Newsletter No. 5
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Newsletter No. 5
Newsletter No. 5 Das Auge isst schließlich mit. ****************************************************************** Liebe Freundinnen und Freunde der kulinarischen Ästhetik, mal ehrlich: haben Sie schon mal ein Buch nur wegen des tollen Umschlags gekauft? Oder Erdbeeren, viel zu früh im Jahr, wegen der frohlockenden Farbe? Oder gar eine Dose Pfeffer allein des eleganten Designs wegen? Wir auch. Das Auge isst schließlich mit und schön schmeckt besser. Getreu diesem Motto widmen wir uns in liebevoller Detailarbeit der Gestaltung unserer Verpackungen, Newsletter und Webseiten. Und weil wir außerdem gerne zusehen, wie opulente Speisen zubereitet werden, haben wir diesmal ein Special zum Thema „Essen im Film“ für Sie zusammengestellt. Übrigens: probieren Sie unseren scharfen Paprika – nicht nur der Farbe wegen. Unsere Themen: 1.) Nachgereicht: Endlich auch scharfe Paprika im Shop! 2.) Aufgefallen: „Eat Drink Man Woman“ – unser DVD-Tipp zu gewinnen! 3.) Abgeschmeckt: Spaghetti al Limone – Rezept 4.) Special: Das Auge isst mit – Eine kleine Geschichte des Food Film Wir wünschen Ihnen sommerliche Schlemmereien, kühle Getränke an lauen Abenden und Glück bei unserer Verlosung (und auch ein bisschen bei der EM). Für Lob, Kritik und Anregungen bezüglich zukünftiger Newsletter-Themen stellen wir wie immer mindestens 4 Ohren, aber nur eine E-Mail-Adresse bereit: [email protected] Ihr Pfefferkontor-Team PS: Alle rot gezeichneten Worte sind Internet-Links. Diese rufen Sie mit der Kombination aus der Taste STRG und Klick auf das jeweilige Wort auf. *********************************************************************************** Wer sich aus dem Newsletter austragen möchte, klicke bitte hier oder schreibe eine E-Mail mit dem Betreff „Hilfe! Ich will hier raus!“ an [email protected] *********************************************************************************** Arnt v. Bodelschwingh & Olga Taranczewski GbR Am Festungsgraben 1 • 10117 Berlin • e - mail: [email protected] www.pfefferkontor.de *********************************************************************************** 1.) Nachgereicht: Scharfer Paprika aus der Vojvodina Ganz im Sinne unseres Newsletter-Themas gibt sich unser neuestes Angebot: Die scharfe Paprika-Variante erfreut den Betrachter nämlich mit ihrer intensiven Röte und den Gaumen mit feiner Schärfe. Wie der edelsüße Paprika, wird auch dieser vollständig auf traditionelle Art & Weise hergestellt. Das bedeutet: von Hand gepflückt, schonend getrocknet und schließlich auf einer klassischen Steinmühle gemahlen. Paprikapulver, scharf, 200 g in der dekorativen Frischedose gibt es ab sofort in unserem Shop. *********************************************************************************** 2.) Aufgefallen: „Eat Drink Man Woman“ – unser DVD-Tipp zu gewinnen! Unser aktuelles „altes“ Fundstück ist – passend zum Film-Special – Ang Lees Meisterwerk „Eat Drink Man Woman“ von 1994. Die Geschichte um einen verwitweten Chefkoch, der sich mit sonntäglichen Festmahlen um seine drei erwachsenen Töchter bemüht, ist garantiert ein Wiedersehen wert. Geradezu exemplarisch für alles, was wir an Food-Filmen lieben, ist dieser auch noch ein exzellentes Drama mit komödiantischen Einlagen. Wir verlosen 3 Exemplare der DVD an alle Menschen, die sich bis zum 01. August 2008 in unseren Newsletter eintragen. Wer sich bereits eingetragen hat, nimmt automatisch an der Verlosung teil. Mehr zum Film & der Verlosung gibt es hier. *********************************************************************************** 3.) Abgeschmeckt: Spaghetti al Limone – Rezept Wer, wenn nicht unsere einzigartige Grafikerin Stefanie Butscheidt, die ebenso gut kocht wie gestaltet, hätte sich für das Rezept zu dieser Ausgabe besser geeignet? Ihr Spaghetti al Limone-Rezept ist ein sommerlich-frisches Vergnügen der besonderen Art, das beweist, das sauer nicht nur lustig, sondern auch satt macht. Das Rezept zum Herunterladen gibt es hier. *********************************************************************************** Arnt v. Bodelschwingh & Olga Taranczewski GbR Am Festungsgraben 1 • 10117 Berlin • e - mail: [email protected] www.pfefferkontor.de *********************************************************************************** 4.) Das Auge isst mit – Eine kleine Geschichte des Food Film Filme, in denen Essen eine besondere Rolle spielt, sind inzwischen so zahlreich und mitunter so bedeutend, dass sie ihr eigenes Genre bilden: Food Film. Obwohl das Essen bereits im Stummfilm Einzug hält, ist es ein langer Weg von den Kindertagen der bewegten Bilder hin zum vollständig Computer-animierten „Ratatouille“. Das betrifft zweifelsohne nicht nur die technischen Mittel der Darstellung, sondern vor allem ihre Bedeutung. Zunächst nämlich wird im Kino nebenbei gegessen – auf der Leinwand genauso wie davor. Zwar ist viel vom Kochen die Rede, einer Rolle, die auch im Film den Frauen zugeschrieben wird, doch möchte man weder Mae West, noch Myrna Loy, Bette Davies, Joan Crawford oder Liz Taylor dabei zusehen. Anders in den 50er und 60er Jahren. Marilyn Monroe, noch mit fehlenden Kochkünsten kokettierend, stirbt 1962 und überlässt das Feld endgültig Doris Day, die noch heute das Sinnbild der perfekten Hausfrau verkörpert. In Teufels Küche Kein Wunder also, dass 1972 in Bunuels Der diskrete Charme der Bourgeoisie die perfekte Dinner Party als Metapher für seine surreale Kritik an der vermeintlich besseren Gesellschaft dient. Wie gut Essen sich als Projektionsfläche für Dekadenz und Maßlosigkeit eignet, offenbart nur ein Jahr später Marco Ferreris Das große Fressen. Darin beschließen vier gut situierte Herren, sich buchstäblich zu Tode zu Fressen, um der Sinnlosigkeit ihrer sorglosen Existenz zu entfliehen. Noch schlimmer trifft es da nur die armen Massen im zeitlichgleich erscheinenden Soylent Green (dt. Titel: „2022… die überleben wollen“), einem Science-Fiction-Klassiker um Überbevölkerung und Umweltverschmutzung. Worum es sich bei dem angeblich aus Plankton bestehendem Soylent Green, das dem hungernden Mob von einer korrupten Regierung gereicht wird, wirklich handelt, entfährt dem Protagonisten im zum Klassiker gewordenem Schlusssatz des Films: „Soylent Green is people!“ Vom staatlich verordneten zum privaten Kannibalismus ist es nur noch ein kleiner Schritt, wie Peter Greenaways Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber kunstvoll demonstriert. Ähnlich schaurig-schön die französische Groteske Delicatessen, die ihre Zuschauer umgehend zu Vegetariern werden lässt. Wer glaubt, damit sei bereits die Spitze der Geschmacklosigkeiten erreicht, der sei an Monty Pythons infame Restaurantszene in Der Sinn des Lebens erinnert, in welcher ein hauchdünnes Pfefferminzblättchen den überfressenen Gast zur Explosion bringt. Essen, dieses sündhafte Verlangen, welches nirgends anders als in Teufels Küche enden kann. Cucina erotica Doch wenn schon sündhaft, warum dann nicht auch sinnlich? Das Essen als sinnlichen Akt präsentiert uns, kaum verwunderlich, als Erstes ein japanischer Film: Tampopo. Mitten in den 80ern, einem Jahrzehnt, in dem in Hollywoodfilmen hauptsächlich getrunken wird, schafft Regisseur Juzo Itami mit der einfachen Formel „Essen ist Sex“ jenseits aller pornographischen Bezüge einen Kultklassiker mit viel Witz und Eros. Endlich scheint, zumindest außerhalb der USA, der Bann gebrochen. 1988 erscheint der dänische Film Babettes Fest, eine gelungene Verfilmung von Tania Blixens gleichnamiger Novelle, die zu Recht den Oscar als Bester fremdsprachiger Film gewinnt. Das Titel gebende Festmahl ist für die streng gläubige, asketisch lebende Dorfgemeinschaft ein sinnliches Erweckungserlebnis von religiösen Ausmaßen. 12 Jahre später sind es raffinierte Süßigkeiten, die in Lasse Hallströms Chocolat ähnliche Wirkung auf ein diesmal französisches Dorf haben. Selbstredend entbrennt auch hier ein Konflikt zwischen Kirche und Genuss, Prüderie und Sinnlichkeit. Und wieder ist es eine Fremde, hier gespielt von Juliette Binoche, welche die Verführung von außen in ein geschlossenes System trägt. Im Gegensatz zu Babette aber ist ihr (und den entzückten Zuschauerinnen) eine Liebesgeschichte mit dem von Johnny Depp gespielten Roux vergönnt. Eine große Romanze, die sich ausschließlich auf dem Teller abspielt, zeigt uns das eher unbekannte Kleinod Eden von Michael Hofmann. Darin drückt ein schüchterner Meisterkoch (großartig: Josef Ostendorf) die Liebe zu einer verheirateten Frau (erstaunlich: Charlotte Roche) mit Kreationen seiner „Cucina Erotica“ aus – mit Erfolg, wie ihr genussvolles Vertilgen und sehnsüchtige Blicke verraten. Arnt v. Bodelschwingh & Olga Taranczewski GbR Am Festungsgraben 1 • 10117 Berlin • e - mail: [email protected] www.pfefferkontor.de Kinder, kommt zu Tisch Längst nicht alle Food Filme aber handeln vom Wechselspiel zwischen Entsagung und Völlerei. Einige der schönsten Filme des Genre widmen sich den Ritualen des Essens und ihrer verbindenden Kraft. Beim gemeinsamen Mahl werden die Geschehnisse des Tages erläutert, Ankündigungen gemacht, Geheimnisse ausgeplaudert, Streit geschlichtet. Kurz: es wird gelebt. Ein unbestrittenes Meisterwerk dieser Art ist Ang Lees Eat Drink Man Woman (siehe Filmbesprechung in der Rubrik Aufgefallen), den wir aus aktuellem Anlass auch verlosen. Jeden Sonntag tischt der verwitwete Chefkoch Chu seinen drei erwachsenen Töchtern ein atemberaubendes Festmahl auf. Über seine schwindenden Geschmacksnerven wird dabei ebenso geflissentlich hinweg gegangen wie über die Sorgen der Frauen, welche die Tradition nur dem Vater zuliebe aufrecht halten. Plötzliche Schwangerschaften, neue Lieben, alte Fehden: zwischen Einkauf, Kochen und Abwasch hält der Alltag für die Familie alles bereit. In Taipeh angesiedelt, präsentiert der Film ausschließlich asiatische Delikatessen, erinnert den Zuschauer dennoch in feinster Universalität an die eigene Familie. Um Familie, genauer gesagt ein ungleiches Brüderpaar, geht es auch in Stanley Tuccis Big Night. Das fabelhaft besetzte Kammerspiel (Stanley Tucci, Tony Shalhoub, Isabella Rossellini) handelt vom Überlebenskampf eines italienischen Restaurants in den USA der 50er Jahre. Dessen Chefkoch Primo weigert sich, seine hohe Kochkunst dem schlechten Geschmack der ausbleibenden Gäste zu opfern und liegt deswegen nicht bloß mit seinem Bruder Secondo, dem Manager, im Clinch. Die ohne Dialog auskommende Schlussszene des Films demonstriert auf einmalige Weise, welche einende Wirkung ein geteiltes Mahl, in diesem Fall ein simples Spiegelei, haben kann. Ratatouille schließlich, ein Oscar-gekrönter Animationsfilm, verbindet gar verschiedene Spezies miteinander. Remy, eine Ratte vom Land, entpuppt sich im Feinschmeckerparadies Paris als Gourmet und setzt sich gegen heftigsten Widerstand von Mensch und Tier als Koch durch. Was wie ein abseitiger Kinderfilmplot klingt, ist tatsächlich einer der gelungensten Filme über Esskultur und darüber, wie der Wille zum Genuss Klassen- und Bildungsschranken überwindet. Das Auge isst mit Der Food Film, dieses nur scheinbar kleine Genre, ist mit unserer Auflistung keineswegs erschöpfend beschrieben. Ob unsere Auswahl beispielhaft ist, darüber lässt sich bei einigen ausgedehnten Abendessen diskutieren, wozu nicht nur wir, sondern eine wachsende Anzahl so genannter „Food Film Festivals“ einlädt (Linkliste siehe unten). Deshalb werden wir beizeiten ein weiteres Special zum Thema „Food Dokumentationen“ machen und – sollte jemand Interesse daran bekunden – vielleicht auch eines zum Essen im asiatischen Kino, besonders in den Filmen Wong Kar-Wais. Ihnen wünschen wir bisweilen Guten Appetit und denken Sie daran: das Auge isst mit! WEB-LINKS Über Food Film: Food in the Arts – über das Essen im Film, der Kunst, Literatur und der Musik! (Auf Englisch) Essen im Film – Großartig recherchierte Auflistung sämtlicher Filme mit Essens-Szenen (auf Englisch). Food Film Festivals: New York Food Film Festival – junges Festival der Stadt New York, USA Screen Bites – ein Food Film Festival in Dorset, England Slow Food Food Film Festival - Tucson, Arizona, USA *********************************************************************************** Arnt v. Bodelschwingh & Olga Taranczewski GbR Am Festungsgraben 1 • 10117 Berlin • e - mail: [email protected] www.pfefferkontor.de