PM Hühnchen und Hähnchen 2013

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PM Hühnchen und Hähnchen 2013
Die Biohennen AG, Habichtstr. 42, 85088 Vohburg
Tel. 08457/93 45-21 Fax 08457/93 45-29 www.DieBiohennen.de
PRESSEINFORMATION
Hühnchen und Hähnchen
Die Geschwisterhaltung aus bäuerlicher Sicht
Vohburg, 25.5.2013 – Immer öfter wird der Ruf aus Tierschutzkreisen laut,
Alternativen zur Tötung männlicher Legeküken zu schaffen. Eine
verständliche und unterstützenswerte Forderung. Allerdings verlangt sie
einen großen Umbruch in der Legehennenhaltung, der nicht von heute auf
morgen realisierbar ist und den nicht nur die Eierproduzenten, sondern auch
der Handel und der Verbraucher mittragen müssen.
Auslöser der Küken-Selektion war in den 1950er Jahren der Beginn der
Legebatteriehaltung in den USA. Rund 10 Jahre später hielt die Käfighaltung
in Deutschland Einzug und damit auch die Legehybride. Aufgrund der hohen
Legeleistung ersetzte sie nach und nach alle in landwirtschaftlicher Freilandhaltung lebenden Hühnerrassen, die als Zweinutzungshuhn auch passable
Fleischlieferanten waren. Das erreichte Zuchtziel einer hohen Eierproduktion
hat jedoch gravierende Nachteile: Da männliche Legehybriden wegen eines
zu geringen Fleischansatzvermögens nicht wirtschaftlich gemästet werden
können, werden sie kurz nach dem Schlüpfen getötet. Diese Praxis wird von
konventionellen wie auch biologisch wirtschaftenden Brütereien gleichermaßen angewandt. Doch wird nicht, wie in manchen Fernsehberichten gerne
suggeriert, sinnlos getötet. Die Küken werden zu Futterzwecken frisch oder
tiefgefroren vermarktet. Abnehmer sind Zoos, Falknereien, Reptilienbesitzer
und andere Institutionen, die auf diese Futterquelle angewiesen sind. Damit
ist nach Ansicht der Behörden der sinnvolle Grund zum Töten gegeben, denn
dieser ist laut TierschutzVO zwingend nötig.
Dennoch verstehen wir, dass der Verbraucher emotional reagiert und das
flauschige Küken nicht als Tierfutter sehen möchte. Daher erreichen Projekte
mit Zweinutzungshühnern ein großes Medieninteresse. Leider wird dabei
immer verschwiegen, dass es sich meist um Kleinstprojekte mit regionaler
Vermarktungsstrategie handelt. Eier wie auch die Masthähnchen werden im
eigenen Hofladen oder in Zusammenarbeit mit regionalen Naturkostläden
angeboten. Orte, an denen der Verbraucher über die Hintergründe der sehr
viel höheren Preise persönlich informiert werden kann. Auf der Handelsschiene Supermarkt ist die Akzeptanz für Bio zwar signifikant gestiegen, aber
für derart erklärungsbedürftige Produkte sieht man dort im Moment keinen
Markt. Biobauern, denen das Tierwohl zwar am Herzen liegt, aber die mit der
Legehennenhaltung zumindest einen Teil ihres Einkommens bestreiten
müssen, stoßen hier sehr schnell an die Grenzen des Machbaren.
Die Wissenschaft hat sich schon seit langem aus der professionellen
Wirtschaftsgeflügelzucht mit Zweinutzungshühnern verabschiedet, weil
bereits vor Jahrzehnten feststand, dass diese den Anforderungen des
Marktes nicht genügen. Und so finden sich auch in der Forschung nur
Kleinstprojekte mit gut hundert Tieren. Die Nachfrage bei Hans-Joachim
Schleicher, Geflügelexperte in den Landwirtschaftlichen Lehrstätten
Triesdorf, ergab, dass er zwar die Bresse-Hühner als einzig praktikable
Rasse für ein einigermaßen guten Legeergebnis von durchschnittlich 220
Eiern im Jahr und einen akzeptablen Fleischansatz bei den Hähnen hält,
aber es Küken in den Größenordnungen wie es z.B. eine Legegemeinschaft
wie Die Biohennen AG benötigen würden, im Moment gar nicht geben würde.
Diese Fachmeinung zeigt auf, dass noch ein langer Weg vor den
Geflügelhaltern liegt und ein langer Prozess bei Verbrauchern und Handel
damit einhergehen.
Trotz aller Schwierigkeiten haben die Bauern der Biohennen AG, Vorreiter in
Sachen tiergerechter Legehennenhaltung und in regionalen Strukturen auch
mit Supermärkten zusammenarbeitend, sich ebenfalls intensiv mit diesem
Thema beschäftigt und Möglichkeiten zur Lösung geprüft.
Fazit:
1. Grundsätzlich ist die Verwendung von Mehrzweck- bzw. so genannten
Zweinutzungshühnern durchaus möglich. Sie legen allerdings im
Vergleich zu den jetzt gehaltenen Legehybriden weniger Eier und der
Hahn hat im Vergleich zu den herkömmlichen Fleischhähnchen einen
geringen, bisher weder vom Verbraucher noch von Verarbeitern
akzeptierten, Fleischansatz. Die entstehenden höheren Kosten lassen
sich momentan nur in einem Nischenmarkt umsetzen.
2. Selbst wenn zur Zeit die Verfügbarkeit von Zweinutzungshühnern in
ausreichender Menge möglich wäre, bleibt die Frage nach dem Futter.
Hähnchen der Zweinutzungsrasse benötigen rund die vierfach Menge
an Futter gegenüber der jetzigen Masthähnchenrasse. Biofutter,
besonders regionale Eiweiß-Komponenten, sind jedoch aktuell in
diesen Größenordnungen nicht verfügbar. Noch immer werden bis zu
5% konventionelle Futteranteile im Biofutter wegen Nichtverfügbarkeit
von ausreichend Biofutter mit hohem Eiweißanteil von der EU-Bio-VO
erlaubt.
Die Diskussion um die Kükentötung hat zwar viele Emotionen freigesetzt,
aber auch Gutes bewirkt: Die Branche diskutiert und experimentiert, wie
Schritt für Schritt die emotional belastete Kükentötung zu umgehen ist. Dabei
zeigen sich zwei Wege auf:
Seit Jahren wird an der Geschlechtsbestimmung des unbebrüteten Eies
gearbeitet. Der erste Erfolg wurde erreicht: Die Bestimmung ist unter
Laborbedingungen möglich, aber sehr aufwändig. Nun geht es darum,
Verfahren zu entwickeln mit denen große Stückzahlen kostengünstig
untersucht werden können. Das ist ein Weg, um in allen Handelsstrukturen
Eier ohne Kükentötung anbieten zu können. Damit würde man jedoch
weiterhin mit Legehybriden aus großen Brütereien arbeiten. Ein Weg, der
gerade im Biobereich mit Skepsis gesehen wird, denn damit wird nicht nur
eine Abhängigkeit zementiert, sondern die genetische Vielfalt der alten
Rassen endgültig ins Abseits gestellt.
Der andere Weg sollte, vor dem Hintergrund der Rassenvielfalt und der
Freiheit in der Landwirtschaft, die Wirtschaftsgeflügelzucht wieder beleben,
um zumindest im Bereich Direktvermarktung und Kleinststrukturen ein
Zweinutzungshuhn in wirtschaftlichen Größen halten zu können und sich
damit von den großen Zuchtunternehmen unabhängig zu machen. Im Laufe
der Jahre könnte dann mit einer verbesserten Legeleistung der Hennen und
einer gestiegenen Akzeptanz gegenüber den „neuen“ Hähnchen durch die
Verbraucher gerechnet werden.
Und so setzt die Biohennen AG statt auf populistisch ausgeschlachtete
Kleinstprojekte auf eine praktikable Langzeitlösung für die Bauern, den
Handel und den Verbraucher. Allerdings beginnt dieser Weg im Moment
auch erst einmal mit einer kleinen Herde bei Bauer Rettermayer. Ein erster
Versuch mit der Rasse Les Bleus, die ganz neue Anforderungen an den
Bauern stellt. Denn das Verhalten dieser Hühner unterscheidet sich
signifikant von den „pflegeleichten“ Legehybriden. Nach Auswertung dieses
Versuchsprojektes wird Schritt für Schritt die Herdengröße aufgestockt bis
man, wenn die Hühnergesundheit, das Sozialverhalten in der Herde und
letztlich die Kosten-/Nutzenrechnung im positiven Bereich sind, die
wirtschaftliche Herdengröße von 3.000 Legehennen erreicht hat. Wenn dann
noch der Handel und die Verbraucher die höheren Preise bei Eiern und
Hähnchenfleisch akzeptieren, dann ist das Thema Kükentötung endgültig
Vergangenheit.
Die Richtlinien der Biohennen AG schreiben
das Halten von Hähnen in der Legehennenherde
vor. Diese leben dann den ganzen Legezyklus in
der Herde.
Sigi Rettermayer und Sepp Grabmaier
begutachten die ersten Les Bleus-Küken der
Legegemeinschaft Die Biohennen.
+++
Die Biohennen AG ist eine Erzeugergemeinschaft von traditionell wirtschaftenden Bauern und hat
mit ihrer Marke „Die Biohennen“ bundesweit den höchsten Standard in der Hühnerhaltung und
Eierproduktion. In 27 bäuerlichen Familienbetrieben finden sich insgesamt über 110.000 Hühner in
artgerechter Haltung (Stall – Wintergarten – Grünland).
Die Betriebe sind unter http://www.DieBiohennen.de/de/die-bauern.html einzusehen.
Abdruck honorarfrei
Belegexemplar erbeten
Pressekontakt: Elisabeth Schütze PR
Buchendorfer Str. 4
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