Das unerwartete Spitzenspiel in Belfast

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Das unerwartete Spitzenspiel in Belfast
DER LANDBOTE
sport 39
mittwoch, 28. märz 2007
Das unerwartete Spitzenspiel in Belfast
Aussenseiter stehen in mehreren EM-Qualifikationsgruppen vorne und könnten
diese Position heute halten.
WINTERTHUR – In der Gruppe A
führen nicht Portugal und Serbien,
die heute in der Direktbegegnung aufeinander treffen, sondern Polen und
Finnland. Die von Leo Beenhakker
trainierten Polen und Roy Hodgsons
Finnen könnten ihre Position heute
ausbauen. Denn Siege gegen Armenien (Polen) und in Aserbaidschan
(Finnland) sind machbar. Hodgson
hat vor der Reise nach Baku Finnlands
Kader auf 22 Mann reduziert. Ausgemustert wurden unter anderen Veli
Lampi vom FC Zürich und Ari Nyman
vom FC Thun. FCZ-Captain Hannu
Tihinen und Toni Kallio von YB dagegen bleiben im Aufgebot.
Unter enormem Druck steht Serbien
im Heimspiel gegen Portugal, das am
Samstag Belgien 4:0 wegfegte. Bei den
Serben steht nach dem 1:2 in Kasachstan insbesondere der spanische Trainer Javier Clemente in der Kritik.
Er hatte ide routinierten Verteidiger
Mladen Krstajic und Ivica Dragutinovic auf der Bank gelassen. Prompt kassierte die junge Abwehrreihe zwei vermeidbare Gegentore.
In der Gruppe B liegt Italien – trotz
zuletzt zwei Siegen – immer noch hinter Frankreich, Schottland und der
Ukraine nur auf Rang 4. Zumindest
nach Verlustpunkten könnten die Italiener an den Schotten vorbei ziehen,
wenn sie diese in Bari schlagen. Die
Schotten schlugen am Samstag Georgien dank einem Tor in letzter Minute 2:1. Damit liegt die erste Teilnahme
an einer Endrunde seit zehn Jahren in
Reichweite. «Ich weiss nicht, wie viele
Punkte wir brauchen, aber es ist jetzt
an der Zeit, den Rechner hervorzuholen», sagte Schottlands neuer Trainer
Alex McLeish, der erst seit Ende Januar im Amt ist. Italiens Coach Roberto Donadoni muss weiterhin ohne
Francesco Totti auskommen, der erst
im September wieder mittun will. In
einem anderen Spiel dieser Gruppe
kann die Ukraine mit einem Heimsieg
gegen Litauen zumindest zu Frankreich, allenfalls auch zu den Schotten
aufschliessen.
In der Gruppe C geht es für Norwegen in Frankfurt im Auswärtsspiel gegen die Türkei um viel, nachdem die
Skandinavier am Samstag zu Hause
gegen Bosnien-Herzegowina 1:2 verloren haben. Mit einer weiteren Niederlage ginge der Anschluss wohl verloren, zumal den zweitklassierten Griechen trotz deren Heimdebakel gegen
die Türkei ein Auswärtssieg auf Malta
zuzutrauen ist.
In der Gruppe D pausiert Leader
Deutschland. Mit Heimsiegen könnten
Tschechien (gegen Zypern) und Irland
(gegen die Slowakei) punktemässig
aufschliessen. Die Iren müssen allerdings ohne ihren gesperrten Captain
Robbie Keane auskommen. Womöglich fehlt auch Stephen Ireland, der sowohl gegen San Marino (2:1) als auch
gegen Wales (1:0) das Siegestor erzielt
hatte. Am Samstag musste er gegen
Wales jedoch wegen Muskelproblemen ausgewechselt werden.
In der Gruppe E ist die Lage Englands
nach dem 0:0 gegen Israel ungemütlich
geworden. Der Rückstand auf die heute spielfreien Kroaten und Russen ist
auf fünf respektive drei Punkte angewachsen. Den müssten die Engländer,
die in den letzten drei EM-Qualifikationsspielen kein Tor erzielt haben, mit
einem Auswärtssieg gegen Andorra
im Olympiastadion auf dem Montjuic
in Barcelona eigentlich problemlos reduzieren können.
Für Gesprächsstoff in den Medien
sorgte ein Vorfall zwischen Starspieler
Wayne Rooney und Steve McClaren.
Der Coach soll Rooney vorgeworfen
haben, in der Nationalmannschaft seit
drei Jahren kein gutes Spiel mehr gezeigt zu haben. Rooney schmiss darauf
Fussballschuhe und Tasche wütend an
die Wand und verliess die Garderobe.
In der Gruppe F kommt es in Belfast zum überraschenden Spitzenspiel
Nordirland hofft auch gegen Schweden auf Tore von David Healy, der am Samstag in Vaduz drei Mal getroffen hatte. Bild: key
zwischen Nordirland und Schweden.
Mit einem Sieg könnten die Nordiren
an den Skandinaviern vorbeiziehen.
Diese werden vor allem David Healy im Auge behalten. Der 26-jährige
Stürmer von Leeds erzielte sieben der
acht Tore seines Teams in der EMQualifikation. Drei davon am Samstag
mit einem lupenreinen Hattrick beim
4:1-Sieg in Liechtenstein, drei weitere
beim 3:2-Erfolg gegen Spanien. Die
Schweden allerdings treten mit breiter
Brust an. Sie haben alle vier bisherigen
EM-Qualifikationsspiele gewonnen.
Spanien hat den ersten Teil seines
«Pflichtprogramms» am Samstag mit
einem 2:1gegen Dänemark erfolgreich
hinter sich gebracht. Heute ist gegen
Island ein weiterer Heimsieg gefordert, um von Punktverlusten der Spitzenteams zu profitieren.
Liechtensteins neuer Trainer HansPeter Zaugg brachte gegen Nordirland
den Winterthurer U21-Spieler Yves
Oehri von Anfang an. Der 20-jährige
Oehri kam so zu seinem dritten Länderspiel. Einige mehr hat Mario Frick
auf dem Buckel. Der 33-jährige Stürmer der AC Siena, der mit zehn Toren
Liechtensteins Rekordtorschütze ist,
bestreitet heute gegen Lettland sein
70. Länderspiel. Auf derlei Jubiläen werden die Letten kaum Rücksicht nehmen können. Nach Niederlagen gegen Nordirland und Schweden
brauchen sie einen Sieg, um eine leise Chance auf eine Wiederholung der
EM-Teilnahme von 2004 zu wahren.
In der Gruppe G hat Leader Holland mit einem enttäuschenden 0:0
zu Hause gegen Rumänien seine guten Aussichten auf den Gruppensieg
etwas geschmälert. Denn die punktgleichen Verfolger Rumänien (gegen
Luxemburg) und Bulgarien (gegen
Albanien) dürften heute zu Heimsiegen kommen. Wenn Holland in Slowenien wieder nicht gewinnt, ist das
Rennen um den Gruppensieg wieder völlig offen. «Bondscoach» Marco van Basten muss ohne Rafael van
der Vaart auskommen. Der Spieler
des HSV reiste wegen einer Wadenblessur frühzeitig nach Hamburg
zurück. (ldb/si)
Den Titel verteidigen
Vier Weltrekorde am gleichen WM-Tag
Als Titelverteidiger und mit
einem Profi-Headcoach
steigen die Winterthur
Warriors in die Saison.
Weltrekord sowie WM-Gold
für drei US-Athleten. Die
vierte Weltbestzeit des Tages
gelang Federica Pellegrini.
winterthur – Am Samstag auf
dem Deutweg eröffnen die Winterthur
Warriors ihre Footballsaison mit dem
NLA-Heimspiel gegen die Thun Tigers, den Aufsteiger. Eine Woche später, am Ostermontag, empfangen sie
das zweite Berner Team, die Grizzlies.
Neben den Stadtbernern werden auch
die Zürich Renegades, die entthronten
Meister, Anspruch auf den Meistertitel erheben; die Warriors gehen davon aus, dass diese zwei Teams ihre
grössten Konkurrenten im Kampf um
Platz 1 werden. Nicht zu unterschätzen
sind auch die Basel Gladiators.
Der Schweizer Meister aus Winterthur tritt zudem im Europacup
(EFAF-Cup) an. Diese dritte Teilnah-
Warriors: Bereit für die Saison. Bild: hd
me in Folge wird die Warriors Mitte Mai auf die lange Reise nach Klagenfurt zu den Carinthian Black Lions
führen. Das Europacup-Heimspiel findet auf der Schützenwiese statt: Am
26. Mai gastieren die Prag Lions in
Winterthur.
Seit mehreren Saisons wieder verfügen die Warriors mit John Brooks
über einen vollamtlichen Headcoach.
Der Amerikaner mit Wohnsitz in
Süddeutschland konnte in den vergangenen Saisons verschiedene europäische Mannschaften trainieren und
entsprechende Erfolge, unter anderem
auch mit Junioren, verbuchen. Daneben werden die Warriors auf das Fachwissen von Alistair Bailey und Joseph
Kinne setzen. Die beiden Neuverpflichtungen übernehmen zusätzlich
zu den Traineraufgaben wichtige Aufgaben als Spieler.
Gute Basis im Nachwuchs
Auch im Nachwuchsbereich konnte
eine Verbreiterung des Trainerstabs
erreicht werden. Unter der Führung
von Headcoach Daniel Haltiner werden die Assistenztrainer Bailey und
Kinne sowie Lorenzo Biasio die Verantwortung für das Juniorenteam
übernehmen und die erfolgreichen
Bestrebungen aus den vergangenen
Saisons weiterführen.
Ergänzend zur Juniorenabteilung
verfügen die Warriors über eine stetig
wachsende Zahl an Flag-Footballern,
grösstenteils Jungen und Mädchen im
Teenageralter. Dank Guido Schlauri und Hans Flückiger werden die
Winterthurer einen wichtigen Platz
im Nationalteam einnehmen, das an
der Flag-Football-WM im Herbst in
Amsterdam teilnimmt. (mae)
melbourne – An den ersten zwei
Tagen der Schwimm-WM in Melbourne waren die Weltrekorde ausgeblieben. Am Dienstag aber wurden im
temporären 50-m-Becken in der RodLaver-Arena gleich vier Bestmarken
unterboten. Eine ähnliche Rekordjagd
hatte es zuletzt in den Siebzigerjahren
gegeben.
Die Amerikaner Natalie Coughlin
(59,44 Sekunden über 100 m Rücken),
Aaron Peirsol (52,98 über 100 m Rücken) und Michael Phelps (1:43,86
über 200 m Crawl) – Letztere beide als
Titelverteidiger – sicherten sich jeweils
mit Weltrekord die erste Goldmedaille dieser Titelkämpfe in einer Einzeldisziplin. Weniger als 80 Minuten nach
Phelps’ Coup zum Auftakt verbesserte
zudem die Italienerin Federica Pellegrini als Halbfinal-Schnellste über
200 m Crawl in 1:56,47 die fast fünf
Jahre alte Bestleistung von Franziska
van Almsick um 17 Hundertstel.
Einzig die fünfte und letzte Entscheidung des denkwürdigen dritten
Finalabends ging nicht zugunsten der
Amerikaner aus: Brust-Spezialistin
Leisel Jones, die wie ihre Teamkollegin Lisbeth Lenton vom St. Galler Stephan Widmer gecoacht wird, holte für
Australien den dritten Titel.
grosses Duell. Im Nachhinein aber war
es eine Ein-Mann-Show des 21-Jährigen aus Baltimore. «Ich war eher ein
Zuschauer als ein Herausforderer»,
meinte der Holländer, der seit Olympia 2004 nicht mehr gegen Phelps angetreten war. Der Amerikaner passierte jeweils unter den Durchgangszeiten von Ian Thorpes Weltrekord
und war schliesslich um zwei Zehntelsekunden schneller als der Australier
an der WM in Fukuoka 2001. Thorpe
hatte 2004 über diese Distanz in einem
der grössten Rennen der Schwimmgeschichte vor van den Hoogenband und
Phelps Olympiagold gewonnen.
Bereits zuvor hatte Michael Phelps
die Bestmarken über 200 und 400
m Lagen sowie über 200 m Delfin in
seinem Besitz. Doch der erste CrawlWeltrekord lässt den vielseitigen Ausnahmekönner, der schon zwölf WMTitel erobert hat, nochmals in eine
andere Liga aufsteigen. Van den Hoo-
genband seinerseits blieb mit rund 2,5
Sekunden Rückstand bereits zum achten Mal an Weltmeisterschaften nur
der 2. Platz. WM-Gold hat der 29-jährige Holländer, erstaunlich für einen
dreifachen Olympiasieger über 100
und 200 m Crawl sowie Weltrekordhalter über 100 m, noch nie um den
Hals getragen.
Olympiasiegerin Natalie Coughlin
hielt auf ihrer Spezialstrecke 100 m
Rücken Laure Manaudou auf Distanz.
Die Französin blieb in 59,87 immerhin
als erst zweite Schwimmerin unter der
Minutengrenze.
Mit Mark Warnecke schied über 50
m Brust der Weltmeister von 2005 bereits im Vorlauf aus. Dem 37-jährigen
Deutschen fehlten drei Hundertstel.
Warnecke hatte vor zwei Jahren in
Montreal überraschend als bisher ältes­
ter Weltmeister die Goldmedaille gewonnen. Melbourne sei sein letzter internationaler Anlass, sagte er. (si/ldb)
Duell, das keines war
Im Vorfeld der Weltmeisterschaften
galt das Aufeinandertreffen von Michael Phelps und Pieter van den Hoogenband über die 200 m Crawl als
Gold- und Rekordjubel: Natalie Coughlin dominiert über 100 m Rücken. Bild: key

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