Werte im Won Buddhismus Welche Werte vermitteln wir unseren

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Werte im Won Buddhismus Welche Werte vermitteln wir unseren
Werte im Won Buddhismus
Welche Werte vermitteln wir unseren Kindern?
Wir besuchten den Gjomu (=Priester, Lehrer) Bop-U Stabnau, seine Frau Song-Chon und den
Gjomu Lee Yun-Dok, im Gebetsraum des Won-Buddhistischen Tempels in Regensburg.
RE: Die wenigsten unserer Leser werden sich unter dem Begriff Won-Buddhismus etwas
vorstellen können. Würden Sie uns etwas über seine Herkunft und die zentralen Themen sagen?
Gjomu Stabnau: Wir berufen uns auf die Lehre des Meisters Sotaesan, der von 1891 bis 1943 in
Korea wirkte. In deutscher Sprache sind seine Schriften unter dem Titel „Die Lehrschriften des
Won-Buddhismus“ nachzulesen. Die Aussagen von Meister Sotaesan basieren auf den Lehren
des historischen Buddhas, darauf aufbauend hat uns Meister Sotaesan mit seinem Buch
praxisnahe und verständliche Handlungsanweisungen gegeben, die besonders für unsere
zahlreichen sozialen Projekte im Bereich Erziehung, Ausbildung, Behindertenbetreuung und
ähnlichem wichtig sind.
Wie alle Religionen vermittelt der Won-Buddhismus die Fähigkeit zum guten Handeln und Denken,
aber bei uns geschieht dies nicht unter einem religiösen Zwang. Kinder, die unsere Schulen und
Kindergärten besuchen, müssen nicht zwangsläufig unseren Glauben praktizieren. Menschen, die
in unserem Tempel beten, können auch den Gottesdienst einer anderen Konfession besuchen.
Besonders wichtig ist uns, dass Religion befreit und keine Angst macht.
RE: Können Sie uns Beispiele geben für die Handlungsanweisungen zur Kindererziehung?
Gjomu Lee, Frau Stabnau: "Der Meister beschreibt die vier Werkzeuge der Erziehung:
Das Herz, in dem man einen Ort des Glaubens errichtet und die Kinder durch ein aufrichtiges,
gutherziges und ausgeglichenes Gemüt dazu bringt, sich dieses Gemüt zum Vorbild zu nehmen.
Die Handlung, bei der zunächst das eigene Tun und Handeln den richtigen Regeln folgt, auf dass
die Kinder sich von selbst an diesem Handeln orientieren.
Die Worte – damit ist gemeint, dass man durch häufiges Erzählen von den Taten Buddhas und
Bodhisatvas, der Heiligen und Weisen erreicht, dass die Kinder diese in Erinnerung behalten und
sie mit den universalen Prinzipien vertraut gemacht werden.
Die Strenge: Die Methode der autoritären Erziehung wird in unausweichlichen Fällen angewandt,
wenn die Kinder noch unreif sind, sie sollte jedoch nicht zu oft benutzt werden. Im deutschen
Sprachgebrauch wird häufig auch der Begriff des „Grenzen-Setzen“ gebraucht.
Ein weiteres Beispiel für die Handlungsanweisungen des Meisters sind: „Sprache und Handlung
müssen ernsthaft und würdevoll sein, denn wenn die Kinder ihre Eltern als schwächlich empfinden,
kann man sie nicht zu angemessenem Gehorsam erziehen.“
“Man muss die Kinder mit Liebe und Zuwendung behandeln, denn wenn man ihnen nur Strenge
zeigt und keine Liebe vermitteln kann, kann man sie nicht wirklich mit dem Herzen erreichen.“
Gjomu Stabnau: "Um noch einmal auf den Begriff der „Strenge“ zurück zu kommen – liebevolle
Strenge zeigt dem Kind: Ich habe Interesse an Dir. Fehlt diese und begegnen wir den Kindern mit
einer Botschaft des 'Lass doch, mach doch', dann müssen wir uns auch nicht wundern, wenn sich
unsere Kinder auch für uns nicht mehr interessieren und die Achtung vor uns verlieren.
RE: Gjomu Lee, Sie haben unter anderem in Korea als Seelsorger in einer Jugendstrafanstalt
gearbeitet und eine Schule für „Schwererziehbare Kinder und Jugendliche“ gegründet. Was sollte
man Kindern aus Ihrer Sicht besonders vermitteln?
Gjomu Lee Yun-Dok, Frau Stabnau: "Vor allem im Kindergarten ist es wichtig, den Kindern zwei
Dinge nahe zu bringen: Selbstvertrauen und Selbstverantwortung. Wenn der Erzieher eine Frage
stellt, dann darf jedes Kind sprechen und dann sollte es auch keine einzig richtigen und einzig
falschen Antworten geben. Auch sollten Kinder lernen, Fehler dankbar anzunehmen anstatt sich
schlecht zu fühlen. Jeder Fehler hilft uns, zu wachsen. Auf diese Weise ist es auch leichter,
Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen."
RE: Welchen Rat geben Sie Eltern, wenn Sie mit ihren Kindern überfordert sind?
Gjomu Stabnau: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Kinder immer die Spiegel ihrer
Eltern sind. Das ist eigentlich ganz einfach, wird aber allzu häufig vergessen. Wenn nun die Eltern
sich beispielsweise wenig Wertschätzung entgegenbringen, entweder sich selbst oder dem eren
gegenüber, kann man auch von den Kindern kein besseres Verhalten erwarten.
Ich möchte den Eltern auch immer wieder in Erinnerung rufen, dass nicht nur das Kind, das sie
selbst gezeugt und geboren haben auf der Welt ist. Wir leben in einem Netzwerk und müssen
lernen, mehr Rücksicht auf unser Gegenüber zu nehmen. Der buddhistische Gedanke ist ein
Netzwerkgedanke. So entsteht eine Gnadenbeziehung, die ihre Wirkung nicht nur innerhalb der
Familie entfaltet, sondern auch in Kindergärten, Schulen und Firmen. So ist im Won-Buddhismus
ein wesentlicher Teil der Erziehung das „MaUm-Gongbu“. Das ist ein Training seines eigenen
Innersten und somit eine Selbstfindung, aus der heraus man wahrhaft und authentisch lebt und
wirkt. Dieses Training wird in Korea in allen Alters- und Gesellschaftsschichten praktiziert und, so
glaube ich, wäre es für Eltern und Kinder in diesem Land auch sehr zuträglich. Zumindest wäre es
einen Versuch wert, denn wir haben sehr viele positive Erfahrungen damit gemacht.
Und ein weiterer Aspekt ist, dass es zu viele Eltern gibt, die sich selbst zu wenig Wertschätzung
entgegenbringen. Auch das durchschauen Kinder sehr schnell und ahmen dieses Verhalten im
Alltag nach.
Frau Stabnau: Ein sehr tröstlicher Gedanke für Erzieher und Eltern, der aus unserer Religion
hervorgeht, ist der, dass wir das Kind, wie auch alle und alles Andere mit einer ursprünglichen
Buddhanatur ausgestattet sehen, die sich immerfort ändert.
Gjomu Stabnau: Das gilt eben nicht nur für Kinder und so entlasse ich meine Mitbrüder und
Mitschwestern am Ende eines Treffens immer mit den Worten: Bleibt wie Ihr seid und ändert Euch
weiter!“
Was ist Karma:
*)Sollte man auf das Karma eingehen, also die Frage -anders als bei den bisher vorgestellten
Religionen, bringen ja auch die ganz kleinen Kinder aus den vorherigen Leben ein karma mit das
das nun beginnende Leben mit beeinflußt....
Karma ist nicht mehr als ein feststehendes Prinzip mit einer Variablen: URSACHE -> selbst
geschaffene Bedingungen -> WIRKUNG. Und selbstverständlich wird das gesamte Leben
(nicht nur das eigene) davon beeinflusst. Was sollte das umfassende Ziel unserer Kindererziehung
letztendlich sein.?
u.A. sollte man versuchen sie zu Menschen, die die universellen Prinzipien verstehen, achten,
ehren und einhalten, erziehen. Aber auch oftmals können Eltern, ohne dabei ihre „Rolle „ zu
verlassen, von den Kindern sehr viel lernen.