrennt lassen nur die Daten der NK signifikant werden.
Mit dem FEDE als abhängige Variable und der KPS und der CAT als unabhängige werden
die folgenden Signifikanzen erreicht: bei allen Nicht-KünstlerInnen p=.026 (inkl. Alter
und Geschlecht als unabhängige Variable p=.048), bei deren Männern p=.008, bei deren
Frauen p=.043.
Einige t-Tests zwischen den zwei Gruppen mit tieferen (bis 6) und mittleren KPS-Werte (6
bis 9) verdeutlichen den Unterschied. Wie in Tabelle 35 zu erkennen ist, haben NK
signifikant (p=.009; t=2.90) mehr dissoziative Erlebnisse (FEDE) bei mittlerer Kreativität
als bei tieferer. Dasselbe Resultat fand sich auch bei den Nicht-Künstlerinnen alleine. Auf
der DES werden keine Signifikanzen erreicht, sondern für alle NK nur eine leichte
Tendenz (p=.099). Obwohl die Differenz auch bei den NK-Männern besteht, wurde der
kleinen Anzahl wegen (KPS tief: N=4 mit FEDE: 6.75 vs KPS mittel:. N=3 mit FEDE:
9.67) keine Berechnung durchgeführt.
Tabelle 34: t-Test zwischen KPS tief (<6) und KPS mittel (6-9) mit den Dissoziationswerten (DES, FEDE) bei Nicht-KünstlerInnen
Gruppe
KPS <6
KPS 6-9
Gruppe
KPS <6
KPS 6-9
Gruppe
KPS <6
KPS 6-9
Gruppe
KPS <6
KPS 6-9
N
M
sd
13
5.23
bei Nicht-KünstlerInnen
11
9.82
N
M
se
3.26
M
2.90
4.29
sd
N
M
18.62
df
p
1.09
3.17
14.32
.007
FEDE
1.27
4.52
t
df
p
1.25
1.74
7.69
9
5.91
4.96
bei Nicht-Künstlerinnen (weiblich)
8
9.02
5.43
.009
FEDE
t
se
sd
p
.13
se
sd
13
6.10
bei Nicht-KünstlerInnen
12
10.54
df
.91
9
4.56
3.28
bei Nicht-Künstlerinnen (weiblich)
8
9.88
3.60
N
t
17.52
.099
DES
2.21
se
t
df
p
1.65
1.23
1.92
14.34
.240
DES
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18); DES=Dissoziative Erlebnisse Skala
(Skalierung: 0 bis 100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26);
N=Anzahl ProbandInnen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; se=Standardfehler; t=t-Wert; df=Freiheitsgrade; p=Signifikanz
127
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Hypothese 2 als ganzes kann nicht angenommen werden. Dies gilt sowohl für die
Hypothese 2.1 (KPS) als auch besonders für die Hypothese 2.2 (CAT). Es bleibt aber
festzuhalten, dass je nach Stichprobe unterschiedliche Ergebnisse auftreten. So hat die
NK-Gruppe die Hypothese 2.1 zumindest in Hinsicht auf den FEDE erfüllt, und auch bei
der DES zeigen sich Hinweise in die vermutete Richtung. Besonders bei tieferen
Kreativitätswerten (KPS) stimmen die Daten mit der Hypothese überein. Hingegen sagen
die Daten der KünstlerInnen, die auch die höheren KPS-Werte haben, genau das
Gegenteil. Im Weiteren lässt besonders die Korrelationsanalyse eine leise Vermutung
aufkommen, dass sich die Ergebnisse bei den Frauen im Gegensatz zu jenen der Männern
in Richtung der Hypothese bewegen.
5.4.3
Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus bei dissoziativen Erlebnissen
Hypothese 3:
Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte
der ProbandInnen sind, desto höhere Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht.
Die jeweiligen Zusammenhänge zwischen Dissoziation und Depression, Ängstlichkeit
sowie Psychotizismus (siehe Tabelle 35) sind bei allen Männergruppen positiv, bei den
Künstlern immer signifikant. Die NK können nur bei der Depression ein signifikantes
Ergebnis vorweisen. Die Zusammenhänge bei den NK-Frauen sind meist deutlich stärker
und positiv, bei den K- (auch BMK-)Frauen im Generellen nahe bei Null und negativ.
Nicht so in das Muster passt die Zustandsangst. Zwar liegen bei den Männern praktisch
keine Unterschiede vor, die Frauen (auch der NK-Stichprobe) hingegen zeigen stärker
negative Korrelationen.
128
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 35: Korrelationen von DES und FEDE mit BDI, STAI und P-14
DES
BDI
alle
m
w
FEDE
K+NK K
NK
BMK K+NK K
NK
BMK
***.44 * .45 ** .47 ** .45 ***.37 * .32 * .47 * .32
***.60 ***.66
* .67 ** .71 ***.57 ***.55
.70 ** .65
.26
.13
.39
.08
.15
-.08
.36
-.17
DES
STAI
state
trait
K+NK
alle
m
w
alle
m
w
P-14
alle
m
w
P-14
alle
m
w
.19
** .44
-.13
** .35
***.48
.13
K
.25
** .51
-.17
* .33
** .50
-.03
NK
.08
.48
-.13
.37
.43
.34
BMK
* .50
** .73
.15
* .33
** .65
.13
DES
Total S
Psy
Rest
***.35 ***.44 ***.45
.21
***.38 * .29 * .43
.18
** .33 ***.55 ** .47
.31
K+NK K
NK
BMK
** .31 * .33
.32 * .33
***.49 ** .51
.68 * .56
.08
-.02
.08
-.09
FEDE
K+NK K
NK
BMK
* .24 * .29
.06
.35
***.61 ***.65
.41 ** .76
-.20
-.39
-.04
-.34
***.43 ** .49
.31 ** .49
***.70 ***.74
.49 ** .67
.04
-.07
.18
-.15
FEDE
Total
***.41
***.45
***.38
K+NK
***.39
***.63
.10
S
psy
rest
***.40 ***.52
.19
* .29 ** .63
.01
***.48 ** .48 * .66
K
NK
BMK
** .40
.34 ** .40
***.64
.69 * .54
-.10
.18
-.21
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
BDI=Beck Depressions-Inventar; STAI=State-Trait-Angst-Inventar; P-14=Psychotizismusskala; Total=Gesamtstichprobe (S + K+NK); S=StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=StudentInnen anderer
Hauptfächer;
K=KünstlerInnen;
NK=Nicht-KünstlerInnen;
BMK=BildhauerInnen,
MalerInnen,
KünstlerInnen; alle=Frauen und Männer; m=Männer; w=Frauen
*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001
129
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die StudentInnen füllten von den drei Instrumenten zur Messung der Psychopathologie
nur den P-14 aus. Die Studierenden der Psychologie, Männer wie Frauen, kommen mit
einem signifikanten positiven Zusammenhang daher (bei DES und FEDE), die übrigen
StudentInnen haben nur eine Signifikanz (Frauen: FEDE mit P-14). Für die männlichen
Studenten dieser Stichprobe finden sich keine hohen Korrelationen. Damit verhalten sich
die Daten der StudentInnen im Vergleich zu den K und NK anders, d.h. die Zusammenhänge zwischen Dissoziation und Psychotizismus sind bei den StudentInnen höher als bei
den Studenten. Umgekehrt ist dieser Geschlechtsunterschied bei den anderen Gruppen
(BMK, K und NK).
Die Hypothese 3 kann somit nur teilweise beibehalten werden, d.h. sie gilt im allgemeinen
nur für die Männer, genauer für die Künstler. Die Hypothese 3.1 (BDI) gilt deutlich für die
männlichen Untersuchungsteilnehmer, jedoch nicht für die Frauen (wenn auch die NKFrauen auf die richtige Seite weisen). Die Hypothesen 3.2 (state-Angst) und 3.3 (traitAngst) können für die männlichen Künstler angenommen werden, aber nicht für
Künstlerinnen und die Nicht-KünstlerInnen insgesamt. Dasselbe gilt für die Hypothese 3.4
(P-14), die noch zusätzlich für die PsychologiestudentInnen Gültigkeit besitzt.
5.4.4 Soziodemograhpische Einflüsse auf die Dissoziation
Hypothese 4.1:
Je älter die Probanden sind, desto weniger dissoziative Erlebnisse
werden von ihnen berichtet.
Aus der Literatur wissen wir (vgl. auch Kptl. II, 1.5.2), dass der einzige gefundene
soziodemographische Einfluss auf die Dissoziation das Alter ist.
Die Befunde dieser Untersuchung können diesen Altersunterschied bestätigen. Wie in
Tabelle 37 zu erkennen ist, bewegen sich alle Korrelationen des Alters mit der DES im
negativen Bereich zwischen r=-.02 und r=-.31. Signifikant auf dem 1%-Niveau wird nur
der Zusammenhang (r=.19) über sämtliche ProbandInnen aller Stichproben, dank der
hohen Anzahl ProbandInnen. Dasselbe Ergebnis findet sich beim FEDE, ausser das einige
Korrelationen um Null herum positiv werden und die Psychologiestudenten sogar eine
signifikant positive Korrelation (r=.49; p<.05) zeigen. Da es sich bei dieser Stichprobe um
eine im Alter sehr homogene Gruppe handelt, mit einem Durchschnitt von 25.2 und nur
drei Personen mit mehr als 30 Jahren, fällt diese Signifikanz nicht schwer ins Gewicht.
Der Vergleich (t-Tests) der unter mit den über 30jährigen beweist denn auch den vorhandenen Unterschied, wie in Tabelle 37 veranschaulicht wird. Der in der Gesamtstichprobe
gefundene Altersunterschied spiegelt sich auch in den Untergruppen der Frauen und
Männer wider. Allerdings fällt nur ein weiterer Test signifikant aus: Die jüngeren Frauen
unterscheiden sich auf dem FEDE mit p=.010 (t=2.65) von den älteren. Auf der DES
130
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
weisen die Männer eine Tendenz (p=.076) auf, und die Frauen sind mit p=.105) nahe einer
solchen.
Tabelle 36: Korrelationen zwischen Dissoziation und Alter
Alter
Total S
psy
rest
K+NK K
NK
BMK
**-.19
-.07
-.06
-.14
-.15
-.10
-.22
-.10
-.19
-.11
-.07
-.22
-.17
-.02
-.31
-.08
-.19
-.03
-.04
-.21
-.12
-.22
-.10
-.18
**-.20
.03
.04
.01
-.12
-.19
-.02
-.10
-.19 * .31 * .49
.02
-.20
-.22
-.02
-.08
-.21
-.26
-.27
.00
.02
-.14
.00
-.05
DES
alle
m
w
FEDE alle
m
w
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
Total=Gesamtstichprobe (S + K+NK); S=StudentInnen; psy=PsychologiestudentInnen; rest=StudentInnen
anderer Hauptfächer; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, MalerInnen,
KünstlerInnen; alle=Frauen und Männer; m=Männer; w=Frauen
*=p<.05
Die Hypothese 4.1 kann damit als bewiesen gelten. Zu vermerken bleibt, dass der Altersunterschied eine gewisse Höhe erreichen muss, damit Unterschiede zutage treten. Weiter
kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Unterschied auf die in den Altersgruppen
verschiedenen Stichproben (<30 in erster Linie StudentInnen; >30 in erster Linie K+NK)
zurückzuführen ist. Allerdings werden bei den KünstlerInnen und den NichtKünstlerInnen in ihrer Ausprägung ähnliche Zusammenhänge (ca. r=.20) gefunden, wie
bei der gesamten Stichprobe, die der kleineren Stichprobengrösse wegen nicht signifikant
werden.
Tabelle 37: t-Test bei DES und FEDE zwischen Probanden unter und über 30 Jahren.
Gruppe
N
M
99
<30 Jahre
sd
10.08
se
5.08
t
df
.60
2.42
91
>30 Jahre
Gruppe
<30 Jahre
N
7.08
M
99
5.08
sd
9.71
91
7.88
4.58
.017
DES
t
df
p
.40
2.35
>30 Jahre
186.62
.63
se
3.03
p
.48
176.19
.004
FEDE
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung
Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26); N=Anzahl ProbandInnen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; se=Standardfehler; t=t-Wert; df=Freiheitsgrade; p=Signifikanz
131
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Hypothese 4.2:
III Empirischer Teil
Die soziodemographischen Variablen Geschlecht, Beruf, Zivilstand,
Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder haben keinen Einfluss auf die
Dissoziationswerte (DES, FEDE).
Signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern konnten keine gefunden werden.
Die tiefen Korrelationen zwischen Geschlecht und Dissoziation in Tabelle 38 geben davon
Zeugnis. Der FEDE hat ein wenig höhere Zusammenhänge mit dem Geschlecht als die
DES in der Richtung, dass Frauen mehr dissoziative Erlebnisse berichten. Dies zeigt sich
auch in der einzigen signifikanten Korrelation von r=.28 bei den NichtPsychologiestudierenden. In zwei Varianzanalysen (zur Untersuchung der Hpyothese 1)
wurden signifikante Geschlechtsunterschiede auf dem 5%-Niveau gefunden (es handelte
sich um ANOVAs zum Vergleich von K mit S bzw. K mit Psy und Rest).
Tabelle 38: Nonparametrische Korrelationen von DES und FEDE mit dem Geschlecht
Gesch
Total S
DES
.04
FEDE
.11
Psy
.04
.13
Rest
K+NK K
.07
.06
.02
.10 * .28
.07
NK
BMK
.15
-.23
.22
.21
-.15
.13
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
Total=Gesamtstichprobe (S + K+NK); S=StudentInnen; psy=PsychologiestudentInnen; rest=StudentInnen
anderer Hauptfächer; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst)MalerInnen, KünstlerInnen
*=p<.05
Im weiteren konnten mit den vorliegenden Daten zwei soziodemographische Unterschiede
(Kinder, Zivilstand) beim FEDE gefunden werden (siehe Anhang 7). Wer keine Kinder
hat und wer keine/n PartnerIn hat, kreuzte mehr dissoziative Erlebnisse an. Signifikant
(p=<.01) sind die Korrelationen über die gesamte K+NK-Gruppe (Kinder: r=-.26; PartnerIn: r=-.27), so auch bei den Männern und bei den KünstlerInnen. Nicht signifikant, aber
in die selbe Richtung weisende Resultate ergaben nonparametrische Korrelationen für die
Frauen und die Nicht-KünstlerInnen. Die BMK-Gruppe hat noch eine weitere Signifikanz
(p=.05) auf der Variable "wohnen" (allein vs. nicht allein).
Was die DES betrifft, konnten die Ergebnisse anderer Studien (z.B. Ross et al., 1990b)
mehrheitlich bestätigt werden, d.h. es wurden ausser der Altersdifferenz keine soziodemographischen Unterschiede gefunden. Eine Ausnahme bilden die Männer (K+NK), die
mehr dissoziative Erlebnisse berichten, wenn sie ohne Partnerin sind (r=-.31) oder alleine
leben (r=-.24). Das Signifikanzniveau beträgt hier p<.05 (vgl. Anhang 7).
Somit kann die Hypothese 4.2 verworfen werden, im besonderen in bezug auf den FEDE.
Zu beachten bleibt, dass die Variable "mit vs. ohne PartnerIn" aus dem Zivilstand gebildet
132
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
wurde, dabei könnten durchaus falsche Zuteilungen zustande gekommen sein, d.h. wer
z.B. ledig oder verwittwet ist, kann auch mit einer Partnerin zusammenleben. Um dem
entgegenzuwirken, wurde im biographischen Fragebogen die Möglichkeit "mit festem/r
Partner/in" (vgl. Anhang 1) vorgegeben.
5.4.5 Soziodemographische Einflüsse auf die Kreativität
Hypothese 5.1:
Männer erreichen auf der KPS höhere Kreativitätswerte als Frauen.
Wie die Tabelle 40 vorweist, ist ein vermuteter Geschlechtsunterschied bei der Kreativität
im allgemeinen nicht zu finden. Die Daten der NK geben der Ausrichtung nach Gough
(1979) recht, der höhere KPS-Werte bei Männern fand. Im Gegensatz dazu weist die
positive Korrelation auf höhere Kreativität bei den Künstlerinnen32 (im Vergleich zu den
Künstlern). Die BMK-Gruppe erhält hier sogar ein signifikantes Resultat mit p<.05 mit
nonparametrischen Korrelationen (r=.33) und auch im t-Test (t=2.20; p=.036). Die Frauen
(N=13) sind mit 10.38 deutlich kreativer als die Männer (N=19) mit 8.89.
Mit der CAT konnten keine Geschlechtsunterschiede gefunden werden.
Die Hypothese 5.1 kann damit verworfen werden.
Tabelle 39: Nonparametrische Korrelationen
KPS
CAT
Gesch
K+NK K
NK
BMK
-.06
.13
-.18 * .33
-.05
-.08
-.09
-.22
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique;; K=KünstlerInnen;
NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen *=p<.05
Hypothese 5.2:
Die soziodemographischen Variablen Alter, Beruf, Zivilstand,
Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder haben einen Einfluss auf die
Kreativitätswerte (KPS, CAT).
Wie ein Vergleich in Anhang 7 vor Augen bringt, ist die einzige signifikante Korrelation
der Kreativität mit soziodemographischen Variablen in der schulischen Bildung der
KünstlerInnengrupppe zu finden, d.h. wer eine höhere Bildung hat, erreichte auch höhere
KPS-Werte. In der Richtung stimmt das auch mit den anderen Stichprobenunterteilungen
überein. Weitere Korrelationen, die auf mögliche kleine Einflüsse deuten, finden sich bei
32
Gough (1979) hatte keine Künstler und KünstlerInnen in seiner Stichprobe.
133
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
den Variablen "Kinder" (wer kein Kind hat, wäre kreativer) und "Stadt" (wer in der Stadt
wohnt, wäre kreativer). Korrelationen mit dem Alter ergeben über K+NK negative nicht
signifikante Resultate beim KPS (r=-.15). Einzig die KünstlerInnen, sowohl K als auch
BMK, bringen einen positiven Zusammenhang (r=.21) zum Vorschein, der sich vor allem
bei den männlichen Künstlern zeigt, allerdings ohne signifikant zu werden. Zwar konnte in
Varianzanalysen zur Hypothese 2 ein Alterseffekt gefunden werden, doch handelte es sich
um Unterschiede über sämtliche Probanden oder zwischen K und NK, d.h. die Effekte
können auch auf die unterschiedliche Gruppenzugehörigkeit zurückgeführt werden, da,
wie wir wissen, die KünstlerInnen älter sind als die StudentInnen und die NichtKünstlerInnen.
Der Befund, dass die Kreativität mit Bildung und Alter bei KünstlerInnen einen positiven
Zusammenhang aufweist, bestätigt die Ergebnisse von Simonton (1984a 1991; vgl auch
Kptl. II, 2.2.2), wonach diese zwei Variablen einen positiven Einfluss auf die Höhe der
Kreativität ausüben.
Die Ratings der CAT korrelieren durchwegs negativ mit dem Alter, d.h. wer jünger ist,
wurde als kreativer bewertet. Die Korrelationen (K+NK: r=-.30; p<.01) sind zum Teil signifikant, dies in erster Linie bei den Untersuchungsteilnehmerinnen.
Da an der Validität der CAT gezweifelt werden kann, sind Werte mit diesem Instrument
nicht zu stark zu gewichten.
Die Hyphothese 5.2 wird verworfen, obwohl es Anzeichen für einen Einfluss von Alter
und Bildung auf die Kreativität gibt, weil die Resultate zu wenig deutlich ausfallen.
5.4.6 Depression, Ängstlichkeit, Psychotizismus und Kreativität
Hypothese 6:
Treffen die Hypothesen 2 und 3 zu, soll gelten: Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte der ProbandInnen
sind, desto höhere Werte werden auf den Kreativitätsskalen erreicht.
Da die Hypothesen 2 im allgemeinen nicht angenommen werden konnte, ist klar, dass
auch die Hypothese 6 verworfen werden wird.
Die Tabellen 40 und 41 beweisen das durch ihre im grossen und ganzen negativen meist
nicht signifikanten Korrelationen. Signifikante, der Hypothese widersprechende Zusammenhänge liefert die K+NK-Gruppe (besonders die Männer) bei der Eigenschaftsangst
und die KünstlerInnen (K wie BMK) beim Psychotizismus. Durch das grosse N=196 der
kompletten Stichprobe wird auch beim Psychotizismus eine Signifikanz (p<.05) erreicht.
Dieses Resultat ist erfreulich, da es das Vorurteil, Künstler und KünstlerInnen seien psychisch gestört, widerlegt (vgl. auch deskriptive Daten). So gab es denn auch keine signifikanten Gruppenunterschiede zwischen K und NK, sei dies bei BDI, STAI oder P-14.
134
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 40: Korrelationen zwischen KPS und CAT mit BDI, STAI und P-14 bei K und
NK
KPS
K+NK
BDI
state
trait
P-14
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
CAT
K
-.04
-.08
-.21
-.19
.09
.03
-.09
-.04
-.19
-.23
-.05
.15
* -.22
-.22
* -.30
-.28
-.15
-.23
-.09 ** -.36
-.30 * -.38
.10
-.38
NK
BMK K+NK K
NK
BMK
-.09
-.12
-.13
.16 ** -.54
.17
-.31
-.18
-.10
.11 *..-.66
.01
.02
-.20
-.21
.21 * -.49
.42
-.27
-.27
.03
.05
.00
.18
-.04
-.35
-.18
-.10
-.51
.03
-.34
-.29
.24
.24
.19
.49
-.21
-.32
-.14
-.06
-.26
.15
-.32
-.35
-.25
-.11
-.62
.13
-.14
-.54
-.01
-.01
.00
.25
.24 * -.41
-.04
-.09
.06
.04
.06
-.40
-.07
-.02
-.31
.31
.27 * -.57
-.02
-.21
.18
-.31
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique; BDI=Beck
Depressions-Inventar; state=Zustandsangst nach STAI; trait=Eigenschaftsangst nach STAI; P-14=Psychotizismusskala; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst-)MalerInnen,
KünstlerInnen; alle=Frauen und Männer; m=Männer; w=Frauen *=p<.05; **=p<.01
Tabelle 41: Korrelationen zwischen KPS und P-14 bei den StudentInnen
P-14
alle
m
w
KPS
Total S
Psy
Rest
* -.15
-.03
-.19
-.06
* -.20
-.11
-.33
-.03
-.11
.02
-.13
-.17
Legende: KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique; S=StudentInnen;
Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=StudentInnen anderer Hauptfächer; alle=Frauen und Männer;
m=Männer; w=Frauen
*=p<.05
Einzig beim P-14 haben die NK in der Tendenz über alle (p=.095) und bei den Frauen
(p=.096) tiefere Werte. Signifikant ist derselbe Unterschied zwischen den Nicht-KünstlerInnen und den StudentInnen (t=2.5; p=.012).
Die Korrelationen mit der CAT schlagen in dieselbe Bresche, doch sind hier, vor allem bei
den KünstlerInnen, die Resultate nicht mehr so klar. Die teils beachtlich positiven,
allerdings nicht signifikanten Zusammenhänge, besonders bei den Frauen, verwässern das
klare Resultat, wie es vor allem von den NK im Bezug zum BDI erhalten wird. (r=-.54;
p<.01). Eine mögliche Erklärung für die positiven Korrelationen liefert die schlechte
Validität der CAT.
Die Hypothese 6 als Gesamtes, wie auch die einzelnen Subhypothesen 6.1 bis 6.4 können
nicht aufrechterhalten werden.
135
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
6. Diskussion der Resultate
Die Diskussion der Resultate beinhaltet zwei Schwerpunkte: 1. Dissoziationen
(dissoziative Erlebnisse) dreier schweizerischer Stichproben (KünstlerInnen, Nicht-KünstlerInnen, StudentInnen) im Vergleich zu Studien aus dem Ausland und 2. die Beziehung
von Dissoziation und Kreativität.
Im weiteren wird kurz auf die Erhebung der Kreativität, wie sie in dieser Untersuchung
erfolgte, eingegangen, besonders was die Consensual Assessment Technique betrifft,
sowie auf die Ergebnisse betreffend Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus in
bezug auf die KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen, und am Schluss folgt ein Modell,
dass das Verhältnis von Dissoziation, Kreativität und Psychopathologie (Depression,
Ängstlichkeit, Psychotizismus) beinhaltet.
6.1 Dissoziation in Schweizer Stichproben
Die Ergebnisse dieser Untersuchung (mit der DES und dem FEDE; vgl. Kptl. III, 5.3.1
und 5.3.2) zeigen klar, dass (zumindest in den befragten Stichproben) dissoziative
Erlebnisse in der Bevölkerung der (Deutsch-)Schweiz vorkommen, wie das auch für
andere Länder gezeigt wurde (vgl. Ross et al., 1990b; Vanderlinden, Van Dyck,
Vandereycken & Vertommen, 1991). Die Auswahl der TeilnehmerInnen machte es
unwahrscheinlich, dass Leute dabei sind, die an einer dissoziativen Störung leiden, was
auch nicht das Ziel dieser Studie war. Dazu müssten die deutschen Versionen der
Messinstrumente ausserdem an klinischen Stichproben validiert werden.
Die Tabelle 3 im theoretischen Teil enthält eine Reihe von Studien mit studentischen
Populationen, diese eignen sich gut zum Vergleich mit der StudentInnengruppe der
vorliegenden Untersuchung.
Wie in Kptl. III, 5.3.1 bereits festgestellt wurde, sind die Resultate der DES in dieser
Untersuchung etwas tiefer ausgefallen als in den meisten Studien in Tabelle 3. Interessant
ist der Wert, der von Ellason et al. (1994) mit der modifizierten Skalierung erhalten wurde.
Mit 10.9 unterschiedet er sich wenig von 9.98, dem Wert, den die StudentInnen in der
vorliegenden Untersuchung mit der selben Skalierung erreichten, allerdings war der
Durchschnitt von 12.1 mit der alten Version lange nicht so hoch wie bei den anderen
Untersuchungen, die ebenfalls die ältere Version mit der visual analog scale ohne
aufgedruckte Prozentzahlen benutzten.
Weshalb die meisten der Studien höhere Werte erreichen, kann verschiedene Gründe
haben. Zum einen können die verschiedenen Übersetzungen (holländisch, spanisch,
türkisch, deutsch) unterschiedliche Resultate hervorbringen, dagegen spricht, dass sich die
Werte verschiedensprachiger DES-Versionen, abgesehen von der vorliegenden Studie, auf
136
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
vergleichbarem Niveau befinden und innerhalb der englischen Originalversion selber
grosse Schwankungen auftreten. Ein weiterer wahrscheinlicher Grund sind Unterschiede
in den untersuchten Populationen. Da in den Untersuchungen nicht immer die Standardabweichung und/oder der Range angegeben wird, ist es schwer stichhaltige Vergleiche
anzustellen, doch lässt sich vermuten, dass in den Untersuchungen mit hohen
Durchschnittswerten eine grössere Standardabweichung und ein nach oben weiterer Range
zu finden sind, d.h. es haben vermutlich auch Personen mit dissoziativen Störungen an den
Studien teilgenommen. Das traf bei den hier untersuchten Stichproben mit grosser
Wahrscheinlichkeit nicht zu. Der Grenzwert von 30 auf der DES, der nach Carlson &
Putnam (1993) allerdings nur für die amerikanische Version gilt, wurde von niemandem
erreicht. Einen Wert von über 20 weisen 10 (=9.17%) von den total 109 StudentInnen auf,
in der totalen Stichprobe sind es 13 (=6.60%) von 197 Personen. Die StudentInnen dieser
Untersuchung haben ein Durchschnittsalter von 24.36 Jahren und sind etwas älter als die
StudentInnen der anderen Untersuchungen. Ein Teil der Differenz geht möglicherweise
auf die Altersunterschiede zurück. Andererseits könnten die Unterschiede in den
Populationen auch kulturell bedingt sein.
Ein Vergleich mit den Daten von Ross et al. (1990b), der 1055 Frauen und Männer aus der
Normalbevölkerung (Winnipeg, Kanada) die DES ausfüllen liess, zeigt uns ein ähnliches
Bild. In der Abbildung 17 stehen sich die Prozentanteile der von den TeilnehmerInnen erreichten Werte unserer Untersuchung und jener von Ross et al. (1990b) gegenüber. Wie
man sehen kann, liegt der grösste Unterschied darin, dass in der kanadischen Studie ca.
5% der ProbandInnen Werte über 31 erreichten, was bei uns nicht der Fall ist. Die grösste
Abweichung nach oben im Vergleich zu Ross et al. (1990b) wird in unserer Studie bei den
Scores von 16 - 20 erreicht, nach unten bei den Null-Werten. Die Häufigkeitsverteilung
der deutschen DES bei einer Stichprobe mit Leuten aus der Normalbevölkerung (in der
Mehrzahl StudentInnen und KünstlerInnen) unterscheidet sich im allgemeinen nicht von
derjenigen, die mit durchschnittlichen Menschen aus der kanadischen Stadt Winnipeg
gewonnen wurde.
137
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Abbildung 17: Vergleich der Häufigkeitsverteilung (in Prozent) der DES-Werte mit den
Daten von Ross et al. (1990b)
%
40
30
20
10
0
Ross et al. 1990b
Werlen
31-
26-30
21-25
16-20
11-15
6-10
1-5
0
In Tabelle 42 sind die Mittelwerte der gesamten Stichprobe und aufgeteilt nach Geschlecht
von Ross et al. (1990b) jenen dieser Untersuchung gegenübergestellt. Wiederum finden
sich bei der nordamerikanischen Studie etwas höhere Werte, allerdings nicht mehr so stark
wie weiter oben berichtet wurde, deutlich kleiner ist allerdings die Standardabweichung.
Tabelle 42: DES-Mittelwerte im Vergleich mit Ross et al. (1990b)
Studie
Ross et al. (1990b)
Werlen
Total
10.8
9.16
(sd 10.2)
(sd 6.07)
Männer
10.7
(sd 10.2)
8.81
(sd 5.80)
Frauen
10.8
(sd 10.1)
9.50
(sd 6.36)
Legende: Total=Gesamtpopulation N=197; sd=Standardabweichung; DES=Dissoziative Erlebnisse Skala
(Skalierung: 0 bis 100)
Vergleiche mit den wenigen Studien, die den FEDE benutzten (Riley, 1988; Gleaves et al.,
1995; siehe Tabelle 3), ergeben ein sehr einheitliches Bild, was die StudentInnen betrifft
(vgl. Tabelle 43). Daten mit dem FEDE bei einer nicht-klinischen und nicht-studentischen
Population, ausser einem kleinen Sample (N=18) von Dunn, Ryan, Paolo & Miller (1993),
sind dem Verfasser nicht bekannt. Die Stichprobe von Dunn et al. (1993) ist mit einem
Alter von 38.72 jünger als die K- oder NK-Gruppe, hat aber tiefere Dissoziationswerte auf
dem QED (engl. Version von FEDE): Mittelwert 6.33 (sd 2.74; range 2-11). Zu beachten
ist der tiefe Bereich (2 bis 11), in dem sich die Werte befinden. Um schlüssige
Folgerungen zu ziehen, ist die Stichprobe von Dunn et al. (1993) zu klein.
138
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 43: Vergleich des FEDE bei studentischen Stichproben
Studie
Riley
1988
Gleaves et al. 1995
Werlen
N
1210
170
109
M
9.92
10.56
9.64
sd
4.28
4.27
3.95
Legende: N=Anzahl ProbandInnen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; FEDE=Fragebogen zur
Erfassung Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26)
6.2 Zu den Resultaten der Kreativität
Die einzigen Vergleiche, die mit der hier gemessenen Kreativität gemacht werden können,
sind jene mit der Studie von Gough (1979) und mit den Angaben im Manual der ACL
(Adjective Check List; Gough & Heilbrun, 1983).
Auffallend sind die höheren Werte in der vorliegenden Untersuchung. Der Gesamtdurchschnitt aller Probanden liegt bei 7.49 (sd 3.67), der der Probandinnen bei 7.43 (3.89).
Damit liegen die KPS-Ergebnisse mehr als drei Punkte höher, wenn man die männliche
Eichstichprobe von Gough & Heilburn (1983) mit einem Wert von 4.11 (sd 3.98)
betrachtet, noch grösser wird die Differenz bei den Frauen (weibliche Eichstichprobe:
3.55; sd 4.08). Ähnlich fallen Vergleiche mit der gesamten Stichprobe von Gough (1979)
aus (vgl. Kptl. II, 2.4). Im Gegensatz zur Eichstichprobe und zu Gough (1979) besteht in
unserer Stichprobe kein Geschlechtsunterschied, weder bei den StudentInnen und bei den
K, wo die Werte der Frauen höher sind, noch bei den NK, wo die Männer höhere Werte
haben.
Bei den Psychologiestudenten (Werlen vs. Gough, 1979) besteht ein Unterschied von
mehr als zwei Punkten, ebenso bei den Psychologiestudentinnen. Eine weitere
Teilstichprobe, die zum direkten Vergleich herangezogen werden kann, sind die 124
Architekten von Gough (1979). Interessant sind nicht unbedingt die rund vier Punke
Differenz, sondern die Tatsache, dass die Architekten bei uns mit 9.00 (sd 2.83; N=9)
praktisch den selben Wert haben wie die Kunstmaler (8.9; sd 2.23; N=10) und die
Bildhauer (9.57; sd 2.23; N=7) und damit mehr als die Studenten der Psychologie (8.41; sd
3.47; N=22). Bei Gough (1979) waren es die Studenten, die einen leicht höheren Wert
erreichten.
Darüber, warum bei uns höhere Werte herauskamen, können nur Spekulationen gemacht
werden, die in die selbe Richtung gehen wie bei der DES: 1. Einflüsse durch die Übersetzung bzw. die ungleiche Skalierung und Testvorgabe (30 Items mit 4-Punkt-LikertSkala im Gegensatz zu der Vorgabe innerhalb der 300 Adjektive der Adjective Check List
mit Ankreuzen der auf sich zutreffenden Items). Hier kommen noch, da es sich um
einzelne Adjektive handelt, sprachliche Bedeutungsunterschiede dazu. 2. Die Unterschiede
innerhalb der Populationen sind bereits bei Gough (1979) beachtlich.
139
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Ein weiterer auffallender Punkt ist die im Vergleich zu anderen StudentInnen, aber auch
Nicht-StudentInnen hohe Kreativität der PsychologiestudentInnen. In der vorliegenden Arbeit sind sie nach den KünstlerInnen die kreativste Gruppe (vgl. Kptl. III, 5.3.3, Tabelle 25
und 26; Ausnahme 'übr.' mit kleinem N=4)), ähnlich wie bei Gough (1979; vgl. Kptl. II,
2.2.9.2) und Bilota & Lindauer (1980; vgl. Kptl. II, 2.2.9.3). Weshalb diese Werte zustande kommen, kann hier nur spekuliert werden. Möglicherweise liegt es an einer den
PsychologiestudentInnen eigenen Denkweise, oder sie haben ähnliche Weltbilder wie
KünstlerInnen, was aber nicht zwingend bedeuten würde, dass sie entsprechend kreativ
sind.
Die Consensual Assessment Technique (CAT) nach Amabile (1983) brachte leider enttäuschende Ergebnisse. Die für ein Ratingverfahren wichtigen Interraterreliabilitäten sind
sowohl bei der NK-Gruppe mit riz=.68 und besonders bei der K-Gruppe mit riz=.59 zu tief,
und das, obwohl drei Raterinnen wegen ihrer besonders schlechten Übereinstimmung mit
den anderen RaterInnen aus den Berechnungen ausgeschieden wurden.
Die Gründe für die tiefen Interraterreliabilitäten liegen vermutlich in der von Amabile
(1983; siehe Kptl. III, 1.2.3.1) gemachten Annahme, das Bewerten von Kreativität brauche
kein Training und keine vorgegebene Definition (in dieser Studie wurden minimale
Definitionen für die Kriterien vorgegeben)33.
Mit einem geeigneten Ratertraining hätte wohl auch die eingeschränkte Ausnützung der
Skalenbreite verhindert werden können. Möglicherweise waren die RaterInnen keine
geeigneten ExpertInnen zum Bewerten von Texten zu Cartoons. Zwar erfüllten sie die
Vorraussetzung belesen zu sein (vgl. Kptl. III, 5.1.4), was Amabile (1983) bei ihren
studentischen RaterInnen ungeprüft voraussetzte, doch zeigt besonders die tiefe
Interraterreliabilität bei den KünstlerInnen, dass die RaterInnen der Aufgabe nicht
gewachsen waren. Es ist vorstellbar, dass die von den KünstlerInnen gemachten Aussagen
kreativ (und witzig) waren, jedoch auf eine Art, die von den StudentInnen nicht verstanden
wurde.
Möglicherweise wäre es von Vorteil gewesen, in der Instruktion zur CAT klarer darauf
hinzuweisen, dass kreative Texte geschrieben werden sollen, worauf Martindale (1981,
383) hinweist, weil dann bei kreativen Menschen die kortikale Erregung tiefer liegt, d.h.
die Aufmerksamkeit weniger gerichtet ist, was die Kreativität erhöht (vgl. Kptl. II, 2.2.2).
Vermutlich hat die Aufforderung "der Phantasie freien Lauf zu lassen" nicht genügt.
Um einige der Schwächen des Instrumentes zu entdecken, wäre es sinnvoll gewesen, einen
Vorversuch mit der CAT durchzuführen.
33
Vielleicht wären die Resultate besser ausgefallen, wäre diese Definition nicht
vorgegeben worden!
140
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Durchführung eines Ratingverfahrens gibt besonders für den Untersuchungsleiter,
aber auch für die ProbandInnen, einen beträchtlichen zeitlichen Mehraufwand, besonders
wenn es sauber durchgeführt wird (Vorversuche, RaterInnentraining). Die CAT wurde als
alternative Form zur KPS gewählt, um einen Vergleich mit einer anderen Methode zu
erhalten, da die empirische Erfassung von Kreativität äusserst schwierig ist. Als Option
wäre eine andere, einfachere Methode in Frage gekommen wie z.B. ein Unusual Uses Test
nach dem Vorbild von Torrance (1962). ProbandInnen werden da z.B. gefragt, was man
alles mit einem Ziegelstein machen kann. Eine Antwort wird dann, je nach Vorkommen in
der Stichprobe als kreativ bewertet, wenn sie nur von wenigen, oder als nicht kreativ,
wenn sie von vielen ProbandInnen gegeben wird.
6.3 Dissoziation und Kreativität
Die zentrale Frage dieser Arbeit, ob dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
häufiger vorkommen als bei weniger kreativen, ist an und für sich mit einem Nein
beantwortet worden. Doch damit ist die Frage noch nicht ganz geklärt. Je nach Stichprobe
gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Die wesentlichen Unterschiede finden sich zwischen
den Männern und Frauen und zwischen den KünstlerInnnen und Nicht-KünstlerInnen.
In der Korrelationsanalyse kam ein interessantes Muster zum Vorschein (vgl. Tabelle 29).
Mit Ausnahme der NK-Männer korrelierte in allen Gruppen der Männer die Dissoziation
mit der Kreativität (KPS) negativ oder um Null herum. Das gilt für den FEDE, besonders
aber für die DES. Bei einigen Frauengruppen (Psy, NK, BMK) dagegen wird diese
Korrelation bei der DES positiv, wenn auch nicht besonders stark. Damit kann gesagt
werden, dass die Daten der Männer der Hypothese 2 widersprechen; die Frauen hingegen
zeigen teilweise in Richtung der Hypothese. Einen ähnlichen Geschlechtsunterschied fand
K. Bowers (1971) in einer Korrelation zwischen Hypnose und Kreativität, die bei den
Frauen beachtlich (r=.41), bei den Männern hingegen unbedeutend (r=.08) ausfiel.
Allerdings muss betont werden, dass die Korrelationen meistens nicht signifikant sind.
Deutliche Unterschiede treten auf, wenn die einzelnen Faktoren von DES und KPS
miteinander in Beziehung gebracht werden (siehe weiter unten).
Der Unterschied zwischen KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen besteht nicht darin,
dass KünstlerInnen, wie in der Hypothese 1 angenommen, mehr dissoziative Erlebnisse
haben, sondern, dass von den Nicht-KünstlerInnen die Hypthese 2 zum Teil, mit der DES
in Tendenz und mit dem FEDE signifikant (p<.05), erfüllt wird, jedoch nicht von den
KünstlerInnen. Diese zeigen ganz im Gegenteil eher in die andere Richtung, d.h. je mehr
Kreativität, desto weniger Dissoziation. Bei den NK korrelieren sowohl die Daten der
Frauen wie der Männer positiv zwischen Dissoziation und Kreativität, genau wie bei der
K-Gruppe Frauen und Männer zwischen den beiden Konzepten negative Korrelationen
141
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
haben; allerdings nicht in der BMK-Gruppe, aus der Architekten, MusikerInnen und
andere nicht-künstlerische Berufe, namentlich LehrerInnen, herausgenommen wurden,
dort korrelieren die zwei Variablen bei den Frauen positiv.
Zieht man in betracht, dass die Reliabilität der KPS bei den Männern (K+NK) und bei den
KünstlerInnen mit (α=45 bzw. α=.54) zu tief ausfällt, die Frauen (K+NK) und die NichtKünstlerInnen jedoch brauchbare Werte errreichen (α=77 bzw. α=.66), so sind die Resultate in Richtung der Hypothese 2 (Frauen, NK) als gültiger zu betrachten als jene der
Männer und KünstlerInnen. Zudem zeigte sich, dass die Ergebnisse bei den Männern
(K+NK) scheinbar weniger valide sind, da eine Kriteriumsvalidität (vgl. Kptl. III, 5.1.3)
für die Frauen vorhanden ist, nicht aber für Männer. Diese Hinweise sprechen für die
Hypothese 2.
Wie in Abbildung 16 (Kptl. III, 5.4.2) gezeigt wurde, sinkt Kreativität innerhalb der
gesamten Stichprobe (N=197) bei steigender Dissoziation und nimmt dann wieder zu. Der
schwache u-förmige Verlauf ist in erster Linie bei der DES zu finden und weniger oder
zum Teil gar nicht beim FEDE, und trifft besonders für die StudentInnen zu. Wie die
Abbildungen 18 und 19 zeigen, ist bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen diese
Kurvenform nur wenig oder gar nicht mehr vorhanden.
Am ehesten kann der u-förmige Verlauf noch bei den Männern ausgemacht werden, bei
den Frauen hingegen dreht er sich um. Doch sind die Unterschiede so klein, dass sie keine
grosse Bedeutung erlangen. Wenn auch weit weg von einer Signifikanz, so erkennt man
dennoch bei der DES einen nach oben steigenden Verlauf.
Weil bei einer noch kleineren Aufgliederung (Frauen und Männer bei K und NK) einzelne
Zellen mit zu wenig ProbandInnen (<5) besetzt werden, was sinnvolle Aussagen nicht
mehr zulässt, wurde auf eine nähere Analyse verzichtet.
Abbildung 18: Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES, FEDE) bei den
Frauen und Männern der K+NK-Gruppe
KPS
10
8
6
4
2
0
DES 0-4
m
w
4.01-10
10.01-30
KPS
10
8
6
4
2
0
FEDE 0-5
m
w
6-9
10-20
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung
Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26); KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18);
m=Männer; w=Frauen
142
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Auf den beiden Messinstrumenten DES und FEDE verhält sich die Kreativität der KünstlerInnen und der Nicht-KünstlerInnen unterschiedlich, das heisst, bei den KünstlerInnen
nimmt sie nach oben hin eher ab, bei den Nicht-KünstlerInnen deutlich zu (Hypothese 2;
vgl. Kptl. III, 5.4.2). Ausserdem wird der bei geringer Dissoziation signifikante
Unterschied (DES: p=.020, t=2.68; FEDE: p=.007, t=3.18) zwischen diesen zwei Gruppen
immer kleiner, d.h. bei zunehmend mehr dissoziativen Erlebnissen unterscheiden sich die
KünstlerInnen in der Kreativität nicht mehr von den Nicht-KünstlerInnen. Daraus lässt
sich schliessen, dass die Dissoziation auf die Kreativität von KünstlerInnen eher einen
negativen Einfluss ausübt, bei den Nicht-KünstlerInnen hingegen einen positiven Effekt
zeigt. Nimmt man anstelle von K die "engere" KünstlerInnengruppe BMK, so erhält man
dasselbe Resultat mit dem Unterschied, dass die Kreativität etwas höher und der u-förmige
Verlauf ein wenig deutlicher wird (vgl. Anhang 7).
Abbildung 19: Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES, FEDE) bei den
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen.
KPS
10
8
6
4
2
0
DES 0-4
K
NK
4.01-10
10.01-30
KPS
10
8
6
4
2
0
FEDE 0-5
K
NK
6-9
10-20
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung: 0 bis 100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung
Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung: 0 bis 26); KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -12 bis 18);
K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen
Betrachtet man die Daten der StudentInnen, so lässt sich sagen, dass die Verläufe wie jene
der KünstlerInnen aussehen, ausser dass die "restlichen" StudentInnen viel tiefere KPSWerte aufweisen (mit einer Ausnahme: Bei tieferen DES-Werten - 0 bis 4 - sind sie gleich
hoch wie bei den PsychologiestudentInnen).
Wie sich die Kreativität bei höherer Dissoziation, als sie hier erhalten wurde (z.B. im Bereich von dissoziativen Störungen) verhält, ist mit den vorliegenden Daten nicht vorherzusagen. Untersuchungen an klinischen Populationen könnten eine Antwort darauf geben.
Mit der StudentInnenstichprobe wurden zustätzlich Korrelationen (vgl. Tabelle 44 und
Anhang 7) zwischen den verschiedenen Faktoren von KPS und DES gerechnet (Faktoren
vgl. Kptl. III, 5.2.1 und 5.2.2 sowie Anhang 6). Gearbeitet wurde mit allen StudentInnen,
obwohl die Faktoren des KPS mit der Stichprobe der PsychologiestudentInnen erzeugt
143
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
wurden. Bis auf eine Ausnahme - die Psychologiestudentinnen alleine zeigen praktisch
keinen Zusammenhang zwischen "unangenehm" und "Trance", im Gegensatz zu allen
Studentinnen (p<.05) - gibt es dann auch keine grossen Unterschiede.
Tabelle 44: Korrelationen zwischen den einzelnen DES- und KPS-Faktoren bei den
StudentInnen getrennt nach Geschlechtern
Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
DES
Männer
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
DES
.19
.11
.26
* -.29
* .29
-.20
-.11
-.08
-.21
.07
Depers.
.21
.16
.24
* .29
** .43
Amnesie
.14
.01
.16
.00
-.02
Einge.
.11
.02
* .27
* -.34
.21
Trance
.10
.12
.19
-.25
* .27
Depers.
-.21
-.05
-.20
-.17
.11
Amnesie
* -.34
-.12
-.19
* -.35
.05
Einge.
-.04
.04
.04
-.12
.10
Trance
-.03
-.18
.07
-.02
.01
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala
Bei der Analyse konnte folgendes festgestellt werden: Mit der gesamten KPS sind Zusammenhänge von den Faktoren "Eingenommenheit/Absorption" und "Trance" nicht von
Bedeutung (höchste Korrelation: Frauen bei "Eingenommenheit/Absorption" r=.11). Positive nicht signifikante Korrelationen haben die Frauen bei den Faktoren "Depersonalisation/Derealisation" (r=.21) und "Amnesie" (r=.14). Die Messwerte der Männer korrelieren
zwischen den zuletzt genannten Faktoren negativ mit r=-.21, bzw. bei "Amnesie" sogar
signifikant mit r=-.34 (p<.05). Die Zusammenhänge der einzelnen KPS-Faktoren mit der
gesamten DES zeigen, dass die Faktoren "offen", "unangenehm" und "ungewöhnlich"
einen Einfluss haben. Bei den Frauen wird eine auf dem 5%-Niveau positive signifikante
Korrelation (r=.29) mit dem Faktor "unangenehm" (für die Mitmenschen) erhalten, bei den
Männern ist sie unbedeutend negativ (r=-.07). Diese Resultate werden vom FEDE
bestätigt: ¢: r=-.-.01; ™: r=.30, p<.05; alle: r=-.13. Männer und Frauen haben je einen
negativen Zusammenhang beim Faktor "offen" (r=-.29, p<.05 bzw. r=-.21; alle: r=-.24,
p<.05; FEDE: ¢: r=-.23; ™: r=-.40, p<.01; alle: r=-.28, p<.01). Keine Signifikanz, aber
beinahe, haben die Frauen beim Faktor "ungewöhnlich" (r=.26; Männer: r=-.08).
Die einzelnen Faktoren untereinander zeigen wiederum ein geschlechtsspezifisches
Muster. Die Frauen erreichen eine signifikante (p<.05) positive Korrelation von r=.27
zwischen den Faktoren "ungewöhnlich" und "Eingenommenheit/Absorption" (bei den
144
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Männer: r=.04) und haben beim Faktor "ungewöhnlich" durchwegs positive Korrelationen
über alle DES-Faktoren hinweg (die Männer negativ oder um Null herum). Auf eine hohe
Signifikanz geraten bei den Frauen die Zusammenhänge zwischen "unangenehm" und
"Depersonalisation/Derealisation" (r=.43, p<.01; Männer: r=.11) sowie, etwas weniger
hoch, "unangenehm" und "Trance" (r=.27, p<.05; Männer: r=.01). Mit Ausnahme beim
Faktor "Amnesie" korreliert der KPS-Faktor "offen" mit allen DES-Faktoren negativ: mit
"Depersonalisation/Derealisation" r=-.29 (p<.05), mit "Eingenommenheit/Absorption" r=.34 (p<.05) und mit "Trance" r=-.25.
Die Männer, die allgemein negative oder schwach positive Korrelationen haben, kommen
nur zwischen "offen" und "Amnesie", jenen Faktoren, bei denen die Frauengruppe keine
Korrelation (r=.00) aufweist, zu einem signifikant negativen Wert (r=-.35, p<.05).
Zusammengefasst und in Übereinstimmung zu mit anderen Faktoren gerechneten
Varianten kann der Schluss gezogen werden, dass nach aussen unangenehme (d.h.
unaufrichtige, unehrliche etc.), verschlossene (d.h. zufriedene, selbstbewusste, mit vielen
Interessen etc.) und eher ungewöhnliche (d.h. unkonventionelle, liberale, mutige etc.)
Frauen mehr dissoziative Erlebnisse (nicht amnestischer Art) haben. Bei den Männern ist
das Bild weniger klar, es wären eher gewöhnliche, vielleicht unangenehme, wenig offene
Typen, die zu dissozativen Erlebnissen, Amnesie inbegriffen, neigen.
Am klarsten zeigte sich, dass nach aussen offene Menschen (bzw. StudentInnen) am
wenigsten dissoziative Erlebnisse aufweisen.
6.4 Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus
Wie in Kptl. II, 3 bereits berichtet, findet man in der Literatur Korrelationen von Dissoziation mit Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus. Die Tabelle 45 enthält einen Vergleich dieser Korrelationen mit den entsprechenden Ergebnissen der vorliegenden Arbeit.
Die Korrelationen stimmen weitgehend überein, der positive Zusammenhang von Dissoziation mit Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus konnte bestätigt werden. Die
tiefsten Korrelationen mit der Dissoziation erreichte jeweils die Zustandsangst, wie das
den Konzepten entsprechend zu erwarten war.
Die unterschiedlichen Ergebnisse von Männern und Frauen (siehe Tabelle 35) verlangen
eine nach Geschlechtern getrennte Analyse, was aber in den zum Vergleich
herangezogenen Studien leider nicht der Fall ist.
145
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Tabelle 45: Korrelationen von Dissoziation mit Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus im Vergleich
Studie
Messinstr.
Sanders
1988 PAS
Norton et al.34 1990 DES
Werlen
DES
Werlen
FEDE
Depression
.45* BDI
.62+ HSCL
.44* BDI
.37* BDI
Ängstlichkeit
Psychotiz.
.52* trait .31+ state
.58+ PHA
.61+ HSCL
.35" trait .19 state .35* P-14
.43* trait .24' state .41* P-14
Legende: Messinstr.=Messintrument für Dissoziation; Psychotiz.=Psychotizismus; PAS=Perceptual Alteration Scale; DES=Dissociative Experiencies Scale bzw. Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen
zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse; BDI=Beck Depressions-Inventar; HSCL=Hopkins Symptom CheckList; trait=Eigenschaftsangst nach STAI; state=Zustandsangst nach STAI; PHA=Phopic Anxiety: Subskala
des HSCL; P-14=Psychotizismusskala
+=p<001 (vermutete Signifikanzen, da von den Autoren nicht angegeben)
*=p<.001; "=p<.01; '=p<.05;
Was die gegenseitige Übereinstimmung der Dissoziationsmessinstrumente betrifft, kann
man von guten bis sehr guten Ergebnissen ausgehen. Die PAS (Perceptual Alteration
Scale) korreliert mit der DES je nach Autor mit r=.52 (Frischholz et al., 1991) und r=.82
(Nadon et al., 1991). Die Zusammenhangswerte von DES und FEDE (r=.65) bzw. QED
(r=.82; Ray et al., 1992) wurden bereits in Kptl. III; 5.1.2 aufgeführt.
Was den Zusammenhang von Kreativität mit Depression, Ängstlichkeit und
Psychotizismus betrifft, konnten die Angaben aus der zitierten Literatur (vgl. Kptl. II, 3)
nicht repliziert werden. Die Korrelationen (vgl. Anhang 7) mit Ängstlichkeit (STAI) sind
praktisch alle negativ35 oder nahe bei Null. Eine leicht positive Korrelation (r=.15) haben
die Künstlerinnen (K, nicht aber BMK) bei der Zustandsangst. Signifikant aber negativ ist
nur die Korrelation des KPS mit Zustandsangst bei den Männern (K+NK: r=-.30, p=<05).
Der BDI gibt ein vergleichbares Bild ab.
Etwas bewegter sieht das Bild beim Psychotizismus (P-14) aus. Dort erreichen die Zusammenhänge bei den KünstlerInnen sogar signifikante negative Werte (K: r=-.36, p<.01;
BMK: r=-.41, p<.05). Im Gegensatz dazu korreliert der KPS bei den Nicht-KünstlerInnen
(r=.24) und den Nicht-PsychologiestudentInnen (Rest: r=.19) zwar nicht signifikant, aber
klar positiv, wobei das bei beiden Gruppen auf die Frauen zurückzuführen ist (NK: r=.27;
Rest: r=.43).
Das spricht gegen das oft vorgebrachte Vorurteil, KünstlerInnen seien psychisch gestörte
34
In der Tabelle 2 von Norton, Ross & Novotny (1990, S. 275) ist die horizontale
Variablenbezeichnung um eine Angabe nach links verschoben. Der Kommentar im Text
macht diesen Irrtum ersichtlich.
35 Eine negative Korrelation (r=-.41; p<.05) zwischen Eigenschaftsangst (STAI) und
Kreativität fand auch Hüsler (1996).
146
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Menschen. Wie in Kapitel 2.1.4 dargelegt wurde, lassen sich Kreativität und psychische
Störung nicht unbedingt ausschliessen (Preiser, 1976), doch sind zumindest die KünstlerInnen, die an dieser Studie teilgenommen haben, psychisch nicht kränker als die NichtKünstlerInnen. Das Bild des "verrückten" Künstlers ist eher ein Resultat davon, dass sich
KünstlerInnen teilweise (oft nur in ihren Werken) ausserhalb der sozialen Normen
bewegen. Ein weiterer möglicher Grund könnte in der Persönlichkeit der kreativen
Menschen liegen, die Martindale (1989) als enthemmt ("disinhibited") beschreibt (vgl.
Kptl. II, 2.2.2).
6.5 Ein Modell
Fasst man die Zusammenhänge zwischen Dissoziation, Kreativität und Psychopathologie
in einem Modell zusammen, können die Unterschiede zwischen den KünstlerInnen und
den Nicht-KünstlerInnen sowie zwischen Männern und Frauen übersichtlich dargestellt
werden.
Die Darstellungen in Abbildung 20 zeigen viermal dasselbe Modell mit verschiedenen
Teilstichproben (siehe Anhang 7 für weitere Modelldarstellungen). Die Zusammenhangsmasse sind mit Fischers Z gebildete Mittelwerte der Korrelationen zwischen den
jeweiligen Fragebogen für Dissoziation (DES, FEDE), Kreativität (KPS) und
Psychopathologie (BDI, STAI trait, P-14).
Die KünstlerInnen unterscheiden sich von den Nicht-KünstlerInnen, wie wir bereits
gesehen haben, im Zusammenhang von Dissoziation mit Kreativität, der über die
Geschlechter hinweg bei K (rz=-.17) schwach negativ und bei NK (rz=.38) positiv ist.
Derselbe Unterschied, aber auf beide Seiten hin weit schwächer, ist zwischen allen Frauen
(positiv) und allen Männern (negativ) zu finden. Diese Differenz zwischen den
Geschlechtern taucht auch in der BMK-Gruppe auf, jedoch nicht in der K- oder NKGruppe.
Der schwache negative Zusammenhang zwischen Kreativität und Psychopathologie in der
K-Gruppe (rz=-.16), der stärker wird bei den Männern (K+NK), verschwindet praktisch
ganz in den Stichproben der NK und der Frauen (K+NK bzw. NK), wobei die
Künstlerinnen, stärker in der BMK-Gruppe, negative Korrelationen zeigen (Anhang 7).
Einzig bei den Künstlerinnen gibt es keinen Zusammenhang zwischen Dissoziation und
Psychopathologie; er ist allgemein bei den Frauen schwach (rz=-.13), in allen Männerstichproben aber relativ hoch (rz>.60).
147
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Abbildung 20: Zusammenhangsmodell von Dissoziation (DES, FEDE), Kreativität (KPS)
und Psychopathologie (BDI, STAI trait, P-14) bei KünstlerInnen, NichtKünstlerInnen, Männern und Frauen.
KünstlerInnen
Dissoziation
Nicht-KünstlerInnen
-.17
.39
Kreativität
-.16
Depression / Angst / Psychotizismus
Männer (K+NK)
Dissoziation
.60
Dissoziation
.38
.38
Kreativität
-.06
Depression / Angst / Psychotizismus
Frauen (K+NK)
-.07
Kreativität
-.27
Depression / Angst / Psychotizismus
Dissoziation
.13
.18
Kreativität
.01
Depression / Angst / Psychotizismus
Legende: K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; alle Korrelationen sind mit Hilfe von Fischers Z
gebildete Mittelwerte
Sucht man die Unterschiede zwischen den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen, die
den Zusammenhang Dissoziation-Kreativität betreffen, in den durch die studentische
Stichprobe gewonnenen Faktoren der DES und der KPS (Korrelationstabellen siehe
Anhang 7), so lässt sich grob folgendes feststellen: Die positivsten Korrelationen in der
NK-Stichprobe, die bei den K keine oder deutlich negative Zusammenhänge zeigen,
können in den Faktoren "Eingenommenheit/Absorption" und "Trance" gefunden werden,
besonders in Verbindung mit dem KPS-Faktor "gescheit" (intellektuelle Fähigkeiten).
Die Geschlechtsunterschiede lassen sich am ehesten beim Faktor "Amnesie" lokalisieren,
und zwar derart, dass Korrelationen mit "ungewöhnlich" und "offen" bei den Männern
eher negativ, bei den Frauen um Null herum oder positiv ausfallen, und genau umgekehrt
beim KPS-Faktor "unangenehm". Der unterschiedliche Einfluss des "Amnesie"-Faktors
passt zu einem Befund von Sanders & Green (1994), die in einer nach Geschlechtern
getrennten Faktorenanalyse fanden, dass auf ihrem Faktor "Amnesie" für die Männer und
Frauen einer studentischen Stichprobe (bis auf eines) nicht die selben Items laden.
Obwohl, wie die obigen Ausführungen und die Korrelationstabellen in Anhang 7 zeigen,
zwischen den einzelnen Stichproben und Gruppenzusammensetzungen grosse
Unterschiede vorherrschen, kann man ein paar wenige allgemeine Aussagen machen. Zu
beachten bleibt allerdings, dass sich die meisten Korrelationen auf einem niedrigen Niveau
148
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
befinden und damit die Aussagekraft nicht überbewertet werden sollte.
Wie bei den StudentInnen sind es denn auch in der Gruppe der KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen in erster Linie "offene" Menschen, die am wenigsten dissoziative
Erlebnisse berichten, und am meisten jene, die sich in der KPS als "unangenehm" (für die
Mitmenschen) beschreiben. Weiter kann festgestellt werden, dass der negative Einfluss
der Dissoziation auf die Kreativität im allgemeinen vor allem auf den Faktor
"Depersonalisation/Derealisation" zurückzuführen ist.
6.6 Zur internen Validität der Arbeit - eine kritische Würdigung
Die im Zentrum der Arbeit stehenden Hypothesen 1 und 2 mussten (grösstenteils)
verworfen werden. Man kann sich nun fragen, ob das an der Fragestellung selber oder an
der Durchführung (Stichproben, Messinstrumente, Auswertung) der Arbeit liegt.
Die theoretische Grundlage der Fragestellung stützt sich im wesentlichen auf die Publikationen von Martindale (1980; 1981; 1989), die durch Forschungsergebnisse von ihm
selbst und anderer Autoren gestützt werden, wobei zum Teil Konzepte (z.B. Hynpose,
Phantasie) zu Hilfe genommen werden, deren Verbindungen mit Dissoziation
offensichtlich scheinen, aber nicht unumstritten sind. Zwar sind die hier im Interesse
stehenden theoretischen Ausführungen (Martindales) zu einem grossen Teil neurologisch
abgesichert, oft sind das jedoch Einzelteile, die in der Theorie zusammengesetzt werden.
Somit bleibt in der Theoriebildung noch immer viel Raum für Spekukationen.
Die Fragestellung entstand durch die Beobachtung, dass in populären Publikationen, aber
auch in Fachberichten über Dissoziationen immer wieder ein Zusammenhang zu Kreativität hergestellt wird (z.B. speziell kreative dissoziative PatientInnen oder Subpersönlichkeiten). Möglicherweise kommen solche Verbindungen zustande, da gelegentlich in
Therapien mit dissoziativen PatientInnen kreativitätsfördernde Techniken benützt werden,
um aufkommende traumatische Erinnerungen (z.B. Flashbacks) zu lindern, wie dies u.a.
Smith (1994/1993, 111) und Rogers, Coll, Eldridge, Miller, Stiver et al. (1993) erwähnen.
Was die Durchführung der Untersuchung betrifft, so könnten die Stichproben teilweise für
die Verneinung der Hauptfrage verantwortlich sein. Dies betrifft besonders die KünstlerInnen-Stichprobe, da die Vergleichsgruppe die Hypothese 2 erfüllt, sowie die Männer, da die
Daten der Frauen der Hypothese 1 rechtgeben. Betrachtet man die Items der KPS genauer,
so fällt auf, dass als kreativ gilt, wer unter anderem ungewöhnlich und unangenehm ist.
Ausserdem waren Items wie "vertrauensvoll" und "offenherzig", also positive, sozial erwünschte Eigenschaften von fast allen ProbandInnen als für sich zutreffend angekreuzt
worden. Die Kreativen und damit die KünstlerInnen lassen sich von den Nicht-KünstlerInnen am besten durch sich zugeschriebene Adjektive trennen, die nicht unbedingt auf
leicht "handhabbare Menschen schliessen lassen. Hinweise für die kritischere sowie vom
Weltbild her andersartige und damit schwierigere Population liefern die tieferen Rücklauf149
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
quoten und die schlechteren Reliabilitäten (vor allem auf der KPS). Bedenkt man diese
tiefen Reliabilitäten, so sind die signifikanten Resultate der Frauen und der NichtKünstlerInnen in Richtung der Hypothesen als aussagekräftiger zu betrachten als jene der
Männer und KünstlerInnen. Unterstützt wird diese Vermutung durch die Kriteriumsvalidität der KPS bei den Frauen, die bei den Männern nicht existiert. Vielleicht wäre eine
andere Form der Befragung, z.B. halbstandardisierte Interviews bei den KünstlerInnen auf
grösseren Anklang gestossen. Und möglicherweise hätte ein Fragebogen zur sozialen
Erwünschtheit einige Unklarheiten beseitigt.
Da bei den StudentInnen ähnliche Resultate erhalten wurden, ist nicht anzunehmen, dass
das Alter der ProbanInnen einen grossen Einfluss auf die Zusammenhänge hat. Doch kann
das nicht ausgeschlossen werden. Dies betrifft vor allem die DES (im geringeren Masse
den FEDE, der auch signifikantere Resultate brachte), da ältere TeilnehmerInnen noch
weniger Dissoziationen zeigen als die jüngeren, die im Vergleich zu klinischen Populationen ebenfalls relativ tiefe Werte haben. Das ist hier insofern wichtig, als wir es eigentlich
mit einem Instrument für klinische Populationen zu tun haben, die Stichproben in dieser
Untersuchung jedoch, wie sich auch in den anderen Fragebogen (BDI, STAI, P-14) zeigte,
psychisch gesund sind. Ausserdem ist es denkbar, dass die zum Teil 'seltsamen' Aussagen
der DES die Leute irritierten oder verunsicherten. Einen weiteren kritischen Punkt stellt
die Formulierung - "in wieviel Prozent der Zeit" - in Bezug auf die DES-Skalierung dar,
die unter Umständen Unklarheiten aufkommen lässt, wenn Ausfüllende nicht verstehen
auf was sie sich bezieht (alle Zeit oder die Zeit während einer bestimmte Tätigkeit).
Obwohl die KPS, wie das der Skala entsprechen sollte, die höchsten Werte bei den
KünstlerInnen produziert und Resultate in Übereinstimmung mit anderen Studien (mit
teils anderen Testinstrumenten) brachte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie nicht
(nur) Kreativität misst.
Über Verbesserungen und Alternativen zur CAT wurde bereits in Kptl. III, 6.2 berichtet.
Nicht überprüft wurden die Daten auf nonlineare Muster. Der leichte u-förmige Verlauf
könnte ein Hinweis auf kurvenlineare Zusammenhänge sein.
Da es sich mehrheitlich um Messinstrumente für klinische Stichproben (vor allem DES, P14 und BDI) handelt, war eine Normalverteilung von vorneherein nicht zu erwarten. Diese
linksschiefen Verteilungen stehen im Gegensatz zu den rechtsschiefen der KPS und der
CAT . Mögliche störende Einflüsse auf die statistischen Berechnungen sind vorstellbar
(z.B. auf die Faktorenanalysen; siehe Kptl. III, 5.2; vgl. Waller, in Druck, zit. nach Carlson
et al., 1993). Ob es in bezug auf einen Zusammenhang von Dissoziation und Kreativität
Moderator- oder Mediatorvariablen gibt, wurde ebenfalls nicht explizit geprüft. Jedoch
lassen die durchgeführten Partialkorrelationen, die keinen allzugrossen Einfluss der
kontrollierten Variablen (Psychopathologie, Alter, GeschlechtRauschmittel- und Medikamentenkonsum) zeigen, dies nicht als sehr wahrscheinlich scheinen.
150
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
7. Zusammenfassung
Nach einer Übersicht und Definition zu den Phänomenen der Dissoziation (Kapitel II, 1)
und der Kreativität (Kapitel II, 2) - Zusammenfassungen dazu finden sich in Kptl. II, 1.8
und 2.5 - wurden die psychologischen Konzepte Depression, Ängstlichkeit und Psychotizismus vorgestellt (Kapitel II, 3). Sie fanden Platz in dieser Arbeit, da ihre Ausprägung
in den Stichproben der KünstlerInnen und der Nicht-KünstlerInnen gemessen wurde, ausgehend von vermuteten Zusammenhängen vor allem mit Dissoziation, aber auch mit
Kreativität. Entsprechend den Messinstrumenten (BDI, STAI, P-14) wurden neben
allgemeinen Angaben zu den Konzepten die Theorien von Seligman, Beck und Lewinsohn
(Depression), Spielberger und Lazarus (Ängstlichkeit) sowie Eysenck (Psychotizismus)
angerissen.
In Kapitel II, 4 gelang der Versuch einer theoretischen Zusammenführung von
Dissoziation und Kreativität. In erster Linie bietet Martindale (1989) eine Erklärung.
Kreativität (d.h. Inspiration) geschieht in einem Zustand kortikal schwacher Aktivation
mit
flachen
Assoziationshierarchien
und
ungelenkter
Aufmerksamkeit
(≅ Primärprozessdenken). Solchen Bewusstseinszuständen liegt eine Enthemmung
("disinhibition") zugrunde. Dissoziation erwächst aus dieser Enthemmung. Es scheint nun
so, dass kreative Menschen mehr "Subselves" haben, d.h. dissoziativer sind als unkreative
Menschen. Unterstützung findet diese Erklärung in einer Reihe von Phänomenen (unter
anderem Hypnose) aus dem Bereich der Primärprozesse, die bei kreativen Menschen
häufiger vorkommen.
Der empirische Teil der Arbeit beginnt mit einer ausführlichen Darstellung der Datenerfassung und stellt die benützten Erhebungsinstrumente vor. Im Anschluss daran werden
die soziodemographischen Daten der Stichproben erläutert. Bei den StudentInnen (S) handelt es sich um 53 Studenten und 54 Studentinnen aus vier Fakultäten der Universität
Freiburg (CH) mit einem Durchschnittsalter von 24.36 Jahren. Die zweite Stichprobe teilt
sich auf in 60 KünstlerInnen und 30 Nicht-KünstlerInnen (davon je 20 Frauen). Die
KünstlerInnen (K), zum grössten Teil aus der GSMBA - Gesellschaft Schweizerischer
Maler, Bildhauer und Architekten (Visuelle Künstler) - und einigen aus dem Radio
Symphonieorchester Basel sowie der Schule für Gestaltung Bern, sind mit 55.22 Jahren
signifikant älter als eine Vergleichsstichprobe (Nicht-KünstlerInnen: NK) mit 45.83
Jahren. Eine aus den Berufsgruppen "BildhauerInnen", "(Kunst-)MalerInnen" und "KünstlerInnen" gebildete Subpopulation (BMK) war mit 58.55 Jahren noch etwas älter.
Den Stichproben entsprechend führten die K deutlich mehr künstlerische Tätigkeiten aus
und hatten weit mehr künstlerische Arbeiten an die Öffentlichkeit gebracht als die NK.
Die Rücklaufquote der StudentInnen ist mit 72.4% extrem hoch im Vergleich zu dem
üblich erwarteten Drittel, das von den NK mit 32.6% praktisch erreicht wurde, jedoch
nicht von den K (25.0%).
151
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Die Ziele dieser Arbeit wurden in Kptl. III, 4 beschrieben. Neben der Hauptfrage "Sind
dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen häufiger als bei weniger kreativen?" gab es
drei Zielsetzungen: 1. die Prüfung der übersetzten und wenig bekannten Messinstrumente
(DES, FEDE, KPS, CAT, P-14), 2. die Prüfung der Faktorenstruktur der DES und der
KPS sowie 3. die Analyse des Vorkommens und der Verteilung der Messwerte in den drei
Stichproben.
Die DES (Dissoziative Erlebnisse Skala) erwies sich wie das amerikanische Original als
reliabel (S: α=.86; K: α=.79; ΝΚ: α=.77). Bis auf eine Ausnahme sind alle Items trennscharf. Da es sich um eine Skala für klinische Populationen handelt, ist die Itemschwierigkeit entsprechend gross. Die Mittelwerte der DES (Skalierung: 0 bis 100) liegen bei den
StudentInnen um ca. 10 Punkte, bei den KünstlerInnen und den Nicht-KünstlerInnen um
ca. 8. Unterschiede gibt es, wie die Altersdifferenz erwarten liess, zwischen den StudentInnen und der K+NK-Stichprobe. Die Werte sind in den meisten Fällen tiefer als in Studien aus anderen Ländern. Die Verteilung der Daten fiel wie in allen vergleichbaren
Studien deutlich linksschief aus.
Die Untersuchung des FEDE (Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse) ergab
zum Teil höhere Reliabilitäten als in der amerikanischen Originalversion (S: α=.73;
K: α=.82; ΝΚ: α=.90). Die Trennschärfe der Items ist etwas weniger gut als die der DES,
jedoch sind die Items weniger schwierig. Gemessen an der DES ist die Konstruktvalidität
des FEDE zufriedenstellend. Der FEDE (Skalierung: 0 bis 26) brachte ähnliche Werte wie
die DES, jedoch unterscheiden sich die Mittelwerte (S: ca. 10; N und NK: je ca. 8) nur
wenig von Studien mit dem QED (engl. Version des FEDE). Neben einem
Altersunterschied gab es auch Differenzen zwischen ProbandInnen mit oder ohne Kinder
sowie mit oder ohne PartnerIn. Die Verteilung ist sichtbar weniger linkschief als bei der
DES.
Die KPS (Kreative Persönlichkeit Skala) schneidet aufgrund eines Irrtums (vgl. Kptl. III,
5.1.3) teilweise weniger gut ab. Reliabilitäten: S: α=.75; K: α=.54; ΝΚ: α=.66; Trennschärfen: 16 von 30 Items sind trennscharf; Itemschwierigkeit: grösstenteils klein. Die
Werte der Frauen zeigen mit der KPS eine signifikante Kriteriumsvalididät (mit
"bildhauen", "malen"). Im Vergleich zu Gough (1979) fielen die Resultate der KPS
(Skalierung: -12 bis 18) höher aus. Die KünstlerInnen sind die signifikant kreativste der
drei Gruppen.
Die Interraterreliabilitäten für die Kreativität mit der CAT (Consensual Assessment Technique), die den StudentInnen nicht vorgelegt wurde, fielen mit riz=.58 für die K und
reliabler mit riz=.68 für die NK (K+NK: riz=.66) im Vergleich mit Amabile (1983) sehr
tief aus, die in einer ähnlichen Studie eine Interraterreliabilität von ri=.85 fand. Noch
schlechter erwiesen sich die Interraterreliabilitäten für die Kriterien Witz und Schrift.
Überraschend gut sind die interne Konstanz (K: α=.82; ΝΚ: α=.90), die Trennschärfen
152
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
und die Itemschwierigkeiten. Die Mittelwerte der CAT (Skalierung: 0 bis 10) befinden
sich mehr als zur Hälfte innerhalb einer kleinen Spanne (4 bis 6). Unterschiede zwischen
den K und NK sind keine vorhanden, und die Verteilung ist leicht rechtsschief.
Die Psychotizismusskala P-14 zeigt bei den StudentInnen eine mit den Stichproben aus
der Normalbevölkerung bei Baumann & Dittrich (1975) vergleichbare Reliabilität (α=.62).
Bei den K (α=.57) und NK (α=.52) sind die Werte testtheoretisch zu tief. Die Trennschärfe ist mehrheitlich signifikant, die Itemschwierigkeit gross. Die Depressions-,
Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte liegen im Rahmen der jeweiligen
Eichstichproben, d.h. sowohl die K als auch die NK sind psychisch gesunde Menschen.
Zusammenhänge mit Dissoziation stimmen weitgehend mit Resultaten anderer Studien
überein, zur Kreativität wurden vor allem negative Korrelationen gefunden, was den
Hinweisen aus der Literatur teilweise widerspricht.
Eine Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse,Varimaxrotation) mit den Werten der
StudentInnen an der DES ergab vier Faktoren: 1. "Depersonalisation/Derealisation", 2.
"Eingenommenheit/Absorption", 3. "Amnesie" und 4. "Trance", die zusammen 45.8% der
Varianz aufklären. Das selbe Verfahen mit der KPS (PsychologiestudentInnen) resultierte
ebenfalls in vier Faktoren - 1. "gescheit" (intellektuelle Fähigkeiten), 2. "ungewöhnlich",
3. "offen", 4. "unangenehm" (für die Mitmenschen) - mit einer Varianzaufklärung von
40%.
Die Hypothese 1 (KünstlerInnen erreichen höhere Werte auf den Instrumenten zur
Messung der dissoziativen Erlebnisse als Nicht-KünstlerInnen) wurde als Ganzes
verworfen. Dabei ist die Hypothese 1.1 (DES) völlig abzulehnen, die Hypothese 1.2
jedoch nur mit Vorbehalt. Die Künstlerinnen erleben der Hypothese entsprechend mehr
dissoziative Erlebnisse als die Nicht-Künstlerinnen, bei tiefen Kreativitätswerten trifft das
auch für die Gesamtgruppen (K vs. NK) zu.
Die Hypothese 2 (Je höher die Kreativitätswerte der ProbandInnen sind, desto höhere
Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht) wurde als Ganzes ebenfalls
verworfen. Das gilt besonders für die Hypothese 2.2 (CAT), aber auch für die Hypothese
2.1 (KPS). Doch konnte festgestellt werden, dass je nach Stichprobe unterschiedliche
Ergebnisse auftreten. Die NK erfüllen die Hypothese 2.1 in hinsicht auf den FEDE und
tendenziell mit der DES. Auch hier trifft dies besonders bei tieferen KPS-Werten zu.
Ebenfalls konnte ein leichter Geschlechtsunterschied gefunden werden. Die Daten der
Frauen neigen eher dazu die Hypothese 2 zu bestätigen, wohingegen jene der Männer sie
widerlegen. Interessant ist der Verlauf der KPS-Werte über die Dissoziation (DES; von 0
bis ca. 28): Bei steigender Dissoziation sinkt die Kreativität zuerst, steigt dann aber wieder
an.
Die Hypothese 3 (Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte der
ProbandInnen sind, desto höhere Werte werden auf den Dissoziationsskalen erreicht)
153
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
konnte teilweise, d.h. für die Männer (vor allem für die Künstler), beibehalten werden.
Dies gilt für die Hypothesen 3.1 (BDI), 3.2 und 3.3 (STAI) sowie 3.4 (P-14). Die letzte hat
zusätzlich für die PsychologiestudentInnen Gültigkeit.
Die Hypothese 4.1 (Je älter die Probanden sind, desto weniger dissoziative Erlebnisse
werden von ihnen berichtet) wurde beibehalten, die Hypothese 4.2 (Die soziodemographischen Variablen Geschlecht, Beruf, Zivilstand, Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder
haben keinen Einfluss auf die Dissoziationswerte) wurde verworfen, d.h. zumindest beim
FEDE gibt es Unterschiede zwischen ProbandInnen mit und ohne Kinder bzw. PartnerIn.
Die Hypothese 5.1 (Männer erreichen auf der KPS höhere Kreativitätswerte als Frauen)
wurde verworfen, ebenso die Hypothese 5.2 (Die soziodemographischen Variablen Alter,
Beruf, Zivilstand, Wohnort und -art sowie Anzahl Kinder haben einen Einfluss auf die
Kreativitätswerte) trotz einigen (wenig deutlichen) Hinweisen für einen Einfluss von Alter
und Bildung.
Die Hypothese 6 (Treffen die Hypothesen 2 und 3 zu, soll gelten: Je höher die Depressions-, Ängstlichkeits- und Psychotizismuswerte der ProbandInnen sind, desto höhere
Werte werden auf den Kreativitätsskalen erreicht) als Ganzes wie auch die Subhypothesen
6.1 bis 6.4 wurden verworfen.
In der Diskussion der Resultate wurde festgestellt, dass in den untersuchten
schweizerischen Stichproben dissoziative Erlebnisse mit praktisch identischer Verteilung
wie in Studien anderer Länder vorkommen (z.B. Ross et al., 1990b).
Die Kreativität in den drei Stichproben weist Ähnnlichkeiten mit den Daten der amerikanischen CPS (engl. Version der KPS) auf, wobei die etwas höheren Werte wahrscheinlich
auf Übersetzung und unterschiedliche Skalierung zurückzuführen sind. Ebenfalls in
Übereinstimmung mit anderen Studien ist die hohe Kreativität bei den PschologiestudentInnen.
Der Unterschied zwischen den KünstlerInnen und den Nicht-KünstlerInnen besteht nicht
darin, dass die K mehr dissoziative Erlebnisse haben (Hypothese 1), sondern dass von den
NK die Hypothese 2 zum Teil bestätigt wurde, jedoch nicht von den K.
Korrelationsanalysen der Faktoren der DES und der KPS zeigten, dass vor allem nach
aussen offene ProbandInnen am wenigsten dissoziative Erlebnisse aufweisen, am meisten
jene, die sich als unangenehm (für die Mitmenschen) beschreiben. Dabei konnten die
Unterschiede zwischen K und NK genauer analysiert werden: Die NK-Stichprobe zeigt
zur Kreativität, besonders zum Faktor "gescheit", Zusammenhänge mit den DES-Faktoren
"Eingenommenheit/Absorption" und "Trance", bei denen die Werte der K keine oder
deutlich negative Zusammenhänge vorweisen.
Die Geschlechtsunterschiede lassen sich am ehesten beim DES-Faktor "Amnesie" finden.
Der grösste negative Einfluss der Dissoziation auf die Kreativität lässt sich im allgemeinen
auf den DES-Faktor "Depersonalisation/Derealisation" zurückführen.
154
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
III Empirischer Teil
Schliesslich lassen sich die Resultate der Untersuchung in einem Modell (vgl. Abbildung
20) zusammenfasssen, wobei besonders die Unterschiede zwischen den KünstlerInnen und
den Nicht-KünstlerInnen und zwischen Frauen und Männern zum Ausdruck kommen.
Am Schluss folgt eine kritische Würdigung der Arbeit, in der mögliche Gründe für die
(teilweise) Verwerfung der Hypothesen 1 und 2 in der Fragestellung und in der
Durchführung (Stichproben, Messinstrumente, Auswertung) gesucht werden.
155
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Danke
Danke
Bevor ich meine Dankeshymne loslasse, bedanke ich mich bei meinen besten Eltern der
Welt, Heinrich und Margrit, die meine Wahl Psychologie zu studieren sofort anerkannten,
obwohl ihnen die Entscheidung zuerst ein wenig suspekt vorkam, und die mich die vielen
Jahre (!) finanziell unterstützten.
Einen herzlichen Dank verdienen alle die, die sich die Mühe und die Zeit genommen
haben die Fragebogen auszufüllten. Im besonderen danke ich der GSMBA für ihre
Mitarbeit, namentlich sind das Claude Magnin, Ursus Winiger, Niklaus von Flüe, Fabian
Meier, Willi E. Christen, Xavier Furrer und Mercurius Weisenstein. Ebenso einen Dank
dem Basler Radio-Symphonieorchester, besonders dem Manager Peter Keller, der
bereitwillig auf meine Anfrage reagierte, und Stefan Kälin von der Schule für Gestaltung
in Bern.
Einen speziellen Dank verdient Prof. Dr. Meinrad Perrez, der diese Arbeit - obwohl ihm
das Thema zu Beginn nicht ganz geheuer war - mit steigendem Interesse betreute. Seine
Hinweise und Hilfestellungen waren zuverlässige und wertvolle Wegweiser auf dem teilweise steinigen und harten Pfad.
Für die Hilfe den Fragebogen an den Studenten und die Studentin zu bringen, danke ich
herzlich Prof. Dr. Bernard Schynder von der Wirschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Fakultät, Prof. Dr. Hans Wolfgang Brachinger von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,
Dr. Max Küchler, von der Theologischen Fakultät und Prof. Dr. Hans-Dieter Schneider
vom Psychologischen Institut.
Nicht zu vergessen sind die drei Rater und die sechs Raterinnen, die ich mit den rund 400
Cartoons ins Schwitzen brachte.
Die freundliche Erlaubnis zur Übersetzung der Dissociative Experience Scale verdanke
ich Prof. M.D. Frank W. Putnam vom National Institute for Mental Health (NIMN),
Bethesda, Maryland, jene für den Questionnaire of Experiences of Dissociation Ph.D.
Kevin C. Riley vom Temple University Hospital, Philadelphia, Pennsylvania.
Ein supergrosses Dankeschön gebührt Gebhard Hüsler, meinem Freund und Chef, der
mir durch meine Arbeit an seinen Projekten einen wichtigen Einblick in die
psychologische Forschung verschaffte und meine vielen Fragen zu beantworten wusste.
Dank für Hinweise und Ratschläge gebührt auch den folgenden Assistenten des
Psychologischen Institutes von Freiburg: Eckehard Kuhlmei, der meinen kreativen Teil in
Schwung brachte, Helmut Leder, der mir zu den KünstlerInnen verhalf, Guy Bodemann,
der einige meiner Ideen stärkte, weil er sie kritisierte und Marius Zbinden, der mit seiner
Freundschaft manche Kaffeepause zur interessanten Diskussion werden liess und viele
Mensa-Essen erträglich machte.
Gerard Blülle, einem treuen Freund (und scharfäugigen 'Lektoren') gilt ein ganz besonders
herzlicher Dank auch für seine gnadenlose Kritik und seine Geduld meinen grossen
156
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Danke
Monologen über Dissoziation gegenüber36. Dies gilt auch für Christine Suter und eine
Reihe anderer Freunde, die mir oft ohne davon etwas zu bemerken weiterhalfen, weil sie
selber nicht weiter wussten.
Für all die verrückten Tage und Erlebnisse, meinen Δανκ an unsere Experimentalgruppe,
die keine Anstrengungen und Mühen scheute, die Psychologie von einer anderen Seite zu
betrachten, bis zu der Zeit, als die grosse Auswanderung begann. Danke David, Gerard
und Simone.
Daneben gab es noch eine Menge von Leuten, die meist ohne etwas davon zu merken
mithalfen meine Lizentiatsarbeit zu schreiben. Ich denke vor allem an die vielen Bibliothekarinnen, und eine grosse Reihe von Freunden und Kollegen, die mir in mancher Diskussion wichtige Anregungen lieferten.
Auch wenn sie zum grossen Teil völlig unschuldig sind an dieser Arbeit, so will ich meine
ehemaligen WG-Mitbewohner nicht vergessen. Michael Lehner, der mir manches Auge
öffnete und Urs Antonioli, der mit mir viele Küchenschaben fertig machte. Beide waren
mir manchmal wichtiger als mir bewusst war.
Ganz am Schluss ein Merci an Vielfalt e.V., dem Verein zur Aufklärung über Dissoziation
als Überlebensmuster, Bremen, für das Interssse an meiner Arbeit, und an die International
Society for the Study of Dissoziation (ISSD), Orange, California, die mich in ihre Reihen
aufnahm und mir einiges an Literatur über das Grosse Wasser sandte.
36
Auch für seinen grossen Einsatz beim Herleiten der Formel für die Itemschwierigkeit
(die wir nur hätten nachschauen müssen).
157
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
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Lebenslauf
Name:
Vorname:
Adresse:
Wohnort:
5.5.1969
1976-1982
1982-1984
1984-1989
1989-1996
Werlen
Egon
Blattersboden
3935 Bürchen
geboren in Bürchen
Sohn des Heinrich und der Margrit Werlen
Primarschule in Bürchen
Sekundarschule in Visp
Mittelschule in Brig (Typus B)
Studium der Psychologie am Psychologischen Institut und
Studium der Journalistik am Institut für Journalistik an der
Universität Freiburg (CH)
1992-1996
Arbeit als Forschungsunterassistent bei Gebhard Hüsler
am Psychologischen Institut der Universität Freiburg (CH)
1993 (Mär., Apr., Okt., Nov.)
Praktikum in der Dienststelle für Erziehungsberatung,
Kinder- und Jugendpsychiatrie Wallis (Visp)
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich meine Lizentiatsarbeit selbstständig und ohne
unerlaubte fremde Hilfe verfasst habe.
Freiburg, Januar 1996
EgonWerlen
178
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Inhaltsverzeichnis des Anhangs
Angang 1: Fragebogen
- Autoren der Fragebogen
............................................................181
- Fragebogen A:
Biographischer Fragebogen
................................183
- Fragebogen Nr. 1: DES: Dissoziative Erlebnisse Skala
........................183
- Fragebogen Nr. 2: KPS: Kreative Persönlichkeit Skala
.......................183
KPS
Version mit dichotomer Skalierung .............183
KPS
Version mit neuübersetzten Items
3, 8, 9, 20, 30
........................................183
- Fragebogen Nr. 3: FEDE: Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer
Erlebnisse inkl. P-14: Psychotizismusskala
(Items: 1, 4, 7, 10, 13, 19, 22, 25, 28, 31, 34, 37, 39, 41;
Zusatzitems 16, 42)
.............................................183
- Fragebogen Nr. 4: CAT: Consensual Assessment Technique
- Begleitfragebogen für die Rater der CAT
- Bewertungstabelle CAT (erste Seite)
Anhang 2: Instruktionen
- Instruktion für StudentInnen
- Instruktion für KünstlerInnen
- Instruktion für Nicht-KünstlerInnen
- Instruktion für CAT-RaterInnen
Anhang 3: Berufszuordnung
................181
........................................183
.............................................183
.......................................................183
.....................................................184
..............................................183
..................................................183
....................................................................183
Anhang 4: Mitteilungen, Briefe
- Danke/Bitte-Karte an Künstlerinnen und Künstler
..............................186
- Brief an Basler Radio Symphonieorchester
......................................187
Anhang 5: Trennschärfe, Itemschwierigkeit
- Trennschärfe und Itemschwierigkeit bei der DES
...............................188
- Trennschärfe und Itemschwierigkeit beim FEDE
................................189
- Trennschärfe und Itemschwierigkeit beim P-14
..................................189
- Trennschärfe und Itemschwierigkeit bei der KPS
...............................190
- Trennschärfe und Itemschwierigkeit bei der CAT
................................190
- Interraterreliabilitäten der CAT
.....................................................191
179
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 6: Faktorenanalysen
- Faktorenanalyse der DES (4 Faktoren, StudentInnen)
.........................192
- Faktorenanalyse der KPS (4 Faktoren, PsychologiestudentInnen) ...........193
Anhang 7: Ergänzende Tabellen und Abbildungen
- Nonparametrische Korrelationen von Dissoziation und Kreativität mit
soziodemographischen Variablen
.................................................194
- Partialkorrelationen von Dissoziation (DES, FEDE) mit
Kreativität (KPS, CAT)
............................................................195
- Deskriptive Werte der KPS ohne die fünf neuübersetzten Items
bei Studentinnen
.........................................................197
bei KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
.........................197
- Reliabilitäten der KPS ohne die fünf neuübersetzten Items
....................197
- Deskriptive Werte des P-14 bei den StudentInnen
..............................198
- Deskriptive Werte des P-14 bei den KünstlerInnen
und Nicht-KünstlerInnen
...........................................................198
- Deskriptive Werte des BDI bei den KünstlerInnen
und Nicht-KünstlerInnen
...........................................................198
- Deskriptive Werte des STAI bei den KünstlerInnen
und Nicht-KünstlerInnen
..........................................................198
- Verteilung der P-14-Werte bei den StudentInnen und
den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
....................................199
- Verteilung der BDI-Werte bei den KünstlerInnen und
den Nicht-KünstlerInnen
...........................................................199
- Verteilung der STAI-Werte bei den KünstlerInnen und
den Nicht-KünstlerInnen
...........................................................199
- Verlauf der Kreativität über die Dissoziation bei Frauen und Männern .......200
- Verlauf der Kreativität über die Dissoziation
bei der BMK- und NK-Gruppe
...................................................200
- Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei den StudentInnen .....201
- Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der K+NK-Gruppe ...200
- Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei den KünstlerInnen ....201
- Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der BMK-Gruppe .....201
- Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren
bei den Nicht-KünstlerInnen
.......................................................202
- Korrelationen von KPS mit BDI, STAI und P-14
..............................202
- Modelle Dissoziation - Kreativität - Psychopathologie
.........................203
Anhang 8: Dreiteilung der Messwerte
..........................................................205
180
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 1
DES: Dissoziative Erlebnisse Skala
Original:
DES: Dissociative Experiences Scale
Autoren:
E.B. Carlson & F.W. Putnam
Übersetzung:
E. Werlen
Literatur:
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FEDE: Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse
Original:
QED: Questionnaire of Experiences of Dissociation
Autoren:
K.C. Riley
Übersetzung:
E. Werlen
Literatur:
Riley, K.C. (1988). Measurement of Dissociation. The Journal of Nervous and Mental Disease, 176(7), 449-450.
Dunn, G.E., Ryan, J.J., Paolo, A.M. & Miller, D. (1993). Screening for
MPD: Clinical Utility of the Questionnaire of Expereience of
Dissociation. Dissociation, 6(1).
KPS: Kreative Persönlichkeit Skala
Original:
CPS: Creative Personality Scale
Autoren:
H.G. Gough
Übersetzung:
E. Werlen
Literatur:
Gough, H.G. (1979). A Creative Personality Scale for the Adjective
Check List. Journal of Personality and Social Psychology, 37(8), 13981405.
Gough, H.G. & Heilbrun, A.B. (1983). The Adjective Check List manual.
Palo Alto: Consulting Psychologists Press.
CAT: Consensual Assessment Technique
Original:
nach einer Methode von T. Amabile
Literatur:
Amabile, T. (1983). The social psychologie of creativity. New York:
Springer.
Hennessey, B.A. & Amabile, T. (1988). The conditions of creativity. In
R.J. Steinberg (Hrsg.). The nature of creativity: Contemporary psycho181
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
logical perspecitves. (S. 11-38). New York: Plenum.
P-14: Psychotizismusskala
Autoren:
U. Baumann & A. Dittrich
Literatur:
Baumann, U. & Dittrich, A. (1975). Konstruktion einer deutschsprachigen Psychotizismus-Skala. Zeitschrift für Experimentelle und
Angewandte Psychologie, 22(3), 421-443.
Baumann, U. & Rösler, F. (1981). Zur revidierten Psychotisismus-Skala
nach Eysenck. Diagnostica, 27, 18-22.
182
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Fragebogen
Fehlen aus urheberrechtlichen Gründen.
183
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 2
Instruktionen
Nach über 15 Jahren nicht mehr gefunden.
184
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 3
Berufszuordnung mit der Häufigkeit in der entsprechenden Gruppe (K=KünstlerInnen;
NK=Nicht-KünstlerInnen)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
11
12
13
MusikerIn
StudentIn
LehrerIn (auch: ErwachsenenbildnerIn, ZeichenlehrerIn,
KindergärnterIn)
BildhauerIn, PlastikerIn, ObjektkünstlerIn, GestalterIn
MalerIn
Architekt
Hausmann/frau
DesignerIn
KünstlerIn
Berufe im Bereich Soziales und Medizin
Lebensberaterin, Logopädin, Arztgehilfin, Zahnarzt, Pädiater,
Physiotherapeut
Berufe im Bereich Wirtschaft und Handel
Kauffrau/mann, Betriebsökonom, SekretärIn, Verkäuferin,
Direktor
Berufe im Bereich Naturwissenschaften und Technik
Kältemonteur, NaturwissenschaftlerIn, Lebensmitteldesigner,
Informatikerin, ZeichnerIn (nicht KunstmalerInnen), ChemikerIn
N
8
2
4
NK
0
5
0
11
15
9
0
1
6
0
0
0
0
4
0
0
7
1
8
0
6
185
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 4
Danke/Bitte-Karte an die Künstlerinnen und Künstler
Psychologe
"Keine Angst - Sie sind nicht der
einzige, der Selbstgespräche führt!"
Liebe Künstlerin, Lieber Künstler!
Herzlichen Dank, dass Sie mir halfen,
indem Sie meine Fragebogen
ausfüllten.
Falls Sie dies noch nicht getan haben,
so bitte ich Sie es nachzuholen. Der
Rücklauf blieb leider unter meinen
Erwartungen. Für eine sinnvolle
Auswertung bin ich auf Ihren Beitrag
angewiesen.
Sie können das Fragebogenpaket auch
an eine andere Person weitergeben, die
keine (auch nicht in der Freizeit)
künstlerische Tätigkeiten ausführt.
Mit freundlichen Grüssen
Egon Werlen
(Tel: 037 / 26 56 49)
186
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Brief: nach über 15 Jahren nicht mehr auffindbar.
187
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 5
Trennschärfe und Itemschwierigkeit der DES (Dissoziative Erlebnisse Skala)
S
Nr. Item
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
Erinnerungslücke bei Fahrten
Nur Teil von Gespräch mitbekommen
Sich an unbekanntem Ort wiederfinden
Sich in fremden Kleidern wiederfinden
Finden von nicht gekauften Dingen
Von fremden Leuten gekannt werden
Neben sich selbst stehen
Freunde nicht wiedererkennen
Nicht mehr an wichtige Ereignisse erinnern
Der Lüge angeklagt werden
Sich selber im Spiegel nicht mehr erkennen
Andere Leute erscheinen unreal
Eigener Körper gehört nicht mehr zu sich
Ereignisse wiedererleben
Nicht mehr wissen, ob wirklich geschehen
Familiäre Plätze erscheinen fremd
In Fernsehen oder Kino absorbiert sein
Phantasie wie wirklich erleben
Schmerzen ignorieren können
In Raum starren
Selbstgespräche führen
In Situationen verschieden handeln
Erstaunliche Leichtigkeit bei gew. Handlungen
Nicht erinnern, ob gerade getan
An getane Dinge nicht mehr erinnern
An Zeichnungen/Notizen nicht mehr erinnern
Im Kopf Stimmen hören
Welt wie durch einen Nebel sehen
ric
.53
.51
.31
.22
.33
.45
.57
.33
.46
.42
.33
.62
.45
.69
.65
.49
.65
.62
.37
.66
.38
.46
.33
.49
.42
.35
.31
.51
K+NK
Sign. ric
Sign. pi
***
***
**
*
***
***
***
***
***
***
**
***
***
***
***
***
***
***
***
***
***
***
**
***
***
***
**
***
**
**
**
*
**
**
**
**
**
**
.36
.51
.34
.21
.30
.48
.59
.30
.42
.56
.10
.59
.53
.65
.65
.48
.54
.68
.45
.66
.41
.57
.48
.54
.55
.23
.35
.56
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
*
**
**
S
K+NK
pi
.05
.03
.00
.00
.00
.00
.01
.00
.01
.00
.00
.00
.00
.06
.02
.05
.18
.08
.03
.09
.10
.04
.04
.02
.03
.01
.02
.01
.04
.06
.00
.01
.00
.00
.02
.00
.02
.00
.00
.01
.02
.07
.02
.00
.16
.06
.05
.03
.04
.02
.09
.02
.02
.01
.01
.01
Legende: S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; ric=Trennschärfe; pi=Itemschwierigkeit; sign.=Signifikanz
*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001
188
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Trennschärfe und Itemschwierigkeit des FEDE (Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse)
S
Nr. Item
1
2
3
4
5
6
7+
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
Dinge erscheinen nicht real
Sich wie jemand anders fühlen
Kopf blockiert und leer
Sich wundern, wer man wirklich ist
Fremder im Spiegel
Von Handlungen und Gedanken distanzieren
Durcheinander und in Verwirrung sein
Sich nicht mehr erinnern, wo man gewesen ist
Worte kommen nicht richtig heraus
Nicht mehr wissen, wie hingekommen
In seiner eigenen Welt sein
Körper verwandelt sich
Jemand in mir dikitert meine Handlungen
Körperteile bewegen sich von selbst
Tagträume in der Schule (als Kind)
Andere beim Sprechen verstehen
Vergessen, wohin Dinge gelegt
Kopf wird leer
Reiches Phantasieleben
In den leeren Raum starren
Tagträume haben
Seele verlässt Körper
Sich selber hypnotisieren könnnen
Hatte imaginären Freund
In Trance gewesen
Perioden mit déjà vu
ric
.36
.41
.49
.43
.39
.50
.03
.19
.34
.47
.46
.34
.30
.50
.45
.30
.36
.55
.14
.27
.39
.37
.38
.33
.47
.19
K+NK
Sign. ric
Sign. pi
***
***
***
***
***
***
**
**
**
**
**
**
**
**
**
*
***
***
***
***
**
***
***
***
***
***
***
***
***
***
***
***
.48
.52
.56
.56
.36
.42
.40
.37
.50
.12
.36
.46
.53
.32
.45
.31
.40
.58
-.05
.48
.33
.47
.34
.34
.59
.33
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
S
K+NK
pi
.16
.17
.49
.49
.06
.19
.53
.13
.29
.24
.27
.06
.09
.16
.56
.42
.41
.51
.79
.85
.64
.14
.37
.50
.30
.83
.15
.09
.40
.39
.04
.19
.40
.16
.19
.06
.34
.10
.15
.17
.46
.29
.45
.35
.83
.64
.32
.15
.37
.72
.40
.67
Legende: S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; ric=Trennschärfe; pi=Itemschwierigkeit; sign.=Signifikanz; *=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001; +=für K+NK Skala umgepolt
Trennschärfe und Itemschwierigkeit des P-14 (Psychotizismusskala)
S
Nr. Item
1
2
3
4
5
7
8
9
10
11
12
13
14
15
6+
16+
Feinde wollen mir schaden
Mehr Schwierigkeiten als die anderen
Sehr viel Pech gehabt
Leute versuchen mir aus dem Weg zu gehen
Von Träumen beeinflussen lassen
Leute nehmen schnell etwas übel
Leute versuchen mich zu ärgern
Wäre erfolgreicher ohne die Schwierigkeiten
Nahrungsmittel schmecken alle gleich
Mitmenschen weh tun macht Spass
Anderen Leuten Angst machen
Schmerzhafte Scherze machen mir Spass
Freundschaften gehen leicht in Brüche
Die Ehe ist altmodisch
Mein Vater ist ein guter Mensch
Mein Gesundheitszustand ist gut
ric
.57
.33
.51
.50
.37
.40
.56
.54
.19
.45
.29
.17
.11
.15
.22
.06
K+NK
Sign. ric
Sign. pi
***
***
***
***
***
***
***
*
*
***
**
.44
.38
.26
.38
.46
.45
.61
.42
.39
.55
.10
.22
**
**
*
**
**
**
**
**
**
**
.32
.09
.15
**
*
**
S
K+NK
pi
.15
.09
.13
.24
.44
.35
.23
.16
.02
.05
.14
.04
.03
.14
.13
.06
.11
.09
.03
.14
.34
.33
.24
.13
.06
.07
.06
.03
.00
.19
.11
.09
Legende: S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; ric=Trennschärfe; pi=Itemschwierigkeit; sign.=Signifikanz; *=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001; += Zusatzitems, nicht im P-14-Score
189
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Trennschärfe und Itemschwierigkeit der KPS (Kreative Persönlichkeit Skala)
S
Nr. Item
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
ric
einsichtsvoll
fähig
denke viel bzw. nachdenklich+
originell
misstrauisch
sexy
unterwürfig
höflich/anständig bzw. wohlerzogen+
aufrichtig bzw. offenherzig+
unkonventionell
konservativ
wenige Interessen
gewöhnlich
intelligent
vorsichtig
individuel
ungezwungen
erfinderisch
egoistisch
hochnäsig bzw. vornehm tuend+
konventionell
unzufrieden
viele Interessen
humorvoll
vertrauensvoll
ehrlich
selbsbewusst
findig
klug
gefühlvoll bzw. empfindsam+
.21
.36
.16
.51
.38
.29
.41
.03
.04
.64
.39
.51
.55
.30
.27
.35
.46
.41
.16
.04
.59
.30
.48
.17
.27
.00
.52
.44
.38
-.02
K+NK
Sign. ric
Sign. pi
*
***
**
***
***
**
***
***
***
***
***
**
**
***
***
***
***
**
***
**
***
***
***
.12
.35
-.16
.53
.48
.22
.26
.06
-.16
.47
.37
.34
.50
.30
.35
.30
.38
.41
.06
.05
.41
.30
.45
.33
.22
.04
.36
.51
.22
.04
**
**
*
*
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
**
*
**
**
*
S
K+NK
pi
.90
.97
.95
.73
.48
.46
.82
.03
.08
.73
.68
.85
.72
.93
.16
.82
.57
.62
.52
.13
.67
.49
.89
.86
.86
.07
.75
.77
.92
.05
.94
.97
.97
.76
.45
.52
.84
.46
.10
.88
.61
.92
.87
.97
.14
.97
.91
.84
.58
.16
.72
.76
.93
.89
.09
.01
.89
.88
.96
.01
Legende: S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; ric=Trennschärfe; pi=Itemschwierigkeit; sign.=Signifikanz
*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001
Trennschärfe und Itemschwierigkeit der CAT (Consensual Assessment Technique) von K+NK
Nr. Item
1
2
3
4
5
ric
Feuer anzünden
Lesen im Gefängnis
Festgenagelt
Tratsch beim Tennisspiel
Trauerndes Huhn
.77
.72
.82
.80
.84
Sign. pi
**
**
**
*
**
.32
.27
.57
.54
.45
Legende: S=StudentInnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; ric=Trennschärfe; pi=Itemschwierigkeit; sign.=Signifikanz
*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001
+
neuübersetzte Items für die K+NK-Stichprobe
190
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Interraterreliabilitäten der CAT bei den KünstlerInnen und den Nicht-KünstlerInnen
K+NK
KR3
KR4
KR5
KR6
KR8
WR3
WR4
WR5
WR6
WR8
SR3
SR4
SR5
SR6
SR8
KR3
KR4
KR5
KR6
KR8
WR3
WR4
WR5
WR6
WR8
SR3
SR4
SR5
SR6
SR8
KR2 KR3 KR4 KR5 KR6
0.65
0.63 0.54
0.47 0.52 0.55
0.62 0.55 0.58 0.58
0.63 0.79 0.68 0.69 0.69
WR2 WR3 WR4 WR5 WR6
0.65
0.69 0.59
0.6 0.72 0.67
0.48 0.53 0.47 0.58
0.58
0.7 0.71 0.79 0.57
SR2 SR3 SR4 SR5 SR6
0.51
0.4 0.44
0.32 0.33 0.43
0.58 0.56 0.48 0.45
0.52 0.61 0.45 0.39 0.46
K
KR2 KR3 KR4 KR5 KR6
0.71
0.63 0.55
0.46 0.41 0.56
0.51 0.51 0.48 0.54
0.63 0.78 0.63 0.65 0.65
WR2 WR3 WR4 WR5 WR6
0.64
0.73 0.59
0.61 0.64 0.67
0.41
0.5 0.31 0.52
0.58 0.65 0.72
0.8 0.48
SR2 SR3 SR4 SR5 SR6
0.51
0.34 0.55
0.29 0.39 0.49
0.57 0.57
0.4 0.48
0.58
0.7 0.53 0.37 0.56
NK
KR2 KR3 KR4 KR5 KR6
0.53
0.66 0.57
0.48 0.75 0.54
0.81 0.63 0.68 0.65
0.63 0.85 0.73 0.76 0.72
WR2 WR3 WR4 WR5 WR6
0.65
0.61 0.62
0.57 0.81 0.68
0.59 0.55
0.7 0.64
0.55 0.77 0.69 0.79
0.7
SR2 SR3 SR4 SR5 SR6
0.39
0.55 0.21
0.31 0.17 0.27
0.58 0.52 0.65 0.39
0.3 0.44 0.27 0.35 0.24
Legende: K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen;
KR2=Kriterium Kreativität von Rater 2; WR3=Kriterium Witz von Rater 3; SR4=Kriterium Schrift von Rater
4 etc.
191
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 6
Faktorenanalyse der DES mit den StudentInnen (Hauptkomponentenanalyse, VarimaxRotation, 4 Faktoren, Ladungen >.40)
Faktor 1
DES
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
22
11
2
12
7
9
Depersonalisation / Derealisation
Familiäre Plätze erscheinen fremd
Eigener Körper gehört nicht mehr zu
sich
In Situationen verschieden handeln
Sich im Spiegel nicht mehr erkennen
Nur Teil von Gespräch mitbekommen
Andere Leute erscheinen unreal
Neben sich selbst stehen
Nicht an wichtige Ereignisse erinnern
5
26
4
25
24
10
Amnesie
Finden von nicht gekauften Dingen
An Notizen etc. nicht mehr erinnern
Sich in fremden Kleidern wiederfinden
An getane Dinge nicht mehr erinnern
Nicht erinnern, ob gerade getan
Der Lüger angeklagt werden
-.06
.04
.26
-.09
.40
-.02
.71
.69
.68
.59
.56
.52
.02
.07
-.17
.39
.44
.10
.08
-.05
-.28
.17
03
.23
15
18
14
27
17
Absorption / Involvment
Nicht wissen, ob wirklich geschehen
Phantasie wie wirklich erleben
Ereignisse wiedererleben
Im Kopf Stimmen hören
In Fernsehen oder Kino absorbiert sein
.28
.38
.49
.45
.09
.22
.02
.13
.17
.35
.66
.62
.57
-.55
.48
.23
.17
.16
.41
.35
20
23
28
6
19
21
Trance
In Raum starren
Leichtigkeit in gewissen Handlungen
Welt wie durch einen Nebel sehen
Von fremden Leuten gekannt werden
Schmerzen ignorieren können
Selbstgespräche führen
.16
.06
.14
.13
.09
.05
.15
-.17
.22
.32
-.03
.04
.35
-.04
.07
.01
.07
.20
.67
.63
.62
.50
.47
.40
16
13
Faktor
1
2
3
4
Total
Eigenwert
6.58
2.52
1.90
1.81
.74
.63
-.01
-.01
.16
.36
.02
-.08
.60
.60
.58
.57
.51
-.07
.05
-.03
.39
.46
.12
-.03
.28
.29
-.11
.17
.07
.20
.08
.25
Varianz in %
23.5
9.0
6.8
6.5
45.8
192
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Faktorenanalyse der KPS mit den PsychologiestudentInnen (Hauptkomponentenanalyse,
Varimax-Rotation, 4 Faktoren, Ladungen >.40)
Faktor 1
29
28
18
14
4
16
gescheit
klug
findig
erfinderisch
intelligent
originell
individuell
Faktor 2
Faktor 3
Faktor 4
.75
.70
.63
.62
.62
.54
.02
.23
.29
.01
.18
.37
.17
.05
.02
.26
.15
-.09
-.21
-.16
.08
-.10
-.04
.22
21
10
11
14
15
5
ungewöhnlich
konventionell
unkonventionell
konservativ
gewöhnlich
vorsichtig
misstrauisch
-.24
.32
-.11
-.20
.00
.22
-.80
.75
-.62
-.59
-.55
-.50
-.07
.07
.09
-.03
-.15
-.38
-.09
.13
.05
.05
-.33
.03
22
27
12
23
2
7
24
offen
unzufrieden
selbstbewusst
wenige Interessen
viele Interessen
fähig
unterwürfig
humorvoll
.20
.36
-.05
.18
.45
.12
.18
.16
.19
.00
-.12
-.15
-.25
.13
-.68
.66
-.65
.62
.58
-.46
.44
.05
-.09
.11
-.06
.01
-.09
-.18
9
26
20
3
8
unangenehm
aufrichtig
ehrlich
hochnässig
denke viel
höflich
.22
.16
.13
.13
-.07
-.04
-.05
.04
-.02
-.21
.08
.05
-.03
.23
.06
-.79
-.76
.57
-.52
-.48
Faktor
1
2
3
4
Total
Eigenwert
5.58
3.52
2.45
2.04
Varianz in %
18.6
11.7
8.2
6.8
45.3
193
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 7
Nonparametrische Korrelationen von Dissoziation (DES, FEDE) und Kreativität (KPS, CAT)
mit soziodemographischen Variablen der Stichproben der KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen
DES
Bildung
Kinder
Zivilstand
wohnen
Stadt/Land
FEDE
Bildung
Kinder
Zivilstand
wohnen
Stadt/Land
KPS
Bildung
Kinder
Zivilstand
wohnen
Stadt/Land
CAT
Bildung
Kinder
Zivilstand
wohnen
Stadt/Land
K+NK
m
w
-.04
.00
-.13
-.22
-.13
* -.31
-.02
* -.24
.07
.06
-.12
-.16
** -.26
* -.29
** -.27
** -.39
-.16
-.22
.17
.03
.00
.10
-.04
.05
-.05
.07
-.01
-.03
-.13
-.16
.22
.21
-.15
-.15
-.02
-.07
.02
.06
-.15
-.25
K
-.08
-.02
.08
.19
.08
-.05
-.22
-.12
-.09
.26
-.14
-.15
.00
-.04
-.09
.25
-.15
-.01
-.04
-.05
NK
.06
-.17
-.15
-.12
.13
-.04
** -.33
* -.34
-.21
.15
.04
.10
.15
.08
-.09
* .31
-.03
-.02
-.02
-.20
BMK
-.21
-.03
-.08
.20
-.05
-.29
-.08
-.12
.02
.22
-.25
-.23
-.11
-.18
-.11
.07
-.38
-.03
.09
-.07
.10
-.09
-.11
-.24
-.07
.06
-.16
* -.31
* -.32
.07
.00
.14
.20
.02
.06
.04
-.03
-.04
-.01
-.17
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen;
K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; BMK=BildhauerInnen, (Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen;
DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique
*=p<.05; **=p<.01
Bildung der Variablen:
Bildung: tiefere Bildung (Kantonsschule, Berufsschule)=1, höhere Bildung (Matura,
Universitätsabschluss)=2
Kinder:
nein=1, ja=2
Zivilstand: ohne PartnerIn (ledig, geschieden, in Trennung, verwittwet)=1, mit PartnerIn
(verheiratet, wieder verheiratet, mit festem/r PartnerIn)=2
wohnen: allein=1, nicht allein=2
Stadt/Land: wohnen in Stadt=1, auf Land=2
194
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Partialkorrelationen Dissoziation (DES, FEDE) mit Kreativität (KPS, CAT) unter Kontrolle
des Konsums von Alkohol, Nikotin, Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel
KPS
CAT
Alkohol alle
m
w
Nikotin alle
m
w
Schmerz alle
m
w
Beruh
alle
m
w
Schlaf
alle
m
w
gesamt alle
m
w
Alkohol alle
m
w
Nikotin alle
m
w
Schmerz alle
m
w
Beruh
alle
m
w
Schlaf
alle
m
w
gesamt alle
m
w
K+NK
K
NK
DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE
.14
.10
-.10
-.27
.40 * .49
.03
-.18
-.15 * -.37
.43
.28
.25
.35
-.21
-.33
.47 * .63
.08
.07
-.17 * -.31 * .41 * .49
-.02
-.22
-.15 * -.37
.45
.36
.19
.35
-.20
-.33
.36 * .58
.08
.02
-.17 **-.41
.40 * .48
-.10
-.30 * -.36 **-.56
.32
.22
.23
.31
-.21
-.39
.47 * .59
.06
.06
-.15
-.29
.30
.42
-.03
-.22
-.15 * -.37
.27
.12
.18
.33
.44 * .58
.09
.07
-.13
-.28
.40 * .50
-.02
-.19
-.11 * -.35
.17
.33
.46 * .66
.11
.04
-.12 * -.37
.32
.45
-.07
-.25
-.34 * -.52
.35
.33
.11
.63
-.17
-.16
-.16
-.29
-.19
-.03
* -.43
-.34
-.29
-.20
-.54
-.63
.11
.01
.08
-.47
.36
.43
-.19
-.18
-.24 * -.34
-.18
-.02
* -.48 * -.38
-.33
-.21
-.72 * -.75
.11
.01
-.11 * -.57
.29
.37
-.17
-.12
-.16
-.21
-.19
-.02
* -.40 * -.31
-.23
-.13
-.66
-.72
.07
.06
-.15
-.44
.31
.38
-.19
-.17
-.19
-.25
-.10
.06
**-.51 * -.36
-.39
-.18
-.40
-.51
.12
.01
.28
.37
-.17
-.17
-.17
-.29
-.21
-.07
* -.46 * -.38
-.32
-.22
.10
-.03
.28
.34
-.20
-.11
-.28
-.26
-.09
.07
* -.41
-.23
-.30
-.08
.02
.01
.26
.49
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; alle=Männer und Frauen;
m=Männer; w=Frauen; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; DES=Dissoziative Erlebnisse Skala;
FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment Technique; Schmerz=Schmerzmittel; Beruh=Beruhigungsmittel; Schlaf=Schlafmittel;
gesamt=Alkohol, Nikotin, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Schlafmittel
Die heller gedruckten Korrelationen liegen einem N<10 zugrunde und müssen mit Vorsicht genossen werden.
*=p<.05, **=p<.01
195
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Partialkorrelationen von Dissoziation (DES, FEDE) mit Kreativität (KPS, CAT)
KPS
CAT
BDI
state
trait
P-14
Konstr
Alter
Geschl
A+G
BDI
state
trait
P-14
Konstr
Alter
Geschl
A+G
K+NK
K
NK
BMK
DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE DES
FEDE
.02
.01
-.14
-.22 * .35 * .43
-.04
-.11
.03
.03
-.12
-.21
.27 * .38
.16
-.04
.09
.10
-.08
-.15 * .38 * .43
.13
-.04
.04
.05
-.03
-.09
.22
.30
.13
-.03
.07
.09
-.07
-.08
.22
.33
.18
-.04
.05
.06
-.10
-.15
.29 * .38
-.04
-.06
.02
.05
-.13
-.19
.28 * .36
-.07
-.12
.05
.06
-.11
-.16
.27 * .36
-.05
-.09
.00
-.08
-.12
-.22
.26
.28
-.02
-.12
-.08
-.15
-.06
-.18
-.10
-.09
-.01
-.13
-.02
-.07
-.01
-.12
-.01
-.01
.04
-.11
-.06
-.13
-.01
-.12
-.14
-.12
.07
-.08
.06
-.03
-.06
-.11
.31
.30
-.01
-.12
-.13
-.15
-.08
-.15
-.33
-.15
-.11
-.11
-.07
-.10
-.05
-.11
-.17
-.11
-.05
-.01
-.14
-.15
-.07
-.14
-.34
-.15
-.12
-.09
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen;
K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur
Erfassung Dissoziativer Erlebnisse; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; CAT=Consensual Assessment
Technique; BDI=Beck Depressions-Inventar; state=Zustandsangst nach STAI; trait=Eigenschaftsangst nach
STAI; P-14=Psychotizismusskala; Konstr=BDI, state, trait und P-14; A+G=Alter und Geschlecht
*=p<.05; kursiv=p<.1 (Tendenz)
Grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern
kontrolliert für Alter:
kontrollier für P-14:
kontrolliert für BDI:
kontrolliert für state-Angst:
kontrolliert für trait-Angst:
kontrolliert
Psychopathologie:
Gruppe
Variablen
K:
K+NK:
KPS-DES
KPS-FEDE
CAT-FEDE
KPS-DES
CAT-FEDE
CAT-DES
CAT-FEDE
KPS-FEDE
KPS-DES
KPS-DES
-.10
.06
-.15
-.22
-.22
.26
.28
-.21
.09
.07
.10
.26
-.02
-.01
-.04
?
?
-.05
.03
-.02
-.43
-.10
-.28
-.24
-.24
.39
* .46
-.18
.21
.26
CAT-DES
CAT-FEDE
.31
.30
?
?
* .49
* .55
NK:
K:
NK:
NK:
K:
K+NK:
für K+NK:
NK:
NK:
alle
m
w
Legende: siehe oben
196
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Deskriptive Werte der KPS ohne die fünf neuübersetzten Items (3: nachdenklich, 8: wohlerzogen, 9: offenherzig, 20: vornehm tuend, 30: empfindsam)
StudentInnen
m
sd
min
max
N
Total
8.44
4.03
-3
16
100
Psy
9.85
3.53
-3
16
59
Rest
6.41
3.88
-3
14
41
Wirt
7.96
2.29
3
11
13
Jus
4.56
4.33
-3
12
18
Theo übr.
7.43 9.67
3.31 4.04
2
6
13
14
7
3
m
8.16
3.91
-3
16
50
w
8.83
4.17
-2
14
48
Legende: Total=Gesamtstichprobe der StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle NichtPsychologiestudentInnen; Wirt=WirtschaftsstudentInnen; Jus=RechtstudentInnen; Theo=TheologiestudentInnen; übr.= StudentInnen mit anderen Hauptfächern; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert;
sd=Standardabweichung; min= Minimum; max=Maximum; N=Anzahl Probanden; KPS=Kreative
Persönlichkeit Skala (Skalierung: -9 bis 16)
KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
m
sd
min
max
N
Total
9.96
2.91
0
15
90
K
10.48
2.59
3
15
60
NK
8.90
3.25
0
14
30
m
10.16
2.60
2
15
50
w
9.62
3.19
0
15
39
Legende: Total=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl Probanden; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala (Skalierung: -9 bis 16)
Reliabiltiäten der KPS mit und ohne die fünf (für K und NK) neuübersetzten Items (KPS -;
3: nachdenklich, 8: wohlerzogen, 9: offenherzig, 20: vornehm tuend, 30: empfindsam)
S*
KPS .75
KPS - .78
Psy
.80
.81
Rest* S m*
.65
.73
.70
.76
S w*
.79
.80
K+NK K
.66
.75
.54
.73
NK
.66
.67
m
.45
.68
w
.77
.81
Legende: S=StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=StudentInnen (Wirschaft, Recht, Theologie
und andere); S m=Studenten; S w=Studentinnen; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen;
K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen; m=Männer der K+NK; w=Frauen der K+NK; KPS=Kreative
Persönlichkeit Skala; KPS-=KPS ohne die fünf neuübersetzten Items
*=Version mit dichotomer Skala
197
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Deskriptive Werte des P-14 bei den StudentInnen
m
sd
min
max
N
Total
2.29
2.30
0
12
109
Psy
2.14
2.09
0
10
65
Rest
2.52
2.58
0
12
44
Wirt
2.92
2.56
0
9
13
Jus
1.95
1.61
0
6
20
Theo übr.
2.57 4.00
2.99 5.42
0
0
9
12
7
4
m
2.23
2.24
0
9
53
w
2.39
2.41
0
12
54
Legende: Total=Gesamtstichprobe der StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=alle NichtPsychologiestudentInnen;
Wirt=WirtschaftsstudentInnen;
Jus=RechtstudentInnen;
Theo=TheologiestudentInnen; übr.= SudentInnen mit anderen Hauptfächern; m=Männer; w=Frauen;
M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min= Minimum; max=Maximum; N=Anzahl Probanden; P14=Psychotizismusskala (Skalierung: 0 bis 14)
Deskriptive Werte des P-14 bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
m
sd
min
max
N
1.72
1.7
0
7
87
K
1.92
1.76
0
7
60
NK
1.30
1.49
0
5
27
m
1.81
1.76
0
7
48
w
1.61
1.65
0
5
38
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl Probanden; P-14=Psychotizismusskala (Skalierung: 0 bis 14)
Deskriptive Werte des BDI bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
m
sd
min
max
N
6.38
4.79
0
21
89
K
6.83
4.71
0
21
60
NK
5.45
4.90
0
19
29
m
6.22
4.55
0
17
50
w
6.45
5.12
0
21
38
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl Probanden; BDI=Beck Depressions-Inventar (Skalierung: 0 bis 63)
Deskriptive Werte des STAI bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
K+NK
m
sd
min
max
N
K
state trait state
33.70 34.05 34.15
8.73 8.02 9.20
20
20
20
60
52
60
89
86
58
NK
trait state
33.69 32.76
9.01 7.58
20
22
52
56
58
29
trait
34.79
8.13
20
50
28
m
state
32.76
8.32
20
57
50
w
trait state
33.02 34.40
8.53 8.77
20
21
52
60
48
38
trait
35.16
7.25
21
51
37
Legende: K+NK=Gesamtstichprobe der KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; K=KünstlerInnen; NK=
Nicht-KünstlerInnen; m=Männer; w=Frauen; M=Mittelwert; sd=Standardabweichung; min=Minimum; max=
Maximum; N=Anzahl Probanden; state=Zustandsangst; trait=Eigenschaftsangst; STAI=State-Trait-AngstInventar (Skalierung: 20 bis 80)
198
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Verteilung der P-14-Werte bei den StudentInnen (links) und den KünstlerInnen und NichtKünstlerInnen (rechts)
n
30
25
20
15
10
5
0
S
K+NK
P-14
w
m
0
2
4
6
8
10 12
0
2
4
6
Legende: P-14=Psychotizismusskala (Skalierung: 0 bis 14); w=Frauen; m=Männer; S=StudentInnen;
K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
Verteilung der BDI-Werte bei den KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
n
20
K+NK
BDI
w
m
15
10
5
0
bis
2
6
10
14
18
22
Legende: BDI=Becks Depressions-Inventar (Skalierung: 0 bis 63); w=Frauen; m=Männer; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
Verteilung der STAI-Werte bei denKünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen
n
25
20
15
10
K+NK
STAI
state
w
m
trait
5
0
bis 24
32
40
48
56
24
32
40
48
56
Legende: STAI=State-Trait-Angst-Inventar (Skalierung: 20 bis 80); state=Zustandsangst; trait=Eigenschaftsangst; w=Frauen; m=Männer; K+NK=KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen; n=Anzahl ProbandInnen
199
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES, FEDE) bei den Frauen und
Männern der K- und NK-Gruppe
KPS
15
KPS
15
10
10
5
5
0
DES 0-4
4.01-10
10.01-30
Km
Kw
0
FEDE 0-5
NKm
6-9
10-20
NKw
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung 0-100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung
Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung 0-26); KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; Km=Künstler;
Kw=KünstlerInnen; NKm=Nicht-Künstler; NKw=Nicht-Künstlerinnen
Verlauf der Kreativität (KPS) über die Dissoziation (DES, FEDE) bei der BMK- und NKGruppe
KPS
KPS
10
8
6
4
2
0
DES 0-4
BMK
NK
4.01-10
10.01-30
10
8
6
4
2
0
FEDE 0-5
BMK
NK
6-9
10-20
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala (Skalierung 0-100); FEDE=Fragebogen zur Erfassung
Dissoziativer Erlebnisse (Skalierung 0-26); KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; BMK=BildhauerInnen,
(Kunst-)MalerInnen, KünstlerInnen; NK=Nicht-Künstlerinnen
200
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der gesamten StudentInnenstichprobe
sowie aufgeteilt nach Männern und Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
DES
.03
-.20
.19
.03
-.11
.11
.12
-.08
.26
* -.24
-.21
* -.29
.17
.07
* -.29
Depers.
.07
-.21
.21
.08
-.05
.16
.10
-.20
-.24
* -.22
-.17
* -.29
* .24
.11
** .43
Amnesie
-.09
* -.34
.14
-.04
-.12
.01
-.04
-.19
.16
-.19
* -.35
.00
.03
.05
-.02
Einge.
.06
-.04
.11
.03
.04
.02
* .19
.04
* .27
* -.22
-.12
* -.34
.14
.10
.21
Trance
.04
-.03
.10
-.02
-.18
.12
.13
.07
.19
-.10
-.02
-.25
.11
.01
* .27
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; alle=gesamte StudentInnenpopulation; m=Männer;
w=Frauen
*=p<.05; **=p<.01
Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der gesamten K+NK-Stichprobe sowie
aufgeteilt nach Männern und Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
DES
.06
.04
.10
-.05
.06
-.15
-.11
-.09
-.11
-.17
-.27
-.03
.14
.22
.02
Depers.
-.04
.06
-.16
* -.21
.02
**-.46
* -.22
-.13
* -.33
**-.29
* -.35
-.25
.16
.28
-.04
Amnesie
.05
-.11
.20
-.06
-.07
-.03
-.07
-.15
.01
-.07
* -.29
.18
.01
.19
-.20
Einge.
.06
.05
.07
.07
.14
.00
-.08
-.04
-.14
-.09
-.13
-.02
.15
.14
.18
Trance
.12
.02
.23
.05
.06
.08
.06
.03
.13
-.04
-.16
.10
.02
.05
.02
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; alle=gesamte K+NK-Population; m=Männer;
w=Frauen
*=p<.05; **=p<.01
201
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der gesamten KünstlerInnenstichprobe
sowie aufgeteilt nach Männern und Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
DES
-.13
-.11
-.24
-.15
.04
-.41
-.16
-.13
-.21
-.16
-.20
-.22
.06
.18
-.18
Depers.
-.16
-.05
-.44
-.19
.11
**-.59
* -.29
-.16
* -.52
-.25
-.30
-.32
.15
* .33
-.15
Amnesie
-.05
-.24
.19
-.02
-.02
.00
-.02
-.16
.16
-.06
-.27
.24
-.08
.10
-.33
Einge.
-.16
-.06
-.42
-.14
.03
-.39
-.19
-.09
-.36
-.17
-.09
* -.47
.08
.09
.07
Trance
-.02
-.09
.00
-.06
.06
-.28
.06
.03
.14
.02
-.06
.04
-.09
.00
-.28
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; alle=gesamte KünstlerInnenpopulation;
m=Männer; w=Frauen
*=p<.05; **=p<.01
Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der gesamten BMK-tichprobe sowie
aufgeteilt nach Männern und Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
DES
.01
-.22
.19
-.14
-.27
-.12
-.11
-.30
.08
-.27
-.41
-.17
-.01
.12
-.32
Depers.
-.09
-.08
-.14
-.23
-.12
-.33
-.27
-.26
-.28
* -.36
-.24
-.50
.23
.29
.17
Amnesie
.18
-.20
* .59
.04
-.20
.14
.14
-.21
.40
.06
-.32
.37
-.19
.04
* -.61
Einge.
-.14
-.23
-.28
-.16
-.21
-.24
-.28
-.29
-.26
* -.39
-.35
-.52
.01
.02
-.04
Trance
.16
-.19
.43
-.03
-.32
.07
.12
-.21
.43
.01
-.29
.26
-.16
-.02
-.49
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; alle=BMK-Population; m=Männer; w=Frauen
*=p<.05
202
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Korrelationstabelle der DES- und KPS-Faktoren bei der gesamten Nicht-KünstlerInnenstichprobe sowie aufgeteilt nach Männern und Frauen
KPS
gescheit
ungewöhnlich
offen
unangenehm
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
DES
.36
.44
.27
.17
.25
-.06
.04
.40
-.21
-.16
-.39
-.03
.36
.34
.21
Depers.
.19
.33
.01
-.15
-.02
-.41
-.02
.25
-.19
-.30
-.44
-.23
.26
.26
.14
Amnesie
.23
.26
.19
-.17
-.18
-.28
-.19
.05
-.32
-.09
-.29
.03
.24
.46
-.08
Einge.
.34
.35
.31
* .43
.55
.22
.03
.41
-.30
.02
-.18
.20
.31
.28
.12
Trance
.34
.39
.28
.31
.20
.30
.11
.42
-.01
-.14
-.41
.00
.29
.21
.29
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; Depers.=Depersonalisation/Derealisation; Einge.=Eingenommenheit/Absorption; KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; alle=gesamte Nicht-KünstlerInnenpopulation;
m=Männer; w=Frauen; *=p<.05
Korrelationen von KPS mit BDI, STAI und P-14
K+NK
BDI
STAI
state
trait
P-14
alle
m
w
-.04
-.21
.09
K+NK
alle
m
w
alle
m
w
alle
m
w
-.09
-.19
-.05
-.22
* -.30
-.15
Total
-.08
* -.20
.02
K+NK
P-14
alle
m
w
-.09
* -.30
.10
K
NK
-.08
-.09
-.19
-.31
.03
.02
K
NK
-.04
-.27
-.23
-.04
.15
-.34
-.22
.21
-.28
-.32
-.23
-.14
S
Psy
-.03
-.19
-.11
-.33
.02
-.14
K
NK
**-.36
.24
* -.38
.06
-.38
.27
BMK
-.12
-.18
-.20
BMK
-.27
-.35
-.29
-.31
-.35
-.54
Rest
.19
-.03
.43
BMK
* -.41
-.40
* -.57
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfassung Dissoziativer Erlebnisse;
BDI=Beck Depressions-Inventar; STAI=State-Trait-Angst-Inventar; state=Zustandsangst; trait=Eigenschaftsangst; P-14=Psychotizismusskala; Total=Gesamtstichprobe (S + K+NK); S=StudentInnen; Psy=PsychologiestudentInnen; Rest=StudentInnen anderer Hauptfächer; K=KünstlerInnen; NK=Nicht-KünstlerInnen;
BMK=BildhauerInnen, (Künst-)MalerInnen, KünstlerInnen; alle=Frauen und Männer; m=Männer; w=Frauen
*=p<.05; **=p<.01; ***=p<.001
203
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Modelle Dissoziation - Kreativität - Psychopathologie bei den Stichproben: Künster,
Künstlerinnen, Nicht-Künster, Nicht-KünstlerInnen, Künstler BMK, Künstlerinnen BMK
Künstler
N=40
Dissoziation
Künstlerinnen
N=18
-.19
.61
Kreativität
-.29
Depression / Angst / Psychotizismus
Nicht-Künstler
N=10
Dissoziation
.36
.62
Kreativität
-.20
Depression / Angst / Psychotizismus
Künstler BMK
N=19
Dissoziation
.63
-.27
Kreativität
-.31
Depression / Angst / Psychotizismus
Dissoziation
-.21
.02
Kreativität
-.20
Depression / Angst / Psychotizismus
Nicht-Künstlerinnen
N>17
.35
Dissoziation
.27
Kreativität
.05
Depression / Angst / Psychotizismus
Künstlerinnen BMK
N>12
.13
Dissoziation
-.07
Kreativität
-.45
Depression / Angst / Psychotizismus
204
Dissoziative Erlebnisse bei kreativen Menschen
Anhang
Anhang 8
Aufstellung der Dreiteilung der Test-Werte für die Extremwertvergleiche und die einfaktoriellen Varianzanalysen
Bei allen ProbandInnen (Total)
Variable
Alter
DES
FEDE
KPS
BDI
STAI state
STAI trait
P-14
CAT
tief
bis 30
bis 4
bis 5
bis 7
bis 3
bis 29
bis 30
bis 1
bis 4.25
mittel
hoch
31 - 60
ab 61
4.01 - 10.00
ab 10.01
6-9
ab 10
8 - 10
ab 11
4-8
ab 9
30 - 35
ab 36
31 - 36
ab 37
2-3
ab 4
4.26 - 5.40
ab 5.41
range
28 - 81
0 - 27.57
0 - 20
-2 - 13
0 - 21
20 - 60
20 - 52
0-7
1.17 - 7.67
mögl. range
0 - 100
0 - 26
-12 - 18
0 - 63
20 - 80
20 - 80
0 - 14
0 - 10
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfasssung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; BDI=Beck Depressions-Inventar; STAI=State-Trait-Angstinventar;
state=Zustandsangst; trait=Eigenschaftsangst; P-14=Psychotizismusskala; CAT=Consensual Assessment
Technique
Bei allen StudentInnen (S)
Variable
Alter
DES
FEDE
KPS
P-14
tief
bis 30
bis 5.4
bis 6
bis 6
bis 1
mittel
hoch
31 - 60
ab 61
5.41 - 11.30
ab 11.31
7 - 10
ab 11
7-9
ab 10
2-3
ab 4
mögl. range
range
19 - 61
1.07 - 27.14 0 - 100
1 - 22
0 - 26
-4 - 16
-12 - 18
0 - 12
0 - 14
Legende: DES=Dissoziative Erlebnisse Skala; FEDE=Fragebogen zur Erfasssung Dissoziativer Erlebnisse;
KPS=Kreative Persönlichkeit Skala; P-14=Psychotizismusskala
205

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