Höchster Kreisblatt

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Höchster Kreisblatt
Bericht aus dem Höchster Kreisblatt vom 10.06.2014
Der Älteste ist 102 Jahre alt
10.06.2014, 03:00 Uhr
Von Dennis Blatt
Die vom ADAC betreute „Oldtimer-Sternfahrt“ ziert seit 2005 die hessischen Straßen mit
Schönheiten in Blech und Chrom – pünktlich zum Landesfest in Bensheim.
Fahrer Jakob Becht und Fritz-Günter Ernst waren mit einem NSU Prinz 1000 C
unterwegs. Sie fuhren auf Platz 101. Foto: Nietner
Ehlhalten.
Am Samstag rollte es wieder, das Museum auf Rädern. Über 350 Oldtimer starteten von
vier verschiedenen Orten in Hessen ihre Fahrt zur Parade auf dem Hessentag in
Bensheim.
Rund 100 der teilnehmenden Fahrzeuge begannen ihre Tour im Frankfurter Stadtteil
Fechenheim. Ihr Weg führte sie durch Rosbach und Usingen, bevor sie auch durch
Ehlhalten fuhren. Ein wahres Fest für den Motorsportclub Ehlhalten, aber auch für die
Zuschauer, die die rollenden Schönheiten an diesem Streckenposten bestaunen konnten.
Die Oldtimer-Sternfahrt ist keine einfache Vergnügungsfahrt. Unterwegs sind immer
wieder Aufgaben zu bewältigen und Regeln zu beachten. In Ehlhalten gilt es, frontal an
ein Gatter zu fahren, symbolisiert durch einen Strich auf der Fahrbahn. Genau 20
Zentimeter muss der Abstand beim Halt betragen, alles darüber oder darunter hat
Strafpunkte zur Folge. Dasselbe muss dann noch einmal mit einem 35 ZentimeterAbstand zum Bordstein bewältigt werden.
„Es gibt mehrere Streckenposten auf der Tour“, erklärt Bernhard Gruber vom MSC
Ehlhalten. „Die kontrollieren, dass jeder richtig fährt und nehmen die jeweiligen
Prüfungen ab. Einmal muss zum Beispiel ein Streckenabschnitt in genau fünf Minuten
bewältigt werden. Nicht mehr, nicht weniger.“ Wer zum Schluss die wenigsten
Strafpunkte eingefahren hat, wird am Abend auf dem Hessentag zum Sieger gekürt.
Durch Ehlhalten rollten an diesem Samstag mehr als sieben Jahrzehnte
Automobilgeschichte. Das erste Fahrzeug war gleich schon das älteste. Ein Ford T
Speedster aus dem Jahr 1912. Ein über 100 Jahre altes Gefährt, das „rollt und rollt und
rollt“. Der Jüngste aus der Frankfurter Startgruppe hat auch schon 32 auf dem
Blechbuckel. Somit zählt der Mazda RX/7 gerade noch als Oldtimer. Denn nur ab einem
Alter von 30 Jahren erhält ein Fahrzeug das „H“, das es auf dem Nummernschild als
historisch kennzeichnet.
Auf der Straße „Am Brühl“ geben sich dabei die unterschiedlichsten Automobile bei
schönstem Cabrio-Wetter die Seitentürklinke in die Hand. Von Mercedes bis
Messerschmitt, von Cadillac bis FSO war alles dabei. Kleine VW Käfer tummelten sich
zwischen Straßenkreuzern wie dem Buick Electra während der Chevrolet Camaro in
seinem vibrierenden Leerlauf seine 320 PS erahnen ließ. So mancher in der Zeit
entrückte Blick folgte den Karossen bei ihrer Fahrt. „Och, ist der schee!“ und „Des war
mein erstes Auto!“ tönte es von den Zuschauern. Neben prominenten Marken gab es
auch prominente Fahrer. Der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel nahm mit
Gattin Gabriela und seinem ’66er Opel Rekord B „Sepp Herberger“ teil.
Aus dem Main-Taunus-Kreis beteiligte sich nur ein Oldtimersammler, dessen
Begeisterung jedoch sicher für zwei reicht. Jakob Becht aus Ehlhalten führte seinen NSU
Prinz 1000 C auf den Asphalt. Der Sammler kann über 20 Oldtimer sein Eigen nennen,
darunter sämtliche Fahrzeuge des Herstellers NSU, der später in VW und Audi aufging.
Sechs Jahre hat die Restauration seines Prinz gedauert, den er mit Freunden aus den
Teilen von drei alten Modellen zusammengebaut hat.
„Ich hatte schon immer ein Faible für alte Sachen“, erzählt Becht. Sein ältestes Stück
gehört zu seiner Motorradsammlung. Ein Zweiräder mit Gespann aus dem Jahre 1904.
Die Prüfung am Bordstein gelingt Becht in diesem Jahr punktgenau. 35 Zentimeter nicht
mehr, nicht weniger. Mit röhrendem Motor schießt Bechts Kleinwagen mit seinem gut
gelaunten Fahrer dem nächsten Streckenabschnitt entgegen.
Beinahe dabei gewesen wären auch Gudrun und Rainer Preusser. Das Ehepaar aus
Bremthal ist erst seit kurzem Besitzer eines eigenen Oldtimers: Es ist ein ’65er Mercedes
230 S. Den Wagen haben sie in Bad Nauheim in einer Scheune gefunden. „Mein Mann
hat früher selbst in der Werkstatt an Autos geschraubt. Da dachten wir uns, das wäre
genau das Richtige“, berichtet Gudrun Preusser. Für dieses Jahr war es mit der
Anmeldung zu knapp, doch im nächsten Jahr könnten dann schon zwei Teilnehmer aus
dem MTK am Start sein.
Übrigens: Becht belegte mit seinem Beifahrer Fritz-Günter Ernst, dem
Ehrenvorsitzenden des MSC Ehlhalten, am Abend den 101. Platz von insgesamt 293.

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