Magengeschwüre beim Pferd

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Magengeschwüre beim Pferd
Magengeschwüre beim Pferd
Dr. Nadine Richter, Dr. Ulrich Püllen, Pferdeklinik Dallgow
Magengeschwüre (EGUS = Equine Gastric
Ulcer Syndrome) stellen die häufigste Erkrankung des Magens beim Fohlen und beim
Pferd dar. Die Hauptursache ist vermutlich die
kontinuierliche Sekretion von Magensäure,
die unabhängig von der Nahrungsaufnahme
ist. Weitere relevante Risokofaktoren können
sein genetisch bedingte Disposition, Folgen
medikamentöser Behandlung (z.B. Langzeitbehandlung mit Kortikosteroiden), Stressfaktoren (Training, ungewohnter Transport,
Rennbelastung), nutritive Stressoren (Hungerphasen, einseitige Fütterung), intestinale
Koliken, Infektionen oder Parasiten (Magendasseln, Rollschwänze).
dige Nüchternzeit aus. In einigen Fällen ist
auch der Wasserentzug eine Stunde vor der
Untersuchung notwendig, um einen besseren
Einblick zu gewinnen und den Eingang zum
Pylorus zu erleichtern. Bei Fohlen ist je nach
Alter meistens kein Hungern vor der Gastroskopie notwendig.
gewichts täglich Raufutter gefüttert werden.
Wenn Kraftfutter unbedingt notwendig ist,
sollten nicht mehr als 1 g/kg KGW/Mahlzeit
bzw. 2 g/kg KGW/Tag verabreicht werden. Als
Alternative empfiehlt sich die Aufteilung der
Kraftfutterration in mehrere kleinere, dafür
aber häufigere (alle 4–6 Stunden) Portionen.
Zusätzlich ist täglicher Auslauf bzw. Weidegang
eine gute Möglichkeit, die kontinuierliche Raufutteraufnahme zu verbessern und den Stress
zu reduzieren. Jedoch darf der mögliche soziale Stress in der Herdenhaltung nicht unterschätzt werden.
Symptome
Die klinischen Symptome von Magengeschwüren können sehr unterschiedlich sein oder
auch ausbleiben. Die häufigsten Symptome
sind Fressunlust bzw. langsames Fressen von
Kraftfutter sowie ein schlechter Ernährungszustand oder rezidivierende Koliken. Auch ein
schlechtes Allgemeinbefinden, chronische Diarrhoe (Durchfall), Abmagerung, verminderte
Leistungsbereitschaft kommen als Symptomatik in Frage.
Die einzige sichere Methode zur Feststellung
von Magengeschwüren am lebenden Pferd ist
die Gastroskopie. Dabei muss das erwachsene Pferd, abhängig von der Fütterung, bis zu
24 Stunden nüchtern sein, damit der gesamte
Magen untersucht werden kann. Bei einem
hohen Anteil an Raufutter in der Ration muss
eine längere Nüchternzeit gewählt werden, bei
Rennpferden reicht dagegen oft eine 6–8-stün-
Therapie
Die Ziele der Therapie sind:
• Besserung der klinischen Symptomatik
• Abheilung der Ulzerationen
• Vermeidung von Rezidiven
Es gibt mehrere therapeutische Ansätze in
der Veterinärmedizin. Am häufigsten kommen Säureblocker, wie der Wirkstoff Omeprazol zum Einsatz. Weiterhin kann man die
Magensäure neutralisieren durch orale Gabe
von Antazida oder schleimhautschützende
Medikamente (z.B. Pronutrim) als Prophylaxe
einsetzen.
Besonders wichtig bei der Therapie und Prophylaxe von Magengeschwüren ist die Raufuttergabe. Dabei sollte mind. 1–2 % des Körper-
Der Komplex EGUS ist eine häufige Erkrankung bei Pferden, die nicht nur Hochleistungspferden betrifft. Die klinischen Symptome sind
vielfältig und können individuell sehr unterschiedlich sein. Eine sichere Diagnose kann
nur mittels Gastroskopie gestellt werden. Das
Medikament der Wahl ist Omeprazol, die Therapie sollte über ca. 3–4 Wochen durchgeführt
werden und muss ggf. angepasst bzw. ergänzt
werden.
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