Oktober 2015

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Oktober 2015
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E 51125
nr. 190
zum mitnehmen oktober | 2015
Freies Geistesleben
Urachhaus
Das Lebensmagazin
im gespräch
Nina Petri
Unabhängig und
sprachverliebt
Was heißt hier
sein?
Die Schlei
Glückliche Tiger
in meinen Augen
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Heimliche
Freundin
Katarina Genar
Urachhaus
Wer bist du?
Henrietta ist sauer. Seit sie in die Stadt gezogen
sind, hat Mama fast die ganze Zeit gearbeitet,
Papa ist weg, und Freunde in der neuen Schule
hat sie auch noch nicht. Einziger Lichtblick ist der
alte Herr Wallgren, der oben in ihrem Haus wohnt.
Aber wer ist er eigentlich? Und wer ist das geheimnisvolle Mädchen, das sie manchmal auf den Schaukeln
Katarina Genar: Heimliche Freundin
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
109 Seiten, gebunden | € 12,90 (D) | ab 9 Jahren | ISBN 978-3-8251-7943-4
www.urachhaus.com
im Hof sieht? – Alles beginnt damit, dass Henrietta
eines Tages ihre Schlüssel verliert …
Ein Zettel verrät ihr bald, dass jemand die Schlüssel
gefunden hat. Eine heimliche Freundin steht darunter.
Wer das wohl sein mag? Henrietta hat viele Fragen
und ist entschlossen, Antworten zu finden.
«Magisch in eindringlicher ungekünstelter Sprache und sehr liebevoll erzählt
die Autorin Katarina Genar die Geschichte des Mantels, der zwei Elfjährige in ganz
unterschiedlichen Zeiten miteinander verbindet … Ein wunderbares, eindringliches
Buch voll Wärme, Emotion und Tiefe.» Christiana Steger, Amtsblatt der Stadt Blumberg
Der rubinrote
Mantel
Katarina Genar
Urachhaus
Katarina Genar: Der rubinrote Mantel
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
127 Seiten, gebunden | € 12,90 (D) | ab 9 Jahren | ISBN 978-3-8251-7876-5
Leseprobe!
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editorial 03
Titelfoto: Wolfgang Schmidt zu unserem Gespräch mit Nina Petri
Was heißt hier ich?
In unserem in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Gespräch mit der Schauspielerin Nina Petri
können wir nachlesen, wie sie sich jahrelang darüber gewundert hat, was eigentlich in ihr alles gesehen
wurde. «Für mich hatte das oftmals gar nichts mit mir zu tun», sagt sie. «Logisch nicht! Ich bin ja auch
ich, und die Schauspielerin Nina Petri ist ja eine Figur.»
In unserem Essay zum Thema «Was heißt hier sein?» schreibt der angehende Literaturwissenschaftler
und frisch gekürte Romanautor Juan S. Guse: «Realität ist nicht etwas, in das man sich einfach
reinsetzt – und fertig.»
Nimmt man beide Aussagen wahr, kann man sich geneigt fühlen zu fragen: Was ist die Realität des
Ich? Oder auf gut Deutsch: Was ist die Wirklichkeit des Ich? Aber – wie unterschiedlich können
diese zwei Fragen ausgelegt werden! Denn «Realität» ist nach dem lateinischen Wort realis gebildet
und hängt mit res, Ding oder Sache, zusammen, während «Wirklichkeit» nicht von Dingen oder
Sachen herrührt, sondern von Wirkungen und Wirkenden.
Einen ganzen Abend lang kann man sich in geselliger Runde aufhalten und lebhaft mit seinen gegenübersitzenden Gästen im Gespräch sein, mit dem Menschen neben einem aber fast kein Wort wechseln.
Und doch entfaltet sich im Nachhinein gerade zu diesem einen Menschen ein ganzer Kosmos an
Verbindungen und Beziehungen. Die Dinge für sich, und dazu zählen in diesem Zusammenhang
auch Personen, mögen irgendwie real sein, wirklich werden sie erst, wenn sie in menschliche Wahr nehmung und Tätigkeit, in denken, reden und handeln aufgenommen werden. Ein Haiku mag
zunächst nur Dinge, Sachverhalte aufzählen. Aber in diesem Akt findet bereits die Überführung in
die Wirklichkeit statt:
Noch ohne Worte
ohne Geste der Nähe
dein Glas und mein Glas
Und diese Wirklichkeit des Ich ist immer auch etwas Künstlerisches.
Auf dass wir uns also von Ich zu Ich wahrnehmen mögen,
grüßt von Herzen in diesem Oktober, Ihr
Jean-Claude Lin
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
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inhalt | impressum
«Schön geschriebene Texte
sind ein Genuss – im Mund,
im Kopf, im Herzen, überall.
Und die deutsche Sprache
bietet da wahnsinnig viel.
Damit kann man richtig
zaubern … Da entstehen
auch sofort Bilder, und
sie auszudrücken, finde
ich faszinierend. »
Nina Petri
im gespräch ab Seite 06
06
im gespräch | Unabhängig und sprachverliebt
Nina Petri im Gespräch mit Maria A. Kafitz
10
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augenblicke | Die Schlei. Glückliche Tiger in meinen Augen
Herausgeber:
Jean-Claude Lin
geheimtipp | Und es gibt sie doch
Redaktion:
Jean-Claude Lin (verantwortlich)
Maria A. Kafitz (& Layout)
mama müller – es muss ja! | Erlebnisleben
von Birte Müller
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thema | Was heißt hier sein?
von Juan S. Guse
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mensch & kosmos | Stark, wach und gütig
von Wolfgang Held
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kindersprechstunde | Gesunde Kinder um jeden Preis?
von Prof. Dr. med. Alfred Längler
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a tempo – Das Lebensmagazin
der Verlage Freies Geistesleben und Urachhaus
www.geistesleben.com | www.urachhaus.de
von Brigitte Werner
von Sebastian Hoch
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impressum
serie: werte der kindheit | Schönheitssinn
von Christiane Kutik
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a tempo | Landhausstraße 82 | 70190 Stuttgart
Tel.: 07 11 / 2 85 32 20 | Fax: 07 11 / 2 85 32 10
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die weiteren seiten der zeit
editorial 03 I kalendarium 20 I am schreibtisch 26 I weiterkommen 27 I erlesen 30 I
mein buntes atelier 31 I eine seite lebenskunst 33 I preisrätsel / sudoku 34 I kulturtipp 35 I
suchen & finden 36 I ausblick / buchhandel 38
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© 2015 Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH
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ERNA SASSEN
Erna Sassen –
schreiben gegen die Wut
« ... lass mich die Stärke deiner Schmerzen spüren, dass ich mit
dir trauern kann.»
Stabat Mater Dolorosa
Der Kurzschluss in Boudewijns Kopf kommt verspätet –
Jahre nach dem Tag des großen Schocks. Was soll das bringen,
wenn er auf Anordnung seines Vaters jetzt jeden Abend das
Stabat Mater von Pergolesi hört und Tagebuch führt? Er tut es
widerwillig, aber doch. Tag für Tag zeichnet Boudewijn auf, was
mit ihm los (bzw. nicht los) ist, was er fühlt (oder nicht fühlen
kann), weil seine Mutter sich umgebracht hat. Schreibend,
denkend und erinnernd löst er sich allmählich aus der Starre
einer tiefen Depression. Und die Wut weicht echter Trauer.
Das hier ist kein Tagebuch
Auf der Liste «Die besten 7 Bücher für junge Leser»
des Deutschlandfunks im Monat Oktober!
Erna Sassen: Das hier ist kein Tagebuch | Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. | 183 Seiten, Steifbroschur | (ab 14 J.) |
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auch als eBook erhältlich
Freies Geistesleben : Bücher, die mitwachsen
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Unabhängig und sprachverliebt
Nina Petri
im Gespräch mit Maria A. Kafitz | Fotos: Wolfgang Schmidt
Es gibt Gesichter und Stimmen, die sieht und hört man und hat sie dennoch bereits nach wenigen Momenten wieder vergessen. Und es gibt jene, an die erinnert man sich
auch nach Jahren sofort wieder, wenn sie auf der Leinwand erscheinen oder aus einer Box erklingen. Zu Letzteren gehört die in Hamburg geborene Schauspielerin und
Sprecherin Nina Petri (www.ninapetri.de). Nach der Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum wurde sie, obwohl alleinerziehende Mutter von Zwillingen,
durch zahlreiche Rollen im Fernsehen und bei internationalen Filmproduktionen bekannt und erhielt u.a. für «Die tödliche Maria» den Bayrischen Filmpreis sowie für
«Lola rennt» und «Bin ich schön?» den Deutschen Filmpreis. Mit ihrer Band «Nina between Don & Ray» erobert sie nun auch als Sängerin die Bühne und wurde als
Sprecherin zahlreicher Hörbücher u.a. 2013 mit dem Deutschen Kinderhörbuchpreis BEO ausgezeichnet.
Maria A. Kafitz | Frau Petri, Sie haben einmal Pippi Langstrumpf als
MAK | Wer nicht gleich aufgibt, der erweitert auch die Spielarten,
Heldin Ihrer Kindheit bezeichnet. Wie viel von ihr steckt heute
noch in Ihnen?
Nina Petri | Dass Pippi meine Heldin war, liegt ja im Grunde genommen auf der Hand, weil ich als kleines Mädchen so aussah.
Außerdem ist sie einfach eine tolle Mädchenfigur, ein tolles Vorbild.
Sie steckt insofern auch noch sehr in mir, da ich nicht immer den
geraden Weg gesucht habe, sondern meinen eigenen gegangen bin,
irgendwie auch aufmüpfig war, nicht immer gehorcht habe, eher
Schwierigkeiten mit Autoritäten hatte.Wenn jemand mir überlegen
war, weil er mehr wusste oder stärker war, dann konnte ich das
akzeptieren. Aber wenn jemand Macht ausüben wollte, dann hatte
ich damit Probleme – bis heute. Auch deshalb bin ich ganz froh,
dass ich in meinem Leben eigentlich immer unabhängig war und
keinen Chef hatte, jedenfalls nicht für längere Zeit.
um ans Ziel zu kommen. Das haben Sie ja auch in Bezug auf die
Schauspielerei getan. War dieser Berufswunsch alternativlos?
NP | Die Schauspielerei stand schon fest, als ich noch ganz klein
war, und es war klar, dass ich Schauspielerin werden möchte und
dafür alles tun würde. Da gab es nie einen Zweifel. Und dann hab
ich’s «einfach» gemacht – und in Bochum auch einen Studienplatz bekommen. Später kamen dann neben dem Theater noch
Film-, Fernseh- und Hörbuchproduktionen dazu.
MAK | Diese Form von Unabhängigkeit hat früh begonnen. Sie sind
Ich wünschte jedoch, ich könnte «richtig» schreiben, aber irgendwie kann ich es nicht. Da mache ich immer noch einen großen
Bogen drum. Ich war außerdem immer schon schreibfaul. Ich
denke gerne und wünschte, dass meine Gedanken einfach so plupps
auf Papier stünden … Aber der Vorgang des Schreibens, ob nun
tippen oder in Schönschrift, da hatte ich schon immer schlechte
Noten.
MAK | Wobei Sie unentwegt mit Sprache und Texten umgehen –
nun sogar als Sängerin mit Nina between Don & Ray an der Seite von
Rainer Lipski (alias Don) am Piano und dem Bassisten Norbert
Hotz (alias Ray).
NP | Literatur, Sprache an sich – das war auch mit einer der
Gründe, warum ich zum Theater wollte. Das ist für mich wie ein
gutes Essen. Schön geschriebene Texte sind ein Genuss – im
Mund, im Kopf, im Herzen, überall. Und die deutsche Sprache
bietet da wahnsinnig viel. Damit kann man richtig zaubern. Sprache
in den Mund zu nehmen, das mag ich sehr gerne. Da entstehen
auch sofort Bilder, und sie auszudrücken, finde ich faszinierend.
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bereits mit siebzehn ausgezogen, haben trotzdem die Schule abgeschlossen und begonnen, auf eigenen Füßen zu stehen.
NP | Das stimmt.Viel möchte ich darüber aber gar nicht sagen, denn
das ist natürlich aus einer Not entstanden. Ich bin tatsächlich weggelaufen von zu Hause, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe,
und bin auch bis zum heutigen Tag froh darüber. Ich habe mir
damit etwas zugemutet, was eigentlich gar nicht geht, und habe es
dennoch geschafft. Aber das war ein schwerer Weg. Letztendlich
spüre ich bis zum heutigen Tag, was das für Spuren hinterlassen
hat. Wenn man so dahingeworfen wird, dann muss man vor allen
Dingen, wenn man tatsächlich groß und erwachsen ist, schauen, dass
man nicht ständig in diesem Kampfmodus lebt – in diesem «Überlebenskampfmodus». Das ist mir natürlich im Lauf der Zeit immer
besser gelungen, aber diese Tendenz bleibt irgendwie.
MAK | Nur das Schreiben haben Sie bis dato ausgelassen. Warum?
NP | Ich arbeite immerhin daran, eigene Musikstücke zu schreiben.
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MAK | Sie werden oft als «stark», «spröde», «selbstbewusst», aber «ver-
letzlich» charakterisiert. Und es wird gerne auf Ihr Alter hingewiesen, das man Ihnen kaum anmerke – als wäre gerade das eine
Leistung. Was halten Sie von solchen «Beurteilungen»?
NP | Es ist natürlich so, wenn man jung ist (bei mir war es jedenfalls
so und erst recht als Schauspielerin), sieht man immer nur den
Spiegel, den die anderen einem vorhalten oder wie die anderen
einen sehen. Ich habe mich jahrelang gewundert, was da eigentlich
in mir gesehen wird, für mich hatte das oftmals gar nichts mit mir
zu tun. Logisch nicht! Ich bin ja auch ich, und die Schauspielerin
Nina Petri ist ja eine Figur. Dieses Image von «stark» oder «spröde»
oder «blabla» – man versucht, entweder dagegen anzugehen, was
Kraft kostet, oder man versucht das zu sein, was die anderen so
gerne in einem sehen wollen. Das ist übrigens so herrlich am Älterwerden: Mir zumindest geht es inzwischen so am A… vorbei, was
Leute oder diese ganze Männergesellschaft, die in meiner Branche
ja vorherrschend ist, und auch viele Frauen denken. Das ist mir ganz
egal geworden. Ich kann mich auch nicht damit identifizieren. Ich
habe zum Glück irgendwann damit aufgehört, mich darüber aufzuregen. Es ist halt, wie es ist, ich kann es nicht ändern. Es wird
behauptet, die Massen wollen immer nur das Gleiche sehen, die
gleichen Klischees, die ewig schönen und unwiderstehlichen Typen.
Tja, so ist das dann eben! In dem Moment aber, wo man
anfängt, sich frei davon zu machen, da wird der Kopf
auch frei. Dann findet man auch eher die Antwort auf die Frage:
Was möchte ich denn eigentlich machen? Wie sehe ich mich?
MAK | Sie haben jüngst ein Hörbuch für Kinder eingesprochen –
Kleiner Fuchs. Großer Himmel –, in dem es um den Tod und die
ewigen Fragen geht: Was war davor und kommt danach? Auch in
Ihrem Leben haben Sie selbst schon früh diese Fragen gestellt. Denn
während andere intensiv die Pubertät durchleben, haben Sie nach
einem schweren Unfall eine anders intensive Zeit im Krankenhaus
verbracht und Gevatter Tod zumindest kurz kennengelernt.
NP | Das stimmt. Aber der Unterschied ist, wenn man selbst
dem Tod quasi in die Augen schaut, ist es etwas ganz anderes, als
wenn man jemanden verliert, der einem lieb und teuer ist, weil
man dann ja zurückbleibt. Ich glaube, ich hatte so eine Art Nahtoderfahrung. Der Tod war eine Option, war gar nichts Schlimmes
oder etwas Bedrohliches. Für mich – was ich noch erinnern
kann, ohne das jetzt schönzureden – war es diese Grenze, wo ich
mich habe entscheiden können, ob ich auf dieser Seite bleibe
oder auf die andere Seite wechsle. Ich habe da immer mal rübergeschaut ein paar Tage lang. Natürlich war das auch organisch,
mein Körper war halt nicht tot, sondern ich bin immer wieder
wach geworden. Es war aber ein großer Sog dahin, weil es auch
eine große Leichtigkeit hatte. Das war schon ganz schön verrückt!
Und das Verrückteste war, dass ich, als ich dann wieder nach etwa
einem halben Jahr aus dem Krankenhaus herausgekommen bin,
auch wieder lernen musste zu laufen, mich zu erinnern und so
weiter, keine Todesangst mehr hatte. Mich hat das total irritiert,
weil ich wusste, so geht das nicht, so kann man nicht leben; man
kann nicht leben, ohne dass man weiß, wo die Gefahr ist – wo
das Leben aufhört und der Tod anfängt.
Erst vor einigen Jahren habe ich einen Film (Fearless / Jenseits der
Angst) mit Jeff Bridges gesehen, in dem genau dieses Phänomen
behandelt wird. Endlich hatte ich dafür einen Beleg bekommen.
Er überlebt einen Flugzeugabsturz und bekommt es nicht mehr
geregelt mit dieser Todesangst. Sie ist einfach weg, da ist keine
Grenze mehr. Das war für mich sehr tiefgehend, das musste auch
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Brigitte Werner
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Großer Himmel
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Gelesen von
Nina Petri
Musik von
Sebastian Hoch
Nina
ich wieder richtig lernen, musste mir gewahr werden: Moment mal, du hast dich entschieden, also
pass einfach auf, schau hin, riskiere nicht zu viel!
MAK | Wie aber lernt man, wieder Angst zu haben?
NP | Ich habe das nie psychologisch untersuchen lassen damals, ich habe nie mit jemandem darüber
sprechen können, denn das hört sich so verrückt an. Es war etwas, das ganz schwer zu teilen war. Und
es ist ja zum Glück auch nichts passiert, wenn ich beispielsweise einfach so über die Straße ging,
ohne nach rechts oder links zu schauen. Ich musste mir ganz bewusst wieder klarmachen: Ich werde
nicht gesteuert, es geht nicht mich, sondern ich gehe, ich mache … Das ist schwer zu beschreiben.
Das war ein großer Wendepunkt in meinem Leben, der natürlich sehr viel verändert hat.
MAK | Neben dem Umgang mit der Angst ist das Abschiednehmen, das Loslassen eine der schwersten
Übungen – zumindest für manche Menschen. Wie gehen Sie damit um?
NP | Ich hasse Abschiede! Ich finde Abschiednehmen ganz schwierig. Ich versuche das immer
hinauszuziehen. Wenn es nicht um Tod geht, dann hat man sogar manchmal noch eine Chance – aber
das ist auch wahnsinnig. Wenn ich mich von jemandem verabschieden oder trennen muss, und sei es
auch nur für eine kurze Zeit, dann denke ich im ersten Moment: Das ist jetzt für immer, den sehe ich
nie wieder! Dann werden Verzögerungstaktiken praktiziert: Komm, lass uns noch eine rauchen o.Ä.
Wenn der Tod eintritt, ist das anders. Ich habe den Tod meines Vaters erlebt, das war ein langsames,
qualvolles Sterben, wo ich mich über längere Zeit von ihm verabschieden und irgendwann auch sehen
konnte: Es ist besser für ihn, wenn er jetzt gehen kann, wenn ich ihn hier nicht festhalte. Ich habe aber
auch einen sehr, sehr guten Freund vor ein paar Jahren verloren, der ganz plötzlich an einem Herzinfarkt
gestorben ist. So etwas ist natürlich so unfassbar, weil es mitten im Leben und nicht am Ende eines
Lebens ist. Und man auch keine Möglichkeit hatte, sich zu verabschieden. Was mir aber recht gut
gelingt, ist, mit den Toten, die mich begleiten, einen ganz guten Kontakt zu halten. Zum Beispiel besucht
mich mein Vater oft in meinen Träumen und schaut mir zu. Sitzt dann immer so da und ist, glaube ich,
ganz glücklich mit mir. Ab und zu frage ich ihn auch, wie er dies oder das fand. So habe ich einen
Kontakt zu ihm – und zu diesem Freund auch. Das finde ich ganz schön, und es funktioniert, ohne dass
ich es irgendwie bewusst machen muss. Es ist tatsächlich einfach so: Sie sind im Herzen – sie
sind da und bleiben dir auch, sie verliert man nicht so schnell. ■
Der Himmel
ist überall
Wenn der Tod nur Fragen stellt und
keine Antworten gibt, dann können
Freunde ein Trost sein. Besonders
dann, wenn sie zeigen, dass man nicht
allein ist – und sie außerdem noch
Erstaunliches über den Himmel zu
erzählen haben. – Nina Petri nimmt
die Zuhörer mit ihrer einfühlsamen
Stimme mit auf die Suche des kleinen
Fuchses nach Antworten. Die Musik
von Sebastian Hoch begleitet die
Geschichte und schenkt ihr und den
Figuren eine zusätzliche Note.
Diese poetische Geschichte von
Brigitte Werner regt zum Nachdenken an und zeigt, was die
Religionen miteinander verbindet.
Brigitte Werner
Kleiner Fuchs, großer Himmel – Ein Hörbuch
Gelesen von Nina Petri.
Mit Musik von Sebastian Hoch.
CD, 45 Minuten Spielzeit | ab 5 Jahren
empf. LP € 12,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2794-4
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Zusätzlich als illustriertes Kinderbuch erhältlich:
Brigitte Werner
Kleiner Fuchs, großer Himmel
Mit farbigen Illustrationen von
Claudia Burmeister.
48 Seiten, gebunden | ab 5 Jahren
€ 16,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2793-7
www.geistesleben.com
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10 | 11 augenblicke
Die Schlei
Glückliche Tiger in meinen Augen
von Brigitte Werner (Text)
& Christian Kaiser (Fotos)
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Knospen, Blättern, vielleicht auch Blüten und Früchten zu bekommen. Vielleicht aber bin ich ein biegsames, flüsterndes Schilfrohr oder eine dieser pelzigen Disteln – widerstandsfähig, unauffällig.
Mir wäre das recht. Alles davon.
Bei jeder Ankunft habe ich das intensive Gefühl, dies alles schon
lange zu kennen. Und das Gefühl des Erkanntwerdens: meine
Farben, meine Düsternis, meine Ungeheuer und meine Feen. Dabei
bin ich hier aus ganz anderen Gründen «gestrandet» – es sollte ein
Pflichtbesuch werden, und meine Suche nach einem Quartier ergab
rein zufällig, dass ich in einer kleinen zauberhaften Holzhütte bei
einer alten Bekannten aus dem Ruhrgebiet landete. Und nun den
Norden entdeckte. Und seine Fruchtbarkeit für mein Schreiben,
meinen Ruheort für meine Unruhe, meinen immer vermissten
Ort der Geborgenheit. Der dazu in greifbarer Nähe lag, was sind da
schon knappe 500 Kilometer? Sie sind ein Möwenpup. Hier, in
der gefundenen, geschenkten, zweiten Heimat schrieb ich das Buch
Kotzmotz der Zauberer, das mich zu einer Schriftstellerin machte.
▲
Gibt es mehrere Heimaten? Gibt es überhaupt die Mehrzahl des Begriffs «Heimat»? «Heimaten» klingt zugegebenermaßen sehr eigenartig, vielleicht sollte man ein ganz neues Wort
dafür erfinden. Aber welches? «Seelenorte» fällt mir ein, und im
Hintergrund kichert der Kitsch. Aber ich könnte mich mit dem
Begriff «Seelenort» sehr anfreunden.
Hier, an der Schlei, habe ich diesen Ort gefunden, hier hat die
Landschaft weiche, sanfte Arme, die einen umfangen und wiegen
und Trost und Ruhe und Frieden schenken. Und auch Einsamkeit.
Ein Zurückgeworfenwerden auf sich selbst, auf die Schatten, die
manchmal das Herz, den Verstand verdunkeln. Schleinebel breiten
sich dann an manchen Tagen, das Licht verhüllend, klamm und
wabernd draußen und drinnen aus. Aber ich wäre keine Schriftstellerin, würde nicht auch dieser Zustand die Wörter und Bilder
auflockern, die tief in mir gründeln und auch dunkel und schlammig sein dürfen. – Die Landschaft um die Schlei nimmt mich in
sich auf, sodass ich meine, Wurzeln zu bilden, ein Geflecht aus
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12 | 13 augenblicke
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Ich fühlte mich eigentlich immer als Schriftstellerin, aber nun
war ich es tatsächlich, über hin und wieder veröffentlichte Gedichte,
jede Menge Kindertheaterstücke und einen Literaturpreis für
eine Kurzgeschichte hinaus, endlich mit einem richtigen Buch
geworden. Das sogar gelesen wurde. Das ruckzuck in weitere
Auflagen ging. Und ich begann, hier einen zweiten, festen Wohnsitz
zu suchen, um weitere Bücher zu schreiben. Das Ausgebreitete,
Empfängliche dieser Landschaft würde mir dabei helfen, mich in
mir selber auszubreiten, für meine Schöpfungskraft empfänglich zu
werden.
Und ja: Meine Zufälle waren weiterhin treu an meiner Seite.
Erst wohnte ich in einem roten Pippi-Lotta-Häuschen in Schleinähe in den Feldern, umringt von Hühnern, Schafen, Ziegen,
Enten, Hund, Katz und liebenswerten Menschen. Nun wohne ich
direkt an der Schlei. Sie hat es geschafft, ihre Wasserarme bis zu mir
auszustrecken, und ich bin ihr ans Herz geschwommen. Ja, ja, ich
weiß, auch hier winkt der Kitsch, aber mein Kinderherz liebt Kitsch
über alles. Und ich bin Aszendent Krebs, der will ans Wasser.
Nun schaue ich seit vier Jahren auf der einen Seite meiner kleinen
Wohnung direkt auf die Schlei, zur anderen Seite im Mai in ein
blühendes Rapsfeld, in dem eine Million Bienen laut ein OM summen und der Duft der gelben Blüten berauschend ist. In den ersten
Jahren bin ich wie wild durch die Gegend gefahren, habe die
Schleiufer, die kleinen Dörfer erkundet, bin abends noch schnell ins
Auto gestürzt, um den Sonnenuntergang direkt über der Schlei zu
erleben.
«Er-leben», welch schönes Wort. Heute ziehe ich schnell die Schuhe
an, trete aus der Haustür, und der Abendhimmel überfällt mich mit
seinen quellenden Farben. Ach, überhaupt, der Himmel – er ist
hier so gewaltig, dass man sich immerzu im Kreis drehen möchte,
jubelnd, auch bei Wolken, die wie schwere Kartoffelsäcke am
Himmel hängen. Ja, das kindliche Kreiseln, Kreiseln, Kreiseln, bis das
Herz am Rande des Himmels klebt. Und nachts. Nicht zu fassen
die Anzahl der pflückreifen Sterne, die demütig machen. Überhaupt
werde ich hier oft wieder zu einem Kind. Mit kindlicher Freude.
Mit kindlichem Staunen über die kleinen und großen Wunderdinge
um mich herum. Und endlich ohne meine damalige Furcht vor
dem Alltagsgeschehen, dem Nichtrichtigsein. Hier fühle ich mich
richtig – und am richtigen Ort, egal ob ich gerade geblümt oder
kleinkariert bin. Das alles lässt eine große Dankbarkeit wachsen.
Hier ist mein Schreibparadies. Die mysteriöse blaue Blume, die
Dichterinnen und Dichter seit Novalis alle suchen, wächst hier
üppig und wild an jedem Feldrand: Kornblume und Wegwarte. Und
so versuche auch ich hin und wieder Gedichte. Aber, da die
Landschaft hier selber so stark lyrisch ist, kann ich mit meinen
Worten kaum etwas dazusetzen. Doch in einem alten Notizheft aus
meinen ersten Schleiwochen finde ich ein paar Zeilen von mir, und
ich erinnere mich noch sehr genau an den Schreibanlass:
He, ferner HerzflimmerMann
kleb dir die Flügel an
flieg etwas näher ran,
dass ich dich sehen kann
in den schaukelnden
schaukelnden
schaukelnden Zweigen
glückliche Tiger in meinen Augen
glückliche Tiger in meinen Augen.
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Zufälle
25 wahre Wunder
Brigitte Werner schildert 25 kleine
Begebenheiten aus ihrem Leben – mit
einem aufmerksamen, liebevollen Blick
auf die scheinbar-unscheinbaren
Ereignisse im Alltag, die sich aber bei
näherem Hinsehen als denkwürdig und
hintergründig erweisen können. So
kann man auch selbst aufmerksam
werden, wenn man die Augen aufmacht, sie blank reibt und sich voller
Freude umdreht … – Brigitte Werner
erzählt Episoden zum Staunen, zum
Nachdenken oder Schmunzeln.
«Dieses Buch ist ein wahres
Schatzkästlein. Es erzählt von
hinreißenden Geschehnissen, die
das Herz zerknittern und dann
auch wieder glattstreichen.
Schlag es auf, lies: weine, lache –
es beglückt!»
Johanna Pirzkal
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Na ja, es war Vollmond gewesen, so unglaublich orange und magisch, dass ich fast durchgeknallt bin.
Und die glücklichen Tiger räkelten sich bis hinauf zum Mann im Mond, der in den Ästen der Weide
hing. Sein keckes Grinsen machte mich fast närrisch.
«Ich will in das Grenzenlose in mir zurück», schreibt Else Lasker-Schüler in einem Gedicht,
und ich kann mir vorstellen, dass sie es hier vielleicht gekonnt hätte.
Auch gibt es in dieser Schleiregion allerhand Seltsamkeiten, die ihr bestimmt gefallen hätten.Vor Jahren
fand man zauberhafte Kornkreise gleich um die Ecke in einem Feld, im Schloss Louisenlund versuchte
sich der geheimnisvolle Saint Germain in Alchemie, und die Freimaurer tagten dort. Und gerade heute
haben zwei Wildschweine die Hafenpromenade von Eckernförde leergefegt, bevor sie im Galopp von
der Hafenspitze ins Wasser sprangen. Weg waren sie. Wildschweine sind tierisch gute Schwimmer.
Oft sitze ich auf einer Bank am Schleiufer, träume mich ins Lichtgeflirr und vergesse die Zeit. Aber
mit meinen Freundinnen, die mich ab und zu besuchen, erkunde ich in langen Spaziergängen die
verwunschenen Pfade entlang des Wassers und entdecke Märchenfiguren in den knorrigen Wurzeln der
alten Bäume oder in den buckeligen Körpern der Ufersteine. Hoch über der Schlei ist mein geheimer
Zauberort, eine Feenwiese unter hohen, lichten Bäumen, in der es nur so wimmelt von glockenblumenläutenden Wichteln und schwirrenden Elfen. Manchmal liege ich dort, alle viere weggestreckt
im weichen Moos wie ein vertaumelter Maikäfer auf dem Rücken und verliere mich in dem Gegurgel
des Wassers und dem tanzenden Grüngold der Sonnenflecken.
Lange habe ich geglaubt, die Schlei sei ein Fluss, vor meinem Fenster sieht es danach aus, aber ich
musste mich belehren lassen. Sie ist ein langer Arm der Ostsee, der von der Schleimündung bei
Maasholm bis nach Schleswig reicht und diese Landschaft in Angeln und Schwansen teilt.
Der bekannte Kappelner Heimatdichter Ludwig Hinrichsen hat sie immer wieder in seinen Gedichten
beschrieben: Seltsames Gewässer / Du bist kein Strom, kein erdgenährter Fluss; … / … Du bist die
Meerestochter selbst / von Götterlaune ausgespielt ins Land …
Ich hätte ja eher Göttinen gewählt, aber die Meerestochter gefällt mir gut. Ja. Die Schlei. Sie ist ganz
sicher weiblich mit ihren sanften Rundungen, ihren fruchtbaren Feldern, ihrem Liebreiz und ihren
Gewändern aus milchiger Nebelseide. Eine Freundin ist sie mir geworden, deren Macken ich ebenso
mag wie ihre Schönheit. Wie oft trat sie schon über die Ufer, mehrmals riss sie kleine Halbinseln
zurück ins Wasser, immer wieder versandete ihre Öffnung zur Ostsee. 1928 war der Winter so hart,
Brigitte Werner
Zufälle. Das Leben ist wunderbar.
falter 45 | 189 Seiten, Leinen mit SU
€ 15,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2545-2
auch als eBook erhältlich
www.geistesleben.com
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14 | 15 augenblicke
▲
dass die Häuser hinter riesigen Eismauern verschwanden. Auch ihre
Geschichte ist turbulent. Da waren die Wikinger, die sie als eine
Möglichkeit für den Handel entdeckten und den Ort Haithabu
bei Schleswig gründeten; es gab die Dänen, die immer wieder nach
der Schlei griffen. Auch für Fürsten, Kirchenmänner, Handels- und
Fischersleute war sie stets von großer Bedeutung gewesen. Heute
ist sie ein beliebtes Erholungsziel mit ihren kleinen lebhaften
Städten, den malerischen Dörfern mit urigen Kneipen, den Landgasthöfen mit den unglaublichsten Torten und verwunschenen
Gärten, mit den kleinen Häfen und Buchten, die Segelschiffe
immer gerne ansteuern, mit Hafenfesten und Heringstagen, mit
Raps und Heckenrosen, mit heftigen Sturmböen unter einem
wilden Himmel. Und über allem immer wieder die schwebenden
Möwen, das heisere Gebell der südwärts ziehenden Gänse, mein
Schleikuckuck, der den frühen Morgen benotet, bevor ich den
ersten Kaffee auf meinem selbst gestalteten Königinnenstuhl, der
nach Wikingerart nur aus zwei zusammengeschobenen langen
Brettern besteht, zu mir nehme. An der bunten Krone mit
Muscheln und funkelnden Steinen am Ende der Lehne habe ich
lange gewerkelt – wenn schon, denn schon!
Oft denke ich, besonders im Winter, den ich hier mehrmals sechs
dunkle Wochen am Stück verbrachte, weil ich mein dickstes Buch
überarbeiten musste, dass sich die Zeit nach IrgendwoNirgendwo
zurückzieht, woanders verweilt. Sie ist wie Honig, zäh, dickflüssig,
und im Winter nicht unbedingt süß, manchmal eher bitter. Da kann
die Dunkelheit und das Alleinsein schon mal dazu führen, dass man
sich selber fremd wird. Und ich zum ersten Mal in meinem Leben
den «Hüttenkoller» bekam. Als die unendliche Überarbeitung
endlich geschafft war, packte ich blitzschnell die Koffer, und wollte
nichts wie fort ins Ruhrgebiet, obwohl ich noch eine Woche hätte
bleiben können.
Das hat mir klargemacht, dass ich beides brauche: dieses Schleiparadies und den quirligen Ruhrpott mit meinen Freundinnen
und Freunden, überhaupt mit seinen herzerfrischend wahrhaftigen Menschen, das pralle Kulturangebot an allen Ecken und
Kanten und den vertrauten Orten, die meine Kindheit prägten
und mein oft wildes, oft verzagtes Abenteuerleben mit meinem
Kindertheater.
So habe ich nun beides. Zwei Seelenorte. Was ich fast nicht
glauben kann. Dann kneife ich mich. Das tue ich jedes Mal, wenn
ich von der A7 abbiege und durch die Felder Richtung Eckernförde fahre. Noch auf der Landstraße auf dem Weg in mein Paradies
verschlinge ich hin und wieder mit heftigstem Genuss am Fischstand das beste Matjesbrötchen aller Zeiten. Nirgendwo schmecken
sie besser als hier. ■
Mehr über die Autorin
Brigitte Werner, ihre Bücher,
Lesungen und Schreibworkshops
finden Sie unter:
www.brigittewerner.de
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10 | 2015
Und es gibt sie doch
Frauen in der klassischen Musik sind heutzutage glücklicherweise
fast allgegenwärtig und nicht mehr nur als inspirierende Muse,
umschwärmter Gegenstand romantischer Künstlerseelen oder
geschäftssinnige Gattin zierendes Beiwerk der Musikgeschichte.
Doch beim genauen Blick in die Programmhefte fehlt auch 2015
das weibliche Geschlecht fast immer noch an der wohl gewichtigsten Stelle: als Komponistin.
Komponistinnen? Selten zwar, aber immerhin kann man Clara
Schumann oder Fanny Hensel begegnen, der hochbegabten älteren
Schwester und Vertrauten des umtriebigen Felix Mendelssohn
Bartholdy. Fast schon mythisch verklärt, aber selten hörbar, sind die
liturgischen Gesänge der Hildegard von Bingen. Und – hier allerdings teilt sie das Schicksal mit ihren zeitgenössischen männlichen
Kollegen – viel zu selten bietet sich die Chance, Werke der mittlerweile fast 84-jährigen Sofia Gubaidulina bestaunen zu können.
Das innere Bildnis eines Komponierenden, so scheint es zumindest,
ist auch heute noch vor allem ein männliches.
Wie fest, ja wohl fast unerschütterlich diese Vorstellung in den
Köpfen der Jurymitglieder des Prix de Rome im Jahr 1913 verankert
war, lässt sich nur erahnen. Und doch adelten die honorigen
Vertreter jener ursprünglich von Louis XIV. ins Leben gerufenen
Institution, deren Gewinn in Frankreich (und nicht nur dort)
höchstmögliches Prestige bedeutete, die gerade mal 19-jährige
Marie-Juliette Olga Boulanger, genannt Lili, als erste Frau überhaupt mit dem «Premier Grand Prix», dem ersten Hauptpreis.
Lili Boulanger wurde am 21. August 1893 in Paris in eine Musikerfamilie – mehr noch: eine Musikerdynastie – geboren. Der Vater
Ernest, Gesangsprofessor am Pariser Conservatoire, hatte seinerseits
selbst mit 19 Jahren diesen Preis für sich entschieden, und auch die
Mutter Raïssa Myschetsky war ausgebildete Musikerin. Der wohl
wichtigste Bezugspunkt in Lilis Leben aber war Nadia, die ältere
Foto: www.musicologie.org
16 geheimtipp
von Sebastian Hoch
Schwester, selbst Komponistin und bis 1979 Professorin in Paris.
Schon früh begegnete die kleine Lili allen Großen der französischen
Kompositionszunft, die als Gäste bei Boulangers regelmäßig verkehrten. Und sie musizierte – wenn auch seit frühesten Kindertagen
an chronischen Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen
leidend – schon als Mädchen begeistert mit Gabriel Fauré am
Klavier, lernte Violine, Cello, Orgel und Harfe – und vor allem:
komponieren. Ein dreijähriges Studium am Conservatoire sowie
Privatunterricht unterstützten ihren künstlerischen Werdegang.
Nach akribischen Vorbereitungen gelang im zweiten Anlauf (der
erste war ein Jahr zuvor an ihrer körperlichen Verfassung gescheitert) der spektakuläre Gewinn des ersehnten Prix de Rome – und
damit verbunden öffentliche Anerkennung, finanzielle Unabhängigkeit sowie ein Aufenthalt im Land der Sehnsucht in der
römischen Villa Medici.
Ihre geliebte Schwester beschrieb diese Tage als die glücklichsten in
Lilis Leben – und ihre schaffensreichsten. Der Ausbruch des Ersten
Weltkriegs aber beendete dieses schöpferische Glück abrupt schon
nach wenigen Monaten. Es folgten schwere, zunehmend von
Krankheit geprägte Jahre. Seit Jugendtagen war sie sich ihrer
Endlichkeit bewusst und komponierte rastlos, ehe sie am
15. März 1918 – ihr letztes Werk Pie Jesu hatte sie noch ihrer
Schwester diktiert – gerade 24-jährig an Morbus Crohn starb.
Das eindrucksvolle Œuvre dieses kurzen Lebens umfasst über
fünfzig Werke unterschiedlichster Gattungen – darunter zahlreiche
Lieder, Chor- und Orchesterstücke sowie zwei symphonische
Dichtungen – und vereint in seiner reifen Tonsprache die Tradition
eines Fauré mit der impressionistischen Avantgarde eines Debussy.
Nicht nur Männern, nicht nur Frauen – Menschen sei die Tiefe
und Ausdruckskraft der Musik dieser Komponistin zum Hören
empfohlen! ■
Sebastian Hoch (www.sebastian-hoch.de) ist Komponist und Lehrer für Musiktheorie, Klavier und Gitarre. Im August erschien das vierte Hörbuch mit seiner
Musik zu einer Geschichte von Brigitte Werner, «Kleiner Fuchs – Großer Himmel» (ISBN 9-783-7725-2794-4).
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Foto: www.musicologie.org
10 | 2015
Erlebnisleben
Einmal wurde ich mit meiner Tochter zu einem Ausflug eingeladen – und zwar in einen «Erlebniswald».Vielleicht stimmt mit mir
etwas nicht, aber allein das Wort regt mich schon auf! Ja, in einem
normalen Wald kann man natürlich heutzutage gar nichts mehr
erleben, es muss schon ein «Erlebniswald» sein! Dort werden dann
zurechtgesägte Kletter- und Balancierbäume hindrapiert und ein
Bodenerlebnispfad sowie die Picknickplätze auf der Lichtung ausgeschildert. Ein echtes Walderlebnis, wie mit einem Schnitzmesser
einen Ast zu bearbeiten, auch wenn man sich mal schneiden kann,
ist aber ein unerwünschtes Erlebnis – auf jeden Fall erlaubte außer
mir seinem Kind damals niemand zu schnitzen.
Wir hatten einen tollen Tag im Erlebniswald, das will ich gar nicht
abstreiten, trotzdem finde ich es bescheuert, dass man offensichtlich
nicht mehr einfach so in den Wald gehen kann. Überall soll einem
etwas «geboten» werden. Einmal erzählten mir die Erzieherinnen
in Willis früherem Kindergarten, es hätten Eltern nach dem Urlaub
im Robinson-Club zu ihnen gesagt, dass sie sich von dem
Animationsprogramm dort mal eine Scheibe abschneiden sollten.
Wenn man überall und ständig Bespaßung bietet, was
kommen denn da für Kinder heraus?
Ich gehe gerne mit meinen Kindern ins Schwimmbad, wir erleben
immer etwas. Warum muss es da ein «Erlebnisbad» sein? Und
warum sind alle Regenjacken jetzt «Funktionsjacken»? Wenn ich
darin nass werde, funktioniert sie nicht, egal wie man sie nennt.
Mich nervt das alles, ich will gerne eine Molkerei mit meinen
Kinder anschauen, aber wenn «Erlebnismolkerei» dransteht, habe
ich schon keine Lust mehr. Ich halte das alles für Volksverblödung:
«Wohlfühl-Hotels», «Wellness-Klamotten» – das ist lächerlich! Es
ist doch klar, dass ich mich im Hotel oder meiner Kleidung wohlfühlen will. Das Albernste, was ich bis jetzt gesehen habe, war ein
alter Gouda, der im Supermarkt als «Vintage-Käse» deklariert war!
mama müller – es muss ja! 17
von Birte Müller
Irgendwelche Werbefuzzis glauben echt, dass man uns mit diesen
beknackten Wörtern zu mehr Konsum bewegen kann. Bei mir
funktioniert das aber nicht! Neulich war ich sehr, sehr hungrig,
denn bei meinem Erlebnisleben komme ich oft nicht dazu,
zwischendurch mal eine kleine Wellnessmahlzeit zu genießen.
Aus irgendeinem Grund hatte ich die Zeit, etwas essen zu gehen.
Ich wollte mich einfach nur hinsetzen und mich bedienen lassen –
wohlfühlen pur! Ich betrat eine kleine «Café-Restaurant-Lounge»,
wo ich von der Karte mit 50 Gerichten vollkommen überfordert
war. Ich hatte keine Energie, großartig Entscheidungen zu treffen,
und fragte nach dem Tagesgericht. Das Tagesgericht war der
«Erlebnis-Wok», wo ich unter wiederum 50 Zutaten wählen
konnte und dann danebenstehe sollte, während gekocht wurde!
Es hätte mich nicht gewundert, wenn das Waschen und Schneiden
des Gemüses sowie der Abwasch auch zum Erlebnis gehört hätten.
Auf jeden Fall verließ ich den Laden sofort und kaufte mir einen
Apfel. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu vintage für all
das Zeug.
Wenn den Menschen tatsächlich Erlebnisse fehlen, warum werden
dann eigentlich behinderte Menschen systematisch vorgeburtlich
aussortiert? Man könnte sie doch den werdenden Eltern als
«Erlebniskinder» verkaufen! Auch wenn man bei einem behinderten Kind sicher keinerlei Garantien geben kann, so doch ganz
sicher die auf ein erlebnisreiches Leben! Gut, ein Wellnessleben
wird es vielleicht nicht immer sein – aber das kann mit einem
«Funktionskind» auch passieren! ■
Mehr über die ersten Jahre mit Willi und seiner Schwester Olivia erzählt
Birte Müller in ihrem Buch «Willis Welt. Der nicht mehr ganz normale Wahnsinn»
(ISBN 978-3-7725-2608-4; auch als eBook erhältlich); Infos zur Autorin und
Illustratorin Birte Müller finden Sie unter: www.illuland.de
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18 | 19 thema | was heißt hier sein?
Schärfen und Unschärfen
des Seins
von Juan S. Guse
Vorsicht ist geboten. Schließlich ist es nicht allzu unwahrscheinlich, dass ein Akademiker mit ausreichend gefülltem Kühlschrank
beim Nachdenken und Sprechen über das sogenannte «Wesen des
Seins» – was auch immer das sein mag – den Boden unter den
Füßen verliert. Das liegt nicht in erster Linie an der schieren
Unerschöpfbarkeit der Sache, sondern an ihrer erbarmungslosen
Abstraktheit. Zwar weiß jeder in etwa, was mit «Sein» gemeint ist,
allerdings nur solange man darüber aus einer gewissen Distanz
spricht. Betrachtet man es von Nahem, so verschwimmen die
Konturen recht rasch – und man landet schneller als einem lieb ist
beim Versuch, in diesem Nebel irgendetwas zu erkennen, in der
philosophischen Esoterik, die nur einen Steinwurf entfernt ist.
Verschlägt uns ein solches Nachdenken einmal nicht in jene
intellektuellen Gefilde, die weit abseits gesellschaftlicher Realität
liegen, so gibt es vermutlich bloß den Blick frei für eine banale
Traurigkeit über die Sinnlosigkeit des Lebens. Warum also überhaupt danach fragen, was hier sein heißt?
Dass wir meinen zu wissen, was dieses «Sein» sein soll, rührt von den
seltenen Momenten, in denen es uns praktisch auf der Zunge liegt,
uns scheinbar klar vor Augen steht. Es überfällt einen wie ein
Tagtraum. Fast jeder kennt dieses plötzlich aufblitzende und bizarre
Bewusstsein für das gleichzeitige Existieren aller Dinge; für die
Tatsache, dass ich in exakt diesem Moment an meinem Schreibtisch
sitze, während draußen die Müllabfuhr vorbeifährt, meine Frau
gerade in der Uni ist und irgendwo auf dem Planeten all jene
Menschen herumlaufen, die ich jemals getroffen habe usw.
Schön und gut. Doch was bleibt von diesem unwirklichen Gefühl
für das Jetzt? – Mir schien es immer verschenkt, wenn es zu einer
abstrakten Größe in einem logischen System des Denkens reduziert
wurde; wovor auch ich mich hüten muss. Damit will ich sagen:
Die Vorstellung, sich dem «Wesen des Seins» – was auch immer das
sein mag – zu nähern, indem man nur ausdauernd genug darüber
nachdenkt und dabei mit immer neuen Größen hantiert (Seiendes,
Nichtseiendes, Bewusstsein, Gewesenes, das Nichts), um die Bedeutung «des Seins» zu spezifizieren, hat sich mir nie wirklich
erschlossen. Oder sie wird mir zumindest mit jedem Tag fremder;
ich erspare allen nun auch ein Rekurrieren auf philosophische
Werke dieser Art, denn wer hier Heidegger sagt, muss auch Hegel
sagen und immer so weiter. Das Ganze wirkt auf mich jedenfalls
in der Regel wie der etwas überambitionierte Versuch, eine intellektuelle Handhabe über die Unvorstellbarkeit der so frustrierend
komplexen Wirklichkeit zu erlangen. Was natürlich nicht heißen
muss, dass nicht mancher auf diese Weise Erkenntnisse für sich
und andere ziehen kann. Nur ich verspreche mir eben ziemlich
wenig davon. Meine Erfahrung ist, dass Gespräche, die sich auf allzu
abstrakte Ebenen des Philosophierens begeben, dazu tendieren, eine
Käseglocke des Intellekts über sich zu stülpen – und vor dem
Fenster rauscht die Müllabfuhr vorbei.
Also erst gar nicht über «das Sein» nachdenken? Doch, natürlich.
Allerdings aus einem anderen Blickwinkel, nämlich jenem, welcher
sich im kurzen, aber prägnanten Wort «hier» der titelgebenden
Frage verbirgt. Was heißt hier sein? Dort wird es erst interessant.
Denn zwischen den Fragen «Was heißt hier sein?» und «Was
heißt sein?» liegt in etwa die gesamte Sprengkraft der
Philosophie. Dieses «Hier» ist wie eine Linse, die unseren Blick auf
das Jetzt schärfen kann. Es verrät uns, dass «das Sein» nicht als irgendein metaphysischer Äther gedacht werden muss, sondern eher als
eine Reihe von Möglichkeiten. Eine so triviale wie befreiende Einsicht. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Das «Hier» weckt unsere
Aufmerksamkeit für den aktuellen Unterschied meines eigenen
Daseins und dem eines anderen Menschen. Durch das «Hier»
betrachtet, wird die Frage nach dem «Wesen des Seins» zur Frage
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10 | 2015
Besser
leben
lernen
Eckhard Roediger
Innere Balance
zwischen
Wunsch und
Wirklichkeit
Urachhaus
Foto: aussi97 / photocase.de
Von der Leichtigkeit
des Seins
nach dem, was sich unmittelbar vor der eigenen Haustür abspielt – und was nicht. Es verleiht dem «Sein»
gewissermaßen seine Koordinaten. Denn wer nach dem «Hier» fragt, denkt schon das «Dort» mit.
Eine solche Perspektive kann beispielsweise das Bewusstsein für eine privilegierte Position wecken. In
meinem Fall heißt dann «hier sein»: weißer Akademiker, verheiratet, mit ausreichend gefülltem Kühlschrank, mittelständische Eltern (ein Renault Twingo, ein Mini Cooper), usw. Das «hier sein» eines
Freundes, der aus seinem Dorf in Darfur nach Libyen floh und über das Mittelmeer, Italien und
Frankreich nach Hannover kam, hat absolut nichts mit dem meinen gemein. Nicht, dass das nicht
schon immer klar war; also die Tatsache, dass er durch die Sahara ging, während ich nach meiner
Schulabschlussfeier besoffen im Bett lag, dass er zweimal von Schleusern an die lybische Polizei verraten
wurde oder dass er heute nicht reisen darf, obwohl er gerne seine Mutter in Ägypten besuchen würde,
nachdem er erfahren hat, dass sein Vater gestorben ist. Um von all diesen ätzenden und ungerechten
Dingen zu wissen, brauchen wir keine Philosophie, dazu genügt ein Blick in die Zeitungen.
Jedoch: Bevor wir diese Dinge mit unserem «Hier» in Relation setzen, bleiben sie in etwa so unscharf
wie das nebulöse «Wesen des Seins» selbst; sie bleiben etwas, das irgendwo da draußen ist, weit weg wie
die Tagesschau. Das «Hier» kann diese Distanz zerstören; es ist wie ein Vorschlaghammer des Geistes.
Denn es markiert eine Differenz und offenbart mögliches Handeln von dieser Differenz aus. Damit
verrät es uns auch: Realität ist nicht etwas, in das man sich einfach reinsetzt – und fertig.
Sie ist nichts, was wir über uns ergehen lassen, sondern etwas, das wir gestalten, beeinflussen und
verändern können. Und der Spielraum für diese Gestaltbarkeit der Realität, des gesellschaftlichen Seins,
ist der unendliche Raum zwischen dem «Hier» und dem «Dort».
Aber kaum spreche ich von «Differenzen», «gesellschaftlichem Sein», vom «Hier» und «Dort», klinge
ich wie einer, der glaubt, sich dem Sein genähert zu haben … Schon entgleitet auch mir, wenn ich
nicht vorsichtig bin, der Teppichboden der Realität unter meinen Füßen. Darunter klappt auf die
Falltür ins Nichts. ■
Juan S. Guse, geboren 1989, studiert derzeit Literaturwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover. Er erhielt u.a. das
Aufenthaltsstipendium der Walter Kempowski Stiftung und das Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen. Sein erster
Roman «Lärm und Wälder» (ISBN 978-3-10-002434-3) ist in diesem Sommer im S. Fischer Verlag erschienen.
Im Lauf unseres Lebens stellen wir uns
zu ganz unterschiedlichen Zeiten und
aus ebenso unterschiedlichen Gründen
die Frage, ob wir mit unserem Leben
zufrieden sind. Zwischen Wunsch und
Wirklichkeit gespannt fällt die Antwort
nicht immer positiv aus.
Aus seinen Erfahrungen als Therapeut
beschreibt Eckhard Roediger nicht nur
die seelischen und biologischen
Hintergründe des allzu menschlichen
Problems der Unzufriedenheit, sondern
bietet durch Übungen, Meditationsanleitungen und Beispiele konkrete
Hilfestellungen zum Erkennen der
individuellen, wirklich wesentlichen
Bedürfnisse.
Wie gelingt es, die befriedigende
Mitte zwischen Neuem und
Gewohntem, Euphorie und
Langeweile zu erreichen –
und zu halten?
Eckhard Roediger: Besser leben lernen
Innere Balance zwischen Wunsch und Wirklichkeit
224 Seiten, mit Fotos, gebunden mit SU
€ 16,90 (D) | ISBN 978-3-8251-7541-2
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10 | 2015
Oktober
SO 04
SO 11
27. Woche nach Ostern, l Letztes Viertel
1515 Lucas Cranach d.J. *, dt. Maler († 25.01.1586).
Vor 33 Jahren (1982) starb der kanadische Pianist Glenn
Gould (* 25.09.1932).
L 06:27 / 17:54
z 22:44 / 13:33
Gedenktag für Franz von Assisi
28. Woche nach Ostern
zF5 12h
1965 Dorothea Lange † in San Francisco, amerik. Dokumentarfotografin (* 26.05.1895 in Hoboken, New Jersey)
L 06:38 / 17:39
z 04:52 / 17:09
MO 05
MO 12
KW 41
KW 42
1915 Edith Cavell †, engl. Krankenschwester, die vom dt.
Militär hingerichtet wurde (* 04.12.1865).
Die (für Sonntag) angegebenen Zeiten für Auf- und Untergang
In Spanien ges. Feiertag (Kolumbus)
In den USA Columbus Day
von Sonne und Mond sind in mitteleuropäischer Zeit (MEZ)
und gelten genau für Kassel. Bei Konjunktion (:) und
Opposition (a) der Wandelsterne (Sonne L und Mond x
DI 06
DI 13
m Neumond 01:06
und Planeten: SaturnP, Jupiter r, Mars =, Venus U,
Merkur I) ist die Zeit in ganzen Stunden ebenfalls in MEZ
angegeben. Der zunehmende Mond ist durch das Zeichen x,
der abnehmende durch das Zeichen z gekennzeichnet.
Wegen der Sommerzeit ist allen angegebenen
MI 07
MI 14
astronomischen Zeiten bis zum 25. Oktober eine Stunde
hinzuzufügen.
Erster Tag der Frankfurter Buchmesse
(bis 18. Oktober)
DO 01
DO 08
Do 15
za0 23h
1865 Paul Dukas *, franz. Komponist († 17.05.1935)
zF6 21h
1915 Paul Scheerbart † in Berlin, philosophisch-phantastischer
Erzähler und Parodist. 1912 erschienen seine «Astrale
Novelletten» (* 08.01.1863 in Danzig).
Islamisches Neujahr 1437
FR 02
SA 03
FR 09
FR 16
zF7 15h, zF8 22h
525 Beginn der Jahreszählung nach Christi Geburt durch
Abt Dionysius
4F0 15h
SA 10
SA 17
7F8 24h
1815 Emanuel Geibel * in Lübeck, dt. Dichter († 06.04.1884).
1915 Arthur Miller * in New York City, amerik. Schriftsteller
(† 10.02.2005 in Roxbury, CT).
Tag der Deutschen Einheit
Wörter, die mich beherbergen
« Manchmal möchte ich mich mit allem, was in mir steckt, in Worte flüchten,
ein Unterdach aus wenigen Wörtern suchen für das, was in mir ist. Aber es
gibt noch keine Wörter, die mich beherbergen wollen. Ja, daran liegt es wohl.
Ich bin auf der Suche nach einer Unterkunft für mich, aber das Haus, in dem
ich unterkommen will, muss ich Stein für Stein selber aufbauen. Und so sucht
jedermann nach einem Haus, einem Zufluchtsort für sich. Und ich suche
immer nach ein paar Wörtern.»
Etty Hillesum, Das denkende Herz der Baracke. Die Tagebücher 1941 – 1943. Eintrag vom 20. Oktober 1941.
Aus dem Niederländischen von Maria Csollány. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 2014.
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kalendarium 20 | 21
zum herausnehmen
SO 18
SO 25
29. Woche nach Ostern
30. Woche nach Ostern
6F8 21h
L 06:50 / 17:24
4 11:55 / 20:59
L 07:02 / 17:09
4 16:20 / 03:57
Letzter Tag der Frankfurter Buchmesse.
Lukas der Evangelist
Ende der Sommerzeit
MO 19
MO 26
KW 43
KW 44
4a5 13h, 6 größte westl. Elongation
MASS DER LIEBE
In Österreich ges. Feiertag
(1955 Ende der Besatzung, Neutralitätsgesetz)
DI 20
DI 27
X Erstes Viertel
q Vollmond 13:05
MI 21
Wie du mir nötig bist? Wie Trank und Speise
Dem Hungernden, dem Frierenden das Kleid,
Wie Schlaf dem Müden, Glanz der Meeresreise
Dem Eingeschlossnen, der nach Freiheit schreit.
So lieb ich dich. Wie dieser Erde Gaben
Salz, Brot und Wein und Licht und Windeswehen,
Die, ob wir sie auch bitter nötig haben,
Sich doch nicht allezeit von selbst verstehen.
MI 28
Und tiefer noch. Denn auch die ungewissen
Und fernen Mächte, die man Gott genannt,
Sie drangen mir zu Herzen mit den Küssen,
DO 22
DO 29
Den Worten deines Mundes und die Blüte
Irdischer Liebe nahm ich mir zum Pfand
Für eine Welt des Geistes und der Güte.
za0 14h
In der Türkei nationaler Feiertag
(1923 wird die Türkei Republik unter Kemal Atatürk)
FR 23
Marie Luise Kaschnitz
* 31. Januar 1901 in Karlsruhe † 10. Oktober 1974 in Rom
FR 30
P Sonne tritt in das astrologische Tierkreiszeichen Skorpion.
Beginne mit der Monatstugend: «Geduld – wird zu Einsicht.»
Überallnie.
Ausgewählte Gedichte 1928 – 1965.
Mit einem Nachwort von Karl Krolow.
Claassen Verlag, 2. Auflage 1998
SA 24
SA 31
4a6 5h, 4a8 8h, 4a7 12h
O Sonne tritt in das astronomische Sternbild Waage.
Reformationstag
Ges. Feiertag in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Redaktion: Lin
Max Beckmann
* 12. Februar 1884 in Leipzig † 27. Dezember 1950 in New York City
Stillleben mit großer Muschel, 1939
Öl auf Leinwand, 50 x 81 cm | The Baltimore Museum of Art
© VG Bild-Kunst, Bonn
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Maren Briswalter · Erich Jooß
Rübezahl
Auf den Spuren
eines launischen
Berggeistes
Urachhaus
Erich Jooß (Text) | Maren Briswalter (Illustrationen):
Rübezahl. Der Herr des Riesengebirges
32 Seiten, gebunden | Format: 29 x 23,5 cm | € 15,90 (D)
ab 4 Jahren | ISBN 978-3-8251-7812-3
www.urachhaus.com
Rübezahl ist ein ungestümer,
roher, schalkhafter Kerl, der den
Leuten gern einen Streich spielt.
Im nächsten Moment kann er
aber auch hilfsbereit, bescheiden
und gutmütig sein, wenn ihm
gerade danach ist. Eines aber
gilt ganz besonders für den
unberechen-baren Burschen:
Man darf sich nicht einbilden,
In sorgfältig ausgestalteten, spätromantisch inspirierten Bildern
erschafft die renommierte Illustratorin
Maren Briswalter ein lebendiges
Bild des Riesengebirges und seiner
Umgebung.
Abbildung: Wolfgang Held / Sternkalener 2015/2016
ihn ergründen zu können!
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10 | 2015
mensch & kosmos 23
Stark, wach
und gütig
Abbildung: Wolfgang Held / Sternkalener 2015/2016
von Wolfgang Held
Der 22. Oktober ist wohl der Höhepunkt der Konstellation von
Mars, Venus und Jupiter, denn dann haben sie ihre engste Stellung
erreicht. Dicht beieinandergedrängt stehen am morgendlichen
Himmel die drei Planeten im Tierkreisbild Löwe in einer Reihe.
Um das Besondere dieser «Engführung» fassen zu können, lohnt es
sich, schon bei der Entstehung dieser Dreier-Konjunktion immer
wieder den Blick zum Morgenhimmel zu richten. Mars und Jupiter
sind am östlichen Horizont im Dämmerlicht als zwei zarte Leuchtpunkte zu erkennen. Sie stehen beide im Zentrum des Löwen.
Kaum hat sich Anfang Oktober der Löwe aus dem morgendlichen
Dämmerlicht befreit, kaum sind auch seine schwächeren Sterne zu
erkennen, senkt sich Venus von oben als dritter Planet ins Bild.
Am 8. Oktober wandert sie an Regulus, dem Herzstern des Löwen,
vorbei, und gleichzeitig zieht die schmale Mondsichel an Venus
vorbei. Am 9. Oktober scheint sie wie eine Schale Regulus und
Venus aufnehmen zu wollen.
Der 18. Oktober ist dann das nächste Datum, für das man sich klare
Sicht wünscht, denn nun zieht Mars außerordentlich eng an Jupiter
vorüber. Bevor sich der rote Planet von Jupiter lösen kann, ist bereits
Venus nahe, sodass nun – am 22. und auch am 23. Oktober – die
drei Planeten diesen einzigartigen Dreiklang am Morgenhimmel
im Löwen bilden.
Es gibt eine Fülle von Eigenschaften der Planeten, die nahelegen, die kosmologischen Vorstellungen der Antike über
die Planeten ernst zu nehmen. Nicht nur die Strahlkraft der
Venus, sondern beispielsweise auch ihre einzig vollkommen runde
Sonnenbahn unterstreicht den Zusammenhang von Schönheit und
Liebe mit Venus. So verhält es sich auch bei Mars. Kein Planet
zeigt einen so dynamischen Bewegungsverlauf und enthält so viel
Eisen auf seiner Oberfläche wie Mars, der Planet des Mutes, des
Krieges. Ähnliches lässt sich zudem bei Jupiter zeigen. Die alte
Vorstellung, den Planetenriesen als Repräsentant von Weisheit und
Erkenntnis zu sehen, spiegelt sich in zahlreichen Eigenschaften des
gewaltigen Planeten.
Wenn also jetzt diese drei Wandler dicht an dicht im Löwen beisammenstehen, dann kommt damit im grandiosen Naturschauspiel
ins Bild, dass sich Liebe, Mut und Weisheit vereinen. Ende
September feierte der christliche Kalender Michaeli, das Fest zu
Ehren des Erzengels Michael. «Mikal» bedeutet im Hebräischen
«Wer ist wie Gott?» – und interessanterweise hat dieser Erzengel
auch im jüdischen und moslemischen Glauben diesen hohen Rang.
Im Christentum werden ihm drei Tugenden zugesprochen: Güte,
Stärke und Weisheit. Es sind dieselben Eigenschaften, die nun die
Himmelsmechanik an den herbstlichen Morgenhimmel zeichnet,
indem sie Mars, Jupiter und Venus zu dieser einzigartigen
Konjunktion führt. – Mit Regulus, dem Hauptstern, sind es vier
Sterne und mit Merkur, der zur Monatsmitte ebenfalls vom
Horizont kommend in den Löwen drängt, sogar fünf Gestirne.
Vermutlich geht es gar nicht darum zu fragen, was die Konstellation
«bedeutet», sondern vielmehr darum, ob es möglich ist, dieser
Konstellation Bedeutung zu geben, indem man versucht, diese drei
so oft widerstrebenden Bewegungen der Seele – gut, wach und
stark zu sein – zusammenzuführen; und vielleicht sind die vielen
Krisen heute nichts anderes als die Konstellation im Löwen – sie
sind die Aufforderung, gleichzeitig Mars, Jupiter und Venus zu
sein: stark, wach und gütig. ■
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24 | 25 kindersprechstunde
10 | 2015
Gesunde Kinder um jeden Preis?
von Prof. Dr. med. Alfred Längler
«Gesundheit ist das höchste Gut» – so heißt es oft, wenn wir jemandem alles Gute zum Geburtstag und für die Zukunft wünschen.
Aber was heißt eigentlich «Gesundheit»? Ist damit einfach gemeint,
dass keine Krankheiten auftreten? Immerhin unternehmen wir so
einiges, um sie zu verhindern und um vorhandene Symptome
möglichst schnell und effektiv zu beseitigen. Interessant ist dabei
übrigens, dass wir dafür ein recht kriegerisches Vokabular nutzen:
«Bekämpfen», «ausrotten», «eliminieren», «supprimieren».
Aber wen oder was bekämpfen wir hier eigentlich? Wäre es nicht
viel sinnvoller, sich darüber Gedanken zu machen, welche Maßnahmen geeignet sind, Gesundheit langfristig zu schützen und zu
stärken? Und auch in Krankheitsphasen darauf zu achten, dass nicht
nur kurzfristige Symptome gebessert werden, sondern körpereigene Ressourcen möglichst anhaltend aktiviert werden? In besonderem Maße gelten diese Fragen in der Kinderheilkunde, da
die Grundlagen für eine lebenslange Gesundheit sehr früh gelegt
werden.
Immunsystem früh stärken Bei der Frage, wie Gesundheit
entsteht bzw. erhalten und gestärkt wird, spielt das Immunsystem
eine zentrale Rolle. Viel wurde dazu geforscht, viele interessante
und teilweise überraschende Ergebnisse liegen vor. So wissen wir
heute, dass es diverse Faktoren gibt, die das Immunsystem hemmen
oder stärken können. Zum Beispiel gleich bei der Geburt: Einige
Studien haben gezeigt, dass das Immunsystem eines Kindes davon
geprägt sein kann, ob das Kind per Kaiserschnitt oder auf natürlichem Wege auf die Welt gekommen ist. Noch besser erforscht ist
der Zusammenhang zwischen Immunsystem und Ernährung im
Säuglingsalter. Glücklicherweise ist es in Deutschland langsam
wieder normal zu stillen. Trotzdem kann es aus kinderärztlicher
Sicht gar nicht oft genug gesagt werden: Stillen ist das Beste für das
Kind. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten ausschließlich mit
Muttermilch ernährt wurden, haben eine nachweislich andere und,
bezogen auf immunologische Faktoren, «bessere» Keimbesiedlung
des Magen-Darm-Traktes als Kinder, die nicht gestillt wurden.
Zudem treten verschiedene akute und chronische Erkrankungen im
Kindes- und Jugendalter bei ausschließlich gestillten Kindern deutlich seltener auf als bei nicht gestillten Kindern – zum Beispiel
allergische Erkrankungen wie Asthma bronchiale. Auch nach dieser
Phase lässt sich das kindliche Immunsystem weiter positiv beeinflussen: Eine ausgewogene und qualitativ hochwertige Ernährung,
die auf Convenience-Produkte verzichtet, sowie ausreichend Bewegung haben großen Einfluss auf das kindliche Immunsystem.
Fieber zulassen Trotzdem werden Kinder natürlich immer wieder fieberhafte Erkrankungen durchmachen. Und das ist auch gut
so! Denn auch wenn Eltern, vor allem im ersten Kita-Jahr, manchmal verzweifeln, weil das Kind schon wieder Schnupfen und Fieber
hat, so haben diese fieberhaften Infekte insgesamt sogar einen eher
förderlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung des kindlichen
Immunsystems und damit auf die langfristige Gesundheit. Abgesehen davon entwickelt der Organismus Fieber in der Regel aus
einem guten Grund: Da sich die Lebensbedingungen für viele Viren
und Bakterien bei höheren Temperaturen verschlechtern, ermöglicht es die Fieberwärme dem Organismus,Viren und Bakterien aus
eigener Kraft zu überwinden. Gleichzeitig werden bei höheren
Temperaturen mehr Abwehrstoffe des Immunsystems gebildet.
Es ist daher eine problematische Entwicklung, dass heute fieberhafte Erkrankungen oft im «Keim» erstickt werden sollen und deshalb
häufig standardmäßig mit fiebersenkenden Medikamenten
behandelt werden. Zu diesem Zweck werden auch oft Antibiotika verordnet – obwohl die meisten dieser Infekte durch
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Andreas Goyert
MAGEN-DARM
SPRECHSTUNDE
Funktionelle Erkrankungen
natürlich behandeln
` tiefergehende
Ursachen
Therapiemöglichkeiten
Wohlbefinden
durch gesunde Verdauung
` erweiterte
Foto: pip / photocase.de
` dauerhaftes
Viren ausgelöst werden, bei denen Antibiotika sowieso wirkungslos sind. Aber selbst wenn ein
Antibiotikum bei einer bakteriellen Infektion (die übrigens viel seltener ist) eingesetzt wird, erhöht sich
damit bei Kindern das langfristige Risiko für bestimmte chronische Erkrankungen. Studien haben
gezeigt, dass das kindliche Rheuma, dessen Ursachen teilweise noch unbekannt sind, bei Kindern, die
häufiger antibiotisch behandelt wurden, mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit auftritt. Auch für
allergische oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erhöht sich das langfristige Risiko.
Grundsätzlich führt die Gabe von Antibiotika zu einer nachhaltigen Veränderung der Darmflora. Und
da unser Magen-Darmtrakt eng mit dem Immunsystem verbunden ist, ergeben sich auch hierauf langfristige Auswirkungen, die unbedingt mitberücksichtigt werden sollten.
Krankheit begleiten Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Es geht nicht darum, bei
einem kranken Kind einfach nichts zu tun oder Krankheiten gar zu glorifizieren. Es geht vielmehr für
Eltern und Kinderärzte darum, das Kind in der akuten Krankheitssituation genau zu beobachten, die
Symptome sicher zu identifizieren und eine unterstützende Therapie durchzuführen, die dem kindlichen Organismus hilft, den Infekt zu überwinden. Patentrezepte gibt es dafür nicht. Jedes Kind ist
anders und reagiert auch in einer Krankheit anders. Deshalb muss sehr individuell abgewogen werden,
wie viel Selbstheilungskräfte das Kind zur Verfügung hat und wie stark die Therapie in den Krankheitsverlauf eingreifen sollte. – Allgemein kann man jedoch sagen, dass es bei ansonsten gesunden
Kindern kaum Gründe gibt, Fieber frühzeitig zu unterdrücken bzw. zu senken. Bewährt haben sich vielmehr verschiedene pflanzliche Präparate aus der Homöopathie und der Anthroposophischen Medizin
sowie pflegerische Anwendungen wie Wickel und Auflagen. Fröstelt das Kind zum Beispiel beim
Fieberanstieg, tun warme Pulswickel mit Arnika-Essenz gut. Steigt das Fieber nicht weiter an, ist der
richtige Moment für den guten alten Wadenwickel gekommen. Das Wichtigste aber ist: Das Kind
braucht viel Zuwendung und das Gefühl, in Ruhe gesund werden zu können. Nicht jedes Symptom
braucht sofort eine Tablette. Manche Symptome wie Fieber können durchaus sinnvoll sein und sollten
deshalb in Ruhe ausheilen können. In einer auf Effizienz und Leistung ausgerichteten Gesellschaft wie
der unseren eine echte Herausforderung! ■
Prof. Dr. med. Alfred Längler ist Kinderonkologe, Leitender Arzt der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke sowie Professor an der Universität Witten. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher
sowie Vorstandsmitglied beim Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD | www.damid.de).
Urachhaus
Wirksame Hilfe
Wenn Magen-Darm-Beschwerden auftreten, obwohl die Organe eigentlich
«gesund» sind, ist mit herkömmlichen
Medikamenten oft kaum eine Besserung zu erzielen. Viele Patienten fühlen
sich nach erfolglosen Behandlungsversuchen mit ihren Problemen allein
gelassen oder in die «Psychoecke»
gedrängt. Eine erweiterte Medizin
kann aber oft helfen.
Welche Untersuchungen sind
sinnvoll? | Wie kann ich meine
Probleme positiv beeinflussen, ohne
allzu viele Lebensmittel meiden zu
müssen? | Welche tieferen Ursachen
liegen funktionellen Magen-DarmErkrankungen zugrunde? | Wirksame Therapiemöglichkeiten aus
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10 | 2015
26 am schreibtisch
Katarina
Genar
Geschichten mit Geschichte
Mein erstes Buch schrieb ich, als ich in Elternzeit war und meinen
Beruf als Logopädin vorübergehend nicht ausübte. Sobald die
Gedanken an die Arbeit von mir abgefallen waren, tat sich ein
Raum für die Fantasie und das Schreiben auf. Jetzt, gut zehn Jahre
später, widme ich mich ganz dem Schreiben. Meist sitze ich dabei
zu Hause am Küchentisch – mit einer Tasse Tee in Reichweite
und dem Hund zu meinen Füßen. Ab und zu mache ich mit ihm
einen Spaziergang im Wald und lasse die Gedanken schweifen.
Dabei habe ich manchmal die besten Einfälle – und dann heißt es:
zurück in meine Küche und an den Computer eilen.
Die Hauptpersonen in meinen Geschichten sind ungefähr 11 Jahre
alt. Das ist ein Alter, an das ich mich sehr gut erinnere – eine
spannende Zeit, in der man beginnt, die Welt auf eigene Faust zu
erforschen und sich etwas freier und ohne Erwachsene zu bewegen.
Meine Inspirationsquellen sind oft Orte und alte Dinge,
die eine Geschichte haben. Was ich erzähle, ist alltagsnah, aber
Magie und Mystik blitzen immer wieder durch, die Gegenstände
und Orte wirken beseelt.
In meinem Debüt Heimliche Freundin zieht Henrietta, die Hauptperson, in ein altes Haus. Inspiriert dazu hatte mich das Haus meiner Großmutter. Ihre riesige Wohnung war für mich ein magischer
Ort. Da gab es dunkle, geheimnisvolle Bilder an den Wänden,
schwarz-weiße Fotografien und Uhren, die laut tickten und jede
volle Stunde mit dumpfen Schlägen ankündigten. In diesem Haus
wohnten nur alte Leute, genau wie bei Henrietta. In meiner
Geschichte gibt es im Hof außerdem zwei quietschende Schaukeln,
von denen es heißt, sie seien gefährlich. Eines Abends sieht
Henrietta ein kleines Mädchen mit roter Mütze auf die Schaukeln
zulaufen und halsbrecherisch darauf schaukeln … Wer ist das?
Die Inspiration zu meinem Buch Der rubinrote Mantel kam auf
einem Friedhof, als ich einen kleinen, verwitterten Grabstein mit
einem Mädchennamen entdeckte. Ich fragte mich, wie das Leben
dieses Mädchens ausgesehen haben mochte, und kam auf die Idee,
ein Buch mit zwei parallelen Geschichten zu schreiben. Die
Hauptfigur Livia bekommt einen roten Mantel, der früher einem
Mädchen namens Elin gehört hat, das in den 30er-Jahren des
20. Jahrhunderts lebte. Die Geschichten der beiden Figuren sind
durch den roten Mantel und Tagebuchaufzeichnungen miteinander
verflochten. Aber hat der Mantel wirklich eine «Seele»? Oder ist
alles nur Zufall? Nicht alle Fragen werden beantwortet, manche
Puzzleteile muss der Leser selbst einfügen.
Als Kind war ich eine richtige Leseratte, die ständig mehrere Bücher
gleichzeitig verschlang. Mein tiefstes Lektüre-Erlebnis war Maria
Gripes Jugendroman Agnes Cecilia (dt. Sonntagskinder hören das Gras
wachsen), ein Buch, das mich und mein Schreiben geprägt hat. Es lebt
von einer suggestiven Spannung, die mich ansprach, aber auch von
intensiven Gedanken über das Leben, von Gefühlen der Einsamkeit
und des Außenseitertums und dem Suchen nach Zusammenhang;
Themen, die ich auch in meinen Geschichten berühre.
Wenn ich nicht dasitze und schreibe, begegne ich meinen Lesern
in Schulen und Bibliotheken. Dort kann ich Gespräche über
meine Bücher führen und wertvolle Rückmeldungen bekommen.
Manchmal werde ich gefragt, was beim Geschichtenschreiben am
meisten Spaß macht. Für mich ist es der Augenblick, wenn die
Charaktere plötzlich lebendig werden und ich mit Leichtigkeit
zwischen meinem Alltag und der parallelen Welt, die ich aus
Worten geschaffen habe, hin und her wechseln kann. Das ist ein
großartiges Gefühl. ■
Die Bücher von Katarina Genar, «Heimliche Freundin» (109 Seiten, geb., 12,90 Euro, ISBN 978-3-8251-7943-4) und «Der rubinrote Mantel» (127 Seiten, geb.,
12,90 Euro, ISBN 978-3-8251-7876-5), sind im Verlag Urachhaus erschienen (siehe auch Seite 2 dieser Ausgabe).
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10 | 2015
weiterkommen 27
Foto: Fotoline / photocase
Wer bin ich
und wie finde ich
es heraus?
von Günther Dellbrügger
Alle Entwicklung im Menschen geschieht durch Begegnung und
Teilhabe. Besonders das Kind braucht die Wahrnehmung des
anderen Menschen als Partner, in dem sich das eigene dumpfe
Ich-Gefühl durch das Ich des Erwachsenen erweitert. Es ist auf
Dialog angewiesen. Das Ich des anderen Menschen spiegelt das
eigene Ich als Potenz, als Zukunft. Es wirkt als Lebenswirklichkeit,
durch die der Mensch zu seinem eigenen wahren Ich-Wesen
ahnend erwacht.
Auch die Sprache wird als Medium neu erlebt, Erfahrungen werden
geschildert und werfen Fragen nach Verarbeitung auf: Warum war
das so? Das Kind, getragen von der Sprache, in der es aufgewachsen
ist, findet zum bewussten Sprechen. Gleichzeitig vertieft sich das
Hören zu einer neuen Haltung. Es werden die Intentionen des
Anderen ertastet und erleuchtet: Ist der Andere ehrlich? Meint er es gut?
Erfahre ich von ihm Respekt?
Die Suche nach einer neuen Identität kann sich in jedem Fall nur
am wahrnehmenden, sprechenden und agierenden Gegenüber
entfalten. Das Kind braucht den Erwachsenen wie eine Brücke.
Denn die Urverbundenheit des Kleinkindes mit der Welt («Vater
bin ich, Mutter bin ich, Sonne bin ich, alles bin ich» – so ein etwa
vierjähriges Kind) ist verschwunden wie ein Regenbogen.
Jetzt ist das Kind darauf angewiesen, die Welt zunächst als Inhalt
des Lebens des Erziehenden kennenzulernen. In dessen Verantwortung liegt es, ob das Kind später durch ihn zum guten Gebrauch der eigenen Freiheit finden kann. Indem der Erwachsene
für sich selber nach dem Sinn seines Lebens sucht, zündet er ein
Licht an. Dieses Licht kann dem älteren Kind ein Spiegel werden.
Indem es das Licht des Erwachsenen erlebt, erwächst in ihm
Lebensmut.
Die Vorstufe zum eigenen Handeln ist die Einfühlung,
die Empathie. Das Kind will – sich damit identifizierend – hingebungsvoll in den anderen eintauchen und miterleben, «wie
Handeln geht». Es erlebt menschliches Handeln mit, um es daran
selber zu erlernen.
Doch das geht keineswegs reibungslos. Denn um das zehnte
Lebensjahr beginnt eine Krise: Das Kind erfährt sein
Willensleben neu: als «Nacht», als Labyrinth, als hinter einer verschlossenen Tür verborgen, für das Bewusstsein unzugänglich.
In dieser Phase braucht das Kind Leitbilder, es braucht die Wirklichkeit eines anderen sprechenden und handelnden Ich, um dem
«dunklen Grund» etwas entgegenzusetzen. Das Kind sucht im
anderen Ich Quellen des Handelns, aus denen heraus es selber sein
Verhalten mehr und mehr lenken kann. Darin liegen der hohe
Auftrag und die Würde der Erziehung. Denn der Begegnungsraum
zwischen Kind und Erwachsenem kann Zukunft vorbereiten und
eröffnen. In den Jahren ab dem 9. Lebensjahr möchte der Stern des
Kindes neu aufleuchten, bevor er zumeist in den Jahren der
Pubertät noch einmal verschwindet. Das Gewissen als Zukunftspfand wird in diesen Jahren veranlagt.
Der Arzt Hans Müller-Wiedemann schrieb einmal in einem Brief
«aus der Seele des Kindes in der Mitte der Kindheit», der sich an die
Erwachsenen richtet: «Erzieht mich nicht nach dem Muster,
nach dem euch eure Eltern erzogen haben … Ich möchte
verstehen lernen, wie ein Mensch dem anderen helfen kann, und
was einer dem anderen bedeutet … Macht euch kein Bild von mir,
aber habt Vertrauen in mich … Die Welt ist nicht immer schön,
aber sie ist wichtig für mich. Jede menschliche Beziehung in ihr
ist wichtig.» ■
Diese und weitere Gedanken über das Ich des Menschen und wie es zu sich selber gelangt, finden Sie in Günther Dellbrüggers Buch «Ein Schlüssel zur inneren
Biografie» (160 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 19,90 Euro, ISBN 978-3-8251-7852-9, auch als eBook erhältlich), erschienen im Verlag Urachhaus.
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28 | 29 serie: werte der kindheit
10 | 2015
Schönheitssinn
von Christiane Kutik
Bilder! Überall Bilder und Botschaften, die wir Erwachsenen oft
kaum noch registrieren. Anders die kleinen Kinder, die alles ringsum sehr wach wahrnehmen: Ein kleiner Bub kommt mit seinem
Papa an einem Plakat vorbei, auf dem eine abstoßende Werbung mit
verspritztem Blut etc. zu sehen ist: «Was ist das?», fragt er seinen Papa.
Der sagt nur: «Das ist hässlich! Das mag ich gar nicht anschauen.»
Aber sollte der Vater denn nicht stehen bleiben und das Gesehene
erklären? Und diskutieren? Bei älteren Kindern kann dies sogar
äußerst sinnvoll sein. Bei jüngeren ist das jedoch müßig, da sie sich
noch überhaupt nicht abgrenzen können. Es ist daher sogar notwendig, dass Eltern eine klare Haltung einnehmen und diese
auch ausdrücken. Denn alles wirkt – das wusste schon Goethe:
Dummes vor’s Auge gestellt,
hat ein magisches Recht:
Weil es die Sinne gefangen hält,
bleibt der Geist ein Knecht.
Das Negative hat allerdings eine magische Anziehungskraft. Ob es ein Unfall ist, hässliche Gegenstände oder Bilder. Es
reizt zum Hinschauen, wie jeder es an sich selbst beobachten kann.
Der Reiz des Abschreckenden zeigt sich auch am zunehmenden
Trend von Totenkopf-Motiven, die schon auf Artikeln für kleine
Kinder zu finden sind. Eine Mutter: «Mein Sohn hat so lange gebettelt und wollte unbedingt so einen Totenkopf-Pulli. Er wollte
sogar sein Sparschwein schlachten. Also hab ich ihm den gekauft.»
Eine andere Mutter: «Der Tod hat auf Kinderkleidung nichts zu
suchen.» – Da hat sie recht. Die schutzbedürftigen Kinderseelen
müssen nicht allem ausgesetzt werden, was gerade Mode ist.
Das Argument, dass «die Kinder sich das aber doch wünschen», und
ihnen dann Gegenstände mit grotesken Motiven, Monstern oder
Killerspielzeug zu kaufen, ist keines. Denn Wünsche sind keine
Befehle! «Wünschen darfst du dir alles», ist dann eine gute Antwort,
wenn Kinder einem in den Ohren liegen.
Negativ aufgeladene Gegenstände wirken auch negativ auf
das Gemüt. Daher nützt es den Kindern viel mehr, wenn Eltern
klar sagen: «Das ist hässlich. Das kaufe ich dir nicht. So etwas mag
ich nicht in der Wohnung haben.» Auch wenn die Kinder dann
doch woanders damit spielen sollten, weil Freunde das Monster
o.Ä. bekommen haben, so ist zu Hause letztlich doch die Haltung
der Eltern maßgeblich.
Heute, wo das das Abstoßende, Schlampige, Destruktive sich ungeniert überall zeigt, gehört es zu den erstrangigen Erziehungsaufgaben, den Kindern ein Gefühl für Ästhetik zu vermitteln: Denn
der Sinn für die Kleinigkeiten, die den Alltag schön und freundlich
machen, ist keine Naturgabe. Er muss bewusst vorgelebt und geübt
werden.
Das beginnt im ganz normalen Alltag. Beispielsweise damit,
kultiviert zu essen, und zwar am Esstisch, ohne Fernseher oder
sonstige Geräte.Warum? Es geht ja nicht nur darum, irgendwie den
Magen zu füllen. Sondern den Esstisch, das gemeinsame Essen,
wieder ganz bewusst als Kraftort in der Familie zu integrieren.
Gemeint ist damit: auch wirklich miteinander zu essen. Möglichst
einmal am Tag eine gemeinsame Mahlzeit an einem schön gedeckten Tisch – denn auch das Auge isst mit.
Aber wir haben keine Zeit. Immer wieder wird auf mangelnde Zeit
und die viele Arbeit verwiesen, die es macht, etwas schön anzurichten. Was meist noch nicht einmal stimmt. Doch solches
Nützlichkeitsdenken bringt Kinder ins Hintertreffen. «Es gibt keinen anderen Weg, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen,
als dass man denselben zuvor ästhetisch macht», sagte Friedrich von
Schiller in seinen Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen.
Was nichts anderes heißt als: ohne Ästhetik keine Vernunft.
Foto: suze / photocase.de
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Da jedoch das Thema «ästhetische Bildung» in den PISA-Standards überhaupt nicht vorgesehen ist, muss
es von zu Hause aus und sehr bewusst gepflegt werden. Im ganz normalen Alltag. Lassen Sie Ihre Kinder
am besten von klein an mithelfen, den Tisch schön zu decken. Es sind höchstens zwei bis drei Minuten
mehr gut investierte Zeit, um sich selbst und der Familie damit Freude zu bereiten. Schenken Sie Ihren
Kindern freundliche Rückmeldung: «Schön machst du das!» Sorgen Sie dafür, dass nichts fehlt, bevor
sich alle setzen. Denn auch das stärkt den Sinn für das Schöne, wenn einmal alle sitzen bleiben und nicht
ständig jemand aufstehen muss, um noch etwas zu holen.
Jeder Mensch, ob groß oder klein, isst gepflegter, wenn schön gedeckt ist. Eine alleinerziehende Mutter, die es satt hatte, ihre beiden Buben dauernd zu ermahnen, anständig zu essen, erzählte:
«Seit einiger Zeit spielen wir am Wochenende immer ‹Restaurantessen›: richtig schön gedeckt mit
Tischdecke, Servietten, Blumen und Kerze. Und es ist verblüffend, wie das wirkt.Wir haben dann auch
richtig schöne Gespräche, und ich brauche mir nicht mehr den Mund fusselig reden, dass sie nicht
kleckern sollen. Sie tun es nicht.»
Alles hat seinen Platz. Das muss eingeübt werden. So wird das Spielzeug jeden Abend – möglichst
zur selben Zeit – aufgeräumt. Am besten vor dem Zähneputzen. Erwarten Sie nun nicht von Ihren
Kindern, dass sie das gleich selbst können, sondern helfen Sie ihnen, einen Ordnungssinn zu bilden. Und
genießen Sie das Glücksgefühl, das eben nur durch Anstrengung erworben wird. Und lassen Sie es das
Kind auch wissen: «So, jetzt ist es wieder schön!» Wenn es aufgeräumt ist, wenn der Umraum geordnet
wurde, klappt es auch viel leichter, Kinder ohne Aufregung ins Bett zu bringen.
Mit Jonas hat bisher niemand geübt. Er ist schon neun Jahre alt. Wenn er heimkommt, lässt er einfach
die Jacke fallen und wirft die Schuhe in den Weg. «Es ist furchtbar», stöhnen die Eltern – und räumen
ihm immer noch alles hinterher. Sie wollen das ändern, aber wie? Der Weg ist der gleiche wie bei
diesem erst Dreijährigen, der gerade sein Taschentuch benutzt und dann auf den Boden geschmissen
hat. «Heb es bitte auf», sagt die Mutter. «Mag ich nicht.» – «Das Taschentusch gehört in die Abfälle.» Das
Kind macht sich steif wie ein Brett und schüttelt den Kopf. Und jetzt? Die Mutter schimpft nicht, regt
sich nicht auf. Sie rückt auch nicht von der Auforderung ab. Sondern sie nimmt das Kind an der Hand,
hebt das Tuch auf und bringt es gemeinsam mit ihm zum Abfalleimer. Sie tut also genau das, was
Erziehungsbemühungen zum Erfolg verhilft:Vorbild sein und anleiten.
Und so ist es mit allem, was den Alltag schön und ästhetisch macht: Es muss immer wieder vorgemacht
werden. Nicht nur einmal, sondern wieder und wieder und wieder. Bis es so verinnerlicht ist, dass
es von selbst gelingt. ■
Christiane Kutik (www.christiane-kutik.de) ist Coach für Eltern und pädagogische Fachkräfte, hält als Referentin Vorträge
und Seminare und ist zudem Autorin erfolgreicher Elternratgeber wie beispielsweise «Erziehen mit Gelassenheit».
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30 erlesen
10 | 2015
Tove Jansson
Die Tochter des Bildhauers
Übersetzt von Birgitta Kicherer
Die Tochter
des Bildhauers
127 Seiten, gebunden mit
Schutzumschlag
17,90 EURO
Verlag Urachhaus
ISBN 978-3-8251-7887-1
auch als eBook erhältlich
Die Malerin Tove Jansson ist als Autorin der Mumin-Bücher
weltberühmt geworden. Ihre Geschichten um die Familie der
Mumintrolle erzählen von Geborgenheit ebenso wie von Chaos
und Abenteuer. «Alles ist sehr ungewiss, und das finde ich beruhigend», sagt in Winter im Mumintal Too-ticki zu Mumin.
Eine überraschend stabile Balance zwischen Abgrund und Geborgenheit findet der Leser auch in ihrem «Erinnerungsbuch»
Die Tochter des Bildhauers, in dem Tove Jansson Episoden ihrer
Kindheit in einer Künstlerfamilie beschreibt. Etwa sechs oder sieben
Jahre alt ist die Ich-Erzählerin in diesen kurzen Geschichten. Vom
Sommer an der Küste bis zum Weihnachtsfest im Atelier in der
Stadt haben in diesem Roman Begegnungen mit Menschen,
kleine Abenteuer, in denen die Grenzen zwischen Realität und
Fantasie verschwimmen, und intensive Erlebnisse von Sonne, Sturm
und Schnee Platz.
Die Enkelin eines Pfarrers lässt keinen Zweifel daran, dass im Haus
ihrer Kindheit die Kunst der Gott ist; den Künstlerblick der Eltern
hat das Kind bereits verinnerlicht. Die ungebetene, verständnislose
Begleiterin des Geologen Jeremiah, der sommers das Lotsenhäuschen an der Küste bewohnt, verdirbt das kunstvolle Spiel
zwischen der kleinen Tove und ihrem großen Freund und muss sich
von dem Kind beschimpfen lassen: «Amateur! Du bist ein Amateur!
Du bist nicht echt!». Und die künstlerisch dilettierende Tante wird
mit Entsetzen und Erstaunen betrachtet – dies bringt die Erzählerin
aber zu klugen Differenzierungen über Schönheit und Kunst.
Die präzisen Beobachtungen des Kindes, das nicht immer versteht,
was es da so genau wahrnimmt, verbinden sich mit seinen Fantasien
zu einem reichen Innenleben. Ein liebevoller, trockener Humor
durchzieht dieses Stück Poesie und zeugt von der Fähigkeit der
Erzählerin, über sich selbst zu lachen, ohne dabei das Kind, das sie
war, auszulachen.
Es ist ein selbstbewusstes, starkes und eigenwilliges Mädchen, von
dem Tove Jansson da erzählt, dem die Eltern viele Freiheiten lassen.
Die Beziehung zur Mutter, die als Illustratorin wohl den Lebensunterhalt der Familie bestritt, ist innig und liebevoll. Bei ihr ist das
Kind vollkommen geborgen. Als sie sich zum Arbeiten mitten im
Winter mit ihrer Tochter in ein Haus auf dem Land zurückzieht
und der Schnee sie bis zum Dach begräbt, ist die Tochter verstimmt
und sogar verstört. Ihre Untergangsfantasien wendet die Mutter,
indem sie mitspielt und mit einer neuen Fantasie die Spannung löst.
Der Bildhauer-Vater wird verehrt, als Künstler und als spontaner,
lebensfroher Mensch, dessen nächtliche Feste im Atelier für die
Familie jedoch auch belastend gewesen sein müssen. Er erscheint
rätselhaft und emotional wenig zugewandt. Eifersüchtig beobachtet
die rötelkranke Tochter, wie sich der Vater während der Arbeit mit
seinem Äffchen amüsiert, selbst als dieses seine Skulpturen zerstört.
Ihre kindliche Rachsucht kann der Vater entkräften. Zwar versteht
sie nicht, was im Vater vorgeht, aber am «besten, man denkt nicht
allzu viel nach, sondern bringt alles mit einer guten Tat wieder in
Ordnung.»
Wie Rituale werden diese Erinnerungen geschildert, Rituale
einer eng verbundenen Familie. Tove Jansson ist aus ihr als große
Malerin und Autorin hervorgegangen, die ihre Eltern überflügelt
hat. Nicht zuletzt mit diesem literarischen Kleinod. ■
Simone Lambert lebt bei Hamburg, hat am Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt Germanistik studiert und ist als Rezensentin von Kinderund Jugendliteratur für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig.
Mehr aus dem Atelier ist zu finden unter: www.danieladrescher.de
gelesen von Simone Lambert
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10 | 2015
•
mein buntes atelier
Liebe Kinder!
Nach diesem heißen Sommer ist der Herbst nun da mit seiner ganz eigenen Farbenpracht!
Beim Spaziergang durch den Wald solltet ihr jetzt besonders gut die Augen aufmachen und
außerdem tief durch die Nase einatmen! Gleich erfahrt ihr warum …
Mehr aus dem Atelier ist zu finden unter: www.danieladrescher.de
Ich grüße euch herzlich aus meinem bunten Atelier,
eure Daniela Drescher
Im Herbst zieht vom Waldrand oft ein würziger Duft zu
uns in den Garten herüber, immer dann, wenn Quercus
Eicheln röstet …
Zuerst schält und schneidet er die frisch gesammelten
Eicheln, dann röstet er sie über dem offenen Feuer schön
braun und stampft sie anschließend in einem Mörser zu
grobem Pulver.
Dieses Pulver lässt er eine Weile in Wasser köcheln, dann
seiht er es ab und fertig ist sein Eichelkaffee.
Für uns Menschen ist der Zwergenkaffee ziemlich bitter
und nicht sehr schmackhaft.
Man muss schon sehr viel Milch und braunen Zucker
dazugeben – aber auch dann ist es nicht mein
Lieblingsgetränk.
Vom Kaffeeduft angelockt, machen sich immer ein paar
Schnecken auf den Weg zu Quercus, denn der
Kaffeesatz, der vom Kochen übrig bleibt, ist bei ihnen
sehr beliebt. Ja, man kann sich manchmal über
Geschmack wundern …
Und während die Schnecken schmatzen
und der Eichelzwerg seinen Kaffee
schlürft, unterhält man sich über Dinge,
die im Wald (und nicht nur dort)
von Bedeutung sind:
Wie es zum Beispiel den Jungen der
Fuchsmutter geht, ob sich das Moos
in diesem Jahr zum Auslegen
der Wurzelhöhlen eignet
oder ob es wohl einen strengen
Winter geben wird.
•31•
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Frédérique Guéret
Leuchtende
aus Seidenpapier
Leuchtende
Transparentkunstwerke
Strahlende Farben und ornamentale Muster: mit der
von Frédérique Guéret entwickelten Falttechnik entstehen für jedes Fenster die schönsten Sterne und
Blüten aus farbigem Seidenpapier. Schritt für Schritt
erläutert sie das Falten ihrer bezaubernden Modelle –
jedes für sich ein kleines transparentes Kunstwerk.
Die Sterne sind in verschiedene Schwierigkeitsgrade
unterteilt, sodass Anfänger und Fortgeschrittene viele
passende Anregungen finden.
Freies Geistesleben
Frédérique Guéret: Leuchtende Fenstersterne aus Seidenpapier | 135 Seiten, mit Fotos und Anleitungen, durchgehend
farbig, gebunden | € 19,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2738-8 | Jetzt neu im Buchhandel! | www.geistesleben.com
Freies Geistesleben : Ideen für ein kreatives Leben
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10 | 2015
eine seite lebenskunst 33
Bubble
and Squeak
ein Rezept von Carolyn Caldicott
Wer an ein Frühstück in Großbritannien denkt, dem kommen Bohnen, Würstchen, gebratene Tomaten, Pilze, Eier –
gerne als «Scrambled eggs» (Rührei) oder «Sunny side up» (Spiegelei) – und reichlich gebuttertes Toastbrot in den Sinn.
Es gibt aber zudem eine andere Frühstückstradition mit lautmalerischem Namen, der sich schlicht und einfach aus
folgender Tatsache ergibt: Die Kartoffeln «blubbern» im Topf und der Kochlöffel «quietscht» auf dem Pfannenboden.
Und wer nicht schon morgens so herzhaft den Tag beginnen will, der kann ihn abends ja auch damit abschließen … (mak)
Zutaten (für 4 bis 6 Portionen)
4 EL Butter
1 große Zwiebel, fein gehackt
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
250 g gekochtes Gemüse, klein geschnitten
(Wirsing Karotten, Pastinaken, Grünkohl, Rosenkohl
oder Spinat – was immer Sie übrig haben)
500 g Kartoffelpüree
Salz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung
Erhitzen Sie 3 EL Butter in einer großen, beschichteten Pfanne.
Wenn die Butter zu schäumen beginnt, geben Sie Zwiebeln und
Knoblauch hinein und dünsten diese glasig.
Geben Sie nun das Gemüse dazu und braten Sie es, bis es braun
wird. Zuletzt kommt noch das Kartoffelpüree hinzu.
Schmecken Sie das Ganze mit Salz und Pfeffer ab und rühren Sie
es gut durch. Drücken Sie nun die Mischung mit dem Rücken
eines Löffels gut am Pfannenboden fest, sodass sich (wie z.B. bei
Rösti) ein runder Kuchen bildet. Braten Sie diesen knusprig braun,
während Sie dabei die Pfanne immer wieder schwenken, damit
nichts anklebt. Am einfachsten lässt sich der «Fladen» wenden, wenn
Sie einen großen Teller über die Pfanne halten, den Pfannkuchen
darauf stürzen, wieder einen Löffel Butter in die Pfanne geben und
dann den Kuchen in die Pfanne zurückgleiten lassen. Sie können
ihn aber auch vierteln und jedes Stück einzeln wenden.
Braten Sie nun auch die zweite Seite schön braun und knusprig.
Schneiden Sie Ihr «Bubble and Squeak» in Portionen und setzen
Sie jeweils ein pochiertes Ei obenauf.
Weitere für Großbritannien typische (und überraschende) Rezepte
haben Carolyn und Chris Caldicott in ihrem neuen Buch zusammengestellt: Vom «Ploughman’s Lunch» oder «Shepherd’s Pie»
bis zum «Roly-Poly» als Nachspeise zeigen sie, dass ihre Heimat
neben einer bezaubernden Landschaft, historischen Orten und den
Royals auch für den Gaumen allerlei zu bieten hat. ■
Carolyn Caldicott und Chris Caldicott
Great British Cooking
Das Beste aus der englischen Küche
Übersetzt von Gabriele und Sebastian Hoch
160 Seiten, gebunden
19,90 Euro | ISBN 978-3-7725-2525-4
Verlag Freies Geistesleben
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34 preisrätsel | sudoku
Das
Preisrätsel
Im Geheimtipp dieser Ausgabe begegnen wir der noch immer viel
zu unbeachteten Rompreisträgerin des Jahres 1913 Lili Boulanger –
Zeit seines Lebens musste auch ihr Preisträgerkollege von 1830, der
französische Komponist, Dirigent und Musikkritiker Hector Berlioz
(1803 – 1869) um Anerkennung ringen. Sein wohl größter «Coup»
gelang diesem originellen Künstler, der dem Vater zuliebe der
musischen eine medizinische Ausbildung voranstellte, im Jahr seiner
Preisträgerschaft mit dem in diesem Monat gesuchten Werk. Die in
ihrer Struktur konsequent gleichermaßen am klassischen Drama
wie an Beethovens Pastorale orientierte Sinfonie markiert dabei
nichts weniger als den Ursprung eines neuen, für die Epoche der
Romantik charakteristischen Gattungstyps: der Sinfonischen
Dichtung. Berlioz’ fünfsätziges Opus 14, von ihm programmatisch
mit «Episoden aus dem Leben eines Künstlers» untertitelt, entwickelte in der Folge nicht nur auf die Musikschaffenden der Zeit,
sondern bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine kraftvolle Wirkung.
Vor allem prägte und provozierte der kompositorische Kunstgriff
einer dramatisch das Werk durchdringenden «Idée fixe» und der
enorme Klangfarbenreichtum (die von Berlioz 1844 verfasste Instrumentationskunde ist bis heute ein Standardwerk) gleich mehrere
Komponistengenerationen von Liszt bis Strauss. Das dem russischen
Zaren Nikolaus I. gewidmete Werk sorgte aber auch für eine zeitweise glückliche Wendung im Leben des weitgereisten musika-
Das
lischen Reformers: Den nagenden Kummer über die unerwiderte
Schwärmerei zur irischen Shakespeare-Mimin Harriet Smithson
hatte Berlioz sich im gesuchten Werk von der Seele geschrieben.
Zwei Jahre nach der Uraufführung am 5. Dezember 1830 hörte
dann schließlich auch die Angebetete das Meisterwerk – erhörte ihn
und es ertönten bald darauf die Hochzeitsglocken! (sh)
Unter den richtigen Einsendungen (wir suchen den französischen
Titel) verlosen wir im goldenen Herbstmonat Oktober «Frühlingsgefühle», und zwar in Form von 5 Hörbüchern zum Text von
Brigitte Werner rund um einen verliebten Kater: Kabulski und ZilliOhwiewunderbarschön. ■
Lösungswort:
Das Lösungswort einsenden an:
Preisrätsel · Landhausstr. 82 · 70190 Stuttgart
oder an: [email protected]
Einsendeschluss ist der 20.10.2015 (Datum des Poststempels), der
Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die gesuchte Sinfonie und somit
das Lösungswort der September-Ausgabe lautet die RHEINISCHE.
Die Gewinnerinnen und Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Sudoku
Setzen Sie in jedes leere Feld eine Zahl von 1 bis 9, sodass in jeder Zeile und jeder Spalte und jedem der 3 x 3 Quadrate die Zahlen
1 bis 9 nur einmal vorkommen. ■
EINSAME HUNDE: ZUGABE 10
Level 2
3 2
5
Weitere 100 schwere bis extrem schwere Sudokus aus Japan – in neun Schwierig-
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9
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keitsgrade eingeteilt von Level 2 bis Level 10 – finden Sie im Band «Einsame
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Die schönsten Sudokus aus Japan
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a tempo 10 | 2015
Hunde – extrem 2» (in Leinen gebunden, 10,90 Euro, ISBN 978-3-7725-2058-7)
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Lösung: Einsame Hunde – Zugabe 9
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10 | 2015
kulturtipp 35
Anwalt
des Bewusstseins
von Christian Hillengaß
Burghart Klaußner als Fritz Bauer | Verleih: www.alamodefilm.de | Foto: © zero one film GmbH / Martin Valentin Menke
Stuttgart in den Jahren um den Ersten Weltkrieg: Die Theatergruppe des altehrwürdigen Eberhard-Ludwig-Gymnasiums probt
Schillers Wilhelm Tell: «Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht. / Wenn der gedrückte nirgends Recht kann finden,
/ Wenn unerträglich wird die Last, / … / Zum letzten
Mittel, wenn kein anderes mehr / Verfangen will, ist ihm das
Schwert gegeben.»
Wie schicksalhaft die Worte der Figur Stauffacher für zwei der
Schüler klingen sollten, wissen die beiden da noch nicht. Der eine,
Claus von Stauffenberg, später Oberst im Generalstab der
Wehrmacht, wird versuchen, sie gegen Hitler in die Tat zu bringen.
Der andere, Fritz Bauer, später Generalstaatsanwalt in Hessen, zitiert
sie noch einmal im Plädoyer eines aufsehenerregenden Gerichtsprozesses, den er 1952 um die Rehabilitierung des längst hingerichteten Mitschülers und dessen Mitstreiter führt. Ein Verfahren,
das es im Nachkriegsdeutschland brodeln lässt, denn die Verschwörer des 20. Juli gelten bis dato gemeinhin noch als Landesverräter. Der Prozess wird sie in ein anderes Licht rücken. Es ist ein
erster Schritt von vielen kleine und großen, die Bauer unternimmt,
um die junge Republik durch Aufklärung des Naziunrechts auf
eine neue Grundlage zu stellen. Ein weiterer großer dieser Schritte
ist der erste Auschwitz-Prozess (1963 – 1965) in Frankfurt am
Main. Nicht der Wunsch nach Vergeltung treibt den Juristen Bauer
dabei an, der als Sozialdemokrat und Jude im KZ war, bevor ihm
die Flucht ins Exil gelang. Es geht ihm um die Offenlegung des
Geschehenen, um daraus Lehren zu ziehen.
Wenn man sich seinem Wesen in Reden, Texten, Zeitzeugenberichten und alten Filmaufnahmen nähert, ergibt sich das Bild
eines scharfsinnigen Mannes, den eine tiefe und ehrliche Sorge um
Menschlichkeit und die demokratische Zukunft des Landes um-
treibt. Die Gerichtsprozesse um NS-Verbrechen, die er initiiert,
werden zu Bewusstseinsprozessen für die deutsche Öffentlichkeit.
Unweigerlich halten sie der wirtschaftswunderbeseelten Gesellschaft einen Spiegel vor. Die Fratze, die sich darin erkennt, faucht
wütend zurück. Bauer wird mit Beleidigungen und Morddrohungen terrorisiert und in seiner Arbeit von Kollegen und
staatlichen Institutionen behindert.
Der Staat gegen Fritz Bauer ist daher der treffende Titel eines
nun erscheinenden Films, der sich auf eine Episode in Bauers
Leben konzentriert, die erst nach seinem Tod bekannt wurde: Es
geht um die zentrale Rolle, die er bei der Erfassung des in
Argentinien untergetauchten Naziverbrechers Adolf Eichmann
spielte. Auch wenn hier genug Potenzial für einen Agententhriller
läge, widersteht Regisseur Lars Kraume der Versuchung, die
Erzählung nur hierauf zuzuspitzen oder künstlich ins Dramatische
zu beschleunigen. Stattdessen zeichnet er das Geschehen in einer
realistischen Weise nach, die genug Raum und Zeit lässt, die
Atmosphäre jener Jahre zu vermitteln und ein lebendiges Porträt
des Menschen Fritz Bauer entstehen zu lassen.
Lebendig in einer Art, dass auch durch diesen nur kleinen Ausschnitt seines bewegten Lebens eine deutliche Ahnung entsteht, wer
er gewesen sein mag. Dass dies gelingt, ist vor allem der Verdienst
von Burghart Klaußner, der den ketterauchenden Staatsanwalt in
sensibler und überzeugender Weise verkörpert. Besser könnte es
wohl nur das Original. Wer das sehen will, dem sei neben dem
neuen Kinofilm die im Internet zu findende Fernsehaufzeichnung
der Gesprächsrunde Heute Abend im Kellerklub von 1964 ans Herz
gelegt. In der Debatte, die er da mit Jugendlichen führt, wird
ebenso deutlich, was da für ein guter Geist zur rechten Zeit am
rechten Ort war. ■
Der überaus sehenswerte Film «Der Staat gegen Fritz Bauer» (Regie: Lars Kraume, Drehbuch: Lars Kraume, Oliver Guez, mit Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld,
Sebastian Blomberg u.a.) läuft ab 1. Oktober 2015 in den Kinos. Informationen, Hintergründe, Interviews, Filmtrailer u.a.m. unter: www.derstaatgegenfritzbauer.de
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Geheimste
Geheimschrift
« Wie alt wird ein Hund?», frage ich.
« Dein Vater hat gesagt, der stirbt sowieso
bald.» – Cecilia schüttelt den Kopf.
«Der Tierarzt meint, Bingo kann
noch viele Jahre leben.»
Ja, wenn der Knubbel aus seinem Bauch
geschnitten wird, ja wenn …
Jona, der Cecilias bester Freund und
quasi Mitbesitzer von Bingo ist, hat
zwei Ideen, um Geld für den Tierarzt
aufzutreiben: Fußballerfotos mit Autogrammen zu verkaufen und einen
Flohmarkt zu machen. Als er eine alte
Schatzkarte findet, wird die Sache echt
hoffnungsvoll. Aber verflixt! Alle
Hinweise zum Ziel sind in Geheimschrift geschrieben. Wer soll das lesen?
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Fax: 0039 0461 76 45 00
Vielleicht …
oder vielleicht doch
nicht?
Warum sollte man ändern, was einem
gefällt? So denkt die 14-jährige Josefin,
die es völlig in Ordnung findet, zu dritt
mit ihrer Mutter und ihrer kleinen
Schwester zu leben. Sie braucht weder
einen Freund, noch findet sie, dass ihre
Mutter einen haben muss. Sie mag
Stefan, den Neuen in ihrer Klasse, aber
er soll ihr bloß nicht zu nahe kommen.
Als ihre Mutter schwanger wird und
ihren neuen Partner heiraten will, gerät
Josefins Welt aus den Fugen …
Unaufdringlich und psychologisch
klug, nichts beschönigend –
und doch mit einer immer gegenwärtigen Sehnsucht nach
Harmonie und Liebe beschreibt
Ylva Karlsson die ganz normalen
Ängste und Hoffnungen einer
Jugendlichen.
Leitung: Joop Grün & Walter Seyffer
Beginn Februar 2016 bei Heidelberg • 11 WE
Akademie für angewandte
Biographie-Arbeit gGmbH
Tel. 0621 - 43 735 039
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Ylva Karlsson: Prinzen müssen draußen bleiben
Aus dem Schwed. von Birgitta Kicherer
173 Seiten, geb. | € 13,90 (D)
ISBN 978-3-8251-7921-2 | (ab 12 J.)
Auch als eBook erhältlich.
www.urachhaus.com
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38 ausblick | im buchhandel
10 | 2015
Die nächste Ausgabe November erscheint am 23. Oktober 2015
thema
Was heißt hier fair?
augenblicke
Zwischen Sütterlin und Facebook – die Türmerin von Münster
im gespräch
Nizaqete Bislimi – Das Ziel im Blick
Nizaqete Bislimi vertritt Menschen vor Gericht, die ihre Heimat verloren haben
und um eine sichere Bleibe in Deutschland kämpfen. Die Rechtsanwältin kennt
die Situation ihrer Mandanten genau, denn als Jugendliche war sie selbst auf der
Flucht. Dreizehn Jahre lang musste sie auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung
in Deutschland warten. Mit viel Kraft, Ausdauer und der Hilfe wohlwollender
Menschen hat sie es geschafft und weiß von einer ungewöhnlichen Karriere, von
der Kraft positiver Gedanken und von Balkansonne auf der Haut zu erzählen.
In diesen Buchhandlungen und Geschäften erhalten Sie
und die Bücher der Verlage Freies Geistesleben und Urachhaus in guter Auswahl:
Aachen: Schmetz Junior | Ahrensburg: Stojan | Alsfeld: Buch 2000 | Ansbach: Fr. Seybold's | Asperg: Lesezeichen | Augsburg: bios / Haunstetten | Bad Aibling: Büchertisch-Droth | Lesezeichen | Bad Hersfeld: Hoehlsche Weinstraße
und Klausstraße | Bad König: Paperback Literaturbuchhandlung | Bad Liebenzell: Bücherstube Unterlengenhardt | Bad Nauheim: Lädchen am Goldstein | Bad Nenndorf: Nenndorfer Buchhandlung | Bad Orb: Spessart Buchhandlung |
Bad Schwalbach: Lichtblick – Bücherkiste | Bad Wildungen: Buchhandlung Bing | Balingen: Neue Buchhandlung | b2 Biomarkt | Bamberg: Neue Collibri Buchhandels-GmbH | Berlin: Braun & Hassenpflug | Betzdorf: Sarrazin | Bexbach:
buchkultur – Schwartz | Bielefeld: Buchtipp | Lebensbaum | Buch Welscher | Bietigheim: Buchhandlung Exlibris | Blankenheim: Bücherecke | Blaubeuren: Buchhandlung Bücherpunkt | Bleckede: Hohmann | Bochum: Bücherstube
Lesezeichen | Bonn: Buchhandlung am Paulusplatz | Böhl-Iggelheim: Buchhandlung Böhler Bücherwurm | Braunschweig: Graff | Bremen: Morgenstern Buchhandlung | Bruchsal: Buchhandlung am Kübelmarkt | Brühl: Bücherinsel Brühl
| Bühl/Baden: Papillon | Butzbach: Hess Natur | Buxtehude: Schwarz auf Weiß | Celle: Sternkopf & Hübel | Chemnitz: Buchhandlung Schulz | Darmstadt: Bessunger Buchladen | Lesezeichen | Schirner | tegut … (Weiterstadt) | Diepholz:
Buchhandlung Schöttler | Dillenburg: Buchhandlung Rübezahl OHG | Dreieich: Sprendlinger Bücherstube | Dresden: Buchhandlung & Antiquariat Reimers| Bücheroase | Duisburg: Roskothen | Düsseldorf: Regenbogenbuchhandlung |
Echzell: Allerleirauh Buchhandlung | Buch und Spiel | Eckernförde: Spielkiste | Emden: Lesezeichen | Engstingen: Libresso | Erlangen: Kornblume | Essen: Alex liest Agatha | Kinderkram v. Brinkmann | Esslingen: Buch & Café Vividus |
Fellbach: Rampp | Filderstadt: Spielzeug und Bücher | Filderklinik | Oesterlin | Finnentrop: Bh. Am Rathaus | Finning: Finninger Buchhandlung | Flensburg: Regenbogen | Forchheim: ‘s blaue Stäffala | Frankenberg: Buchhandlung I.
Jakobi | Frankfurt/M.: Bücherniesche | Hillebrecht | Naturkost Eschersheim | Freiburg: Buch- und Medienservice Burkhart | Freudenstadt: Arkadenbuchhandlung | Buchhandlung Dewitz | Friedrichshafen: See-Verlag | Fulda: Paul +
Paulinchen | Rathaus Buchhandlung | Geldern: Buchhandlung Keuck GmbH | Der Bücherkoffer | Gelnhausen: Brentano Buchhandlung | Gera: Fr. Brendel’s Buchhandlung | Kanitz’sche Buchhandlung GmbH | Gladbeck: Humboldt | Göttingen:
Hertel | Großostheim: Büchertreff | Grünstadt: Garamond Buchhandlung | Hamburg: Buchhandlung Christiansen | Buchhandlung Nienstedten | Ida von Behr | Hier + Jetzt | Kibula | Nautilus Buchhandlung | Rudolf Steiner Buchhandlung |
Hannover: Bücherstube Bothfeld | Morgenstern Buchhandlung | Tao | Heidelberg: Eichendorff-Buchhandlung | Lichtblick | Wieblinger Buchladen | Heidenheim: Buchhandlung Konold | Heilbronn: Naturata | Kinderparadies | Heilsbronn:
Buchhandlung am Turm | Henstedt-Ulzburg: Buchhandlung Rahmer | Herdecke: Herdecker Bücherstube | Herdwangen: Drei Meilenstiefel | Herford: Auslese UG | Hermsdorf: Buchhandlung Hofmann | Herrenberg: Buchhandlung
Schäufele | Hildesheim: Bioladen im Klostergut Sorsum | Hof: Die kleine Buchgalerie (im Altstadt-Hof) | Kleinschmidt | Hofheim: Buchhandlung am alten Rathaus | Die Bücherkiste | Horneburg: Horneburger Bücherstube | Husum:
Buchhandlung Delff | Schlossbuchhandlung | Idstein: Hexenbuchladen | Immenstaad: Bücherstube Sabine Bosch | Kaiserslautern: Blaue Blume | Kaltenkirchen: Fiehland | Kandern: Buchhandlung Berger | Karben: Karbener Bücherstube
| Karlsruhe: Die Buchhandlung Karlsruhe-Mühlburg | Kaufladen | Kunsthandlung Gräff | Spinnrad | Kassel: Martinus-Buchhandlung | Kehl: Baumgärtner | Keltern: Tast | Kempten: Fingerhütchen | Köselsche Buchhandlung | Lesezeichen |
Kiel: Buchhaus Weiland | Die Kinderstube | Mittendrin | Zapata Buchladen | Kirchheim Teck: Schöllkopf | Koblenz: Artem audere | Buchhandlung Heimes | Köln: Maßstab | Naturata (Lutz Gößel) | Köngen: Köngener Bücherstube | Konstanz:
BuchKultur Opitz | Krefeld: Cosmas & Damian | Der Andere Buchladen | Künzell: Das Lädchen Loheland | Landshut: Bücher Pustet | Landstuhl: Buchhandlung Stützel KG | Langen: Litera GmbH | Lauffen a. N.: Hölderlin | Laufen:
Buchgarten | Lauterbach: Das Buch | Lesezeichen | Leipzig: Shakunda Mineralien- und Buchhandlung | Leonberg: Bücherwurm | Röhm im Leo-Center | Leverkusen: Gottschalk | Lienen: Teuto-Apotheke | Lindau: Buchhandlung Altemöller
| Buch-Insel | Ludwigsburg: Paradies-Gärtchen | Lübeck: Buchhandlung Arno Adler | Lüdinghausen: Buchladen Reminghorst | Lüneburg: Das Lädchen an der R.Steiner Schule | Mainz: Nimmerland | Magdeburg: BioLaden Alles Natur |
Mannheim: Der Bücher-Wirth | Quadrate Buchhandlung | Xanthippe | Marburg: Lesezeichen | Markdorf: Wällischmüller | Markt Schwaben: Tagwerk MS Bio-Markt | Meerbusch: Buch- und Kunstkabinett Mönter | Melle: Naturprodukte
Tiarks | Mendig: Waldecker | Mosbach: Kindler's | Mülheim a. d. R.: Buchhandlung Tara | Müllheim: Beidek | Naturkost Löwenzahn | München: Buchhandlung Andrieu | Kunst + Spiel | Münsingen: Bh. Im Pflügerhaus | Münster:
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Buchhandlung | Buchhandlung Else Weidinger | Hugendubel | KaKuze-Buchladen | Nürtingen: Buchhandlung im Roten Haus | Oettingen: Oettinger Bücherstube | Offenburg: Akzente | Phantasia | Oldenburg/Holst.: Buchhandlung Glöss
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Studienstätte | Bücherzentrum | Gläsernes Dachl | Herder | Lebens-Raum | Morawa Wollzeile | OM Esoterik | LUXEMBURG: Ars Libri | Ernster | Naturata Biobau Munsbach | BELGIEN: Antwerpen: De kleine Prins | NIEDERLANDE: Den Haag:
De Haagse Boekerij | Zeist: De Nieuwe Boekerij | Amsterdam: Zailing Boekerij
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«Man muss zeitlebens so sehen können,
wie man als Kind die Welt sah.»
Henri Matisse
Eine Liebeserklärung
Monsieur Matisse ist Maler. Ein Maler mit ganz viel Sonne
im Bauch. Seine Farben machen alle froh. Aber dann wird
er krank …
Nach einer Operation wacht Monsieur Matisse in einem
weißen Zimmer auf. «Hier gibt es gar nichts Buntes», sagt er.
«Ein Albtraum! Bringt mir Pinsel, bringt mir Farbe!»
Aber auf einem Bettlaken lässt es sich nicht malen. Was nun?
Ein Bilderbuch für alle kleinen und großen Kunstfreunde – und eine Liebeserklärung einer Künstlerin
an einen Künstler zugleich.
Annemarie van Haeringen
MONSIEUR MATISSE
Auf der Liste «Die besten 7 Bücher
für junge Leser» des Deutschlandfunks
im Monat September!
und seine fliegende Schere
Freies Geistesleben : Bücher, die mitwachsen
Annemarie van Haeringen: Monsieur Matisse und seine fliegende Schere | Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. |
32 Seiten, gebunden | Format: 23,5 x 28,5 cm | € 14,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2769-2 | www.geistesleben.com
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Was würden Sie arbeiten,
wenn für Ihr Einkommen
gesorgt wäre?
Daniel Häni | Philip Kovce
Was fehlt, wenn alles da ist?
Warum das bedingungslose Grundeinkommen
die richtigen Fragen stellt
Klappenbroschur, 192 Seiten
ISBN 978-3-280-05592-2
€ 19,90 (D) | 20,50 (A) | CHF 19.90
Auch als E-Book erhältlich
«Wer dieses Buch liest,
der weiß: Noch nie war
das bedingungslose
Grundeinkommen so nah.»
Götz W. Werner, Unternehmer

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