Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der
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Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der
Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Krankenund Altenpflege Christian Schultz dipl. Betriebwirt Schwalbenweg 3 63667 Nidda www.schultz.li [email protected] Stand: 20.08.2007 _________________________________________________________________________________________________________________ -1- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Der Begriff Wirtschaftlichkeit gewinnt auch in den stationären und ambulanten Pflegediensten immer mehr an Bedeutung. So brauchen z.B. Station-, Wohnbereichs und oder Pflegedienstleitungen Kenntnisse im Rechnungswesen und in der Betriebswirtschaft. Anhand praktischer Beispiele und Erläuterungen werden die wichtigsten Begrifflichkeit nun aus der BWL und Rechnungswesen für Pflegemitarbeiter eine gute Grundlage für das Verständnis der allgemeinen Abläufe in den Einrichtungen. Allgemeine und spezielle Betriebswirtschaftslehre Generell kann von folgenden Unterscheidung ausgegangen werden: Volkswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre untersucht primär die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge. Sie ist auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise gerichtet. Es wird versucht, aus der übergeordneten Perspektive eines Volkes, Staates oder Staatsverbandes das Wesen der Wirtschaft zu erfassen und ihre Strukturen sowie Abläufe zu gestalten. Die Betriebswirtschaftslehre dagegen ist einzelwirtschaftlich orientiert. Sie betrachtet die Wirtschaft in erster Linie aus der mikroskopischen Perspektive. Ihr Interesse gilt den einzelnen Wirtschaftseinheiten in (Betriebe, Haushalte), deren internen Prozesse und den prozessadäquaten Strukturen. Die Betriebswirtschaftslehre ist eine selbstständige wirtschaftswissenschaftliche Disziplin. Gemeinsames Untersuchungsobjekt alle Wirtschaftswissenschaften ist die Wirtschaft, also jenes Gebiet der menschlichen Tätigkeit, das der Bedürfnisbefriedigung dient. Die menschlichen Bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt, aber die geeigneten Mittel der Bedürfnisbefriedigung (menschliche und natürliche Ressourcen) sind von Natur aus begrenzt. Hieraus leitet sich die Notwendigkeit des Wirtschaftens ab: Es besteht die Notwendigkeit, mit denen zur Verfügung stehenden Ressourcen sparsam umzugehen. Da Ressourcen nur begrenzt vorhanden sind, ergibt sich daraus der Kern des Wirtschaftens, wobei vor allem die Güterknappheit zum wirtschaftlichen Handeln zwingt. Die allgemeine Betriebswirtschaftslehre bezieht sich auf das wissenschaftliche durchdringen des optimalen Funktionierens betrieblicher Funktionsbereiche im Rahmen eines Wertschöpfungsprozesses, z.B. Beschaffung, Produktion, Absatz, Controlling. Die spezielle Betriebswirtschaftslehre beinhaltet das wissenschaftliche durchdringen des Zweiges in seiner Gesamtheit, unter Beachtung der internen Funktionsbereiche. Aufgabe der Betriebswirtschaftslehre ist es, das gesamte wirtschaftliche Handeln, das sich innerhalb der Betriebe und in deren Beziehung zur Umwelt vollzieht zu beschreiben zu erforschen und dann die erkannten Gesetzmäßigkeiten des betrieblichen Funktionierens in Form von Entscheidungshilfen und betriebswirtschaftlichen Instrumentarien für künftige betriebliche Prozessabläufe und für die effizientere Zielerreichung bereitzustellen. _________________________________________________________________________________________________________________ -2- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Spezielle Zweige der Betriebswirtschaftslehre zu den speziellen Zweigen der Betriebswirtschaftslehre gehören: Zweige der Industriebetriebslehre Handelsbetriebslehre Bankbetriebslehre Verkehrsbetriebs Lehre Wesentliche Bestimmungsfaktoren für das Wirtschaftssystem sind: Produktionsfaktoren (Arbeitskräfte, Betriebsmittel, Material) Prinzip der Wirtschaftlichkeit finanzielles Gleichgewicht Jeder Betrieb (Unternehmen) ist durch materielle und finanzielle Flüsse mit seiner Umwelt verbunden: Wesentliche materielle Flüsse/Ströme eines Betriebes/Unternehmens ergeben sich durch Zufluss bei den Produktionsfaktoren Arbeitskräfte, Betriebsmittel, Material und durch den Abfluss von Fertigprodukten am Markt in (Dienstleistung). Finanzielle Zuflüsse ergeben sich aus dem: Kapitalzufluss von den Geld- und Kapitalmärkten Zuschüsse oder Subventionen von Staat Erlös aus dem Verkauf der Erzeugnisse Finanzielle Abflüsse ergeben sich aus dem Verkauf von: Betriebsmitteln und Material Entlohnung der Mitarbeiter Rückzahlung, zum Beispiel Darlehen Zinsen Steuern und Gewinnentnahmen Definition Betrieb Betriebe sind selbstständige wirtschaftliche Einheiten in einem Wirtschaftssystem, sowohl in Marktwirtschaften als auch in Planwirtschaften. Wo kein Wirtschaftssystem vorhanden ist, gibt es keine Betriebe. In der Urgemeinschaft begab es nur im Jäger und Sammler, die für den Eigenbedarf Nahrungsgüter sammelten. Die Beschreibung des Betriebes und seiner Zweckbestimmung ergibt sich immer aus der Abgrenzung zu anderen Betrieben in definierten Wirtschaftsordnungen (z.B. Marktwirtschaften, Planwirtschaften). Die Produktion von Gütern und der Waren- und Dienstleistungsaustausch bestimmt die Funktion des Betriebes. Die Märkte, auf denen Angebot und Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zusammentreffen, sind das Bindeglied zwischen den Betrieben. Betriebe sind gekennzeichnet durch den kombinierten Einsatz von Produktionsfaktoren unter Beachtung des Prinzips der Wirtschaftlichkeit und der Einhaltung des finanziellen Gleichgewichts. _________________________________________________________________________________________________________________ -3- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Übersicht wichtiger Rechtsformen Die Einzelunternehmung freiberufliche Tätigkeit Eintrag ins Handelsregister nein (nicht möglich) gewerbliche Tätigkeit nicht erforderlich als Kleingewerbetreibender (Möglichkeit des freiwilligen Eintrags) werden z.B. Voraussetzungen HGB erfüllt ist Eintragung erforderlich Gewerbeanmeldung nein ja Firma Name und Vorname des Unternehmers Freie Wahl der Firma, jedoch darf der Name nicht über die realen sowie Personen oder Unternehmenszusatz Verhältnisse irreführend sein. Wird die Firma im Handelsregister eingetragen muss sie den Zusatz e.K. (bzw. e.Kfm., e.Kfr.) eingetragener Kaufmann / eingetragene Kauffrau enthalten. Geschäftsführung Unternehmer, allein Unternehmer, allein Haftung Unternehmer persönlich mit Privat- und Geschäftsvermögen Unternehmer persönlich mit Privat- und Geschäftsvermögen Steuern Sonstiges Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Umsatzsteuer Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Gewerbesteuer Umsatzsteuer nur für freie Berufe gem. § 18 EStG Die Personengesellschaft GbR Partnerschaft Bedeutung Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gem. BGB Partnerschaft gem. PartGG Eintrag ins Handelsregister nein ja (Partnerschaftsregister) Gewerbeanmeldung ja, bei gewerblicher Tätigkeit nein Firma keine Name mindestens eines Partners mit Zusatz und Partner oder Partnerschaft sowie alle in der Partnerschaft vertretenen Berufe Geschäftsführung alle Gesellschafter gemeinschaftlich alle Partner jeweils für ihre Tätigkeit vertragliche Regelung möglich, jedoch kann kein Partner von der Geschäftsführung ausgeschlossen werden Haftung Gesellschafter persönlich und solidarisch mit Privat- und Gesellschaftsvermögen Partner persönlich und solidarisch mit Privat- und Partnerschaftsvermögen Die Haftung aus der Tätigkeit kann vertraglich beschränkt werden Steuern Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Umsatzsteuer* Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Umsatzsteuer Gewerbesteuer* * wenn gewerbliche Tätigkeit Sonstiges nur für freie Berufe gem. §18 EKStG OHG KG Bedeutung Offene Handelsgesellschaft gem. HGB Kommanditgesellschaft gem. HGB Eintrag ins Handelsregister ja ja Gewerbeanmeldung ja ja Firma Name mindestens eines Gesellschafters mit Zusatz OHG sowie optionalen, den Unternehmungsgegenstand andeutenden Zusätzen Name mindestens eines perönlich haftenden Gesellschafters (Komplementär) mit Zusatz KG sowie optionalen, den Unternehmungsgegenstand andeutenden Zusätzen Geschäftsführung alle Gesellschafter gemeinsam nur persönlich haftende Gesellschafter (Komplementäre) vertragliche Übertragung auf Einzelne möglich, diese Kommanditisten sind von der Geschäftsführung ausgeschlossen sind dann einzeln geschäftsführungsbefugt Haftung Steuern Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Umsatzsteuer Gewerbesteuer Einkommenssteuer Lohnsteuer (für Angestellte) Umsatzsteuer Gewerbesteuer _________________________________________________________________________________________________________________ -4- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Sonstiges Die Kapitalgesellschaft GmbH AG Bedeutung Gesellschaft mit beschränkter Haftung gem. GmbHG Aktiengesellschaft gem. AktG Eintrag ins Handelsregister ja ja Gewerbeanmeldung ja ja Firma Name oder aus dem Unternehmensgegenstand entnommener Sachbegriff sowie Zusatz mbH aus dem Unternehmensgegenstand entnommener Sachbegriff sowie Zusatz AG Geschäftsführung vertraglich bestellte(r) Geschäftsführer (muss kein Gesellschafter sein) Vorstand Haftung Beschränkt auf Firmenkapital, mindestens auf Stammkapital Beschränkt auf Firmenkapital, mindestens auf Grundkapital Steuern Sonstiges Körperschaftssteuer Gewerbesteuer Mindestkapital (Stammkapital) von ? 25.000,- Einkommenssteuer (Gesellschafter) Lohnsteuer (für Angestellte - auch Gesellschafter Geschäftsführer) Umsatzsteuer Notarieller Gesellschaftsvertrag Körperschaftssteuer Mindestkapital (Stammkapital) von ? 50.000,- Notarieller Gesellschaftsvertrag Einkommenssteuer (Gesellschafter) Lohnsteuer (für Angestellte) Gewerbesteuer Umsatzsteuer _________________________________________________________________________________________________________________ -5- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Definition Corporate Identity Die Corporate Identity (das Erscheinungsbild eines Unternehmens) umfasst sie strategisch geplante und operativ veranlasste Selbstdarstellung eines Unternehmens nach innen und außen. Ziel ist es, dass in der Umwelt, also beim Kunden, ein gewünschtes positives Abbild des Unternehmens entsteht, das Ausdruck eines geplanten Images ist. Die Corporate Identity besteht also aus: Zielvorstellung des Unternehmens Instrument des Management Ausdruck der Unternehmensphilosophie Unternehmens Wirkung nach außen Unternehmensziele ergeben sich aus: den Bestimmung menschlichen Verhaltens der Werterhaltung der maßgeblichen Unternehmensträger beeinflussende Faktoren sind: die Ansprüche der Marktpartner die Ansprüche sozialer Gruppen innerhalb und außerhalb des Unternehmens die Existenzbedingungen des Unternehmens als Institution Die wirtschaftliche Stabilität ist abhängig von: der Höhe des Gewinnes der Höhe des Umsatzes Hier rücken unterschiedliche Zielsetzungen in den Vordergrund. Geht es einem Unternehmen wirtschaftlich gut, kann vorrangig die Zielsetzung auf die Verbesserung des Arbeitsklimas erfolgen. Bei schlechter Gewinnssituation und einer schlechten Umsatzlage hat natürlich die Umsatzsteigerung und die Erhöhung des Gewinns eine höhere Priorität als die Verbesserung des Arbeitsklimas. Das ökonomische Prinzip das Ziel des ökonomischen Prinzips wird mit den Begriffen Maximum- bzw. Minimum- oder Extremprinzip beschrieben: Maximumprinzip: Mit einem gegebenen Aufwand an Wirtschaftsgütern wird ein möglichst Ertrag erzielt Minimumsprinzip: um einen bestimmten Ertrag zu erzielen, muss der nötige Aufwand möglichst gering gehalten werden. Extremumprinzip: Es wird ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag realisiert. Wirtschaftlich optimal handeln heißt also nichts anderes, als extrem Werte zu realisieren und zwar generell im Sinne eines möglichst günstigen Verhältnisses zwischen Aufwand und Ertrag. Führungsbefugnisse als betriebswirtschaftliche Grundlage Die Geschäftsführungsbefugnis wird im Innenverhältnis (Verhältnis der Gesellschafter untereinander) geregelt. Hier wird festgelegt, wer dazu berechtigt ist bzw. verpflichtet ist, die Gesellschaft zu führen. Vertretungsbefugnis ist die Befugnis gegenüber Dritten, im Namen der Gesellschaft zu handeln (Außenverhältnis). Kontrollbefugnis haben Kontrollorgane zur Überwachung der Geschäftstätigkeit der Betriebe. _________________________________________________________________________________________________________________ -6- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Schwerpunkte der Personalarbeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht Personalmanagement Die Schwerpunkte der Personalarbeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht konzentrieren sich auf die Funktionsbereiche: Personalplanung, -beschaffung, -entwicklung Arbeitszeitgestaltung Entgeltgestaltung Personalführung Personalcontrolling Die Gesamtheit der Personalarbeit wird zunehmend unter dem Begriff Personalmanagement zusammengefasst. Wichtige Kriterien für die Organisation der Personalarbeit: Kundenorientierung aufgrund der Servicefunktion des Personalbereichs. Sicherung der Abstimmung von Unternehmens- und Personalstrategie. Wirtschaftlichkeit der Personalarbeit. Flexibilität im Sinne des raschen reagiert auf neue Anforderungen an das Unternehmen oder an die eigene Arbeit. Besonderheiten der Personalplanung gegenüber Sachorientierten Planungsgebieten: Planen im Unternehmen als gedankliche Vorwegnahme künftigen Handelns. Vollzieht sich stets unter den Bedingungen von Unsicherheit und Risiko, besonders in den Zeiten des Wandels und den vielfältigen Turbulenzen wirtschaftspolitische, konjunkturelle und andere Entwicklungen, die nicht genau vorhersehbar sind, beeinflussen die Realisierbarkeit von Umsatz-, Produktion- und Investitionsplänen. Diese allgemein geltende Relativierung von Planvorhaben wird im Personalbereich verstärkt durch die Tatsache, dass der Mensch als Gegenstand die Personalplanung keinesfalls mit einem Sachkosten verglichen werden kann. Oft haben sich Erwartungen, die man an neue arbeitsorganisatorische Lösungen stellt nicht erfüllt, z.B. gegen die Personalauswahl von falschen Voraussetzungen aus oder es liefen unvorhergesehene Gruppenprozesse ab. Unternehmensexterne Faktoren der Personalplanung: Einwirkung als äußere Einflüsse auf den künftigen Personalbedarf. Wirtschaftsforschungsinstitute, Wirtschaftsdienste und Fachverbände liefern Informationen über: o gesamtwirtschaftliche Entwicklungen(Bruttosozialprodukte, Preise, Arbeitsmarkt, Branchenentwicklungen, Marktstrukturveränderung), o Entwicklung staatlicher Einflüsse(Wirtschafts- und Finanzpolitik) - wirken vor allem über die Absatzmöglichkeiten des Unternehmens auf den Personalbedarf ein o Veränderungen im Sozial- und Arbeitsrecht sowie tarifpolitische Veränderung, vorwiegend über die Arbeitszeit und die Einsatz Bedingungen der Arbeitnehmer, wirken auf den Personalbedarf ein. Unternehmensinterne Faktoren der Personalplanung: geplante Absatzmenge geplante Produktionsmittel und Methoden Arbeit- und Unternehmensorganisation Personalstruktur durchschnittliche Leistung der einsetzenden Arbeitskräfte Arbeitszeit- und Urlaubsregelungen Fluktuationen und Fehlzeiten Interesse und Bedürfnisse der Arbeitnehmer Diese Faktoren werden im Unternehmen selbst bestimmt. _________________________________________________________________________________________________________________ -7- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Methoden der Personalplanung: Schätzverfahren: einfache Schätzungen und Expertenbefragung Statistischesverfahren: Vergangenheitsbezug, Kennzahlenmethode Organisatorische Verfahren: Stellenplanmethode Personalbemessungsmethode: Refa- Methodik (Zeitmessung, Zerlegung der Arbeitsabläufe) Definition Personalentwicklung Personalentwicklung ist die planmäßige, Zielgerichtete Veränderungen von Qualifikationen, vor allem um künftige Anforderungen an die Tätigkeiten im Unternehmen gerecht zu werden. Arbeitsentgelt Arbeitsentgelt, also der Lohn, ist der Preis für die erbrachte Arbeitsleistung des menschlichen Akteurs im Betrieb. Formen der Entlohnung Zeitlohn beim Zeitlohn bemisst sich die Lohnhöhe nach der Dauer der aufgewendeten Arbeitszeit (pro Stunde oder pro Monat) und nach einem festen Lohnsatz pro Zeiteinheit (z.b. Stundenlohn oder Monatsgehalt). Die Zeit wird hier als Kriterium für die erbrachte Arbeitsleistung festgelegt. Diese Entlohnungstechnik findet dort Anwendung, wo es primär um die Qualität der Ausführung gilt; wo die zu leistende Arbeit überschaubar, kontinuierlich und schwer messbar ist und wo sich das Leistungsergebnis nicht genau vorausbestimmen lässt. Akkordlohn Beim Akkordlohn (auch Stück Lohn genannt) ist für die Bestimmung der Lohnhöhe die geleistete Arbeitsmenge entscheidend (Arbeitsmenge = die Anzahl der hervorgebrachten Leistungseinheiten oder der durchgeführten Verrichtungen). Diese Art von Entlohnung wird überall dort eingesetzt, wo massenhafte Routineaufgaben mit Wiederholungscharakter zu erfüllen sind; wo ist also weniger auf Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit als vielmehr auf Quantität und Schnelligkeit ankommt. Keinen Einfluss auf die Vergütung hat hier die wirkliche angewendete Arbeitszeit. Berechnet wird hier entweder als Geldakkord oder als Zeitakkord. Geldakkord Hier wird im arbeitenden pro Leistungseinheit ein bestimmter Geldsatz vergütet, dessen Höhe sich nach der normalerweise benötigten Dauer und dem Schwierigkeitsgrad der Arbeit richtet (z.b. Vergütung einer Reinigungskraft, die eine bestimmte Quadratmeter Anzahl an Fläche zu reinigen hat) Zeitakkord _________________________________________________________________________________________________________________ -8- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Hier wird dem Arbeitenden wie Leistungseinheit eine bestimmte Bearbeitungszeit vorgegeben. Diese Vorgabezeit ist die durchschnittlich beanspruchte Zeit zur Ausübung einer Tätigkeit. Die Ermittlung der Vorgabezeit erfolgt häufig auf Basis mehrfacher Zeitmessung einer Arbeitsleistung bei verschiedenen Personen. Jeder arbeitende bekommt für jede Minute der Vorgabezeit einen gewissen Geldbetrag bezahlt (Minutenfaktor). Wird bei der Erstellung einer Leistungseinheit die Vorgabezeit unterschritten, so erhöht sich der Stundenlohn. Der Akkordlohn wird in Gruppen- und Einzelakkord unterschieden. Der Einzelakkord betrifft eine einzige Person, der Gruppenakkord eine Mehrzahl von Personen, die ihre Leistung gemeinsam und oft unter der Leitung eines Gruppenmitgliedes erbringen. Prämienlohn Hier handelt es sich um eine zusammengesetzte Lohn vom, da auf einen festen vereinbarten Grundlohn ein Zusatzentgelt für besonders quantitative oder qualitative Mehrleistungen gewährt wird. Gremien werden angewandt, wenn Mitarbeiter z.b Verbesserungsvorschläge für den Betrieb einbringen, die von besonderer Bedeutung sind und zur Verbesserung der Qualität und des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses führen. Gewinn- und Erfolgsbeteiligung dies wird teilweise auch als zusätzliches Arbeitsentgelt, aber auch als Teilhaber am betrieblichen Ergebnis angesehen. Wegen der praktischen Unlösbarkeit des vorliegenden Zurechnungsproblems und der Annahme, dass die reguläre vertragliche Entlohnung bereits voll im Gegenwert der geleisteten Arbeit entspricht, gilt die Mitarbeiterbeteiligung vorrangig als Mittel zur Motivationsförderung und zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit. Im gesamten Pflegebereich ist es üblich, den Mitarbeiter mit einem Zeitlohn (Monatslohn) zu vergüten. Zusätzlich zu diesem Gehalt fallen noch Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit sowie für Nachtarbeit an. Während öffentliche und kirchliche Träger an Tarifverträgen gebunden sind, somit auch die Zuschläge für die Mitarbeiter tariflich geregelt sind, liegt es bei privaten Betreibern von Pflegeeinrichtungen im jeweiligen Ermessen des Trägers, wie hoch die Vergütung für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit ausfällt. _________________________________________________________________________________________________________________ -9- Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Materialwirtschaft Im Pflegebereich darf auch der Begriffmaterialwirtschaft nicht fehlen. Sie umfasst: die Disposition den Einkauf die Lagerung die Verteilung die Entsorgung des Produktionsfaktor Material für die Produktion von Sachgütern bzw. für die Realisierung von Dienstleistung Die Materialwirtschaft gehört zu den betrieblichen Funktionen eines jeden Unternehmens, auch im Gesundheitswesen. Teilfunktionen sind Disposition, Einkauf und Lagerung. Disposition unter Disposition werden alle Tätigkeiten zusammengefasst, um die erforderliche optimale Bestellmenge zum fixierten Termin zu benennen. In der Berechnung sind Sicherheitsbestände, Beschaffungs- und Durchlaufzeiten zu berücksichtigen. Einkauf der Einkauf umfasst die ökonomische Beschaffung aller für das Unternehmen notwendigen Materialien und Dienstleistungen: diese Beschaffung ist in f. Eins erschüttert zu vollziehen: Marktforschung Planungen der Beschaffungswege und Beschaffungsprinzipien Beschaffungsanbahnung Abschluss Abwicklung und Beschaffungskontrolle Lagerung die Lagerung gewährleistet die Produktion- und Lieferbereitschaft des Unternehmens. Wesentliche Aufgaben sind die Bevorratung sowie die Überwachung von Materialeingang bis zum Materialausgang. Ebenso wichtig ist die Lagerungskontrolle, z.b. Verderbliche Waren im Kirchenbereich. Grundsatzaufgaben der Materialwirtschaft Die grundlegend der Aufgabe der Materialwirtschaft ist die Stärkung des strategischen und operativen Erfolgspotenzials des Unternehmens. Dies wird erreicht durch: permanente Einflussnahme auf Forschung und Entwicklung für einen sparsamen Materialeinsatz und Nutzung der wissenschaftlichen Ergebnisse der Werkstofftechnik (Inkontinentsmaterial) eine Kostensenkende Gestaltung der Arbeitsleistung zwischen Material und Teilelieferanten, den Verkehrsträgern, den Entsorgungsbetrieben und der eigenen Produktion eine logische Gestaltung des außer- und innerbetrieblichen Materialflusses und die Durchsetzung geschlossener Stoffkreisläufe in Verbindung mit dem Recycling. _________________________________________________________________________________________________________________ - 10 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 11 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 12 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 13 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 14 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 15 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 16 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Beschaffung: alle Aktivitäten, um dem Unternehmen die Produktionsfaktoren zur Verfügung zu stellen, die es zu seiner Leistungserfüllung benötigt, aber nicht selbst produziert. Beschaffungsprogramm basiert auf dem Produktionsprogramm und ist das letzte Glied der Planungskette „Absatzprogramm – Produktionsprogramm –Beschaffungsprogramm“. Beschaffungsprogramm für sämtliche zu beschaffende Produktionsfaktoren: z.B. Anlagen-, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Energieträger, Kapital, Dienstleistungen, Personal und Rechte. Material: alle Verbrauchsfaktoren (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) und bezogene Teile (Halb- und Fertigfabrikate) Hauptziel der Materialwirtschaft: benötigte Materialien in der erforderlichen Menge, in der erforderlichen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur Verfügung stellen. Zusätzlich ökonomische Aufgabenstellung der Optimierung der mit der Bereitstellung von Material verbundenen Kosten. Prinzipien der Materialbereitstellung: • Einzelbeschaffung im Bedarfsfall: eine Beschaffung wird erst dann ausgelöst, wenn ein durch einen Auftrag spezifizierter Bedarf gegeben ist. • Produktionssynchrone Anlieferung: Beschaffungs- und Produktionskurve verlaufen gleich, d.h. Produktion wird unmittelbar aus den Anlieferungen versorgt. • Vorratshaltung: Entkopplung von Beschaffung und Produktion. Beschaffte Materialien werden auf Lager genommen und dort auf Abruf bereitgehalten. ABC Analyse _________________________________________________________________________________________________________________ - 17 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Bereitstellungskosten bestimmen die kostenoptimale Bestellmenge • Bereitstellungskosten • unmittelbare Bereitstellungskosten (= Bestellkosten): Kosten, die direkt mit dem Kauf der Materialien verbunden sind (Menge * Preis) • mittelbare Bereitstellungskosten: Kosten mit indirektem Zusammenhang mit der Materialdisposition • Lagerhaltungskosten: • Kapitalbindungskosten: Die Höhe der Kapitalbindungskosten hängt dabei von dem in den Lagerbeständen gebundenen Kapital, der Kapitalbindungsdauer und der Zinssatzhöhe • Lagerkosten entstehen durch Pflege und Handling der gelagerten Materialien • Fehlmengenkosten werden dadurch hervorgerufen, dass der Materialbedarf nicht oder nicht zum erforderlichen Zeitpunkt gedeckt werden kann. Lagerarten Beschaffungslager verbindet Beschaffungsmärkte mit dem Unternehmen Zwischenlager: im Produktionsbereich als Ausgleich zwischen unterschiedlichen Produktionsstufen und -prozessen. Absatzlager: Ausgleich zwischen Produktionsprozessen und Absatzvorgängen _________________________________________________________________________________________________________________ - 18 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Finanzierung o o o o o o o o Aufgaben der betrieblichen Finanzwirtschaft Budgetierung Durchführung des gesamten Zahlungsverkehrs Verwaltung von Geldersatzmitteln / Buchgeld Verwaltung des Finanzanlagevermögens Vorbereitung und Durchführung von Kreditaufnahmen Vorbereitung und Durchführung von Eigenkapitalaufnahmen Finanzierungsalternativen _________________________________________________________________________________________________________________ - 19 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ R= Renatbilität EK= Eigenkapital G= Gewinn GK= Gesamtkapital U= Umsatz FK= Fremdkapital _________________________________________________________________________________________________________________ - 20 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 21 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 22 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Grundfunktionen der Führung/Unternehmensführung Die Unternehmensführung ist durch verschiedene Grundfunktionen charakterisiert. So bedarf der Werkschöpfung- und Dienstleistungsprozess eines Unternehmens einer marktorientierten und komplexen Gestaltung. Woran orientiert sich unter anderem der Pflegemarkt? Abklärungspflegebedarf ambulant und /oder stationär Abklärung nach ausreichend qualifiziertem Personal für die Personaleinsatzplanung. Wie viel Personal wird zur ausreichenden Pflege benötigt? welcher Konkurrenzbetriebe befinden sich in der Umgebung? Damit wird sichtbar, dass es im Sinne einer Unternehmensführung einen integrierten Führungsprozess geben muss, der über die Führung einzelner betrieblicher Funktionsbereiche hinausgeht. Die dazu notwendigen Steuerungs- und Regelmaßnahmen machen den Kern dessen aus, was als Unternehmensführung oder Management bezeichnet wird. Da in der Regel alle Führungs -und Managementprozesse, vor allem im strategischen und taktischen Bereich durch Planung, Organisation, Kontrolle und Analyse charakterisiert sind, sprechen wir von Grundfunktionen der Führung/Unternehmensführung. Bei der Betrachtung verschiedener Prozessabläufe kann verallgemeinernd festgelegt werden, dass sich in die Gesamtheit der Führung von Prozessen im Kreislauf von Planung, Analyse, Kontrolle und Organisation vollzieht. Erfolgs Maßstäbe für das betriebliche Wirtschaften Alle Strukturen und Handlungsabläufe unterliegen in sämtlichen Betriebsbereichen und ebenen der Richtschnur Wirtschaftlichkeit. Hier werden Mittel- und Zweckeinsatz verfolgt. Sofern betriebswirtschaftlich relevante und auf Basis von Zahlen quantifizierbar, lässt sich die Frage nach der Verwirklichung einer an dieser Verhaltensnorm ausgerichteten Betriebstätigkeit in Informationsverdichteter Form durch zugehörige Erfolgs- und Leistungsmaßstäbe beantworten. Mithilfe dieser formalen Gestaltung- und Analysekriterien können anhand des verfügbaren Wissens erzielte wirtschaftliche Resultate als Ganzes rückschauend erfasst und ausgewiesen, aber auch bestimmte erwünschte Leistungsergebnisse des Betriebes insgesamt voraus Blicken für die Zukunft festgelegt werden. Übereinstimmend sind derartige Kennzahlen/-Ziffern aus dem übergeordneten Zentralbegriff Wirtschaftlichkeit ableitbar. Viel abhängig befindet sich nämlich das ökonomische Prinzip durch eine beachtenswerte Fülle adäquater und je nach Bedarfszweck verschieden weit ausdifferenzierbarer Maßstabrelationen konkretisiert, die Mengen- und/oder wertmäßige Berechnungsschichten aufweisen und allesamt empirischen, statistischen Charakter besitzen (da man absolute Wirtschaftlichkeit kaum anzugeben vermag). Kostenwirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeit im engeren ökonomischen Sinne als betrieblicher Leistungsmaßstab soll hier aus speziell Kostenwirtschaftlicher, also kalkulatorischer Sicht betrachtet und behandelt werden. Beispiel: Ein ambulanter Dienst möchte die Kostenwirtschaftlichkeit pro Tag errechnen. Die Gesamtkosten der gefahrenen Touren für sieben Tage belaufen sich auf 14.000 €. Rechnung 14.000 € 7 Tage ergibt 2.000 € pro Tag _________________________________________________________________________________________________________________ - 23 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Es müssen also mindestens 2000 € pro Tag erwirtschaftet werden, damit die Kostenwirtschaftlichkeit gegeben ist. Hier ist noch kein Gewinn erwirtschaftet! Produktivität mit der Produktivität ist ein Erfolgskriterium aufgegriffen, dass beim betriebsinternen Vorgang den Akzent auf reine mengenmäßige Aspekte legt, dass also nach klassischer Vorstellung ausschließlich eine mengenbezogenen Beurteilung der Faktorergiebigkeit zu einem bestimmten Zeitraum dient. Die Produktivitätskennzahl ist dann Relation von Ausprägungsmengen Einsatzmenge Ihr höheren hier die Kennzahl über dem Wert eines liegt, desto größer ist die Produktivität. Beispiel bei einem Kosteneinsatz in Höhe von 100.000 € wird ein Umsatz von 130.000 € erzielt. Rechnung 130.000 € 100.000 € = 1,3 Rentabilität der Beurteilungsmaßstabrentabilität umfasst den rein monetären Beziehungszusammenhang zwischen periodischen Ergebnis (Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag) und Kapitaleinsatz des Betriebes (so genannte Kapitalrentabilität) Beispiel Gewinn X 100 durchschnittlich eingesetztes Kapital Gewinn in Höhe von 1400 € durchschnittlich eingesetztes Kapital in Höhe von 14.000 € Rechnung 1400 X 100 14.000 Ergebnis 10% Liquidität Liquidität ist die Fähigkeit des Betriebes, seinen zwingenden fälligen Verbindlichkeiten (aktuelle Zahlungsverpflichtungen) zu jedem Zeitpunkt fristgerecht und in vollem Umfang nachkommen zu können. Liquiditätsplanung Um rechtzeitig zu erkennen, ob Maßnahmen zur Wahrung der Liquidität erforderlich sind, müssen zukünftige Ein- und Auszahlung geplant werden. Liquiditätsplanung ist von Bedeutung, da einerseits laufende Kosten entstehen, andererseits eine Pflegeeinrichtung auf Zahlung von Kassen, Sozialhilfeträger und Selbstzahlern angewiesen ist. Die Zahlungen sind abhängig von: dem Zeitpunkt der Rechnungserstellung der konkreten Leistungserfassung (ambulant) der Fehlerquote bei der Abrechnung der rechtzeitigen Genehmigung von Leistungen durch die Kassen Die Liquidität lang betrachtet: _________________________________________________________________________________________________________________ - 24 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ alle Ein- und Auszahlungsmonat bezogen, unabhängig von der Verbuchung der Beträge in der Finanzbuchhaltung. Einzig ausschlaggebend ist der Zeitpunkt des Zahlungseingangs bzw. –ausgangs. Unerheblich ist, welcher Rechnungsperiode die Zahlungen gehören. Zahlungseingänge sollten regelmäßig überprüft werden, da sie einen wesentlichen Teil zur Liquidität des Unternehmens beitragen. Erfolgen z. b. Zahlungen von Klienten nicht innerhalb der im Vertrag vereinbarten Frist, sind unbedingt Zahlungserinnerungen und Mahnungen in schriftlicher Form an den Klienten zu senden, da ein Unternehmen erst nach angemessener Frist und wiederholter Aufforderung zur Zahlung gerichtliche Wege beschreiten kann. Im ambulanten Bereich ist es wichtig, alle erbrachten Leistung am Klienten auch abzuzeichnen. Hierfür müssen die Pflegekräfte vor Ort beim Patienten eine hundertprozentige Dokumentation der Leistung vornehmen, da die Verwaltung nur dokumentierte Leistung abrechnen kann. Rechnungen sollten immer sofort nach Fälligkeit erstellt werden, da eine Zahlungsfrist erst ab Erstellung der Rechnung zählt. Werden z.b. In einem ambulanten Dienst die Rechnung des Vormonates in den ersten drei Werktagen des darauf folgenden Monat geschrieben, so ist die Wahrscheinlichkeit auf Ausgleich der Rechnung bis Mitte des laufenden Monats Hoch; werden die Rechnung dagegen erst am 10. des darauf folgenden Monat erstellt, so verzögert sich auch der Zahlungseingang. Verspätete Zahlungseingänge werden sich auf die Liquidität auswirken. _________________________________________________________________________________________________________________ - 25 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Gesetzliche Grundlagen der Pflegeversicherung aus betriebswirtschaftlicher Sicht Alle gesetzlichen Grundlagen der Pflegeversicherung müssen auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht berücksichtigt werden. Im Folgenden finden sich Auszüge aus den verschiedenen Gesetzen: Die fünf Säulen der Sozialversicherung sind: Krankenversicherung Pflegeversicherung Rentenversicherung Arbeitslosenversicherung Unfallversicherung (Beiträge werden allein vom Arbeitgeber getragen) Das Pflegeversicherungsgesetz seit dem 1.1.1995 in Kraft und es änderte zahlreiche bestehende Gesetze, etwa Krankenkassen recht (SGB V.), das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) oder das Heimgesetz. Die Pflegeversicherung selbst ist im 11. Buch des Sozialgesetzbuches (SGB XI) geregelt. Im engeren Sinne ist also das Pflegeversicherungsgesetz das SGB XI. Wichtige Detailregelungen zur Pflegeversicherung befinden sich in der Rechtsverordnung und Richtlinie, etwa Pflegebedürftigkeitsrichtlinie sowie Vereinbarung, etwa zur Qualität und Qualitätsvereinbarung. SGB XI Rechtsverordnungen: z.B. Verordnung zu § 40: Pflegehilfsmittel und technische Hilfen z.B. Verordnung zu § 92: Landespflegeausschüsse z.B. Verordnung zu § 109 Statistikverordnung Richtlinien: z.B. Richtlinie zu § 17 Pflegebedürftigkeitsrichtlinie Rahmenvereinbarungen: zum Beispielrahmenvereinbarung zu § 75 Rahmenverträge z.B. Rahmenvereinbarung zu § 80 Qualität und Qualitätssicherung Sicherstellungsauftrag die Pflegekassen haben nach Paragraphen 69 SGB XI im Rahmen ihrer Leistungsverpflichtung in den Sicherstellungsauftrag zu erfüllen: Sie haben eine bedarfsgerechte und gleichmäßiger, dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerische Erkenntnisse entsprechende pflegerische Versorgung der Versicherten zu gewährleisten. Die Vorhaltung der Einrichtung fällt in die Kompetenz der Länder. Versorgungsvertrag Um den Sicherstellungsauftrag wahrzunehmen, schließen die Pflegekassen mit den Trägern von Pflegeeinrichtungen Versorgungsverträge ab. Im Versorgungsvertrag sind nach § 72 Abs. 1 SGB XI Art, Inhalt und Umfang der allgemeinen Pflegeleistungen festzulegen, die von der Pflegeeinrichtungen während der Dauer des Vertrages für die Versicherten zu erbringen sind (Einhaltung dieser Inhalte wird durch den MDK bei § 80 Prüfungen überwacht). _________________________________________________________________________________________________________________ - 26 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Buchführungspflicht in der Pflegeeinrichtungen Im folgenden befinden sich die wichtigsten Auszüge aus der PflegeDurchführungsverordnungen (PBV vom 22. November 1995) Sie entstammen dem Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1995 Teil I: Verordnung über die Rechnungs- und Buchführungspflichten der Pflegeeinrichtungen (Pflege-Buchführungsverordnung . PBV) vom 22.11.1995 (BGBl. I S. 1528) in der Fassung des Euro-Einführungsgesetzes vom 23.10.2001 (BGBl. I S. 2702, 2707) § 1 Anwendungsbereich (1) Die Rechnungs- und Buchführungspflichten der Pflegeeinrichtungen richten sich nach dieser Verordnung, unabhängig davon, ob die Pflegeeinrichtung Kaufmann im Sinne des Handelsgesetzbuches ist, und unabhängig von der Rechtsform der Pflegeeinrichtung. Rechnungs-, Buchführungs- und Aufzeichnungspflichten nach anderen Vorschriften bleiben unberührt. (2) Pflegeeinrichtungen im Sinne dieser Verordnung sind 1. ambulante Pflegeeinrichtungen (Pflegedienste), 2. teilstationäre und vollstationäre Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime), mit denen ein Versorgungsvertrag nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch besteht (zugelassene Pflegeeinrichtungen). Erbringt eine zugelassene Pflegeeinrichtung neben Leistungen nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch andere Sozialleistungen im Sinne des Ersten Buches Sozialgesetzbuch (gemischte Einrichtung), so sind ihre Rechnungs- und Buchführungspflichten nach dieser Verordnung auf die Leistungen beschränkt, für die sie nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch als Pflegeeinrichtung zugelassen ist. § 2 Geschäftsjahr Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. § 3 Buchführung, Inventar (1) Die Pflegeeinrichtungen führen ihre Bücher nach den Regeln der kaufmännischen doppelten Buchführung. Für Buchführung und Inventar gelten die §§ 238 bis 241 des Handelsgesetzbuches. (2) Die Konten sind nach dem Kontenrahmen der Anlage 4 einzurichten. Bei Verwendung eines hiervon abweichenden Kontenplanes hat die Pflegeeinrichtung durch ein ordnungsmäßiges Überleitungsverfahren die Umschlüsselung auf den Kontenrahmen nach Satz 1 zu gewährleisten. § 4 Jahresabschluss (1) Der Jahresabschluss der Pflegeeinrichtung besteht aus: 1. der Bilanz, gegliedert nach Anlage 1, 2. der Gewinn- und Verlustrechnung, gegliedert nach Anlage 2, sowie 3. dem Anhang einschließlich des nach den Anlagen 3 a und 3 b gegliederten Anlagen- und Fördernachweises. Der Jahresabschluss ist innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres aufzustellen. Für die Aufstellung und den Inhalt des Jahresabschlusses gelten § 242, § 243 Abs. 1 und 2, §§ 244 bis 256, § 264 Abs. 2, § 265 Abs. 2, 5 und 8, § 268 Abs. 3, § 275 Abs. 4, § 277 Abs. 3 Satz 1 und Abs. 4, § 279, § 284 Abs. 2 Nr. 1 und 3 des Handelsgesetzbuches sowie Artikel 24 Abs. 5 Satz 2 und Artikel 28 , 42 bis 44 des Einführungsge-setzes zum Handelsgesetzbuch. (2) Soweit ein Träger mehrere Pflegeeinrichtungen betreibt, die keine Vollkaufleute im Sinne des Handelsgesetzbuches sind, kann er diese in einem Jahresabschluss zusammenfassen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 27 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Dabei ist der Anlagen- und Fördernachweis nach den Anlagen 3 a und 3 b für jede Pflegeeinrichtung gesondert zu erstellen. § 7 bleibt unberührt. (3) Bei gemischten Einrichtungen im Sinne des § 1 Abs. 2 Satz 2 kann der Träger 1. einen auf die Leistungen nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch begrenzten Jahresabschluss (Teil-Jahresabschluss) erstellen oder 2. unter Verwendung der Anlagen 3 a und 3 b die Erträge und Aufwendungen seiner Pflegeeinrichtungen in einer nach Anlage 2 gegliederten Teil-Gewinn- und Verlustrechnung so zusammenfassen, dass sie von den anderen Leistungsbereichen der Einrichtung getrennt sind. Ist eine Abgrenzung nicht möglich, haben die erforderlichen Zuordnungen zu den verschiedenen Leistungsbereichen auf der Grundlage von vorsichtigen und wirklichkeitsnahen Schätzungen zu erfolgen. § 7 bleibt unberührt. § 5 Einzelvorschriften zur Bilanz (1) Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, deren Nutzung zeitlich begrenzt ist, sind in der Bilanz höchstens zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um Abschreibungen, anzusetzen. Kann eine zugelassene Pflegeeinrichtung, die erstmals nach den Grundsätzen dieser Verordnung eine Bewertung des Anlagevermögens vornimmt, zum Stichtag der Eröffnungsbilanz die tatsächlichen Anschaffungs- oder Herstellungskosten nicht ohne unvertretbaren Aufwand ermitteln, so sind den Preisverhältnissen des vermutlichen Anschaffungs- oder Herstellungszeitpunkts entsprechende Erfahrungswerte als Anschaffungsoder Herstellungskosten anzusetzen. Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, die bei Pflegeheimen am 1. Januar 1997, bei Pflegediensten am 1. Januar 1998 bis auf einen Erinnerungsposten abgeschrieben sind, können mit diesem Restbuchwert angesetzt werden. (2) Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, die mit öffentlichen Fördermitteln oder sonstigen Zuwendungen Dritter angeschafft oder hergestellt worden sind, sind auf der Aktivseite der Bilanz mit dem Bruttowert anzusetzen. Auf der Passivseite der Bilanz sind die bereits zweckentsprechend verwendeten Fördermittel oder Zuwendungen als Sonderposten gesondert auszuweisen, vermindert um den Betrag der bis zum jeweiligen Bilanzstichtag angefallenen Abschreibungen auf die mit diesen Mitteln finanzierten Vermögensgegenstände des Anlagevermögens. (3) Bei Pflegeeinrichtungen ohne eigene Rechtspersönlichkeit oder in einer anderen Rechtsform als der Kapitalgesellschaft sind in der Bilanz unter dem Eigenkapital als »gewährtes Kapital« die Beträge auszuweisen, die der Einrichtung für die Erfüllung ihres Versorgungsauftrags nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch vom Rechtsträger auf Dauer zur Verfügung gestellt werden. Sonstige Einlagen des Rechtsträgers sind als Kapitalrücklagen auszuweisen. Für Gewinnrücklagen gilt § 272 Abs. 3 des Handelsgesetzbuchs entsprechend. (4) Sind der Pflegeeinrichtung vor Aufnahme in den Landespflegeplan für Lasten aus Darlehen Fördermittel bewilligt worden, so ist in der Höhe des Teils der jährlichen Abschreibungen auf die mit diesen Mitteln finanzierten Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, der nicht durch den Tilgungsanteil der Fördermittel gedeckt ist, in der Bilanz auf der Aktivseite ein »Ausgleichsposten aus Darlehensförderung« zu bilden. Ist der Tilgungsanteil der Fördermittel aus der Darlehensförderung höher als die jährlichen Abschreibungen auf die mit diesen Mitteln finanzierten Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, so ist in der Bilanz in Höhe des überschießenden Betrages auf der Passivseite ein Ausgleichsposten aus Darlehensförderung zu bilden. (5) In Höhe der Abschreibungen auf die aus Eigenmitteln des Trägers der Pflegeeinrichtung vor Beginn der Förderung beschafften Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, für die ein Ausgleich für die Abnutzung in der Zeit ab Beginn der Förderung verlangt werden kann, ist in der Bilanz auf der Aktivseite ein Ausgleichsposten für Eigenmittelförderung« zu bilden. § 6 Aufbewahrung und Vorlegung von Unterlagen Für die Aufbewahrung von Unterlagen, die Aufbewahrungsfristen und die Vorlegung von Unterlagen gelten die §§ 257 und 261 des Handelsgesetzbuchs. _________________________________________________________________________________________________________________ - 28 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ § 7 Kosten- und Leistungsrechnung Die zugelassenen Pflegeeinrichtungen haben eine Kosten- und Leistungsrechnung zu führen, die eine betriebs-interne Steuerung sowie eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit ermöglicht. Die Kosten- und Leistungsrechnung muss die Ermittlung und Abgrenzung der Kosten der jeweiligen Betriebszweige sowie die Erstellung der Leistungsnachweise nach den Vorschriften des Achten Kapitels des Elften Buches Sozialgesetzbuch ermöglichen. Dazu gehören folgende Mindestanforderungen: 1. Die Pflegeeinrichtungen haben die auf Grund ihrer Aufgaben und Strukturen erforderlichen Kostenstellen zu bilden; dabei kann der Kostenstellenrahmen nach dem Muster der Anlage 5 angewendet werden. 2. Die Kosten sind aus der Buchführung nachprüfbar herzuleiten. 3. Die Kosten und Leistungen sind verursachungsgerecht nach Kostenstellen zu erfassen; sie sind darüber hinaus den anfordernden Kostenstellen zuzuordnen, soweit dies für die in Satz 1 genannten Zwecke erforderlich ist. 4. Die Kosten und Leistungen sind verursachungsgerecht den Kostenträgern zuzuordnen; dabei kann die Kostenträgerübersicht nach dem Muster der Anlage 6 angewendet werden. 5. Bei Einrichtungen nach § 4 Abs. 2 oder 3 muss eine verursachungsgerechte Abgrenzung der Kosten und Erträge mit anteiliger Zuordnung auf die verschiedenen Einrichtungen erfolgen; § 4 Abs. 3 Nr. 2 Satz 2 gilt entsprechend. § 8 Wahlrecht für Kapitalgesellschaften (1) Pflegeeinrichtungen, die Kapitalgesellschaften im Sinne des Zweiten Abschnitts des Dritten Buches des Handelsgesetzbuchs sind, brauchen auch für Zwecke des Handelsrechts bei der Aufstellung, Feststellung und Offenlegung ihres Jahresabschlusses nach dem Handelsgesetzbuch die Gliederungsvorschriften der §§ 266, 268 Abs. 2 und § 275 des Handelsgesetzbuchs nicht anzuwenden. Sehen sie von der Anwendung ab, so haben sie bei der Aufstellung, Feststellung und Offenlegung die Bilanz nach Anlage 1, die Gewinn- und Verlustrechnung nach Anlage 2 und den Anlagennachweis nach Anlage 3 a zu gliedern. Die im Anlagennachweis vorgeschriebenen Angaben sind auch für den Posten immaterielle Vermögensgegenstände und jeweils für die Posten des Finanzanlagevermögens zu machen. (2) Bei Inanspruchnahme des Wahlrechts nach Absatz 1 für Zwecke des Handelsrechts gelten die Erleichterungen für kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften nach § 266 Abs. 1 Satz 3 und § 276 des Handelsgesetzbuchs bei der Aufstellung und Feststellung nicht; bei der Offenlegung nach den §§ 325 bis 328 des Handelsgesetzbuchs dürfen § 266 Abs. 1 Satz 3 und § 276 des Handelsgesetzbuchs mit der Maßgabe angewendet werden, dass in der Bilanz nach Anlage 1 und im Anlagennachweis nach Anlage 3 a nur die mit Buchstaben und römischen Zahlen bezeichneten Posten ausgewiesen werden müssen und dass in der Gewinn- und Verlustrechnung nach Anlage 2 die Posten 1 bis 8 und 10 zu dem Posten »Rohergebnis« zusammengefasst werden dürfen. § 9 Befreiungen (1) Von den Vorschriften dieser Verordnung sind befreit: 1. Pflegedienste mit bis zu sechs Vollzeitkräften; Teilzeitkräfte sind auf Vollzeitkräfte umzurechnen. 2. teilstationäre Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Kurzzeitpflege mit bis zu acht Pflegeplätzen. 3. vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit bis zu zwanzig Pflegeplätzen. Für die Ermittlung der Vollzeitkräfte und der Pflegeplätze sind die Durchschnittswerte im abgelaufenen Geschäftsjahr maßgebend. Satz 1 gilt nicht für Pflegeeinrichtungen, deren Umsätze aus der Erfüllung ihres Versorgungsauftrages nach dem Elften Buch des Sozialgesetzbuchs (ohne Investitionsaufwendungen) bei Pflegeheimen eine Million Deutsche Mark, bei Pflegediensten 500 000 Deutsche Mark im abgelaufenen Geschäftsjahr übersteigen. (2) Von den Vorschriften dieser Verordnung können ganz oder teilweise befreit werden: _________________________________________________________________________________________________________________ - 29 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ 1. Pflegedienste mit sieben bis zu zehn Vollzeitkräften; Teilzeitkräfte sind auf Vollzeitkräfte umzurechnen. 2. teilstationäre Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Kurzzeitpflege mit neun bis zu fünfzehn Pflegeplätzen. 3. vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit einundzwanzig bis zu dreißig Pflegeplätzen. Absatz 1 Satz 2 gilt entsprechend. Über eine Befreiung und ihre Versagung entscheiden auf Antrag des Trägers der Pflegeeinrichtungen die Landesverbände der Pflegekassen gemeinsam im Einvernehmen mit der zuständigen Landesbehörde nach pflichtgemäßem Ermessen. Maßstab für diese Ermessensentscheidung ist insbesondere die Frage, ob die mit der Anwendung der Verordnung verbundenen Kosten in einem angemessenen Verhältnis zu dem erreichbaren Nutzen stehen oder ob die in § 7 gestellten Anforderungen nicht auch auf andere Weise erreicht werden können. (3) Pflegeeinrichtungen, die nach Absatz 1 oder 2 von den Vorschriften dieser Verordnung befreit sind, haben eine vereinfachte Einnahmen- und Ausgabenrechnung zu führen, die den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung entspricht; als Mindestanforderung gelten die in § 259 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs aufgeführten Rechenschaftspflichten entsprechend. Die Auskunfts- und Nachweispflichten der Pflegeeinrichtungen nach dem Siebten und Achten Kapitel des Elften Buches Sozialgesetzbuch bleiben unberührt. § 10 Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig im Sinne des § 334 Abs. 1 Nr. 6 des Handelsgesetzbuchs handelt, wer als Mitglied des vertretungsberechtigten Organs oder des Aufsichtsrats einer Pflegeeinrichtung, die Kapitalgesellschaft ist, bei der Aufstellung oder Feststellung des Jahresabschlusses 1. entgegen § 8 Abs. 1 Satz 2 a) die Bilanz nicht nach Anlage 1, b) die Gewinn- und Verlustrechnung nicht nach Anlage 2, c) den Anlagennachweis nicht nach Anlage 3 a gliedert oder 2. entgegen § 8 Abs. 1 Satz 3 die dort bezeichneten zusätzlichen Angaben im Anlagennachweis nicht, nicht in der vorgeschriebenen Form oder nicht mit dem vorgeschriebenen Inhalt macht. § 11 Inkrafttreten und Übergangsvorschriften (1) Diese Verordnung tritt am 1. Januar 1996 in Kraft. (2) Der Jahresabschluss nach § 4 ist erstmals aufzustellen: 1. bei stationären Pflegeeinrichtungen zum 31. Dezember 1997 für das Geschäftsjahr 1997 bis spätestens zum 30. Juni 1998, 2. bei ambulanten Pflegeeinrichtungen zum 31. Dezember 1998 für das Geschäftsjahr 1998 bis spätestens zum 30. Juni 1999. (3) Stichtag für die Eröffnungsbilanz sowie für die erstmalige Aufstellung des Anlagen- und Fördernachweises (Anlagen 3 a und 3 b) sind: 1. bei stationären Pflegeeinrichtungen der 1. Januar 1997, 2. beim ambulanten Pflegeeinrichtungen der 1. Januar 1998. Wird die Pflegeeinrichtung erst nach dem 1. Januar des jeweiligen Geschäftsjahres in Betrieb genommen, ist Stichtag für die Eröffnungsbilanz der Tag der Betriebsaufnahme. Die Eröffnungsbilanz ist binnen sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag aufzustellen. (4) Die Vorschriften über Buchführung und Inventar (§ 3) sowie über die Kosten- und Leistungsrechnung (§ 7) sind auf stationäre Pflegeeinrichtungen erstmals für das Geschäftsjahr 1997 und auf ambulante Pflegeeinrichtungen erstmals für das Geschäftsjahr 1998 anzuwenden. (5) Wird eine Pflegeeinrichtung im Jahr 1996 an einen freigemeinnützigen oder privaten Träger veräußert, können die in Absatz 2 bis 4 genannten Fristen auf Antrag des neuen Trägers gemäß § 9 Abs. 2 Satz 3 jeweils um ein Jahr verlängert werden. _________________________________________________________________________________________________________________ - 30 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Kontenrahmen laut Pflegebuchführungsverordnung Der vorgegebene Kontenrahmen (SKR 45) lässt den Einrichtungen wenig Spielraum zur eigenen Gestaltung. So wird die Erfassung der Erträge erstens nach den verschiedenen Pflegestufen und zweitens nach der Art der Einrichtung in (Tages-, Nacht-, Kurzzeit- oder Dauerpflege) vorgeschrieben. Für die ambulanten Einrichtungen wurden ebenso eigene Ertragskonten eingerichtet. Somit kann aus der Buchhaltung die genaue Belegung nach Pflegestufe oder Aufenthaltsarten (Langzeit- oder Kurzzeitpflege) ersehen werden. Ebenso lässt sich durch die Ertragsbuchung das betreute Klientel eines ambulanten Dienstes ermitteln. Buchführung Die Buchführung umfasst die Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle und dient der Pflicht zur Darstellung der Finanz-, Vermögens- und Ertragslage des Unternehmens. Diese Darstellung erfolgt in der Regel in Form eines Jahresabschlusses. Buchführung wird von manchen Unternehmern als ungeliebte Pflicht betrachtet. Aber Sie benötigen die Buchführung, um jederzeit einen Überblick über die Liquiditätslage Ihres Unternehmens gewinnen zu können, um die Erfüllung Ihrer steuerlichen Pflichten nachweisen und steuerliche Vorteile nutzen zu können, um anhand von Zeitvergleichen die Entwicklung Ihres Unternehmens einschätzen und planen zu können, um Dokumente für die Lösung von Steuer- und Rechtsproblemen zur Verfügung zu haben. Informationspflichten Damit unterstützt das betriebliche Rechnungswesen interne und externe Informationspflichten des Unternehmers. Zu den internen Informationspflichten gehören: Erfolgsrechnung (monatlich, quartalsmäßig, jährlich) Finanzplanung (kurz-, mittel-, langfristig) Investitionsplanung Kalkulation Mahnwesen Zu den externen Informationspflichten zählen: Ermittlung der Steuergrundlagen (Finanzamt, Gemeinde) Kreditwürdigkeit (Banken, sonstige Kreditgeber) Ausschüttungsbemessungsfunktion (Gesellschafter) Feststellung des ausschüttungsfähigen Gewinns _________________________________________________________________________________________________________________ - 31 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Grundsätze Wichtige Buchführungsgrundsätze sind: Klarheit und Übersichtlichkeit der Darstellung vollständige, richtige, zeitgerechte Erfassungen Nummerierungen der Vorfälle und Bücher keine Löschung einmal gemachter Angaben tägliche Kassenführung keine Buchung ohne Beleg! Je nach kaufmännischem Status Ihres Unternehmens sind Sie zur einfachen (sog. Einnahmen-Überschuß-Rechnung) oder doppelten Buchführung (diese gilt zwingend für Vollkaufleute) verpflichtet. Ferner sind bestimmte Aufbewahrungspflichten zu beachten. Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (§238 HGB) müssen beachtet werden. Einfache Buchführung Zur einfachen Buchführung sind Angehörige der freien Berufe und Kleingewerbetreibende verpflichtet (sogenannte Minderkaufleute), die keinen eingerichteten kaufmännischen Geschäftsbetrieb unterhalten. Kassenbuch Kleinbetriebe und Vertreter freier Berufe müssen lediglich in einem Kassenbuch über ihre Einnahmen und Ausgaben Buch führen und wegen steuerrechtlicher Pflichten ihren Wareneingang und -ausgang aufzeichnen. Dazu gehören: Angaben zum Tag des Wareneingangs bzw. -ausgangs, Name und Anschrift des Lieferanten bzw. Kunden, die handelsübliche Bezeichnung der Ware, ihr Preis und ein Beleghinweis. Angaben zur Vermögenslage müssen in diesem Zusammenhang nicht gemacht werden. Allerdings sind die Veränderungen der Vermögenswerte und Schulden zeitbezogen zu erfassen. Doppelte Buchführung Dieser Begriff kommt daher, dass jeder Geschäftsvorfall unter den Aspekten der Herkunft und der Verwendung doppelt - einmal auf der Soll- und einmal auf der Habenseite - zu buchen ist. Zur doppelten Buchführung sind laut Handelsgesetzbuch alle Vollkaufleute verpflichtet. Ohne Vollkaufmann zu sein, besteht, laut Verfahrensweise der Finanzbehörde, die Verpflichtung zur doppelten Buchführung für ein Unternehmen mit mehr als 255.646 Euro Umsatz im Jahr oder mehr als 24.542 Euro Gewinn im Jahr oder mehr als 63.911 Euro Betriebsvermögen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 32 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Bei Gründung des Unternehmens sind das Inventar anzugeben und eine Eröffnungsbilanz zu erstellen. Jährlich ist eine Inventur vorzunehmen und ein Jahresabschluss mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung für das abgelaufene Geschäftsjahr beim Finanzamt vorzulegen. Gewinn- & Verlustrechnung Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) hat die Funktion, den Unternehmenserfolg für jedes Geschäftsjahr als Unterschiedsbetrag aus Erträgen und Aufwendungen zu berechnen. Berechnungsschema Zur Ermittlung dieses Jahresüberschusses (oder des Jahresfehlbetrages) wird ein gesetzlich vorgeschriebenes Berechnungsschema verwendet. Die GuV kann entweder nach dem Gesamtkostenverfahren oder dem Umsatzkostenverfahren erstellt werden. Beide Verfahren führen zu dem selben Ergebnis. Beim Umsatzkostenverfahren werden die aktivierten Eigenleistungen und die Bestandserhöhungen der Periode nicht ausgewiesen. Für Planungszwecke ist eine vereinfachte GuV, wie Sie im Berechnungsschema (Gesamtkostenverfahren) dargestellt ist, ausreichend. Bilanz In der Bilanz wird das Vermögen und das Kapital zu einem Stichtag gegenübergestellt. Grundlage für die Erstellung der Bilanz ist das Inventar. Alle Vermögensgegenstände werden auf der Aktivseite, alle Finanzierungsmittel auf der Passivseite festgehalten. Nach dem Handelsgesetzbuch (§ 242) muss jeder Kaufmann neben einer Eröffnungsbilanz zu Beginn seiner Gewerbetätigkeit für den Jahresabschluss eine Bilanz aufstellen. Kleine Kapitalgesellschaften (§ 267 Abs. 1 HGB) können eine verkürzte Bilanz erstellen. Zu besonderen Ereignissen kann es auch im Laufe des Geschäftsjahres notwendig werden, eine Bilanz zu erstellen. Vermögens- und Finanzlage Mit Hilfe der Bilanz wird die Vermögens- und Finanzlage eines Unternehmens eingeschätzt, insbesondere deren Struktur. Kapitalgeber beurteilen, ob die vorgelegte Bilanz den Bonitätskriterien entspricht. Auf der Grundlage der Bilanz berechnen sie Kennzahlen und vergleichen diese mit den entsprechenden Branchenkennzahlen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 33 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Planbilanzen Viele Jungunternehmer stehen vor der Aufgabe, falls dies gefordert wird, für Finanzpläne und in Vorbereitung von Gesprächen mit potenziellen Finanziers Planbilanzen zu erarbeiten. Inventar Das Inventar ist eine mengen- und wertmäßige Darstellung aller Vermögensteile und Schulden. Es ist zum Ende eines jeden Geschäftsjahres aufzustellen. Inventur Im Rahmen einer Inventur sind alle körperlichen Gegenstände zu zählen oder zu wiegen, zu messen und zu bewerten. Alle nichtkörperlichen Gegenstände (z. B. Forderungen, Verbindlichkeiten, Bankguthaben) sind durch die Bücher nachzuweisen. Als Differenz zwischen Vermögen und Schulden wird das Reinvermögen erfasst. Aus dem Inventar ist eine Bilanz abzuleiten. Anwendung und Befreiung Nach § eins Abs. 1 PBV haben alle Pflegeeinrichtungen, unabhängig von der Rechtsform und von der Tatsache, dass sie Kaufmann im Sinne des HGB sind, ihre Bücher nach dieser Vorordnung zu führen. Andere Vorschriften der Rechnung-, Buchführungs- und Aufzeichnungspflicht bleiben unberührt. In Verbindung mit dem §§ 3 und 4 PBV gelten somit die Vorschriften des HGB, die zusätzlich durch die branchenspezifischen Bestimmungen der PBV. erweitert werden. In Abs. 2 sind die Pflegeeinrichtungen genannt, die unter die PBV fallen. Demnach sind Pflegeeinrichtungen: Ambulante Einrichtungen (Pflegedienste) stationäre Einrichtungen (Pflegeheime) Nach § 71 SGB XI sind Pflegeeinrichtungen sowohl in ambulanter (Pflegedienste) als auch in stationärer Form (Pflegeheime, Altenheime) definiert. Es folgt in dieser Vorschrift auch die gegenseitige Abgrenzung. Ein Pflegedienst ist eine auf Dauer angelegte organisatorische Zusammenfassung von Personen und Sachmitteln, die in der Lage ist, eine ausreichende, gleichmäßige und konstante pflegerische Versorgung eines wechselnden Kreises von Pflegebedürftigen in ihrem Einzugsgebiet zu gewährleisten. In Abhängigkeit des Personenkreises der zufriedenen ist eine Versorgung rund um die Uhr sicherzustellen. Bei Schwerstpflegebedürftigen ist das in der Regel der Fall. Bei Pflegebedürftigen, die in die Pflegestufe I beziehungsweise I fallen, genügt in der Regel eine Vereinbarung des Betreuungsumfangs am Tag. Der Begriff Pflegedienst wurde bewusst großzügig gefasst. Es sollen nicht nur in die Sozialstation in freier gemeinnütziger und kommunaler Trägerschaft, sondern auch die privaten Pflegedienste darunter fallen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 34 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Die Pflegedienste müssen in der Lage sein, die Pflegebedürftigen in ihrer Wohnung zu pflegen und hauswirtschaftlich zu versorgen. Ein Reinigungsunternehmen oder ein Essendienst auf Rädern ist kein Pflegedienst. Eine Wohnung im Sinne des § 71 Abs. 1 SGB XI kann auch ein Altenwohnheim nach § 1 Abs. 1 HeimG sein, indem ambulant Pflegebedürftige nicht nur vorübergehend untergebracht sind. Die Anerkennung als Pflegedienst ist nicht ausgeschlossen, wenn die Einrichtung neben der ambulanten Pflege auch andere Dienste anbietet (z.B. häusliche Krankenpflege). Pflegedienste können auch Sozialstation oder sonstige Pflegedienste sein, die durch Altenheime, Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen vorgehalten werden. Bedingung hierfür ist jedoch, dass der Pflegedienst innerhalb des Verbundes organisatorisch und wirtschaftlich selbstständig geführt wird, damit die unterschiedlichen Aufgaben- und Verantwortlichkeiten nicht miteinander vermengt werden. Die Einrichtung muss die Pflege unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegekraft durchführen, um die nach dem Gesetz gebotene Qualität der Pflege zu gewährleisten. Dein Gesetz nicht geregelt ist, welche Ausbildung die Pflegekraft absolviert haben muss, kommen als verantwortliche Pflegekraft in Betracht: Altenpflegerin, Gesundheit- und Krankenpflegerin, Kinderkrankenpflege, aber auch eine Erziehung lege oder sondern Pädagoginnen. Pflegeheime sind sowohl voll- als auch teilstationäre Einrichtung (Tagespflege). Der Pflegebedürftige wird im Unterschied zur ambulanten Pflege aus seiner häuslichen Umgebung herausgelöst, das gilt auch bei teilstationären Pflegeheim. In vollstationären Pflegeheim werden die Pflegebedürftigen Tag und Nacht versorgt. Dabei kommt es nicht vor darauf an, ob der Pflegebedürftige nur vorübergehend aufgenommen wird. Das heißt auch Einrichtungen, die Kurzzeitpflege oder Urlaubspflege anbieten, können von stationärer Pflegeheime sein, wenn sie Pflegeleistungen rund um die Uhr bereitstellen. Bei teilstationären Einrichtungen werden die Pflegebedürftigen nur für einen Teil des Tages aufgenommen und gepflegt. Es handelt sich dann um so genannte Tagesstätten oder Nachtpflegeheime. Bei allen Arten von Pflegeheimen handelt es sich um selbstständig Einrichtungen. Auffällige Abteilung in Altenwohnheim oder an Krankenhäusern sowie VorsorgeRehabilitationseinrichtungen können Pflegeheime sein, wenn der Träger sie als wirtschaftlich und organisatorisch selbstständige Einheiten führt. Damit soll die Sicherstellung der differenzierten Finanzverantwortlichkeiten gewährleistet sein. Auch die Pflegeheime müssen sicherstellen, dass sie ihre Pflegeleistungen unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft erbringen. Für die Heimleitung gelten die Mindestanforderungen nach § 2 HeimPersV. Oder kurzzeitiger versteht man einen zeitweisen stationären Aufenthalt in einem Pflegeheim. Dies soll der Sicherstellung der häuslichen Pflege und der Entlastung von pflegenden Angehörigen dienen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 35 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Was ist ein Versorgungsvertrag? Jede Pflegeeinrichtungen im Sinne des § 71 SGB XI, die Versicherte der sozialen Pflegeversicherung versorgen will, benötigt hierzu einen Versorgungsvertrag gemäß §72 Abs. 1 S. 1 SGB XI. Grundsätzlich ist in jedem Versorgungsvertrag eine Vereinbarung über die für die Versorgung notwendigen räumlichen, personellen und sachlichen-technischen Ausstattung des Pflegedienstes oder des Pflegeheimes getroffen. Diese entfällt, wenn nach Maßgabe des §75 SGB XI für alle zugelassenen Pflegeeinrichtungen verbindliche Rahmenverträge mit entsprechenden Regelung getroffen worden sind. Inhalt des Versorgungsvertrages: Festlegung, ob ambulante oder stationäre Pflege zur Verfügung gestellt wird. bei stationärer Pflege muss definiert sein, ob voll- oder teilstationäre, ob nur Langzeitpflege oder eventuell auch eingestreute Kurzzeitpflege. die Stufen der Pflegebedürftigkeit des zu betreuenden Personenkreises. Anzahl der Pflege betten und Betreuungsumfang. Vertragsparteien des Versorgungsvertrages: Leistungserbringer sind die Träger der Pflegedienste beziehungsweise Pflegeheime. Die Pflegeversicherung als Kostenträger der Versicherten wird von den Landesverbänden der Pflegekassen vertreten. Nur wenn dieser Versorgungsvertrag zustande gekommen ist, gilt die Pflegeeinrichtungen als zugelassen. Damit erhält sie das Recht und die Pflicht, die Versicherten aller Pflegekassen zu versorgen. Der Pflegeeinrichtungen verbleibt aber trotzdem ein Ausfall der Befugnis hinsichtlich der Person des Pflegebedürftigen. Teilweise sind in der Bundesrepublik noch Einrichtungen zu finden die einen so genannten Bestandsschutz haben. Dieser Bestandsschutz ist ähnlich gelagert wie ein Versorgungsvertrag wobei dieser Einrichtungen vor Einführung der Pflegeversicherung bereits ihren Bestand hatte. _________________________________________________________________________________________________________________ - 36 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 37 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 38 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Kostenrechnung Ein wesentliches Instrument des Controlling ist die Kostenrechnung. Mit ihrer Hilfe werden die im Unternehmen entstandenen Kosten erfasst, verteilt und zugerechnet. Mit der Kostenrechnung werden Sie in die Lage versetzt, Angebote zu kalkulieren und Preise zu bilden, nachträglich Ihren Erfolg zu ermitteln, unternehmerische Entscheidungen in den Bereichen FuE, Fertigung und Vertrieb zu unterstützen und vorzubereiten, Kosten zu kontrollieren und aktiv zu beeinflussen. Oberstes Ziel der Kostenrechnung ist, jederzeit über die Kosten des Unternehmens auf dem Laufenden zu sein. Je nach Fragestellung und benötigter Information für unternehmerische Entscheidungen lassen sich die Kosten periodenbezogen nach drei Gesichtspunkten erfassen: Kostenartenrechnung Welche Kosten sind entstanden? (z.B. Mieten, Personalkosten, Zinsen) Kostenträgerrechnung Wofür sind die Kosten entstanden? (z.B. für einen Auftrag, für ein Produkt) Kostenstellenrechnung Wo sind die Kosten entstanden? (z.B. in der Verwaltung) Neben den Grundkosten, die bei der Leistungserstellung entstehen, gibt es noch Kosten, die zu keiner Geldausgabe führen, weil sie keinen Aufwand darstellen. Gemeint sind die sogenannten kalkulatorischen Kosten, wie z.B. kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorischer Unternehmerlohn. Im Zusammenhang mit der Kostenrechnung ist es für Sie wichtig, folgende Begriffe zu kennen: Aufwand Wert aller verbrauchten Leistungen pro Periode (Werteverzehr im Unternehmen); man unterscheidet: Zweckaufwand: er entsteht durch den betrieblichen Leistungsprozess. neutraler Aufwand: nicht leistungsbedingt bzw. unregelmäßig leistungsbedingt. Kosten Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen pro Periode für die Erstellung der eigentlichen betrieblichen (typischen) Leistungen; man unterscheidet: Grundkosten: sie sind gleich dem Zweckaufwand. kalkulatorische Kosten: dies sind Kosten, die keinen Aufwand darstellen, z. B. kalkulatorische Miete, kalkulatorischer Unternehmerlohn, kalkulatorische Zinsen, kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Wagnisse. Ertrag Wert aller erbrachten Leistungen pro Periode Leistung Wert aller erbrachten Güter und Dienstleistungen pro Periode im Rahmen der eigentlichen betrieblichen (typischen) Tätigkeit _________________________________________________________________________________________________________________ - 39 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Ein zentrales Element des internen Rechnungswesens ist die Kosten- und Leistungsrechnung. Für ihre Gestaltung sind die P B V, das Heimgesetz und das Pflegeversicherungsgesetz von Bedeutung. Grundlagen die Notwendigkeit des Aufbaus einer Kosten- und Leistungsrechnung in stationären Pflegeeinrichtungen lässt sich folgendermaßen verdeutlichen: prospektive Festsetzung der Leistungsentgelte. Aufteilung des Pflegesatzes in Teilentgelte für Unterkunft und Verpflegung, Pflege und nicht durch öffentliche Förderung gedeckte Investitionskosten sowie Entgelte für Zusatzleistungen. Notwendigkeit stärkerer Kontrolle der Wirtschaftlichkeit der Einrichtung. Abgrenzung der Pflege bezogenen Betriebs Zweige der Pflegeeinrichtungen (ambulant, vollstationär, teilstationär, kurzzeitpflege), sofern mehrere Betriebszweige in der Pflegeeinrichtungen anfallen. Das neue Heimgesetz sowie das Pflegequalitätssicherunggesetz enthalten Bestimmungen zur Leistungserbringung in stationären Pflegeeinrichtungen. So wird z.B. im § 5 Abs. 1 Heimgesetz vorgeschrieben dass jede Einrichtung mit dem Bewohner einen Heimvertrag abzuschließen hat. Gemäß § 5 Abs. 3 Heimgesetz muss der Heimvertrag eine allgemeine Leistungsbeschreibung des Heims, insbesondere der Ausstattung enthalten. In diesem Vertrag müssen ebenso die Leistungen des Trägers, insbesondere Art, Inhalt und Umfang der Unterkunft, Verpflegung und Betreuung einschließlich der auf die Unterkunft, Verpflegung und Betreuung entfallenden Entgelte angegeben werden. _________________________________________________________________________________________________________________ - 40 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Außerdem müssen die weiteren Leistungen im einzelnen gesondert beschrieben und die jeweiligen Entgeltbestandteile hierfür gesondert angegeben werden. Neben diesen Anforderungen aus dem Heimvertrag haben die teil- und von stationären Pflegeeinrichtungen seit dem 1.1.2004 den Nachweis einer wirksamen Leistung- und Qualitätsvereinbarung (LQV) nach § 80 a. SGB XI zu erbringen. In dieser Vereinbarung sind die wesentlichen Leistungs- und Qualitätsmerkmale festzulegen: Struktur und voraussichtliche Entwicklung des zu betreuten Personenkreises, gegliedert nach Pflegestufe, besonderen Bedarf an Grundpflege, medizinischer Behandlungspflege und soziale Betreuung Art und Inhalt der Leistungen, die von dem Pflegeheim während des nächsten Pflegesatz Zeitraumes oder der nächsten Pflegesatz Zeiträume erwartet werden personeller und sichtlicher Ausstattung des Pflegeheimes einschließlich der Qualifikation der Mitarbeiter Mit diesen Anforderungen aus den gesetzlichen Bestimmungen hat das Pflegeheim eine aussagefähige Kosten- und Leistungsrechnung aufzubauen und weiterzuentwickeln, um diese zwingenden Vorschriften zu erfüllen. Zugelassene Einrichtungen haben einer Kosten- und Leistungsrechnung zu führen, die eine betriebsinterne Steuerung erlaubt. Um diese Ziele zu erfüllen, sind die dazu notwendigen Informationen zeitnah zu erfassen, auszuwerten und den Entscheidungsträgern vorzulegen. Eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit ermöglicht die Erfassung der Leistungen nach Art, Qualität, Anzahl und bildete die Grundlage, um die genannte Beurteilung vornehmen zu können. Die Kosten- und Leistungsrechnung muss die Ermittlung und Abgrenzung der Kosten der jeweiligen Betriebs Zweige ermöglichen, dies gilt für die mehrgliedrigen oder gemischte Einrichtung nach der PBV. Im Zusammenhang mit dem Abschluss der Pflegesatzvereinbarung nach § 80 Abs. 3 SGB XI hat das Pflegeheim geeignete Nachweise rechtzeitig vorzulegen. Zu den Mindestanforderungen der Kosten- und Leistungsrechnung gehören: Kostenstellenbildung nachprüfbare Herleitung der Kosten aus der Buchführung Ursache muss gerechte Erfassung der Kosten und Leistungen nach Kostenstellen Kostenträgerbildung verursachungsgerechte Erfassung der Kosten und Leistungen nach Kostenträgern verursachungsgerechte Abgrenzung der Kosten und Erträge sowie anteilige Zuordnung bei Einrichtungen nach § 4 Abs. 2 oder 3 PBV. Leistungsrechnung Der eigentliche Leistungsanspruch der Pflegebedürftigen für die stationären Pflegeeinrichtungen ist in § 43 SGB XI festgelegt. Danach haben pflegebedürftige Anspruch auf Pflege in vollstationären Einrichtungen, wenn eine häusliche oder teilstationäre Pflege nicht möglich ist oder wegen der Besonderheit des einzelnen Falles nicht in Betracht kommt. Im einzelnen wird zwischen folgenden pflegerischen Leistung unterschieden: allgemeine Pflegeleistungen Unterkunft und Verpflegung _________________________________________________________________________________________________________________ - 41 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ gesondert berechenbare Investitionsaufwendungen bei nicht vollständiger Förderung durch die Länder besondere Komfortleistungen bei Unterkunft und Verpflegung (zum Beispiel Einzelzimmerzuschlag Komfortzuschlag) zusätzliche pflegerische-betreuende Leistungen Diese pflegerischen Leistung werden direkt am Pflegebedürftigen erbracht. Daneben gibt es noch die Bewohner bezogenen, die Organisations- und Mitarbeiter bezogenen Leistungen, die zu den indirekten pflegerischen Leistungen zählen. Zu den nicht pflegerischen Leistungen werden zum Beispiel die Leistungen der Küche oder der Reinigung gerechnet. Mit diesen sekundär Leistungen für den Pflegebedürftigen soll das einheitliche Ziel der Arbeit in den stationären Pflegeeinrichtungen erreicht werden: das Wohlbefinden und das wohl fühlen des Pflegebedürftigen im Pflegeheim Primär Leistung/Ziel im Pflegeheim: Lebensqualität und Wohlbefinden sekundär Leistungen Tätigwerden von nachfolgenden Tätigkeiten direkte Pflegeleistungen: Grundpflege Behandlungspflege soziale Betreuung Zusatzleistungen indirekte Bewohnerbezogene Pflegeleistungen: Dokumentation Medikamente vorbereiten Arzttermin absprechen indirekte Organisations- und Mitarbeiter bezogenen Leistungen: Dienstplan Dienstübergabe Fortbildung Nicht Pflegeleistungen: Küche Reinigung Verwaltung Service Wäscherei die Leistungsrechnung ist für die stationären Pflegeeinrichtungen von zentraler Bedeutung. Hierbei ist folgende Frage zu klären Wer erbringt mit welchen Mitteln wo, für wen, wann, welche Leistung? _________________________________________________________________________________________________________________ - 42 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ die Pflege erbringt Pflegeleistungen Wer erbringt? Personalkostenart Mit welchen Mitteln? die Sachmittel, die zur Leistungserstellung benötigt werden Sachkostenart Wo? die Leistungsstelle (Wohnbereich) z.B. Wohnbereich A. als eigene Kostenstelle Für wen? der Leistungsträger Bewohner als möglicher Kostenträgern Wann? Welche Leistung? Zeitpunkt der Leistungserstellung die Art der Leistung, zum Beispiel eine Mahlzeit (Pflegeleistungen) ein Bad (Pflegeleistungen) oder eine Theaterbekleidung (Zusatzleistung) _________________________________________________________________________________________________________________ - 43 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________________________ - 44 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Deckungsbeitrag Mit dieser Berechnungsmethode können Sie ermitteln, wie hoch der Anteil (Deckungsbeitrag) der einzelnen Produkte an der Deckung der Gemeinkosten ist, die den Kostenträgern nicht direkt zugerechnet werden können. Fixe und variable Kosten Dies erreichen Sie durch die Aufspaltung der Gesamtkosten in einen fixen Teil (Kosten, die unabhängig von der Beschäftigung bzw. Leistungsmenge entstehen) und einen variablen Teil (Kosten, die in Abhängigkeit von der Beschäftigung bzw. Leistungsmenge entstehen). Die Berechnung sieht dann so aus: Nettoverkaufserlös je Produkt - variable Kosten = Deckungsbeitrag je Produkt Subtrahieren Sie nun von der Summe der Deckungsbeiträge Ihrer Produkte die fixen Kosten Ihres Unternehmens. Erhalten Sie eine positive Differenz, ist ein Gewinn erwirtschaftet worden, bei negativer Differenz liegt ein Verlust vor. Wenn Sie den Deckungsbeitrag eines Produktes durch die abgesetzte Menge dividieren, erhalten Sie den Deckungsbeitrag pro Stück. Im positiven Fall wird mit jeder weiteren verkauften Mengeneinheit ein zusätzlicher Beitrag zur Deckung der Fixkosten geleistet. Ein Produkt kann zwar einen geringen Deckungsbeitrag pro Stück besitzen, bei hohen Stückzahlen aber kann ein bedeutender Beitrag zur Deckung der Fixkosten eintreten. _________________________________________________________________________________________________________________ - 45 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Kennzahlen Mit Kennzahlen können wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen und Zusammenhänge im Unternehmen über mehrere Jahre hinweg transparent gemacht sowie eine sichere Informationsbasis geschaffen werden. Sinnvolle Aussagen mit Kennzahlen sind jedoch erst durch eine Gegenüberstellung der Zahlen aus mehreren Jahren möglich. Weiterhin können die Beträge aus Bilanz und GuV erst dann richtig beurteilt werden, wenn der notwendige Zusammenhang zu anderen Positionen hergestellt wird. Manche Kennzahlen sind branchenunabhängig, andere variieren je nach Branche. In der Praxis haben sich einige wenige Kennzahlen als sinnvoll erwiesen, mit denen vorwiegend gearbeitet wird. Dabei geht es um die Bereiche Liquidität, Verschuldung und Rentabilität. Ausgangswerte Die Ausgangswerte (absolute Werte) zur Berechnung der Kennzahlen können Sie in der Regel der Bilanz und der GuV entnehmen. In einer Kennzahlen-Tabelle werden einige Kennzahlen von besonderer Bedeutung genannt. Hier finden Sie Erläuterungen und Formeln zu den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Erfolgskennzahlen Eigenkapitalquote Eigenkapital x 100 Bilanzsumme - Je mehr Eigenkapital, desto höher die Eigenkapitalquote - Die Kennzahl sollte nicht unter 10% sinken Eigenkapitalrentabilität Jahresüberschuss x 100 Eigenkapital - Richtig eingesetzt? Stimmt die Verzinsung? Gesamtkapitalrentabilität Jahresüberschuss + Fremdkapitalzinsen x 100 Bilanzsumme - Richtig eingesetzt? Stimmt die Verzinsung? - Die Kennzahl sollte deutlich über dem marktüblichen Zins liegen _________________________________________________________________________________________________________________ - 46 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Umsatzrentabilität Jahresüberschuss x 100 Umsatz - Branchenvergleich! - Achtung wenn die Kennzahl sinkt! ROI (Return of investment) Jahresüberschuss Bilanzsumme Anlagendeckungsgrad Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital x 100 Anlagevermögen - Wert sollte > 100 % sein Liquiditätskennzahlen Liquidität 1. Grades Kassenbestand + Bankguthaben x 100 kurzfristige Verbindlichkeiten Liquidität 2. Grades Kassenbestand + Bankguthaben + kurzfristige Forderungen x 100 kurzfristige Verbindlichkeiten Diese Kennzahlen stellen dar, in welchem Verhältnis Ihre liquiden Mittel zu Ihren Verbindlichkeiten stehen. Je höher die errechnete Kennzahl desto besser ist Ihre Liquidität. Günstig ist, wenn sie über 100% liegt. Achtung, wenn die Kennzahlen sinken! Produktivitätskennzahlen Pro-Kopf-Leistung Betriebsergebnis x 100 Netto - Betriebleistung - Branchenvergleich - Achtung wenn die Kennzahl sinkt! Produktivität Ist-Fertigungsstunden x 100 mögliche Fertigungsstunden - Branchenvergleich - Achtung wenn die Kennzahl sinkt! Fehlzeiten Fehlzeiten Anwesenheit - Wenn die Fehlzeiten steigen, Ursachen ergründen! _________________________________________________________________________________________________________________ - 47 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Materialwirtschaftskennzahlen Umschlaghäufigkeit / Fertigwarenlager Bestände Fertigwaren Umsatzerlöse - Achtung, wenn sich die Relation verschlechtert Materialanteil Wareneinsatz Gesamtleistung - Branchenvergleich! - Achtung, wenn der Wareneinsatz steigt Lagerreichweite in Tagen Lagerbestand Stückabsatz x Arbeitstage - Gibt Auskunft über die Lieferfähigkeit - Veränderungen des Lagerbestands beobachten Umsatzkennzahlen Umsatz pro Mitarbeiter Umsatz Zahl der Mitarbeiter - Die Kennzahl gibt an, wie viel Umsatz pro Mitarbeiter erwirtschaftet wird. - Branchenvergleich! - Schwankungen analysieren Personalkennzahlen Personalkostenentwicklung Personalkosten x 100 Gesamtleistung Variable Personalkosten x 100 Gesamtleistung Fixe Personalkosten x 100 Gesamtleistung - Branchenvergleich! - Veränderungen genau beobachten - Achtung, wenn die Fixkosten zu Lasten der variablen Kosten steigen Deckungsbeitrag je Mitarbeiter Deckungsbeitrag Anzahl der Mitarbeiter - Ausreichend hoch? Kostenkennzahlen Kostenstruktur _________________________________________________________________________________________________________________ - 48 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Fixe Kosten x 100 Gesamtleistung - Achtung, wenn die fixen Kosten steigen Abschreibungen Abschreibungen x 100 Gesamtleistung - Achtung, wenn die Kennzahl steigt Rechnungswesen Das Rechnungswesen (RW oder auch REWE) – im wörtlichen Sinne Rechnungslegung – als Teilgebiet der Betriebswirtschaftslehre dient der systematischen Erfassung, Überwachung und informatorischen Verdichtung der durch den betrieblichen Leistungsprozess entstehenden Geld- und Leistungsströme Zum einen werden Geld- und Güterströme in einem Unternehmen dokumentiert, um gegenüber Außenstehenden Rechenschaft (externes Rechnungswesen) ablegen zu können, zum Beispiel gegenüber dem Finanzamt, den Banken oder auch Kostenträgern im Gesundheitswesen. Zum anderen soll das Rechnungswesen dem Unternehmer aber auch die Daten liefern, die zur Steuerung und Planung der Unternehmung notwendig sind (internes Rechnungswesen). Bereiche des Rechnungswesens Das Rechnungswesen untergliedert sich in vier Teilbereiche Externes Rechnungswesen Das externe Rechnungswesen (engl. Financial Accounting) bildet im Gegensatz zum internen Rechnungswesen die finanzielle Situation des Unternehmens nach außen ab (Finanzbuchhaltung). Dargestellt wird die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens, gegliedert in Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung. Rechtliche Grundlage ist das Handelsgesetzbuch (HGB) in Deutschland Buchführung Inventar Jahresabschluss (Jahresbilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Lagebericht und ggf. Anhang) Sonderbilanzen, Zwischenbilanzen, Konzernabschluss Internes Rechnungswesen Das interne Rechnungswesen (engl. Management Accounting) beschäftigt sich im Gegensatz zum externen Rechnungswesen insbesondere mit der Planung, Kontrolle und Koordination bewerteter Unternehmensprozesse im Hinblick auf die Maximierung des Unternehmenserfolgs. Die so ermittelten Informationen sollen der objektiven Fundierung von Entscheidungen des Managements dienen. Dazu werden die Quellen des Erfolgs eines Unternehmens, insbesondere mit Hilfe des Instrumentariums der Kosten- und Leistungsrechnung und der Investitionsrechnung, analysiert und oftmals zu einem umfassenden Controllingkonzept ausgebaut. _________________________________________________________________________________________________________________ - 49 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Das interne Rechnungswesen ist prinzipiell nicht an die handels- und steuerrechtlichen Auflagen und Publizitätspflichten des externen Rechnungswesen gebunden, kann von daher auch mit abweichenden und zusätzlichen Bewertungsansätzen arbeiten. Neben möglichen unterschiedlichen Bewertungsansätzen für Faktorpreise sind zusätzliche bzw. abweichende Kosten unter dem Begriff kalkulatorische Kosten einzuordnen. Kalkulatorische Kosten können sein Zins (inkl. Risiko), Unternehmerlohn, Abschreibung, Miete, etc. Ferner ist die Betrachtung im Gegensatz zum externen Rechnungswesen überwiegend zukunftsorientiert, d. h. sie operiert mit Standard- und Planwerten. In der Regel werden auch die Komponenten des Gesamterfolgs auf Ebene der einzelnen Produkte und Dienstleistungen ermittelt und analysiert. Betriebsabrechung (kalkulatorische Buchführung) o Kostenartenrechnung o Kostenstellenrechnung o Kostenträgerzeitrechnung o kurzfristige Erfolgsrechnung (Betriebsergebnisrechnung) Selbstkostenrechnung (Kostenträgerstückrechnung) Betriebswirtschaftliche Statistik und Vergleichsrechnung Betriebswirtschaftliche Statistik Einzelbetrieblicher Vergleich o Zeitvergleich o Verfahrensvergleich o Soll-Ist-Vergleich Zwischenbetrieblicher Vergleich (siehe Benchmarking) Planungsrechnung Die Planungsrechnung beschäftigt sich mit unternehmens- und betriebsbezogener Vorschaurechnung unter Anwendung betriebwirtschaftlicher Methoden. Sie dient der Entscheidungsvorbereitung für diverse Bereiche und Strategien der Unternehmen. Rechtliche Grundlagen Wichtigste rechtliche Grundlagen zum Rechnungswesen in Deutschland sind einerseits das Handelsgesetzbuch (§§ 238 ff HGB), das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), andererseits das Steuerrecht, hierbei besonders die Abgabenordnung (AO). Aber auch die Empfehlungen des Deutschen Rechnungslegungs-Standards-Committees sind unter Umständen von Bedeutung. Weitere Grundlagen sind die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB), die International Financial Reporting Standards (IFRS) (Internationale Rechnungslegung) und für Unternehmen mit US-Bezug die United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP). _________________________________________________________________________________________________________________ - 50 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Abschreibung Als Abschreibung wird der Wertverlust von Unternehmensvermögen (Anlagevermögen und Umlaufvermögen) bezeichnet. Dabei kann der Wertverlust durch allgemeine Gründe wie Alterung und Verschleiß oder durch spezielle Gründe wie einen Unfallschaden oder Preisverfall veranlasst sein. Die Abschreibung wird meist aus betriebswirtschaftlicher Sicht ermittelt und – unter Beachtung handelsrechtlicher Besonderheiten – als Aufwand in der Gewinnermittlung berücksichtigt. Das Gegenteil der Abschreibung ist die Zuschreibung, die als Wertaufholung in Frage kommt, wenn in Vorjahren zu hohe Abschreibungen vorgenommen wurden Abschreibungen werden vorgenommen, um stets den aktuellen Wert des Betriebsvermögens aus der Buchführung ersehen zu können und den Wertverlust durch Abnutzung oder Alterung der Anlagegüter als Kosten buchhalterisch nachvollziehen und kostenrechnerisch in die Preiskalkulation einbeziehen zu können. Schließlich mindern die Abschreibungen als Betriebsausgabe den zu versteuernden Gewinn und beeinflussen den Wertansatz von Vermögensgegenständen in der Handelsbilanz. Dort dürfen diese Vermögensgegenstände höchstens mit den Anschaffungskosten oder den Herstellungskosten, vermindert um den Wertverlust zwischen den Bewertungsstichtagen (entspricht der Abschreibung), angesetzt werden. Zur Beachtung: Die betriebswirtschaftliche Abschreibung ist bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht als realer, periodenwirksamer Abfluss an Zahlungsmitteln zu verstehen, sondern als Wertminderung der bilanziellen Aktiva. Abschreibungen auf das Umlaufvermögen Für Gegenstände des Umlaufvermögens sind lediglich Teilwertabschreibungen zulässig, da sich der Wert des Umlaufvermögens nicht durch Zeitlauf oder Nutzung mindert und demnach kein planmäßiger Werteverlust vorliegt Abschreibungen auf das Anlagevermögen Bei Gegenständen des Anlagevermögens, die über einen längeren Zeitraum im Unternehmen genutzt werden sollen, werden die Anschaffungs- oder Herstellungskosten nicht im Jahr der Anschaffung/Herstellung komplett als Aufwand verbucht, sondern anteilig durch planmäßige Abschreibungen auf die Jahre der Nutzung verteilt. Diese Abschreibungen sollen den jährlichen Werteverzehr zum Ausdruck bringen Abschreibungsmethoden Besteht der Grund für eine Abschreibung, stehen zwei Methoden zur Auswahl - die direkte und die indirekte Abschreibung. Bei der direkten Abschreibung wird der Wert des Vermögenspostens in der Bilanz direkt um den als Aufwand verbuchten Betrag vermindert. Alternativ wird in der indirekten Abschreibung ein Posten zur Wertberichtigung gebildet, auf den alle zukünftigen Abschreibungen kumuliert werden. Der Unterschied besteht darin, dass sich im ersten Fall die Bilanzsumme verringert und im zweiten Fall unverändert bleibt Beginn der Abschreibungen Die Abschreibungen werden erstmals mit dem Beginn der Nutzung zu betrieblichen Zwecken vorgenommen. Dies ist bei einer Anschaffung meist der Tag des Kaufs oder der Lieferung. Bei unbeweglichen Sachen (Gebäude) und umfangreichen Gewerken (Werkvertrag) ist die Abschreibung mit dem Tag der Übergabe oder Abnahme zu beginnen _________________________________________________________________________________________________________________ - 51 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Ende der Abschreibungen Abschreibungen sind vorzunehmen bis zum Ausscheiden des Wirtschaftgutes aus dem Betrieb durch Verkauf, Verlust oder Verschrottung. Die planmäßige Abschreibung führt regelmäßig dazu, dass das Anlagegut im letzten Nutzungsjahr auf einen Buchwert von 0 € reduziert ist. Wird das Wirtschaftsgut allerdings nach seiner Vollabschreibung weiter im Unternehmen genutzt, ist es mit einem Erinnerungswert (1,00 €) weiter in den Büchern zu führen. Betriebswirtschaftlich sinnvoll kann auch die Berechnung eines möglichen Veräußerungserlöses sein, der nach einem Verkauf nach Ablauf der Nutzungsdauer zu erzielen ist. Dieser Verwertungserlös würde den kalkulatorischen Wertverlust und damit das Abschreibungsvolumen reduzieren. Der Ansatz eines mutmaßlichen Verwertungserlöses ist jedoch nur betriebswirtschaftlich zulässig, denn aufgrund des handelsrechtlichen Vorsichtsprinzips ist das Wirtschaftgut immer vollständig abzuschreiben, weil bisher nicht realisierte Gewinne (Erlöse aus Endverwertung) vorab nicht ausgewiesen werden dürfen (strenges Niederstwertprinzip) Abschreibungsursachen Die Ursachen für den Werteverlust können allgemeiner und spezieller Art sein. In Frage kommen verbrauchsbedingte Ursachen: Abnutzung durch Gebrauch oder Abbau zeitlich bedingte Ursachen: Verschleiß und Abnutzung wirtschaftlich bedingte Ursachen: Wertminderung aufgrund des technischen Fortschritts oder wegen Nachfrageverschiebungen rechtlich bedingte Ursachen: Ablauf von Schutzrechten oder Nutzungsrechten vor Ablauf der technischen Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes Witterungsbedingte Ursachen: Wertminderung aufgrund verschiedener Witterung (Regen etc. → z. B. Rost bei Firmenwagen) Die genannten Ursachen für den Werteverlust führen zu planmäßigen Abschreibungen, die über die Nutzungsdauer verteilt werden. Daneben können aber noch spezielle Gründe für eine Wertminderung wie zum Beispiel ein Unfallschaden oder ein Wertverlust aufgrund einer Katastrophe vorliegen, die eine außerplanmäßige Abschreibung auf den niedrigeren Teilwert rechtfertigt Arten der planmäßigen Abschreibung Der Wert für die Abschreibung pro Jahr muss nicht immer gleich sein. Wegen verschiedener Gründe für den Wertverlust können sich verschiedene Abschreibungsarten ergeben Zeitproportionale Abschreibung: Allein die Zeit bestimmt den Wertverlust (Alterswertminderung) Leistungsproportionale Abschreibung: Abhängig von der verrichteten Leistung (nach Betriebsstunden) Substanzwertabschreibung: Durch Nutzung wird die Substanz verringert (zum Beispiel Kiesgrube, Steinbruch, ...) Lineare Abschreibung Die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten des abzuschreibenden Wirtschaftsgutes (WG) werden gleichmäßig auf die Jahre der Nutzungsdauer aufgeteilt. Dabei wird jedes Jahr der gleiche Betrag abgeschrieben und am Ende der Nutzungsdauer ist das WG vollständig abgeschrieben. Der Abschreibungswert wird mit der folgenden Formel berechnet _________________________________________________________________________________________________________________ - 52 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ , wobei At = A = const. Anschaffungskosten:Nutzungsdauer=AfA-Satz jährlich Bedeutung der Symbole: At = Abschreibungsbetrag der Periode t, S = Abschreibungsausgangsbetrag (Anschaffungswert-Restwert), n = Nutzungsdauer Beispiel für lineare Abschreibung anhand von Diagramm und Abschreibungsplan: Eine Maschine wird für 21.000,00 € angeschafft (netto, ohne USt). Bei einer betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer von 7 Jahren und der Anwendung der linearen Abschreibung müssen 7 Jahre lang pro Jahr 1/7 der Anschaffungskosten, also jeweils 3.000,00 €, als Aufwand kalkuliert werden. Jahr Abschreibung Restbuchwert 0 0,0 € 21.000,00 € 1 3.000,00 € 18.000,00 € 2 3.000,00 € 15.000,00 € 3 3.000,00 € 12.000,00 € 4 3.000,00 € 9.000,00 € 5 3.000,00 € 6.000,00 € 6 3.000,00 € 3.000,00 € 7 2.999,00 € 1,00 € 21.000,00 € Geometrisch-degressive Abschreibung Im Anschaffungsjahr wird anhand der Nutzungsdauer ein bestimmter AbschreibungsProzentsatz, meist der zwei- oder dreifache Wert des linearen Abschreibungssatzes festgelegt und von den Anschaffungskosten abgeschrieben. In den darauffolgenden Jahren wird dieser festgeschriebene Prozentsatz von dem noch verbliebenen Restbuchwert abgeschrieben. Der _________________________________________________________________________________________________________________ - 53 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Abschreibungsbetrag wird bei dieser Methode folglich immer kleiner und das Wirtschaftsgut ist am Ende der geplanten Nutzungsdauer nicht vollständig abgeschrieben. Zur Beachtung: Die betriebswirtschaftliche Abschreibung ist nicht auf den doppelten linearen Abschreibungssatz beschränkt, da diese allein steuerlich relevante Begrenzung nur für die Absetzung für Abnutzung gilt Beispiel für degressive Abschreibung: Eine Maschine wird für 21.000,00 € angeschafft (netto, ohne USt). Bei einer betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer von 7 Jahren ergibt sich, wenn der lineare Satz verdoppelt wird, ein Abschreibungssatz von 2/7 (=28,57 %). Unter Anwendung der degressiven Abschreibung werden 7 Jahre lang pro Jahr 2/7 des bilanzierten Wertes als Aufwand abgezogen. Jahr Abschreibung Restbuchwert 0 0,0 € 21.000,00 € 1 6.000,00 € 15.000,00 € 2 4.285,71 € 10.714,29 € 3 3.061,22 € 7.653,06 € 4 2.186,59 € 5.466,47 € 5 1.561,85 € 3.904,62 € 6 1.115,61 € 2.789,02 € 7 796,86 € 1.992,15 € 19.007,85 € Um zu gewährleisten, dass das Wirtschaftsgut nach Ablauf der Nutzungsdauer vollständig abgeschrieben ist, ist es steuer- und handelsrechtlich erlaubt, von der geometrisch-degressiven Abschreibung zur linearen Abschreibung zu wechseln. Im Jahr des Wechsels wird der Restbuchwert durch die Zahl der verbleibenden Abschreibungsjahre dividiert, sodass sich ab dem Wechsel gleich bleibende, also lineare Abschreibungsbeträge ergeben, die alle größer _________________________________________________________________________________________________________________ - 54 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ sind als die, die sich bei fortgeführter degressiver Abschreibung ergeben hätten. Mit der Bedingung Arithmetisch-degressive Abschreibung Die Arithmetisch-degressive oder auch digitale Abschreibung ist eine handelsrechtlich zulässige Methode, bei der sich der Abschreibungsbetrag jedes Jahr um einen festen Betrag (Degressionsbetrag) verringert. Der Degressionsbetrag ist der Quotient aus Anschaffungskosten und der Summe der geplanten Nutzungsjahre (z.B. bei 3 Nutzungsjahren: 1+2+3=6). Damit ist das Wirtschaftsgut am Ende der Nutzungsdauer vollständig abgeschrieben Progressive Abschreibung Im Gegensatz zur degressiven Abschreibung werden bei der progressiven Abschreibung mit zunehmender Nutzungsdauer steigende jährliche Abschreibungen vorgenommen. Die betriebswirtschaftliche Begründung liegt bei dieser Abschreibungsart in einem höheren Wertverlust zum Ende der Nutzungsdauer. Ein Beispiel sind Kohlebergwerke oder ähnlichen Anlagen, weil mit zunehmender Nutzungsdauer der Abbau des Materials immer komplizierter, technisch anspruchsvoller und damit teurer wird Leistungsbezogene Abschreibung Der jährlich abzuschreibende Betrag bestimmt sich aus der konkreten Nutzung des Wirtschaftsgutes im jeweiligen Jahr. Damit es in einer festgelegten Zeit vollständig abgeschrieben werden kann, muss eine voraussichtliche Gesamtleistung angenommen werden. In Deutschland ist die leistungsbezogene Abschreibung nur dann zulässig, wenn die jährliche Leistung starken Schwankungen unterliegt und findet deshalb praktisch fast keine Anwendung Welche Methode ist die beste? Grundsätzlich gibt es keine allgemein „beste“ Abschreibungsmethode, da die Wahl der geeigneten Abschreibungsmethode von den Zielen der Bilanzpolitik abhängt. Zwar soll die Bilanz ein möglichst realistisches Bild der finanziellen Situation des Unternehmens widerspiegeln, aber nicht zuletzt von der Wahl der Abschreibungsmethode ist der Wert des abnutzbaren Anlagevermögens abhängig. Über den eigentlichen Wertverlust hinausgehende Abschreibungen führen zu "Stillen Reserven" und dienen der Innenfinanzierung von Unternehmen Abschreibungen nach Steuerrecht Der steuerrechtlich zu ermittelnde und als Betriebsausgabe abzugsfähige Wertverlust wird Absetzung für Abnutzung (AfA) genannt und unterliegt anderen Regelungen als die betriebswirtschaftlichen Abschreibungen. Allerdings sind zusätzliche Abschreibungen möglich, wenn nach Steuerrecht erhöhte Abschreibungen und Sonderabschreibungen vorgenommen wurden, damit das Wirtschaftsgut auch handelsrechtlich mit dem gleichen Wert bilanziert werden kann. Ein Spezialfall dieser Abschreibung ist die Abschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern, die aufgrund der steuerrechtlichen Zulässigkeit auch für die Handelsbilanz übernommen werden kann _________________________________________________________________________________________________________________ - 55 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Öffentlichkeitsarbeit Kundenorientierung Kunden in der Altenpflege: Menschen mit Einschränkungen im gesundheitlichen und/oder geistig seelischen Bereich. Nicht jene jungen Alten, um die sich die Werbung bemüht, weil sie zu Recht Kaufkraft vermutet. Die Wünsche Multi morbide Demenzkranker Menschen sind oft nur zu erfahren, ihr Ausdruck ist oft unverständlich. Sie können nicht verhandeln. Sie können sich nicht entscheiden, die wahre Pflege anzunehmen oder nicht. Anbieter der Altenpflege: vom Berufsethos bestimmt sich Pflege nicht nach Besitz, sondern nach der Diagnose. Die Pflege orientiert sich an medizinischen, pflegerischen und sozialen Gesichtspunkten. Kundenorientierung dagegen bedeutet ein breit gefächertes Pflegeangebot, aus dem ausgewählt werden kann, sowie ein breites, möglichst kostengünstiges Angebot über Serviceleistungen. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen in der Werbung muss auf alle Fälle sichergestellt sein. Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit müssen berechtigte Kritik akzeptieren und zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit beitragen. Zielgruppen der Öffentlichkeitsarbeit sind: Senioren Angehörige Behörden und Ämter Personal Förderer Besuchsdienste Politiker Ansprechpartner aus kirchlichen Diensten Im sozialen Bereich werden Informationen durch die so genannten in Meinungsführer besonders beachtet. Meinungsführer in Altenpflege sind: Sozialämter und Seniorenberater Seniorenvertreter Leiter von Altentagesstätten Ärzte Kirchengemeinden Sozialdienste der Krankenhäuser Fachverlage usw. diese Institutionen sind von größter Bedeutung müssen deshalb immer mit aktuellen Informationen versorgt werden. Die persönliche Kontaktpflege ist besonders wichtig. In der Öffentlichkeitsarbeit sind ff. Probleme zu berücksichtigen: Kosten- und Nutzung vergleiche durchführen _________________________________________________________________________________________________________________ - 56 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Kosten entstehen sofort bei Beginn von Werbeaktionen Nutzen wir sich oft viel später aus für die Öffentlichkeitsarbeit in Altenpflege müssen alle Zielgruppen Termine, Veränderungen, Veranstaltung rechtzeitig und umfangreich bekannt gegeben werden. Werbung soll anspruchsvoll und kreativ gestaltet werden. Die Neugier alle Zielgruppen muss unbedingt geweckt werden. Alle Mitarbeiter der Einrichtung und Pflegedienste müssen über umfangreiches Hintergrundwissen verfügen um die Glaubwürdigkeit nach außen sicherzustellen. Es ist sinnvoll eine persönlich und fachlich geeignete Person für den Aufgabenbereich Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen, ein Budget festzulegen und die Sachmittelausstattung zu bestimmen. Die Öffentlichkeitsarbeit wird generell in zwei Bereiche unterteilt: interne Öffentlichkeitsarbeit externe Öffentlichkeitsarbeit interne Öffentlichkeitsarbeit interne Öffentlichkeitsarbeit wird betrieben von: Mitarbeiter Betriebsrat oder Mitarbeitervertretung Bewohner Heimbeirat Lieferanten die Kommunikation unter diesen verschiedenen Gruppen ist besonders wichtig, Feed-back im direkten Zusammenhang und zeitlich nicht verspätet. Die Mitarbeiter sind in Planungen der Öffentlichkeitsarbeit mit einzubeziehen. Informationen sind unverzüglich weiterzugeben. Möglichkeiten zur Informationsweitergabe: Hauseigenes Fernsehen Hauszeitschrift schwarzes Brett Programmtafeln im Pflegebereich Persönliche Ansprache Wegweiser für neue Bewohner externe Öffentlichkeitsarbeit Schwerpunkt der externen Öffentlichkeitsarbeit sind Pressearbeit und Werbung. Folgende. Medien stehen zur externen Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung: Tageszeitungen Anzeigenblätter Seniorenzeitungen Telefonbuch, Gelbe Seiten Bildschirmtext Gemeindebrief _________________________________________________________________________________________________________________ - 57 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ städtische Publikationen Betriebszeitung Fernsehen Internet überörtliche Zeitungen Frauenzeitschriften Fachzeitschriften Video Hörfunk Pressedienst usw. Eine gezielt betriebene Öffentlichkeitsarbeit hat Auswirkungen auf die Anzahl der zu betreuenden Patienten im ambulanten Bereich, auf die Belegung der vollstationären Pflege und somit auf den Umsatz. Deshalb darf die Öffentlichkeitsarbeit nicht vernachlässigt werden, da die Art und Weise der Öffentlichkeitsarbeit auf alle Fälle betriebswirtschaftliche Auswirkungen hat. Kommunikation wird im gesellschaftlichen Beziehungsgefüge immer wichtiger. Öffentlichkeitsarbeit ist eine Dienstleistung, die in einer Zeit zunehmender Informationsflut zwischen einem Unternehmen und seiner umgebenden Öffentlichkeit vermittelt. Die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt außerdem Marketingaufgaben. Dazu gehören die Koordination von Maßnahmen, die zu einem einheitlichen Erscheinungsbild (Corporate Design) führen und Beiträge zur Schaffung einer einzigartigen und unverwechselbaren Identität des Unternehmens (Corporate Identity). Tue Gutes und Rede darüber Man muss etwas zu sagen haben Man muss es sagen wollen Man muss es sagen dürfen Man muss von der eigenen Organisation und deren Anliegen überzeugt sein, um überzeugend Öffentlichkeitsarbeit leisten zu können Strategische Public Relations nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ werden daher immer wichtiger. Zu häufig seien Zeitungen Meldungen über „Pflegeskandale“ zu entnehmen. Berichte über innovative Pflegekonzepte für Menschen mit Demenz sind dagegen die Ausnahme. Geheimniskrämerei ist der falsche Weg „Lieber gar keine Presse als schlechte Presse“ – diese Einstellung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gegenüber ist nicht hilfreich. Für Alten- und Pflegeheime ist eine solche Kommunikationspolitik ein Weg in die Sackgasse, denn Geheimniskrämerei verstärkt die ohnehin bestehenden Vorbehalte. Denn nur wer auf professionelle Art und Weise mit Öffentlichkeit und Presse kommuniziert, gewinnt im schärfer werdenden Wettbewerb der Gesundheitswirtschaft. _________________________________________________________________________________________________________________ - 58 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Controlling (sprich: Kontroling, von englisch: to control für „steuern“, „regeln“, „kontrollieren“) ist ein umfassendes Steuerungs- und Koordinationskonzept zur Unterstützung der Geschäftsleitung und der führungsverantwortlichen Stellen bei der ergebnisorientierten Planung und Umsetzung unternehmerischer Aktivitäten. Gegenstand des Controllings ist das Sammeln, Aufbereiten und Analysieren von Daten zur Vorbereitung zielsetzungsgerechter Entscheidungen.. Controlling befasst sich mit der Konzeption und dem Betrieb von qualitativen und quantitativen Steuerungsinstrumenten, der Ausrichtung der Steuergrößen auf die strategischen Zielgrößen, mit der Koordination der Informationsflüsse, mit der Moderation der Analyse und Interpretation der Messergebnisse und der Unterstützung der Entscheidungsprozesse des Managements Controlling ist, bei einer vorausgesetzten systemtheoretischen Sichtweise, ein Führungssubsystem innerhalb der Unternehmung, dessen Kernfunktion nach herrschender Meinung in der Koordination (Steuerung) liegt. Nach einer umfassenden Begriffsdefinition kann Controlling als die „Beschaffung, Aufbereitung und Analyse von Daten zur Vorbereitung zielsetzungsgerechter Entscheidungen“ verstanden werden. In Abgrenzung zur Managementtätigkeit ist Controlling als eine entscheidungsunterstützende Tätigkeit zu begreifen. Controlling beinhaltet hierbei sowohl systembildende als auch systemkoppelnde Aufgaben. Es setzt eine dezentrale, planungs- und kontrolldeterminierte Führung als Leitbild voraus. Der Controllingbegriff schließt sowohl funktionale als auch institutionelle Aspekte gleichermaßen mit ein. Die Bezeichnung „Controlling“ wird sowohl für die Bezeichnung einer Stabstelle innerhalb der Führungsorganisation als auch für die Umschreibung einer Tätigkeit beziehungsweise eines Prozesses benutzt. Planungsaufgaben Der Controller ist am Zielbildungsprozess beteiligt. In Zusammenarbeit mit der obersten Führungsebene führt er die Teilziele der Bereiche zu einem ganzheitlichen und abgestimmten Zielsystem zusammen. Das Zielsystem bildet den Ausgangspunkt für die eigentliche Planung, in der Maßnahmen und Ressourcen zur Zielerreichung festgelegt werden. Der Controller ist für die Ausgestaltung des Planungssystems und für die Plankoordination verantwortlich, während die inhaltliche Planung durch die Führungskräfte der Bereiche erfolgt. Zu den Controllingaufgaben gehört die Erstellung der erforderlichen Planungsunterlagen (Formulare) und die zeitliche Koordination der Teilpläne (Planungsschritte) in Form eines Planungskalenders, der Bereichen vorgegeben wird. Die Teilpläne der Bereiche werden anschließend durch den Controller aggregiert, das heißt auf Zielkonformität überprüft und zu einem abgestimmten Gesamtplan zusammengefasst. Den Abschluss der Planung bildet die Fixierung und Dokumentation der Planwerte in Form von Budgets. Budgets stellen wertmäßige Sollvorgaben für alle Bereiche dar, die zur Erreichung der Planziele im darauffolgenden Geschäftsjahr einzuhalten sind. Siehe auch Unternehmensplanung. Informations- und Dienstleistungsaufgaben Der Controller organisiert bereichsübergreifend das Berichtswesen und baut dies zu einem umfassenden Management-Informationssystem aus. Hierunter versteht man die regelmäßige Übermittlung von betriebswirtschaftlichen Steuerungsinformationen in strukturierter und komprimierter Form an die Führungskräfte. Sie bilden die Grundlage für die Überwachung der Wirtschaftlichkeit und für die Beurteilung der Geschäftsentwicklung anhand von Zielgrößen wie Gewinn, Rentabilität und Deckungsbeitrag. Im Rechnungswesen (Finanz- und Betriebsbuchhaltung) wird hierzu zunächst das Zahlenwerk über alle abgelaufenen wirtschaftlichen Vorgänge (Ist-Werte) in auswertbarer Form bereitgestellt. Das Controlling _________________________________________________________________________________________________________________ - 59 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ greift auf diese Datenbasis zurück, verdichtet sie weiter, stellt die erreichten Ist-Werte den vorgegebenen Sollwerten aus der Planung gegenüber und bereitet sie zu benutzerorientierten Management-Berichten auf. Daneben stellt das Controlling Kennzahlensysteme zur Verfügung, die zur Fundierung betrieblicher Entscheidungen dienen. So kann zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit von Investitionsvorhaben anhand der Kennzahl Kapitalwert (Summe der abgezinsten Einnahmenüberschüsse) beurteilt werden. Neben der periodischen Aktualisierung des Berichtswesens gehört auch die grundlegende Gestaltung und Weiterentwicklung der EDV-gestützten Controllingsysteme zu diesem Aufgabenbereich. Darüber hinaus steht der Controller den Führungskräften als Berater zur Verfügung, indem er zum einen hilft, Entscheidungen betriebswirtschaftlich zu fundieren und ihre Ergebnisauswirkungen abzuschätzen. Zum anderen unterstützt er das Management bei der Identifikation und Ursachenforschung von Unwirtschaftlichkeiten. Das so genannte Führungscockpit (auch Management-Cockpit oder Kennzahlen-Cockpit) ist eine spezielle Darstellung der grundlegenden ökonomischen Kennzahlen eines Unternehmens, die das Controlling der Unternehmungsführung möglichst zeitnah bereitstellt. Der Controller als Träger der Transparenzverantwortung hat die Aufgabe, über die reine Darlegung dieser Kennzahlen hinaus eine Darstellung zu wählen, die möglichst direkt und übersichtlich erkennen lässt, in welchem Umfang die Unternehmensziele aktuell erreicht werden. Diese kontinuierlichen Berichte sind entfernt mit der Anzeige der verschiedenen Bordinstrumente im Cockpit etwa eines Flugzeuges vergleichbar. Steuerungsaufgaben Hierunter versteht man die systematische Überwachung des Geschäftsverlaufs durch Vergleich von erreichten Ist-Werten mit geplanten Sollgrößen. Es empfiehlt sich, neben den ursprünglich festgeschriebenen Planwerten die sich verändernden, mitlaufenden Sollwerte separat zu dokumentieren. Nur so ist eine aussagekräftige Überprüfung des Geschäftsverlaufs zu jedem denkbaren Zeitpunkt möglich. Abweichungsberichte setzen ein funktionsfähiges Berichtswesen voraus. Sie unterstützen zudem die Zielerreichung, indem sie das Verhalten der Führungskräfte und Mitarbeiter hinsichtlich Einhaltung der vorgegebenen Budgets sicherstellen. Die Aufgaben des Controllings gehen über den reinen Soll-Ist-Vergleich (Umsetzungsprüfung) hinaus. Im Rahmen der Abweichungsanalyse analysiert der Controller eventuelle Abweichungen, ermittelt deren Ursachen und ihre Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf. Falls erforderlich, zeigt er Handlungsbedarf auf und löst beim Management Gegensteuerungsmaßnahmen zur Zielerreichung aus An dieser Schnittstelle zu den Verantwortungsbereichen des Managements ist die Rückversicherung des Controllers bei der Geschäfts- oder Bereichsführung von größter Bedeutung. Andauernde Meinungskonflikte über die Prämissen des Wirtschaftsplans und Uneinigkeit über Steuerungsmethoden ziehen handfeste politische Einflussnahmen seitens des Managements nach sich, die jede Planung absurd erscheinen lassen. Eine eindeutige unternehmenspolitische Stellungnahme muss vom Controlling unterstützt und aktiv mitgetragen werden. Steuernde Einflussnahme im Geschäftsverlauf ist in erster Linie Einflussnahme auf das Verhalten und das Rollenverständnis des Managements, untermauert mit Zahlen, Daten und Fakten des Controllings, die von der Unternehmensführung zur Gestaltung ihrer Geschäftsstrategie bewertet werden Der Controller erstellt außerdem Prognosen (Vorschaurechnungen) über den erwarteten Geschäftsverlauf, damit potentielle Abweichungen bereits im Vorfeld erkannt und unerwünschte Entwicklungen vermieden werden können. Die drei hauptsächlichen Vorschaurechnungen sind: _________________________________________________________________________________________________________________ - 60 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ 1. das Leistungsbudget (Plan-GuV): Ermittlung des voraussichtlichen Jahresüberschusses 2. die Planbilanz 3. der Finanzplan (Plan-Kapitalflussrechnung): Ermittlung des voraussichtlichen Zahlungsmittelbedarfs Koordinationsaufgaben In der Fachliteratur gibt es verschiedene Ansätze, um das Controlling als eigenständige betriebswirtschaftliche Teildisziplin zu begründen. Im Zentrum steht dabei der Gedanke, dass Controlling mehr ist als die reine Zusammenfassung bereits bestehender Führungsteilaufgaben wie zum Beispiel Planung, Berichtswesen und Abweichungsanalyse („alter Wein in neuen Schläuchen“). In den letzten 20 Jahren hat sich zunehmend der koordinationsorientierte Ansatz durchgesetzt. Die Eigenständigkeit der Controllingfunktion wird dabei in der Koordination der betriebswirtschaftlichen Führungsteilsysteme gesehen. Der Schwerpunkt liegt zum einen in der generellen Zielausrichtung und zum anderen in der Koordination des Planungs- und Kontrollsystems mit dem Informationssystem. Dabei wird zwischen einer systembildenden und einer systemkoppelnden Koordinationsaufgabe unterschieden. Systembildende Koordination bedeutet, ein funktionsfähiges Planungs- und Kontrollsystem bzw. Informationssystem bereitzustellen sowie laufende Gestaltungs-, Anpassungs- und Abstimmungsaufgaben innerhalb dieser Teilbereiche vorzunehmen. Mit systemkoppelnder Koordination ist die Abstimmung zwischen den Teilsystemen gemeint, d. h. insbesondere die Deckung des Informationsbedarfs von Planungs- und Steuerungsprozessen durch das Rechnungswesen und durch das Berichtswesen. Eine wichtige systemkoppelnde Aufgabe besteht beispielsweise darin, ein entscheidungsorientiertes Rechnungswesen aufzubauen, das die Auswirkungen geplanter Handlungsalternativen adäquat abbildet. Kontrollaufgaben Controlling wird aufgrund der fehlerhaften Übersetzung aus dem Englischen mit Kontrolle häufig fälschlich als Kontrollinstrument statt als Steuerungsinstrument verstanden. In zahlreichen Unternehmen werden daher Controller als Kontrolleure und nicht als Fachleute für die Steuerung der Unternehmensprozesse verstanden. Strategisches Controlling Strategisches Controlling beinhaltet neben der Messung monetärer Regelgrößen auch die nichtmonetären Regelgrößen und arbeitet vorwiegend planerisch. Das heißt es begnügt sich nicht mit der vergangenheitsorientierten Ermittlung von Spätindikatoren, wie Gewinn, sondern mit der zukunftsorientierten Ermittlung monetärer und nichtmonetärer Sollwerte bzw. Frühindikatoren für die kommenden Geschäftsjahre. Ferner befasst es sich nicht nur mit der Kosten- und Leistungsrechnung für Produkte und Dienstleistungen an externe Kunden, sondern auch mit den internen Kunden/Lieferantenbeziehungen. Betriebswirtschaftliche Abläufe und auch das Controlling als Teilbereich stellen keine präzise Wissenschaft dar. Zielsetzungen sind immer auch subjektive, bestehen aus Schätzungen und können unmöglich ein Komplexität echter Marktentwicklungen oder betriebliche Einfluss Felder abschließend abbilden. Das gilt ganz besonders für den Bereich der ambulanten Pflege, da die zahlreichen Anteile mit Einfluss auf die wirtschaftliche Lage des Dienstes nicht wirklich komplett erfassbar sind. _________________________________________________________________________________________________________________ - 61 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Einige Beispiele: Die Einsatzplanung ist im ambulanten Bereich nie abgeschlossen und oftmals schon beim Ausdrucken und übermitteln an die Pflegekräfte wieder überarbeitungsbedürftig, weil ein Pflegekunde plötzlich ins Krankenhaus kommt oder sich ein geplanter zusätzlicher Bedarf im Pflegeeinsatz ergibt. Oftmals werden Pflegekunden noch immer ohne Vorplanung aus dem Krankenhaus entlassen und müssen sofort wieder versorgt werden. Am besten von ihrer Stammpflegekraft sofern sie schon vorher den Pflegedienst versorgt wurde. Typisch ist auch das Problem mit den Verordnungen im Rahmen der Behandlungspflege nach § 37.2 SGB V. Der Arzt verordnet und weist den Pflegedienst klar ein. Täglich ist der Blutzucker in (BZ) zu messen und zu dokumentieren die zuständige Krankenkasse (der Sachbearbeiter) lehnte diese Verordnung ab und es folgt ein paar Tage später eine Kostenübernahmeerklärung für zweimal wöchentlich BZ Messung. Der Plan muss entsprechend geändert werden. Ein Unfall auf dem Weg zwischen zwei Kunden hält den Straßenverkehr auf. Die Pflegerin steht 30 Minuten in einem Stau und alle zur versorgenden Pflegekunden können nicht pünktlich versorgt werden. Die Wartezeit im Stau war finanziell nicht eingeplant. Solche Einflüsse verändern permanent den täglichen Rahmen der ambulanten Pflege und sind nur begrenzt im Vorfeld zu planen dazukommt, dass die Preise für pflegerische Leistungen eher knapp bemessen sind. _________________________________________________________________________________________________________________ - 62 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Balanced Scorecard - Balanced Scorecard als effizientes Managementinstrument in Pflegeeinrichtungen Wenn man einigen Unternehmensberatern und Seminaranbietern glauben schenken darf, dann ist die Balanced Scorecard das zukünftige Managementsystem, um Organisationen ganzheitlich, zukunftsorientiert und vernetzt zu steuern. In der Regel versprechen sie, mit Hilfe der Balanced Scorecard eine schnelle und effektive Strategieumsetzung zu erreichen. Manche Lobpreisungen führen sogar zum Eindruck, dass die Betriebswirtschaftlehre mit der Balanced Scorecard neuerdings über eine Art „Wunderwaffe“ verfüge. Der folgende Beitrag versucht vor dem spezifischen Hintergrund der stationäre Altenhilfe aufzuzeigen, ob und wie das Managementinstrument Balanced Scorecard seine Wirkungen im Sinne der Organisationsstrategie entfalten kann. Doch zuvor einige grundsätzliche Anmerkungen, die die Notwendigkeiten eines ergänzenden Steuerungsinstrumentes aufzeigen: Die Einführung der Pflegeversicherung und der politisch und gesellschaftlich gewollte „Pflegemarkt“ haben zu einer grundlegenden Änderung der betriebswirtschaftlichen Anforderungen geführt. Insbesondere der zunehmende Wettbewerb und die preislichen Restriktionen bewirken, dass sich der ökonomische Druck kontinuierlich verstärkt. Ein Aspekt dieser Entwicklung ist der schleichende Abbau des vorhandenen Qualitätsniveaus und die Zunahme von Einzelfällen, in denen Missständen in der Pflege bekannt wurden. Die aufgedeckten Missstände und Versorgungsmängel, die vor allem durch die Medien entdeckt und bekannt wurden, veranlasste den Gesetzgeber ein neues Pflege-Qualitätssicherungsgesetz zu verabschieden und das bestehende Heimgesetz entsprechend zu modifizieren. Es geht hierbei vor allem um die Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität. Ein zweiter Aspekt sind die zunehmenden wirtschaftlichen Risiken, mit denen sich die Träger von Altenhilfeeinrichtungen auseinandersetzen müssen. Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass selbst Untergliederungen der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrt in Deutschland nicht vor einer Insolvenz geschützt sind. Der Bedarf nach einem integrierenden Steuerungs- und Führungsinstrument, das harte und weiche Fakten zusammenführt, wird vor diesem Hintergrund deutlich. Es ist deshalb die Frage zu stellen, ob die Qualitätsentwicklung, die Strategieumsetzung und die Wirtschaftlichkeit mit Hilfe der Balanced Scorecard verbessert werden kann. Die Ausgangslage im Controlling Das Rechnungswesen und das Controlling in der Altenhilfe zeichnen sich dadurch aus, dass oftmals viele Einzeldaten aus dem Rechnungswesen erhoben werden, die sich auf die finanzwirtschaftliche Dimension beschränken. Die klassische Form der Budgetierung, die auf finanzwirtschaftlichen Kennzahlen aufbaut, steht häufig im Mittelpunkt der Controllingaktivitäten. Controlling, wie es derzeit verstanden wird, steuert die Pflegeeinrichtung in der Regel über die Kosten je Pflegetag und Stellenpläne. Aspekte des Qualitätsmanagement und der Strategieumsetzung werden in der Regel nicht berücksichtigt. Qualitätsmanagement und Controlling stellen zudem in der betrieblichen Praxis häufig Systeme dar, die nebeneinander agieren, ohne sich auszutauschen. Eine Integration des Qualitätsmanagement in das bestehende Controllingsystem wäre wünschenswert. Vor allem auch deshalb, weil Kosten und Qualität nicht isoliert voneinander gesteuert werden können. Eine zusätzliche Herausforderung besteht auch darin, zu verhindern, dass sich die Mitarbeiter/ innen oder gar ganze Abteilungen und Einrichtungen von der Vision, vom festgelegten Leitbild und/oder vom Qualitätsversprechen des Verbandes bzw. des Trägers entfe rnen. Diese Herausforderungen werden nur von wenigen Controllern gesehen und angenommen. Schließlich ist das Verwalten von Zahlenfriedhöfen wesentlich einfacher, als sich noch zusätzlich mit Leitbildfragen und Qualitätsfragen im Rahmen einer integrierenden Betrachtung zu beschäftigen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 63 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Die Balanced Scorecard kann als Chance angesehen werden, eine integrierende Betrachtung langfristig zu implementieren. Die Führungs- und Steuerungsaufgaben werden an Werten, Leitbildern und Strategien ausgerichtet und deren Zielerreichung mit Hilfe der BSC abgebildet. Vision und Strategie sollen so in der aktiven Auseinandersetzung mit der Balanced Scorecard für die Führungskräfte und Mitarbeiter trans parent und in der täglichen Arbeit nachvollziehbar werden. Mit ihrer Hilfe kann somit eine Umsetzung des Leitbildes und der Strategie ins operative Geschäft nachhaltig gestaltet werden. Die vier klassischen Perspektiven einer Balanced Scorecard Die Finanzperspektive bildet bei Robert S. Kaplan und David P. Norton den Ausgangspunkt. Aus ihrer Sicht ist das Ziel jeder Unternehmung, die Erträge a us dem eingesetzten Kapital zu steigern. Alle Strategien, Konzepte und Maßnahmen dienen somit letztendlich diesem Ziel. Von dieser Ausgangsposition ausgehend ist eine Verknüpfung zwischen den Finanzkennzahlen und der Unternehmensstrategie erforderlich, um den Erfolg der Strategie ableiten zu können. Die Finanzperspektive umfasst beispielsweise Kennzahlen wie Eigenkapitalrendite, Umsatzwachstum und Cash Flow. Die Kundenperspektive stellt den Kunden und seine Interessen in den Mittelpunkt. Es geht um die Steigerung der Kundenzufriedenheit und wie diese abgebildet werden kann. Der zentrale Bewertungsmaßstab hierfür ist die Erfüllung der Kundenanforderungen. Bei Produkten sind Faktoren wie Haltbarkeit, Qualität, Verarbeitung ausschlaggebend. Bei Dienstleistungen spielen Zuverlässigkeit, Erreichbarkeit, Freundlichkeit und Flexibilität eine wichtige Rolle. Die Kundenperspektive umfasst beispielsweise Kennzahlen wie Marktanteil, Kundenzufriedenheit, Kundentreue und Neukunden. Die Prozessperspektive beleuchtet interne Prozesse, die für die Erreichung der finanziellen Ziele und der Kundenziele notwendig sind, und die in der Regel einer Verbesserung zugeführt werden sollen. Hier steht insbesondere die unmittelbare Wertschöpfungskette im Vordergrund der Betrachtung. Kennzahlen die Qualität und Durchlaufzeiten messen, stehen hier im Vordergrund. Die Prozessperspektive umfasst beispielsweise Kennzahlen wie Anzahl der Reklamationen je Periode, Bearbeitungszeiten je Geschäftsvorgang, Fehlerquoten und Leerlaufzeiten Die Lern- und Entwicklungsperspektive versucht eine lernende Organisation zu fördern, indem Ziele und Kennzahlen für diesen Bereich definiert werden. Nach Robert S. Kaplan und David P. Norton gehören u.a. die Kategorien Mitarbeiterpotenziale, Potenziale von Informationssystemen und Empowerment dazu. Beispielsweise können hier Kennzahlen, die die Investitionen in Personalfortbildung und Prozess- Optimierung beschreiben, hilfreich sein. Die Lern- und Entwicklungsperspektive umfasst Kennzahlen wie Fluktuation, Anzahl der Verbesserungsvorschläge je Periode und Weiterbildungsquote. Beispielsweise ist das strategische Ziel, die Beratungskompetenz einer Organisation zu steigern, über die Fortbildungsquote und über die Veränderung der Qualifikationsquote messbar. Diese Beispiele und Perspektiven zeigen die Möglichkeiten einer Vernetzung zwischen Zielen und Kennzahlen auf strategischer und operativer Ebene. Die Balanced Scorecard kann somit auch als Bindeglied zwischen dem strategischen Controlling und der operativen Umsetzung bezeichnet werden. _________________________________________________________________________________________________________________ - 64 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Die Abbildung 1 zeigt die vier Perspektiven einer Balanced Scorecard nach Kaplan und Norton. Dies ist das Grundgerüst in dem die Vision und Strategie in die vier Perspektiven übersetzt werden. In der ersten Spalte ist das strategische Ziel einzutragen. In der zweiten Spalte ist die ausgewählte Messgröße bzw. Kennzahl, die auf operativer Ebene in einem Zusammenhang mit dem strategischen Ziel steht, einzutragen. In der Spalte „Vorgabe“ ist der Zielwert für die ausgewählte Messgröße bzw. Kennzahl einzutragen. In der letzten Spalte sind geeignete Aktionen bzw. Maßnahmen festzuhalten, die der strategischen Zielerreichung dienen. Die Balanced Scorecard in stationären Pflegeeinrichtungen Im folgenden Teil wird nun exemplarisch dargestellt, wie die Balanced Scorecard-Logik auf die spezifischen Anforderungen von Einrichtungen der Altenhilfe übertragen werden kann. Ausgangspunkt für die Balanced Scorecard ist immer die individuelle Situation der Organisation in ihrem spezifischen Umfeld. Selten beginnt man bei Null Die Vision, das Leitbild und die strategischen Ziele der Organisation müssen im Vorfeld geklärt sein, ehe man mit der Einführung der Balanced Scorecard beginnt. Die Balanced Scorecard dient der Strategieumsetzung. Sie ist kein Strategiefindungsinstrument, sondern setzt das Vorhandensein einer Strategie voraus. Aus dem Leitbild der Organisation, sofern es vorhanden ist, sind in Regel schon einige strategische Ziele ableitbar. Wenn beispielsweise im Leitbild sinngemäß festgehalten wurde, dass die Teilnahme der Pflegeheimbewohner am kulturellen und christlichen Leben innerhalb und außerhalb der Pflegeeinrichtung zu fördern ist, kann dies im Rahmen der Balanced Scorecard als strategisches Ziel operationalisiert werden. Die strategischen Ziele stellen eine Konkretisierung der Vision und des Leitbildes der Organisation dar und sind somit Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Balanced Scorecard. Sobald die strategischen Ziele festliegen, beginnt die Ableitung bzw. Umsetzung der Strategie in Ursachen-Wirkungsketten und schließlich in Mess- und Zielwerten. _________________________________________________________________________________________________________________ - 65 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Im Rahmen der Arbeit mit den Ursachen-Wirkungsketten werden die kausalen Ursachen für den Organisationserfolg verdeutlich. Damit beginnt die Suche nach den zentralen Erfolgsfaktoren: Umsetzung der Strategie in Ursachen-Wirkungsketten Von zentraler Bedeutung ist der Aufbau von Wirkungsketten, die sich durch alle Perspektiven ziehen und nachgelagerte Kennzahlen miteinander verbinden. Diese Wirkungsketten sollen die Perspektiven an die Strategie binden. Sie können innerhalb einer Perspektive als auch zwischen Perspektiven bestehen. Im Sinn der Balanced Scorecard-Logik müssen diese Verbindungen bzw. Annahmen nicht auf Gesetzmäßigkeiten beruhen, die empirisch belegbar sind. Es reicht, wenn die aufgezeigten Zusammenhänge auf plausiblen Überlegungen beruhen und wahrscheinlich sind. Beispielsweise können Zusammenhänge zwischen Fluktuation, krankheitsbedingten Fehlzeiten und Betriebsklima gesehen werden. Auch könnte eine Verbindung zwischen Bewohnerzufriedenheit und wahrgenommene Qualität der Speisen vermutet werden. Öffentliches Image, Belegungsgrad und der finanzielle Erfolg können als eine mögliche Wirkungskette gesehen werden. Im Rahmen der Wirkungsketten geht es darum, die kausalen Verbindungen und deren Interaktionen darzustellen. Schließlich werden die zentralen Erfolgsfaktoren im Rahmen der Strategieumsetzung somit verständlicher in ihren Wirkungen. Angesichts des hohen Komplexitätsgrades ist es empfehlenswert, den Mut zur Lücke zu haben und sich auf die wesentlichen Interaktionen zu beschränken. Beispielsweise könnte man die Fortbildung für Mitarbeiter als ein Erfolgsfaktor sehen. Die Logik, die dahinter steht, ist leicht nachzuvollziehen: 1. Qualifizierte und sachkundige Mitarbeiter sehen eher Verbesserungsansätze. 2. Aufbauend darauf können Prozesse wie beispielsweise der „Heimeinzug“ optimiert werden. 3. Dies führt in der Regel zu zufriedenen Bewohner und Angehörigen, die damit positiv zum Ruf der Einrichtung beitragen. 4. Was wiederum positive Auswirkungen auf den Belegungsgrad hat. Die nächsten Schritte im Rahmen der Balanced Scorecard-Einführung beschäftigen sich mit den Perspektiven und ihren Messgrößen. Perspektive Sachziele Sachziele können gegebenenfalls aus dem Leitbild der Einrichtung abgeleitet werden. Beispielsweise könnten folgende Sachziele festgelegt werden: - Menschen ein würdevolles und aktives Leben im Alter zu ermöglichen. - Eine christliche Begleitung im Alter zu ermöglichen. - Die Teilnahme am kulturellen und christlichen Leben innerhalb und außerhalb der Pflegeeinrichtung. - Selbstbestimmung, Mündigkeit und Wertschätzung zu garantieren. Diese Sachziele zu verdeutlichen, sie in Zielwerte und Aktivitäten umzusetzen, dazu kann die Balanced Scorecard-Logik beitragen. Daraus wird auch deutlich, dass es hilfreich ist, die Balanced Scorecard im Team gemeinsam und in einem „Top-Down-Prozess“ zu entwickeln. Strategisches Messgröße Vorgabe Ist-Wert Aktion Beitrag zur Zukunftssicherung der Organisation dar. Ein zusätzlicher Gesichtspunkt ist, dass Pflegeeinrichtungen sehr Personalintensiv sind. Mit einem Kostenanteil von 70% bis 80% der laufenden Kosten stellen die Personalkosten den größten Kostenblock dar.3 Diese Prozentangabe verdeutlich wie wichtig die Ressource Mensch und ihre Fähigkeiten im Pflegeprozess ist. Der Erfolg ist somit weitgehend von der Art zu Arbeiten, von der Qualifikation und von der Motivation der Mitarbeiter abhängig. Aus diesem Gesichtspunkt heraus wird deutlich, dass eine Verbesserung nur über eine Verhaltensänderung möglich ist. Mit Hilfe der Balance Scorecard-Logik kann diese messbar und damit steuerbar gestaltet werden. _________________________________________________________________________________________________________________ - 66 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Die Feststellung des zukünftigen Aus - und Fortbildungsbedarf, nicht zuletzt im Sinne der Strategie, bedarf zunächst einer gründlichen Analyse. Darauf aufbauend können die Kennzahlen ausgewählt werden, die im Sinne der Strategierealisierung hilfreich sind. Wichtige Indikatoren für die Lern- und Innovationsperspektive können sein: - die Anzahl der Verbesserungsvorschläge. - die Anzahl der Fortbildungstage. - die Anzahl der Mitarbeiter, die Fachzeitschriften lesen. - die Mitarbeiterzufriedenheit (Umfragen). - Fluktuationsrate, - krankheitsbedingte Fehltage und das Qualifizierungsniveau. - Teilnahme der Mitarbeiter an Veranstaltungen, die einen freiwilligen Charakter haben. Prozessorientierte Anmerkungen Die Entwicklung der Balanced Scorecard sollte top-down erfolgen. Der Ausgangspunkt ist das Leitbild und die jeweiligen Strategie. Dann sind die unterschiedlichen Perspektiven, Wirkungsketten und Kennzahlen zu definieren. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es nicht zu einer getrennten Entwicklung von Führungsebene zu Führungsebene und von Fachbereich zu Fachbereich kommt. Eine interdisziplinäre Zusammensetzung unabhängig von der formalen Stellung innerhalb der Hierarchie, ist in der Regel zu empfehlen und bietet ein höheres Potential für Verbesserungen. Im Rahmen des Prozesses und der Beschäftigung mit der BSC ist es immer wieder erforderlich, zu prüfen: - ob die Inhalte strategisch relevant sind. - ob die Ausgewogenheit zwischen den Perspektiven beachtet wurde. - ob die Wirkungsketten inhaltlich kausal verbunden sind. Die Kunst liegt in der Beschränkung und in der Reduktion der vorhandenen Komplexität. Eine einfache und überschaubare Balanced Scorecard ist die Basis für einen hohen Wirkungsgrad im Sinne der Strategie. Die Beschäftigung mit der Balanced Scorecard ist ein fortlaufender Prozess. Man darf damit nicht stehen bleiben, weil auch die gesellschaftlichen Prozesse und Rahmenbedingungen nicht stehen bleiben. Jeder Erfolg mit der Balanced Scorecard ist ein neuer Ausgangspunkt für neue Zielsetzungen, Kennzahlen und Verknüpfungen. Erst durch dieses iterative Vorgehen verschmelzen Strategie und operative Ebene zu einer wirkungsvollen Einheit. Für die Entwicklung einer individuellen Balanced Scorecard und für die nachhaltige Verankerung im Organisationsalltag sind je nach Organisationsgröße 6 bis 12 Monate einzuplanen. Fazit Die Balanced Scorecard-Logik ist auf Grund ihrer verschiedenen Sichtweisen besonders gut für den Einsatz in Einrichtungen der Altenhilfe geeignet. Die Auswahl der Perspektiven und Kennzahlen sollte vor dem Hintergrund der individuellen Erfordernissen geschehen. Organisationen haben in der Regel unterschiedliche Stärken und Schwächen und damit eine unterschiedliche Ausgangslage für die Entwicklung einer Balanced Scorecard. Eine Balanced Scorecard entfaltet ihre optimierende Wirkung erst dann, wenn sie die individuelle Ausgangssituation der Organisation berücksichtigt. Die bestehenden Qualitätsmanagementsysteme können als Inputsysteme für die Balanced Scorecard gesehen werden und zum Erfolg der Balanced Scorecard beitragen. Die Balanced Scorecard-Logik bietet hier die Möglichkeit der inhaltlichen Integration des Qualitätsmanagements in ein einheitliches Berichtswesen. Jedes Kennzahlenmodell und somit auch die Balanced Scorecard hat das systemimmanente Defizit, nur Ausschnitte der Wirklichkeit abzubilden. Dies trägt einerseits zur Reduktion der Komplexität und damit zu einer besseren Steuerbarkeit bei. Andererseits ist es fraglich, ob die Reduzierung der Betrachtung auf definierte Kennzahlen nicht ein falsches, einseitiges Bild von der Organisation entstehen lässt. Die Gefahr, dass die richtigen und entscheidenden Kennzahlen und Ursache-Wirkungszusammenhänge übersehen werden ist latent vorhanden. Es hängt letztendlich von den analytischen Fähigkeiten derjenigen ab, die am Prozess beteiligt sind. Wer jedoch methodisch vorgeht, wird mit ziemlicher Sicherheit diese Gefahr _________________________________________________________________________________________________________________ - 67 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ ausschließen können, und außerdem wichtige und entscheidende Kennzahlen und UrsacheWirkungszusammenhänge für die eigene Pflegeeinrichtung finden. Auch nur einigermaßen logische Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge sind immer noch besser als emotionale Entscheidungen auf der Grundlage von Momentaufnahmen. Benchmarking Qualitätsmanagement und lebenslanges Lernen als Herausforderung Altenpflege hat sich zu einer sozialen Dienstleistung entwickelt und stellt in diesem Ver-ständnis für Pflegeeinrichtungen und MitarbeiterInnen eine neuartige Herausforderung dar. Diese Herausforderung wird zusätzlich bestimmt durch den gewachsenen Kostendruck, die verstärkte Kundenorientierung und die geforderte Qualitätsentwicklung und -sicherung in der Pflege, die Unternehmen und MitarbeiterInnen ausgesetzt sind. Ein Weg, diese Herausforderungen anzunehmen, kann nur das lebenslange Lernen sein, das insbesondere im Kontext des Pflegequalitätssicherungsgesetzes (sh. SGB XI, §§ 80) steht. Die Pflegeeinrichtungen sind verantwortlich für die Qualität ihrer Leistungen ein-schließlich der Sicherung und Weiterentwicklung der Pflege- und Betreuungsqualität. Lebenslanges Lernen und Qualitätsentwicklung stehen in einem sich gegenseitig vermittelnden Kontext. Sie haben das Ziel der Vervollkommnung und Sicherung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Das gilt gleichermaßen für die Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der stationären Pflege Insofern befördert die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems, verknüpft mit dem Prinzip des lebenslangen Lernens, die nachhaltige Unternehmenssicherung, einen Imagegewinn, eine Kompetenzsteigerung der MitarbeiterInnen, die Qualitätsentwicklung und -sicherung in der Pflege und die Kundenzufriedenheit. Benchmarking als Instrument der Qualitätsentwicklung und des lebenslangen Lernen - Selbstverständnis und Ausrichtung In den Zielausrichtungen von Kostensenkung, Qualitätssicherung und wachsenden Leistungsanforderungen ist im Pflegemanagement das Benchmarking zu einem interessanten und erfolgversprechenden Instrumentarium geworden. Das Benchmarking gilt als ein pro-bates Instrument der Qualitätsentwicklung und unterstützt nachhaltig die Qualitätssiche-rung. Jedoch sind Benchmarkingkenntnisse und deren Anwendungen als Qualitätsent-wicklungsbzw. -sicherungsmethode in den stationären Pflegeeinrichtungen und als Lear-ning by doingInstrument wenig bekannt. Benchmarking wird demnach kaum praktiziert. Es hat den Vorteil, dass es gleichermaßen Qualitätsentwicklung und berufsbegleitende Weiterbildung und mit ihnen eine praxisorientierte Nachhaltigkeit für Mitarbeiter und Unternehmen sichert. Benchmarking ist weitestgehend als Entwicklungsinstrument im Kontext des Qualitätsmanagements angesiedelt. Hier wird das Ziel verfolgt, Benchmarking sowohl als Qualitätsentwicklungs- und innovatives Lerninstrument mit Nachhaltigkeitseffekten in den Pflegeprozess zu etablieren und praxisnah einzusetzen. Das erfolgt an einem konkreten Pflegegegenstand – am Thema „Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in der stationären Altenpfle-ge Benchmarking ist hier angelegt als Qualitäts- und Lern-Philosophie, als Prozess und Methodeninstrumentarium der Qualitätsentwicklung, -sicherung und als Instrument des lebenslangen Lernens vor Ort und unmittelbar am Arbeitsplatz. Dies erfolgt mit der Absicht, untereinander von den besten Erfahrungen, Handlungsweisen, Verfahren bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in der stationären Altenpflege zu lernen. Das Verglei-chen, Lernen, Anpassen, Verbesssern und Verstetigen sind die entscheidenden Handlungen im diesem lernorientierten Benchmarking-Prozess, der sich offen und zirkulär gestaltet. Benchmarking, Qualitätsentwicklung und lebenslanges Lernen wird anhand des Gegenstandes „Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in der stationären Altenpflege“ in einen gemeinsamen Kontext gebracht. _________________________________________________________________________________________________________________ - 68 - Betriebswirtschaft und Rechnungswesen für die Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege _________________________________________________________________________________________________________________ Das Projekt bei der Umsetzung von folgenden Leitlinien aus: • Benchmarking ist Philosophie, Unternehmenskultur und Methode; und als Methode trägt sie bei zur Sicherung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. • Benchmarking ist ein Qualitätsentwicklungsinstrument im Qualitätsmanagementsystem und befördert den Qualitätssicherungsprozess bei der Leistungserbringung. • Benchmarking ist Information, Kommunikation und Interaktion • Benchmarking befördert Kreativität, Innovation in der Pflege, Mitarbeiterkompetenzen und deren Motivation. Benchmarking ist prozess- und elemente- bzw. stufenorientiert (Planung, Analyse, In-tegration, Aktion/Implementierung und Reifestadium) angelegt. • Die Grundelemente, die von der Projektgruppe im Benchmarking-Verfahren zirkulär genutzt werden sind: vorbereiten, messen, lernen, verbessern. • Benchmarking ist gleichermaßen Instrument des praktischen innovativen Lernens in der Pflege selbst und Instrument der Entwicklung und modellhaften Erprobung zukunftsgerichteter Weiterbildungsformen. _________________________________________________________________________________________________________________ - 69 -