Bekanntmachungen Orgelvorspiel Lied „O Haupt voll Blut und

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Bekanntmachungen Orgelvorspiel Lied „O Haupt voll Blut und
Der Schuttabladeplatz der Welt Matthäus 27,33-55 Karfreitag 29. März 2013 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1
Bekanntmachungen
Orgelvorspiel
Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ EG 85, 1-4 + 6.
Schriftlesung und Predigttext: Matthäus 27,33-55
Motette: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest …“ August Bünte
Glaubensbekenntnis – Kinder zum KiGo
Lied 81,1-4 Herzliebster Jesu
Liebe Gemeinde!
„Ich habe nichts gegen das Sterben. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.“, äußerte der Filmregisseur Woody Allen. Den Tod möchten wir nicht und schon gar keinen schrecklichen.
Einen schnellen Tod ohne viel Leiden wünschen sich die meisten. Und dann hören wir von der Kreuzigung Jesu. Es sind bekannte Worte. Über dem gewohnten Klang hört man leicht hinweg, nimmt
nicht mehr wahr, was geschah. Dabei ist unsere Stellung dazu gefragt. Dort am Kreuz, da geht es um
Jesus und da geht es auch um uns.
„Der Schuttabladeplatz der Welt“ habe ich über diesen Gottesdienst geschrieben.
1. Der Schuttabladeplatz - ein Ort des Schreckens
2. Mit Dreck werfen oder Schutt abladen
3. Raus aus dem Gestank, den Dreck zurücklassen
1. Der Schuttabladeplatz – ein Ort des Schreckens
Wir haben in der Schriftlesung von der Kreuzigung gehört. Wir sind sozusagen mit dabei bei dem
Geschehen auf dem Hügel Golgatha draußen vor den Toren Jerusalems. Golgatha ist nicht nur eine
Hinrichtungsstätte, an der auf Befehl gestorben wird. Golgatha ist auch Schuttabladeplatz, auf
den nach Anweisung Müll gekippt wird. Auf Golgatha liegen ganz verschiedene Gerüche in der
Luft. Dort riecht es nach Unrat, aber auch nach Schweiß und Blut, nach Alkohol, Staub und Urin.
Bei den Römern war die Kreuzigung die Strafe, bei der sich Willkür und Sadismus austoben konnten.
Keiner der antiken Schriftsteller wollte das grausame Geschehen der Kreuzigung ausführlich schildern. Das Neue Testament als Ganzes informiert noch am umfassendsten. Aber auch im Matthäusevangelium wird der Akt der Hinrichtung durch die Soldaten nur knapp erwähnt, im griechischen ein
einziges Partizip. Ihn gekreuzigt habend, teilten sie unter sich die Kleider auf, indem sie das Los darum warfen. Obwohl sie so abgebrüht sind, halten sie dem Anblick des Gekreuzigten nicht stand oder
haben einfach nur kein Interesse daran. – Abgebrüht von Grausamkeiten sind ja auch heute viele Kinogänger und Fernsehkonsumenten. Horrorfilme werden in Massen geboten. Es kann nicht grausam
und schrecklich genug sein. Aber eine echte Auseinandersetzung geschieht nicht. Schon ist wieder
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das nächste dran. Die Soldaten beschäftigten sich mit Jesus, als sie ihn auspeitschten, als sie ihm die
Dornenkrone aufdrückten und verspotteten. Und schon sind sie wieder bei etwas anderem.
Der Gekreuzigte litt noch immer, er muss irrsinnige Schmerzen gehabt haben, bis er schließlich
erstickt ist oder das Herz versagte. Zu den leiblichen Schmerzen kommt die seelische Not: Jesus ist
verlassen. Längst sind die Hosiannarufe verklungen und die Geheilten verschwunden. Selbst seine
Jünger sind geflohen! Keiner hält ihm dankbar die Hand, nur die Soldaten schlagen durch seine Hände die Nägel. Die Sehne des Daumens wird dabei gespalten. Der Daumen drückt sich in die Hand.
Eine Handvoll Schreihälse hatte auf der Straße vor dem Hof des Pilatus gerufen: „Kreuzige ihn“; andere hatten gaffend an der Straße gestanden, als mal wieder ein Trupp zur Kreuzigung durch die Straßen hinaus aus der Stadt getrieben wurden. Statt Trostworte hörte er Hohnworte. Die Oberen, die seinen Tod wollten, überzeugten sich kurz, dass er auch wirklich da hing, verhöhnten ihn und gingen. –
Jesus droht zu ersticken, so hängend am Kreuz, kann sich mit den Füßen, die angenagelt sind und von
einem kleinen Brett darunter abstützen, um Luft zu schnappen, aber das bedeutet ungeheure Schmerzen und ist nicht lange auszuhalten. Wenn er aber wieder hängt, dauert es nicht lange, bis die Atemnot unerträglich wird. Es beginnt von vorne. Die Organe im Inneren beginnen sich zu verkrampfen. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, umhüllten Jesus die geistlichen Schrecken: Gott ist weg.
Der Vater hat ihn verlassen. Der Vater, an dem Jesus als dem einzigen hing! – Golgatha, das ist ein
Ort des Schreckens.
Das hat Christus um unseretwillen gelitten, um uns, die wir in die Irre gingen, zurückzuholen. Gott
ist den Weg gegangen, dass sein Sohn die Strafe auf sich nimmt. Vergebung ist nicht billig.
2. Mit Dreck werfen oder Schutt abladen
Vielleicht kennen Sie auch Leute, die immer schuld sind, die sich jedenfalls immer für schuldig erklären. Aber, was wäre wohl, wenn man ihnen sagt: „Ja, du bist schuld und das ist schlimm!“ – Sie würden sich tief getroffen fühlen, denn damit werden sie nicht rechnen. Die meisten, die schnell sagen:
„Ich bin schuld“, möchten hören „Nein, du bist nicht schuld“ oder „Du kannst nichts dafür.“ Oder „Es
ist nicht so schlimm“. – Wir suchen Entschuldigung, Entlastung. Oder wir suchen jemanden, den
wir für noch schlechter halten, auf den wir herabsehen können, um uns selber besser zu fühlen.
Da wird dann geschimpft, gespottet, mit Dreck geworfen. Die Frage der tatsächlichen eigenen
Schuld wird dabei nicht geklärt. Wenn bei einem Problem oder Schaden ein Schuldiger gesucht wird,
gibt es häufig eine Schlammschlacht, jeder deckt die Schuld des anderen auf oder erfindet etwas, was
er gegen den anderen wenden kann, um den Blick von sich und den eigenen Fehlern abzuwenden.
An den Kreuzen von Golgatha hingen zwei Schuldige und ein Unschuldiger. Wenn wir sie betrachten, können wir auch für uns selber lernen, wie man nicht mit Schuld umgehen soll.
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Wie die Oberen beschimpften die Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, Jesus. Wenn er
Gottes Sohn ist und alle Macht hat, dann soll er sich selbst und ihnen helfen, vom Kreuz herabzusteigen. Sie wollen die Frage der Schuld nicht klären, sondern nur die Strafe loswerden. Dass sie am
Kreuz hingen, ist für sie nicht Strafe für ihr Verbrechen, sondern nur eine Not, ein Schicksal, aber
nicht die eigene Schuld. Die Verbrecher, die selber genug Dreck am Stecken hatten, die nicht wie
Jesus schuldlos verurteilt wurden, sondern schuldig waren, verhöhnen Jesus, werfen sozusagen
mit Dreck auf ihn. Das soll Entschuldigung und Entlastung für sie sein. Es funktioniert nicht. Damals nicht und heute nicht.
Da ist ein Mann, der hat Streit mit seinen Kindern, seinen Nachbarn und seinen Kollegen. Er ist allein
zu Haus. Er ist einsam, krank und verbittert. Vielleicht sagt er sich manchmal: „Ich bin selber
schuld!“, aber er unternimmt nichts. Er verändert nichts. Selbst das Bedauern der eigenen Schuld ist
mehr Selbstmitleid als Bekenntnis. Sein Hauptfehler in seinem Leben war und ist, daß er immer nur
auf sich sieht, selbst beim Bekennen seiner Schuld. Da bleibt ihm nur Bitterkeit, wie dem Verbrecher
am Kreuz.
Wir brauchen im Blick auf unsere wirkliche Schuld nicht Entschuldigungen, sondern echte Entschuldung.
Sie haben am Eingang zum Gottesdienst einen Stein bekommen. Vielleicht haben Sie sich gefragt,
was Sie damit sollen. Er ist ein Symbol für das, was wir mit uns herumschleppen. Da gibt es vielleicht auch manche Last, die wir gar nicht mit Schuld in Verbindung bringen, manche Not, die wir für
ein unausweichliches Schicksal halten und meinen nicht loswerden zu können.
Wenn man mit Dreck auf andere wirft, wird man die eigene Last nicht los. Im Lukasevangelium wird
berichtet, dass der eine der Verbrecher am Kreuz nicht so mit dem anderen lästerte, sondern erkannte,
dass er schuldig und Jesus unschuldig ist, und dann zu Jesus sagte: Denk an mich, wenn Du in Dein
Reich kommst.
Der richtige Umgang mit Schuld, besteht darin, sich nicht selbst immer für schuldig zu halten, damit
andere dann sagen „Es ist doch nicht so schlimm“ und auch nicht darin, mit Dreck auf andere zu werfen, um von der eigenen Schuld abzulenken, sondern Jesus gegenüber zuzugeben, dass man selber
schuldig ist und er unschuldig am Kreuz hängt.
Bei Jesus, an seinem Kreuz, können wir unsere Lasten ablegen. Golgatha, das Kreuz Jesu, ist der
Schuttabladeplatz für die Schuld der ganzen Welt. Schon Johannes der Täufer hatte im Blick auf Jesus lange vor der Kreuzigung gesagt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“
Wie das Passahlamm geschlachtet wurde, damit beim Volk Israel keiner Sterben musste, so ist Jesus
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gekreuzigt worden, damit wir leben können. Jesus trägt bereitwillig die Strafe für unsere Schuld.
Wir dürfen unsere Schuld bei ihm abladen. Wir müssen sie nicht mehr mit uns herumschleppen.
3. Raus aus dem Gestank, den Dreck zurücklassen
Als Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel. Der Zugang zum Allerheiligsten war nicht mehr versperrt. Frischer Wind von Gott kann in unser Leben kommen. Der Gestank von Schuld und Dreck
soll weg. Es gab ein Erdbeben, Altes kam ins Wanken. Neues kann beginnen. Karfreitag, das ist
schon der erste Schritt auf Ostern zu. Dass Jesus unsere Sünde am Kreuz trug, das ist schon der erste
Schritt in den Himmel. Neues kann beginnen.
Neue Erkenntnisse bekam der Hauptmann unter dem Kreuz. »Dieser Mann war wirklich Gottes
Sohn.«
In der Bibel selber wird nicht berichtet, was diese Erkenntnis im Leben des Hauptmanns bewirkte. Es
ist wichtig, dass wir nicht entsetz oder voller Erkenntnis am Kreuz stehen bleiben, sondern dass wir
die Last ablegen, dass wir unsere Schuld, aber auch unsere Bedenken, Sorgen und Zweifel am Kreuz
Jesu ablegen und ohne diesen gehen und Jesus folgen.
Nehmen Sie den Stein als Symbol für Ihre Lasten und Ihre Schuld. Nehmen Sie ihn nicht mit
nach Hause, sondern bringen Sie ihn nachher symbolisch hier zum Kreuz, lassen Sie den Stein
hier und lassen sie Ihre Lasten und Ihre Schuld bei Jesus, an seinem Kreuz.
Was bedeutet es, unter dem Kreuz zu stehen, und Lasten abzuladen, zurückzulassen? Es ist nicht immer gleich das Gefühl von Freude und Glück. Aber es befreit für Neues. – Bei dem Kreuz Jesu – in
einigem Abstand - standen einige der Frauen, die von Anfang an Jesus genauso gefolgt waren wie die
12 Jünger. Sie waren auch dabei als Jesus durch Josef von Arimatäa vom Kreuz genommen und bestattet wurde. Sie saßen lange am Grab und kamen wieder am Ostermorgen; sie wurden die ersten
Zeugen der Auferstehung. Ein neuer Weg hatte begonnen.
Karfreitag fordert uns heraus zu einem neuen Weg. Die Schuld, die Lasten dürfen wir zurücklassen. Anders als die Frauen damals wissen wir von der Auferstehung. Wir feiern das Abendmahl.
Wir hören und schmecken die Zusage Jesu, dass er mit uns auf dem Weg ist. Der Vorhang im Tempel ist zerrissen, wir haben Zugang zu Gott und dürfen zu ihm, dem Vater Jesu, als zu unserem
Vater beten.
Manchem erscheint das zu wenig, zu unbedeutend, um die Lösung der eigenen Probleme zu liefern. Als Napoleon die Welt erobern wollte, sagte man ihm, man könne die Kraft der Dampfmaschine nutzen um Kriegsschiffe anzutreiben. Die Dampfmaschine hätte ihm zu seinem Ziel gebracht. Aber während seine Generäle ihm den Vorschlag machten, sah Napoleon aus dem Fenster und sah einen Mann,
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der rauchend vorbeiging, und meinte: „Das bisschen Dampf soll ein Kriegsschiff antreiben. Das ist
doch primitiv.“ Der Vorschlag war für ihn erledigt. Er hielt sich für den Größten und merkte nicht,
dass er zu eingeschränkt war in seinem Verständnis, um Qualm von Dampf zu unterscheiden. Er war
nicht bereit diese „primitive“ Lösung, wie er meinte, anzunehmen. Das besiegelte sein Schicksal. –
Genau das ist die Situation, wenn man Gottes Rettungsangebot ablehnt, weil es einem zu primitiv erscheint. Dabei entscheidet sich unser Schicksal genau daran, wie wir zu dem gekreuzigten Christus
stehen, ob wir in dem Mann am Kreuz eine Kraft Gottes sehen, die unser Leben verwandelt, oder ob
wir ihn verkennen, weil er am Kreuz einen so schäbigen Eindruck machte, wie er da hing und sich
verkrampfte und sich den Spott gefallen lassen musste und nach seinem Vater im Himmel schrie.
Dieser blutige Mann am Kreuz, der ist Gottes Lösungsangebot - auch für unser Schuldproblem
und unser Lebensproblem.
Ich lade Sie ein, gleich beim nächsten Lied: „Jesus Christus starb für mich“ nach vorne zu kommen,
und den Stein symbolisch hier vorne am Kreuz in den Mülleimer zu werfen. Sprechen Sie dabei im
Stillen eine Gebet und geben Sie ihm, Jesus, alle Ihre Lasten, alle Schuld und lassen Sie dann alles
hier am Kreuz und und gehen Sie im Vertrauen, dass Jesus für Sie gestorben ist und für Sie auferstanden ist. Sie sind im Anschluss dann zum Abendmahl eingeladen, um auch zu schmecken, mit allen Sinnen wahrzunehmen: ‚Es gilt mir. Jesus ist bei mir.‘
Wir singen nun das Lied, dabei dürfen Sie nach vorne kommen und den Stein hier symbolisch am
Kreuz ablegen, in den Mülleimer werfen.
Steine zum Kreuz bringen, dabei Lied:
Jesus Christus starb für dich, …
Beichtbekenntnis: EG 799
Einsetzungsworte - Christe du Lamm Gottes - Austeilung des Abendmahls
dabei Chor: Jesu bleibet meine Freude
Psalm 103 i.A.
Lied EG 93: Nun gehören unsere Herzen
Fürbittengebet
Vaterunser – Segen
Lied: EG 547 Eines wünsch ich mir vor allem andern.
Musik am Ende des Gottesdienstes
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