Wie vielseitig Zigarren sind

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Wie vielseitig Zigarren sind
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Wiljo van Maren, geschäftsführer bei arnold andré
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Zigarren Warenkunde
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Wie vielseitig
Zigarren sind
Hochwertige Zigarren werden meist zu besonderen Anlässen sowie in
besinnlichen Momenten geraucht. Doch Zigarre ist nicht gleich Zigarre.
Wiljo van Maren von Arnold André über die vielfältigen Genussvarianten.
Z
Wiljo van Maren ist
Geschäftsführer bei
Arnold André. Der
leidenschaftliche
Zigarrenraucher geht
von einem stabilen
Zigarrenmarkt 2010 aus.
igarren sind ein Genussmittel, für
das sich der Raucher Zeit nehmen
sollte. Ich persönlich genieße meine
Zigarren am Liebsten in vollkommener
Ruhe – etwa nach dem Abendessen. Entgegen der gängigen Vorlieben, trinke ich
begleitend dazu gerne auch Mal ein Glas
Weißwein. Miteinander kombiniert ergeben beide Produkte nämlich eine regelrechte Geschmacksexplosion.
Doch nicht nur die verschiedenen Begleiter machen Zigarren-Genuss vielfältig. Auch
die Zigarre selbst ist facettenreich. Schon
alleine durch die Vielzahl der Formate:
Die bekanntesten sind etwa Zigarillo, Corona, Panatela, Robusto und Churchill.
Darüber hinaus gibt es noch weitere, die
allerdings weniger gebräuchlich sind. Jede
Zigarre hat zudem ihren ganz eigenen Geschmack. Die Aromen variieren zwischen
kräftig, mild und würzig. Beeinflusst werden
diese von dem jeweiligen Anbauland sowie
der Anbauart. Zudem hängt das Endprodukt natürlich von den verwendeten Tabak-
sorten und deren Mischung ab. Vor allem
bei den Kleinformaten wie Zigarillos spielen auch zusätzliche Aroma-Stoffe eine
Rolle. In Deutschland stehen besonders Vanille und fruchtige Varianten hoch im Kurs
bei den Konsumenten.
Als Händler sollten Sie die Top zehn der
gefragtesten Produkte in Ihren Märkten
führen. Und: vermeiden Sie Out-of-Stocks.
Denn Zigarrenraucher sind ihren Marken
gegenüber loyal. Finden sie ihr Produkt
nicht, kaufen sie es anderswo statt andere
Zigarren zu wählen. Zwar drehen sich Zigarren nicht so schnell, dafür ist die Rendite umso interessanter. So müssten etwa
sechs Zigarettenpackungen verkauft werden, um den gleichen Nutzen zu erzielen
wie mit einer Schachtel Zigarillos.
Wiljo van Maren
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Warenkunde Zigarren
Die Antworten deR
Experten auf Ihre fragen
Nach der Ernte kommen die Tabakblätter
zur Trocknung in Tabakschuppen. Dadurch
werden in einigen Wochen der Zuckersowie Wassergehalt in den Blättern reduziert, dadurch erhalten sie ihre charakteristische Färbung. Im anschließenden
Fermentationsprozess werden unerwünschte Substanzen abgebaut, wodurch die
Aromastoffe besser zur Geltung kommen.
Zudem reduziert sich dabei der Nikotingehalt. Dann wird der Tabak nach Blattständen sortiert, in Ballen gepresst und
schließlich zur Fertigstellung, dem Zigarrenrollen, an Unternehmen versendet.
Wie sind Zigarren aufgebaut und
welche Auswirkungen hat der
Aufbau auf die Zigarre?
Zigarren bestehen aus drei Elementen:
der Einlage, dem Umblatt und dem Deckblatt. Dabei kann die Einlage aus ganzen
Tabakblättern (Longfiller) oder gerissenen
Teilen verschiedener Tabaksorten (Shortfiller) bestehen. Zusammen mit dem Umblatt bildet die Einlage den sogenannten
Wickel. Bei Um- und Deckblatt handelt
es sich um ganze Tabakblätter. Eine weitere Variante bei Um- und Deckblättern ist
Bandtabak: kleingemahlene Tabakteilchen,
die mit einem Bindemittel versehen sind.
Worin unterscheiden sich
die verschiedenen ZigarrenVarianten hauptsächlich?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten: Die
handgerollten (meist Longfiller) und die
maschinengerollten (meist Shortfiller). Dabei
beziehen sich die Bezeichnungen nicht nur
auf die Machart, sondern entsprechend
auch auf den Inhalt beziehungsweise die
Einlage der Zigarre. Häufig gilt: Je dunkler
und größer in Durchmesser und Länge eine
Zigarre ist, desto milder schmeckt sie.
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Wie lange sind Zigarren haltbar
und bei welcher Temperatur
werden sie optimal gelagert?
Bei richtiger Lagerung ist eine Zigarre
mehrere Jahre haltbar. Für Longfiller empfiehlt sich eine Temperatur zwischen 16
und 20 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von zirka 70 Prozent. Ein Humidor erfüllt diese Voraussetzungen am besten. Die
weniger empfindlichen Shortfiller sollten
bei Raumtemperatur gelagert werden –
ohne große Temperaturschwankungen.
Welche Produkte eignen sich
als Begleiter für den Genuss
von Zigarren am besten?
Ideal geeignet sind Weißweine. Und hier
Weißweine mit Restsüße, da die Süße gut
mit dem kräftigen Geschmack der Zigarre
harmoniert. Auch einige Rot- und Portweine passen zum Zigarrengenuss. Die
gängigen Produkte wie Whisky und Cognac
sind jedoch nicht optimal. Ihr hoher Alkoholgehalt betäubt die Geschmacksnerven
und das Zigarrenaroma kommt nicht vollständig zur Geltung. Allerdings hat jeder
Zigarrenraucher seine individuellen Vorlieben und muss für sich persönlich den passenden Begleiter finden.
Fotos: Arnold André (6), M. Heller (1)
Wie und nach welchem Verfahren
werden qualitativ hochwertige
Zigarren hergestellt?
INFO
Die Zigarre in Europa – ein kurzer geschichtlicher Einblick
1519 kommen die ersten Tabakblätter nach
Europa. Die Ureinwohner nennen die brennenden
Blattrollen Tabago. Durch eine verbale Verwechslung entsteht daraus später das Wort Tabak.
1788 gründet Schlottmann in Hamburg die erste
deutsche Zigarrenfabrik. Im 19. Jahrhundert
entstehen weitere in Hessen und Ostwestfalen.
1541 gründet der Spanier Demetrio Pela
schließlich die erste Zigarrenfabrik – in Kuba.
1958 ermöglicht die Aufhebung des seit 1933
bestehenden Maschinenverbots umfassende
technische Rationalisierungsmaßnahmen.
1720 entsteht in Sevilla die erste europäische
Zigarrenfabrik. Dort erlernt Heinrich Schlottmann
als erster Deutscher das Zigarrenmacherhandwerk.
2005 werden in Deutschland rund 1,2 Milliarden
Zigarren konsumiert. Die deutsche Zigarrenindustrie nimmt hinter den USA den zweiten Platz ein.

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