Agatha, ein Pony mit Spürnase, Band 5 Das Geheimnis des gelben
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Agatha, ein Pony mit Spürnase, Band 5 Das Geheimnis des gelben
Unverkäufliche Leseprobe T. B. Lloyd Agatha, ein Pony mit Spürnase, Band 5 Das Geheimnis des gelben Elefanten 96 Seiten ISBN: 978-3-505-12843-1 Mehr Informationen zu diesem Titel: www.schneiderbuch.de © 2011 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH T. B. Lloyd Das Geheimnis des gelben Elefanten Mit Illustrationen von Miryam Specht © 2011 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln Alle Rechte vorbehalten Titelbild und Innenillustrationen: Miryam Specht Umschlaggestaltung: Wolfgang Schütte, München Layout: Angela May, Mettmann Druck/Bindung: Bercker Graphischer Betrieb, Kevelaer ISBN 978-3-505-12843-1 11 12 / 8 7 6 5 4 3 2 1 Agatha – ein Pony mit Spürnase Band 1 Das Bild mit der blauen Fee ISBN 978-3-505-12719-9 Band 2 Der rote Schuh der Prinzessin ISBN 978-3-505-12720-5 Band 3 Das Goldhufeisen des Rasputin ISBN 978-3-505-12789-2 Band 4 Das Rätsel um die schwarze Rose ISBN 978-3-505-12842-4 Erdbeertoast mit Speck E s war Samstag, und Jenny stand im Stall bei ihrem geliebten Pony. „Heute habe ich elf Zöpfchen“, sagte sie und nahm ein paar Strähnen von Agathas Mähne in die Hand. „Du weißt, dass ich dir jetzt auch elf Zöpfchen flechte.“ Das weiße Pony mit den vielen milchkaffee braunen Flecken wieherte fröhlich. Während sie mit Flechten beschäftigt war, erzählte Jenny: „Papa benimmt sich komisch. Ich darf in letzter Zeit oft bei Ton gi schlafen. Papa geht dann immer aus.“ Agatha rieb ihre weiche Nase an Jennys Wange. „Und gestern hat er mir doch zum Frühstück Toast mit Erdbeermarmelade und Speck gemacht. Er ist manchmal so verwirrt.“ Das Pony schnaubte, als wüsste sie genau, was Jenny meinte. „Wir haben heute eine wichtige Aufgabe“, fuhr Jenny fort. „Ich muss für die Schule irgend was in Little Brixton zeichnen, das mir beson ders gut gefällt. Aber es gibt so viele schöne Sachen in unserer Stadt.“ Nachdem sie die Zöpfchen fertig geflochten hatte, sattelte Jenny das Pony. „Wir werden eine große Runde drehen und uns alles anse hen. Du musst mir helfen auszusuchen, was ich zeichnen soll.“ Aufgeregt scharrte Agatha mit dem Huf. Sie warf den Kopf in die Höhe und wieherte. Jenny führte das Pony aus dem Stall und stieg auf. Vom Dach ertönte lautes freudiges Krächzen. Eine schwarze Krähe segelte he runter und landete auf Jennys ausgestreckter Hand. „Hallo, Watson“, begrüßte Jenny die Krähe. Sie streichelte mit dem Finger über den weißen Brustfleck, der wie ein Orden aussah. 4 Watson wippte mit dem Kopf auf und ab, als wolle er sich verneigen. „Kommst du auch mit?“, fragte Jenny die Krähe. Sie stieß ein lautes Kraaaa aus, das eindeutig Ja bedeutete. Jenny und ihr Vater hatten Watson vor zwei Jahren gefunden. Er war am Flügel verletzt ge wesen, und ohne Hilfe hätte er bestimmt nicht überlebt. Der Ausritt konnte endlich losgehen. Jen ny verließ auf Agatha den Ponyhof und trabte über die Wiese Richtung Landstraße. Auf einmal blieb Agatha stehen. Sie reckte die Nase in die Luft und schnupperte wie ein Hund. „Was hast du?“, wollte Jenny wissen. Agatha nieste einmal. Dann ein zweites Mal. Gespannt wartete Jenny, ob sie auch ein drittes Mal niesen würde. Denn das konnte nur eins bedeuten. Lautstark nieste Agatha noch einmal. Prüfend sah sich Jenny um. 5 „Was hast du denn gewittert?“ Jenny strei chelte ihrem Pony den Hals. Agatha schnaubte und deutete mit dem Kopf zu einem der gro ßen Steine, die im Gras lagen. „Ist was bei dem Riesenkopf?“ Jenny nannte die Steine immer so, weil sie aussahen wie Köp fe von Riesen, die aus der Erde guckten. Etwas Ungewöhnliches konnte sie aber nicht erkennen. Trotzdem, plötzlich hatte sie ein mul miges Gefühl. „Ich bin neugierig und habe Bauchstechen gleichzeitig“, gestand sie Agatha flüsternd. „Uaaaaaaa!“, ertönte es hinter den Felsen. Agatha wieherte erschrocken auf und schlug mit dem Vorderhuf aus. Jennys Herz pochte laut. Hinter der bemoosten Kuppe eines Steins tauchte etwas auf. „Bekommt der Riesenkopf eine Beule?“, flüsterte Jenny. Der gelbe Krumulus S chnell erkannte Jenny, was die Beule wirklich war. „Das ist ein Helm! Ein Helm, wie ihn Forscher im Urwald tragen.“ Unter dem Helm erschien das runde Gesicht eines Mannes. Er hatte Agatha und Jenny noch nicht bemerkt. Während er seine dicken kurzen Arme streckte, gähnte er. „Er sieht aus wie das Flusspferd im Zoo“, murmelte Jenny. „Uaaaaaa!“, machte der Mann erneut. Da nach schüttelte er sich und kam hinter dem Stein hervorgestapft. Gesehen hatte ihn Jenny noch nie. Sie staun te über seine khakifarbenen kurzen Hosen und das Hemd mit den vielen Taschen. Über die Schulter hatte der Mann eine runde Tasche gehängt. In der Hand hielt er gleich mehrere Schmetterlingsnetze. „Guten Tag!“, begrüßte ihn Jenny. 7 „Oh! Uih!“ Der Mann zuckte erschrocken zusammen, als sei Jenny aus einem Versteck gesprungen. „Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschre cken“, entschuldigte sie sich schnell. „Ich bin Jenny!“ Mit seinem weißen Bart und dem runden Bauch sah der Mann ein bisschen aus wie der Weihnachtsmann. „Bin eingeschlafen. Dort hinter dem Stein“, erklärte er . „Habe gewartet. Auf den Gelben Krumulus.“ „Was ist ein gelber Krummel-wie?“, wollte Jenny wissen. „Ein Käfer. Gelbe Strei fen und drei schwarze Punkte. Sehr sel ten. Kommt nur hier in der Gegend vor. Bin ihm auf der Spur und will ihn erfor schen.“ Jenny runzelte die Stirn. „Was heißt das?“ „Beobachten. Ich tue ihm nichts. Keine Sor ge. Der Gelbe Krumulus ist wirklich selten. Er muss geschützt werden.“ „Aha“, machte Jenny. Ganz geheuer war ihr der Mann nicht. „Der Gelbe Krumulus mag Gelb. Deshalb habe ich hier gelauert.“ Der Mann deutete auf den Löwenzahn, der die ganze Wiese gelb färbte. „Verstehe!“ Jenny nickte. Tollpatschig sprang der Mann von einem Bein auf das andere. „Habe zu lange im Gras gesessen. Jetzt sind meine Füße eingeschlafen! Muss sie wieder wecken.“ Er winkte Jenny mit den Schmetterlingsnetzen zum Abschied zu und stakste davon. Agatha und Jenny blickten ihm neugierig nach. „Er hat sich nicht einmal vorge stellt“, fiel Jenny ein. Als hätte er das gehört, drehte sich der Mann um. „Einen schönen Tag wünscht dir Willy Lipps!“ 9 Watson krächzte hoch oben in der Luft. Jenny blickte zum Himmel, an dem die Krähe große Runden zog. Sie winkte Watson zu. Als Jenny wieder zurück zu Willy Lipps sah, war er verschwunden. Verwundert spielte Jenny mit ein paar ihrer Zöpfchen. „Wo ist er hin? Hat er sich in einen Maul wurfsbau verkrochen? Oder ist er weggeflogen wie sein Käfer?“ Bei der Vorstellung musste Jenny kichern. Agatha aber wiegte den Kopf hin und her. Jenny stupste sie ein bisschen an. „Komm, wir müssen weiter. Wir haben noch einen lan gen Ritt vor uns.“ An diesem Samstagnachmittag besuchten Jenny und Agatha den Kissenstein. Er stand wie ein Turm auf einem Hügel. Kissenstein hieß er, weil er aussah, als hätte jemand steinerne Kissen übereinandergetürmt. Von dort ging es weiter zum Bauernhof, in dem es nur weiße Tiere gab. Weiße Enten, weiße Gänse, weiße Schafe und Ziegen, weiße Tauben, weiße Katzen, weiße Hunde und sogar einen weißer Esel. 10 Erst vor dem Roten Tresor in der Haupt straße von Little Brixton blieben sie stehen. „Papa hat gesagt, dass im Keller ganz viel Geld und sogar Gold liegt“, erzählte Jenny ihrem Pony. Agatha spitzte die Ohren. Der Rote Tresor war die Bank von Little Brix ton. Ihr Direktor hieß Gulliver Spring und hatte den dicksten Schnurrbart der Stadt. Er kam ge rade die drei Stufen herunter, die zum Eingang führten. 11 „Hast du wieder etwas zu sparen, Jenny?“, rief er ihr zu. „Bring das Geld her, hier ist es sicher und wird sogar mehr.“ „Ich komme bestimmt bald mal wieder vor bei“, versprach Jenny. Gulliver Spring beugte sich vor und sagte leise: „In unserem Tresor im Keller liegen zur zeit wahre Schätze! Sehr alter Schmuck und eine echte Königskrone! Alles kommt nächste Woche in die große Ausstellung im Schloss von Lord Kerry.“ „Den kenne ich“, meinte Jenny. Sie hatte den Lord kennengelernt, als sie das Geheimnis des roten Schuhs der Prinzessin gelöst hatte. „Ich muss zurück“, verabschiedete sich der Bankdirektor und winkte Jenny noch einmal zu. Agathas Hufe klapperten auf dem Pflaster der Straße. „Ich weiß noch immer nicht, was ich zeich nen soll“, klagte Jenny. Es war an der Zeit, dass Agatha die Sache in die Hufe nahm. Sie setzte sich in Trab und lief los. Jenny hielt sie nicht zurück. Sie wusste, dass Agatha ihr etwas zeigen wollte. Die Regenschirm-Keule A gathas Ziel war der kleine Park, nicht weit von der Hauptstraße. Er bestand aus ein paar hohen alten hohen Bäumen, bunten Blumen beeten und einem runden Stück Wiese. Ein Gärtner in grünen Arbeitshosen schnip pelte an den Zweigen der Büsche herum. Er trug Kopfhörer und wippte zu Musik. Die breite Krempe seines Hutes hing ihm tief ins Gesicht. Er beachtete Jenny und Agatha nicht. In der Mitte des Parks, auf einem Podest, stand ein gelber Elefant. „Genau den werde ich zeichnen!“, rief Jen ny. Sie stieg ab und schmiegte ihren Kopf an Agathas Hals. „Du bist das klügste Pony der Welt! Ich habe dich so lieb.“ Agatha schnaubte zufrieden und kuschelte zurück. Beide sahen sie zu der großen Statue. Der Elefant hatte den Rüssel in die Luft gestreckt, als wolle er trompeten. Die Rüssel spitze reichte bis zu einem tief hängenden langen Ast. Ein kräftiges Vorderbein hatte er wie beim Mar schieren angehoben. „Als ich noch klein war, habe ich immer gedacht, dass der Elefant lebendig werden kann“, erzählte Jenny ihrem Pony. „Ich habe mir vorgestellt, er steigt einfach von seinem Podest und geht durch die ganze Stadt, bis zu unserem Haus.“ Sie musste schmunzeln. Weil sie Hunger hatte, naschte Agatha ein paar Blumen und Gras. Ihren Durst stillte sie an dem kleinen Springbrunnen. 14