ein aktueller „Stadtplan“ in historischem Gewand – die
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ein aktueller „Stadtplan“ in historischem Gewand – die
Ein aktueller „Stadtplan“ in historischem Gewand – die Panoramakarte Potsdam Im Zeitalter digitaler Karten, Routing im Internet, google maps sowie hochauflösender Luft- und Satellitenbilder haben wir uns längst daran gewöhnt, diese jederzeit auf Tablet-PC oder Smartphone anzuschauen. Etwas nicht zu finden war gestern, heute können wir die Umgebung des Urlaubsortes schon vorher erkunden. Und dennoch gibt es genügend Menschen, die gern noch Abb. 1: Titel der Karte eine Karte physisch in der Hand halten wollen, um sich daran zu orientieren. Gern betrachtet man auch historische Karten, versucht die Geschichte nachzuvollziehen und ist begeistert von der früheren Handwerkskunst der Kartographen. Nur zur Orientierung sind die historischen Karten aufgrund der ebenso historischen Aktualität alles andere als geeignet. Da mutet es geradezu abenteuerlich an, einen aktuellen Stadtplan in der früher üblichen Panoramaansicht zu zeichnen. Kann das heute überhaupt noch jemand? Ja, und dieser Jemand heißt Ruben Atoyan, ist Künstler und Kartograph, kommt aus Armenien und beherrscht die in vergangenen Jahrhunderten gebräuchliche Fluchtperspektive. Dass sich Potsdam mit seinen historischen Parkanlagen, Gebäuden und Denkmälern für eine Panoramakarte geradezu aufdrängt, hat sicherlich auch den Künstler inspiriert. Nach monatelanger Erkundung und Dokumentation der Stadt auf einem Skizzenblock folgte deren Übertragung mit Aquarellfarbe auf die eigentliche Panoramakarte im Format 93 x 47 cm. Insgesamt sind ca. 34 km² der historischen Innenstadt detailgetreu abgebildet, so dass man einen sehr guten Eindruck von der Park-, Kulturund Seenlandschaft erhält. So kann man Potsdam im Vergleich zu einem „normalen“ Stadtplan – den es zusätzlich auf der Rückseite der Panoramakarte gibt – viel besser erleben. Man betrachtet Potsdam aus der Vogelperspektive mit Blick zum Horizont. Detailzeichnungen des Schlosses Sanssouci, des Neuen Palaiś, der Nikolaikirche, des Schlosses Babelsberg und weitere runden das Werk ab. Der Freiheit des Künstlers sei es gestattet, schon mal das entstehende Stadtschloss mit darzustellen, wenn auch hier der Westflügel vom Hotel Mercure verdeckt wird. Aufgrund der langen Bearbeitungszeit von fast zwei Jahren und der Tatsache, dass sich die Stadt trotz aller Besinnung auf das Weltkulturerbe zusehens wandelt, ist die Karte nicht top aktuell. Neben einzelnen neuen Straßen fehlen auch neue Gebäudekomplexe, andere Gebäude sind bereits abgerissen. Dies ist jedoch unerheblich, wenn man die Karte als gelungenes Gesamtkunstwerk mit Stadtplancharakter betrachtet. Abb. 2: Ausschnitt der Karte Die Panoramakarte ist insofern nicht nur für Touristen zu empfehlen, sondern für jeden Kartographen und Kartenfreund, da durch die für die heutige Zeit ungewöhnliche Darstellungsperspektive ganz neue Ansichten entstehen. Und wenn es nicht Potsdam sein soll, gibt es von diesem Künstler auch Panoramakarten anderer Städte, wie z. B. Berlin, Venedig oder Zürich. Panoramakarte Potsdam von Ruben Atoyan Verlag Topkart/Terra Nostra 1. Ausgabe 2011 ISBN: 978-83-87442-84-2 7,80 € (Andre Schönitz, MI) ermessung Brandenburg 2/2012 69