Viel Freude am grossen Blonden
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Viel Freude am grossen Blonden
magazine „6 DÖRFER FÜR 2006“ Der deutsche Schauspieler Peter Lohmeyer im SOS-Kinderdorf in Tehuacán. FOTOS: PAUL HAHN Viel Freude am grossen Blonden Im Rahmen der Aktion „6 Dörfer für 2006“ entstehen in Brasilien, Mexiko, Nigeria, Südafrika, Vietnam und der Ukraine sechs Dörfer, die 800 Kindern ein neues Zuhause bieten. Der deutsche Schauspieler Peter Lohmeyer besuchte ein solches Dorf in Mexiko. FIFA magazine begleitete ihn. VON PAUL HAHN E in echter Schauspieler aus Deutschland zu Besuch? Vor lauter Staunen vergisst der kleine Francisco, den Mund zuzumachen. Der Neunjährige wohnt mit seinen Geschwistern im Haus Nummer 12 des SOS-Kinderdorfes in der mexikanischen Stadt Tehuacán. Was Francisco so staunen lässt, ist ein grosser Mann mit kurzen blonden Haaren, der gerade zur Türe hereinkommt. Ganz blau sind seine Augen. Kein Zweifel, er muss ein Schauspieler sein, bestimmt ein berühmter, schliesslich wird der Fremde 50 MAI 2006 auf Schritt und Tritt von einem Kameramann verfolgt, während eine zweite Person mit einem Aufnahmegerät jedes Wort festhält. Der Gast stellt sich als Peter Lohmeyer vor. Francisco ist noch ein wenig scheu. Seine Geschwister bleiben vorsichtshalber gleich hinter dem abgewetzten braunen Sofa. Von dort verfolgen sie jede Bewegung des grossen Blonden und des Kameramannes genau. Doch als Lohmeyer erzählt, dass er im Kinofilm „Das Wunder von Bern“ mitgespielt hat, bei dem es um die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz geht, ist bei Francisco und seinen Brüdern Pedro, Leonardo, Oscar, Gustavo und Rubén das Eis gebrochen. Der versteht was von Fussball, da sind sich die Knaben sicher. Schnell holt Franciscos Schwester Nancy das Fotoalbum, Lohmeyer hat inzwischen auf dem Sofa Platz genommen. Bild für Bild taucht er ein in das Leben im Kinderdorf, umringt von acht Kindern. Gleich darauf erscheint der fünfjährige Rubén voller Stolz mit einer Taucherbrille aufs Gesicht gepresst und röchelt in seinen gelben Schnorchel. Vor lauter Aufregung bemerkt er nicht, dass er jeden Moment über seinen offenen Schnürsenkel stolpern wird. Schon hievt ihn Lohmeyer auf seinen Schoss. Nun ganz der Familienvater, der selbst vier Kinder hat, zeigt er Rubén, wie er eine schöne Schleife an seinen Sportschuhen hinbekommt. Gleich greifen Kinderhände nach dem Schauspieler, ziehen ihn in die Zimmer. Puppen, Spielautos, bunte Bilder und Poster von mexikanischen Popstars – Lohmeyer bekommt alles gezeigt. HEIMAT FÜR 55 000 KINDER Später erzählt der Deutsche, wie deutlich er gemerkt hat, dass sich die Kinder nach einem Vater sehnen. Eigentlich in offizieller Mission als SOS-Dorfpate für das neue Kinderdorf Morelia im Rahmen der Aktion „6 Dörfer für 2006“ nach Mexiko gereist, haben spätestens jetzt die Gefühle und das Gespür des Familienmenschen Lohmeyer die Oberhand. Ihm gefällt, wie die SOS-Mutter und die Kinder miteinander umgehen. Als Schauspieler sei er es gewohnt, seinem Publikum etwas vorzuspielen: „Da habe ich so meine Tricks drauf!“ Umso schneller merke er, wenn ihm etwas vorgespielt werde. Lohmeyer: „Hier ist alles echt. Ich bin sehr beeindruckt von den Mitarbeitern im Kinderdorf. Sie engagieren sich offen und ehrlich dafür, dass die Familien funktionieren.“ So wie Maria Dolores Martinez Aquino, die als Mutter im Haus Nummer 12 dafür verantwortlich ist, dass die Idee des österreichischen Gründers von SOSKinderdorf International, Hermann Gmeiner, auch in Mexiko verwirklicht wird. Die Kinder mit oft tragischem Familienschicksal sollen in einem neuen Zuhause mit anderen Kindern als „neuen Geschwistern“ wieder eine feste, liebeund vertrauensvolle Beziehung zu ihrer „neuen Mutter“ aufbauen. Das Dorf soll dem einzelnen Kind zugleich Gemeinschaft und schützender Raum sein. Lohmeyer bringt es auf den kurzen Nenner: „Für mich bedeutet Familie Heimat!“, und so sieht er auch die weltweit rund 450 Dörfer in 131 Ländern. Sie bedeuten eine neue Heimat für über 55 000 Kinder und Jugendliche. Lohmeyer hat seine beiden Kinder Louis und Lola Klamroth zum Besuch MAI 2006 51 magazine „6 DÖRFER FÜR 2006“ des SOS-Kinderdorfes in Tehuacán mitgebracht. Beide haben ebenfalls in „Das Wunder von Bern“ mitgespielt. Louis in einer Hauptrolle als Taschenträger und Glücksbringer des deutschen Fussballstars Helmut Rahn. Peter Lohmeyer möchte seinen Kindern, die behütet aufgewachsen und für ihr Alter schon vom Erfolg verwöhnt sind, eine andere Welt zeigen. Sie mit Kindern in Kontakt bringen, die ihr Elternhaus verloren und nun im Kinderdorf ein neues Zuhause gefunden haben. Der Architekt erklärt Lohmeyer das WM-Dorf in Morelia. ETWAS TOLLES WÄCHST ® © 2004 Anheuser-Busch, Inc., Brewers of Budweiser Beer, St. Louis MO BRINGS THE GAME TO LIFE. Am Nachmittag gibt es trotz 35 Grad und sengender Sonne ein Fussballspiel. Zwischen den flinken und beweglichen Mexikanern fallen die Lohmeyers nicht nur wegen ihrer hellen Beine auf. Nach einer Stunde und Toren auf beiden Seiten machen die Jungs völlig verschwitzt Platz für die Mädchen aus dem Kinderdorf, die nun eindrucksvoll zeigen, dass Fussball nicht nur ein Sport für das männliche Geschlecht ist. „Fussball ist mein zweites Leben“, sagt Lohmeyer. Bei diesem wunderbaren Sport gehe es oft nur um Kommerz, es werde so viel Geld umgesetzt. Wenn nur ein Teil bei SOS für die Kinderdörfer hängen bleibe, habe er etwas richtig gemacht, nennt der Schauspieler als wichtigsten Grund für seine Reise nach Mexiko. Ortswechsel. Sieben Autostunden nordwestlich von Tehuacán im zentralen Hochland liegt Morelia. Die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán liegt auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Auf einer Anhöhe am nordwestlichen Stadtrand leuchtet das Rot frisch aufeinander gesetzter Ziegelsteine. Die schöne Lage mit bestem Panoramablick auf die seit 1991 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannten Stadt lässt vermuten, dass hier ein wohlhabender Mann sein neues Domizil errichten lässt. Falsch. Architekt Javier Venegas Escalante erklärt: „Seit 28 Jahren baue ich Häuser, Krankenhäuser und Schulen in der Stadt. Doch ein WM-Kinderdorf zu bauen, ist eine ganz besondere Sache.“ Seit dem Baubeginn im vergangenen Juli kommt er täglich auf die Baustel- Shevchenko, Jorginho, Helmer und Löw „6 Dörfer für 2006“ ist eine Gemeinschaftsaktion der FIFA und der Organisation SOSKinderdorf International, die der Weltfussballverband seit 1995 unterstützt. „Holt die Kinder aus dem Abseits!“ lautet der Wahlspruch der SOS-Kinderdörfer für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™. Mit der Aktion „6 Dörfer für 2006“ entsteht in Brasilien, Mexiko, Nigeria, Südafrika, Vietnam und der Ukraine jeweils ein neues Kinderdorf. 800 Kinder werden in den neuen SOS-Kinderdörfern ein dauerhaftes Zuhause finden. Ferner können 1000 Familien die Hilfe der SOS-Sozialzentren in Anspruch nehmen. Für den Bau sowie den Unterhalt der Kinderdörfer für die nächsten fünf Jahre sind 18 Millionen Euro nötig. Gemeinsam mit der FIFA rufen die SOS-Kinderdörfer Unternehmen und Sponsoren, Vereine und Verbände sowie alle Fussballbegeisterten auf, dieses Projekt finanziell zu unterstützen. In jüngster Zeit haben Andriy Shevchenko (AC Milan, Ukraine) und Joachim Löw (Assistenztrainer der deutschen Nationalmannschaft) ihr Engagement für „6 Dörfer für 2006“ bekannt gegeben. Fussballlegenden wie Jorginho (Brasilien) oder Thomas Helmer (Deutschland) unterstützen die Kampagne schon seit längerem. Sönke Wortmann, der Regisseur des Kinofilms „Das Wunder von Bern“, hat als SOSBotschafter die Patenschaft für das WM-Dorf in Recife (Brasilien) übernommen und auch Regie für einen Fernsehspot geführt, der das neue Dorf vorstellt und zum Spenden anregen soll. Der Schauspieler Peter Lohmeyer, der in „Das Wunder von Bern“ den aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Richard Lubanski spielt, engagiert sich für das WM-Dorf in Morelia (Mexiko). le und beaufsichtigt die Arbeit der 45 Maurer, die gerade das erste Stockwerk der 14 Häuser des Dorfes für 108 Kinder aufmauern. Escalante hat seine Baupläne ausgerollt, die linke Hand ruht auf einer feinen Linie. Die rechte Hand formt imaginäre Dächer, auf denen künftig Solarzellen für Wärme in den Häusern sorgen. Schon macht der Architekt eine ausladende Bewegung – das wird der Fussballplatz. Grosszügig und in bester Lage angelegt. Lohmeyer, Pate dieses SOS-Kinderdorfes, ist beeindruckt. „Es ist so schön zu sehen, wie etwas entsteht, wie so etwas Tolles wächst“, sagt der Deutsche kurz vor seiner Abreise. „Es gewinnt immer die Mannschaft, so wie es Hermann Gmeiner im Team geschafft hat.“ MAI 2006 53 Sind Sie ein Fussballexperte? QUIZ QUIZ magazine Ronaldo erzielt das 1:0 im WM-Finale 2002. – Das Estadio Centenario in Montevideo. – Argentiniens Stürmer Gabriel Batistuta. Zum zweitletzten Mal vor der WM 2006 können Sie im FIFA magazine Ihr Wissen betreffend die Geschichte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ testen. Nach der WM in Deutschland werden Sie im FIFA magazine ein neues Quiz finden. FOTOS: ACTION IMAGES, IMAGO (2) B: Regelmässiger und vor allem übermässiger Whiskykonsum der Spieler während des Turniers C: Diverse eklatante Schiedsrichterentscheidungen gegen die Schotten 3. Welche Nation belegt in der ewigen Rangliste der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ den 69. und somit letzten Platz (zwei WM-Teilnahmen, sechs Spiele, sechs Niederlagen, Torverhältnis 1:22)? A: Neuseeland B: Bolivien C: El Salvador 4. Welche Mannschaft gewann bei der WM 2002 den Fairplay-Preis der FIFA? A: Belgien B: Schweden C: Japan 5. 1994 nahm Griechenland zum bislang einzigen Mal an einer WM teil. Wie viele Zähler gewann die Mannschaft in den Gruppenspielen gegen Nigeria, Bulgarien und Argentinien? A: Keinen B: Einen C: Zwei 6. Wie lautet das Schlussresultat des WM-Endspiels 1982 zwischen Italien und der Bundesrepublik Deutschland? Die griechische Mannschaft 1994. – Die Italiener Paolo Rossi und Marco Tardelli (Nr. 14) feiern den WM-Titel 1982. A: 3:1 B: 3:2 C: 2:1 FOTOS: IMAGO 1. Auf welcher Position bestritt Franz Beckenbauer das WM-Endspiel 1966 (England – Deutschland 4:2 nach Verlängerung)? A: In der Abwehr B: Im Mittelfeld C: Er fehlte im Finale verletzungsbedingt. 2. Welchen Hauptgrund hatten schottische Medienvertreter für das frühzeitige Ausscheiden ihrer Mannschaft bei der WM 1978 ausgemacht? A: Mehrere personelle Fehlentscheidungen von Trainer Ally MacLeod 7. Ein einziges Mal standen die Schweden in einem Endspiel: Als Gastgeber der WM 1958 unterlagen sie Brasilien mit 2:5. Wie hiess Schwedens damaliger Nationaltrainer? A: Ake Smorenbrand B: Jan-Ove Allström C: George Raynor 8. Wann nahm erstmals ein asiatisches Team an einer Weltmeisterschaft teil? A: 1938 B: 1958 C: 1962 9. Welcher Argentinier hat bei WM-Endrunden insgesamt am meisten Treffer erzielt, nämlich zehn? A: Guillermo Stábile B: Diego Maradona C: Gabriel Batistuta 10. Thomas N’Kono nahm an drei Weltmeisterschaften teil: 1982, 1990 und 1994. Was war das Markenzeichen des Torhüters aus Kamerun? A: Er spielte in langen Trainerhosen. B: Er spielte ohne Torwarthandschuhe. C: Er spielte mit der Rückennummer 14. 11. Nach Englands Triumph 1966 kam es beim anschliessenden Bankett des neuen Weltmeisters zu einem Eklat. Weshalb? A: Der englische Verband untersagte den Spielerfrauen die Teilnahme. B: Die Spieler erfuhren, keine Siegprämie zu bekommen. C: Der Bankettsaal stand nach einem Rohrbruch knöcheltief unter Wasser. 12. Wie heisst das Stadion, in dem das Endspiel der ersten Weltmeisterschaft 1930 in Montevideo ausgetragen wurde? A: Estadio Centenario B: Estadio Monumental C: Parque Central 13. Das WM-Halbfinale 1970 zwischen Italien und Deutschland ging als eines der besten Spiele in die Fussballgeschichte ein. Welche Tatsache ist falsch? A: Italien gewann die Partie 4:3. B: Auf dem Rasen herrschte eine Temperatur von bis zu 50 Grad Celsius. C: In der Verlängerung fielen drei Treffer. 14. Ronaldo gewann die Torschützenwertung der WM 2002. Wie viele Treffer gelangen dem Brasilianer? 15. Für welche sportliche Sensation sorgten die USA bei der WM 1950? A: Sie gewannen mit nur acht Feldspielern ein Gruppenspiel. B: Sie besiegten England 1:0. C: Sie erreichten gegen den späteren Weltmeister Brasilien ein 0:0. 16. An wie vielen Weltmeisterschaften nahm Franz Beckenbauer als Spieler und als Trainer insgesamt teil? A: Vier B: Fünf C: Sechs 17. Gegen welche Mannschaft gab der Engländer David Beckham 1998 in Frankreich sein WMDebüt? A: Kolumbien B: Rumänien C: Tunesien 18. Bei der WM 1998 gelangen einem einzigen Spieler drei Tore in einer Partie. Wem? A: Gabriel Batistuta B: Davor Suker C: Luis Hernández 19. Welche dieser drei Nationen hat am häufigsten an WM-Endrunden teilgenommen? A: England B: Spanien C: Mexiko 20. Thierry Henry nahm bisher an zwei Endrunden teil. Wie viele Tore erzielte der Franzose 1998 und 2002 insgesamt? A: Zwei B: Drei C: Fünf A: Sechs B: Sieben C: Acht Die richtigen Antworten finden Sie auf Seite 59. 54 MAI 2006 MAI 2006 55 magazine DAS ANDERE INTERVIEW 25 FRAGEN 25 ANTWORTEN Tsuneyasu Miyamoto Geboren am: 7. Februar 1977 in Tondabayashi (Osaka, Japan) Nationalität: Japaner Grösse: 176 cm Gewicht: 72 kg Position: Verteidiger (Spielführer der japanischen Nationalmannschaft) Klub: Gamba Osaka (J-League). Seit seinem Profidebüt am 24. Juni 1995 hat er 265 Ligaspiele absolviert und 6 Treffer erzielt. Von 1992–1994 gehörte er der Jugendauswahl von Gamba Osaka an. 60 Länderspiele für Japan, 3 Tore. 1. Was bedeutet Ihnen Fussball? Fussball ist meine Berufung. 2. Welchen Fussballklub haben Sie als Kind unterstützt? Erfolge: 1993: Teilnahme an der FIFA U-17-Weltmeisterschaft. 1997: Teilnahme an der FIFA U-20-Weltmeisterschaft. 2000: Teilnahme am Olympischen Fussballturnier. 2002: Qualifikation für das Achtelfinale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. 2004: Gewinn des Asien-Pokals. 2005: Gewinn der J-League. Stand: 31. Januar 2006 Das japanische Nationalteam. 3. Hatten Sie je ein Idol? Ja, Diego Maradona. Ronaldinho. 5. Welches Team spielt derzeit den schönsten Fussball? Der FC Barcelona. 6. Ihre schönste fussballerische Erinnerung? Der Gewinn der J-League mit Gamba Osaka im Dezember 2005 dank des Erfolgs gegen Kawasaki Frontale. 10. Welches ist Ihr Lieblingsfilm? Good Will Hunting. 11. Welches ist Ihre Lieblingsstadt? Paris. 12. Was essen Sie am liebsten? Pasta. 13. Welches ist Ihr Lieblingshobby? Mit dem Auto ausfahren. 7. Ihre grösste fussballerische Enttäuschung? Da fällt die Auswahl schwer, da gibt es so viele, aber Eigentore machen mir jeweils schwer zu schaffen. FOTO: IMAGO 4. Wer ist derzeit der weltbeste Fussballer? 14. Wer ist die grösste Figur der Weltgeschichte? Jesus Christus. 17. Was schätzen Sie an einer Frau? Cleverness. 9. Welches ist Ihr Lieblingsbuch? Bücher von Ryotaro Shiba (1996 verstorbener japanischer Autor, der mit seinen historischen Romanen grossen Erfolg hatte, Red.). 56 MAI 2006 Schönheit ist das, was ich mein ganzes Leben lang verkörpern möchte. 18. Was schätzen Sie an einem Mann? Dasselbe. 19. Wofür geben Sie am meisten Geld aus? 23. Wo möchten Sie einmal Ihren Urlaub verbringen? In Finnland. Fürs Auswärtsessen. 8. Welche Musik hören Sie am liebsten? R&B 22. Was bedeutet Schönheit für Sie? 24. Wen möchten Sie gerne kennen lernen? 15. Ihre grösste Stärke? Konzentration. 16. Ihre grösste Schwäche? Mir wird schnell langweilig. 20. Wovor haben Sie Angst? Mich selbst als Baby. Vor Katastrophen. 21. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Welt? Leider nicht allzu rosig. 25. Wer gewinnt die FIFA FussballWeltmeisterschaft Deutschland 2006™? Italien oder Brasilien. MAI 2006 57 Der Fussball hat Steve Cromwell gerettet Steve Cromwell ist in Suriname aufgewachsen, früh schickten ihn seine Eltern jedoch vom Kleinstaat in Südamerika in die Niederlande, wo er die Schule besuchen und Rechtsanwalt werden sollte. In Europa fühlte sich Cromwell nicht wohl, er litt unter seiner Hautfarbe. „Damals, in den 60er-Jahren, gab es noch nicht viele Schwarze in den Niederlanden“, sagt er heute. „Du musstest immer das Doppelte leisten, um anerkannt zu werden.“ Fern von der Heimat begann Cromwell auf der Strasse Fussball zu spielen. Sein Talent blieb nicht verborgen. Als 13-Jähriger er- Steve Cromwell. 58 MAI 2006 hielt er die ersten Angebote von Profivereinen. Er entschied sich aber für den Kleinverein SVV Schiedam. Drei Jahre später wechselte er zu Sparta Rotterdam, mit 16 Jahren debütierte er in der höchsten niederländischen Liga. Ein kometenhafter Aufstieg, eine glorreiche Profikarriere lockte. Dann der Schock, gefolgt von einer krassen Talfahrt: Cromwell brach sich bei einem Nachwuchsturnier in Amsterdam das Schien- und Wadenbein. Zudem waren mehrere Bänder gerissen, und zu allem Übel war nach diversen Operationen die Achillessehne verkürzt. Zwei Jahre lang versuchte FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE er, auf den Fussballplatz zurückzukehren – vergebens. Seine Fussballerlaufbahn war beendet. Cromwell fiel in ein Loch und begann, Kokain und Heroin zu rauchen. 14 Jahre lang war er drogenabhängig und so weit unten, dass er auf der Strasse und in Hauseingängen schlief. Schliesslich fing er sich wieder, kam von den Drogen los und begann mit Fitness und Schwimmen. 2004 fragte ihn eine niederländische Strassenzeitung, ob er die niederländische Fussballnationalmannschaft der Obdachlosen trainieren wolle. Cromwell übernahm den Job und bereitete das Team während sechs Monaten auf die Obdachlosen-Weltmeisterschaft vor, die im vergangenen Juli in Edinburgh (Schottland) stattfand. Die Mannschaft belegte dort den sechsten Schlussrang. Für Cromwell war es ein grosser Sieg. Mit viel Willen schaffte er es von ganz unten wieder nach oben. „Der Fussball hat mich gerettet“, sagt er. Drei Vereine wollen Cromwell gegenwärtig als Jugendtrainer verpflichten, nebenbei will er eine Trainerausbildung machen – und irgendwann möchte er wieder eine Obdachlosenmannschaft übernehmen: „Die wahre Arbeit ist auf der Strasse.“ Mit einem einzigen Tor wurde der Marokkaner Mustapha Hadji weltberühmt: 1998, bei der Weltmeisterschaft in Frankreich, erzielte er im Gruppenspiel gegen Norwegen (2:2) einen wunderschönen Treffer. Nicht zuletzt deshalb wählte man ihn in jenem Jahr zu „Afrikas Fussballer des Jahres“. 54 Länderspiele absolvierte Hadji, wobei ihm 13 Treffer gelangen. Der offensive Mittelfeldspieler stand bei renommierten Vereinen wie Deportivo La Coruña Von links nach rechts: der Marokkaner Mustapha Hadji, der Japaner Hidetoshi Nakata und der Argentinier Roberto Abbondanzieri. FOTOS: AFP, IMAGO (2) und Aston Villa unter Vertrag. Lange, lange ist es her. Inzwischen ist Hadji 34 Jahre alt und noch immer im Profifussball tätig – allerdings in den Niederungen der zweithöchsten deutschen Liga. Als er im vergangenen Jahr zum 1. FC Saarbrücken kam, versprach er den Anhängern den Aufstieg in die Bundesliga. Weit gefehlt! Saarbrücken kämpft gegenwärtig gegen den Abstieg in die Drittklassigkeit. Hadji hat bei Saarbrücken einen Vertrag bis 2008 und denkt trotz der sportlichen Misere nicht an einen vorzeitigen Abgang: „Der Verein hat mir im letzten Jahr das Vertrauen geschenkt, als er mich verpflichtet hat, und das will ich zurückgeben. Deshalb bleibe ich auch in der dritten Liga – wenn es sein muss.“ Eine lobenswerte, weil nicht unbedingt alltägliche Einstellung eines ehemaligen Fussballstars. Den Fussballer Hidetoshi Nakata kennt die ganze Welt, in Japan ist der Mittelfeldspieler seit Jahren ein Idol. Doch wie ist der 29-Jährige abseits des Rasens? Einem deutschen Sportmagazin verriet Nakata einige persönliche Dinge, unter anderem, dass er 150 Sonnenbrillen und über 100 Paar Schuhe besitze. „Wenn du dich gut kleidest und gepflegt herumläufst, fühlst du dich besser“, erklärt Nakata. Der Spieler der Bolton Wanderers mag auch Reisen in fremde Länder. 25 hat er schon besucht, New York ist seine Lieblingsstadt: „Wenn ich dort bin, geht es mir gut.“ Obwohl er in seiner Heimat eine eigene Fernsehshow hat, in der er jeweils über Fussball spricht und die in England aufgezeichnet wird, befasst sich Nakata abseits des Spielfeldes wenig mit seinem Sport: „Ich sehe nicht viel Fussball im Fernsehen. Es gibt auch noch ein anderes Leben. Ich lese viel, schaue mir Spielfilme an, reise und verbringe viel Zeit vor dem Computer.“ Auf die Weltmeisterschaft in Deutschland freut sich Nakata bereits. Vor allem, weil er dort mit Japans Nationalteam weit kommen will – aber auch noch aus einem anderen Grund. Nakata: „Ich habe vernommen, dass es auf deutschen Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Ich würde liebend gerne mal mit 300 Kilometern pro Stunde fahren.“ Das Gefährt dazu hätte er – einen Porsche. André Urbing schaffte es als Mittelstürmer in seiner luxemburgischen Heimat bis in die 2. Division. In einer Partie gelangen ihm einmal sechs Tore in 30 Minuten. Mit 40 Jahren erst beendete er seine Spielerkarriere und liess sich zum Schiedsrichter ausbilden. 1985 gab der heute 60Jährige sein Debüt mit der Trillerpfeife. Zehn Jahre danach machte ihn ein Onkel auf die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ aufmerksam. Seither lässt Urbing, der als Spieler einmal wegen Reklamierens die rote Karte sah, seine Schiedsrichterhonorare dieser Organisation zufliessen. Inzwischen sind so über 40 000 Euro zusammengekommen! „Ärzte ohne Grenzen“ darf sich auf weitere Spenden von Urbing freuen, denn er will noch bis 65 Spiele von Reservemannschaften, Jugendteams und Studentenauswahlen leiten. Mit 36 Jahren denkt ein Profi im Spitzenfussball normalerweise ans Aufhören – oder hat seine Karriere bereits beendet. Doch für Oscar Córdoba ist Rücktritt noch längst kein Thema. Der Kolumbianer, gegenwärtig Torhüter beim türkischen Traditionsverein Besiktas Istanbul, will seine Laufbahn bei Boca Juniors fortsetzen. „Wenn mich Boca will, dann komme ich gar zu Fuss nach Argentinien“, liess der kolumbianische Nationaltorwart verlauten. Córdoba kann sich bereits auf den langen Fussmarsch vorbereiten, denn Boca Juniors will ihn nach Aussagen von Klubpräsident Mauricio Macri tatsächlich verpflichten, sollte die gegenwärtige Nummer 1, Argentiniens Nationaltorwart Roberto Abbondanzieri, den Klub verlassen – und danach sieht es aus. Abbondanzieri liegt nach eigenen Aussagen ein lukratives Angebot des Schweizer Meisters FC Basel vor. Er wechselt angeblich nach der WM in Deutschland zu diesem Verein. Der 33Jährige war einst Ersatz von Córdoba gewesen, als dieser zwischen 1998 und 2001 mit Boca Juniors sechs Titel gewann. Abbondanzieri seinerseits holte mit Argentiniens beliebtestem Verein gar sieben Trophäen. 2005 wählten die Boca-Anhänger Abbondanzieri zum besten Torwart in der 100-jährigen Vereinsgeschichte – knapp vor Córdoba. MAGAZETTE MAGAZETTE magazine QUIZ Die richtigen Antworten zu den Fragen auf den Seiten 54 und 55: 1. B / 2. B / 3. C / 4. A / 5. A / 6. A / 7. C / 8. A / 9. C / 10. A / 11. A / 12. A / 13. C / 14. C / 15. B / 16. B / 17. B / 18. A / 19. C / 20. A MAI 2006 59 An einem Tag im von Harold Mayne-Nicholls 1. Mai 1954: Bei den Asien-Spielen auf den Philippinen bezwingt Chinese Taipei Südvietnam mit 3:2. Für beide ist es das erste Länderspiel. 2. Mai 1953: 100 000 Zuschauer erleben im Londoner Wembley-Stadion das wohl denkwürdigste FA-Cup-Finale. 4:3 gewinnt Blackpool gegen Bolton und verhilft dem 38-jährigen Stanley Matthews damit zu seinem ersten und einzigen Titel. 4. Mai 1980: In der 42. Minute der Partie Hajduk Split gegen Roter Stern Belgrad gibt der Stadionsprecher den Tod von Marschall Tito bekannt, worauf sich die Zuschauer erheben und die jugoslawische Nationalhymne zu singen beginnen und das Spiel unterbrochen wird. 6. Mai 1967: Die erste Partie des asiatischen Meisterpokals zwischen Selangor (Malaysia) und Vietnam Custom (Südvietnam) endet 0:0. 11. Mai 1935: Die Begegnung zwischen einem englischen Ligateam und einer irisch-walisischen Auswahl wird gleich von zwei Schiedsrichtern geleitet. 60 Mai MAI 2006 11. Mai 1976: Der berühmte Popmusiker Elton John wird zum Präsidenten des englischen Klubs Watford gewählt. 11. Mai 1990: Der brasilianische Staatspräsident Fernando Collor darf während der WM-Vorbereitung für Italien mit der brasilianischen Nationalmannschaft trainieren. 19. Mai 1954: Ein ungarischer Fan versteckt sich mit reichlich Proviant in einem Tunnel des Budapester Stadions, um am 23. Mai das Länderspiel zwischen Ungarn und England live mitverfolgen zu können. Am 22. Mai wird er jedoch von der Polizei entdeckt. 27. Mai 1992: Mit dem 2:1-Sieg gegen die Schweiz absolviert Frankreich sein 500. Länderspiel. 21. Mai 1904: In Paris wird in Anwesenheit von Vertretern aus Dänemark, der Schweiz, Schweden, den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Spanien (FC Madrid) die FIFA gegründet. 29. Mai 1910: Der 3:0-Sieg Uruguays gegen Chile im Stadion von Gimnasia in Buenos Aires bildet den Auftakt zur ersten Südamerikameisterschaft. 23. Mai 1996: Die UEFA akzeptiert das Bosman-Urteil und hebt für ihre Wettbewerbe alle Ausländerbeschränkungen auf. 31. Mai 1931: Nach der formellen Gründung am 9. Mai erlebt die argentinische Profiliga mit insgesamt 14 Klubs ihre Geburtsstunde. Erster Torschütze ist Zozaya von Estudiantes de la Plata. 24. Mai 1970: Ecuador feiert gleich eine doppelte Premiere: erstes Länderspiel in Quito und erster Wettstreit gegen ein europäisches Team, der mit 2:0 zugunsten Englands ausgeht. 28. Mai 1962: Guinea wird 100. FIFA-Mitglied. MAGAZETTE MAGAZETTE magazine 27. Mai 1967: Nach dem 1:1 im Hinspiel bedeutet die 0:1-Niederlage gegen Bermuda in Chicago für die USA das Aus in der Qualifikation für das Olympische Fussballturnier. 12. Mai 1991: Beim Spiel zwischen Estudiantes de Mérida und Zamora (Venezuela) schnappt sich ein Hund den Ball und verhindert damit einen sicheren Treffer für Estudiantes. Die Partie endet schliesslich torlos. 14. Mai 1962: Der siebenjährige Cornelius Arkins reisst von zu Hause aus, um sein grosses Vorbild Danny Blanchflower von Tottenham Hotspur einmal aus nächster Nähe zu sehen. Nach zwei Tagen und zwei Nächten im Stadion hat sein Abenteuer ein Ende. 15. Mai 1983: Mit dem 4:2-Sieg von Juventus Turin gegen Genua und nach 332 Spielen in Folge (italienischer Rekord) feiert Dino Zoff einen erfolgreichen Abschied. FOTOS: IMAGO 16. Mai 1989: Namibias Länderspielpremiere endet mit einer 0:1-Niederlage gegen Angola. MAI 2006 61