Kleine, feine Manufakturen mischen den Schweizer Parfümmarkt auf

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Kleine, feine Manufakturen mischen den Schweizer Parfümmarkt auf
#4/2016
Artikel: Verführerische Aromen
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Verführerische
Aromen
Kleine, feine Manufakturen mischen den Schweizer Parfümmarkt auf. Sie haben ein
Näschen dafür, grosse Düfte mit Originalität und Individualität zu verbinden.
Düfte sind essentiell. Ihre Aromen enthalten nicht nur wichtige Informationen und können bei richtiger Deutung
sogar Leben retten. Über Düfte entscheidet sich auch Zuneigung und ein gut oder richtig duftender Mensch kann
auf diese subtile Weise die Wahl zum Partner fürs Leben beeinflussen. Kein Wunder also, dass ein Parfümeur
nicht nur als olfaktorisches Genie gilt, sondern auch als Romancier, als Versteher der Liebe und der Leidenschaft,
als Kompositeur für Charakter, Begierde, Umgebung und Zeitgeist. Keine Frage also: Parfümeure sind Künstler!
Immer mehr neue Düfte
Doch die Kunst kommt mittlerweile saisonal in unsere Nasen. Immer mehr neue Düfte, neue Verkaufsstrategien,
globale Launches: Es ist – gelinde gesagt – unübersichtlich geworden. Selbst für ausgewiesene Spürnasen. So
sagt etwa die Schweizer Parfümeurin Vero Kern von Vero Profumo (www.veroprofumo.com): «Es dauert so
lange, bis ein wirklich guter Duft kreiert wird. Da macht es mir manchmal Angst, wenn ich sehe, was alles in die
Läden kommt. Es gibt ständig neue Düfte, aber was ist tatsächlich neu?»
Geheimtipps aus den Nischen
Immer mehr Parfümliebhaber wollen den scheinbaren Trends der Grosskonzerne nicht nachlaufen. Sie haben
ihren eigenen Weg gefunden und setzen auf Schweizer Duftnischen. Dort haben sich Vero Kern, Andy Tauer,
Friedemann Ramacher mit Sentifique, Sebastian Fischenich und Tobias Müksch von Humiecki & Graef bei
Kennern einen Namen gemacht – sie haben Zürich zur heimlichen Dufthaupstadt der Schweiz gemacht. In Bern
setzt darüber hinaus Brigitte Witschi weithin beachtete olfaktorische Akzente. Längst zählen Duftkreateure diese zu
den Geheimtipps – weit über die Grenzen der Schweiz hinaus. Auch weil sie ihren weltweiten Kunden mit den
Düften Geschichten erzählen und die damit einhergehende handwerkliche und sinnliche Kunst schätzen.
Jeder Duft steht für eine Idee
Brigitte Witschi aromatisiert für ihr eigenes Label art of scent die Bergwelt oder das Brauchtum des Alpsegens. Der
Duft erzeugt seine eigenen Bilder im Kopf, er wird zum Teil des Schweiz-Empfindens. Am Anfang steht für jeden
Duft eine Idee. Das Plätschern eines Bergbachs, die Majestät der Felsmassive, die Lieblichkeit von Alpenveilchen:
«Es ist wie in der Musik, Düfte zu erkennen geht nur über Übung. Ich trainiere die Nase und versuche aus
natürlichen Essenzen das heraus zu filtern, von dem ich glaube, dass es Kopf, Herz und Basis meiner Vision
wiedergibt. Das ist ein Prozess», erzählt Brigitte Witschi. Damit verbindet sich für sie immer auch ein
handwerklicher Prozess. Jede Flasche wird in ihrer Manufaktur per Hand abgefüllt. «Da geht nichts schnell
schnell», unterstreicht sie. www.artofscent.ch
Schule der Düfte
Genau diese Liebe ist es, die Jean Guichard, Leiter der Parfümerieschule von Givaudan, Genfer Produzenten für
Riech- und Geschmacksstoffe, seinen Schülern während der dreijährigen Ausbildung vermittelt. Er sagt immer
https://nummersicher.ch/pdf/verfuehrerische-aromen-de.pdf
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wieder, dass ein guter Parfümeur in der Realität leben, ein Gefühl für Zeitgeist haben und über Charakter verfügen
muss, damit er eine Eigenart entwickeln kann. Brigitte Witschi hat im südfranzösischen Grasse gelernt und gibt ihr
Wissen mittlerweile in Workshops an interessierte Menschen weiter. «Ich helfe auch gerne dabei, einen eigenen
Duft zu entwickeln und Menschen in die Welt der Düfte zu verführen.» Der Bedarf an solchen Entdeckungen, das
wird in den Schweizer Nischenparfümerien offenkundig, wächst stetig. Kein Wunder: Düfte sind schliesslich
essentiell.
Sinnliche Erfahrung: Die Nase als Wunderwerk – Wissenschaftler zeigen, wie sie in uns Bilder und intensive
Gefühle entstehen lässt.
Lexikon der Düfte
Parfüm: höchste Duftkonzentration mit 20 bis 30% Parfümöl.
Eau de Parfüm: hat eine geringere Konzentration an Duftölen mit 15 bis 20%.
Eau de Toilette: niedrigste Konzentration. Der Duftölanteil liegt zwischen 10 und 20%.
Eau de Cologne (EdC): eine alkoholische Parfüm-Öl-Lösung von 3 bis 5%.
Kopfnote: sie ist der Duftauftakt, der erste Eindruck.
Herznote: entfaltet sich erst einige Minuten nach Auftragen des Parfüms und bestimmt seinen wahren
Charakter.
Basisnote: hinterlässt den intensivsten Eindruck und haftet viele Stunden.
Top-3-Trends im Duft-Sommer 2015
Unisex-Mix
Meins ist deins, deins ist meins. Ganz klar, der Trend geht zum Unisex-Mix. Auch Frauen stehen
mittlerweile auf holzige Parfüms und Männer auf Frische.
Rosige Mandarine
Bei den Frauen zählt es, Dynamik, gute Laune und Sexappeal zu transportieren. Das gelingt am besten
mit Rose oder Jasmin, Früchten wie Mandarine oder Orange sowie mit Beeren.
Zitroniges Holz
Bei den Männern geht es um Lässigkeit und Selbstbewusstsein. Ohne eine der drei Z geht dabei gar
nichts – gemeint sind Zitrone, Zimt und Zedernholz.
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Brigitte Witschi arbeitet seit vielen Jahren mit Aromatherapie und bildete sich im französischen Grasse, der
Welthauptstadt des Parfüms, weiter. In ihrem Duftatelier in der Berner Altstadt hält sie Workshops und Vorträge.
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