Erfahrungsbericht Florenz WS 2011/12 bzw. SS 2012 Florin Christin

Erfahrungsbericht Florenz
WS 2011/12 bzw. SS 2012
Florin Christin Geble
Im Rahmen meines Kunstgeschichtsstudiums verbrachte ich das Winter- und
Sommersemester (2011/12) in Florenz. Hier ein paar Tipps, Tricks und Erfahrungen für
Studierende, die sich gerade überlegen oder sich bereits entschieden haben, ebenfalls ein
halbes oder ganzes Jahr im wunderschönen Italien zu verbringen und Florenz als
Studienort favorisieren...
Die Stadt
Nicht umsonst wird Florenz als eine der schönsten Städte der Welt bezeichnet – die Zeit
während meines Auslandsaufenthaltes kam mir wie ein Leben in einem großes Open-AirMuseum vor: die vielen Museen mit ihren Kunstobjekte, die schmalen Gässchen, die
beeindruckenden alten Gebäude und die zahlreichen, leider oft von Touristen
überschwemmten Plätze. Besonders in den Monaten Februar bis Ende Oktober platzt
Florenz aus allen Nähten. Das ist oftmals sehr anstrengend, aber es findet sich auch mal
ein Eckchen an dem man den Menschenmassen gut aus dem Weg gehen kann. Außerdem
bietet die Stadt ein unglaublich großes Kulturangebot an (viele staatliche Museen und
Ausstellungen, in die ihr mit dem Studentenausweis umsonst (achtet darauf, dass storia
dell`arte auf euerm Libretto steht!) besuchen könnt, viele Open-Air-Konzerte und andere
Attraktionen unter freiem Himmel (notte biancha, an den Wochenenden auf der piazza
signoria abends ab 21 Uhr Straßenmusik u.v.m.).
Florenz ist besonders im Frühjahr am Schönsten, wenn die Temperaturen auf 20/25 Grad
steigen, die Stadt aus seinem Winterschlaf erwacht und nur wenige Touristen die Straßen
durchstreifen. Doch auch im Sommer kann man wunderschöne Augenblicke einfangen!
Dafür müsst ihr aber früh aufstehen… morgens um sechs Uhr einen Stadtspaziergang
durch die fast menschenleere Stadt schlendernd oder den Sonnenaufgang auf der Piazza
Michelangelo miterleben. Man hat dort einen fantastischen Ausblick über ganz Florenz!
Also einfach mal nach einer Party nicht den direkten Heimweg einschlagen und das ganz
besondere Florenz genießen.
Ausflüge
Wer in Florenz ist, sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Stadt keineswegs eine
typische italienische Studentenstadt ist, die das Leben der typischen Italiener zeigt.
Deshalb fand ich es sehr wichtig an den Wochenenden Ausflüge zu unternehmen. Die
Toskana ist eine der schönsten Regionen in Italien und hat allerhand zu bieten. Die Züge
sind sehr günstig und motivieren geradezu oft unterwegs zu sein. Zudem bieten einige
Organisationen (face und aegee findet ihr bei facebook) regelmäßig Ausflüge in
verschiedene Gebiete bzw. Städte an.
-Weihnachtsmarkt in Padova: der Markt ist anders als in Deutschland, doch die
weihnachtlich dekorierte Stadt ist wunderschön.
-Siena: trinkt einen Kaffee auf der Piazza Il Campo. Ist zwar ein bisschen teuer aber der
Blick und die Atmosphäre sind unvergesslich.
- Rom: wer in Italien ist, muss unbedingt die ewige Stadt besuchen, mindestens drei
Tage dort sind zu empfehlen.
-Lucca: Schönes und kleines Städtchen in der Nähe von Florenz. Weniger touristisch und
mit einem Fahrrad kann man die Stadt toll entdecken.
-Verona: Ein Muss!!! Wenn ihr ein Sommersemester belegt dann müsst ihr unbedingt
nach Verona. Pflichtprogramm: die Oper! Aida ist sehr zu empfehlen. Preislich beginnen
die Karten bei 23 Euro.
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-Viareggio: wenn ihr im Februar in Florenz seid ist der Karneval von Viareggio sehr
sehenswert. Zudem kann man in Viareggio im Sommer wunderschöne Strandtage
verbringen.
-Fiesole: Ist ein kleines Dorf, das fast zu Florenz gehört. Dorthin kann man mit der
Buslinie 7 fahren und wunderbar spazieren gehen und Sonnenuntergänge genießen.
Wohnen in Florenz
Meine Unterkunft habe ich übers Internet gefunden (stanza.it). Stellt euch darauf ein,
dass die Mieten sehr hoch sind. Wenn ihr im August zu suchen beginnt, reicht das
vollkommen aus.
Die Universität unterstützt nicht wirklich bei der Wohnungssuche, aber dafür hängen vor
der Fakultät an der Piazza Brunelleschi Angebote aus und in der Zeitschrift „La Pulce“ (an
jedem Kiosk zu erwerben) finden sich zusätzlich viele Inserate. Da die Italiener kaum
Englisch sprechen, ist es ratsam, so gut sprechen zu können, dass man einen
Besichtigungszeitpunkt und –ort am Telefon besprechen kann.
Alles in allem ist Wohnen in Florenz eine sehr teure Angelegenheit, für ein WG-Zimmer
bezahlt ihr durchschnittlich zwischen 240 und 400 Euro. Deshalb teilen sich auch viele
Studierende ein Zimmer, um weniger Miete zahlen zu müssen.
Ich würde euch nicht raten in die abgelegen Außenbezirke zu ziehen, da nachts die
Busverbindungen ziemlich schlecht sind. Um also abends soziale Kontakte pflegen zu
können wäre es sinnvoll einen Schlafplatz zu wählen, der mit dem Rad zu erreichen ist.
Wichtig! Falls ihr ein Wintersemester in Florenz absolviert achtet darauf, dass es in
euerm zukünftigen Zimmer eine Heizung gibt und dass die Fenster richtig schließen. Ich
hatte das Pech keine Heizung und keine dichten Fenster zu haben und hatte lediglich 11
Grad in meinem Zimmer.
Sprache:
Wer zum Studieren nach Italien geht, sollte sich klar darüber sein, dass alle Vorlesungen
auf Italienisch abgehalten werden und die Italiener meistens gar kein oder nur schlechtes
Englisch sprechen. Deshalb ist es wichtig, vorher seine Sprachkenntnisse soweit zu
festigen, dass man sich gut verständigen und den Vorlesungen folgen kann.
Zu Beginn des Aufenthalts gibt es die Möglichkeit einen Sprachkurs im linguistischen
Zentrum der Universität Florenz zu machen. Für den ersten sechswöchigen Kurs müsst
ihr als Erasmus-Studierende nichts bezahlen, am Ende bekommt ihr dafür ein Zertifikat.
Vorab macht ihr einen mündlichen Einstufungstest (Via F. Valori). Keine Panik: erzählt
einfach ein bisschen von euch- woher ihr kommt, was ihr studiert…- und dann vielleicht
noch welche Grammatik ihr bis dahin durchgenommen habt. Danach könnt ihr einen
weiteren Kurs belegen, der kostet dann aber ca. 60 Euro. (sehr zu empfehlen sind die
Kure bei Massimo Rinaldi) Diese Sprachkurse sind sehr beliebt und haben nur eine
begrenzte Zahl von Plätzen, deshalb solltet ihr euch gleich zu Beginn vor Ort rechtzeitig
informieren (Rotonda, Piazza Brunelleschi) um noch einen zu ergattern.
Außerdem gibt es ein Medienlabor, auf das ihr in eurem Sprachkurs hingewiesen werdet.
Dort könnt ihr in eurer Freizeit Italienisch lernen, zudem es gibt eine Wand, an der
Tandem-Angebote ausgehängt sind (Via Alfani, gegenüber der Rotonda, Im Innenhof
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rechts hinten.) Ich habe mit meiner Tandem-Partnerin sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ihr könnte euch zum Beispiel in der Ospedale treffen- ein Studentencafe mit Blick auf
den Dom!
Studium/ Universität
Die ersten Tage in Florenz und der Aufwand, der für die Anmeldung und Einschreibung an
der Universität betrieben werden muss, sind anstrengend, aber es führt kein Weg daran
vorbei (Jutta Radomsiki hat in ihrem Bericht alles ausführlich dokumentiert). Informiert
euch vorab bei den Professoren, wenn ihr 12 ECTS Punkte machen wollt. Bei mir hat sich
am Ende der Vorlesung herausgestellt, dass dieser Professor mit Erasmusstudenten keine
12er Prüfungen machen möchte! Also am Besten geht ihr nach der 1. Sitzung zum
Dozent/ zur Dozentin, stellt euch vor und sagt, dass ihr Erasmus-Studierende seid und
was ihr für Leistungen erbringen müsst.
Die zu Beginn ausgesuchten Kurse für das Learning Agreement werden nur teilweise
angeboten. Welche Kurse schlussendlich wirklich stattfinden und in welchen Räumen sie
sind seht ihr am schwarzen Brett (Piazza Brunelleschi, im Innenhof auf der
gegenüberliegenden Seite).
Hier ein paar Kurse, an denen ich teilgenommen habe: Profssa. Romby „Architettetura“
(achtet darauf, dass die Vorlesungen nicht in der Aula disegno stattfinden! Das Mikro
überschlägt sich!), Prof. Gnochhi „arte moderna“ ist sehr nett aber redet sehr
philosophisch! Prof. Pinelli „arte moderna“ prüft am Ende seiner Vorlesung nur sein
eignes Buch (200 Seiten, einfach geschrieben, oberflächlich, nur bekannte Künstler),
Profssa. Manni „storia della lingua italiana“ sehr theoretisch, Latein-Kenntnisse sind zu
empfehle. Besonders empfehlen kann ich den Kurs bei Prof. Pinelli!
Für die Prüfungen müsst ihr euch eine Woche vor dem Prüfungstermin anmelden. Die
Prüfungen sind meist mündlich, aber keine Angst die meisten Professoren sind nett und
erzählen vorab eine Geschichte zu Deutschland. Kostenloses Internet gibt es in der Uni.
Gebt einfach eure Matrikel-Nummer mit euerm Passwort ein und ihr könnt mit dem
surfen beginnen. Sehr praktisch während der Vorlesung!
Die Mensa: Die Mensa Sant'Apollonia befindet sich in der Via S. Reparata 12. Wo sich die
anderen Mensen befinden könnt ihr auf der Seite
http://www.dsu.toscana.it/it/ristorazione/mense/firenze/index.html nachlesen.
Beantragen könnt ihr die Mensakarte in der Via Miele 3. Das Essen ist ok, der Essenssaal
ist meistens total überlaufen.
Libretto-Verlängerung: Falls euer Libretto vorzeitig abläuft, braucht ihr eine schriftliche
Bestätigung aus Deutschland von euerm Erasmusberater. Diese direkt ins Erasmusbüro
(Servizio Relazioni Internazionali della Facoltà di Lettere e Filosofia) am Piazza
Brunelleschi schicken. Bis die Unterschrift vom Bereichsleiter auf der Bescheinigung steht
dauert es ca. 1 Woche. Danach mit dem Libretto und der Verlängerungsbescheinignung
nach Novoli ins Ufficio Erasmus Polo Centro Storico/ Ufficio studenti stranieri.
Dies und Das
An dieser Stelle noch ein paar Informationen, die euch vielleicht in Florenz helfen
können:
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- Aperitivo: Gemütliche italienische Sitte. Der Aperitivo ist keineswegs ein Getränk,
sondern eine Bezeichnung für eine Abendgestaltung, die in den meisten Bars angeboten
wird. Man bestellt ein Getränk aus der Karte (egal ob Cocktail oder anderes), bezahlt
einen Festpreis von 5-12 Euro und damit ist Essen inklusive, dass an der Theke oder auf
einem großen Tisch angeboten wird. Dort darf sich jeder so oft nachholen, wie er mag.
Der beste Studierenden-Aperitivo in Florenz: Bar Kitsch (Via San Gallo), Soul Kitchen (Via
die Benchi) und auf der Terrasse der Uffizien: ab 20 Uhr.
- Bank: Am einfachsten ist es, wenn ihr vorab ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnet
(für Studierende gebührenfrei). An Automaten der DB könnt ihr dann gratis Geld
abheben (Via Por S. Maria).
- Bus + Stadtverkehr: Im ATAF-Büro am Hauptbahnhof könnt ihr ein Studenten-Abo
abschließen. Ihr gebt ein Foto ab und müsst ein paar Formulare ausfüllen und erhaltet
dann eine Ausweis, mit dem ihr jeden Monat vergünstigt ein Monatsticket kaufen könnt
(Wenn ihr älter als 25 Jahre seid, könnt ihr euch leider kein vergünstigtes Ticket kaufen!)
Es gibt aber auch die Möglichkeit sich ein Fahrrad zu besorgen. Schließt es immer gut ab!
Fahrräder werden ständig geklaut.
- Lebensmittel: sind sehr teuer in Florenz. Der Joghurt kann bei Conad oder Centro bis zu
einem Euro, der Käse bis zu vier Euro kosten. Wenn ihr nicht direkt im Zentrum wohnt
dann würde ich euch empfehlen zu Esselunga oder Coop zu gehen.
- Diebstahl: Florenz ist eine Touristen-Stadt und diese Tatsache zieht auch Verbrecher
an. Passt gut auf euer Geld auf und haltet die Augen offen, gerade in den überfüllten
Bussen.
- Krankenversicherung: Mir wurde vor meinem Aufenthalt gesagt, dass es notwendig sei
(wenn ihr privat versichert seid) eine beglaubigte Übersetzung eurer KrankenkassenBescheinigung dabei zu haben. Quatsch, ich habe sie nie gebraucht…spart euch den
Aufwand!
- Flüge/ Bahn: Nach Florenz direkt gibt es keine günstigen Flüge, aber Pisa bietet sich an,
da mehrere Billig-Flieger diesen Flughafen anfliegen. Zudem gibt es die Möglichkeit
preiswert mit dem Zug nach Deutschland zu fahren (für 19€ an den Bodensee). Fragt im
Reisebüro Gate 24 in der Via F. Puccinotti nach.
- Handy: Die günstigsten Konditionen für eine Prepaid-Karte hatte ich während meines
Aufenthaltes in Italien bei TIM. In der ganzen Stadt gibt es Shops von diesem
Mobilfunkanbieter. Ihr zahlt einmalig 5€ für die Karte und könnt danach in den Tabacchi
eure Handy wieder aufladen.
- Telefonieren: Falls ihr Internet habt, empfehle ich euch Skype.
Ich wünsche euch viel Spaß in Florenz! Genießt die Zeit!!!
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