„Yips“ im Bogensport - SV Edelweiß eV Hettenhausen
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„Yips“ im Bogensport - SV Edelweiß eV Hettenhausen
„Yips“ im Bogensport Vorkommen, Charakterisierung und Kennzeichen Betroffener Bachelorarbeit von Tim Lehmann Deutsche Sporthochschule Köln Köln 2012 Betreuer: Dipl. Sportwiss. Martin Klämpfl Psychologisches Institut der Deutschen Sporthochschule Köln Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 7 1.1 Einleitung 7 1.2 Motorik 10 1.3 Einfluss der Psyche auf die Bewegungsausführung 11 2. Der Yips 15 2.1 Definition 15 2.2 Erklärungsansätze 17 2.2.1 Definition Dystonie 2.2.1.1 Aktionsbezogene Dystonie 2.2.2 Choking under pressure 17 18 21 2.2.2.1 Definition Choking 22 2.2.2.2 Erklärungsansatz Choking 22 2.2.2.3 Distraction Theory 23 2.2.2.4 Self-Focus Theory 23 2.2.3 Contextual Movement Disorder 3. Bogensport 24 25 3.1 Sportliches Schießen 25 3.2 Bogenklassen 28 3.3 Wettkampfmodi 31 3.4 Anforderungsprofil 31 3.4.1 Physiologische Anforderungen 32 3.4.2 Psychische Anforderungen 34 3.5 Goldfieber 36 4. Forschungshypothesen 39 5. Experimentelles Design und Methodik 39 5.1 Probanden 6. Ergebnisse 40 41 6.1 Yips Betroffene 41 6.2 Inferenzstatistik - Prüfung der Forschungshypothesen 48 7. Diskussion 50 7.1 Alter und Erfahrung 50 7.2 Geschlecht 52 7.3 Leistungsklasse 52 7.4 Bogen 53 7.5 Hilfsmittel 53 7.6 Phasen 54 7.7 Symptome und Körperteile 55 7.8 Situationen 56 7.9 Prävalenzen 57 8. Reflexion 58 9. Fazit 59 10. Literaturverzeichnis 62 11. Abbildungsverzeichnis 67 12. Tabellenverzeichnis 69 13. Anhang 70 Kurzfassung Das „Yips“-Phänomen ist eine leistungsmindernde Bewegungsstörung, die in Präzisionssportarten mit hochmotorischen Bewegungen vorkommt. Unwillkürliche, unkontrollierbare Muskelaktivität erschwert Sportlern im Golf, Kricket, Darts und Schießsport die Ausführungen sportartspezfischer Handlungen im Wettkampf. Im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit wurden analoge Ereignisse im Bogensport untersucht - wobei insbesondere Vorkommen, Charakteristiken und Prävalenzen in dieser Sportart anhand einer quantitativen Befragung untersucht wurden. Es stellte sich heraus, dass sich der Yips im Bogensport vorwiegend als Einfrieren oder Zucken in den Phasen des Visierens und Lösens äußert. Neben dem Wettkampf treten dabei ebenfalls im Training verstärkt Symptome auf. Abstract The ’yips‛ phenomenon is a performance decreasing movement disorder that occurs in sports with high precision and fine motor skills. During tournament situations in sports like Golf, Cricket, Darts or Shooting sports, inhibition of the specific execution occurs due to involuntary and uncontrollable muscle activity. This quantitative study was conducted to examine similar incidents in archery. It is focused on appearance, characteristics and the prevelence of this sport. Findings show that yips in archery is characterized as a freeze or jerk while sighting and releasing the arrow. Apart from tournament situations, symptoms even occur in training. THEORETISCHER TEIL 7 1. Einleitung 1.1 Einleitung „Der Yips ist wieder da, um ihn zu quälen“ - ließ der Guardian rückblickend auf die Leistung des deutschen Profigolfers Bernhard Langer bei den British Open 1988 mitfühlend verlauten. Langer, der wohl prominenteste deutsche Golfprofessional, hatte kurz zuvor im britischen Lytham unangenehme Erfahrungen mit einem ihm bekannten Problem gemacht, als er am 17. Loch der vierten Runde fünf Puttversuche benötigte, um den Ball über die Distanz einer Schlägerlänge im Zielbereich, auf dem Grün, einzulochen. Für einen Spieler seiner Leistungsklasse ist dies - damals wie heute - eine schlechte Leistung im Hinblick auf Statistiken, die Professionellen Golfern eine Quote von 59% bei five-foot-Putts zuschreiben (Gelman & Nolan, 2002). Abb.1 Bernhard Langer auf dem Grün nach einem missglückten Putt 8 Bereits acht Jahre zuvor, klagte der damals 22-Jährige über plötzlich auftretende motorische Störungen, die es ihm verwehrten eine kontrollierte Bewegung beim Putten durchzuführen. Langer bekam diese Problematik jedoch in den Griff und startete kurz darauf seine Karriere als erster Deutscher in der Weltspitze des Golfsports. Mehrere internationale Erfolge, sowie einen Sieg des amerikanischen Masters-Turnier konnten in der Folgezeit gefeiert werden. Bis ihn der Yips erneut begann zu „quälen“ (SPIEGEL, 1988) und er letztlich seine Karriere beendete. Erstgenannt kam der Begriff „Yips“ im Golfsport im Kontext des dreifachen Major-Siegers Tommy Armour auf, der einige Zeit vor Langer seine Profikarriere mit 41 Jahren beenden musste. Der Yips, bezeichnend für plötzlich auftretende, unwillkürliche und ruckartige Muskelkontraktionen im Bereich des Handgelenks, erschwerte Armours Kurzspiel auf dem Grün derartig, dass sein Status als Golfprofessional nicht mehr zu halten war (DYI, 2012). Wie einst Bernhard Langer, Tommy Armour oder auch weiteren professionellen Golfern, ergeht es auch heutzutage vielen Golfern unterschiedlichster Alters- und Leistungsklassen. Ein Kontrollverlust der Bewegungsausführung hatte damals wie heute schwerwiegende Leistungseinbußen zur Folge, die sich im Golfsport in besonderem Maße beim Kurzspiel auf dem Grün, dem Putten, bemerkbar machen. Laut Meadows (2008) macht das Putten etwa die Hälfte aller auf einer Par-Runde ausgeführten Schläge aus. Lake (2008) spezifiziert diese Angabe des Putt-Anteils in Bezug auf die Gesamtzahl der verschiedenen auf der Golfrunde ausgeführten Schläge. Demnach haben Schläge auf dem Grün einen Anteil von 45% der Gesamtschlagzahl, womit dieser beachtliche Anteil des Puttens am gesamten Golfspiel darauf schließen lässt, dass eine gute Leistung auf dem Grün eine Golfrunde spielentscheidend beeinflussen kann. Die Kontrolle des Sportgerätes spielt in Sportarten mit hoher Präzisionsanforderung eine signifikante Rolle. Neben dem Golf sind auch im Bogensport ein hohes Maß an Präzision und Konstanz wesentliche, leistungsprägende Merkmale der Bewegungsqualität eines Sportlers. Unter anderem entscheiden diese beiden Variablen unter konstanten, reproduzierbaren Bedingungen darüber, inwiefern ein Sportler letztendlich 9 in der Lage ist, seine Feinkoordination zu steuern und somit hochmotorische Leistungen zu erbringen (Meinel & Schnabel, 2007). Vergleichbar mit der hohen Präzision beim Putten, entscheiden beim Bogensport ebenfalls wenige Millimeter über Sieg oder Niederlage. Die Herausforderung, über weite Distanzen ein Objekt in einem Ziel zu platzieren, ist allgemein im Sport ein anspruchsvolles Kriterium. Werden hingegen die speziellen Anforderungen beim Bogensport betrachtet, lässt sich hier eine besondere Präzisionsanforderung erkennen. Die Pfeile beim Bogenschießen werden über Distanzen bis zu 90 Meter auf eine Zielscheibe geschossen. Visiert der Schütze die Mitte der Scheibe an, also den Bereich mit der höchsten Punktzahl, so hat die anvisierte Trefferfläche lediglich einen Durchmesser von 60 Millimetern. Den Pfeil, mit einem Durchmesser von 5 mm bis 10 mm, in dieser maximal sechsmal größeren Fläche zu platzieren, ist gerade in Anbetracht der enormen Distanzen eine Anforderung, die ein hohes Maß an Bewegungskontrolle erfordert. Unregelmäßigkeiten der basalen Erfordernisse an die Motorik sind in vielen Sportarten prominent. Negative Erfahrungen mit unkontrollierbarer Muskelaktivität - ähnlich des Yips im Golf - machen nicht nur den renommierten Bogenschützen in besonders relevanten Wettkampfsituationen zu schaffen. Zu dem im Bogensport als „Goldfieber“ oder „target panic“ bezeichneten Phänomen liegen derzeit noch unzureichend wissenschaftlich fundierte Erklärungen und einheitliche Charakterisierungen vor. Bogensportler und Wissenschaftler auf der ganzen Welt beschäftigen sich bereits mit dieser Thematik, konnten ihre Erklärungsansätze jedoch nicht eindeutig belegen. Folgende Frage gilt es also zu klären: „Tritt Yips im Bogensport auf? Wenn ja, welche Merkmale lassen sich charakteristisch für das Auftreten in dieser Sportart herausstellen?“ Ziel dieser Arbeit soll es sein, vor dem Hintergrund des Yips Prävalenzzahlen, Charakteristiken und Kennzeichen des Goldfiebers/Yips im Bogensport herauszustellen und so einen Vergleich der Phänomene in betroffenen Sportarten zu ermöglichen - mit dem Ausblick, zukünftigen Studien Anhaltspunkte für die weitere Erforschung des Yips zu bieten sowie Interventionen entwickeln zu können, die den Sportler zur Kontrolle seiner Bewegungen zurückführen. 10 1.2 Motorik Ob ein Sportler im Golf oder Bogenschießen nun die Bewegungen seines Körpers kontrollieren und damit das Sportgerät zielgerichtet steuern kann, hängt davon ab, wie gut seine Motorik ausgeprägt ist. Die Bewegung wird dabei als äußere Komponente der menschlichen Tätigkeit verstanden, die in der Ortsänderung des Körpers oder seiner Teile zum Ausdruck kommt. Diese Lageveränderung geschieht in Bezug zur Umwelt und ist als Wechselwirkung mechanischer Kräfte zwischen dem Organismus und seiner Umgebung zu verstehen (Meinel & Schnabel, 2004). Die Grundlage einer kontrollierten Bewegung, wie dem Golfschwung, ist dabei eine motorische Leistung, die aufgrund von Steuerungs- und Funktionsprozessen des Organismus zu einer zielgerichteten und willkürlichen Bewegungshandlung führt (Röthig & Prohl, 2003). Meinel und Schnabel (2004) definieren Motorik als „Gesamtheit der Vorgänge und Funktionen des menschlichen Organismus und die psychische Regulation (Psychomotorik), die die menschliche Bewegung hervorbringen“ (Meinel & Schnabel, 2004, S.28). Eine klare Trennung der Begrifflichkeiten „Bewegung“ und „Motorik“ ist dabei nur schwer möglich, da die sich nach außen hin äußernde Bewegung Teil des motorischen Ablaufes ist, wohingegen eine menschliche Bewegung ohne motorische Vorgänge nicht zu realisieren ist. Nach der Meinelschen Bewegungslehre setzt sich die äußerlich präsentierende Bewegung aus inneren, physiologischen, neurophysiologischen und psychischen Vorgängen zusammen. Die Tätigkeit ist also ein durch sensomotorische Regulationssysteme gesteuerter und geregelter Vorgang, der unter Einbezug physiologischer und biochemischer Prozesse in Form von Muskelkontraktion und Muskelrelaxation eine mechanische Bewegung bewirkt. Die Ortsveränderung des Körpers oder seiner Teile ist dabei eine bewusst geplante, regulierte Tätigkeit, deren Ergebnis von der Person gedanklich vorausgenommen wird (Meinel & Schnabel, 2004). 11 Diese Wirkungszusammenhänge bedürfen spezifischer Koordination und Interaktion, um einen runden Bewegungsablauf zu produzieren. Fehlerhafte oder gestörte Abläufe der Bewegungskoordination haben entsprechend zur Folge, dass differenzierte motorische Leistungen nicht mehr ausschließlich der Willkür des Ausführenden unterliegen. Im Fall Langer liegt es in Anbetracht seiner langjährigen Bewegungsbeherrschung nahe zu behaupten, dass hinsichtlich der Bewegungskoordination Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind, also Bewegungsabweichungen, die zu den mehrfach erfolglosen Puttversuchen am 17. Loch der British Open 1988 geführt haben. 1.3 Einfluss der Psyche auf die Bewegungsausführung Nun bringt das Setting eines Turniers wie den British Open einige Besonderheiten für einen Golfer mit sich. Es zählt zu den vier wichtigsten Turnieren der Welt, den so genannten Majors. Weiterhin ist es das einzige Turnier der Majors, welches in Europa ausgetragen wird (GFB, 2012). Viele hochrangige Golfer haben hier bereits wichtige Siege gefeiert. Die Bedeutung, bei einem Turnier dieser Klasse ein gutes Ergebnis zu erzielen, stellt sowohl eine große Herausforderung, ebenso jedoch auch eine enorme Drucksituation für die Sportler dar. Es gilt unter besonderen Bedingungen ein Höchstmaß an Konzentration und Koordination abzurufen, um in spielentscheidenden Situationen auf den schwer zu spielenden Grüns wettbewerbsbegünstigende Leistungen zu erbringen. „Häufig ist es nicht der Putt an sich, der schwierig ist. Oft ist es einfach nur die Situation, in der sich der Golfspieler befindet [...]“ (Genske & Strüver, 2001; zitiert nach Buhlmann, 2010, S.4-5). Übertragen auf den Bogensport würde dies bedeuten, dass in manchen Situationen nicht der Schuss an sich dem Schützen die größten Schwierigkeiten bereiten, sondern die äußeren und inneren Bedingungen, die im Wettkampf einen enormen Druck erzeugen können. In Drucksituationen mit der psychischen Belastung umgehen zu können und die erforderliche Leistung abzurufen, wird vom emotionalen Empfinden der Person bestimmt. Lazarus (1991) unterscheidet in seiner 12 kognitiv-motivational-emotiven Theorie intraindividuelle und situative Faktoren, die in derartigen Sachverhalten den Umgang einer Person mit seiner Umwelt beeinträchtigen. Demnach steht eine Person in der Interaktion mit seiner Umwelt. Zielverpflichtungen, Überzeugungen, Wissen und Fähigkeiten der Person finden Bezug zu den objektiven Bedingungen der aktuellen Situation. Die resultierende wahrgenommene Person-UmweltBeziehung wird folglich auf zwei Arten intraindividuell bewertet und letztlich umgesetzt. Im primären Bewertungsprozess erhalten Faktoren des eigenen Wohlbefindens der Person Einzug, welche Lazarus (1991) mit Zielrelevanz, Zielkongruenz und Art der Ich-Beteiligung beschreibt. In einem sekundären Bewertungsprozess werden die persönlichkeitsrelevanten Faktoren von den Möglichkeiten und Aussichten der Bewältigung komplementiert, wobei Lazarus (1991) keine Rangfolge oder einen zeitlichen Ablauf sieht. Vielmehr erhalten die Bewertungsgesichtspunkte automatisch und fern des Bewusstseins der Person eine Wertigkeit in Relation zur Anpassungsproblematik. Wertigkeiten treten dabei in Form von subjektiven Befindlichkeiten, den Emotionen auf. Diese lösen bestimmte Prozesse und Zustände beim Individuum aus (Röthig und Prohl, 2003). Emotionen kommen so beispielsweise als Furcht, Angst, Wut, Aggression, Glück oder Freude zum Ausdruck. In unterschiedlichen Situationen können verschiedene Reaktionen auf innere oder äußere Reize ein Verhalten auswählen, es antreiben oder ausrichten, wobei die in emotionsauslösenden Situationen auftretenden Reize von Geburt an bestehen, also unkonditioniert oder durch neutrale Reize im Laufe der Entwicklung konditioniert worden sein können (Heckhausen, 2010). Nach Lazarus (1991) entstehen im Bewertungsprozess Emotionen als Rückäußerung auf Bewertungen der ausgewählten Bewertungskomponenten des eigenen Wohlbefindens und der Aussichten und Möglichkeiten der Bewältigung. Resümierend wird ein Ergebnis des primären und sekundären Bewertungsprozesses generiert, welches seine Äußerung in Handlungstendenzen, subjektivem Empfinden, und physiologischen Veränderungen bei der Person findet. Als Reaktion auf den zu bewältigenden Sachverhalt, haben die ausgelösten situationsspezifischen Reaktionen 13 Auswirkungen auf die Umsetzung der Handlungstendenz in den schlussendlich aktivierten Bewältigungsprozessen, die als emotions-orientierte oder problemorientierte Bewältigung zum Ausdruck kommen (Schützwohl, 2003). Die Bewältigung einer spezifischen Situation oder Aufgabe ist im Sport dauerhaft präsent. Bewegungsausführungen unter verschiedenen Bedingungen sind ein elementarer Bestandteil des Sporttreibens. Besonderheiten treten hierbei in Wettkampf- oder anderen Drucksituationen auf. Während im Training eine differenzierte Menge an äußeren Reizen auftritt und weitestgehend der Regulation des Sporttreibenden beziehungsweise seines Trainers unterliegt, kann der Einfluss äußerer situativer Faktoren in einem Wettkampf nur schwer vorhergesehen werden. Veränderungen dieser Komponente, sowie eine oftmals divergente Wertigkeit einzelner Persönlichkeitsmerkmale, können dazu führen, dass intraindividuelle Faktoren die Ausprägung der wahrgenommene Person-Umwelt-Beziehung modifizieren. Abb.2 Die kognitiv-motivational-emotive Theorie nach Lazarus (1991) (angelehnt an Schützwohl, 2003) 14 Im Bewertungsprozess kommt es somit zur Auslösung von Emotionen, die Komponenten wie Zielrelevanz oder Bewältigungskompetenz betreffend, denen im Vergleich zum Training eine spezielle, situationsbedingte Wertigkeit zugeschrieben wird. Das Resultat der Modifikation personenabhängiger Faktoren und der wahrgenommenen Person-Umwelt-Beziehung führt damit zu einem Ablauf der Bewertungsprozesse, der zu einem anderem Bewältigungsprozess gelangt. Bestehen oder Scheitern hängen nun von der adäquaten Auswahl emotions- und problemorientierter Bewältigungsstrategien ab, sowie deren situativ angemessenen Umsetzung. Findet der Wettkämpfer den richtigen Weg, um mit den objektiven Bedingungen der Situation umzugehen, entscheiden seine physischen Fähigkeiten über die folgende Bewegungsausführung. Der aus diesen Anforderungen resultierende Druck, denen ein Sportler hinsichtlich der Bewegungsgenauigkeit gerecht werden muss, wird als Präzisionsdruck bezeichnet. Hierbei sind die Ansprüche an die koordinativen Fähigkeiten des Sportlers durch die Anforderungen an die Bewegungsgenauigkeit der Bewegungsaufgabe determiniert (Wolf, 2011). Sportarten mit hoher Präzisionsanforderung einzelner Gliedmaßen erfordern vollkommene Kontrolle von Körper und Geist. Dabei ist ein hohes Maß motorischer und psychischer Kontrolle von äußerster Wichtigkeit. Im Golf-, Dart- oder Schießsport wird dem Sportler ein Maximum an korrekter Kraftdosierung und Fixierung einzelner Körperregionen abverlangt, um das Sportgerät in adäquater Form zu bedienen. Treten hierbei unkontrollierbare, psycho-physische Gegebenheit auf, ist es dem Sportler kaum noch möglich, sein anvisiertes Ziel zu treffen. 15 2. Der Yips 2.1 Definition Als Yips wird im Golfsport ein psycho-neuromuskuläres Hemmnis beschrieben, das die Ausführung des Putting-Schlags beeinflusst (Smith et al., 2000). Der Terminus „Yips“ wurde in den 1920er Jahren maßgeblich vom schottischen Golfprofessional Tommy Armour geprägt (Fischer, 2007), der die bei ihm auftretende Problematik zu beschreiben versuchte. Die Folge dieses Störungsphänomens sind Bewegungsabweichungen, die es dem Golfer erschweren seinen ursprünglichen Golfschwung auszuführen. Der führende Arm verwackelt aufgrund unwillkürlicher und unkontrollierbarer Vorkommnisse im Durchschwung, woraus ein Kontrollverlust über den Schläger resultiert. Üblicherweise tritt der Yips beim Putten in Form von Zucken, Zittern oder Einfrieren der distalen Muskulatur der oberen Extremität auf (Smith et al., 2000;2003). Während der Puttbewegung kann es so zum Einfrieren der Muskulatur kommen. In der Ansprechposition oder am Wendepunkt der Ausholbewegung kommt es zu einer Hemmung des Bewegungsflusses und womit das willkürmotorische Handeln für kurze Zeit paralysiert wird. Nach Fischer (2007) kann dieser Zustand des „freezing“ sogar bis zu mehreren Sekunden andauern. Weiterhin kann der Yips in Form eines ruckartigen Zuckens im Treffmoment, dem „Jerk“, zutage treten. Dabei verzieht der Spieler, ausgelöst durch eine unwillkürliche Rotation der Führungshand, den Schlägerkopf und beschleunigt den Ball in unangemessenem Maße (Fischer, 2007). Der hieraus entstehende Kontrollverlust hat folglich Einfluss auf Flugrichtung und -weite des Balls. Im Gegensatz zu diesen kurzzeitig auftretenden Unregelmäßigkeiten, kann sich die Yips-Problematik auch während der gesamten Ausholbewegung zeigen. Unwillkürlich auftretende periodische Muskelaktivierungen (Röthig&Prohl, 2003) zählen ebenfalls zur Phänomenologie des Yips und betreffen die komplette Schwungphase. Das als Tremor bezeichnete 16 Zittern der Muskulatur führt zu einer muskulären Instabilität im Handgelenk (Fischer, 2007). Damit einhergehend ist der Spieler nicht mehr in der Lage, den Schläger zielgerichtet zum Ball zu führen und den vorgesehenen Putt zu spielen. Weniger auffällig ist dieses Phänomen der unwillkürlichen Muskelkontraktionen beim Chippen oder Driven zu finden (McDaniel, Cummings & Shain, 1989). Untersuchungen von Mc Daniel et al. (1989) stellten bereits Prävalenzzahlen bei männlichen Profi- und Amateurgolfern heraus. Die Umfrage anhand eines Fragebogens ergab, dass 28% der Befragten angaben vom Yips betroffen zu sein (Smith, 2000). In Deutschland sind neuesten Studien zufolge 22,4% der Golfer von diesem Hemmnis betroffen (Lautenbach et al., 2012). Der Yips tritt in einigen Sportarten auf unterschiedliche Art und Weise auf. Die meisten Hinweise für das Yips-Phänomen stammen derzeit aus dem Golf, Dart oder Kricket. Allen drei Sportarten ist die Präzision als wichtiges Erfordernis gleich. Im Golf und Dart werden sehr feinmotorische Fähigkeiten in präzisen Bewegungsabläufen abverlangt, wohingegen die Bewegungen im Kricket ein größeres Bewegungsausmaß einnehmen. Als gemeinsames Merkmal werden physiologische und psychische Faktoren vermutet, die unter Stress Bewegungsstörungen zur Folge haben können. Auch konnte gezeigt werden, dass bei Golfern neben dem Putten noch weitere Bewegungen von Yips-Symptomen beeinflusst werden. Diese schlossen Schreiben, Spielen eines Instrumentes oder das Tippen auf der Tastatur ein. Außerdem wurden die Symptome bei parallel ausgeübten Sportarten wie Kricket, Tennis, Tischtennis und Snooker beobachtet. Es ist also aufgrund der analogen Merkmale der oben aufgeführten Sportarten, sowie den Yips-betroffenen Alltagsbewegungen nicht auszuschließen, dass in weiteren Sportarten, die hohe Präzisionsanforderungen in kleinem oder großem Bewegungsausmaß erfordern, ebenfalls ein Yips-Auftreten festzustellen ist (Bawden & Maynard, 2001). 17 2.2 Erklärungsansätze McDaniel et al. (1989) gehen davon aus, dass der Yips eine Art fokale, also „herdförmige“ Dystonie darstellt, die vergleichbar mit aktionsinduzierten Dystonien oder krampfartigen Störungen bei Musikern, Schreibern oder Telegraphisten auftreten. Erweitert wird dieser neurologische Ansatz um eine psychologische Komponente durch das Kontinuum-Modell von Smith et al. (2003). Demnach wird der Yips als motorisches Phänomen unwillkürlicher Bewegungen bei Golfern definiert, dessen Ätiologie partiell auf neurologische Störungen einer Dystonie und der psychologischen Störung des „Chokings“ zurückzuführen ist. Abbildung 3 zeigt, dass Symptome entweder einer der beiden Störungen oder einer Interaktion beider Merkmale zuzurechnen sind (Smith et al., 2003). 2.2.1 Definition Dystonie Dystonien im Allgemeinen sind durch unwillkürliche, anhaltende und phasische Muskelkontraktionen gekennzeichnet (Masuhr, 2000), begleitet von einem abnormen Muskeltonus, der andauernd oder langsam wechselnd auftritt (Fischer, 2007). Dies äußert sich im Auftreten von Hyperkinesen1, die von plötzlichen, nicht steuerbaren Bewegungen mit Tremor2 oder Myoklonien3 begleitet werden. Aufgegliedert wird hierbei abhängig von der Krankheitsursache in primäre, idiopathische und sekundäre Dystonien, oder je nach Lebensalter in infantile, juvenile und adulte Dystonieformen (Masuhr, 2000). 1 Hyperkinese = übermäßige Bewegungsaktivität, gesteigerte Spontanmotorik (Reuter, 2004) 2 Tremor = unwillkürliches Zittern (Reuter, 2004) 3 Myoklonie = plötzlich einschießende, stoßartige Muskelzuckungen (Krämer, 2005) 18 2.2.1.1 Aktionsbezogene Dystonie Yips tritt bei vielen Golfern ähnlich einer aktionsbezogenen Dystonie auf (Smith, 2003). Nach Torres-Russotto und Perlmutter (2008) sind aktionsbezogene Dystonien durch übermäßige Kontraktionen der Muskulatur charakterisiert, die abnormale Haltungen während selektiver, motorischer Aktivitäten hervorrufen. Betroffene Gliedmaßen können sowohl der oberen, als auch unteren Extremität zugeordnet werden (Torres-Russotto & Perlmutter, 2008). Die bekanntesten im Alltag auftretenden Formen aktionsbezogener Dystonien treten beispielsweise als Graphospasmus, Musikerdystonie oder laryngeale Dystonie auf. Bei einem Graphospasmus handelt es sich um einen „Schreibkrampf“, der dem Patienten das Schreiben aufgrund von schmerzhaft zutage tretenden Kontraktionen der Hand oder des Unterarms erschwert (Masuhr, 2000). Die Musikerdystonie hingegen ist eine Bewegungsstörung, die aktionsbedingt bei umfangreich eingeübten Bewegungen in Bezug auf das Spielen eines Instrumentes auftritt. Neben beeinträchtigten Bewegungen der Hand bei Pianisten, können die krampfartigen Hemmnisse bei Blasmusikern beispielsweise die Koordination der Lippen, Zunge oder Gesichtsmuskulatur beeinflussen (Altenmüller & Jabusch, 2008). Eine laryngale Dystonie bezieht sich auf den Kehlkopf des Betroffenen. Nicht zu steuernde Kontraktionen haben dabei zur Folge, dass die Stimme „gepresst“ klingt und die Stimmbildung unterbrochen werden kann (Masuhr, 2000). Beide Formen der aktionsbezogenen Dystonie werden den fokalen 4 Dystonien zugeordnet. Sie sind meist sporadisch ideopathische oder symptomatische Formen (Masuhr, 2000), die sich „herdförmig“ lokalisieren lassen und entsprechend nur eine bestimmte Körperregion beziehungsweise ein Körperteil betreffen. Im Allgemeinen liegt die Prävalenz für fokale Dystonien zwischen 0,01% - 0,03% (Lautenbach, Klämpfl, Philippen & Lobinger, 2012). Prävalenzzahlen der verschiedenen Dystonie-Subtypen wurden unter anderem von Pekmezović et al. (2003) in Belgrad erhoben. Demnach sind 13,6 Personen von 100.000 Einwohnern von einer fokalen, segmentalen oder multifokalen Dystonie betroffen. Weiterhin lag die Prävalenz für 4 fokal = von einem Brennpunkt/Herd ausgehend; auf einen Bereich beschränkt (Reuter, 2004) 19 den Schreibkrampf bei 1,9 und bei Kehlkopfdystonien bei 1,1 Personen auf 100.000 Einwohnern (Pekmezović et al., 2003). Im Sport berichten Yips-Betroffene von unkontrollierbaren Muskelzuckungen und Krämpfen der distalen Gliedmaßenabschnitte. In erster Linie beklagen Betroffene in Wettkampf- oder Drucksituationen von Yips betroffen zu sein. Hyperkinesen, pathologisch gesteigerte unwillkürliche bedingte psychomotorische Erregungen (Reuter, 2004), bilden in diesem Zusammenhang die Ursache für einen Kontrollverlust der ausführenden Gliedmaßen (Reichel & Stenner, 2002). Erste Erklärungen für das Auftreten fokaler Dystonien weisen auf strukturelle Schädigungen der Basalganglien oder hiervon ausgehenden synaptischen Verbindungen hin, die eine nicht zu kontrollierende Aktivierung von Muskeln zur Folge hat (Torres-Russotto & Perlmutter, 2008). In volumetrischen Untersuchungen mit Hilfe von Magnetresonanztomographie, konnte sowohl eine Zunahme der Größe des Putamen um 10% bei primärer kranialer5 Dystonie oder primärer Handdystonie, als auch ein gesteigertes Volumen der Grauen Substanz im linken sensomotorischen Kortex, dem Thalamus und dem Cerebellum beobachtet werden. Zudem können bei ca. 80% der an Hemidystonien leidenden Patienten Läsionen der Stammganglien festgestellt werden (Masuhr, 2000). Angesichts dieser Strukturmodifikationen wird zusammengefasst von einer veränderten Plastizität des Gehirns gesprochen. Weiterhin ist die Frage zu klären, ob die Ursache von aktionsbezogener Dystonie, durch Dysfunktion verschiedener Gehirnregionen verursacht wird, die jedoch nicht mit strukturellen Veränderungen des Gehirns einhergehen (Torres-Russotto & Perlmutter, 2008). Neben neurophysiologisch bedingten Faktoren, sind nach Adler et al. (2011) ebenfalls psychische Faktoren als Ursache für Yips in Betracht zu ziehen. Demnach können Stress und Angst die Symptome einer Dystonie verschlechtern, seien jedoch nicht der primäre Auslöser. Stendtke (2010) bezeichnet Stress im Kontext des Sports als eine Dysbalance in der Interaktion zwischen Person und Umwelt, wobei die betroffene Person durch 5 kranial = kopfwärts (Reuter, 2004) 20 äußerlich einwirkende, sowie körperliche oder seelische Reize starke Beanspruchung empfindet. Adlers (2011) Erklärungsansatz bestärkend, stellten Smith et al. (2003) zur Frage, ob mit Stress verbundene zwanghafte Gedanken und so genanntes „Choking“ eine dystone Symptomatik hervorrufen können. Diese Erweiterung der Yips-Definition, die Smith et al. im Kontinuum Modell beschreiben (Abb.3), umfasst ein zusammenhängendes Ganzes, bestehend aus dystoner Dysfunktion und der psychologischen Störung „Choking“. Die erkennbaren Symptome sind dabei auf eine der beiden hemmenden Faktoren zurückzuführen oder durch eine Interaktion dieser entstanden. Abb. 3: Kontinuum Modell, modifiziert nach Smith et al. (2003) 21 2.2.2 Choking under pressure In der internationalen Sportsphäre gehen herausragende Leistungen von Sportlern eng mit dem Versagen eines Athleten in bedeutsamen Situationen einher. In den Medien und auch in der breiten Allgemeinheit finden solche Momente eine lebendige Diskussionsfläche. Gerade derartige Erlebnisse bleiben den Akteuren, aber auch dem Zuschauer lange in Erinnerung. Unzählige prominente Beispiele sind zeitweilig „in aller Munde“ und geraten nicht in Vergessenheit. Abb. 4 Robben vs. Czech im UEFA-Champions-League Finale 2012 Als eines der jüngsten Ereignisse dieser Art kann etwa das Fußball-Champions-League-Endspiel 2012 zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea angesehen werden. Für Arjen Robben, einen der herausragenden Torschützen des FC Bayern, wurde der besagte Abend zum Debakel. Nachdem dieser in der regulären Spielzeit das Offensivspiel der Bayern belebend gestaltet hatte, verschoss der so sichere Elfmeterschütze Robben in der 5. Minute der Verlängerung einen entscheidenden Elfmeter und vergab die Chance einer Vorentscheidung dieser Partie. 22 Das anschließende Elfmeterschießen konnte der FC Chelsea für sich entscheiden und ließ den Traum der Bayern zerplatzen, den „Europäischen Pokal“ im eigenen Stadion zu gewinnen. Ähnliches Versagen in besonderen Situationen ist allerdings im sportlichen Alltag keine Seltenheit und zeigt sich in allen Sportarten und Leistungsklassen. Doch warum scheitern Sportler in Momenten wie diesen? 2.2.2.1 Definition Choking Als „Choking under pressure“ wird ein manifestierter, angstähnlicher Zustand bezeichnet, der eine suboptimale Leistung des Betroffenen zur Folge hat (Smith, 2003). Häufig wird dies mit unterbrochener Konzentration oder zu intensivem Fokussieren der eigenen Leistung erklärt, von betroffenen Golfern beispielsweise aber nicht als psychologische Ursache wahrgenommen (Smith, 2003). Besonders kommt Choking zum Vorschein, wenn in Drucksituationen, deren Umstände als akuter Stressor wirken, eine optimale Leistung erbracht werden soll (Darrel, Markman & Maddox., 2009). Unklar sind diesbezüglich die exakten Umstände, in denen ein Choke auftritt. Im Biathlon beispielsweise konnten Vickers und Williams (2007) feststellen, dass ein signifikanter Leistungsabbau in Drucksituationen vorliegt, bei denen der Athlet im Schießen eine mittlere Trefferquote von weniger als 40 Prozent aufweist. 2.2.2.2 Erklärungsansatz Choking Nach dem aktuellen Forschungsstand wird davon ausgegangen, dass sich „choking under pressure“ durch die Aufmerksamkeits- oder Triebtheorien erklären lässt. Die Triebtheorien zentrieren den so genannten Arousal, einen energetischen Trieb, der in Drucksituationen zu einem Anstieg über das optimale Niveau der körperlichen Erregung führt, wohingegen die Aufmerksamkeitstheorien von einer leistungsmindernden Lenkung der Aufmerksamkeit in belastenden Situationen ausgehen (Stendtke, 2010). 23 Zur Erklärung des Chokings wird im Folgenden explizit auf die Aufmerksamkeit eingegangen. Sie ist in der Psychologie ein Oberbegriff für eine Reihe von Mechanismen, die in bestimmten Situationen relevante Informationen selektieren (Hagendorf et al. 2011). Diese selektive Aufmerksamkeit ist in besonderem Maße in Wettkampfsituationen erforderlich. 2.2.2.3 Distraction Theory Der Distraction Theory zufolge wird der Subprozess der Wahrnehmung in Drucksituationen abgelenkt und kann sich entsprechend leistungsmindernd auswirken. Von außerhalb beeinflussende Störgrößen müssen bewusst ausgeblendet werden, damit sich der Sportler primär auf seine Aufgabe konzentrieren und die Aufmerksamkeit aufrechterhalten kann. Je größer dabei der situationsspezifische Druck ist, desto größer sind die kognitiven Ansprüche an die Aufmerksamkeit (Stendtke, 2010). Im Arbeitsgedächtnis, ähnlich dem Arbeitsspeicher eines Computers, wird Wissen gespeichert, verarbeitet und abrufbar gemacht (Faller & Lang, 2006). Entstehen in einer Drucksituation Ängste, kann dies dazu führen, dass ursprünglich für die Ausführung einer Bewegung gespeicherte Ressourcen nicht selektiv auf den benötigten Vorgang verteilt werden können. Das Ergebnis der Ablenkung äußert sich in der andauernden Disposition, aufgabenirrelevante Gedanken nicht verdrängen zu können und damit Leistungseinbußen hinnehmen zu müssen (Stendtke, 2010). 2.2.2.4 Self-Focus Theory Neben der Distraction Theory werden die Selbstfokustheorien zur Erklärung des Chokings herangezogen. Baumeister (1984) geht davon aus, dass in subjektiv bedeutsamen Situationen, die innere Aufmerksamkeitslenkung bezüglich der Ausführung einer Handlung, eingeübte Automatismen stört, die den Prozess des Ausführens verschlechtern. 24 Nach der Explicite Monitoring Hypothesis von Baumeister (1984), der meist beachtetsten Selbstfokustheorie, stellt der Druck den limitierenden Faktor für die Aufmerksamkeit dar und initiiert einen Ablauf des Überdenkens automatisierter Vorgänge. Einzelnen Bewegungssegmente werden in diesem selbstevaluierenden Prozess nicht mehr als Ganzes betrachtet, sondern laufen partiell im Arbeitsspeicher des Gehirns ab. Die Aufgliederung in einzelne Teilabläufe lässt eine höhere Fehlerquote zu und führt schließlich zur Verlangsamung der Bewegungsgeschwindigkeit (Stendtke, 2010). 2.2.3 Contextual Movement Disorder Ähnlich dem Choking zur Erklärung des Yips-Phänomens, regt Marquardt (2009) an, den Yips als kontextbezogene Bewegungsstörung zu betrachten. Angst, Überkontrolle, äußere Beeinflussungen und die Wahrnehmung eines Problems wirken sich demnach leistungsmindernd auf das Bewegungsbild aus. Tritt eine Störung des Putts in einem bestimmten Kontext wie einem Wettkampf auf, kann hingegen in einer anderen Situation aber perfekt ausgeführt werden, liegt hier nach Marquardt (2009) keine Beeinträchtigung der Basis-Bewegung vor, sondern der kontextbezogenen Bewegungsausführung. Das Modell der Contextual Movement Disorder6 Theorie beschreibt einen „Teufelskreis“, in dem die verschiedenen Faktoren zeitgleich auftreten können und gegenseitigen Einfluss aufeinander ausüben. Der Kreislauf beginnt mit einer einsetzenden Störung. Die folgende Wahrnehmung des daraufhin entstehenden Problems wird von der Person realisiert und es kommt zu einer körperlichen Übersteuerung. Die Angst, das Problem könne erneut auftreten, führt zu einem reduzierten Selbstvertrauen. Fortan wird das strenge Bestreben verfolgt, perfektionistisch die Bewegungsaufgabe zu lösen und die Kontrolle zu behalten. Aufgrund der obsessiven Überkontrolle der Handlung werden kognitive Ressourcen falsch verteilt und der „Teufelskreis“ beginnt erneut mit dem Aufkommen einer Störung 6 engl.: context movement disorder = kontextabhängige Bewegungsstörtung 25 des Bewegungsablaufes. Wird der Kreislauf wiederkehrend durchlaufen, kann aus der Verknüpfung einer beeinträchtigten Bewegung mit zunehmender Bewegungskontrolle ein Yips langfristig manifestiert werden (Marquardt, 2009). 3. Bogensport 3.1 Sportliches Schießen Das Bogenschießen als Sport- und Freizeitbeschäftigung ist längst ein fester Bestandteil der internationalen Sportlandschaft. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass Pfeil und Bogen bereits in der Periode der letzen europäischen Eiszeit vor etwa 50.000 Jahren zur Anwendung kamen. Während der Bogen damals als Jagd- und Kriegswaffe diente, erhielt das Bogenschießen im 16. Jahrhundert der Neuzeit zunehmend sportlichen Charakter. Im Ursprungsland Großbritannien wurden bereits im Jahre 1583 Wettkämpfe nach ersten festsetzten Regeln und Ordnungen abgehalten (Haidn & Weineck, 2011). Seither konnte sich das Bogenschießen international als Sportart etablieren und wurde 1972 erstmals als fester Bestandteil ins Programm der Olympischen Spiele aufgenommen. Der internationale Dachverband des Bogensports ist die Fédération Internationale de Tir à l‘Arc, kurz FITA, mit deren Gründung ein Grundstein für den Einzug des Bogensports ins Olympische Programm gelegt wurde. Zu ihren fast 60 Mitgliedsnationen gehören heute unter anderem Deutschland, Polen, Frankreich, Belgien, Russland, Kanada oder die USA (FITA, 2012). „In Deutschland gehört das Bogenschießen erst seit 1958 zum offiziellen Wettkampfprogramm des Deutschen Schützenbundes“ (Haidn & Weineck, 2011, S.398). Die Sportart unterliegt hierzulande der Organisation der beiden wichtigen nationalen Verbände, dem Deutschen Bogensport Verband e.V., sowie dem für den Schießsport im Allgemeinen zuständigen Deut- 26 schen Schützenbund (Heinz, 2007). Als Scheibenschießen wird das sportliche oder freizeitliche Schießen mit Pfeil und Bogen auf unterschiedliche Distanzen in der Halle oder im Freien durchgeführt. Dabei variiert die Scheibengröße je nach zu schießender Distanz (Tab.1). Tab.1. Scheibendurchmesser pro Distanz nach Heinz (2007) Distanz Durchmesser 60-90 Meter 122 cm 30-50 Meter 80 cm Halle 25 Meter 60 cm Halle 18 Meter 40 cm Die Wertung beim Bogenschießen geschieht nach Punkten, welche in der Fachterminologie als Ringe bezeichnet werden. Auf den Scheiben/Auflagen sind zehn 3 Zentimeter breite Ringe aufgedruckt. Je weiter ein Ring außerhalb des Zentrums liegt, desto geringer ist seine Wertigkeit. Jeweils zwei Ringe werden einer Farbzone zugeordnet. Von innen nach außen gestaltet sich dies wie folgt: gold/gelb für die Ringe 10 und 9, rot für 8 und 7, blau für 6 und 5, schwarz für 4 und 3, sowie weiß für 1 und 2 (Heinz, 2007). Das Schießen in freiem Gelände auf unterschiedliche Scheiben und über verschiedene Entfernungen ist eine weitere Form des Bogensports. Beim so genannten Feldbogenschießen messen die Scheiben je nach Distanz zwischen 15 cm und 60 cm im Durchmesser. Im Gegensatz zum reinen Scheibenschießen teilt sich diese anstatt in 10 Ringe, in lediglich 6 Ringe auf (BUP, 2012a). Der Abstand zur Scheibe ist dabei vom Alter des Schützen und der geschossenen Bogenklasse abhängig (Tab.2). Ziel des Schützen ist es, unabhängig von der Umgebung seinen Pfeil kontinuierlich möglichst zentrumsnah, also in einem hohen Wertigkeitsbereich, zu platzieren. Anvisiert wird in der Regel die Mitte der Scheibe, da ein Treffer des innersten Rings die maximal mögliche Ringzahl von 10 Punkten bedeutet. 27 Tab.2 Auflagenabmessung und Entfernung laut FITA-Regelwerk (DSB, 2012) Entfernungen / Durchmesser der Scheibe FITA-Runde im Freien FITA-Runde in der Halle Fita-Feldbogenrunde 90m, 70m, 60m/ ∅ 122 cm 25m / 3x ∅ 60 cm Spot 20-55m / ∅ 80 cm 50m / ∅ 80 cm 18 m / 3x ∅ 40 cm Spot 15-35m / ∅ 60 cm 30m / 4x 80 cm Spot 10-25m / ∅ 40 cm 5-15m / ∅ 20 cm Erklärung Spot: Auflage mit fünf inneren Ringe der 40 cm Auflage; untereinander angeordnet (Liemburg & Liemburg, 2011) Wie in den meisten Sportarten, gibt es auch im Bogensport eine Vielzahl möglicher Sportgeräte, die zur Anwendung kommen. Es werden grundsätzlich drei Bogenklassen im Deutschen Bogensport unterschieden (Abb.5). In Wettkämpfen werden die Teilnehmer in die Klassen Recurve-, Compound- Langbogen und Jagd-/Reiterbogen unterteilt. Der Langbogen, ein einfacher stabförmiger Bogen, der keinerlei Zielhilfe besitzt, wird in den Wettkämpfen des Deutschen Schützenbundes der Blankbogenklasse zugeordnet (BUP, 2012b). Abb.5: Bogentypen: 1) Langbogen, 2) Recurvebogen, 3) Compoundbogen 28 3.2 Bogenklassen Grundsätzlich setzt sich ein moderner Bogen aus den zwei wesentlichen Bestandteilen Bogen und Sehne zusammen. Die verschiedenen Teile des elastischen Bogens sind der obere und untere Wurfarm, sowie der Griff des Bogens. Die Sehne, befestigt an den Enden der Wurfarme, dient dazu die Kraft der Wurfarme auf den Pfeil zu übertragen. An ihr befinden sich ein oder zwei Nockpunkte, die der Auflage und Führung des Pfeils an der Sehne dienen (BUP, 2012c). Im Gegensatz zum „reinen“ Langbogen weisen die anderen Typen einige Modifikationen auf. Der Recurvebogen verfügt über nach vorne gebogene Bogenenden, wodurch die Sehne im Moment des Lösens langsamer vorschnellt. Daraus ergibt sich eine bessere Stabilität und Wurfleistung im Vergleich zu Bögen ohne die nach vorn gebogenen Wurfarmspitzen. Die Kunstfasersehne liegt dabei an den Rundungen der Wurfarme an. Beim Spannen hebt sie allmählich von den „Recurves“ ab und speichert somit mehr Energie, welche beim Lösen eine stärkere Beschleunigung des Pfeils bewirkt. Abhängig von der körperlichen Konstitution des Schützen werden unterschiedliche Bogenlängen (zwischen 64 und 72 Zoll) und Zuggewichten verwendet (Liemburg & Liemburg, 2011). Das verwendete Material des Recurvebogens unterscheidet sich ebenfalls von dem des Langbogens. Die Wurfarme werden mehrschichtig aus Holz, Glasfaser, Carbonwerkstoffen und Kunststoffen gefertigt. Sie können auf das Mittelstück aufgesteckt und verschraubt werden. Der Griff, wird aus praktischen Gründen in der Regel aus Leichtmetall-Legierungen oder Carbonverbundmaterial angefertigt, um ihn so durch die Teilbarkeit transportabel zu machen. Treffergenauigkeit und Kontrolle des Bogens werden zusätzlich durch einige technische Hilfsmittel wie Zielvorrichtungen, Stabilisatoren und Vibrationsdämpfern verbessert (Liemburg & Liemburg, 2011). Abbildung 6 zeigt zur Verdeutlichung des Aufbaus beispielhaft einen olympischen Recurvebogen, der bereits mit Hilfsmitteln ausgestattet ist, die im weiteren Verlauf dieser Arbeit von Relevanz sein werden. 29 Abb. 6. Bestandteile des olympischen Recurve-Bogens mit Hilfsmitteln Ein weiterer Bogentyp ist der aus einem oder drei Teilen zusammengesetzte Jagdrecurve-Bogen. Mit einer maximalen Länge von 66 Zoll werden diese Bögen beim Scheibenschießen oder zur Jagd verwendet. Hergestellt werden Jagdrecurves aus Holz, Fiberglas oder auch aus Carbonlaminaten. Der Griff verfügt über ein so genanntes Bogenfenster mit einer Pfeilauflage. Wie beim Recurvebogen ist es erlaubt Stabilisatoren oder Schwingungsdämpfer zu benutzen, wohingegen jedoch keine Visiere oder Auszugshilfen zur Anwendung kommen dürfen (Liemburg & Liemburg, 2011). In der dritten Bogenklasse wird mit dem so genannten Compoundbogen geschossen. Anders als beim Recurvebogen sind die Wurfarmspitzen nicht gebogen, sondern an ihnen sind kleine nockenähnliche exzentrische Rollen angebracht, worüber die Sehnen oder Kabel laufen. Die Konstruktion ähnelt somit in ihrer Funktionsweise einem Flaschenzug. Je nach Zustand, gespannt oder ungespannt, wird die Sehne auf einer der beiden Kurvenscheiben aufgerollt. Die beiden Wurfarme mit den Rollen, der Mittelteil und das Visier mit angebauter Pfeilauflage bilden das Grundgerüst des Bogens. Die Funktionsweise des Compounds wendet das Hebelgesetz wie bei 30 einem Wellrad an. Die nach außen drehende Rolle fungiert als starrer Hebel und wirkt auf die Drehachse ein. Im Auszug verlängert sich der Hebelarm. Folglich nimmt die entstehende Kraft mit der Weite des Auszugs stetig zu, bis sie beim Erreichen des „Gipfelzuggewichts“ schlagartig abnimmt. Die Zugreduzierung ermöglicht dem Schützen somit ein ruhigeres Halten des Bogens, woraufhin das Zielen durch eine geringere Gegenspannung erleichtert wird (Liemburg & Liemburg, 2011). Bei der Wahl des Geschosses können vier grundlegende Pfeilsorten genannt werden, die sich nach dem Material des Schafts (Abb.7) und der Flugeigenschaft klassifizieren lassen. Unterschieden werden Holzpfeile, Karbonpfeile, Aluminiumpfeile und Pfeile die aus Bambusrieben (Liemburg & Liemburg, 2011). Abb. 7: Aufbau eines Pfeils im Bogensport Geschossen werden die Pfeile auf Scheibenkörper und Auflagen. Bestehend aus Binsen, Sramitplatten oder Ethafoam bilden die Scheiben die Aufhängung für die Auflage mit den verschiedenen in Ringen aufgeteilten Farbzonen. Oberstes Ziel ist es, den Pfeil in einem der Bereiche der Auflage zu platzieren. Je näher der Pfeil dabei in Zentrumsnähe landet, desto höher ist die gewertete Ringzahl (DSB, 2012). Um das Sportgerät Bogen in idealer Weise zu bedienen und somit maximale Leistungen in Form von Ringen zu erzielen, kommen im Bogensport Hilfsmittel zum Einsatz, die Kontrolle oder Stabilität während des Schusses gewährleisten sollen. Der Klicker, eine kleine Metallzunge, befestigt am 31 Schussfenster vor der Pfeilauflage, signalisiert beim Auszug durch ein klickendes Geräusch den vollen Auszug des Pfeils, um dem Schützen einen rekonstruierbaren, konstanten Auszug zu ermöglichen. Ein weiteres Hilfsmittel, das Release, findet sich bei den Compoundbögen wieder, wo es den präzisen Schuss der Bogenart ermöglicht. Releasehilfen dürfen ausschließlich in dieser Bogenklasse verwendet werden. Wie der Name vermuten lässt, verbirgt sich hinter dem englischen Begriff „release“, übersetzt „loslassen“, eine mechanische Lösevorrichtung, die das Lösen der Sehne ohne Schwingungen zulässt. Während Release und Klicker im Auszug ansetzen, bedient sich der Schütze diverser Stabilisatoren, um beim Abschuss auftretende Drehmomente zu verzögern und auch hier ein Maximum an Präzision zu erhalten. Am Mittelteil über Stangen aufgebrachte Gewichte bezwecken, dass der Pfeil geradlinig den Bogen verlässt und so einen ruhigeren Schussablauf zulässt (Liemburg & Liemburg, 2011). 3.3 Wettkampfmodi Der sportliche Wettkampf des Bogenschießens, das entscheidende sportliche Ereignis des leistungsorientierten Trainings, gliedert sich zum einen in die oben genannten Bogenklassen auf, andererseits wird je nach Umgebung unterschieden, in der das Schießen stattfindet. Wettbewerbe nach internationalem Standard werden im Freien, in der Halle oder als Feldbogenrunde in der Regel nach der offiziellen Sportordnung der FITA ausgetragen. Tabelle 2 zeigt auf, welche Auflagenabmessungen und Abstände laut FITA-Regelwerk für Erwachsene vorgeben sind. 3.4 Anforderungsprofil Edelmann-Nusser und Gollhofer (1998) beschreiben die Bewegungsabfolge eines Schusses folgendermaßen: „Der Schütze spannt den Bogen, zieht den Pfeil bis zum Klicker, fixiert in dieser Position (der Schussauslage) und 32 zielt. Vor dem Abschuss des Pfeils zieht der Schütze den Pfeil über den Klicker, sodass ein metallenes Geräusch zu hören ist. Kurz nach diesem Geräusch schießt der Schütze den Pfeil ab“ (Edelmann-Nusser & Gollhofer, 1998, S.74). Die Leistungsstruktur des Bogenschießens stellt den Schützen dabei vor physische, als auch psychische Anforderungen. Beide Komponenten wirken sich leistungsbestimmend auf das Schießergebnis aus. Sportmotorische Fähigkeiten gehen diesbezüglich eng mit mentalen Kompetenzen einher. Nach Haidn und Weineck (2001) erfordert ein guter Schuss, dass sich der Schütze den wechselnden inneren und äußeren Bedingungen anpassen muss, gleichzeitig aber auch eine vorgegebene Bewegungsabfolge mit höchster Präzision in räumlicher, kraftmäßiger und zeitlicher Hinsicht realisieren kann. 3.4.1 Physiologische Anforderungen In Abhängigkeit von der den psychischen Fähigkeiten des Schützen, stellen seine konstitutionellen Eigenschaften, motorischen und koordinativen Fähigkeiten die physischen Leistungsfaktoren im Bogenschießen dar. Während den biometrischen Charakteristiken des Körperbaus eine mit anderen Sportarten verglichene, geringere Signifikanz zukommt, wird ein zielgerichteter Schuss insbesondere von der Motorik und der Feinkoordination des Schützen geprägt (Haidn & Weineck, 2001). Grundvoraussetzungen sind die fünf motorischen Hauptbeanspruchungsformen nach Hollmann und Strüder (2009): Koordination, Flexibilität, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer, die bei jedem einzelnen Schuss, aber auch langfristig über mehrere Stunden im Training oder Wettkampf konstant abgerufen werden müssen. Ermöglicht werden diese länger andauernde Leistungszeiträume schließlich durch die spezielle Muskelausdauer. Um auch bei den letzten Schüssen noch gute Leistungen zu erzielen, sind eine gut ausgebildete lokale statische anaerobe Ausdauer, sowie dynamsiche und statische Kraftausdauer maßgebend (Haidn & Weineck, 2001). 33 Zusätzlich empfiehlt Haidn & Weineck (2001), die allgemeine aerobe Ausdauer des Organismus zu trainieren. Hohe Herzfrequenzen in Anker- und Lösephase können leistungsmindernde Gegebenheiten begünstigen. Die positiven Effekte des Ausdauertrainings auf das Herz-Kreislauf-System, wie Senkung der Herzfrequenz, Reduktion des peripheren Gefäßwiderstandes oder der Verschiebung der vegetativen Balance zugunsten des parasympathischen Tonus, tragen zu verbesserter Konzentration und physischer Ruhe im Verlauf des Schusses bei. Abb. 8: Bewegungen des Schussablaufes, in Anlehnung an Haidn & Weineck (2001) Die einzelnen Schussphasen (Abb. 8) stellen den Schützen vor differenzierte Erfordernisse. Neben der Fähigkeit Bewegungen mehrfach zu wiederholen, bedarf es in der Phase des Zuges und der Vorspannung einem ausreichenden Kraftaufbau der Muskulatur. Die umzusetzenden technisch-konditionellen Fähigkeiten setzen dabei ein der Zugspannung angemessenes Kraftmaß voraus, um die Kontrolle über den Körper und Bogen aufrechtzuerhalten. Zur beanspruchten Muskulatur zählen vor allem die an Streckung, Hebung und Abduktion des Armes beteiligten M. triceps brachii, M. deltoideus oder M. infra-/supraspinatus. Im Handgelenk müssen die Strecker und Beuger entsprechend fixiert sein (Haidn & Weineck, 2001). Wesentlich sind dazu die Dorsalflexoren Mm. extensor carpi radialis longus und brevis und 34 M. extensor carpi ulnaris, sowie die Plantarflexoren Mm. flexor carpi radialis und ulnaris (Appell & Stang-Voss, 2008). Zugspannung und isometrische Kontraktionen werden durch das Führen des Oberarms aus der Vorhalte in die Seithalte erzeugt. Die ausführende Muskulatur umfasst Kontraktionen des M. deltoideus, M. infraspinatus, M. teres major et minor, sowie des M. trapezius. Nachdem unter Einsatz des M. biceps brachii, M. brachialis und M. brachioradialis die Beugung des Ellbogens erfolgt, muss innerhalb kürzester Zeit das Lösen des Pfeils geschehen. Die Wahrnehmungsschnelligkeit impliziert, dass im Zielvorgang veränderte Umweltbedingungen umgehend vom Sportler wahrgenommen werden müssen, damit angemessen darauf eingegangen werden kann. In der folgenden Klickerphase ist hingegen die Reaktionsfähigkeit beansprucht, indem schnellstmöglich auf das Klickersignal reagiert werden muss. Dies geschieht durch Lösen des Pfeils und wird durch das schnelle Öffnen der Fingerbeuger, also die Aktionsschnelligkeit, begünstigt (Haidn & Weineck, 2001). In dieser Phase kann außerdem eine Veränderung der Muskelaktivität der Schulter- und Rückenmuskulatur festgestellt werden. Das Lösen des Pfeils und der damit erzeugten biomechanischen Spannung zwischen Muskulatur und Bogen müssen durch die koordinativen Fähigkeiten des Schützen bewältigt werden, da sich bereits minimale Bewegungen in dieser Phase des Lösens vom Bogen auf den Pfeil übertragen (Edelmann-Nusser & Gollhofer, 1998). Im Hinblick auf die koordinativen Fähigkeiten, kommt beim Bogenschießen laut Haidn & Weineck (2001) besonders der Hand-Auge-Koordination eine wichtige Rolle zu. Im Schussablauf hält und stabilisiert eine Hand den Bogen, indes ist die präferierte Hand am Zug der Sehne beteiligt. Befinden sich die Hände nicht in einem optimalen Verhältnis zueinander, kann der Bewegungsablauf nicht sauber ausgeführt werden. 3.4.2 Psychische Anforderungen Im vorigen Teil dieser Arbeit ist bereits auf die allgemeinen, psychischen Leistungsfaktoren eines Sportler eingegangen worden. Resümiert wurde die individuelle Handlungsfähigkeit in verschiedenen Situationen von der 35 Interaktion der Person mit seiner Umwelt, einer Bewertung intraindividueller und situativer Faktoren bestimmt. In diesem Prozess hervorgerufene Emotionen nehmen dabei Einfluss auf die Art und Weise, wie ein Sportler eine gegebene Situation bewältigen kann (Lazarus, 1991), also ob er eine maximale Leistung erzielen kann oder an den Ansprüchen dieser Situation scheitert. Die psychische Regulation wurde dabei in Bezug auf Meinel und Schnabel (2004) als wichtiges Element der Motorik festgelegt. Im Kontext des Bogenschießens lassen sich so elementare Fähigkeiten herausstellen, die die Notwendigkeit voraussetzen, dass der Sportler in der Lage ist, innere und äußere Bedingungen in Einklang zu bringen. Diesen Zustand psychomotorischer Harmonie muss ein erfolgsstrebender Bogenschütze in einer FITA-Runde bei bis zu 144 Schüssen aufrechterhalten, um die zwei wichtigsten Elemente Konstanz und Präzision in seinen Bewegungsabfolgen umzusetzen. Haidn & Weineck (2001) zählen zu den speziellen psychischen, im Bogensport leistungsbestimmend fungierenden Fähigkeiten die Selbstregulationskompetenz, Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit, kontrolliertes Handeln im Umgang mit dem Sachverhalt sowie eine positiven Grundeinstellung. Weiterhin kommt der Entschlossenheit und Disziplin des Schützen eine herausragende Bedeutung zu. Gerade in einer Drucksituation, beispielsweise im Wettkampf oder einer bedeutsamen Leistungsüberprüfung, die durch ein stark internal und external belastendes Umfeld gekennzeichnet ist, bedarf es völliger Kontrolle von Körper und Geist. Die fatalen Auswirkungen für den Sportler die in diesen Situationen durch einen unwillkürlichen Kontrollverlust entstehen, können sich im Rahmen der Umstände manifestieren und zu dauerhaften Leistungseinbußen führen. In den Sportarten Golf, Tennis, Darts und Billard sind Yips-Betroffene von unwillkürlichen, nicht zu kontrollierenden Muskelkontraktionen geplagt, in denen die psychische exakte Direktion einer Bewegung nicht mehr gelingt. Vergleichbare Erscheinungen wurden ebenso im Schieß- und Bogensport beobachtet. Zum dort auftretenden „Goldfieber“ ist der Forschungsstand derzeit jedoch noch unzureichend fortgeschritten, um über gemeinsame Kennzeichen einen beidseitigen Ertrag zu erhalten und den Wissenstand zu erweitern. 36 3.5 Goldfieber Im Schießsport weist das „Goldfieber“, synonym auch als Scheibenangst oder „target panic“ beschrieben, Analogien zum Yips-Phänomen auf. Bezogen auf den Schießsport bedeutet dies, dass der Schütze mit dem Visier über die Zielscheibe fährt, wobei der Schuss während des Durchfahrens und nicht aus der starren Zielfixierung heraus ausgelöst wird und somit schlechtere Trefferquoten zur Folge hat (Edelmann-Nusser & Gollhofer, 1998). Bedingt wird das Goldfieber durch Verkrampfen, Zucken, Ruckeln oder zu spätes Lösen des Pfeils, bevor das korrekte Element der Scheibe anvisiert werden kann (Trubic, 1994). Nach Einsetzen der spezifischen Willkürinnervation der Handgelenk- und Fingerflexoren konnten Reichel und Stenner (2002) bei Sportschützen eine unwillkürlich einsetzende dystone Aktivität der Finger- und Handgelenkextensoren mittels Elektromyographie feststellen, die über bis zu 10 Sekunden anhielt. Dies hatte zur Folge, dass der Schütze die Gewalt über seine Hand verlor und keine optimalen Schießergebnisse erzielen konnte (Reichel & Stenner, 2002). Ähnliche Formen der Handdystonien wurden ebenfalls bei Golfern, Dart- oder Billardspielern beobachtet. Edelmann-Nusser und Gollhofer (1998) gehen weiterhin davon aus, dass das Goldfieber verstärkt bei Schützen zum Vorschein kommt, die ohne Klicker schießen. Sie sehen eine ausbleibende Stabilisation des Bogens als Ursache an, infolgedessen der Schuss beim Durchfahren des Ziels ausgelöst wird. Laut Liemburg und Liemburg (2011) ist außerdem zu beobachten, dass Schützen in der Vorbereitungsphase auf den Schuss, den Bogen spannen und den Pfeil lösen, sobald das Korn beim Anvisieren in einen zielnahen Bereich gelangt. 37 PRAKTISCHER TEIL 38 Praxisteil Das Goldfieber ist im Bogensport bereits ein viel diskutiertes Thema. Viele Bogensportler sind sich des Auftretens des Phänomens in ihrem Sport bewusst oder leiden gar selbst darunter. Auch das Bestreben geeignete Interventionen zu entwickeln, um einem Kontrollverlust während des Schießens zu entgehen, wird in unzähligen Ansätzen renommierter und betroffener Bogenschützen oder -trainer deutlich. Bisher kann jedoch kaum abgeschätzt werden, wie viele Sportler vom Goldfieber betroffen sind, beziehungsweise welche einheitlichen Kennzeichen sich hervorheben lassen. In der vorliegenden empirischen Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie weit das Phänomen Goldfieber in Deutschland verbreitet ist und welche Charakteristiken die Betroffenen diesbezüglich aufweisen. Im Hinblick auf das Auftreten des Yips im Golf und die Grundannahme der Analogie beider Phänomene, wird das Goldfieber folgend als Yips im Bogensport betrachtet. Mittels einer Online-Befragung wurden bundesweit Bogenschützen verschiedener Alters- und Leistungsklassen befragt. Die Auswahl des Fragebogendesigns, Yips-relevanter Kriterien und Kategorien wurde existierenden Umfragen aus dem Golf, Darts und Tennis angepasst, womit die Vergleichbarkeit untereinander gewährleistet werden kann. Auf folgende konkrete Forschungsfragen sollte schließlich eine Antwort gegeben werden: - Tritt das Phänomen Yips/Goldfieber im Bogensport auf? - Lassen sich hierzu Prävalenzzahlen erheben und Charakteristiken herausstellen? 39 4. Forschungshypothesen Auf Grundlage der oben genannten Forschungsfrage wurden folgende Hypothesen geprüft: 1. Ältere Schützen leiden eher unter Yips als jüngere. 2. Männer sind öfter vom Yips betroffen als Frauen. 3. Yips-Betroffene unterscheiden sich hinsichtlich eines höheren Leistungsniveaus von den Nicht-Betroffenen. 5. Experimentelles Design und Methodik Da eine repräsentative körperliche Untersuchung im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht zu realisieren gewesen wäre, wurde die Erhebung von relevanten Daten mittels einer anonymen Online-Befragung durchgeführt. Diese quantitative Methode hat den Vorteil, dass gezielt Situationen und Bedingungen erfragt werden konnten, in denen Beschwerden mit unwillkürlichen Muskelkontraktionen im Sport auftreten. Dabei war es möglich, aufgrund der Allokalität eine große Stichprobengröße innerhalb kurzer Zeit zu erhalten. Um später die Vergleichbarkeit zwischen dem Auftreten des Yips im Bogensport und bereits erhobener Ergebnissen anderer Sportarten zu ermöglichen, wurde ein existierender Fragebogen aus dem Darts sportartspezifisch ans Bogenschießen angepasst (siehe Anhang). Die grundlegende Struktur und wesentliche Items, wie die Personenangaben oder Yips-Symptome, wurden identisch übernommen. Im ersten Abschnitt der Befragung ging es primär darum, die Personenangaben Geschlecht, Alter, Bogenerfahrung, Leistungsklasse oder verwendeten Bogentyp inklusive Hilfsmittel zu erheben. Die folgenden geschlossenen Fragen wurden in drei übergeordnete Kategorien eingeteilt, in denen randomisierte Fragen entsprechend der Angaben Yips erlebt, Yips dauerhaft, Yips Dunkelziffer gestellt wurden. Kategorien 1 und 2 fokussierten speziell die Symptome und Situationen, in denen sich der Yips äußert. In Kategorie 3 zielten die Befragung hingegen darauf ab, die Dunkelziffer 40 Yips-Betroffener zu exponieren. Bei einzelnen Fragen zu auftretenden Symptomen oder Situationen waren dabei Mehrfachnennungen möglich. Mit dem Bestreben, einen Fragebogen gemäß der Fachterminologie des Sports zu erstellen, sowie Sinnhaftigkeit und Qualität der Items zu gewährleisten, wurde der Fragebogen mithilfe von Fachleuten aus dem Bogensport validiert und strukturiert. Das Verfolgen der Forschungsfrage konnte somit angemessen und sportartspezifisch umgesetzt werden. 5.1 Probanden Zur Akquise der Probanden wurden deutschlandweit Verbände, Vereine und Online-Plattformen des Bogensports kontaktiert, um so den Aufruf zur Teilnahme in einem möglichst großen Rahmen zu verbreiten. Per E-Mail wurde darum gebeten, den Link zum Fragebogen durch die Vereinsvorsitzenden in bestehenden E-Mail-Verteilern zu verbreiten. Auf den aktivierten Link zur Online-Befragung konnte über einen Zeitraum von 53 Tagen zugegriffen werden (11.05.2012 bis 26.06.2012). An der Befragung nahmen 706 Bogenschützen teil (bereinigtes Gesamtsample), wovon letztendlich 445 Teilnehmer den Fragebogen erfolgreich beendeten. Die Beendigungsquote der Teilnahmen liegt somit bei 46,74 Prozent. Von den gültigen Teilnahmen lag die geschlechtliche Verteilung mit 71 Teilnehmerinnen bei 22,98%, demgegenüber eine Quote von 77,02% männlichen Teilnehmer (238 TN) steht. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer belief sich auf 41,9 Jahre. Teilnehmer unter 18 Jahren wurden aus Datenschutzgründen ausgescreent. Als weiteres Kriterium der Verwertbarkeit der Daten galt neben dem Mindestalter die Gewissenhaftigkeit mit der die Umfrage ausgefüllt wurde. Zu Beginn und zum Abschluss des Fragebogens wurde erfragt, wie gewissenhaft der vorliegende Fragebogen ausgefüllt wird, beziehungsweise ausgefüllt wurde. Auf einem Regler konnte dazu die Ernsthaftigkeit zwischen „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“ eingestuft werden, was Werten von 1-10 entspricht. In der Auswertung wurden lediglich beendete Fragebögen 41 berücksichtigt, deren arithmetisches Mittel Werten über 5,0 entsprach, um die Qualität der Befragung hoch zu erhalten. Zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit teilnehmender Schützen wurde die Bogenerfahrung in Jahren, sowie die durchschnittliche Ringzahl pro Pfeil im Turnier erhoben. Im Mittel setzte sich die Stichprobe aus Schützen zusammen, die mit einer durchschnittlichen Ringzahl von 7,66 und einer durchschnittlichen Trefferquote des Mittelrings (Fitarunde 10 Punkte / Feldbogen 6 Punkte) von 30,28% einem mittleren Leistungsniveau zuzuordnen sind. Die Erfahrung der Schützen belief sich dabei im Mittelmaß auf 11,03 Jahre. Da im Bogensport unterschiedliche Materialien und Wettkampfmodi anzutreffen sind, wurde auch hier entsprechend unterschieden. Die Verteilung der verwendeten Bögen setzte sich wie folgt zusammen: 5,97% Langbogen, 25,34% Compound, 61,27% Recurve, 1,34% Reiter- oder Jagdbogen und 3,29% einen anderen Bogentyp. Es muss allerdings beachtet werden, dass mehrere Bögen pro Teilnehmer angegeben werden konnten. Des Weiteren gliederten sich die Schützen in 87% Rechtshänder, 12% Linkshänder und 1% Schützen, die beidhändig schießen, auf. 6. Ergebnisse 6.1 Yips Betroffene Zentraler Aspekt der vorliegenden Studie war es, Charakteristiken und Kennzeichen des Yips im Bogensport zu identifizieren. Dahingehend wurde zunächst erhoben, inwiefern der Yips bei den Probanden bekannt ist. Auf die Frage, ob die Teilnehmer bereits von Yips/Goldfieber gehört hätten, gaben 90,29% (279 TN) an, ihnen sei der Yips bereits bekannt, lediglich 8,09% (25 TN) kannten den Yips noch nicht, sowie 1,62% (5 TN) die sich unsicher waren. 42 Späteren Abschätzungen der Prävalenzen zugunsten, wurde Erfahrungen mit Yips-Erscheinungen durch spezielle Items, die Merkmale des Yips im Golf und fokaler Dystonien aufgreifen, erfragt. Insgesamt lag das mittlere Alter der 105 gegenwärtig Yips-Betroffnen bei 43,08 Jahre (Tab.3). Tab.3: Durchschnittliches Alter der gegenwärtig Yips-Betroffenen Standardfehler des Alter gegenwärtig Yips Ja Nein N 105 Mittelwert 43,08 Standardabweichung 14,320 Mittelwertes 1,397 53 39,94 15,077 2,071 Sportartspezifisch angepasst wurden explizit das Zucken, Zittern oder Einfrieren von Muskulatur der oberen Extremität erhoben. Insgesamt haben 54,37% der Befragten bereits einen Yips im Bogensport erlebt. Dem entgegen stehen 33,98% die den Yips noch nicht erfahren haben und 11,65% die auf diese Frage mit „weiß nicht“ antworteten. Zur Überprüfung der Forschungsfragen wurden die Probanden im Verlaufe des Fragebogens in Yips-Betroffene und Nicht-Betroffene gegliedert. Es stellte sich heraus, dass 105 Schützen aus der Gesamtstichprobe gegenwärtig YipsSymptome beim Bogenschießen ausweisen. Das mittlere Alter der Betroffenen lag indes bei 43,08 Jahre (Tab.3). An dieser Stelle der Umfrage richteten sich die weiteren Fragen nach den vorausgegangenen Angaben, je nachdem ob bereits Yips-Erfahrungen zu verzeichnen sind oder nicht. Bei den Betroffenen wurde daraufhin differenzierter gefragt, in welcher Form und in welchen Situationen der Yips das erste Mal in Erscheinung getreten ist. Gemessen an der Erfahrung im Bogensport, die die teilnehmenden Schützen bis zum ersten Auftreten des Yips gesammelt haben, waren die Sportler bis zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich 6,05 Jahre aktiv im Bogensport tätig. Es zeigte sich, dass in der Stichprobe erste Symptome des Phänomens im durchschnittlichen Alter von 33,56 Jahren aufgetreten sind und sich hauptsächlich als Zucken (40,48%) oder Einfrieren (44,64%) bemerkbar machten. Ebenso sind diese beiden Merkmale die meist genannten Symptome bei aktuell Betroffenen mit jeweils 39,05% (Abb.9). 43 Abb.9: Prozentualer Anteil angegebener Symptome 40,48% Zucken 39,05% 17,26% Zittern 12,38% 44,64% Einfrieren 39,05% 23,21% Wackeln 28,57% 20,24% Verkrampfen 17,14% 16,07% anderes 12,38% 0% 10,00% 20,00% 30,00% 1. Auftreten 40,00% 50,00% aktuell Wie Abbildung in Abbildung 10 ersichtlich wird, gaben die Teilnehmer in einer Mehrfachauswahlmöglichkeit als meist betroffene Körperregionen, hinsichtlich des ersten Auftretens der Symptome, Schulter (44,05%), Oberarm (48,81%) und Unterarm (33,93%) an. Bei den gegenwärtig unter Yips leidenden Teilnehmern stellte sich der Oberarm als betroffene Partie mit 50,48% deutlich heraus. Auch Unterarm (37,14%) und Schulter (40,95%) scheinen zu den aktuell charakteristisch betroffenen Gliedmaßen zu zählen. Abb.10: Betroffenheit einzelner Körperteile 26,19% Hand 27,62% 33,93% Unterarm 37,14% 48,81% Oberarm 50,48% 44,05% Schulter Beine 40,95% 4,17% 4,76% 18,45% Finger 21,78% 8,33% anderes 9,52% 0% 15,00% 30,00% 1.Auftreten 45,00% aktuell 60,00% 44 Bezüglich des Auftretens der Symptome im Zusammenhang mit betroffenen Gliedmaßen stellte sich heraus, dass Teilnehmer die Einfrieren als Symptom angegeben haben, zu 51,22% die Schulter, sowie zu 53,66% den Oberarm als betroffene Region erklärten. Beim Unterarm lag dieser Wert bei 39,02%. Wird die arbeitende Muskulatur beim Schussablauf in Betracht gezogen, lassen sich auf der Grundlage der vorliegenden Daten die Bereiche lokalisieren, die von unwillkürlichen Muskelkontraktionen betroffen sind. Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass die hauptsächlich involvierten Phasen das Visieren/der Endzug und das Lösen sind. Sowohl das erste Auftreten der Symptome, als auch die dauerhafte Manifestation stechen mit 67,26% und 68,00% sehr deutlich hervor. Die Phase des Lösens wurde von den Teilnehmern mit 33,93% und 45,00% am zweitmeisten angegeben. Das Herantreten an die Schießleine, sowie das Einnehmen der Vorspannung sind mit jeweils unter 4,00% kaum relevant. Auch die Phasen Auszug und Ankern scheinen mit Werten von 12,38% bis 21,90% nicht ausschlaggebend für den Yips zu sein (Abb.11). Abb.11 Yips-Vorkommen in Schussphasen gegliedert 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0% Schießleine Vorspannung Auszug 1.Auftreten Ankern Visieren/Endzug Lösen aktuell Die überwiegend Yips-aufweisenden Phasen wurden daraufhin mit den Symptomen Zucken und Einfrieren verglichen. Dabei zeigte sich, dass ein Zucken bei 35,29% der Schützen während des Endzugs oder des Visierens auftritt, sowie bei 46,67% in der Phase des Lösens. Erfahren einige Schützen ein Zucken in diesen beiden Phasen, so sind wiederum andere von einem Einfrieren der Muskulatur in den besagten Schussphasen betroffen. Dies war in der untersuchten Stichprobe bei 45 54,41% beim Visierens/im Endzug, als auch bei 26,67% der Schützen während des Lösens der Fall. Die Zahlen beziehen sich dabei jeweils auf Schützen, die den Yips gegenwärtig erfahren und sowohl die entsprechenden Symptome, als auch die genannten Phasen angegeben haben. Abb.12: angegebener Anteil Yips-betroffener Situationen Training 31,82% sonst. Drucksituation 11,80% Übungsrunde 14,88% Wettkampf 41,49% Abbildung 12 gibt die beiden signifikant hervorstechenden Situationen des Yips-Vorkommens wieder. Nach dem aktuellen Forschungsstand kommt Yips vorrangig in psychisch belastenden Wettkampfsituationen zum Vorschein. Die Untersuchung im Bogensport bestätigte diese These und zeigte, dass bei den Bogenschützen in 59,05% der Yips bei erstmaligem Auftreten in einem Turnier vorgekommen ist. Bei gegenwärtig betroffenen Schützen liegt der Wert mit 77,14% sogar deutlich höher. Das Trainingspensum bei den aktuell Yips-Betroffenen lag bei 10,64 Trainingstagen im Monat. Entgegen erster Annahmen zeigten sich die Symptome bei den befragten Bogensportlern abgesehen vom Wettkampf am zweitmeisten im Training. So trat der Yips zum ersten Mal bei 40,13% und kommt aktuell ebenfalls bei 50,00% im Training vor. Situationen wie Übungsrunden oder andere Drucksituationen waren dahingehend weniger auffällig. Des Weiteren stellte sich im Zuge der Untersuchung die Frage, inwiefern sich Yips im Zusammenhang mit verwendeten Bögen und Hilfsmitteln wie 46 Release, Klicker oder Stabilisatoren darstellt. Der Yips tritt demnach sowohl bei Langbögen, als auch bei Recurve- und Compoundbögen auf. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass Yips zwar bei 51 von 193 (26,42%) Recurveschützen aktuell vorkommt, Compoundschützen jedoch mit 39 von 93 Teilnehmern (41,94%) stärker zum Yips neigen. Bei Schützen, die vorwiegend Reiter- oder Langbögen verwenden, lag die Yips-Quote bei 28,75% und 30,00%. Von den 22 Schützen, die mit einem anderen Bogentyp als im Fragebogen genannt schießen, gaben 54,55% (12 Teilnehmer) an, aktuell Yips-Symptome vorzuweisen. Zusätzlich zu den Bogentypen, bezog sich ein Item des Fragebogens speziell auf die zum Einsatz kommenden Hilfsmittel (Abb.13). Diese verbessern durch bestimmte Eigenschaften wie automatisches Lösen (Release) oder Stabilisieren Bogens (Stabilisatoren) die Schusseigenschaften des Bogens. Abb.13: Yips hinsichtlich verwendeter Hilfsmittel Ja/Nein 80,00% 60,00% 40,00% 20,00% 0% Stabilisatoren Visiere Hilfsmittel verwendet Klicker Release Hilfsmittel nicht verwendet Edelmann-Nusser und Gollhofer (1998) gehen davon aus, dass der Yips im Bogensport verstärkt bei Schützen zum Vorschein kommt, die ohne Klicker schießen. Auch in der Stichprobe zeigte sich ein Unterschied zwischen Yips-Auftreten und der Verwendung eines Klickers. Demzufolge scheint die Wahrscheinlichkeit größer zu sein, unwillkürliche Muskelkontraktionen zu bekommen, wenn kein Klicker verwendet wird. 47 Ähnliches lässt sich bei dem Release feststellen. Schützen die ohne Release schießen wiesen gegenwärtig häufiger Yips auf als Schützen, bei denen kein Release zum Einsatz kommt. Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Releasetypen brachte hervor, dass vor allem das Release mit manueller Betätigung zumeist in Verbindung mit dem Yips steht. Komplett gegensätzlich lässt sich in Abbildung 13 auch beobachten, dass es einen großen Unterschied von ca. 55% bei den Stabilisatoren und Visieren gibt. Demnach sind Schützen, die diese Hilfsmittel nicht verwenden, deutlich seltener von Yips betroffen, als jene die durch Stabilisatoren und Visiere die Schusseigenschaften ihres Bogens verbessern. Ausgehend von der Annahme, dass parallel ausgeübte Sportarten sich gegenseitig hinsichtlich der motorischen Fähigkeiten oder physiologischen Gegebenheiten beeinflussen können, sollte herausgestellt werden, ob sich diesbezüglich ein Einfluss auf den Yips verzeichnen lässt. Im Umfrageteil zu allgemeinen Personendaten konnten im Fragebogen gezielt Sportarten verschiedener Kategorien ausgewählt werden, die neben dem Bogensport ausgeübt werden oder lange ausgeübt worden sind. Mögliche Auswahlmöglichkeiten waren dabei Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Golf u.a.), Präzisionssportarten exklusive des Bogenschießens (Gewehrschießen, Billard, Kegeln), Ausdauersportarten wie beispielsweise Laufen und Schwimmen, sowie Sportarten aus dem Bereich des Ball- und Fitnesssports. Das Resultat des Vergleichs mit gegenwärtig auftretendem Yips zeigte, dass sich lediglich bei Ausdauer- und Präzisionssportarten ein größerer Unterschied als +/-3% feststellen ließ. Bei den Ausdauersportarten stand ein Wert von 27,46% Betroffenheit bei Ausdauersportlern einem Wert von 37,13% Betroffenheit bei Nicht-Ausdauersportlern gegenüber. Bogenschützen, die nebenbei weitere Präzisionssportarten betreiben, waren hingegen mit 44,90% im Gegensatz zu 30,38% bei den gegenwärtig Yipsbetroffenen vertreten. Daraus folgernd scheinen bei Ausdauersportlern die Symptome weniger oft aufzutreten, wohingegen zusätzlich betriebene Präzisionssportarten eine größere Quote der Betroffenheit mit sich zu bringen scheint. 48 6.2 Inferenzstatistik - Prüfung der Forschungshypothesen Nachdem die Ergebnisse der vorliegenden Studie im vorangegangenen deskriptiven Teil der Auswertung präsentiert wurden, werden im Folgenden die Forschungshypothesen einer inferenzstatistischen Prüfung unterzogen. F1: Ältere Schützen leiden eher unter Yips als Jüngere Zur Überprüfung der Forschungshypothese 1 wurden die Mittelwerte der Variablen „Yips gegenwärtig“ und „Alter“ gebildet und mittels T-Test für unabhängige Stichproben auf signifikante Gruppenunterschiede geprüft. Um den T-Test rechnen zu können, musste Varianzhomogenität erfüllt sein, welche durch einen Levene-Test überprüft wurde. In Tabelle 4, 5 (Anhang) und 6 werden die Ergebnisse der statistischen Auswertung für das Kriterium Alter aufgezeigt: Tab. 4: Yips gegenwärtig und Alter gegenwärtig Yips Alter Standardfehler des N Mittelwert Standardabweichung Mittelwertes Ja 105 43,08 14,320 1,397 Nein 53 39,94 15,077 2,071 Tab. 6: T-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Alter Es ist zu erkennen, dass die Mittelwerte der Bedingungen bei 43,08 und 39,94 liegen. Der Unterschied zwischen den beiden Wertegruppen liegt also bei 3,14. Inwiefern dieser Unterschied zufällig ist, wurde mit dem TTest errechnet. Wie in Tabelle 5 zu sehen ist, wies der Levene-Test keine signifikanten Varianzunterschiede zwischen den beiden Gruppen auf, 49 woraufhin ein Einsatz des T-Tests zulässig ist. Da dieser kein signifikantes Ergebnis erbringt (Tab.6), ist folglich kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Yips und dem Alter des Schützens im Bogensport festzustellen, womit der Altersunterschied eher zufällig zustande gekommen ist. Die Forschungshypothese 1 konnte auf der Grundlage der vorliegenden Studie somit nicht bestätigt werden. F2: Männer sind öfter vom Yips betroffen als Frauen. In der vorliegende Studie wurde die Forschungshypothese aufgestellt, Männer seien öfter vom Yips betroffen als Frauen. Wie Tabelle 7 zeigt, sind Frauen mit 78,8% häufiger betroffen als Männer mit 63,2%. Mithilfe des Chi-Quadrat-Tests konnte ein Chi-Quadrat von 2,846 mit einem Freiheitsgrad ermittelt werden. Aufgrund des asymptotischen Signifikanzwertes von ,092 ist Chi-Quadrat nicht signifikant (Anhang, Tab.8). Es kann somit nicht von einem Unterschied der beiden Geschlechter in Bezug auf die Yips-Betroffenheit ausgegangen werden. Tab. 7: Kreuztabelle der Variablen Geschlecht und gegenwärtig Yips gegenwärtig Yips Ja Geschlecht weiblich Anzahl % innerhalb von Geschlecht männlich Anzahl % innerhalb von Geschlecht Gesamt Anzahl % innerhalb von Geschlecht Gesamt Nein 26 7 33 78,8% 21,2% 100,0% 79 46 125 63,2% 36,8% 100,0% 105 53 158 66,5% 33,5% 100,0% 50 F3: Yips-Betroffene unterscheiden sich hinsichtlich eines höheren Leistungsniveaus von den Nicht-Betroffenen. Das Leistungsniveau wurde im Fragebogen unter anderem anhand der 10Punkte-Quote bestimmt, also an der angegebenen Häufigkeit, mit der die Probanden den Mittelring der Scheibe treffen und somit 10 Punkte erzielen. Mit der aufgestellten Hypothese wird davon ausgegangen, dass YipsBetroffene eine höhere Quote haben als Nicht-Betroffene. Es gibt einen klaren Unterschied zwischen den Gruppen. Der Mittelwert der Betroffenen liegt bei 28,33 und steht einem Mittelwert von 34,64 der Nicht-Betroffenen gegenüber (Anhang, Tab.9). Die Standardabweichungen sind dabei nahezu gleich. Entscheidend ist, dass der Levene-Test nicht signifikant ist (p=,488). Demnach wird davon ausgegangen, dass die Varianzen gleich sind. Mit einem Signifikanzwert von ,096 ist das Ergebnis nicht signifikant (Anhang, Tab.10), womit die Hypothese, Yips sei ein Problem höherer Leistungsklassen, nicht gehalten werden kann. 7. Diskussion Das grundlegende Ziel dieser Arbeit war es ein besseres Verständnis des Yips-Vorkommens im Bogensport zu erreichen. Es sollten primär die besonderen Kennzeichen und Merkmale herausgestellt werden, die erstmalig charakterisierend für den Yips im Bogensport stehen. 7.1 Alter und Erfahrung Mittels des Fragebogens wurden zunächst Alter oder Erfahrung in Verbindung mit dem Yips gebracht. Gemäß Maynard und Bawden (2001), sind Yips-betroffene Golfer älter, spielen bereits eine lange Zeit Golf und gaben zusätzlich an, zwanghaftes Denken im Sport aufzuweisen. Eine Studie von Lautenbach et al. (2012) stellte heraus, dass im Golf das mittlere Alter Yips-Betroffener bei 47,7 Jahre liegt. Ähnlich zeigten die Ergebnisse der vorliegenden quantitativen Studie mit einem mittleren Alter von 43,08 Jahren im Bogensport (Abb.14), dass Yips das Problem fortgeschrittener 51 Jahrgänge zu sein scheint und bei Schützen im mittleren Alter auftritt. Bestätigend ließ sich das erstmalige Auftreten der Symptomatik in einem durchschnittlichen Alter von 33,56 Jahren im Bogensport feststellen. Die inferenzstatistische Auswertung konnte keinen signifikantes Ergebnis hinsichtlich des Altersunterschiedes erbringen. Folglich ist zunächst davon auszugehen, dass im Bogensport kein Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Auftreten des Yips besteht. Abb.14: Altersdurchschnitt Betroffener/Nichtbetroffener 44,00 Alter ∅ 43,25 43,08 42,50 41,75 41,90 41,00 Nicht-Betroffene Betroffene Yips Charakterisierend für den Yips zeigt Abbildung 15 anhand einbezogener Studien von Lautenbach et al. (2012) im Golf und Klämpfl (2012a,b) im Darts/Minigolf, dass sich scheinbar für den Yips im Allgemeinen aber dennoch ein Zusammenhang zwischen Alter und Yips beschreiben lässt. In allen aufgezeigten Sportarten liegt das durchschnittliche Alter der Yips-Betroffenen im mittleren Lebensabschnitt. Inwiefern dieser Befund eventuell doch signifikant ist, muss künftig anhand weiterer inferenzstatischer Aspekte geprüft werden. Abb.15: Durchschnittliches Alter Yips-Betroffener nach Sportarten Alter in Jahren 50 47,70 45 43,02 40 35 30 45,87 38,49 Darts Golf Bogensport Minigolf 52 Smith et al. (2003) schätzten in einer Studie, dass 47,5% langjährig erfahrener Golfer von Yips betroffen sind. Im Bogensport lag die Erfahrung der Yips-Betroffenen bei 11,03 Jahren sowie im Golf bei 20,8 Jahren (Lautenbach et al., 2012), was die These stützt, dass je älter und erfahrener ein Sportler ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit sein wird, die Symptomtik zu entwickeln. 7.2 Geschlecht Ausgehend von der gesamten Probandengruppe unterschieden sich die Teilnehmer hinsichtlich des Geschlechts in Bezug auf die Prävalenzen. Entgegen der Annahmen, Männer seien eher von Hemmnissen der Bewegungsausführung im Bogenschießen betroffen, zeigten die Ergebnisse, dass Frauen öfter vom Yips betroffen sind als Frauen. Dies konnte allerdings nicht als signifikant herausgestellt werden. Lediglich bei der Verteilung Yips-Betroffner in der untersuchten Stichprobe waren Frauen mit 15,6% häufiger vom Yips betroffen. 7.3 Leistungsklasse Als Forschungshypothese wurde aufgestellt, dass Yips-Betroffene ein niedrigeres Leistungsniveau als Nicht-Betroffene haben. Diese konnte jedoch aufgrund der inferenzstatistischen Auswertung nicht gehalten werden. Ein Leistungsunterschied zwischen Yips-Betroffenen und Nicht-Betroffenen kann demnach aufgrund der in dieser Studie erhobenen Daten nicht gehalten werden. Fraglich ist, ob sich die 10-Punkte-Quote als adäquates Mittel zur Überprüfung dieser These eignete. Folgende Untersuchungen könnten differenzierter auf die Leistungsklassen in Form von Ligen unterscheiden oder andere Kriterien wie durchschnittlich erreichte Gesamtergebnisse im Wettkampf zur Bestimmung des Leistungsstandes heranziehen. 53 7.4 Bogen Da die unterschiedlichen Bögen (Recurve, Compound und Langbogen) unterschiedliche Besonderheiten aufweisen, wurde angenommen, dass Yips gegebenenfalls mit den Eigenschaften eines Bogens in Verbindung stehen könnte. Liemburg und Liemburg (2011) beschreibt bei Recurvebögen ein langsameres, aber gleichzeitig kraftvolleres Vorschnellen der Sehne beim Lösen, woraus eine bessere Stabilität des Bogens resultiert. Folglich müssten somit Yips-Probleme unmittelbar nach dem Lösen gedämpft werden. Tatsächlich kam der Yips bei den gegenwärtig betroffenen Recurveschützen prozentual am wenigsten vor, obwohl diese im Längsschnitt den wesentlichen Anteil aller Teilnehmer einnahmen. Bei den Compoundern war der Betroffenheitsgrad hingegen am größten. Die charakteristische Reduzierung des Zuges beim „Gipfelzuggewicht“ ermöglicht dem Schützen ein ruhigeres Halten des Bogens, woraufhin das Zielen erleichtert ist (Liemburg & Liemburg, 2011). Folgende Studien könnten somit in den Fokus nehmen, ob das reduzierte Zuggewicht im Endzug aufgrund der verhältnismäßig geringer Spannung und Widerstandskräfte zu Kontrollverlusten führt. 7.5 Hilfsmittel Die vorliegende Studie ging im Zusammenhang mit den Bogentypen auch auf die zum Einsatz kommenden Hilfsmittel wie Release, Klicker, Stabilisatoren und Visiere ein. Es stellte sich heraus, dass Schützen die ohne Klicker oder Release schießen, vergleichsweise häufiger Yips-betroffen sind. Das Release findet sich vielfach bei den Compoundbögen wieder, wo es den präzisen Schuss der Bogenart ermöglicht. Ein einfacher Rechenschritt ergab, dass 37 der 39 betroffenen Compounder ein Release verwenden. Schützen die mit Release schießen waren hingegen deutlich weniger vom Yips betroffen. Es ist also künftig zu untersuchen, inwiefern die Verwendung dieser Hilfsmittel den Yips beeinflussen oder sogar ursächlich für die Symptome sein kann. 54 Edelmann-Nusser und Gollhofer (1998) gehen davon aus, dass das Goldfieber verstärkt bei Schützen zum Vorschein kommt, die ohne Klicker schießen. Sie sehen eine ausbleibende Stabilisation des Bogens als Ursache an, infolgedessen der Schuss beim Durchfahren des Ziels ausgelöst wird. Die vorliegende Studie ging daraufhin davon aus, dass Schießen ohne Klicker den Yips begünstigt. Hier bestätigte sich die Annahme. Ähnlich der Verwendung eines Release im Kontext des Yips, ergab die Auswertung der Umfrage eine größere Betroffenheit bei Schützen, die ohne Klicker schießen. Bezüglich der Visiere und Stabilisatoren zeigte sich, dass Schützen keines der beiden verwenden um bis zu 55% häufiger vom Yips betroffen sind, als diejenigen, die keines der beiden verwenden. Diese Werte sollen allerdings nicht unhinterfragt bleiben. Die Auffälligkeit, dass der Unterschied der beiden Gruppen derart deutlich ist, könnte darauf zurückzuführen sein, dass Visiere und Stabilisatoren in den beiden hauptsächlich vom Yips betroffenen Bogenklassen des Recurve- und Compoundbogens bei fast allen Schützen zum Einsatz kommen. In der weniger betroffenen Blankbogenoder Langbogenklasse werden diese nicht verwendet. Es bleibt also zu klären, ob durch die erhöhten Ansprüche an die Präzision, welche durch zusätzliche Hilfsmittel eine gesteigerte Leistungsfähigkeit impliziert, hervorgerufen sein könnte. 7.6 Phasen In Bezug auf die Schussphasen, in denen der Yips beim Bogenschießen auftritt, scheinen die Momente kurz vor dem erfolgenden Schuss von besonderer Bedeutung zu sein. Nach Edelmann-Nusser und Gollhofer (1998) wirkt sich der Yips auf die Phasen des Zielens und Lösens aus. Das Durchfahren durchs Ziel beim Visieren geht demnach mit einem vorzeitigen Lösen des Pfeils einher. In der vorliegenden Arbeit konnten diese beiden Phasen als markant Segmente der Bewegungsausführung beim Schuss ermittelt werden. Verglichen mit dem Golf, wo sowohl die Phase des Ausholens, als auch der Durchschwung und der Treffmoment von Hemmnis- 55 sen gestört werden (Fischer, 2007), wurde in der vorliegenden Studie das Visieren beziehungsweise der Endzug von den Probanden mit einem markanten Wert von 68% am häufigsten als Yips-betroffene Phase genannt. Das Lösen war bei 45% der Befragten relevant für die das Entstehen der Hemmnisse. Mit dem Betreten der Schießlinie und beim Vorspannen gaben weniger als 4% an Symptome aufzuzeigen. Im Auszug und beim Ankern nimmt hingegen die Häufigkeit der auftretenden Probleme zu, konnte jedoch in der Stichprobe mit 12,38 beim Auszug und 21,9% beim Ankern verhältnismäßig nicht als ausschlaggebend erachtet werden. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die Ausprägung der Yips-Symptome nahezu linear mit der zunehmenden Konzentration auf die Scheibe und der Fokussierung des Ziels einhergeht. Abbildung 16 verdeutlicht diesen Sachverhalt. Auftreten Yips Abb.16: Yips-Auftreten während des Schussablaufs Schießleine Vorspannung Auszug Ankern Visieren/Endzug Lösen zeitlicher Ablauf und parallel steigende Fokussierung der Scheibe 7.7 Symptome und Körperteile Wie die deskriptiven Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, erfahren die befragten Bogensportler zwei Symptome in besonderem Maße. Sehr deutlich zeigen sich bei 54,41% der Betroffenen ein Einfrieren beim Visieren oder im Endzug. In der Phase des Lösens konnte bei 46,67% ein Zucken als ursächliche Symptomatik festgestellt werden. Außerdem tritt ein Zucken gegenwärtig bei 35,29% der Schützen während des Visierens und im Endzug auf. Die Erkenntnisse der Studie entsprechen den Merkmalen im Golf, wo der Yips beim Putten üblicherweise in Form von Zucken, Zittern oder Einfrieren 56 der distalen Muskulatur des führenden Armes auftritt (Smith et al, 2000;2003). Aus den Angaben zur Symptomatik, Körperregionen und betroffener Schussphase lassen sich hypothetisch die Muskeln extrahieren, welche für die Kontraktionen verantwortlich sein könnten und in folgenden physiologischen Studien in den Fokus der Forschung genommen werden sollten (Anhang, Abb.18). Wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, betrifft der Yips im Bogensport die Phasen Visieren und Lösen. Darüber hinaus tritt beim Visieren in den häufigsten Fällen ein Einfrieren der Muskulatur auf, wohingegen sich ein Zucken während des Lösens bemerkbar macht. In diesen Bewegungssegmenten des Schusses befindet sich der Zugarm in einer Abduktion im Winkel von etwa 90°. Bewegungsmerkmale sind die Zugspannung und Haltearbeit im Oberarm, sowie die Stabilisation der Dorsalflexoren. Die primär arbeitende, am Zug beteiligte und zugleich auch Yips-aufweisende Muskulatur bilden: 1) M.biceps brachii 2) M.brachialis 3) M.brachioradialis 4) M.deltoideus 5) M.infraspinatus 6) M.teres major et minor 7) M.trapezius 8) Dorsalflexoren Mm. extensor carpi radialis longus und brevis 9) Plantarflexoren Mm. flexor carpi radialis und ulnaris 7.8 Situationen Bisher wurde davon ausgegangen, dass Yips in Wettkampfsituationen auftritt. „Sachdev (1992) reported that, for 85% of golfers, the `yips’ were experienced during a tournament while playing under pressure. [...] For 75% of the golfers, the `yips’ were only experienced during competition“ (Bawden & Maynard, 2001, S.939). Auch im Minigolf beschreibt Klämpfl 57 (2012a), dass größtenteils (55,5%) ein Auftreten im Turnier zu beobachten ist. Es wird davon ausgegangen, dass die besonderen Bedingungen eines Wettkampfes einen akuten Stressor darstellen, angstähnliche Zustände bewirken und so eine suboptimale Leistung zur Folge haben (Darrel et al., 2009). Wohlmöglich bedingt durch Choking under pressure, hat der Yips negative Auswirkungen auf die Leistung des Sportlers (Smith, 2003). Häufig wird dies mit unterbrochener Konzentration oder zu intensivem Fokussieren der eigenen Leistung erklärt (Smith, 2003). Wie die vorliegende Studie zeigte, äußert sich der Yips bei 77,14% der gegenwärtig Betroffenen zwar überwiegend im Wettkampf, es darf an dieser Stelle aber nicht unerwähnt bleiben, dass bei 59,05% aktuell auch Symptome im Training auftreten. Es ist also davon auszugehen, neben den auch in anderen Sportarten beobachteten Wettkampfsituationen, die scheinbar aufgrund des Chokings besonders betroffen sind, auch Trainingssituationen Druck erzeugen können, die zur Entwicklung des Yips beitragen. Abbildung 12 verdeutlichte den Unterschied zwischen den verschiedenen Situationen zum Zeitpunkt des ersten Auftretens, sowie im gegenwärtigen Zustand. Das Item des ersten Auftretens war dabei so konzipiert, dass sinngemäß nur eine Auswahlmöglichkeit gegeben war. Bei der Frage, wo sich der Yips aktuell äußert, war dahingegen eine Mehrfachauswahl möglich. Dennoch ergab die Untersuchung, dass die mittlere Häufigkeit um 21,59% bei den Probanden zu bemerken ist. Dahingehend liegt es nahe zu vermuten, dass sich die Problematik in allen genannten Situationen nach dem ersten Auftreten stetig zunimmt. 7.9 Prävalenzen Nachdem in der Diskussion bereits die Charakteristiken des Yips im Bogensport anhand der Untersuchungsergebnisse erläutert wurden, soll nun gemäß der Zielsetzung auf die Prävalenzzahlen eingegangen werden. Hierzu wurde ermittelt, welcher Anteil der Stichprobe die spezifischen Störungen des Yips aufweisen. Die sich ergebene Prävalenz liegt zwischen 14,87 - 34,09%. 58 Von den 308 gültigen Teilnahmen gaben 105 Teilnehmer an gegenwärtig von Yips betroffen zu sein. Außerdem lag die Dunkelziffer bei 12,34%. So gaben 38 der Nicht-Betroffenen an, Schwierigkeiten beim Bogenschießen zu haben. Die Prävalenz im Bogensport ist damit ähnlich hoch wie im Golf, wo etwa 28,0 - 53,5% der Golfer vom Yips betroffen sind. Die Verbreitung im Dartsport (14-32%) und die im Tennis (2,5-6%) liegen unter der Prävalenz im Bogensport (Klämpfl, 2012a), sodass deutlich wird, dass Yips auch im Bogensport auftreten kann und in den Fokus folgender Untersuchungen genommen werden sollte. Zukünftig ist zu diskutieren, ob die hohe Frequentierung der Schüsse im Bogensport mit bis zu 114 Pfeilen pro Runde, beispielsweise im Vergleich zur Anzahl der Putts im Golf, ein entscheidendes Merkmal darstellen kann. Auch der vergleichsweise höhere Kraftaufwand, der durch den Auszug der Sehne erforderlich ist, könnte Hinweise darauf liefern, den Yips im Bogensport erklären könnten. Weiterhin kann zukünftig in Betracht gezogen werden, dass bei den bislang untersuchten Sportarten wie Golf, Kricket, Minigolf, Darts oder Tennis unterschiedliche Ausmaße der Bewegungen vorkommen, woraus sich folgern lässt, dass der Yips nicht nur das Problem von sehr feinmotorischen Sportarten sein kann. 8. Reflexion Die Limitationen der vorliegenden Arbeit sollen abschließend nicht unerwähnt bleiben. Problematisch zu betrachten ist im Hinblick auf die Methodik, dass es schwer gelingt, eine flächendeckende Rücklaufquote des Fragebogens zu erreichen, da die Bereitschaft ein Online-Formular auszufüllen, nicht bei jeder kontaktierten Person gegeben sein kann. Außerdem ist kritisch zu betrachten, dass bei der gewählten Methode aufgrund der Allokalität der Wahrheitsgehalt der Aussagen nicht überprüft werden kann. Zwar wurde versucht die Ernsthaftigkeit der Teilnehmer anhand von ent- 59 sprechenden Items am Anfang und Ende der Befragung zu erfassen, inwiefern dies jedoch wahrheitsgemäß ist, bleibt diskutabel. Weiterhin ist mit Verfälschungen der Forschungsergebnisse zu rechnen, da trotz der Anonymität beim Ausfüllen des Fragebogens Effekte sozialer Erwünschtheit anzunehmen ist. Eine weitere Limitation der vorliegenden Arbeit ist, dass die ermittelten Charakteristiken und Kennzeichen lediglich quantitativ erhoben wurden und zukünftig durch physiologische Untersuchungen erweitert werden sollten, um so präzisere Aussagen über den Yips im Bogensport machen zu können. 9. Fazit Die vorliegende Arbeit war bemüht, das Vorkommen des Yips im Bogensport näher zu beschreiben, Kennzeichen und Charakteristiken herauszustellen und eine erste Prävalenz für den deutschen Bogensport zu erheben. Zusammenfassend konnte herausgestellt werden, dass sich der Yips im Bogensport als Zucken oder Einfrieren der Muskulatur äußert, der die Phasen des Visierens, des Endzuges sowie des Lösens betrifft. Wie auch im Golfsport, Darts oder Minigolf tritt Yips im Bogensport hauptsächlich unter Wettkampfbedingungen auf, konnte hier jedoch ebenso mit deutlichen Werten im Training festgestellt werden. Die vorliegende Untersuchung beinhaltete zahlreiche Einflussfaktoren, die zum Auftreten des Yips beitragen können. Es darf dennoch nicht außer Acht gelassen werden, dass ein Sieg in einem Wettkampf maßgeblich von der Leistungsstärke des Gegners abhängig ist. Außerdem kommt den physiologischen Faktoren bei Präzisionssportarten eine besondere Bedeutung zu. Die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit des Schützen hat beispielsweise Einfluss auf die realisierbaren Trainingsintensitäten, die psychische Belastbarkeit, die Erhohlungsfähigkeit bei aufeinanderfolgenden Wettkampftagen oder Fehlleistungen im Allgemeinen (Haidn, 2001). 60 Der vorliegenden Untersuchung wurden aus Komplexitätsgründen Grenzen gesetzt. So wurde nicht explizit erforscht, wie viele der betroffenen Schützen den Yips überwinden konnten und mit welchen Mitteln dies möglich ist. Die oben angesprochenen physiologischen Faktoren konnten ebenfalls nicht berücksichtig werden. Die erhobenen Personendaten bezogen sich lediglich auf Geschlecht und Alter. Folgende physiologische Untersuchungen im Kontext des Yips werden erfordern, die Parameter Herzfrequenz, Konstitution oder körperliche Leistungsfähigkeit mit einzubeziehen. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich vielfach mit den auslösenden Faktoren des Yips, geht jedoch bislang kaum auf mögliche Interventionen ein, die Auswirkungen dieses Phänomens beheben. Einige betroffene Schützen entwickelten bereits Ansätze, die die leistungsmindernden Auswirkungen des Phänomens reduzieren sollen. Wissenschaftlich fundierte Interventionen liegen jedoch gegenwärtig nicht vor. Hier sollte die zukünftige Forschung anknüpfen, um durch die Synthese von psychologischen Bewältigungsstrategien und leistungssteigernder Trainingsinterventionen das Auftreten des Phänomens zu reduzieren. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sollen als Anhaltspunkte verstanden werden, die folgenden Studien eine Orientierung bieten können, um das Phänomen des Yips im Bogensport weiter zu erforschen und zukünftig anhand wissenschaftlich fundierter Informationen gezielte Interventionen zu entwickeln, die betroffenen Schützen dabei helfen, ihren hoch präzisen Sport weiterhin mit Freude und Hingabe ausüben zu können. 61 62 10. Literaturverzeichnis Adler, C. H., Crews, D., Kahol, K., Santello, M., Noble, B., Hentz, J. G., & Caviness, J. N. (2011). Are the yips a task-specific dystonia or “golferʼs cramp”? Movement disorders official journal of the Movement Disorder Society, 26(11), 1993-1996. Wiley Subscription Services, Inc., A Wiley Company. Altenmüller, E., & Jabusch, H.-C. (2008). Focal hand dystonia in musicians: phenomenology, etiology, and psychological trigger factors. Journal of hand therapy official journal of the American Society of Hand Therapists, 22(2), 144-154; quiz 155. 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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Bernhard Langer auf dem Grün nach einem missglückten Putt; Zugriff am 10.Juli 2012 über http://www.andrewricegolf.com/tag/bernhard-langer-yips/ Abb. 2: Die kognitiv-motivational-emotive Theorie nach Lazarus (1991)(angelehnt an Schützwohl, 2003) Abb. 3: Kontinuum Modell, modifiziert nach Smith et al. (2003) Abb. 4 Robben vs. Czech im UEFA-Champions-League Finale 2012. Zugriff am 25.Juli 2012 über http://u.goal.com/187100/187170.jpg 68 Abb. 5: Bogentypen: 1) Langbogen, 2) Recurvebogen, 3) Compoundbogen. Zugriff am 25.Juli 2012 über http://www.dorothea-bergermann.de/artikel/bogen-sehne-und-pfeil/ Abb. 6: Bestandteile des olympischen Recurve-Bogens mit Hilfsmitteln. Zugriff am 29.Juli 2012 über http://www.the-bowmen.de/page/questions/115-material/101-bogenwahl Abb. 7: Aufbau eines Pfeils im Bogensport. Zugriff am 29.Juli 2012 über http://www.bogensport-tvjahn.de/Dateien/Bogentraining/Pfeilkunde.pdf Abb. 8: Bewegungen des Schussablaufes, Eigene Abbildung in Anlehnung an Haidn & Weineck (2001), S. 189-190 Abb. 9: Prozentualer Anteil angegebener Symptome, eigene Abbildung Abb. 10: Betroffenheit einzelner Körperteile, eigene Abbildung Abb. 11: Yips-Vorkommen in Schussphasen gegliedert, eigene Abbildung Abb. 12: angegebener Anteil Yips-betroffener Situationen, eigene Abbildung Abb. 13: Yips hinsichtlich verwendeter Hilfsmittel Ja/Nein Abb. 14: Altersdurchschnitt Betroffener/Nicht-Betroffener Abb. 15: Durchschnittliches Alter Yips-Betroffener nach Sportarten, eigene Abbildung angelehnt an Klämpfl (2012a,b,c) Abb. 16: Yips-Auftreten während des Schussablaufs, eigene Abbildung Abb. 17: Das koordinative Anforderungsprofil des Bogensports, modifiziert nach Neumaier (2003) 69 Abb. 18: Yips betroffene Regionen - Bogensport: Modifiziert nach http://www.angelfire.com/az3/workoutroutines/ und http://virtual.yosemite.cc.ca.us/rdroual/Course%20Materials/Elementary% 20Anatomy%20and%20Physiology%2050/Lecture%20outlines/muscle_an atomy.htm (Zugriff am 26.Juli 2012) 12. Tabellenverzeichnis Tab. 1: Scheibendurchmesser pro Distanz nach Heinz (2007) Tab. 2: Auflagenabmessung und Entfernung laut FITA-Regelwerk (DSB, 2012) Tab. 3: Durchschnittliches Alter der gegenwärtig Yips-Betroffenen Tab. 4: Mittelwerte Yips gegenwärtig und Alter Tab. 5: Levene-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Alter Tab. 6: Kreuztabelle der Variablen Geschlecht und gegenwärtig Yips Tab. 7: T-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Alter Tab. 8: Chi-Quadrat-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Geschlecht Tab. 9: 10-Punkte-Quote bei Yips-Betroffenen und Nicht-Betroffenen Tab. 10: T-Test Hypothese 3 70 13. Anhang Tab. 5: Levene-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Alter Tab.8: Chi-Quadrat-Test der Variablen Yips gegenwärtig und Geschlecht Wert Chi-Quadrat nach df Asymptotische Exakte Exakte Signifikanz Signifikanz Signifikanz (2-seitig) (2-seitig) (1-seitig) 2,846a 1 ,092 Kontinuitätskorrekturb 2,189 1 ,139 Likelihood-Quotient 3,021 1 ,082 Pearson Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear- ,102 2,828 mit-linear Anzahl der gültigen Fälle 158 1 ,093 ,067 71 Tab.9: 10-Punkte-Quote bei Yips-Betroffenen und Nicht-Betroffenen gegenwärtig 10 Punkte Quote Yips Ja Nein Standardfehler N Mittelwert 105 53 Standardabweichung 28,337 34,641 des Mittelwertes 22,189 22,550 2,165 3,097 Tab.10: T-Test Hypothese 3 Levene-Test der Varianzgleichheit T-Test für die Mittelwertgleichheit 95% Standard- 10 Varianzen Punkte gleich F ,484 Signifikanz ,488 T -1,677 Sig. Mittlere fehler (2- Diffe- der renz Differenz df seitig) 156 ,096 Konfidenzintervall der Differenz -6,304 3,759 Untere -13,729 Obere 1,121 -6,304 3,779 -13,799 1,191 Quote Varianzen nicht gleich -1,668 102,95 ,098 72 Abb.17: Das koordinative Anforderungsprofil des Bogensports, modifiziert nach Neumaier (2003) Abb.18: Yips betroffene Regionen - Bogensport 73 Fragebogen: Bevor wir zu den Fragen zu Yips kommen, möchten wir Ihnen ein paar allgemeine Fragen zu Ihrer Person und Ihrer Erfahrung im Bogensport stellen. Die Wissenschaft ist immer von der Teilnahme der Probanden abhängig, daher ist es sehr wichtig, dass Sie wahrheitsgemäße und ernsthafte Angaben machen. Wie gewissenhaft würden Sie Ihre Teilnahme an der Umfrage beurteilen? Bitte den Regler an die entsprechende Stelle schieben. PERSONEN DATEN Geben Sie bitte Ihr Geschlecht an. Bitte auswählen weiblich männlich Wie alt sind Sie? Bitte nur ganze Zahlen eintragen Wie lange sind Sie schon aktiver Bogenschütze? Bitte Angabe in Jahren (Kommazahlen sind möglich) Welche Runde schießen Sie hauptsächlich? Bitte auswählen! Feldrunde Fitarunde weder noch Wie hoch ist Ihre durchschnittliche Ringzahl pro Pfeil im Turnier? Bitte geben Sie an wie viele Ringe Sie durchschnittlich pro Pfeil auf Wettkampfdistanz erzielen. Über 9,5 Ringe Zwischen 9 und 9,5 Ringe Zwischen 8 und 9 Ringe Zwischen 7 und 8 Ringe Zwischen 6 und 7 Ringe Unter 6 Ringe 74 Wie viel Prozent aller Schüsse treffen Sie schätzungsweise in die 10 bzw. 6 ? Bitte eintragen (Kommazahlen sind möglich). Wie oft schießen Sie monatlich während der Freiluftsaison mit dem Bogen? Bitte nur ganze Zahlen eintragen. Mal pro Monat Welchen Bogentyp schießen Sie? Bitte wählen Sie hier den Bogentyp aus, den Sie üblicherweise verwenden. Recurvebogen Compoundbogen Reiterbogen / Jagdbogen Langbogen Wenn anderen Bogentyp: Welchen? Verwenden Sie Hilfsmittel beim Bogenschießen? Wählen Sie bitte diejenigen Hilfsmittel aus, die in Ihrem Training/Wettkampf zur Anwendung kommen. Klicker Stabilisatoren Release Visiere keines der hier genannten Hilfsmittel keine Hilfsmittel Wenn Sie momentan ein Release benutzen, welche Art verwenden Sie? Bitte geben Sie an, welches Release bei Ihnen zum Einsatz kommt. Backtension-Release Kipp-/Drehrelease Release mit manueller Betätigung ein anderes als hier genannt kein Release Verwenden Sie einen Links-/oder Rechtshänderbogen? Bitte auswählen Rechtshänderbogen Abwechselnd beide Linkshänderbogen 75 Welche Sportarten betreiben Sie neben dem Bogenschießen noch oder haben Sie früher über einen längeren Zeitraum betrieben? Bitte auswählen. Mehrere Antworten sind möglich Ausdauersport (z.B. Laufen, Schwimmen, Nordic Walking,...) Präzisionssportart exklusive Bogenschießen (z.B. Billard, Kegeln, Gewehrschießen,...) Schlägersportart (z.B. Squash, Badminton, Tennis, Tischtennis, Golf, ...) Fitnesssport (z.B. im Fitnessstudio) Ballsportart, die nicht zu einer Schlägersportart gehört (z.B. Fußball, Handball,...) Eine andere Sportart als hier genannt Hinterlassen Sie bitte Ihre E-mail Adresse, falls Sie uns für Rückfragen zur Verfügung stehen möchten oder falls Sie über weitere Projekte im Bogensport informiert werden möchten. Hier bitte E-mail Adresse Eintragen (freiwillig) YIPS ALLGEMEIN Auf dieser Seite beschreiben wir zuerst, wie Yips in der wissenschaftlichen Literatur definiert ist und wie sich dieser manifestieren kann. Danach fragen wir Sie ob und falls ja, welche Erfahrungen Sie mit Yips haben. Beschreibung Yips: Yips sind allgemein als ein unwillkürliches, schmerzfreies Zucken, Zittern oder Verkrampfen der Hand und/oder des Unterarms beschrieben. Diese Bewegungsabweichung tritt vor allem im Golf beim Putten, im Dartsport oder im Schießsport auf. Im Schießsport wird dieses Phänomen auch als "Goldfieber" bezeichnet. Erfahrungsberichte sprechen häufig von einem (ruckartigen) Zucken oder Wackeln des Unterarms oder der Hand kurz vor der Ballberührung/Abdruck. Es gibt aber auch Berichte über ein Zittern (Tremor) der Hand oder das Einfrieren der Bewegung. Haben Sie schon einmal von Yips oder Goldfieber gehört? Bitte auswählen Ja Nein weiß nicht Wussten Sie bereits vor unserer Erklärung was Yips ist? Bitte auswählen Nein weiß nicht Ja Haben Sie selbst schon einmal einen Yips/Goldfieber (in welcher Form auch immer) beim Bogenschießen erfahren? Bitte auswählen Ja Nein weiß nicht 76 YIPS SPEZIFISCH Sie haben angegeben schon einmal einen Yips erfahren zu haben. Wie hat sich der Yips das erste Mal geäußert? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) durch ein Wackeln des Arms durch ein Zucken der Muskulatur durch ein Verkrampfen der Muskulatur durch ein Zittern der Muskulatur durch ein Einfrieren der Bewegung durch etwas anderes als hier genannt Welches Körperteil war beim ersten Auftreten von Yips betroffen? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) Unterarm Finger Oberarm Hand Beine Schulter weder noch, anders Auf welcher Körperseite haben Sie den Yips das erste Mal erfahren? Bitte auswählen rechts beide links 77 Zu welchem Zeitpunkt der Bewegung hat sich der Yips das erste Mal geäußert? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) beim Betreten der Schießlinie beim Ankern während des Visierens oder im Endzug beim Auszug bis zum Anker beim Lösen während der Vorspannung Wann ist der Yips das erste Mal aufgetreten, bzw. haben Sie ihn das erste Mal bemerkt? Bitte die vergangene Zeit in Jahren angeben (Kommazahlen möglich) vor ... Jahren Bei welchem Schuss ist der Yips erstmalig aufgetreten? Bitte auswählen. ein anderer Schuss als hier genannt Schuss mit Auflage Schuss mit Zielpunkt Schuss auf Stroh Bei welcher Distanz ist dies vorgekommen? Bitte auswählen Beim Schuss auf 40-60 Meter Beim Schuss auf 20-40 Meter Beim Schuss auf 60-90 Meter Beim Schuss unter 20 Meter Bei einem anderen Schuss als hier genannt In welcher Situation ist der Yips das erste Mal aufgetreten, bzw. haben Sie es das erste Mal bemerkt? Bitte auswählen In einer Übungsrunde Im Training In einem Wettkampf In einer anderen Drucksituation In einer anderen Situation als hier genannt 78 Sind noch andere Bewegungen außerhalb des Bogensports, z.B. In einer anderen Sportart oder im Alltag, von einem mit den Yips vergleichbarem Phänomen betroffen? Bitte auswählen Ja Nein Weiß nicht Falls Sie bei der vorherigen Frage mit "Ja" geantwortet haben, bitten wir Sie hier kurz zu spezifizieren bei welchen Bewegungen es zu einem Yips ähnlichen Phänomen kommt. Bitte machen Sie kurze und präzise Angaben In einer andere Sportart, welcher? Im Alltag, bei welcher Bewegung? Anders, bitte spezifizieren. Haben Sie Familienmitglieder die auch von Yips oder einem vergleichbaren Phänomen bei anderen Bewegungen (z.B. Schreibkrampf, Musikerkrampf) betroffen sind? Bitte auswählen Ja Nein Weiß nicht Falls Sie bei der vorherigen Frage mit "Ja" geantwortet haben, bitten wir Sie hier zu spezifizieren um welches Familienmitglied und welche Bewegung es sich handelt. Mehrere Angaben sind möglich. Machen Sie bitte möglichst kurze und spezifische Angaben. Erfahren Sie gegenwärtig noch manchmal einen Yips im Bogensport? Bitte auswählen Nein Weiß nicht Ja 79 DAUERHAFT YIPS Sie haben angegeben, dass bei Ihnen auch noch gegenwärtig ein Yips auftritt. Im Folgenden möchten wir Ihnen dazu gerne noch ein paar Fragen stellen. Wie äußert sich der Yips aktuell bei Ihnen? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) durch ein Wackeln des Arms durch ein Zucken der Muskulatur durch ein Verkrampfen der Muskulatur durch ein Zittern der Muskulatur durch ein Einfrieren der Bewegung durch etwas anderes als hier genannt Welches Körperteil ist aktuell vom Yips betroffen? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) Bein Schulter Unterarm Finger Hand Oberarm Weder noch, anders Auf welcher Körperseite erfahren Sie aktuell den Yips? Bitte auswählen links beide rechts Bei welchen Schüssen tritt der Yips aktuell bei Ihnen auf? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) Beim Schuss auf 30 Meter Auflage Beim Schuss auf 15 Meter / 18 Meter Auflage Beim Schuss auf 50 Meter Auflage Beim Schuss auf 70 Meter Auflage Beim Schuss auf 90 Auflage Bei einem anderen Schuss. Welchem? 80 Bei welcher Distanz kommt dies vor? Bitte auswählen. Beim Schuss unter 20 Meter Beim Schuss auf 20-40 Meter Beim Schuss auf 40-60 Meter Beim Schuss auf 60-90 Meter Bei einem anderen Schuss als hier genannt In welcher Situation tritt der Yips aktuell bei Ihnen auf? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) Im Training In einer anderen Drucksituation Im Wettkampf In einer Übungsrunde In einer anderen Situation als hier genannt Zu welchem Zeitpunkt der Bewegung macht sich der Yips bemerkbar? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) während des Visierens oder im Endzug beim Auszug bis zum Anker beim Ankern beim Lösen während der Vorspannung beim Betreten der Schießlinie Wie häufig tritt der Yips in denen von Ihnen genannten Situationen aktuell auf? Geben Sie bitte per entsprechender Situation eine möglichst genaue Schätzung in Prozent an. Im Training % In einem Wettkampf % In einer anderen Drucksituation % In einer Übungsrunde % In einer anderen Situation als hier genannt % 81 YIPS WEISS NICHT Sie haben angegeben, dass Sie keinen Yips mehr haben, bzw. es nicht sicher wissen ob Sie noch einen Yips haben. Im Folgenden möchten wir Sie bitten uns die Gründe dafür zu nennen. Bitte wählen sie aus den Antwortmöglichkeiten die Gründe dafür, dass Sie keinen Yips mehr haben, bzw. es nicht mehr sicher wissen. Bitte auswählen (mehrere Antworten möglich) Weil ich zusätzliche Hilfsmittel verwende (Release, Klicker etc.) Weil ich keinen Bogensport mehr betreibe Weil ich meine Technik verändert habe (nicht nur anderer Bogen) Weil ich mentale/psychologische Techniken/Strategien angewandt habe, um die Yips zu überwinden Weil ich die Situationen meide in denen Yips aufgetreten ist Weil ich mit einer anderen Bogenart schieße Weil ich meinen Fokus/Aufmerksamkeitsrichtung beim Schießen verändert habe Weil ich auf eine andere Art und Weise als hier angegeben die Yips überwunden habe Ich weiß es immer noch nicht DUNKELZIFFER YIPS Sie haben angegeben, dass Sie keinen Yips haben, bzw. es nicht wissen. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele Bogensportler sich des eigenen Yips häufig nicht bewusst sind. Um eine Schätzung über diese Anzahl von Schützen machen zu können, möchten wir Ihnen gerne ein paar Fragen zum Bogenschießen im Allgemeinen stellen. Haben Sie Schwierigkeiten beim Bogenschießen? Bitte auswählen Nein Ja Weiß nicht In welcher Situation haben Sie diese Schwierigkeiten? Bitte auswählen (mehrere Antworten möglich) In einer anderen Drucksituation In einer Übungsrunde Im Training Im Wettkampf Ich habe keine Schwierigkeiten 82 Bei welchen Schüssen tritt der Yips aktuell bei Ihnen auf? Bitte auswählen (mehrere Antworten sind möglich) Beim Schuss auf 15 Meter / 18 Meter Auflage Beim Schuss auf 50 Meter Auflage Beim Schuss auf 30 Meter Auflage Beim Schuss auf 70 Meter Auflage Beim Schuss auf 90 Auflage Bei einem anderen Schuss. Welchem? Ich habe keine Schwierigkeiten Bei welcher Distanz kommt dies vor? Bitte auswählen. Beim Schuss unter 20 Meter Beim Schuss auf 60-90 Meter Beim Schuss auf 40-60 Meter Beim Schuss auf 20-40 Meter Bei einem anderen Schuss als hier genannt Ich habe keine Schwierigkeiten Haben Sie das Gefühl, dass sich trotz Trainings Ihre Schwierigkeiten beim Bogenschießen nicht vermindern? Bitte auswählen Ja Weiß nicht Nein Ich trainiere nie Ich habe keine Schwierigkeiten ERNSTHAFTIGKEIT 2 Wie gewissenhaft haben Sie Ihrer Einschätzung nach die Fragen beantwortet? Bitte den Regler an die entsprechende Stelle schieben. 83 ENDSEITE Das ist das Ende der Umfrage. Vielen Dank für Ihre Teilnahme und weiterhin viel Spaß beim Bogenschießen! Für Fragen stehen wir Ihnen gerne per E-mail unter folgender Adresse zur Verfügung: [email protected] Bitte vergessen Sie nicht, dass die Wissenschaft auf die freiwillige Mitarbeit von Probanden angewiesen ist. Zur Erforschung der Ursachen und Behandlungen von Yips benötigen wir immer SportlerInnen, die unter Yips leiden und bereit sind durch Ihre Teilnahme einen Beitrag für die Wissenschaft und den Sport zu leisten. Wenn Sie dazu beitragen möchten mehr über die Yips in Erfahrung zu bringen und so eine langfristig effektive Behandlung zu entwickeln, dann nehmen Sie bitte über die oben genannte E-mail Adresse Kontakt mit den Mitarbeitern des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln auf, insofern Sie ihre E-mail Adresse nicht bereits anfangs eingetragen haben. 84 Hiermit versichere ich, die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst zu haben, keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel benutzt zu haben und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient zu haben. Wörtlich wiedergegebene Textstellen, auch Einzelsätze oder Teile davon, sind als Zitate kenntlich gemacht. _____________________ (Datum) _____________________ Tim Lehmann