Ratgeber Osteoporose - Patienten

Transcrição

Ratgeber Osteoporose - Patienten
Der Ratgeber
Osteoporose
Bundesselbsthilfeverband
für Osteoporose e.V. (BfO)
Dachverband der Osteoporose
Selbsthilfegruppen
1
2
Impressum
Herausgeber
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen
Kirchfeldstrasse 149
40215 Düsseldorf
Telefon 0211 - 319165
Telefax 0211 - 332202
www.bfo-aktuell.de
Redaktion
Sabine Habicht
PR Service
Dreierstrasse 3
88131 Lindau
Telefon 08382 - 275056
Telefax 08382 - 275057
www.habicht.de
Hildegard Kaltenstadler
Helmuth-Zimmerer Strasse 44
97076 Würzburg
Telefon / Telefax 0931 - 271636
Verlag / Layout
m-e-d-i-a verlag
Ingo Titscher
Unterer Schrannenplatz 7
88131 Lindau
Telefon 08382 - 409234
Telefax 08382 - 409236
[email protected]
Druck
Holzer Druck u. Medien
gedruckt auf chlorfrei hergestelltem Papier
ISBN 3-00-012072-6
3
Inhaltsverzeichnis
Grußworte
Hildegard Kaltenstadler
Rosi Mittermaier
Osteoporose
Einführung
Der Knochen
Knochenstoffwechsel
07
08 - 10
11 - 12
Diagnostik und Therapie
Basisinformationen
Bausteine des Knochens
Risikofaktoren
Klinik / Diagnostik
Therapie
Operative Maßnahmen
Osteoporose beim Mann
14
18
22
30
49
52
Bewegung
Osteoporose und Funktionstraining
Praktische Übungen
Sturzprophylaxe
54 - 55
56 - 63
64 - 68
Ernährung
Basisinformationen
Ernährungstabellen
Wissenswertes über Mineralwasser
Rezepttipps
69 - 78
79 - 85
85
86 - 93
Rehabilitation
Vom Antrag bis zur Durchführung
Mögliche Maßnahmen
94 - 95
96 - 99
Selbsthilfe
Stellenwert der aktiven Selbsthilfe
100 - 101
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose 102 - 103
Leistungsspektrum des BfO
104 - 106
Osteoporose von A - Z
Glossar - Erläuterung von Fachbegriffen
Buchtipps
Interessante Internetseiten
Bildnachweise
4
05
06
-
13
17
21
29
48
51
53
107 - 116
117
118
118
Grusswort
Liebe Leserinnen und Leser,
Osteoporose ist eine Erkrankung des Knochenstoffwechsels. Nach der
Bewertung der Weltgesundheitsorganisation WHO gehört diese
Volkskrankheit zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit. Im
Gegensatz zu vielen anderen chronischen Krankheiten ist die Osteoporose
ein Leiden, das einerseits oftmals verhinderbar, andererseits aber auch
behandelbar ist.
Wir wissen, dass Osteoporose eine Krankheit ist, die oft schon in der
Kindheit angelegt wird, und dass sie nicht nur Frauen in den Wechseljahren
befallen kann - sondern uns alle.
Mit diesem Patientenratgeber möchte der Bundesselbsthilfeverband für
Osteoporose e.V. (BfO) über Entstehung, Diagnose- und
Behandlungsmöglichkeiten bei den verschiedenen Formen der Osteoporose
informieren. Darüber hinaus regt er den Patienten durch sinnvolle
Vorschläge zu Bewegung und Ernährung an, besser mit der Krankheit
umzugehen. Auf diese Weise kann die Behandlung des Arztes unterstützt
werden.
Dieser Ratgeber bietet aber auch Hilfe zur Vorbeugung von Osteoporose
oder kann in ihrem Frühstadium zur Verhinderung von Knochenbrüchen
beitragen. Erfreulicherweise ist es heute in jedem Stadium und in jedem
Alter möglich, eine Besserung der Beschwerden zu erreichen.
Wir sind der Überzeugung, dass der Ratgeber sehr hilfreich ist. Wir wünschen ihm die notwendige Beachtung und den erhofften Erfolg bei Ärzten
und Patienten. Denn vorbeugen ist besser als heilen.
Ihre
Hildegard Kaltenstadler
Präsidentin des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e.V.
5
Grusswort
Liebe Leserinnen und Leser,
Innere Stärke schützt unsere Seele und hält unser Knochengerüst stabil. Bei
vielen Menschen, insbesondere bei Frauen, gerät dieses Gleichgewicht ins
Wanken. Sie leiden unter Knochenschwund, einer der am weitesten verbreiteten Krankheiten in Deutschland. Diese Krankheit wird oft erst nach dem
ersten Bruch erkannt. Aus meiner aktiven Zeit als Skifahrerin weiß ich, wie
schmerzhaft Knochenbrüche sind. Deshalb möchte ich allen Frauen - und
natürlich auch Männern - Hoffnung machen. Denn Knochenschwund ist
keine unvermeidliche Begleiterscheinung des Alters, sondern kann mit einer
modernen Arzneimitteltherapie, Calcium-reicher ausgewogener Ernährung
und Bewegung behandelt werden.
Ein gesundes, aktives und erfülltes Leben ist nicht nur eine Frage starker
Knochen. Die innere, mentale Stabilität ist genauso wichtig. Von
Knochenschwund Betroffene brauchen eine positive Einstellung. Denn
Glück und Zuversicht haben hohe therapeutische Wirkung.
Üben Sie sich in Zuversicht und stärken Sie Ihr Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten. Ruhe und Geduld sind dabei die besten Ratgeber. Oft fällt nur
der Anfang schwer. Verlangen Sie daher nicht zu viel von sich und beginnen Sie langsam, mit ganz kleinen Schritten.
Eine gute Gelegenheit, Anregungen für "Ihre" ersten kleinen Schritte im
Kampf gegen Osteoporose und für Ihre Innere Stärke zu erhalten, ist dieser
Patientenratgeber. Nutzen Sie die vielfältigen Informationen.
Alles Gute
wünscht Ihnen Ihre
Rosi Mittermaier
6
Einführung
Osteoporose
ist
eine
Erkrankung
des
Knochenstoffwech-sels. Nach Bewertung der
Weltgesundheitsorganisation WHO gehört diese
Volkskrankheit zu den zehn häufigsten Erkrankungen
weltweit. Der "Bericht der Europäischen Gemeinschaft
1998" bezeichnet die Osteoporose als "Schleichende
Erkrankung", denn ihr Beginn verursacht weder
Schmerzen noch Beschwerden.
Eine Frühdiagnose abzugeben, ist meist schwierig. Erst
wenn sich starke Schmerzen einstellen oder die ersten
Brüche auftreten, wird die Krankheit in ihrem vollen
Umfang erkannt. Das hat Folgen für die
Behandlungskosten. Rund zwei Milliarden Euro müssen jährlich für die Therapie von OsteoporosePatienten aufgewendet werden. Dabei könnte ein
Großteil der Kosten eingespart werden, wenn
Präventivmaßnahmen besser beachtet würden.
Denn Osteoporose wird nicht nur durch genetische
Veranlagung, sondern auch durch Kalziummangel,
Bewegungs- und Hormonmangel verursacht. Aber
auch eine langjährige Einnahme von Cortison oder
anderen Medikationen oder ein Mangel an
Geschlechtshormonen können der Krankheit Vorschub
leisten.
So schleichend wie sich die Krankheit einstellt, so
schleichend verläuft auch der Besserungsprozess. Die
ärztliche Behandlung bildet hierfür das Fundament,
doch raten Mediziner den Patienten, sich einer der vielen vor Ort existierenden Selbsthilfegruppen anzuschließen. Denn wichtig ist es, den Mut nicht zu verlieren
und regelmäßig die unbedingt notwendigen gymnastischen Übungen auszuführen. Es ist effektiv und moti-
Nach Bewertung der
WHO gehört Osteoporose zu den zehn
häufigsten Erkrankungen weltweit.
7
Der Knochen
"Knochenhart" - das ist der Inbegriff für Festigkeit
und Stabilität. Dieses Bild ist jedoch falsch.
Die Knochen sind keineswegs stahlhart und massiv. Sie
verändern sich im Laufe des Lebens, sie wachsen, passen sich Belastungen an - oder verkümmern, wenn sie
zu wenig beansprucht werden.
Lexikon:
Sehne
Osteo = Knochen
porosus = durchlässig, löcherig
Das Skelett insgesamt ist Stützgerüst für unseren
Körper und gleichzeitig Schutzschild für lebenswichtige Organe, z.B. die Wirbelsäule für das
Rückenmark, Rippen und Brustkorb für Herz und
L
u
n
g
e
.
Knochen
Muskel
Bänder
Knochen, Muskeln,
Sehnen, Bänder
arbeiten zusammen
Ein besonderes Merkmal des Menschen ist der aufrechte Gang. Der aufrechte Gang wird erst durch den
Stütz- und Bewegungsapparat möglich, in den die
Knochen eingebunden sind, ebenso wie Sehnen und
Bänder - zur Verspannung des Knochengerüstes -,
Bandscheiben als Stoßdämpfer zwischen den
Wirbelkörpern, Nervenkör-perchen als Meldestellen
und Muskeln zum Halten und Heben.
Die Zusammenhänge zwischen Muskel- und Knochenfunktion rücken in den letzten Jahren immer mehr in
wissenschaftliche Beachtung - auch im Hinblick auf die
Osteoporose. Durch zunehmende Muskelkraft und leis-tung wird der Knochen wieder stärker gefestigt.
Das menschliche Skelett besteht aus 220 Knochen. Die
einzelnen Knochen sind unterschiedlich konstruiert.
8
Der Knochen
Die langen Knochen der Extremitäten (Arme / Beine)
sind zum Beispiel hohl und entsprechen dem Prinzip
der tragenden Röhre - vergleichbar mit dem Bau eines
Fernsehturms.
Die Knochen der Wirbelsäule und der Hüfte weisen
dagegen ein völlig anderes Bauprinzip auf. So verbirgt
die dünne Knochenrinde (Kortikalis) ein schwammartiges Netzwerk von Knochenbälkchen (Spongiosa) - vergleichbar mit den Streben eines Krans.
Aufbau des Knochens - von aussen nach innen
8 Knochenhaut - Periost
8 Massive und feste Rinde - Kortikalis
bzw. Kompakta
8 Schwammknochen - Spongiosa (aus einem
Geflecht von Knochenbälkchen)
8 Knochenmark oder Markhöhle
9
Der Knochen
Durch die belastungsabhängige Zusammensetzung von
Knochenrinde und Knochenbälkchen erreicht der
Knochen eine hohe Belastbarkeit und Elastizität.
Geflecht von
Knochenbälkchen
Wie jedes andere Bauwerk auch, so besteht der
Knochen nicht nur aus einem einzigen Material, sondern aus einem Verbund verschiedener Stoffe: vornehmlich anorganische (mineralische) Stoffe und organische (Eiweiß-) Komponenten.
Das Gewebe besteht chemisch betrachtet aus winzigen
Kalziumphosphatkristallen, die in ein Geflecht von miteinander verbundenen Eiweißfäden (sogenanntes
Kollagen) eingebettet sind.
Hinweis:
99 % des Kalziums im menschlichen Körper
befindet sich im Knochen.
Das restliche 1 % ist wichtig für alle
Lebensprozesse.
Ohne Kalzium kann der Muskel nicht kontrahieren,
somit das Herz nicht schlagen und das Blut nicht
gerinnen.
Die Kristalle geben dem Knochen die Härte und
Festigkeit. Die Kollagenfäden sorgen für die
Biegsamkeit und bilden das Gerüst für den sich neu
bildenden Knochen.
Die Festigkeit des Knochens hängt darüber hinaus auch
von der "Bauweise" und nicht nur von der Menge der
Kristalle ab.
10
Knochenstoffwechsel
Im Laufe des Lebens wächst der Knochen. Er verformt
sich in Abhängigkeit von Belastungen (Zug und Druck)
und er ist sogar in der Lage, bei Knochenbrüchen oder
Rissen sich selbst zu reparieren, indem neues
Knochengewebe die "verletzten" Stellen verbindet.
Am Knochen findet ein ständiger "Umbauprozess"
statt. Knochen wird abgebaut und wieder neu gebildet.
Durch diesen Prozess hat der Mensch eine sich immer
wieder verändernde Knochenmasse.
Merke:
Osteoklasten = bauen Knochen ab
Osteoblasten = bilden neuen Knochen
Osteozyten = entstehen aus Osteoblasten und
beeinflussen sowohl die Tätigkeit
der Osteoblasten wie Osteoklasten
Kontinuierlich
laufen im Körper
immer wieder
Knochenabbausowie -aufbauprozesse ab.
Knochenumbauvorgänge: von links nach rechts Abbau,
N
e
u
a
u
f
b
a
u
Im Alter zwischen 25 bis 35 Jahren hat der Mensch
seine optimalste Knochenmasse erreicht. Danach
nimmt mit fortschreitendem Alter langsam die
Knochenmasse ab - durchschnittlich 1 %
Knochenverlust pro Jahr, unabhängig vom Geschlecht.
Dies ist jedoch normal und geht einher mit vielen
anderen Körperfunktionen, die ebenfalls im Alter etwas
nachlassen.
Ist der Umbauprozess jedoch gestört und nimmt die
gesamte Knochenmasse in erheblichem Maße ab, so
11
Knochenstoffwechsel
Gemäß wissenschaftlicher Definition ist Osteoporose
eine systemische Erkrankung des Skelettsystems mit
Verringerung der Knochenmasse und Verschlechterung
der Mikroarchitektur.
Dies bedeutet, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für
das Auftreten von Knochenbrüchen vorliegt, wenn
Patienten eine gewisse Knochendichte unterschreiten.
Hierfür benötigt man den sogenannten T-Wert, welcher der normalen Knochendichte eines 30-jährigen
Menschen - getrennt nach Frau oder Mann - entspricht. Liegt dieser Wert nun unter einer bestimmten
Grenze, so liegt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für
das Auftreten von Knochenbrüchen vor.
Normale (oben)
Knochenbälkchen
und osteoporotische Knochenbälkchen (unten).
Hormone
Zwei Kommunikationssysteme wirken auf den menschlichen Organismus ein, um die Lebensfunktionen anzuregen oder zu hemmen - das Nerven- und das
Hormonsystem.
Die Regulation des Knochenstoffwechsels übernimmt
ein hochsensibles Hormonsystem. Drei Hormone spielen eine entscheidende Rolle:
8 das Parathormon (Nebenschilddrüsenhormon)
8 Vitamin-D
8 Kalzitonin
Weitere Informationen hierzu siehe unter Diagnose
und Therapie sowie unter dem Kapitel Ernährung.
12
Basisinformationen
Diagnostik und Therapie
Prof. Dr. Dr. med. E. Keck, Wiesbaden
Basisinformationen
Die Bedeutung der Osteoporose hat in den letzten
Jahren stark zu genommen. Sie werden von der WHO
zu den zehn wichtigsten Erkrankungen der Menschheit
gezählt. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen
darin, dass immer mehr
Altersaufbau 2001
Menschen ein Alter
erreichen, in dem eine
Osteoporose entstehen
kann. Des weiteren
können wir durch die
q u a n t i t a t i v e
Bestimmung der Knochenmasse sowie durch
Röntgenuntersuchung
und Laborparameter
die Diagnose einer
600
300
0
300
600
tausend
Osteo-porose frühzeitig
stellen. Durch die zunehmende Überalterung der
Bevölkerung müssen erhebliche Mittel pro Jahr aufgewendet werden, um die Folgekosten der Osteoporosen
abzudecken. Somit ist es bereits allein aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich, eine frühzeitige Prävention
der Osteoporose einzuleiten. Eine solche Prävention
besteht in einer ausgeglichenen, calciumreichen
Ernährung sowie einer sinnvollen, körperlichen
Aktivität, damit die genetisch determinierte maximale
Knochenmasse erreicht und möglichst lange erhalten
werden kann.
Altersaufbau 2050
600
300
0
300
tausend
600
13
Bausteine des Knochens
Calcium
Calcium wird für die Mineralisation des Knochens
unbedingt gebraucht, da nur durch eine ausreichende
Calciumkonzentration am Ort der Biomineralisation
diese eingeleitet wird. Eine aktuelle Metaanalyse von
annähernd 140 Untersuchungen der letzten 25 Jahre
zum Zusammenhang von Calciumaufnahme und
Knochengesundheit bestätigt die knochenprotektive
Wirkung einer ausreichenden Calciumzufuhr. Der absolute Calciumbedarf ist in den unterschiedlichen
Lebensabschnitten deutlich verschieden und steigt von
etwa 400 mg im Neugeborenenalter bis auf 1500 mg
im Jugendlichen- und Erwachsenenalter. Den höchsten
Calciumbedarf haben stillende Frauen mit etwa 2300
mg Calcium, da über die Muttemilch sehr viel Calcium
abgegeben wird. Im höheren Alter liegt der
Tagesbedarf bei 1500 mg pro Tag, da die
Calciumabsorption mit zunehmendem Alter deutlich
abfällt. Durchschnittlich kann eine tägliche
Calciumzufuhr von 1000 bis 1200 mg empfohlen werden. Diese Anforderungen werden jedoch im wirklichen
Leben nicht erreicht, da die
Calciumbedarf
durchschnittliche
Calciumzufuhr in Deutschland
Neugeborene
400 mg
pro Tag bei etwa 580 mg
Jugendliche
1.500 mg
liegt, und insbesondere im
Erwachsene
1.200 mg
Zeitraum bis zum etwa 35.
Stillende Frauen
2.300 mg
Lebensjahr, in dem der
Ältere Menschen (ab 55)
1.500 mg
Knochen aufgebaut wird, oftmals
ein
absoluter
Calciummangel besteht.
Die für den Einzelnen wirklich notwendige
Calciummenge ergibt sich aus der individuellen
Calciumbilanz
und
kann
durch
die
Calciumausscheidung im 24-Stunden-Urin ermittelt
14
Bausteine des Knochens
Regel leicht zu erreichen. Die wichtigsten
Calciumliefe-ranten sind in unserem normalen
Tagesangebot Milch und Milchprodukte. Diese
Lebensmittel sind insofern günstig, da sie Calcium und
Phosphat im Verhältnis 1:1 enthalten und wir diese
beiden Elemente in diesem Verhältnis für eine optimale Biomineralisation benötigen. Außerdem ist die
Bioverfügbarkeit von Calcium aus Milch und
Milchprodukten wegen der resorptionsfördernden
Inhaltsstoffe Lactose und Vitamin D höher als die aus
anderen Lebensmitteln. Der Calciumgehalt der Milch ist
übrigens praktisch unabhängig von ihrem Fettgehalt.
Auch einige Gemüsesorten wie Grünkohl, Broccoli,
Fenchel und Lauch enthalten relativ viel Calcium. Trotz
geringerer Bioverfügbarkeit können sie dazu beitragen,
die empfohlene Calciumzufuhr zu realisieren. Einen
weiteren Beitrag zur Calciumversorgung leisten calciumreiche Mineralwässer (ab 150 mg/l). Bei
Laktoseintoleranz aufgrund eines Lactasemangels ist
die Calciumzufuhr über die Milch nicht immer möglich.
Hier kann auf Hart-, Schnitt- und Weichkäse ausgewichen werden, die praktisch lactosefrei sind. Auch
Joghurt, Dickmilch und Kefir werden meist gut vertragen. (siehe auch Kapitel Ernährung)
Beachte:
Calcium und
Phosphat im
Verhältnis 1 : 1
Die Wichtigkeit der Calciumzufuhr für die erreichbare
Knochenmasse zeigt eine Untersuchung von Frau Dr. J.
Semler aus Berlin aus dem Jahre 1990. Sie hat drei
Bevölkerungsgruppen untersucht; die erste nahm pro
Tag weniger als 800 mg Calcium auf, die zweite 800 1200 mg und die dritte über 1200 mg. Der
Knochenmineral-gehalt stieg in diesen drei Gruppen
kontinuierlich an und zeigte noch mal die Wichtigkeit
einer ausreichenden Calciumzufuhr, um eine möglichst
hohe Knochenmasse zu erreichen.
15
Bausteine des Knochens
Vitamin D 3:
Das Vitamin D 3 wird hauptsächlich durch
Sonnenbestrahlung in der Haut synthetisiert.
Nur etwa 30 % werden aus der Nahrung,
sowohl als Vitamin D 3 als auch als Vitamin D
2 aufgenommen. Die Verstoffwechselung des
Vitamin D 2 erfolgt analog der des Vitamin D
3. Zum Vitamin D-Mangel können also sowohl
eine inadäquate Sonnenbestrahlung als auch eine
nicht ausreichende Zufuhr über die Nahrung beitragen.
Einer der Hauptangriffspunkte des Hormon D ist der
Knochenstoffwechsel. Ein Mangel an Hormon D führt
insbesondere bei Kindern zu Rachitis und bei den
Erwachsenen zu Osteomalazie (erhöhte Weichheit und
Verbiegungstendenz der Knochen
Als Nahrungsquelle für unseren durch mangelhaften Einbau von
Vitamin-D-3-Bedarf
dienen Mineralstoffen), während im höheren
hauptsächlich fettreiche Fische Alter ein geringer ausgeprägter Vitamin
wie Heringe, Lachs, Heilbutt D-Mangel
zu
einer
erhöhten
sowie
Eigelb,
Kalbfleisch, Knochenresorption und damit zu einer
Steinpilze, Pfifferlinge und Osteoporose beitragen kann.
Champignons (siehe auch Kapitel
16
Ein weiteres Zielorgan für das aktive
Hormon D ist der Muskel. Wie Studien ergeben haben,
scheint Hormon D in die Regulation des
Calciumstoffwechsels des Muskels einzugreifen und
seine Kontraktion und Relaxation zu beeinflussen. Durch
Muskelfunktionstests konnte die Wirksamkeit der aktiven
Vitamin-D-Metabolite
auch
bei
Osteoporosepatienten nachgewiesen werden. So stieg
zum Beispiel die ventrale Rumpfmuskulaturkraft nach 8wöchiger Gabe von Calcium und Vitamin D von 21,3 auf
31,8 kg an; des weiteren konnte durch die Beseitigung
des Vitamin-D-Mangels eine deutliche Verbesserung der
Bausteine des Knochens
Magnesium:
Der Bedarf an Magnesium ist von Alter, Ernährungsart
und Geschlecht abhängig. Durchschnittlich beträgt der
Tagesbedarf eines erwachsenen Mannes etwa 350 mg
Magnesium, der einer erwachsenen Frau etwa 300 mg.
Für Kinder und Jugendliche werden je nach Alter zwischen 200 und 330 mg, für Jugendliche im Wachstum
zwischen 300 und 400 mg und für schwangere und
stillende Frauen etwa 400 bis 450 mg pro Tag empfohlen.
Magnesiumbedarf
Erwachsene Frau
Erwachsener Mann
Kinder / Jugendliche
Kinder im Wachstum
Schwangere und
Stillende Frauen
300
350
200
300
mg
mg
- 330 mg
- 400 mg
400 - 450 mg
Magnesium wird hauptsächlich im Dünndarm absorbiert, allerdings führt eine gesteigerte Zufuhr nicht zu
einer
linear
höheren
Absorptionsrate.
Bei
Magnesiummangel wird deutlich mehr und bei Überschuß deutlich weniger aus der Nahrung absorbiert.
Ein Magnesiumspeicher wie zum Beispiel der Knochen
für das Calcium existiert nicht. Ein weiterer
Unterschied zum Calciumstoffwechsel besteht darin,
daß der Magnesiumstoffwechsel nicht so exakt hormonell kontrolliert wird. Etwa 50 % des angebotenen
Magnesiums werden im Darm absorbiert und gelangt
in den freien Magnesiumpool, der mit den Knochen
und Weichteilen in einem homöostatischen Austausch
steht. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die
17
Risikofaktoren
Anstiege der Serummagnesiumkonzentration zu vermeiden. Die rasche Ausscheidung ist auch die
Erklärung dafür, dass es relativ lange dauert, bis ein
Magnesiummangel behoben ist.
Etwa 60 bis 70 % des zugeführten Magnesiums werden mit dem Kot ausgeschieden. Diese Ausscheidung
nimmt zu bei Durchfällen oder auch bei erhöhter neuromuskulärer Erregbarkeit der glatten Muskulatur im
Darm und führt zu einem intrazellulären
Magnesiummangel. Magnesium findet sich in vielen
Lebensmitteln. Besonders reich sind Getreideprodukte
wie Steinmetzbrot, Vollkornbrot oder Haferflocken.
Brombeeren, Himbeeren und Erdbeeren sind magnesiumreiche
heimische
Obstsorten.
Von
den
Gemüsesorten sind beispielsweise Grünkohl, Spinat,
Erbsen,
Bohnen,
oder
rote
Rüben
gute
Magnesiumlieferanten.
Risikofaktoren:
Ein
geringes
Körpergewicht,
insbesondere
Untergewicht infolge einer zu niedrigen Energie- und
Proteinzufuhr, kann das Osteoporose-Risiko erhöhen.
Übermäßigen
Kaffeegenuss
vermeiden
18
Eine erhöhte Zufuhr von isolierten Ballaststoffen (z.B.
Kleie aus therapeutischen Gründen) führt u.a. zu einer
verminderten Absorption von Calcium. Dagegen haben
die mit der üblichen Mischkost zugeführten
Ballaststoffe für die Calciumabsorption keine praktische Bedeutung.
Eine zu hohe Koffeinzufuhr kann ungünstig für das
Skelettsystem sein, da über den Darm Calcium verloren
geht. Dies konnte am Beispiel von 5 Tassen
Bohnenkaffee nachgewiesen werden. Wahrscheinlich
Risikofaktoren
diesen Verlust auszugleichen. Auch ein hoher
Zigarettenkonsum führt zu einer ungünstigen
Situation: Es konnte nachgewiesen werden, dass bei
einem Genuss von 15 Zigaretten pro Tag die
Konzentrationen weiblicher Sexualhormone erniedrigt
werden und die Menopause zwei Jahre vorverlegt wird
- eine ungünstige Situation, da hier der Östrogenschutz verloren geht.
Es ist bekannt, dass in den westlichen Ländern die
Osteoporose und osteoporosebedingten Brüche wie
Schenkelhalsbrüche mit zunehmendem Alter ansteigen
und häufiger bei Frauen als bei Männern auftreten.
Neben dem Eintritt der Frau in die Menopause muss es
weitere Ursachen geben, die zur Postmenopauseosteoporose und anderen Osteoporosen beitragen, da
alle Frauen in die Menopause kommen, jedoch nur
etwa 25 % dieser Frauen eine Osteoporose entwickeln.
Aus diesem Grund kann der Abfall der weiblichen
Hormone nicht der einzige Grund einer
Postmenopauseosteoporose sein.
Weitere Risiken für die Entwicklung dieser Krankheit
sind genetische Faktoren, wie das weibliche Geschlecht
allgemein, sowie das Angehören zu einer europäischen
oder asiatischen Bevölkerungsgruppe, ein graziler
Habitus sowie eine positive Familienanamnese. Zu den
hormonellen Faktoren gehören der Mangel an weiblichen Hormonen, falls die erste Blutung spät und die
letzte Blutung früh auftreten, der Verlust der
Eierstöcke sowie die sekundäre Amenorrhoe. Auch die
Kinderlosigkeit wird heutzutage als ein Risikofaktor
angesehen. Zu den äußeren Faktoren rechnet man
einen
Bewegungsmangel,
eine
geringe
Sonnenexposition (Vitamin-D-Mangel), ein zu hoher
19
Risikofaktoren
Eine Gabe von weiblichen Hormonen bei Frauen,
denen frühzeitig die Eierstöcke entfernt worden sind,
schützt in den meisten Fällen vor einem Verlust an
Knochenmasse. Wird die Therapie abgebrochen, tritt
ein ähnlicher Verlust an Knochenmasse auf wie bei
Frauen in der Menopause, denen keine Östrogene verabreicht werden.
Während der Schwangerschaft führen die erhöhten
weiblichen Hormone zu einer besseren Calciumverwertung aus der angebotenen Nahrung und damit gleichzeitig zu einem besseren Knochenschutz. Jedoch kann
länger andauerndes Stillen diese positiven Effekte wieder zunichte machen, da über die Muttermilch vermehrt Calcium an das Kind abgegeben wird.
Übermäßigen
Alkoholgenuss
meiden
20
Bei Zigarettenraucherinnen, die mehr als 15 Zigaretten
am Tag rauchen, wurden erniedrigte weibliche
Hormon-werte gefunden. Zusätzlich trat bei diesen
Frauen die Menopause etwa 2 Jahre früher ein. Diese
beiden Auswirkungen des Rauchens sind für den
Knochen unerwünscht.
Ebenso unerwünscht ist übermäßiger Alkoholgenuss.
Wird Alkohol über lange Zeit in hohen Mengen konsumiert, führt dies auf Dauer zu Störungen des
Skelettsystems. Sämtliche alkoholhaltigen Getränke
sind Calcium- und Vitamin-D-arm, so dass es bei nicht
ausreichendem Ausgleich zu Calcium- und Vitamin-DMangel kommt. Auf der anderen Seite führt Alkohol zu
einem deutlichen Magnesiumverlust über die Niere.
Des weiteren stimuliert er in der Leber das CytochromP-450-Oxidasesystem, so dass das 25-Hydroxyvitamin
D zu höher hydroxilierten, jedoch biologisch ineffektiven Vitamin-D-Metaboliten metabolisiert wird - was
mit einem Vitamin-D-Mangel gleichgesetzt werden
kann.
Risikofaktoren
Zusätzlich greift Alkohol, in größeren Mengen über
lange Zeit zugeführt, in den hormonellen Haushalt ein,
so dass für den Knochenschutz nicht mehr ausreichend
freies Testosteron und 5-alpha-Dihydrotestosteron zur
Verfügung stehen. Das männliche Hormon schützt den
Knochen eines Mannes vor dem Abbau ebenso, wie das
weibliche Hormon den Abbau des Knochens bei der
Frau verhindert.
Bekannt ist weiter, dass bei länger bestehender
Bewegungsarmut ein verstärkter Knochenmasseverlust
auftritt. Vermehrte körperliche Aktivität, insbesondere
bei jungen Sportlern, führt dagegen zu einer höheren
Knochenmasse.
Trennen muss man zwischen den Risiken, die zu einer
Osteoporose führen und denjenigen, die zu vermehrten
Stürzen und damit zu Brüchen führen.
Hierzu gehören Medikamente, die auf das zentrale
Nervensystem einwirken. Auch ein eingeschränkter
Gesichtssinn, eine verminderte Hirnleistung, ein
Schlaganfall, eine Parkinson'sche Erkrankung oder ein
Bluthochdruck können Ursache von Stürzen sein.
Cortison führt bei etwa 60 % der Patienten, insbesondere bei bestehendem Zweitrisiko, zu einer
Osteoporose. Dieses Risiko kann durch verschiedene
Möglichkeiten gemindert werden. Ungefährlich sind
kurzfristige Stoßtherapien, Cortison in Dosierungen
von etwa 5 mg/Tag und weniger, sowie alle
Cortisonabkömmlinge, die inhaliert werden. Auch die
Spritze in ein Gelenk führt praktisch zu keiner
Osteoporose. Cortison sollte, wenn irgend möglich, nur
morgens, vor dem Frühstück, vor 8:30 Uhr eingenommen werden, um die Biorhythmik der eigenen
Cortisolproduktion möglichst nicht zu stören.
Langzeiteinnahmen von
Cortison führen
bei etwa 60 % der
Patienten zu einer
Osteoporose
21
Klinik
Spezifische Symptome für eine Osteoporose gibt es
n
i
c
h
t
.
Es lassen sich jedoch drei Faktorengruppen gegeneinander abgrenzen, welche Anlass geben sollten an das
Vorliegen einer Osteoporose zu denken.
Der Zufallsbefund eines Knochenverlustes bei
Röntgenuntersuchungen
aus
unterschiedlichen
Gründen, ohne dass schon spontan oder auch auf
Befragung hin auf eine Osteoporose hinweisende
Beschwerden angegeben werden können.
Wenn im Röntgenbild erkennbare Befunde auf eine
Knochenarmut hindeuten, müssen schon etwa 30 %
bis 35 % des Knochenmineralgehaltes abgebaut worden sein, d.h. das Krankheitsbild ist schon relativ weit
fortgeschritten: Es bedarf dann sicher einer weiteren
A
b
k
l
ä
r
u
n
g
.
Akute Schmerzen
können Zeichen
einer Fraktur sein
22
Das chronische Schmerzsyndrom tritt anfangs vor
allem beim Wechsel von Ruhe zu Bewegung flüchtig
auf und wird häufig als rheumatoider Rückenschmerz
fehlgedeutet. Später zeigt es Dauercharakter und ist
auch unter statischen Bedingungen, bei längerem
Sitzen und Stehen, aber auch im Liegen vorhanden.
Die Schmerzen sind meistens nicht genau lokalisierbar,
auch nicht beim systematischen Abklopfen der
Wirbelsäule. Die Schmerzen sind in erster Linie Folgen
der zunehmenden Wirbelsäulenverformung und damit
der veränderten Statik und strahlen nicht in die Beine
aus.
Der akute Schmerz als Zeichen einer Spontanfraktur,
vor allem der unteren Brustwirbelsäule und der
Lendenwirbelsäule,
weniger
der
oberen
Brustwirbelsäule, ist häufig das erste, den Patienten
Klinik
wöhnliche Belastung wie das Verfehlen einer
Treppenstufe, das Stolpern oder das Auf- und
Abspringen bei Bus- oder Straßenbahnen.
Der Primärschmerz ist oft ausserordentlich heftig,
strahlt gürtelförmig in die Brust, und die Atmung ist
infolgedessen stark eingeschränkt. Selbst geringste
Bewegung kann die Schmerzintensität bis zur
Unerträglichkeit steigern. Die Schmerzen werden durch
kleine Blutungen unter der Knochenhaut und durch
Schädigung des Bandapparates sowie durch
Verdrehung und Verschiebung zweier durch Gelenke
verbundener Knochenenden aus ihrer Normalstellung
heraus hervorgerufen.
Mit zunehmender Verformung der Brustwirbelsäule
kann es durch mechanische Kompression zu zunehmenden Herz- und Lungenbeschwerden kommen, die
zur Kurzatmigkeit und zu geringerer Belastbarkeit
führen.
Normale und
verformte
Wirbelsäule
Am Ende der Osteoporose-Entwicklung steht ein
quälendes Dauerleiden mit ständigen Schmerzen,
erzwungener Bewegungsarmut, weiterer Herabsetzung
der Belastbar-keit und schließlich die Immobilisation
mit all ihren Folgen für Kreislauf und
Atmungsfunktionen.
Die Diagnostik einer Osteoporose beginnt immer mit
der Anamnese. Hier sollten die Risikofaktoren, die eine
Osteoporose begünstigen können abgefragt werden,
wie eine familiäre Belastung, ein vorzeitiger Östrogenmangel oder eine Fraktur, die ohne ausreichenden
Grund
aufgetreten
ist.
Ebenso
ist
eine
Medikamentenanamnese, bei der unbedingt nach
23
Diagnostik
Der nächste Schritt der Diagnose besteht in der körperlichen Untersuchung. Diese ergibt jedoch nur in den
fortgeschrittenen Stadien der Osteoporose verwertbare
Befunde. Hierzu gehören die Abnahme der Körperlänge
im Vergleich zur Spannweite bzw. zur doppelten
Unterlänge, die Verkürzung der Oberlänge gegenüber
der Unterlänge, eine ausgeprägte Kyphosebildung
(Verkrümmung) im Bereich der Brustwirbelsäule, die
überlang erscheinenden Arme, die aufgehobene
Lendenkrümmung, die Hautfalten, die von der
Wirbelsäule zu den Flanken ziehen (der osteoporotische Tannenbaum), sowie eine schmerz-zu-vermeidensuchende
Bewegungshemmung
mit
größter
Aufmerksamkeit beim Treppensteigen, Aufstehen oder
Hinsetzen.
Eine ausführliche
Diagnostik ist
notwendig
Zu den bildgebenden Verfahren bei der
Osteoporosediag-nostik
gehören
eine
Röntgenaufnahme BWS und LWS ap (von vorne nach
hinten) und seitlich, die das Erkennen von
Wirbelkörperfrakturen
ermöglichen,
und
die
Beurteilung der Bogenwurzelovale, die bei einer
Osteoporose immer erhalten sind und bei bösartigen
Erkrankungen, wie zum Beispiel dem Plasmozytom,
nicht mehr erkennbar sein können.
Als nächstes erfolgt die Messung der Knochendichte
am besten mit einer DXA Methode bzw. einem quantitativen Computertomogramm.
24
Diagnostik
Die Knochendichtemessung ist nicht nur erforderlich
zur Diagnostik der Osteoporose, sondern insbesondere
auch zur Therapieüberwachung.
Die Laborparameter ermöglichen schließlich die
Abgrenzung von anderen Krankheiten, die zu einer
Osteopenie führen können, und dienen zur
Unterscheidung von primären und sekundären und
letztendlich auch von sogenannten high- und low-turnover Osteoporosen.
Knochendichtemessung (DXA)
Erst dieses gesamte Spektrum an Maßnahmen ermöglicht die Diagnose einer Osteoporose und nicht eine
alleinige Messung der Knochendichte irgendeines
Knochens.
Maßnahmen zur Diagnostik
Anamnese
Untersuchung des körperlichen Zustandes
Röntgen
Knochendichtemessung
Untersuchung der Laborparameter
25
Diagnostik
Ist eine Osteoporose gesichert, sollte zur
Unterscheidung von einer high- oder low-turnover
Osteoporose im Serum das knochenspezifische
Isoenzym der alkalischen Phosphatase und im
Morgenurin
das
Deoxypiridinolin
als
Kollagenabbauparameter bestimmt werden.
Röntgenaufnahmen
sind zur frühen
Diagnostik einer
Osteoporose nicht
geeignet
Eine Knochenbiopsie wird heutzutage deutlich seltener
durchgeführt als früher, da wir durch die Bestimmung
der knochenspezifischen Umbauparameter in der Lage
sind, den Knochen ausreichend gut zu beurteilen.
Gefordert wird eine Knochenbiopsie jedoch bei den
nephrogenen Osteopathien, da der Knochen in einer
solchen Situation recht unterschiedlich reagieren kann.
Des weiteren sollten Knochenbiopsien bei jungen
Patienten durchgeführt werden, bei denen die bisherigen Maßnahmen nicht mit ausreichender Sicherheit zu
einer Diagnose geführt haben, und bei solchen, die
trotz der Diagnostik und Therapie an Knochenmasse
verlieren. Bei bereits röntgenologisch dokumentierter
osteoporosebedingter
Fraktur
trägt
die
Knochendichtemessung zur Diagnose selbst nichts
mehr bei, sondern nur noch zur Beurteilung des
Schweregrades und insbesondere der Verlaufskontrolle.
Röntgenaufnahmen sind zur frühen Diagnostik einer
Osteoporose nicht geeignet, sichern jedoch eine bereits
bestehende Osteoporose, wenn Wirbelkörperfrakturen
vorliegen. Im Gegensatz zu der Röntgenaufnahme
erlauben die Messungen der Knochendichte eine quantitative Aussage. Da sie empfindlich sind, ist mit diesen
Messungen die frühe Diagnostik einer Osteopenie möglich. Kontrollmessungen sollten dann spätestens nach
einem Jahr erfolgen. Nur die Kombination aus quantitativer Knochendichtemessung und Röntgenbild und
den oben erwähnten Laborparametern sowie in beson-
26
Diagnostik
Fällen der Beckenkammbiopsie (Entnahme von
Knochen-gewebe) läßt eine exakte Diagnosestellung
der Osteoporose zu.
Knochendichtemessung
Für die Messung des Knochenmineralgehaltes
ergeben sich 3 generelle klinische Indikationen:
1. Die
Beurteilung
asymptomatischer
(ohne
Krankheitserscheinungen) Patienten, insbesondere solcher mit
e r h ö h t e m
Osteoporoserisiko, und postmenopausaler
Frauen zur Frage einer Osteoporoseprophylaxe oder
Therapie auf der Basis eines erhöhten Frakturrisikos;
2. Diagnostik der Osteoporose bzw. Osteopenie bei
asymptomatischen Patienten mit Verdacht auf
Osteoporose
oder
eine
andersartige
Osteopathie, sowie zur
Diagnosesicherung bei röntgenologischem Verdacht
auf eine niedrige Knochenmasse;
27
Diagnostik
Augenblicklich
kommen
hauptsächlich
3
Messmethoden zur Anwendung. Die quantitative
Computertomografie (QCT) im Bereich der Wirbelsäule,
die eine selektive Messung des SpongiosaMineralgehaltes der Wirbelkörper erlaubt, die periphere quantitative Computertomografie (PQCT) sowie die
Energie-Röntgenabsorptiometrie (DXA), die neben der
Wirbelsäule auch Messungen des Oberschenkelhalses
erlaubt. Jede dieser Methoden bietet spezifische Vorund Nachteile, die jeweils im Einzelfall gegeneinander
abgewogen werden müssen.
Die Ultraschalluntersuchungen und insbesondere Messungen der Hautdicke können im Augenblick nicht
empfohlen werden.
Die Knochendichtewerte liegen sofort nach der
Messung als Dokument vor und werden in Gramm pro
Quadratzentimeter ausgedrückt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diagnostische Kriterien festgelegt, um die Dichtewerte der gemessenen Person mit
denen eines normalen jungen Erwachsenen (maximale
Knochendichte) zu vergleichen.
T-Score = Messwert (DXA), der die Knochendichte des Patienten mit einem
gesunden 30-jährigen vergleicht.
Dieser Wert ist für die Diagnosestellung der Osteoporose notwendig.
Dieser Vergleich beruht auf der Standardabweichung
(SD), ein statistischer Wert, der besagt, wie viel ein
Patient unter dem Medianwert liegt. Dieser Wert wird
von Experten auch als T-Score bezeichnet.
28
Diagnostik
Im Allgemeinen entspricht eine Abnahme der Knochendichte von 10 bis 15 Prozent gegenüber einem normalen
jungen
Erwachsenen
ungefähr
1
Standardabweichung
(SD).
Diagnostik- Ausdruck
einer DXA-Messung
29
Therapie
Evidence Based Medicine (EBM):
Da es in den letzten Jahren zu einer deutlichen
Verknappung der Ressourcen insbesondere auch im
Gesundheitswesen gekommen ist, musste man
Kriterien aufstellen, durch die man Veröffentlichungen
nach ihrer Aussagekraft und Güte beurteilen kann.
Insbesondere können nach diesen Kriterien
Medikamente, die neu auf den Markt gekommen sind,
in ihrer Wirksamkeit beurteilt werden, sie haben allerdings den Nachteil, dass ältere Medikamente, die schon
lange auf dem Markt sind, nicht nach diesen Kriterien
beurteilt werden können, da bei der Zulassung dieser
Medikamente diese Kriterien noch nicht existierten.
Aus diesem Grunde können eigentlich nur
Medikamente, die neu zugelassen werden, an diesen
Maßstäben gemessen werden. Insgesamt wurden vier
Klassen gebildet, die man zur Bewertung einer
Substanz heranzieht. Die Klassen I und II wurden noch
Klasse I A beinhaltet Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien, die in
systematischen Übersichtsarbeiten zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Klasse I B beinhaltet mindestens eine genügend große randomisierte
kontrollierte Studie.,
Klasse II A mindestens eine gut angelegte, kontrollierte Studie
ohne Randomisierung
Klasse II B mindestens eine gut angelegte quasi experimentelle Studie
Klasse III beinhaltet gut angelegte, nicht experimentelle descriptive Studien wie
zum Beispiel Fallkontrollstudien.
Klasse IV beinhaltet die Expertenmeinung bzw. Konsensuskonferenzen und /
oder klinische Erfahrung von Experten ohne transparenten Beleg.
30
Therapie
Die auf dem Markt befindlichen Substanzen wurden
von Pfeifer nach den EBM-Kriterien in die Gruppen A,
B und C eingeteilt, die im Prinzip den Klassen I, II und
III entsprechen. Hier wurden in die Gruppe A
Alendronat, Risedronat und Raloxifen eingeordnet, in
die Gruppe B Etidronat, Fluoride und Calcitonine sowie
in die Gruppe C Östrogene und Gestagene sowie
Pamidronat und Ibandronat. Werden diese Substanzen
eingesetzt, wird EBM-konform therapiert.
Therapie
Da die Ursachen der Osteoporose letztlich nicht
bekannt sind, hat sich bisher keine einheitliche
Therapie der Osteoporose durchsetzen können.
Es werden heute unterschiedliche Therapiemaßnahmen
angeboten, die alle mehr oder weniger zu einer
Erhöhung der Knochenmasse führen. Eine sinnvolle
Osteoporosetherapie muss sich jedoch an die augenblickliche Situation des Patienten anpassen, d.h. es
muss zunächst unterschieden werden, ob eine primäre
oder sekundäre Osteoporose vorliegt, da hier jeweils an
die Grundkrankheit angepasste Therapien einzusetzen
sind. Weiterhin muss sicher sein, ob es sich um eine
Osteoporose
mit
hohem
oder
niedrigem
Knochenumsatz handelt, da im ersteren Fall zunächst
der Knochenumbau gestoppt werden muss, während
im 2. Fall eine Knochen aufbauende Therapie einzusetzen ist.
Zusätzlich
muss
sich
eine
sinnvolle
Osteoporosetherapie an zwei Standards messen lassen.
Sie muss auf der einen Seite die Knochenmasse
erhöhen und auf der anderen Seite zu einer erniedrigten Frakturrate führen. Sinnvoll scheint bei einer beste-
31
Therapie
Knochenumsatz eine Therapie zu sein, die den
Knochenaufbau stimuliert, das gebildete Osteoid mineralisiert und den Abbau bremst.
Voraussetzung für eine solche Therapie ist die genaue
Diagnosesicherung sowie der Ausschluss sämtlicher
anderer Ursachen, die zu einer Osteoporose führen,
also aller sekundären Osteoporosen. Erst dann kann
eine auf den Patienten zugeschnittene medikamentöse
Therapie erfolgen.
Knochenumsatz berücksichtigen
Die Aktivierungsfrequenz der BMU's wird durch unterschiedliche Faktoren wie in der perimenopausalen
Situation durch den Östrogenabfall oder im höheren
Alter durch die fehlende Muskelmasse erhöht.
BMU´s = bone remodelling units ("Baueinheiten" des Knochens)
Für den Umbauprozess des Knochens (remodelling) stehen 2 - 5
Millionen Baueinheiten (BMU´s) bereit. Diese Selbstreparatur
des Knochens ist von entscheidender Bedeutung für die
Entstehung der Osteoporose.
32
Treten also pro Zeiteinheit mehr Resorptionslakunen
auf, geht in dieser Situation vermehrt Knochen verloren. Zusätzlich wird durch den Östrogenverlust die
Osteoklastenaktivität nicht mehr gebremst, so dass tiefere Resorptionslakunen entstehen, und der trabekuläre Knochen eher bricht. Eine solche Situation mit einer
erhöhten Aktivierungsfrequenz der BMU's nennt man
eine high-turnover-Situation. Laborchemisch kann
diese Situation durch ein erhöhtes Deoxypyridinolin im
Morgenurin als erhöhtem Resorptionsmarker und
durch ein erhöhtes knochenspezifisches Isoenzym der
alkali-
Therapie
schen Phosphatase als Marker für die gleichzeitig
erhöhte Osteoblastenfunktion diagnostiziert werden.
Die Häufigkeit von high-turnover-Situationen liegt bei
etwa 20 % aller Frauen mit einer Osteoporose, wobei
sie in höherem Alter deutlich zunimmt, und bei etwa 6
% der Männer.
In den übrigen Fällen mit normalem Knochenumsatz
(normalem Deoxypyridinolin und normalem knochenspezifischen Isoenzym der alkalischen Phosphatase)
spricht man von low-turnover-Situationen. Eine
Unterscheidung zwischen high- und low-turnoverSituationen ist sinnvoll, da der therapeutische
Ansatzpunkt unterschiedlich ist.
Am häufigsten findet man high-turnover-Situationen
im Alter zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr.
Wahrschein-lich beruht diese Situation auf einer zu
geringen Muskelmasse, so dass der Knochen nicht
mehr ausreichend biomechanisch belastet werden
kann.
Von 332 Patientinnen mit einer postmenopausalen
Osteoporose hatten 12,6 % ein erhöhtes
Deoxypyridino-lin als Zeichen für einen erhöhten
Knochenumbau. Nach vierwöchiger Therapie mit
einem Bisphosphonat oder Raloxifen findet man in den
meisten
Fällen
eine
Normalisierung
des
Knochenabbaus bei gleichzeitig weiter erhöhtem
Knochenaufbau. Bei etwa 20 % der Patienten mußte
eine längere Therapie mit einem Osteoklastenhemmer
durchgeführt werden. Der knochenabbauhemmende
Effekt einer solchen kurzfristigen Therapie mit einem
Osteoklastenhemmer dauert unterschiedlich an und
reicht von etwa drei Monaten bis zu zweieinhalb
Jahren. Ist der erhöhte Knochenabbau gebremst bei
weiter bestehendem, erhöhtem Knochenaufbau, kann
33
Therapie
Die Therapie einer postmenopausalen low-turnoverOsteoporose sollte darauf gerichtet sein, die Synthese
der Knochenmatrix zu stimulieren, das gebildete
Osteoid zu mineralisieren, den Knochenabbau zu
bremsen und die Frakturrate zu senken. Um dieses Ziel
zu erreichen, sind unterschiedliche Vorgehensweisen
möglich. Die Entscheidung für eine bestimmte
Therapie wird sich immer nach der individuellen
Situation des Patienten, nach seinem Alter, nach
Begleiterkrankungen und dem Ausmaß der
Osteoporose richten.
Knochen aufbauende (Osteoanabole) Therapie
Fluoride
Die einzigen osteoanabolen Substanzen, die im
Augenblick auf dem Markt sind, sind Natriummonofluorphosphat und Natriumfluorid. Der osteoanabole
Effekt dieser Substanzen hält über Jahre an, und es
kommt zu einem kontinuierlichen Zugewinn an neuem
Knochen sowohl an der Wirbelsäule als auch am
Schenkelhals, hier allerdings weniger ausgeprägt. Da
Fluoride auf der Osteoblastenseite eingreifen und die
Matrixsynthese stimulieren, ist dieser Effekt erklärlich;
allerdings bleibt die Aktivierungsfrequenz der BMU's
und die Tiefe der Resorptionslakunen unbeeinflusst, so
dass es unter einer Monotherapie mit Fluoriden häufig
in den ersten Jahren zu weiteren Frakturen kommt.
34
Der Therapiebeginn mit Fluoriden sollte möglichst
frühzeitig einsetzen, bevor die Mikroarchitektur des
Knochens zu stark geschädigt ist, da nur die vorhandenen Trabekel verstärkt und nur selten neue trabekuläre Vernetzungen hergestellt werden können. Das
Wirkfenster für Fluoridionen liegt etwa zwischen 15
Therapie
ionen pro Tag. Um diese Konzentration zu erreichen,
muss die Bioverfügbarkeit des verwendeten
Fluoridsalzes beachtet werden. Natriumfluorid und
Calcium sollte nicht zusammen eingenommen werden,
dagegen
wird
die
Absorptionsrate
von
Natriummonofluorphosphat durch Calcium nicht
beeinflusst.
EBM-konforme Langzeitdaten zur Sicherheit und zur
fraktursenkenden Wirkung der Fluoride liegen allerdings in nicht ausreichendem Maß vor. Es gibt aber
eine Reihe von Studien, die diesen Kriterien sehr nahe
kommen. Aus diesen Studien folgt, dass Fluoride nicht
nur die Knochenmasse vermehren, sondern auch die
vertebralen Frakturraten eindeutig senken können.
Der Fluoridtherapie wird immer unterstellt, dass sie
zwar die Knochenmasse, aber nicht die
Knochenqualität bessert. Diese Aussage ist seit vielen
Jahren durch Studien widerlegt. Die Autoren konnten
nachweisen, dass sich bei den fluortherapierten
Patienten eine intakte Mineralisation des Knochens
fand und auch eine weiterhin erhaltene und verbesserte Situation der Knochen-bälkchen.
Worauf ist bei Fluoriden zu achten ?
Bei einer Fluoridtherapie muss darauf geachtet werden,
dass ausreichend Calcium und Vitamin D zur
Mineralisation des gebildeten Osteoids vorhanden ist.
Nach sechs- bis achtwöchiger Therapie mit einem
Fluoridpräparat, aber auch während der gesamten
Therapiedauer, kann es zu Schmerzen in den belasteten, großen Gelenken kommen; ein Zeichen dafür, dass
es zu einer Untermineralisierung des neu gebildeten
Osteoids gekommen ist. In einer solchen Situation soll-
35
Therapie
Fluoridtherapie für vier bis sechs Wochen pausiert werden
Vitamin D und Calcium müssen weiter gegeben werden, um zu einer ausreichenden Mineralisierung zu
kommen. Nach Abklingen der Schmerzen sollte mit der
Hälfte der Fluoriddosis weiter therapiert werden. Eine
Fluorose tritt unter den niedrig dosierten
Fluoridtherapien, die heute durchgeführt werden, praktisch nicht mehr auf und ist ein Zeichen für eine
schlechte Überwachung des Patienten.
Parathormon
36
Das Zielorgan des Parathormons im Knochen ist der
Osteoblast und nicht der Osteoklast, so dass
Parathormon primär knochenaufbauend wirkt. Nur bei
langdauernder Erhöhung des Parathormons überwiegt
der osteoklastische (knochenabbauende) Effekt. Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass
Parathormon als osteoanaboles Medikament auch in der
Therapie der Osteoporose eingesetzt wurde, das sowohl
die
vertebrale,
die
femorale
und
die
Gesamtknochenmasse erhöht und das Risiko vertebraler
und nicht-vertebraler Frakturen vermindert. Das
Parathormon ist seit Ende 2002 in den USA als osteoanaboles Medikament zugelassen. Die Zulassung für
Deutschland wird höchstwahrscheinlich in diesem Jahr
2002 erfolgen. Es gibt mehrere Studien, in denen der
positive Einfluss von Parathormon auf verschiedene
Osteoporose-formen untersucht worden ist. In die größte, vorliegende Studie wurden 1.637 postmenopausale
Frauen mit vorwiegend vertebralen Frakturen eingeschlossen. Die Reduktion des Risikos neuer vertebraler
Frakturen lag zwischen 65 - 69 %. Die Reduktion des
Risikos von mittelschweren bis schweren vertebralen
Frakturen betrug bis zu 90 %, nicht-vertebrale Frakturen
Therapie
zwischen 10 und 14 %, im Oberschenkelhalsbereich zwischen 3 und 5 %. Weiterhin konnten die
Rückenschmerzen deutlich gelindert und der
Größenverlust aufgehalten werden.
In einer weiteren Studie wurde Parathormon bei
Männern mit idiopathischer (ohne erkennbaren Grund
entstanden) Osteoporose eingesetzt. Hier betrug der
Knochenmineral-zuwachs nach 18 Monaten zwischen
12 und 15 %. Dieser Effekt hielt auch nach Absetzen des
Parathormones etwa noch ein Jahr an.
Calcium und Vitamin D3
Die Calcium- und Vitamin D3-Gaben richten sich immer
nach der individuellen Calciumbilanz des einzelnen
Patienten. Die generalisierte Aussage, dass jeder Patient
mit einer Osteoporose 1 g Calcium und 1000 E Vitamin
D3 bekommen soll, ist in sich nicht schlüssig. Bei
Osteoporosen
aufgrund
einer
idiopathischen
Hyperkalzurie (erhöhter Kalziumanteil im Urin) darf
weder Kalzium noch Vitamin D eingesetzt werden, da
sich die Hyperkalzurie verstärken würde und die Gefahr
von Nierensteinen droht.
Insgesamt zeigen die Daten sämtlicher Studien, dass
eine
Anhebung
der
Vitamin-Dund
Calciumsubstitution eine deutliche Senkung der
Frakturrate bewirken kann, da die normale
Calciumzufuhr über die Nahrung in Europa nur bei
550 bis 600 mg liegt.
Im Normalfall genügt die Gabe von etwa 1000 mg
Calcium und 1000 E Vitamin D3, um den täglichen
Calcium- und Vitamin-D-Bedarf zu decken. Hierzu
gibt es eine Reihe von Calcium- und Vitamin-DPräparaten; auch Kombipräparate sind auf dem Markt
37
Therapie
ben werden. Die zur Verfügung stehenden Calciumpräparate unterscheiden sich oft durch das jeweilige
Anion, so dass hier eine individuelle Therapie durchgeführt werden kann. Werden zum Beispiel Lactat oder
Gluconat nicht vertragen, kann auf das Carbonat ausgewichen werden. Falls Calciumcarbonat zu einer
Stuhlproblematik führt, kann ein Präparat, das Lactat
oder Gluconat enthält, zusätzlich oder an Stelle des
Carbonats gegeben werden. Geachtet werden sollte
immer darauf, dass das Calcium, das als Brausetablette
eingenommen wird, schlückchenweise über drei bis vier
Stunden verteilt einzunehmen ist. Das Vitamin D3 gibt
es auch als aktiviertes Vitamin D, d.h. entweder als 1
alpha-Hydroxyvitamin-D3 oder als 25 OH-Vitamin-D3
auf dem Markt. Das 1 alpha-Hydroxyvitamin-D3 sollte
dann eingesetzt werden, wenn der Ort der 1 alphaHydroxylierung, nämlich die Niere, ausgefallen ist, d.h.
bei Niereninsuffizienz oder bei Parathormonmangel.
Weitere mögliche Indikationen für das aktivierte
Vitamin D3 sind das höhere Alter und hohe
Corticoiddosen.
Ein zweites Zielorgan des Hormons D ist neben dem
Calciumstoffwechsel der Muskel: hier greift es in die
Regulation des Caliumstoffwechsels und damit in die
Kontraktion
und
Relaxation
ein.
Durch
Muskelfunktions-tests konnte auch die Wirksamkeit
der
aktiven
Vitamin-D-Metabolite
bei
Osteoporosepatienten nachgewiesen werden. Nach
achtwöchiger Gabe von Calcium und Vitamin D steigt
die ventrale Rumpfmuskelkraft deutlich an und es
greift positiv in die kognitiven Fähigkeiten ein und
führt so zu einer deutlichen Verbesserung der
Lebensqualität und einer geringeren Sturzneigung.
38
Therapie
Knochen abbauende (Osteoklastenhemmmende) Therapie
Östrogene
Noch bis vor kurzem galt die Hormonersatztherapie
unbestritten als die einzige gut etablierte, prophylaktische Maßnahme zur Vermeidung von osteoporosebedingten Frakturen. Prospektive, kontrollierte Studien
über einen Zeitraum bis zu zehn Jahren zeigen, dass
die kontinuierliche Hormonsubstitutionstherapie die
peri- und postmenopausalen Knochenverluste im
Bereich der Wirbelsäule verhindern. Ebenso kann der
K
n
o
c
h
e
n
mineralverlust im Bereich des Schenkelhalses und im
Radius verringert werden. Große randomisierte, prospektive und Doppelblinduntersuchungen für den Nutzen
der Östrogene-Gestagenensubstitutionstherapie stehen
allerdings noch aus. Empfohlen werden für die
Hormonersatztherapie 1 bis 2 mg 17-beta-Östradiol
oder 0,6 bis 1,25 mg konjugierter Östrogene pro Tag
und gleichzeitige Gabe von Gestagenen bei vorhandener Gebärmutter (Uterus).
An unerwünschten Wirkungen muss zu Beginn der
Therapie auf Thromboembolierisiken geachtet werden,
und bei langfristiger Anwendung (< 5 Jahre) kann das
Risiko für ein Mammakarzinom zunehmen. Aus diesem
Grunde muss nach fünfjähriger Östrogentherapie
erneut
über
Vorund
Nachteile
einer
Hormonersatztherapie entschieden werden.
39
Therapie
Bisphosphonate
Auf der Basis hochwertiger Studien haben die
Bisphosphonate heute einen gesicherten Platz in der
osteoklastenhemmenden Therapie einer Osteoporose.
Sämtliche
Bisphosphonate
hemmen
den
Knochenabbau durch Hemmung der Aktivierung der
Knochenumbau-einheiten
und
der
Osteoklastenaktivität als auch der Anzahl der
Osteoklasten. Ob Bisphosphonate den Knochenaufbau
stimulieren können, ist im Augenblick noch umstritten.
Aber auch ohne deutlichen Zuwachs an Knochenmasse
können Bisphosphonate durch Verminderung der Tiefe
der Resorptionslakunen im trabekulären Bereich
Frakturraten deutlich senken, so dass ein qualitativ
hochwertiger Knochen restiert. Ein Problem ist die
geringe Resorption, so dass der Bisphosphonateinnahme keine Nahrungsaufnahme erfolgen darf; auch
Mineralwässer sind in diesem Zeitraum verboten. Des
weiteren darf sich der Patient nach Einnahme von
Alendronat und Risedronat nicht flach hinlegen, um
ein Zurücktreten der Tablette in die Speiseröhre zu vermeiden. Bei Niereninsuffizienz und akuten gastrointestinalen Entzündungen sollten Bisphosphonate vermieden werden.
40
Therapie
Etidronat (Bisphosphonat)
Der Nutzen einer Etidronattherapie wurde bisher an
nur einer randomisierten Studie untersucht. 429
Frauen
mit
bis
zu
vier
vorbestehenden
Wirbelkörperfrakturen wurden in die auf zwei Jahre
angelegte Studie eingeschlossen. Das Etidronat wurde
zyklisch (16 Tage) im Wechsel mit Calcium (76 Tage)
gegeben. Ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der
neu aufgetretenen Wirbelkörperfrakturen ergab sich
nur für eine Subgruppe von Frauen mit besonders
niedriger Knochenmasse. In dieser Gruppe sank das
Risiko von 21 auf 6 %. Die im Nachhinein verlängerte
Studie ergab dann auch in einer nachträglich definierten Risikogruppe einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Wirbelkörperfrakturen.
41
Therapie
Alendronat (Bisphosphonat)
In zwei prospektiven randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien wurde die Wirkung von
Alendronat unter gleichzeitiger Gabe von Calcium und
Vitamin D auf Knochenbrüche untersucht. Bei Frauen
mit niedriger Knochendichte ohne klinisch manifeste
Osteoporose führte die Einnahme von Alendronat
innerhalb von vier Jahren zu einer Reduktion der klinisch unauffälligen Wirbelkörperfrakturen von 3,8 auf
2,1 %. Bei extravertebralen Frakturen nahm das Risiko
von Handgelenksfrakturen in der ersten Substudie (FitStudie) von 4,1 auf 2,2 % ab und bei
Oberschenkelhals-frakturen von 2,2 auf 1,1 %.
Bei steroidinduzierten Osteoporosen bei postmenopausalen
Frauen,
die
mindestens
7,5
mg
Prednisonäquivalent pro Tag einnahmen, konnte ebenfalls durch Alendronat ein signifikanter Effekt auf die
Wirbelkörperfrakturen
nachgewiesen
werden.
Allerdings liegt in Deutschland keine Zulassung für
diese Indikation vor. In der Therapiegruppe sank die
Rate der Wirbelkörperfrakturen auf 4,4 % im Vergleich
zur Plazebogruppe mit 13 %.
Des weiteren wurde der Effekt von Alendronat bei der
Behandlung der Osteoporose des Mannes (n=241)
nachgewiesen. Sämtliche Studienteilnehmer erhielten
42
Therapie
Calcium und Vitamin D. Die Therapiegruppe erhielt
zusätzlich 10 mg Alendronat. In dieser Gruppe stieg
der durchschnittliche Knochenmineralgehalt im Bereich
der LWS um 7,1 %, im Bereich des Oberschenkels um
2,5 % und im Gesamtkörper um etwa 2,0 %. In der
Plazebogruppe stieg der Knochenmineralgehalt im
Bereich der LWS um 1,8 %, während im Bereich des
Schenkelhalses und im Gesamtkörpermineralgehalt
keine signifikante Änderung gefunden werden konnte.
Die Rate der Wirbelkörperfrakturen lag unter
Alendronat bei 0,8 vs. 7,1 % unter Plazebo.
Als Problem bei der Einnahme von Bisphosphonaten
kann sich die Compliance des Patienten erweisen aufgrund der etwas schwierigen Einnahmemodalität. Um
hier eine Verbesserung zu erreichen, wurde eine
Darreichungsform zur einmal wöchentlichen Einnahme
von 70 mg entwickelt. Der Knochenmineralzuwachs im
Bereich der LWS unterscheidet sich dabei nicht von
dem täglichen Einnahmeregime. Es wurden allerdings
weniger schwere, unerwünschte Wirkungen im Bereich
des oberen Gastrointestenaltraktes bei der einmal
wöchentlichen Einnahme gefunden und ein Trend zu
weniger unerwünschten Wirkungen im Bereich der
Speiseröhre (Ösophagus).
Risedronat (Bisphosphonat)
Für den Wirkungsnachweis von Risedronat wurden
zwei randomisierte, plazebokontrollierte und prospektive Blindstudien durchgeführt. In der amerikanischen
Studie erhielten alle 2439 Patienten Calcium und
Vitamin D und die Verumgruppe 5 mg Risedronat pro
Tag für drei Jahre. Die kumulative Inzidenz von neuen
Wirbelkörperfraktu-ren konnte um 41 % und von nicht
vertebralen Frakturen
43
Therapie
um 39 % gesenkt werden. Nach dem ersten Jahr wurde
eine Abnahme der Frakturen um 65 % festgestellt. Die
Knochenmineraldichte nahm im Bereich der LWS um
5,4 vs. 1,1 % in der Kontrollgruppe, im Bereich des
Schenkelhalses um 1,6 vs. - 1,2 % und im
Trochanterbereich um 3,3 vs. - 0,7 %. In der europäischen Untersuchung (n=1226) fanden sich ähnliche
signifikante Ergebnisse. Die unerwünschten, gastrointestinalen Beschwerden waren vergleichbar mit Plazebo
(30% unter Risedronat und mit 27 % unter Plazebo).
Raloxifen (SERM)
Der Wirkungsnachweis der SERMs Raloxifen erfolgte in
einer
multicentrischen,
plazebokontrollierten
Doppelblindstudie an der 7705 postmenopausale
Frauen im Alter bis 80 Jahren mit und ohne vorbestehende Wirbelkörperfrakturen und einem T-Score im
Bereich der LWS von kleiner als - 2,5 teilnahmen.
SERMs = selecitve estrogen receptor modulators = ÖstrogenRezeptor-Agonisten/Antagonisten.
Es handelt sich hierbei um östrogenartige Substanzen, die noch
einige Wirkungen des Östrogens haben, nicht aber dessen
Nebenwirkungen verursachen.
44
Primärer Zielpunkt waren neu aufgetretene Wirbelkörperfrakturen und der Knochenmineralgehalt.
Sekundäre Endprodukte waren nicht-vertebrale
Frakturen, kardiovaskuläre Endpunkte, Brustkrebs,
Wirkung auf den Uterus, Lebensqualität und kognitive
Funktionen. Der Rückgang der symptomatischen
Wirbelkörperfrakturen betrug insgesamt 60 % und der
von multiplen Frakturen bei Frauen ohne vorbestehende
Wirbelkörperfrakturen 82% und bei Frauen mit vorbestehenden Wirbelkörperfrakturen 50 %. Auf nicht-vertebrale
Frakturen hatte Raloxifen keinen
Therapie
signifikanten Einfluss. An unerwünschten Wirkungen
traten bei 1 % der Frauen thromboembolische
Ereignisse auf, eine Rate, die in gleicher Höhe bei der
Hormonersatztherapie gefunden wurde. Weiter traten
Hitzewallungen und gelegentliche Krämpfe in der
Muskulatur auf. Vorzuheben ist jedoch der Effekt auf
das Östrogenrezeptorpositive Mammakarzinom. Hier
fanden sich in der Plazebogruppe nach dreijähriger
Studiendauer 27 Frauen (1,05%) mit einem
Mammakarzinom, während es in der mit Raloxifen
behandelten Gruppe nur 13 Frauen waren (0,25%). Ein
weiterer Vorteil der Raloxifeneinnahme ist insbesondere bei älteren Frauen das Vermeiden von Brustspannen
und von einer fehlenden Stimulation des
Endometriums (Gebärmutter-schleimhaut). Zusätzlich
vermag Raloxifen das Gesamtcholesterin zu senken,
insbesondere das LDL-Cholesterin bei gleichzeitiger
Erhöhung des HDL-Cholesterins.
Kombinierte Therapien
Nach dem bisher Gesagten ergibt sich aus einem
pathophysiologischen
Therapiekonzept
der
Osteoporosen sinnvollerweise eine kombinierte
Therapie, die bestehen sollte aus einem knochenaufbauenden (osteoanabolen) Medikament wie einem
Fluorid. Die so gebildete Matrix sollte mineralisiert
werden durch Calcium und Vitamin D und dessen
Metaboliten (siehe auch Kapitel Vitamin D). Zusätzlich
sollte der Knochenabbau gebremst werden. Hierzu stehen die oben genannten osteklastenhemmenden
Medikamente zur Verfügung. Ein solches Konzept wird
von unserer Gruppe seit Jahren durchgeführt mit guten
Ergebnissen hinsichtlich der Zunahme der
Knochendichte, die zwischen 10 und 15 % pro Jahr
beträgt, bei gleichzeitiger Reduktion der Frakturraten
45
Therapie
einer Größenordnung von etwa 80 %. Fazit: Eine
Kombinationstherapie scheint zu einer deutlich besseren Knochenmineralzuwachsrate zu führen als eine
Monotherapie, was auch von der Pathophysiologie der
Osteoporoseentstehung her zu erklären ist, allerdings
fehlen im Augenblick noch weitere Studien, insbesondere auch Daten zu Frakturraten.
Bewegungstherapeutische Aspekte
Für den sinnvollen Einsatz einer körperlichen
Belastung bei Trainingsprogrammen zur Prävention der
Osteoporose sind besondere Aspekte zu berücksichtigen (Petra Platen 1997)
Trainingsreize sollten insbesondere dort wirksam werden, wo Knochenmasse aufgebaut werden muss, also
in den Bereichen, die am stärksten durch Frakturen
gefährdet sind wie Femur, Wirbelsäule und distaler
Unterarm. Weiterhin müssen die Trainingsreize möglichst kontinuierlich gesteigert werden, um einen knochenwirksamen Effekt zu erzielen und sollten aus diesem Grunde die Alltagsbelastungen deutlich übersteigen. Falls ein solches Bewegungsprogramm unterbrochen wird, gehen die bisher erzielten positiven
Ergebnisse verloren, so dass ein dauerhafter Nutzen
nur durch eine langfristige Bewegungstherapie erzielt
werden kann.
Ein Bewegungsprogramm hat bei niedriger
Ausgangslage der Knochenmasse einen besseren Effekt
als bei höherer. Überträgt man die im Tiermodell
gewonnenen Ergebnisse auf den Menschen, sollten die
Belastungen möglichst dynamischer Natur sein, mit
46
Therapie
Intensität durchgeführt werden und möglichst vielseitige Übungen enthalten. Hieraus folgt, dass nicht
unbedingt die Dauer, sondern vielmehr die Häufigkeit
der Übungen und deren Intensität die knochenanabole Potenz bestimmt. Kurze, intensive Belastungen sind
daher güns-tiger als langandauernde, weniger intensive. So haben Langstreckenläufer mehr Knochenmasse
als Nichtsportler und Sportstudenten und insbesondere Spielsportler wiederum mehr als Langstreckenläufer.
Die besten Knochenmassewerte fanden sich jedoch bei
Kraftsportlern. Diese Ergebnisse sind auch verständlich,
da sich die Knochenmasse immer an die vorhandene
Muskelmasse angleicht. Umgekehrt fand man in zahlreichen Studien, dass Immobilisation nicht nur zu einer
Muskelatrophie, sondern auch zu einer erheblichen
Abnahme des Knochenmineralgehaltes führt. Dieses
gilt sowohl für die Ruhigstellung einzelner
Skelettabschnitte als auch für das gesamte Skelett
durch längere Bettlägerigkeit oder Aufenthalt in der
Schwerelosigkeit. Schon etwa 14 Tage nach
Gipsruhigstellung können Zeichen eines erhöhten
Knochenabbaus im Urin nachgewiesen werden. Auch
während der Weltraumflüge wurden deutliche
Knochenmineralverluste beim Menschen beobachtet,
die bis zu 5 % pro Monat betragen können und damit
einer high-turnover Situation mit erheblichem
Knochenmineralverlust entsprechen.
Bei Frauen in der postmenopausalen Situation treten
gehäuft Frakturen auf. Eine Ursache hierfür ist der
erhöhte Knochenabbau durch den fehlenden Östrogenschutz.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Sturzgefahr zu
aufgrund
einer
geringeren
Muskelkraft,
Gleichgewichts-störungen sowie der schlechten
Koordination und der fehlenden Flexibilität der
47
Therapie
vermindert werden. Dieses kann durch ein regelmäßiges körperliches Training erreicht werden, das zu einer
verbesserten Koordination und Flexibilität sowie einem
verbesserten Gleichgewichtsgefühl und damit zu einer
erhöhten Muskelkraft und Ausdauer führt. Nach
Erreichung einer ausreichenden Bewegungssicherheit
kann zu einer kraftbetonten Gymnastik und einem
dosierten, gezielten Krafttraining an Geräten übergegangen werden. Weiterhin können alle Übungsformen
durchgeführt werden, die die Koordination und
Flexibilität schulen. Dabei sollten jedoch Sportarten
mit erhöhtem Sturzrisiko wie z.B. Radfahren, In-lineSkaten und Reiten bei fehlender Übung nicht mehr
betrieben werden.
Weitere Informationen zu diesem Thema entnehmen
Sie bitte dem ausführlichen Kapitel Bewegung.
48
Operative Maßnahmen
Operative Maßnahmen
In manchen Fällen muss bei Osteoporose auch eine
Operation in Erwägung gezogen werden, wie zum
Beispiel das Einsetzen von künstlichen Gelenken in
Knie oder Hüfte.
Bis heute hat sich nicht beweisen lassen, dass künstliche Gelenke bei Patienten mit Osteoporose schlechter
einheilen und sich früher lockern als bei Patienten, die
nicht an Osteoporose erkrankt sind.
Im Falle eines Oberschenkelhalsbruchs besteht die
bewährte operative Maßnahme darin, den gebrochenen
Knochen zu nageln oder ein künstliches Gelenk zu
implantieren.
Kyphoplastie / Vertebroplastie
Erleiden gesunde Menschen bei einem Unfall
Wirbelbrüche, verhindern operative Maßnahmen, dass
als Unfallfolge das Rückenmark verletzt wird und
Lähmungserscheinungen auftreten. Treten hingegen
Wirbelbrüche bei Patienten mit Osteoprose auf, bedrohen diese das Rückenmark in der Regel nicht. Ein einzelner osteoporotischer Wirbelbruch oder evtl. mehrere
bewirken sehr starke Schmerzen. Darüber hinaus kann
es langfristig zu einer Verformung der Wirbelsäule
kommen. Es gibt jedoch neuerdings ein Verfahren, bei
dem mittels Kanüle Knochenzement in den
Wirbelkörper eingespritzt wird.
49
Operative Maßnahmen
Unter einer Kyphoplastie versteht man die
Stabilisierung eines schmerzhaft eingebrochenen
Wirbelkörpers mit einem Knochenzement, wobei der
Knochenzement entweder aus einem Kunststoff oder
aus einem sogenannten Biozement bestehen kann. Es
werden 2 Arbeitskanülen durch die Haut in den eingebrochenen Wirbelkörper vorgeschoben und durch diese
Arbeitskanülen jeweils ein Ballonkatheter in den
Wirbelkörper eingebracht. Die Ballons werden unter
Röntgenkontrolle mit einer röntgendichten Flüssigkeit
unter Druck aufgefüllt und schaffen dadurch in dem
eingebrochenen Wirbelkörper einen Hohlraum.
Schematische
Darstellung einer
Kyphoplastie
50
Dann werden die Ballons wieder entfernt, die geschaffenen beiden Hohlräume bleiben wegen der Lagerung
des in Vollnarkose liegenden Patienten auf dem Bauch
bestehen. In diese Hohlräume wird dann das visköse
Zementmaterial mit geringem Druck eingefüllt.
Dadurch wird der geschaffene Hohlraum gefüllt. Der
Zement erstarrt in wenigen Minuten und wenige
Stunden nach dem Eingriff kann der Patienten wieder
aufstehen. Das Verfahren darf nicht mit der
Vertebroplastie verwechselt werden, wobei nur
Kanülen in die eingebrochenen Wirbelkörper eingestochen werden und dann unter recht hohem Druck ein
sehr dünnflüssiger Kunststoffzement in
Operative Maßnahmen
den Wirbelkörper gespritzt wird. Der hohe Druck ist
erforderlich, damit überhaupt der noch dünnflüssige
Kunststoff in den zusammengebrochenen Wirbelkörper
eingebracht werden kann. Da sich der Zement unkontrolliert in dem Wirbelkörper verteilt, gibt es bei der
Vertebroplastie auch mehr Komplikationen, in dem
Zement aus dem Wirbelkörper austritt, was natürlich
nicht gewünscht ist.
Eine Kyphoplastie kann sowohl bei frischen als auch
bei älteren Wirbelkörperfrakturen durchgeführt werden
und erfolgreich im Sinne einer Schmerzlinderung sein.
Hinweis:
Kyphoplastie ist ein neues chirurgisches Verfahren. Es
werden derzeit in Deutschland auf fünf Jahre angelegte Studien durchgeführt.
51
Osteoporose beim Mann
Osteoporose beim Mann
Professor Dr. med.
Thomas von Holst, Heidelberg
Noch vor wenigen Jahren waren Männer regelrecht
schockiert, wenn bei ihnen eine Osteoporose festgestellt wurde. Sie lebten in dem Glauben, dass dies eine
Krankheit sei, die nur alte Frauen betrifft. Manche
junge Männer, bei denen eine Osteoporose auftrat, fühlten sich geradezu beleidigt. Es war mit
ihrem Weltbild nicht vereinbar, dass sie trotz ihrer
jugendlich-männlichen,
dynamischen
Lebensführung an einer Krankheit leiden sollten,
die als "Alte-Weiber-Krankheit" verschrien war.
25 % aller
Osteoporosepatienten sind
Männer
52
Inzwischen ist bekannt, dass etwa 25 % aller
Patienten mit Osteoporose männlich sind. Es ist
mehr und mehr wahrzunehmen, dass auch die im
Alter
gehäuft
auftretenden
Oberschenkelhalsbrüche bei einem großen Teil der
betroffenen Männer durch Osteoporose mitverursacht
werden.
Früher
galt
der
Oberschenkelhalsbruch des alten Mannes als schicksalhaft entstanden - heute weiß man, dass sich dahinter
eine Osteoporose verbirgt.
Natürlich ist die Anzahl der Männer, die in das Alter
kommen, in dem sich eine Osteoporose entwickelt,
geringer als die der Frauen. Dies liegt alleine schon an
der kürzeren Lebenserwartung der Männer, was
anhand der bundesdeutschen Bevölkerungsstatistik
deutlich wird: Wenn Frauen älter als 70 sind, leben
mehr als 50 Prozent von ihnen als Witwen. Sie leben
durchschnittlich sieben bis zehn Jahre länger als
Osteoporose beim Mann
Ursachen
Bei der einen Hälfte aller an Osteoporose erkrankten
Männer
lässt
sich
zum
Zeitpunkt
des
Krankheitseintrittes die Ursache nicht mehr feststellen.
Auch bei Frauen ist der Anteil derer sehr groß, bei
denen beim ersten osteoporotischen Knochenbruch die
Gründe für den Knochenschwund im einzelnen nicht
mehr nachgewiesen werden können. Theoretisch sind
zwar viele Ursachen bekannt, die zum Verlust an
Knochensubstanz geführt haben können. Wenn es
aber erst einmal zu Knochenbrüchen gekommen ist,
sind diese häufig nicht mehr erkennbar.
Bei der anderen Hälfte aller Männer werden auch im
hohen Alter Ursachen für die festzustellende
Osteoporose gefunden. Hier gibt es eine Vielfalt von
Faktoren, die beim Mann zur Entstehung dieser
Krankheit beitragen können: der schleichende Mangel
am Sexualhormon Testosteron sowie Rauchen und ein
hoher Alkoholkonsum sind unter anderem
Risikofaktoren, die zur Entstehung der Osteoporose
beitragen. Dies darf jedoch nicht zu der Annahme verleiten, jeder an Osteoporose leidende Mensch trage
Mitschuld am Ausbruch seiner Krankheit.
53
Funktionstraining
Funktionstraining ist bei
Osteoporose unerlässlich !
Osteoporose Funktionstraining des
Bundesselbsthilfeverbandes
für Osteoporose e.V. bedeutet:
54
·
gezieltes Training für Osteoporose-Betroffene auch im Wasser
·
Einsatz von sportlichen Hilfsmitteln
·
Qualität des Angebotes durch geschulte
ÜbungsleiterInnen
·
individuelle Betreuung durch ständige Kontrolle
der Übungen
·
Verringerung von Schmerzen
·
Förderung der Beweglichkeit
·
Gleichgewichtstraining
·
Vermeidung von Stürzen
·
mehr Spaß am Training durch die Gruppe
Funktionstraining
Gymnastik ist genauso wichtig, wie die Einnahme
von Medikamenten - was wissenschaftlich erwiesen
ist.
Ständige fachliche Kontrolle der Übungen - was bei
Übungen ausschließlich zu Hause nicht sicher gestellt
werden kann - ist unbedingt notwendig. Die
Vermeidung von Sturzgefahr - lebensnotwendig für
Osteoporose-Patienten - wird im Funktionstraining
praktiziert. Ebenso sind die gezielten, individuell abgestimmten Osteopo-roseübungen gemäß dem persönlichen
Krankheitsstatus
wichtig,
was
im
Funktionstraining gewährleistet wird.
Und nicht zuletzt sind die fachlich ausgebildeten
Osteoporose-Übungsleiter notwendig, die kontinuierlich durch den Bundesselbsthilfeverband für
Osteoporose geschult werden.
Die Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe bietet in der Regel
1 x wöchentlich Funktionstraining an. Falls die regionalen Möglichkeiten es zulassen, wird zusätzlich
W
a
s
s
e
r
gymnastik angeboten.
D i e
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
Kirchfeldstr. 149
40215 Düsseldorf
Telefon 0211 - 319165
Telefax 0211 - 332202
[email protected]
www.bfo-aktuell.de
Adresse sowie Ansprechpartner der Ihnen nächstgelegenen Selbsthilfegruppe erfahren Sie in der Geschäftsstelle des
55
Funktionstraining
Praktische Übungen
Einige Übungen, die Sie auch zu Hause durchführen
können, möchten wir Ihnen nachfolgend aufzeigen.
Wir empfehlen, diese Übungen mit Ihrem Übungsleiter
oder Therapeuten vorab zu besprechen.
Schmerzlinderung
1. Stufenbettlagerung
Die Beine auf einen Schaumstoffblock, Sessel oder
eine leere Getränkekiste legen. Kopf mit einem Kissen
unterstützen.
Dauer: etwa 15 - 20
Minuten
Ziel:
Entlastung der
Lendenwirbelsäule
Achtung:
Variante:
56
Die Beine nur so hoch legen, dass keine
Schmerzen entstehen.
Keilkissen oder gefaltete Decke unter das
Gesäß legen.
Funktionstraining
2. Lockerungsübung
Möglichst in zügigem Tempo abwechselnd den rechten und linken Fuß nach unten herausschieben.
Dauer: etwa eine Minute
Ziel:
Lockerung der
Wirbelsäule
Variante:
Die Beine anstellen, dann die
Beckenkämme abwechselnd
nach unten schieben.
3. Lockerungsübung
Die Knie werden abwechselnd nach rechts und links
gekippt, erst ist die Bewegung klein, dann wird sie
langsam größer.
Dauer: eine bis mehrere
Minuten
Ziel:
Lockerung und
Entspannung des
Rückens
Achtung:
Handtuchrolle quer unter die
Lendenwirbelsäule legen. Die
Knie müssen nicht
den Boden berühren.
57
Funktionstraining
Muskeldehnung
1. Untere Rückenmuskeldehnung
Die Beine nacheinander anstellen und dann Richtung
Bauch ziehen.
Dauer: 10 - 30 Sekunden
pro
Übung, 3 x wiederholen
Ziel:
Dehnung der unteren
Rückenmuskulatur
Achtung:
Schmerzgrenze beachten, der
Kopf bleibt liegen.
2. Hintere Oberschenkelmuskeldehnung
Mit beiden Händen (oder zusätzlich mit einem
Handtuch) das nach
Möglichkeit gestreckte Bein,
Richtung Bauch ziehen.
Dauer: 10 - 30 Sekunden
pro
Übung, jede Seite 3
x
wiederholen
Ziel:
Dehnung der
Muskeln auf der
Oberschenkelrückseite (dort verläuft auch der
Ischiasnerv)
58
Funktionstraining
3. Vordere Oberschenkelmuskeldehnung
Mit Hand (Handtuch) den Knöchel umfassen, die
Ferse wird Richtung Gesäß gezogen.
Dauer: 10 - 30 Sekunden pro
Übung, jede
Seite 3 x wiederholen
Ziel: Dehnung der vorderen Oberschenkelmuskulatur
Achtung:
Mit der anderen Hand an der Wand festhalten. Bei Beschwerden in der
Lendenwirbelsäule die Bauchmuskeln
anspannen.
4. Wadenmuskeldehnung
Mit dem Gesicht zur Wand, in
Schrittstellung das vordere Knie beugen,
das hintere Knie strecken. Das Gewicht
auf das fordere Knie verlagern, mit den
Händen an der Wand abstützen.
Dauer: 10 - 30 Sekunden pro Übung,
jede
Seite 3 x wiederholen
Ziel: Dehnung des Wadenmuskels
Achtung:
Die Ferse des hinteren gestreckten Beines
bleibt immer am Boden.
59
Funktionstraining
5. Brustmuskeldehnung
In Seitenlage beide Knie Richtung Bauch ziehen. Dann wird
der obere Arm langsam nach
hinten oben gestreckt, bis Sie
eine Dehnung spüren.
Dauer: 10 - 30 Sekunden
pro Übung, jede
Seite 3 x wiederholen
Ziel: Dehnung des
großen
Brustmuskels, der bei
gebeugter Haltung
schnell zur Verkürzung neigt
6. Seitliche Nackenmuskeldehnung
Der Kopf wird zu einer Seite geneigt,
zum Beispiel nach links. Der rechte Arm
zieht gestreckt Richtung Boden, evtl.
kann der rechte Handrücken hochgezogen werden.
Dauer:
len
Ziel:
60
10 - 30 Sekunden pro Übung,
jede Seite 3 x wiederhoDehnung der seitlichen
Nackenmuskulatur, wichtig bei
Beschwerden im Schulter- und
Nackenbereich
Funktionstraining
Muskelkräftigung
1. Rückenmuskelkräftigung
Das Gesäß und den Rücken
langsam in Höhe der Schulterblätter heben, Kopf und Hals
strecken, Arme nach außen
gedreht fest in die Unterlage
drücken. Langsam wieder
Wirbel für Wirbel absenken.
Dauer: 5 - 12 x wiederholen
Ziel: Kräftigung der hinteren
Beinund
Rückenmusk e l n ,
einschließlich der
Gesäßmuskulatur
Achtung: Die Lendenwirbelsäule sanft ein und wieder abrollen. Bei
Schmerzen pausieren.
2. Schräge
Bauchmuskelkräftigung
Rückenlage, Hand und Knie der
Gegenseite, zum Beispiel linke
Hand und rechtes Knie, versuchen sich gegenseitig wegzuschieben. Das andere Bein bleibt
lang gestreckt und der Arm
streckt sich nach hinten auf den
Boden.
Dauer: 5 - 10 Sekunden pro Übung, jede Seite 5 x wiederholen
61
Funktionstraining
3. Beinmuskelkräftigung
Auf einem Bein stehend, den Igelball mit dem anderen Fuß rollen (kreisen, Zahlen schreiben
etc.)
Dauer: 1 - 2 Minuten pro Seite, 3 x
wiederholen
Ziel:
Kräftigung der Beinmuskulatur
sowie Schulung des
Gleichgewichtes
Muskelentspannung
1. Eigenmassage in verspannten
Bereichen
Mit dem Igelball können schmerzende Muskelabschnitte mit kreisenden Bewegungen in Längs- und
Querrichtung massiert werden.
Dauer: je nach Empfindung
Ziel:
Durchblutungsförderung,
Muskelentspannung
62
Funktionstraining
Sitzhaltung
1. Passive und aktive Sitzhaltung
1a. Bei der passiven Haltung lässt man
sich hängen, das führt zur
Verkürzung
bestimmter Muskelgruppen und
erhöhter Druckbelastung der
Wirbelsäule.
1b. Bei der aktiven Sitzhaltung werden
die Lendenwirbelsäule und der Nacken
gestreckt, der Brustkorb aufgerichtet.
Beine leicht spreizen und
Oberschenkel leicht nach unten
abfallend aufstellen. Sitzhilfen
wie zum
Beispiel Keilkissen
und Ballkissen
benutzen.
Dauer:
Die aktive Sitzhaltung sollte mehrmals am
Tag bewusst für einige Minuten eingenommen werden.
63
Sturzprophylaxe
Sturzprophylaxe
Jeder Sturz ist eine Gefahr
Geben Sie Stoperfallen keine Chance !
Laut Statistik nimmt das Sturzrisiko jenseits des 75.
Lebensjahres stark zu. Jeder Sturz birgt die Gefahr
eines Knochenbruchs. Sie sollten sich darauf einstellen
und wo die Möglichkeit besteht, Gefahrenquellen vermeiden bzw. beseitigen.
Die Gefahr von Knochenbrüchen steigt für
Osteoporose-Betroffene stark an. Rund 80.000
Oberschenkelhals-brüche treten jedes Jahr auf, und
wer um die mögliche Lebensbedrohlichkeit einer solchen Verletzung weiß, sollte alles unternehmen, solchen Brüche so gut es geht vorzubeugen.
Idealerweise sollte man Stürze vermeiden, was natürlich ein frommer Wunsch ist und leider nie ausgeschlossen werden kann. Aber unter Umständen kann
man das Vermeiden von Stürzen trainieren. Aber
Sturzvermeidung bei Osteoporose hat nichts mit
Stürzen zu tun. Man bringt den Betroffenen nicht, wie
es der Name vermuten ließe, das richte Hinfallen bei.
Dieses Vorgehen wäre auch nicht ratsam, da das
Frakturrisiko
viel
zu
hoch
ist.
64
Sturzprophylaxe
Das Sturzvermeidungstraining soll dazu dienen, die
bestehenden Körperfunktionen so zu trainieren, dass
man im entscheidenden Moment richtig und rechtzeitig auf die Gefahren eines Sturzes reagieren und einem
Hinfallen adäquat begegnen und evtl. entgehen kann.
Um "richtig" üben zu können, muss man sich zuerst
einmal bewusst werden, welche körperlichen Aktionen
und Funktionen angesprochen werden, wenn es zu
einer Sturzsituation kommt.
Im folgenden sollen die drei wichtigsten Faktoren
genannt werden.
65
Sturzprophylaxe
1. Schulung der Koordination
Ein Ausrutschen oder Stolpern bedeutet, kurzzeitig die
Kontrolle über die Bewegung zu verlieren.
Gleichgewicht,
Raumorientierung
und
die
Bewegungskoppelung, also die geordnete Abfolge des
Bewegungsablaufs, gehen verloren. Durch schnelles
Reagieren und gezielte Gegen-bewegungen kann versucht werden, den Sturz zu verhindern oder ihn kontrolliert abzufangen.
Grundsätzlich handelt es sich hierbei um koordinative
Fähigkeiten, die den Verlauf eines Sturzes beeinflussen,
also das gezielte Zusammenspiel des NervenMuskelsystems. Hier spielen unter anderem folgende
Komponenten der Koordination eine tragende Rolle:
·
·
·
Gleichgewichtsfähigkeit
Reaktionsfähigkeit
Orientierungsfähigkeit
2. Schulung der Flexibilität (Beweglichkeit)
Die Flexibilität ist ebenfalls eine wichtige Größe in der
Sturzvermeidung. Eine gute Beweglichkeit von Muskulatur und Gelenken hat präventiven Charakter, denn
wer beweglich ist läuft nicht Gefahr, sich durch plumpe, unbeholfene Aktionen oder Reaktionen zu verletzen. Denn leider passiert es allzu oft, dass bei Stürzen
oder Ausrutschern Muskeln oder Gelenke zu weit
bewegt oder durchgestreckt und in der Folge überdehnt werden. Muskelzerrungen oder -risse und
Kapsel-/Bandverlet-zungen bleiben dann nicht aus.
66
Sturzprophylaxe
3. Training der Kraft
Der letzte wichtige Faktor - die Kraft - kann einen
Sturz zwar nicht unbedingt vermeiden, die Folgen
eines Sturzes können aber sinnvoll verringert werden.
Durch gezieltes Krafttraining wird der muskuläre
Panzer (Polsterung) gestärkt und die Knochen werden
wieder etwas stabiler. Damit kann erreicht werden, dass
sie nicht beim kleinsten Trauma zu brechen drohen.
Diese Aufgabe liegt zwar überwiegend in einem AntiOsteoporosetraining, einzelne Inhalte sollten aber auch
in einem Sturzvermei-dungstraining auftauchen.
Da nun bekannt ist, welche Fähigkeiten wir als wirkungsvolles Sturzvermeidungstraining üben müssen,
fehlen nur noch die Übungen selbst.
Das vorstehende kleine Übungsprogramm kann als
Grundlage zum täglichen Heimtraining dienen.
Allgemeine Hinweise:
1.
Machen Sie nur die Übungen, die Ihnen gut
tun.
2.
Überfordern Sie sich nicht bei der ersten
Übungseinheit
3.
Üben Sie am besten täglich.
67
Sturzprophylaxe
Tipps zur Vermeidung von Gefahrenquellen im Alltag
è Befestigen Sie Fußmatten, lose Teppiche und
Brücken
è Sichern Sie Telefonkabel, Verlängerungsschnüre,
Stehlampen
è Benutzen Sie rutschfeste Matten für Bad und
Dusche
è Tragen Sie festes Schuhwerk
è Benutzen Sie bei Schnee und Glatteis
Schneeketten unter den Schuhen
è Verbessern Sie Seh- und Hörkraft mit der richtigen Brille oder einem Hörgerät
è Optimieren Sie Ihre Blutdruckeinstellung
è Vermeiden Sie Schlaf- und Beruhigungsmittel
è Trainieren Sie Ihren Kreislauf und Ihr
Gleichgewicht
68
Basisinformationen
Ernährung
Ist Kalziummangel für die Entstehung einer
Osteoporose verantwortlich ?
Wie kann der Osteoporose vorgebeugt werden ?
Wie sollte man sich ernähren ?
Kalziumstoffwechsel
Kalzium ist im menschlichen Körper der mengenmäßig
häufigste Mineralstoff. 99 Prozent (entspricht ca.
einem Kilogramm) des Kalziumbestandes werden in die
Knochen eingelagert.
Der Kalziumbestand in den Knochen beträgt bei
Frauen 800 Gramm und Bei Männern 1000 Gramm.
Sven-David Müller
1. Vorsitzender Verein
zur Förderung der
gesunden Ernährung
und Diätetik (VFED)
e.V. Morillenkamp 27
52074 Aachen
Telefon 0241 - 507300
Telefax 0241 - 507311
Kalzium ist für die Knochenfestigkeit verantwortlich
und dient der Aufrechterhaltung der Nerven- und
Muskel-erregbarkeit.
Da die Reizleitung von Nerven und Muskeln für den
Organismus lebenswichtig ist, greift der Körper bei
unzureichender Kalziumzufuhr über die Nahrung auf
die Knochenreserven zurück. Der Kalziumgehalt im
Blut wird in engen Grenzen reguliert.
Kalzium wird mit der Nahrung, hauptsächlich über
Milch und Milchprodukte, zugeführt und im
Dünndarm aufgenommen. Vielfältige Faktoren fördern
oder hemmen die Kalziumaufnahme aus dem Darm ins
Blut. Das aufgenommene Kalzium wird nie hundertprozentig ins Blut überführt. Nur 20 bis 40 Prozent des
aufgenommenen Kalziums gelangen tatsächlich ins
Blut. Der Rest wird mit Stuhl und Urin ausgeschieden.
69
Basisinformationen
Der Körper hat zwei Möglichkeiten, Kalzium in das
Blut aufzunehmen. Ernähren wir uns kalziumreich,
wird das Kalzium auf einfachem Wege aufgenommen.
Bei kalziumarmer Ernährung ist die Aufnahme
hauptsächlich
über
komplizierte
TransportMechanismen möglich. Nach der Aufnahme ins Blut
wird Kalzium zum Bedarfsort transportiert.
Liegt die Kalziumzufuhr über dem Kalziumbedarf, wird
der Überschuss über die Nieren und den Darm ausgeschieden.
Wer sehr viel Eiweiß, Alkohol oder Koffein aufnimmt,
scheidet auch viel Kalzium mit dem Urin aus.
Knochenstoffwechsel
Das menschliche Skelett ist ein lebendiges Gewebe, das
sich natürlicherweise in ständigem Auf- und Abbau
befindet.
Es gibt zwei Arten von Knochenzellen, die Osteoklasten
und die Osteblasten. Während die Osteoklasten
Knochengewebe fressen, siedeln sich die Osteoblasten
an den zuvor gefressenen Bereichen an und ersetzen
das fehlende Knochengewebe. Die größtmögliche
Knochenmasse ist mit etwa 30 Jahren erreicht. Daher
sollte insbesondere im Kindesalter, in der Jugend und
im frühen Erwachsenenalter reichlich Kalzium aufgenommen werden. Im Alter überwiegt der
Knochenabbau durch Osteoklasten. Damit werden
auch mehr Mineralien (insbesondere Kalzium) aus den
Knochen freigesetzt.
Fluoride aktivieren die Osteoblasten und steigern
dadurch die Knochenmasse. Verwenden Sie ausschließlich Salz mit Fluorid (z. B. fluoridiertes Jodsalz).
70
Basisinformationen
Hormonelle Regulation des Kalziumstoffwechsels
Drei Hormone greifen in den Knochenstoffwechsel ein.
Das Parathormon wird freigesetzt, wenn der Kalziumspiegel im Blut zu niedrig ist. Parathormon aktiviert die
Osteoklasten und setzt so Kalzium aus den Knochen
frei.
Parathormon
sorgt
dafür,
das
die
Kalziumausscheidung über die Nieren gedrosselt wird.
Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons. Es
wird ausgeschüttet, wenn der Blutkalziumspiegel zu
hoch ist. Calcitonin hemmt die Osteoklasten und damit
die Kalziumzufuhr aus den Knochen in das Blut.
Calcitonin sorgt zeitgleich auch dafür, das ein
Kaliumüberschuss über die Nieren ausgeschieden wird.
Vitamin-D wird in der Leber und den Nieren in seine
Hormonform umgewandelt. Es sorgt wie das
Parathormon
für
eine
Erhöhung
des
Blutkalziumspiegels.
Vitamin-D
steigert
die
Kalziumaufnahme aus dem Darm.
Regelkreis des Kalzium-Haushaltes
Parathormon erhöht die Kalziumfreisetzung aus den
Knochen.
Aktives
Vitamin-D
erhöht
die
Kalziumaufnahme aus dem Darm. Beide Hormone
erhöhen
das
Blutkalzium.
Calcitonin hemmt die Kalziumfreisetzung aus dem
Knochen. Calcitonin erniedrigt das Blutkalzium.
Kalzium
Eine kalziumreiche Ernährung ist Grundlage
der optimalen Knochenbildung und dient
damit
auch
gleichzeitig
der
Osteoporoseprophylaxe. Mit Kalzium kann
der Osteoporose vorgebeugt werden.
71
Eine Behandlung der Osteoporose allein mit
Basisinformationen
Kalziumaufnahme
Das mit der Nahrung in den Darm gelangende
Kalzium wird nicht vollständig in das Blut aufgenommen. Es gibt viele Faktoren, die die Kalziumaufnahme
positiv oder negativ beeinflussen können.
Zur Kalziumbedarfsdeckung kann jedwede Quelle herangezogen werden.
Es ist völlig unerheblich, ob das aufgenommene
Kalzium aus natürlichen Lebensmitteln oder Tabletten
stammt. Die industriell gefertigten Produkte nutzen
die aufnahmefördernden Effekte bestimmter Stoffe.
Kalziumaufnahme
fördernd
Kalziumaufnahme
hemmend
Vitamin D
Vitamin C
Vitamin K
Milchzucker
Phosphor
Phytin
Oxalsäure
isolierte
Ballaststoffe
Kalziumausscheidun
g
fördernd
Kochsalz
Eiweiß
Förderung der Kalziumaufnahme
Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel sind selten.
Besonders viel Vitamin-D enthalten:
Butter, Margarine, Hühnereier (insbesondere
Eigelb), Seefisch (insbesondere Hering) und
Lachs.
72
Die wichtigste Quelle des Vitamin D ist dessen Bildung in unserer Haut, die aber nur
unter der Einwirkung von Sonnenlicht
erfolgt. Der Körper ist in der Lage, aktives Vitamin-D
aus körpereigenen Vorstufen (Cholesterin) herzustellen.
Basisinformationen
Für die Umwandlung dieser Vorstufen sind die UVStrahlen des Sonnenlichtes notwendig. Daher sollte
zur Osteoporoseprophylaxe die tägliche
Sonnenbestrahlung der Haut gewährleistet sein.
Bei vorliegender Osteoporose oder bei Vitamin-DMangel werden häufig Vitamin-D-Präparate vom
Arzt verordnet. Bei Kleinkindern wird eine
Vitamin-D-Prophylaxe obligatorisch durchgeführt, um Rachitis (Knochenerweichung)
zu vermeiden.
Säuren, z.B. aus Fruchtsäften, Vitamin C
(Ascorbinsäure) oder Sauermilchprodukte, fördern die Kalziumaufnahme aus dem Darm ins
Blut. Kalzium aus gesäuerten Milchprodukten (zum
Beispiel Joghurt, Dickmilch oder Kefir) und Käse wird
in der Regel besser aufgenommen als aus Trinkmilch.
Der Milchzucker in Milchprodukten erhöht zusätzlich
die Kalziumaufnahme. Ein ähnlicher Effekt lässt sich
auch mit Vitamin C erreichen. Es ist sinnvoll, zu kalziumreichen Mahlzeiten zum Beispiel ein Glas Orangenoder Johannisbeersaft zu trinken, da dieser reichlich
Vitamin C enthält. Die zusätzliche Einnahme von
Vitamin C-Präparaten ist nicht erforderlich.
Kalziumangerei-cherte Fruchtsäfte liefern dem
Körper bestens verfügbares Kalzium und sind
deshalb empfehlenswert.
Vitamin K hemmt die Kalziumausscheidung
über die Nieren und hilft so, den Kalziumbestand
des Körpers zu erhalten. Wer täglich Obst und
Gemüse isst, nimmt ausreichend Vitamin K auf.
Besonders viel Vitamin K ist in Sauerkraut, Blumenkohl
und Rosenkohl enthalten. Eine Einnahme von VitaminK-Präparaten ist bei einer ausreichenden Zufuhr von
Obst und Gemüse in der Regel nicht notwendig.
73
Basisinformationen
Hemmung der Kalziumaufnahme
Phosphor bzw. Phosphat hemmt durch einen komplizierten Mechanismus die Kalziumaufnahme aus dem
Darm. Extrem phosphorreiche Nahrungsmittel (siehe
Tabelle) sollten nicht zu oft und in großen Mengen
gegessen werden.
Die Verwertbarkeit von Kalzium für den Körper wird
auch von dem Verhältnis von Phosphor und Kalzium in
der Nahrung beeinflusst. Das Verhältnis Kalzium zu
Phosphor im Knochen beträgt 1 zu 2.
Phosphorreiche Nahrungsmittel
Schmelzkäse
Fleisch
Innereien
Sojaprodukte
Fertiggerichte mit Phosphatzusätzen
Kochkäse
Wurstwaren mit Phosphat als Zusatzstoff
Würstchen
Colagetränke
Hülsenfrüchte
Für die Zusammensetzung der Nahrung wird ein
Verhältnis von mindestens 1 zu 1 angestrebt.
Sauermilchkäse (zum Beispiel Harzer Käse), Quark,
Frischkäse und Hüttenkäse eignen sich aufgrund ihres
ungünstigen Phosphor-Kalzium-Verhältnisses weniger
für eine kalziumoptimierte Ernährung.
Bitte beachten Sie: Quark ist zur alleinigen
Kalziumbedarfsdeckung nicht geeignet !
74
Basisinformationen
Phytin
Phytin ist ein pflanzlicher Stoff, der vor allem in faserstoffreichen (ballaststoffreichen) Nahrungsmitteln,
zum Beispiel Getreide, vorkommt. Die Randschichten
(zum Beispiel Kleie) von Getreidekörnern sind extrem
phytinreich. Roggen enthält mehr Phytin als andere
Gersten-sorten.
Phytin hemmt die Kalziumaufnahme, indem es mit
Kalzium eine unlösliche Verbindung eingeht.
Phytinreiche Lebensmittel sind aus frischem Getreide
zubereitete Müslis und Frischkornbreie.
Im Gegensatz zu Frischkornbrei oder Frischkornmüsli
sind Haferflocken keine "Kalziumfänger". Wird das
Getreide aus Brot verarbeitet, wird der Phytin-KalziumKomplex dagegen wieder gelöst. Das Kalzium ist dann
für den Körper wieder verwertbar. Phytin wird prinzipiell durch Erhitzung inaktiviert.
Oxalsäure
Ähnliches passiert bei der zeitgleichen Aufnahme von
Kalzium und Oxalsäure. Oxalsäure bindet das Kalzium
fest an sich, sodass es vom Körper nicht aufgenommen werden kann. Osteoporose Patienten sollten oxalsäurehaltige Lebensmittel (siehe Tabelle) nicht zu häufig essen.
Oxalsäurehaltige Nahrungsmittel
Kakao
Schokolade
Rhabarber
Mangold
Spinat
Rote Rüben
75
Basisinformationen
Weitere Störfaktoren
Da Koffein die Kalziumausscheidung über die Nieren
fördert, sollten täglich nicht mehr als vier Tassen
Kaffee getrunken werden.
Die Einnahme von Eiweißkonzentraten, wie sie insbesondere in Fitnessstudios empfohlen werden, sorgt für
einen verstärkten Kalziumverlust über die Nieren.
Achtung:
Fast-Food ist Gift für die Knochen
Der tägliche Genuss (?) von Fast-Food, Fertiggerichten
und Softdrinks hemmt durch massive Anlieferung von
Phosphat und anderen "Kalziumräubern" die Kalziumaufnahme aus dem Darm in das Blut.
Übergewicht
Übergewicht trainiert die Knochen, belastet aber die Gelenke und hat
andere Risiken (Bluthochdruck, Diabetes mellitus usw.). Übergewichtige
sollten aus diesen Gründen ihr Gewicht reduzieren. Das Körpergewicht sollte dem so genannten Normalgewicht angenähert werden.
Normalgewichtsberechnung:
Körpergröße in Zentimeter
Minus 100 = Normalgewicht in Kilogramm
Heute wird in der Regel der Body-Mass-Index (BMI)
zur Bewertung des Körpergewichtes herangezogen. Er
berechnet sich aus dem Körpergewicht, das durch die
Körperlänge in Metern zum Quadrat geteilt wird. Das
Ergebnis ist der BMI, der zwischen 19 und 28 normal
ist. Unter 19 liegt Untergewicht und über 28 Übergewicht vor.
Körpergewicht: Körperlänge in Metern = BMI
76
Basisinformationen
Die Gewichtsabnahme sollte langsam erfolgen. Auch
bei einer Kalorienzufuhr von 1.600 Kilokalorien (siehe
Plan) ist es möglich, ausreichend Kalzium aufzunehmen, da beispielsweise magerer Käse mehr Kalzium
enthält als fetter Käse. Zur Erhaltung der Muskulatur
und der Knochenstruktur ist regelmäßige Bewegung
angezeigt. Die mechanische Bewegung bei sportlicher
Aktivität regt den Knochenstoffwechsel und damit die
Knochenneu-bildung an.
Milchzuckerunverträglichkeit
Circa 5 bis 10 Prozent der deutschen Bevölkerung vertragen keine Milch und Milchprodukte. Grund für diese
Unverträglichkeit ist, dass der in Milchprodukten enthaltene Milchzucker (Laktose) nicht aufgespalten werden kann. Dies liegt in einem Enzymmangel
(Laktosemangel) begründet. Betroffene leiden nach
"Milchgenuß" unter Bauchschmerzen, Blähungen und
Durchfällen.
Die wirkungsvollste Therapie ist die Meidung von Milch
und Milchprodukten. Gesäuerte Milchprodukte werden
häufig vertragen, da sie weniger Milchzucker enthalten. Patienten mit Milchzuckerunverträglichkeit sind
auf die Gabe von Kalzium in Form von Tabletten oder
angereicherten Säften angewiesen.
Eine Broschüre zum Thema "Milchzuckerunverträglichkeit" gibt der VFED e.V. heraus und kann gegen eine
Gebühr von EUR 1,50 in Briefmarken angefordert werden:
VFED e.V.
Morillenkamp 27
52074 Aachen
77
Basisinformationen
Milcheiweißallergie
Weit seltener als die Milchzuckerunverträglichkeit ist
die Milcheiweißallergie. Bei der Milcheiweißallergie
müssen lebenslang alle milcheiweißhaltigen
Lebensmittel strengstens gemieden werden.
In diesem Fall müssen zur Sicherung der
Kalziumversor-gung Alternativen ausgewiesen werden,
wie beispielsweise Kalzium zusätzlich in kalziumreichen
Mineralwäs-sern, Fruchtsäften, in Tablettenform o.ä.
zu sich zu nehmen.
Kann man auch durch eine kalziumbewusste
Ernährung zuviel Kalzium aufnehmen ?
Nein. Eine Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose)
ist niemals auf eine kalziumreiche Ernährung zurückzuführen.
78
Ernährungstabellen
Kalzium- und Phosphat-Gehalt ausgewählter
Lebensmittel
Das Verhältnis von Kalzium zu Phosphat sollte 1 : 1,
höchstens 1 : 1,5 betragen.
Milch- und Milchprodukte
Vollmilch
(fettarme und entrahmte Milch)
Dickmilch und Kefir
Buttermilch
Schlagsahne
Saure Sahne
Schmand 24 % Fettgehalt
Joghurt (fettarm)
Phosphat
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Kalzium (mg)
Der tägliche Kalziumbedarf bei Osteoporose Patienten sollte mindestens 1200 mg betragen.
120 100
130
110
90
110
100
20
100
80
70
90
80
100
79
Käse
Phosphat
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Kalzium (mg)
Ernährungstabellen
Parmesan 45 % Fett i.Tr.
1400 950
Emmentaler 45 % Fett i.Tr.
1200 850
Edamer 30 % Fett i.Tr.
900 600
Edamer 40 % Fett i. Tr.
800 600
Tilsiter 30 % Fett i.Tr.
900 600
Tilsiter 50 % Fett i. Tr.
700 500
Gouda 30 % Fett i.Tr.
900 600
Gouda 40 % Fett i. Tr.
800 600
Butterkäse 30 % Fett i. Tr.
900 600
Butterkäse 45 % Fett i. Tr.
700 400
Chester 45 % Fett i. Tr.
800 500
Raclettkäse 48 % Fett i. Tr.
700 500
Räucherkäse 50 % Fett i. Tr.
700 500
Romadur 20 % Fett i. Tr.
700 400
Romadur 30 % Fett i. Tr.
600 400
Limburger 20 % Fett i. Tr.
700 500
Limburger 40 % Fett i. Tr.
500 300
Edelpilzkäse 50 % Fett i. Tr.
700 500
Münsterkäse 45 % Fett i. Tr.
500 500
Camembert 30 % Fett i. Tr.
500 500
Camembert 45 % Fett i. Tr.
400 400
Brie 45 % Fett i. Tr.
400 400
Kochkäse / Magerkäse 10 % Fett i. Tr. 400 400
Schmelzkäse (Scheibletten) 20 % Fett i. Tr.1000 1200
Schmelzkäse (Scheibletten) 40 % Fett i. Tr.600 800
Schmelzkäse streichfähig 20 % Fett i. Tr. 900 1100
Schmelzkäse streichfähig 40 % Fett i. Tr. 500 700
Hüttenkäse 20 % Fett i. Tr.
100 170
Quark 20 % Fett i. Tr.
90 190
Quark 40 % Fett i. Tr.
90 160
80
Fleisch
Schweineschnitzel
Rinderrouladen
Hackfleisch, halb und halb
Schweineleber
Phosphat
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Kalzium (mg)
Ernährungstabellen
2
9
8
9
190
140
135
335
10
9
9
155
165
100
9
19
14
150
185
200
50
20
9
7
150
200
130
295
30
110
13
10
19
20
10
60
Fleischwaren
Gekochter Schinken
Fleischwurst
Blutwurst
Geflügel
Brathähnchen
Pute
Suppenhuhn
Fisch
Matjesfilet
Rotbarschfilet
Forelle
Thunfisch in Öl
Ei
1 Hühnerei ca. 57 g
Fette
Butter
Margarine
Mayonnaise
81
Kalzium (mg)
Phosphat
Ernährungstabellen
Reis, poliert
Nudeln
Haferflocken
Cornflakes
Mehl, Type 405
Roggenmehl, Type 1150
Roggenvollkornbrot
Pumpernickel
Brötchen
Mischbrot
Knäckebrot
6
55
65
13
15
20
45
55
25
20
55
120
290
405
60
90
235
220
145
110
145
320
Gemüse
Blumenkohl
Bohnen
Brokkoli
Dicke Bohnen
Erbsen, grün, frisch
Fenchel
Grünkohl
Kohlrabi
Möhren
Porree (Lauch)
Sellerie
Sauerkraut
Tomatenmark
Tomatensaft
13
45
100
150
10
100
210
50
30
80
50
50
60
15
35
35
80
460
50
50
90
35
25
40
45
45
35
15
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Getreideerzeugnisse
82
Kalzium (mg)
Phosphat
Ernährungstabellen
10
13
40
9
45
60
140
85
Nüsse
Erdnüsse
Haselnüsse
Mandeln
Walnüsse
Marzipan
65
225
250
70
120
410
330
455
430
220
Obst
Apfel
Apfelsine
Banane
Erdbeeren
Weintrauben
Pflaumen, getrocknet
Feigen
7
30
6
25
20
35
190
10
15
20
30
25
60
105
Alkoholfreie Getränke
Apfelsaft
Orangensaft
Traubensaft
7
11
13
7
15
15
Alkoholische Getränke
Bier
Rotwein
Weißwein
4
7
10
30
10
15
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Kartoffeln
Pellkartoffeln
Geschälte Kartoffeln
Kartoffelchips
Pommes frites
83
Vitamin-C-Gehalt ausgewählter
Lebensmittel
Empfohlene Tagesmenge eines
Erwachsenen; 75 mg
Lebensmittel (bezogen auf 100 g)
Obst
Hagebutte
Sanddornbeere
Apfel / Birne (je nach Sorte) ca.
Johannisbeere, schwarz
Papaya
Erdbeeren
Zitrone
Apfelsine
Kiwi
Limone, Limette, Grapefruit
84
Gemüse
Paprikaschote
121
Meerrettich
Rosenkohl
Grünkohl
Brokkoli
Blumenkohl
Kohlrabi
Rotkohl
Spinat
Wirsingkohl
Weißkohl
Vitamin C (mg)
Ernährungstabellen
1250
450
150 - 250
177
80
63
51
49
46
44
114
112
105
100
67
63
57
51
49
48
Vitamin C (mg)
Ernährungstabellen
Kräuter
Petersilie
Brunnenkresse
Gartenkresse
161
96
59
Säfte
Sanddornbeersaft
Zitronensaft, frisch gepresst
Orangensaft, frisch gepresst
Orangensaft, Handelsware
Grapefruitsaft, frisch gepresst
Johannisbeernektar, schwarz
266
53
49
43
43
30
Wissenswertes über Mineralwasser
Bei Mineralwässern schwanken die Natriumgehalte oft beträchtlich. Hierbei
sollte der Verbraucher berücksichtigen, dass es sich nicht um
Natriumchlorid sondern um Natriumcarbonat handelt. Natriumchlorid sollte im Hinblick auf seine blutdruckerhöhende Wirkung nur sparsam verwendet werden.
Der Verbraucher sollte bei der Auswahl eines Mineralwassers immer die
Analyse prüfen. Sie gibt Aufschluss darüber in welcher Verbindung das
Natrium vorliegt.
Es gibt kalziumreiche Mineralwässer, die zwischen 300 und 600 mg (gleich
0,3 und 0,6 g) Kalzium pro Liter Wasser enthalten. Auch kalziumreiche
Fruchtsäfte werden im Handel angeboten, die teilweise den
85
Rezepttipps
Tofu-Gemüse-Lasagne
für 2 Portionen
Zutaten
rei)
½ Packung Lasagneblätter (eifMargarine für die Form
50 g geriebener Parmesan
Gemüsesauce
150 g Tofu
1 Zwiebel
½ Stange Lauch
½ Paprikaschote
2 Stangen Bleichsellerie
100 g Brokkoli
1 TL Sojaöl
200 g Tomaten
½ Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer, Oregano
Béchamelsauce
15 g Margarine
15 g Mehl
½ l Milch (1,5 % Fett)
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Zubereitung
Für die Gemüsesauce den Tofu im Mixer grob pürieren.
Die Zwiebel würfeln. Paprikaschote in Streifen, Lauch
und Sellerie in Scheiben schneiden, den Brokkoli in
Röschen zerteilen.
86
Rezepttipps
Das Öl erhitzen und darin das Tofupüree und die
Zwiebelwürfel andünsten. Das vorbereitete Gemüse,
die Tomaten mit der Flüssigkeit und die kleingeschnittene Knoblauchzehe zugeben und alles bissfest garen.
Die Sauce mit Salz, Pfeffer und Oregano abschmecken.
Für die Béchamelsauce die Margarine zerlassen, das
Mehl hinzufügen und ohne Bräunung anschwitzen.
Mit der Milch unter Rühren ablöschen und unter
Weiterrühren 5 Minuten köcheln lassen. Die Sauce mit
Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken
Die Lasagneblätter in Salzwasser garen und auf
Tüchern einzeln auslegen.
Den Ofen auf 200° C vorheizen, bei Gas Stufe 3 - 4.
In eine mit Margarine gefettete Auflaufform eine Lage
Lasagne schichten, darüber je 2 Esslöffel Gemüse- und
Béchamelsauce, dann wieder eine Lage Lasagne usw.,
bis die Auflaufform gefüllt ist. Den Abschluss bildet die
Béchamelsauce. Diese mit Parmesan bestreuen. Im
Ofen ca. 30 Minuten backen.
Kalzium
Pro Portion ca. 575 mg Kalzium
87
Rezepttipps
Paprikaschiffchen
für 2 Portionen
Zutaten
2 Paprikaschoten
150 g Mozzarella
250 g Tomanten
4 Blätter frisches Basilikum
70 g geriebener Parmesan
50 g Joghurt (3,5 % Fett)
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Paprikaschoten längs halbieren, entkernen,
waschen.
Mozzarella und Tomaten würfeln. Basilikum waschen
und fein schneiden. Mit geriebenem Parmesan und
Joghurt vermischen, mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Masse in die Paprikahälften füllen.
15 Minuten bei 200° C oder Gas Stufe 3 - 4 überbacken.
Kalzium
88
Pro Portion ca. 770 mg Kalzium
Rezepttipps
Couscous-Brokkoli-Auflauf
für 2 Personen
Zutaten
125 g Couscous
200 g Brokkoli
½ Zweig Minze
1 Chili
1 EL Rosinen (10g)
½ TL Cumin
75 g Creme fraiche, 30% Fett
3 EL Sonnenblumenkerne (30g)
1 Prise Salz
50 g Schafskäse
Zubereitung
Zunächst den Couscous nach Packungsanweisung im Wasser garen.
Währenddessen den Brokkoli säubern und in Röschen
teilen. Die Stiele in Stifte schneiden. Brokkolistifte
und
-röschen 5 Minuten in Salzwasser blanchieren.
Die Minze waschen, trockentupfen und klein hacken. Mit Couscous, Chili,
Rosinen, Cumin, Creme fraiche, der Hälfte der Sonnenblumenkerne und
Salz vermischen. Anschließend abschmecken.
Den Brokkoli und die Couscous-Mischung in eine Auflaufform schichten.
Zum Schluss den Schafskäse darüber bröseln und die restlichen
Sonnenblumen-kerne darüberstreuen.
Den Auflauf bei 200° C, Gas Stufe 3 - 4, 10 Minuten lang überbacken
Tipp: Zum Couscous-Brokkoli-Auflauf passt neutraler Rahmjoghurt.
Kalzium
Pro Portion 283 mg Kalzium
89
Rezepttipps
Pilzrisotto
für 2 Portionen
Zutaten
2 Zwiebeln (80 g)
2 Knoblauchzehen
200 g frische Champignons
2 TL Öl (10 g)
80 g Vollkornreis
ca. 200 ml Gemüsebrühe
40 g Parmesan
2 TL Butter oder Margarine (10 g)
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Die Zwiebeln und den Knoblauch abziehen und klein hacken. Die
Champignons
waschen und in Scheiben
schneiden.
Das Gemüse im Öl andünsten, dann den Reis zugeben
und ebenfalls andünsten.
Den Reis mit der heißen Gemüsebrühe ablöschen und
unter Rühren 20 Minuten garen. Eventuell noch Brühe
ergänzen - das Risotto sollte dickflüssig sein.
Zum Schluss den Parmesankäse und die Butter oder
Margarine unter das Pilzrisotto rühren und das Gericht
abschmecken.
90
Tipp:
Dazu passt Endiviensalat mit einer
Joghurt-Zitronen-Soße.
Kalzium
Pro Portion 292 mg Kalzium
Milchshakes
Trink-Müsli für 4 Portionen
Zutaten
2 Äpfel
125 g Joghurt 1,5 % Fett
1/2 Liter Milch 1,5 % Fett
3 EL Vollkorn-Haferflocken
1 - 2 EL Zucker
Zubereitung
Das
Äpfel waschen, schälen und vierteln.
Kerngehäuse entfernen und die Äpfel in
kleine Stücke schneiden. 4 Stück
als
Garnitur zurücklegen.
Apfelstücken im
Mixer pürieren
und Joghurt dazugeben.
Anschließend die Milch, Haferflocken
dazugeben und mit Zucker abschmecken.
In 4 Gläser füllen und mit den
Apfelstücken garnieren.
Kalzium
Pro Portion 110 mg Kalzium
Beeren-Milch für 4 Portionen
Zutaten
300 g Himbeeren (frisch
oder tiefgekühlt)
500 ml Buttermilch
2 EL Zucker
Zubereitung
der
Restliche
mit Zucker
Himbeeren waschen und erst mal mit
Hälfte der Buttermilch pürieren.
Buttermilch hinzufügen und
abschmecken.
Kalzium
Pro Portion 168 mg Kalzium
91
Milchshakes
Apfelshake "Adams Versuchung"
für 4 Portionen
Zutaten
4 große Äpfel
6 EL Zitronensaft
600 ml Buttermilch
160 g Dickmilch
4 TL Honig
Zimt
Krokant als Garnitur
Zubereitung
oder
Die Äpfel aushöhlen und grob mixen
raspeln. Zitronensaft, Buttermilch und
Dickmilch dazugeben und mixen. Mit
Honig und Zimt abschmecken.
füllen und mit Krokant garnie-
In ein Glas
ren.
Kalzium
92
Pro Portion 57 mg Kalzium
Praktische Tipps
Praktische Tipps zur "knochenfreundlichen"
Ernährung
è Nutzen Sie Parmesan als Gewürz für Suppen,
Saucen
und Gemüse
è Überbacken Sie die Beilagen
zu Fleisch und Fisch mit Käse
oder füllen Sie Fleischgerichte
mit
Käse.
è Richten Sie Rohkost mit Käsewürfeln an und wählen Sie
öfter statt eines Essig-ÖlDressings ein JoghurtDressing.
è Nachspeisen, Salat, Müsli und Gebäck schmecken
sehr gut mit kalziumreichen Sesamsamen. Wenn
Sie
die Sesamsamen vorher anrösten, erhalten diese
einen besonders intensiven nussigen Geschmack.
è Milchmixgetränke ersetzen eine kleine
Zwischenmahlzeit.
è Salzen Sie sparsam und verwenden Sie vorwiegend
frische Kräuter.
è Reichern Sie Suppen, Saucen und Desserts mit
Magermilchpulver an - 1 Teelöffel enthält 60
mg
Kalzium.
93
Rehabiliation
Rehabiliation
Vom Antrag bis zur Durchführung
Grundsätzlich kann man sich im Falle einer Erkrankung
an die sogenannte Rehabilitationsberatung wenden.
Betroffene, die schon während ihres Berufslebens an
Osteoporose leiden, finden Reha-Berater bei der
Bundesanstalt für Angestellte (BfA) sowie den Landesversicherungsanstalten (LVA).
Auch
Selbsthilfegruppen
Informations-träger sein.
können
wertvolle
In aller Regel kann von den Möglichkeiten rehabilitativer Maßnahmen bei der Therapie der Osteoporose
Gebrauch gemacht werden.
Betroffene, die im Erwerbsleben stehen und diejenigen,
die eine Rente beziehen, können Kuren beantragen.
Für die Beantragung einer Kur ist die jeweilige
Krankenkasse zuständig. Dazu ist eine sogenannte
medizinische Indikation notwendig, das heißt, der
behandelnde Arzt bestätigt, dass die Notwendigkeit
einer Kur vorliegt.
Es kann alle drei Jahre bei den Rentenversicherungsträgern eine Kur beantragt werden, sofern die medizinische Notwendigkeit besteht. Die Kur dauert zirka drei
Wochen.
94
Rehabiliation
Der Weg (Stand 2003)
1.
Am Anfang steht das Gespräch mit Ihrer
Ärztin / Ihrem Arzt
·
Kurantrag bei der Krankenkasse oder
Rentenversicherung einreichen
·
Bewilligung oder zunächst Medizinischer
Dienst
Ambulante Kur / Kompaktkur
·
Die Patientin/der Patient wählt den Kurort,
Kureinrichtung und Unterkunft
· Terminwahl durch den Patienten
· Der Patient erhält eine Kostenübernahme
durch
die Krankenkasse. Die Kasse bezahlt
das
Badearzthonorar, 100% des
Gesundheitsprogramms, 85% der
Kurmittelkosten und
EUR 13,-- je Tag für Unterkunft und
Verpflegung.
die
2a. Stationäre Rehabilitation
Eigenleistung: EUR 10,-- / Tag für maximal 28
Tage
pro Jahr
2b. Sonderform AR (Anschlussrehabilitation) und
AHB (Anschlussheilbehandlung)
Diese Sonderformen werden vom behandelnden
Krankenhaus aus veranlasst. Meist keine
Zuzahlung.
95
Rehabiliation
Mögliche Maßnahmen
· Rehabilitation (Wiedergewinn der Beweglichkeit
und Verringerung der Schmerzen)
· Die Krankheit kennen und Verhalten ändern.
Die beiden Maßnahmen Rehabilitation - also
Wiedergewinnung der Beweglichkeit und Verringerung
der Schmerzen und die Krankheit kennen und
Verhalten ändern - sind von entscheidender
Bedeutung.
Wiedergewinnung
der Beweglichkeit
und Verringerung
der Schmerzen
Während des Aufenthaltes in einer
Rehabilitati-onseinrichtung erfahren Sie durch
Ihren
behandelnden
Arzt,
den
Physiotherapeuten,
Psycholo-gen
und
Ernährungsberater viele wichtige Infor-mationen und Therapiemöglichkeiten zugeschnitten
auf Ihre individuelle Situation.
"Sie lernen Ihre Krankheit kennen und wissen, wie Sie
damit umgehen können."
Mit diesem Wissen kehren Sie gestärkt in den Alltag
zurück,
so
dass
Sie
die
notwendigen
Verhaltensänderun-gen auch dort kontinuierlich fortführen können.
Physikalische Therapie
Die physikalische Therapie spielt eine wichtige Rolle in
der Behandlung der Osteoporose, da das Hauptziel in
der Rehabilitation eine schnelle und lang anhaltende
Linderung Ihrer Beschwerden ermöglichen soll.
96
Rehabiliation
Neben einem umfassenden Schmerzbewältigungstraining, Tiefenmuskelentspannung haben sich die aktiven
und passiven physiotherapeutischen Maßnahmen
bewährt. Dazu gehören insbesondere
·
·
·
·
·
·
Wärmeanwendungen
klassische Massage
Segmentmassage
Unterwassermassage
elektrogalvanische Bäder
Kryotherapie (Kältetherapie)
Krankengymnastik
Ziel der Krankengymnastik ist es, die Muskulatur an
den Knochen wieder aufzubauen. Hier wird in der
Regel angeboten:
·
Osteoporose-Einzel- und Gruppentherapien im
Trockenen und im Bewegungsbad
Atemgymnastik
manuelle Therapie
Brügger, Schlingentisch, Cyriax,
·
·
·
Bobath
·
Schrothbehandlung
·
stabilisierende und mobilisierende
Wirbelsäulengymnastik
·
Geh- und Rückenschule
·
medizinische Trainingstherapie
Ergotherapie
In der Ergotherapie haben Sie die Möglichkeit, die
durch das physikalische Therapiekonzept und insbesondere durch die Krankengymnastik erworbenen
neuen Bewegungsmuster in den Alltag zu übertragen.
97
Rehabiliation
Sporttherapie
Die Sporttherapie zeigt Ihnen ein spezielles Programm
zur Steigerung der Knochendichte und verhilft zu einer
besseren Koordination.
Folgende Sporttherapie wird häufig angeboten:
·
·
·
·
·
Ergometertraining
rückengerechtes Schwimmen
Joggen
Aqua-Jogging
Tai Chi
Ernährungsberatung
Neben der medikamentösen Therapie und dem
Bewegungstraining ist die Ernährung die dritte Säule
in der Behandlung der Osteoporose.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine
niedrige Zufuhr von Calcium zu einer erhöhten
Knochenbruchrate führt. Außerdem ist ein ausgewogener Vitamin-D-Haushalt gleichermaßen
wichtig. Ebenso weiß man heute, dass
Phosphate
in
der
Nahrung
zwar
"Kalziumräuber" sind, sie aber trotzdem in der
Ernährung
wichtig
sind.
Theoretische und
praktische
Patientenschulung
98
Daher beginnt die Ernährungsberatung in der Rehabilitation bereits mit den täglichen Mahlzeiten.
Für Ihre persönliche Beratung und Fragen stehen Ihnen
erfahrene Diätassistentinnen zur Seite. Sie geben Ihnen
auch Hinweise und Anregungen, wie Sie Ihre individuelle Kostform zu Hause unkompliziert zubereiten können. Innerhalb der Patientenschulungsprogramme
erlernen Sie sowohl die theoretischen wie praktischen
Rehabiliation
Zu beachten ist bei dem Faktor Ernährung auch, dass
nicht jeder Patient alles Calcium aus der Nahrung aufnimmt. Ein großer Teil wird durch Darm und Nieren
wieder ungenutzt ausgeschieden.
Ein weiterer Punkt sind Nahrungsmittelallergien wie
zum Beispiel eine Laktoseallergie, die die Aufnahme
von Milchprodukten unmöglich macht.
Auf diese Problemfelder wird während der Reha individuell eingegangen, Analysen erstellt und entsprechende Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
99
Selbsthilfe
Stellenwert von Selbsthilfegruppen
Die Osteoporose hat aufgrund der Schmerzen und der
durch die Osteoporose verursachten Knochenbrüche
ganz erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität
der Betroffenen. Um Knochenbrüche zu vermeiden
und auch um die Lebensqualität zu verbessern, ist
einerseits aktives ärztliches Handeln notwendig, andererseits aber ebenso die Mithilfe und Eigeninitiative der
Betroffenen.
Somit stellt sich schnell für den Patienten die Frage:
Wer, wenn nicht der Betroffene selbst, kann besser wissen, was Hilfe und Erleichterung schafft ?
Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum immer
mehr Selbsthilfegruppen entstehen.
Wissenschaftler prognostizieren, dass der Selbsthilfegedanke einer der wichtigsten Methoden der Gesundheitsfürsorge im neuen Jahrtausend sein wird.
Für dieses Phänomen werden folgende Gründe angegeben:
1. die oberflächliche Schädigung traditioneller
Familienstrukturen reduziert die Verfügbarkeit
sozia- ler Unterstützung;
2. der dramatische Fortschritt der medizinischen
Wissenschaft erhöht den Anteil alter und damit häufig
chronisch kranker Menschen;
100
Selbsthilfe
3. das Vertrauen in die medizinische Institution hat mitbedingt durch die Laienpresse - nachgelassen und
viele Menschen wollen eine persönliche
Kontrolle
über ihr Gesundheitssystem;
4. die schlechte Verfügbarkeit von psychologischen
Diensten im Bereich des "geistigen
Gesundheitsservice"; die Suche nach
alternativen
Behandlungsmodellen und neuen Strategien zur
Gesundheitserhaltung;
5. die größere Akzeptanz von sozialer Unterstützung
zur
Gesundheitserhaltung und
6. der Versuch, die Kosten im Gesundheitswesen
einzudämmen.
Mitglieder von Selbsthilfegruppen haben meistens die
passive Phase überwunden und können aus eigener
Erfahrung wertvolle Tipps und Ratschläge weitergeben,
die auch Ihnen helfen werden.
Betroffene fühlen sich durch die Zugehörigkeit in einer
Selbsthilfegruppe nicht mehr alleingelassen, sie werden
aus ihrer Isolation herausgeholt. Insgesamt wird das
Leben wieder vielseitiger, die Krankheit erträglicher.
Die regelmäßige Gymnastik in einer Selbsthilfegruppe
unter fachlicher Anleitung macht allen Beteiligten viel
Freude - sie hilft die Schmerzen zu lindern und gibt
den Betroffenen mehr Sicherheit, so dass auch den
Stürzen vorgebeugt werden kann.
101
Selbsthilfe
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO)
Dachverband für Osteoporose Selbsthilfegruppen
Unterstützen, informieren und motivieren
Mit zahlreichen örtlichen Selbsthilfegruppen und einer
bundesweit organisierten Lobbyarbeit ist der
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose gefragter
Ansprechpartner für die von der Krankheit Betroffenen,
behandelnde Ärzte, Therapeuten und Wissenschaftler.
Im August 1987 haben Betroffene und Ärzte den
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose gegründet.
Gründervater des BfO ist Professor Dr. Dr. Elmar Keck
aus Wiesbaden. Er ermunterte Patienten, eine eigene
Selbsthilfeorganisation zu gründen und Hilfe zur
Selbst-hilfe im Kampf gegen Osteoporose zu leisten.
Die Geschäftsstelle des BfO wurde bereits 1987 in
Düsseldorf eingerichtet, wo sie sich bis heute befindet.
Die ersten Selbsthilfegruppen wurden in Stolberg,
Aachen, Düsseldorf und Krefeld gegründet.
Seitdem
entstanden
im
BfO
über
350
Selbsthilfegruppen mit derzeit (Anfang 2003) insgesamt rund 17.000 Mitgliedern. Damit ist der Verband
ein bundesweit präsenter Ansprechpartner für
Osteoporose-Betroffene und hilft ihnen, Hilfe zur
Selbsthilfe zu praktizieren.
Der Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose ist
Interessenvertreter der Betroffenen.
102
Selbsthilfe
In den Gruppen können sich die Patienten austauschen, ihre Probleme diskutieren und durch ihre eigene
Aktivität einen entscheidenden Beitrag zur
Verbesserung ihres Zustandes leisten. Viele der örtlichen Gruppen organisieren darüber hinaus
Vortragsveranstaltungen,
äußern
sich
zu
Ernährungsfragen und veranstalten Aktionswochen,
um in der gesamten Breite auf Möglichkeiten der
Vorbeugung aufmerksam zu machen.
Der Bundesverband stellt für die Aktivitäten der einzelnen Gruppen Arbeits- und Informationsmaterial bereit,
schult und berät die ehrenamtlichen Helfer, gewährt
finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig sorgt er mit
diversen Fortbildungsveranstaltungen für ein anhaltend hohes Niveau in der therapeutischen Behandlung.
Und nicht nur dort. Durch zahlreiche Seminare für
Ärzte
und
massive
Unterstützung
von
Forschungsvorhaben trägt er dazu bei, dass die
Osteoporose-Patienten zunehmend besser betreut werden können.
103
Selbsthilfe
Leistungsspektrum des BfO
Helfen Sie sich und anderen Osteoporose-Kranken
Die Krankheit "Osteoporose" kennen viele Menschen
nicht. Doch wer die Krankheit nicht kennt, kann auch
nicht vorbeugen.
·
Deshalb informieren wir die Öffentlichkeit über
Osteoporose und ihre Folgen. Dabei arbeiten
wir mit öffentlichen und privaten, kirchlichen
und wissenschaftlichen Organisationen und
Instituten zum Wohl der Kranken.
·
Wir vertreten die Interessen Erkrankter gegenüber Krankenkassen, Politikern, Ärzten.
·
Der Bundesselbsthilfeverband hilft beim Aufbau
von örtlichen Selbsthilfegruppen, koordiniert
die Arbeit und führt mit den Gruppen
Erfahrungsaustausch durch.
·
Selbsthilfegruppen auf Landesebene werden
gefördert.
·
Wir fördern außerdem Vorhaben, die der wissenschaftlichen Erforschung des Knochenstoffwechsels und seiner Erkrankung dienen.
Sie sehen, unsere Arbeit kommt direkt oder indirekt
auch Ihnen zugute. Da wir als Selbsthilfeverband nicht
öffentlich gefördert werden, brauchen wir Ihre Mithilfe.
Werden Sie Mitglied bei uns !
104
Selbsthilfe
Leistungen der örtlichen Selbsthilfegruppe
8
Hilfe durch gezielte Aufklärungsarbeit und
Erfahrungsaustausch "Vorbeugen ist besser als
heilen".
8
Regelmäßige Gruppentreffen und Gesprächsrunden
8
Gemeinsame Aktivitäten
Funktionstraining, Trocken- / Wasser-Gymnastik
unter fachkundiger Anleitung
8
Vorträge und Gespräche mit Experten.
8
Pflege und Verbesserung der Zusammenarbeit
zwischen Arzt und Patient.
Informationsmaterial, dass Sie anfordern können:
8
8
8
8
8
8
Osteoporose Risikotest
Broschüre "Osteoporose - was nun ?"
Broschüre "Osteoporose beim Mann"
Klinikverzeichnis
Faltblätter
Zeitschrift "Osteoporose aktuell", Abo EUR 8,-pro Jahr. Auflage: 17.000, 4 x jährlich
Nutzen Sie auch unsere
8
8
gen)
8
8
Ärzte Hotline (Termine hierzu finden Sie im
Internet, der Zeitschrift oder über die
Geschäftsstelle)
den jährlich stattfindenden Patientenkongress
Osteoporose - anlässlich des Welt-OsteoporoseTages (jeweils im Oktober - Ort und Datum können
Sie über die Geschäftsstelle des BfO erfraHomepage www.bfo-aktuell.de
Wanderausstellung "Knochenschule" - siehe auch
www.knochenschule.de
105
Selbsthilfe
Mitgliedserklärung (MUSTER)
Bitte in Blockschrift oder mit Schreibmaschine ausfüllen !
Ja, ich möchte Mitglied des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e.V. werden und
damit die Ziele und die Arbeit unterstützen. Hiermit erkläre ich meinen Beitritt:
ab:
c
als Normalmitglied (EUR 28,-- pro Jahr)
c
als Fördermitglied (unbegrenzter Förderbeitrag)
Mein Förderbeitrag soll EUR _____ betragen
Name / Vorname ____________________________________________
Straße
____________________________________________
PLZ / Wohnort
____________________________________________
Telefon
____________________________________________
Geburtsdatum
____________________________________________
Beruf
____________________________________________
Krankenkasse
____________________________________________
Ich habe davon Kenntnis genommen, dass ich die Mitgliedschaft
schriftlich mit dreimonatiger Frist zum Jahresende kündigen kann.
Datum:
____________________________________________
Bun
dess
elbs
d
Unterschrift:
____________________________________________
thilf
ever
für O
ban
s
Kirch teoporo
s
f
4021 eldstraß e e.V.
e 14
5 Dü
9
Tele
sseld
fo
Den Mitgliedsbeitrag
www n: 0211 orf
.bfoaktu 319165
ell.d
e
c
habe ich auf Ihr Konto überwiesen.
c
habe ich als Verrechnungsscheck beigefügt.
c
Ich
beteilige
Selbsthilfegruppe....................................................
106
mich
in
der
Glossar
Erläuterung von Fachbegriffen
A
Aequivalent
alkalisch
Absorption
Akromegalie
wie
Amenorrhoe
Aminobisphosphonat
enthalten
Anabolika
Analgetika
Anamnese
Androgene
Andropause
Anorexia Nervosa
Antikonvulsivtherapie
Antirheumatika,
nichtsteroidale (NSAR)
tiver
gleichwertiger Ersatz, Gegenwert
chemische Reaktion
das In-sich-Aufnehmen von etwas
abnorme Vergrößerungen endender Körperteile
Nase, Kinn und Finger
Ausbleiben der Monatsblutung
extrem wirksame Bisphosphonate der neuesten
Generation, die in einer Seitenkette des Moleküls
eine Amino-(=Stickstoff-)Gruppe
chemische Verbindung, die den Eiweißaufbau,
besonders den Muskelaufbau fördern
Abkömmlinge von männlichen Hormonen
Medikamente zur Schmerzbehandlung
Krankheitsvorgeschichte
männliche Hormone
männliches Klimakterium, Wechseljahre beim
Mann
Magersucht
Therapie gegen epileptische Anfälle
Medikamente, die in der Behandlung degenera-
Gelenkerkrankungen eingesetzt werden und kein
Kortison (=Steroide) enthalten
asymptomatisch
ohne klinische Erscheinungen
autochtone Muskulatur Muskelkraft
107
Glossar
B
basal
Biopsie
feingeBisphosphonate
baut
h
BMD
e
auf der Grundfläche eines Organs befindlich
Entnahme einer Gewebeprobe (z.B. aus dem
Knochen) mit Hilfe einer dünnen Punktionskanüle
oder einer kleinen Stanze zum Zweck der
weblichen Untersuchung
Substanzgruppe, die im Molekül zwei
Phosphatgruppen enthält, in den Knochen eingewird und vor allem den Knochenabbau gezielt
m
m
t
= Bone Mineral Density - Knochenmineraldichte
C
Compliance
Computertomographie
stellt
Cross-link-Telopeptide
zuweiCushing-Syndrom
Langzeitbehandlung
Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen
Bild-gebende Röntgenuntersuchung, bei der die
untersuchte Körperregion schichtweise dargewird
beim Knochenabbau werden auch Kollagenbruchstücke frei, die im Urin oder Blutserum nachsen sind
klinische Folgen einer chronisch erhöhten
Kortisonproduktion oder einer
mit hohen Kortisondosen.
D
Defektheilung
Dexamethason
108
Schadensheilung
Synthetischer Kortisonabkömmling
Glossar
differential-diagnostisch ausschlussdiagnostisch
dreidimensional
hier: Kombination aus Beugen - Strecken Seitneige
- rechts und links, Dehnung rechts und links
D
DXA-Knochendichte
schiedie
Dysbalance
= DEXA - Dual Energy X-ray Absorptiometry messung Zweienergie-Röntgenstrahlenabsorptionsmessgerät. Diese Röntgenmethode misst die
Absorption eines feinen Röntgenstrahls in verdenen Skelettbereichen und berechnet daraus
Knochendichte
Fehlfunktion
E
Endometrium
Epiphyse
exogen
Gebärmutterschleimhaut
Ende der Röhrenknochen
außerhalb
G
Gastrointestinal
Gelbkörperhormon
generalisierte
Osteoporose
genetisch
Genistein
Gruppe
die
Gestagene
Keimdrüsender
grazil
Magen und Darm betreffend
= Progesteron - ein weibliches Hormon
Osteoporose fast sämtlicher Knochen
erblich bedingt
ist in Sojabohnen enthalten und gehört zur
der Isoflavone. Es verhindert als Antioxidans
Entstehung von Tumorzellen.
Bezeichnung für eine Gruppe weiblicher
hormone, die der Vorbereitung und Erhaltung
Schwangerschaft dienen
zartgliedrig, zierlich
109
Glossar
H
Habitus
Häufigkeitsmaxima
histologisch
Körperbeschaffenheit
Höchstvorkommen an Häufigkeit
wissenschaftliche Lehre das Körpergewebe betreffend
Homöostase
Konstanz (Aufrechterhaltung) des sog. Inneren
Milieus des Körpers mit Hilfe von Regelsystemen
mit
dem Hypothalamus als übergeordnetem Zentrum
Hormonspiegel im Blut Hormongehalt im Blut
Hormonsubstitution
Hormonersatztherapie
Humanspezifisch
charakteristisch für den Menschen
Hyperkalziurie
zu hohe Kalziumausscheidung im Urin
Hyperparathyreodismus Überfunktion der Nebenschilddrüsen
Hyperprolactinämie
zuviel an Prolactin
Hyperthyreose
zuviel an Schilddrüsenhormonen
Hypogonadismus
zuwenig an Geschlechtshormonen
Hypotalamus
übergeordnetes Zentrum für die wichtigsten
Regulationsvorgänge des Organismus
I
imponieren
induzieren
interdisziplinär
Isoflavone
wird
isometrische Übungen
110
sich geltend machen
auslösen
hier: Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen
Diese Substanzgruppe (z. B. in der Sojabohne)
in Phytoöstrogene umgewandelt, die ähnliche
Wirkungen wie das Östrogen aufweisen.
Muskelanspannung ohne Bewegungsanschlag
Glossar
K
Kalzidiol
delt
Kalzitonin
Kalziumbilanz
Klimakterium
Postmenopause
Kollagen
Kompression
konsekutiv
kontinuierlich
Kontraindikation
schen
in der Leber wird Vitamin D in Kalzidiol umgewanin der Schilddrüse gebildetes Hormon, bremst den
Knochenabbau
Kalziumhaushalt
Wechseljahre der Frau, in denen die Eierstöcke die
Östrogen- und Gestagenproduktion allmählich ein
stellen. Das Klimakterium gliedert sich in:
Prämenopause, Menopause und
ein Protein; die organische Substanz des Knochens
besteht zu 6% aus Kollagen
Zusammendruck
aufeinander-, nachfolgend
fortdauernd, stetig
Umstand, der die Anwendung einer therapeutiMaßnahme verbietet
L
Laborparameter
Leptin
aufOsteoporose.
Lordose
Laborwerte
Dieses Hormon hemmt die Aktivität der knochenbauenden Zellen und fördert damit die
Hohlausbiegung der Wirbelsäule
M
maligne
bösartig
111
Glossar
Malignom
Menarche
ungenaue Bezeichnung für eine bösartige
Geschwulst
erste Monatsregel im Leben einer Frau
M
Menopause
Zeitraum, der das erste Jahr nach der letzten
Menstruation umfasst; auch Bezeichnung für den
Zeitpunkt der letzten Monatsregel (meist
ungefähr um das 50. Lebensjahr)
Menstruation
Monatsregel
Metabolite
für den Stoffwechsel wirksame und deshalb unentbehrliche Substanzen
Mikroarchitektur
Feinstruktur
Mikrofraktur
Bruch der Knochenbälkchen
mobilisieren
beweglich machen
morphologisch
Gestalt und Aufbau des Organismus betreffend
muskulöse Dysbalancen Muskelfehlfunktionen
N
Neurologisch
Nikotinabusus
die Nerven betreffend
Nikotinmissbrauch
O
Oesophagus
Opioid
Östrogene
Osteoblasten
112
Speiseröhre
starke Schmerzmittel, die sich vom Opium ableiten
und eine Suchtgefahr bergen können
Weibliches Geschlechtshormon
knochenaufbauende Zellen
Glossar
Osteoklasten
Osteopenie
knochenabbauende Zellen
leichte Verminderung der Knochendichte (weniger
als Osteoporose)
O
Osteozyten
Ovarialfunktion
Ovulation
Zellen, die zum Gleichgewicht des Mineralstoffwechsels in den Knochen beitragen
Funktion der Eierstöcke
Eisprung
P
Parathormon
"Knochenhormon", das in den Nebenschilddrüsen
gebildet wird. Reguliert die
Kalziumkonzentration im
Blut, indem es den Knochenabbau
anregt und die
Kalziumaufnahme aus dem Darm fördert
Pathoätiologie
Ursache einer Krankheit
Pathophysiologie
Fehlfunktion eines normalen Ablaufs
Peak Bone Mass
maximal erreichbare Knochenmasse
peripher
am Rande befindlich
Pezziball
großer Übungsball
phasisch
zur Abschwächung neigend
Phosphate
Salze der Phosphorsäure
Physiologie
Lehre von den hormonalen Stoffwechselvorgängen
Postmenopause
Zeitraum von etwa sechs Jahren im Anschluss an
die
Menopause
Prämenopause
Wechseljahrphase, die etwa sechs Jahre vor der
Menopause beginnt
Prednison
Kortisonabkömmling, der vor allem in der
113
Glossar
Progesteron
prophylaktisch
Behandlung entzündlicher und bösartiger
Krankheiten eingesetzt wird.
weibliches Geschlechtshormon, das zu den
Gestagenen gehört (Gelbkörperhormon)
vorbeugend
Q
quantitativ
mengenmässig
R
Radiusfraktur
Drittel
Reflektorisch
Rezeptor
Fraktur am Unterarm (bei Fraktur am unteren
- Handgelenksfraktur)
durch einen Reflex bedingt
Empfangsorgan zur Aufnahme von Reizen
S
Screening-Methode
sekundär
selektieren
Senium
SERMS
chemisch
enthemSkoliose
114
eine einfache und preiswerte Methode, die im
großen Umfang eingesetzt werden kann, um
Krankheiten erstmals zu entdecken
zweitrangig
auswählen
Greisenalter
selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (auch
Antiöstrogene genannt): Medikamente, die
nicht mit den Östrogenen verwandt sind, aber
sowohl östrogenähnlich als auch dem Östrogen
gegengesetzt wirken können. Diese Präparate
men den Knochenabbau.
Wirbelsäulenverbiegung
Glossar
spezifisch
Spongiosa
stabilisieren
Standard
kennzeichnend
schwammartige Struktur im inneren Teil des
Knochens
festigen
Richtlinie
S
statisch
stimulieren
Sturzprophylaxe
subkutan
Synthese
systemisch
Gleichgewicht der Kräfte an ruhendem Körper
anregen
Sturzvorbeugung
unter der Haut befindlich
auf einer chemischen Verbindung aus einfachen
Stoffen
ein oder mehrere Organsysteme betreffend
T
Testosteron
Thyroxin
tonisch
toxisch
trabekulär
T-Score
der
Trochanterregion
männliches Geschlechtshormon
Schilddrüsenhormon
zur Verkürzung neigend
giftig, auf einer Vergiftung beruhend
bälkchenartig
Messwert (DXA), der die Knochendichte des
Patienten mit einem gesunden 30-jährigen vergleicht. Dieser Wert ist für die Diagnosestellung
Osteoporose notwendig
bestimmte Region des Oberschenkelknochens nahe
der Hüfte, die als Muskelansatz dient
U
Ultraschall-Knochen-
Bei dieser Methode wird die Absorption,
115
Glossar
Ablenkung
dichtemessung
Schallwellen
Osteoporose-
oder Geschwindigkeitsveränderung von
im bzw. am Knochen gemessen und so auf die
Knochendichte geschlossen - Hinweis: diese
Methode ist nicht ausreichend für eine
Diagnostik
V
Varikosis
Visualisierung
Krampfaderleiden
Vorstellungskraft
W
Wardsches Dreieck
Wirbel
(Wirbelkörper)
Befestigung
die
Wirbelkörperfraktur
Skelettareal nahe des Oberschenkelhalses, das
besonders häufig eine niedrige Knochendichte aufweist
einzelnes Knochensegment der Wirbelsäule
Jeder Wirbel hat einen zentralen Teil
einen knochigen Bogen, der das Rückenmark
umschließt, sowie mehrere Ausleger (zur
der Muskeln).
Ein durch Osteoporose verursachter Wirbelbruch
betrifft stets nur den Wirbelkörper und nicht
anderen Teile.
Knochenbruch der Wirbelkörper
Z
Z-Score
mit
116
Messwert, der die Knochendichte des Patienten
normalen Personen gleichen Alters und
Buchtipps
Buchtipps
Osteoporose - Erfolgreich vorbeugen und gezielt
behandeln
Prof. Dr. Reiner Bartl
Südwest Verlag, ISBN 3-51706630-3
Osteoporose - Fragen & Antworten
Prof. Dr. Helmut W. Minne / Prof. Dr. Thomas von Holst
Kilian Verlag, ISBN 3-932091-58-2
Ärztlicher Ratgeber Osteoporose - Die Knochen stabil
erhalten
Dr. med. Jutta Semler
Wort & Bild Verlag, ISBN 698012305
Osteoporose - Prävention - Diagnostik - Therapie
Prof. Dr. Reiner Bartl
Thieme Verlag, ISBN 3-13-105751-3
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Internettipps
Internet
www.bfo-aktuell.de
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
Die Anschriften der dort platzierten Selbsthilfegruppen werden kontinuierlich aktualisiert.
www.uni-duesseldorf.de/AWMF/fg/dgosteo
Deutsche Gesellschaft für Osteologie e.V.
www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo
Dachverband Osteologie e.V. (DVO)
Dachverband Deutschsprachiger Wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie
Evidenz-basierte Konsenus-Leitlinien für
Osteoporose
Hinweis
Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle
Angaben ohne Gewähr. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle
Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten praktischen
Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Nachdruck
2003 m-e-d-i-a verlag ingo titscher / Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose
e
.
V
.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit
Genehmigung des Verlages / Herausgebers.
Bildnachweise
Wir danken für die freundliche Unterstützung hinsichtlich des zur Verfügung
gestellten Bildmaterials: APS Pharma, Weßling; Aventis Pharma Deutschland
GmbH, Bad Soden am Taunus; GE Medical Systems, Belgien; Ingo Titscher,
m-e-d-i-a Verlag, Lindau; MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar; Ilse Neuhaus,
Göttingen; PD Dr. Peyman Hadji, Klinikum der Philipps Universität, Zentrum
für Frauenheilkunde, Marburg; PD Dr. Dr. Chr. Kasperk, Sektion Osteologie
und Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Universitätsklinik,
Heidelberg; Procter & Gamble Pharmaceuticals, Weiterstadt; Rheumazentrum
Oberammergau der Waldburg-Zeil Kliniken, Isny; Sanofi-Synthelabo GmbH,
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Notizen
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119
Notizen
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