Wagner-Festspiele - Universitätsklinikum Leipzig

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Wagner-Festspiele - Universitätsklinikum Leipzig
GESUNDHEIT
UND MEHR...
18/12 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
Wagner-Festspiele:
Prof. Fuchs hilft
Bayreuther Opern-Kehlen
Foto: Stefan Straube
Seite 5
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MELDUNG | FOTO DER WOCHE
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N INHALT
N FOTO DER WOCHE
Kandidat Romney: Herausforderer oder Pappkamerad?
Klinikum Intern
Neues aus dem Klinikum . . 3
Report
Charity: Eine Schulausbildung
für Tamil . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Report
UKL betreut Sänger der
Bayreuther Festspiele . . . . . . . 5
Klinikum 2012
Neuer Service am UKL:
Kindergeburtstag . . . . . . . . 6
Klinikum 2012
Madentherapie . . . . . . . . . . 7
Klinikum 2012
Medikation im Alter . . . . . . 8
Universitäts-Leben
Neuer Durchgang der Kinderuni . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Leipzig – meine Stadt
Ärger um Leuchtreklame . 10
Politik I Wirtschaft
Melkus: Das Ende einer Legende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Kultur
Neue Goetheausstellung
in Weimar . . . . . . . . . . . . . 12
Unterhaltung
Erinnerung an Astronaut
Neil Armstrong . . . . . . . . 13
Reise
Kanada . . . . . . . . . . . . . . 14
Jugend
Adieu Hotel Mama! . . . . . 15
Gesundheit
Kontaktlinsen . . . . . . . . . 16
Wellness & Beauty
Alles für frische Füße . . . . 17
Ihr Geld, ihr Recht
Rechte bei Überstunden . 18
Soziales
Kabinett beschließt Senkung
der Rentenbeiträge . . . . . 19
Sport
50 Jahre Bundesliga eine Erfolgsgeschichte . . . 20
Rätselseite und Gewinner
der letzten Ausgabe . . . 22
VA-Hinweise | TV-Tipps 23
Steckbrief |
Impressum . . . . . . . . . . 24
US-Präsident Barack Obama ((Demokrat) hat nun offiziell den Gegenkandidaten bei der Wahl um sein Amt im November: Die Republikaner
stimmten auf ihrem Parteitag in Tampa (Florida) für den Multi-Millionär
Mitt Romney. Die Mehrheit der knapp 2300 Delegierten votierte am 29.
N MELDUNG
Nobelpreisträger zur Hausen: Auch
Jungen sollten HPV-Impfung bekommen
D
er Impfstoff gegen Humane Papillomaviren (HPV) könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern auch Jungen vor gefährlichen Krankheiten schützen. Mädchen soll die Immunisierung vor Gebärmutterhalskrebs, der durch die HP-Viren ausgelöst werden kann, bewahren. Doch
auch für Jungen und Männer sind die Erreger gefährlich, schreibt die Pathologin Margaret Stanley von der britischen Universität Cambridge im
Fachjournal „Nature“. Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen (76)
vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg setzt sich schon
länger für die Impfung von Jungen ein. „Wenn wir wirklich die Viren
in einem vorhersehbaren Zeitraum drastisch reduzieren oder ausrotten
wollen, können wir das nur, wenn beide Geschlechter geimpft werden“,
sagte zur Hausen der Nachrichtenagentur dpa. Der Wissenschaftler hatte
2008 für seine Entdeckung, dass Papillomaviren Gebärmutterhalskrebs
verursachen können, den Nobelpreis bekommen.
August für ihn. Sein strikt konservatives Programm bekräftigt ausdrücklich das Recht auf das Tragen von Waffen und wendet sich gegen HomoEhe und Abtreibung. Illegale Einwanderung solle massiv bekämpft und
die Grenzmauer zu Mexiko fertiggebaut werden.
Foto: AFP
Spenden Sie bei der Blutbank
Leipzig und helfen Sie uns,
Leben zu retten!
Wann und wo?
Institut f. Transfusionsmedizin, Nord
Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig
jeden Mo. und Fr. 7:00 bis 12:00 Uhr
Di. bis Do.
10:00 bis 19:00 Uhr
Institut f. Transfusionsmedizin, Mitte
Philipp-Rosenthal-Str. 27c, 04103 Leipzig
Eingang Johannisallee 32
04103 Leipzig
jeden Mo. und Fr. 7:00 bis 19:00 Uhr
Di. bis Do.
8:00 bis 20:00 Uhr
Gesundheitsamt Grünau
Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig
jeden Mo. und Do. 13:30 bis 18:30 Uhr
ehem. Mittelschule Paunsdorf
Hainbuchenstr. 13, 04329 Leipzig
jeden Freitag
Die Viren seien auch die Hauptursache für Anal-, Mandel- und Zungenkrebs, schreibt die Expertin Stanley. Außerdem hätten sie oft wesentlichen Anteil an der Entstehung bösartiger Tumore an Penis und
Kehlkopf. „Man vermutet, dass sie der Haupterreger von fünf Prozent
aller menschlichen Krebserkrankungen sind.“ Hinzu kommt: Männer
können die Viren beim Sex auf Frauen übertragen.
Stanley warnt in ihrem Beitrag vor allem vor den bösartigen Analtumoren.
Diese Krebsart sei selten, doch die Zahl der Betroffenen steige vor allem bei
den 20- bis 49-jährigen Männern. Am höchsten sei das Risiko für Homosexuelle. Bislang befürworteten jedoch nur die USA, Kanada und Australien
die Impfung von Jungen. Zur Hausen weist auf eine weitere mögliche Folge
der Viren hin: „Genitalwarzen, vor denen zumindest einer der Impfstoffe
schützt, sind eine äußerst unangenehme und unerfreuliche Infektion.“
Doch was spricht dagegen, einen Impfstoff, der bereits auf dem Markt
ist, auch Jungen zu verabreichen? Es gebe die Annahme, der sogenannte Herdeffekt reiche aus, meinte zur Hausen. Das sei aber „etwas naiv“,
wegen der zu geringen Impfraten bei Mädchen. „In Deutschland sind
wir mit etwas unter 40 Prozent von der notwendigen Rate entfernt,
in Österreich liegt sie bei knapp fünf Prozent.“ Vom Herdeffekt (Herdimmunität) sprechen Experten, wenn Impfungen einzelner Personen
die weitere Verbreitung einer Krankheit stoppen oder bremsen – und
so auch nicht geimpfte Menschen geschützt werden.
dpa
14:00 bis 18:00 Uhr
Weitere Informationen rund
ums Blutspenden finden Sie
im Internet unter:
www.blutbank-leipzig.de
Landesdirektion Leipzig
Braustraße 2
04107 Leipzig
Fr., 07.09.12
09:00 bis 12:00 Uhr
Deutsche Telekom AG
Dietrichring 22
04109 Leipzig
Sa., 08.09.12
10:00 bis 15:00 Uhr
3. Vampirnacht an der Uniklinik
Ph.-Rosenthal-Str. 27c
(Eingang über Johannsallee 32)
04103 Leipzig
Sa., 15.09.12
17:00 bis 0:00 Uhr
Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten:
Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem
Klinikgelände ein.
Sa., 29.09.12
Institutsteil Mitte, 04103 Leipzig
Philipp-Rosenthal-Str. 27c (Eingang Johannisallee)
9:00 bis 13:00 Uhr
KLINIKUM INTERN
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Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N LIFE-PROJEKT
Einmalige Diagnose-Kombination
liefert Daten zu Augengesundheit
G
Wiedemann, zum Thema „Bildgebung am Auge“ vor etwa 70
Fachkollegen aus ganz Sachsen
vorstellen.
Innerhalb der Studie werden
Daten zur Beschaffenheit der
Netzhaut mit Hilfe zweier Verfahren erhoben: Der sogenannten Fundusaufnahme, wobei
der Augenhintergrund digital
fotografiert und anhand der
Aufnahme bewertet wird, und
der Optischen Cohärenz-Tomographie (OCT). Das moderne
OCT-Gerät ermöglicht dabei
auch Aufnahmen tiefer Netzhautschichten, die in 3D betrachtet und analysiert werden
können. „Mit diesem besonderen Verfahren bekommen wir
durch eine völlig unbelastende
Aufnahme Informationen über
Alle innerhalb der Studie angefertigten Aufnahmen werden
durch einen Augenarzt ausgewertet, so dass die Probanden
auch eine Information erhalten,
wenn Veränderungen gefunden
werden, die einen Besuch beim
Augenarzt erfordern. Die Ärzte
sehen dabei neben Frühformen
der Makuladegeneration, Ablagerungen und Schwellungen
im Bereich der Stelle des
schärfsten Sehens, auch feinste
Gefäßveränderungen, die frühe
Zeichen von Diabetes und Bluthochdruck sein können. “Unsere zentrale Erkenntnis ist bisher allerdings, dass es offenbar
bei Gesunden eine größere
Bandbreite der unproblematischen Veränderungen an Makula und Sehnervkopf gibt, als
angenommen“, so der Leipziger
Augenmediziner. Die gewonnenen Daten fließen jetzt in eine
der größten Datenbanken ein
und werden künftig eine leichtere Diagnose krankhafter Veränderungen ermöglichen.
Helena Reinhardt
enau 2000 Probanden
haben die Augenmediziner des Universitätsklinikums Leipzig innerhalb von
LIFE, einer der größten Studien
zu Volkskrankheiten, bereits
untersucht. Dabei setzen die
Ärzte eine einmalige Kombination zweier Untersuchungsmethoden ein, die Aussagen zu
feinsten Veränderungen auch
in tieferen Netzhautschichten
des Auges liefert. Bei einer Tagung zur „Bildgebung am Auge“
haben Ärzte jetzt erste Daten
präsentiert.
2000 Augenuntersuchungen haben die Mediziner des UKL im
Rahmen von LIFE durchgeführt.
Foto: dpa
Prof. Jens Dawczynski
Foto: Stefan Straube
Zellschichten am lebenden
Auge, die in dieser Form sonst
unmöglich wären“, erklärt Prof.
Dr. Jens Dawczynski, stellvertretender Direktor der Klinik
für Augenheilkunde am UKL
und Leiter der LIFE-Augenstudie.
durch. „Wir haben dabei erfreut festgestellt, dass wir bei
praktisch allen Probanden die
Untersuchungen ohne eine Pupillenerweiterung durchführen
konnten“, erläutert der UKLAugenmediziner. Diese und
weitere Ergebnisse stellte er
Ende August bei einer Tagung
unter der Leitung des Direktors
der Augenklinik, Prof. Peter
Die jetzt in Leipzig eingesetzte
Kombination beider Verfahren
in einer solch großen Studie ist
einmalig. „Wir erhoffen uns
dadurch genauere Aussagen
zum Gesundheitszustand der
Netzhaut“, so Dawczynski.
10 000 Probanden sollen in
den kommenden Jahren innerhalb von LIFE dafür untersucht
werden. Derzeit führen die
UKL-Augenmediziner
etwa
zehn Untersuchungen am Tag
N VERANSTALTUNG
Vampire in der Blutbank: Vampirnacht, Ausgabe 3
Blutspende: Der „freiwillige (!)
Aderlass“ wird bis 0 Uhr möglich sein. Jene Helden der Nacht,
die sich einen halben Liter Blut
abzapfen lassen, dürfen sich danach exklusiv am Fledermausbuffet stärken. Ob „Gemüsefriedhof“, „Giftkartoffeln“ oder
„abgetrennte Vampirhaare“ –
alle
angebotenen
Gerichte
schmecken definitiv besser, als
sie klingen. Übrigens: fast jeder
zwischen 18 und 68 Jahren, der
mindestens 50 kg wiegt und sich
gesundheitlich fit fühlt, kann
Blut spenden. Der Personalaus-
Foto: Blutbank Leipzig
W
enn in Transsylvanien
die Sonne untergeht,
die Vampire aus ihrer
düsteren Gruft steigen und sich
in ihrem Blutdurst auf die Jagd
nach neuen Opfern machen –
nun, dann darf man einmal im
Jahr gern live dabei sein! Am
Samstag, den 15. September
2012, öffnen sich von 17 bis 0
Uhr die Pforten der Blutbank
zur dritten Vampirnacht. In
schaurig-schöner Kulisse wird
auf dem Gelände des Leipziger
Universitätsklinikums in der
Philipp-Rosenthal-Straße
27c
(Eingang Johannisallee) wieder
Spiel und Spaß bei vielen Mitmachaktionen geboten.
weis ist bitte zur Spendenaktion
mitzubringen.
Typisierung: Wer sich als Knochenmark- und Blutstammzellspender in der Stammzellspenderdatei Leipzig registrieren
lassen möchte, hat an diesem
Abend die Gelegenheit dazu.
Reinmar der Riese: Der lustigste Vampir der Welt! Um 19 Uhr
wird für die kleinen Gäste der
lustigste Vampir der Welt auf-
treten – das bedeutet zwei Meter
grandioser Spaß für Kinder! Interaktive Jonglage mit Bällen,
Keulen und Diabolo, Zauberei
und Akrobatik mit den Gästen.
Dem Anlass gerecht werdend
mit einigen gruseligen Elementen, die aus pädagogischer Sicht
aber durchaus noch vertretbar
sind. Selbstverständlich hat
Reinmar der Riese auch für die
„erwachsenen“ Besucher eine
Show im Gruselgepäck und wird
um 21.30 Uhr die feine Vampir-
gesellschaft mit brillanter Feuerjonglage sowie außergewöhnlichen Feuerrequisiten kapern!
alkoholfreie Cocktails mixen, um
über eine eisenhaltige Ernährung zu informieren!
Vampirdiplom: Wer an diesem
Abend sein Vampir-Diplom anstrebt (alle Altersgruppen sind
hier angesprochen), muss sich
drei herausfordernden Prüfungen stellen. Zunächst, dies wäre
die harmloseste Aufgabe, prüft
man beim Vampir-Sehtest die
eigene Sehstärke – schließlich
wäre ein Vampir ohne scharfen
Blick bei seinem Beutezug ziemlich schlecht aufgestellt. Bei einem kniffligen Gruselquiz ist
dann zu zeigen, dass man über
Dracula & Co. durchaus zu berichten weiß. Aber die härteste
Nuss, die es in diesem Jahr beim
Vampir-Diplom zu knacken gilt,
ist die Bezwingung einer fünf
Meter hohen Kletterwand! Denn
wie Kenner zu wissen pflegen,
bestechen Vampire geradezu
durch ihre perfekte Koordination und unglaubliche Wendigkeit. Und fünf Meter sind fünf
Meter…uaaahahahahahah!
Bedside-Test: Interessierte können mit dem Bedside-Test ihre
Blutgruppe im ABO-System bestimmen lassen. Wer also gern
eine erste Tendenz haben möchte, erfährt nach einem kleinen
Pieks in den Finger schon einmal, ob A, B, AB oder O in seinen Adern fließt.
„Blut-Cocktails“: Für Vampire
kaum ein Thema, für Blutspender dafür umso mehr: Auszubildende der Medizinischen Berufsfachschule werden blutrote
Kinderschminken: Kinder, die
ihre spendewilligen Eltern im
Vampirkostüm begleiten und
jene, die beim Kinderschminken
noch zum Vampir werden, erhalten eine kleine Überraschung!
Fassen wir zusammen: Wer eine
heimliche Schwäche für die Blutsauger hat und noch dazu eine
gute Tat vollbringen will, wird
am 15. September mit einem
Besuch in der Blutbank sicher
auf seine Kosten kommen. Die
Organisatoren werden jedenfalls
mit viel Herzblut (kleiner Wortspielscherz) die Nacht zum Tage
und die sonst recht schlichte
Spendeeinrichtung zu einer gruseligen Abzapfstation machen,
so viel steht fest.
Anja Grießer
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REPORT
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N CHARITY
Eine Schulausbildung für Tamil
E
hat in Indien kaum eine Chance“, weiß Adolph.
s gibt Menschen, die in
ihrem Beruf eine Berufung sehen. Einer von
ihnen ist Michael Adolph. „Ich
möchte Kindern mit onkologischen Erkrankungen helfen,
egal auf welchem Teil der
Erde sie leben. Privat und beruflich ist das mein größtes
Anliegen“, so der 35-jährige
Kinderkrankenpfleger.
Ähnlich verhalte es sich mit
dem Bildungssystem. Damit
ihr Junge an der schweren
Krankheit nicht den Mut verliert, weil er nichts von der
Zukunft zu erwarten hat, hat
Tamils Mutter deshalb den
großen Wunsch, dass ihr Sohn
eine gute Schulausbildung bekommt. „Tamil soll einmal die
Aussicht auf einen guten Job
oder sogar ein Studium haben. Um ihrem Kind das zu
ermöglichen, hat sie mich um
Hilfe gebeten“, so Adolph.
Seit Ende letzten Jahres arbeitet Michael Adolph in der
Abteilung für Pädiatrische
Onkologie, Hämatologie und
Hämostaseologie des Universitätsklinikum Leipzigs. Zuvor
war er zehn Jahre lang in onkologischen Kliniken in England und Indien tätig – zuletzt
als Entwicklungshelfer in einer Krebsklinik in der indischen Millionenstadt Chennai.
Dort lernte er im Dezember
2010 Tamil und seine Familie
kennen – eine Begegnung, die
ihn sehr geprägt hat.
Ende 2011 hat er eine Spendenaktion ins Leben gerufen:
Das Ziel ist eine Schulausbildung für Tamil.
„Als ich Tamil das erste Mal
sah, lag er gerade auf der Aufnahmestation, als einziges
Kind unter lauter Erwachsenen. Er spielte mit den Affen
am Fenster, wollte sie streicheln und in den Arm nehmen. Dieses Bild werde ich
nie vergessen. Ich habe ihn
sofort in mein Herz geschlossen“, erinnert sich Michael
Adolph.
UKL-Kinderkrankenpfleger Michael Adolph sammelt Spenden für den fünfjährigen leukämiekranken Jungen Tamil aus Südindien.
Foto: privat
hört sie zu einer der untersten
Kasten“, erzählt er.
Dennoch: Um Tamil pflegen
zu können, musste seine Mutter ihren Job aufgeben. Rund
um die Uhr ist sie für ihn da,
kümmert sich zusätzlich um
die Schwiegereltern. Der Vater geht arbeiten.
Obwohl die Rajalakshmis
nicht zu den ärmsten Menschen in Indien gehören,
reicht das bescheidene Einkommen kaum zum Leben.
„Tamils Behandlungen sind
notdürftig und teuer, ein Gesundheitssystem
wie
in
Deutschland gibt es in Indien
nicht. Wer arm ist und krank,
Tamil heißt mit vollem Namen
Tamil Rajalakshmi. Der kleine
Junge mit den großen Kulleraugen ist fünf Jahre alt und
leidet an ALL – Akuter Lymphatischer Leukämie. Trotz
seiner schweren Krankheit ist
er tapfer. „Egal was passiert,
Tamil verliert nie sein Lächeln. Das ist wirklich sehr
beeindruckend“, so Adolph.
Michael Adolph schreibt sich
monatlich Briefe mit Tamils
Mutter. Durch sie erfährt er,
wie es dem kleinen Jungen
geht. „Tamil wurde bei seinem
letzten Klinikbesuch mit Hepatitis C infiziert. Momentan
ist er gerade wieder zu Hause“, erzählt Adolph, der sich
schon sehr auf sein baldiges
Wiedersehen mit dem Kleinen
freut.
Gemeinsam mit seiner Freundin fliegt er Ende September
wieder nach Indien, um Tamil
und seine Familie sowie das
Krankenhaus zu besuchen –
und um für Tamil ein Konto
zu eröffnen, auf das er persönlich die Spenden einzahlt.
Mit befreundeten Ärzten will
er sich dann umschauen nach
einer guten Schule für Tamil.
„Ich bin total gespannt was er
sagen
wird“,
freut
sich
Adolph.
Kathrin Winkler
Während seiner Tätigkeit in
Chennai lernte der Kinderkrankenpfleger nicht nur Tamil, sondern auch dessen Familie immer besser kennen.
„Tamils Mutter konnte recht
gut englisch sprechen, das hat
die Kommunikation sehr erleichtert.“
Gegen Ende seines Indienaufenthaltes lud die Familie
Adolph als Dank für die Pflege
des Jungen zum Abendessen
in ihre 15-QuadratmeterWohnung ein. Dort lebt Tamil
gemeinsam mit seinen Eltern,
Großeltern und seinem kleinen Bruder. „Das hat mich
wirklich sehr gerührt. Tamils
Familie ist recht arm, lebt
aber weder im Slum noch ge-
Und der Kinderkrankenpfleger wollte helfen. Zurück in
Deutschland, rief er die „Aktion Tamil“ ins Leben, eröffnete
ein Spendenkonto und rührt
seitdem fleißig die Werbetrommel. „50 Euro etwa kostet der Schulbesuch pro Monat, das ist für indische
Verhältnisse ein kleines Vermögen“, erklärt Adolph. In
seiner Heimat Gardelegen hat
er bereits ein Benefizkonzert
für Tamil organisiert und Zeitungsartikel
veröffentlicht.
Etwa 2000 Euro sind bis jetzt
zusammengekommen. Jetzt
hofft er auf Hilfe aus Leipzig.
Spenden
für Tamil
Wer Michael Adolph dabei unterstützen möchte, Tamil eine
gute Schulausbildung zu ermöglichen, kann eine Geldspende auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Altmark
West überweisen. Kontonummer: 1200024857, Bankleitzahl: 81055555, Stichwort:
„Aktion Tamil“.
Die Familie Rajalakshmi lernte Michael Adolph im Dezember 2010 kennen.
Foto: privat
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Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N KOOPERATION
Universitätsklinikum betreut Sänger der Bayreuther Festspiele
P
rof. Dr. Michael Fuchs,
Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am
Universitätsklinikum Leipzig,
führt die kleine Kamera in die
Mundhöhle ein. Auf dem Bildschirm erscheint der Kehlkopf
von Diogenes Randes in bester
HD-Qualität. „Also, wenn wir
die Reduzierung der Spannung
erreichen und damit auch die
mechanische Belastung sinkt,
ist die Schleimhautrötung bald
weg!“, sagt der Professor, dreht
den Kopf nochmals gen Computerbild und findet abschließend: „Wieder eine symmetrische
Schwingung.
Guter
Schluss der Stimmlippen. Also,
wir sind auf einem guten Weg.“
Randes strahlt. Wieder einmal
fühlt sich der Sänger der Bayreuther Festspiele in Leipzig,
wie er mit kernig-sonorer
Stimme und breitem Lächeln
wissen lässt, „in den besten
Händen“.
Wie andere Bayreuther Akteure übrigens auch. Seit drei
Jahren werden an Leipzigs
Uniklinikum die Stimmen der
Wagner-Sänger gepflegt. Gut
eine Stunde und 20 Minuten
braucht man mit dem Auto
vom Grünen Hügel an die Pleiße. Er nutze gerade die freie
Zeit zwischen den Aufführungen, um hier bei Professor
Fuchs und Stimmtherapeutin
Birke Peter eine „Überspannung“ zu kurieren. „Das irreguläre Leben eines Sängers!“,
deutet der sympathische Brasilianer beim Stimmcheck in
Leipzig an. Aktuell singt er bei
den seit Juli und noch bis Ende
August laufenden Festspielen
im Parsifal den Titurel. In den
vergangenen Jahren waren es
unter anderem in den „Meistersingern“ die Partie eines
Meistersingers, der Fafner in
„Rheingold“ und „Siegfried“.
Und um derart besetzt zu werden, muss er eben auch ein
Meistersinger sein. Aber: „Unsereiner isst durch Jetlag, die
vielen Aufführungen und Proben unregelmäßig und schläft
unregelmäßig. Das wirkt sich
irgendwann auch mal auf den
Körper – bis hin zur Stimmmuskulatur – aus“, erklärt der
35-Jährige auf einer Pritsche
liegend, während Therapeutin
Peter an seinem Kopfende zu
Gange ist. Der Laie mag meinen, sie kraule ihn hinter den
Ohren. Die Fachfrau sagt:
„Man kann hier, so entlang des
Halses, Muskelgruppen die für
die Stimmbildung wichtig sind,
manuell entspannen.“ Und der
Sänger erzählt: „Ich habe im
Vorjahr von einem anderen
Bayreuther
Sangeskollegen
den Rat bekommen, mich hier
behandeln zu lassen und vom
ersten Tag an Vertrauen zu den
Leipziger Medizinern gefasst.“
Vor dem Königsportal des Festspielhauses am Grünen Hügel in Bayreuth (Unterfranken) leuchten bunte Blumen. Dafür. dass die Stimmen der Sänger auf der Bühne klar klingen, sorgen die Spezialisten des Universitätsklinikums Leipzig.
Foto: dpa
„Seit drei Jahren haben wir Festspielleitung und eigentlich, gensäurerückfluss eine Kehleine Kooperation mit den Bay- wie der Fall von Herrn Randes kopfreizung verursachen; mal
reuther Festspielen zur stimm- zeigt, noch mehr durch Mund- haben sich Sänger eine allergiärztlichen Betreuung der dort propaganda unter sich selbst sche Reaktion eingehandelt.
mitwirkenden Sänger“, sagt zu uns“, sagt Fuchs. „Wir sind Und ebenso können chronische
Fuchs. Ein großer Wagner- jederzeit kurzfristig verfügbar.“ Entzündungen der NasenneFreund, beziehungsweise ein Wobei die Offerte der Leipziger benhöhlen die Singstimme beenger Freund der Wagner-Fa- Mediziner neben der Phoniatrie einträchtigen, an den Stimmmilie selbst habe das eingefä- auch für andere Fachbereiche lippen können sich mitunter
kleine Zysten oder Polypen bildelt: „Unser Dekan der Medizi- im Uniklinikum gelte.
den.“ Und manchmal, so
nischen Fakultät, Professor
Joachim Thiery“, erhellt Fuchs. Was sein Gebiet anbelangt, Fuchs, scheine äußerlich bese„Mit Katharina Wagner persön- meint Fuchs zum behandlungs- hen auch alles okay zu sein,
lich haben wir das seinerzeit in bedürftigen Spektrum der Bay- nur der Sänger selbst fühle
Bayreuth dann auch verein- reuther Sangeszunft: „Mal sind beim Singen ein Unbehagen.
bart.“ Immerhin: „Nur reichlich es akute Erkältungsinfekte, die Zum Beispiel, wenn er in die
einen Monat im Sommer währt sich auf den Stimmapparat so genannte Übergangslage
die Festspielzeit. Alle an einer auswirken. Mal kann der Ma- wechselt, sprich aus tiefster
Saison beteiligten Sänger reisen
zwei
Monate
vorher
zwecks
Proben an. Doch
Bayreuth verfügt,
falls da Stimmprobleme auftreten, über keinen
Phoniater.“ Daher hatten einst
Fuchs und Thiery den Bayreuthern – freilich
unter Wahrung
der freien Arztwahl der Sänger
– für den Fall der
Fälle das unbürokratische Hilfsangebot unterbreitet.
„Und
seither kommen
die Wagner-Sän- Gesangsorgane im Blick: Prof. Michael Fuchs bei der Stimmbanduntersuchung bei
ger über die Opernsänger Diogenes Randes Farias.
Foto: Andreas Döring
Tiefe mit der Stimme in höchste Höhen schnellen soll. „Für
solche funktionellen Störungen
braucht es schon eine Untersuchungstechnik, die auch die
feinsten Schwingungsasymmetrien sichtbar machen kann“,
lobt Fuchs die ihm am UKL zur
Verfügung stehende Hightechgerätschaft.
Für nächstes Jahr, das „große
Wagner-Jahr“, haben sich die
Kooperationspartner Universitätsklinikum Leipzig und Bayreuther Festspiele übrigens etwas Besonderes ausgedacht.
„Wir organisieren in Leipzig
ein wissenschaftliches Symposium zur Stimmgesundheit bei
Wagner-Sängern“, blickt Fuchs,
selbst ein bekennender Freund
jenes Komponisten, ins Jahr
2013. „Dabei werden wir wiederum mit hiesigen Partnern
wie der Oper agieren. Unsere
Teilnehmer dürfen an einer
Probe zu ,Rienzi‘ unter Leitung
von Christian Thielemann teilhaben.“ Die interessierte Öffentlichkeit sei dann zu einigen
Rundtischgesprächen auf den
Uni-Campus am Augustusplatz
eingeladen, die – hochkarätig
besetzt mit Intendanten, Sängern, Dirigenten, Regisseuren
und Phoniatern – die Stimmbelastung für so eine „Hochleistungsstimme“, wie sie das
Musikdrama erfordere, noch
einmal unter allen möglichen
Gesichtspunkten „sezierten“,
so Fuchs.
Angelika Raulien
6
KLINIKUM 2012
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N SERVICE
Geburtstag mit Torte auch im Klinikum –
neues Angebot für kleine UKL-Patienten
W
er im Krankenhaus
liegt, kann nicht Geburtstag feiern? Doch,
natürlich geht das. Gemeinsam
mit Eltern, Großeltern und vielleicht dem einen oder anderen
neuen Freund von der Station
können Kinder ab sofort an ihrem besonderen Tag Kuchen
essen, sich Hotdogs oder Hamburger schmecken lassen und
dabei für eine kurze Zeit vergessen, dass sie krank sind.
Möglich macht das ein neues
Angebot der Schubert-Unternehmensgruppe als Servicepartner des UKL. Sie bietet die
Ausrichtung von Kindergeburtstagen für die kleinen Patienten
an, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht zu Hause
feiern können.
In einem Veranstaltungsraum
im Zentrum für Frauen- und
Kindermedizin kümmern sich
die Mitarbeiter um die kulinarische Versorgung und eine liebevolle Dekoration des Raumes.
„Mit den Eltern sprechen wir
vorher ab, wie viele zur Feier
kommen und was die Gäste essen wollen“, erklärt Bettina Drischmann, Veranstaltungsmanagerin
bei
der
Schubert
Unternehmensgruppe. Maximal
eineinhalb Stunden kann dann
gemeinsam gesessen und gefeiert werden. Angeboten wird die
Veranstaltung ab fünf Personen.
Zwischen drei süßen und drei
herzhaften Paketen kann im
Schokokuchen, Kerzen und Luftschlangen auch am Krankenbett - wenn es nicht anders geht, können kleine Patienten jetzt auch im
Universitätsklinikum Geburtstag feiern.
Foto: Stefan Straube
Vorfeld gewählt werden, die
dann entweder auf einem reich
gedeckten Tisch Platz finden
oder auf ein Buffet kommen. Es
gibt Obst, einen Geburtstagskuchen, Eierkuchen oder Hamburger zum Selberbelegen,
Hühnchen-Spieße oder einen
Schoko-Brunnen. Auch Getränke wie Kakao, Kaffee, Tee und
Saft sind inklusive. Gleichzeitig
gehen die Mitarbeiter auf Be-
sonderheiten ein, zum Beispiel,
wenn der Nachwuchs bei bestimmten Krankheiten nicht alles essen darf oder Diabetiker
ist. Und kleine Wünsche zum
Lieblingsessen des Geburtstagskindes wie etwa Pizza oder
Würstchen werden auch erfüllt.
Die drei kleinen Testesser waren vom neuen Angebot jedenfalls begeistert. Gene und Ric,
sechs und drei Jahre alt, machten sich sofort über den bunten
Obstteller her und probierten
die Lufttröten aus, deren bunter
Papierschlauch sich mit ein
bisschen Übung lautstark entrollte. Der zwölfjährige Christian belegte sich lieber einen Eierkuchen. „Probier mal die
Melone, die ist gut. Die hab ich
auch“, meinte Gene daraufhin
mit Kennerblick.
Eltern, die sich für den Kindergeburtstagsservice der Schubert-Unternehmensgruppe am
UKL interessieren, finden auf
den Stationen einen entsprechenden Flyer. Eine Anmeldung ist telefonisch unter
0341-9716460 sowie per EMail
unter
[email protected]
möglich.
Ines Christ
N STUDIE
Wenn die laufende Nase kein Ende nimmt
J
eden Morgen beim Aufwachen dieselbe Plage:
Die Nase ist entweder
verstopft oder sie läuft wie
Wasser. Auf Augen und Stirn
lastet ein starker Druck. Ralf
Hensel fühlt sich selbst nach
dem Nachtschlaf nie richtig
erholt. Und auch tagsüber
kämpft er mit typischen
Krankheitssymptomen. Seit
einem dreiviertel Jahr kennt
der Wissenschaftler aus Halle
es nicht anders. In wenigen
Wochen muss er seine Promotion abgeben und hadert
in dieser Stressphase umso
mehr mit der dauernd laufenden Nase und dem druckempfindlichen schweren Kopf.
„Patienten mit einer chronischen Entzündung der Nasenhaupt- und -nebenhöhlen haben keine lebensbedrohlichen
Ist eine Schniefnase chronisch, hilft der Beschwerden, sind aber geGang zum Spezialisten.
Foto: pixelio sundheitlich deutlich einge-
schränkt, weniger leistungsfähig
und
in
ihrer
Lebensqualität
beeinträchtigt“, beschreibt Prof. Dr. Andreas Dietz, Direktor der
Leipziger Klinik und Poliklinik
für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, das Dilemma der betroffenen Patienten. Die Ursachen für die chronische
Rhinosinusitis (CRS) sind nur
zum Teil bekannt. Es scheint
jedoch ein Zusammenhang
mit Allergien, Pilzen, Bakterien oder anatomische Besonderheiten der Nase zu geben, welche die dauerhafte
Entzündung unterstützen.
Bei der Behandlung stehen
die Reduktion der Entzündung und die Wiederherstellung des natürlichen Schleimabflusses in der Nase im
Vordergrund.
Dies
kann
durch Nasensprays, myrtolhaltige Medikamente oder in
schlimmen Fällen auch durch
Antibiotika erfolgen.
Im September 2012 startet an
der Klinik für Hals-Nasen-Ohren eine klinische Studie zur
Behandlung der chronischen
Rhinosinusitis. Unter Leitung
von Prof. Dietz soll die Wirksamkeit eines pflanzlichen
Arzneimittels in spezieller
Dosierung getestet werden.
Das Präparat – eine Kombination aus verschiedenen Pflanzenextrakten – wird bereits
seit langem zur Behandlung
von Schnupfen und akuten
Nasennebenhöhlenentzündungen eingesetzt. „Neu ist
es, dieses Arzneimittel hoch
dosiert in Tablettenform einzusetzen. Der Auftraggeber
hofft, dass damit die Symptome von CRS wirksamer reduziert werden können, als das
mit den bisherigen Mitteln
der Fall ist“, so Prof. Dietz.
Durch die Verbesserung der
Symptomatik soll sich eine
höhere Lebensqualität und
Leistungsfähigkeit für den Betroffenen ergeben. Insgesamt
werden europaweit fast 750
Patienten an der klinischen
Studie teilnehmen. Die Leipziger Klinik ist eines von 56
Zentren, die sich an der Studie beteiligen.
Betroffene Patienten, die sich
für diese Studie interessieren,
können sich in der Studieneinheit der HNO-Klinik melden. Teilnehmen können Personen von 18 bis 75 Jahren,
die unter chronischer Rhinosinusitis (ohne beidseitige
Nasenpolypen und ohne Allergien) leiden. Ansprechpartnerin ist die Studienassistentin Frau Streubel. Tel.:
0341-9725052, E-Mail: Katja.
[email protected].
de
Anne-Katrin Hartinger
KLINIKUM 2012
7
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N INTERVIEW
Schlechte Wundheilung: Madentherapie kommt zum Einsatz
V
zu behandelnde Stelle gelegt
und fixiert. Von den Maden
sieht man dann gar nichts. Bei
bestimmten Wunden, etwa
wenn sie höhlenartig tief sind,
werden auch so genannte Freiläufer eingesetzt.
iele Patienten
kennen
das Problem: Wunden
heilen nur schlecht. Viele
plagen sich über Monate und
Jahre mit offenen Füßen oder
Beinen. Abhilfe kann da die
Madentherapie schaffen. Dabei
werden Maden zur Reinigung
von nekrotischem Gewebe und
gegen Bakterienbefall in chronischen Wunden eingesetzt.
Wie genau die Therapie wirkt
und wann sie eingesetzt wird,
erklärt Karen Hoffmann im Interview mit „Gesundheit und
mehr …“. Die Krankenschwester ist mit für den Einsatz der
Therapie am UKL verantwortlich und arbeitet im Wund-,
Stoma-, und Bewegungsmanagement.
Woher kommen die Maden, die
dabei eingesetzt werden?
Es handelt sich dabei um die
Larven der Hausfliege. Diese
werden im Labor unter sterilen
Bedingungen von einer Firma
in Hamburg gezüchtet. Hier am
UKL wird dann beispielsweise
die Größe der Wunde mit einer
Schablone gemessen und dementsprechend die richtige Größe des Beutels, der bestellt
werden muss, ermittelt. Anschließend werden sie über die
Apotheke geliefert und müssen
innerhalb von 24 Stunden eingesetzt werden, sonst sterben
sie.
Frage: Wann wird die Madentherapie zur Behandlung von
Patienten eingesetzt?
Karen Hoffmann: Die Madentherapie wird bei Wunden eingesetzt, die schlecht oder gar
nicht heilen, wie etwa beim
diabetischen Fuß oder bei Geschwüren am Bein. Hier am
UKL kommt sie auch bei Wunden im Bauch oder bei Dekubitus zum Einsatz. Von verzögerter Wundheilung spricht man,
wenn es über vier bis sechs
Wochen keine Heilungstendenz
gibt. Dann kann man dem Körper z.B. mit der Madentherapie
ein bisschen helfen.
Wie stehen Patienten der Therapie gegenüber?
Natürlich ist es eine Überwindungssache, aber die Patienten,
die die Therapie in Anspruch
nehmen, haben oft einen sehr
langen Leidensweg hinter sich.
Manche haben über Jahre verschiedenste Wundauflagen ausprobiert und nichts hat geholfen.
Schwester Karen Hoffmann erklärt an einem Modell den Einsatz
der Madentherapie beim Patienten.
Foto: Ines Christ
Wie funktioniert die Therapie?
Die Maden sorgen dafür, dass
die Wunde gereinigt wird. Vereinfacht gesagt, spucken die
Larven in die Wunde und die in
der Flüssigkeit enthaltenen Enzyme sorgen dafür, dass das
abgestorbene Gewebe, die Nekrose, verflüssigt wird und von
den Fliegenlarven aufgenommen werden kann. Die Wunde
fängt zunächst stark an zu nässen – ein natürlicher Vorgang.
In den Ausscheidungen der
Maden befinden sich ebenfalls
nekroselösende Enzyme sowie
antibakterielle Stoffe. Um welche Stoffe es sich dabei genau
handelt, weiß man jedoch noch
nicht genau, für die Entwicklung neuer Wundauflagen ist
das jedoch eine interessante
Frage.
eingesetzt werden, als wir es
derzeit schon machen.
Was passiert, wenn die Madentherapie abgeschlossen ist?
Wenn die Wunde sauber ist,
kann sie theoretisch zuheilen.
Die Wunden jedoch, die bei uns
behandelt werden, werden in
der Regel plastisch mit neuer
Haut bedeckt.
Welche weiteren Vorteile bietet
die Madentherapie?
Die Maden „fressen“ ausschließlich totes Gewebe, das
heißt, sie greifen weder gesundes Gewebe noch Knochen,
Sehnen oder große Gefäße an.
In welcher Form werden die
Maden auf die Wunde gebracht?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Die
Maden kommen in einen Beutel, der ein bisschen wie ein
Teebeutel aussieht. Dieser wird
wie eine Wundauflage auf die
Spürt man etwas, wenn die
Maden „arbeiten“?
Die Maden haben keine Zähne,
das heißt, sie können nicht zubeißen. Wenn die Wunde sauber ist, merken manche Patienten ein kleines Kribbeln durch
die Füßchen, wenn sich die
Larven bewegen. Manchmal
kann es auch zu einem Stechen
kommen, wenn sie sich in der
Nähe von Nervenenden, die
kurz unter der Haut liegen, befinden. Das ist aber alles im
Rahmen. Die meisten Patienten
merken gar nichts.
Nein. Sie brauchen Licht und
Sauerstoff, um sich weiterzuentwickeln. Stirbt also eine
Made während der Wundbehandlung, wird sie von den anderen „gefressen“.
Kann die Madentherapie bei jeder Art von Wunde eingesetzt
werden?
Nein. Bei ganz sauberen oder
oberflächlichen Wunden wird
sie nicht gebraucht. Der Körper
hilft sich in der Regel selbst:
Zuerst werden die Gefäße verschlossen, dann bildet sich darunter neues Gewebe. Normalerweise ist von einer Wunde
nach 21 Tagen nichts mehr zu
sehen. Das ist jedoch beispielsweise bei Diabetikern und
Rheumatikern anders, die häufig eine gestörte oder verzögerte Wundheilung haben.
Welche weiteren Gegenanzeigen gibt es?
Die Madentherapie wird nicht
eingesetzt, wenn Patienten an
Fisteln leiden und wenn die
Durchblutung der behandelten
Extremitäten nicht gewährleistet ist. Auch wenn Patienten
lange eine Infektionskrankheit
hatten, müssen sie auf die Therapie verzichten, weil dann
auch die Gefäße angegriffen
sein könnten.
Welche Voraussetzungen müssen die Patienten erfüllen, um
eine Madentherapie zu bekommen?
Sie müssen sich gut und eiweißreich ernähren, viel trinken,
außerdem müssen Leber, Nieren und die Gefäße in Ordnung
sein. Bei Diabetes-Patienten ist
es wichtig, dass der Blutzucker
richtig eingestellt ist.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Wird die Behandlung in einem
Krankenhaus wie hier am UKL
durchgeführt, übernimmt die
Krankenkasse die Kosten. Bei
der ambulanten Therapie, wie
sie beispielsweise in diabetischen
Schwerpunktpraxen
möglich ist, handelt es sich um
Einzelfall-Entscheidungen,
das heißt, Patienten müssen
bei ihrer Kasse einen Antrag
auf Kostenübernahme für die
leider nicht ganz billige Therapie stellen.
Interview: Ines Christ
Fotos: Biomonde
Wie lange dauert es, bis Ergebnisse sichtbar werden?
Etwa zwei bis drei Tage bleiben
die Maden auf der Wunde, und
nach zwei bis drei Zyklen, also
rund einer Woche, ist die Wunde sauber. Mit keiner anderen
zeitgemäßen Wundversorgung
ist das so schnell möglich. Wir
arbeiten am UKL bereits seit
etwa zehn Jahren mit der Madentherapie. Aus meiner Sicht
könnte sie sogar noch häufiger
Kann es passieren, dass Maden
im Körper bleiben?
Größenvergleich: Wie schnell die Maden wachsen, In einem Biobag werden die Maden auf die
während sie die Wunde säubern, zeigt dieses Foto. Wunde wie eine Wundauflage aufgebracht.
Weitere Informationen sowie eine
Info-Broschüre zu allen Fragen
rund um die Madentherapie gibt
es bei der Initiative Chronische
Wunden unter www.icw.de.
8
KLINIKUM 2012
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N MEDIKATION
Das Miteinander von Arzneien als Herausforderung
D
ie Medikation von älteren
Patienten ist für Ärzte und
Apotheker immer wieder
eine Herausforderung. Denn
Patienten über 65 Jahren müssen im Durchschnitt fast fünf
Mal so viele Medikamente einnehmen wie jüngere Menschen,
wie Dr. Donald Ranft, Fachapotheker der klinischen Pharmazie in der Apotheke des Universitätsklinikums Leipzig, jüngst
vor Pflegern und Ärzten sagte.
„Wir haben immer mehr alte
Menschen, die immer kränker
werden. Die daraus resultierende Polypharmazie, also die Anwendung von mehreren Arzneimitteln gleichzeitig, steigert das
Risiko auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Und ich
sage ehrlich: Wer schon das
Miteinander von drei Arzneien
im menschlichen Körper exakt
vorhersehen kann – dem gebührt mein Respekt.“
Zu hinterfragen sei einerseits,
was das Arzneimittel mit dem
Körper mache, und andererseits, was der Körper mit dem
Arzneimittel mache. „Denn mit
dem Alter verändert sich die
Physiologie. Die Magensäureproduktion ist verringert, die
Oberfläche der Magenschleimhaut hat sich verändert, der alte
Körper weist eine andere Zusammensetzung von Muskel,
Bundesgesundheitsministeriums von einem Expertengremium erarbeitet wurde, enthält 83
Wirkstoffe, auf deren Verschreibung im Alter möglichst verzichtet werden sollte.“ Dennoch
erhält etwa jeder vierte Patient
mindestens eines dieser potenziell gefährlichen Arzneimittel.
Deshalb appellierte der Leipziger Fachapotheker an Ärzte und
Pflegekräfte: „Es gilt, die Verträglichkeit vor einem fatalen
Sturz des Patienten zu kontrollieren. Das heißt, nicht nur Blutdruck und Puls, sondern auch
geistige Aufnahmefähigkeit und
Gangsicherheit im Blick zu behalten. Da kommt auch Pflegekräften eine Verantwortung zu.“
Ältere Patienten haben oft mit den Wechselwirkungen ihrer vielen
Medikamente zu kämpfen. Fotos: Uwe Niemann, Stefan Straube
Ist für die Priscus-Liste: UKLFachapotheker Dr. Donald Ranft.
und Studien. Doch die meisten
Studien zur Zulassung der Arzneimittel werden nicht explizit
an älteren Patienten gemacht.
Damit entstehe potenziell ein
Risiko auf Fehl- oder Übermedikation oder aber auf Nichtansprechen. Dazu komme noch,
dass die älteren Patienten funktionelle Defizite aufweisen, was
beispielsweise feinmotorische
Fähigkeiten, Sehen und Kognition betreffe. Damit können Fehler beim Einnehmen von Medikamenten entstehen.
Fett und Wasser auf als ein junger Körper“, so Dr. Ranft. Auch
sei beim alten Menschen die
Lebermasse um bis zu 40 Prozent geringer. Zudem sei die
Durchblutung von Leber und
Nieren um etwa 50 Prozent geringer.
Ehe ein Medikament zugelassen
werde, durchlaufe es Prüfungen
„Mit der sogenannten PriscusListe haben Ärzte ein Instrument in der Hand, um potenziell
inadäquate Medikamente zu
vermeiden“, so Dr. Ranft. „Die
Priscus-Liste, die im Auftrag des
Die Priscus-Liste, die für jedermann im Internet einsehbar sei,
sei für Ärzte und Apotheker ein
Hilfsmittel, stelle aber kein Allheilmittel dar. Die Liste ordnet
Medikamente ein und gibt Hinweise auf mögliche Alternativen. Dabei erhebe sie nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit.
Zudem könne sie die individuelle
Nutzen-Risiko-Abwägung
nicht ersetzen. Die Priscus-Liste
richte sich zwar primär an Ärzte und Apotheker. Aber auch
Pflegekräfte oder Angehörige
könnten aus der Liste Ableitungen zum Nutzen des Patienten
entnehmen.
Uwe Niemann
N ADIPOSITAS – EIN THEMA MIT GEWICHT
„Runde Taube“: Erfahrungsbericht einer adipösen Patientin
D
ie Deutschen haben ein dickes Problem: Jeder zweite
ist übergewichtig und etwa
jeder vierte sogar fettleibig (adipös). Deshalb bietet „Gesundheit
und mehr“ in Kooperation mit
dem IFB AdipositasErkrankungen
nun eine Beitragsserie zu Adipositas, ihrer Entstehung, Behandlung und Erforschung. Heute berichtet eine Betroffene über ihr
Leben.
Meine Tochter ist süß. Sie sagt
immer zu mir: „’Dick’ und ‚fett’
kannst du aus deinem Wortschatz
streichen. Du bist nicht fett, du
bist rund.“ An ihrer Zimmertür
hängt ein Bild mit einem Weißkopfseeadler: „Hier wohnt Hanna
Robina“. Für meine Tür hat sie
ein Bild mit einem dicklichen Vogel gemalt: „Hier wohnt meine
runde Taube“. Ich mag meinen
Bauch nicht, sie mag meinen
Bauch. Damit ist sie allein auf
weiter Flur. Denn „dick“ ist im
allgemeinen
Sprachgebrauch
nicht mehr wertfrei, sondern negativ besetzt. Zumindest wenn es
um die Körpermaße geht. Letztens beschlich mich der Gedanke,
ob das Verhalten meiner Tochter
nicht ein Ausdruck von Co-Ab-
hängigkeit ist; sie will mich ganz
offensichtlich damit schützen.
Vor acht Jahren hat mir ein Psychologe gesagt, er hielte mich für
essgestört. Gleichzeitig lehnte er
es ab, ambulant mit mir auf dieser
Strecke zu arbeiten. Mit der Begründung, das könne man nur
stationär. Also habe ich mich gekümmert.
Verhaltenstherapie,
psychosomatische Kur, Selbsthilfegruppe, noch mal Kur. Ergebnis:
Ich bin heute so schwer wie
noch nie in meinem Leben,
mit allen Begleiterscheinungen: Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe, Asthma
bronchiale,
beginnende
Gonarthrose,
ständig
schmerzende Füße, Kurzatmigkeit, Schwitzen, eingeschränkte Beweglichkeit. Das
müsste doch eigentlich reichen,
um Veränderungen anzustreben.
Momentan nehme ich gerade wieder neuen Anlauf: Ernährungsberatung, Selbsthilfegruppe für Dicke. Das bringt mir Austausch und
Anregung, doch machen muss ich
es allein. Und das ist nicht immer
leicht, wenn es an der nötigen Disziplin mangelt – und die brauche
ich: Für eine bessere Lebensquali-
tät müsste ich ganze 50 bis 60 Kilo
abspecken. Vom Idealbild wäre
ich dann immer noch so weit entfernt wie der Mond von der Erde.
Wenn man öfter eine Diät
macht, manifestiert sich das
dann wohl auch im Gehirn. Ergebnis: Essstörung.
Das Idealbild. Neulich sah ich
eine Dokumentation mit Tim
Mälzer zum Thema Diäten. Was
wir immer schon wussten: Diäten bringen nichts außer dem
Jojo-Effekt. In Amerika gab es
eine Studie mit Mäusen. Die
wurden auf Diät gesetzt und be-
Das Idealbild. Heutzutage am PC
und mit entsprechender Software ist es kein Problem, aus einer normalen Figur eine „Traumfigur“ zu machen. Schmale Taille,
schmale Hüften, schlanke Oberschenkel, kleine Oberweite. Dazu
ein austauschbares Gesicht. Diese Bilder sieht man überall.
In der Zeitung, in Zeitschriften, auf Plakaten im
öffentlichen Raum, im Internet, in der Werbung im
Fernsehen. Eine Figur, die
real gar nicht existiert, suggeriert der holden Weiblichkeit, dass sie nur etwas
wert ist, wenn sie diesen perfekten Body hat. Für mich ganz klar
ein Beweis dafür, wie krank diese
Gesellschaft ist.
kamen nach Beendigung der
Diät ein fettreiches und ein fettarmes Futter angeboten. Für
welches Futter haben sie sich
wohl entschieden? Richtig, für
das fettreiche. Eventuell hat
man damit die Erklärung für
den Jojo-Effekt gefunden. Der
Körper muss während der Diät
haushalten und verlangt dann
vehement nach Auffüllung der
verbrauchten
(Fett)Reserven.
Aber nein. In den Augen der Gesellschaft bin ich die Kranke, weil
ich zu faul bin, mich anzustrengen, oder zu undiszipliniert. Ja,
ich bin krank. Aber wie viele andere auch? Nur dass deren Makel
nicht so augenfällig sind.
Jeder soll nach seiner Fasson
selig werden. Ich beleidige
doch auch niemanden, nur
weil er von Kopf bis Fuß tätowiert ist oder unzählige Piercings im Gesicht und anderen
Körperteilen hat, nur weil es
mir nicht gefällt. Aber ich muss
mir Kommentare wie: „He, du
fette Sau“, „Schlanker Fünftonner“ oder „deutsche Panzer
rollen wieder“, gefallen lassen.
Manchmal trifft es mich nicht
so sehr, manchmal dagegen
bis ins Mark. Dabei möchte ich
einfach nur in Ruhe gelassen
werden. Mit oder ohne meine
Kilos. Meine Kilos. Meine Entscheidung. Mein Leben.
Kirsten Janowski
Das IFB AdipositasErkrankungen ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig. Erforschung
und Behandlung von Fettleibigkeit sind am IFB interdisziplinär vernetzt. Betroffene
finden in den IFB Adipositas
Ambulanzen für Erwachsene
oder für Kinder und Jugendliche Hilfe.
www.ifb-adipositas.de
UNIVERSITÄTS-LEBEN
9
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N ÄGYPTOLOGIE
Projekt untersucht Lehnwortschatz der ägyptischen Sprache
I
rückgeht: „Wie ein Duden, der
nur germanische Wörter zuließe und etwa lateinische Lehnwörter wie Wein, Fenster und
Mauer ausspart“, so Richter.
n zwei Jahrtausenden ägyptischer
Sprachgeschichte
scheint der Sprachwandel
des Ägyptischen kaum durch
Sprachkontakt motiviert gewesen zu sein. Dann, im 4. Jh. v.
Chr., etablierte sich in Ägypten
eine hellenistische Königsdynastie, und Griechisch wurde
zur Sprache der Herrschaftselite, der Verwaltung und der höheren Bildung. Die Einwirkung
der griechischen Kontaktsprache auf das Ägyptische wird
nun am Ägyptologischen Institut – Georg Steindorff – der Universität Leipzig im Projekt „Database and Dictionary of Greek
Loanwords in Coptic“ erforscht.
Das Ägyptische, eine der am
frühesten und am längsten bezeugten Sprachen der Menschheit, veränderte sich in den
2000 Jahren von der Pyramidenzeit bis in die Mitte des
1. Jahrtausends v. Chr. zwar
erheblich, jedoch kaum oder
wenig durch Sprachkontakt
motiviert. Nach der Eroberung
Ägyptens durch Alexander den
Großen (331 v. Chr.) etablierte
sich die makedonische Dynastie
der Ptolemäer; maßgebliche Institutionen des Staates und der
Gesellschaft wurden griechischsprachig und blieben dies auch
während der ersten Jahrhunderte n. Chr., als Ägypten eine
Schlüssel zur ägyptischen Sprache: Der Stein von Rosetta mit seiner berühmten dreisprachigen Inschrift.
Foto: dpa
Provinz des römischen Reiches
war.
Die Bilanz des jahrhundertelangen griechisch-ägyptischen
Sprachkontakts tritt im Koptischen zutage, der mit den
Buchstaben des griechischen
Alphabets und ägyptischen Zusatzzeichen
geschriebenen
jüngsten Sprachstufe des Ägyptischen (4.-14. Jh. n. Chr.).
Mehr als 4500 griechische
Wörter der meisten Wortarten
und Wortfelder bereicherten
den ägyptischen Wortschatz
dieser Zeit. „Wir haben es mit
einem der am breitesten und
dichtesten bezeugten Fälle intensiver lexikalischer Entlehnung in der Antike und insofern mit einem Referenzfall der
historischen
Sprachwissenschaft zu tun“, sagt Prof. Tonio
Sebastian Richter, der Leiter
des Projekts.
Dieser gewaltige Lehnwortschatz stellt eine kardinale Aufgabe der ägyptischen und griechischen Wortforschung dar,
zumal die koptische Lexikographie sich bislang auf den koptischen Wortschatz beschränkte,
der etymologisch auf den älteren ägyptischen Wortschatz zu-
Während einer vom Sächsischen Staatsministerium für
Wissenschaft und Kunst geförderten Pilotphase wurden im
Projekt „Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic“ am Ägyptologischen Institut
– Georg Steindorff – der Universität Leipzig von April 2010 bis
März 2012 die konzeptuellen
und technischen Voraussetzungen geschaffen, um den griechischen Lehnwortschatz im
Ägyptisch-Koptischen vollständig zu dokumentieren und tiefgreifend zu analysieren. In einem auf zwölf Jahre angelegten
Langfrist-Vorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft
soll nun ab Herbst 2012 diese
große lexikographische Aufgabe
in Angriff genommen werden.
Außer griechischen Lehnwörtern im Koptischen sollen auch
griechische Wörter im vorkoptischen Ägyptisch und arabische
Lehnwörter im späteren Koptisch erfasst werden. Damit
wird die Online-Datenbank, die
das DDGLC-Projekt erarbeitet,
reichlich 1500 Jahre kontaktinduzierten Sprachwandels im
ägyptischen Wortschatz dokumentieren.
Ronny Arnold
N ANGEBOT
Lernen als Erlebnis – neuer Durchgang der Kinderuni
B
evor für die Erwachsenen das neue Semester
beginnt, heißt die Universität Leipzig wieder Kinder
von acht bis zwölf Jahren an
der Kinderuni willkommen. In
fünf Vorlesungen führen Leipziger Wissenschaftler durch
ihre Spezialgebiete, dieses Mal
mit den Schwerpunkten Naturwissenschaft und Sprachforschung. Die Teilnahme ist
wie immer kostenlos, aber anmeldepflichtig.
Mit dem dritten Durchgang
der Kinderuni-Neuauflage hat
sich die Initiative von Prof.
Torsten Schöneberg, dem Prodekan der Medizinischen Fakultät, verstetigt. Den Vorlesungsauftakt
macht
sein
Kollege Physiker Prof. Dr. Daniel Huster aus Freude an unterhaltsamer Wissensvermittlung und in der Hoffnung,
einen Funken überspringen zu
lassen. „Wenn wir erwachsene
Studierende im Nebenfach
Physik an die Uni bekommen,
sind die schon längst abgeschreckt. Dabei ist Naturwissenschaft nicht nur wichtig,
sondern auch etwas, das Freude machen soll und cool ist.“
Der Antrieb, etwas wissen zu
wollen, gehe häufig irgendwann unterwegs verloren, so
Huster. „Deshalb ist es notwendig, Kinder auf spielerische Art früh zu fördern, wie
es sich die Kinderuni zum Ziel
gesetzt hat.“ Auch seine Tochter sei vor einem Jahr eher
widerwillig zur ersten Vorlesung gegangen. Das sei aber
rasch in Begeisterung umgeschlagen. Ab dem 14. September werden die 10-Jährige
und ihre Freunde wieder unter den Zuhörern sein und sich
die Welt im kleinen und größeren Zusammenhang erklären lassen.
14. September 2012, 16.30
Uhr: Wippen, Schaukeln,
Rutschen – Physik auf dem
Spielplatz. Warum fällt man
mit dem Fahrrad um, wenn es
steht, nicht aber, wenn es
fährt? Warum gewinnen Erwachsene auf der Wippe immer gegen Kinder? Und warum kann man vom Karussell
aus mit der Wasserpistole niemals treffen? Klarer Fall, hier
ist Physik im Spiel, die in dieser Vorlesung anhand von vielen Experimenten erklärt wird
von Prof. Dr. Daniel Huster,
Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik, Universität Leipzig.
21. September 2012, 16.30
Uhr: ABC – Warum können
wir eigentlich lesen und
schreiben? Wir benutzen 26
Buchstaben. Aber wie ist unser lateinisches Alphabet zu
uns gelangt, wie hat der
Mensch angefangen zu schreiben und wie sehen die ältesten
Schriftzeichen aus? Prof. Dr.
Hans-Werner Fischer-Elfert,
Geschäftsführender Direktor
des Ägyptologischen Instituts
der Universität Leipzig deckt
auf, welche Verbindung zwischen Hieroglyphen und unserer Alphabetschrift besteht.
28. September 2012, 16.30
Uhr: Können wir unseren
Augen trauen? – Die Geheimnisse des Lichts. Wie kommen
die Farben in den Regenbogen
und können Schatten farbig
sein? Was hat die Frage, wie
Licht durch ein enges Loch
kriecht, mit einem iPhone oder
Teleskop zu tun? Wie die Optik, die Lehre vom Licht, unseren Alltag durchdringt, wird
Prof. Dr. Marius Grundmann
zeigen, Abteilungsleiter Halbleiterphysik vom Institut für
Experimentelle Physik II, Universität Leipzig.
5. Oktober 2012, 16.30 Uhr:
Tatort Mückenmafia – ein
Wasserfloh ermittelt. In dieser Vorlesung wird gegen die
gemeine Hausmücke ermittelt,
einem wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch und
Virenschmuggel
gesuchten
Verbrechers. Iris Kröger vom
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung,
Department
System Ökotoxikologie lädt zu
einer
spannenden
Verfolgungsjagd durch Luft und
Wasser ein, bei der auch biologische Kampfstoffe zum Einsatz kommen.
12. Oktober 2012, 16.30 Uhr:
Biologische Zellen – die Bau-
steine, aus denen wir gemacht sind. Haut, Gehirn,
Muskeln – unser gesamter
Körper besteht aus unzähligen
Kraftwerken, den Zellen. Allein das menschliche Gehirn
hat 20 Milliarden Nervenzellen, ungefähr so viele wie es
Sterne am Himmel gibt. Prof.
Dr. Josef Käs, Direktor des Instituts für Experimentelle Physik I an der Universität Leipzig, nimmt die kleinsten
Bausteine unter die Lupe und
gibt Antworten auf Fragen,
woraus sie bestehen, ob sie
miteinander reden oder intelligent sind.
Organisatorisches: 45 Minuten dauert jede Vorlesung. Wer
wenigstens drei Vorlesungen
besucht hat, erhält am Ende
ein Kinderuni-Diplom. Die
Teilnahme ist kostenlos. Aufgrund der begrenzten Plätze
ist jedoch eine Anmeldung erforderlich über das Formular
im Internet. Jedes angemeldete Kind erhält vor Ort seinen
persönlichen Studienausweis,
der gleichzeitig als Eintrittskarte gilt.
Diana Smikalla
10
LEIPZIG – MEINE STADT
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N EINKAUFSZENTRUM
Goethe-Leuchtreklame: Gerichtsstreit droht
In neuem Glanz sollte die berühmte Leuchtwerbung „Mein
Leipzig lob’ ich mir“ zur Eröffnung der Höfe am Brühl in knapp
fünf Wochen erstrahlen. Doch der
historische
Goethe-Schriftzug
bleibt wegen des andauernden
Streits zwischen dem Investor
Mfi und dem direkt angrenzenden Marriott-Hotel auf unbestimmte Zeit eingelagert. Die
Vier-Sterne-Herberge befürchtet
Belästigungen für ihre Gäste und
will die Anbringung auf dem
Dach des Einkaufszentrums verhindern – obwohl die Neonreklame nachts gar nicht eingeschaltet
werden soll. Auch ein Brief von
Oberbürgermeister
Burkhard
Jung (SPD) konnte den Konflikt
bisher nicht lösen.
Sie ist knapp 100 Meter breit,
zwischen drei und fünf Meter
hoch und seit den frühen 1970er
Jahren ein Wahrzeichen: die
denkmalgeschützte Leuchtwerbung mit dem berühmten Goethe-Spruch und dem Porträt des
Dichterfürsten. Bis 2007 stand
die Tafel aus DDR-Zeiten auf den
Wohnblöcken am Brühl und begrüßte die Gäste zusammen mit
dem Schriftzug „Willkommen in
Leipzig“ auf Deutsch, Russisch,
Englisch und Französisch. Investor Mfi aus Essen wollte das gesamte Ensemble für rund
300 000 Euro restaurieren lassen
und auf dem Dach des neuen
Einkaufszentrums an der Stirnseite zum Hallischen Tor aufbauen. Doch daraus wird vorerst
nichts.
Zur Eröffnung am 25. September
werde der Schriftzug „definitiv
nicht“ auf dem Dach des 200 Mil-
Das Streit-Objekt liegt in einer Lagerhalle in Neukieritzsch.
lionen Euro teuren ShoppingTempels leuchten, sagte Rainer
Borst, Centermanager der Höfe
am Brühl. Die Reklame lagert
derzeit in einer Halle der Neontechnikfirma Caralux bei Neukieritzsch. Die Restaurierung würde
laut Geschäftsführer Gerd Martin
etwa drei Monate dauern – also
mindestens bis Ende des Jahres.
„Alles ist vorbereitet. Aber wegen
des eingelegten Widerspruchs
sind uns die Hände gebunden“,
bedauert Borst, der auf ein klares
Signal der Stadt hofft.
Um Leipzigs wohl bekannteste
Leuchtwerbung zurück ins Stadtbild zu holen, wandte sich vor
kurzem Oberbürgermeister Jung
persönlich mit einem Brief an die
Eigentümer des Hotels. Tenor:
„Die Willkommensbotschaft am
Brühl – gepaart mit der GoetheSilhouette und dem Goethe-Zitat
’Mein Leipzig lob’ ich mir’ – war
und ist eine liebenswerte Botschaft an die Gäste unserer
Stadt.“ Der beleuchtete Schriftzug habe einen „sehr hohen Stellenwert“ für Leipzig, erklärte
Baubürgermeister Martin zur
Nedden (SPD) auf LVZ-Anfrage.
Alle Bemühungen um eine Einigung in dem seit Monaten schwelenden Streit seien bislang jedoch
ohne Erfolg geblieben.
„In rund 70 unserer Zimmer
würde die Neonreklame direkt
hinein leuchten“, erläutert Thomas Reinhardt, Direktor des
Marriott-Hotels, das Problem. Die
Gäste könnten sich gestört fühlen
und das Nobelhotel meiden, befürchtet der 44-Jährige. „Das
hätte definitiv negative Folgen für
unseren Umsatz“, so der Marriott-Chef. „Die Leuchtreklame an
sich finde ich toll“, erklärte Reinhardt gegenüber der LVZ, „aber
bitte nicht direkt vor unserem
Foto: Volkmar Heinz
Hotel. Sie ist zu groß und zu hell.
Sie muss einfach woanders hin.“
Der handfeste Streit um „Mein
Leipzig lob’ ich mir“ begann bereits im April. Nach Erteilung der
Baugenehmigung für die Leuchtreklame, die erst knapp eineinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung für die Höfe erfolgte,
gingen die Eigentümer des Marriott in den Brühl-Arkaden in
Widerspruch. Sie bemängelten,
dass man zu spät über den neuen Standort informiert worden
sei und schalteten deshalb zusätzlich das Leipziger Verwaltungsgericht ein, um die Anbringung der Reklame zu verhindern.
Über den Antrag am Gericht sei
bisher noch nicht entschieden
worden, weiß Stefan Barton,
Sprecher der Landesdirektion.
Seine Behörde prüft momentan
den Widerspruch des Hotels.
„Die Sache liegt seit 26. Juli bei
uns vor“, so Barton. Die Bearbeitung dauere voraussichtlich
mehrere Wochen. Sollte die Landesdirektion grünes Licht für den
Aufbau der Leuchtreklame geben, scheint eine Klage des Marriott wahrscheinlich. Mehrere
Anwälte beschäftigen sich laut
Reinhardt bereits intensiv mit
den rechtlichen Möglichkeiten.
„Aus unserer Sicht ist die Leuchtwerbung nicht genehmigungsfähig“, so der Hoteldirektor. Selbst
der Kompromiss der Stadt, die
Leuchtschrift von 22 bis 6 Uhr
auszuschalten und tagsüber nur
mit 20 Prozent Leistung zu betreiben, konnte das Marriott
nicht überzeugen. 2010 war dafür extra ein Gutachten von der
Stadt angefertigt worden. „Im
Winter wird es spätestens ab 18
Uhr dunkel“, argumentierte der
Hotelchef. Die Gäste würden zudem bereits im Internet sehen,
dass sie direkt neben einer
Leuchtreklame übernachten. „Da
haben wir einen klaren Wettbewerbsnachteil“, so Reinhardt.
Der Marriott-Chef hält nur eine
Lösung für akzeptabel: einen anderen Standort für die Leuchtreklame. „Der Schriftzug ist Am
Hallischen Tor für Passanten von
der Straße ohnehin schlecht zu
erkennen“, so Reinhardt. An einer anderen Stelle der Höfe am
Brühl könne die Mega-Reklame
aufgrund der unterschiedlichen
Fassadenhöhe des Einkaufszentrums aber nicht angebracht
werden, heißt es aus dem Rathaus. Eine Zerstückelung der
verschiedenen Schriftzüge und
Logos kommt für die Stadt ebenso wie für den Bauherren nicht in
Frage.
Robert Nößler
N VERANSTALTUNG
Norwegisches Teenie-Duo singt in Leipzig
D
er REWE-Kindertag am
23. September 2012 auf
der agra kann mit einem
echten Show-Highlight aufwarten: Das Pop-Duo „2Boys“ aus
Norwegen wird auf der Showbühne der beliebtesten Kinderund Familienveranstaltung in
der Region Leipzig stehen.
Wer ist eigentlich Justin Bieber?
Die Ablösung für den kanadischen Schmachtfetzen im Stimmbruch kommt jetzt aus Norwegen. „2Boys“ heißt die neue
Teen-Pop-Sensation, die sich gerade anschickt, Deutschland und
Europa zu erobern. Eine weitere
Station ihres Siegeszuges ist der
REWE-Kindertag Leipzig am
23. September 2012. In ihrer
Heimat sind Sondre (12) und
Marcus (15) schon bekannt wie
bunte Hunde. Von klein auf zieht
es die musikalischen Brüder auf
2012 in Leipzig. Wer es bis dahin nicht aushält, kann sich auf
der Facebook-Seite des Familienfestes schon erste Videos von
Sondre und Marcus anschauen.
die Bühne. 2009 begeisterten sie
beim „MGP Jr.“ – der Ausgabe
des Eurovision Songcontests für
Kinder – mit einem Song, den sie
selbst schrieben und produzierten. Seitdem absolvierten sie
über 50 Konzerte, Radio- & TVAuftritte, z.B. bei der norwegischen Version von „Supertalent“.
2010 veröffentlichten sie erfolgreich ihr Debütalbum „Be yourself“, mehrere Songs fanden sich
auf vielen Hit-Sammlungen und
die Klickzahlen ihrer YoutubeVideos knackten schnell die Millionenmarke. 2011 unterschrieben die sympathischen Burschen
beim Musiklabel „Hitnation Music“ und arbeiten seitdem mit
Hitproduzenten und erfolgreichen Songwritern am neuen Album, mit dem sie in diesem Jahr
Europa erobern wollen.
Die norwegische Gruppe „2Boys“ sind in ihrer Heimat schon Stars
– und kommen am 23. September nach Leipzig.
Foto: pd
Seit Mai treten „2Boys“ im Rahmen der Toggo Tour von SuperRTL in vielen deutschen
Städten auf. Nach ihrem Auftritt
auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin heißt
der nächste Stopp dann: REWEKindertag am 23. September
Neben den beiden jungen Skandinaviern gibt es natürlich noch
viele andere tolle Attraktionen
und Angebote auf dem REWEKindertag 2012 in Leipzig. Von
10 bis 17 Uhr gibt es jede Menge
Show, Spiel und Sport. Dazu Ponyreiten, eine Kinder-Eisenbahn,
Bungee Trampolins, Tiershows,
Kinderschminken, Bullriding, elf
Hüpfburgen, Verkostungsstände,
Torwandschießen, Bastelecken
und viele weitere Überraschungen. Und auch wenn die Organisatoren mit den „2Boys“ einen
echten Show-Hochkaräter verpflichtet haben: Der Eintritt zum
REWE-Kindertag ist auch in diesem Jahr für alle frei.
frs
POLITIK I WIRTSCHAFT
11
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N INSOLVENZ
Melkus: Ende einer Legende
Der Dresdner Sportwagenbauer
Melkus steht vor dem Aus: Ende
August stellte das Unternehmen
beim Amtsgericht Dresden einen
Insolvenz-Antrag. Sepp Melkus,
Enkel von Rennfahrerlegende
Heinz Melkus, hat es am Ende
nicht geschafft, für seine handgearbeiteten Boliden hinreichend
Käufer zu finden.
Gerade noch hat der berühmte
Flügeltürer RS 2000 am Wochenende auf dem Lausitzring zwei
Porsche 911 GT3 auf die Plätze
verwiesen, da mussten einen Tag
später seine Schöpfer den schweren Gang zum Insolvenzgericht
antreten. Der 2006 gegründeten
Sportwagenmanufaktur ist das
Geld ausgegangen. Die Idee des
Firmengründers Sepp Melkus, an
die Geschichte der Familie seit
1950 anzuknüpfen und nach dem
legendären
DDR-Sportwagen
Melkus RS 1000 das Nachfolgemodell RS 2000 erfolgreich auf
dem Weltmarkt zu platzieren, ist
damit vorerst gescheitert.
Ihm sei dieser Schritt sehr
schwergefallen,
kommentierte
Geschäftsführer und einer der
Hauptgesellschafter Sepp Melkus
die Insolvenz. Er sprach die Hoffnung aus, „dass das Ende auch
ein Neubeginn sein kann“. Anwältin Nicole Schmidt, die gemeinsam mit dem Unternehmer
in den vergangenen Wochen versucht hatte, nach außergerichtlichen Lösungen zu suchen, deutete an, dass man weiter mit einem
potenziellen Käufer in Verhand-
lungen stehe. Doch für einen Insolvenzplan hätte die Entscheidung für einen Einstieg eben
deutlich früher fallen müssen. Ob
nun in Dresden weitergearbeitet
werde, entscheide der vorläufige
Insolvenzverwalter.
Das Amtsgericht Dresden hat
Sprecherin Birgit Keeve zufolge
Anwältin Grit Rademacher von
der Kanzlei Schultze und Braun
zur vorläufigen Insolvenzverwal-
terin bestimmt. Da die noch im
Urlaub ist, übernimmt zunächst
Kollege Harald Bußhardt den
Blick in die Bücher.
Den Traum von einer Dresdner
Sportwagen-Produktion trug die
Familie Melkus schon an die 60
Jahre mit sich herum, seit Sepps
Großvater Heinz sein erstes Rennen fuhr. Als der Traum 2006
wahr wurde, war die Aufbruchstimmung mitreißend. Vom neu-
en, seit 2009 gefertigten Boliden
RS 2000 (Stückpreis: ab 122 000
Euro aufwärts) wollte die Manufaktur jährlich bis zu 25 in Handarbeit bauen.
Anfang 2011 gab es sogar Erfolgsmeldungen aus dem Reich
der Mitte, wo Melkus nach dem
Messeauftritt in Guangzhou drei
der 300-PS-Flitzer an den Mann
brachte. Doch während andere
deutsche Autobauer im wesentli-
chen vom Absatz in China ihre
Erlöse bestreiten, hat das bei
Melkus mit dem chinesischen
Partner nicht geklappt, wie der
zweite Geschäftsführer des Unternehmens, Jonathan Franke,
sagte.
Die Manufaktur hatte zuletzt nur
noch zehn Mitarbeiter, nun haben sie erfahren, dass vorerst
Schluss ist. „Aber wir hoffen sehr,
dass wir jemanden finden, der
verhindert, dass die letzte ostdeutsche Sportwagenmarke verschwindet“, sagt Franke. Die Suche
richte
sich
auf
Sportwagen-begeisterte, regional
denkende Menschen.
Der RS 2000 GTS, mit 950 Kilogramm fast ein Leichtgewicht,
kann mit seinem 350-PS-Vierzylinder den Sportwagen in unter 4
Sekunden auf 100 Sachen katapultieren. Er spielt – was die
Leistung angeht – lässig in einer
Liga mit Porsche, Ferrari und
Lamborghini. Doch offenbar haben am Ende ein zu vorsichtiges
Marketing und fehlende finanzielle Reserven dem Quereinsteiger in der Premium-Sparte die
Luft abgeschnürt.
Der 2009 aufgelegte neue Melkus RS 2000 brachte auch keine Wende zum Positiven für die Dresdener Sportwagenmanufaktur.
Foto: pd
Ebensowenig wie das Dresdner
BMW-Autohaus Melkus ist das
Motorsportteam Melkus von der
Insolvenz betroffen. Es wird am
Red-Bull-Ring in Österreich erneut beweisen, dass die Rennwagen aus Sachsen in der ersten
Liga mithalten können.
Barbara Stock
N ÜBERNAHME
Nachfolge wird weiblich
B
is zum Jahr 2020 stehen in
Sachsen mehr als 15 000
mittelständische Unternehmen mit insgesamt 200 000 Arbeitsplätzen zur Übergabe an.
Die
Unternehmensnachfolge
wird daher immer häufiger auch
für Frauen zur Chance.
Bärbel Schindler war eigentlich
gar nicht darauf eingestellt, Unternehmenschefin zu werden.
Doch als der langjährige Geschäftsführer des Gesundheitsdienstleisters Reha-aktiv aus
Chemnitz 2007 tödlich verunglückte, musste schnell eine
Nachfolge geregelt werden.
„Man überlegt sich das schon
ein paar schlaflose Nächte lang“,
sagt Schindler. „Aber ich kannte
das Unternehmen. Und in meinem Alter kommen auch nicht
mehr zahlreiche Möglichkeiten“,
sagt die heute 54-Jährige. Nach
der Wende hatte sie in der Buchhaltung der Reha-aktiv angefangen und war zuletzt als kaufmännische
Leiterin
tätig
gewesen. Von der Erbin übernahm sie schließlich den 49-Prozent-Anteil an dem Unternehmen mit 300 Mitarbeitern. Diese
stellen nicht nur eigene Orthopädietechnik-Produkte her, sondern betreiben in Sachsen auch
20 Sanitätshäuser. „Man merkt
erst im Nachhinein, welch hohe
Verantwortung man trägt“, sagt
Schindler rückblickend über die
Herausforderungen der Unternehmensübernahme. „Aber das
lernt man“, fügt sie optimistisch
hinzu.
Ihr Beispiel könnte zunehmend
Schule machen. Denn allein in
Sachsen stehen in den nächsten
Jahren mehr als 15 000 mittelständische Unternehmen zur
Übergabe an. Deutschlandweit
suchen jährlich rund 22 000
Betriebe einen neuen Chef –
oder aber eine Chefin. Der
Frauenanteil bei Betriebsübernahmen liegt laut der bundesweiten
Gründerinnenagentur
aktuell nur zwischen 13 und 23
Prozent. „Statistisch gesehen
sind die meisten Betriebsübergaben nach wie vor eher männlich geprägt“, sagt auch Volker
Schmitz, Geschäftsführer der
Bürgschaftsbank Sachsen. Allerdings sei in den letzten Jahren zu beobachten, dass Frauen
bei Unternehmensnachfolgen in
allen Wirtschaftsbereichen etwas aufgeholt hätten. „Man
sieht häufiger, dass Frauen
nicht nur gerne übernehmen,
sondern auch sehr erfolgreich
in der ersten Reihe stehen.“ Damit stelle das Know-how von
gut qualifizierten und führungsstarken Frauen ein wichtiges
Potenzial für die nachhaltige
Entwicklung der sächsischen
Wirtschaft dar.
Auch im Falle einer familieninternen Übergabe rücken die
weiblichen Nachkommen verstärkt in den Mittelpunkt. Derzeit wird zwar nur jedes zehnte
Unternehmen in die Hände der
Tochter übergeben. Aber der
Trend entwickle sich in eine
andere Richtung, da gerade die
Söhne häufiger eigene Ziele
verwirklichen wollen und Frauen weniger in der Konkurrenz
zum Vater stehen, heißt es in
einer Mitteilung der Bürgschaftsbank.
Ein Beispiel, dass Töchter
durchaus erste Wahl sein können, liefert Bettina Trinkner, die
in Königstein den Kunststoffverarbeitungsbetrieb Bauer von
ihrem Vater übernehmen wird.
Bereits vor zwei Jahren ist sie
in die Geschäftsleitung eingestiegen, 2014 soll sie das Unternehmen endgültig alleine führen. Parallel führt die 34-Jährige
bereits ein benachbartes Unternehmen des Vaters für PET-Flaschen und ist so Chefin von insgesamt 60 Mitarbeitern. „Es ist
ein kreativeres, freieres Arbeiten“, beschreibt Trinkner die
Gründe für ihre Übernahme.
Teils habe sie sich verpflichtet
gefühlt, teils habe sie es aber
als Chance gesehen, selbstständig zu agieren, sagt sie zur Bitte
des Vaters, ins Unternehmen
einzusteigen.
Bruder und Schwester hatten
andere Pläne. Ein Sohn hätte es
vielleicht leichter gehabt, meint
Bettina Trinkner, die sich in einer völligen Männerdomäne
durchsetzen muss. „Als Tochter,
junge Frau und Nicht-Fachfrau
hat man da einen ziemlich
schweren Stand“, sagte die studierte Betriebswirtin. Vertrauen
und Autorität müsse sie sich
daher hart erarbeiten. Das gelinge ihr aber, indem sie sich
kümmere, vor Ort sei, Fragen
stelle, aber auch Lösungsansätze vorschlage. Die Zusammenarbeit mit dem Vater sei dabei
sehr fruchtbar, sagt Trinkner.
„Ich profitiere von seinen Erfahrungen und bringe gleichzeitig frische Ideen ein.“ Für die
Unternehmerin ist daher klar:
„Ich würde den Weg wieder gehen.“ Sabine Schanzmann-Wey
12
KULTUR
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N AUSSTELLUNG
„Lebensfluten – Tatensturm“: neue Goethe-Schau in Weimar
U
tischen Abschnitten Genie, Gewalt,
Welt,
Liebe,
Natur,
Erinnerung und Kunst sowie der
„Faust-Galerie“ werden die Besucher in einer Art „Zeitbrechung“ in die Vergangenheit
und zurück in die Gegenwart
geführt, um Goethes Erfahrungen und Ansichten auf ihre heutige Aktualität zu prüfen.
nter dem Titel „Lebensfluten – Tatensturm“ ist Ende
August im Goethe-Nationalmuseum die mit Spannung
erwartete neue Dauerausstellung zu Goethes Leben und
Werk eröffnet worden. Sie zeige
anhand von mehr als 500 Objekten die Zeit um 1800 und
Goethes Anteil auf den Weg in
die Moderne, sagte der Generaldirektor der Museen der Klassik
Stiftung, Wolfgang Holler. Kein
anderer deutscher Dichter sei in
allen Fasern seiner Existenz so
durchleuchtet worden und habe
das kollektive Bewusstsein so
geprägt wie Johann Wolfgang
von Goethe (1749-1832).
Der Dichter, Naturwissenschaftler und Staatsmann, der das kleine Herzogtum Weimar fast 50
Jahre geprägt und mit Schiller,
Herder und Wieland weltberühmt
gemacht hat, steht in der neuen
Ausstellung nicht auf einem Sockel. „Wir dürfen Goethe nicht
als Archivgut behandeln, sondern
müssen ihn als Gesprächspartner
gewinnen“, sagte Thüringens
Kultusminister Christoph Matschie (SPD). Kein anderes Museum der Welt biete als Originalschauplatz so eine Dichte an
authentischen Zeugnissen und
Archivalien des Geheimrates.
Dauerausstellung und Sanierung
des Gebäudes kosteten zusammen 3,2 Millionen Euro. Jährlich besuchen rund 160 000 Besucher aus aller Welt die
Wirkungsstätte des berühmtesten deutschen Dichters, dessen
263. Geburtstag am 28. August
gefeiert wurde.
Die Konzeption der neuen Dauerausstellung, die mindestens
zehn Jahre Bestand haben soll,
sei ein bisschen wie die Quadratur des Kreises gewesen, sagte
Holler. Sie solle sowohl die Neugier von Besuchern befriedigen,
die Goethe für sich entdecken,
als auch die des Studienrates
und Experten. Auf 800 Quadratmetern Fläche und in elf thema-
Goethes Hofuniform wird im Goethe-Nationalmuseum in Weimar von
der Restauratorin Laura Petzold für die Ausstellung vorbereitet.
„Lebensfluten – Tatensturm“ –
der Titel ist dem Auftritt des
Erdgeistes in der Nachtszene
von „Faust I“ entnommen
-–stimmt mit persönlichen Dingen des Dichters wie bestrickte
Hosenträger, seinem Reisemantel oder seinem letzten Medizinfläschchen auf den Rundgang
ein. Altbekanntes wie ein Abguss der Juno aus Goethes
Wohnhaus sind ebenso zu ent-
decken wie Exponate, die für
wegen ihres schlechten Zustandes in Depots schlummerten
und restauriert wurden, darunter eine Hofuniform und Lederstiefel des Dichterfürsten oder
der Schlüssel zu seinem Sarg.
Liebe und Erotik als literarisches Motiv und die „Lieben“ in
Goethes Leben – von Friederike
Brion über Charlotte von Stein,
Christiane Vulpius bis Ulrike von
Levetzow – kann der Besucher
anhand von Briefchen, amourösen Bildern oder dem Siegel der
Frau von Stein nachvollziehen.
„Das Schlüsselloch, durch das
wir schauen, ist sehr klein“,
sagte Kuratorin Bettina Werche.
Die „Faust-Galerie“ als Multimedia-Präsentation ist das Verbindungsglied zwischen beiden
Etagen. Der Besucher bekommt
an einer Suchmaschine – eher
zufällig – eines von 13 000 Substantiven aus dem großen
Menschheitsdrama wie Hölle
oder Gretchen. Das Wort erscheint dann im entsprechenden
Faust-Text in jeweils elf Zeilen
an der Wand. Medienguide, Einführungsfilm, Lese- und Hörkabinett vertiefen den Einstieg in
Goethes Welt. Goethes-Wohnhaus, das wieder über das historische Hoftor betreten wird,
und sein Hausgarten vermitteln
dagegen das originale Flair.
Antje Lauschner
N FREITOD
Filmemachen als Abgrund
E
s dauerte nicht lange, da
kamen in Los Angeles die
Vergleiche auf: Mit einem
dramatischen Sprung von einer
Brücke nahm sich Regisseur
Tony Scott das Leben – sein Tod
hatte etwas von so mancher
verzweifelter Flucht der ActionHelden seiner Filme. Warum
Scott sich im Alter von 68 Jahren für diesen Schritt entschied,
weiß man bislang nicht. Nach
außen jedenfalls sah es so aus,
als liefe alles bestens. Zusammen mit seinem älteren Bruder
Ridley Scott hatte er zuletzt an
„Prometheus“ gearbeitet. Eine
Fortsetzung seines Erfolgsstreifens „Top Gun“ mit Tom Cruise
war im Gespräch.
Doch während Schauspielstars
für die Arbeit mit ihm Schlange
standen, waren die Kritiker
nicht immer so begeistert. Im
Schatten von Megastar Ridley
lauerte manches gnadenlose
Urteil. „Ich habe schon nach
meinem ersten Film aufgehört,
Kritiken zu lesen, weil ich so
fertig gemacht wurde“, sagte
Tony Scott einst in einem Inter-
zu. Wie sein Bruder
view mit dem Sender
Ridley
studierte
BBC. „Sie können so
auch Tony Kunst.
brutal sein.“ Doch an
Später machte er
Anerkennung fehlte es
einen Master im
ihm eigentlich nicht.
Fachbereich Film
Die Liste der Stars, die
und Fernsehen am
über die Jahre mit
Royal College of Art
ihm arbeiteten, ist bein London. Im erseindruckend: Denzel
ten Kurzfilm von
Washington,
Will
Ridley, „Boy on a
Smith, Gene HackBicycle“,
spielte
man, Tom Cruise, RoTony als 16-Jähribert Redford, Brad
ger die Hauptrolle.
Pitt, Bruce Willis, John
Travolta, Eddie MurpEigentlich
wollte
hy, David Bowie, Susan Sarandon, Cathe- Immer im Schatten seines Bruders Ridley: Filmregis- Tony Maler werden.
rine Deneuve gehören seur Tony Scott.
Foto: AFP Doch der kommerzielle Erfolg von
dazu.
ge. Zwar sah es manchmal so Ridleys Produktionsfirma, die
Das Publikum bescherte seinen aus, als verblasse Tony neben vor allem TV-Werbespots proBlockbustern wie „Top Gun“ seinem sieben Jahre älteren duzierte, überzeugte ihn, dort
oder „Der Staatsfeind Nummer Bruder, dem Macher von einzusteigen – angeblich vor alEins“ Millioneneinnahmen an „Alien“, „Thelma & Louise“, lem deshalb, weil Ridley ihm
den Kinokassen. Im Vergleich „Blade Runner“ oder „Gladia- versprach, er könne innerhalb
zu seinem künstlerisch genialen tor“. Doch von jungen Jahren eines Jahres genug Geld für eiBruder Ridley gilt Tony Scott an war die Beziehung der bei- nen Ferrari verdienen. Seinen
eher als Handwerker. Gelobt den nicht nur persönlich, son- ersten Spielfilm drehte Tony
wurde aber, dass er optische dern auch beruflich ungeheuer 1983. Die Vampirromanze „BePerfektion erreiche und eine ei- eng. Geboren im Nordosten gierde“ mit David Bowie und
gene Bildsprache habe, be- Englands wandten sich beide Catherine Deneuve war kein
stimmt von Tempo und Monta- früh der Kunst und der Malerei großer Erfolg, ist heute aber ein
Kultfilm und wird für herausragende Bilder gelobt. Der
Durchbruch kam 1986 mit „Top
Gun“ mit Tom Cruise als Actionheld. Tony war damit der erste
der Scott-Brüder, der einen
Blockbuster-Erfolg verbuchen
konnte.
In den vergangenen Jahren
war Tony vor allem als Produzent aktiv und arbeitete etwa
an der Hit-Serie „The Good
Wife“ mit. Er war in dritter Ehe
verheiratet und hatte Zwillingssöhne. Seine zweite Ehe war in
den 80ern gescheitert, nachdem er eine Affäre mit Schauspielerin Brigitte Nielsen hatte.
Zu Tony Scotts größten Hobbys
gehörte das Bergsteigen, er
liebte schnelle Autos und Motorräder. Doch den stärksten
„Kick“ gab ihm das Filmemachen, wie er selber einmal in
einem Interview sagte: „Der
tiefste Abgrund, an dem ich
lebe, ist das Filmemachen. Es
ist die unheimlichste, gefährlichste Sache, die man in seinem Leben machen kann.“
Britta Gürke
UNTERHALTUNG
13
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N LEGENDE
Neil Armstrong: Der Mann im Mond
A
bschied von einem Helden: Neil Armstrong betrat am 21. Juli 1969 als
erster Mensch den Mond. Im
Alter von 82 Jahren ist er nun
gestorben. Neil Armstrong ist so
viele Risiken in seinem Leben
ganz bewusst eingegangen. Als
Astronaut und zuvor als Kampfpilot im Korea-Krieg dachte er
so manches Mal über seine
Überlebenschancen nach, bevor
er sich für eine wagemutige Aktion entschied. Anfang August
stellte sich ihm wieder eine Frage dieser Art: Soll er sich mit 82
Jahren einer schwierigen Bypass-Operation am Herzen unterziehen, obwohl es nicht unerhebliche Belastungen gibt?
Armstrong entschied sich für
den Eingriff und starb am 25.
August.
Am 21. Juli 1969 betrat Armstrong als erster Mensch den
Mond. Etwa eine halbe Milliarde Menschen saßen damals gebannt vor den Radio- und Fernsehgeräten und fieberten mit
der gewagten Nasa-Mission mit,
die sich 380 000 Kilometer entfernt abspielte. Sein berühmter
Satz beim Ausstieg – „Ein kleiner Schritt für einen Menschen,
aber ein großer Sprung für die
Menschheit“ – zählt zu den bemerkenswertesten Äußerungen
des 20. Jahrhunderts. Zumindest für diesen Augenblick
schien die Welt das Drama des
Kalten Krieges zu vergessen.
Die Spannungen zwischen Ost
und West und die Angst vor einem Atomkrieg traten kurzzeitig in den Hintergrund, als dieser alte Traum in Erfüllung ging.
Die Welt zollte dem bescheidenen Mann aus Ohio Anerkennung: Letztlich waren es nicht
die Computer in Houston, sondern seine beherzte Handsteuerung, die die Mondlandung gelingen ließ. Er schaltete den
Autopiloten aus und steuerte die
Landefähre „Adler“ von felsigem
Gelände fort zu einem sicheren, zuvor nicht berechneten Platz. Seine
ersten Worte vom
Mond sendete er
direkt aus der
Kapsel: „Der Adler
ist gelandet.“
Barack
Obama,
der sich vorhalten
lassen muss, der
Forschung
den
Geldhahn
zuzudrehen, würdigte
ihn am Wochenende gleichwohl
als
einen
der
größten amerikanischen Helden:
„Als er und seine
Kollegen an Bord
von Apollo 11 abhoben, haben sie
die
Hoffnungen
einer ganzen Nation mit sich genommen.“
Armstrong entwickelte sich grenzüberschreitend zu
einem Idol technikbegeisterter
junger Menschen
– sowohl in Amerika als auch in
der Sowjetunion
Doch was bleibt
und in China. Vievon den Flügen ins
len Forschern galt
All, die sich die
er als Ansporn,
Vereinigten Staawohl auch, weil er
ten mehrere Millisich in späteren
arden Dollar kosJahren mit seinen
ten ließen? Jesco
persönlichen Leisvon
Puttkamer,
tungen nicht allzu
dienstältester Nasehr in den Vors a - M i t a r b e i t e r,
dergrund spielte.
widmete
dieser
Armstrong blieb
Frage mehrere Büüber vier Jahrcher. Der deutschzehnte ein ebenso Neil Alden Armstrong war Kampfpilot, Testpilot, erster Mensch stämmige Wissenverehrter wie in auf dem Mond – und er spielte sich mit seinen persönlichen Leis- schaftler
stand
der Öffentlichkeit tungen nie besonders in den Vordergrund.
Foto: action press über fünf Jahrzurückhaltender
zehnte hinweg rePionier. Interviews waren ihm
gelmäßig mit Armstrong in
Der Flieger zählte zwar zu den
Zeit seines Lebens ein Graus.
Kontakt und traf ihn das letzte
weltweit bekanntesten PersönUmso mehr erstaunte es die
Mal im vergangenen Jahr in
lichkeiten, doch das ScheinJournalisten, als der alte KämWashington. Für von Puttkamer
werferlicht mied er. Nach seipe ausgerechnet in diesem
steht fest: „Durch die bemannte
nem
aktiven
Dienst
als
Frühjahr ein einstündiges InMondmission erlebte die geTestpilot unterrichtete er über
terview gewährte. Mehrere
samte
Wissenschaft
einen
zehn Jahre hinweg RaumfahrtTage rätselten die Medien, waSprung nach vorn.“ Wertvolle
technik in Cincinnati, kaufte
rum sich der ehemalige AstroErkenntnisse habe es unter ansich eine Farm und brachte es
naut ausgerechnet den Fragen
derem in der Materialbeschafspäter als Geschäftsmann zum
von Alex Malley, Chef des Verfung und in der Medizin gegeMillionär. Gerade in jüngster
bandes der staatlich anerkannben. „Vor wenigen Wochen
Zeit meldete er sich aber wieten Wirtschaftsprüfer Austragelang der Nasa die neue Marsder verstärkt zu Wort: Die
liens,
stellte.
Malleys
Mission. Ohne Armstrongs VorBudgetkürzungen, die der
verblüffende Antwort: „Ich
arbeit wäre das kaum möglich
Nasa zu schaffen machen, liewusste etwas über Armstrong,
gewesen“, sagte von Puttkamer.
ßen auch Armstrong von Neuwas nur wenige wissen: Sein
Sicherlich gebe es in Zeiten
em für regelmäßige WeltraumVater war Wirtschaftsprüfer.“
knapper öffentlicher Kassen eimissionen streiten. Präsident
nen verstärkten Rechtfertigungsdruck. Aber Projekte wie
die Mondlandung und die
jüngste – unbemannte – Marsmission seien letztendlich wichtige Impulsgeber für die gesamte Gesellschaft.
Sicherlich: Die Dynamik, die in
den sechziger Jahren in der
Weltraumforschung herrschte,
kam nicht von ungefähr. Die
freie Welt stand unter dem
Sputnik-Schock und befürchtete, von den roten Diktaturen in
Moskau und Peking dominiert
zu werden. Als der damalige
US-Präsident John F. Kennedy
die Devise ausgab, innerhalb eines Jahrzehnts die bemannte
Mond-Mission möglich zu machen, ordneten sich viele Wissenschaftler aus quasi-militärischen Gründen diesem Ziel
unter. Von Puttkamer betont allerdings, dass die Nasa-Behörde
aus gutem Grund ihrem zivilen
Auftrag treu blieb: „Unsere Welt
und die Welt des Pentagons waren strikt getrennt. Die Weltraumforschung soll allen Menschen zugutekommen.“
Erst unter Präsident Ronald
Reagan habe es gewisse Vermischungen mit dem militär-industriellen Komplex gegeben,
als das Space-Shuttle-Programm
auch für schwere Lastentransporte nutzbar sein sollte. Die
Aufrüstung drohte sich auch
auf das All auszuweiten. Mittlerweile sei aber auch diese Entwicklung wieder zurückgedreht
worden: „Es ist die Neugierde
des Menschen, die uns zuerst
zum Mond brachte und vielleicht in absehbarer Zeit zum
Mars.“ Und die Metallplakette,
die Armstrong auf dem Trabanten hinterließ, habe an ihrer
Gültigkeit nichts verloren: „Wir
kamen in friedlicher Absicht,
stellvertretend für die ganze
Menschheit.“
Stefan Koch
N EINKOMMEN
Winfrey bestbezahlter Promi
D
Die US-Moderatorin Oprah Winfrey liegt bei einem EinkommensRanking des „Forbes“-Magazins ganz weit vorn.
Foto: dpa
ie
US-Moderatorin
Oprah Winfrey führt
zum vierten Mal hintereinander die Liste der am besten verdienenden Prominenten an. Zwischen Mai 2011
und Mai 2012 habe Winfrey
schätzungsweise rund 165
Millionen Dollar (etwa 130
Millionen Euro) kassiert, berichtete das „Forbes“-Magazin, das die Liste jährlich erstellt, in New York. Winfrey
habe das Geld vor allem mit
einer eigenen Zeitschrift und
Fernseh- und Radioverträgen
verdient. Ihre eigene Show
hatte sie im vergangenen Jahr
nach rund einem Vierteljahrhundert aufgegeben. Unter
den ersten Zehn ist Winfrey
die einzige Frau in der PromiListe.
Auf Platz zwei folgt der Regisseur Michael Bay („Transformers“) mit rund 160 Millionen
Dollar und auf Platz drei der
Regisseur Steven Spielberg
mit rund 130 Millionen Dollar.
Auch der Sänger Elton John,
der Schauspieler Tom Cruise,
der
Unternehmer
Donald
Trump, die Sängerin Britney
Spears und der Golfer Tiger
Woods sind vertreten.
Überraschendster Neuzugang
auf der Promi-Liste sei der
Rapper und Musikproduzent
Dr. Dre, schreibt das „Forbes“Magazin. Vor allem wegen einer lukrativen Beteiligung an
einem
Kopfhörer-Unternehmen stieg er mit rund 110 Millionen Dollar auf dem fünften
Platz ein. Das „Forbes“-Magazin berechnet die Liste jedes
Jahr aus Gehalt, Werbe-Einnahmen und Gewinnen aus
Beteiligungen von Prominenten. Dafür zieht es nach eigenen Angaben Manager, Agenten, Anwälte und weitere
Quellen heran.
dpa
14
REISE
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N KANADA
Hoch die Tatzen: Unterwegs mit dem Eisbärenflüsterer
B
auch für Unmut. Während
Menschen wie Elliot sie als Attraktion präsentieren, haben es
die Ranger in Churchill mit den
Problembären zu tun. „Neulich
mussten wir einen 270-KiloKerl erschießen“, sagt Bob
Windsor, einer von sechs sogenannten Natural Ressource Officers in Churchill, eine NeunMillimeter-Pistole am Gürtel.
„Wir haben versucht, ihn mit
dem Pick-up aus der Stadt zu
vertreiben. Schließlich rannte
er uns ins Auto. Sehen sie die
Beule? Ich hatte Angst, dass
das wild gewordene Tier durch
das Seitenfenster kommt.“
ärenmama, das ist nah
genug!“ Mit tiefer Stimme
haucht Terry Elliot der
Bärin die Worte entgegen. Diese setzt ihre dicken Tatzen behäbig voreinander und bleibt
dann stehen. 30 Meter ist das
Raubtier noch von den Touristen entfernt, aber das ist nicht
das Problem. Das Problem ist
das Junge, das noch näher heran getapst kommt.
Die Bärenmama gähnt. „Ein
Zeichen von Stress, sie sorgt
sich um das Junge“, flüstert Elliot. „Bleibt jetzt dicht zusammen!“ In der Gruppe, so hatte
der Guide zuvor erläutert, sei
man sicherer vor Attacken der
weißen Tundrabewohner. Und
im Ernstfall zu türmen, habe
ohnehin keinen Sinn. „Eisbären
sind schneller als ein Rennpferd.“
In seiner Jackentasche kramt
der Touristenführer mit Zottelbart und langem Zopf nach ein
paar dicken Steinen, die er zur
Abschreckung den Bären entgegen werfen will, doch da
hoppelt der Kleine wieder in
Richtung Mama. Die Situation
entspannt sich.
Wäre es richtig brenzlig geworden, hätte Elliot nach einem
Steinwurf die Schreckschusspistole gezogen oder als letzte
Maßnahme eine Ladung Schrot
in die Nähe der Tiere abgefeuert. Meistens reicht aber ein
Schneeball. „Wenn sie getroffen
werden, hauen sie ab, sie mögen keine Berührung.“ Doch
äußerste Vorsicht soll das Motto dieser Tage in der Lodge am
gefrorenen Dymond-See bleiben.
Der Aufenthalt in der gezimmerten Holzhütte, mitten in der
Einsamkeit der Tundra Manitobas ist wahrhaftig exklusiv –
trotz
Stockbetten,
nackten
Energiesparbirnen und der Abwesenheit eines Föns. Wann
hat man schon einmal mit
Jagdgewehren
bewaffnete
Bodyguards?
Die schärfen einem immer wieder ein: „Vergesst nicht, Ihr
dürft die Lodge nie ohne uns
verlassen! Jederzeit könnte ein
Eisbär um die Ecke biegen.“
Oder wann hat man schon einmal ein zweijähriges Knuddeltier aus Fleisch und Blut vor
der Hüttentür, das sich dort mit
dem köstlich duftenden Schuhwerk der zweibeinigen Eindringlinge beschäftigt? Es ist
eine umgedrehte Zoo-Situation,
draußen das Tier, drinnen die
aufgeregten Gäste.
An kaum einem anderen Ort
der Erde lassen sich Eisbären
so gut beobachten wie in der
Die Hauptstadt der weißen Riesen: Rund um Churchill gibt es viele Eisbären. Es gibt keinen anderen
Ort auf der Welt, an dem man die Tiere so gut beobachten kann wie hier.
Fotos: dpa
Gegend um Churchill in Kanadas Provinz Manitoba. Hier
fließen zwei Flüsse in das riesige Randmeer der Hudson Bay,
das dort wegen des Süßwassers
früh gefriert. Von hier aus brechen zum Winter viele Eisbären
zur Robbenjagd auf der erstarrten Bucht auf.
„Die Konzentration an Eisbären hier ist weltweit die höchste“, sagt Elliot. Nur das norwegische König-Karl-Land bei
Spitzbergen und die russische
Wrangelinsel nördlich von Sibirien könnten mit Churchill mithalten, seien aber schlechter zu
erreichen. 900 bis 950 Eisbären zählt die Western-HudsonBay-Population, noch vor zehn
Jahren waren es 1200. Immer
länger bleibt die Bucht eisfrei,
immer kürzer wird die Jagdsaison. Der Klimawandel trifft
auch die Bären. „An einem Tag
im Sommer waren wir mit
37 Grad der heißeste Ort Kanadas“, sagt Elliot.
sagt Nolan Booth, Lodge-Manager am Lake Dymond. „Damals
wurden die Touristen zur Müllhalde in Churchill gefahren,
der Gestank zog die Bären an.“
Aber zu viele der Futtersuchenden kamen und hielten nicht
nur als Beobachtungsobjekt
her, sondern wurden auch zur
Bedrohung der Einwohner,
denn sie wanderten immer öfter bis in die Stadt. „Heute gibt
es keine Halde mehr, der Müll
wird per Zug abtransportiert.“
Wenn Eisbärentouristen heute
den Tieren nahe kommen wollen, dann besteigen sie in Churchill entweder einen Tundra
Buggy oder einen Polar Rover.
Dies sind bullige Allradgefährte
mit bis zu 40 Plätzen, 1,70 Meter hohen Reifen und zwei Meter Bodenfreiheit, die auf Wegen
des
ehemaligen
Militärareals unweit der Stadt
Dort ist die Welt verwunschen
und auf den ersten Blick eintönig. Doch bei der Pirsch zu den
Eisbären, die sich erstaunlich
gut versteckt halten, schärft
sich der Blick für Details. Vieles
ist klein in den Ausläufern des
Waldes. Es gibt Krüppelbirken
und Rhododendren mit winzigen Blättern. Kleine Schwarzund Weiß-Fichten wirken wie
Bonsaibäume. „Sie sind zwar
nur 1,50 Meter hoch, aber
Jahrhunderte alt“, sagt Elliot.
Ganz zu schweigen von den
Flechten und Moosen. Wie auf
einer Weichmatte laufen die
zahlenden Expediteure über
den Permafrostboden.
Wo schon Schnee liegt, sieht
man, dass auch andere unterwegs sind. Elliot zeigt seinen
Gästen Spuren von Polarfüchsen und Vielfraßen, Rentieren
und Lemmingen. Erst bei der
Rückkehr zur Lodge sind auch
wieder Eisbären in Sicht. „Es
sind die Mama und ihr Junges.
Eisbären lieben den Geruch der
Menschen, deshalb halten sie
sich gern in der Nähe der Hütten auf“, erklärt Elliot. Und so
kann es schon einmal vorkommen, dass ein Bärengesicht am
Fenster auftaucht, während
drinnen zum Mittag das Besteck klappert.
„Welthauptstadt der Eisbären“
–
mit
diesem
Beinamen
schmückt sich Churchill mit
seinen rund 900 Einwohnern.
Im Grunde aber ist dieses Etikett nichts als eine große Verbeugung vor dem Eisbären,
denn ohne ihn wäre Churchill
wohl eine Geisterstadt. Als in
den Achtzigern die im Zweiten
Weltkrieg errichtete Militärbasis geschlossen wurde, verließen viele Einwohner Churchill,
und mit dem Handel von Fell
war ohnehin kein Geld mehr zu
verdienen. Es ging wirtschaftlich bergab.
„Doch dann entdeckte man die
Eisbären für den Tourismus“,
am Ufer der Hudson Bay für
einen Tagessatz von rund 400
Dollar pro Person auf Tour gehen. Oder sie leisten sich für
etwa 20 Minuten einen Hubschrauber, der einsame Hütten
wie die am Lake Dymond ansteuert.
Die Schrotflinte ist beim Gang
vor die Haustür Pflicht.
Die Nähe der großen Fleischfresser sorgt zuweilen aber
Das Erschießen sei nur in solchen Notfällen eine Lösung,
versichert der 49-Jährige. Bären, die bevorzugt nachts durch
die Straßen zögen, würden
normalerweise betäubt und ins
Eisbärengefängnis gebracht. In
diesem weltweit wohl einzigartigen Gebäude am Stadtrand
sitzen mal 10, mal 30 Eisbären
ein. „30 Tage bleiben sie dort,
bekommen keine Nahrung und
nur Wasser, dann werden sie
ausgeflogen.“ Von Gefangenschaft und Diät verspreche man
sich, die Tiere abzuschrecken
und damit dauerhaft fernzuhalten. Doch funktioniert das laut
Windsor nur bedingt.
Also bleiben Churchill und der
Eisbär bis auf Weiteres miteinander verbunden – mit einem
sympathischen Nebeneffekt auf
das soziale Leben. Denn der
Eisbär zwingt die Einwohner
zwar in dauerhafte Hab-AchtStellung, sorgt aber zugleich
für menschliche Nähe. „Wir
vertrauen einander sehr“, sagt
Guide Elliot. „Wir schließen die
Türen unserer Häuser und Autos nicht ab.“ Drohe eine ungemütliche
Mensch-Eisbär-Begegnung, könne man schnell
Unterschlupf finden.
Doch das Zusammenspiel von
Raubtier und Mensch ist voraussichtlich nicht von unbegrenzter
Dauer. Nach Angaben der Schutzorganisation Polar Bears International werden die Eisbären gegen
Mitte des Jahrhunderts von den
Ufern der Hudson Bay verschwunden sein. „Schon jetzt
zeigen sie ein sehr ungewöhnliches Verhalten, sie fressen aus
Hunger manchmal Krähen- oder
Preiselbeeren, was sonst nur
schwangere Tiere tun“, hat Touristenführer Elliot beobachtet.
Seine Gäste interessiert in diesem Moment etwas anderes: Das
Junge rollt sich auf den Rücken,
wirft die Tatzen in die Luft und
steckt die Nase in den Schnee.
Die Mutter steht daneben und
sieht zu. Gähnen muss sie nicht.
Der Abstand von Mensch und
Tier ist in diesem Moment groß
genug.
Stefan Weißenborn
FRESH – DIE JUNGE SEITE
15
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N AUSZUG
Abschied vom Hotel Mama
G
zum Beispiel stehen, dass sie
damit einverstanden sind, dass
ihr Kind einen Mietvertrag unterschreibt und sich beim
Stromanbieter anmeldet.
espült wird nur, wenn es
keine saubere Tasse
mehr gibt. Und mehr als
die Musikanlage braucht kein
Wohnzimmer. Von der ersten
eigenen Wohnung versprechen sich Jugendliche viel
Freiheit. Um Verträge und
Versicherungen müssen sie
sich aber trotzdem kümmern.
Möglich ist auch, dass Eltern
die Verträge unterschreiben.
Damit sind sie zum Beispiel
Mieter und lassen ihren Sohn
oder ihre Tochter in die Wohnung einziehen. „Der Nachteil
ist jedoch, dass die Eltern den
Vertrag wieder kündigen können, auch gegen den Willen
des Kindes“, sagt Hannemann.
Morgens ewig ausschlafen,
ohne dass jemand rummeckert, das Zimmer aufräumen, wann man will und sich
tagelang von Tiefkühlpizza
ernähren: Argumente für die
eigenen vier Wände gibt es
viele. Sie gelten nicht nur für
Studenten, sondern auch viele
Jugendliche packen irgendwann ihre Sachen und ziehen
in die erste eigene Wohnung.
Bei den meisten Eltern kommen erst einmal Bedenken
auf, wenn sie von den Auszugsplänen ihrer Kinder hören. „Sie denken, das ist zu
früh“, sagt Beate Friese vom
Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ in Wuppertal.
Dabei spreche nichts dagegen,
schon als Teenager bei den
Eltern auszuziehen.
Wer noch nicht volljährig ist,
muss dabei allerdings einiges
bedenken.
„Minderjährige
sind nach dem Gesetz be-
Ist eine Wohnung gefunden,
geht es ans Einrichten. „Viele
nehmen einiges aus ihrem Kinderzimmer mit“, sagt Beate
Friese. Alles neu kaufen sei für
die meisten Jugendlichen zu
teuer. „Es lohnt sich, im Familien- und Bekanntenkreis nach
Geschirr, Besteck und Möbeln
herumzufragen.“
Wohnst du noch oder lebst du schon? Die erste eigene Wohnung können Jugendliche ganz nach ihrem Geschmack einrichten. Foto: dpa
schränkt geschäftsfähig“, erklärt Rechtsanwalt Thomas
Hannemann, Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft
Mietrecht und Immobilien im
Deutschen Anwaltverein in
Berlin. Das bedeutet, dass sie
allein Verträge nicht rechtswirksam unterschreiben können.
Will man also unter 18 Jahren
alleine wohnen, braucht man
die Einwilligung seiner Eltern
oder des gesetzlichen Vertreters. Dabei gibt es laut Anwalt
Hannemann mehrere Möglichkeiten. „Man kann sich von
seinen gesetzlichen Vertretern
wie den Eltern eine Einwilligung einholen.“ In der könne
Nach dem Umzug müssen sich
Jugendliche beim Einwohnermeldeamt ummelden. „Das
sollten sie innerhalb einer Woche nach Einzug machen und
dafür den Mietvertrag mitnehmen“, erklärt Hannemann. Die
Eltern brauchen bei Minderjährigen nicht mitkommen, sofern sie mit dem Mietvertragsabschluss
einverstanden
waren. Sei der Lebensmittel-
N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS
Gefährten
Geheimakte 3
Winter der Welt
S
D
D
D
ie bewegende Story über Albert und sein geliebtes Pferd
Joey spielt in der Zeit des ersten
Weltkrieges. Joey wird von Alberts Vater an die britische Kavallerie verkauft und zum Einsatz
an die Front geschickt. Vor dem
Hintergrund des großen Krieges
beginnt Joeys außergewöhnliche
Reise. Trotz der Hindernisse, die
ihm auf jedem Abschnitt seiner
Reise begegnen, berührt und verändert er jedes Leben, das ihm
unterwegs begegnet. Und Albert,
der seinen großen Freund nicht
vergessen kann, läuft schließlich
von zu Hause weg, um Joey wiederzufinden und ihn nach Hause
zu holen ...
Auf Blu-ray
So aufregend der Auszug auch
ist: In der neuen Wohnung angekommen, kann Teenagern
schon mal die Decke auf den
Kopf fallen. „Das ist ja ein großer Schritt, mit dem man eine
Lebensphase – das ZuhauseWohnen – beendet. Das ist einerseits aufregend, kann aber
Angst machen“, sagt Maria ElSafti-Jütte, Erziehungs- und
Familienberaterin in Berlin. Es
spreche nichts dagegen, immer
mal wieder nach Hause zu fahren, allerdings nicht andauernd.
Um gar nicht erst in Heimwehstimmung zu kommen, sollten
Jugendliche für die ersten Wochenenden alleine ein paar
schöne Dinge planen. Zum Beispiel Sehenswürdigkeiten in
der Stadt besichtigen, die Umgebung erkunden oder eine
Radtour in den Nachbarort zu
machen. Gut sei auch, neue
Kontakte zu knüpfen – bei der
Lehrstelle, im Studium oder
über Vereine, rät El-Safti-Jütte.
Aliki Nassoufis
N AM RANDE
Alanis Morissette
ie ist eine der einflussreichsten Singer-/Songwriterinnen
unserer Zeit: Alanis Morissette.
Ihre ausdrucksvolle Musik hat
ihr in den vergangenen 17 Jahren sieben Grammy Awards
(und 14 weitere Nominierungen), eine Golden-Globe-Nominierung und weltweit über 60
Millionen Albumverkäufe eingebracht. Jeder Longplayer
wurde von den Kritikern mit
Lobeshymnen gefeiert.
Jetzt
konzentriert sich die Multi-Platin-Künstlerin wieder auf die
Musik. Am 24. August 2012 hat
sie ihr lang erwartetes siebtes
Studioalbum „Havoc and Bright
Lights“ veröffentlicht.
punkt bezogen auf ein Jahr
überwiegend in der neuen
Wohnung, müsse dort der
Hauptwohnsitz
angemeldet
werden. Wird ein Zweitwohnsitz angemeldet, können unter
Umständen Zweitwohnungssteuern anfallen.
ie Bestseller-Serie feiert mit
Geheimakte 3 einen neuen
Höhepunkt: Kürzlich hat das
Adventure-Traumpaar Nina und
Max seine bevorstehende Hochzeit angekündigt. Dieses Vorhaben rückt gleich zu Beginn in
weite Ferne. Max wird völlig
überraschend unter Terrorismusverdacht stehend von einem
Spezialeinsatzkommando
der
Polizei in seiner Berliner Wohnung verhaftet. Nina kann nur
tatenlos zusehen, wie ihr Geliebter abgeführt wird. Im Vorbeigehen raunt er ihr eine verschlüsselte Botschaft zu. Nina
begibt sich auf die Suche nach
ihrem Verlobten... Für den PC
er Krieg ist vorbei. Doch der
Friede ist trügerisch. In
Deutschland verspricht der Führer dem Volk eine große Zukunft.
In den USA kämpft der Präsident
gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und in Russland
zerbricht die Hoffnung der Revolution unter dem Terror der Bolschewisten. In Winter der Welt,
dem zweiten Roman der Jahrhundert-Saga, erzählt Ken Follett den Weg der nächsten Generation der Familien aus „Sturz
der Titanen“. Während sich die
einen in Schuld verstricken, werden anderen die Augen für die
Schrecken kommender Diktaturen geöffnet.
Forschung zu
Jugendstress
n der Universität Leipzig
wird ein Forschungsverbund zu Stresserfahrungen im
Kindesalter gegründet. Unterschiedliche
Fachdisziplinen
wollen die Folgen körperlicher
und seelischer Misshandlungen sowie von Vernachlässigung erforschen, wie die Hochschule
mitteilte.
Die
Jugendämter in Leipzig und
München sind aktiver Teil des
Forschungsverbundes
und
werden Daten beisteuern. Das
zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit 2,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln
unterstützt. Die genannten
Stresserfahrungen
würden
häufig als Auslöser für Angstoder Depressionserkrankungen angeführt, hieß es. Doch
es gebe in der Forschung bislang nur wenig gesicherte Zahlen, dass es sich tatsächlich
um typische Verlaufsmuster
handelt. Auch die Frage, warum manche Menschen erkrankten und manche nicht
und welche Schutzmechanismen zum Tragen kommen, sei
noch völlig offen.
epd
A
16
GESUNDHEIT
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Neurodermitis:
Einmal im Jahr
zum Augenarzt
enschen mit Neurodermitis lassen am besten einmal im Jahr ihre Augen vom
Arzt checken. Bei einem
schweren Verlauf der Hautkrankheit komme es oft zu
Erkrankungen der Augenoberfläche. Das Risiko für bösartige Wucherungen an der Bindehaut nehme zu, erläutert
die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im
Vorfeld ihres Jahreskongresses in Berlin. Solche Tumorvorstufen sollten möglichst
früh per Operation entfernt
werden, damit der Betroffene
weiterhin gut sehen kann.
Eventuell sei eine begleitende
Chemotherapie oder Bestrahlung nötig. Die DOG empfiehlt
bei Neurodermitis neben der
jährlichen
Augenkontrolle
auch, Risikofaktoren wie starke Sonneneinstrahlung und
Rauchen zu vermeiden. Erkrankungen der Haut und der
Augenoberfläche treten oft
gemeinsam auf. Das hängt
mit der embryonalen Entwicklung zusammen: Haut und
Auge entstammen demselben
Gewebe.
dpa
M
Joggingschuhe
reichen fürs
Nordic Walking
ür das Nordic Walking sind
keine speziellen Schuhe
nötig. Normale Jogging- oder
Trekkingschuhe reichen aus.
Sie sollten aber eine gute Profilsohle haben, erläutert der
Deutsche Skiverband in Planegg (Bayern). Investieren
müssen Sportler in die Stöcke: Sie sollten von der Höhe
her zwei Dritteln der Körpergröße entsprechen. Wird der
Stock gerade auf den Boden
aufgesetzt, sollte der senkrecht gehaltene Oberarm mit
dem Unterarm einen Winkel
von etwas mehr als 90 Grad
bilden. Um auf geteerten oder
gepflasterten Wegen gut gehen zu können, helfen Gummipads auf den Stockenden.
Auf Waldboden und Feldwegen kommen die Metallspitzen zum Einsatz.
dpa
F
Kein Aspirin
für Kinder
unter 12 Jahren
spirin dürfen Kinder erst
ab zwölf Jahren schlucken.
Für Jüngere sei das Medikament nicht zugelassen, erklärt Miriam Felberg von der
Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände (ABDA).
Das Medikament stehe bei
Kindern unter zwölf im Verdacht, das sogenannte ReyeSyndrom auszulösen.
dpa
A
N AUGEN
Scharfe Blicke: die Erfindung der Kontaktlinse
N
icht gerade ein Hingucker:
August
Müller
musste als junger Mann
eine dicke Brille auf der Nase
balancieren. Mit minus 14 Dioptrien hatte er eine extreme
Sehschwäche. Für seine Doktorarbeit tüftelte Müller an der
Medizinischen Fakultät der
Kieler Universität in den
1880er Jahren an einer Alternative zur Brille: Mini-Gläser,
die sich direkt auf den Augapfel
setzen lassen. Kontaktlinsen.
Die Experimente an der Förde
liefen gut – anfangs jedenfalls.
Heute sind Kontaktlinsen eine
Selbstverständlichkeit.
In seiner Doktorarbeit (1889)
beschreibt Müller, dass er sich
von einem Optiker eine Linse
schleifen ließ, Durchmesser 20
Millimeter. Der Student betäubte sein Auge mit einer Kokainlösung und setzte das Glas ein.
„Der Erfolg war ganz nach Erwarten. Meine Myopie von
-14,0 war bis auf eine halbe Dioptrie korrigiert, dabei erschienen aber die Gegenstände größer als durch die Brille. Ich
behielt die Linse nur kurze Zeit
im Auge und bemerkte während dieser Zeit keine unangenehmen
Empfindungen“,
schrieb Müller, damals Mitte
zwanzig.
Der Haken: „Müller konnte die
Linsen nicht länger als etwa
eine halbe Stunde tragen“, erzählt Johannes-Geert Hagmann
vom Deutschen Museum in
München. Dann wurde es zu
schmerzhaft. Die Erfindung
war nicht ausgereift. In dem
Museum sind einige von Müllers Kontaktlinsen ausgestellt.
Er hatte 1932 einen Brief geschrieben und sie angeboten.
In der Industrie hatte er bis
dahin keinen Erfolg gehabt.
„Ich habe als Student eine Erfindung gemacht, die ich danach nicht weiter ausbauen
konnte, für die ich auch kein
Interesse bei den zuständigen
Stellen fand, nämlich die Konstruktion von Kontaktgläsern“,
schrieb Müller. Weil der Mediziner so eine starke Sehschwäche hatte, konnte er wohl kein
Augenarzt werden. Er arbeitete
als Orthopäde, unter anderem
in seiner Heimat Mönchengladbach. Spitzname: KnochenMüller.
Müller war nicht der Einzige,
der an „unsichtbaren“ Sehhilfen getüftelt hatte. Fast zeitgleich und weitgehend unabhängig voneinander forschten
auch andere an Kontaktlinsen.
Dazu zählten vor allem Adolf
Eugen Fick aus Zürich und Eugene Kalt in Paris. Die Kontaktlinse hatte mehrere Väter. In
den 1920er Jahren stellte die
Firma Carl Zeiss in Jena die
Sie haben da was im Auge: Kontaktlinsen helfen vielen sehschwachen Menschen – nicht nur Fußballfans oder Schiedsrichtern.
Foto: dpa
Sehhilfen in Serie her. Rund 20
Jahre später wurden sie entscheidend weiterentwickelt.
August Müller gilt als einer der
Erfinder der Kontaktlinsen.
Der Kieler Heinrich Wöhlk,
stark weitsichtig, litt unter seiner Brille mit schweren Gläsern. Er probierte die damaligen Kontaktlinsen aus, fand
das aber schmerzhaft. So entwickelte Wöhlk im Selbstversuch Haftschalen aus Kunststoff, Plexiglas. „Der Clou war,
dass sie deutlich kleiner waren.
Und der Rand war so bearbeitet, dass die Linse auf dem Tränenfilm des Auges schwamm“,
erzählt der Marketingleiter der
Firma Wöhlk, Stefan Haase.
Wöhlk erfand damit die Kontaktlinse, wie wir sie heute
kennen. Durchmesser etwa
+++ Stichwort: Kontaktlinse +++
Ebenso wie Brillengläser gleichen Kontaktlinsen einen Sehfehler aus. Die kleinen Kunststoffschalen
mit
einem
Durchmesser von acht bis 16
Millimetern schwimmen auf
der Tränenflüssigkeit im Auge.
Es gibt harte und weiche Linsen, Linsen mit einer gleichmäßigen Wölbung oder mit unterschiedlichen
Wölbungen,
ebenso Einstärken- und Mehrstärkenlinsen. Manche sind
nur für einen Tag verwendbar,
andere für wenige Tage, Wochen, Monate oder gar noch
länger. Mit farbigen Linsen
kann man die Augenfarbe
wechseln.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Kontaktlinsen aus Glas erfunden.
Man konnte sie aber nur kurze
Zeit tragen. Die heutigen Kontaktlinsen aus Kunststoff wurden im Laufe des vergangenen
Jahrhunderts entwickelt und immer weiter verbessert. Heute
benutzen Millionen von Menschen die kleinen Sehhilfen. Im
Allgemeinen sind die Schalen
gut verträglich. Es gibt aber auch
Gefahren. So können Stauboder Sandkörnchen zwischen
Linse und Hornhaut geraten.
Das kann zu Hornhautverletzungen oder Augenentzündungen
führen.
dpa
neun Millimeter. „Die frühere
Linse bedeckte das ganze Auge.
Dies war ein ganz anderes Produkt, tragbar“, sagt Haase.
In den 50er Jahren baute
Wöhlk ein Geschäft mit Kontaktlinsen auf – und perfektionierte die Sehhilfen gleichzeitig
weiter. „Um die Form für die
Linsen herzustellen, machte er
Wachsabdrücke. Er goss sich
dazu Wachs in die Augen“, sagt
Haase. Für seine Mühen bekam
Wöhlk 1978 das Bundesverdienstkreuz. 1991 starb er im
Alter von 78 Jahren. Seine Firma gibt es heute noch in
Schleswig-Holstein. Sie verkauft weltweit Kontaktlinsen.
Heute setzen nach Angaben
des
Branchenverbandes
Spectaris immer mehr Menschen auf eine Kombination
von Brille und Kontaktlinsen.
Die deutsche augenoptische
Industrie sieht darin noch
Marktpotenzial – vor allem bei
Linsen und modischen Sonnenbrillen.
Den Angaben zufolge hat die
Zahl der Kontaktlinsenträger in
Deutschland seit Beginn des
Jahrtausends
kontinuierlich
zugenommen: 2002 trugen
zwei Millionen Erwachsene
Kontaktlinsen, 2011 waren es
bereits 3,4 Millionen. SpectarisSprecher Peter Frankenstein
meint: „Es wird weiter leicht
aufwärts gehen.“ Auch wenn
sich mittlerweile mehr und
mehr Menschen die Augen lasern lassen.
Silke Fokken
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS
17
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N HYGIENE
Für frische Füße
E
Die
richtige
Schuhwahl:
Schweiß allein riecht nicht, da
er vorrangig aus Wasser und
Kochsalz besteht. Zu müffeln
beginnt es erst, wenn Bakterien
hinzukommen. Diese zersetzen
den Schweiß und produzieren
dabei Buttersäure. Vor allem
geschlossene Schuhe hindern
den Schweiß am Verdunsten
und verstärken den Prozess.
Das Resultat: Unsere Füße riechen penetrant und stechend.
Damit es gar nicht erst zu übermäßigem Schwitzen kommt, ist
der erste wichtige Schritt die
richtige Schuhwahl. Am besten
sind offene Schuhe, damit der
Schweiß verdunsten kann. „Da
das bei schlechtem Wetter keine Alternative ist, sollte man
bei geschlossenen Schuhen darauf achten, dass sie nicht zu
eng sind und aus atmungsaktivem Material, wie zum Beispiel
Leder, hergestellt sind“, rät
Andy Fischer, der 25 Jahre lang
unter übermäßigem Schwitzen
litt und mit seinen Everdry-Produkten Mittel gegen übermäßigen Schweiß entwickelt hat.
Bakterien verbannen: „Sitzt
der Geruch erstmal im Schuh
fest, gilt es, die Bakterien zu
verbannen. Die alte Regel,
Schuhe nicht mehrmals hinter-
Foto: dpa
s gibt Themen, über die
redet keiner gern. Müffelnde Füße sind so eines.
Gerade im Sommer ist mancher
näher an dem Problemfall
Schweißfuß, als ihm lieb ist.
Schuhe, Socken, Sohlen – hier
einige Tipps und Tricks gegen
unangenehmen Fußgeruch.
einander zu tragen, gilt dabei
nur bedingt, denn auch einmal
Schwitzen reicht, um den Schuh
geruchstechnisch zu disqualifizieren“, sagt Fischer. Deshalb
empfiehlt er, Schuhe regelmäßig zu desinfizieren: „Am besten die Schuhe einmal pro Woche mit Desinfektionsspray
einsprühen und gut trocknen
lassen.“
Eine Frage der Socken: Auch
Socken können Käsefüße verstärken oder mindern. „Auf Synthetiksocken sollte generell verzichtet werden, weil sie ähnlich
wie Kunstlederschuhe nicht atmungsaktiv sind und so das Verdunsten von Schweiß verhindern. Eine ideale Spielwiese für
Geruchsbakterien“, so Fischer.
Tipp: Immer darauf achten, dass
ein großer Baumwollanteil in
den Socken enthalten ist. Das
Material nimmt überschüssigen
Schweiß im Schuh auf.
Sohlen einlegen: Bei geschlossenen Schuhen verlängert ein
„doppelter Boden’’ den Spaß
am Tragen. Eine dünne Ledersohle saugt den Schweiß auf
und kann im Gegensatz zur
eingenähten Schuhsohle ausgewechselt werden, wenn sie keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann und sich Bakterien
in ihr angesammelt haben. „Der
Geruchstest sollte verraten,
wann es an der Zeit ist, die
Sohle zu wechseln“, so Fischer.
Schön und duftend: Auch ein
morgendliches Fußbad mit
schweißhemmenden
Helfern
aus der Natur kann dazu beitragen, die Füße frisch zu halten. Zusätze aus der Natur, wie
zum Beispiel Salbei, haben eine
schweißhemmende
Wirkung
und sorgen für ein frisches Fußgefühl. Fischer empfiehlt, die
Füße danach gut abzutrocknen
und am besten kurz trocken zu
föhnen, damit auch Zehen und
Zwischenräume ganz sicher
trocken sind.
Medizinisch behandeln: „Wenn
alles nichts hilft, ist der nächste
Schritt der zum Arzt’’, sagt Fischer. Dermatologen können
feststellen, ob eine übermäßige
Schweißproduktion (Hyperhidrose) den Fußgeruch auslöst.
Bei mittelschweren Formen
helfen Mittel mit Aluminiumsalzen. In Extremfällen von Hyperhidrose kann etwa eine Behandlung mit dem Nervengift
Botulinumtoxin
helfen.
Es
hemmt die Impulsübertragung
an den Nervenfasern der
Schweißdrüsen, sodass der
Schweiß gemäßigter fließt.
Salben und Cremes: Wenn
trotz richtiger Sockenwahl und
Ledersohle der Schuh anfängt
unangenehm zu riechen oder
man auf die Feinstrumpfhose
aus Synthetikmaterial nicht
verzichten kann, müssen härtere Geschütze aufgefahren werden. Damit gar nicht erst ein
Feuchtgebiet für Geruchsbakterien entstehen kann, sollte man
das Schwitzen an der Wurzel
packen. Hier helfen Aluminiumsalze, die man in verschiedener Form auftragen kann. Sie
verengen die Schweißdrüsen
an den Füßen und halten sie so
angenehm trocken. „Da der
Körper zirka drei Millionen
Schweißdrüsen hat und somit
genug, um den Wärmehaushalt
im Körper zu regulieren, ist es
vollkommen unbedenklich, die
Schweißdrüsen an den Füßen
zu deaktivieren“, erklärt Fischer. Aber Achtung: Cremes
und Salben, die Aluminiumsalze enthalten, wirken nur bedingt, da sie die Haut abdichten
und man so über eine längere
Zeit noch mehr schwitzen kann.
Angelika Oswald
N SCHWITZEN
Schluss mit Schweißflecken
O
b im Büro oder bei einem
Date – Schweißflecken unter den Achseln können
schnell peinlich werden. Wer
viel schwitzt, hat es daher nicht
leicht. Die Angebetete rümpft
womöglich die Nase, und die
Kollegen wollen eventuell lieber
nicht neben einem sitzen. Damit
es nicht soweit kommt, gibt es
inzwischen aber spezielle Gegenmittel. Deodorants sollen
heute nicht nur verhindern, dass
Schweiß unangenehm riecht –
Käufer sollen überhaupt nicht
mehr unter den Armen schwitzen und ein sicheres Gefühl haben.
Ob Deos diesen Psychoeffekt tatsächlich haben, ist schwer zu
überprüfen. „Es gibt aber Untersuchungen darüber, ob bestimmte
Deos
tatsächlich
schweißhemmend sind“, sagt
Heike Diekmann von der Stif-
tung Warentest. Sie hat eine vergleichende Studie geleitet, in der
16 Deosprays gegeneinander
antraten, deren Hersteller neben
gutem Duft auch weniger
Schweißfluss versprechen. Das
Ergebnis:
Diese Methoden haben aber oft
starke Nebenwirkungen. Und
selbst eine Operation könne die
Schweißproduktion selten vollständig stoppen, warnt der
Dermatologe Prof. Christian
Raulin aus Karlsruhe. „Als einfachstes, kostengünstigstes und
effektivstes Mittel haben sich
dagegen die Antitranspirante
erwiesen.“
Unangenehmen Körpergeruch
verhinderten die Sprays in jedem Fall. „Das packen alle Deos
ganz gut, auch wenn man weiter
schwitzt“, versichert Dieckmann. Den Schweißfluss deutlich verringern konnten knapp
zwei Drittel der getesteten Produkte.
Dieckmann gibt allerdings zu
bedenken, dass es sich bei den
Testpersonen um Menschen
mit normalem, also nicht
krankhaftem Schweißfluss gehandelt habe. „Es kann sein,
dass so ein Deo für besonders
starke Schwitzer nicht aus-
Wer normal schwitzt, kommt mit herkömmlichen schweißhemmenden Deos in der Regel gut klar.
Fotos: dpa
reicht.“ Wer überdurchschnittlich stark schwitzt oder gar unter
übermäßiger
Schweißproduktion (Hyperhidrose) leidet, für den gibt es
verschiedene medizinische Lö-
sungen: von Tabletten, sogenannten Anticholinergika, über
das Spritzen von Botox in betroffene Körperregionen bis hin
zu operativen Eingriffen an den
Schweißdrüsen.
Antitranspirante gibt es als
Spray, flüssig oder als Creme.
Allen gemeinsam ist, dass sie
Aluminiumchlorid
enthalten.
„Das normalisiert und reguliert
die Schweißdrüsenausführungsgänge“, erklärt Raulin. Auch in
Deodorants mit schweißhemmender Wirkung ist Aluminiumchlorid enthalten, allerdings in
deutlich geringerer Konzentration. In reinen Antitranspiranten
liege der Anteil oft bei 20 Prozent und mehr.
dpa
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N ARBEITSLEBEN
Darf’s ein bisschen mehr sein? – Die Rechte bei Überstunden
D
ie Gesetzeslage scheint so
einfach: Steht im Vertrag
nichts zu Überstunden,
muss der Arbeitnehmer auch
keine leisten. Es sei denn, es tritt
eine echte Katastrophe ein. Und
das bedeutet im Arbeitsrecht
nicht etwa die drohende Insolvenz, sondern ein Feuer im Bürogebäude oder eine Flutwelle,
welche die Werkhalle zu überschwemmen droht. „Die meisten
Verträge beinhalten eine Überstunden-Pauschalklausel. Ob die
gilt, ist allerdings je nach Fall
sehr unterschiedlich, ebenso wie
die Rechtsprechung“, sagt Michael Henn, Vorstandsmitglied
des Verbandes deutscher Arbeitsrechts-Anwälte in Stuttgart.
Da war zum Beispiel dieser Anwalt, der nach einem Rechtsstreit
mit seinem Arbeitgeber die
Kanzlei verließ und dann noch
auf die Bezahlung von mehr als
930 Überstunden klagte. Er
scheiterte vor dem Bundesarbeitsgericht, das urteilte: Mit einem hohen Bruttogehalt sind
notwendige Überstunden abgegolten. Das gleiche Gericht befand jedoch erst Anfang des Jahres,
dass
Firmen
Niedrigverdienern
Mehrarbeit
zahlen müssen, wie einem Lagerarbeiter in einer Spedition in
Sachsen-Anhalt, der in zwei Jahren mehr als 950 Überstunden
Zeiterfassung der klassischen Art: Eine Angestellte notiert ihre
Überstunden in einem Kalender.
Foto: dpa
angehäuft hatte. „Es besteht eine
erhebliche Korrelation zwischen
der Höhe des Gehalts und der
Rechtmäßigkeit von unbezahlten
Überstunden“, erklärt Henn.
Als Überstunden zählen dabei
alle Arbeitsstunden, die über das
hinausgehen, was im Vertrag
vereinbart und vom Vorgesetzten
angeordnet wurde. Grundsätzlich regele das Arbeitszeitgesetz
die Obergrenze für die Überstunden, erläutert Martina Perreng
vom Deutschen Gewerkschafts-
N AKTUELLE URTEILE
Suche nach „Geschäftsführer“
ist diskriminierend
E
Und es gilt eine Ruhezeit von elf
Stunden zwischen Arbeitsende
und dem nächsten Arbeitsbeginn. „Doch das ist in vielen Betrieben und Branchen gar nicht
einzuhalten, und es kümmert
ohne vertragliche Festlegung.
„So lange Überstunden zeitnah
auch wieder ausgeglichen werden, und man damit zufrieden
ist, besteht auch keine Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen“, sagt Martina Perreng.
„In der Regel ist es sinnvoll, die
Arbeitszeit zu erfassen“, sagt
Martina Perreng. Passiert das
nicht automatisch, kann jeder
Arbeitnehmer selbst aufschreiben, wann er wie viele Überstunden gemacht hat. „Dabei muss
aber auch ersichtlich sein, warum diese Mehrarbeit notwendig
geworden ist“, schränkt Arbeitsrechtler Henn ein. Denn im
Streitfall ist der Arbeitnehmer in
der Beweispflicht und muss belegen können, dass er die Zeit
nicht vertrödelt hat. Zumal die
Klage des Arbeitnehmers meist
erst dann kommt, wenn er das
Unternehmen verlassen hat.
Erst wenn man merkt, dass es
keinen Ausgleich gibt, raten die
Arbeitsrechtler, das Gespräch
mit dem Chef zu suchen – nicht
ohne vorher noch einmal in den
Arbeitsvertrag geschaut zu haben, in dem eben auch eine gewisse Anzahl an Überstunden
vereinbart sein kann. „Nicht jeder Vorgesetzte bekommt überhaupt mit, was und wie viel jeder
einzelne Mitarbeiter leistet“, gibt
Henn zu bedenken. Auch kann
es ratsam sein, sich mit anderen
Kollegen auszutauschen, Solidarität zu entwickeln und den Betriebsrat zu fragen.
Wer dem vorbeugen will, braucht
auch ein bisschen Fingerspitzengefühl, um die informellen Regeln zu begreifen und zu befolgen. „In manchen Firmen wird
nach einer Art Vertrauensarbeitszeit gearbeitet“, erklärt Anwalt Drescher. Da gebe es stressigere und ruhigere Zeiten, mal
arbeite man eine Stunde mehr,
mal gehe man eine Stunde früher. Das funktioniere dann auch
Grundsätzlich gilt, dass es keinen
einfachen Weg gibt, um sich gegen
Überstunden zur Wehr zu setzen.
Stellt der Chef auf stur, bleibt häufig nicht viel mehr, als den Konflikt
zu provozieren und nach der vereinbarten Zeit Feierabend zu machen. Das klingt ernüchternd.
Doch wenn alle in der Abteilung
mitziehen, bleibt dem Chef vielleicht nicht viel mehr übrig als einzulenken. Sonst bleibt einem nur
zu gehen.
Britta Schmeis
N VERBRAUCHERSCHUTZ
§D
ine Stellenanzeige mit der Formulierung „Geschäftsführer gesucht“ ist diskriminierend.
Das gilt jedenfalls, wenn im weiteren Text nicht
ausdrücklich auch weibliche Bewerber angesprochen werden. Denn die Überschrift erweckt den
Eindruck, dass für die Position nur Männer infrage kommen. Sie verstößt damit gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Das hat das Oberlandesgericht Karlsruhe entschieden. In dem Fall schaltete ein mittelständisches
Unternehmen eine Stellenanzeige mit der Überschrift „Geschäftsführer zum nächstmöglichen Eintrittstermin gesucht für mittelständisches Logistik-, Transport- und Umzugsunternehmen“.
Auf die Position bewarb sich eine Frau. Nachdem ihre Bewerbung nicht berücksichtigt worden war, forderte sie von dem Unternehmen knapp 25 000 Euro Entschädigung. Sie argumentierte, sie sei aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden.
(Az.: 17 U 99/10)
Freie Wahl beim Abschleppunternehmer
N
bund. Und das besagt, dass die
tägliche Arbeitszeit acht Stunden
nicht überschreiten darf. Im Ausnahmefall dürfen es an einem
Arbeitstag auch zehn Stunden
sein, wenn es innerhalb von
sechs Monaten durchschnittlich
bei acht Stunden pro Tag bleibt.
auch keinen“, sagt der Hamburger Anwalt Carlos Drescher. Mit
dem Verweis auf die Rechtslage
kommt ein Arbeitnehmer ohnehin selten weiter, um sich gegen
Überstunden zur Wehr zu setzen.
ach einem Verkehrsunfall dürfen Geschädigte ein Abschleppunternehmen ihrer Wahl beauftragen und müssen
nicht erst nach einem günstigen Anbieter suchen. Nach Ansicht
des Amtsgerichts Stade besteht grundsätzlich Anspruch auf Ersatz der gesamten Kosten. Auf ein entsprechendes Urteil weist
die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins hin. In dem Fall hatte sich ein Versicherer geweigert,
600 Euro Abschleppkosten zu übernehmen, weil ein anderes
Unternehmen nur 370 Euro fürs Abschleppen verlangt hätte.
Am Ende musste die Versicherung zahlen. Denn den Richtern
zufolge kommt es nicht darauf an, ob die Abschleppkosten letztlich überteuert sind. Ein Geschädigter dürfe unmittelbar nach
einem Unfall ein Abschleppunternehmen beauftragen, ohne
sich vorher zu vergewissern, ob es angemessene Preise berechne.
(Az.: 61 C 946/11)
Neue Abmahnung für Facebook
er Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat das
soziale Netzwerk Facebook
wegen laxer Datenschutzbestimmungen abgemahnt. Mit dem im
Juli eingeführten App-Zentrum,
das die Apps von Fremdanbietern
nach Kategorien sortiert anzeigt,
verschlechtere Facebook den Datenschutz, erklärte der vzbv: Das
Unternehmen gebe persönliche
Daten der Nutzer an die Anbieter
der Apps weiter, ohne dass die
Nutzer ihre Einwilligung dazu gegeben hätten. Das soziale Netzwerk
habe nun bis 4. September Zeit,
eine Unterlassungserklärung abzugeben, teilte der vzbv mit.
Bei Facebook können die Nutzer
kleine Programme (Apps) herunterladen, etwa Spiele, Umfragen
oder Quiz, die von Drittanbietern
zur Verfügung gestellt werden. Die
Nutzer erhalten seit Einführung
des App-Zentrums aber weder einen vollständigen Hinweis, wozu
die weitergegebenen Daten verwendet werden, noch wird sichergestellt, dass der Nutzer in die Weitergabe und Nutzung der Daten
einwilligt, wie der vzbv kritisierte.
Durch den Klick auf den Button
„Spiel spielen“ oder „An Handy
Es gibt neuen Ärger um Facebook.
schicken“ werde die Einwilligung
einfach unterstellt.
Lediglich unterhalb des Buttons
befindet sich in kleiner hellgrauer
Schrift eine laut vzbv augenscheinlich nicht abschließende Auflistung
der Nutzungszwecke durch den
App-Anbieter. Die Drittanbieter
räumen sich etwa das Recht ein,
auf den Chat, die Informationen
der Freunde und die persönlichen
Kontaktdaten zuzugreifen. Eine
solch umfassende Datenweitergabe
an Dritte und deren Verwendung
sei nach deutschem Recht ohne
bewusste Einwilligung des Nutzers
Foto: dpa
nicht erlaubt. Der vzbv wirft Facebook einen Verstoß gegen das Telemediengesetz vor.
Die Verbraucherschützer fordern
vom sozialen Netzwerk, das AppZentrum so zu gestalten, dass der
Nutzer weiß, dass er seine Daten
freigibt und wofür sie verwendet
werden. Den Nutzern riet der vzbv,
über ihre Privatsphären-Einstellungen die Voreinstellungen zu
ändern oder Anwendungen und
Apps zu deaktivieren, wenn sie
sich und ihre Kontakte vor der unerwünschten
Datenweitergabe
schützen wollen.
AFP
SOZIALES
19
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N MOTIVATION
N AM RANDE
Lustloses Lernen „kostet“ zu viel
Kinder-Wunsch:
Mehr Zeit mit
dem Papa
L
ustloses Lernen kann bisweilen ebenso erfolgreich
sein wie begeistertes Lernen, kostet aber ungleich
mehr: „Man muss sich klar
sein, dass Lernen mit und ohne
Motivation funktioniert“, sagte
der Diplompsychologe Thomas
Martens. „Es kann sogar zum
gleichen Ergebnis führen. Aber
Lernen ohne Motivation ist mit
viel höheren Kosten verbunden.“
Eine der „Kosten“: Der Lernende habe kein Interesse an den
Lerninhalten, nur an dem
Lernergebnis – der Note, dem
Studienabschluss, einem guten
Job. „In unserer Wissensgesellschaft ist das zu wenig“, findet
Martens. Unter anderem, weil
das Erlernte nicht tiefer verankert wird und weil später kein
Interesse besteht, sich weiterzuentwickeln.
Martens, der am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) tätig ist, hat eine internationale
Tagung zum Thema Motivationsforschung organisiert. Die
Konferenz findet alle zwei Jahre in einem anderen Land statt.
Zur „International Conference
on Motivation“ vom 28. bis 30.
August reisten über 250 Wissenschaftler nach Frankfurt
am Main.
Im Gegensatz zu einer rein
„zielorientierten“
Motivation
steht für Martens eine „intrinsische“ (innere) Motivation.
Das Problem: Sie muss aus
dem Schüler selbst kommen,
Lustloses Lernen ist in unserer Wissensgesellschaft zu wenig. Motiviertes und interessiertes Herangehen an den Stoff bringe deutlich mehr - auch in Bezug auf Job- und Beförderungschancen.
Foto: dpa
kann nur schwer vermittelt
werden. „Man kann diese Regulationsprozesse nicht von
außen steuern“, sagt Martens.
Lehrer oder Eltern hätten dennoch eine wichtige Aufgabe:
Sie können dafür sorgen, dass
die Rahmenbedingungen stimmen, damit der Schüler sich
selbst motivieren kann.
Aus Sicht des Motivationsforschers läuft Lernen in drei
Phasen ab: Zuerst muss der
Schüler eine Grundmotivation
für die Lerninhalte entwickeln.
Das setze voraus, dass er eine
gewisse Auswahlmöglichkeit
habe. „Nur dann kann er wirklich Verantwortung übernehmen für sein Lernfeld.“
Zweite Bedingung für Selbstmotivation: „Die Lernmethode
muss zu mir passen.“ Nicht
nur sollte der Lehrer verschiedene Zugänge anbieten – der
Schüler müsse die Entscheidung auch unbeeinflusst treffen können. „Das ist von zentraler Bedeutung für eine
tiefgreifende Motivierung.“
Erst im dritten Schritt komme
das eigentliche Lernen. Hier
hält der Experte einen Wechsel
zwischen Anspannung und
Entspannung für sinnvoll. Beides sei gleich wichtig: sich anzuspannen, um sich in das
Thema reinzuknien, und sich
zu entspannen, um einen kreativen Lösungsprozess in Gang
zu setzen. Man dürfe sich weder zu sehr verbeißen, noch zu
sehr ablenken lassen – die Balance zu finden, „das ist die
große Schwierigkeit“.
Sandra Trauner
N VORSORGE
Kabinett beschließt Senkung der Rentenbeiträge
T
rotz Kritik auch aus den
eigenen Reihen hat die
Bundesregierung die Senkung der Rentenbeiträge zum
1. Januar 2013 auf den Weg gebracht. Angesichts der gut gefüllten Rentenkassen können
die Beiträge dem Kabinettsbeschluss zufolge von 19,6 auf
etwa 19,0 Prozent sinken. Beim
Streitthema
Zuschussrente
zeigte sich Arbeitsministerin
Ursula von der Leyen (CDU)
überzeugt, sich bis Ende Oktober mit der FDP einigen zu können.
Der genaue Umfang der Beitragssenkung soll erst im Spätherbst feststehen, wenn aktuelle Berechnungen zur Finanzlage
der Rentenversicherung vorliegen. Nach einem gesetzlich festgelegten Automatismus muss
der Rentenbeitrag sinken, wenn
die Rücklagen der Rentenversi-
in Viertel aller Neun- bis
14-Jährigen wünscht sich
mehr Zeit ihren Vätern. Das ist
ein Ergebnis des LBS-Kinderbarometers, das in Münster
vorgestellt wurde. Die Vorlieben seien jedoch recht unterschiedlich ausgeprägt, erklärte Studiensprecher Christian
Schröder. Der
Nachwuchs
wünsche sich vor allem gemeinsames Spielen mit dem
Vater (40 Prozent), Kochen
(34 Prozent) und Sporttreiben
(33 Prozent). Deutlich weniger
nachgefragt seien Aktivitäten
wie gemeinsames Wandern,
Basteln oder Fernsehen (18
beziehungsweise 19 Prozent).
Großartige Gemeinsamkeiten
beim Musikgeschmack oder
bei Computerspielen erwartet
der
Nachwuchs
demnach
nicht. Auch Hilfe
bei den
Hausaufgaben wird von den
Vätern eher selten gewünscht.
Nur etwa 20 Prozent der Kinder erwarten dabei mehr Engagement. Ebenso viele wünschen sich, mit ihren Erzeugern
häufiger über Erlebtes zu
sprechen oder dass diese
mehr zuhören. Zusammenfassend lasse sich festhalten,
dass es insbesondere jüngeren Vätern wegen der Anforderungen der Arbeitswelt häufig
schwer falle, die Wünsche
nach mehr Zeit mit den Kindern zu erfüllen, teilte Schröder mit. Das Kinderbarometer
der Bausparkasse LBS zu verschiedenen Aspekten kindlichen Wohlbefindens gibt es
seit 1997. Befragt werden
von dem Umfrage- und Forschungsinstitut PROKIDS aus
Herten derzeit bundesweit 10
000 Kinder im Alter zwischen
neun und 14 Jahren.
AFP
E
cherung 1,5 Monatsausgaben
übersteigen.
Von der Leyen nannte die Beitragssenkung „vertretbar“ und
„verkraftbar“. Arbeitnehmer und
Unternehmen würden jeweils um
2,7 Milliarden Euro pro Jahr entlastet. Die Ministerin wandte sich
gegen Forderungen auch aus der
Union, stattdessen größere Finanzpolster in den sozialen Siche-
Das Bundeskabinett hat die Senkung der Rentenbeiträge zum
1. Januar kommenden Jahres beschlossen.
Foto: dpa
rungssystemen aufzubauen. Es sei
nicht möglich, Geld „einfach zu
behalten“, das eigentlich den Beitragszahlern gehöre. Mit Blick auf
den Widerstand aus CDU-geführten Ländern gegen die Beitragssenkung sagte von der Leyen, die
Bundesregierung sei im Gespräch
mit den Ländern.
Scharfe Kritik an der geplanten
Beitragssenkung kam von Opposition und Sozialverbänden. „Die
Entlastung wäre minimal, die
künftigen Belastungen ungleich
höher“, erklärte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Anette Kramme. „Die Beitragssenkung ist ein
reines
Wahlkampfgeschenk.“
Der Verzicht darauf und eine
Erhöhung der Rücklagen der
Rentenkassen wären „mit einer
simplen Gesetzesänderung möglich“, wofür die SPD zur Verfügung stehe.
dpa
Postkarten
weiter beliebt
ie Menschen freuen sich
weiterhin an Urlaubsgrüßen
per Postkarte – und schreiben
selbst gern diese Karten. Mehr
als die Hälfte der Urlauber (53
Prozent) verschickt Grüße aus
den Ferien noch immer per
Post. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag
des IT-Verbands Bitkom hervor. Nur ein Viertel der 612
befragten Reisenden über 14
meldet sich per SMS (26 Prozent) oder Telefon (25 Prozent)
bei Freunden und Verwandten.
Soziale Netzwerke nutzt nur
eine Minderheit (13 Prozent).
Frauen greifen häufiger zu
Brief oder Postkarte als Männer (63 und 43 Prozent), diese
schreiben dafür mehr Mails
(23 und 12 Prozent). Etwa jeder Siebte (15 Prozent) verschickt gar keine Urlaubsgrüße.
dpa
D
20
SPORT
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N FUSSBALL
Die Bundesliga – eine Erfolgsgeschichte
S
epp Herberger hatte schon
früh klare Bilder vor sich.
Der ewige Reichs- und
Bundestrainer der deutschen
Nationalmannschaft (von 1936
bis 1964 im Amt) sortierte den
Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in Bern auch
deshalb unter wundersam ein,
weil es in Deutschland keine
eingleisige Bundesliga gab. Das,
so der kleine, giftige und visiomer nimmermünäre Mannheimer
bewerbsnachteil
de, sei ein Wettbewerbsnachteil
gland, Spanien
gegenüber England,
ch. Dort gab es
oder Frankreich.
öchste Spielklaslängst e i n e höchste
dest semiprofesse und zumindest
uren.
sionelle Strukturen.
riegsdeutschland
Im
Nachkriegsdeutschland
mütliche Vereinsblühte die gemütliche
e der Meister in
meierei, wurde
nde unter den
einer K.o.-Runde
besten Teams der vier Regiomittelt. Das
nalverbände ermittelt.
er Lotterie
Ganze war eher
ttkampf.
als harter Wettkampf.
portkaHerbergers Sportkaurden
meraden
wurden
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nur in wenigen
dert,
Spielen gefordert,
mut
Stars wie Helmut
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Rahn
frönten
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dem Müßiggang.
ge
Dornen im Auge
n
des
obersten
Fußball-Lehrers, der der-einst feststellte::
g
„Höchstleistung
d
im Sport und
vergnüglichess
e
Leben sind wie
Feuer und Was-n
ser. Man kann
rnicht zwei Heraren gleichermantßen dienen. Entweder – oder!“
Die
Bundesliga?
Ve r b a n d s - B o s s e
fürchteten um ihren
vinzfürsStatus als Provinzfürsch. Als es
ten, wehrten sich.
ahl bei der
die DFB-Auswahl
hweden trotz
WM 1958 in Schweden
tterlich bis ins
Vielstaaterei ritterlich
haffte, war das
Halbfinale schaffte,
uf die Mühlen der
auch Wasser auf
Bewahrer und Bedenkenträger.
Motto: Geht doch auch so,
Sepp!
Herberger gab nicht auf, hinor der Reise zur
terlegte auch vor
ch Chile seinen
WM 1962 nach
Masterplan: Bundesliga plus
Profifußball plus k
konsequente
Nachwuchsarbeit gleich Erfolg!
In Südamerika schied das deutsche Team im Viertelfinale gegen Jugoslawien aus. Unglaublich und wahr: In Ermangelung
an Führungskräften hatte der
mittlerweile 65-jährige Chef zuvor beim 41-jährigen Ehrenspielführer Fritz Walter vorgesprochen, bat um dessen
Rücktritt vom Rücktritt. Walter,
der zwei Jahre gegen keinen
Ball mehr getreten hatte, lehnte
ab. Herberger schrieb Walter
nach Chile diese Zeilen: „Lieber
Fritz! Die Weltmeisterschaft in
Chile ist vorüber. Eines aber
wissen nur wir beide allein: Ich
hätte Sie gern dabei gehabt!
Nicht als Zuschauer, nicht als
Berichterstatter oder sonst was,
nein als Spieler! In Chile habe
ich mir dann des öfteren vorgeworfen: Hättest ich doch meinen
Kopf durchgesetzt.“
munder Aktien Brauerei wurde
am 28. Juli 1962 dass Ergebnis
verkündet:
103
zu
26 Stimmen für die Einführung
der Bundesliga zur Spielzeit
1963/64! 40 Clubs reichten ihre
Bewerbungsunterlagen für die
16er Liga ein. Verhandelt und
entschieden wurde hinter verschlossenen Türen. Wie im
wahren Leben zählten Beziehungen mehr als harte Fakten
und Lebensleistungen.
Kurios: Das zeitige Aus in
Chile holte die Bundesliga-Diskussion
aus
d e r
Ver-
stieß Hertha BSC zur 1. Liga.
Das erste Bundesligator fiel zu
früh für Fotografen und Kameramänner, die am geschichtsträchtigen Nachmittag des 24.
August 1963 (Anpfiff war 17
Uhr) wohl noch ein Zigarettchen
quarzten oder die Stative ausrichteten. „Wir haben das Tor
Jahre später fürs Fernsehen
nachgestellt“, erinnert sich Reinhold Wosab, der das Dortmunder Trikot von 1962 bis 1971
getragen hat und in Sekunde
58 des Spiels Bremen – Dortmund mitmischte. Die
echte und nachgestellte
Szene
ging so: „Ich
krieg’
d e n
Ball
Ehrungen und Auszeichnungen
aller Art. So stammt die Trophäe „Trainer des Jahres“ aus
seinem Haus. Beim Start in die
50. Bundesliga-Saison wird die
BVB-Legende im Stadion sein,
wenn Jürgen Klopp zum zweiten Mal hintereinander ausgezeichnet wird. Auch so kann
sich nach 49 Jahren Bundesliga
ein Kreis schließen.
„Die Einführun
Einführung der Bundesliga
war ein Segen“
Segen“, sagt Wosab. „Mit
heute haben u
unsere Zeiten aber
fast nichts zu tun.“ Der schnelle
Mann konnte vom Kicken mehr
schlecht als re
recht leben, jobbte
nebenbei bei der Stadt Dortmund. Entmü
Entmüdungsbecken und
Masseure für jeden einzelnen
Muskel gab es am altehrwürdigen Stadion Rote Erde nicht.
„Wir haben ttrainiert, kalt geduscht und dann
da
noch ein Bierzusamm getrunken.“
chen zusammen
Es gab a
auch keine gelben
und rote
roten Karten, sondern
viel Ve
Verständnis seitens
der Sc
Schiris, die mündliche V
Verweise aussprachen
chen. Folge des Langmut
muts und der langen
Lei
Leine: Es wurde nach
all
allem getreten, was
si
sich bewegte. „Da
ga
gab es schon ein
p
paar Mörder“, erin
innert Wosab an
E
Eisenbieger
wie
S
Sepp Piontek (Brem
men),
Dietmar
S
Schwager (Kaisersla
lautern) oder den
in späteren Jahren
so feingeistigen Otto
Re
Rehhagel (Hertha).
senkung,
spielte
Herberger in
die Karten. Und
auch das Finanzministerium spielte mit, signalisierte
den
d Clubs:
l b Der steuerbegünstigb
te Status der Gemeinnützigkeit
eingetragener Vereine bleibt
euch auch in der Bundesliga erhalten.
Wenige Wochen nach der WM
tagte der DFB-Bundestag im
rauchgeschwängerten Goldsaal
der Dortmunder Westfalenhalle.
Nach neun Stunden, viel Tabak
und einigen Bieren der Dort-
aus
d e m
Mittelfeld, schicke
Emma steil, der
flankt auf Timo – und
der hält den Fuß hin. Drin
war er. Wir haben schon schönere Tore gemacht.“
Aus der Oberliga Nord wurden
Eintracht Braunschweig, Werder Bremen und der Hamburger SV erhört. Aus dem Westen:
Dortmund, Köln, Meiderich,
Preußen Münster, Schalke. Aus
Südwest: Kaiserslautern, Saarbrücken. Aus Süd: Eintracht
Frankfurt, Karlsruhe, Nürnberg, 1860 München, VfB Stuttgart. Aus der Stadtliga Berlin
Wosab ist einziger Überlebender
des berühmten 63er Dreigestirns. Lothar „Emma“ Emmerich erlag 2003 einem Krebsleiden, der schwerkranke Timo
Konietzka schied am 12. März
2012 mit Hilfe der Sterbehilfeorganisation Exit aus dem Leben.
Wosab, 74, lebt heute in Alzey,
ist „Herr der Pokale”, vertreibt
Die Bundesliga wurde
zur Erfolgsgeschichte,
steckt
steckte
auch
die
schme
schmerzhafte Zäsur um
verscho
verschobene Spiele anno
1971 weg
weg, liefert(e) immer
neue
Su
Superlative.
Auch
Anekdoten w
wie jene um Walter
Frosch (so heiß
heißt heutzutage kein
Mensch, gesch
geschweige denn ein
Fußballer). We
Weil der knorrig-kultige Kettenrau
Kettenraucher vom FC St.
Pauli in der S
Saison 1976/77 27
(!) gelbe Karten sammelte, wurde
die Sperre na
nach jeder fünften
Gelben zur fest
festen Einrichtung.
Modernste Sta
Stadien, größte Zuschauerzahlen, niedrigste Tischauerzahlen
cketpreise, geringste
ge
Verschuldung, Magnet für Stars aus dem
d
In- und Ausland: Die deutsche
Bundesliga hat die englische,
spanische und französische
längst abgehängt. Weil ein kleiner, giftiger und visionärer Fußball-Lehrer aus Mannheim
nicht locker ließ. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Herbergers
Bundesliga ist ein Dauerbrenner. Glückwunsch zur 50.!
Guido Schäfer
21
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N EISHOCKEY
Ins Zelt nach Taucha
E
Nein, nein, von Kritik an Leipzig war nicht viel zu hören, als
die Icefighters im Atlanta-Hotel erklärten, wo sie demnächst ihre Spiele austragen
werden. Enttäuschung dagegen war schon spürbar. „Wir
mussten erkennen, dass wir in
Leipzig nicht so recht weiterkommen“, hub der emsige Geschäftsführer André Krüll vorsichtig an. Er sei auf „relativ
wenig Interesse“ gestoßen.
Anderswo sei das anders gewesen. Borna zum Beispiel
(Krüll: „War uns dann doch zu
weit“) und weitere umliegende
Städte hätten die EishockeyCracks gerne gehabt. „Wir
wollen euch“, hat Coach und
Projektleiter Manfred Wolf aus
Städten und Gemeinden im
Speckgürtel oft gehört. „In
Holger Schirmbeck freut sich
auf die Eishockey-Gemeinde.
„Für Taucha ist das eine hochinteressante und gute Geschichte“, sagte der Bürgermeister. Ein kleiner Seitenhieb
in Richtung des großen Nachbarn durfte auch sein: „Für
uns war es wichtig, dass die
Sportart für Leipzig erhalten
bleibt.“ Taucha werde das Projekt „intensivst unterstützen“,
versprach er.
Foto:Volkmar Heinz
ishockey-Drittligist Icefighters Leipzig zieht für
die kommenden beiden
Spielzeiten nach Taucha um.
Auf einem 13 000 Quadratmeter großen Gelände neben der
Autobahn wird eine 1900 Zuschauer fassende Zelthalle errichtet. Zur Eröffnungsparty
am 22. September soll alles
fertig sein. Nach einem geeigneten Standort für den Neubau
einer Eishalle wird weiter gesucht.
Noch fühlt sich der Puck einsam auf dem 13 000-Quadratmeter
Areal in Taucha. Bald schon sollen hier die Icefighters spielen.
Leipzig hat das niemand gesagt.“
Nun also Taucha. „Das Areal
ist perfekt für uns. Wir sind
uns mit dem Grundstücksbesitzer einig geworden. Das Gelände ist komplett asphaltiert und
verkehrstechnisch
hervorragend angebunden. Vom Bahnhof ist es ein Katzensprung, die
Straßenbahn hält direkt davor.
Es liegt an der Autobahn und
Parkplätze gibt es direkt vor
der Halle.“ Krüll kann die Vorzüge des Standorts mühelos
aufzählen. Kein Wunder, er ist
Tauchaer, seine Firma ist dort
angesiedelt. Dass er in seiner
Stadt glänzend vernetzt ist,
mag bei der Entscheidung eine
Rolle gespielt haben.
Gemeint ist die Arbeit der Behörden bei Planung und Genehmigungen, denn die Zeit
drängt. In dieser Woche laufen
noch
Vorbereitungsarbeiten
sowie Genehmigungsverfahren. Bereits am Wochenende
soll die Eisanlage aufs Gelände
transportiert und nächste Woche die Zelthalle aufgebaut
werden. Die ist 80 Meter lang
und 40 Meter breit und wird
1900 Zuschauern Platz bieten.
Für Spielerkabinen und Duschen werden Container aufgestellt. Eis soll am 15. September „gemacht“ sein, bis
dahin trainieren die Spieler in
Halle und Grimma.
Bei einem Familienfest am 22.
September mit Team-Präsentation, diversen Unterhaltungen und einem Testspiel gegen
N UNPARTEIISCHE
M
Mit der zusätzlich zum Spielhonorar von 3800 Euro eingeführten finanziellen Grundabsicherung
hat
der
Deutsche
Fußball-Bund den sehnlichsten
Wunsch seiner Unparteiischen
erfüllt. 40 000 Euro pro Saison
erhalten die fünf FIFA-Schiedsrichter der Eliteklasse – Deniz
Aytekin, Felix Brych, Manuel
Gräfe, Florian Meyer und Wolfgang Stark. Für ihre Kollegen,
die ebenfalls auf internationaler
Ebene oder seit mehr als fünf
Jahren in der Bundesliga pfeifen, gibt es 30 000 Euro. Alle
Die Zelthalle soll zunächst für
zwei Winter Heimstätte der
Icefighters sein. Ob Taucha
vielleicht sogar Standort der
neuen Eishalle sein könnte,
bleibt abzuwarten. „Für uns
wäre das eine große Sache“,
sagte Bürgermeister Schirmbeck, „aber das muss der
Verein entscheiden.“ Der
Verein will erst einmal abwarten, wie der neue Standort angenommen wird. Vorsichtig wird mit einem
Zuschauerschnitt von 900
(Vorjahr 984) kalkuliert.
Finanziell ist das Projekt für
die Icefighters nicht ohne Risiko. 50 000 Euro kostet der
Umzug, 150 000 Euro die Miete für Grundstück, Zelt und
Container. „Wenn wir das
nächste halbe Jahr überstehen, haben wir es geschafft“,
sagte André Krüll. Uwe Köster
N AM RANDE
Professionalisierung statt Profitum
it dem Anstoß zur 50.
Bundesligasaison
begann für Wolfgang Stark
& Co. eine neue Ära. Von der
Jubiläumsspielzeit an erhalten
Deutschlands
Top-Referees
mehr Geld, als Gegenleistung
werden noch bessere Leistungen
erwartet. „Die Anforderungen
an unsere Spitzenschiedsrichter
werden immer höher. Es ist deshalb das gemeinsame Ziel von
DFB und Liga, ihnen ein möglichst professionelles Umfeld zu
bieten“, begründete DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die in
der Sommerpause beschlossenen Fördermaßnahmen.
Bayernligist Mitterteich ist die
offizielle Einweihung der Zelthalle geplant. Am 28. September steigt mit dem Pokalmatch
gegen Timmendorf das erste
Pflichtspiel, in der Oberliga
geht es am 6. Oktober in Berlin (bei FASS) los, am 7. Oktober steht dann das erste Heimspiel im Zelt gegen Chemnitz
an.
anderen, wie die aus
der 2. Liga aufgerückten Daniel Siebert aus Berlin und
Bastian Dankert aus
Rostock,
erhalten
20 000 Euro.
Doch nicht nur finanziell hat der DFB
aufgestockt. „Wir haben die Professionalisierung in fachlicher
sowie
in
personeller Hinsicht
deutlich vorangetrieben“,
erklärte
Schiedsrichter-Boss
Herbert Fandel. So
steht jedem Spielleiter pro Einsatz künftig ein Physiotherapeut zur Verfügung. Schiedsrichter Wolfgang Stark darf sich in der kommenden Saison über die
Außerdem bekommt Erhöhung seiner Honorare freuen.
Foto: dpa
jeder Unparteiische
FIFA geforderten Profi-Schiedslängst in bunten Outfits agieren,
„seinen eigenen Coach“, so Fanrichter wird es in Deutschland
reagiert. Denn den Referees fällt
del. „Jedes Spiel, das der
in absehbarer Zeit nicht geben.
es immer schwerer, Beruf, FaSchiedsrichter leitet, wird von
„Wir legen Wert darauf, gestanmilie und Sport unter einen Hut
diesem Coach analysiert und andene Persönlichkeiten im Spitzu bekommen. Aufstiegschancen
schließend gemeinsam besprozenbereich einzusetzen“, erklärim Job sind so selten wie Wochen.“
te Fandel. Eine Berufs- und
chenendausflüge mit Frau und
Lebenserfahrung außerhalb des
Kind. Professionalisierung statt
Der Verband hat damit auf die
Fußballfeldes könne da nicht
Profitum lautet das Motto im
gestiegenen Anforderungen für
schaden.
Eric Dobias
DFB. Den vom Weltverband
die „Männer in Schwarz“, die
Neue Chance
für Armstrong?
ie amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA stellt
Lance Armstrong laut einem Medienbericht eine Reduzierung
der lebenslangen Sperre in Aussicht. USADA-Chef Travis Tygart
erwartet allerdings dafür vom
einstigen Radsport-Helden ein
vollständiges
Geständnis.
„Wenn er ehrlich und bereit ist,
den Sport im Guten voranzubringen, ist dies möglich“, erklärte
Tygart in der Zeitung „USA
Today“. „Wir stehen ihm weiter
offen gegenüber. Auch wenn es
wehtut, die Wahrheit ist der beste Weg nach vorn“, sagte er. Die
US-Anti-Doping-Agentur
hatte
Armstrong lebenslang gesperrt
und fordert nun die Aberkennung
seiner sieben Siege bei der Tour
de France. Der Weltverband UCI
hatte sich dazu ebenso wie die
Tour-Organisation ASO bisher
nicht geäußert. Armstrongs Anwälte merkten an, dass die
USADA zu den Sanktionen gar
nicht berechtigt sei und nur die
UCI diese verhängen könne.
Noch immer kann der Weltverband die USADA-Entscheidung
ablehnen und den Fall damit vor
den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bringen.
dpa
D
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N KREUZWORTRÄTSEL
franz.:
Abendgesellschaft
ugs.:
Lutscher
am Stiel
Brot-,
Käseform
morsch
Teil des
Autorades
veraltet:
Türke
Verbrechermilieu
Mischfarbe
anbaufähig
1
ugs.:
schreien,
lärmen
alte
dt.
Münze
Stadt in
Unterfranken
Hase in
der Fabel
Futterpflanze
stark
ansteigend
Syndrom
völliger
Erschöpfung (engl.)
indischer
Fürstinnentitel
fest,
eisern
unentschieden
(franz.)
Kehrgerät
Strauchreihe
Nachlassempfängerin
ugs.:
Grube,
Loch
kleinste
Energiemenge
(Physik)
elegant
und
kostbar
Getreideblütenstand
emsiges
Streben
Behälter
für
Wassertiere
Teil des
Stuhls
breiförmige
Speise
„Sitzung“
beim
Schneider
Stadt
an der
Fulda
5
4
Ziererei
nicht
übereinstimmend
8
Milieu
mit best.
Lebensformen
mattfarbig
angenommen,
dass;
falls
Abk.:
Internat.
Rotes
Kreuz
mit
von der
Partie
atlant.
Meeressäuger mit
Stoßzahn
einige,
ein paar
positive
Reaktion
2
3
4
5
6
7
8
gewöhnlicher
Wochentag
Frostschutzmittel
Bankkunde,
Geldanleger
Ureinwohner
Japans
Mutter
der
Helena
arabischer
Frauenname
Bewohner der
Nordpolargebiete
positive
Elektrode
Läuseei
zaubern
7
Schild
des Zeus
und der
Athene
Abk.:
bezüglich
feste
Absicht
jmdn. einweisen,
unterrichten
Fluss zur
Elbe
(tschechisch)
seitl.
Teil des
Fußballtores
Müll,
Abfall
Schneider in
„Max und
Moritz“
weibl.
Schachfigur
Abk.:
anhängend
Pfuscharbeit
vierter
dt. Bundespräsident
kurz:
Religionsunterricht
Fluss zur
Unterelbe
Flüssigkeitsmaß
Wohnzins
Gebirge
in
Europa
Meeresraubfisch
altröm.
Kaiser
Trumpfkarte
beim
Tarock
Lebenserinnerungen
landsch.: Vulkan
süßes
Hefeteig- auf
Sizilien
brot
Rückspiel
niederländ.
Fayencenstadt
Stab,
Stecken
einen
Namen
tragen
geordnete Lage
bayer. u.
österr.:
knusprig
Wildpfleger
Grundschleppnetz der
Fischer
nach e.
Vorlage
wiedergeben
Teilnehmer an
Technopartys
Schiffsleinwand
verschwenderisch
umgehen
ugs.:
wenig
Geld
bergmänn.:
enge
Kluft
Fortsetzungsfolge
Fleischprüfung
obergäriges
Getränk
Bücherfreund
hansestädt.
Regierung
Kurort
in der
Eifel
planieren
Herbstblume
heftiger
Fall
religiös
verehren
schweiz.
Feldmaß
niederdeutscher
Dichter
† 1899
Keimgut
Brand
Abk.:
Bahnhof
bereits,
früher
als erwartet
Farbe
2
Impfstoff
veraltet:
Rechtsanwalt
gezeichnetes
Rehkitz
Rabenvogel
am
jetzigen
Tage
bereitwillig
kaufm.:
Sollseite
eines
Kontos
Abk.:
Public
Relations
österr.:
Rahm
steif;
unbeugsam
amerik.
Astronaut
(John)
Zeitmess- sehr
gerät
feucht,
in der
triefend
Küche
6
deutscher
Politiker
† 1913
milit.
Frühwarnsystem
(Abk.)
dt.
Weinsorte
dt. Maler Abk.:
(Wilhelm) Leitzahl
† 1900
persönl.
Fürwort,
3. Person
Singular
Hauptstadt
von Südkorea
Begleiter des
Bacchus
prahlen
unfein,
vulgär
gesamter
Besitz
tropisches
Harz
altröm.
Münze
Form der
Haare
(Kurzwort)
Menschengewühl
1
Verrat
Frauenfigur aus
der Oper
„Oberon“
Musik:
alle
Bewegungsform
italienisch:
Brot
Abk.
für eine
Windrichtung
Frauenfigur in
der Oper
„Fidelio“
nett,
zärtlich
aus
Leder
bestehend
ehem.
Staatenbündnis
(frz.)
bloßlegen
Staat der
USA
ungeordnet,
verworren
Babyspeise
Schrott
Einzahl
(lat.)
®
3
s2426.4-190
Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 16/12 lautete: Katarakt. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
gutschein dürfen sich Angela Mayer (St. Leon-Rot), Ute Hoffmann (Leipzig) und bis zum 13. September 2012 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail
Stefanie Schmidt (Blankenfelde) freuen.
Herzlichen Glückwunsch! an: [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG
31.08.12 BIS 13.09.12
Freitag, 31.08.12
Sonnabend, 8.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: TabularasaTrotzTohuwabohu, Gastspiel mit Schwarze Grütze.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660,
Magazingasse 4; 21 Uhr: Summer in the
City.
Leipziger Pfeffermühle im Kretschmann‘s
Hof, Tel. 9603196, Katharinenstr. 17; 20
Uhr: Drei Engel für Deutschland; 20 Uhr:
Six in the City (Freilichtbühne), mit dem
Jugendkabarett.
Revuetheater am Palmengarten, Tel.
2255172, Jahnallee 52; 20.30 Uhr: Rumpelkammer live.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: König Ubu.
Alte Börse, Naschmarkt 1; 15 Uhr:
Klassik airleben – Gewandhaustag in
der Innenstadt, Eröffnung mit Hornisten
des Gewandhausorchesters; 15.45 Uhr:
Gewandhaus-Bläserquintett, Werke von
Mozart, Ferenc und Blumer.
Augustusplatz, Zelt vor dem Mendebrunnen 15.30 Uhr: Klassik airleben – Gewandhaustag in der Innenstadt, Project
David Gareth; Bühne vor Gewandhaus 20
Uhr: Klassik airleben – Gewandhaustag:
Grosses Concert, mit dem Gewandhausorchester (bei Regen im Großen Saal).
Sonntag, 9.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 11 Uhr: Abba los jetzt!, mit Anke
Geißler und Carolin Fischer; 20 Uhr: Rettet die Kaffeefahrt.
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 17 Uhr: Die lustige Lene-Voigt-Kochshow.
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, KarlTauchnitz-Str.; 15 Uhr: Der Traumzauberbaum 3, Kindermusical mit Reinhard
Lakomy.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Sonnabend, 1.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Echte Sachsen, mit Anke
Geißler.
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Vom Witz getroffen – Pathologen machen immer ihren Schnitt, mit
Meigl Hoffmann.
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, KarlTauchnitz-Str.; 20 Uhr: Helge Schneider
– Rettung naht.
theater.FACT, Tel. 9614080, Hainstr.
1; Webers Hof 21 Uhr: Der Widerspenstigen Zähmung (Shakespeare), Sommertheater.
Montag, 10.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Dynnamid im Bluhd, mit
Anke Geißler und Barbara Trommer.
Leipziger Pfeffermühle im Kretschmann‘s
Hof, Tel. 9603196, Katharinenstr. 17; 20
Uhr: Die Ente bleibt draußen.
Revuetheater am Palmengarten, Tel.
2255172, Jahnallee 52; 20 Uhr: Der Teufel trägt Pampers, mit Lisa Feller.
Sonntag, 2.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 11 Uhr: Mathias Tretter möchte
nicht dein Freund sein; 20 Uhr: Rettet die
Kaffeefahrt.
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 15 Uhr: Wellenbrecher, Gastspiel mit
Hansa Molle.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Dienstag, 4.09.12
Zentrum für Frauen- und Kindermedizin,
Tel. 9726242, Liebigstr. 20a; Atrium
15.30-16.30 Uhr: Märchenstunde des Belantis- und Eventparks, Bühnenstück mit
Märchenerzählerin und Buddel (Maskottchen), anschließend Basteln und Kinderschminken.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Mittwoch, 5.09.12
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Eine bundesweite Lachparade –
Deutschland peinlich Vaterland.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Das humoristische ManniFest.
Leipziger Pfeffermühle im Kretschmann‘s
Hof, Tel. 9603196, Katharinenstr. 17; 20
Uhr (Premiere): Drei Engel für Deutschland.
Do., 06.09.2012, 21 Uhr,
Hauptsache Gesund, MDR
Thema: Zucker
Kaum ein Genussmittel wird so
geliebt und gehasst wie Zucker.
Süßes schmeckt herrlich, macht
glücklich und zufrieden. Unser Gehirn braucht Zucker, um optimal
zu arbeiten. Auf der anderen Seite
führt Zucker zu Übergewicht und
Diabetes, verursacht Karies und
begünstigt die Entstehung von
Krebszellen. Bei „Hauptsache
Gesund“ ist Naschen aber keineswegs verboten. Vielmehr
kommt es auf die richtige Wahl
an. Das MDR-Gesundheitsmagazin macht sich auf Spurensuche:
In welchen Lebensmitteln versteckt sich besonders viel Zucker? Was verbirgt sich hinter den
Wortungetümen Glucose, Fructose, Saccharin oder Sorbit? Und
wie naschen eigentlich andere
Nationen? „Hauptsache Gesund“Koch Andreas Goßler wird zeigen,
wie in der Küche mit dem kürzlich
von der EU zugelassenen Süßungsmittel Stevia gesüßt werden
kann. Apotheker Friedemann
Schmidt blickt einige Jahrhunderte zurück, als Zucker noch als
Rarität in der Apotheke verkauft
wurde und zeigt, wie Zucker auch
heute noch bei der MedikamentHerstellung hilft. Im Studio beantwortet Ernährungswissenschaftlerin Dr. Birgit Bäuerlein die Fragen
von Moderatorin Dr. med. Franziska Rubin.
Dienstag, 11.09.12
Montag, 3.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Die Rache des LipsiSchritts, mit Katrin Hart, Heike Ronniger,
Peter Treuner, Simon van Paris.
Leipziger Pfeffermühle im Kretschmann‘s
Hof, Tel. 9603196, Katharinenstr. 17; 20
Uhr: Die Ente bleibt draußen.
N TV-TIPPS
Marius Müller-Westernhagen geht auf „Hottentotten-Tour 2012“.
Der Tourauftakt findet am 11. September in Leipzig statt. Um
20 Uhr beginnt das Konzert in der Arena Am Sportforum.
Foto: André Kempner
Donnerstag, 6.09.12
Freitag, 7.09.12
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Allemallachen! Hoffmann in the
Best-of-Form 50 Jahre Kabarett, Rückblick
mit Meigl Hoffmann und Karsten Wolf.
Department für Psychische Gesundheit
– Beratungsstelle, Philipp-Rosenthal-Str.
55; 18 Uhr: „Energie der Farben“, Arbeiten
von Lydija Wegerdt, Vernissage mit Musik
von Janet Voigtland & Dr. Jochen Ernst.
Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669,
Franz-Flemming-Str. 16; 20 Uhr: Caveman,
mit Karsten Kaie.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Eröffnung der
232. Gewandhaus-Saison und der Mendelssohn-Festtage 2012, mit dem Gewandhausorchester, Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler.
Revuetheater am Palmengarten, Tel.
2255172, Jahnallee 52; 20 Uhr: Viva la
Sachsendiva, mit Katrin Troendle.
Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669,
Franz-Flemming-Str. 16; 20 Uhr: Caveman,
mit Karsten Kaie.
+++ Ausstellungen am UKL +++
Department für Psychische Gesundheit – Beratungsstelle, PhilippRosenthal-Str. 55; Haus W: „Energie
der Farben“, Arbeiten von Lydija Wegerdt (7. September 2012 bis 28.
Februar 2013).
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
und Psychotherapie, Tel. 9724457,
Semmelweisstr. 10; „Seht was
entsteht“ – Polycromia die Achte.
Malerei, Grafik, angewandte Kunst
und Fotografie (Dauerausstellung).
Institut für Anatomie, Tel. 9722000,
Liebigstr. 13; „Was uns hindert...“,
Collagen, Fotografie und Videoprojektion von Peter Schüler (bis zum
30. September 2012).
Zentrum für Frauen- und Kindermedizin, Tel. 9726242, Liebigstr.
20a; Galerie in der Kinderradiologie:
„Fensterschau“, Arbeiten von Johannes Eckhardt (bis zum 3. November
2012).
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Konzert mit Marius Müller-Westernhagen – „Hottentotten-Tour 2012“.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Männer, Mädels und Moneten –
Ein Liebesaben(d)teuer.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Chorkonzert
„Herr Gott, dich loben wir“ – Mendelssohn
und Luther: Mendelssohn der Kapellmeister, mit dem GewandhausChor.
Zentrum für Psychische Gesundheit der Uni Leipzig, Tel. 9724586,
Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Mittwoch, 12.09.12
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Angeschmiert & AusgeMerkelt.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Mendelssohn-Saal 20 Uhr: Kammermusik: Mendelssohns Salon, mit dem
Artemis Quartett.
Revuetheater am Palmengarten, Tel.
2255172, Jahnallee 52; 20 Uhr: Lose
Skiffle Gemeinschaft Leipzig-Mitte.
Donnerstag, 13.09.12
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Günther allein zu Haus...,
Gastspiel mit Uwe Steimle.
Revuetheater am Palmengarten, Tel.
2255172, Jahnallee 52; 20 Uhr: Prinzessinnen 40+ ... Es rächt sich mit Sechzig!,
mit Katrin Troendle und Simone Danaylowa.
Ist der Zuckerersatz Stevia
ein Heilsbringer? Foto: dpa
Do., 13.09.2012, 21 Uhr,
Hauptsache Gesund, MDR
Thema: Niere in Not
Bluthochdruck, Zuckerkrankheit,
bestimmte Schmerzmittel und
vieles mehr zerstören schleichend die Nieren. Viele Menschen sorgen sich zudem, ob
Zysten in der Niere, Steine oder
Gries die gleichen Folgen haben
können. „Hauptsache Gesund“
zeigt, wie man das wichtige Entgiftungsorgan schützen kann.
Moderatorin Dr. Franziska Rubin
diskutiert in der Sendung mit Betroffenen und Experten, wie sich
die Nierenleistung anheben
lässt. Thema der Sendung auch
der wichtige Kreatininwert. Wie
hoch darf er sein? Was bedeuten
Schwankungen?
24
STECKBRIEF
Ausgabe 18 / 31. August 2012
Gesundheit und mehr...
N WAS IST WO?
N IMPRESSUM
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
N WICHTIGE SERVICENUMMERN
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Schwangerenambulanz
(0341) 97 23494
Klinikbesichtigung
(0341) 97 23611
Telefon
(0341) 97 – 109 Infoabend für
(0341) 97 23611
Internet
www.uniklinik-leipzig.de werdende Eltern
E-Mail
[email protected]
Eine Anmeldung zur Entbindung
ist nicht erforderlich.
Zentrale Notaufnahme
Mehr Informationen
Operatives Zentrum
www.geburtsmedizin-leipzig.de
Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße)
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
Telefon: 0341 97 109
Telefax: 0341 97 15 909
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Helena Reinhardt (v. i. S. d. P.),
Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR.
8. Jahrgang.
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und
Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig.
04103 Leipzig
Telefon
Öffnungszeit
(0341) 97 17800
24 Stunden täglich
Notaufnahme für Kinder
und Jugendliche
im Zentrum für Kindermedizin
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Telefon
Öffnungszeit
(0341) 97 26242
24 Stunden täglich
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Blutbank (Blutspende)
Delitzscher Straße 135,
04129 Leipzig
Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
04103 Leipzig
Miltitzer Allee 36
(Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr)
Hainbuchenstraße 13
(Freitags 14 bis 18 Uhr)
Info-Telefon
(0341) 97 25410
www.blutbank-leipzig.de
Zentraler Empfang
Liebigstraße 20
Telefon
Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin
(0341) 97 12222
Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
(0341) 97 17004
Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum
(0341) 97 26242
Universitäres Darmzentrum
(0341) 97 19967
Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304
Diabeteszentrum
(0341) 97 12222
Transplantationszentrum
(0341) 97 17271
Universitäres Brustzentrum
(0341) 97 23460
Infozentrum für Vergiftungen
(0361) 730 730
Kliniksozialdienst
(0341) 97 26206
Seelsorge
(0341) 97 15965
-15967 und -26126
Detaillierte Informationen zu allen Kliniken und
Ambulanzen finden Sie im Internet unter
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