Kleine Anfrage mit Antwort: Rettung der Villa Remarque Goddard

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Kleine Anfrage mit Antwort: Rettung der Villa Remarque Goddard
Kleine Anfrage
zur mündlichen Beantwortung
Abgeordnete Filiz Polat (GRÜNE)
Rettung der Villa Remarque Goddard
Die Villa Remarque Goddard (Casa Monte Tabor), in der Schweiz am Lago Maggiore gelegen,
in der der Schriftsteller Erich Maria Remarque nach seiner Flucht aus Deutschland lebte, soll
von den jetzigen Eigentümern verkauft werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie neu saniert oder abgerissen wird. Die Erich Maria Remarque Gesellschaft e.V. aus Osnabrück, dem
Geburtsort Remarques, versucht, dies zu verhindern. Es soll eine Erinnerungsstätte aus der
ehemaligen Villa des berühmten Schriftstellers geschaffen werden, die helfen soll, dass sein
pazifistisches Gedankengut für die heutige Gesellschaft erhalten bleibt. Hierzu sollen eine
Dauerausstellung, sowie weitere kulturelle Veranstaltungen in der Villa stattfinden. In der Villa,
die auch ein Symbol für deutsche Exilkultur in Tessin ist, sollen sich zudem exilierte Schriftsteller und Künstler im Rahmen von Stipendien aufhalten können. Das Nutzungskonzept der Erich
Maria Remarque Gesellschaft sieht vor, laufende Betriebskosten durch Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen anzubieten, ohne dass die Villa in ihrer Nutzung für die Öffentlichkeit
eingeschränkt wird. Die Erich Maria Remarque Gesellschaft e.V. hat sich bereits mit einem
Schreiben an den Ministerpräsidenten David McAllister gewandt und um Unterstützung gebeten.
Ich frage die Landesregierung:
1. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass es gesellschaftlich lohnenswert ist,
über die Erhaltung der Villa Remarque Goddard das pazifistische Gedankengut Remarques zu bewahren und eine Begegnungsstätte für die heutige Auseinandersetzung
mit diesem Themenbereich zu schaffen?
2. Wie schätzt die Landesregierung die besondere Verantwortung des Landes Niedersachsens als Heimatland Erich Maria Remarques ein, sein künstlerisches und gesellschaftliches Erbe zu erhalten und zu fördern?
3. Inwieweit kann das Land Niedersachsen finanziell zum Erhalt der Villa beitragen und
inwieweit hat sich Ministerpräsident McAllister für dieses Projekt eingesetzt?
Filiz Polat
Antwort des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur auf die Mündliche
Anfrage:
„Rettung der Villa Remarque Goddard“
Seit 1996 gibt es in Osnabrück das von der Stadt Osnabrück und der Universität
Osnabrück gemeinsam betriebene und mit Mitteln der Stiftung Niedersachsen eingerichtete
Erich Maria Re- marque-Friedenszentrum.
Das Friedenszentrum präsentiert in einer Dauerausstellung Leben und Werk des in
Osnabrück geborenen Autors. Daneben beherbergt es das Erich Maria Remarque-Archiv
mit der angeschlossenen Forschungsstelie Krieg und Literatur.
Dieses stellt die weltweit umfangreichste Sammlung von Materialien von und über den
Autor und sein Umfeld dar und steht der breiten Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung.
Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum steflt zur Unterstützung von Schulprojekten
Unterrichtsmaterialien zur Verfügung sowie populärwissenschaftliche und wissenschaftliche
Publikationen bereit.
Es vermittelt durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm in Form von
Ausstellungen, Lesungen, Filmwochen, Symposien die Forschungsergebnisse an ein
breites Publikum und wird so auch zu einer Begegnungsstätte.
Dies vorausgeschickt, werden die Fragen namens der Landesregierung wir folgt beantwortet:
Zu 1:
Die Landesregierung sieht es als eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe an, das
pazifistische Gedankengut Erich Maria Remarques zu bewahren und die
Auseinandersetzung mit den Themen Pazifismus, Menschenwürde und Friedenssicherung
zu unterstützen. Das Erich Maria RemarqueFriedenszentrum in Osnabrück widmet sich seit
1996 dieser Aufgabe und leistet dabei hervorragende Arbeit. Mittelfristig plant es die
Erweiterung zu einem Zentrum für kulturelle Friedensforschung und Friedensvermittlung.
Zu 2:
Die Villa „Casa Monte Tabor“ in der Schweiz, in der Erich Maria Remarque in den Jahren
seines Exils sowie von 1948 bis zu seinem Tod gelebt hat, erinnert nicht nur an den Autor,
sondern steht auch für ein Stück deutsche Geschichte und deutsche Exilkultur in der
Schweiz. Die Villa zu erhalten und sie unter anderem zu einer Begegnungsstätte zu den
Themen Friedenssicherung, Wahrung der Menschenwürde und Zusammenleben von
Kulturen zu machen, ist eine achtenswerte Aufgabe. Der Schwerpunkt der Erinnerung an
und Forschung von und zu Erich Maria Remarque liegt jedoch in Osnabrück.
Zu 3:
Mit Schreiben vom 5. September 2011 hatte der damalige Bundespräsident den
Ministerpräsidenten um Unterstützung des Landes Niedersachsen für den Erhalt der
Remarque-Villa gebeten. Eine ähnliche Bitte hatte die Remarque-Gesellschaft mit
Schreiben vom 6. Oktober 2011 an den Ministerpräsidenten gerichtet. Der
Ministerpräsident hat das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)
gebeten, etwaige Unterstützungsmöglichkeiten zu prüfen und sich mit der RemarqueGesellschaft in Verbindung zu setzen. Das MWK hat daraufhin Kontakt mit der RemarqueGesellschaft aufgenommen und eine mögliche Unterstützung des Erwerbs der Villa geprüft.
Das Nutzungskonzept für die Remarque-Villa sieht eine Dauerausstellung über Erich Maria
Remarque und seine Frau Paulette Goddard, kulturelle Abendveranstaltungen, Aufenthalte
für Stipendiaten oder Schriftsteller in den Wintermonaten sowie Buchungsmöglichkeit für
Gruppen als Tagungs- und Begegnungsstätte und Vermietung derWohnräume an Touristen
in den Sommermonaten vor. Eine Finanzierung der Stipendien aus Mitteln des MWK ist
nicht möglich; eine sinnvolle Einbindung der bestehenden Literatur-Stipendien in das
Konzept der Remarque-Villa ist nicht erkennbar.
Nach Aussagen der Erich Maria Remarque-Gesellschaft beläuft sich der Wert der Villa auf ca.
6 Mio. Schweizer Franken. Angesichts der Haushaltslage des Landes Niedersachsen ist eine
finanzielle Unterstützung des Ankaufs der Remarque-Villa nicht möglich.
10.Mai 2012

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