FISCHAPARk ERSTRAHLT NACH GELUNGENEM

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FISCHAPARk ERSTRAHLT NACH GELUNGENEM
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45
2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 22. Oktober 2015
20/15
GLANZ
VOLL
Fischapark erstrahlt nach
Gelungenem Ausbau
© Peek & Cloppenburg
© Eider
Die Salzburger Gespräche
2015 in der Panzerhalle
11. UND 12. NOVEMBER 2015
KAP EUROPA, FRANKFURT AM MAIN
RE-INVENTING RETAIL
DAS BUSINESS-EVENT FÜR DEN HANDEL
TOP-SPEAKER U. A.:
MORITZ HAU
MICHAEL KLIGER
DR. FELIX KREYER
MARTIN SCHIERER
CÉCILE GAULKE
MATTHIAS FINK
Zalando
mytheresa.com
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inhalt
09
Salzburger
Gespräche
14
MUT zu
Start-Ups
26
© 06 Steilmann, 09+14 Christoph Breneis, 26 Fischapark
Fischapark
neu eröffnet
06
Steilmann geht
an die Börse
WILLKOMMEN IN DER
NEUEN WELT
Es ist eine Sache, sich über hohe Taxirechnungen aufzuregen. Und eine
andere, Uber zu erfinden und plötzlich Privatfahrer zu Taxifahrern
umzufunktionieren und die »alten«
mehr oder weniger arbeitslos zu
machen. Es ist eine Sache, internationale Hotelpreise unverschämt hoch zu
finden, aber eine gänzlich andere,
Airbnb aus der Taufe zu heben. Jede
Privatwohnung ist auf einmal ein
Hotel, man übernachtet bei Freunden,
allerdings bei solchen, die man noch
nie im Leben vorher gesehen hat.
Auch bei den Salzburger Gesprächen
war von neuen Geschäftsmodellen
die Rede. Da vermietet ein Start-up
Jeans um 7,5 € im Monat – und verkauft die Hose nach abgelaufenem
Mietvertrag als Vintage-Denim. Cool,
oder? Aber auch der Referent
schränkte ein: von zehn Start-ups
überleben nur drei, also auch hier
gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Nicht jede noch so coole Idee setzt
sich durch, aber der Markt braucht
und will neue Ideen. Gut, das gab es
immer, was macht die aktuelle Situation jetzt plötzlich so anders? Heute
ergänzen neue Formate nicht nur
Handel und Industrie, sondern sie
fegen die alten vom Markt. Damit ist
niemand mehr in einer sicheren Position. Ja, spannend sind sie, die neuen
Zeiten, aber zum Teil auch richtig
anstrengend. Manche Fragen konnten in Salzburg beantwortet werden.
Aber es werden neue dazukommen …
Brigitte pfeifer-medlin
TZ 20 2015
3 BUSINESS NEWS
Linz Textil muss Werk schlieSSen
L
TOP
NEWS
gung der Produktion als realistische
Option. Betroffen sind rund
45 Arbeitsplätze, in Kauf genommen
wird dadurch ein Umsatzrückgang
um bis zu 20 %. Bei Lenzing will man
grundsätzlich nicht über Beziehungen zu einzelnen Kunden sprechen,
betont aber, man habe mehrere
Monate lang intensiv mit Linz Textil
verhandelt. Die Preisentwicklung am
Viskosefasermarkt – seit Jahres­
beginn plus 26 % Prozent – könne
nicht ­ignoriert werden.
© Gelco
© Picturedesk
inz Textil hat angekündigt, mit
Mitte nächsten Jahres die Garnproduktion in der Spinnerei am Linzer Firmensitz stillzulegen. Als
Grund dafür wird die Ankündigung
des ­Lieferanten Lenzing AG angegeben, die Produktion des Fasertyps
»Zellwolle glänzend« stark zu reduzieren und für die restliche Kapazität
die Preise deutlich anzuheben. Laut
Linz Textil wurden mehrere
Handlungs­a lternativen evaluiert,
doch letztlich bleibe nur die Stillle-
Gelco gibt auf
G
erkauft sich
Umsatz teuer
Zalando
U
m beeindruckende 43 % auf rund 710 Mio. € hat Zalando seinen Umsatz
im dritten Quartal gesteigert. Im Ergebnis fiel der deutsche Onlinehändler jedoch in die roten Zahlen zurück: Im dritten Quartal wurde nach vorläufigen Zahlen ein bereinigter EBIT-Verlust zwischen 18 und 32 Mio. € eingefahren, was einer Negativmarge von 2,5 bis 4,5 % entspricht. Im Vorjahreszeitraum
hatte das Unternehmen noch einen Überschuss von 3,8 Mio. € erzielt. Man
sei bereit, »kurzfristige Einbußen bei der Profitabilität in Kauf zu nehmen, um
Wachstum zu beschleunigen und Marktanteile zu gewinnen«, so Vorstand
Rubin Ritter. Nach neun Monaten freut sich Zalando über ein Umsatzplus von
34 % auf 2,1 Mrd. € sowie ein Wachstum des bereinigten EBIT von 16,2 Mio. €
im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 27 bis 41 Mio. €. Für das Gesamtjahr
prognostiziert der Vorstand (Bild) ein Umsatzplus von 33 bis 35 % und damit
deutlich mehr als ursprünglich erwartet. Dagegen wurde die Prognose für die
bereinigte EBIT-Marge von 4,5 auf 3 bis 4 % gesenkt. Als Gründe dafür nannten die Berliner hohe Marketingkosten, Probleme mit der Zahlungs­moral
einiger Kunden und Investitionen in den Ausbau der Logistik. Derzeit arbeitet
Zalando u. a. an Lösungen für eine Expressbelieferung seiner Kunden unter
Einbindung lokaler Modehändler.
4
TZ 20 2015
elco stellt seine Geschäftsaktivität
mit Ende der Saison Sommer 2016
ein. Das hat die Eigentümerfamilie
rund um Geschäftsführer Dirk Dreier
beschlossen. Der DOB-Hersteller mit
Zielgruppe 50 plus begründet die Entscheidung mit dem »dramatischen
Wandlungsprozess«, in dem sich die
gesamte Bekleidungsbranche befinde.
»Eine fortschreitende Marktkonzentration auf große, globale Anbieter mit
deutlichen Kostenvorteilen, die erhebliche Ausweitung von Verkaufsfläche und
eine abnehmende Konsumpräferenz
der Verbraucher für Bekleidung führen
zu einem Überangebot an Ware und
deutlich sinkenden Margen«, heißt es in
einer Mitteilung. »Dazu verliert der traditionelle Handel zunehmend Umsatzvolumen an große Internetplattformen.
Die Finanz- und Wirtschaftskrisen in
Südeuropa und zuletzt besonders in
Osteuropa sowie die gestiegenen
Beschaffungskosten wirken sich zusätzlich negativ auf die Geschäftsentwicklung bei Gelco aus.« Die Gesellschafter
hätten sich bis zuletzt bemüht, einen
strategischen Investor für das Unter­
nehmen zu finden – erfolglos. Nicht
betroffen von der Einstellung ist das
Tochterunternehmen Biba.
Wortmann Gruppe Internationale Schuhproduktionen · Detmold/Deutschland · Tel: +49.52 31.605.124 · Fax: +49.52 31.605.5.124 · E-mail: [email protected] · wortmann.com
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BUSINESS NEWS
© Steilmann
Napapijri zieht in
den Europark
D
as Wiener Traditionsunternehmen Zur Brieftaube, das seit 2014 in Wien und Innsbruck als
Franchisenehmer von Napapijri agiert, expandiert
mit dem Label auch nach Salzburg. »Man kann sich
sicherlich keinen besseren Standort als den Europark
wünschen«, freut sich Marie Béatrice Fröhlich,
Geschäftsführerin von Zur Brieftaube. »Die exzellente Frequenz und eine optimale Location – im ersten
Stock, und vom Eingang aus gleich sichtbar – werden
ihr Weiteres dazu tun, um unser neues BrieftaubeBaby zum Wachsen zu bringen.« Angeboten werden
die Kollektionen für Damen, Herren und Kinder
sowie Accessoires. Eröffnet wird am 23. Oktober. Weitere Stores der italienischen Premium-LifestyleSportswear-Marke befinden sich in St. Anton, Kitzbühel und Sölden.
Steilmann
geht an die Börse
© Schwitzke
D
short
cuts
er deutsche Modekonzern Steilmann führt über die Börse eine Kapitalerhöhung durch und erwartet sich dadurch bis zu 98 Mio. € zusätzliches
Kapital, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Die neuen Aktien stehen
für 49 % des Grundkapitals. Mit dem frischen Geld will Steilmann u. a. seinen
Anteil an den Adler Modemärkten aufstocken und dort Mehrheitsaktionär
werden, wie Firmenchef Michele Puller in einem Interview bekannt gab. Aber
auch nach weiteren Akquisitionsmöglichkeiten wird Ausschau gehalten. Im
ersten Halbjahr hat die Gruppe mit den Marken Steilmann, Apanage, Kapalua
und Stones sowie einigen Einzelhandels-Beteiligungen ein kleines Umsatzplus von 0,7 % auf 417 Mio. € erzielt. Der operative Gewinn Ebitda legte um
32 % auf 7,4 Mio. € zu, unterm Strich blieb allerdings ein Nettoverlust von 19,5
Mio. € stehen – gleich viel wie im Jahr davor. Steilmann gehört derzeit mehrheitlich den italienischen Familien Radici und Giazzi, die restlichen Anteile
sind im Besitz verschiedener privater Gesellschafter.
+++3,7 MIO. ONLINESHOPPER+++ Rund 3,7 Mio. Österreicher im Alter von 16 bis 74 Jahren haben in den letzten zwölf Monaten Waren oder Dienstleistungen im Internet eingekauft, meldet die Statistik Austria. Das entspricht 58 % der Bevölkerung dieser
Altersgruppe. Bei den Unter-35-Jährigen beträgt der Anteil sogar 81 %, bei den 16-bis-24-Jährigen liegt er bei 80 %. Am liebsten
werden im Internet Kleidung und Sportartikel (62 %) gekauft, dahinter folgen Urlaubsunterkünfte oder andere Reisearrangements
(55 %). Für die Erhebung wurden 5.000 Personen befragt. +++GEWINNWARNUNG BEI HUGO BOSS+++ Hugo Boss hat nach
einem enttäuschenden dritten Quartal seine Ziele für das Gesamtjahr gekippt. Wegen Umsatzrückgängen in China und den USA
erwartet der deutsche Modekonzern für das laufende Jahr nur noch einen Umsatzanstieg von 3 bis 5 %. Der Betriebsgewinn EBITDA
vor Sondereffekten soll ebenfalls zwischen 3 und 5 % zulegen. Bisher hatte der Konzern ein Umsatzplus im mittleren einstelligen
Bereich und einen Anstieg des EBITDA um 5 bis 7 % erwartet. Im 3. Quartal ging das EBITDA um 8 % auf 168 Mio. € zurück. +++WIRTSCHAFTSWACHSTUM
BLEIBT BESCHEIDEN+++ Nach einer flauen Entwicklung in den Jahren 2012 bis 2015 mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von durchschnittlich nur
0,5 % pro Jahr sagt das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo nun eine Beschleunigung der Entwicklung voraus. Laut jüngster Mittelfristprognose soll die Wirtschaft
in den Jahren 2016 bis 2020 jährlich im Durchschnitt um 1,5 % zulegen. Für den privaten Konsum wird ein Anstieg von 1,3 % p. a. prognostiziert. +++EHRGEIZIGE ZIELE BEI NIKE+++ Der US-Sportartikelriese Nike will seine Erlöse bis 2020 von derzeit 31 Mrd. Dollar auf 50 Mrd. Dollar steigern. Um dieses Ziel
zu erreichen, soll der Umsatz pro Jahr im Schnitt um rund 10 % zulegen. Damit soll Konkurrent Adidas, der mit derzeit 14,5 Mrd. € deutlich hinter Nike rangiert,
noch weiter abgehängt werden. Der aktuelle Fünfjahresplan von adidas sieht für das Jahr 2020 einen Umsatz von 22 Mrd. € vor. +++YOOX UND NET-APORTER HABEN FUSIONIERT+++ Die Onlinehändler Yoox und Net-A-Porter haben fusioniert und sind nun gemeinsam der neue Weltmarktführer im Onlinehandel mit Luxusmode. Die Yoox Net-A-Porter Group (NYAP) mit Firmensitz in Mailand hat einen Börsenwert von rund 3,8 Mrd. €. 2014 betrug der Umsatz der
beiden Unternehmen gemeinsam 1,3 Mrd. €, die Kundendatei umfasst 2 Mio. aktive Einträge.
6
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BUSINESS NEWS
Marc O’Polo neu in Klagenfurt
© Marc O‘Polo
C
Seidensticker wächst
deutlich
KMU
verbessern Ertrag
U
D
© SeidenstickeR
m gleich 6,5 %
konnte die Unternehmensgruppe Seidensticker ihre Umsätze
im
G eschäftsjahr
2014/15 (per 30. 4.) steigern. Erzielt wurden
somit 199 Mio. €. Mit
+12,4 % wuchs vor allem
die Marke Seidensticker
überproportional. Das
Lizenzgeschäft des Bielefelder Hemdenspezialisten entwickelte sich
mit einem Zuwachs von
6,1 % ebenfalls stark
positiv. Der Umsatz im
eigenen Retail steigerte
sich flächenbereinigt
um 5,0 %, doch drei
Geschäfte
wurden
geschlossen. Das operative Ergebnis EBITDA
verbesserte sich um
78 % auf 9,4 Mio. €, unterm Strich steht jedoch ein
Jahresfehlbetrag von 3,4 Mio. €, nur um 13 % weniger als im Jahr davor. Aufgrund der Investitionen
von 6,6 Mio. € in die langfristige Positionierung,
darunter eine neue Produktionsstätte in Indonesien, Umbaumaßnahmen am Unternehmenssitz in
Bielefeld, Personalmaßnahmen und die Optimierung logistischer Prozesse, rechnet die Geschäftsführung rund um die Eigentümer Gerd Oliver und
Frank Seidensticker das neue Geschäftsjahr mit
einem positiven Konzernergebnis.
ity statt Einkaufszentrum: Franchisenehmer Dietmar Trampitsch ist mit seinem Store der Marke Marc O’Polo aus den CityArkaden ausgezogen und in die Wiener Straße übersiedelt. Ende
September wurde auf rund 120 m2 in bester Shopping-Lage der
Kärntner Landeshauptstadt neu eröffnet. Durch den neuen Standort
verspricht sich die Marke aus dem Segment Premium Modern Casual eine deutlich höhere Frequenz und bessere Umsätze. Damit gibt
es in Österreich aktuell zehn Franchise-Stores sowie zwölf eigene
Läden. In den City-Arkaden neu eröffnet hat unterdessen der zur
norwegischen Varner-Gruppe gehörende Denim-Multilabler Carlings. Es ist die sechste Filiale in Österreich seit dem Markteintritt vor
sechs Monaten.
ie heimischen Klein- und Mittelunternehmen (KMU)
haben in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt sowohl
ihre Ertragslage als auch ihre Eigenkapitalquote deutlich verbessert – trotz Wirtschaftskrise. Laut einer aktuellen Auswertung aus der Bilanzdatenbank der KMU Forschung Austria von
knapp 68.000 Jahresabschlüssen konnten die KMU ihre durchschnittliche Umsatzrentabilität (gemessen am Ergebnis der
gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) von 2,5 % im Geschäftsjahr
2008/09 auf nunmehr 3,3 % (2013/14) steigern. Grund dafür ist
laut KMU Forschung nicht eine tatsächliche Steigerung des
Betriebsergebnisses, sondern das niedrige Zinsniveau.
Betrachtet man das Betriebsergebnis vor Finanzerfolg, hat sich
dieses sogar von 4,3 % auf 3,9 % leicht verschlechtert. Trotzdem
erzielen immer noch mehr als ein Drittel der KMU (36 %) negative Ergebnisse. Im Vergleichszeitraum 2008/09 lag dieser
Anteil bei 42 %. Die verbesserte Rentabilität wurde von den
Unternehmen großteils dazu genutzt, den Eigenkapitalpolster
aufzubessern. Lag die Eigenkapitalquote zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008/09 noch bei 26 %, stieg diese bis 2013/14 auf
30 % an. Die kleinsten Unternehmen zeigen dabei – ausgehend
vom geringsten Niveau – auch den deutlichsten Anstieg (von
16 auf 22 %). Mittelunternehmen konnten ihre Eigenkapitalquote um 3 Prozentpunkte auf 33 % erhöhen. Der Anteil der
Unternehmen mit ausgezeichneter Eigenkapitalquote (mehr
als 40 %) ist markant von 26 auf 31 % gestiegen, jener der Unternehmen mit negativem Eigenkapital von 31 auf 25 % gesunken.
»Trotz einer im gesamten Zeitraum herausfordernden konjunkturellen Entwicklung haben die KMU ein solides finanzielles Fundament für die Zukunft gelegt«, so Peter Voithofer,
Direktor der KMU Forschung Austria, der die finanzielle Gebarung der österreichischen KMU als »insgesamt sorgfältig«
bezeichnet. »Die finanzielle Basis zur Finanzierung von weiteren Investitionen wäre somit vorhanden.«
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7
TAGUNG
Textilindustrie
legt um 2,7 % zu
© WKO
ANALYSE. Die heimi-
D
as 1881 erbaute Kavalierhaus Klessheim stellte für
die 6. Jahrestagung des
Fachverbandes der Textil-,
Bekleidungs-, Schuh- und
Lederindustrie (TBSL) Anfang Oktober die
repräsentative Bühne. Obmann Manfred
Kern, seines Zeichens auch Geschäftsführer der Linz Textil, vermeldete zu Beginn
gleich eine erfreuliche Zahl: Um plus 2,7 %
konnte die gesamte Branche ihren Umsatz
steigern. Dann galten seinen Ausführungen handelspolitischen Themen. Wie der
Pan Euro Med Zone (PEM), gedacht als
große europäische Wertschöpfungszone,
gebildet durch Verträge zwischen EU,
EFTA, Türkei und nordafrikanischen Ländern wie Marokko und Tunesien. Dieser
Wirtschaftsblock versteht sich als Pendant
gegenüber anderen Zusammenschlüssen
wie Südostasien oder USA. Unter gewissen
Ursprungsregeln – die freilich schon mehr
als 30 Jahre alt sind – erlangen in diesem
Raum hergestellte Produkte Zollfreiheit.
Kern stellte in Aussicht, dass die Ausweitung der Zone auf die ehemaligen jugoslawischen Länder am Balkan mit 1. 1. 2016 in
Kraft tritt und betonte die überfällige
Reform der bisherigen Ursprungsregeln.
Das laut dem Obmann oft falsch und
dema­
gogisch kritisierte Freihandelsabkommen TTIP sei positiv zu sehen: »Was
den Marktzugang für unsere Branche
anbelangt, sind die Vorteile eines Abkommens klar. Sind doch die US-Zölle auf Textilien und Bekleidung doppelt so hoch wie
8 TZ 20 2015
456 Unternehmen mit rund
23.000 Beschäftigten und
einem Umsatzvolumen von
mehr als 2,2 Mrd. € sind im
Fachverband TBSL organisiert. Diesmal traf man sich in
Salzburg zum all­jährlichen
Branchen-Talk.
die der EU und erreichen teilweise Sätze
von 30 %.« Auch das Thema CSR (Corporate
Social Responsibility) wurde angerissen –
hier wird in Österreich ein Gesetz für Großbetriebe (ab 500 Mitarbeiter) erwartet.
SMART TEXTILES. Bei Österreichs Produzenten konnten insbesondere intelligente Textilien reüssieren. Die »Smart-Textiles­
Plattform Austria« knüpft Kooperationen
von Textilunternehmen mit anderen Branchen, insbesondere aus den Bereichen
Elektronik und Kunststoff. Am 29. und 30.
Oktober findet dazu ein großes Symposium
in Lustenau statt, für 5. und 6. Oktober 2016
ist die Messe SALTEX mit den Schwerpunkten Smart Textiles und Leichtbau am Messegelände Dornbirn geplant. Ergänzt wird die
Plattform durch ein von Harald Bleier neu
initiiertes Netzwerk namens »Textilgruppe
Ostösterreich PlasTexTron« – der Name ist
Programm.
sche Textilindustrie
konnte sich in Anbetracht der europaweit
schwachen Konjunktur
im ersten Halbjahr 2015
gut schlagen: +2 % beim
Umsatz und ein Export­
anstieg um 4,7 %. Die Anlagebereitschaft ist
seit Jahren steigend, auch 2014 wurden 3 %
des Gesamtumsatzes investiert. Die Bekleidungsindustrie musste ein Umsatzminus
von 2,9 % verbuchen, gute Auftragseingänge
im ersten Halbjahr geben jedoch Hoffnung
auf ein ausgeglichenes Jahresergebnis.
Besonders die Schließung des letzten Produktionswerks von Triumph International
im Burgenland riss eine Lücke in die
Beschäftigtenzahl. Dagegen äußerst erfreulich die Entwicklung bei der Schuh- und
Lederwarenindustrie inklusive der leder­
erzeugenden Industrie: Hier konnte der
Gesamtumsatz um beachtliche 9,8 % erhöht
werden! Letztere – die allerdings nur aus
fünf Unternehmen mit insgesamt 2.200 Mitarbeitern besteht – schaffte es gar, die
Exporte um 20,9 % zu steigern.
Ihre Abrundung fand die Tagung durch eine
Präsentation des Ausbildungsportfolios der
HTL Dornbirn durch Direktor Thomas
Achammer. Die Institution kämpft mit dem
Trend rückläufiger Schülerzahlen im textilen Bereich und lädt zum Tag der offenen
Tür am 12. November. Gastreferate hielten
der dänische Consultant Bo Birk Pedersen
(zum Thema Zukunftstrends) und der Rektor der Kunstuniversität Linz, Reinhard
Kannonier (zum Themenkreis TextildesignTechnologie-Nachhaltigkeit). Für Amüsement sorgte der bekannte Wortwitzfetischist
Max Mayerhofer. Krönender Abschluss: Die
Auszeichnung der »Unternehmen des Jahres« an die Tuch- und Lodenfabrik Leichtfried sowie an Allwerk Trachtenbekleidung
(siehe TZ 19). CD
ALLE BILDER © Christoph Breneis
MUSTERSEITE
SALZ
BURGER
gespräche
Auf zu neuen
UFERN
Adieu Gwandhaus, servus Panzerhalle. Die Salzburger Gespräche
verordneten sich einen Wandel, wie ihn Modehandel und -industrie seit vielen
Saisonen erleben. Die SG bleiben ein Fixpunkt – auch in unsicheren Zeiten.
W
as können sich Gastgeber mehr wünschen? Knapp
220 begeisterte Gäste, drei tolle Referenten, zufriedene Sponsoren und überraschte, aber strahlende
Preisträger. Das ist die Kurzform der Salzburger
Gespräche der Österreichischen Textil Zeitung, die
nach vielen Jahren im Gwandhaus der Firma Gössl nun in den Wohn-,
Handels- und Gewerbepark Panzerhalle übersiedelten. »Panzerhalle«, das
ist kein Kunstname, sondern ein Hinweis auf die Historie dieses Hauses.
1939 erbaut, diente die 200 Meter lange und 50 Meter breite Panzerhalle der
Struberkaserne bis 1985 als Werkstatt für Militärfahrzeuge und Panzer. Die
Kaserne in Maxglan wurde 1995 aufgelassen, die Halle verfiel – bis sie 2014
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9 01
ALLE BILDER © Christoph Breneis
MUSTERSEITE
wachgeküsst und zu einem der interessantesten Wohn-, Handels- und
Gewerbeprojekte des Landes Salzburg umgebaut wurde. Hausherr Marco
Sillaber macht in seinen Begrüßungsworten Lust auf mehr: In der modernen, aber immer noch an ihre Vergangenheit erinnernde Mehrzweckhalle
sind Showrooms und Lofts entstanden (Sillaber: »Ein 350-m²-Loft ist noch
frei«), ein weiteres Restaurant mit Showküche und Gemüsemarkt sollen in
den nächsten Wochen eröffnet werden. Unverputzte Ziegelwände verströmen den rauen Charme eines Militärsgebäudes aus den 30er-Jahren des
vorigen Jahrhunderts, in Kürze soll daraus ein pulsierendes Zentrum in
Salzburg-Maxglan entstehen, das Viertel braucht Bewegung.
Change – alles bleibt besser. Ein alter Werbespruch des
ORF aus den 90er-Jahren hat sich die ÖTZ als Motto geliehen für eine Veranstaltung, die in jeder Weise im Zeichen von Wandel und Veränderung
stand. Modehandel und Hersteller haben in den letzten zwölf Monaten zur
Kenntnis nehmen müssen, dass in einer instabilen, unsicheren Welt viele
bewährte Systeme aus den Angeln gehoben werden. Märkte brechen weg,
Hersteller verschwinden nahezu lautlos vom Parkett, Händler geben auf –
auch an den besten Plätzen. So ist das heute, Sicherheit gibt es nicht mehr.
Und Konflikte, die wir weit weg vermuten, können sehr plötzlich zu uns
überschwappen.
Change in der Mode – das heißt zum Beispiel das Auftauchen neuer Anbieter, während etablierte mit sinkender Produktivität, einbrechenden Erträgen und schwachen Aktienkursen kämpfen. Selbst bei den Branchenleadern poppen neue Größen auf: Ein Japaner ist dabei, H&M und Zara zu
überrunden: Uniqlo wächst schneller als Google.
Wandel in der Mode, das bedeutet auch, dass Onlineformate verstärkt in die
Handelsszene eingreifen. Vor ein paar Jahren hieß es noch, nur Omnichannel können den Handel retten. Heute ist der Onlinehandel für das Gros der
Konsumenten gleichgesetzt mit Amazon und Zalando. Bis dahin branchenfremde Technologie- und Logistikkonzerne sind zu einer Großmacht
geworden – auch in der Mode. Sergio Bucher, der Fashion-Chef von Amazon, kündigte vor Kurzem seine Mode-Offensive in einem Interview mit der
TextilWirtschaft so an: »Wir schauen immer, was der Kunde möchte, und
schaffen das beste Einkaufserlebnis. Wir möchten der beste Ort für den
Onlinekauf von Fashion sein.« Andererseits: Firmeneigene Onlineshops
halten bis jetzt oft nicht, was sich die Händler erhofften. Hohe Investitionen
sind nötig, um ins Onlinegeschäft einzusteigen, für die Kleineren rechnet
10
TZ 20 2015
01 Führte durch den Nachmittag: Brigitte Pfeifer-Medlin
(Chefredakteurin ÖTZ)
02 Flying Dinner im RotlichtViertel der Panzerhalle
03 It’s all about socks: Bernhard
Hluzsik und Petra Köhler
(camano GmbH) bauten einen
eigenen Shop auf.
04 Kürte die Preisträger des
Modepreises der ÖTZ: Dagmar
Lang (Geschäftsführerin Manstein Verlag)
sich das nicht immer. Dazu eine Zahl aus
Deutschland: Laut einer aktuellen Studie
des EHI erzielen allein die Top Ten der WebShops 38 % des gesamten Onlineumsatzes,
Tendenz weiter steigend. Wie brutal der
Kampf um die Kunden vor allem auf Seiten
der Onlineriesen geführt wird, zeigt der
aktuelle Österreich-Werbespot von Zalando.
»Sei nicht altmodisch«, fordern die drei
Diven Senta Berger, Hannelore Elsner und
Christiane Hörbiger im doch recht staatstragenden Stiegenhaus des Wiener Burgtheaters. Alterslos sei der Kunde bei Zalando,
und wer cool sein möchte, muss dort kaufen. Klar, dass so eine Werbung provoziert.
»Mit ihrem Werbeauftritt vermitteln Sie all
den Menschen im Einzelhandel, die sich
rührend um Sie gekümmert haben, dass
unsere Arbeit bis jetzt nichts wert war und
Sie uns obendrein noch für altmodisch halten«, kritisierte eine steirische Schuhhändlerin in einem offenen Brief an die drei
Zalando-Werbeträgerinnen.
02
03
04
SALZ
BURGER
gespräche
Die Frage bleibt, ob Mittelständler im Onlinebusiness mit den Großen mithalten können? Kann man mit einem Multichannel-Konzept in
einer Kleinstadt mit reinen Online-Playern mithalten, ohne das Kernstück, also den stationären Handel, zu vernachlässigen? Change, das
bedeutet nicht nur einen Wandel der Konkurrenzsituation, sondern auch
ein massive Verschiebung im Verhalten der Kunden. Soziale Netzwerke
und Blogger beeinflussen Kaufentscheidungen. Wer hätte je geglaubt,
dass Modeblogs so wichtig werden? Nicht nur sie haben die Sortimente
im Handel verändert, sondern auch die Tatsache, dass Kunden – ohne
gemeinsame Plattform – das immer gleiche oder das falsch getimte Produkt durch Kaufverweigerung abgewählt haben. Dass gerade hier der
Einzelhandel seine Stärke, nämlich Beweglichkeit, ausspielen kann,
führte Katag-Chef Daniel Terberger in einem mitreißenden Vortrag aus.
Der individuelle Händler, das einzigartige Geschäftsmodell zählen,
­Terberger machte Mut zum Individualismus in einer Welt der modischen
Gleichmacherei. Handelsspezialist und Start-up-Förderer Werner
­Wutscher verführte in eine neue Welt der Mode. Zu Start-ups, die Jeans
vermieten, zu neuen Geschäftsmodellen, die alte aus den Angeln heben
können. Der Ulmer Universitätsprofessor Franz Josef Radermacher setzte
in diesem Sinne fort: Die Digitalisierung, neue politische Strömungen,
Krisenherde seien dazu angetan, alteingefahrene Systeme über den Haufen zu werfen. Eine Stunde lang verfolgten 220 Zuhörer die unglaublich
spannenden Ausführungen des Professors. Bei aller Krisenstimmung und
Skepsis, ob sich alle Marktteilnehmer den veränderten Rahmenbedingungen werden anpassen können, gaben die Salzburger Gespräche auch
Anlass zu Optimismus. Manstein-Verlag-Geschäftsführerin Dagmar Lang
vergab gemeinsam mit Andreas Lorch die Salzburger Preise der Textil
Zeitung, mit denen diesmal wieder zwei Unternehmen ausgezeichnet
wurden: das österreichische Boarder-Konzept Blue Tomato und Marc
O’Polo Pure, das junge Premium-Konzept des Stephanskirchner Modererzeugers. Mit einem Cocktail des Medienpartners Woman wurde angestoßen auf zwei Erfolgskonzepte, die beweisen, dass es für innovative
Ideen nach wie vor Raum gibt in der Mode- und Einzelhandelsszene.
Beim Flying Dinner herrschte Branchentalk auf höchster Ebene,
zum Ausklang ging es in die Roof-Bar des Hotels Crowne Plaza. Für all
jene, die bei der Premiere nicht dabei waren: Die Salzburger Gespräche
2016 finden am 11. Oktober wieder in der Panzerhalle statt. Weil’s gar so
schön war … BPM
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11 DIE PREISTRÄGER
Europameister im
BOARDSPORT
G
erfried Schuller gehört zu jener seltenen Spezies von Unternehmern, denen es gelungen ist, weit über Österreich hinaus
zu reüssieren. Der Unternehmensgründer ist 1967 in Schladming geboren, er kommt aus dem Hochleistungssport und
hat die Leidenschaft, die in jedem Sportler steckt, in sein
Unternehmen mitgenommen. Was als kleiner Garagenshop 1991 begann,
ist seit 2012 Teil eines Weltkonzerns. 1994 eröffnete er seinen ersten richtigen Snowboard-Laden unter dem Label Blue Tomato, inzwischen sind es
25 an der Zahl, die beiden jüngsten hat Schuller gerade in Bregenz und
Wörgl eröffnet. Heute beschäftigt Blue Tomato 490 Mitarbeiter, davon 220
im Online- und Logistikbereich, 270 in den Filialen. Der Umsatz wuchs im
jüngsten Geschäftsjahr (per 31. Jänner 2015) um 32 % auf 56,5 Mio. €.
Andreas Lorch (dfv Mediengruppe), Dagmar Lang
(Manstein Verlag), Andreas Baumgärtner
(Marc O’Polo), Gerfried Schuller (Blue Tomato)
und Brigitte Pfeifer-Medlin (ÖTZ) stoßen mit dem
traditionellen »Woman«-Cocktail an.
OnlinePionier. Die Läden sind jeder für sich ein Erlebnis, mit echten
Holzböden, Ledergarnituren im Used-Look, Verkäufern mit Baseball­
kapperln, trendiger Warenpräsentation sowohl der Hardware als auch
der Mode. Blue Tomato führt In-Marken wie Billabong, Bench, Burton,
­Converse, O’Neill, Quicksilver, Ragwear. In Wien ist der Boardsport-Händler
seit Kurzem in allerbester Innenstadtlage an der Rotenturmstraße mit
850 m2 Verkaufsfläche vertreten. Längst hat Schuller die Landesgrenzen
hinter sich gelassen und auch in München, Hamburg, Berlin und anderen
deutschen Städten seine Zelte aufgeschlagen. Deutschland soll nicht der
einzige Auslandsmarkt für Blue Tomato werden. Im Herbst nächsten Jahres
plant man einen weiteren neuen Markt. Wenn alles nach Plan läuft, möchte
Schuller alle zwei Jahre ein neues Land erobern. Zudem hat er 1997 – also
vor 18 Jahren (!), übrigens im gleichen Jahr wie Amazon – einen Onlineshop
eröffnet. Die Website ist heute in 14 Sprachen abrufbar. Es gab Zeiten, da
betrug der Onlineumsatz sogar 80 %, heute sind es 60 %, und der Unternehmensgründer ist sich sicher, dass sich das Verhältnis bei 50 zu 50 einpendeln wird. Den Multichannel beherrscht unser Preisträger perfekt: Bestellt
Vom Garagenshop zur internationalen Marke: Blue Tomato
zeigt sich in seiner Nische fast unschlagbar und setzt stark
auf den Community-Gedanken.
werden kann im Webshop, via Smartphone
oder Tablet-App oder über einen Print­
katalog in einer Auflage von 300.000 Stück.
Kunden können sich ihre Onlinebestellung
optional gratis in einen der Stores liefern
lassen und abholen. Passt ein Artikel nicht,
wird die Bestellung gleich im Shop umgetauscht.
Kassenschlager. Steht im Winter
das Sortiment des ehemaligen Europameisters ganz im Zeichen des Snowboards, so
werden im Sommer Skateboards und Surfware verkauft. Dazu passend die jeweilige
Mode und junge Streetwear. 2012 hat er das
Unternehmen für 60 Mio. € (plus weiteren
Erfolgsprämien in zweistelliger Millionenhöhe) an die amerikanische US-Sport­
handelskette Zumiez verkauft, zieht aber
weiterhin als Managing Director die Fäden.
Die Begründung der Jury lautet: »Vom
Snowboard-Europameister zum Erfolgs­
unternehmer: Der Schladminger Gerfried
Schuller baute aus einem Skate-, Surf- und
Boarderladen ein kleines Imperium auf.
Zwischen On- und Offline wurde bei Blue
Tomato nie unterschieden – sondern beides
mit Begeisterung und Kompetenz realisiert.
In einem extrem jungen, aber sehr
anspruchsvollen Markt etabliert sich ein
lokaler Anbieter und wird gleichzeitig zu
›dem‹ Boarder-Onlineshop im deutschen
Sprachraum.«
DL
SALZ
BURGER
Alle Bilder © Christoph Breneis
gespräche
Marc O’Polo Pure hat eine der wenigen Lücken im DOBMarkt erfolgreich geschlossen. Dafür gab es den Salzburger
Modepreis in der Kategorie Industrie.
So einfach kann
MODE SEIN
E
rstmals seit vielen Jahren wurden anlässlich der Salzburger
Gespräche wieder zwei Preise verliehen: einer in der Kategorie
Handel, der zweite in der Kategorie Industrie. Der Industriepreis ist erstmals ein internationaler – schließlich ist Mode
längst ein globales Geschäft, die Marken sind auf der ganzen
Welt erhältlich, im Zillertal ebenso wie in China oder im Onlineshop.
Ausgezeichnet wurde ein neues Label eines seit vielen Jahren geschätzten
Marktpartners: Marc O´Polo Pure, das jüngste Kind aus der Markenfamilie
von Marc O’Polo. Das Unternehmen beliefert derzeit 2.785 POS. 106 Läden
werden selbst geführt, 173 von Franchisepartnern. Hinzu kommen
1.196 Flächenpartner sowie weitere 1.311 Multilabel-Geschäfte. Der Konzern erzielt 420 Mio. € Umsatz, inklusive Lizenzen sogar 464 Mio. €. Im
abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete man ein Umsatzplus von 7,4 %.
Schon beachtlich in Zeiten wie diesen. Marc O’Polo investiert permanent:
in die internationale Expansion, in Customer Relationship Management
und Loyality-Programme, in die Markenführung, in die Shops, in die Veränderung. Behutsam – dem Markenkern immer treu bleibend – wird das
Moderad weitergedreht.
Modern Premium. Marc O’Polo Pure kam erst 2013 auf den Markt
und eroberte die Herzen des Handels im Sturm. »Wir sind sehr glücklich mit
dem, was hier hängt«, sagte Vorstand Andreas Baumgärtner damals. »Denn
für die Marke ist es sehr wichtig, dass wir weiter segmentieren«, erklärt er
die Entscheidung für den Schritt ins Premiumsegment. Die Kreativchefin
ergänzt: »Die Handschrift ist femininer und doch immer selbstverständlich
und lässig. Die Liebe zum Detail, die besondere Ausarbeitung jedes einzelnen Teils ist
der Schlüssel.« Was macht diese Kollektion
besonders? Sie ist ausnahmslos klar, es sind
fast immer uni Einzelteile, die auf Schmücker oder Verzierungen verzichten. Was
zählt, ist die unmissverständliche, nahezu
puristische Linie in einer Farbenwelt, die
ohne Experimente auskommt. Schwarz,
Weiß, Grau, Navy, Nude: So einfach kann
Mode sein. Und doch so feinfühlig: A-förmige Kleider, ärmellose Gehröcke zu gemäßigten Flareds, schmale Parkas – der Look
entsteht durch einige wenige, starke Teile.
Deshalb behauptet sich der Newcomer
neben den etablierten Anbietern im Bereich
Modern Premium. In Österreich ist die
Erfolgsstory der Mutter eng mit dem Engagement der Agentur Mairinger verbunden.
Die Begründung der Jury für den Preisträger
in der Kategorie Industrie lautet: »Der Preisträger gilt zu Recht als erfolgreichste LineExtension eines etablierten Modeanbieters.
Das 2013 lancierte Label schaffte es vom
Start weg, sich im heiß umkämpften modernen Premiumsegment zu etablieren. Pur
nicht nur im Namen, sondern auch in der
Stilistik, überzeugt die Kollektion heute
durch Eleganz, Klarheit und eine eigenständige Handschrift mit viel Liebe zum Detail.
Vom Start weg ein Bestseller – ein Label, das
eine der wenigen Lücken im DOB-Markt
erfolgreich geschlossen hat.« DL
TZ 20 2015
13 Alle Bilder © Christoph Breneis
VORTRÄGE
Den Kunden
HAPPY
MACHEN
Keine sicheren Wahrheiten, enormer Einfluss digitaler
Technologien, Weltkrisen, die bis zu uns durchschlagen –
für Katag-Chef Daniel Terberger ist die Evolution im
Modehandel hochdynamisch und reich an Chancen.
W
as sind die neuen Anforderungen an den Modehandel?
Dieser Frage geht Daniel Terberger, Vorstandsvorsitzender von Europas größtem Fashion-Dienstleister,
der Katag AG aus Bielefeld, nach: »Eine wichtige Konsequenz zu Beginn: Wir müssen eine – wie die Wissenschaft sagt –Ambiguitätstoleranz aufbauen. Also lernen, mit Mehrdeutigkeit
umzugehen, mit Multioption zu leben.« Jahrzehnte war der Modehandel
gewohnt, mit sorgfältiger Analyse (wie dem Lesen von Leitmedien, dem
Austausch in Erfa-Gruppen, dem Hören auf Beratern) Szenarien entwickeln
zu können und dabei eine gewisse Planungssicherheit zu erlangen. Auch
konnte man auf vertikale Konzepte setzen, die eine zuverlässige Rendite
brachten. Doch diese klaren Lösungen sind verloren gegangen, richtiges
Agieren im Modebusiness zeigt sich diffus. Multioptionalität auf der einen,
keine sicheren Wahrheiten auf der anderen Seite – das legt für den Vortragenden eine wichtige Schlussfolgerung nahe: »Es gilt, eine Toleranz für
Fehler zu erarbeiten. Es braucht eine ›trial-and-error‹-Mentalität!« Also
probieren zu dürfen trotz der Gefahr des Scheiterns. Etwas, das heutzutage
als Start-up-Kultur gehypt wird – und im Grunde dem eigentlichen Unternehmertum entspricht.
DER VERÄNDERTE MENSCH. In welchem Umfeld bewegt sich der
Modehandel gegenwärtig? Da komme man an den digitalen Technologien –
ob in Entwicklung oder schon etabliert – nicht vorbei: »Beacons, RFID,
Wearables, Mobile Payment – all das wird kräftige Impulse in unserer Branche setzen. Die Frage ist nur, wann und mit welcher Dominanz.« Schon
angekommen ist das Smartphone, bei dem die Nutzung der Möglichkeiten
nun auch die Generation 50+ (die sogenannten »Silver Surfer«) ergriffen
hat. Mit »Der Mensch hat ein neues Sinnesorgan bekommen« bringt es
14
TZ 20 2015
Terberger auf den Punkt. Mobile, Tablet, Social
Media, E-Commerce, Onlinemedien haben den
Menschen zweifelsohne in seinem Sozialverhalten verändert. Dazu kommen Weltkrisen, die
plötzlich auch auf uns in Mitteleuropa unmittelbaren Einfluss haben und in ihrer Tragweite
noch gar nicht abschätzbar sind. Alles zusammen nennt der Handelsexperte eine hochdynamische Evolution für die Branche. Mode als Produkt ist zwar gleich geblieben und nach wie vor
»etwas zum Anfassen«, doch die Kommunikation mit dem Kunden wurde eine ganz andere.
Das klare industrielle Modell – mit Markenproduzenten auf der einen und dem Handel auf der
anderen Seite – ist abhanden gekommen: Heute
verkauft jeder jedem alles. »Der Kunde will es so!
Folglich müssen wir es als Händler begrüßen,
auch wenn’s uns Probleme macht und die
Transparenz brutal hoch geworden ist«, gibt der
Katag-Chef zu bedenken. Diejenigen, die es gut
machen – wie die großen Player à la Amazon –
wissen eine ganze Menge über den Kunden.
Aber noch mehr weiß der Kunde über das Produkt und zu welchem Preis es wo lieferbar ist.
»Hohe Margen sind in der Zukunft nicht mehr
realistisch«, meint Terberger, »aber man muss
auch die enormen anderen Chancen sehen.«
SALZ
BURGER
gespräche
FLANKIERENDE SERVICES. Wie kann eine Modehaus-Strategie
künftig aussehen und sich behaupten? Es ist ja nicht so, dass der Onlinekauf
ein traumhaftes Shoppingerlebnis ist. Z. B. wenn man nicht genau weiß,
wann denn das Paket (oder die kuratierte Box) nun wirklich zugestellt wird.
Und ob man nicht alles wieder einpacken und zurückschicken muss. Da
setzt der Vortragende an: »Der stationäre Händler hat die Chance, zu sagen:
Okay, am Ende ist zwar alles ganz global. Doch mein Kunde ist immer noch
in meiner Region zuhause. Dort, wo ich mich besser auskenne, ich verwurzelt bin.« Ein begehrenswertes Produkt, Emotionalität im Laden, Empathie
bei den Mitarbeitern – und das alles flankiert von Services, die ein positives
Erlebnis verstärken: Darin liegen die Möglichkeiten für den Modefachhandel, Kunden happy zu machen. Doch dazu gehören freilich auch Dinge, die
Komplexität und Kosten erhöhen. Daniel Terberger zählt auf: Eine Retouren-Annahme kann eine Chance sein. Ein Vor-Ort-Lieferservice. Neue
Technologien wie der Magic Mirror in der Umkleidekabine oder ein Schaufenster, wo man auch nachts Bestände abfragen und Ware zurücklegen
lassen kann. Oder ein Floor-Check-out, damit man im Weihnachtsgeschäft
nicht mehr an der Kasse warten muss. Ein Schneiderservice, der noch am
selben Tag die Änderung durchführt. Eine sexy Architektur. Oder die vorbildliche Umsetzung des Zeitgeistes – Stichwort Nachhaltigkeit. »Das mag
jeder für sich individuell entscheiden, es muss zur Unternehmens-DNA
und letztendlich auch zur Kapitalkraft passen. Doch all das, was Sie an
Strategie tun, kann nur auf eines ausgerichtet sein: Ihre Kunden. Wenn der
Kunde einen Nutzen hat, wird er Ihnen treu bleiben.« Mit einem eindring-
lichen Appell an die Eigenverantwortung
schließt Terberger sein Referat: »Laden
kommt von einladen. Wer noch immer
jeden Tag für seine Kunden empfindet, dass
er sie einlädt, wird Erfolg haben. Qualität
kommt von quälen. Quälen Sie sich zu all
den Dingen, die unbequem sind: das Arbeiten am Detail, die Verpflichtung zur Weiterentwicklung – es lohnt sich. Und letztlich:
Erfolg kommt nicht von folgen. Gehen Sie
ihren eigenen Weg!«
CD
Dr. Daniel Terberger
…
… steht seit 2010 als Vorstandsvorsitzender der
Katag AG vor. Das 1923 in Bielefeld gegründete
Unternehmen ist Europas größter FashionDienstleister. Mehr als 370 Handelsunternehmen
mit über 1.400 Standorten gehören zum Kreis der
Katag-Partnerfirmen. 300 Mitarbeiter konnten
2013 einen Eigenumsatz von 909 Mio. € erzielen.
Dr. Terberger stellt die vierte Generation im Familienbetrieb dar und ist mit Elisabeth Herzogin in
Bayern aus dem Hause Wittelsbach verheiratet.
SALZ
BURGER
gespräche
d
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a
13. Oktober 2015
Panzerhalle in Salzburg
VORTRÄGE
Der PARTNERVERMITTLER
Werner Wutscher bringt innovative Start-ups und erfahrene
Unternehmen zusammen, damit sie gemeinsam für die digitale
Zukunft gewappnet sind.
I
n einer Welt, die sich wie derzeit so rasant verändert, dass
einige nicht Schritt halten können, wird schnell nach einem
Schuldigen gesucht. Wer hat die Entwicklung eigentlich
verschlafen? Von welcher Seite hätte mehr Unterstützung
kommen müssen? Werner Wutscher ist vorsichtig mit solchen Schuldzuweisungen. »Meine Karriere ist untypisch«, spielt er
auf seine unterschiedlichsten Jobs von Kabinettschef von Bundesminister Wilhelm Molterer in den 1990er-Jahren bis zu Vorstand bei
der Rewe International AG in den späten 2000ern an: »Ich war auf
vielen verschiedenen Seiten tätig, daher bin ich vorsichtig mit der
Aussage, wo genau die Deppen sitzen.«
Aber daran, dass die Digitalisierung mit ihren Medien Smartphone,
Tablet und ähnlichem die Welt zurzeit extrem verändert, lässt er
keinen Zweifel: »Der Mensch hat ein zusätzliches Sinnesorgan
erhalten, das ihm einen neuen Zugang zur Welt gibt.« Wie drastisch
er den momentanen Wandel der Gesellschaft sieht, illustriert schon
der Vergleich, den er heranzieht. Kein Geringerer als Johannes
Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern, hat Wutschers Meinung nach die Welt genau so stark verändert, wie es die Digitalisierung heute tut. Auch damals, ab dem
Jahr 1450, konnte man dank Gutenbergs Erfindung Wissen mit
einem Schlag binnen kürzester Zeit weit verbreiten. Und eine weitere Parallele zeigt er auf, denn auch damals gab es in Europa große
Verwerfungen und Umbrüche. Die aktuelle Flüchtlingskrise, die
Europa in Atem hält und auch weiterhin halten wird, würde ohne
die technische Vernetzung und Kommunikation der Flüchtenden
untereinander vermutlich ganz anders aussehen. Die größte Errungenschaft Gutenbergs war es, gedrucktes – sprich: analoges – Wissen in einem vorher nie gekannten Ausmaß zu vermehren. Die
heutige Evolution der digitalen Welt findet nun statt, indem analoges Wissen in digitales überführt wird oder das Wissen gar von
vornherein nur digital entsteht. Zur Veranschaulichung: Nur mehr
2 % aller weltweiten Daten sind heute analog. Neue Technologien
und die damit einhergehende Globalisierung haben also schon zu
16
TZ 20 2015
Mag. Werner Wutscher …
… gründete 2013 das Beratungsunternehmen New
Venture Scouting, das sich die Vernetzung der Start-upund Unternehmenswelten zum Ziel gesetzt hat.
Wutschers Karriereweg weist die unterschiedlichsten
Stationen auf. Er startete 1994 im Ministerbüro von Dr.
Franz Fischler, ein Jahr später wurde er zum Kabinettschef des Bundesministers Wilhelm Molterer bestellt. 2000
bis 2007 war Wutscher Generalsekretär des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft bevor er als Mitglied des Vorstandes
sowie COO zur Rewe International AG wechselte.
Alle Bilder © Christoph Breneis
gespräche
Gutenbergs Zeiten die Welt ein Stückchen kleiner werden lassen.
Auch heute wird durch Globalisierung einerseits der Zugriff auf
externes Wissen um ein Vielfaches erleichter, andererseits werden
dadurch viele Prozesse billiger. Denn durch die weltweite EchtzeitVernetzung der Menschen ist es heute oft nicht mehr relevant, ob
der IT-Spezialist oder Grafiker eines Unternehmens in Perchtoldsdorf oder Peru sitzt.
Vermittlerrolle. Die Digitalisierung verändert aber weit
mehr als die Art, wie wir unsere Daten speichern. »Soziale Strukturen verändern sich immer dann, wenn sich die Art und Weise der
Kommunikation ändert«, sagt Wutscher. Wir kommunizieren heute
über viele verschiedene soziale Netzwerke oder andere Errungenschaften der digitalen Medien – auch in der Geschäftswelt. Und das
hat weitreichende Folgen. »Die traditionellen Geschäftsmodelle
zerbrechen«, konstatiert Wutscher: »Das betrifft etwa die Sektoren
Banken, Handel, Medien, Landwirtschaft und Politik.« Seine Beispiele verdeutlichen eindrucksvoll, wie sehr die Digitalisierung
unser Verhalten und unsere Kommunikation – auch als Kunden –
verändert hat. So ist das derzeit größte Taxiunternehmen der Welt
eben gerade kein reines Taxiunternehmen: »Uber« ist ein amerikanischer Onlinedienst, der Fahrgäste mit Mietwagen mit Fahrer oder
mit Privatchaffeuren zusammenbringt. Und der momentan größte
Anbieter von Urlaubsunterkünften ist kein Hotellerie-Unternehmen. Denn das Konzept von Airbnb, das 2008 im Silicon Valley
gegründet wurde, ist genau gegenläufig: Die Plattform ist die
Schnittstelle zwischen Privatzimmern oder -wohnungen und Touristen.
Wenn traditionelle Geschäftsmodelle zerbrechen, muss man sich
auf die Suche nach neuen machen. Diese können laut Wutscher auf
drei Wegen entstehen: durch Produktinnovation, durch Prozessinnovation oder durch völlige Geschäftsmodellinnovation, wie es
etwa Uber oder Airbnb sind. Diese dritte Kategorie ist es, die für
Wutscher »den Markt auf den Kopf stellt«. Mit seinem Beratungsunternehmen New Venture Scouting bringt er seit 2013 etablierte
Unternehmen und Start-ups zusammen. Damit sollen sich für
beide die optimalen Synergien ergeben. Dass Wutscher selber an
das Start-up-Business glaubt, zeigt seine Auszeichnung zum »Business Angel of the Year« in 2012. Business Angels sind Personen, die
sich finanziell an meist jungen Unternehmen beteiligen und diese
gleichzeitig mit Know-how und Kontakten unterstützen. Gerade
auch für den Handel sieht Wutscher die Notwendigkeit, sich mit
den neuen Möglichkeiten zu beschäftigen: »Die Schlüsselfrage ist:
Wie gelingt es, den Kunden aus dem Feld zwischen Online und
Offline abzuholen und anzusprechen.« Die Anforderungen an die
Händler sind dadurch gestiegen: »Die Komplexität für den Handel
steigt, denn immerhin muss er ja auch noch immer den traditionellen Kunden bedienen. Jedes Unternehmen muss maßgeschneiderte Lösungen anhand der eigenen Stärken entwickeln.« Beim
Finden diese Lösungen, mit denen man ideal auf die veränderte
(Handels-)Welt reagieren kann, können Start-ups eine große Hilfe
sein, ist Wutscher überzeugt: »Man muss rausgehen und sich mit
spannenden Start-ups einlassen. Denn wir brauchen heute beides:
die pfiffigen Ideen der Start-ups und die Erfahrung des klassischen
Handels.«
BN
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Machen Sie den
österreichischen
Modehandel aufmerksam
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Erscheinungstermin:
05.11.2015
Druckunterlagen-Schluss:
27.10.2015
Mag. Claudia Jordan
[email protected]
Tel.: +43/1/866 48 DW 212
Mag. (FH) Stefanie Stradel
[email protected]
Tel.: +43/1/866 48 DW 222
© ZERRES
SALZ
BURGER
VORTRÄGE
Tanz auf der
Nicht weniger als ein neues ökonomisches System fordert
Franz Josef Radermacher. Ohne radikales Umdenken drohe
der ökologische und ökonomische Kollaps. Die aktuelle
Flüchtlingswelle sei da nur eine kleine Vorhut.
18
TZ 20 2015
Alle Bilder © Christoph Breneis
TITANIC
SALZ
BURGER
gespräche
D
ie digitale Transformation, die seine Vorredner in den Fokus
ihrer Referate stellten, ist für ihn nur eine Fußnote der
Geschichte. Für Franz Josef Radermacher, Ökonom, Mathematiker und Globalisierungsexperte an der Universität Ulm,
geht es derzeit um eine viel wichtigere Weichenstellung, die
über nicht weniger als das Überleben der Menschheit entscheide. Die wirkliche Transformation müsse jene sein, die Welt in den Zustand der Nachhaltigkeit zu bringen, so Radermachers wichtigste These.
Der Forscher sieht sich in der Tradition des Clubs of Rome, der Anfang der
1970er-Jahre erstmals die Grenzen des Wachstums aufzeigte. Einiges habe
sich seit damals verbessert, doch immer noch stehe die Welt vor der Herausforderung, die Situation von Milliarden Menschen zu verbessern. In den
letzten vierzig Jahren habe sich die Weltbevölkerung auf 7,5 Mrd. Menschen
verdoppelt, in den kommenden vierzig Jahren kämen noch einmal 2,5 Mrd.
Menschen hinzu. »Alleine Indien wächst jedes Jahr um zehn Millionen
Einwohner«, so Radermacher. »Und uns in Europa machen schon ein paar
Hunderttausend Flüchtlinge nervös …« Für Radermacher ist es völlig
logisch, dass sich die neu hinzukommenden Milliarden Menschen über
den Globus verteilen werden. Denn gerade jene Länder mit großem Bevölkerungswachstum könnten schon jetzt ihre Bürger nicht ernähren.
Die aktuellen Flüchtlingswellen würden von der digitalen Transformation
noch beschleunigt, meint Radermacher. »In jeder Hütte in Afrika gibt es
heute ein Handy«, so der Globalisierungsexperte. Migranten würden sich
mit den Daheimgebliebenen austauschen und so verbreiten, wie schön es
in Europa sei. »Die sehen, wir feiern hier eine Party – auch wenn es in Wahrheit vielleicht der letzte Tanz auf der Titanic ist – und denken sich: Wie kann
ich da auch hin? Es entsteht ein unendliches Potenzial an Erwartungen.«
Hier müsse die Weltpolitik reagieren. Erst vor wenigen Wochen wurden von
UNO, Weltbank & Co. 17 neue große Entwicklungsziele verabschiedet,
»doch Papier ist geduldig«, weiß Radermacher, der bei den Verhandlungen
selbst mit dabei war. Er sieht derartige Initiativen schon von vornherein
zum Scheitern verurteilt. »Es sieht nur so aus, als ob wir ihnen helfen wollen. Denn es werden zwar Ziele formuliert. Doch es gibt keine Verantwortlichkeiten, keine rechtliche Verbindlichkeit und kein Budget für die Umsetzung.« Darum seien auch die bisherigen Ziele nie erreicht worden.
»Umgekehrt erzeugen solche Programme genauso Erwartungen. Da werden Hunderten Millionen Menschen Versprechungen gemacht, die scharren schon in ihren Startlöchern und freuen sich auf eine bessere Zukunft.«
Wenn diese Erwartungen enttäuscht würden, werde sich der aufgestaute
Druck auf andere Weise entladen.
Ökosoziale Marktwirtschaft Auch aufseiten der Wirtschaft
vermisst Radermacher Ehrlichkeit. Aktuelles Beispiel: der VW-AbgasBetrug. »Wenn die Politik CO₂-Ziele formuliert, muss sich die Wirtschaft
ernsthaft damit auseinandersetzen.« Man könne gegenüber den Kunden
nicht so tun, als ob sie weiterhin mit dicken SUVs fahren und gleichzeitig
die Umwelt schonen könnten. »Gewisse Dinge sind einfach unmöglich.
Aber da leben auch die Mitarbeiter in einer Hierarchie, die kein Nein hören
will, weil sonst der Kopf rollt. Früher sind die Alchemisten auch an der Physik
gescheitert. Aber die haben dann wenigstens eingesehen, dass sich Gold
nicht künstlich erzeugen lässt. Heute will die Unternehmensleitung nicht
hören, dass etwas physikalisch einfach nicht möglich ist. Stattdessen werden
kollektive Halluzinationen erzeugt.« Ein Verzicht auf das Statussymbol Auto
sei für viele derzeit einfach nicht vorstellbar. Und auch hier wieder der Hinweis auf die Signale, die der Westen an die ärmeren Länder aussendet: »Bald
wollen drei Mal so viele Menschen mit solchen
Autos fahren, die offensichtlich noch umweltschädlicher sind als gedacht!« Womit wir beim
nächsten Thema angelangt wären: beim Klimawandel. Er zählt schon heute gemeinsam mit
(Bürger-)Kriegen und Hunger zu den wichtigsten
Gründen für Migration. »Auch wir verdanken
unsere hochstehende Zivilisation unserem gemäßigten Klima«, weiß Radermacher. Darum sei es
kein Wunder, wenn sich Menschen auf die Reise
machen, wenn es in ihrer Heimat zu heiß werde.
Doch gerade der Kampf gegen den Klimawandel
habe viele Feinde: Nicht zufällig sind von den
zwölf größten Unternehmen der Welt sieben in
den Bereichen Öl und Gas sowie weitere zwei in
der Automobilherstellung zuhause.
Einfache Lösungen will Radermacher keine
anbieten. Zwischen den beiden Extrempolen,
dem ökologischen Kollaps und dem Wohlstand
für alle, macht der Professor noch ein drittes, gar
nicht so unwahrscheinliches, aber ebenfalls
wenig reizvolles Zukunftsszenario aus: die »Brasilianisierung der Welt«, also eine Zerrüttung der
Mittelschichten, eine Öffnung der Einkommensschere und Armutsraten, die bislang nur aus Ländern wie Brasilien bekannt waren. »Wünschenswert wäre natürlich eine Welt, in der es alle so gut
haben wie wir heute Europa. Aber dazu brauchen wir ein anderes ökonomisches System.«
Eines, das Radermacher wie einst auch der ehemalige österreichische Vizekanzler Josef Riegler
als »ökosoziale Marktwirtschaft« bezeichnet.
Eines, das ein nachhaltiges Wirtschaften,
Umweltschutz und eine soziale Ausrichtung als
politische Kategorien in die Marktwirtschaft mit
einbezieht. »Wir können die Welt in Ordnung
bringen, aber das verlangt eine vernünftige
Kooperation und Umverteilung zwischen den
Erdteilen.«
mf
Prof. DDr. Franz Josef
Radermacher …
… ist Professor für Informatik an der Universität Ulm.
Bekannt geworden ist der 65-Jährige u. a. durch sein
Eintreten für eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft,
eine gerechtere Globalisierung und eine »Welt in
Balance«. Der doppelte Doktor hat seine Abschlüsse in
Mathematik und Wirtschaftswissenschaften erworben,
seine Habilitation erfolgte 1982 in Mathematik. Bereits
seit den 1990er-Jahren entwickelte sich Rademacher zu
einem vielgefragten Experten für Globalisierungsgestaltung, Innovation, Technologiefolgen, nachhaltige
Entwicklung und Überbevölkerung.
TZ 20 2015
19 FOTOGALERIE
Achim Fischer (Lodenfrey
GmbH) Christian Pranzl
(Umdasch Shopfitting
Group GmbH) Robin Wöll
(Cecil Modehandel GmbH)
Claudia Jordan (ÖTZ)
Michael Klemera
(Luis T. GmbH)
Alain Moreaux (vente privee com.
Deutschland GmbH)
Holger Knapp (dfv Mediengruppe)
Barbara Deutsch
(Dr. Reckendorfer Consulting
GmbH) Franz J. Radermacher
(Universität Ulm)
Romy Hubegger
(Romy Hubegger GmbH)
BL
ALLES
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Ulrike Martin (Brandboxx Salzburg GmbH)
Marianne Moreau (Mode & Sport Moreau)
Gabriele Tritscher (Luisa Cerano GmbH)
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Christian Pranzl (Umdasch Shopfitting)
Petra Böttinger-Barth (Umdasch Shopfitting)
Philipp Hartmann (Umdasch Shopfitting)
SALZ
BURGER
Alle Bilder © Christoph Breneis
gespräche
Alfons Schneider (Schneiders Bekleidung GmbH)
Brigitte Pfeifer-Medlin (ÖTZ)
Wilhelm Ehrlich (Sportalm GmbH)
Claudia Laub-Reitterer (Vento Boutique)
Peter Schwarz (Etienne Aigner AG)
Andrea Hirschvogel (Maria Eiler GmbH)
Irmgard Bangelmeier (Maria Eiler GmbH)
Georg Schachl (ANWR Garant Austria GmbH)
Gabriele Kindl (Verlagsgruppe NEWS)
Bianca Y. Träger (Prinz & Engel)
Bettina Hütthaler
(Agentur Helmut Hütthaler)
Helmut Hütthaler (Agentur Helmut
Hütthaler) Eva Maria Kreissl
(Schneiders Bekleidung)
Bernhard Hluszik (camano)
Petra Köhler (camano)
Christina Poscher
Dietmar Axt
(Mustang Jeans)
Andreas Lorch (dtv Mediengruppe)
Dagmar Lang (Manstein)
Holger Knapp (dtv Mediengruppe)
FOTOGALERIE
Doris Gerharter, Klaus Zlatnik (Landmarkt KG)
Susanne Regele (ModeRing)
Erich Rauwarter (Modeagentur Rauwarter Erich)
Rouven Angermann (Hachmeister & Partner)
Georg Schachl
(ANWR Garant
Austria GmbH)
Marcus Seidl
(Asmus Schuh und
Sport-Mode)
Gerfried Schuller (Blue Tomato GmbH)
Birgit Nemec (ÖTZ)
Gabriele Kindl (Verlagsgruppe News GmbH)
Martin Zieger (Huber Holding AG)
Bianca Gratt (Verlagsgruppe News GmbH)
Gerhard Wilfing (Modeagentur Wilfing)
Peter Hofer
(Gloriette Fashion GmbH)
Helmut Hütthaler
Bettina Hütthaler
(Agentur Helmut Hütthaler)
SALZ
BURGER
Alle Bilder © Christoph Breneis
gespräche
Susanne Pabst
(Brigitte Oelmann GmbH)
Siegfried Rauter (Rauter Moden)
Thomas Plum (Mac Mode) Markus Jost (Beutler
Fashion Group AG) Herbert Höller (Herbert Höller)
Gabi Mittermayr (Modehaus Mittermayr)
Franz J. Radermacher (Universität Ulm)
Andrea Mittermayr (Modehaus Mittermayr)
Ferdinand Roth (Roth Modehaus GmbH) Sven Hugo Joosten
(Bestseller Handels GmbH)
Gerhard Cocron (Uli Cocron-Haslinger
Modeagentur) Andrea Zanier (Kink KG)
Herbert Maly (Herbert Maly Fashion)
Gernot Kolm (Kolm Moden GmbH)
Robin Wöll (Cecil Modehandel GmbH)
Joachim Heel (Höltl
Retail Solutions
GmbH) Maximilian
Gössl (Gössl GmbH)
Jochen Scheerer
(Olymp Bezner KG)
Christian Derflinger (ÖTZ)
TZ 20 2015
23 FOTOGALERIE
Giani Matei
(LW Fashion GmbH)
Harald Rossegg
(LW Fashion GmbH)
Sonja Gahleitner
(Umdasch Shopfitting
Group GmbH)
Walter Eigner (Gerry Weber GmbH)
Roswitha Eigner (Eigner Textilhandel)
Jens Herzig (Gerry Weber GmbH)
Thomas Lüftenegger (SES)
Wilfried Antlinger, Sarah Ebner,
Doris Neuhauser (Reed Messe Sbg.)
Joseph Payr (Steinbock Mode)
Friedrich Einböck (SES) Manuel Friedl (ÖTZ)
Maren Arndt (Luisa Cerano GmbH)
Gabriele Tritscher (Luisa Cerano GmbH) Simone Arlits (ÖTZ)
Silke Jungmayr-Pieldner (Logwin Solutions)
Anja Schurich (Logwin Solutions)
Marianne Ferch (Mirabell Strickwaren Gm
Wilfried Antlinger (Reed Messe Sbg.
SALZ
BURGER
gespräche
Sophia Bitter (Walter Moser GmbH)
Dagmar Lang (Manstein)
Jörg Weber (Rabe Moden GmbH)
Manuela Brandes (Anita Dr. Helbig GmbH)
Andrea Köstler (Anita Dr. Helbig GmbH)
mbH)
.)
Jutta Pemsel (Helmut Pemsel GmbH)
Karin Sonnleitner (Manstein)
Marc Meyer (Jockey Switzerland GmbH)
Thomas Rudofsky (Casa Moda GmbH)
Karl-Heinz Mohr (More & More AG)
Marion Mairinger (F. Mairinger GmbH)
Franz Mairinger (F. Mairinger GmbH)
Franz J. Radermacher
(Universtät Ulm) Silvio Kirchmair
(Umdasch Shopfitting Group GmbH)
Marc Willy (Nile Clothing AG)
Norbert Lock (Marc Cain GmbH)
Kevin Willy (Nile Clothing AG)
Andreas Gotschke (Marc Aurel)
Claudia Jordan (ÖTZ)
Christian Klaus (Modeagentur Klaus)
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25 © Fischapark
MUSTERSEITE
EINKAUFSZENTREN
Neuer
Glanz
Der Fischapark in Wiener Neustadt feiert nach
dreijähriger Bauzeit eine Neueröffnung. Dabei setzt
man auf einen gelungenen Mix aus Internationalität
und Regionalität in Wohlfühlatmosphäre.
D
ie meisten Einkaufszentren des Landes befinden sich an
der Peripherie großer und mittelgroßer Städte, oft in der
Nähe von Industriezonen. Nicht so der Fischapark in
­Wiener Neustadt, der sich mitten in einem Siedlungsgebiet
befindet. Umso wichtiger war Marcus Wild, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des Betreibers SES Spar European Shopping
Centers, die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, die er anlässlich der
Gesamteröffnung der Centererweiterung lobt: »Der Fischapark liegt
­mitten in der Stadt, und wir wollen auch Teil dieser Stadt sein.« CenterManager Christian Stagl ergänzt: »Mir sind eine positive Entwicklung der
Stadt und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mit allen Anrainern
ein persönliches Anliegen. Eine offene Kommunikation auf Basis der tatsächlichen Fakten war und ist uns immer wichtig.« Rund 500.000 Haushalte im Umkreis von einer Autostunde umfasst das Einzugsgebiet des
Fischaparks. Und für diese potenziellen Kunden gibt es nach der drei­
jährigen Umbau- und Erweiterungszeit, die übrigens bei laufendem
Betrieb vonstattenging, nun viel Neues zu entdecken. Das im Jahr 1996
eröffnete Center wurde nach kleineren Erweiterungen in den Jahren 2000
und 2001 nun in drei Jahren und zwei Bauetappen um 21.000 m2 auf die
jetzige Größe von 42.800 m2 verpachtbare Shopfläche ausgebaut. Damit
wurden die Shopflächen von insgesamt – 17.900 m2 waren es 1996 – mehr
als verdoppelt. Und das bei gleich gebliebener Grundstücksfläche. Etwa
120 Mio. € investierte SES in den Umbau des Centers in eine ringförmige
Mall, das Plus an verpachtbarer Fläche entstand unter anderem dadurch,
dass ein altes Parkdeck zur Einkaufsfläche umgebaut wurde. Neben den
neuen Flächen wurden auch die bestehenden rundum erneuert.
26
TZ 20 2015
Viel Platz. Das Konzept einer Ringmall mit kurzen Wegen ist das Herzstück
der neuen Architektur des Fischaparks.
Als Sieger des Architekturwettbewerbs
ging das Londoner Büro Haskoll
Architects and Designers hervor. Überarbeitet und umgesetzt wurde das Projekt
dann von AC ArchitekturConsult ZT in
Wien, das die Gesamtplanung übernahm.
Besonders wichtig war den Architekten
und Betreibern natürliches Tageslicht in
der Mall, das unter anderem durch die
ikonischen »Cones« – hohe, dreidimensionale Stahl-Glas-Konstruktionen – in das
Center strömt. Sie bilden die zentralen
Punkte des Fischaparks und ermöglichen
ein fünfgeschoßiges Raumerlebnis vom
Dachparkplatz bis in die Tiefgarage. Sie
bieten Platz für geplante Events und fungieren mit Pflanzen und einer hohen
Wasserskulptur als Begegnungspunkte im
Center. Champagnergold ist die neue
Farbe des Fischaparks, die sich ikonisch
durch das EKZ zieht und die warme
Tageslichtatmosphäre unterstreicht. In
die gleiche Kerbe schlägt das hochwertige
Eichenstöckelparkett, das vor allem im
Obergeschoss eingesetzt wurde. In der
unteren Shoppingebene setzt man auf
sandfarbene Steinfliesen.
Besonders wichtig war den Betreibern
auch die Gestaltung der Parkplätze. Nach
dem Umbau stehen den Kunden nun
1.800 überbreite und damit komfortable
Gratisparkplätze in einer Tiefgarage und
am Dach des neuen Gebäudes zur Verfügung. Damit der Verkehr aber nicht nur
innerhalb des Centers gut geregelt ist, hat
man auch rund um den Fischapark einiges investiert. So errichtete die SES ins­
gesamt drei neue Ampelanlagen entlang
der Hauptzufahrtsstraße Zehnergürtel.
Ein gerade in einem Siedlungsgebiet
nicht unwesentlicher Faktor. Ebenso wie
der Ausbau des Radwegenetzes und
die Schaffung von 130 überdachten
­Radstellplätzen.
International trifft regional. Mehr als 120 Shops finden nun im
neuen Fischapark Platz. Die Nachfrage
war laut SES massiv, seit dem Herbst letzten Jahres waren bereits 90 % der Flächen
© Fischapark
MUSTERSEITE
© Peek&Cloppenburg
… Spar European Shopping
Centers mit Sitz in Salzburg
ist Investor, Entwickler,
Errichter und Betreiber von
großflächigen Handelsim­
mobilien. In Österreich und
Slowenien ist man Markt­
führer im Bereich Shopping­
center. Mit der Eröffnung der
Weberzeile in Ried im Inn­
kreis im August 2015 betreibt
SES nun 30 Center, 18 davon
in Österreich. Zu den derzeit
laufenden Projekten zählt
auch ein Shoppingcenter im
südlichen Gewerbegebiet der
Südtiroler Landeshaupt­
stadt Bozen, das einerseits
gut an das nahe Stadt­
zentrum angebunden ist,
andererseits durch die Bren­
ner-Autobahn auch überre­
gionale Strahlkraft besitzen
wird. Die ­Fertigstellung mit
34.000 m2 verpachtbarer
Fläche und 70 Shops ist für
2018 geplant.
© Peek&Cloppenburg
© Fischapark
SES …
fix vergeben, die letzten Verträge wurden im Sommer 2015 unterzeichnet.
Großzügige, bis zu fünf Meter hohe Shopportale geben den Händlern Raum
für eine individuelle Gestaltung. Beim Mietermix legt man einerseits großen
Wert auf Internationalität. So ist etwa die Varner-Gruppe mit ihren drei Konzepten Dressmann, Bik Bok und Carlings präsent. Peek & Cloppenburg sowie
Zara sind mit großen Flächen erstmals in der Region vertreten, Liebeskind
und Hallhuber haben ebenfalls zugeschlagen. Stolz ist man auch auf den
ersten Store von Schöffel-Lowa in Ostösterreich. Auf der anderen Seite wird
aber auch das Thema Regionalität im Fischapark großgeschrieben. »Rund
20 % der Shops werden von Unternehmern aus der Umgebung selbstständig
oder als Franchisenehmer geführt«, betont Marcus Wild. Aber nicht nur bei
der Mieterauswahl, auch bei der Gestaltung spielt Regionalität eine Rolle. So
wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum eine Wand beim Eingang
drei grafisch gestaltet und weist nun auf die Geschichte und Meilensteine von
Wiener Neustadt hin. Ein von der Decke abgehängter Segelflieger stammt aus
dem Flugzeugmuseum der Stadt. Jährlich soll hier ein neues Modell zu
bewundern sein und damit die Zusammenarbeit mit der Region unter­
streichen. Dass sich der Fischapark bereits jetzt als Familientreffpunkt der
Wiener Neustädter etabliert hat, merken die Betreiber auch an der Kinder­
erlebniswelt Planet Lollipop, die 500 m2 des Centers einnimmt. Seit der Eröffnung im April 2014 feierte man bereits nahezu 1.000 Kindergeburtstagspartys
in der Erlebniswelt, freut sich Christian Stagl. Und Marcus Wild rechnet nach
der abgeschlossenen Erweiterung mit noch mehr Kundenzustrom. Im Jahr
2011 durfte man 4,2 Mio. Kunden begrüßen. Während der Bauphase war das
Zählsystem laut SES nicht aktiv. Aber, so Wild: »Wir rechnen damit, dass wir
jetzt insgesamt 50 % mehr Kunden haben werden.«
BN
TZ 20 2015
27 EINKAUFSZENTREN
Nahversorger
in der City
­ ollpreisgeschäfte untergebracht werden.
V
»Im nächsten halben Jahr wird sich entscheiden, ob das Konzept umgesetzt
wird«, sagt Schneider, der mitten in der
Mietersuche steckt. »Wir sind auf einem
guten Weg, aber der Wettbewerb um Mieter im Linzer Zentralraum ist hart.« Was
wiederum gleichzeitig ein Vorteil sei: »Die
Handelsagglomeration im Umfeld ist eine
der größten Österreichs. Durch ein Factory Outlet würde sich das Einzugsgebiet
noch einmal erweitern, und so wird der
Standort für neue Mieter noch einmal
interessanter.«
Der Wiener Einkaufszentrenentwickler und -manager Ekazent
arbeitet an mehreren neuen Projekten. Doch die neuen Flächen
werden immer kleiner. Den Handel kritisiert Geschäftsführer Kurt
Schneider als innovationsmüde.
D
as G3 Shopping Resort Gerasdorf feiert gerade seinen dritten
Geburtstag. Mit 70.000 m2 war es die letzte neue Mega-Mall,
die in Österreich eröffnet wurde. Vor zweieinhalb Jahren
folgte mit Wien Mitte – The Mall noch ein weiteres Schlachtschiff, mit rund 30.000 m2 Geschäftsfläche freilich schon
deutlich kleiner. Beides waren Projekte der Immobiliengesellschaft E
­ kazent,
einer Tochter der Bank Austria. »Solche Neuentwicklungen wird es nicht
mehr geben«, glaubt Geschäftsführer Kurt Schneider. »Damit wird sich die
Branche abfinden müssen.« Gründe nennt er gleich mehrere: »Die Widmungen werden immer schwieriger, es gibt keine weißen Flecken mehr,
und auch der Markt schreit nicht gerade nach neuen Projekten. Der Handel
hat erkannt, dass durch neue Center nicht unbedingt mehr Kunden
­kommen, sondern sich die Umsätze nur anders verteilen.«
Aber auch die Horrorprognosen der letzten Jahre sind (noch) nicht eingetreten: »Es haben noch nicht viele Center zusperren müssen«, so Schneider.
Doch zumindest ein prominentes Center gibt es, das zusperren musste.
Und um das darf sich nun die Ekazent kümmern: das Uno Shopping im
oberösterreichischen Leonding. Als Smart City Leonding soll es in einigen
Jahren wieder auferstehen. Der Besitzer, ebenfalls eine Bank-Austria-Tochter, will einen höheren zweistelligen Millionenbetrag investieren, um die
Immobilie völlig neu zu positionieren. Im Rahmen eines »Value Centers«
sollen auf rund 12.000 m2 Factory-Outlet-Shops, auf den restlichen
29.000 m2 eher im mittleren bis unteren Preissegment angesiedelte
28
TZ 20 2015
© VioPlaza
Kleinere neue Projekte. Die
Neuentwicklungen, an denen die Ekazent
derzeit arbeitet, befinden sich großteils in
Wien. Größtes neues Projekt ist das Vio
Plaza in Wien-Meidling. Schon gut ein
Jahrzehnt wurde auf den sogenannten
Kometgründen an einem Mischnutzungs­
projekt samt Hochhaus gearbeitet, doch
immer wieder verzögerten Anrainerproteste und Beschwerden von Denkmalschützern das Vorankommen. »Jetzt sind
alle Genehmigungen durch, der Baubeginn ist für Frühjahr 2016 fixiert«, berichtet Schneider. Das Gebäude direkt an der
U-Bahn-Station Meidling Hauptstraße
besteht aus ca. 12.000 m2 Handels- sowie
40.000 m2 Büroflächen. Das Vio Plaza soll
dabei in erster Linie als umfassender
Nahversorger für die Bewohner der
umliegenden Gebiete und die 3.000
Arbeitsplätze im Haus selbst dienen. »Ein
Merkur ist fix mit dabei, auch Gastronomie wird eine bedeutende Rolle spielen,
Bekleidung ist an diesem Standort eher
ein untergeordnetes Thema», so der
Geschäftsführer. Die Eröffnung ist derzeit
für das Jahr 2018 geplant.
Auch die weiteren aktuellen Ekazent-Projekte haben eher Nahversorger-Charakter.
Dazu gehört das 6.000 m2 große Trienna
beim Eurogate (3. Bezirk), ebenfalls mit
Merkur-Markt sowie vorwiegend Gastronomie und Kurzfristbedarf. In der bereits
in Bau befindlichen neuen Zentrale der
Österreichischen Post AG, Post am
Rochus, entstehen bis Herbst 2017 rund
5.500 m2 Handels- und Dienstleistungsflächen. »Die Vermietung läuft sehr gut,
bis Mitte nächsten Jahres sollten wir
­ausvermietet sein«, berichtet Schneider.
Neben einer großen Post-Filiale, Gastro-
EINKAUFSZENTREN
nomie und Kurzfristbedarf sollte an diesem Standort mitten im gewachsenen
Stadtgebiet auch »der eine oder andere
Textiler« einziehen, so Schneider.
In noch weiterer Ferne ist die Realisierung
des Projekts Perron am Salzburger Hauptbahnhof. »Das hängt noch in den Mühlen
des Genehmigungsprozesses«, berichtet
der Ekazent-Geschäftsführer. Entstehen
sollen dort 2.500 m2 Handelsflächen im
Bereich zwischen Bahnhof und Kiesel­
passage (die ebenfalls von Ekazent betrieben wird). Auch hier sollen Mieter aus dem
Textilbereich eine Rolle spielen. In Kufstein wiederum entsteht das Kultur Quartier Kufstein, wo neben Veranstaltungsbereichen und öffentlichen Einrichtungen
auch 2.500 m2 für Gastronomie und
­Handel vorgesehen sind.
Auf den Onlinehandel reagiert der Handel dadurch, dass jeder seinen eigenen teuren Onlineshop macht, womit aber nur die wenigsten Geld verdienen.
In den stationären Geschäften, bei Warenpräsentation und Ladenbau, sehe
ich aber vor allem more of the same.« Während Plattformen wie Zalando ihre
»Schaufenster« bis zu fünfmal am Tag neu gestalten würden, sehen viele
Läden immer gleich aus. »Wo das Auge nicht hängen bleibt, gehen die Füße
vorbei«, weiß Schneider. »Anstatt die Stärken des stationären Handels besser
herauszuarbeiten und auszubauen, fällt vielen Händlern zur Verkaufsankurbelung nicht viel mehr ein als ›Mid Season Sale‹. Aber dadurch verliert der
Handel erst recht an Glaubwürdigkeit«, so die Kritik.
Mf
2015
NEW
MALLS
neren, an der Nahversorgung orientierten
Projekten kehrt die Ekazent zu ihren Wurzeln zurück. Die vor mehr als 50 Jahren
gegründete Gesellschaft war ursprünglich
mit ihren Ladenzeilen in Wiener Stadt­
erweiterungsgebieten bekannt geworden,
darunter das Großfeldzentrum, das Hanssonzentrum und das Zentrum Simmering.
»Diese klassischen Nahversorgungseinrichtungen funktionieren nach wie vor«,
berichtet Schneider. Zu Lebensmittelgeschäften, Bäckereien und Dienstleistern
wie Friseur- oder Nagelstudios sind auch
textile Mieter wie Ernsting’s Family gestoßen, die sich in diesem Umfeld wohl­
fühlen. Teils wurden diese Center über die
Jahre auch behutsam erweitert – wie derzeit das Hanssonzentrum, das aktuell aufgrund der Verlängerung der U-Bahn-Linie
U1 von 7.000 auf 8.000 m2 vergrößert und
im Bestand revitalisiert wird.
Nach dem Verkauf des G3 in Gerasdorf an
die ECE ist Wien Mitte – The Mall das
größte Bestandsobjekt der Ekazent. Dort
wurde vor Kurzem erstmals die Vollvermietung erreicht. Letzter Neuzugang: der
Rennsport-Store Wemove, laut eigenen
Angaben der größte Running-Store Österreichs, gegründet übrigens mittels einer
Crowdfunding-Initiative. »Das Konzept
funktioniert sehr gut«, sagt Schneider, der
generell jedoch eine gewisse Innovationsmüdigkeit im Handel feststellt. »Obwohl
wir seit Jahren davon reden, bauen nur
sehr wenige Händler spannende Läden.
WEBERZEILE, Ried, Austria
Kritik am Handel. Mit diesen klei-
NEW
PROJECTS
NEW
BRANDS
Connect with the Spirit of Retailing
SES entwickelt und managt erstklassige Handelsflächen in bester Lage. Urbane, pulsierende und
beliebte Shopping-Destinationen als zeitlos moderne Marktplätze mit höchster Aufenthaltsqualität
sind das Ergebnis einer jahrzehntelangen Erfolgsstory. SES managt derzeit 30 Shopping-Malls
in sechs Ländern und expandiert in Italien, Slowenien und Kroatien. Auch auf dem Heimmarkt
Österreich sorgt SES mit neu eröffneten Malls, neuen Projekten und neuen Brands für frischen
Wind in der Handelslandschaft.
Connect with us:
SES Spar European Shopping Centers GmbH
T: +43 662 44 71-71 71, [email protected]
www.ses-european.com
EINKAUFSZENTREN
Shopping-Mall-Dichte in Europa
400
115
164
174
100
196
211
221
233
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TZ 20 2015
500
374
30
600
434
Erweiterungen statt Neubauten. Als Folge gibt es nur noch
wenige neue Projekte. Und wenn, dann sind sie von kleiner und mittlerer
Dimension – und die Umsetzung wackelt. Fix ist der Bau der Seestadt Bregenz, weniger sicher hingegen die Realisierung des Perfect Shopping in
Neusiedl, des Kampcenters in Zwettl oder des geplanten Einkaufszentrums
am ehemaligen Kasernengelände in Steyr. Vergleichsweise leichter und mit
weniger Risiko behaftet ist da noch die Erweiterung bestehender Center, wie
aktuell beim Fischapark (Seiten 26, 27) oder bei der PlusCity bei Linz.
­Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioPlan und RegioData: »Die
Expansion der Einzelhändler hat stark nachgelassen. Neue Standorte werden
genau geprüft. Wenn ein Center bereits gut funktioniert, versucht man, es zu
vergrößern. Die Betreiber können den potenziellen Mietern gute Zahlen
vorweisen und alle Beteiligten wissen eher, worauf sie sich einlassen.« Bestehende Center wiederum müssen durch die gestiegene Konkurrenz und das
sich ändernde Einkaufsverhalten permanent an ihrer Attraktivität arbeiten.
Darum wurden von den 100 größten Shoppingmalls in den letzten fünf ­Jahren
mehr als ein Drittel wesentlich umgestaltet. Teilweise werden bestehende
Center oder Fachmärkte sogar völlig abgerissen und modern neu gebaut – wie
derzeit das Huma-Center in Wien oder das ELI in Liezen. Trotzdem kämpft
die Branche mit sinkenden Quadratmeterumsätzen – auch durch den Aufstieg des Onlinehandels. Dazu kommt, dass nicht alle Neueröffnungen der
letzten Jahre erfolgreich waren. Alt, aber gut: Von den 25 ertragsstärksten
Shoppingmalls (gemessen am Umsatz pro Quadratmeter vermietbarer
­Fläche) sind fast alle mindestens 15 Jahre alt.
700
584
V
iele Jahre lang war Österreich aufgrund seiner hohen Kaufkraft ein interessantes Ziel für internationale Händler auf
der Suche nach neuen Märkten. Die Immobilienwirtschaft
reagierte auf diese Nachfrage und schuf immer neue Flächen
in Einkaufszentren. Doch der Markt ist längst gesättigt. Mit
359 m2 Verkaufsfläche pro 1.000 Einwohnern erreicht Österreich einen internationalen Spitzenplatz bei der Abdeckung mit Shoppingmalls (hier definiert
als überdachte Center mit mindestens 5.000 m2 Verkaufsfläche, also ohne
Fachmarktzentren). Lediglich die skandinavischen Länder, wo das Einkaufen
im Freien klimabedingt meistens weniger Spaß macht, erreichen höhere
Werte (siehe Grafik). Ansonsten ist nur in Slowenien die Dichte noch höher –
eine Folge der überhitzten Expansion während der Immobilienblase von
2008. Während die Schweiz fast die Werte von Österreich erreicht, ist die
Dichte in Deutschland hingegen nur halb so hoch.
Doch nun hat sich das Blatt gewendet: Waren es zuvor die internationalen
Retailer, die sich bei den Immobilienmaklern auf der Suche nach Flächen in
Shoppingmalls anstellten, müssen derzeit die Betreiber um jeden Mieter
kämpfen – was natürlich die Mieterträge nach unten treibt, vor allem bei
schwächeren Projekten. Das macht die Rentabilität von neuen Projekten für
die Entwickler immer schwieriger. Und ist ein Center einmal fertiggestellt,
gestaltet sich auch der gewinnbringende Verkauf oft steiniger als erwartet. Die
Renditen sind in den letzten fünf Jahren um gut ein Viertel geschrumpft.
800
740
Die Pipeline
ist trocken
Verkaufsfläche pro 1.000 einwohner in Quadratmeter; ausgewählte länder
i
n
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S
No
S
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Ö
D
Gro
Grafik: Textil Zeitung, Quelle: RegioData Research, 2015
Österreich hat im internationalen
Vergleich eine außerordentlich
hohe Dichte an Einkaufszentren.
Doch derzeit sind neue Projekte
rar. Müde Konsumenten und das
Internet setzen der Branche zu.
Stark aufgeholt, was die Flächenausstattung
anbelangt, hat in den letzten fünf Jahren die
Bundeshauptstadt: Durch die Bahnhofs­
offensive der ÖBB entstanden Einkaufs­
zentren am West- und Hauptbahnhof sowie
in Wien-Mitte, dazu kamen Neubauten wie
das Citygate, zusätzlich wurden Donau
Zentrum und Auhofcenter deutlich vergrößert. Damit hat Wien nun die höchste Einkaufszentrendichte aller Bundesländer
(402 m2/1.000 Einwohner), gefolgt vom
Burgenland (353 m2), das vor allem durch
die Outlet-Agglomeration rund um Parndorf geprägt ist. Dort ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Soeben fand
der Spatenstich für eine neuerliche Erweiterung des Fashion Outlet Parndorf (ehemals Villaggio) um 6.500 m2 statt, für 2016
plant auch McArthurGlen einen neuerlichen Ausbau seines Designer Outlet Centers um weitere rund 5.000 m2. Darüber
hinaus soll sich im kommenden Jahr auch
ein XXXLutz in Parndorf ansiedeln.
Schlusslicht im Bundesländer-Ranking ist
Vorarlberg (148 m2/1.000 Einwohner),
bedingt durch die topografische Situation,
aber auch durch restriktive Raum- und
Stadtplanungsbestimmungen. mf
Das Fashion Center
im Westen Wiens
P
eter Schaider hat sein Ziel
erreicht. 35 Mio. € hat der
Unternehmer, der neben den
beiden Einkaufszentren Auhof
Center und Riverside auch
eine Fiseur-Kette betreibt, in die jüngste
Erweiterung des Auhof Centers investiert.
Die Verkaufsfläche stieg auf 40.000 m2, der
Modeanteil wurde deutlich erhöht, Mieter
wie Zara, Mango, Humanic, Desigual,
Tamaris, Intimissimi, Calzedonia, Bik Bok
und Dressmann sind neu ins Center gezogen – und heute, bald ein Jahr nach der
Eröffnung des Erweiterungsbaus, kann
Schaider sagen: »Die Umsätze liegen weit
über unseren Erwartungen.« Mit massivem
Werbeeinsatz sowie großem persönlichen
Engagement sei es gelungen, das Einzugsgebiet in Richtung Westen (Neulengbach)
und Norden (Tulln) deutlich auszudehnen.
Und auch gegenüber dem großen Wettbewerber im Süden Wiens habe man spürbar
an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen.
In seinem Einzugsgebiet sieht sich Schaider
fest verankert. »Ich bin keine große Aktiengesellschaft, sondern ein selbstständiger Unternehmer, der aus der Region kommt. Ich kenne
meine Kunden und kann auf ihre Wünsche
eingehen.« Damit spielt der Center-Boss auf
die Qualität des Mietermixes an, auf die er
großen Wert legt. Schließlich stammt im geografischen Nahbereich der Mall ein hoher
Anteil der Bevölkerung aus der qualitätsorientierten A- oder B-Schicht. So würde er keine
Diskonter in seinem Center akzeptieren. »Wir
wollen wertig erscheinen und arbeiten permanent daran, uns noch weiter zu verbessern.« Dabei ist im Gespräch durchaus herauszuhören, dass Schaider das Thema
Qualität auch persönlich ein Anliegen ist. »Wir
reden heute so viel über Umweltschutz und
Nachhaltigkeit. Da passt es doch nicht zusammen, wenn man ein Kleidungsstück nach
zwei Mal tragen wegwerfen muss.«
Wie ein FuSSballteam
Längere Zeit war Schaider auf der Suche
nach einem modernen Herrenausstatter –
mit dem norwegischen Konzept Dressmann
wurde er fündig. Und sein Gespür hat sich
als richtig herausgestellt: »Wir haben die
stärkste Dressmann-Filiale Österreichs, da
sind wir sehr stolz darauf. Unsere Kunden
sind wirklich froh, dass es nun ein Geschäft
auch für Businessbekleidung gibt.« Zuletzt
wurde der Markenmix auch durch den V.I.P.
men’s store ergänzt, der sich eher an den
jüngeren Mann richtet. Einen weiteren Her-
renspezialisten im Center könnte sich Schader durchaus noch vorstellen. »Und was uns
wirklich fehlt, ist ein wertiger Trachtenanbieter«, bedauert der Center-Inhaber. »Aber
sonst sind wir wirklich gut aufgestellt.« Im
September haben der erste Nike Factory
Store Wiens und Optik Wutscher neu eröffnet. Spielwaren Heinz eröffnete seine größte
Filiale im Auhof Center , Bipa erweitert seine
Fläche gerade auf 500 m2, und auch das
Gastronomie-Angebot wurde erweitert. »Ein
Einkaufszentrum ist wie eine Fußballmannschaft«, sagt der Inhaber. »Man muss permanent optimieren und umstellen, um für
die Kunden interessant zu bleiben.«
Und ja, besser heißt auch größer. Im Hintergrund wurde schon mit den Vorarbeiten für
den nächsten Erweiterungsschritt begonnen. Doch es sei noch zu früh, um über
Details zu reden. »Es gibt noch geringfügige
Flächenreserven. «, kündigt der Hausherr
an. Der Standort Auhof würde weitere Flächen durchaus vertragen. Das Umfeld entwickelt sich dynamisch. An die 2.000 neue
Wohnungen sind derzeit in Planung, auch
über eine U-Bahn-Verlängerung bis Auhof
wird in der Stadtpolitik nachgedacht. »Der
Standort hat noch sehr viel Potenzial«, ist
sich Schaider sicher.
bezahlte Anzeige
Das Auhof Center hat sich mit seiner jüngsten Erweiterung als zweitgrößtes Shopping Center Wiens
etabliert. Der klare Mode-Schwerpunkt kommt bei den Kunden gut an.
I
m elterlichen Unternehmen ist
er förmlich aufgewachsen. Dass
»mollig schön ist« und Frauen
mit Rundungen gern ihre eigenen
Länden haben, wusste man in
den 90er-Jahren durch die Wiener Familie
Kloucek. Lange bevor 100-Kilo-Frauen
wie Beth Ditto ihre Kurven auf dem Laufsteg zeigten, hatte man bei Kloucek ein
großes Herz für Frauen jenseits von Size
Zero – und wirtschaftlichen Erfolg. Aber
wie viele andere Handelsformate geriet
auch dieses unter wirtschaftlichen Druck.
Der Markt veränderte sich – und die
­Klouceks rüsteten vom »Mollig ist schön«Konzept auf die Schweizer Teenie-Mode
von Tally Weijl um. Auch dieses Engagement (Kloucek war der größte Franchisenehmer in Österreich) ist mittlerweile
Geschichte, nur den Laden in der Lugner
City betreibt man noch bis Ende des Jahres. Bernhard Kloucek, einer der beiden
Kloucek-Brüder, brach aber schon länger
in eine ganz andere Richtung auf. Er, seit
2003 Wirtschaftscoach und seit 2011
Unternehmensberater, erfand einen eigenen Beruf für sich: den Faszinations­
experten.
Was das ist? Kloucek berät Unternehmen, die tolle Produkte oder Ideen
haben, aber seiner Meinung nach zu
wenig daraus machen. Weil der Schwung
fehlt, die Idee noch ganz neu ist oder es
nicht ausreichend gelingt, die Kunden für
ein Produkt, ein Format zu faszinieren. Er
schreibt aus eigener unternehmerischer
Erfahrung, wenn er sagt: »Wir Menschen
geben uns generell viel zu schnell mit
einer Situation zufrieden und fahren
dann mehr oder weniger die meiste Zeit
auf Schiene, ohne auf ­mögliche Weichen
zu achten.
Mit Faszination schaut die ganze Welt
anders aus. Glauben Sie mir: Faszination
ist der Schlüssel zu einem reichen und
mutigen Leben, zu Erfolg, Selbstbewusstsein, Einzigartigkeit. Ich beschäftige mich
nun schon seit Jahren, Jahrzehnten, mit
dem Thema und kenne jeden Kniff, alle
Strategien, die es braucht, um Faszination
auszulösen und zu leben.« Einer seiner
Lieblingssätze ist: »No story no
­fascination – no fascination no business!
Das ist Ihr einzigartiger Schlüssel zum
Unternehmenserfolg!«
32
TZ 20 2015
© Bernhard Kloucek
BERATUNG
Bernhard Kloucek hat 25 Jahre Mode hinter sich. Heute berät er
Unternehmen, die eine neue Perspektive brauchen. Er ist Faszinationsberater.
It was
fascination …
Kloucek gründete im Jahr 2011 sein Beratungsunternehmen, sein Buch ist
gerade vor der Fertigstellung. Kloucek berät einen Keimlingsbäcker aus
dem Innviertel, ein Unternehmen, das Bekleidungsstücke mit Chip ausstattet, eine Video-App und eine Plattform für Pop-up-Stores, einen veganen
Eisladen und ein Start-up für innovative 3D-Drucker-Einsätze. Gemeinsam
mit seinem Partner Peter Putz, der in den USA virales Marketing studiert
hat, will er Strategien zum Thema Kundengewinnung und Kundenbindung
in den sozialen Netzwerken umsetzen. Kloucek: »Unsere Mission ist, Unternehmen ins 21. Jahrhundert zu bringen, denn nur so können sie erfolgreich
sein. Denn Homepage ist nicht gleich Homepage und Onlinehandel ist
nicht gleich Online.« Seine aktuell spannendsten Projekte: eine Ernährungsexpertin, ein Start-up für maßgeschneiderte Dirndl und ein Herrenmaßschneider.
Mit der Ernährungsexpertin Monika Masik hat der Faszinationsberater ein
»New-Feeling-Programm« ins Leben gerufen, das einen komplett neuen
Zugang zum Thema Fettverbrennung und Gewichtsreduzierung eröffnet. Die
Beratung erfolgt über Homepage und Blog, in nächsten Monaten soll auch
ein Onlineshop gestartet werden. DesignyourDirndl ist eine Marke einer
jungen Wirtschaftsstudentin, die maßgefertigte Dirndl ausschließlich online
verkauft. Mithilfe eines Dirndlkonfigurators kann sich die Kundin ihr individuelles Dirndl zusammen­stellen. Nach Bestellung des Dirndls bekommt man
laufend Fotos, wie weit das Dirndl gediehen ist, und kann jederzeit in den
Nähprozess eingreifen. Als einzigartig und faszinierend beschreibt Bernhard
Kloucek auch das Prokekt des Maßschneiders Gerald Ruzicka in der Wiener
City, Zum Jockey Club . »Wir erarbeiten in diesem Fall mit dem Eigentümer
Gerald Ruzicka, eine Strategie, die nicht nur mit Maßanzügen zu tun hat,
sondern eine Menge Zusatzfeatures anbieten wird. Dennoch wird die Kernkompetenz noch mehr in den Mittelpunkt gerückt und die Kunden werden
durch einzigartige Erlebnisse auf eine ganz besondere Ebene gehoben.«Der
Faszinationsexperte hält auch Vorträge, die regelmäßig ausgebucht sind, er
rät seinen Zuhörern zum Querdenken und dazu, von ihrem eigenen Produkt
so fasziniert zu sein, dass man auch seine Kunden mitreißt. Eine Rückkehr in
die Mode kann sich der einstige Modehändler nicht vorstellen. Er ist von
seiner neuen Aufgabe zu fasziniert …
BPM
HANDEL
Männerland
HAKA-Chefdesigner Dirk
Jaster war anlässlich der
Eröffnung des ersten
heimischen Bogner-ManStores in Wien.
O
Dirk Jaster, HAKA-Chefdesigner
bei Bogner
b die weibliche Kund­
schaft da nicht eifer­
süchtig wird? Soeben
eröffnete Bogner seinen
ersten reinen HerrenStore in Österreich. An prominenter
Adresse am Lugeck präsentiert das Label
auf 130 m2 seine HAKA-Kollektion. »Der
reine Männer-Store ist ein klares State­
ment«, sagt Dirk Jaster, HAKA-Chef­
designer bei Bogner, der anlässlich der
Eröffnung nach Wien gereist ist. Denn die
Herren gehen seiner Meinung nach lieber
in reine Männerläden. »Seien wir ehrlich:
In Läden für Damen und Herren müssen
die Männer immer nach unten gehen
oder nach oben«, lacht er. Nach ManStores in Madrid, Sofia, St. Petersburg und
Hongkong ist jener in Wien der fünfte
reine Männerladen der Marke Bogner.
Auch das Interieur des neuen Wiener
Stores spiegelt den maskulinen Anspruch
wider. Viel Holz in Form von Wandpanee­
len oder kubenförmigen Warenträgern,
dunkle Metalltische und -hängeelemente
sowie Ledermöbel im Vintage-Look
schaffen eine Welt, in der sich Männer
wohlfühlen. Viel Wert wurde auf eine
­flexible Gestaltung des Ladens gelegt. So
investierte man einiges in eine Wand­
konstruktion, die es erlaubt, Warenträger,
Regalbretter und Kleiderstangen indivi­
duell auf eingelassenen Schienen anzu­
bringen. Beim Sortiment steht hier nicht
so sehr die Sportkollektion im Fokus –
immerhin befindet sich der neue Laden
in wesentlich urbanerem Umfeld als
die Stores in Kitzbühel, Zell am See,
­Innsbruck oder Sölden.
Alle Bilder © BOGNER
007-Spirit. Die Damen machen bei
Bogner nach wie vor den größeren Anteil
aus. Aber Dirk Jaster mag die Herausfor­
derung, vor die ihn die Herrenmode jede
Saison aufs Neue stellt. »Die Herren sind
da in der Kreativität ein wenig einge­
schränkt, bestimmte Farben und Formen
müssen immer vertreten sein.« Doch die
große Aufgabe liegt ja genau darin, in den
Details immer wieder etwas Neues zu
schaffen. Dabei kommt Jaster auch das
hauseigene Atelier zugute. Wenn er etwa
an einer neuen Taschenlösung arbeitet,
dauert es von seiner Zeichnung bis zum
fertigen Musterstück maximal zwei Tage.
Seine zweite große Aufgabe ist es, die
lange Tradition der Marke Bogner jede
Saison frisch zu interpretieren, ohne den
Kern der Marke zu verlieren: »Wir haben
ja immerhin eine natürlich gewachsene
Heritage, auf die wir Wert legen – und
müssen uns nicht erst eine ausdenken.«
Die Willy Bogner GmbH ist ein Familien­
betrieb und wird von Willy Bogner junior
in zweiter Generation geführt. Obwohl er
und seine Frau Sônia das Designteam
eigenständig arbeiten lassen, schätzt
­Jaster doch den Spirit eines familiären
Unternehmens. So wird etwa jede Saison
die neue Kollektion vor der versammelten
Belegschaft präsentiert. Damit auch die
Kollegen aus den nicht designaffinen
Abteilungen einen Überblick über die
aktuelle Kollektion erhalten. Genauso
wichtig wie die Ansprache der Kollegen
ist Dirk Jaster aber auch der Kunden­
kontakt. Nahezu jeden Samstag steht der
Chefdesigner selber im Laden in Mün­
chen, berät die Kunden und lernt sie
dadurch besser kennen. Am Alter lässt
sich die Bogner-Zielgruppe schon lange
nicht mehr festmachen, sagt Jaster, es sei
eher eine Stilfrage. Welchen Typ Mann
hat der Chefdesigner vor Augen, wenn er
seine Kollektionen entwirft? »Vielleicht
Daniel Craig als James Bond – in seinen
sportiven Outfits«, erklärt er. Und damit
schließt sich ein Kreis, denn der ehema­
lige Skirennläufer Willy Bogner junior ist
eng mit der Produktion einiger JamesBond-Filme verbunden, für die er unter
anderem die Aufnahmen der SkifahrerSequenzen leitete.
BN
TZ 20 2015
33 MARKE
© Wrangler
wrangler.de/bornready hat
Wrangler gemeinsam mit
Humphreys nun bereits einige
dieser
Microadventures
gesammelt. Die derzeitigen
Abenteuer finden sich rund
um London, Edinburgh und
Manchester, Berlin, Köln und
Hamburg sowie Warschau,
Krakau und Breslau. Auf den
ersten Blick könnten die pol_
nischen Städte auf der Liste
vielleicht verwundern. Doch
Polen ist einer der stärksten
Märkte für die zur VF-Gruppe
gehörende Marke, Wrangler ist
dort sogar Marktführer, wie
President Rino Castiglione
bestätigt. Castiglione ist seit
April bei Wrangler und ein
echter Denim-Profi, war er
doch zuvor unter anderem bei
Guess und Gas Jeans tätig. Die
Anzahl der urbanen Abenteuer soll in Zukunft noch wachsen. Und
zwar mithilfe der Wrangler-Community. Denn jeder einzelne kann
sein ganz persönliches Microadventure auf der Plattform beschreiben. »Wir haben uns jetzt auf die für uns wichtigsten Städte und
Länder konzentriert«, erklärt Ilaria Pasquinelli: »Aber wir laden alle
Kunden ein, ihre persönlichen Abenteuer mit den anderen zu teilen.« Neben dem Social-Media-Aspekt wird die Kampagne auch mit
Kinowerbung, Out-of-Home-Maßnahmen, Printwerbung, PR-Aktionen und digitalen Mediaschaltungen unterstützt. In Österreich
wurde die »Born Ready«-Plattform ab Ende September bereits drei
Wochen lang in den Schaufenstern von fünf Peek-&-CloppenburgHäusern präsentiert.
Ready, set,
adventure!
Wrangler macht seine Kunden bereit
für große und kleine Abenteuer. Die
passende Jeanswear dazu gibt es auch
im neuen Store in Berlin zu kaufen.
M
it »Born Ready« launcht der Denim-Spezialist in
diesem Herbst/Winter mehr als eine saisonale
Kampagne. Dahinter stehen eine neu definierte
Markenplattform und eine langfristige Kampagne, die die Kunden mitnimmt zu neuen AlltagsAbenteuern. Wie das funktioniert, erklärt Ilaria Pasquinelli, Senior
Consumer Marketing Managerin von Wrangler EMEA. »Gemeinsam mit dem berühmten Abenteurer Alastair Humphreys hat
Wrangler eine Vielzahl an interaktiven Onlinekarten für ›Born
Ready‹-Abenteuer erstellt.« Der Brite Humphreys hat sich seinen
Ruf als Abenteurer unter anderem mit einer vier Jahre währenden
Fahrradreise durch 60 Länder auf fünf Kontinenten verdient. Aber
man muss nicht immer in die Ferne schweifen. Denn er war es
auch, der den Begriff »Mikroabenteuer« geprägt hat. Gemeint sind
damit Aktivitäten in der Heimat, die frischen Wind in den Alltag
bringen. Der zeitliche und auch räumliche Aufwand ist dabei zwar
geringer, aber ein Abenteuer ist es allemal, etwa wenn man auf einer
nahe gelegenen Hügelkuppe übernachtet. Auf der Plattform www.
34
TZ 20 2015
Pilot-Store. Aber es ist nicht nur eine Kampagne, auch die
Produktrange bietet mit dieser Herbst/Winter-Kollektion alles, was
man für die kleinen Abenteuer braucht. Mit »Cold Ready« und »Rain
Ready« präsentiert Wrangler Denims, die dank spezieller Ausrüstungen und Verarbeitungen jedem Wetter trotzen. In der F/S-Saison
2016 wird dann mit »Active Ready«, bei dem unter anderem mit
Coolmax-Ausrüstung gearbeitet wird, der nächste Schritt eingeleitet
werden.
Auch die Bildsprache am POS soll sich der neuen Markenbotschaft
anpassen. So zeigt sich der neue Wrangler-Store in der Alten Schönhauser Straße in Berlin im moderneren, minimalistischeren Look als
andere Wrangler-Flächen. Auch in St. Petersburg und Moskau eröffneten neue Läden. Allerdings sei das momentan nicht der Fokus des
Unternehmens, wie Rino Castiglione erklärt: »Der eigene Retail ist
wichtig, steht aber derzeit nicht an erster Stelle. Zuerst brauchen wir
diese klare Message und müssen diese auch zum Kunden transportieren.« Der Berliner Store ist als Pilotprojekt zu verstehen, von seinem Erfolg hängt ab, ob das Konzept weiterverfolgt wird. »Unser
Schlüssel zum Erfolg«, sagt der Wrangler-Präsident, »ist es, bereit –
also ready – zu sein und mit dieser Botschaft in den nächsten Saisonen Konsistenz zu beweisen.«
BN
NACHHALTIGKEIT
Workshop in der
Kreativschmiede
Eine Gelegenheit zur geballten Blickwinkelerweiterung in Sachen nachhaltiger Textilproduktion
bietet sich nicht alle Tage. Die TZ nutzte die Chance und machte sich auf nach Italien.
KOMPETENT BESUCHT. Zu RGT Italia lud Dr. Dietrich Bock
diesen Herbst rund 40 Brancheninsider ein und arrangierte einen
Ganztagsworkshop unter dem Thema »Sustainability and Product
Development«. Mit dabei eine Handvoll Fachpressevertreter, unter
ihnen die TZ. Ein gesichtsloses Gewerbegebiet im Umland Paduas,
ein unscheinbarer Eingang in einem Werkshallen-Ensemble, ein
Kleinmöbel-Direktverkauf direkt nebenan – eine Kreativschmiede
stellt man sich irgendwie anders vor. Überraschung im Inneren:
Betriebsleiter Giovanni Bruno gab sich große Mühe, dem Entwicklungslabor einen repräsentativen Tagungsraum abzuringen. Überraschung auch auf den Blick in die Teilnehmerliste, die zahlreiche
bekannte Firmen- und Markennamen aufzählte: Ahlers, Boss, Brax/
Leineweber, Bugatti, Clinton, Hauber, Marc Cain, Marc O’Polo, Murk,
René Lezard, Vanilia, Willi Bogner – sie alle entsandten ihre Produktspezialisten. Facettenreich zeigte sich auch das Programm,
das neun jeweils halbstündige Vorträge und Präsentationen kom-
binierte und dem Thema der Veranstaltung angepasste News und
Informationen vermittelte. Fundierte horizonterweiterung. So
erklärte die langjährige kreative Weggefährtin von Vivienne Westwood Prof. Martina Glomb (Hochschule Hannover), dass Nachhaltigkeit bereits beim Modedesign beginnen kann. Und dass es bei
Upcycling-Kollektionen gilt, den Konsumenten im Herz, und nicht
im Verstand zu treffen. Matteo Vallarse (Arvind International) informierte über die zukünftigen Umweltziele der Baumwollindustrie in
Indien. Gigi Caccia, CEO von Italdenim, berichtete von einem Polymer auf Basis Essensabfälle (!), das die Stoffproduktion revolutionieren könnte. Alberto de Conti, Marketingchef von Garmon aus
San Marino, äußerte sich
kritisch über den Hype
rund um Organic Cotton
und rund 250 Ökolabel, die
Handel wie Konsumenten
reichlich verwirren. Sein
GreenScreen-Zertifikat
nimmt besonders den Chemieeinsatz unter die Lupe,
ohne ihn zu verteufeln. Wie
neue Geräte und Softwareprogramme dabei helfen, die Produktion kontinuierlich zu verbessern,
dokumentierte
Flavio
Tonello, Chef des gleichnamigen Wäscherei- und Textilfärbemaschinenherstellers. Ein besonderes Highlight war die
abschließende Führung durch RGT Italia, wo Giovanni Bruno
Ozonwäsche oder 360°-Laser in Aktion vorführte. Die Jeans, die für
eine attraktive Wasch- und Used-Optik nur mehr ein Glas Wasser
verbraucht und aufs Sandstrahlen gänzlich verzichten kann, ist
keine Zukunftsmusik mehr, sondern aktueller Stand der Technik!
Dr. Dietrich Bock zeigte sich unmittelbar nach der Veranstaltung
rundum zufrieden: »Wenn ich das Feedback höre und sehe, mit
welchen Meinungen und welcher Motivation Teilnehmer als auch
Mitarbeiter die Ergebnisse kommentieren, dann haben sich die
ganze Mühe und der Einsatz mehr als gelohnt. Ich bin sicher, dass
insbesondere die Produktmanager und Designer, die wir begrüßen
konnten, einen erweiterten Blickwinkel zu dem, was Nachhaltigkeit, Erneuerbarkeit und umweltschonende Produktionsabläufe
bedeuten, erhalten haben. Wir jedenfalls sind gut gewappnet für
zukünftige Herausforderungen.« CD
© Bock & Partner
H
osen aus dem Hause Dr. Bock & Partner? Wohl kaum
einem Modeeinkäufer ist diese Quelle geläufig. Und
doch: Derzeit 1. 700 Mitarbeiter produzieren hier
mehr als zwei Millionen Hosen jährlich für unseren
europäischen Markt. Das Unternehmen wurde 1984
von Dr. Dietrich Bock gemeinsam mit Hugo Boss aufgebaut und versteht sich heute als innovativer Full-Service Produktions-Dienstleister
für die Bekleidungsindustrie. Mit sieben eigenen Produktionsstätten
in Rumänien und der Ukraine, einem Entwicklungszentrum in
Deutschland und der 2013 gegründeten Kreativ-Schmiede nahe
Padua, die unter RGT Italia firmiert, generiert man rund 35 Mio. €
Umsatz mit steigender Tendenz. Man pflegt überwiegend
das sogenannte Vollgeschäft,
d. h., hier wird im Gegensatz
zur Lohnveredelung alles
organisiert: vom Einkauf der
Rohware und den Zutaten bis
zur Fertigung (Konfektionierung), Ausrüstung (Waschen
und Färben) und der dazugehörigen Logistik. Dem Kunden
aus der Markenindustrie obliegen quasi »nur« die Kreativleistung und der Verkauf,
wobei Ersteres ihm auch schon
abgenommen werden kann.
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35 © Pirouzi
MUSTERSEITE
SWIMWEAR
Ready for
Cruise
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ie Kategorie Swimwear hat sich zu einer besonders lukrativen Sparte der Modebranche
entwickelt. Das Angebot für Damen hat
sich in den vergangenen Jahren verfeinert und kann
enormen Zuwachs an neuen Marken, revitalisierten Firmenzweigen
und neuen eigenständigen Linien
verzeichnen. Frau will sich für den
Sprung ins kühle Nass entsprechend anziehen. Der Badeanzug
als Statussymbol hat jetzt Saison.
Marktentwicklung und
Trends. Der globale Markt für
Swimwear und Beachwear wächst,
da eine gewisse Strandkultur und
Wassersport immer populärer
werden. Unterschiedliche Faktoren wie mehr Einkommen und
dadurch ein Anstieg im Tourismus, aber auch eine erhöhte
kulturelle Akzeptanz von
Swimwear als Bekleidung
verhelfen der Sparte zu
­
rasantem Wachstum. Global
Industry Analysts Inc.
beziffert den Wert des
gesamten SwimwearMarktes bis zum Jahr 2020
mit 20 Milliarden US-­
Dollar. Innovationen wie
Bademode, die vor UVStrahlung schützt, und
neue Thermalmaterialien
spielen eine tragende
Rolle.
Die alternden, aber
­aktiven Bevölkerungen
Europas, der USA und
Japans zusammen
mit den Wachstumsmärkten in
Asien
und
Lateinamerika
versprechen
attraktive Verkaufszuwächse.
Brasilien stellt den größten
Markt, gemessen in Stückzahlen.
36
TZ 20 2015
Swimwear und die dazugehörigen Accessoires beleben
die Sortimente auch außerhalb
der klassischen Badesaison.
Wer immer reist, braucht
immer Beachwear. Viele
Hersteller reagieren darauf.
Der gesamte Asien-Pazifik-Raum, angeführt von
China, repräsentiert den am schnellsten wachsenden Markt im globalen Vergleich, und das schon seit
2009. Eine Studie von Research and Markets (Februar 2015) belegt, dass bis 2019 der Absatz im Einzelhandel schneller wachsen wird als die Produktion, da mehr und mehr Konsumenten zu Ware von
Markenanbietern oder zu Eigenlabels von Mode­
ketten greifen werden. Führende globale Marken im
Mainstream sind Arena Italia, O’Neill, Pentland
Group, Perry Ellis, Quiksilver, Speedo, Tefron und
Wacoal Eveden.
Zu Beginn der Ära der Bademode, in den 1920erJahren, wurden Badeanzüge noch aus reiner Seide
gefertigt. Bademode für Wettkämpfe wurde aus
Baumwolle hergestellt, die jedoch nicht so elastisch,
leicht und strapazierfähig war, ganz zu schweigen
vom Tragekomfort. Die einzige Farboption war
Navy. Schließlich, im Jahr 1957, entwickelte die
australische Schwimmerin Dawn Fraser einen
­
Nylonbadeanzug mit Speedo. Danach wurde die
Auswahl an Farben, Mustern, Schnitten, und Materialien ­größer. Richtig modisch wurde Swimwear
aber erst, als neue Fasern entwickelt wurden und
mit Lycra die Bekleidung im Sportbereich revolutioniert wurde.
Mode beeinflusst die Swimwear.
Schnitte, Materialien, Funktionalität: Damit wird
heutzutage experimentiert. Die Resultate sind
erstaunlich progressiv. Designer widmen sich Kollaborationen, vergrößern bestehende Kollektionen
oder kreieren gar eine neue Marke. Das kreative
Mastermind Gregor Pirouzi ist kein Unbekannter in
der Modewelt. Die Handschuhmarke Nina Peter hat
er 2003 mit der Namensgeberin aus der Traufe
gehoben. Nach zwanzig Jahren des Schaffens für
Größen wie Vivienne Westwood, Helmut Lang,
­Versace, Giorgio Armani und Agent Provocateur hat
sich der Designer entschlossen, sein eigenes Swimwear-Label vorzustellen. Die Entwicklung des
Gesamtkonzepts von GP Swimwear ist das Ergebnis
jahrelang gesammelter Erfahrung als Franchisepartner und Designer bei Agent Provocateur. Gregor
Pirouzis Interesse an Designs, die trotz wenig
SWIMWEAR
Internationale Trends. Seit vielen Jahren
ist Eres einen Schritt voraus, was die ultimative Luxusbademode betrifft. Die minimalistischen Kreationen
aus Frankreich präsentieren sich in einer bewusst
gedeckten Farbpalette. Wenige Ausnahmen in poppigen Monofarbtönen bestätigen diese Regel. Sämtliche
Modelle bestechen durch klares Design, und das heurige Highlight sind die Badeanzüge und Bikinis der
»Tatooh«-Serie, die mit ihrem wunderbar zeitgemäßen Schuppenmuster als Borte oder dekorativem Element besticht. Art déco könnte nicht subtiler dargestellt sein, cool und stilsicher zeigt sich die Eres-Frau
am Pool und am Strand. We Are Handsome ist eine
australische Marke, die schon kurze Zeit nach der
Gründung im Jahr 2009 Kultstatus erreicht hat.
­Unverkennbar sind die überdimensionalen und farbenfrohen Prints. Mit der heurigen, bisher sechsten
Kollektion, ist We Are Handsome endgültig im Mainstream angekommen und hat sich auch abseits der
It-Listen etabliert. MIRIAM HANNA DELLER
»Swimwear hat mich
immer Interessiert«
Österreichs Mode-Mastermind
Gregor PiRouzi über seine erste
Swimwear-Kollektion
k
besticht durch den hohen
Tragekomfort.
Was ist das Besondere an
dem Material, das Sie für
Ihre Bademode verwenden?
»Cotton Touch« ist ein echtes
Highlight, da sich die Bademode wie Baumwollunterwäsche anfühlt.
Welche Frau trägt GP
Swimwear?
Unsere Bademode richtet
sich an alle Frauen von 17
bis 80 Jahre. Unsere Kundinnen stehen selbstständig im
Leben, sie sind kreativ und
inspiriert.
Werden Sie je eine GregorPirouzi-Swimwear-Männerkollektion entwerfen?
Obwohl es einen großen
Bedarf an Ideen gibt, bleibe
ich bei Damenmode. Es gibt
aber kleinere Labels, die t­ olle
Herrenbademode machen,
solche, die einfach noch
nicht vom Mainstream
­entdeckt wurden.
Was ist die Hotbox?
Unser Shop-in-Shop-Konzept ist ein neuartiges System, das wir in Österreich
gebaut haben und das in
Stores wie in Deutschland
zum Beispiel bei KaDeWe im
Einsatz ist. Das »Geschäft im
Koffer« wird vor Ort von
einer Dame betreut, die sich
um die Kunden kümmert.
Wie sieht ein Tag in Ihrem
Leben aus?
Sehr intensiv. Gregor Pirouzi
Swimwear fordert wieder viele Reisemeilen ein, ich bin
viel unterwegs und sehr aktiv.
Mit viel Fleiß schafft man es!
Miriam Hanna Deller
redes
Herr Pirouzi, wie kam es
zur Gründung Ihres ersten
eigenen Labels?
Das Thema an sich hat mich
schon zu Studienzeiten
­interessiert. Die Arbeit mit
wenig Material lernte ich bei
Helmut Lang schätzen, seitdem besteht eine gewisse
Affinität dazu. Mein bis­
heriger Wirkungsbereich
umspannt Couture, Wäsche
bis hin zu Handschuhen.
Swimwear ist mit relativ
wenig gutem Design am
Markt – Südamerika stellt
hier eine Ausnahme. Ich
bemerkte diese Marktlücke,
aber auch dass dieser Markt
von eigenen Regeln
beherrscht wird. Während
meiner Arbeit mit Agent Provocateur wurde mir bewusst,
wie gern der Kunde Qualität
in der Bademode hätte. Nach
einem Jahr intensiver Vorarbeit und einer Marktstudie
war es dann so weit.
Welche Ideen und Einflüsse
prägen Ihre SwimwearDesigns?
Geometrische und stilisierte
Formen spiegeln sich wider,
keine floralen Muster. Ein
wenig erinnert es vielleicht
an die Mode der 60er. Die
Schnittformen sind modern
und spiegeln ein sehr sportliches Design wider. Der
Sportwäsche-Charakter ist
zum Beispiel bei den Badeanzügen leicht erkennbar,
diese sind wie Bodys im
Schritt zu öffnen. Damen mit
weiblichen Formen passen
diese Schnitte ausgezeichnet,
vor allem das Material
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­ aterialverbrauch zur Geltung kommen, beschäftigt
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ihn seit seinem Studium. Seit er mit dem Meister des
Minimalismus, Helmut Lang, zusammengearbeitet
hat, besteht eine gewisse Affinität für diese Art des
Lebensgefühls. Das zieht sich durch sein Wirken in
den Bereichen Couture, Wäsche und Handschuhe.
Der gebürtige Tiroler hat mit seiner neu lancierten
Kollektion eine klare Linie vorgegeben: Die Designs
von Pirouzis erster Kollektion bestechen durch stilisierte, sehr klare geometrische Muster, die sich gut
mit den sportlichen Schnitten vertragen. Angelehnt
sind die Schnitte sowieso an Sportunterwäsche,
Pirouzi ist ja durch sein Wirken bei Agent Provocateur ein Wäschespezialist. Er mag Frauen, seine
Modelle sollen jeder Trägerin passen, auch jenen
zwischen 17 und 80, die nicht zwingend etwas mit
den mageren Modelmaßen unserer Zeit gemein
haben. Als besonders innovatives Merkmal seiner
Linie zeichnet sich das Material aus. »Cotton Touch«
unterstützt den Tragekomfort, und Badeanzüge
mutieren nach Sonnenuntergang zum Body, der
genussvoll ein sportlich-schickes Oufit komplettiert.
Nachhaltigkeit ist auch ein Thema des Wahlwieners.
Das Material wird in kleinen Produktionsstätten in
der Türkei, die Familienbetriebe sind, hergestellt.
Gewisse Mengen müssen trotzdem produziert werden, sonst stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis
nicht. Pirouzi merkt an, dass man es nur mit viel
Fleiß schaffen kann. Dass er selbst gerne sämtliche
Fäden in der Hand hat, beweist er mit einem Shopin-Shop-Konzept: Die sogenannte Hotbox, ein
»Geschäft im Koffer« tritt mit einer Gregor-PirouziSwimwear-Spezialistin auf, die sich vor Ort um den
Verkauf an den Endkunden kümmert. In Berlin bei
KaDeWe ist die Hotbox schon im Einsatz, Miami und
London stehen als Nächstes an.
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itte November ist es wieder so weit: Zum bereits
neunten Mal präsentieren etwa 40 Designer aus
aller Herren Länder ihre Kollektionen im Lentos
Kunstmuseum Linz. HAKA, DOB und Kindermode sowie
Accessoires und Schmuck gibt es zu sehen. Bei der Wahl
der Designer schwingt stets der Faktor Innovation mit,
der wichtig für die Qualifikation als Modezone-Label ist:
»Neue, spannende Techniken einzusetzen, traditionelle
Methoden in einem neuen Kontext gedacht, oder der Einsatz von außergewöhnlichen Materialen – das macht für
uns innovatives Design aus, und genau das wollen wir mit
der Modezone nach Linz bringen«, so die beiden Organisatorinnen Ina Wiesner und Astrid Windtner. Neu ist die
Zusammenarbeit der Modezone mit der Kunstuniversität
Linz und ihrem frisch gegründeten Studienlehrgang
»Fashion & Technology«. Der Lehrgang soll aktuelle Mode
mit Innovation und Technik verbinden und auf diese
­Weise zukunftsweisend sein.
38
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© ulliKo/Reinhard Astleithner
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© Falke
LA MARTINA
Kick-off der LM Academy
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© www.dekowoerner.de
© La Martina
m Düsseldorfer Headquarter, das einzigartige Einblicke in die Markenstory bietet, fand Mitte Oktober die erste La Martina Academy statt. Rund
30 Gäste erlebten einen spannenden Vortrag von Lando Simonetti (Bild
Mitte, mit Deutschland-Chef Bastian Ammelounx und Europa-CEO Enrico
Roselli): »In diesem Jahr feiern wir das Ende der ersten 30 Jahre Unternehmensgeschichte. Im nächsten Jahr feiern wir den Anfang der kommenden
30 Jahre«, eröffnete der Founder und Chairman des argentinischen Modeund Sportausrüstungslabels den Dialog. »Für
uns ist Polo weitaus mehr als die Förderung
eines Markenzeichens, wir sind Polo! Wir
­liefern weltweit das beste Equipment und
setzen über 150 Polo-Events im Jahr um.« Die
Idee der LM Academy als wiederkehrendes
VIP-Networking-Event ist, mit inspirierenden
Fashion- und Lifestyle-Talks den Markenspirit zu vermitteln.
Falke
Happy Birthday,
»Airport«!
Heinrich Woerner GmbH
Es weihnachtet!
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er Deko-Spezialist Woerner ist mit seinem aktuellen Katalog Herbst/Weihnachten 2015 bestens für die festliche Jahreszeit gerüstet. Zu den wichtigsten Trendfarben in Einrichtung und Deko zählt derzeit Kupfer – und das schimmert auch
zu Weihnachten in all seinen Nuancen. In Form von Weihnachtskugeln bis zur Größe
XL, für Drahtobjekte in Kugel- und dreidimensionaler Form, für Ornamente und Sterne
und auch als Metallic-Folie auf Hirschsilhouetten kommt die Farbe zum Einsatz. Frisch
wirken grüne Themen wie Thujen, Zypressen und Zedern, die als Ranke, Zweig oder
Kranz erscheinen. Die interessante Nadelstruktur und Farbschattierungen machen der
klassischen Tanne Konkurrenz. Grüne Kugeln lassen sich wunderbar zu naturnahen
Holzobjekten kombinieren. Wem das zu üppig ist, der setzt den Trend zur grafischen
Reduktion um: Klassische Deko-Artikel wie Kugeln und Sterne präsentieren sich in
schlichter, dreidimensionaler Drahtform, die Tanne wird zu dreieckigen Silhouette.
H
euer feiert das Modell
­»Airport« des Strumpfspezialisten Falke bereits seinen
25. Geburtstag. Das Herrenmodell
beweist seit einem Vierteljahrhundert,
dass Komfort und edler Look kein
Widerspruch sein müssen, und steht
für angenehmes Tragegefühl und
hochwertiges Aussehen. In 25 Jahren
wurde das Angebot auf 28 Farben
erweitert und jede Saison um aktuelle
Modefarben ergänzt. Erhältlich ist der
»Airport« als Kurzstrumpf und als
Kniestrumpf. Übrigens: Im letzten
Jahr war der »Airport« mit über einer
Million Paaren der meistverkaufte
­Falke-Herrenstrumpf weltweit.
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39 © Tiger of Sweden/Jeans
MODE AKTUELL
P
© Mey
assend zur hochwertigen Herrenlinie
»Mey story« lanciert der Wäschespezialist auch Kindermodelle, die denen der
Großen in nichts nachstehen. Besonders wichtig bei den kleinen Burschen: Die Modelle sind
bequem, sitzen optimal und schränken die
Kinder nicht in der Bewegungsfreiheit ein. Die
verwendete Peru-Pima-Baumwolle steht für
hohen Tragekomfort und ist auch auf sensibler
Haut weich und anschmiegsam. Gefertigt
­werden alle Modelle von Hand in Deutschland.
Erhältlich sind ein Crew-Neck-T-Shirt mit
Brusttasche, eine Hip-Short und Boxershorts
in den Größen 98 bis 164.
Mey
Father
and Son
TIGER OF SWEDEN/JEANS
Persianer für
den Mann
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eim skandinavischen Label wird mit
der aktuellen H/W-Kollektion der
wachsende Trend in Richtung Nachhaltigkeit, Kunst und Dark Rock ausgelotet.
Die Mischung mag auf den ersten Blick
sperrig erscheinen, gewinnt jedoch bei
Tiger of Sweden einige faszinierende Facetten. Bei den Damen beherrscht ein verträumtes, dunkles Thema den Look: Die Silhouette ist verlängert, schmal und steht im
Kontrast zu kastenförmigen Entwürfen. Die
Hose »Fury« tanzt mit ihrem tiefen Schritt
aus der Reihe der Skinnys und gilt als einer
der Key-Styles. Götterwesen mit Vogel­
köpfen spielen als Print eine wichtige Rolle.
Bei den Herren steht Leder im Fokus. Die
Luxus-Biker »Zuko Heavy« überzeugt in
dickem, weichem Lammleder mit gestepptem Innenfutter in glänzendem Dunkelblau. Eine gehörige Portion Modemut verlangen Pelzjacken im Persianer-Look. Im
Allgemeinen wird mit einem reduzierten
und minimalistischen Ausdruck gearbeitet.
40
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Modeschule Hetzendorf
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© Ste fan ie Str
er Autohersteller Mazda arbeitete mit der Modeschule
Hetzendorf zusammen, um moderne Accessoires für
die markeneigene Businesskleidung zu entwickeln.
Die Nachwuchstalente ließen sich von Mazda inspirieren und
entwickelten 50 Accessoires, gewonnen hat die 15-jährige Hanna Zachoval. Monika Kycelt, Direktorin der Modeschule, zeigt
sich stolz: »Kooperationsprojekte bieten wertvolle Erfahrungen
fürs konzeptionelle Arbeiten, geben Einblicke in wirtschaftliche Zusammenhänge und tragen zur Entfaltung des kreativen
Potenzials bei.« Die Mazda-Accessoires sollen bei BusinessMeetings, am POS und auf Events zum Einsatz kommen.
BELSTAFF
TV-erprobter
Kultmantel
© Belstaff
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er lange Herrenmantel wird
wieder populär! Ein Trendsetter
dabei ist die preisgekrönte
­britische Fernsehserie »Sherlock«, in der
Schauspieler Benedict Cumberbatch solch
einen Style mit geteiltem Kragen, zweireihigem Knopfverschluss und figurbetonter
­Silhouette trug. Das enorme Interesse am
TV-Modell veranlasste Belstaff (mit Zentrale in London und weiteren Showrooms in
NY, Mailand und München). den »New
Milford Coat« zum UVP von 1.595 € frisch
aufzulegen. Er gilt als Neuinterpretation
der langen Manteltypen aus den bis in
die 1930er-Jahre zurückreichenden
Archiven der traditionsreichen LuxusLifestyle-Marke. Der Einsatz einer technischen, mikroporösen Membrane gibt
dem klassischen Cashmere-Stoff im
Hahnentrittmuster ein wetterfestes Finish.
RAGWEAR
Vegane
Street Fashion
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egründet 1997 in Wiesbaden, groß geworden in der Skaterszene, umgezogen nach Prag – heute steht die »Antibrand«
für alltagstaugliche und qualitative Street Fashion in Konsumpreislagen. Und für eine Besonderheit: Die Produktionskette
ist vollständig organic, vegan und fair. Ragwear verzichtet bewusst
auf tierische Materialien, Accessoires und Zutaten wie Leder, Wolle
oder Horn. Auch bei der Produktion achtet das Unternehmen darauf, dass Farben und Finishes nicht an Tieren getestet wurden oder
tierische Inhaltsstoffe enthalten. Das Engagement wurde nun mit
dem »Vegan Fashion Award 2015« gewürdigt, vergeben von einer
Jury, besetzt mit hochkarätigen Prominenten sowie den Experten
der Tierschutzorganisation PETA.
© Ragwear
Mazda-Mode
firmen&personen
CADORO: ARQUEONAUTAS
UND H.I.S
Seit mittlerweile 22 Jahren vertreibt C
­ adoro,
im MGC in Wien beheimatet, Schals,
Tücher, Taschen, Mützen und Kleidung der
dänischen Marken Choise und Pont Neuf.
Zum Accessoire-Portfolio zählen Codello,
Fraas und Seeberger. Hosen werden mit
Vanilia und seit Neuestem auch mit H.I.S
abgedeckt. Als weiterer Neuzugang ergänzt
Arqueonautas das Moderepertoire. Des
Weiteren bietet Cadoro auch italienische
Accessoires wie Ledertaschen, Modeschmuck, Schals und Mützen an.
Durch das Promptangebot von Cadoro
müssen Händler kein großes Risiko bei der
Order eingehen. Auch größere Nachfragen
können abgedeckt werden.
ARMEDANGELS: VERSTÄRKUNG
Das Team des Fair-Fashion-Labels Armed­
angels hat Verstärkung bekommen. Mit Julia
Aruni Kirschner wurde die Stelle des Sustainability-Managers besetzt. Sie ist damit
nicht nur für die Umsetzung aller Nachhaltigkeitsprojekte, sondern auch für die Weiterentwicklung aller Produzenten hinsichtlich sozialer und ökologischer Standards
verantwortlich. Kirschner arbeitete nach
ihrem Master in Umwelt- und Ressourcenmanagement als Corporate Responsibility
Manager bei Brax und war auch bei Hessnatur tätig. Als neuer PR- und Social-MediaManager ist Katia Winter an Bord. Sie verantwortet seit August die strategische und
operative Umsetzung aller PR- und SocialMedia-Aktivitäten wie auch die Entwicklung
und den Aufbau einer einheitlichen Markensprache. Winter war nach Stationen bei
Publicis Mojo in Sidney und Edelman in
Hamburg als Pressesprecherin des Bonner
Smoothie-Herstellers True Fruits tätig.
Wien Franzosengraben 11a, 1030 Wien
In unserem perfekt gelegenen Schauraumkomplex
steht ab November 2015 eine Fläche von 200m2 zur Verfügung (ev. auch teilbar).
Kurze Wege vom frei verfügbaren Parkplatz für Ihre Kunden und die
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BOGNER: COO UND BOGNERSTELLVERTRETER
Willy Bogner, der Eigentümer und CEO des
Modehauses Bogner, holt mit Anfang
nächsten Jahres eine neue Führungskraft
ins Team. Dann wird nämlich Alexander
Wirth als COO und stellvertretender CEO
ins Unternehmen eintreten. Der 40-Jährige
ist derzeit Geschäftsführer der Ralph
­Lauren Germany GmbH. Früher war er in
leitenden Positionen bei Burberry und
René Lezard tätig. Nach einer Einarbeitungszeit im neuen Unternehmen soll er
schließlich das Amt des CEO von Willy
Bogner übernehmen.
G-LAB: MARKETING
DIRECTOR KÜHNE
Mit Oktober hat Barbara Kühne
als Marketing Director die Verantwortung für den Bereich Brand &
Marketing für die Jackenmarke G-Lab übernommen. Die 42-Jährige kommt von der
Networkagentur McCann, wo sie viele Jahre
diverse Etats globaler Blue-Chip-Kunden
und großer Marken international geführt
und verantwortet hat. G-Lab-Gründer und
-CEO Björn Gericke will mit der Besetzung
von Kühne als Marketing Director die Marke
weiter ausbauen und das Profi schärfen.
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IMPRESSUM
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45, 2380 Perchtoldsdorf, Internet: www.manstein.at, Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: +43/1/866
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Organe: Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin, Mitglieder des Aufsichtsrats:
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Chefredakteurin: Mag. Brigitte Pfeifer-Medlin (bpm), DW 219, [email protected], Stv. Chefredakteur: Mag. Manuel Friedl (mf), DW 228, [email protected],
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Hierzenberger-Gokesch, Grafisches Konzept: Christa Schnellrieder, Produktion: Markus
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Anschrift des Medieninhabers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45, Anschrift
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