Ein Schultertuch in Nunotechnik gefilzt – für
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Ein Schultertuch in Nunotechnik gefilzt – für
Ein Schultertuch in Nunotechnik gefilzt – für warme Sommerabende am Meer Ein luftig leichtes Schultertuch für laue Sommerabende zu filzen geht ganz leicht. Am Besten in Nunotechnik. Das Wort Nuno kommt aus dem Japanischen und heißt Stoff/Gewebe. Nunofilzen ist die Technik, bei der Wolle mit losen Stoffen wie Chiffon, Seide oder auch anderen locker gewebten Stoffen verbunden wird. Dabei filzt aber nur die Wolle, der Grundstoff filzt meist überhaupt nicht. Die Wollfasern greifen praktisch in das Gewebe hinein und verhaken sich so dauerhaft darin. Es entstehen schöne Crinkle-Effekte, da die Wolle beim Filzen ja schrumpft und den Grundstoff dann quasi mit sich zusammenzieht. Für mein Sommerprojekt habe ich als Grundstoff einen leichten Baumwollgaze-Stoff gewählt. Diesen Stoff kennen sicherlich viele noch von den Baumwoll-Windeln. Er eignet sich hervorragend zum Nunofilzen, weil er eine sehr schön locker gewebte Struktur hat. Diesen Stoff kann man auch meterweise kaufen z.B. bei Wollknoll. Ich habe mir 2 Meter bestellt und diese dann gleich in der Waschmaschine mit herkömmlichen Färbemitteln aus dem Drogeriemarkt anthrazit gefärbt. Denn die Baumwollgaze gibt es nur in weiß. Es ist ohnehin sinnvoll, jeden Stoff vor dem Filzen oder Nähen zu waschen. Denn viele Stoffe gehen noch ein. Nach dem Trocknen habe ich das Stoffstück gebügelt, weil es arg zusammengeschrumpelt war und dann ein ganz großes Dreieck ausgeschnitten. Aus dem kleineren „Abfall“-Dreieck habe ich mir dann gleichzeitig ein Kopftuch passend zum Schultertuch gefilzt. Zum Nachfilzen braucht ihr: Baumwollgaze 2 Meter (150 cm breit) Feine Merinowolle im Kammzug für die Ränder Feine kurzfaserige Merinowolle im Vlies Seife heißes Wasser Ballbrause oder kleines Gießkännchen Fliegengitter oder Gardine Handtücher und Folie zum Auslegen des Arbeitstisches Zuerst legte ich große Handtücher auf meinen Tisch und darüber die Folie. Das Problem war, dass mein Esstisch leider nur 1,45 x 0,80 m groß ist. Das mit dem Platzproblem geht bestimmt vielen so. Deshalb musste ich das Schultertuch in drei Etappen anfilzen. An den Rändern des Tuches habe ich oben und unten Merinowolle im Kammzug gelegt und so die Ränder eingepackt. In der Mitte des Tuches habe ich die kurzfaserige Merinowolle in Flecken ausgelegt. Dazwischen immer mal wieder wunderschön lange Locken vom Wensleydale-Schaf. Dann habe ich den fertig ausgelegten Teil mit dem Fliegengitter bedeckt und mit Wasser und Seife befeuchtet. Ganz vorsichtig und langsam habe ich dann über das Fliegengitter gerieben und zwar so lange, bis sich die Fasern gefestigt hatten und schon leicht in die Baumwollgaze eingearbeitet haben. Dabei muss man aber immer wieder das Fliegengitter anheben und prüfen, ob es nicht einfilzt. So habe ich nach und nach das ganze dreieckige Tuch bearbeitet. Da ich das große Stück nicht aufrollen und walken konnte, habe ich dann alles vorsichtig zu einem Knäuel zusammengenommen und ganz, ganz sanft gerieben und geknetet. Das hat sehr geschäumt und ich musste das Tuch zwischendurch immer mal wieder im Waschbecken mit heißem Wasser ganz vorsichtig auswaschen. Und es ist auch wichtig, immer mal wieder das Tuch behutsam zu öffnen und die Ränder auseinander zu ziehen. Denn sonst kann es passieren, dass Teile zusammenfilzen, die nicht zusammen gehören. So wurde die Wolle immer dichter und verband sich richtig fest und gut mit der Baumwollgaze. Zum Schluss habe ich das ganze nasse Tuch noch ganz oft auf den Tisch geworfen. Zuerst noch sanft, aber dann immer stärker. Durch diese ruckartigen Schläge verdichten sich die Wollfasern noch einmal kräftig. Aber auch hier sollte man zwischendurch immer mal wieder das Tuch ausbreiten und die verfilzten Stellen in Form ziehen. Als Zeitangabe kann ich sagen, dass ich etwa vier Stunden an dem Schultertuch mit Kopftuch gearbeitet habe. Diese Zeit sollte man sich auf jeden Fall nehmen. Filzen braucht seine Zeit. Wenn man zu wenig gefilzt hat, dann ist das Filzgewebe zwar weich aber viel zu locker - und es bilden sich sehr schnell unschöne Knötchen. Ich wünsche euch noch viele schöne warme Sommerabende! Cerid, das Flachsschaf www.flachsschaf.de