20160212_Mexico_Tödliche Meuterei in Gefängnis

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20160212_Mexico_Tödliche Meuterei in Gefängnis
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Freitag, 12. Februar 2016 —
Panorama
Spektakel
für jungen
Patienten
Der schwer kranke Bub
Domenic Pace durfte
gestern Superheld sein.
Die australische Metropole Sydney wurde gestern zum Schauplatz eines «Iron Man»-Abenteuers, das auf den Stufen zum
Opernhaus mit dem Tod der Bösewichte endete. Damit erfüllte
die australische Make-a-Wish
Foundation den sehnlichsten
Wunsch des an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose leidenden Domenic Pace, eines
grossen Fans des Comic-Helden.
Tödliche Meuterei in Gefängnis
In Mexiko starben 52 Menschen, nachdem ein Ausbruchsversuch gescheitert war.
Sandro Benini
Bei einer Auseinandersetzung
zwischen Mitgliedern rivalisierender Drogenkartelle sind in
der Haftanstalt Topo Chico in
Monterrey im Bundesstaat Nuevo
León 52 Insassen getötet und 12
verletzt worden. In Topo Chico
sind zahlreiche Mitglieder des
Golfkartells und der Gruppierung Los Zetas inhaftiert. Der
Machtkampf zwischen den beiden Organisationen hat während
der vergangenen Jahre vor allem
in den Bundesstaaten Nuevo
León und Tamaulipas Tausende
Tote gefordert. Er hat in zahlreichen Städten die staatliche Autorität untergraben, die Bevölkerung terrorisiert und schreckliche Massaker provoziert.
Comandante Credo ums Leben.
Seine Untergebenen wollten ihn
rächen, attackierten ihre Gegner
und setzten mehrere Lebensmittellager in Brand.
Einheiten der Armee, der
Marine und der Bundespolizei
gelang es nach zwei Stunden, die
Revolte niederzuschlagen. Anwohner berichteten von Schüssen und Explosionen. Auch aus-
serhalb des Gefängnisses sei es
zu Schiessereien gekommen.
Jaime Rodríguez, der Gouverneur von Nuevo León, betonte jedoch, es sei keinem Gefangenen
die Flucht geglückt.
Vorerst wurden auch keine
Opfernamen genannt. Vor dem
Gefängnis strömten Angehörige
zusammen. Sie blockierten eine
Überlandstrasse und verlangten
Kurz vor Papstbesuch
Laut mexikanischen Medien versuchte der Drogenboss Jorgé
Hernández Cantú alias Comandante Credo in der Nacht von
Mittwoch auf Donnerstag aus
dem Gefängnis zu fliehen, was
eine verfeindete Gruppierung
der Zetas verhinderte. Dabei kam
Verzweifelte Wut: Angehörige verlangen Auskunft. Foto: AP, Keystone
«Wir sehen uns einer Tragödie
gegenüber, die durch die katastrophale Lage in unseren Gefängnissen verursacht wurde»,
sagte Gouverneur Rodríguez.
Wie in allen lateinamerikanischen Ländern sind auch in Mexiko die Haftanstalten stark überbelegt. Viele werden von Drogenkartellen kontrolliert. Die Meuterei in Topo Chico ereignete sich,
einen Tag bevor Papst Franziskus
in Mexiko eintrifft. Am Mittwoch
soll der Pontifex ein Gefängnis
der nördlichen Grenzstadt Ciudad Juárez besuchen.
Auf Schuss
folgt Rechnung
Nach 70 Jahren
wieder vereint
Baby wird Opfer
von Bandenkrieg
Gegen englische
Schilder
Die Stadt Cleveland hat den Hinterbliebenen des mit 12 Jahren
von einem Polizisten erschossenen Tamir Rice eine Mahnung geschickt für eine Rechnung über
500 Dollar – so viel habe seine
notärztliche Versorgung gekostet. Tamir Rice war im November
2014 erschossen worden, nachdem bei der Polizei der Hinweis
eingegangen war, dass in einem
Park ein «Schwarzer auf einer
Schaukel mit einer Waffe auf
Passanten ziele». Der Anrufer
sagte auch, dass die Waffe wohl
eine Spielzeugpistole sei und der
Schwarze ein Jugendlicher. Doch
das wurde den ausrückenden Beamten nicht mitgeteilt. Als Rice
bei deren Eintreffen nach seinem
Hosenbund griff, schoss einer
der Polizisten sofort. (sda)
Gut Ding will Weile haben: Der
Amerikaner Norwood Thomas
(93) und die Engländerin Joyce
Morris (88) verliebten sich 1944
in London ineinander, verloren
sich nach dem Krieg aus den Augen – und haben soeben ihre ersten gemeinsamen Ferien begonnen. In Australien, wo Morris inzwischen lebt, und mithilfe von
Spenden, die Thomas die Reise
von Virginia nach Adelaide ermöglichten, wie australische
Medien berichten. Wegen eines
Missverständnisses hatte Morris
vor über 70 Jahren den Kontakt
abgebrochen, aber im letzten
Jahr ihren Sohn gebeten, im Internet nach Thomas zu suchen.
Die beiden strahlten, als sie sich
auf dem Flughafen von Adelaide
in die Arme fielen. (bem)
Bei einer Schiesserei in Kalifornien ist ein einjähriges Mädchen
getötet worden – die Polizei geht
von einer Verwicklung krimineller
Gangs aus. Das teilten die Ermittler am Mittwoch (Ortszeit) mit.
Das kleine Mädchen lag in seinem Bettchen, als Unbekannte
am Dienstag aus einem Auto auf
das Haus in Compton bei Los Angeles feuerten, wie der regionale
Sender KTLA berichtete. Eine
Kugel traf das Baby der Polizei
zufolge in den Kopf.
Die Beamten brachten das
Kind in ein Spital, wo es an seiner
Verletzung starb. Zeugen beschrieben die Verdächtigen als
zwei Männer in einem dunklen
Auto. Die Stadt Compton ist berüchtigt für Fehden zwischen
Banden. (sda)
Somalias Hauptstadt Mogadiscio
hat Unternehmer dazu aufgefordert, englischsprachige Firmenschilder abzuhängen. Mit der
Massnahme solle die Landessprache Somali geschützt werden, teilte am Donnerstag Abdifirah Omar Halane, ein Sprecher
des Bürgermeisters mit.
Bei Verstössen drohen Firmenbesitzern Geld- und sogar
Haftstrafen, wie der Vorsitzende
eines Bezirks von Mogadiscio
sagte. Einige Unternehmer zeigten sich besorgt und gaben an,
der Anweisung folgen zu wollen.
Andere Bewohner des Krisenlandes am Horn von Afrika kritisierten das Verbot. Es sei «rassistisch» und «diskriminierend»,
warfen sie Mogadiscios Behörden vor. (sda)
Keinem gelang die Flucht
Siegreicher Superheld: Domenic
als «Iron Boy». Foto: NSW Police
Mitgespielt im Comic-Abenteuer hatte auch die Polizei des
Bundesstaats New South Wales:
Der Neunjährige wurde auf einem Spielplatz von einem Polizeihelikopter abgeholt und formell um Hilfe gebeten, um den
Schurken Ultron zu besiegen.
Die spektakuläre Aktion
musste ein Jahr lang vorbereitet
werden. «Iron Man»-Star Robert
Downey jr. spornte Domenic auf
Twitter an und ernannte ihn
nach erfüllter Mission zum Ehren-Avenger.
Aktionen wie diese seien eine
grosse Hilfe für die Wunscherfüllungsorganisation, sagt die Direktorin des Schweizer Ablegers,
Fiona Morrison: «Danach steigt
jeweils das Interesse an unserer
Arbeit.» Die damit verbundenen
Geld- und Sachspenden ermöglichten es, weltweit alle 21 Minuten einem schwer kranken Kind
einen Wunsch zu erfüllen. Makea-Wish Foundations gibt es in 39
Ländern. (sda/bem)
vergeblich eine Liste der Opfer.
In verzweifelter Wut stürmten sie
den Eingangsbereich der Haftanstalt, ehe sie zurückdrängt wurden. «Wir werden die Strasse so
lange besetzt halten, bis sie uns
sagen, ob unsere Jungen noch leben», drohte eine Angehörige.
Nach der Meuterei sind rund
hundert Insassen in andere Gefängnisse verlegt worden. Die
Nationale Kommission für Menschenrechte schickte Experten
nach Monterrey.
Wölfe werden
angelockt
Foto: John Vizcaino (Reuters)
Blütezeit für Blumenfrauen. Der Valentinstag naht, und in Kolumbien haben die Arbeiterinnen auf
den Blumenplantagen alle Hände voll zu tun. Kolumbien ist der zweitgrösste Schnittblumenexporteur
der Welt. (bee)
Laut Wolfschützern ist die Abschussbewilligung für zwei Jungwölfe im Calandamassiv hinfällig, weil die Wölfe in die Nähe der
Siedlungen gelockt würden: Im
Streifgebiet des Calandarudels
im Grenzgebiet der Kantone
Graubünden und St. Gallen befänden sich an mehreren Orten
Futterstellen für Luchse, sogenannte Luderstellen, teilte die
Gruppe Wolf Schweiz (GWS) mit.
Auch Teile von ausgelegten Tierkadavern seien in Siedlungsnähe
gefunden worden. Das zeigten
Recherchen der WolfsschutzOrganisation und der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens SRF. Dies stünde im Gegensatz zu den offiziellen Beteuerungen der kantonalen Behörden.
Die Wildhüter haben gemäss
der Abschussbewilligung noch
bis Ende März Zeit, zwei Jungwölfe zu schiessen. Begründet
wird dies mit der mangelnden
Scheu und der mehrfachen Annäherung an Dörfer. Voraussetzung für den Abschuss sei, dass
dieses Verhalten aus eigenem
Antrieb erfolge, schrieb die
GWS. Da die Wölfe angelockt
würden, sei das aber klar nicht
der Fall. Die Annäherung an den
Menschen sei provoziert worden. Die Begründung für die Abschussbewilligung sei damit
haltlos. (sda)
Kurz
Amoklauf in Saudiarabien
Ein Mann hat eine Schulbehörde
gestürmt und mit einem Sturmgewehr mindestens sechs Menschen erschossen. Medien hatten zuvor berichtet, bei dem Angreifer handle es sich um einen
Lehrer. Dies bestätigten saudiarabische Behörden zunächst
nicht. Sie ermittelten gegen den
Täter. Sein Motiv blieb zunächst
unklar. (sda)
Leoparden-Alarm in Indien
In Bangalore mussten gestern auf
amtliche Anordnung 130 Schulen
schliessen, weil angeblich mindestens ein Leopard in der Gegend gesichtet wurde. Demnach
streunte ein Leopard sechs Kilometer von einer Schule entfernt
umher, wo am Sonntag mehrere
Wildhüter von einem der Raubtiere attackiert wurden, bevor es
eingefangen wurde. (sda)
Nachträgliche Zika-Opfer
Brasilien – Das Gesundheitsministerium bringt bisher drei Todesfälle in direkte Verbindung
mit dem Zika-Virus. Neue Untersuchungen hätten ergeben, dass
eine 20-Jährige im Jahr 2015 nach
einer Zika-Infektion gestorben
sei. Zudem werden der Tod eines
Mannes sowie der Tod einer
16-Jährigen in Verbindung zu
Zika-Infektionen gebracht. (sda)
Zugunglück fordert 11. Opfer
Deutschland – Zwei Tage nach
dem Zugunglück im bayerischen
Bad Aibling ist ein 47-jähriger
Mann im Spital seinen Verletzungen erlegen. Damit erhöhte sich
die Zahl der Unfallopfer auf elf.
Vorläufig schliessen die Ermittler
einen technischen Fehler an beiden Triebwagen als Unfallursache
aus. Die Aufräumarbeiten kommen nur langsam voran. (sda)
Zu guter Letzt
Pakistani will
Kronjuwel
Der pakistanische Anwalt und
Künstler Javed Iqbal Jaffry will
gerichtlich erreichen, dass der
berühmte Diamant Koh-i-Noor
aus den britischen Kronjuwelen
herausgelöst und nach Pakistan
gebracht wird. Gestern hörte ein
Gericht in Lahore erste Argumente für ein offizielles Verfahren gegen die britische Königin
Elizabeth II. Seit 1937 ist der 109
Karat messende, unschätzbar
wertvolle Edelstein zentrales
Stück in der Staatskrone der
Queen und wird als Teil ihrer
Kronjuwelen im Tower ausgestellt. Die Briten erlangten den
Stein vom Maharadscha Daleep
Singh, als sie 1849 die Provinz
Punjab annektierten. Sein einstiger Herrschaftssitz liegt im heutigen Pakistan. (sda)
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