advita Journal 3|2016
Transcrição
advita Journal 3|2016
März 2016 Das advita Haus Radeberg 2 Termine Editorial Interne Termine im März 2016 01.03. Tagung der Verantwortlichen Pflegefachkräfte der Intensivpflege in Leipzig 08.03. Arbeitsschutzausschuss der Sicherheitsbeauftragten (ASA Sitzung) im advita Haus Striesen, Dresden 09.03. Tagung »Speisenversorgung« Westsachen/Thüringen im advita Haus Goldener Helm in Lichtenstein 10.03. Tagung der »Speisenversorgung« Ostsachen/Berlin und Sachsen Anhalt im advita Haus Neumarktschule in Meißen 14.03. Tagung der kaufmännischen Sachbearbeiter Westsachen/ Thüringen im advita Hof in Zwickau 15.03. Tagung der Pflegedienstleitungen ambulante Pflege Westsachen/ Thüringen im advita Haus Borna 16.03. Tagung der kaufmännischen Sachbearbeiter Ostsachen/Berlin und Sachsen-Anhalt im advita Haus Neumarktschule, Meißen 23.03. Tagung der Niederlassungsleitungen Westsachsen/Thüringen in Leipzig ** 23.03. Tagung der Niederlassungsleitungen Ostsachsen/ Berlin und Sachsen-Anhalt im advita Haus Striesen, Dresden Impressum Herausgeber advita Pflegedienst GmbH Kantstraße 151 10623 Berlin Tel 030 4372730 Fax 030 437273114 [email protected] Redaktion Dr. Matthias Faensen Milada Tupová-Faensen Peter Fischer Uli Schuppach [email protected] Fotos advita Pflegedienst GmbH Gestaltung Petra Bott V. i. S. d. P. Dr. Matthias Faensen Seminare und Fortbildungen der advita Akademie 01.03. »Sexualität in der Pflege« in Weinböhla * 07.03. »Tracheostomaversorgung« in Leipzig ** 07./08.03. »Pflichtfortbildung für Betreuungskräfte« (09.00 bis 17.00 Uhr) in Weinböhla * 10.03. »Handpuppentherapie« in Leipzig ** 14.-16.03. »LG1 Schulung« (09.00 bis 17.00 Uhr) in Leipzig ** 15./16.03. »Grundkurs Führung und Verantwortung bei advita« (Gruppe 1) in Berlin *** 17.03. »Ernährung in speziellen Pflegesituationen« in Weinböhla * 17./18.03. »Aufbaukurs Führung und Verantwortung bei advita« (Gruppe 2) in Berlin *** 21.–24.03. »advita Basiskurs Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung« (2016–01) in Leipzig ** 22.03. »Stressbewältigung – Freiräume schaffen und gesund bleiben« in Berlin *** 30.03. »Prophylaxen – theoretischer Hintergrund« in Leipzig** 31.03. »Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen« (13.00 bis 16.00 Uhr) in Leipzig * 31.03. »Notfallmanagement in der ambulanten Intensivpflege« in Berlin *** * advita Haus Weinböhla, Dresdner Straße 93 ** advita Haus Klangwerk, Leipzig-Stötteritz, Melscher Straße 7 *** advita Zentrale in Berlin, Kantstraße 151 Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Ausgabe des advita Journals ist dem advita Haus Radeberg gewidmet, in das Ende 2015 schon die ersten Bewohner eingezogen sind. Wir stellen auf den folgenden Seite das Haus und den Leiter der neuen Niederlassung in Radeberg vor, Herr Thorsten Friedrichs. Die Straßenfront des Hauses wird bestimmt durch die farbigen Fassadenelemente, die sehr gut zur Buntheit unseres advita Logos passen. Diese frischen Farben geben dem Haus ein lebensfrohes Gesicht und so wird hoffentlich auch das Leben und der Alltag der Bewohner des Hauses zukünftig sein. Wo wir schon dabei sind: wir haben eine neue Kolumne: Coming soon – Demnächst bei advita. Auf dieser Seite stellen wir in loser Reihenfolge und ohne Anspruch auf chronologische Vollständigkeit unsere neuen Projekte, Bauvorhaben und Eröffnungen vor. Und noch einem Thema wollen wir uns regelmäßig widmen, das in unserer Praxis eine große Rolle spielt: der Umgang mit Menschen mit Demenz. Gabriela Prömmel, die sich seit langem und sehr fokussiert mit dem Thema beschäftigt, wird auf diesen Seiten ihre Erfahrungen mit Ihnen teilen und nützliche Anregungen für die altenpflegerische Praxis geben. Herr Kaps setzt seine Serie über das Wachkoma fort. Und eine »Presseschau« haben wir diesmal auch: CAREkonkret veröffentlichte einen Beitrag unseres Geschäftsführers Peter Fischer zu den Leiharbeitskräften. Viel Spaß bei der Lektüre und bei der Arbeit wünscht die Geschäftsführung Dr. med Matthias Faensen, Milada Tupová-Faensen, Peter Fischer Unter Bezugnahme auf § 174 Satz 2 BGB weisen wir darauf hin, dass der Abteilungsleiter Personalwesen der advita Pflegedienst GmbH durch die Geschäftsführung bevollmächtigt ist, ohne nochmalige Vorlage einer Vollmachtsurkunde Kündigungen rechtswirksam auszusprechen und zu unterzeichnen. 3 4 Neueröffnung 5 Bierstadt Radeberg? advita Stadt Radeberg! Dort, wo man kraft erfolgreichen Marketings bisher noch an Bier und nicht zuvorderst an Pflege denkt, wurde im November 2015 das neue advita Haus Radeberg eröffnet. Der Rohbau stand fast 20 Jahre unfertig inmitten eines größtenteils neu gebauten Wohngebietes und harrte einer neuen Verwendung. Aber niemand hatte dafür eine Idee und traute sich an die gr0ße Aufgabe heran. Was von den Radebergern über viele Jahre als Radeberger Riegel oder auch schlicht als Schandfleck bezeichnet wurde, hat sich durch das Engagement von Zusammen Zuhause und advita zu einem richtigen Schmuckstück emporgeschwungen. So jedenfalls wird das advita Haus mittlerweile von der lokalen Presse bezeichnet und wir können das nur bestätigen. Großen Anteil haben daran die Verantwortlichen vor Ort und ganz besonders das Kernteam Frau Baumgarten, Frau Winter, Herr Friedrichs und Herr Wiltzsch, die schon vor dem Startschuss ins advita Haus eingezogen sind. Anfangs in unfertigen Räumen alle um einen runden Tisch gruppiert, sind sie jetzt in schmucken, neuen Büros angekommen, von wo aus sie sich um die neuen Bewohner und Tagespflegäste kümmern und den Start von advita in Radeberg organisieren. Wer einmal das advita Haus Radeberg besucht hat, wird bestätigen, dass die äußerst großzügigen Gemeinschaftsräume des Betreuten Wohnens mit eigener Küche eines der Highlights des neuen Hauses sind. Denn hier schlägt der Puls des Hauses. Jeden Mittwoch findet ein gemeinsames Kaffeetrinken mit selbst gebackenem Kuchen statt. Hier werden die täglich frisch zubereiteten Mahlzeiten von den Bewohnern verspeist, hier richtet advita interne Tagungen aus. Und hier werden auch in Zukunft immer mehr regelmäßige Veranstaltungen, auch für externe Besucher, stattfinden, um das Haus als lebendiges advita Haus in Radeberg zu etablieren, in dem immer etwas los ist. Wer advita in Radeberg noch nicht besucht hat, kann das am 12. März nachholen. Von 10–16 Uhr laden die Radeberger Kollegen alle interessierten Menschen aus Radeberg und Umgebung ein, die endlich abgeschlossene Ankunft gemeinsam zu feiern. Und natürlich sind dazu auch alle advita Kollegen eingeladen. Da wird ordentlich Rabatz gemacht, so dass auch der letzte Radeberger bald verstanden haben wird, dass es bald nicht nur »Bierstadt« sondern auch »advita Stadt Radeberg« heißen wird. In diesem Sinne gutes Gelingen allen Radeberger Kollegen und viel Erfolg für die neue Niederlassung. Thorsten Friedrichs, Niederlassungsleiter Uli Schuppach, Leiter Marketing 6 Interview Coming Soon – Demnächst bei advita Aber Sie sind nicht gleich in Radeberg gestartet, oder? Nein, anfangs war ich in der Niederlassung Freital. Hier hat man mir einen sehr freundlichen Empfang bereitet und hier konnte ich auch erst einmal ins Unternehmen advita reinschnuppern. Ich war an der Organisation des Einzugsmanagements im Haus Panschau und an weiteren Projekten beteiligt. Aber dann ging eigentlich alles recht schnell und ich bin in Radeberg gelandet, worüber ich mich natürlich sehr freue. Hallo Herr Friedrichs, wir möchten Sie als neuen Niederlassungsleiter in Radeberg gerne im Journal vorstellen. Erzählen Sie uns doch einmal ein bisschen von sich. Mein Name ist Thorsten Friedrichs, ich bin 52 Jahre und verheiratet. Ok ok – danke für diese ausführliche Antwort. Und wie sind Sie in der Pflege gelandet? Begonnen hat alles zwischen 1984 und 1987 mit einer Ausbildung zum Krankenpfleger. Anschließend war ich als Krankenpfleger auf einer interdisziplinären Intensivstation und habe vier Jahre auf einer Dialysestation verbracht. Ab 2001 bin ich im Rahmen eines zentralen Qualitätsmanagements in die Altenpflege eingestiegen. Und von 2009 bis 2015 war ich Gutachter bei dem von uns allen geliebten MdK. Während der beruflichen Tätigkeit habe ich die Qualifizierung zum TQM-Auditor mit Durchführung von Systemaudits durchlaufen. Und danach kamen Sie dann also zu advita; richtig? Genau. Seit Anfang August 2015 bin ich für advita tätig. Nach einer zweimonatigen Begleitung der Niederlassung Freital wurde mir seitens der Geschäftsführung die Leitung der Niederlassung Radeberg übertragen. Als ich in Radeberg ankam, war das jetzt fertiggestellte advita Haus Radeberg noch eine Baustelle, das Team war gerade neu zusammengestellt und mit Frau Winter, Frau Baumgarten und unserem Haustechniker Herr Wiltsch haben wir gemeinsam die ersten Schritt in Radeberg unternommen. Mit Unterstützung von Frau Maiwald erfolgte nach und nach die weitere Akquise von Mitarbeitern sowie von zukünftigen Bewohnern und Gästen für die Tagespflege. Aber natürlich lief auch nicht alles reibungslos. Insbesondere die Herrschaften vom Bau und die nicht gerade vorbildliche Termintreue externer Dienstleister haben uns auch vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. Hier galt es Ruhe zu bewahren, was uns, so denke ich rückblickend, ganz gut gelungen ist. Die Erfahrungen jedenfalls waren sehr wertvoll und vor allem haben sie den Kern unseres Teams zusammengeschweißt. Die Bauarbeiten sind ja nun weitestgehend abgeschlossen und das Haus sieht wirklich toll aus. Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht hier im advita Haus auf der Arbeit sind? Meine Freizeit verbringe ich vor allem mit meiner Frau und unseren beiden Hunden Gerlinde und Helene. Wir machen viele Spaziergänge oder trainieren gemeinsam – hierzu findet man hier in Radeberg ja optimale Voraussetzungen. Ansonsten lege ich auch einmal gerne die Füße hoch oder verfolge leidenschaftlich die Spiele unserer beider Lieblingsmannschaft Dynamo Dresden. Herr Friedrichs, wir wünschen Ihnen und dem advita Haus einen guten Start in Radeberg und sind gespannt, wie sich das Haus weiterentwickelt. Zschopau Die Bauarbeiten am advita Haus Zschopau (über einen originelleren und treffenderen Namen denken wir noch nach, Vorschläge sind willkommen) kommen in die entscheidende Phase. Die ehemalige Turnhalle mit ihren 20 Wohnungen ist bereits fertiggestellt. Gotha Das ehemalige Postamt Gotha, das weiterhin eine Filiale der Postbank beherbergt, wird zum advita Haus Ekhofplatz. Die Immobilie haben wir bereits gekauft und auch der Bauantrag wurde noch Ende des letzten Jahres eingereicht. Das bestehende Gebäude wird mit einem Neubau für Service-Wohnungen ergänzt, der die Lücke zum benachbarten Theater schließt. Neben den Service-Wohnungen sind zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und eine Wohngemeinschaft für Intensivpflege eingeplant. Wir rechnen mit Fertigstellung und Einzug Mitte 2017. Altenberg So wird einmal das advita Haus Altenberg aussehen. Das Grundstück in zentraler Lage der Berg- und Wintersportstadt Altenberg im Erzgebirge ist bereits erworben, der Bauantrag wurde ebenfalls noch Ende 2015 eingereicht. Auch hier rechnen wir mit der Fertigstellung im Sommer 2017. 7 8 Presse qualitätsmanagement Qualitätsprüfungen Endlich mal wieder eine Qualitätsprüfung! Nach mehr als 3 Wochen Ruhe, ungewöhnlich für den Jahresbeginn, führte der Medizinische Dienst der Krankenversicherung am 09.02.2016 im ambulanten Pflegedienst Berlin-Treptow eine Qualitätsprüfung durch. Geprüft wurden neben der Strukturqualität die Ergebnisqualität bei fünf Pflegebedürftigen, darunter auch zwei Patienten aus der ambulanten Intensivpflege. Hierbei sichteten die Prüfer sowohl soDoku Akten als auch Mappen nach dem »alten« AEDL Modell. In keinem der Qualitätsbereiche wurde eine Empfehlung seitens der Gutachter ausgesprochen. Der ambulante Pflegedienst erhält somit eine glatte 1,0 im Transparenzbericht. Revisionen der (Pflege-) Dokumente – Sachgerechter Umgang mit Medikamenten Im Rahmen von internen Audits oder auch externen Qualitätsprüfungen zeigen sich hinsichtlich der sachgerechten Dokumentation der Medikamente des Öfteren Lücken auf dem sog. Medikamentenblatt. Grundsätzlich müssen folgende Informationen auf diesem nachvollziehbar dokumentiert sein: >Name des Patienten >Datum der Verordnung bzw. Absetzdatum >vollständiger Name des Medikamentes/Wirkstoff >Dosierung und Häufigkeit der Gabe >tageszeitliche Zuordnung der Gabe >Applikationsform >sowie bei Bedarfsmedikamenten die Einzel und Höchstdosis und die Indikation Die Unterschrift des Arztes auf dem Medikamentenblatt ist nicht zwingend erforderlich, solange Sie anhand einer Verordnung oder einer Telefon- oder Visitennotiz die Anordnung nachweislich belegen können. Bei telefonischer Anordnung durch den Arzt an eine Pflegefachkraft nutzen Sie die Abkürzung VUG (vorgelesen und genehmigt). Dokument Revision/ Datum MedikamentenblattRev.0/01.03.2016 Fischer, Peter: Eine zweifelhafte Subkultur. In: CAREkonkret, 26.02.2016, Ausgabe 9, S. 11 Bei advita gibt es verschiedene Möglichkeiten, die notwendigen Informationen zur Medikamentengabe vorzuhalten. Sie können entweder direkt den Medikamentenplan des behandelnden Arztes nutzen und diesen ggf. mit Handzeichen sinnvoll ergänzen (z.B. die Wirkstoffe) oder Sie übertragen die Angaben in den in Medifox hinterlegten Medikamentenplan und drucken diesen aus. Die dritte Möglichkeit ist das per Hand ausgefüllte Medikamentenblatt. Dieses haben wir für Sie neu erstellt. Auf der Vorderseite notieren Sie die Dauerbzw. Festmedikation und die Rückseite nutzen Sie für die Bedarfsmedikamente, egal in welcher Form z.B. Tabletten oder Salben. Bedenken Sie, dass es beim Übertragen der Medikamentenpläne zu Fehlern kommen kann. Marie-Luise Mangelsdorf, Leiterin advita Qualitätsmanagement Quelle QM\3. Dienstleistungserbringung\ 4. Pflegedokumentation (Nummer 36) 9 10 Jubilare Fasching Jubilare 1. Quartal 2016 Auch im ersten Quartal 2016 beglückwünschen wir wieder eine ganze Reihe von Mitarbeitern, die schon viele Jahre bei advita tätig sind. Allen voran Frau Schoppe, die auf 20 Jahre bei advita zurückblicken kann. Ihr ebenso wie den vielen, die jetzt ihr 10jähriges oder 5jähriges Jubiläum begehen, spre- chen wir unseren Dank für die geleistete Arbeit und die Treue zu Kollegen und Unternehmen aus, und wünschen Ihnen allen noch viele erfolgreiche Jahre bei advita. Dr. Matthias Faensen, Geschäftsführer Helau und Alaaf! 11 Pfannkuchen und Bowle im advita Haus Rundling Wahren, Leipzig »Da gännsche bleede wärn« Polonaise im Betreuten Wohnen im advita Haus Am Speicher, Großenhain 20 Karin Schoppe, Niederlassungsleiterin, Großenhain 10 Tamara Simon, Kreischa, Pflegefachkraft Jana Witt, Pflegefachkraft, stellv. Pflegedienstleiterin, Borna Kerstin Franzky, Pflegefachkraft, Dresden · Petra Hübner, Pflegefachkraft, Dresden Petra Göhrig, Pflegekraft, Dresden Ilka Heinz, Pflegefachkraft, Pflegedienstleiterin, Freital · Bettina Lachmann, Pflegefachkraft, Freital Doreen Jüttner, Pflegefachkraft, Freital · Petra Schubert, Pflegefachkraft, Freital Kerstin Buckan, Niederlassungsleiterin, Freital · Ute Tack, Pflegefachkraft, Kreischa Ines Hänsel, Pflegekraft, Freital 5 Zdenka Wolff, Finanzbuchhalterin, Zentrale Monika Wellenbrock, Lohn- und Gehaltsbuchhalterin, Zentrale Henry Thormeyer, Pflegekraft, Dresden · Clemens Kausch, Pflegekraft, Dresden Jean Reimann, Pflegefachkraft, Leipzig Martina Schreiter, Pflegefachkraft, Leipzig · Christina Dietrich, Pflegekraft, Leipzig Heidi Träger, Pflegekraft, Leipzig · Roy Klausnitzer, Pflegefachkraft, Leipzig Lorina Eiselt, Pflegefachkraft, Zwickau · Katja Gründl, Pflegefachkraft, Chemitz Simone Klemm, Pflegekraft, Chemitz · Kathrin Boragk, Pflegefachkraft, Freital Beata Kovacs, Pflegekraft, Freital · Ines Hanke, Pflegekraft, Freital Ingrid Schellenberg, Pflegekraft, Zschopau Katja Schreiter, Kaufmännische Mitarbeiterin, Zschopau Martin Rose, Pflegefachkraft, Jena · Aileen Streibart, Pflegefachkraft, Jena Justine Laure Nowak, Pflegekraft, Jena · Gabriele Hannewald, Pflegefachkraft, Kreischa Kathrin Müller, Pflegefachkraft, Kreischa · Katja Lenz, Pflegekraft, Suhl Dorit Birke, Niederlassungsleiterin, Weinböhla Wilde Vögel, Pippi Langstrumpf und ein Frosch im advita Schloß Gröba, Riesa Närrisches Treiben in der Tagespflege im advita Haus Am Speicher, Großenhain 12 Intensivpflege 13 Wachkoma Teil 2 Im ersten Artikel hatte ich mich mit dem Thema Wachkoma, der Definition aus verschieden Sichtweisen und der Einteilung der Wachkomaphasen beschäftigt. Die Versorgung von Wachkomapatienten ist für uns Pflegende eine große Herausforderung. Folgend möchte ich euch Konzepte mit Handlungsanleitung vorstellen. Als erstes möchte ich mich der »Basalen« Stimulation widmen. Basale Stimulation 1. Begriff Basale Stimulation Das Konzept der Basalen Stimulation bietet eine Strukturierung für unsere Patienten innerhalb ihrer Lebenswelt. Solange ein Mensch im Körper anwesend ist, nimmt er wahr! Grundsätzlich knüpfen wir mit der Basalen Stimulation an den vorhandenen Erfahrungshintergrund an, der zusätzlich angesprochen wird und anhand der Fähigkeiten auch Ansätze zur Kommunikation geben kann. Es gilt auch in der Basalen Stimulation zu testen, welche Arten der Anwendung für unseren Patienten bedeutsam sind. 2. Interaktion Voraussetzung für Pflegende und Therapeuten zur Interaktion ist die Bereitschaft, unseren Patienten innerhalb der veränderten Situation kennenzulernen und die Möglichkeiten der veränderten Interaktion zu nutzen. Die Interaktion erfordert Flexibilität und Handlungsmöglichkeiten um auf Äußerungen des Patienten zu reagieren, auf sie einzugehen und die Aktivität der Kommunikation gestalten zu können. Grundsätzlich werden unseren Patienten Angebote unterbreitet und der Patient bestimmt die Pflege mit. Zum Beispiel: Beim Waschen der Finger zeigt der Patient sichtbare Reaktionen auf die Berührung der Hände, möglich als Folge eines Schmerzreizes in den Fingern. Daraufhin wird kurz inne gehalten um dem Patienten zu vermitteln, dass wir das wahrgenommen haben und seine Botschaft verstanden haben. Unsere Reaktion darauf ist es, die Finger mit sanftem Druck abtupfen, damit das Waschen reizund schmerzfreier wird. Diese Vorgehensweise vermittelt unseren Patienten den Eindruck, respektiert und interessiert beachtet zu werden. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut und der Patient erfährt seine eigene Selbstbestimmung. Die Angebote orientieren sich an der Biografie, sie sind verständlich und haben eine Bedeutung für den Patienten, laden ihn ein mitzumachen und aktiv zu werden. Ziel ist es, die eigene physische und psychische Identität wahrzunehmen und zu aktualisieren, die Umwelt zu erleben und verändern zu können, Sinneszusammenhänge begreifen zu können und letztendlich das Leben verantwortungsvoll gestalten und bestimmen zu können. 3. Körpererfahrung Die Körpererfahrung beinhaltet die Kommunikation über und mit dem Körper des Patienten. Der eigene Körper ist das Körper-Ich, was unteilbar von der eigenen Identität erlebt wird. Der Weg der Körpererfahrung ist besonders für die Patienten geeignet, welche vor allem über ihren Körper kommunizieren. Erschwerende Faktoren, die das Spüren des eigenen Körpers stören, sind lange Liegezeiten, die gleiche Position im Bett sowie die Grunderkrankung selbst. Ein langes ruhiges Liegen im Bett führt zu Wahrnehmungsstörungen des eigenen Körpers. Ziel der Körpererfahrung ist eine intensive, deutliche Erfahrung des Körpers, die unterstützend wirkt, um die eigene, bisher verschwommene Identität des Körpers wahrzunehmen. Angenehme Körpererfahrungen sind beispielsweise das Tragen von Kleidung, eindeutige großflächige Berührungen, Waschen und Eincremen, aber auch Körperkontakt wie Anlehnen und Umarmen. Berührungen haben in der basalen Stimulation einen großen Stellenwert. Es ist darauf zu achten, dass sie großflächig und eindeutig erfolgen. Flüchtige Berührungen, welche gut gemeint sind, können als Reaktion Angst, Abwehr und Rückzug bei dem Patienten auslösen. Die Hand sollte sich dabei mit geschlossenen Fingern der jeweiligen Körperregion anpassen und ggf. dort verweilen. So kann der Patient die Berührung erfassen und nachspüren, wie sich der eigene Körper dabei anfühlt bzw. verändert. Beide Bilder zeigen einen Wachkoma Patienten in Suhl, sitzend und auf einem Stehbrett. Durch die Veränderung der Lage/Position ist auch die Aufmerksamkeit und Reaktion des Patienten auf sein Umfeld verändert. Aus Erfahrung können wir sagen, dass sich die Vigilanz (Wachheit) des Patienten mit jedem Schritt der Vertikalisierung steigert. Die Initialberührung – also die Kontaktaufnahme zum Patienten sollte eindeutig und vertrauenswürdig sein. Sie sollte ritualisiert und strukturiert sein: > Um den Kontakt vorzubereiten, wird der Patient mit seinem Namen angesprochen. > Hat der Patient einen intakten Sehsinn, sollte sich die Pflegekraft in Reichweite seines Gesichts feldes positionieren. > Als Nächstes erfolgt eine eindeutige, behutsame und absichtsvolle Berührung. >Erst dann beginnt nach weiteren notwendigen Informationen die Aktivität am Patienten. > Die Verabschiedung nach Abschluss der Aktivität erfolgt in gleicher Art und Weise wie die Begrüßung. 4. Durchführung einer beruhigenden Waschung Beide Hände der Pflegeperson passen sich der Körperform des Patienten an und streichen dessen Konturen in Haarwuchsrichtung nach. Geeignete Materialien hierbei sind Waschhandschuhe, Socken und ein nasses Handtuch, welches an beiden Enden gefasst wird. Die Wassertemperatur ist abhängig vom Temperaturempfinden des Patienten sowie von der Umgebungstemperatur. Sie sollte entspannend warm sein. Es sollte sowohl für den Patienten als auch für die Pflegeperson eine entspannte Atmosphäre ohne Zeitdruck gegeben sein. Die Waschrichtung folgt der Haarwuchsrichtung und kann jeweils mehrfach wiederholt werden. Je nach Reaktion des Patienten erfolgt die Anpassung der Reihenfolge des Waschens, der Berührungsdruck und die gesamte Vor- und Nachbereitung. 5. Diametrale, Spastik lösende Waschung Langes, unbewegliches Liegen im Bett, fehlende sensorische Informationen und Reibung der Kleidung auf der Haut, verringert das Spüren des eigenen Körpers. Die diametrale (gegenläufige) Waschung beruht auf dem Prinzip der deutlichen Körpererfahrung. Es wird gegen das Muster der Spastik gewaschen, d.h., die Waschrichtung erfolgt entgegengesetzt der Beuge- (Flexoren) und Streckmuskulatur (Extensoren). Die Berührungsqualität sollte hier großflächig und eindeutig sein, sollte mehrfach wiederholt werden, sodass sich ein beruhigender Rhythmus, parallel zur Atmung entwickeln kann. Vermieden werden sollten punktuelle Berührungen, wie direktes Greifen in die Ellen- und Kniebeuge, Hand- oder Fußflächen, da diese eine Spastik auslösen können. 14 Intensivpflege Vorgehen bei Beugespastik > Mit beiden Händen an der Schulter mit kreisen den Bewegungen beginnen, um die Schulter zu lockern und die Beweglichkeit zu fördern. > Den gesamten Arm mit beiden Händen nach modellieren. Waschhand setzt an Schulter an, die andere am Handgelenk. > Beide Hände bewegen sich gleichzeitig. > Die Waschhand bewegt sich in Richtung Hand gelenk über Arminnenseite (Flexoren). > Die andere Hand bewegt sich in Richtung Schul ter über Armaußenseite (Extensoren) > Der Berührungsdruck der Waschhand verstärkt sich am Unterarm. > Der Berührungsdruck der anderen Hand verstärkt sich am Oberarm. Vorgehen bei Streckspastik > Ansetzen der Hände umgekehrt > an Flexoren nach oben waschen > an Extensoren nach unten waschen Die Beine werden ähnlich wie die Arme gewaschen, wobei die Hüfte der Ansatzpunkt ist. Hände und Füße werden aufgrund der hohen Sensibilität separat gewaschen. Das Waschen ist auch im Sitzen an der Bettkante möglich. Dabei sitzt eine zweite Pflegeperson hinter dem Patienten und gibt dem Rumpf Stabilität und Sicherheit. Auf diese Weise sind eine erleichterte Gesichts- und Mundpflege sowie Hand- und Fußbäder möglich. Der Startpunkt der Grundpflege ist individuell, es sollte aber beachtet werden, dass wir immer damit begonnen wird, zuerst die Hände anzufeuchten, um dem Patienten das Signal zu geben, dass wir mit der Grundpflege beginnen. Die Grundpflege wird somit zu einem kommunikativen Prozess. 6. Körperschwerkraft erfahren Die eigene Körperschwerkraft zu spüren, erfahren unsere Patienten selten. Aus diesem Grund versuchen wir, ihnen das Gefühl der Schwere des eigenen Körpers zu vermitteln > Die oberen oder unteren Extremitäten werden in Handtücher eingewickelt. >Nachfolgend werden die Arme angehoben und wieder auf das Bett gelegt. > Das Handtuch gibt den Druck der Extremität wieder. > So wird ermöglicht, dass die Körperschwerkraft erlebt werden kann Demenz 7. Über Gleichgewichtsinn kommunizieren Manche unserer Patienten neigen dazu, stereotype, diffuse Kopfbewegungen durchzuführen. Hin- und Herdrehen des Kopfes auf der Unterlage. Dies kann ein mögliches Zeichen von Langeweile und erhöhter Sensibilität sein. Unser Angebot: die Hin- und Herbewegung des Kopfes: > Der Pflegende steht seitlich oder hinter dem Bett oder dem Rollstuhl des Patienten. > Der Kopf des Patienten wird in beide Hände genommen (darauf achten, dass die Finger ineinander greifen und keine Lücken entstehen, da sonst der Patient das Gefühl bekommt, dass der Kopf aus der Hand fällt). >Zu Beginn in kleinen Bewegungen nach links und rechts drehen. > Hierbei auf die Atmung des Patienten achten, sodass ein atemsynchrones Hin- und Herwiegen des Kopfes entsteht. Ziel ist es, unruhige Patienten zu beruhigen, Interesse wecken, Vertrauen aufzubauen, die eigene Entwicklung anregen. 8. Umwelt des Patienten Es gibt verschiedenste Möglichkeiten die Umwelt des Patienten zu gestalten. Die Umweltgestaltung in der Basalen Stimulation bezieht sich auf die eigene Wohnung bzw. das Zimmer in der Wohngemeinschaft. Aus diesem Grund, sollte alles vom Bett aus erkennbar sein. Daher stehen wir in beratender Funktion den Angehörigen bei der Zimmergestaltung zur Seite. Wir achten darauf, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen notwendigen und günstigen Umgebungsreizen herrscht. Die Reize in der Umfeldgestaltung sollten auch nicht zur Gewöhnung führen, um die Anregung des Patienten nicht zu vernachlässigen. Bei der Raumgestaltung sollte grundsätzlich die Frage beantwortet werden »Was nützt dem Patienten?«. Generell ist es wünschenswert, wenn auch Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden. Diese sind zum Beispiel durch einen Vorhang zu realisieren. Es ist auch auf die Position des Bettes achten. Der Patient sollte Personen, die den Raum betreten, vom Bett aus sehen können. André Kaps, Fachbereich Intensivpflege Menschen mit Demenz auf Augenhöhe begegnen Ich heiße Gabriela Prömmel und arbeite seit fünf Jahren bei advita. Meine ersten Erfahrungen mit Menschen mit Demenz machte ich vor 13 Jahren. Ich engagierte mich ehrenamtlich und betreute Menschen mit Demenz in deren Zuhause. Ich war von deren Welt beeindruckt und immer wieder fasziniert. Diese Menschen weckten meine Neugier. Ich erkannte, dass es bei Menschen mit Demenz viel zu entdecken gibt. Die Sehnsucht nach Nähe und Distanz, der Drang nach Bewegung und nach Rückzug, Verzweiflung und Gefühlslosigkeit, Unruhe und Hochspannung … Aus dem Ehrenamt wurde mehr. Anfänglich betreute, pflegte und begleitete ich demente Menschen in einer Wohngemeinschaft. Ich bekam von advita die Möglichkeit, mich auf dem Gebiet Demenz weiterzubilden. Mittlerweile sieht mein Aufgabengebiet anders aus. Jetzt bin ich Leiterin der sozialen Betreuung im Haus Klangwerk in Leipzig, schule für die advita Akademie und bin als Demenzbeauftragte für die Niederlassung Leipzig tätig. Eine Episode während meiner Tätigkeit in der Demenz Wohngemeinschaft In der Wohngemeinschaft gab es eine Dame, die mich in ihrer Art sehr faszinierte. Frau F. war trotz fortgeschrittener Demenz sehr lebendig. Sie war neugierig, stand gern im Mittelpunkt, summte die Melodie, wenn wir sangen und wenn wir erzählten, erzählte sie mit, auf ihre eigene Art und Weise, denn für uns verständliche Worte fand sie keine mehr. Frau F. räumte gern Dinge hin und her, war immer in Bewegung. Selbst dann, als sie nicht mehr allein laufen konnte, signalisierte sie uns ihren Drang nach Bewegung durch Laute, Schnalzen mit der Zunge und Bewegung ihres Oberkörpers. Durch Frau F. verstand ich es, was es heißt, nonverbal zu kommunizieren. Gefühle ließen sich sehr gut in ihrem Gesicht ablesen. Wenn sie mit einer Handlung einverstanden war, unterstrich sie ein leises »Ja« mit einem sanften Nicken des Kopfes. Gab sie keine Erlaubnis, schüttelte sie nur sanft, fast unsichtbar, ihren Kopf. Frau F. wollte laufen. Sie saß in ihrem Sessel und signalisierte ihren Wunsch nach Bewegung. Ich ging zu ihr und kniete mich vor sie. Unsere Blicke trafen sich. So konnte ich sehen, dass sie mich wahrnahm. Auf meine Frage: »Frau F. möchten sie laufen?«, sah sie mich mit großen Augen an. Schließlich »brummelte« sie etwas. Es war kein eindeutiges Signal. Ich fragte erneut: »Laufen?«. Daraufhin reagierte sie mit einem ganz tiefem und entschlossenem »Ja« und unterstrich ihre Antwort mit einem leichten Nicken. Ich stand langsam auf und half ihr behutsam in den Stand. Sie hielt meine Hand und wir liefen langsam durch die WG. Frau F. bestimmte das Tempo, den Weg, wann wir stehen bleiben und wann wir weiter gingen. Schließlich blieben wir an einem Bild, welches im Flur hing, stehen und schauten es uns an. Frau F. brummelte unverständliche Worte und schnalzte ihre Zunge. Etwas schien sie sehr zu beschäftigen. Das Bild, welches wir uns anschauten, war eine Collage mit Fotos von den Bewohnern der Wohngemeinschaft. Ich verstand ihr »Brummeln« so, als wollte sie erzählen, wer auf den Bildern zu sehen war. Also formte ich ihre Äußerungen in Worte um. Wieder schaute sie mich mit großen Augen an und sagte. «Ja, ja!«. Wir standen eine Weile, erzählten und schauten. Eine Kollegin kam vorbei und sprach mich an, ich drehte mich zu ihr um und wir sprachen kurz miteinander. Während diesem kurzen Moment wollte Frau F. weitergehen. Ich hielt sie davon ab, denn schließlich war die Unterhaltung mit der Kollegin noch nicht beendet. Als ich mich Frau F. wieder zuwandte, schaute sie mich an, hob ihren linken Arm und gab mir eine Ohrfeige. Die saß! Sie war total aufgelöst. Ihre Stimme wurde lauter und sie lief auf der Stelle. Ich war total erschrocken. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich war so erschrocken, entsetzt, verletzt und auch enttäuscht. Eigentlich wollte ich meinen Gefühlen eine Stimme geben, aber im gleichen Moment waren diese Gefühle auch wieder aufgehoben. Mir war irgendwie bewusst, dass ich falsch gehandelt hatte. 15 16 Demenz 17 erweisen bedeutet, deren Gefühlswelten zu erkennen, zu achten und zu akzeptieren. Würde erweisen heißt auch, die besonderen Bewältigungsstrategien zu erkennen und zu berücksichtigen. Würde hat viel mit Ernstnehmen und Echtheit, mit »AufGleicher-Höhe-Sein« zu tun. Wenn wir uns fragen, was für uns wichtig und richtig ist, was wir uns wünschen, wie möchten wir angesprochen werden, wie möchten wir BERÜHRT werden, bekommen wir schnell eine Antwort: »Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andern zu.« Ich entschuldigte mich bei Frau F. für mein Handeln. Meine Entschuldigung beruhigte sie. Ich umarmte Frau F. und hielt sie eine Weile in meinen Armen, bis sie wieder ganz zur Ruhe kam. Erst dann konnten wir unseren »Spaziergang« fortsetzen. Was war passiert, was hatte ich übersehen? Frau F. fühlte sich ab einem gewissen Punkt von mir nicht wertgeschätzt und geachtet. Zwei wichtige Punkte hatte ich missachtet. Erstens meine uneingeschränkte Zuwendung, die ich unterbrach durch die Unterhaltung mit der Kollegin. Zweitens meine Aufmerksamkeit. Frau F. wollte weiterlaufen. Obwohl sie es signalisierte und ich es auch erkannte, hinderte ich sie am Weiterlaufen und bat um Geduld. Frau F. fühlte sich mit Sicherheit in ihrer Würde verletzt. Ich bin ihrem Bedürfnis und Wunsch nicht nachgegangen. Frau F. reagierte in ihrer einzig möglichen Art, indem sie mir eine Ohrfeige gab. Demente Menschen kennen kein später oder dann, kennen keine Zukunft. Sie leben in der Gegenwart. Also im JETZT. Demente Menschen sind sehr feinfühlig. Sie spüren sehr deutlich, ob ihnen mit Würde und Wertschätzung begegnet wird oder nicht. Die Würde, den Menschen zu achten, zu unterstützen und immer wieder zu stärken, ist ein roter Faden, der sich durch jede Begegnung und Begleitung mit dementiell veränderten Menschen hindurchziehen muss, der in jeder konkreten Tätigkeit Geltung verdient. Würde erweisen beginnt, indem wir den dementiell veränderten Menschen Beachtung schenken, innehalten und ihm zuhören, auf Augenhöhe begegnen und ihn als gleichwertig wahrnehmen. Würde Was brauchen Menschen mit Demenz Dementielle Menschen brauchen empathische Pflege – Pflegende, die bereit sind, sich auf dieses Krankheitsbild einzulassen. Die einfühlsam, aufmerksam, neugierig, achtsam, wertschätzend sind, zuhören können, sich Zeit nehmen, kreativ und reflektierend arbeiten, die ihnen ein ressourcenorientiertes, angstfreies, normales und wertfreies Leben gestalten. Pflegende, welche die wichtigsten psychischen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz (vgl. Kitwood 2008, S.121 ff. ) erfüllen, beachten: > Das Bedürfnis nach Trost, Zärtlichkeit und Nähe gibt Wärme und Stärke. > Die Bindung gibt ihnen Sicherheit im unendlichen Meer der Unsicherheiten. > Die Identität, zu wissen, wer man ist. > Die Beschäftigung, die Fähigkeiten nutzen um sich selbst zu erfahren und zu bestätigen. > Die Einbeziehung, ein Teil der Gruppe zu sein. Die Grenzen dieser fünf Bedürfnisse gehen fließend ineinander über. Bei der Arbeit mit den Menschen mit Demenz ist die Haltung und Einstellung der Pflegenden sehr wesentlich. Sie ist wichtiger als die pflegerische Leistung selbst. Ist die Haltung und Einstellung dem Menschen zugewandt, kann Pflege und Begleitung gelingen. Menschen mit Demenz fühlen sich verstanden, angenommen und aufgehoben. Eine kleine Reise in die Gefühlswelt dementer Menschen Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sitzen in einem Zug, machen es sich bequem, denn Sie werden einige Stunden unterwegs sein. Irgendwann schlafen Sie aber ein. Sie schlafen tief und fest und bemerken nicht, dass der Zug längst Ihren Zielbahnhof passiert und Sie eigentlich hätten aussteigen müssen. Sie schlafen. Plötzlich wachen Sie auf. Sie bemerken, dass etwas nicht stimmt. Draußen ist es dunkel, neblig und regnerisch. Viele grelle Lichter sind zu sehen und einige blenden Sie und Sie müssen immer wieder die Augen zukneifen. Der Zug fährt gerade einen Bahnhof an. Sie werden nervös. Alles erscheint Ihnen fremd. Hastig packen sie Ihre Sachen zusammen, hören nicht auf die Ansagen im Zug, stürmen aus dem Zug. Sie werden panisch, Sie wissen nicht, wo Sie sind und laufen aufgeregt hin und her. Sie nehmen wie durch einen Nebel viele Stimmen wahr und sehen viele Gesichter, aber keines bleibt klar vor Ihnen stehen. Ihr Atem ist schnell, Ihre Bewegungen sind hastig und kantig. Sie fragen vorbeikommende Menschen, wo Sie sind, aber niemand kann Sie verstehen. Alle schauen Sie an und gehen weiter, nur wenige antworten Ihnen. Diese sprechen aber irgendwie eine andere Sprache. Sie hören nur dumpfe, verzerrte Laute. Die Informationstafeln können Sie nicht lesen, Ihr Blick findet keinen Halt. Die Buchstaben fliegen vorbei. Alles wirkt düster und grau, manchmal blendet Sie ein grelles Licht ... Alles ist so fremd ... Eine Bank ... Erschöpft setzten Sie sich und ... Können Sie sich einfühlen? Gabriela Prömmel, Leiterin der sozialen Betreuung im Haus Klangwerk in Leipzig, Demenzbeauftragte 18 Guten Appetit! Freude am gesunden Essen Deutsches Kaiserreich bis Weimarer Republik (1900–1933) Die Geschichte der Ernährung – Teil 1 1900 1914 1920 1929 1900 In der Novemberausgabe 2015 des advita Journals gab es zunächst einen Einblick in die grobe Entwicklung der Ernährungstrends. In dieser Ausgabe starten wir eine kleine Zeitreise in Form einer Trilogie. Dabei werden die letzten 116 Jahre beleuchtet und hoffentlich auch so manche Hintergründe dargelegt. Also, anschnallen und los geht’s! Während der Industrialisierung stieg die verarbeitende Produktion im deutschen Kaiserreich um das sechsfache. Die Entwicklung vom Agrarstaat zum produzierenden Land ging also sehr schnell vonstatten. Immer mehr Frauen suchten sich aufgrund steigender Lebenshaltungskosten eine Erwerbstätigkeit. So stiegen zum Beispiel die Lebensmittelkosten innerhalb von n um ein Drittel. Dies hatte zur Folge, dass die klassische Rollenverteilung bald nicht mehr möglich war. Die frische, stundenlang selbstgekochte Hausmannskost war aus finanziellen und zeitlichen Gründen kaum noch realisierbar. Es mussten also Innovationen her, welche es ermöglichten die Familie mit knappen Ressourcen gesund und kräftig zu erhalten. Die Lebensmittelindustrie, welche ebenfalls von der Konjunktur profitierte, begegnete den veränderten Ansprüchen mit den ersten Fertigprodukten wie Erbswurst (Trockenprodukt, welches mit Wasser aufgekocht wird, wodurch eine sämige Erbsensuppe entsteht), Tütensuppen oder Brühwür- feln. Die Kunst der Konservierung wurde auch in Haushalten populär. Obst, Gemüse und Fleisch konnten nun selber durch Einmachen haltbar gemacht werden. Dies war zu der damaligen Zeit ein großer Schritt in Richtung Versorgungssicherung, denn Kühlschränke wurden erst später erfunden und der Einzug in die Haushalte verzögerte sich auch nochmal um einige Jahre. Die wirtschaftliche Entwicklung sorgte für ein Bevölkerungswachstum in den Städten, während in ländlichen Regionen immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Um die Versorgung sicherzustellen, war ein Ausbau der Infrastruktur notwendig. So kam es, dass die Eisenbahn zum wichtigen Bestandteil der Versorgung wurde und die Grenzen der Regionalität sich ausweiteten. Mit Beginn des ersten Weltkrieges im Jahr 1914, begann eine jahrelange Unterversorgung in weiten Bevölkerungsteilen. Die eh schon knappen Ressourcen müssen nach Notwendigkeit und Möglichkeit verteilt werden. So kam es zu einer staatlichen Rationierung, welche oftmals zu Lasten der weniger Wohlhabenden ging. Bereits ein Jahr nach Kriegsbeginn kam es zu Hungerkrawallen. Der Schwarzmarkt boomte, die dort vorherrschenden hohen Preise waren allerdings kaum erschwinglich, so dass hier vor allem die Kriminalität florierte. Nur mit viel Kreativität und Geschick konnte die Familie versorgt werden. Als bewährte Streckzutaten haben sich Kohl und Steckrüben etabliert. Aber auch Eicheln, Stroh und Wurzeln wurden eingesetzt, die Hauptsache war das überleben. Bis 1918 sind schätzungsweise über 700.000 Menschen kriegsbedingt an Hunger und Unterernährung gestorben. Der Unmut der deutschen Bevölkerung gegenüber dem Staat sowie der Monarchie, führte zur Ausrufung der Republik, auch als Weimarer Republik bekannt. Der Anfang war schwer: Die Nachkriegszeit war überall spürbar, Krankheiten und Hunger griffen um sich. Die noch junge Republik sah sich von Beginn an rechten und linken Extremisten ausgesetzt, welche diese Staatsform für unzumutbar hielten. Hohe Reparationszahlungen verzögerten den wirtschaftlichen Aufschwung, woraus zahlreiche gewaltsame Aufstände und Putsche resultierten. In Zeiten größter Inflation kostet ein Kilo Kartoffeln 90 Milliarden Reichsmark, ein Ei sogar 320 Milliarden. Erst ab 1924 begannen die »Goldenen Zwanziger«, eine legendäre Zeit in der wohlhabende Menschen – insbesondere in den Städten – in Saus und Braus leben konnten. Ob Kino, Revuen, Tanztees oder Sportveranstaltungen, alles was Spaß macht, wurde gelebt! Mit dem Wirtschaftsboom stieg auch die Vielfalt in der Ernäh- rung. Endlich konnten wieder Lebensmittel importiert werden, kaum jemand musste noch Hunger leiden. Vor allem tierische Produkte kamen wieder vermehrt auf den Tisch und auch der Alkohol wurde gesellschaftsfähig. Insbesondere Champagner und Absinth gehörten zu den ultimativen PartyGetränken, welche man sich von der französischen Bohème abgeschaut hat. Das ausschweifende und kulturträchtige Leben dauerte leider nur fünf Jahre an. Ende des Jahres 1929 kam der »schwarze Freitag«, der Zusammenbruch der New Yorker Börse, welcher die Weltwirtschaftskrise nach sich zog. Innerhalb von nur drei Jahren stieg die Arbeitslosenzahl von 1,3 auf 6 Millionen an (zum Vergleich: Aktuell sind es in Deutschland ca. 2,6 Millionen). Diese erneute Erbitterung gegenüber der Politik zog Konsequenzen nach sich: Die rechtsextremistische Partei NSDAP konnte mit ihren propagandistischen Parolen viele Wähler auf ihre Seite ziehen und übernahm im Jahr 1933 die Regierung. In der nächsten Ausgabe des advita Journals wird die Zeit des Nationalsozialismus sowie der Nachkriegszeit (1933–1959) behandelt. Allen Lesern einen angenehmen März! Ihre Juliane Wonschik, Fachbereich Ernährung 19 Entwickeln Sie sich weiter. Für unsere neue Niederlassung advita Haus Matthiasgärten suchen wir zum 01.06.2016 eine Pflegedienstleitung (m/w) in Berlin-Friedrichshain Im Herbst 2016 eröffnen wir ein weiteres Objekt in Berlin. Ausgestattet mit 48 Servicewohnungen, großen Gesellschaftsräumen, Dachterrasse und einer Tagespflege mit eigener Küche, bietet unser neuestes advita Haus unseren Kunden viel Raum für ein selbstbestimmtes Leben. Als Gastgeber/-in aus Leidenschaft überzeugen Sie durch Ihr Auftreten und Ihre Persönlichkeit. Sie sind ein Verkaufstalent und verstehen es Kunden zu begeistern. Ein sensibler Umgang mit Menschen, hohe Flexibilität, überlegtes Handeln auch in Stresssituationen und ein offenes Ohr für die Mitarbeiter Ihres Teams sind Garant dafür, dass Sie gemeinsam die Ihnen gesetzten Ziele erreichen. Sie verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Alten- oder Krankenpflege sowie eine abgeschlossene Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Erfahrungen als Führungskraft und kaufmännische Kenntnisse sind weitere wichtige Voraussetzungen für diese Position. Das können Sie von uns erwarten >Positives Arbeitsklima in einem wachsenden Unternehmen >attraktives Vergütungs- und Leistungspaket >einen eigenen Dienstwagen, auch für die private Nutzung >arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge >unbefristeter Arbeitsvertrag >flexibles Arbeitszeitmodell >zahlreiche Fort- und Weiterbildungen innerhalb der Arbeitszeit in unserer eigenen advita Akademie >entbürokratisierte Dokumentation und ein etabliertes QM-System >eine abwechslungsreiche, eigenverantwortliche Aufgabe mit Entwicklungspotenzial Wenn Sie gerne mitgestalten und auch Verantwortung übernehmen möchten, dann freuen wir uns über Ihre aussagekräftige Bewerbung. Werden Sie Teil unseres Teams und senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen an [email protected]. Bei Fragen steht Ihnen die Personalabteilung unter 030 437273130 gerne zur Verfügung. Wir freuen uns auf Sie.