Spiegelbildliche Mitbewegungen
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Spiegelbildliche Mitbewegungen
Aus der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Universität München Direktor: Prof. Dr. Th. Brandt Spiegelbildliche Mitbewegungen: Phänomenologie und kortikale Mechanismen als Habilitationsschrift zur Erlangung des akademischen Grades eines habilitierten Doktors der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München vorgelegt von Dr. med. Adrian Danek (1997) 2 Meiner Familie 3 INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 6 1.1 VARIANTEN VON SPIEGELBEWEGUNGEN ...................................................................................................................6 1.2 DIE HYPOTHESE DER BEIDSEITIGEN MOTORISCHEN REPRÄSENTATION IM GEHIRN ........................................7 1.3 M ETHODEN ZUR UNTERSUCHUNG DER M OTORIK UND IHRER KORTIKALEN M ECHANISMEN .....................10 1.4 HINWEISE FÜR BILATERALE MOTORISCHE REPRÄSENTATION BEI SPIEGELBEWEGUNGEN ..........................13 2 ZIEL UND FRAGESTELLUNGEN DER ARBEIT 16 3 METHODIK 18 3.1 KLINISCHE VERFAHREN ...............................................................................................................................................18 3.2 BIMANUELLE UNTERSUCHUNG DER FINGERKRÄFTE IM PRÄZISIONSGRIFF .......................................................20 3.2.1 Apparative Voraussetzungen........................................................................................................................... 20 3.2.2 Aufgabenstellung ............................................................................................................................................... 21 3.2.3 Auswertung der Daten....................................................................................................................................... 24 3.3 UNTERSUCHUNG KORTIKOSPINALER VERBINDUNGEN ..........................................................................................26 3.3.1 Technik der transkraniellen elektromagnetischen Stimulation ............................................................... 26 3.3.2 Kartierung des kortikalen Handareals ......................................................................................................... 27 3.3.3 Kortikomotorische Latenz zum Thenar.......................................................................................................... 31 3.4 UNTERSUCHUNG KORTIKALER MOTORISCHER A KTIVITÄT .................................................................................31 3.4.1 Bewegungs-korrelierte kortikale Potentiale................................................................................................ 31 3.4.2 Funktionelle Kernspintomographie............................................................................................................... 32 3.4.3 Aktivierungsstudien mit Positronenemissionstomographie ...................................................................... 33 4 BEFUNDE BEI GESUNDEN ERWACHSENEN 34 4.1 KLINISCHE BEFUNDE....................................................................................................................................................34 4.2 BIMANUELLE KRAFTANALYSE IM PRÄZISIONSGRIFF.............................................................................................35 4.3 TRANSKRANIELLE ELEKTROMAGNETISCHE STIMULATION ................................................................................39 4.3.1 Lage des Handareals......................................................................................................................................... 39 4.3.2 Kortikomotorische Latenz zum Thenar.......................................................................................................... 41 4.3.3 Ipsilaterale Reizantworten im Thenar............................................................................................................ 41 4 5 BEFUNDE BEI PERSISTIERENDEN SPIEGELBEWEGUNGEN 43 5.1 PATIENTEN ....................................................................................................................................................................44 5.1.1 Autosomal-dominant vererbte Spiegelbewegungen.................................................................................... 44 5.1.2 Neurogenetische Syndrome mit Spiegelbewegungen ................................................................................. 50 5.2 BIMANUELLE KRAFTANALYSE IM PRÄZISIONSGRIFF.............................................................................................60 5.3 TRANSKRANIELLE ELEKTROMAGNETISCHE STIMULATION ................................................................................63 6 BEFUNDE BEI ZENTRALEN PARESEN 70 6.1 KLINISCHE BEFUNDE....................................................................................................................................................70 6.2 BIMANUELLE KRAFTANALYSE IM PRÄZISIONSGRIFF.............................................................................................70 6.3 TRANSKRANIELLE ELEKTROMAGNETISCHE STIMULATION ................................................................................74 7 KORTIKALE AKTIVITÄT WÄHREND EINSEITIGER WILLKÜRBEWEGUNGEN BEI GESUNDEN PROBANDEN UND PATIENTEN MIT PERSISTIERENDEN SPIEGELBEWEGUNGEN 79 7.1 BEWEGUNGS-KORRELIERTE KORTIKALE POTENTIALE ........................................................................................79 7.2 FUNKTIONELLE KERNSPINTOMOGRAPHIE ..............................................................................................................82 7.3 A KTIVIERUNGSSTUDIEN MIT POSITRONENEMISSIONSTOMOGRAPHIE ...............................................................84 8 DISKUSSION 85 8.1 PHÄNOMENOLOGIE VON SPIEGELBEWEGUNGEN ....................................................................................................85 8.2 ZUR HYPOTHESE DER BILATERALEN MOTORISCHEN REPRÄSENTATION BEI ZENTRALEN PARESEN .........87 8.3 M ECHANISMEN VON SPIEGELBEWEGUNGEN ...........................................................................................................88 8.3.1 Zur Rolle des Balkens........................................................................................................................................ 89 8.3.2 Ipsilaterale kortikospinale Bahnen ............................................................................................................... 91 8.3.3 Molekulare Grundlagen von persistierenden Spiegelbewegungen......................................................... 92 8.3.4 Abnorme Leitungsbahnen bei persistierenden Spiegelbewegungen ....................................................... 95 9 ZUSAMMENFASSUNG DER WESENTLICHEN BEFUNDE 97 10 TABELLARISCHER ANHANG 99 11 LITERATURVERZEICHNIS 112 12 DANKSAGUNGEN 118 5 1 EINLEITUNG 1.1 Varianten von Spiegelbewegungen Auf Mitbewegungen wird bei der klinisch-neurologischen Untersuchung meist mit der Frage nach dem Vorliegen eines Parkinson-Syndroms geachtet. Hier ist die Verminderung des normalen Mitschwingens der Arme während des Gehens charakteristisch. Beispiele für pathologische Mitbewegungen sind die Synkinesien nach peripherer Fazialisparese oder die Massenbewegungen bei Hemiparese. Unwillkürliche Bewegungen, die in homologen Muskeln der Gegenseite während einseitiger Willkürbewegungen auftreten, werden als "spiegelbildliche Mitbewegungen" oder "Spiegelbewegungen" besonders herausgestellt. Als neurologischer Befund wurde diese Art der Mitbewegungen erstmals bei Patienten mit Hemiparese beachtet [167]. Zugleich wurde ihr Vorkommen aber auch bei Gesunden beschrieben und darauf hingewiesen, daß Spiegelbewegungen bei Kindern deutlicher ausgeprägt sind und mit steigendem Lebensalter abnehmen [167]. Über diese drei Formen hinaus (Spiegelbewegungen bei Hemiparese, bei gesunden Erwachsenen und bei gesunden Kindern) wurde eine weitere, seltene Art des Phänomens unter der Bezeichnung "persistierende Spiegelbewegungen" oder "kongenitale Spiegelbewegungen" berichtet [128,141]. Sie tritt entweder isoliert (ohne weitere neurologische Befunde, aber oft familiär mit autosomaldominantem Erbgang [129]) oder im Rahmen neurogenetischer Syndrome auf. Ihre Bezeichnung beruht auf der Hypothese einer "Persistenz des primären Zustandes, der unter gewöhnlichen Verhältnissen beim Erwachsenen unterdrückt wird" [44]. Diese sehr deutlich ausgeprägten Spiegelbewegungen bei sonst neurologisch gesunden Erwachsenen wurden erstmals von THOMAYER berichtet [155]. Persistierende Spiegelbewegungen wurden später in Assoziation mit dem Klippel-Feil-Syndrom der zervikalen Blockwirbelbildung [10,170] und als Symptom des Kallmann-Syndroms (hypogonadotroper Hypogonadismus und Hyposmie) beschrieben [84,110]. Die Bewegungsstörung der Patienten kommt gut in der älteren Fallschilderung eines Matrosen zum Ausdruck, der nicht auf Schiffstauen klettern konnte [22]. Seilklettern erfordert gegenläufige Bewegungen der Hände: dabei wird immer eine Hand geöffnet, während die andere zupackt. Dieser Ablauf ist bei Spiegelbewegungen unmöglich: bei Bewegungen einer Hand treten unwillkürlich gleichläufige Mitbewegungen der Gegenseite auf. 6 Spiegelbewegungen sind distal, vor allem an den Fingern, besonders ausgeprägt. Sie sollen auch bei gesunden Erwachsenen erhebliche Konsequenzen haben. Plakativ wird auf den PolizeiAlltag verwiesen: "Erinnert sei an den nicht seltenen Fall, daß beim Einsatz im Rahmen einer "Wohnungsstürmung" mit der linken Hand die Türklinke heruntergedrückt werden muß, während in der rechten die Pistole gehalten wird. Kommt es zu einer Spiegelung der Greifbewegungen von der linken Hand in die rechte, so kann sich ein Schuß ... lösen, dies umso mehr, wenn die Tür mit großem Krafteinsatz aufgerissen werden soll." [101]. Da genauere Angaben fehlen, erscheint es trotz der suggestiven Behauptung nicht sicher, ob sich Situationen wie die geschilderte tatsächlich ereignen. Elektromyographische Untersuchungen bestätigen aber das Auftreten von Spiegelaktivität bei gesunden Erwachsenen. Diese Studien haben auch gezeigt, daß ihre Ausprägung mit zunehmender willkürlicher Kraftausübung zunimmt [40,60,72]. Bei Spiegelbewegungen als Symptom einer klinisch-neurologischen Untersuchung fällt es somit nicht leicht, zwischen einem pathologischen Befund und einem Normalbefund zu differenzieren. Zu fragen ist, ob die Spiegelbewegungen bei Hemiparese und bei der persistierenden Form tatsächlich scharf von den Beobachtungen bei gesunden Erwachsenen abgrenzbar sind. Unterschiede könnten in der Phänomenologie der Bewegungsmuster bestehen oder in den zugrundeliegenden Mechanismen. 1.2 Die Hypothese der beidseitigen motorischen Repräsentation im Gehirn Seit den Beobachtungen von Spiegelbewegungen bei hemiparetischen Patienten wird über eine motorische Repräsentation beider Körperhälften in einer Gehirnhemisphäre spekuliert. Man vermutete eine Weiterleitung von Impulsen der auf einer Seite intakt gebliebenen Hirnrinde auf motorische Zentren sowohl der gleichen als auch der gegenüberliegenden Hirnhälfte als Grundlage der beidseitigen Bewegungen [167]. Wegen der Abnahme von Spiegelbewegungen im Laufe der normalen motorischen Entwicklung wurde eine "ursprüngliche Bilateralität aller Impulse im Zentralorgan" [35] oder ein "Primärzustand der Doppelseitigkeit" [44] postuliert. Das Konzept der bilateralen motorischen Repräsentation [18,78,167,173] wird herangezogen, um zu erklären, daß zentrale Paresen, die sich nach einer ersten Schädigung des Gehirns zurückgebildet hatten, nach einer Schädigung der anfänglich verschonten Gegenseite erneut auftraten [43,97]. Analoge 7 Beobachtungen wurden an Aphasie-Patienten gemacht [9], wo in einigen Fällen die beidseitige Sprachrepräsentation auch mit modernen bildgebenden Verfahren belegt werden konnte [165]. Die eigene Beobachtung eines Patienten mit zentraler Parese bei Hirninfarkt, der eine fast vollständige Funktionsrestitution zeigte, gab den Anlaß zu den vorliegenden Untersuchungen. Das anfängliche klinische Bild des Patienten entsprach dem Syndrom des "pure motor stroke". Ursache war ein kleiner, vermutlich kardial-embolisch bedingter Infarkt im hinteren Schenkel der inneren Kapsel, der die an dieser Stelle [132] passierende Pyramidenbahn "strategisch" unterbrochen hatte. ♦ CVI01: Der bisher gesunde Maurer hatte im Alter von 19 Jahren eine akute Hemiplegie rechts erlitten, initial schweres Defizit mit fehlender Willkürmotorik der rechten Seite. Bei regelmäßigen, videographisch dokumentierten Verlaufsuntersuchungen konnte eine praktisch vollständige Erholung beobachtet werden. Anläßlich der letzten Nachuntersuchung, 6 1/2 Jahre nach dem Infarkt, berichtete er lediglich von einem leichten Unterschied der Beinumfänge und einer Krallenstellung der Zehen rechts. Insbesondere Zeichnen und Schreiben seien nicht beeinträchtigt. Im Befund bestand eine minimale Beeinträchtigung der Feinmotorik der rechten Hand bei sequentieller Fingeropposition und Prüfung der Diadochokinese. Die rechten Zehen bewegten sich verlangsamt. Bis auf gesteigerte Muskeleigenreflexe rechts waren keine weiteren Zeichen der ehemaligen Hemiplegie zu finden, insbesondere nicht bei Prüfung des Muskeltonus, der Vorhalteversuche und des Rollversuchs der Arme, auch das Babinski-Zeichen war nicht pathologisch. Die motorische Erholung erschien uns bei diesem Patienten besonders bemerkenswert, da sich das kernspintomographische Bild einer sekundären Wallerschen Degeneration der Pyramidenbahn entwickelte (Abb. 1). Dieser Verlauf ähnelt älteren Kasuistiken, bei denen ein einseitiger höchstgradiger Faserverlust der Pyramide autoptisch gesichert wurde [1,45,94,131]. 1 2 3 4 Abbildung 1 Kernspintomogramm (Frontalschnitt) eines Patienten sieben Monate nach Einsetzen einer Hemiplegie bei lakunärem Infarkt in der inneren Kapsel links (Pfeil oben), im Versorgungsgebiet der Arteria choroidea anterior (T2Gewichtung): Man erkennt eine bandförmige Zone erhöhter Signalintensität (Pfeile 1-4), deren Ausdehnung (1: innere Kapsel, 2: Hirnschenkel, 3: Pons, 4: Pyramide der Medulla) dem Verlauf der Pyramidenbahn entspricht. Da bei einer vorangegangenen Untersuchung nicht vorhanden, ist der Befund als sekundäre, Wallersche Degeneration dieses Fasersystems zu deuten. Daraus kann man auf die Unterbrechung einer Vielzahl der absteigenden motorischen Fasern schließen (modifiziert nach [36]). 8 Die Pyramidenbahn, oft als Tractus corticospinalis bezeichnet, gilt als Endstrecke der Willkürmotorik. Anatomisch versteht man darunter die Gesamtzahl der etwa 106 Fasern, die durch die Pyramide der Medulla oblongata ziehen. Sie sind inhomogen und enthalten unter anderem auch Projektionen zu den Hinterstrangkernen. Von den kortikospinalen Fasern haben je etwa 30% ihren Ursprung im motorischen Kortex (BRODMANN-Area 4) und den rostral anschließenden prämotorischen und supplementär-motorischen Arealen (Area 6). Die meisten verbleibenden Fasern stammen aus dem Gyrus postcentralis. Aus den BETZ´schen Riesenzellen in Area 4 entspringen die dicksten Fasern höchster Leitgeschwindigkeit (70m/s), die aber nur einen geringen Anteil der Pyramidenbahn ausmachen (etwa 4%). Großteils leiten die Fasern mit niedrigen Geschwindigkeiten (ab 7m/s). Einige Fasern verbleiben ungekreuzt als Tractus corticospinalis anterior [85], die Mehrzahl aber kreuzt unterhalb der Pyramide und bildet den Tractus corticospinalis lateralis. Von den spinalen Endigungsgebieten gilt die monosynaptische Projektion auf Motoneurone der Handund Fingermuskulatur als grundlegebend für unsere Fähigkeit, isolierte Fingerbewegungen wie im Präzisionsgriff auszuführen (Übersicht: [79]). An unserem Patienten mit Pyramidenbahndegeneration kam es während der Restitution der Motorik, die schließlich auch unabhängige Fingerbewegungen erlaubte, zu unwillkürlichen Spiegelbewegungen in der gesunden Hand, wenn er die geschwächte Hand innervierte. Deren Ausprägung nahm mit zunehmender Funktionsrestitution ab, sie fehlten zuletzt ganz. Bei Bewegung der gesunden Hand traten keine Spiegelbewegungen auf. Vergleichbare tierexperimentelle Beobachtungen sind seit langem bekannt [157]. Nach vollständiger Durchtrennung einer Pyramidenbahn durch medulläre Pyramidotomie kam es zu Spiegelbewegungen in der gesunden Hand bei Bewegung der beeinträchtigten [144]. Im Verlauf wurde in diesen und anderen Fällen einseitiger Pyramidotomie bei Affen eine Funktionsverbesserung beobachtet [27,68]. Als Mechanismus wurde vorgeschlagen, daß Fasern der intakten Pyramidenbahn nach ipsilateral, also zu dem durch die Durchtrennung der einen Pyramide denervierte Vorderhorn des Rückenmarks aussprossen. Eine solche Kollateralisierung nach ipsilateral würde sowohl die motorische Besserung als Funktionsübernahme durch die ungeschädigte Hemisphäre erklären als auch eine mögliche Leitungsbahn von Spiegelbewegungen aufzeigen. Die Hypothese ist bisher unbewiesen, da nur das Versuchstier, das nach dem Eingriff am längsten beobachtet wurde (18 Monate), anatomisch Hinweise auf ipsilaterale Kollateralen zeigte [92]. Dieses späte Auftreten steht im Gegensatz zum Zeitgang der Spiegelbewegungen, die anfangs deutlich sind und mit fortschreitender Funktionsrestitution abnehmen [144]. 9 Eine ipsilaterale Repräsentation motorischer Leistungen durch ungekreuzt verlaufende Bahnen hat vor allem K.J. ZÜLCH herangezogen, um Funktionserholungen bei Hemiparese zu erklären [53]. Er nahm einen Zusammenhang von Funktionsrestitution und Spiegelbewegungen an [125,178,179,180], vielleicht sogar mit therapeutischer Bedeutung [125]. ZÜLCHs Beispiel der Hemisphärektomie ist insofern kritisch zu sehen, als hier die Restitution für Fingerbewegungen kaum ausreicht [117]. Für die Existenz einer bilateralen motorischen Repräsentation wird schließlich seit langem angeführt, daß bei Hemiparesen auch die vermeintlich "gesunde" Seite, ipsilateral zur geschädigten Hemisphäre, beeinträchtigt ist [32,63,83,153,154]. Am bekanntesten ist hier die Selbstbeobachtung des Neuroanatomen ALF BRODAL [19]. 1.3 Methoden zur Untersuchung der Motorik und ihrer kortikalen Mechanismen Neben der Erfassung von Bewegungsabläufen im Rahmen der klinisch-neurologischen Untersuchung oder durch Videographie werden zunehmend auch apparative Methoden eingesetzt (z.B. "Motorische Leistungsserie" von SCHOPPE, graphische Tabletts zur Aufzeichnung von Schreibbewegungen, akustische oder optische Systeme zur dreidimensionalen Bewegungsanalyse) [102]. Da sich Spiegelbewegungen vor allem an den Fingern manifestieren, können für ihre Untersuchung Geräte verwendet werden, die die Kräfte im Präzisionsgriff zwischen Daumen und Zeigefinger erfassen und eine zweikanalige Messung ermöglichen [70,96]. Eine verbindliche Klassifikation von Handfunktionen oder ein daraus abzuleitendes standardisiertes Untersuchungsprogramm gibt es derzeit nicht [102]. Die Erforschung von kortikalen Mechanismen der Motorik begann mit den Tierversuchen von FRITSCH, HITZIG (1870) und FERRIER (1875), die durch elektrische Reizung der Hirnrinde Muskelzuckungen der gegenseitigen Extremitäten auslösen konnten. Der motorische Kortex des Menschen wurde durch intraoperative Stimulation vor allem von FOERSTER und PENFIELD untersucht, die eine topisch geordnet scheinende Repräsentation der kontralateralen Körperhälfte im Gyrus praecentralis als "Homunculus" veranschaulichten [46,124]. Ihre Technik der direkten kortikalen Reizung wird in der Neurochirurgie weiter genutzt [138], aber seit Anfang der achtziger Jahre bestehen für die Untersuchung von zentral-nervösen Bahnsystemen auch Verfahren, die eine Reizung von kortikalen Neuronen durch die Schädeldecke hindurch erlauben. Die elektrische 10 transkranielle Kortexstimulation [109] wurde bald von der fast schmerzlosen Reizung durch Entladung von Magnetfeldern, die in Spulen nahe der Schädeldecke generiert werden, abgelöst [7]. Mit dieser Technik lassen sich einerseits kortikomotorische Leitungszeiten messen, andererseits kann die räumliche Verteilung der Orte, von denen sich Reizeffekte auslösen lassen, kartiert werden [112]. Die Analyse kortikaler Aktivität bei Willkürbewegungen aus EEG-Phänomenen gelang durch die von KORNHUBER und DEECKE eingeführte Computer-gestützte Rückrechnung, mit der das "Bereitschaftspotential" als erstes Bewegungs-korreliertes kortikales Potential identifiziert wurde [91]. Die Methode der Ereignis-korrelierten Potentiale, die kortikale Leistungen (wie Bewegung, Verarbeitung eines Sinnesreizes) begleiten, beruht auf Veränderungen im Elektroenzephalogramm oder Magnetenzephalogramm [28]. Die Oberflächenpotentiale vor, während und nach einfachen Willkürbewegungen zeigen eine typische Sequenz von frühem und spätem "Bereitschaftspotential", "negative slope" (NS´), "prämotorischer Positivierung", "Motorpotential" und "reafferenten Potentialen" [152]. Während das Bereitschaftspotential über beiden Hemisphären in etwa gleich ausgeprägt ist, sind die nachfolgenden kortikalen Potentiale auf der Gegenseite zur Willkürbewegung betont. Die nur geringen Potentialschwankungen erfordern allerdings eine vielfache Wiederholung des Aktivitätszustandes mit nachfolgender rechnerischer Mittelung. Die Methode hat eine hohe zeitliche Auflösung (im Millisekunden-Bereich), bietet aber nur unzureichende Informationen über die Lage der aktiven Strukturen. Neue Verfahren zur Analyse der Potentialverläufe versuchen daher, ihre Quellen als Dipole zu konzeptualisieren und örtlich zuzuordnen [137]. Hirnaktivität wird nicht nur von magnetoelektrischen Phänomenen begleitet, sondern auch von einer umschriebenen Zunahme von Stoffwechsel, Blutvolumen und Blutfluß in einer aktiven Region. Das Vorgehen in Aktivierungsuntersuchungen beruht auf der Annahme, daß die regionale Stoffwechselaktivität während zerebraler Leistungen zunimmt und dabei eine neurovaskuläre Kopplung besteht. Ferner wird vorausgesetzt, daß sich die Bildung von Differenzen zwischen Befunden bei unterschiedlichen Zuständen (wie "Ruhe" und "Bewegung") zur Darstellung der an einer Leistung beteiligten Regionen eignet [172]. Als Standard galt bisher die Positronenemissionstomographie (PET), eine Technik zur Messung der regionalen Verteilung radioaktiv markierter Spürsubstanzen ("Tracer"). Durch Verwendung von Glukose, Sauerstoff oder Wasser läßt sich der Metabolismus, der Blutfluß oder das Blutvolumen umschriebener Hirnregionen darstellen [66]. Die SPECT-Technik ("single photon emission computed tomography") ähnelt der PET-Methode, beruht aber auf der Erfassung einer Photonen-Emission. Die räumliche Verteilung von radioaktiv markiertem Xenon-Gas oder HMPAO 11 (99m-Technetium-Hexamethylpropylenaminoxim) korreliert mit lokaler Hirnaktivität. SPECTAktivierungsstudien mit HMPAO [122] sind erschwert durch die unzureichende Kenntnis der Anreicherungsmechanismen und die lange Verweildauer der Substanz. Mit PET konnte die somatotopische, "homunculäre" Repräsentation der Motorik nachvollzogen werden, da Bewegungen der großen Zehe, des Armes, des Daumens und der Zunge eine geordnete Reihe aktivierter Regionen im Gyrus praecentralis ergaben [59]. Die zeitliche Auflösung von PET-Aktivierungsstudien liegt im Bereich einer Minute, die räumliche Auflösung im Bereich eines Zentimeters. Viele PET-Ergebnisse beruhen auf Gruppenversuchen, in denen die Zuordnung einer regionalen Steigerung der Hirndurchblutung zu individuellen Hirnstrukturen erschwert ist. Im Gegensatz dazu gibt die funktionelle Kernspintomographie die regionale Aktivierung beim Individuum mit hoher anatomischer Präzision (Millimeter-Bereich) wieder. Diese seit kurzem verfügbare Technik beruht auf der lokalen Perfusionszunahme bei neuronaler Aktivität. Sie bewirkt im Blut eine deutliche, den Bedarf noch übertreffende Erhöhung des Angebotes an Oxyhämoglobin bei relativer Verminderung des Gehaltes von Deoxyhämoglobin. Da Deoxyhämoglobin paramagnetisch ist, führt seine verringerte Konzentration zu einer Abnahme von Suszeptibilitätsartefakten im Kernspintomogramm und einer Zunahme der Signalintensität (sogenannter BOLD-Kontrast, "blood oxygen level dependent"). Deoxyhämoglobin ist somit ein endogenes Kontrastmittel zur Darstellung des regionalen zerebralen Blutflusses. Die Methode wurde am visuellen System entwickelt und bald auf die Untersuchung des motorischen Kortex ausgedehnt [20,93]. Sie ist validiert durch den Vergleich mit der direkten intraoperativen elektrischen Stimulation zur Lokalisation des motorischen Handareals [174]. Es ist durch seine Lage an einer charakteristischen Dorsalfaltung des Sulcus centralis auch auf konventionellen Kernspintomogrammen gut zu erkennen [175]. Durch die im Verhältnis zur PET höhere räumliche Auflösung der funktionellen Kernspintomographie gelang auch beim Menschen die Bestätigung von tierexperimentellen Befunden mit intrakortikaler Mikrostimulation, die eine überstrenge somatotopische Gliederung im primären motorischen Kortex relativierten. Die Repräsentation der Motorik im "Homunculus" scheint demnach weniger starr geordnet als bisher vermutet [136]. Auch zeitlich liegt die Auflösung der funktionellen Kernspintomographie niedriger als von PET (Sekundenbereich). Prinzipielle Grenze ist die Latenz der neurovaskulären Kopplung. 12 1.4 Hinweise für bilaterale motorische Repräsentation bei Spiegelbewegungen Untersuchungen mit transkranieller Reizung des motorischen Kortex bei zwei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen waren der erste direkte Hinweis auf die postulierte Kontrolle einer Hemisphäre über beide Körperhälften. COHEN und Mitarbeiter beobachteten simultane Muskelantworten in beiden Händen nach einseitiger elektrischer [31] und magnetischer [30] Stimulation und schlossen auf die Existenz einer ipsilateralen Leitungsbahn. Es lag nahe, bei unserem Patienten mit Pyramidenbahndegeneration und Spiegelbewegungen während der Funktionsrestitution (CVI01) nach ähnlichen Befunden zu suchen [51: Fall 1]. Auch bei ihm und vier weiteren Patienten waren nach transkranieller elektrischer Kortexstimulation Antworten in beiden Daumenballen zu evozieren (Abb. 2). Abbildung 2 Transkranielle elektrische Stimulation des motorischen Kortex bei Patient CVI01 mit linksseitiger Unterbrechung und Degeneration der Pyramidenbahn, zwei Monate nach dem Hirninfarkt: Bei Reizung der rechten, ungeschädigten Hirnhälfte (rechte Hälfte der Abbildung) waren nur kontralaterale Antworten auszulösen, während die Reizantworten bei Stimulation der linken Hemisphäre bilateral im Thenar auftraten. Die Beobachtung kann nicht durch die geringere Stärke der Reizung über der intakten Seite erklärt werden, da sie auch bei vier weiteren Patienten mit gleichen Reizstärken für beide Hemisphären gemacht wurde und bei Gesunden auch bei hohen Reizstärken keine ipsilateralen Antworten auftraten (modifiziert nach [49] und [51]). Das Ergebnis war freilich überraschend, da die bilateralen Antworten bei elektrischer Reizung der geschädigten Hemisphäre auftraten. Im Falle der vermuteten funktionellen Kompensation durch die intakte Hirnhälfte hätte man einen solchen Befund eher bei Stimulation 13 dieser ungeschädigten Seite erwartet. Hierbei traten aber streng einseitige Antworten auf, im zur Seite der Reizung kontralateralen Thenar wie bei Kontrollpersonen [172]. SPECT-Untersuchungen vier und sieben Monate nach dem Hirninfarkt zeigten ebenfalls Hinweise auf bilaterale motorische Mechanismen (Abb. 3). Durch Anreicherung der Spürsubstanz HMPAO wurde der regionale zerebrale Metabolismus in Ruhe und bei Durchführung repetitiver Bewegungen der ehemals gelähmten Finger verglichen. Die Messung des Metabolismus ist nicht quantitativ, lediglich das allgemeine Muster der Anreicherung kann qualititativ bewertet werden. Während der Ruhe-Untersuchung bestand eine nur geringe Hemisphärenasymmetrie der Hirnaktivität. Während der Bewegung war die Asymmetrie zugunsten der gesunden Hemisphäre deutlicher [49]. A rechts B rechts Abbildung 3 HMPAO-SPECT des Gehirns bei Patient CVI01 vier Monate nach Hirninfarkt (Untersuchungen im Abstand von drei Tagen in Zusammenarbeit mit Dr. G. Leinsinger, Klinik für Nuklearmedizin, Klinikum Großhadern; links: Farbskala der angereicherten Radioaktivität; modifiziert nach [49]): Die Anreicherung der radioaktiv markierten Spürsubstanz HMPAO erfaßt den Hirnstoffwechsel nicht in Absolutwerten. Im Vergleich der beiden horizontalen Schnittbilder bedeutet gleiche Farbkodierung in A und B daher nicht gleiche metabolische Aktivität und die Skala zeigt lediglich die Abfolge der Kodierung an (hohe Aktivität: weiß, niedrige: violett). Qualitativ zeigt sich, daß die Anreicherung im Ruhezustand (A) zwischen den Hemisphären differiert und daß diese Asymmetrie zugunsten der ungeschädigten, rechten Hirnhälfte bei Fingerbewegungen der beeinträchtigten rechten Hand (B) deutlicher wird. Dies läßt sich als Zunahme zerebraler Aktivität in der zur Parese ipsilateralen Hemisphäre interpretieren. Der SPECT-Befund kann so gedeutet werden, daß die geschädigte Hemisphäre schon in Ruhe metabolisch weniger aktiv war und Bewegung zu einer weiteren Aktivitätssteigerung der ungeschädigten Hirnhälfte führte. Dieser qualitative Eindruck ließ sich in einer PET-Studie, die ebenfalls die zerebrale Aktivität in Ruhe und bei Bewegung verglich, durch quantitative Messung des 14 regionalen zerebralen Blutflusses bestätigen [166: Fall 2]. Während der Patient die ehemals gelähmten Hand bewegte, zeigte er im statistischen Vergleich mit Kontrollpersonen ein abnorme Verteilung kortikaler Aktivität. Sowohl in der geschädigten kontralateralen Hemisphäre wie ipsilateral zur Bewegung waren Areale stärker aktiviert als bei der Kontrollgruppe (Abb. 4). okzipital frontal okzipital C B A rechte Hemisphäre (ungeschädigt) linke Hemisphäre (Kapselinfarkt) Abbildung 4 PET-Aktivierungsstudie mit Inhalation von radioaktiv markiertem Kohlendioxid bei Patient CVI01 nach linkshirnigem Infarkt 21 Monate zuvor, der sich vollständig von seiner anfänglichen Hemiplegie erholt hatte (Untersuchung an der MRC Cyclotron Unit, London; Arbeitsgruppe Prof. R. Frackowiak): Die Regionen, in denen der Blutfluß während repetitiver Fingeropposition der ehemals gelähmten rechten Hand im Vergleich zu 10 Kontrollpersonen statistisch signifikant erhöht war, sind rot/gelb auf die rechte und linke Oberflächenansicht eines "Referenzgehirnes" projiziert (verändert nach [166]). Auffällig sind in der geschädigten Hemisphäre die Regionen mit abnorm gesteigerter Aktivität, die im kortikalen motorischen Handareal und ventral (A ) bzw. posterior (B) davon liegen (A im Gesichtsareal bzw. B im Gyrus postcentralis). Ferner zeigt der ipsilaterale motorische Kortex (C) eine gesteigerte Aktivierung. Wir haben die Befunde in diesem exemplarischen Fall einer fast vollständigen Funktionserholung bei schwerer Pyramidenbahnschädigung als Hinweise dafür gedeutet, daß eine kortikale Reorganisation unter Beteiligung bilateraler Mechanismen stattgefunden hat und haben die transienten Spiegelbewegungen unseres Patienten als mögliches klinisches Zeichen der Reorganisation angesehen. Wegen ihrer eingangs dargestellten vielfältigen Formen wurde eine systematische Untersuchung von Spiegelbewegungen durchgeführt. 15 2 ZIEL UND FRAGESTELLUNGEN DER ARBEIT Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen war es, spiegelbildliche Mitbewegungen als klinisch-neurologisches Phänomen genauer zu erfassen. Spiegelbewegungen, die vor allem die Hände und Finger betreffen, sind bei verschiedenen Gruppen von Probanden beschrieben worden: unter anderem bei gesunden Erwachsenen, bei Patienten mit Hemiparese und als seltene, genetisch bedingte Form ("persistierende Spiegelbewegungen") in komplexen Konstellationen wie dem Kallmann-Syndrom (hypogonadotroper Hypogonadismus mit Anosmie) oder als isoliert vererbter Befund. Bisherige Arbeiten haben nicht mehr als zwei Gruppen aus dem Spektrum des Phänomens Spiegelbewegungen untersucht. Um mehrere Unterarten von Spiegelbewegungen miteinander zu vergleichen, wurden daher gesunde Kontrollpersonen (drei Gruppen mit zusammen 85 Probanden), insgesamt 22 Patienten mit zentralen Paresen und insgesamt 14 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen mit gleicher Methodik untersucht. Nach der anfänglich zufälligen Entdeckung von Familien mit isoliert vererbten Spiegelbewegungen wurden weitere Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen dadurch rekrutiert, daß bei insgesamt 43 Patienten mit hypogonadotropem Hypogonadismus (idiopathisch und Kallmann-Syndrom), bei 10 Patienten mit Duane-Syndrom und bei 3 Patienten mit Klippel-FeilSyndrom systematisch danach gesucht wurde. Diese Untersuchungen sollten auch Aufschluß darüber geben, ob Spiegelbewegungen ein obligates oder fakultatives Symptom dieser neurogenetischen Syndrome sind und ob sie zu Recht zusammen mit der autosomal vererbten Form klassifiziert werden. Neben der klinischen Beschreibung des Phänomens wurden beidhändige Kraftmessungen beim willkürlichen Pinzettengriff durchgeführt. Diese Untersuchungen sollten die Frage beantworten, ob zwischen den Gruppen von Spiegelbewegungen quantitative oder qualitative Unterschiede in der Phänomenologie bestehen. Dazu wurde auch der Einfluß des Grades der Willküranstrengung (verschiedene Kraft- und Geschwindigkeitsinstruktionen) geprüft und untersucht, ob Spiegelbewegungen zwischen der dominanten Hand und der nicht-dominanten Hand variieren. Hierzu vorliegende Beobachtungen an gesunden Erwachsenen sind widersprüchlich [35,72]. Auch Alter und Geschlecht der Probanden wurden als mögliche Einflußfaktoren auf die Ausprägung von Spiegelbewegungen angesehen. Ausgehend von der Überlegung, daß Spiegelbewegungen vielleicht ein Indikator für kortikale Reorganisation nach Hirnläsion sind, wurde ihr Auftreten bei den Patienten mit zentralen Paresen in 16 Bezug zum Ausmaß der motorischen Funktionsrestitution gesetzt. Als anatomischer Aspekt wurde bei diesen Patienten auch die Frage nach einer lokalisationsdiagnostischen Bedeutung von Spiegelbewegungen berücksichtigt. Nachdem frühere Arbeiten gezeigt haben, daß als abnormer Befund der fokalen Kortexstimulation Muskelantworten bei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen nicht nur kontralateral zur gereizten Hemisphäre sondern auch ipsilateral auftreten [30,31], wurde geprüft, ob dies für alle Arten von Spiegelbewegungen zutrifft. Der Befund simultaner Reizantworten in beiden Händen bei persistierenden Spiegelbewegungen läßt vermuten, daß einseitige kortikale Aktivität für sowohl kontralaterale als auch ipsilaterale Bewegungen ausreicht. Dafür spricht auch die Kasuistik eines Patienten, der durch einen Schlaganfall hemiplegisch wurde, aber auf der gelähmten Seite unverändert seine schon zuvor bekannten persistierenden Spiegelbewegungen zeigte [64]. Im Gegensatz zur Erwartung wurde als Ergebnis von Untersuchungen der kortikalen Aktivität aber davon berichtet, daß bei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen beide Hemisphären während einseitig intendierter Bewegung aktiv waren [31,145]. Zur Überprüfung dieser überraschenden Befunde wurden auch wenige der eigenen Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen (jeweils zwischen zwei und zehn) untersucht. Als drittes Verfahren stand hier zusätzlich zu den beiden schon bisher genützten Verfahren (Ereignis-korrelierte Potentiale und PET) auch die funktionelle Kernspintomographie für Untersuchungen auf Unterschiede des Aktivierungsmusters von Patienten und Kontrollpersonen zur Verfügung. Ein Nebenaspekt der vorgelegten Untersuchungen waren mögliche Hinweise auf molekulare Mechanismen von persistierenden Spiegelbewegungen aus dem Muster ihres Vorkommens bei neurogenetischen Syndromen. Hier war insbesondere danach gefragt, ob Unterschiede zwischen dem idiopathischen hypogonadotropen Hypogonadismus und dem Kallmann-Syndrom, bei dem die Genese der X-chromosomal vererbten Form als Störung des Wachstums zentraler Axone weitgehend aufgeklärt ist, bestehen. 17 3 M ETHODIK 3.1 Klinische Verfahren Zur Beurteilung von spiegelbildlichen Mitbewegungen im Rahmen der klinisch-neurologischen Untersuchung wurden die einzelnen Muskelgruppen der Extremitäten seitengetrennt, ohne und mit Ausübung von Widerstand, untersucht und das Augenmerk auf Bewegungen der gegenseitigen Extremität gerichtet. Besonders sorgfältig wurde auf mögliche Mitbewegungen an den Händen geachtet, wozu die Probanden willkürlich die Finger gegen Widerstand spreizen (Abb. 5 A) oder eine sequentielle Fingeropposition ausführen sollten (Abb. 5 B). Die oberen Extremitäten wurden am sitzenden oder stehenden Probanden geprüft, die unteren Extremitäten im Liegen oder Sitzen. Der Gesamteindruck der klinischen Untersuchung wurde mit einer vierstufigen Skala bewertet (Tabelle 1). Abbildung 5 Bei der klinischen Prüfung auf Spiegelbewegungen wird eine Hand beobachtet - hier die rechte Hand, während die andere - hier jeweils die linke Hand - Willkürbewegungen ausführen soll. Diese Willkürbewegungen sind z.B. Fingerspreizen gegen den Widerstand des Untersuchers (A) oder eine sequentielle Fingeropposition (B). Hier berührt der Daumen rasch in aufsteigender Folge die Spitzen aller gegenüberliegenden Finger und wiederholt den Ablauf in rückläufiger Richtung. 18 Keine Mitbewegung homologer Muskeln der Gegenseite bei einseitiger Willkürbewegung Nur bei einseitiger Willkürbewegung gegen maximalen Widerstand des Untersuchers kommt es zur Mitbewegung homologer Muskeln der Gegenseite Leichte, inkonstante, erschöpfliche Mitbewegung homologer Muskeln der Gegenseite bei einseitiger Willkürbewegung ohne Widerstand Deutliche, willkürlich nicht unterdrückbare Mitbewegung homologer Muskeln der Gegenseite Tabelle 1 Skala zur klinischen Quantifizierung von spiegelbildlichen Mitbewegungen Zur Quantifizierung der Händigkeit wurde das "Edinburgh Inventar" in der Version von SALMASO und LONGONI verwendet [135]. Die Probanden sollten angeben, welche Hand sie jeweils bei zehn verschiedenen Tätigkeiten, wie z.B. dem Kämmen, Zähneputzen oder Hämmern bevorzugt einsetzen. Antworten wie "beide in gleicher Weise" werden sowohl für die rechte wie für die linke Hand gezählt. Der Lateralitätsquotient LQ bei reiner Rechtshändigkeit (Bevorzugung der rechten Hand bei allen Aufgaben) ist als +100 definiert, bei reiner Linkshändigkeit als -100. Er errechnet sich als LQ = [(Angaben"rechts" -Angaben"links" ) / (Angaben"rechts" +Angaben"links" )] x 100. Eine Demonstration der Tätigkeit wird bei diesem rein verbalen Präferenztest der Händigkeit nicht verlangt, ebensowenig eine Messung tatsächlicher Handfertigkeiten. Die motorischen Leistungen bei zentralen Paresen wurden nach der "Rivermead Motor Skala" gewertet [100]. Dabei werden verschiedene motorische Aufgaben daraufhin beurteilt, ob der Patient sie ausführen kann oder nicht, und es wird jeweils ein Punkt vergeben oder nicht vergeben. Leistungen der Arme, der Beine sowie des Rumpfes werden getrennt beurteilt und zu einem Gesamtwert zusammengefaßt (maximal 38 Punkte). Nur die Leistungen der oberen Extremitäten unserer Patienten wurden für die aktuelle Untersuchung berücksichtigt. Tabelle I (Seite 99) zählt die zu erfüllenden Aufgaben auf. 19 3.2 Bimanuelle Untersuchung der Fingerkräfte im Präzisionsgriff 3.2.1 Apparative Voraussetzungen Die zwischen Daumen und Zeigefinger entwickelte Kraft wurde simultan an beiden Händen mit einem von der Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie, Städtisches Krankenhaus München-Bogenhausen (Prof. N. Mai, Dr. J. Hermsdörfer, Dipl.-Ing. C. Marquardt) entwickelten PC-gesteuerten System gemessen [69,71]. Der Proband übt Fingerkräfte auf zylindrische Körper von 65mm Länge aus und kann durch die Höhe von vertikalen Balken auf einem Farbbildschirm eine optische Rückmeldung über die aktuelle Kraft erhalten (Abb. 6). Zusätzlich können Markierungen, auf die der Proband den Balken ausrichten soll, präsentiert werden. Die Manipulanden enthalten Druckaufnehmer, deren Meßwerte über Kabel einem Verstärker und dann dem PC zur Digitalisierung zugeleitet werden. Die Untersuchung wird über einen zweiten Bildschirm gesteuert. Das dazu verwendete Programm "FS" [103] dient auch zur Datenaufzeichnung und -auswertung. Abbildung 6 Untersuchung der Fingerkräfte mit zylindrischen Manipulanden, die im Präzisionsgriff zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden (modifiziert nach [69,70]): Meßwerte der ausgeübten Fingerkraft (Kabel A) und des Fingerabstandes (Kabel C) werden über einen Verstärker zum PC übertragen. Am Probandenmonitor wird die ausgeübte Kraft über die Höhe der vertikalen Balken rückgemeldet. Je nach Versuch erscheinen zusätzliche Hilfslinien, auf die die Balken und damit die Fingerkräfte ausgerichtet werden sollen. Die Länge des Zylinders ist fixiert. (Für hier nicht dargestellte Spezialuntersuchungen mit variablem Fingerabstand kann Gegenkraft durch Zuleitung von Druckluft über Schlauch B aufgebracht werden.) 20 3.2.2 Aufgabenstellung Aus den vom Meßsystem gebotenen Untersuchungsmöglichkeiten wurde zur Erfassung von Spiegelaktivität ein Versuchsablauf ausgewählt, bei dem eine Hand als "Willkürhand" aktiv ist und die andere Hand als Haltehand ("Spiegelhand") fungiert. In Vorversuchen wurde die Maximalkraft jeder Hand bestimmt ("mehrmals nacheinander so kräftig als möglich drücken und wieder nachlassen"), um die Parameter des Hauptversuchs individuell anzupassen (durch Auswahl vorbereiteter Steuerungsdateien für unterschiedliche Maximalkräfte, in 5N-Schritten abgerundet). Ferner wurden drei einhändige Übungsaufgaben durchgeführt, um den Probanden mit dem System vertraut zu machen (Halten einer vorgegebenen Fingerkraft von 5N mit visueller Rückmeldung über 15s; Halten der Kraft, wobei die Rückmeldung nach 5s verlischt; schneller Wechsel der Fingerkraft zwischen vorgegebenen Grenzen von 5N und 20% der ermittelten Maximalkraft, 10s lang). Abbildung 7 Versuchsablauf zur Messung von unwillkürlicher Aktivität der gegenseitigen Hand während einseitiger willkürlicher Kraftwechsel: Schematische Darstellung der erteilten Instruktionen, der visuellen Rückmeldung am Bildschirm und der resultierenden Kraftkurven der Hände. Nach Einstellung einer Haltekraft durch die "Spiegelhand" (hier: linke Hand) sollte die "Willkürhand" mit ihrer Aktivität beginnen, sobald die visuelle Rückmeldung der "Spiegelhand" 5s nach Beginn der Aufzeichnungsperiode endete. Der mehrmals wiederholte Hauptversuch von insgesamt 20s Dauer ist in Abbildung 7 schematisch gezeigt. Die "Willkürhand" führte an ihrem Manipulandum isometrische Kraftwechsel aus. Simultan erfaßte das zweite Manipulandum die Kraft der gegenseitigen Hand, die laut Instruktion konstant gehalten werden sollte. Zu Beginn der Aufzeichnungsperiode wurden beide Manipulanden locker im Präzisionsgriff gehalten. Die "Spiegelhand" sollte eine Zielkraft einstellen, indem sie den Rückmeldungsbalken auf eine am Bildschirm vorgegebene Höhe brachte. Danach 21 sollte sie die Kraft für die weitere Versuchsdauer halten, trotz Wegfall der Rückmeldung nach 5s. Diese war zugleich das Signal für die "Willkürhand", mit der Ausführung von Kraftwechseln zwischen vorgegebenen Zielmarkierungen zu beginnen. Abbildung 8 Kraftverläufe im Präzisionsgriff der rechten Hand (obere Spuren) und der linken Hand (untere Spuren) während der Versuchsdauer von 20s: Gezeigt sind die vier verschiedenen Instruktionen für die willkürliche Bewegung der rechten Hand: "langsam bei geringer Kraft" (Block links oben), "schnell bei geringer Kraft" (Block rechts oben), "langsam bei hoher Kraft" (Block links unten) und "schnell bei hoher Kraft" (Block rechts unten). Jeder Versuch wurde einmal wiederholt und in gleicher Weise auch mit der linken Hand als "Willkürhand" durchgeführt. Bei dieser Normalperson (F10) sind keine Spiegelbewegungen zu erkennen. Eine leichte Schwankung in der Kraftkurve der linken Hand (links unten) trat nur einmalig auf und war nicht mit der Willküraktivität synchronisiert. Die quantitative Auswertung zeigte eine geringe Spiegelaktivität von unter 1% der Willküraktivität (vgl. Abb. 11). Für die Hauptversuche wurden vier Bedingungen willkürlicher Kraftwechsel gewählt, die von jeder Hand zweimal durchzuführen waren: Willküraktivität mit leichter oder starker Kraftausübung und langsamem oder schnellem Wechsel der Kraft (insgesamt 16 Durchgänge). Als Zielkraft wurden 20% oder 50% der Maximalkraft verlangt und das Tempo der Kraftwechsel wurde mit den Instruktionen "einmal pro Sekunde" (nach Demonstration) oder "so schnell wie möglich" vorgegeben. Bei verminderter Belastbarkeit wurde auf Wiederholungen verzichtet (Reduktion auf 8 Versuche). Die Ergebnisse einer exemplarischen Durchführung je einer Kombination von Kraft- und Geschwindigkeitsinstruktionen durch die rechte Hand als "Willkürhand" sind in Abbildung 8 veranschaulicht (Reihenfolge und Bedingungen der Versuche: Tab. II, Seite 100, und Abb. 11, Seite 25). 22 30N "Willkürhand" 15N 0N 15N "Spiegelhand" 0N 7s 10s 13s 16s 19s 30N B F D 15N C A D´ 15N E 0N F´ B´ 0N A´ 12s C´ 13s E´ 14s Abbildung 9 Beispielhafte Kraftverläufe, an denen die Auswertung der hier gut erkennbaren Spiegelaktivität erläutert wird (zentraler Ausschnitt unten): Für die errechneten Minima (A, C, E) und Maxima (B, D, F) im Kraftverlauf der "Willkürhand" wurde in den durch gestrichelte Linien (in der Mitte zwischen jeweils einem Maximum und Minimum der "Willkürhand") markierten Zeitabschnitten nach Entsprechungen in der "Spiegelkurve" (A´, C´, E´ und B´, D´, F´) gesucht. Der "Spiegelquotient" SQ ergab sich aus dem Verhältnis der durch Pfeile markierten Kraftdifferenzen, z.B. (B´-A´)/(B-A), korrigiert durch Bezug auf die Maximalkraft der jeweiligen Hand. Resultierende Werte: A=5,7N; A'=1,9N, B=20,5N, B'= 5,5N, C= 5,6N, C'=2,9N, D=18,9N, D'=14,5N, E=3,6N, E'=2,5N, F=20,8N, F'=7,9N; Maximalkraft "Willkürhand": maxW=34,6N, "Spiegelhand": maxS=27,5N; SQ1 = [(B'-A')/maxS]/[(B-A)/maxW] = 30%, analog SQ2 (111%) und SQ3 (40%). 23 3.2.3 Auswertung der Daten Die gespeicherten digitalisierten Daten der beiden simultan aufgezeichneten Kanäle wurden mit Hilfe einer "Kernschätzung" [103], entsprechend einem gewichteten Glättungsfilter, bearbeitet (verwendetes Schätzintervall: 90ms Bandbreite). In den geglätteten Kurven wurden lokale Maxima und Minima in der Datenkurve der "Willkürhand" mit einer Auswerteprozedur identifiziert, die in Abbildung 9 veranschaulicht ist. Dieses Programm suchte auch nach den korrespondierenden Werten dieser Extrema im Kurvenverlauf der "Spiegelhand", begrenzt auf ein vom Verlauf der Willkürkurve her definiertes Zeitfenster (Grenzen: siehe Abb. 9). Zeitpunkt und ausgeübte Kraft an den so bestimmten Extrempunkten der beiden Kurven wurden in Dateien festgehalten. Die Auswertung wurde auf 12 Sekunden (7000ms bis 18990ms) beschränkt, da die Instruktionen zu Beginn und Ende der Willkürperiode gelegentlich mangelhaft befolgt wurden. Zur Beurteilung wurde ein "Spiegelquotient" (SQ) definiert, berechnet als Verhältnis zwischen der Kraftdifferenz von einem Tiefpunkt zum folgenden Hochpunkt der "Spiegelhand" und dem korrespondierenden Kurvenstück der "Willkürhand". Vor der Berechnung wurden die Kräfte auf die Maximalkraft der jeweiligen Hand skaliert. Das in Abbildung 9 exemplarisch vorgestellte Beispiel einer deutlichen Spiegelaktivität zeigt, daß diese während der Untersuchung variieren kann. Die in diesem Fall für SQ errechneten Werte sind daher in Abbildung 10 nochmals im Zeitverlauf dargestellt. 100% 100% 10% 30% 10% 1% 3% 1% 0,3% 7s 10s 13s 16s 19s Streuung der Werte und Median Spiegelbewegung (in Prozent der Willkürbewegung) 300% Abbildung 10 Verlauf des "Spiegelquotienten" SQ während des Versuchs aus der vorangegangenen Abbildung 9: Die Werte dieser Patientin nach Erholung von einer rechtsseitigen Hemiparese (CVI09) sind pathologisch erhöht (vgl. Abb. 11). Der kleinere Graph rechts entspricht einer Stauchung der linken Abbildung in horizontaler Richtung. Er zeigt die Streuung der Werte im Bereich von 4,9% bis 110,4% und den zugehörigen Median von 28,2% (offenes Sechseck). Für die weitere Auswertung wurde der Median von SQ als Kennwert des Einzelversuchs verwendet. Entsprechend der mehrfachen Versuchsdurchführung bei den jeweiligen Instruktionen konnten für jede Versuchsperson eine Vielzahl von SQ-Werten unter den insgesamt 16 Bedingungen 24 errechnet werden. Abbildung 11 zeigt exemplarisch die Gesamtheit der so erhaltenen Ergebnisse einer gesunden Kontrollperson, F10 ( vgl. Abb. 8). Abbildung 11 Zeitverlauf von SQ unter den acht Versuchsbedingungen bei einer Kontrollperson (vgl. Abb. 8 mit der Aufzeichnung der Kraftkurven der beiden Hände in den Versuchen 5-8, Probandin F10): Im Gegensatz zur Infarktpatientin CVI09 (Abb. 10) ließ sich SQ nicht für jede einzelne Amplitude der "Willkürhand" errechnen: dies führt zu Lücken in der Abfolge der Datenpunkte (z.B. Versuche 4 & 8, 9 & 13). Die Werte sind niedrig (selten über 1%) und variieren nur gering im Verlauf des Versuches. Zwischen der ersten und zweiten Durchführung einer Bedingung (schwarze bzw. weiße Datenpunkte) ist kein Unterschied zu erkennen, ebensowenig zwischen den verschiedenen Versuchsbedingungen. Da die Auswerteprozedur nicht für jedes Willkürmaximum eine Entsprechung in der "Spiegelkurve" findet, eignet sich "Detektionsrate" als weiteres beschreibendes Maß. Wir verstehen darunter den Anteil von identifizierten Kurvenentsprechungen an der Gesamtzahl der willkürlichen Kraftmaxima. Die statistische Auswertung erfolgte mit "SPSS" [81]. Als Kennwerte des Einzelversuchs wurden der Median von SQ und die Detektionsrate der Spiegelaktivität verwendet. Zur statistischen 25 Prüfung der auf ordinalem Niveau erhobenen Daten wurden als etablierte Verfahren die Tests von Wilcoxon (für zwei verbundene Stichproben), Mann-Whitney (U-Test für zwei unabhängige Stichproben) und Kruskal-Wallis (für mehr als zwei unabhängige Stichproben) eingesetzt (vgl. Seiten 35-37, 60-62, 71-72). Für die Irrtumswahrscheinlichkeit zur Ablehnung der Nullhypothese wurde das 1%-Niveau gewählt. 3.3 Untersuchung kortikospinaler Verbindungen 3.3.1 Technik der transkraniellen elektromagnetischen Stimulation Zur Kortexstimulation wurde ein handelsübliches Gerät mit einem maximalen Magnetfeld von 2,2 Tesla verwendet (Magstim 200 HP, The Magstim Company, Dyfed, Großbritannien, bezogen über Madaus Medizin Elektronik, Gundelfingen). Bei dem Zubehör zur fokalen Reizung handelt es sich um eine Spule in Achter-Form, die aus zwei Ringen mit jeweils 10 Windungen Kupferdraht (Innendurchmesser des Einzelrings 5,5cm, Außendurchmesser 9cm) besteht und an einem Griff, der vom Vereinigungspunkt der beiden Ringe abgeht, gehalten wird. Das Gerät erlaubt die Applikation von Reizen unterschiedlicher Intensität, die mit einer Prozentanzeige von 0% bis 100% der maximalen Stimulatorleistung angegeben wird. Zur Aufzeichnung der evozierten Muskelantworten dienten herkömmliche Polygraphen, die für die Routine-Elektromyographie in der Neurologischen Poliklinik eingesetzt werden (meist Neuropack 4 mini, Nihon Kohden Deutschland, Bad Homburg). Das System war mit dem Stimulator über eine Trigger-Schaltung verbunden. Über zwei Kanäle wurden simultan die Signale vom rechten und linken Thenar aufgezeichnet. Hierzu waren jeweils Paare von Plättchenelektroden (13K60, Dantec, Skovlunde, Dänemark; dünner Auftrag von Elektrodenpaste) am Muskelbauch des M. abductor pollicis brevis und am Daumenendglied mit Pflaster fixiert worden. Die zeitliche Auflösung betrug 0,2ms. Die verstärkten und gefilterten Signale (Hochpaß mit fu=2Hz und Tiefpaß mit fo=10kHz) wurden im Zeitraum von 10ms vor und 90ms nach der Stimulation aufgezeichnet. Die Latenzen der Reizantworten wurden auf dem Bildschirm des Aufzeichnungsgerätes mit Hilfe einer elektronischen Marke ("cursor") bestimmt, die jeweils dort plaziert wurde, wo als erstes ein Abweichen von der 26 Grundlinie zu erkennen war. Die Amplitude einer Reizantwort wurde nach Markierung ihres Maximum und Minimum automatisch vom Polygraphen berechnet (vgl. Abb. 12). Abbildung 12 Typisches normales Ergebnis der transkraniellen elektromagnetischen Stimulation: Bei einem Probanden (TCS08) wurde eine dreimalige Reizung des Motorkortex durchgeführt. Der Reizerfolg wurde durch Ableitung des Elektromyogramms von beiden Daumenballen in einem Zeitraum von 100ms dokumentiert. 10ms nach Beginn der Aufzeichnung ist in beiden Kurven ein deutlicher Reizartefakt zu erkennen. Die Buchstaben bezeichnen die Meßpunkte zur Bestimmung der Latenz (Zeitpunkt A) und Amplitude der Reizantwort (Höhe BC). Die Reizschwelle war mit jeweils um 10% des Maximum erhöhter Reizstärke bestimmt worden. Als Schwelle galt der 10%-Wert, bei dem mindestens zwei von drei Reizungen erfolgreich waren. Sie lag hier, wie gezeigt, bei 40%. Die Probanden und Patienten lagen mit leicht erhöhtem Oberkörper auf einer Untersuchungsliege. Nach Anbringen der Elektroden wurden sie aufgefordert, die neben dem Körper liegenden Arme optimal zu entspannen (Handflächen nach oben). Zur Rückmeldung der Muskelentspannung und, falls unzureichend, zu ihrer Verbesserung diente die Wiedergabe des EMG-Signals über einen Lautsprecher. Zur Bahnung der Reizantwort sollten beide Füße mäßig extendiert gehalten werden. In einem ersten Block von Untersuchungen wurde die Position des kortikalen Handareals bestimmt, in einem zweiten Block die Leitungszeit zum Thenar (kortikomotorische Latenz, KML). Besonders wurde auf die Möglichkeit ipsilateraler Muskelantworten geachtet. Beide Untersuchungsblöcke zusammen erforderten einen zeitlichen Aufwand von 60 bis 90 Minuten, wobei bis etwa 150 Stimuli appliziert wurden, die aber nur in der Minderzahl auch zu einem Reizeffekt führten. Bei einem Teil der Patienten wurde die Untersuchung durch Verzicht auf die Kartierung des Handareals abgekürzt. Die Untersuchungen erfolgten nach ausführlicher Aufklärung. Das Protokoll war von der Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät genehmigt worden. Ausgeschlossen wurden Personen mit implantierten metallischen Fremdkörpern (außer Zahnersatz), Herzschrittmachern oder einer Vorgeschichte von epileptischen Anfällen oder ungeklärten Bewußtseinsverlusten. 27 3.3.2 Kartierung des kortikalen Handareals Als Handareal wurde die Position am Schädel definiert, von der aus im kontralateralen Thenar Muskelantworten kürzester Latenz oder höchster Amplitude bei geringst möglicher Reizstärke zu evozieren waren. Die Kartierung wurde in Bezug auf den Punkt Cz (Vertex) des internationalen 10-20-Systems für EEG-Ableitungen durchgeführt [75]. Durch Halbierung der Strecke Glabella-Protuberantia occipitalis externa und der Strecke zwischen den Präaurikularpunkten wurde Cz bestimmt und von hier ein orthogonales Punktegitter mit Kästchengrößen von 2cmx2cm bzw. 2cmx3cm auf der Kopfhaut definiert. Dazu wurde in den meisten Fällen eine speziell angefertigte Haube mit Fadengitter verwendet, die der individuellen Kopfform angepaßt und auf der Schädeloberfläche straff gespannt werden konnte. Alternativ wurden die Positionen mit Fett- oder Filzstift bzw. kleinen Pflasterstücken markiert. Der Untersucher saß am Kopfende der Liege, faßte mit beiden Händen den in sagittaler Richtung zeigenden Griff der Reizspule und hielt die Spule knapp über der Schädeloberfläche des Probanden. Der Kreuzungspunkt der Acht als Ort des maximalen Stimulus wurde auf den jeweils ausgewählten Gitterpunkt positioniert. Begonnen wurde üblicherweise 5cm lateral von Cz, da dieser Punkt nach anatomischen Daten [75,148] am ehesten dem kortikalen Handareal entspricht. Meist wurde zuerst die linke Hemisphäre untersucht und in jedem Fall wurde die Bestimmung des Handareals auf einer Schädelhälfte abgeschlossen, bevor auf der anderen Seite gereizt wurde. Ergänzend wurden Punkte in der Mittellinie mit maximaler Reizintensität (100%) stimuliert, um die räumliche Trennung der kortikalen Repräsentation der linken und der rechten Hand zu untersuchen. Am ersten gereizten Punkt jeder Hemisphäre wurde die Schwelle für die Auslösung von EMG-Antworten durch Verwendung von schrittweise um je 10% des Maximum gesteigerten Reizstärken bestimmt. Dazu erfolgten drei Stimulationen mit anfänglich meist 30% der maximalen Leistung und möglichst hoch eingestellter Empfindlichkeit des EMG-Gerätes, um Reizeffekte nicht zu übersehen. Im jeweils nachfolgenden Versuch wurde die Intensität in 10%-Schritten erhöht, bis bei mindestens zwei der je drei Stimulationen eine Reizantwort erkennbar wurde. War die erste Reizung bereits überschwellig, folgten Versuche mit niedrigerer Intensität (ebenfalls 10%-Schritte). Nach Bestimmung der Reizschwelle am ersten Punkt durch reproduzierbare Antworten (bei 2 von 3 Stimulationen) wurde ein im Gitternetz direkt benachbarter Punkt mit dieser Intensität untersucht. Bei fehlender Reizantwort galt dieser Punkt als negativ. Waren Reizantworten erhältlich, wurden die Stimulationen hier bei niedrigeren Reizstärken (10%-Schritte) wiederholt. Bei wiederum 28 reproduzierbaren Antworten wurde die Bestimmung des Handareals von diesem Punkt aus erneut begonnen (der anfänglich stimulierte Punkt mit höherer Reizstärke galt dann als negativ). Abbildung 13 Schematischer Aufblick auf die Schädeloberfläche mit auf den Vertex (Cz) bezogenen Koordinaten und den bei einem gesunden Probanden (TCS08) durch Reizung dieser Punkte erhaltenen EMG-Antworten von den Daumenballen (C3: Position über der linken Zentralregion nach dem 10-20-System [75]; C4: rechte Zentralregion; stimulierte Positionen sind durch einen schwarzen Punkt gekennzeichnet, die zugeordneten Kurvenpaare zeigen oben das EMG vom rechten Thenar, in der unteren Spur das EMG vom linken Thenar; Reizintensität 40%): Reizantworten, die nur einmal bei den drei Stimulationen auftraten, galten als nicht reproduziert. Reproduzierbare Effekte ließen sich jeweils nur im kontralateralen Thenar und nur von 3 Punkten jeder Hemisphäre evozieren. Ipsilaterale EMG-Antworten waren trotz hoher Verstärkung nicht erkennbar. Die Punkte in der Mittellinie wurden mit maximaler Stimulatorintensität (100%) gereizt. Durch systematische Reizapplikation, die Punkt für Punkt das definierte Gitter absuchte, wurden alle Reizorte bestimmt, von denen aus mit minimaler Reizstärke Muskelantworten im Thenar zu evozieren waren. Nach dem Prinzip des Spiels "Schiffe versenken" wurde die Suche nach "positiven" Reizpunkten aber in diejenigen Richtungen nicht weiter ausgedehnt, in denen neben einem "positiven" Punkt bereits ein "negativer" Punkt lag. Obwohl durch diese Verfahrensregel räumlich getrennte multiple Handareale einer Hemisphäre übersehen werden können, erschien sie zur 29 Verringerung der Probanden-Belastung nötig. Exemplarisch zeigt Abbildung 13 die bei einem gesunden Probanden erhaltenen Antworten unter Bezug auf das Gitternetz der Reizpunkte. Neben der maximalen Amplitude und minimalen Latenz der Reizeffekte wurden außerdem für die durchgeführten Kartierungen bestimmt: Reizschwelle, Zahl der erregbaren Punkte und Position des Punktes mit der höchsten Amplitude bzw. der kürzesten Latenz. Zur Veranschaulichung wurden die Werte mit dem Programm "Sigmaplot" [80] auf die höchste erhaltene Amplitude bzw. die kürzeste Latenz skaliert und als Karten mit errechneten Linien gleicher Amplitude bzw. Latenz ("Höhenlinien" von "Isoamplituden" und "Isolatenzen") wiedergegeben (Abb. 14). Kartierung der kortikalen Repräsentation der Thenarmuskulatur durch fokale Magnetstimulation rechte Hand: blau - linke Hand: rot Verteilung der Latenzen-Minima 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm 3cm 5cm 7cm -7cm -5cm -3cm 0cm Abstände auf der Schädeloberfläche Verteilung der Amplituden-Maxima 3cm 5cm 7cm Abbildung 14 Umrechnung der Reizeffekte aus Abbildung 13 in lokale Werte der Amplituden und Latenzen (stimuliert wurden nur die mit einem schwarzen Punkt markierten Positionen): Die "Höhenlinien" entsprechen den prozentualen Anteilen an der höchsten in einer Hand erhaltenen Amplitude (markiert sind die Konturen der Regionen mit mindestens 5%, 50% und 95% des Maximum) bzw. den prozentualen Anteilen an der Abweichung von der kürzesten erhaltenen Latenz (um 5%, 50%, 100% der Spannweite). Dargestellt wurden die Grenzlinien der Regionen, innerhalb derer die Reizantwort eine Amplitude von mindestens 5% der maximal in einem Thenar erhaltenen Amplitude zeigte, sowie die Konturen der Regionen mit mindestens 50% und 95% des Maximums. Die Latenzen der Reizantworten wurden in analoger Weise kartiert: dargestellt wurden die Außenkonturen der Region aller erregbaren Punkte, ferner derjenigen Region, innerhalb derer die Latenz nur um maximal 5% der Spannweite aller Meßwerte vom kürzesten Wert abwich, und eine intermediäre Konturlinie, entsprechend der Mitte der Spannweite. 30 3.3.3 Kortikomotorische Latenz zum Thenar Aufgrund anatomischer Daten über die Position des Handareals [75,148] wurde zur Bestimmung der kortikomotorischen Latenz 5cm lateral von Cz gereizt. In diskontinuierlichen Schritten von jeweils 10% Stimulatorleistung wurde die Schwelle für das Auftreten von reproduzierbaren Antworten im Thenar ermittelt. Weitere Reizserien erfolgten bei 20% überschwelliger sowie bei maximaler Leistung. Aufgrund unterschiedlicher Kooperativität wurden nicht alle Bedingungen bei allen Probanden untersucht. Die Amplituden wurde wegen der ausgeprägten interindividuellen und intraindividuellen Variabilität, die auch trotz Normierung auf die sogenannte MAntwort (Amplitude im Thenar bei Stimulation des Nervus medianus am Handgelenk) bestehen blieb, nicht ausgewertet. 3.4 Untersuchung kortikaler motorischer Aktivität Kortikale Aktivität während Willkürbewegungen wurde zusammen mit der elektrophysiologischen Arbeitsgruppe der Klinik (Dr. M. Mayer, Dr. H. Plendl, Priv.-Doz. Dr. K. Bötzel, Prof. Dr. W. Paulus), der Abteilung für Radiologische Diagnostik, Innenstadtklinikum (Dr. G. Leinsinger, Dr. A. Jassoy, Dr. T. Pfluger, Prof. Dr. K. Hahn) und der MRC-Cyclotron Unit, Hammersmith Hospital, London (Prof. R.S.J. Frackowiak, Dr. C. Weiller) untersucht. 3.4.1 Bewegungs-korrelierte kortikale Potentiale Die sitzenden Versuchspersonen führten in selbst gewählten Zeitabständen (alle 3-5s) eine Hebung des Mittelfingers einseitig entweder rechts oder links aus, wobei die Arme auf Stützen ruhten (Dauer der Aufzeichnungsperiode pro Seite etwa 15 Minuten). Die Bewegungen wurden elektromyographisch am Musculus extensor digitorum communis beider Seiten dokumentiert. Zur Quantifizierung des EMG wurden die Signale der 200 bis 400 Einzeldurchgänge gespeichert, gleichgerichtet und das Integral des gemittelten EMG-Signals im Zeitraum von 100ms nach Beginn der Aktivität berechnet. Von der Kopfhaut wurden die mit der Bewegung korrelierten kortikalen Potentiale mit 30 Elektroden abgeleitet (Silber/Silberchlorid-Oberflächenelektroden, Abtastrate: 31 500Hz; EMG: bipolare Ableitung, Verstärkungsfaktor 10000; Zeitkonstante 0,03s, Filter 200Hz; EEG: Referenz Cz, Zeitkonstante 5s, Verstärkungsfaktor 100000, Filter 70Hz). Die simultan gewonnenen EEG- und EMG-Daten wurden zusammen auf die Festplatte des Aufzeichnungscomputers gespeichert. Die weitere Auswertung erfolgte durch "Average"-Technik: es wurden artefaktfreie Aufzeichnungen während 200 bis 400 Willkürbewegungen jeder Hand im Zeitabschnitt von 1200ms vor bis 700ms nach Beginn des Willkür-EMG, dem Triggersignal, gemittelt. Die Bewegungs-korrelierten Potentiale wurden auf verbundene Mastoidelektroden als Referenz umgerechnet und über die Probandengruppen gemittelt (vgl. Abb. 55). Mit "BESA: Brain Electric Source Analysis" [137] wurden Stromdichtekurven zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Bewegungsablaufs errechnet, um die kortikale Aktivität topographisch abzubilden (Abb. 56 und 57). Zur statistischen Beurteilung wurden die Integrale der Potentialkurven in den Intervallen zwischen fünf Zeitpunkten in Bezug zum EMG-Beginn berechnet (-1000ms, -400ms, -50ms, 0ms, +50ms) [106]. Die statistischen Prüfverfahren verwendeten das 5%-Niveau. 3.4.2 Funktionelle Kernspintomographie Die Untersuchungen wurden von den Kollegen an einem 1.5 T Magnetom SP 63 (Siemens, Erlangen) durchgeführt [99]. Bewegungsartefakte wurden durch Lagerung mit Vakuumkissen minimiert. Die Hirnanatomie wurden in sagittalen und horizontalen Schnittbildern mit hoher räumlicher Auflösung dargestellt (T1-gewichtete 3D-FLASH-Sequenzen, sagittal TR/TE=15/6ms, FA=20O, TH=1.5mm; horizontal TR/TE=18/7.5ms, FA=20O, TH=4mm). Die funktionellen Untersuchungen mit Spezialsequenzen ("RF spoiled 2D-FLASH", TR/TE=47/30ms, FA=40O, TH=4mm, Matrix 128x256; [48]) folgten dann in parallel zur ACPC-Linie (Achse zwischen vorderer und hinterer Kommissur [151]) ausgerichteten horizontalen Schichten, die das Handareal des primären motorischen Kortex vollständig einschlossen (meist 6 Schichten). In der Meßzeit von 3 Minuten pro Schicht wurden je 30 Bilder (à 6 Sekunden) aufgenommen. Die ersten 11 Aufnahmen erfolgten in Ruhe. Ein Lichtsignal (Einschalten der Raumbeleuchtung) markierte den Beginn der zweiten Periode von erneut 11 Aufnahmen, in der die Probanden rasche einseitige Fingerbewegungen ausführen sollten (repetitive Opposition des Daumens gegenüber dem zweiten, dritten, vierten und fünften Finger, danach Umkehr der Folge, Frequenz etwa 1,5/Sekunde, vor der Untersuchung kurz mit 32 einem Metronom geübt). Zum Schluß folgten wieder 8 Aufnahmen in Ruhe. Jede Schicht wurde sowohl während einseitig linkshändiger wie auch rechtshändiger Bewegung untersucht. Zur Beurteilung eines Effekts der handmotorischen Aktivität auf die Signalverteilung wurden Differenzbilder von Ruhe- und Aktivitätsbedingung bzw. die Zeitverläufe des Signalverhaltens ("t-SIDiagramm") in ausgewählten Regionen ("regions of interest", ROIs) errechnet und die Daten mit einem Kreuzkorrelationsalgorithmus [6] unter Verwendung spezieller Software weiter ausgewertet (IDL-Imaging Software, RS Inc., California; Sparc 20 Unix Workstation, Sun Inc., California). Das Verfahren beruht auf dem Vergleich des Signalverlaufs an jedem einzelnen Pixel mit dem errechneten Gesamtverlauf der t-SI-Diagramme aus den ROIs, die in den Differenzbildern maximale Signalanstiege gezeigt hatten. Die in diesem Vergleich für jedes einzelne Pixel errechneten Kreuzkorrelationskoeffizienten liefern ein räumliches Bild der Aktivitäts-korrelierten Signaländerung (mit einer Filteroperation wurden nur die Werte berücksichtigt, die mehr als 1,5 Standardabweichungen über dem Mittelwert aller Korrelationskoeffizienten lagen). Dieses funktionelle Bild wurde farbkodiert dem anatomischen Bild überlagert und die Größe und Lokalisation aktiver Areale sowie der zugehörige mittlere Signalanstieg wurde für die laterale und mediale Hälfte der für das Handfeld charakteristischen Protrusion der Zentralfurche [175] bestimmt. Die statistischen Prüfverfahren verwendeten das 5%-Niveau. 3.4.3 Aktivierungsstudien mit Positronenemissionstomographie Das am Londoner Tomographen (ECAT 931-08/12; CTI, Knoxville, Tennessee USA) etablierte Protokoll für Handmotorik beinhaltete sechs aufeinanderfolgende Messungen des regionalen zerebralen Blutflusses unter Verwendung von radioaktivem C15O2 [166]. Je zwei Untersuchungen fanden in Ruhe (Bedingung A), während willkürlicher Bewegungen der linken (B) bzw. der rechten Hand (C) statt, Reihenfolge war ABCCBA. Die Willkürbewegung bestand in einer repetitiven sequentiellen Daumen-Finger-Opposition, mit einem Metronom auf 0,6Hz getaktet. Die in den stereotaktischen Raum [151] transformierten Meßwerte wurden von den Kollegen mit "SPM" (statistical parametric mapping) ausgewertet und mit denen einer Kontrollgruppe verglichen. 33 4 BEFUNDE BEI GESUNDEN ERWACHSENEN 4.1 Klinische Befunde Bei einer Vielzahl von Patienten ohne Hinweise auf zentrale oder periphere Erkrankungen des motorischen Systems, die im Rahmen der stationären, poliklinischen oder konsiliarischen Betreuung untersucht wurden, waren Spiegelbewegungen allenfalls leicht, inkonstant und erschöpflich ausgeprägt (Grad 2). Bei systematischer Untersuchung von 31 rechtshändigen Erwachsenen ohne neurologische Vorerkrankungen bestätigte sich dieser klinische Eindruck (Tab. 2). Hierbei wurden die Mitbewegungen beider Hände bei 20 Probanden gleich bewertet, bei 11 waren sie unsymmetrisch (in 9 Fällen jeweils in der rechten Hand stärker ausgeprägt). Zusammenfassend sind Mitbewegungen bei Gesunden kein ungewöhnlicher Befund. Sie sind nur gering ausgeprägt und müssen nicht symmetrisch sein. Möglicherweise sind sie in der Vorzugshand betont, also stärker ausgeprägt, wenn die nicht-dominante Hand willkürlich innerviert wird. Spiegelbewegungen (stärker betroffene Hand) Zahl der Probanden 0 keine 4 1 bei Willkürbewegung gegen maximalen Widerstand 6 2 leicht, inkonstant, erschöpflich 3 deutlich, willkürlich nicht unterdrückbar 21 0 Tabelle 2 Klinische Beurteilung von Spiegelbewegungen bei 31 Rechtshändern: Werte der stärker betroffenen Hand (Zusammensetzung der Kontrollgruppe: Tab. III, Seite 101) 34 4.2 Bimanuelle Kraftanalyse im Präzisionsgriff Zur Quantifizierung von Spiegelbewegungen im Präzisionsgriff wurden dreißig gesunde Erwachsene untersucht. Alle waren reine Rechtshänder (LQ=+100%). Nähere Angaben zu den jeweils 10 Männern und Frauen einer jüngeren Altersgruppe (18-35 Jahre; M01-M10 und F01F10) und je 5 Männern und Frauen einer älteren Gruppe (56-73 Jahre; M11-M15 und F11-F15) finden sich im Anhang (Tab. IV, Seite 102; zu den statistischen Verfahren: Seiten 25-26). Die Maximalkraft der rechten Hände betrug im Mittel 68,1N (±17,3), die der linken Hände 61,2N (±14,9). In den einhändig durchgeführten Vorversuchen erreichten die Probanden rechts im Mittel als maximale Frequenz 4,58Hz (±0,53), links 4,13Hz (±0,57). Die Unterschiede waren signifikant (Wilcoxon-Test, p<0,001, vgl. Abb. 46, Seite 71). Der "Spiegelquotient" wurde entsprechend dem Protokoll mit vier Instruktionen bestimmt (langsame bzw. schnelle einseitige willkürliche Kraftwechsel mit 20% der Maximalkraft und langsame bzw. schnelle Kraftwechsel mit 50% der Maximalkraft; typischer Verlauf der resultierenden Kraftkurven: Abb. 8, Seite 22). Instruktion: schnelle Kraftwechsel, 50% der Maximalkraft F01 F01 F02 F02 F03 F03 F04 F04 F05 F05 F06 F06 F07 F07 F08 F08 F09 F09 F10 F10 F11 F11 F12 F12 F13 F13 F14 F14 F15 F15 % % 30 10 3% 1% 0,3% 0,1% 03% ,01% 0, 0 0,0 0,0 0,1 0,3 1% 3% 1% 3% % % 10 30 % % Mitbewegungen linke Hand Mitbewegungen rechte Hand (rechte Hand aktiv) (linke Hand aktiv) Abbildung 15 Spiegelquotient SQ bei den Kontrollpersonen F1-F10 und F11-F15 (jüngere bzw. ältere Frauen) für eine Instruktion: Es sollten schnelle Kraftwechsel mit 50% der Maximalkraft willkürlich entweder mit der rechten Hand (linke Hälfte der Abbildung) oder mit der linken Hand (rechte Hälfte) je zweimal durchgeführt werden. Dies entspricht den Versuchen 4, 8, 12 und 16 des Protokolls (vgl. Abb. 11, Seite 25 und Tab. II, Seite 100). Die wiederholte Versuchsdurchführung äußert sich bei jeder Probandin im Auftreten von zwei "Punktspuren" (kleine Kreise). Neben diesen einzelnen Werten sind die zugehörigen Mediane (große Kreise) angegeben. Man erkennt, daß sich der erste Versuch (obere Spuren) kaum von der Wiederholung (untere Spuren) unterscheidet. Die Werte sind selten größer als 3% und liegen fast symmetrisch um die Zentralachse. Dies legt nahe, daß die beiden Hände keinen Unterschied der Spiegelaktivität zeigen. Die statistische Auswertung wurde mit der Prüfung eingeleitet, ob sich erstmalige und wiederholte Durchführung einer Instruktion unterscheiden, da vor einer Weiterbearbeitung der Werte gesichert sein mußte, daß hier keine Unterschiede bezüglich Amplitude und Frequenz der 35 Willkürbewegung existierten. Dies war nicht der Fall (Wilcoxon-Test p>0,01). Auch für SQ zeigte die graphische Darstellung der errechneten Werte (exemplarisch: Abb. 15) keinen Hinweis auf einen Unterschied. Im statistischen Vergleich der acht Instruktionsbedingungen ergaben sich nur für die eine Bedingung "linke Hand, schnell, 50% Maximalkraft" Hinweise auf Differenzen von SQ zwischen Erst- und Wiederholungsversuch (Wilcoxon-Test p<0,01). Es wurden daher Mediane aus der Gesamtheit der Meßwerte unter derselben Instruktion (z.B. Versuche 4 und 8) gebildet und dann geprüft, ob sie mit der jeweils aktiv bewegten Hand variieren. Es fand sich kein Unterschied (Wilcoxon-Test, p>0,2). Daher wurden die einzelnen Meßwerte der vier analogen Versuche eines Probanden (erster und zweiter Durchgang, Willkürhand rechts bzw. links, z.B. Versuche 1, 5, 9 und 13) in einem Median als Kenngröße zusammengefaßt. Die Untergruppen der Probanden (jüngere Frauen, ältere Frauen, jüngere Männer, ältere Männer) unterschieden sich in den Kenngrößen nicht (Kruskal-Wallis-Varianzanalyse, p>0,01), weswegen die Normwerte für die SQ-Mediane für die gesamte Gruppe (n=30) errechnet wurden. Als Mittelwert und obere Normgrenze (Mittelwert plus 3 Standardabweichungen) ergaben sich für die verschiedenen Instruktionen: "langsam mit 20% "schnell mit 20% "langsam mit 50% "schnell mit 50% Maximalkraft" Maximalkraft" Maximalkraft" Maximalkraft" Mittelwert 1,26% 0,71% 0,57% 0,55% obere Normgrenze 3,44% 2,33% 1,53% 1,89% Abbildung 16 veranschaulicht diese Ergebnisse und zeigt auch die für jeden einzelnen Probanden ermittelten Mediane des SQ für Spiegelbewegungen der rechten bzw. linken Hand. Als nächstes wurden mögliche Unterschiede der Spiegelaktivität unter den verschiedenen Instruktionen genauer geprüft. Die Bedingung "langsame Wechsel der Willkürkraft mit 20% der Maximalkraft rechte oder linke Hand" unterschied sich signifikant von allen anderen (Kruskal-WallisTest und U-Test, p<0,001), während sich zwischen den übrigen Instruktionsbedingungen keine Unterschiede fanden (U-Test, p>0,1). Eine zusätzliche, feinere Analyse der möglichen Einflüsse auf SQ wurde vorgenommen, indem die von der "Willkürhand" tatsächlich erbrachten Kräfte und Frequenzen berücksichtigt wurden. Die Korrelation zwischen SQ und der Amplitude des willkürlichen Kraftwechsels erwies sich für beide Hände als signifikant. Sie war aber, wie bereits bei 36 Betrachtung von Abbildung 16 zu vermuten, invers. Die Korrelation mit der Frequenz der willkürlichen Kraftwechsel war weniger deutlich (Tab. V, Seite 102). 300% 100% Spiegelaktivität bei 30 Kontrollpersonen ("Spiegelquotient") 30% Obere Normgrenze (MW+3SD) 10% 3% 1% 0,3% linke Hand rechte Hand "langsam, 20%" linke Hand rechte Hand "schnell, 20%" linke Hand rechte Hand "langsam, 50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" Abbildung 16 Spiegelaktivität bei Normalpersonen aufgrund von bimanuellen Messungen der Fingerkräfte im Präzisionsgriff und Bestimmung des "Spiegelquotienten" SQ an 30 gesunden Rechtshändern: Die Scharen von Linien verbinden die Meßwerte der Spiegelaktivität in der linken bzw. in der rechten Hand jeweils eines Probanden (Median aller Einzelbestimmungen unter den angegebenen Instruktionen für die Willkürhand, z.B. "langsamer Kraftwechsel mit 20% der Maximalkraft"). Die Querbalken markieren die obere Normgrenze der Mediane (linke und rechte Hand kombiniert). Die etwa gleiche Häufigkeit von Linienverläufen mit positiver Steigung nach rechts bzw. nach links deutet an, daß SQ keinen Unterschied zwischen Willkürbewegungen der rechten und linken Hand zeigt. Ferner sind die Werte von SQ unter der ersten Instruktion am höchsten und tendieren zur Abnahme bei schnelleren und bei kräftigeren Bewegungen (statistische Bewertung im Text). Die Charakterisierung der Spiegelaktivität über die Detektionsrate ergab ebenfalls diese Tendenz zur Abnahme bei den "anstrengenderen" Versuchsbedingungen (Abb. 17). Mit der Ausnahme eines fehlenden Unterschieds zwischen den Instruktionen "langsam mit 20% Maximalkraft" und "langsam mit 50%Maximalkraft" (U-Test p>0,1) bestanden signifikante Differenzen in Abhängigkeit von der Instruktion (Kruskal-Wallis-Test und U-Test p<0,0001). 37 Detektion von Spiegelaktivität bei 30 Kontrollpersonen 100% 67,3% ±11,7% 67,5% ±13,7% 70,3% ±14,3% 31,2% ±11,9% 68,4% ±18,8% 33,5% ±13,7% 46,6% ±17,7% 49,4% ±17,2% 80% 60% 40% 20% 0% linke Hand rechte Hand "langsam, 20%" linke Hand rechte Hand "schnell, 20%" linke Hand rechte Hand "langsam, 50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" Abbildung 17 Spiegelaktivität von Kontrollpersonen, angegeben als Detektionsrate (prozentualer Anteil von spiegelbildlichen Kurvenstücken an der Gesamtzahl von Maxima in der Willkürkurve): Für jede Instruktionsbedingung der Willkürhand ist über den Linienscharen (Verbindungslinien zwischen Meßwerten der linken und rechten Hand jeweils eines Probanden) die mittlere Detektionsrate sowie die zugehörige Standardabweichung für alle 30 Probanden genannt. Der Eindruck eines signifikanten Einflusses der Bedingungen bestätigte sich bei statistischer Prüfung (geringere Detektionsrate bei schnellen Bewegungen). Zusammenfassend konnte bei gesunden Kontrollpersonen eine Spiegelaktivität während willkürlicher Fingerbewegungen nachgewiesen werden. Sie kam tendenziell mit zunehmender Frequenz der Willküraktivität weniger häufig vor (geringere Detektionsrate) und nahm mit zunehmender Willkürkraft im Ausmaß (SQ) ab. Insgesamt war das Ausmaß der Spiegelaktivität der Kontrollpersonen gering und variierte nicht zwischen der bevorzugten und nicht-bevorzugten Hand. 38 4.3 Transkranielle elektromagnetische Stimulation 4.3.1 Lage des Handareals Die 22 gesunden Probanden der Kontrollgruppe (TCS01-TCS22, Altersmedian 26 Jahre) zeigten eine Reizschwelle um 40% der maximalen Stimulatorleistung für EMG-Antworten im kontralateralen Thenar, mit nur geringfügiger Variation um diesen Wert (Tab. VI, Seite 103). Die interindividuelle Variabilität in der Ausdehnung der kortikalen Repräsentation der Hand war dagegen deutlich und besonders gut an den Unterschieden in der Zahl erregbarer Punkte zu erkennen. Deren Lage differierte zudem zwischen der linken und der rechten Hemisphäre eines Probanden, ebenso wie die Lage der Punkte mit optimalen Reizantworten. In den meisten der 44 untersuchten Hemisphären fand sich nur ein einzelner optimaler Punkt mit höchster Amplitude bzw. kürzester Latenz, fünf bzw. acht Hemisphären zeigten zwei Optima (Tab. VI, Seite 103). Trotz der in der Mittellinie verwendeten maximalen Reizstärke (100%) lagen hier in keinem Fall erregbare Punkte. Kortikale Reizorte mit Thenar-EMG-Antworten auf elektromagnetische Stimulation bei 22 Probanden (rechte Hand: blau - linke Hand: rot) n=15 n=10 n=5 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm 7cm 5cm 3cm Abbildung 18 Kartierung des kortikalen Handareals durch elektromagnetische Reizung definierter Punkte der Schädeloberfläche an der Reizschwelle bei 22 Probanden: Dargestellt ist die Häufigkeitsverteilung der Reizorte mit Thenar-Antworten (Koordinatennetz entsprechend den Abb. 13 und 14, z-Achse: Auftretenshäufigkeit). Nicht erklärt ist, warum für die rechte Hand mehr Reizpunkte (n=83) vorhanden sind als für die linke (n=68; vgl. Tab. VI, Seite 103). 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche Um das kortikale Handareal auch ohne die aufwendige Kartierung untersuchen zu können, wurde seine nach anatomischen Daten [75,148] festgelegte Position überprüft. Dazu wurde in der Kontrollgruppe die Häufigkeit bestimmt, mit der Punkte an der Schädeloberfläche erregbar waren (Abb. 18). Die Wahrscheinlichkeit für den Erhalt einer Reizantwort im kontralateralen Thenar war bei Stimulation 5cm links bzw. rechts von Cz am höchsten. Somit wurde die pragmatische Gleichsetzung dieses Punkts mit dem kortikalen Handareal beibehalten. In den untersuchten linken 39 Hemisphären war dieser Punkt mit der Position identisch, von der aus am häufigsten die höchste Amplitude bzw. die kürzeste Latenz der Reizantworten zu erhalten war. In den rechten Hemisphären bestand eine Verschiebung um 2cm nach frontal (Abb. 19). Die Optima von Amplitude und Latenz waren nicht bei jedem Probanden gleich lokalisiert, sondern lagen um bis zu 5cm voneinander entfernt (Tab. VII, Seite 104). In der Gesamtgruppe stimmten die Optima aber gut überein (Abb. 19). Zur Beschreibung der Symmetrie der Repräsentation wurde eine Spiegelung der beiden Hälften der "Reizkarte" eines Probanden um die Mediansagittallinie durchgeführt und ermittelt, wie viele erregbare Punkte der beiden Hemisphären miteinander zur Deckung gebracht werden konnten (Tab. VII, Seite 104). In keinem Fall bestand völlige Deckungsgleichheit. Üblicherweise waren zwei bis vier Punkte nicht zur Deckung zu bringen, in einem Fall waren es zehn Punkte (TCS07). Darüber hinaus wurden in den aufeinander abgebildeten Hemisphären die maximalen Abstände zwischen den Punkten mit optimaler Reizantwort errechnet. Symmetrie war auch hier ungewöhnlich: im Mittel wich die Lage der optimalen Reizpunkte um etwa 2cm ab, vereinzelt um bis zu 6cm (TCS21). Verteilung der kortikalen Reizorte mit optimalen Antworten Optima der Amplituden im Thenar-EMG (rechte Hand: blau - linke Hand: rot ) n=9 Optima der Latenzen im Thenar-EMG (rechte Hand: blau - linke Hand: rot) n=9 n=6 n=6 n=3 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm n=3 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche Abbildung 19 Kartierung des kortikalen Handareals bei 22 gesunden Erwachsenen: links Häufigkeitsverteilung der Reizorte mit höchster Amplitude, rechts Reizorte mit kürzester Latenz der Thenar-Antwort 40 4.3.2 Kortikomotorische Latenz zum Thenar Zur Ermittlung von Normwerten der kortikomotorischen Latenz (KML) wurden die Befunde an den 22 bisherigen und zwei zusätzlichen Probanden verwertet. Die Reizschwelle an den beiden als repräsentativ ermittelten Reizpunkten (5cm lateral von Cz) variierte zwischen 40% der Stimulatorleistung (bei 68% der 44 untersuchten Hemisphären) und maximal 60% der Stimulatorleistung. Tabelle VIII (Seite 105) zeigt die Werte von KML für Stimulation an der Reizschwelle, bei 20% überschwelliger Reizung sowie bei maximaler Reizstärke (100% Stimulatorleistung). Die Varianzanalyse [81] ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Bedingungen "Reizung an der Schwelle, überschwellig und maximal" oder zwischen links- und rechtshemisphärischer Stimulation. Deswegen wurden alle 120 Meßwerte zusammengefaßt und der Normbereich der KML zum kontralateralen Thenar mit 17,31ms bis 24,78ms errechnet (Normalwert 21,04ms ± dreifache Standardabweichung von 1,25ms). Für die Latenzdifferenz von KML bei linkshemisphärischer und bei rechtshemisphärischer Reizung (52 Hemisphärenpaare) ergab sich ebenfalls kein Hinweis auf eine Abhängigkeit von der gewählten Reizintensität: normal ist hier der Bereich von 0ms bis 3ms. Daß KML und Körpergröße zusammenhängen, überrascht nicht (vgl. Abb. 25, 43, 54; Seiten 54, 67, 78; Korrelationskoeffizient aber nicht größer als 0,18). 4.3.3 Ipsilaterale Reizantworten im Thenar Bei den Kontrollpersonen war zum Zeitpunkt der normalen Reizantwort auch bei maximaler Reizstärke und maximal möglicher Signalverstärkung (100µV/Div.) kein Reizeffekt im ipsilateralen Thenar zu erkennen. Bei einzelnen Probanden traten bei maximaler Stimulation kleinamplitudige ipsilaterale Potentiale mit deutlichem Abstand nach der normalen Reizantwort auf (Abb. 20). Reproduzierbar wurden sie bei vier der 24 Kontrollpersonen (6 Hemisphären) beobachtet. Die Latenz betrug zwischen 53,2ms und 73,6ms, die Amplitude zwischen 0,02mV und 0,18mV. Unter Bezug auf den Maximalwert, den die Thenar-Antwort annehmen konnte, waren die Amplituden bei ipsilateraler Reizung sehr niedrig (0,3% bis 3,4% des Maximum, Tab. 3). 41 Abbildung 20 Späte ipsilaterale Reizantwort bei einer Kontrollperson: TCS17 zeigte nach Reizung des rechten kortikalen Handareals mit maximaler Intensität eine ipsilaterale Antwort langer Latenz (58,8ms) und niedriger Amplitude (0,32% der normalen Antwort im linken Thenar). Solche späten ipsilateralen Antworten gelten nicht als abnorm. Bei TCS17 war sie nur einseitig zu beobachten. Ipsilaterale Antworten kurzer Latenz kamen bei Kontrollpersonen nicht vor. Als wesentlich ist festzuhalten, daß bei Normalpersonen auch unter maximaler Reizung des kortikalen Handareals einer Hemisphäre keine simultanen Reizantworten im ipsilateralen Thenar auftraten. Die seltenen, variabel ausgeprägten ipsilateralen Reizeffekte hatten eine Latenz von mindestens dem Doppelten der normalen Leitungszeit. Reizantworten nach Kortexstimulation ipsilateral Proband Kürzeste Latenz (ms) Höchste Amplitude (%) Thenar rechts Thenar links Thenar rechts Thenar links TCS13 53,2 keine Antwort 3,38 keine Antwort TCS16 62,2 59,0 0,82 1,30 TCS17 58,8 keine Antwort 0,32 keine Antwort TCS21 73,6 73,0 1,59 1,70 Tabelle 3 Latenz und Amplitude der nur bei vier Kontrollpersonen beobachteten ipsilateralen Reizantworten (Amplitude: prozentualer Anteil an der Maximalamplitude durch kontralaterale Reizung) 42 5 BEFUNDE BEI PERSISTIERENDEN SPIEGELBEWEGUNGEN Sieben Patienten mit spiegelsymmetrischen Mitbewegungen ohne weitere Auffälligkeiten nahmen an der Studie teil (PSB01-PSB07). Bei systematischer Untersuchung von Patienten mit neurogenetischen Syndromen konnten sieben weitere Fälle identifiziert werden (PSB08-PSB14). Die Patienten nannten als wesentliche Beeinträchtigung Situationen, in denen eine Hand aktiv ist, während die andere ruhig gehalten werden soll, z.B. wenn diese einen Behälter mit Flüssigkeit hält. So schilderte ein Patient, von Beruf Maler, daß er in seiner Lehrzeit oft Farbe aus dem Eimer verschüttete, wenn er gleichzeitig auf der anderen Seite den Pinsel führte (PSB04). Mehrere berichteten vom Ausschütten eines Milchglases, während sie mit der anderen Hand kraftvoll die Kühlschranktüre verschlossen (PSB03-PSB06). Aktivitäten beider Hände mit gegenläufigem Ablauf, wie sie neben dem Klavierspiel oder Schreibmaschineschreiben auch das Binden der Schuhe erfordert, sind durch die unwillkürliche Tendenz zu gleichläufigen Bewegungen meist deutlich erschwert. Überraschenderweise scheinen aber einige Betroffene Musikinstrumente auch bei gegenläufigen Bedingungen mit einigem Geschick spielen zu können, wobei ein ausgesprochener Übungseffekt bestehe (PSB01, PSB06, PSB11). Vielfach berichteten (PSB04) oder zeigten die Patienten (PSB05-PSB07), daß sie die störenden Mitbewegungen durch eine maximale Muskelanspannung der "Spiegelhand" unterdrücken (z.B. beim Schreiben), im Gefolge klagten sie über muskuläre Verspannungen. Als störend empfänden die Patienten mit Spiegelbewegungen auch die irritierten Blicke von Beobachtern, die ihnen z.B. beim einhändigen Kämmen oder Knöpfen zusehen. Sie erwähnten auch Auseinandersetzungen in der Schulbank, wenn die "Spiegelhand" beim Schreiben und Zeichnen zum Nachbarn wanderte (PSB06). Im Befund waren stets die oberen Extremitäten mit distaler Betonung betroffen. Ausnahmsweise zeigten sich auch Spiegelbewegungen an den Beinen, mit Beschränkung auf die Zehen (PSB03, PSB04, PSB06, PSB12). Insgesamt besteht eine interindividuelle Variabilität in der Intensität der Spiegelbewegungen und ihrer Ausbreitung auf verschiedene Muskelgruppen und damit ein unterschiedlicher Grad von Alltagsbehinderung. Die Variabilität erschien unabhängig von der Patientengruppe (autosomal erbliche Spiegelbewegungen oder Spiegelbewegungen bei neurogenetischen Syndromen). 43 5.1 Patienten 5.1.1 Autosomal-dominant vererbte Spiegelbewegungen Anlaß zur Untersuchung bei diesen Patienten war nur ausnahmsweise ein Wunsch nach ärztlicher Betreuung. Lediglich zwei Patienten suchten gezielt medizinische Hilfe, da der ebenfalls betroffene Vater eine Behinderung des Sohnes in der handwerklichen Ausbildung fürchtete und eine Behandlung wünschte (PSB03 und PSB04). Ein Medizinstudent hatte die eigenen Spiegelbewegungen und die seines Vaters im Anschluß an eine neurologische Vorlesung als Besonderheit vorgestellt (PSB01 und PSB02). Im Verlauf der Untersuchungen identifizierte er durch eigene Beobachtung eine Krankenschwester als ebenfalls betroffen (PSB07). In einem Fall (PSB05) waren die Spiegelbewegungen anläßlich der Musterung aufgefallen und kasuistisch mitgeteilt worden [73]. Da Spiegelbewegungen in gewissem Ausmaß unterdrückt und kompensiert werden können, scheinen sie kaum zum Arzt zu führen. Zudem sind sie eine lebenslang, oft familiär bestehende Besonderheit und führen zu entsprechender Gewöhnung. Im Folgenden sind die eigenen Fälle auf der Grundlage der ausführlichen klinischen Untersuchung kasuistisch dargestellt. Als orientierender psychometrischer Test wurde der Zahlenverbindungstest, ZVT [123], zur Bewertung der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit durchgeführt (angegeben als Prozentrang, PR). ♦ PSB01: Medizinstudent, der mehrfach im Alter zwischen 21 und 29 Jahren untersucht wurde, berichtete über Spiegelbewegungen seit Kindheit bei sonst unauffälliger Entwicklung, spielt Klavier und Gitarre. Rechtshänder mit anfänglich weniger deutlicher Handpräferenz: LQ = +82, im Verlauf LQ = +100. Im Befund Spiegelbewegungen an beiden Armen mit Zunahme von proximal nach distal. Betroffen sind: Schulterhebung, Abduktion, Beugung und Streckung der Arme, Pronation und Supination der Unterarme, Flexion und Extension der Hände, sämtliche Fingerbewegungen (Abduktion, Adduktion, Flexion, Extension). Distale Spiegelbewegungen links deutlicher als rechts. Sonst völlig unauffälliger klinisch-neurologischer Befund, keine kontralateralen Mitbewegungen an den Beinen oder bei einseitiger Innervation der Gesichtshälften, keine Spiegelbewegungen bei passiver Bewegung einer oberen Extremität, keine gekreuzten Muskeleigenreflexe, normales Benennen bei taktiler Exploration mit rechter bzw. linker Hand. Überdurchschnittliche kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit (ZVT-PR 95). Bei der Mutter und den beiden Schwestern wurde eine central-core-Myopathie diagnostiziert, bei PSB01 fand sich kein entsprechender EMG-Hinweis. ♦ PSB02: Vater von PSB01, Physiklaborant, Rechtshänder (LQ=+82, bei Nachuntersuchung LQ=+100), mit Spiegelbewegungen seit Kindheit, untersucht im Alter zwischen 50 und 56. Spiegelbewegungen bei Beugung und Streckung der Arme, Pronation und Supination der Unterarme, bei Flexion und Extension der Hände, Abduktion, Adduktion, Flexion und Extension der Finger. Spiegelbewegungen nach distal zunehmend und links deutlicher als rechts. Sonst unauffälliger klinisch-neurologischer Befund, keine kontralateralen Mitbewegungen an den Beinen, keine Spiegelbewegungen bei passiver Bewegung, ZVT PR 54. In der Familie seien keine weiteren Fälle bekannt. ♦ PSB03: Schüler, der im Alter zwischen 11 und 16 untersucht wurde, unauffällige Vorgeschichte bis auf die Spiegelbewegungen seit frühester Kindheit. Diese störten vor allem beim Zeichnen und Schreiben, auch durch Schmerzen bei längerdauernder Anstrengung. Von anfänglich ausgeprägter Rechtshändigkeit zeigte sich ein Wechsel der Handpräferenz zu mäßiger Linkshändigkeit (LQ=+80 mit11 Jahren, LQ=-45 mit 14 Jahren), Schreibhand unverändert rechts. Beim Versuch des einseitigen Blinzelns stets Mitbewegungen des M. orbicularis oculi der Gegenseite. Spiegelbewegungen an den oberen Extremitäten traten bei Willkürinnervation ohne Widerstand sowohl der rechten wie der linken Seite auf: bei Beugung und Streckung im Ellenbogen, bei Pronation und Supination des Unterarms (bei diesen 44 Bewegungen am linken Arm weniger ausgeprägt als am rechten), beim Beugen, Strecken und Spreizen aller Finger, bei sequentieller Opposition des Daumens mit den anderen Fingern, bei Beugung und Streckung einzelner Finger (klinisch bei diesen Bewegungen seitengleiche Ausprägung der Spiegelbewegungen). An den unteren Extremitäten waren Spiegelbewegungen nur bei Extension der Großzehe gegen Widerstand und inkonstant zu beobachten. Übriger klinischneurologischer Befund und Röntgendiagnostik der Halswirbelsäule unauffällig. ♦ PSB04: Vater von PSB03, Maler, Rechtshänder (LQ=+100), untersucht im Alter von 50 bis 54. Die Spiegelbewegungen seien beim Zeichnen in der Schule und in der Lehrzeit störend gewesen. Das Harmonium-Spiel habe er nicht zu erlernen vermocht. Schreibmaschine schreiben und Klavierspielen könne er nur, wenn er es mit einer Hand alleine mache. Durch intensive Muskelanspannung der "Spiegelhand" könne er die unerwünschten Bewegungen verhindern. Die Spiegelbewegungen seien am deutlichsten, wenn er rechts die Faust mache oder den Unterarm drehe, in der linken Hand seien sie stärker als in der rechten. Diese Angabe bestätigte sich bei der klinischen Untersuchung. Willkürlich nicht unterdrückbare Spiegelbewegungen traten auf bei einseitigen Willkürbewegungen sowohl rechts wie links: Pronation und Supination des Unterarms, Faustschluß, Fingerspreizen und sequentielle Opposition der Finger. An den Zehen sind Spiegelbewegungen geringen Ausmaßen bei einseitiger Extension der Zehen sowie, deutlicher, bei Extension der Großzehe gegen Widerstand zu beobachten (bei Willkürbewegung des linken Fußes deutlicher). Einseitiges Blinzeln nur mit Schwierigkeiten möglich. Sonst unauffälliger neurologischer Befund. Keine Spiegelbewegungen bei den Eltern, dem zweiten Kind oder in der weiteren Familie. HWS-Röntgen normal. ♦ PSB05: Programmierer, untersucht im Alter von 32 bis 36, Rechtshänder (LQ=+66). Die selbst betroffene Mutter (PSB06) habe seine Spiegelbewegungen bereits in allerfrühester Kindheit bemerkt. Im Alltag sei er beim Schreiben durch zunehmende Muskelverkrampfung der zur Unterdrückung der Spiegelbewegungen angespannten linken Hand gestört. Er könne nicht Kraulschwimmen, mit Schwierigkeiten spiele er Rhythmusgitarre (nicht Sologitarre) und mit größter Anstrengung auch etwas Klavier, wobei aber eine Verbesserung durch Üben eintrete. Spiegelbewegungen sind zu beobachten bei Beugen der Arme im Ellenbogen ohne Widerstand (im rechten Arm deutlicher), bei Pronation und Supination des Unterarms, beim Beugen und Spreizen einzelner Finger oder aller Finger zusammen, bei sequentieller Fingeropposition, sehr deutlich beim "Schnipsen" des rechten oder linken Zeigefingers. Einseitiges Blinzeln nur mit Schwierigkeiten möglich. Keine Spiegelbewegungen an den unteren Extremitäten, auch sonst unauffälliger neurologischer Befund, einschließlich Geruchssinn, ZVT PR 66. ♦ PSB06: ehemalige Büroangestellte, 56 Jahre alt, Rechtshänderin (LQ=+82), Hyperurikämie, Diabetes mellitus, abgelaufener Herzinfarkt. Beim beidhändigen Maschineschreiben müsse sie besonders sorgfältig sein, beim Stenographieren seien die Spiegelbewegungen der linken Hand sehr störend gewesen und hätten mit dem Schreibtempo zugenommen. Spiegelbewegungen seien auch an den Füßen vorhanden und würden das Koordinieren des Gas- und Kupplungspedals, vor allem beim Rückwärtsfahren, sehr schwer machen, dagegen sei das Treten der Pedale beim Radfahren problemlos. Die Ausprägung der Spiegelbewegungen an den oberen Extremitäten entsprach der Ausprägung beim Sohn, auch in Bezug auf die Seitenbetonung beim Beugen im Ellenbogen (im rechten Arm vorhanden, links fraglich). Allerdings bestanden bei ihr Spiegelbewegungen auch an den unteren Extremitäten (Bewegungen im Sprunggelenk, nicht sicher bei Zehenbewegungen). Einseitiges Blinzeln war am linken Auge nur mit Schwierigkeiten, rechts kaum möglich. Sonst unauffälliger neurologischer Befund, einschließlich Geruchssinn, ZVT PR 27. Möglicherweise habe auch eine Tante an Spiegelbewegungen gelitten, weitere Fälle in der Familie nicht bekannt. ♦ PSB07: Krankenschwester, untersucht im Alter von 21 bis 28, Linkshänderin (LQ=-82, im Verlauf -100) Spiegelbewegungen seit Kindheit, auch bei der ebenfalls linkshändigen Mutter, die sich leider nicht zur Untersuchung vorstellte. Motorische Entwicklung langsamer als bei Altersgenossen, sonst unauffällige Vorgeschichte. Beidhändiges Maschineschreiben und Gitarrespielen falle ihr schwer, Spiegelbewegungen vor allem distal und in der rechten Hand deutlicher als in der linken. Spiegelbewegungen traten auf bei Abduktion des Oberarms und beim Beugen im Ellenbogen gegen Widerstand, beim Beugen der Finger (einzeln oder beim Faustmachen). Gegenläufige Bewegungen der oberen Extremitäten (alternierendes Klopfen links und rechts) sind proximal, aus dem Ellenbogen heraus, gut möglich, schwerer bei distalen Bewegungen (Klopfen aus dem Handgelenk, am schwersten mit dem Zeigefinger), da hier eine Tendenz zu einem gleichläufigen Bewegungsmuster auftritt. Unmöglich sind gleichgerichtete "Tonleitern" (simultane Beugung von Kleinfinger links/Daumen rechts, Ringfinger links/Zeigefinger rechts usw.). Inkonstant war bei Großzehenextension gegen Widerstand eine Adduktion beider Daumen als unwillkürliche Mitbewegung zu beobachten, nicht aber der Zehen der Gegenseite. Beim einseitigen Blinzeln kam es zu Mitbewegungen der Gegenseite, nicht beim einseitigen Verziehen des Mundwinkels. Übriger neurologischer Befund, einschließlich Riechvermögen normal, ZVT PR 79. In der weiteren Familie keine Fälle von Spiegelbewegungen bekannt. Persistierende Spiegelbewegungen imponieren als klinisch abgrenzbares Syndrom. Bei Normalpersonen können zwar leichte Mitbewegungen vorkommen, sie überschreiten aber nicht den 45 Grad 2 unserer Skala: soweit vorhanden, sind sie inkonstant und erschöpflich. Im Gegensatz dazu waren die Spiegelbewegungen der Patienten PSB01-PSB07 pathologisch: sie waren konstant vorhanden, nicht unterdrückbar und sehr augenfällig (Grad 3). Sie waren nur bei Willkürbewegungen zu beobachten. Bei passiver Bewegung zeigten sie sich nicht, auch bestanden keine gekreuzten Muskeleigenreflexe. Trotz einer gewissen Möglichkeit zur Modulation konnten die Spiegelbewegungen nicht vollkommen unterdrückt werden. Sie sind reziprok, da sie sowohl bei Willkürbewegungen der rechten als auch der linken Seite auftreten. Die Reziprozität der Spiegelbewegungen ist nicht vollständig, da manche Patienten eine auch klinisch zu beobachtende Seitenbetonung berichten (deutlichere Ausprägung bei Willkürinnervation der Vorzugshand in den Fällen PSB01, PSB02, PSB04 und PSB07). Abbildung 21 Kraftkurvendokumentation bei Patient PSB01, der einseitig rasche willkürliche Kraftwechsel des Zeigefingers gegen den am Tisch fixierten Kraftaufnehmer ausführte: In der ersten Aufgabe (obere Hälfte der Abbildung) war der Versuchsaufbau für die aktive und die nichtaktive Hand identisch. Es wurden die Kräfte an den Zeigefingern ("DII rechts" und "DII links") gemessen. Diese zeigten eine gut synchronisierte Spiegelaktivität (mit SQ von 34,4 bzw. 86,2%). In der zweiten Aufgabe (untere Hälfte der Abbildung) wurden die unwillkürlichen Kräfte an den Ringfingern ("DIV") aufgezeichnet, die zu den Willküraktionen der Zeigefinger nur minimale unwillkürliche Aktivität zeigten ("SQ" 4,2% bzw. 0,8%). Die Verteilung der Spiegelbewegungen beschränkte sich bei den meisten Patienten auf die oberen Extremitäten mit distaler Betonung. In Einzelfällen (PSB03, PSB04, PSB06) waren auch die unteren Extremitäten, meist inkonstant, betroffen. 46 Eine mögliche Beteiligung der Gesichtsmuskulatur (z.B. PSB12) war schwer zu beurteilen, da zahlreiche Kontrollpersonen nicht einseitig isoliert blinzeln können. Bemerkenswert war die Symmetrie der Bewegungen: die Spiegelaktivität breitete sich nur geringfügig in nicht-homologe Muskeln kontralateral zur Willküraktivität aus. Beispielsweise war bei Bewegung des Zeigefingers eine Spiegelbewegung des gegenseitigen Zeigefingers zu beobachten; die unwillkürliche Aktivität des Ringfingers war demgegenüber minimal (Abb. 21). Nur ausnahmsweise war eine Ausbreitung in nicht-homologe Muskeln deutlicher: so innervierte PSB07 inkonstant auch die beiden Daumen, wenn sie die rechte oder linke Großzehe gegen Widerstand streckte. Massenbewegungen wie bei zentralen Paresen waren bei unseren Patienten nie zu beobachten. Abbildung 22 Beidseitige Ableitung des Oberflächen-EMG vom Thenar beider Seiten bei einem Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen (PSB01): Die obere Hälfte der Abbildung zeigt eine tonische Willkürabduktion des rechten bzw. linken Daumens. Dabei war ein gleichzeitig einsetzendes und gleichzeitig endendes EMG-Signal vom Daumenballen der Gegenseite abzuleiten. In der unteren Bildhälfte sollte der Patient eine Serie von raschen phasischen Innervationen nur einer Hand ausführen. Auch unter dieser Bedingung traten simultane und annähernd gleichamplitudige spiegelbildliche EMG-Signale auf. Die in einigen Fällen durchgeführte EMG-Dokumentation mit zweikanaliger Ableitung simultan von der rechten und linken Hand bestätigte die klinischen Beobachtungen. Bei Aufforderung zu einseitiger Willkürinnervation traten zugleich mit den Muskelpotentialen der willkürlich bewegten 47 Seite auch unwillkürliche Potentiale der Gegenseite auf (Abb. 22). Spiegelbildliche EMG-Aktivität war sowohl bei längerdauernder, "tonischer" Innervation, als auch bei kurzdauernder, "phasischer" Willkürinnervation vorhanden. Mit ihrem Ende endete auch die Spiegelaktivität. Bei repetitiven Bewegungen über mehr als eine Minute zeigte sie keine Abnahme. Durch quantitative Auswertung des EMG vom rechten und linken Musculus extensor digitorum communis (EDC) während willkürlicher Hebung des Mittelfingers war ein Vergleich mit Kontrollpersonen möglich (Methodik: Seite 31). Zur Bewertung wurde ein Quotient berechnet (Verhältnis zwischen dem EMG, wenn der EDC "Spiegelmuskel" war, und dem EMG, wenn er "Willkürmuskel" war; Abb. 23). Gesunde Erwachsene zeigten eine unwillkürliche Aktivität von höchstens 3% kontralateral zur Willkürinnervation, in der Regel lagen ihre Werte um 1%. Bei den Patienten lag der Quotient im Bereich über 10%, maximal bei 68%. Lediglich eine Patientenhand (rechte Hand von PSB02, Pfeil in Abb. 23) zeigte Werte im Bereich der Kontrollen, die Spiegelaktivität der anderen Hand (28%) war aber eindeutig abnorm. Spiegelaktivität im Elektromyogramm PSB1 PSB2 PSB3 PSB4 PSB5 PSB7 K1 K2 K3 K4 K5 K6 % 100 0,0 0 1 1% ,1% % 10% 100 % 1% 0,1% ,01% 10% 0 Mitbewegungen linke Hand Mitbewegungen rechte Hand (rechte Hand aktiv) (linke Hand aktiv) Abbildung 23 Ausprägung der Spiegelaktivität bei Hebung des Mittelfingers durch sechs Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen (PSB1-PSB5 und PSB7, obere Hälfte der Abbildung) und sechs Kontrollpersonen (K1-K6): Die Spiegelaktivität wurde aus dem Oberflächen-EMG des M. extensor digitorum communis (EDC) beider Seiten quantifiziert: der Prozentwert auf der logarithmischen Skala gibt das Verhältnis zwischen der Aktivität des linken bzw. rechten EDC als "Spiegelmuskel" zu seiner Aktivität als "Willkürmuskel" an. Der Gruppenunterschied zwischen den Patienten und den Kontrollpersonen ist signifikant. Man beachte, daß bei PSB02 die Spiegelaktivität der rechten Hand (Pfeil) im Bereich der Ergebnisse der Kontrollpersonen liegt. Im Ausmaß der Spiegelaktivität unterschieden sich die Patienten signifikant von den Kontrollpersonen. Der Gruppenunterschied beim Vergleich der kombinierten Werte beider Hände und der Werte der linken Hand war signifikant (U-Test, p<0,01). Er war für die rechten Hände aufgrund des "Ausreißers" von PSB02 etwas weniger deutlich (p=0,01). Ein Unterschied zwischen 48 der Spiegelaktivität der linken und der rechten Hand bestand weder für die Gruppe der Patienten noch für die Kontrollen (Wilcoxon-Test, p>0,10). Abbildung 24 Bei Patientin PSB06 mit persistierenden Spiegelbewegungen wurde die Schädeloberfläche jeweils mit einer überschwelligen Intensität von 80% stimuliert (Reizschwelle bei C3: 60%). Dargestellt sind die superponierten EMG-Kurven vom rechten bzw. linken Thenar (jeweils obere bzw. untere Kurve eines Paares), die bei dreifacher Stimulation der mit einem schwarzen Punkt markierten Position auf der Schädeloberfläche (hier in Aufsicht) abzuleiten waren. Wenn Reizeffekte erzielt wurden, traten die Muskelantworten fast in jedem Fall sowohl im kontralateralen als auch im ipsilateralen Daumenballen mit etwa gleicher Amplitude auf (vgl. Abb. 35, Seite 65). Der charakteristische Befund abnormer ipsilateraler Reizantworten (Pfeile) war bei allen sieben Patienten mit autosomal-dominant vererbten Spiegelbewegungen zu erheben. Es bestand eine interindividuelle Variabilität im Verhältnis der Amplituden zwischen der ipsilateralen und der kontralateralen Muskulatur. Bei transkranieller Stimulation des motorischen Kortex zeigten die Patienten nicht nur Antworten im kontralateralen Thenar, sondern dazu simultane Reizantworten im ipsilateralen Thenar. Diese abnormen, bei keiner Kontrollperson beobachteten ipsilateralen Reizantworten waren sowohl bei Stimulation der linken Hemisphäre als auch der rechten Hemisphäre auszulösen (Abb. 24). Diese 49 Befunde stimmten mit den Beschreibungen aller bisher untersuchten Fälle überein [24,29,31,42,162]. Sie werden später genauer analysiert (Seite 63). Zuvor wird dargestellt, wie diese charakteristische Eigenart von persistierenden Spiegelbewegungen als Ergänzung des klinischen Befundes verwendet wurde, um bei der Untersuchung von Patienten mit neurogenetischen Syndromen die ebenfalls davon Betroffenen zu identifizieren. Bis auf PSB03, bei dem ein Wechsel der Handpräferenz im Alter zwischen 11 und 14 beobachtet wurde, war in allen Fällen eine eindeutige Händigkeit festzustellen. Entgegen einer vorschnellen Erwartung besteht bei persistierenden Spiegelbewegungen keine Vorzugs- oder Leistungsäquivalenz der Hände. Auch ein Zusammenhang mit Spiegelschrift scheint nicht zu bestehen, da bis auf die Linkshänderin PSB07 die Patienten nicht spiegelverkehrt schreiben konnten - weder mit der linken noch der rechten Hand. Unter den sonst unauffälligen klinisch-neurologischen Befunden ist noch hervorzuheben, daß sensible Reize stets auf die richtige Körperseite lokalisiert wurden, also keine Allästhesie [86] bestand. Persistierende Spiegelbewegungen ohne weitere Auffälligkeiten können beide Geschlechter betreffen (hier: fünf Männer, zwei Frauen). Das familiäre Auftreten spricht für eine genetische Komponente. Wegen der Vererbung von Vätern auf Söhne (PSB01/PSB02, PSB03/PSB04) ist der bereits bekannte autosomal-dominante Erbgang zu bestätigen [129]. 5.1.2 Neurogenetische Syndrome mit Spiegelbewegungen Wegen der aus der Literatur bekannten Assoziation von Spiegelbewegungen mit primärem hypogonadotropem Hypogonadismus, Klippel-Feil-Syndrom oder Duane-Syndrom wurde bei diesen Erkrankungen systematisch nach motorischen Auffälligkeiten gesucht. 5.1.2.1 Kallmann-Syndrom und idiopathischer hypogonadotroper Hypogonadismus Im Rahmen einer gemeinsamen Studie zur Klinik und Genetik des angeborenen hypogonadotropen Hypogonadismus wurden insgesamt 43 Patienten von der Medizinischen Klinik Innenstadt (PD Dr. J. Schopohl), der Medizinischen Klinik II Klinikum Großhadern (Arbeitsgruppe Prof. Dr. K. Mann), dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie (PD Dr. G. Stalla) und der Abteilung für Pädiatrische Genetik der Kinderpoliklinik (Dr. B. Heye, Dr. Th. Meitinger) zur Untersuchung zugewiesen. 50 In der Regel hatten die Patienten wegen Ausbleibens der Pubertät einen Arzt aufgesucht. Die Diagnose des angeborenen hypogonadotropen Hypogonadismus beruhte auf dem Befund niedriger Testosteron-Spiegel, die durch das hypothalamische Releasing-Hormon (100µg GnRH i.v.) nicht zu steigern waren, und auf dem Ausschluß von strukturellen Läsionen des Zwischenhirns [139]. Am Institut für Medizinische Psychologie (PD Dr. M. Laska, PD Dr. R. Hudson) wurden mit dem "Münchner Geruchstest" Detektionsschwellen für Gerüche und die Fähigkeiten zur Unterscheidung ihrer Qualität und ihrer Intensität, zu ihrer Identifikation, ihrem Wiedererkennen und ihrer hedonischen Bewertung unter Verwendung von Riechflaschen untersucht. Der Test ermöglichte eine Unterteilung der Gruppe in 26 Patienten mit Kallmann-Syndrom (gestörtes Riechvermögen) und 17 Patienten mit idiopathischem hypogonadotropem Hypogonadismus (normales Riechvermögen). Die Patienten mit Kallmann-Syndrom fielen besonders in der Untersuchung ihrer Detektionsschwelle für reine Geruchsstoffe auf. Bis auf einen einzigen (KS11) waren sie nicht in der Lage, unter drei Riechflaschen diejenige mit dem unverdünnten, rein olfaktorischen Lavendelgeruch (22,5g Linalool in 1 l Diäthylphthalat) zu identifizieren. KS11 scheiterte bei der nächsten Verdünnungsstufe der Substanz (Verdünnung im Verhältnis 1:5), die von Normalpersonen ausnahmslos erkannt wird [76]. Korrelat der Riechstörung sind Fehlbildungen von Bulbus und Tractus olfactorius, meist Aplasien. Diese können zusammen mit der fehlenden Ausbildung des Gyrus rectus und seines begrenzenden Sulcus kernspintomographisch dokumentiert werden [163]. Auch auf andere Gehirnmißbildungen wurde wegen ihres gelegentlichen Vorkommens bei hypogonadotropem Hypogonadismus geachtet [115]. Hier war lediglich ein Patient (KS05, Kasuistik Seite 56) auffällig. Ein weiteres Augenmerk galt den genetischen Grundlagen der Erkrankung. Aus der Familienanamnese gab es Hinweise auf verzögerte Pubertät oder Riechstörung bei Angehörigen von 12 Patienten (Tab. IX, Seite 106). Die Kollegen der Pädiatrischen Genetik suchten ferner mit der Methode der SSCP-Analyse ("single strand conformation polymorphism") nach Punktmutationen im Gen KAL, das für das X-chromosomale Kallmann-Syndrom verantwortlich ist, und setzten die Hybridisierungstechnik zur Erfassung von KAL-Deletionen ein [87]. Die Therapie zum Untersuchungszeitpunkt bestand bei der überwiegenden Mehrzahl in intramuskulären Testosteron-Injektionen. Lediglich zwei Patienten nahmen Testosteron oral ein (KS01 und KS02, der zusätzlich STH i.m. erhielt). Fünf Patienten wurden mit subkutanen pulsatilen Injektionen von GnRH über eine tragbare Pumpe (IHH03, IHH17, KS06, KS13, KS24) behandelt, die Patienten KS3 und KS8 erhielten humanes Choriongonadotropin. Zwei Patienten (KS16, KS23) 51 waren ohne Therapie. Die verbleibenden 32 Patienten erhielten Testosteron i.m. alle zwei bis sechs Wochen. 36 Patienten bezeichneten sich als Rechtshänder, 3 als Linkshänder und 4 gaben Beidhändigkeit an (allgemeine Befunde: Tab. X, Seite 107). 5.1.2.1.1 Klinische Beurteilung von Spiegelbewegungen Klinisch zeigten nur 6 der 43 Patienten mit hypogonadotropem Hypogonadismus pathologische Spiegelbewegungen (Skala: Tab. 1, Seite 19). Kein Patient mit idiopathischem hypogonadotropem Hypogonadismus war betroffen, sondern in allen 6 Fällen lag ein KallmannSyndrom vor. Zur Veranschaulichung seien diese Patienten (PSB08-PSB13) kurz kasuistisch vorgestellt. Bei den ersten Fällen handelte es sich um drei Brüder aus einer Familie mit Xchromosomalem Kallmann-Syndrom [37,108]. ♦ PSB08 (KS01): 14jähriger Schüler, wegen einer Legasthenie besondere schulische Förderung, als Kleinkind Operation eines Kryptorchismus beidseits, könne nur stärkste Gerüche wahrnehmen. Solange er sich erinnern könne, habe er Mitbewegungen der Hände, insbesondere der Finger, bemerkt. Er spiele gut Flöte, könne problemlos Radfahren oder sich die Schuhe binden, Händigkeit: LQ +100. Sp iegelbewegungen bei Bewegungen des rechten und des linken Armes, distal betont (Finger und Hand am deutlichsten, bereits bei freien Bewegungen; bei Bewegungen im Ellenbogen- und Schultergelenk nur bei maximaler Innervation gegen Widerstand), keine Mitbewegungen an Beinen, Füßen oder Zehen, keine gekreuzten Reflexantworten, keine Allästhesie. Schwierigkeiten mit dem Benennen von Links und Rechts und dem Zahlenlesen (Inversion zweistelliger Zahlen), was ihm auch im Mathematikunterricht Probleme bereite. Klinischneurologisch sonst lediglich eine geringe Exophorie und Mitbewegungen des Unterkiefers zur Seite bei seitlicher Blickwendung. ♦ PSB09 (KS02): 16jähriger Schüler, bei dem endokrinologisch als einzigem der drei Brüder zusätzlich ein Mangel an Wachstumshormon (Kleinwuchs, 149cm) besteht, deswegen spezifische Substitution. Gelegentlich bemerke er starke Gerüche, wie den Geruch angebrannter Speisen. Spiegelbewegungen bei Bewegungen der rechten wie der linken oberen Extremität, distal betont (nicht bei Bewegungen im Schulter- oder Ellenbogengelenk, bei freien Bewegungen, ohne Widerstand des Untersuchers, deutlich bei Pronation und Supination des Unterarmes, bei Bewegungen im Handgelenk, bei serieller Fingeropposition, beim Spreizen und Schnippen der Finger), Beine nicht betroffen, einseitiges Blinzeln unmöglich. ZVT PR 2, verdächtig auf Verlangsamung der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit. Sonst unauffällig, Rechtshänder (LQ +100). ♦ PSB10 (KS04):17jähriger Lehrling, Gelegentlich nehme er den Geruch von Ammoniak oder von Alkohol wahr, anderes praktisch nicht. Spiegelbewegungen des Gegenarmes bei Bewegungen rechts wie links, distal betont, keine Mitbewegungen an den unteren Extremitäten. Rechtshänder (LQ +100). Klinisch-neurologisch ferner sehr lebhafte Muskeleigenreflexe (PSR links >> rechts), aber keine pathologischen Reflexe. Hochgradige Bewegungseinschränkung des linken Auges beim Blick nach oben Mitte, oben links und oben rechts, bei den vertikalen Folgebewegungen Seitabweichen des Auges nach außen, zusammenfassend einem Brown-Syndrom entsprechend. ZVT PR 12, kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit fraglich verlangsamt. ♦ PSB11 (KS14): 25jähriger Elektriker mit unauffälliger Familienanamnese. Rechtshänder. Mit 8 Jahren Schiefhalsoperation rechts (wohl Verlängerung des M. sternocleidomastoideus), verzögerte Pubertät, Riechstörung. Spiegelbewegungen seit frühester Kindheit bekannt (z.B. beim Kratzen am Kopf), über die Jahre eher abnehmend und nie beeinträchtigend. Er könne ohne Schwierigkeiten Seilklettern, Klavier oder Gitarre spielen oder mit einem Gewehr schießen. Spiegelbewegungen träten jetzt vor allem unter Belastung auf, insbesondere bei Drehbewegungen der Unterarme. Bei horizontalen Augenbewegungen gleichsinnige Bewegungen des Unterkiefers. Spiegelbewegungen insgesamt gering ausgeprägt, aber erkennbar bei freien Bewegungen: Beugung im Ellenbogengelenk, Pronation und Supination der Unterarme, Spreizen und serielle Opposition der Finger. Untere Extremität nicht betroffen, auch sonst unauffällig. 52 ♦ PSB12 (KS12): 24jähriger Informatik-Student, Rechtshänder, der sich wegen im Alter von 18 noch nicht eingetretener Pubertät erstmals vorgestellt hatte. Adoptiertes Kind, daher keine Familienanamnese. Virilisierung unter TestosteronTherapie, sonographisch Aplasie der rechten Niere. Er könne nur intensivste Gerüche wahrnehmen, merke aber nicht einmal, wenn etwas anbrennt. Die seit frühester Kindheit bemerkten Spiegelbewegungen hätten ihn nie wesentlich eingeschränkt. Flöte spielen sei ihm nicht, Seilklettern nur sehr erschwert möglich gewesen. Beim Maschineschreiben habe er lediglich Probleme mit dem Setzen von Ring- und Kleinfinger. Bei allen Bewegungen der oberen Extremitäten traten spontan Spiegelbewegungen (mit Betonung der distalen Muskulatur) auf, die im Schultergelenk bei Bewegungen gegen Widerstand und bei Pronation und Supination der Unterarme noch deutlicher wurden. Auch der Lidschluß und isolierte Mundwinkelbewegungen waren betroffen, hierbei kam es zusätzlich zu Mitbewegungen der Hände. Das Platysma links konnte isoliert innerviert werden, während auf der rechten Seite keinerlei Bewegungseffekt erkennbar war. Auch bei einseitigen Zehenbewegungen traten Spiegelbewegungen auf, insbesondere bei Innervation des Musculus extensor digitorum brevis gegen Widerstand. Sonst unauffällig, ungekreuzte Muskeleigenreflexe. ♦ PSB13 (KS06): 19jähriger Konditor, im Kindesalter beidseitige Kryptorchismus-Operation, Diagnostik wegen verzögerter Pubertät, derzeit pulsatile GnRH-Therapie über Pumpe, zwischenzeitlich Operation wegen Gynäkomastie beidseits. Daß er nur sehr starke Gerüche wahrnehme, habe er bewußt erst mit 15 bemerkt, auch die Mutter habe ein schlechtes Geruchsvermögen (mit dem Münchner Geruchstest bestätigt). Normale schulische Entwicklung. Spiegelbewegungen seien ihm seit frühester Kindheit vertraut, er habe aber in der Schule Seilklettern können und fühle sich nicht behindert, spiele kein Musikinstrument, kein Maschineschreiben. Kontinuierliche Spiegelbewegungen an den oberen Extremitäten bei Bewegungen der Finger, Hände und Unterarme (Pronation/Supination) ohne Widerstand, Spiegelbewegungen im Ellbogenund Schultergelenk nur bei Willkürbewegungen gegen Widerstand; Beine und Gesicht nicht betroffen (kann einseitig blinzeln und eine Mundhälfte verziehen). Sonst unauffällig, ungekreuzte Muskeleigenreflexe. Besonders erwähnt werden müssen die Befunde eines Cousins (KS8) der drei genannten Brüder mit Spiegelbewegungen bei Kallmann-Syndrom. Bei ihm zeigte sich nämlich weder klinisch noch in der Kraftaufzeichnung pathologische Spiegelaktivität. ♦ KS08: 21jähriger Medizinstudent, bei dem ebenso wie bei seinen Cousins KS1, KS2 und KS4 eine Stopmutation in Exon 6 des KAL-Gens (Aminosäurenposition 262) nachgewiesen ist. Behandlung des hypogonadotropen Hypogonadismus derzeit mit HCG, Anosmie für Linalool. Anamnestisch Pendelhoden im Kindesalter, unter endokrinologischer Therapie normaler Verlauf der Pubertät; nebenbefundlich Myopie, Astigmatismus und invertierte Stellung beider Füße im Kleinkindesalter. Klinisch-neurologisch unauffällig, keine pathologischen Spiegelbewegungen. 5.1.2.1.2 Transkranielle Kortexstimulation bei hypogonadotropem Hypogonadismus Apparativ wurde bei den Patienten nach erfolgter Aufklärung, Ausschluß der Kontraindikationen und mündlicher Einwilligung nach bilateralen Reizeffekten im Thenar gesucht. Bei Minderjährigen gab ein Elternteil die Einwilligung zur transkraniellen elektromagnetischen Stimulation. Es liegen Daten von insgesamt 38 Patienten vor (Tab. XI, Seite 108). Bei 4 Patienten war die Untersuchung aus technischen Gründen nicht möglich, bei einem Patienten wegen Epilepsie. 53 Wie geschildert, wurde eine überschwellige Stimulation an den Punkten 5cm lateral von Cz unter simultaner Ableitung des Oberflächen-EMG beidseits am Thenar vorgenommen (vergleiche Seiten 31, 39ff.). Nach Möglichkeit wurden an diesen Punkten dreimal nacheinander gereizt (im Einzelfall 1-5 Stimulationen). Bei Patienten mit fehlenden oder nur geringen Spiegelbewegungen (≤ Grad 2) wurde die maximale Reizstärke (100%) sowie die höchstmögliche EMG-Verstärkung (50100µV/Div.) des zur Reizung ipsilateralen EMG-Kanals verwendet, um auch gering ausgeprägte Effekte nicht zu übersehen. Bei Patienten mit Spiegelbewegungen vom Grad 3 wurden erst die Reizschwellen der kortikalen Stimulation ermittelt und die Effekte einer überschwelligen Reizung (Schwelle plus 20%, in Einzelfällen auch maximale Stimulatorleistung) wurden ausgewertet. Abbildung 25 Zusammenhang zwischen kortikomotorischer Latenz zum kontralateralen Thenar (KML) und Körpergröße der Probanden (Stimulation 5cm links und rechts von Cz, daher zwei Werte pro Fall): 30 28 Kortikomotorische Latenz (ms) KS12 26 IHH10&11 24 22 20 18 16 145 150 155 160 165 170 175 180 185 190 195 Körpergröße (cm) Die schwarzen Punkte bezeichnen die Werte der gesunden Kontrollgruppe, die gestrichelten Querlinien geben die obere bzw. untere Normgrenze von KML an (MW ± 3 Standardabweichungen). Offene Kreise: Patienten mit idiopathischem hypogonadotropem Hypogonadismus (IHH), offene Vierecke: Patienten mit Kallmann-Syndrom (KS). Kreuz innerhalb des Vierecks: KallmannPatienten mit pathologischen Spiegelbewegungen. Bei den Patienten IHH10 und IHH11 sind die außerhalb des Normbereichs liegenden Werte durch ihre Körpergröße erklärt. Sicher pathologisch ist dagegen der Befund bei KS12 (Pfeile). Die kortikomotorischen Latenzen zum kontralateralen Thenar lagen im Wertebereich der gesunden Kontrollgruppe (Abb. 25 und Tab. XI, Seite 108). Es gab drei Ausnahmen: IHH10, IHH11 und KS12. Unterschiede von KML zwischen den Gruppen der Kontrollen, den IHH- und den KS-Patienten, beim Vergleich der Ergebnisse mit Hilfe der Varianzanalyse nahegelegt, lösten sich auf, sobald die Körpergröße als Kovariate in die Analyse einbezogen wurde. Die Variable "Körpergröße" war hochsignifikant und erklärte etwa die Hälfte der beobachteten Varianz zwischen den drei Gruppen, was angesichts des sogenannten "eunuchoiden Hochwuchses" nicht verwundert. Die "Ausreißerwerte" (25,2ms und 25,4ms) der beiden Patienten IHH10 und IHH11 sind angesichts ihrer Körpergröße (187cm und 193cm) nicht pathologisch. Die abnorme Latenzverzögerung bei 54 KS12 ist dagegen durch die Körpergröße nicht plausibel zu machen, da seine Werte bei gegenseitiger Kortexstimulation normal waren. Diese außergewöhnliche Beobachtung wird noch genauer besprochen (Abb. 43-45, Seite 67-69, Seite 95-96). Wichtigster Befund dieser Untersuchungen war die Beobachtung von ipsilateralen Reizantworten kurzer Latenz bei denjenigen Kallmann-Patienten, die auch die pathologischen Spiegelbewegungen zeigten (Abb. 26). Bei allen anderen traten reproduzierbare motorische Potentiale kurzer Latenz nur kontralateral zur gereizten Hemisphäre auf (Abb. 27 und Tab. XI, Seite 108). In fünf Fällen (IHH04, IHH11, IHH14, KS09, KS17) kam es mit längerer Latenz zu ipsilateralen Antworten, wie sie auch bei Kontrollpersonen zu beobachten waren. Sie sind nicht pathologisch (Tab. 3, Seite 41-42). Abbildung 26 Muskelantworten im Thenar bei linkshemisphärischer und rechtshemisphärischer elektromagnetischer Reizung des kortikalen Handareals bei Patient KS6 (100% Stimulatorleistung): Bilaterale Antworten ungefähr gleicher Latenz bei Reizung der linken wie der rechten Hemisphäre. Zusammengefaßt zeigten nur 6 von 21 Patienten mit Kallmann-Syndrom pathologische Spiegelbewegungen und bilaterale Thenar-Antworten nach Kortexstimulation. Die übrigen KallmannPatienten sowie alle Patienten mit idiopathischem hypogonadotropem Hypogonadismus wiesen unauffällige Befunde auf. 55 Abbildung 27 Muskelantworten bei Reizung des kortikalen Handareals bei Patient KS18 (ohne Spiegelbewegungen) mit 100% Stimulatorleistung: streng kontralaterale Reizantworten 5.1.2.1.3 Klinisch-neurologische Auffälligkeiten außer Spiegelbewegungen Beim angeborenen hypogonadotropen Hypogonadismus können auch Störungen der Okulomotorik, einschließlich des Duane-Syndroms, vorkommen, ferner die kongenitale Fazialisparese von Möbius und stationäre oder progrediente Ataxien [8,14,34,133,142]. Nach diesen Symptomen wurde daher sorgfältig gesucht. KS04 zeigte außer den pathologischen Spiegelbewegungen ein Brown-Syndrom der Obliquus-superior-Scheide links. An weiteren okulomotorischen Auffälligkeiten fanden sich: unerschöpflicher Blickrichtungsnystagmus (KS03), Exophorie (KS07, IHH04) und Konvergenzschwäche (IHH08). KS05 zeigte ein komplexes Fehlbildungssyndrom mit kongenitalem Nystagmus, kongenitaler Fazialisparese und einer nichtprogredienten Gangataxie. Spiegelbewegungen oder ipsilaterale Reizantworten nach Kortexstimulation traten bei ihm nicht auf. Diese Kombination von Kallmann- und Möbius-Syndrom beruht möglicherweise auf einer autosomalen Mutation [14,133]. ♦ KS05: Bei dem 19jährigen Büroangestellten mit seit Geburt bekannter rechtsseitiger Gesichtsschwäche und beidseitigem Kryptorchismus sowie seit Kindheit gestörten Augenbewegungen und Geruchssinn war die Pubertät ausgeblieben (Familienanamnese unauffällig). Als Kind hatte er sich verzögert motorisch entwickelt und war auch jetzt nicht in der Lage, auf einem Fahrrad das Gleichgewicht zu halten, während er keine Schwierigkeiten beim Tandemfahren habe. Die schulische Entwicklung sei überdurchschnittlich gut gewesen. Neben den klinischen Zeichen das laborchemisch gesicherten Hypogonadismus, der auf GnRH-Stimulation nicht ansprach, fiel im Allgemeinbefund eine Fehlbildung beider Ohrmuscheln bei klinisch normalem beidseitigen Hörvermögen auf. Bei Nahvisus von 0.1 beidseits bestand ein Strabismus convergens und ein horizontaler Fixationspendelnystagmus. Der schwer auslösbare optokinetische Nystagmus war invertiert und weder kalorisch noch rotatorisch waren vestibuläre Antworten erhältlich. Inkomplette periphere Fazialisparese rechts. Breitbasiger Gang, bei Augenschluß deutlich ataktisch. Übrige Befunde unauffällig, insbesondere ohne Hinweis auf Ataxie der Extremitäten. Kernspintomographisch fehlten Bulbus und Tractus olfactorius der linken 56 Seite, rechts waren sie hypoplastisch. Vergrößerte Cisterna magna und Hypoplasie des Kleinhirnwurms. Sowohl Kleinhirnhemisphären wie Pons erschienen verschmächtigt. Keine KAL-Mutation, zytogenetisch keine ChromosomenDeletion nachgewiesen. Zwei Patienten berichteten von Schulschwierigkeiten im Sinne einer Legasthenie (KS01, IHH05). Patient IHH17 schilderte eine familiäre Epilepsie mit psychomotorischen und Grand-MalAnfällen seit der Pubertät. Nicht sicher zu werten war die in sieben Fällen beobachtete Synkinesie zwischen Augen- und Kieferbewegungen, die auch bei Gesunden bekannt ist [25]. Assoziiert mit dem Seitwärtsblick traten horizontale Bewegungen des Unterkiefers in die gleiche Richtung auf (bei KS01, KS11, KS14, IHH02-IHH04, IHH07). Im Übrigen waren Anamnese und ausführlicher Neurostatus der Patienten unauffällig. 5.1.2.2 Klippel-Feil-Syndrom und Duane-Syndrom Definiert ist das Klippel-Feil-Syndrom durch angeborene Blockwirbel der Halswirbelsäule [119]. Drei Patienten konnten untersucht werden. ♦ KF01: Bei der 77jährigen kleinwüchsigen Rentnerin mit auffällig kurzem Hals, die zur Diagnostik und Therapie einer Arteriitis temporalis im Hause war, wurde wegen Mißempfindungen in den Fingerspitzen bei maximaler Nackenbeugung und -streckung eine Röntgendiagnostik des Halses durchgeführt: Halbwirbel bei HWK4 und Blockwirbelbildung von HWK 5 und 6. Von den Folgen eines Mittelhirninfarktes abgesehen, war der neurologische Befund normal, Spiegelbewegungen zeigten sich nicht. ♦ KF02: 53jähriger Rentner, bei dem zwei Jahre zuvor wegen zunehmender Tetraparese bei zervikaler Myelopathie eine knöcherne Spinalstenose operativ behandelt worden war. Ursache war eine Fehlbildung der Halswirbelsäule mit Blockwirbeln HWK2/3, HWK4/5 und HWK6/7. Kleinwuchs, kurzer Hals, beidseitige Hypakusis, normale Okulomotorik. Tetraspastik, leichte Parese der rechten Hand, distale Hypästhesie, sonst unauffällig, keine Spiegelbewegungen. ♦ KF03 (PSB14): Bei dem 36jährigen Arbeiter war innerhalb einer Woche eine periphere Fazialisparese links aufgetreten, er berichtete aber auch von Tränenfluß bei Speichelsekretion ("Krokodilstränen") auf dieser Seite seit Kindheit. Er habe schon immer "Probleme" mit den Händen gehabt. Familienanamnese unauffällig, zwei Kinder seien gesund. Neben Kleinwuchs fiel vor allem der kurze, kaum bewegliche schiefe Hals mit tiefer Nacken-Haar-Grenze auf. Radiologisch wurde eine Teilung der Hinterhauptschuppe, Blockwirbel der HWS, eine Bogenschlußanomalie unterer Lendenwirbel und eine Skoliose beschrieben. Die rechte Schulter befand sich im Hochstand, der rechte M. pectoralis war hypoplastisch. Normale Hodengröße und Hypophysenfunktion: kein Hypogonadismus, sonographisch beidseits normale Nieren. Bei Mikrotie rechts war im Audiogramm eine ausgeprägte Hörminderung um bis zu 80dB nachzuweisen, links um 10dB. Normosmie im Münchener Geruchstest. Klinisch-neurologisch zeigte sich bei dem Linkshänder eine eingeschränkte Abduktion beider Bulbi (ohne Doppelbilder) mit Retraktion und Lidspaltenverengung bei Adduktion (beidseitige DuaneAnomalie, Abb. 28). Ausgeprägte symmetrische Mitbewegungen der jeweiligen Gegenseite waren bei allen versuchten einseitigen Finger- und Handbewegungen, besonders beim Spreizen und Beugen der Finger, und der Pronation und Supination der Unterarme zu beobachten. Die Spiegelbewegungen traten auch an den Zehen auf. 57 Abbildung 28 Duane-Anomalie (Patient KF03): Die Abduktion der Bulbi bei Rechts- oder Linksblick ist nur eingeschränkt möglich. In beiden Fällen kommt es zur Verengung der Lidspalte des adduzierenden Auges. Bei einer Unterform des Klippel-Feil-Syndroms besteht, wie bei KF03, die kongenitale Okulomotorikstörung von Duane zusammen mit angeborener Schwerhörigkeit, so daß vom "Cervico-oculo-acusticus-Syndrom" (Wildervanck-Syndrom) gesprochen wird [169]. Als Ursache der Duane-Anomalie gilt eine abnorme Innervation des M. rectus lateralis und M. orbicularis oculi durch den N. oculomotorius. Da KF03 als einziger der Patienten mit Klippel-Feil-Syndrom pathologische Spiegelbewegungen zeigte, könnte ein Zusammenhang zwischen der okulomotorischen und der skeletomotorischen Innervationsstörung bestehen (vgl. [105]). Zehn Patienten mit der Duane-Anomalie an beiden Augen bzw. mit familiär auftretendem einseitigen Duane-Syndrom wurden daher in Kooperation mit der Augenklinik der Universität (Sehschule/Kinderambulanz, Prof. Dr. K. Boergen) auf das Vorliegen von Spiegelbewegungen und andere assoziierte Symptome hin untersucht (Tab. 4). In keinem Fall waren pathologische Spiegelbewegungen zu beobachten. DS01 wies eine komplexe Fehlbildung auf (Unterkieferhypoplasie rechts, Anakusis links, beidseitige DuaneAnomalie). Kein Patient zeigte Hinweise auf Wirbelsäulenanomalien. Die transkranielle Kortexstimulation bei DS02 und DS03 ergab normale Befunde (Tab. XII, Seite 109). 58 Patient Geschlecht Alter Seite der genetischer Spiegel- Duane-Anomalie Hintergrund bewegungen Besonderheiten DS01 F 8 B unbekannt 0 multiple Malformationen DS02 F 19 B unbekannt 1 -- DS03 M 25 B unbekannt 1 Schulterhochstand DS04 F 35 B unbekannt 1 -- DS05 F 52 B unbekannt 0 -- DS06 M 6 L Geschwisterpaar 0 -- DS07 M 9 L Geschwisterpaar 2 -- DS08 M 12 L Geschwisterpaar 1 -- DS09 F 4 R Geschwisterpaar 0 -- DS10 M 9 R Geschwisterpaar 2 -- Tabelle 4 Beobachtungen an 10 Patienten mit beidseitiger bzw. mit familiärer Duane-Anomalie (Bewertung der Spiegelbewegungen nach Tab.1, Seite 19) Von den Klippel-Feil-Patienten zeigte KF01 ipsilateral Potentiale, die aber nicht als reproduzierbare Reizantworten einzuordnen waren. Es handelte sich aufgrund ihrer variablen Latenz um Artefakte durch willkürliche oder unwillkürliche Kontraktionen (z.B. auf das Geräusch der Spulenentladung hin), wie sie bei schlechter Entspannung bei Kontrollpersonen ebenfalls vorkamen. KF02 hatte zwar normale kontralaterale Biceps-Antworten, Thenar-Antworten waren aber selbst bei maximaler Reizstärke nicht abzuleiten. Nur bei KF03 war der Befund eindeutig pathologisch: er zeigte reproduzierbar ipsilaterale Reizantworten kurzer Latenz (Abb. 29). Abbildung 29 Muskelantworten bei Reizung des kortikalen Handareals bei Patient KF3 mit pathologischen Spiegelbewegungen (100% Stimulatorleistung): bilaterale Reizantworten kurzer Latenz 59 5.2 Bimanuelle Kraftanalyse im Präzisionsgriff Die Maximalkräfte der zwölf untersuchten Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen lagen rechts bei 71,3±15,8N, links bei 64,1±9,3N, die maximal erreichten Frequenzen in den einhändig durchgeführten Versuchen rechts bei 4,39±0,59Hz, links bei 4,13±0,68Hz. Es bestand für beide Größen kein signifikanter Unterschied zwischen den Händen oder zu den Kontrollpersonen (Wilcoxon- und U-Test p>0,1, vgl. Abb. 46, Seite 71). Im Gegensatz zu den Kontrollpersonen zeigten alle Patienten offenkundige Spiegelaktivität während der beidhändigen Aufgaben, erkennbar sowohl bei direkter Beobachtung der Hände als auch aus dem Verlauf der Kraftkurven. Die unwillkürliche Aktivität trat unter allen Instruktionen auf und in der linken Hand ebenso wie in der rechten. Abbildung 30 zeigt einen exemplarischen Kurvenverlauf. Abbildung 30 Kraftverläufe der beiden Hände des Patienten PSB03 (vgl. Befunde einer Kontrollperson in Abb. 8): Dargestellt sind acht Kurvenpaare, die unter verschiedenen Instruktionen aufgezeichnet wurden (je vier bei Willkürbewegung der rechten bzw. der linken Hand = Versuche 5-8 bzw. 13-16, vgl. Tab. II, S. 100). In beiden Blöcken (linke und rechte Hälfte der Abbildung) entsprechen die Kurvenpaare links oben der Instruktion "langsame Kraftwechsel bei geringer Kraft", Kurvenpaare rechts oben "schnell bei geringer Kraft", Kurvenpaare links unten "langsam bei hoher Kraft" und Kurvenpaare rechts unten "schnell bei hoher Kraft". Die obere Kurve eines jeden Paares stammt von der rechten Hand (R), die untere von der linken (L). Bei einseitigen willkürlichen Kraftwechseln zeigt die Kurve der "Spiegelhand" unter jeder Instruktionsbedingung eine synchronisierte unwillkürliche Aktivität. Diese tritt in der linken Hand (bei Willkürbewegung rechts) ebenso auf wie in der rechten (bei Willkürbewegung links). Gut erkennbar ist auch, wie eng die unwillkürliche Aktivität den Verlauf der willkürlich ausgeübten Kraft nachahmt, z.B. in der Spiegelung von Unregelmäßigkeiten der Frequenz oder Form der Willkürkurve (Pfeile). An den Verläufen der Spiegelaktivität fiel neben ihrem kontinuierlichen Vorkommen auf, wie sehr sie qualitativ der Willküraktivität ähnelte, auch wenn sie bezüglich der Kraft meist zurückblieb. 60 Bei Betrachtung von Kurvenausschnitten (z.B. Abb. 31) sticht hervor, wie auch kleine Unregelmäßigkeiten der Willkürkraft ihre Entsprechung auf der Gegenseite haben. Abbildung 31 Kraftkurvenverläufe (Ausschnitte) der rechten und linken Hand (R bzw. L) bei zwei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen: In beiden Fällen ist gut die Korrespondenz von Unregelmäßigkeiten des Kraftverlaufs (Pfeile) zwischen der "Willkürhand" und der "Spiegelhand" zu erkennen (oberes Kurvenpaar: Patient PSB11; unten: PSB14, jeweils langsame Willkürbewegungen der rechten Hand mit 50% der Maximalkraft). Auch bei den Patienten gab es, wie bei den Kontrollpersonen, keine Unterschiede zwischen erstmaliger und wiederholter Ausführung einer Instruktion in Bezug auf Amplitude und Frequenz der willkürlichen Kraftwechsel oder den Spiegelquotienten. SQ zeigte auch keine Unterschiede in Abhängigkeit davon, welche Hand willkürlich aktiv war (vgl. Seite 36). SQ war praktisch ausnahmslos pathologisch erhöht (Abb. 32). Die Werte reichten von 1,2% bis 68,2%. Ebenso wie bei der EMG-Dokumentation stach hier die Spiegelaktivität der rechten Hand von PSB02 hervor. Sie lag gerade an der Grenze des Normbereichs, deutlich vom abnormen Wert der linken Hand unterschieden. Ebenfalls auffällig war PSB09 mit SQ für beide Hände um die Normgrenze. Während einzelne Fälle bei den leichter zu befolgenden Instruktionen noch Normalwerte zeigten, waren alle Ergebnisse der Patienten pathologisch erhöht, wenn schnelle Bewegungen mit 50% der Maximalkraft gefordert waren. Auch die Detektionsrate zeigte gut erkennbare Unterschiede der Spiegelaktivität zwischen Patienten und Kontrollpersonen (Abb. 33, vgl. Abb. 17, Seite 38). Beide Kennwerte, Detektionsrate und SQ, erwiesen sich auch bei den Patienten als signifikant von den Instruktionsbedingungen beeinflußt (Kruskal-Wallis-Test p<0,005). Bedingungen mit langsamer und schneller Frequenz unterschieden sich signifikant in der Detektionsrate der Spiegelaktivität (U-Test p<0,0001; Bedingungen unterschiedlicher Kraftamplitude zeigten keinen Unterschied: p>0,5). Für SQ fand sich ein signifikanter Unterschied lediglich zwischen der Instruktion "langsam, 20%" und den beiden Bedingungen mit hoher Frequenz (U-Test p<0,005; 61 übrige Bedingungen: p>0,01). Bei Berücksichtigung der tatsächlich erbrachten willkürlichen Handleistungen bestätigte sich dieser Eindruck eines positiven Zusammenhangs von SQ mit der Frequenz der Willküraktivität, nicht aber ein Zusammenhang mit der Amplitude (vgl. Tab. XIII, Seite 109). 300% SQ bei persistierenden Spiegelbewegungen 100% 30% 10% 3% 1% 0,3% linke Hand rechte Hand "langsam, 20%" linke Hand rechte Hand "schnell, 20%" linke Hand rechte Hand "langsam, 50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" Abbildung 32 "Spiegelquotient" bei 12 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen: Bis auf die rechte Hand von PSB02 (Pfeil) und einzelne Werte bei der einfachsten Instruktion lag SQ über den Normgrenzen (breite Querbalken). Im Gegensatz zu den Kontrollpersonen (Abb. 16) war SQ unter dieser Instruktion ("langsame Kraftwechsel mit 20% der Maximalkraft") am niedrigsten und nahm bei schnelleren Willkürbewegungen zu. Zusammenfassend zeigten die Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen deutliche Unterschiede zu Kontrollpersonen. Erwartungsgemäß war die Spiegelaktivität viel stärker ausgeprägt. Andererseits zeigte sie sich bei den Patienten anders als bei den Kontrollpersonen beeinflußt. Quotient und Detektionsrate der Spiegelaktivität nahmen bei ihnen mit zunehmender Frequenz der Willküraktivität zu, bei den Kontrollpersonen ab. Die Amplitude der Willküraktivität war bei den Patienten ohne eindeutigen Einfluß, bei den Kontrollpersonen war sie negativ mit der Spiegelaktivität korreliert. 62 Detektionsrate bei persistierenden Spiegelbewegungen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 96,1% ±2,7% 30% 20% 84,5% ±7,9% 89,2% ±15,1% 82,6% ±9,8% 96,9% ±0,9% 84,5% ±8,4% 96,3% ±1,9% 83,4% ±9,6% 10% 0% linke Hand rechte Hand "langsam, 20%" linke Hand rechte Hand "schnell, 20%" linke Hand rechte Hand "langsam, 50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" Abbildung 33 Spiegelaktivität bei 12 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen, quantifiziert als Detektionsrate (vgl. Abb. 17): Unter den Linienscharen (Verbindungslinien zwischen den Meßwerten der linken und rechten Hand jeweils eines Patienten) ist die mittlere Detektionsrate für die gesamte Gruppe und die zugehörige Standardabweichung genannt. Statistisch bestätigte sich der Eindruck eines signifikanten Einflusses der Instruktionen: Die Detektionsrate nahm mit mit der Frequenz der willkürlichen Kraftwechsel zu. 5.3 Transkranielle elektromagnetische Stimulation Allen 14 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen war gemeinsam, daß sie sowohl bei Reizung der linken wie bei Reizung der rechten Hemisphäre EMG-Antworten in beiden Händen zeigten (vgl. Abb. 24, 26, 29, Seiten 49, 55 und 59). Hierbei bestand eine erhebliche interindividuelle Variabilität, am besten an den Amplituden der Reizantworten zu erkennen. So zeigte PSB06 im rechten und linken Thenar annähernd gleich große Potentiale, während bei ihrem Sohn die ipsilateralen Amplituden deutlich überwogen (Abb. 34). Die Variabilität der Befunde bestand unabhängig davon, ob es sich um persistierende Spiegelbewegungen der isolierten, autosomaldominant erblichen Form handelte, oder ob die Spiegelbewegungen mit dem Kallmann- oder Klippel-Feil-Syndrom assoziiert waren. 63 Abbildung 34 Mutter und Sohn mit persistierenden Spiegelbewegungen zeigten nach kortikaler Reizung des Handareals bilaterale Muskelantworten (20% überschwellige Stimulatorintensität). Bei der Mutter (PSB06) ähnelten die ipsilateralen Antworten dem normalen kontralateralen Potential, während die abnormen Antworten beim Sohn (PSB05) deutlich in der Amplitude überwogen. Eine kortikale Kartierung der Thenarmuskulatur wurde bei neun Patienten durchgeführt, meist mit 20% überschwelliger Reizung. Hier wirkte sich die unterschiedlich starke Ausprägung der ipsilateralen Amplituden so aus, daß bei allen Patienten der Thenar der einen Seite zwar in beiden Hemisphären repräsentiert war, daß aber die ipsilaterale Repräsentation oft deutlich betont war. Einige Beispiele veranschaulichen dies (Abb. 35-40). Am eindrucksvollsten war die interindividuelle Variabilität der Befunde innerhalb der einzelnen Familien, so beim Mutter-Sohn-Paar PSB05/06 (Abb. 34-36) und den beiden Patienten PSB01 und PSB02 (Abb. 37-38). Hier war bemerkenswert, daß beim Vater (PSB02) die ipsilaterale Repräsentation, vor allem für die rechte Hand, nur sehr gering ausgeprägt war, während sie beim Sohn in beiden Hemisphären gut zu erkennen war (Abb. 38). 64 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm 3cm 5cm 7cm -7cm -5cm -3cm 0cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation 6cm Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB5 rechte Hand: blau - linke Hand: rot Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB6 rechte Hand: blau - linke Hand: rot 3cm 5cm 7cm Abbildungen 35 und 36 Kartierung der kortikalen Handrepräsentation beim Mutter-Sohn-Paar PSB06/PSB05 mit persistierenden Spiegelbewegungen (Reizung mit 20% überschwelliger Intensität): Bei der Mutter (links, Abb. 35, vgl. Abb. 24) waren beide Hände etwa gleichmäßig in beiden Hemisphären repräsentiert, beim Sohn (rechts, Abb. 36) bestand eine überwiegend ipsilaterale Repräsentation. 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm 3cm 5cm 7cm 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation 6cm Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB1 rechte Hand: blau - linke Hand: rot Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB2 rechte Hand: blau - linke Hand: rot 3cm 5cm 7cm Abbildungen 37 und 38 Kartierung der kortikalen Handrepräsentation beim Vater-Sohn-Paar PSB02/PSB01: Beim Vater (links, Abb. 37) war die rechte Hand nur minimal ipsilateral repräsentiert (Amplituden <5% des Maximum), beim Sohn waren beide Hände von beiden Hemisphären aus zu erregen, mit Betonung der kontralateralen Repräsentation (rechts, Abb. 38). Intrafamiliäre Variabilität bestand auch bei zwei Brüdern mit Kallmann-Syndrom. In einem Fall waren beide Hände vor allem in der linken Hemisphäre repräsentiert (Abb. 39), im anderen Fall war die kortikale Repräsentation des Thenar vor allem ipsilateral (Abb. 40). 65 4cm 2cm 0cm C3 C4 Cz -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm 6cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 3cm 5cm 7cm 0cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB10 rechte Hand: blau - linke Hand: rot Repräsentation der Thenarmuskulatur bei PSB9 rechte Hand: blau - linke Hand: rot 3cm 5cm 7cm Abbildungen 39 und 40 Kortikale Handrepräsentation bei einem Brüderpaar mit Spiegelbewegungen bei Kallmann-Syndrom: Bei PSB09 (links, Abb. 39) waren beide Hände stark in der linken Hemisphäre repräsentiert. PSB10 (rechts, Abb. 40) zeigte wiederum ein ipsilaterales Überwiegen. Faßt man die Positionen mit optimalen Amplituden bzw. Latenzen der Reizantworten zusammen, so liegen die Optima ungefähr an demselben Ort wie das kortikale Handareal von Kontrollpersonen, nämlich 5cm lateral der Mitte (Abb. 41). Verteilung der kortikalen Reizorte mit den höchsten Thenaramplituden (rechte Hand: blau - linke Hand: rot) bei Reizung der kontralateralen Hemisphäre n=6 bei Reizung der ipsilateralen Hemisphäre n=6 n=4 n=4 n=2 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm n=2 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche Abbildung 41 Die Positionen der Reizpunkte mit maximalen Amplituden bei den Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen befanden sich ungefähr am Ort der normalen Handareale. (Die Kartierung der kortikalen Reizorte konnten bei 9 Patienten durchgeführt werden). 66 Bei den Patienten waren bei fast jeder Reizauslösung beidseitige Antworten abzuleiten. Beim Vergleich der Punkte mit optimalen Amplituden der Reizantworten im kontralateralen bzw. ipsilateralen Thenar ergaben sich Abweichungen von maximal 4cm (Abb. 42). Einseitige Antworten wurden gelegentlich beobachtet, wenn an der Reizschwelle oder am Rande des kortikalen Repräsentationsareals stimuliert wurde (vgl. Abb. 24). Abbildung 42 Abweichung des optimalen Reizpunktes (höchste Amplitude der Reizantwort) für den kontralateralen und den ipsilateralen Thenar bei neun Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen, bei denen das kortikale Handareal mit der transkraniellen elektromagnetischen Stimulation kartiert wurde. In knapp der Hälfte der Fälle fand sich eine Übereinstimmung der Position, in den übrigen bestanden Abweichungen meist von etwa 2,5cm. Die Ergebnisse für die rechte Hemisphäre sind durch weiße Balken, die für die linke Hemisphäre graue Balken bezeichnet. n=4 n=3 n=2 n=1 0cm 2cm 4cm Die kortikomotorische Latenz zum kontralateralen Thenar lag mit einer einzigen Ausnahme im Normbereich (Abb. 43). Sie war bei PSB12 nach rechtshemisphärischer Stimulation mit 28,2ms gegenüber den Kontrollpersonen deutlich verlämgert. 30ms PSB12 28ms Abbildung 43 Kortikomotorische Latenz zum kontralateralen Thenar bei allen 14 Patienten mit Spiegelbewegungen im Verhältnis zur Körpergröße: 26ms PSB6 PSB5 PSB7 PSB5 24ms PSB12 PSB6 PSB4 PSB10 PSB10 22ms PSB7 PSB2 PSB4 PSB3 20ms PSB14 PSB9 PSB14 PSB1 PSB11 PSB1 PSB13 PSB11 PSB13 PSB2 PSB3 PSB8 PSB8 18ms Die Latenz nach rechtshemisphärischer Reizung ist rot markiert, die nach linkshemisphärischer Reizung schwarz. Abgesehen von der Latenz zwischen rechter Hemisphäre und linker Hand bei PSB12 (Pfeil) liegen alle Werte im Normbereich (punktierte Linien, vgl. Abb. 25, Seite 54). PSB9 16ms 145 150 155 160 165 170 175 180 185 190 195 Körpergröße (cm) 67 Die Seitendifferenzen bei links- und rechtshemisphärischer Reizung lagen ebenfalls im Normbereich (bis 3ms), wiederum mit der Ausnahme von PSB12 (4ms). Wegen des ungewöhnlichen Befundes ist eine Original-Ableitung des Patienten gesondert dargestellt (Abb. 44). Abbildung 44 Muskelantworten bei simultaner Ableitung vom Thenar nach elektromagnetischer Reizung des kortikalen Handareals des Patienten PSB12 mit Spiegelbewegungen bei X-chromosomalem Kallmann-Syndrom (jeweils 100% Stimulatorleistung): Im Gegensatz zu den Reizantworten nach linkshemisphärischer Reizung und zu den Befunden anderer Patienten mit Spiegelbewegungen traten die Potentiale nach Reizung der rechten Hemisphäre nicht gleichzeitig auf. Die Antwort im linken, kontralateralen Thenar war verzögert (Pfeil). In der Folge war daher auch die Seitendifferenz der kontralateralen Latenzen höher als bei Kontrollpersonen (vgl. Abb. 25,43,45). Zur weiteren Charakterisierung der ipsilateralen Antworten wurden zunächst ihre Latenzen, dann ihre Amplituden mit denen der kontralateralen Reizantworten verglichen. Antworten beiderseits im Thenar traten in 27 der untersuchten 28 Hemisphären praktisch simultan auf (Abb. 45). Die Latenzen der bilateralen Antworten vom Punkt mit dem Amplitudenoptimum im gegenseitigen Thenar unterschieden sich im Mittel nicht (Median: 0ms). Dabei schwankte ihre Differenz (kürzeste erhaltene Latenz nach kontralateral minus kürzeste nach ipsilateral) zwischen Extremwerten von -2,2ms und +4,8ms. Das letztgenannte Ergebnis entsprach dem Ausreißerwert von PSB12 mit dem sehr auffälligen Laufzeitunterschied nach rechtshemisphärischer Stimulation, bedingt durch die Verzögerung der Reizantwort in der linken Hand. Wurden bei diesem Patienten individuelle Wertepaare aus wiederholten Stimulationen analysiert (statt der jeweils kürzesten Latenzen), betrug der Laufzeitunterschied sogar bis zu 16,2ms. 68 8ms 4ms 0ms -4ms -8ms Laufzeitdifferenzen (kontra- minus ipsilaterale Latenzen der bilateralenAntwortpaare) PSB1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abbildung 45 Differenzen der Laufzeit zwischen den kontraund ipsilateralen Reizantworten, die bei 14 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen am Punkt mit der höchsten Amplitude im gegenseitigen Thenar auszulösen waren: Rot markiert sind die Werte nach Reizung der rechten Hemisphäre, schwarz die der linken Hemisphäre (jeweils kürzeste erhaltene Latenz zur kontralateralen Hand minus kürzeste erhaltene Latenz zur ipsilateralen Hand). In der überwiegenden Mehrzahl sind die Antworten annähernd simultan. PSB12 sticht heraus (Pfeil), da die kontralaterale Antwort in der linken Hand verzögert war (vgl. Abb. 25,43,44). 10 11 12 13 14 Das bereits in zahlreichen Abbildungen dokumentierte, interindividuell sehr variable Verhältnis der Amplituden der Antwortpaare kann auch als "Effektivität" der ipsilateralen motorischen Bahnverbindung beschrieben werden. Reizung auf der ipsilateralen Seite führte zu Amplituden, die zwischen 3% und 1358% derjenigen Werte betrugen, die durch kontralaterale Stimuli in demselben Muskel erhältlich waren (Tab. XIV, Seite 110). Üblicherweise zeigten die einzelnen Patienten nur einen Vorzugstyp: entweder hatten beide Hände einen schwachen oder beide Hände einen starken ipsilateralen Zustrom. Gelegentlich (z.B. PSB03 und PSB013) fand sich ein Unterschied der beiden Hände im Typus des ipsilateralen Zustroms: hier bestand ein nur geringer ipsilateraler Einfluß auf die rechte Hand, nach links ein deutlicher Einfluß. 69 6 BEFUNDE BEI ZENTRALEN PARESEN 6.1 Klinische Befunde 22 Patienten mit einseitigen, erstmaligen ZNS-Läsionen konnten untersucht werden (CVI01CVI22). Davon wurden 9 Patienten (CVI14-CVI22) im Rahmen einer Nachuntersuchung von Probanden des "early stroke trial" (GM1-Gangliosid-Therapiestudie) in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck (Drs. Willeit, Schmidauer, Felber, Birbamer, Prof. Aichner) rekrutiert, 3 Patienten (CVI02, CVI09, CVI11) an der Neurologischen Klinik Tristanstraße München (Dr. Prosiegel). Die Patienten waren 23 bis 81 Jahre alt (14 Männer, 8 Frauen, Altersmedian 59, vgl. Tab. XV, Seite 111). Meist lagen ischämische, thromboembolisch bedingte Hirninfarkte mit Unterbrechung kortikospinaler Fasern in der inneren Kapsel vor. In Einzelfällen bestanden eine sekundäre Einblutung (CVI08), ein vasospastischer Infarkt bei Blutung aus einem Aneurysma der Arteria communicans anterior (CVI02), ein einseitiger Pons-Infarkt (CVI19) oder zusätzliche, asymptomatische Marklagerveränderungen (CVI10). Bis auf einen Patienten mit perinatalem Hirninfarkt (CVI12) waren alle rechtshändig. Sieben Patienten waren links, die übrigen rechts gelähmt. Die meisten Untersuchungen erfolgten in den ersten drei Jahren nach Erkrankung, frühestens nach 11 Tagen, spätestens nach 32 Jahren. Bei 8 Patienten (CVI01, CVI13, CVI15, CVI16, CVI18, CVI20-22) fanden sich kernspintomographische Zeichen der sekundären Degeneration des Tractus corticospinalis (vgl. Seite 8). Die Paresen am Arm waren variabel ausgeprägt (siehe Tab. 5 und 6, Seite 73-74). An der Griffkraftuntersuchung konnten naturgemäß nur solche Patienten teilnehmen, die über eine für das Halten des Kraftaufnehmers ausreichende Fingermotorik verfügten. Hier wurden auch Patienten mit weitestgehender Funktionsrestitution untersucht. Die elektromagnetische Stimulation war dagegen selbst bei Plegien anwendbar (CVI15-16). 6.2 Bimanuelle Kraftanalyse im Präzisionsgriff Die 12 untersuchten Patienten erbrachten mit der betroffenen Hand im Mittel eine maximale Griffkraft von 41,2±19,0N, auf der "gesunden" Seite von 53,5±13,0N. In den einhändigen Versuchen erreichten die Patienten maximal Frequenzen von 2,56±1,01Hz und 3,35±0,89Hz der 70 willkürlichen Kraftwechsel (betroffene bzw. "gesunde" Seite). In diesen Leistungen zeigten die Hände untereinander einen nur fraglichen Unterschied (Wilcoxon-Test 0,05>p>0,01), sie unterschieden sich aber beide signifikant von den Befunden der Kontrollpersonen, selbst beim Vergleich mit deren schwächerer linker Hand (Abb. 46). Daß die ehemals gelähmte Hand in ihren Leistungen eingeschränkt ist, verwundert nicht weiter. Die Befunde bestätigen aber, daß bei zentralen Paresen nur mit Zurückhaltung von einer "gesunden" Seite gesprochen werden sollte (vgl. Seite 9). Abbildung 46 Maximale Griffkraft und maximale Frequenz der Kraftwechsel bei einhändigen Versuchen in den drei Gruppen (normale Kontrollpersonen, Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen und Patienten mit zentralen Paresen): In den Kastendiagrammen der Werteverteilungen ("boxplot") sind jeweils der Median (breiter Querstrich), das obere und untere Quartil (Kastenlinien), sowie Ausreißerwerte (kleine Kreise) angegeben. Signifikante Unterschiede (Kraft und Frequenz) bestanden zwischen rechter und linker Hand von Kontrollpersonen (vgl. Seite 35) und beim Vergleich der Patienten mit zentralen Paresen mit den Kontrollpersonen (vgl. Text diese Seite). Die Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen zeigten keine signifikanten Unterschiede der Leistungen zwischen den beiden Händen oder Unterschiede zu den Kontrollpersonen. In den beidhändigen Aufgaben unterschieden sich auch hier erstmalige und wiederholte Ausführung einer Instruktion nicht bezüglich der Willküramplitude, der Willkürfrequenz oder des Medians von SQ. Die Werte von SQ lagen zwischen 0,1% und 21,1% (Abb. 47), die Persistenz der Spiegelaktivität variierte von 11% bis 98% (Abb. 48). Beide Kennwerte waren nicht signifikant von den Instruktionsbedingungen beeinflußt (Kruskal-Wallis-Test p>0,01). Bei insgesamt 6 der 12 Patienten war SQ unter einer der Bedingungen pathologisch erhöht. In drei Fällen bestand die Auffälligkeit nur einseitig, davon zweimal in der "gesunden" Hand. In drei Fällen zeigten beide Hände pathologische Spiegelaktivität (Tab. 5, Seite 73). 71 Abbildung 47 "Spiegelquotient" SQ bei zentralen Paresen (vgl. Abb. 16 und 32, Seiten 37, 62) 300% SQ bei 12 Patienten mit zentralen Paresen 100% 30% 10% 3% 1% 0,3% gesunde Hand betroffene "langsam, 20%" gesunde Hand betroffene "schnell, 20%" gesunde Hand betroffene "langsam, 50%" gesunde Hand betroffene "schnell, 50%" Detektionsrate von Spiegelaktivität bei zentralen Paresen 100% 90% 56,9% ±22,8% 69,0% ±12,5% 40,4% ±24,3% 59,5% ±17,2% 62,2% ±20,6% 71,3% ±14,7% 45,7% ±25,6% 62,8% ±16,4% Abbildung 48 Detektion der Spiegelaktivität bei zwölf Patienten mit zentralen Paresen (vgl. Abb. 17 und 33, Seiten 38, 63) 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% gesunde Hand betroffene "langsam, 20%" gesunde Hand betroffene "schnell, 20%" gesunde Hand betroffene "langsam, 50%" gesunde Hand betroffene "schnell, 50%" Zwischen den Patienten mit und ohne pathologische Spiegelaktivität bestanden keine Gruppenunterschiede in Bezug auf die Ausprägung der Parese (Beeinträchtigung der Maximalkraft und der maximal erreichten Frequenz im Verhältnis zur "gesunden" Seite), die Dauer ihres Bestehens oder das Patientenalter (U-Test p>0,2). Ein möglicher Einfluß der Läsionslokalisation ist bei der kleinen Stichprobe schwer abzuschätzen. Spiegelbewegungen kamen bei Läsionen sowohl des primär-motorischen Kortex 72 (CVI08) wie auch des prämotorischen Kortex (CVI04), der supplementär-motorischen Area (CVI10) oder der deszendierenden Bahnen (CVI12) vor. Parese: Leistung der betroffenen Hand SQ pathologisch erhöht Patient Dauer Seite Maximalkraft Maximalfrequenz Ort der Läsion betroffene "gesunde" (im Verhältnis zur gesunden Hand Seite) CVI01 6J R 115% 102% hinterer Schenkel innere Kapsel - - CVI02 6M L 77% 115% Gyrus frontalis superior und Balken - - CVI03 11T R 61% 45% keine Läsion dargestellt - + CVI04 6J L 108% 72% vorderes A. c erebri media-Gebiet - + CVI05 3M R 35% 65% großer A. cerebri media Infarkt - - CVI06 1M L 96% 62% keine Läsion dargestellt - - CVI07 13J L 102% 75% großer A. cerebri media Infarkt - - CVI08 3M R 41% nicht bestimmt isoliert Gyrus praecentralis + + CVI09 1M R 79% 90% kortikaler A. cerebri media Infarkt + - CVI10 3M R 94% 81% Gyrus frontalis superior + + CVI11 7M R 73% 78% kortikaler A. cerebri media Infarkt - - CVI12 32J R 55% 81% kleine porenzephale Zyste + + Tabelle 5 Klinische Charakterisierung von 12 Patienten mit zentralen Paresen, bei denen eine bimanuelle Kraftmessung zur Detektion von Spiegelaktivität durchgeführt wurde: pathologische Werte schattiert Im Vergleich mit der bimanuellen Kraftanalyse bei Kontrollpersonen und bei persistierenden Spiegelbewegungen lagen die Ergebnisse bei den Patienten mit zentralen Paresen sowohl für SQ als auch die Detektionsrate der Spiegelaktivität in einem intermediären Wertebereich. 73 6.3 Transkranielle elektromagnetische Stimulation Von den mit dieser Technik untersuchten 12 Patienten zeigte die Hälfte klinisch Spiegelbewegungen (Tab. 6), die in keinem Fall aber stärker als Grad 2 unserer Skala ausgeprägt waren. Jeweils 2 Patienten hatten Spiegelbewegungen in der beeinträchtigten Hand, in der "gesunden" Hand bzw. beidseits. Die motorische Leistung des betroffenen Armes wurde mit der "Rivermead Skala" bewertet (Tab. I, Seite 99). Nach dieser Skala zeigten 7 Patienten eine vollständige Funktionsrestitution. Zwei Patienten (CVI15 und CVI16) verfügten lediglich über eine Willkürkontrolle von Schulterbewegungen, während sie über distale Muskeln oder die Hand fehlte. Parese: Patient Dauer Leistung des betroffenen Armes Seite (Rivermead motor score) Spiegelbewegungen Ort der Läsion betroffene (Prozent des Maximalwertes) "gesunde" Hand CVI01 3J R 100% hinterer Schenkel innere Kapsel 0 0 CVI04 2J L 100% vorderes A. cerebri media-Gebiet 0 2 CVI13 3M R 100% hinterer Schenkel innere Kapsel 1 2 CVI14 2J L 100% innere Kapsel/Thalamus 0 0 CVI15 4J R 7% gesamtes A. cerebri media-Gebiet 0 0 CVI16 3J R 7% innere Kapsel/Marklager 0 0 CVI17 3J L 100% innere Kapsel/Putamen 2 2 CVI18 2J R 53% Marklager/Corona radiata 0 0 CVI19 3J R 100% Pons 0 0 CVI20 3J L 93% innere Kapsel/Putamen 2 0 CVI21 2J R 100% hinterer Schenkel innere Kapsel 2 0 CVI22 2J L 100% hinterer Schenkel innere Kapsel 0 2 Tabelle 6 Klinische Befunde und Läsionslokalisation bei 12 Patienten mit zentralen Paresen, bei denen das kortikale Handareal stimuliert wurde 74 Der wesentliche Befund bestand darin, daß bei keinem der 12 Patienten selbst mit der maximal möglichen Reizstärke und bei optimaler Verstärkung ipsilaterale Reizantworten in der Thenarmuskulatur auslösbar waren (vgl. Tab. XVI, Seite 111). Die kortikale Repräsentation des Thenar wurde bei 11 Patienten kartiert. Beim Vergleich mit der Kartierung des Handareals bei Kontrollpersonen fanden sich in drei Fällen pathologische Befunde (Abb. 49-51). Abbildung 49 Abnormer Befund der Kartierung der kortikalen Repräsentation der Hand beim Patienten CVI16 mit ausgeprägter Hemiparese (Aufblick auf die Schädeloberfläche, vgl. Abb. 13, 24, Seiten 29 bzw. 49): Im rechten Thenar waren lediglich minimale Reizantworten im Mikrovoltbereich erhältlich (Pfeile). Im linken Thenar trat bei Stimulation von C4 (rechte Hemisphäre) eine gut ausgeprägte Reizantwort auf (Doppelpfeil). Ipsilaterale Antworten waren nicht abzuleiten. Man beachte die unterschiedlichen Verstärkungen der Signale (für beide Hände 10µV/Div. in der linken Hemisphäre und bei Cz; in der rechten Hemisphäre 10µV/Div. für die ipsilaterale Hand und 100µV/Div. für die kontralaterale Hand; übrige Konventionen wie in Abb. 12, 13 und 24). 75 Der Patient CVI16 mit Hemiplegie zeigte nur bei höchster Verstärkung und maximaler Stimulationsleistung Reizantworten in der gelähmten Hand, die aber nur wenige Mikrovolt betrugen (Originalkurven: Abb.49). Bei CVI15 mit Hemiplegie bei ausgedehntem Media-Infarkt waren von 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation der betroffenen Hemisphäre aus keinerlei Potentiale erhältlich (Abb. 50). 3cm 5cm 7cm Abbildung 50 Kartierung der kortikalen Repräsentation der Thenarmuskulatur bei Patient CVI15: Für die linke Hand fand sich unter Verwendung nur geringer Reizstärke (30% des Maximum) ein umschriebener rechtshemisphärischer Focus (rote Linien). Über der linken, von einem großen Infarkt im Versorgungsgebiet der A. cerebri media betroffenen Hemisphäre wurde eine Vielzahl von Orten mit maximaler Reizstärke (100%) untersucht (schwarze Punkte), ohne daß selbst bei maximaler Verstärkung des EMG reproduzierbare Antworten zu registrieren waren. Ipsilaterale Reizantworten waren von keinem der stimulierten Punkte auszulösen. Abstände auf der Schädeloberfläche Patient CV13, der eine sehr gute Funktionsrestitution trotz kernspintomographisch nachgewiesener Degeneration der Pyramidenbahn zeigte, war der einzige Patient, bei dem Thenar- 6cm 4cm 2cm 0cm C3 Cz C4 -2cm -4cm -6cm -7cm -5cm -3cm 0cm 3cm 5cm 7cm Kartierung der Maxima der Amplituden nach fokaler Magnetstimulation Antworten nach Reizung in der Mittellinie auszulösen waren (Abb. 51). Abbildung 51 Kartierung der kortikalen Repräsentation der Thenarmuskulatur bei Patient CVI13 mit Kapselinfarkt (Amplitudenmaxima bei 100% Reizintensität; Reizschwelle 80%): Im Gegensatz zur unbetroffenen linken Hand mit umschriebenem rechtshemisphärischen Focus (rote Linien) ist die Repräsentation der ehemals gelähmten rechten Hand (blau) deutlich größer ausgedehnt. Als Besonderheit, die sonst in keinem Fall vorkam, waren auch von Punkten der Mittellinie aus Reizantworten erhältlich. Ipsilaterale Antworten traten nicht auf. Abstände auf der Schädeloberfläche 76 Der Vergleich der Kartierungsbefunde zwischen den Patienten und der Kontrollgruppe ergab sonst keine eindeutigen Auffälligkeiten. Die Lokalisation der erregbaren Punkte auf der Schädeloberfläche und derjenigen Punkte mit optimalen Antworten (höchste Amplitude, kürzeste Latenz) schien mit der Ausnahme des genannten Patienten CVI13 mit erregbaren Punkten in der Mittellinie zwischen den Gruppen bzw. zwischen den betroffenen und nicht-betroffenen Hemisphären nicht zu differieren (Abb. 52 und 53, vgl. Abb. 18 und 19). Kortikale Reizorte mit Thenar-EMG-Antworten auf elektromagnetische Stimulation bei 11 Patienten (gelähmte Hand: blau - gesunde Hand: rot) Abbildungen 52 und 53 Kartierung des kortikalen Handareals durch elektromagnetische Reizung bei 11 Patienten mit einseitigen zentralen Paresen: Links ist die Häufigkeitsverteilung der Reizorte mit Thenar-Antworten dargestellt (vgl. Abb. 18, S. 39). Unten links Häufigkeitsverteilung der Reizorte mit höchster Amplitude, unten rechts Verteilung der Reizorte mit kürzester Latenz der Thenar-Antwort (vgl. Abb. 19, S. 40) n=9 n=6 n=3 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche Zur Vereinfachung der Darstellung wurden die Ergebnisse der Patienten so behandelt, als ob bei allen die rechte Hand gelähmt wäre. Bei den 5 Patienten mit linksseitiger Hemiparese sind die Befunde also um die Mittelachse gespiegelt. Verteilung der kortikalen Reizorte mit optimalen Antworten Optima der Amplituden im Thenar-EMG (gelähmte Hand: blau - gesunde Hand: rot) n=6 Optima der Latenzen im Thenar-EMG (gelähmte Hand: blau - gesunde Hand: rot) n=6 n=4 n=4 n=2 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm n=2 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche 6cm 4cm 2cm 0cm -2cm -4cm -6cm 7cm 5cm 3cm 0cm -3cm -5cm -7cm Abstände auf der Schädeloberfläche 77 Die kürzeste kortikomotorische Latenz zum kontralateralen Thenar wurde bei der Mehrzahl der Patienten durch Reizung 5cm lateral vom Vertex bestimmt, in Einzelfällen, bei denen hier nur eine niedrigamplitudige Reizantwort erhältlich war, vom Punkt mit der höchsten resultierenden EMGAmplitude. Die Reizung erfolgte mit einer Ausnahme (CVI04: 80%) mit maximaler Stimulatorleistung. Wie die graphische Darstellung der Ergebnisse unter Bezug auf die Körpergröße veranschaulicht (Abb. 54), lagen die gemessenen Werte bis auf das Ergebnis des 180cm großen Patienten CVI17 (kortikomotorische Latenz zur gesunden Hand) im Normbereich. Auch die Latenzdifferenzen zwischen den beiden Händen waren normal. Auffällig war hier nur die abnorme Differenz von 4,8ms bei CVI18 zu Ungunsten der gelähmten Hand (obere Normgrenze: 3ms). Bemerkenswert war ferner das Fehlen von Reizantworten bei den Patienten CVI15 und CVI16 mit ausgebliebener Funktionsrestitution. 30ms 28ms Kortikomotorische Latenz bei 12 Patienten mit zentralen Paresen 26ms CVI17 CVI19 24ms CVI17 CVI20 CVI18 CVI20 22ms CVI22 20ms CVI14 CVI14 CVI21 CVI22 CVI04 CVI04 CVI01 CVI01 CVI19 CVI13 CVI13 CVI21 CVI15 CVI18 CVI16 18ms 16ms 145 150 155 160 165 170 175 180 185 190 195 Körpergröße (cm) Abbildung 54 Latenz zwischen der Reizung des kortikalen Handareals und der EMGAntwort im kontralateralen Thenar bei 12 Patienten mit zentralen Paresen im Verhältnis zur Körpergröße: Rot markiert sind die individuellen Ergebnisse für die gelähmte Hand, schwarz: gesunde Hand. Bis auf den Wert der gesunden Hand des relativ großen Patienten CVI17 liegen alle im Normbereich (punktierte Linien: obere und untere Grenze). Pathologisch sind die Befunde der Patienten CVI15, CVI16 und CVI18 (Pfeile): in den ersten beiden Fällen fehlen die Reizantworten in der gelähmten Hand, bei CVI18 ist die Differenz zwischen den kortikomotorischen Latenzen der beiden Hände abnorm verlängert. 78 7 KORTIKALE AKTIVITÄT WÄHREND EINSEITIGER WILLKÜRBEWEGUNGEN BEI GESUNDEN PROBANDEN UND PATIENTEN MIT PERSISTIERENDEN SPIEGELBEWEGUNGEN Bei Kontrollpersonen führt Aktivität des motorischen Kortex einer Hemisphäre zu kontralateralen Bewegungen. Bei persistierenden Spiegelbewegungen könnte einseitige kortikale Aktivität für sowohl kontralaterale als auch ipsilaterale Bewegungen ausreichend sein. Diese Vorstellung scheint plausibel durch das Auftreten simultaner Muskelantworten in beiden Händen nach transkranieller Reizung.und durch den Fall eines Patienten, der durch einen Schlaganfall hemiplegisch wurde, aber auf der gelähmten Seite unverändert seine schon zuvor bekannten persistierenden Spiegelbewegungen zeigte [64]. Bisherige Untersuchungen der kortikalen Aktivität während einseitiger Willkürbewegungen bei diesen Patienten fielen gegen die Erwartung aus: sowohl mit der Methode der Ereignis-korrelierten Potentiale als auch mit PET schienen beide Hemisphären bei einseitig intendierter Bewegung aktiv, im Gegensatz zur einseitigen Aktivität bei Kontrollpersonen [31,145]. Der überraschende Befund veranlaßte die im Folgenden dargestellten Untersuchungen. 7.1 Bewegungs-korrelierte kortikale Potentiale Untersucht wurden PSB01-PSB05 und PSB07 [106]. Sowohl bei den sechs Patienten wie bei den Kontrollpersonen konnten der Bewegung vorausgehende Potentialschwankungen aufgezeichnet werden (Abb. 55, nächste Seite). In beiden Gruppen zeigte sich eine bilaterale Negativierung im ersten analysierten Zeitintervall von -1000ms bis -400ms (frühes Bereitschaftspotential). Im folgenden Intervall (spätes Bereitschaftspotential oder "negative slope", NS´: bis -50 ms) wiesen sie eine deutliche Lateralisierung über der Hemisphäre kontralateral zur Willkürbewegung auf. Unterschiede fanden sich in beiden Fällen nicht. Signifikante Gruppenunterschiede ergaben sich allerdings in den nächsten Intervallen ("preonset period" von -50ms bis EMG-Beginn und "after onset period" vom EMG-Beginn bis +50ms). Diese waren sowohl bei rechtsseitiger als auch linksseitiger Willkürbewegung nachzuweisen. Bei den Patienten waren in diesen beiden Zeitintervallen die Potentiale über dem ipsilateralen Handareal stärker negativiert als bei Kontrollpersonen. 79 Abbildung 55 Zeitverlauf der Potentiale an der Schädeloberfläche bei willkürlicher Hebung des linken Mittelfingers von 1200ms vor Einsetzen der im EMG nachgewiesenen Muskelaktivität bis 700ms danach bei Kontrollen und Patienten ("grand average"; modifiziert nach [106]). Die senkrecht verlaufenden Linien - Pfeil markieren den Nullpunkt der Zeitachse ( = der als Triggersignal verwendete EMG-Beginn). Cz ist die Position des Scheitels im 10-20-EEG-System, C3 und C4 liegen davon 5cm lateral. Die unterschiedlich ausgeprägte Seitenbetonung der kortikalen Aktivität kam gut im Gruppenvergleich der topographischen Stromdichtekurven zum Ausdruck (Abb. 56 und 57). 80 Während das Aktivitätsmaximum zu Beginn der einseitigen Willkürbewegung (0ms) bei Kontrollen eindeutig lateral der Mittellinie erkennbar war, lag es bei den Patienten mit Spiegelbewegungen zwischen den Hemisphären. Abbildungen 56 und 57 Räumliche Verteilung der Stromdichte an der Schädeloberfläche bei Kontrollpersonen und Patienten mit autosomal-dominant erblichen Spiegelbewegungen, die jeweils repetitiv den linken Mittelfinger willkürlich bewegen sollten: In Aufsicht auf den Schädel (Nase oben) sind die über die jeweilige Gruppe gemittelten Potentialverläufe zu verschiedenen Zeitpunkten vor Einsetzen der EMG-Aktivität dargestellt (oben). Unmittelbar vor und zum Beginn der Bewegung ist der Gruppenunterschied am deutlichsten, sowohl bei Willkürbewegung links wie auch rechts (linke Abbildung). Zusammengefaßt unterschieden sich die Bewegungs-korrelierten kortikalen Potentiale bei unseren Patienten mit autosomal-dominant erblichen Spiegelbewegungen im Gruppenvergleich von den Befunden bei Kontrollpersonen. Aus der geringeren Lateralisierung der Potentiale zur Gegenseite der Bewegung ist eine Tendenz dazu erkennbar, daß bei persistierenden Spiegelbewegungen die zur Bewegung ipsilaterale Zentralregion in dem 100ms-Intervall um den Bewegungsbeginn abnorm aktiviert ist. 81 7.2 Funktionelle Kernspintomographie Während einseitiger Willkürbewegungen der Finger zeigten gesunde Probanden eine umschriebene Signalzunahme gegenüber der Ruheperiode. Die vermehrte Aktivität lag kontralateral zur Bewegung in der für das Handareal charakteristischen Protrusion der Zentralfurche (Abb. 58). Ipsilaterale kortikale Aktivität war bei der Kontrollgruppe in einer sehr kleinen Region im lateralen Anteil des Sulcus centralis zu erkennen. Daneben bestanden signifikante Signalanstiege in den Sulci praecentrales und postcentrales beider Hemisphären und in einer paramedianen Region rostral vom Sulcus praecentralis, die nicht eindeutig der linken oder rechten Hemisphäre zugeordnet werden konnte. Abbildung 58 Funktionelle Kernspintomographie einer Kontrollperson bei Willkürbewegung der rechten Finger: Aktivitätssteigerung im Sulcus centralis links, an der charakteristischen, hier Epsilon-ähnlichen Faltung, die dem Handareal entspricht und etwa 50mm oberhalb der ACPC-Ebene lag (Pfeil 1). Eine geringe Aktivitätssteigerung ist im lateralen Anteil (Pfeil 2) des Sulcus centralis ipsilateral zur Bewegung zu erkennen, ferner deutlichere Regionen mit Aktivitätsanstieg paramedian (3) und in den Sulci postcentrales (4) der rechten und der linken Hemisphäre (Untersuchung in Kooperation mit Dr. G. Leinsinger, Radiologische Diagnostik, Innenstadtklinikum [99]). R 3 2 1 4 4 In der Gruppe der neun Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen (PSB01-05, PSB10, PSB12-14) entsprachen die Befunde in der zur Bewegung kontralateralen Hemisphäre den eben geschilderten Ergebnissen. Ein deutlicher Unterschied zu den Kontrollpersonen bestand allerdings darin, daß alle Patienten eine zusätzliche ipsilaterale Aktivierung im medialen Anteil der Zentralfurche aufwiesen. Das abnorme Aktivitätsmuster der Patienten mit Spiegelbewegungen war unabhängig davon, welche Hand willkürlich bewegt wurde und die Ausdehnung der Aktivität im 82 Sulcus centralis war bei Bewegungen der rechten oder linken Hand praktisch deckungsgleich (Abb. 59, nächste Seite). Im Vergleich zur Kontrollgruppe bestand ein statistisch signifikanter Unterschied in der Größe des in der ipsilateralen Zentralregion aktiven Areals (Abb. 60). Er ging auf den medialen Anteil der typischen Faltung des Handareals zurück. rechte Hemisphäre linke Hemisphäre rechte Hemisphäre linke Hemisphäre Sc Sc Willkürbewegung rechts Willkürbewegung links Abbildung 59 Funktionelle Kernspintomographie des Patienten PSB10 mit persistierenden Spiegelbewegungen bei Kallmann-Syndrom (vgl. [99]): Bei Willkürbewegung der rechten Finger ist Aktivitätssteigerung an der charakteristischen Protrusion des Sulcus centralis (Sc) nicht nur linken Hemisphäre zu erkennen, sondern auch rechts (linkes Bild); bei Willkürbewegung der linken Finger ist ein praktisch identisches Muster bilateraler kortikaler Aktivität in den motorischen Handarealen zu sehen (rechtes Bild). Die Aktivität in der kontralateralen Zentralregion (vgl. Abb. 60, rechte Hälfte), in den Sulci praecentrales, postcentrales oder paramedian zeigte keine Gruppenunterschiede. 400 300 200 100 0 ipsilaterale Zentralregion medial ipsilaterale Zentralregion lateral kontralaterale kontralaterale Zentralregion Zentralregion medial lateral Kontrollen: Vorzugshand Patienten: Vorzugshand nicht bevorzugte Hand nicht bevorzugte Hand Abbildung 60 Lokalisation des Anstiegs der Signalintensität in der funktionellen Kernspintomographie während einseitiger Willkürbewegungen der Finger im Vergleich von Kontrollen und Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen (Mittelwert der Anzahl von signifikant aktiviertern Voxel plus Standardabweichung): Ein Gruppenunterschied bestand nur im medialen Anteil der ipsilateralen Zentralregion, gekennzeichnet durch Pfeile (modifiziert nach [99]). 83 7.3 Aktivierungsstudien mit Positronenemissionstomographie Nach den vorläufig mitgeteilten Ergebnissen dieser Untersuchung, die bei PSB01 und PSB02 (Sohn und Vater) durchgeführt wurde, zeigten sich signifikante Unterschiede zu einer Gruppe von 10 Kontrollpersonen. Neben einer zusätzlichen Aktivierung in der Zentralregion kontralateral zur Willkürbewegung waren auch abnorme ipsilaterale Aktivitätssteigerungen zu erkennen, die allerdings in Ermangelung eines Abgleichs mit den individuellen anatomischen Daten nicht sicher dem motorischen Kortex zuzuordnen waren. Bei PSB01 schien auch eine zusätzliche Aktivierung der supplementär-motorischen Area an der Medialfläche vorzuliegen. okzipital SMA SMA frontal okzipital Willkürbewegung rechts Sc Sc rechte Hemisphäre linke Hemisphäre Sc okzipital Sc frontal okzipital Abbildung 61 Die PET-Aktivierungsstudien bei dem Vater-Sohn-Paar PSB02/PSB01 mit autosomal-dominant vererbten Spiegelbewegungen zeigten während willkürlicher repetitiver Daumen-Finger-Opposition rechts einige Regionen signifikant gesteigerter zerebraler Aktivität (im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von 10 gesunden Probanden). Die anatomische Zuordnung erfolgte nach Datentransformation in Bezug auf ein "Idealgehirn" und läßt daher nur ungefähre Schlüsse auf die individuellen kortikalen Positionen zu (Sulcus centralis: Sc). Auffällig ist bei beiden Patienten die Aktivitätssteigerung in der kontralateralen Zentralregion sowie vereinzelte ipsilaterale Regionen erhöhter Aktivität. Bei PSB01 (oben) scheint auch die supplementärmotorische Area beidseits (SMA) aktiv zu sein (Ergebnisse von Prof. Dr. C. Weiller, Jena). 84 8 DISKUSSION Die vorgestellten Untersuchungen waren durch die Vermutung veranlaßt, daß Spiegelbewegungen ein klinischer Indikator für kortikale Reorganisation bei zentralen Paresen sein könnten und daß sich das Syndrom der persistierenden Spiegelbewegungen als Untersuchungsmodell für solche Reorganisationsprozesse eignet. Die phänomenologische Analyse bei Kontrollpersonen, bei zentralen Paresen und bei persistierenden Spiegelbewegungen (mit 14 Patienten die bisher größte systematisch untersuchte Gruppe mit diesem seltenen Syndrom) ergab größere Ähnlichkeiten zwischen den beiden ersten Gruppen mit Spiegelbewegungen und sprach gegen die Betrachtung der letzten Gruppe als Modell. Daß das Syndrom der persistierenden Spiegelbewegungen sich in der Tat grundlegend unterscheidet, zeigte die Untersuchung kortikospinaler Verbindungsbahnen mittels transkranieller Stimulation. Unsere Ergebnisse erlauben zwar keine Identifikation zugrundeliegender Mechanismen, tragen aber zur Hypothesenbildung bei. Die Diskussion behandelt besonders die Annahme der bilateralen Repräsentation, ihre anatomische Basis (Balken- oder ipsilaterale Pyramidenfasern, abnorme Bahnen) und molekulare Aspekte bei persistierenden Spiegelbewegungen. 8.1 Phänomenologie von Spiegelbewegungen Unsere klinischen Beobachtungen und die apparative Dokumentation der Fingerkräfte haben bestätigt, daß Spiegelbewegungen in geringem Ausmaß auch bei gesunden Erwachsenen vorkommen. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen [3,60,72] und zum eigenen klinischen Eindruck waren sie bei der apparativen Messung unbeeinflußt davon, welche Hand unsere Kontrollpersonen - rechts oder links - willkürlich bewegten. Ältere EMG-Studien von Spiegelaktivität bei gesunden Erwachsenen hatten eine auch intuitiv erwartete Zunahme mit zunehmender Willkürkraft nachgewiesen [40,60,72]. Unsere Messungen zeigten hier ebenfalls einen überraschenden Widerspruch: sie ergaben bei zunehmender Willkürkraft eine Abnahme der Spiegelaktivität sowohl im Auftreten als auch in ihrem Ausmaß. Der Befund könnte mit der strengeren Definition von Spiegelbewegungen zusammenhängen, die der Auswertung der Kraftkurven zugrunde lag. Wenn die Aktivitäten der beiden Hände aufgrund einer Phasenverschiebung treffender als gegenläufige Bewegungen zu bezeichnen waren, galten sie nicht als Spiegelbewegungen (Abb. 62, nächste Seite). 85 B Abbildung 62 Illustration möglicher Konsequenzen der gewählten Auswerteprozedur: Die Kraftverläufe aus Abb. 9 sind mit einer Zeitverschiebung von 200ms erneut abgebildet. Die Entsprechungen B´ und D´ der beiden Willkürmaxima B und D liegen jetzt jenseits des schraffiert dargestellten Zeitfensters, innerhalb derer das Auswerteprogramm die beiden Werte als korrespondierend anerkennt. Nach der gewählten Definition handelt es sich jetzt bei der Kurve der "Spiegelhand" um eine gegenläufige Aktivität, nicht um Spiegelbewegungen. D "Willkürhand" D´ B´ "Spiegelhand" 1s Die in dieser Arbeit untersuchten 14 Fälle von persistierenden Spiegelbewegungen stimmten in der klinischen Phänomenologie weitgehend mit den bisherigen Kasuistiken überein (distale Betonung, meist an den oberen Extremitäten). Nicht zu reproduzieren waren Beobachtungen von Spiegelbewegungen bei passiven Bewegungen oder beim Prüfen der Muskeldehnungsreflexe [62,164]. Ebensowenig war der gelegentlich berichtete Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Spiegelschrift [22,29,95,120] zu bestätigen. Diese führt zu einem Schriftbild, das nur im Spiegel normal zu lesen ist. Spiegelschrift gilt als Zeichen von Linkshändigkeit [57,140,146], aber auch als Befund ohne weitere Bedeutung [21]. Bei unseren Patienten imponierten die persistierenden Spiegelbewegungen klinisch als homogenes Phänomen, unabhängig von der jeweiligen Syndrom-Konstellation. Variabilität bestand nicht so sehr zwischen Patienten mit der autosomal vererbten Form und denen mit anderen Formen, sondern innerhalb der Familien. Das galt auch für die apparativen Befunde, ausgenommen einen möglichen Gruppenunterschied durch unterschiedliche Ausprägung des Spiegelquotienten in der rechten bzw. linken Hand. Während SQ bei der autosomal vererbten Form links betont schien, war er bei Kallmann-Patienten tendenziell rechts höher (Abb. 63). autosomale Spiegelbewegungen Kallmann-Syndrom 300% 300% 100% 100% 30% 30% 10% 10% 3% 3% 1% 1% 0,3% 0,3% linkeHand rechteHand linke Hand rechte Hand linke Hand rechte Hand "langsam, 20%" "schnell, 20%" "langsam,50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" linkeHand rechteHand linke Hand rechte Hand linke Hand rechteHand "langsam, 20%" "schnell, 20%" "langsam,50%" linke Hand rechte Hand "schnell, 50%" Abbildung 63 "Spiegelquotient" SQ bei zwei Syndromen mit persistierenden Spiegelbewegungen (vgl. Abb. 32): Bei der autosomalen Form (links) wirkte SQ in der linken Hand deutlicher ausgeprägt als in der rechten Hand (nach rechts abfallende Verbindungslinien der individuellen Werte von SQ). Beim Kallmann-Syndrom (rechts) deutete sich eine umgekehrte Seitenbetonung an. 86 Im Gruppenvergleich wirkten die Spiegelbewegungen bei gesunden Erwachsenen von den ungewollten Bewegungen der Patienten mit dem Syndrom der persistierenden Spiegelbewegungen gut abgegrenzt. Bei letzteten waren sie klinisch, im EMG und bei der Fingerkraftanalyse erheblich deutlicher ausgeprägt und zeigten in ihrem Ausmaß (SQ) und ihrem Vorkommen (Detektionsrate) eine andere Beeinflussung durch Kraft und Tempo der Willkürbewegung. Diese Frage ist in der bisherigen Literatur nicht behandelt worden. Nicht alle Einzelbefunde der apparativen Untersuchung waren aber eindeutig zu kategorisieren. Dies war am deutlichsten bei PSB02 zu erkennen, bei dem manche Meßwerte noch im Normbereich lagen (Abb. 23 und 32, Seite 48 und 62). Bei Patienten mit zentralen Paresen wurde gezeigt, daß ihre Spiegelaktivität sowohl im Bereich der gesunden Kontrollpersonen liegen kann, gelegentlich aber den Befunden bei persistierenden Spiegelbewegungen ähnelt, wobei das Ausmaß der am deutlichsten betroffenen Patienten nicht erreicht wurde. Spiegelbewegungen waren bei zentralen Paresen somit kein obligates Symptom und zeigten auch keinen Zusammenhang mit der Seite der Läsion oder mit der Qualität der Funktionsrestitution. Insgesamt erlaubte die kinematische Beschreibung der ungewollten Bewegungen keine scharfe Trennung der drei untersuchten Gruppen. Bei der Stimulation des kortikalen Handareals dagegen waren die Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen auch in jedem Einzelfall qualitativ unterschieden, da nur hier frühe ipsilaterale Muskelantworten auftraten. 8.2 Zur Hypothese der bilateralen motorischen Repräsentation bei zentralen Paresen Die Annahme, daß Spiegelbewegungen bei zentralen Paresen eine kompensatorische Aktivität der ungeschädigten Hemisphäre anzeigen, wird durch die vorgestellten phänomenologischen Untersuchungen nicht unterstützt. Die Befunde der transkraniellen Kortexstimulation haben ebenfalls keine bestätigenden Hinweise für das Konzept der ipsilateralen Funktionsübernahme erbracht, da Bahnverbindungen zwischen der ungeschädigten Hemisphäre und dem ipsilateralen Arm mit unserer Untersuchungstechnik nicht nachzuweisen waren. Die eingangs berichteten ipsilateralen Effekte nach elektrischer Kortexstimulation [51] waren mit der elektromagnetischen Reiztechnik nicht reproduzierbar. Jene Methode könnte zu einer Erregung der kortikospinalen Fasern in ihrem Verlauf durch das Marklager oder von Bahnen, die von subkortikal deszendieren, geführt haben. 87 An unseren Beobachtungen erscheint besonders das Ausbleiben der Restitution bei Patient CVI16 bemerkenswert. Trotz seiner verhältnismäßig kleinen Läsion erlebte er einen genauso ungünstigen Verlauf wie CVI15 mit einer ausgedehnten Hemisphärenläsion. Mögliche Erklärung ist ein Konzept der kortikalen Motorik, das als Alternative zu dem hierarchischen Modell mit den Bahnen des primären motorischen Kortex (MI) als Endstrecke des Systems die parallele Organisation einer Vielzahl von Arealen neben MI diskutiert. Dorsaler und ventraler prämotorischer Kortex, supplementär-motorische Area (SMA) und cinguläre Rindengebiete gehören zu diesen motorischen Regionen, die sämtlich kortikospinale Verbindungen aufweisen [52,79,130,176]. Durch die innere Kapsel verlaufen diese Bahnen räumlich getrennt [50]. Bei Störung nur einzelner Teilsysteme ergäbe sich so eine Möglichkeit zum wechselseitigen Funktionsersatz [50]. Eine langstreckige Kapsel-Läsion (wie bei CVI16) unterbricht aber alle motorischen Steuerungseinheiten einer Hemisphäre und hat vermutlich daher denselben Effekt einer dauerhaft bestehenden Hemiparese wie ein großer Media-Infarkt (z.B. CVI15). Die tierexperimentell nachgewiesene Umverteilung von Funktionen innerhalb einer Hemisphäre [2,121] kann die transkranielle Stimulation möglicherweise auch beim Menschen bestätigen [149,156]. Wir fanden bei einem einzigen Patienten mit Hirninfarkt Hinweise für eine veränderte Topik des Motorkortex (Abb. 51, Seite 76; Fall CVI13). 8.3 Mechanismen von Spiegelbewegungen Spiegelbewegungen werden als urtümliche Bewegungsart angesehen, die mit der motorischen Entwicklung abnimmt. Ihr Vorkommen bei gesunden Erwachsenen wäre entweder Ausdruck eines Ausbleibens oder eines sekundären Verlustes der Reifungsprozesse. Als erste nachweisbare bilateral-symmetrische Bewegung der Arme gilt der Moro-Reflex, ein Normalbefund bis zum vierten Lebensmonat. Greifreaktionen sollen anfänglich beidhändig erfolgen und erst nach dem achten Lebensmonat durch einhändiges Greifen abgelöst werden [47]. In der Prüfung des Präzisionsgriffs von Daumen und Zeigefinger gegen unterschiedliche Widerstände (verschieden große Wäsche- und Papierklammern) zeigen Kinder eine deutliche Abnahme von Spiegelbewegungen nach dem zweiten Lebensjahr. Es besteht ein positiver Zusammenhang mit der Stärke der Willkürinnervation [47]. Eine Abhängigkeit von der aktiv innervierten Hand, der Händigkeit oder dem Geschlecht fand sich nicht [33]. Quantitativ betrug die "Spiegelkraft" bei 16jährigen nur noch etwa 5% der Willkürkraft [96]. 88 Es liegt nahe, Korrelate für die beobachtete motorische Reifung in der nachgeburtlichen Hirnentwicklung zu suchen. Diese Argumentation bleibt aber oberflächlich, da sie sich lediglich auf einen zeitlichen Parallelismus stützt. Als für die Hemmung von Spiegelbewegungen verantwortliche Struktur wird meist das Corpus callosum genannt, dessen Myelinisierung in einem ähnlichen Zeitverlauf zunehmen soll wie die Spiegelbewegungen abnehmen [118]. Auch wegen seiner Anatomie wirkt der Balken als plausible Struktur zur Erklärung von Spiegelbewegungen, da seine Eigenschaft als Verbindung der beiden Hemisphären die Fortleitung von motorischen Impulsen zur Gegenseite und damit eine simultane Aktivität beider Handareale mit der Folge beidseitiger Bewegungen ermöglichen könnte [167]. Die Beobachtung bilateraler Rindenfoci in der funktionellen Kernspintomographie bei gesunden Erwachsenen [13,23,88,89], die eine zur elektromyographisch dokumentierten Spiegelaktivität parallele Intensität haben sollen [14], wäre mit dieser Annahme zu vereinbaren, ebenso unsere eigenen Beobachtungen einer Tendenz zu bilateraler kortikaler Aktivität bei den Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen. 8.3.1 Zur Rolle des Balkens Daß dem Balken eine Bedeutung für die Entstehung von Spiegelbewegungen zugeschrieben wird, beruht unter anderem auf Läsionsuntersuchungen an Makaken. Neben dem Balken soll noch die supplementär-motorische Area (SMA) eine besondere Rolle spielen [15,39,54]. Die vorgeschlagene Theorie beruht auf der Betrachtung der Motorik als einem hierarchischen System mit der SMA an übergeordneter Stelle (zum alternativen Konzept einer parallelen Organisation der motorischen Rindenareale siehe Seite 88). Die SMA einer Hemisphäre soll danach sowohl den primären Motorkortex (MI) der selben Hemisphäre als auch MI auf der Gegenseite steuern. Hierbei überwiegt unter normalen Bedingungen der Einfluß der SMA auf MI ipsilateral. Zugleich findet eine Hemmung des Einflusses der gegenseitigen SMA statt, z.B. über Balkenfasern, die die beiden supplementär-motorischen Areale verbinden (Abb. 64a). Einseitige SMA-Läsionen bewirken einen Ausfall dieser Hemmung, wodurch die verbliebene SMA jetzt auf MI in beiden Hemisphären Einfluß nimmt. Daher treten jetzt "Spiegelbewegungen" auf (Abb. 64b). Kommt eine Läsion des Balkens hinzu, verschwinden die "Spiegelbewegungen" bzw. sie treten nicht auf, wenn eine gleichzeitige Läsion von SMA zusammen mit einer Balkenläsion stattfindet (Abb. 64c). 89 Abbildung 64 Mögliche Rolle des Balkens und der supplementär-motorischen Area für die Entstehung von Spiegelbewegungen (modifiziert nach [39]): a: Unter normalen Umständen steuert jede SMA den primären motorischen Kortex (MI) ihrer Hemisphäre. Balkenfasern zwischen den beiden SMAs führen zur Hemmung eines SMA-Einflusses auch auf die kontralaterale Hemisphäre. b: Eine einseitige SMA-Läsion führt dazu, daß die verbliebene SMA nun ungehemmt MI in beiden Hemisphären ansteuert. Durch die simultane Aktivierung von MI kommt es zu den experimentell beobachteten Spiegelbewegungen. c: Wurde zusätzlich zur SMA-Läsion im Experiment der Balken durchtrennt, waren keine Spiegelbewegungen mehr zu beobachten. Problematisch ist vor allem, daß in diesen Studien "Spiegelbewegungen" anders als hier definiert werden, nämlich als gestörte zeitliche Abstimmung bei beidseitigen, asymmetrischen Bewegungen [15-17,98]. Unsere Untersuchungen gehen von ungewollten Mitbewegungen bei einseitigen Willkürbewegungen aus. Die klinischen Beobachtungen sind uneinheitlich. Nach kombinierten Infarkten von SMA oder Balken wird ausnahmsweise das Auftreten von Spiegelbewegungen in unserem Sinne erwähnt ([54: Fall 1; 150]; fraglich bei [55,56]). Meist aber handelt es sich um "intermanuellen Konflikt" ("she took a glass of water in her left hand while eating and a piece of bread in her right, and 90 raised both to her mouth simultaneously" [159]) oder eine gestörte "reziproke Koordination", also eine Tendenz, bei versuchten gegenläufigen Bewegungen in ein gleichläufiges Bewegungsmuster zu fallen [26,58]. Unsere Beobachtungen an CVI02 mit kombiniertem SMA- und Balken-Infarkt, der keine Spiegelaktivität zeigte, und an CVI10 mit Infarkt der SMA und Spiegelaktivität in beiden Händen wären mit der vorgeschlagenen Hypothese vereinbar. Dagegen konnten wir in weiteren, hier nicht ausführlich dargestellten Beobachtungen an 15 Patienten, bei denen eine partielle Kallosotomie als neurochirurgischer Zugangsweg zu Tumoren im III. Ventrikel durchgeführt worden war [171], keine Auswirkung der Balkenläsion auf SQ nachweisen. Es ist daher zu vermuten, daß die bei diesen Patienten durchtrennten Balkenfasern für Spiegelbewegungen ohne Bedeutung sind, obwohl es sich um die Verbindungsbahnen der primären und sekundären motorischen Areale handelt [111]. Auch die nach Kallosotomie in der Literatur zur Bedeutung des Balkens für Spiegelbewegungen herangezogenen Beobachtungen [82,158] überzeugen nicht als Beleg für die Existenz des Phänomens in der von uns verwendeten engen Definition. Obwohl oft behauptet [113], wurden Spiegelbewegungen bei Patienten mit isolierter Agenesie des Balkens nicht gefunden [111]. 8.3.2 Ipsilaterale kortikospinale Bahnen Neben dem Balken als möglicher Leitungsbahn für die abnormen ipsilateralen motorischen Impulse werden auch nach ipsilateral deszendierende kortikospinale Bahnen seit langem als mögliches Korrelat von Spiegelbewegungen angesehen [64,117,155]. Ein deutlicher Hinweis für diese Annahme bei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen sind unsere eigenen Beobachtungen mit transkranieller Magnetstimulation (ebenso alle Untersuchungen in der Literatur [24,29,31,42,90,107,162]). Für Spiegelbewegungen von gesunden Erwachsenen, die ja keine Muskelantworten gleichseitig zur Reizung zeigten, müßte man, wenn überhaupt, ipsilaterale Bahnen mit besonderen Leitungseigenschaften (Latenz >90ms) in Betracht ziehen. Ein weiteres mögliches Argument gegen die Annahme, daß die bei Kontrollpersonen bekannten ipsilateralen Fasern der Pyramidenbahn für deren Spiegelbewegungen eine Rolle spielen, ergibt sich aus einer quantitativen Betrachtung. Falls ipsilaterale Fasern und Spiegelbewegungen in einem einfachen Zusammenhang stehen, könnte man ähnliche Ergebnisse für die SQ-Untersuchung bei gesunden Probanden und die Faser-Anzahl erwarten. 91 Die beste verfügbare anatomische Studie [85] gibt aber den Anteil der ipsilateralen Pyramidenfasern an der Gesamtanzahl in der großen Mehrheit mit mehr als 5% an (Abb. 65). Diesen Wert hatte SQ aber bei keiner der Kontrollpersonen überschritten. n=30 n=25 Prozentanteil der ungekreuzten ipsilateralen Bahnen an der Gesamtzahl der Pyramidenbahnfasern n=20 n=15 n=10 n=5 n=0 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Abbildung 65: Die Untersuchung der Hirnstämme von 79 Patienten mit einseitiger Pyramidenbahnschädigung erlaubte eine Quantifizierung des in der Decussatio pyramidum ungekreuzten, im Tractus corticospinalis anterior deszendierenden ipsilateralen Faseranteils (modifiziert nach [85]): Bei mehr als der Hälfte der Fälle macht die ipsilaterale Bahn zwischen 5 und 15% aller Pyramidenfasern aus, in der überwältigenden Mehrzahl (97,5% der Fälle) betrug ihr Anteil über 5%. Der Spiegelquotient SQ unserer gesunden Kontrollpersonen war dagegen völlig anders verteilt und lag bei maximal 4,9% (vgl. Abb. 16, Seite 37). 8.3.3 Molekulare Grundlagen von persistierenden Spiegelbewegungen Könnte man aufgrund der kinematischen Befunde noch ein Kontinuum zwischen den Spiegelbewegungen von gesunden Erwachsenen und dem Syndrom der persistierenden Spiegelbewegungen annehmen, so belegen die Ergebnisse der Kortexstimulation einen qualitativen Unterschied. Es erscheint möglich, daß "persistierende" Spiegelbewegungen im Gegensatz zur ursprüngliche Annahme gar nicht Ausdruck einer ausbleibenden Differenzierung eines ontogenetisch frühen Normalzustandes sind, sondern daß sie primär völlig andere Grundlagen als bei Normalpersonen haben. Derzeit einzig glaubwürdige morphologische Besonderheit von persistierenden Spiegelbewegungen sind einige Beobachtungen bei Längsspaltbildungen des Zervikalmarks oder der Medulla oblongata (Diastematomyelie) und den damit assoziierten Anomalien. Die zervikale Diastematomyelie ist ein möglicherweise sehr häufiger, wenn auch nur selten diagnostizierter Befund beim Klippel-Feil-Syndrom [4,38,61,161,168]. Sie dürfte im Zusammenhang mit den öfters beschriebenen Bogenschlußanomalien stehen [38,116,170]. Eine zervikale Spina bifida occulta zeigten aber auch Patienten mit Spiegelbewegungen ohne Klippel-Feil-Syndrom [12]. Besondere Erwähnung verdient eine zervikale Diastematomyelie als einzige Auffälligkeit bei Spiegelbewegungen [11]. In keinem unserer Fälle ergaben sich eindeutige Hinweise für eine makroskopische Fehlbildung des Zervikalmarks oder der Medulla oblongata, wobei die diagnostischen Verfahren für einen sicheren Ausschluß selten ausreichend waren. 92 Hinweise auf die Grundlagen der persistierenden Spiegelbewegungen sind heute eher von genetischen Untersuchungen zu erwarten. Wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt wurde, sind Spiegelbewegungen kein obligates Symptom beim Klippel-Feil-Syndrom oder beim KallmannSyndrom. Beide sind aber heterogene Symptomkomplexe. Im ersten Fall scheint es möglich, daß Spiegelbewegungen spezifisch für die Wildervanck-Unterform ("Cervico-oculo-acusticus-Syndrom") sind. Dies legen unsere eigene Beobachtung (KF03) und mehrere Fälle aus der Literatur nahe [5,38,42,77,104,147]. Im Fall des Kallmann-Syndroms ist die genetische Heterogenität mit autosomal-dominantem, autosomal-rezessivem und X-chromosomalem Erbgang gesichert, aber nur das für die Xchromosomale Form verantwortliche Gen KAL ist bis jetzt kloniert [65]. Eine autosomal-dominant vererbte Form si t in unseren Fällen mit Hyposmie oder verzögerter Pubertät in der väterlichen Familie (KS09, KS13, KS23, KS25: Tab. IX, Seite 106) anzunehmen, bei sechs Fällen (KS01, KS02, KS04, KS08, KS12, KS14) wurde eine Mutation von KAL entdeckt [74,87]. Dies erlaubt die Hypothese, daß Spiegelbewegungen ein spezifisches Symptom der KAL-Mutation sind und bei autosomalem Kallmann-Syndrom nicht vorkommen. Allerdings besteht eine variable Penetranz von KAL-Mutationen in Bezug auf Spiegelbewegungen, da bei KS08, obwohl er dieselbe Mutation wie seine betroffenen Cousins aufwies, keine Spiegelbewegungen zu entdecken waren (vgl. Kasuistik Seite 53). Auch in der Literatur ist der Fall einer KAL-Mutation ohne Spiegelbewegungen beschrieben [126]. Über das Syndrom der autosomal-dominant vererbten Spiegelbewegungen ohne weitere Auffälligkeiten gibt es am wenigsten genetische Informationen. Da Spiegelbewegungen selten in mehr als zwei aufeinanderfolgenden Generationen dokumentiert sind und eine interindividuell sehr unterschiedliche Ausprägung besteht (z.B. PSB01 und PSB02), könnte auch hier eine variable Penetranz der verantwortlichen Störung vorliegen. Was könnte die normale Funktion der mutierten Gene sein? Hinweise gibt vorerst nur das Produkt des KAL-Gens. Seine Sequenz von 680 Aminosäuren zeigt Homologien mit Fibronectin Typ III, das wie die ebenfalls KAL-ähnlichen Proteine L1, TAG-1, F3 und Contactin ein Zelladhäsionsmolekül ist [65,134]. Beim X-chromosomalen Kallmann-Syndrom entsteht die Kombination von hypogonadotropem Hypogonadismus und Anosmie dadurch, daß der gemeinsame Weg der gonadotropen, LHRH-enthaltenden Zellen und der Axone der olfaktorischen Rezeptorzellen von der Riechplakode in das Gehirn gestört ist (Abb. 66, nächste Seite). 93 Abbildung 66 A: Schematische Darstellung der normalen embryonalen Wanderung der gonadotropen Neurone von der olfaktorischen Plakode (OLF) durch die Lamina cribrosa zum Hypothalamus (HT), in Begleitung der Fila olfactoria (modifiziert nach [110]) B: Normales Einwachsen der Axone in den Bulbus olfactorius, der sich unterhalb des Frontallappens bildet C: Beim Kallmann-Syndrom bleibt der Anschluß der Axone an die Hirnbasis aus, an der im Gegenzug kein Bulbus entsteht (B und C modifiziert nach [160]). Das KAL-Protein scheint für ungestörtes Auswachsen von Axonen, z.B. durch die Überwindung natürlicher Barrieren, wie sie die Meningen darstellen, nötig zu sein [143]. Man kann sich gut vorstellen, daß es stellvertretend für eine ganze Familie von Proteinen ähnlicher Funktion steht, von denen einige auch beim Klippel-Feil-Syndrom und Duane-Syndrom eine Rolle spielen, da klinisch weitere Überlappungen der drei Syndrome - über das Auftreten von Spiegelbewegungen hinaus - beschrieben sind [34,67,114,170,177]. Bemerkenswert ist ferner die Überlegung, daß auch die okulomotorische Störung des Duane-Syndroms als eine durch abnorme Bahnverbindungen fehlerhafte Kokontraktion sonst getrennt zu innervierender Muskeln aufgefaßt werden kann [105]. Spekulativ ist daher eine molekulare Störung in der Knüpfung von zentral-nervösen Bahnverbindungen als Grundlage von persistierenden Spiegelbewegungen zu vermuten. 94 8.3.4 Abnorme Leitungsbahnen bei persistierenden Spiegelbewegungen Sämtliche Ergebnisse der transkraniellen Kortexstimulation bei Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen zeigen, daß sich bei ihnen kortikospinale Bahnen mit kurzen Reizleitungszeiten abnorm nach ipsilateral und kontralateral ausbreiten. Die beidseits gleiche kortikomotorische Latenz um 20ms entspricht jener der streng kontralateral verschalteten Bahnen der Normalpersonen. Bisher ist ungeklärt, ob die abnorme Erregungsausbreitung der Patienten über Axonkollateralen oder bereits kortikal getrennte Populationen von Neuronen geschieht [24,29, 31,42,90,107,162]. Für die Hypothese einer sehr späten, weit distalen Auftrennung von Axonkollateralen, z.B. im spinalen Segment, spricht neben einer Untersuchung der Kreuzkorrelation von simultanen Entladungen im Nadel-EMG aus symmetrischen Handmuskeln [42] auch die klinische Beobachtung der recht strengen Beschränkung der kontralateralen Mitbewegungen auf spiegelbildliche Muskeln (Abb. 21, Seite 46). Dies erscheint bei bereits kortikal getrennten Populationen oder einer proximalen Axonkollateralisierung weniger wahrscheinlich. Als Argument gegen eine Kollateralisierung im spinalen Segment kann man aber die bei PSB07 dokumentierte Mitbewegung der Daumen bei Intentionsbewegungen der Zehen heranziehen. Unsere Beobachtungen der Reizschwelle wie der Position der erregbaren Punkte ergaben für diese Diskussion keine Hinweise, da Unterschiede der Projektion nach ipsilateral und nach kontralateral nicht sicher nachzuweisen waren. Auch die Lageabweichungen der optimalen Reizpunkte waren aufgrund der unzureichenden Methodik (hohe intraindividuelle Variabilität selbst bei Kontrollpersonen) nicht wertbar. Eine bisher einmalige Beobachtung gelang aber bei PSB12 (Abb. 44, Seite 68). Waren in allen bisherigen Fällen die Antwortpaare in den beiden Händen praktisch simultan aufgetreten, zeigte er eine bemerkenswerte, pathologische Verzögerung von nach kontralateral (also auf dem üblichen Weg) geleiteten Impulsen. Dies stellte eine spezifische Störung dar und war nicht durch eine allgemeine Schädigung der kortikospinalen Leitung zu erklären, da nur die kontralateralen Potentiale nach Reizung der rechten Hemisphäre verzögert waren, sämtliche anderen Leitungszeiten zum rechten oder linken Thenar aber im Normbereich lagen. Entweder beruht die Leitungsverzögerung auf einem erheblich längeren Weg der kontralateralen Axone (bei einer weit distalen Axonkollateralisierung nicht zu erwarten). Alternativ fehlen in der abnorm langsamen Bahn die schnell-leitenden Axone. Das würde für bereits kortikal getrennte Bahnen sprechen. Als mögliche Lösung der Frage nach der abnormen ipsilateralen kortikospinalen Bahn bei persistierenden Spiegelbewegungen soll hier ein spekulatives Modell vorgeschlagen werden. Wegen 95 der Assoziation mit fehlerhafter Überwindung von Wachstumsbarrieren durch Axone oder mit Spaltbildungen des Halsmarks ist ein Ausbleiben der Kreuzung der deszendierenden motorischen Bahnen am typischen Ort (Decussatio pyramidum) vorstellbar. Kortikospinale Fasern würden bei persistierenden Spiegelbewegungen primär auf der ipsilateralen Seite deszendieren. Je nach dem Grad der Beeinträchtigung der Mittellinienpassage (Ausdehnung einer Diastematomyelie, Penetranz der Mutation) würde eine mehr oder weniger große Gruppe von Axonen einen normalen Kontakt zur kontralateralen Rückenmarkshälfte aufnehmen können, vielleicht auch nur Fasern mit besonderen Leitungseigenschaften oder über Umwege, wie bei PSB12. Das Ausmaß dieser kompensatorischen Kreuzung müßte das Spektrum der Befunde vom Probanden KS08 mit KAL-Mutation, aber ohne Spiegelbewegungen, über PSB02 mit nur geringen Spiegelbewegungen und niedriger "Effektivität" der ipsilateralen Verbindung bis zu Patienten wie PSB05 mit einem deutlichen Überwiegen dieser Verbindung abdecken. Molekulargenetische Untersuchungen werden wahrscheinlich am meisten zur Klärung dieser Überlegungen und auch zur Auflösung des vielleicht nur scheinbaren Widerspruchs zwischen der Existenz abnormer bilateraler kortikospinaler Bahnen und dem Nachweis bilateraler kortikaler Aktivität bei persistierenden Spiegelbewegungen beitragen können. Abschließend soll betont werden, daß vor allem die Befunde der Kortexstimulation mit dem Nachweis qualitativer Unterschiede zu den Spiegelbewegungen von gesunden Erwachsenen oder bei zentralen Paresen den Schluß erlauben, daß das Syndrom der persistierenden Spiegelbewegungen auf eigenständigen Mechanismen beruht und den beiden anderen Formen von Spiegelbewegungen nur oberflächlich ähnelt. 96 9 ZUSAMMENFASSUNG DER WESENTLICHEN BEFUNDE Spiegelbildliche Mitbewegungen sind ungewollte Bewegungen, die bei einseitigen Willkürbewegungen in homologen Muskeln der Gegenseite auftreten. Sie werden meist bei distalen Bewegungen der oberen Extremitäten beobachtet. Spiegelbewegungen wurden bei gesunden Erwachsenen, bei Patienten mit Hemiparese und als sogenannte persistierende Spiegelbewegungen bei bestimmten neurogenetischen Syndromen beschrieben. Um Spiegelbewegungen, die unter der Annahme einer bilateralen kortikalen Repräsentation der Motorik auch als Hinweis auf eine funktionelle Reorganisation nach Hirnläsion angesehen werden, besser zu charakterisieren, wurden sie bei 31 gesunden Kontrollpersonen, 22 Patienten mit zentralen Paresen und 14 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen klinisch untersucht. Die Befunde waren in der letztgenannten Patientengruppe deutlich stärker ausgeprägt, während die klinische Phänomenologie der beiden ersten Gruppen sich nicht eindeutig unterschied. Eine apparative Bewegungsanalyse erfolgte mit Hilfe von simultanen Messungen der Kräfte zwischen Daumen und Zeigefinger der beiden Hände während im Zeitraum von 15s repetitiv ausgeführter Kraftveränderungen auf einer Seite. Der Nachweis spiegelbildlicher Aktivität während der Versuchszeit ("Detektionsrate") gelang bei den hier untersuchten 30 gesunden Rechtshändern mit hoher interindividueller Variabilität (zwischen etwa 10% und 90%), zeigte aber eine Abhängigkeit von den vier unterschiedlichen Bedingungen der Instruktion an die willkürlich bewegte Hand. Die Detektionsrate war bei schnelleren Bewegungen geringer als bei langsamen Willkürbewegungen. Das Ausmaß der Spiegelaktivität wurde durch den Vergleich mit der Kraftamplitude der willkürlichen Handbewegung als "Spiegelquotient" SQ quantifiziert. SQ betrug bei gesunden Rechtshändern weniger als 5%. Im Gruppenvergleich waren die Ergebnissen bei den 12 untersuchten Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen deutlich unterschieden. Die Detektionsrate betrug zwischen etwa 50% und 100% und der "Spiegelquotient" erreichte in manchen Fällen fast 70%. Als Gegensatz zwischen den beiden Gruppen nahm Detektionsrate und SQ hier bei schnelleren Willkürbewegung zu. Die Parameter der 12 untersuchten Patienten mit zentralen Paresen ähnelten mehr den Befunden der Kontrollpersonen und zeigten keine sichere Beeinflussung durch die Instruktionsbedingungen. Pathologische Spiegelbewegungen traten hier nicht obligat auf und ließen 97 keine Abhängigkeit von der Seite oder dem Ort der Hirnläsion erkennen, ebensowenig einen Zusammenhang mit dem Ausmaß der motorischen Beeinträchtigung. Bis auf einige Fälle mit extremen Befunden bei persistierenden Spiegelbewegungen erschien bei Betrachtung von Einzelergebnissen eine Einordnung der apparativen Bewegungsanalyse als normal oder pathologisch kaum möglich. Da in der Literatur als charakteristischer Befund bei persistierenden Spiegelbewegungen das Auftreten von annähernd simultanen Muskelantworten in beiden Händen nach transkranieller Reizung des motorischen Handareals beschrieben wurde, wurde diese Technik der elektromagnetischen Kortexstimulation mit der Frage nach unterschiedlichen Befunden bei den drei Gruppen (24 Kontrollpersonen, 12 Patienten mit zentralen Paresen und den 14 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen) angewendet. In der letztgenannten Gruppe wurden die Literaturbefunde in allen 14 Fällen bestätigt. Bei den übrigen Probanden fand sich in keinem Fall ein Hinweis auf frühe Reizantworten ipsilateral zur Seite der Stimulation. Bei einigen Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen konnte die Aktivität des motorischen Kortex während einseitiger Willkürbewegungen mit Hilfe der modernen Techniken der Ereignis-korrelierten kortikalen Potentiale, der Positronenemissionstomographie und der funktionellen Kernspintomographie untersucht werden. Die Patienten zeigten im Gegensatz zu den Kontrollpersonen eine Aktivität in beiden Hemisphären. Eine umfassende anatomische Erklärung von Spiegelbewegungen steht aus, ist aber bei der persistierenden Form am ehesten von molekulargenetischen Untersuchungen zu erwarten. Diese Schlußfolgerung beruht auf den Befunden einer vorbereitenden Studie zur Rekrutierung von Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen an insgesamt 43 Patienten mit hypogonadotropem Hypogonadismus (idiopathisch und Kallmann-Syndrom), 10 Patienten mit Duane-Syndrom und 3 Patienten mit Klippel-Feil-Syndrom, die systematisch klinisch und in der Mehrzahl auch mit fokaler Kortexstimulation untersucht worden waren. Sie zeigte, daß pathologische Spiegelbewegungen oder bilaterale Reizantworten nur fakultativ mit diesen neurogenetischen Syndromen assoziiert sind. Bei hypogonadotropem Hypogonadismus scheinen sie streng auf die Xchromosomale Form des Kallmann-Syndroms beschränkt zu sein. Das hierfür verantwortliche Gen ist bekannt und gehört zu einer Familie von Proteinen, die das Wachstum von Axonen steuern. Damit ergibt sich eine Störung in der Knüpfung von zentral-nervösen Bahnverbindungen als möglicher Erklärungsansatz bei den persistierenden Spiegelbewegungen. 98 10 TABELLARISCHER ANHANG Anteversion der Schulter (in Rückenlage) 9. Schneiden mit Messer und Gabel (im Sitzen) 2 Sekunden Arm halten (in Rückenlage) 10. Ball Prellen 5x (im Stehen) Ellbogen-Flexion/Extension (in Rückenlage) 11. Daumen-Finger-Opposition 14x in 10 Sekunden Ellbogen-Pronation/Supination (im Sitzen) 12. Pronation/Supination 20x in 10 Sekunden Ball beidhändig heben und zurücklegen (im Sitzen) 13. Seitlicher Wandstütz (Arm horizontal gestreckt) Tennisball fassen, ablegen, zurück (5x, im Sitzen) 14. Stirnband wickeln und hinter dem Kopf knoten Bleistift fassen, ablegen, zurück (5x, im Sitzen) 15. "Backe-Backe-Kuchen" 7x in 15 Sekunden Blatt Papier fassen, ablegen, zurück (5x, im Sitzen) Tabelle I Die fünfzehn untersuchten Leistungen der oberen Extremität bei zentralen Paresen nach der "Rivermead Motor Scale": Zur Bewertung wird ein Punktwert von 0 oder von 1 vergeben, die Gesamtsumme beträgt somit 15 Punkte für die Armfunktion. Die Untersuchung kann abgebrochen werden, wenn drei aufeinander folgende Aufgaben mit 0 bewertet wurden [100]. 99 "Willkürhand" rechts (interner Code "AF") "Willkürhand" links (interner Code "FA") Versuch 1 (AF 01) Versuch 2 (AF 02) Kraft gering (20% Maximum) Versuch 3 (AF 03) Versuch 4 (AF 04) Kraft hoch (50% Maximum) Versuch 5 (AF 05) Versuch 6 (AF 06) Kraft gering (20% Maximum) Versuch 7 (AF 07) Versuch 8 (AF 08) Kraft hoch (50% Maximum) Versuch 9 (FA 01) Versuch 10 (FA 02) Kraft gering (20% Maximum) Versuch 11 (FA 03) Versuch 12 (FA 04) Kraft hoch (50% Maximum) Versuch 13 (FA 05) Versuch 14 (FA 06) Kraft gering (20% Maximum) Versuch 15 (FA 07) Versuch 16 (FA 08) Kraft hoch (50% Maximum) langsam schnell (etwa 1Hz) ("so schnell als möglich") Tabelle II Reihenfolge der 16 Versuche zur Erfassung von Spiegelbewegungen mit Hilfe von zwei Manipulanden und Angabe der Instruktionsbedingungen für die einseitig durchzuführenden willkürlichen Kraftwechsel (vgl. Seite 22, in Klammern Angabe der Codierung für das Programm "FS") 100 Spiegelbewegungen (Grad) Proband Initialen Geschlecht Alter in rechter in linker Hand Hand MM01 GW M 20 J 2 1 MM02 IF M 29 J 1 1 MM03 NK M 34 J 2 2 MM04 A D M 39 J 0 0 MM05 MR M 42 J 2 2 MM06 PL M 43 J 2 2 MM07 RN M 45 J 0 0 MM08 PS M 68 J 2 1 MM09 WG M 69 J 2 2 MM10 DC M 71 J 2 1 MM11 JK M 81 J 2 2 MM12 CV F 21 J 2 2 MM13 MW F 21 J 1 0 MM14 A F F 30 J 2 2 MM15 SG F 33 J 0 1 MM16 MJ F 34 J 1 0 MM17 CF F 35 J 2 2 MM18 SM F 37 J 0 0 MM19 UW F 37 J 0 0 MM20 HG F 42 J 2 2 MM21 MM F 43 J 0 2 MM22 SB F 49 J 2 0 MM23 EL F 53 J 2 1 MM24 ES F 53 J 2 2 MM25 GG F 54 J 2 2 MM26 EF F 55 J 1 1 MM27 GS F 59 J 2 2 MM28 CH F 67 J 2 1 MM29 SD F 71 J 1 1 MM30 JC F 74 J 2 0 MM31 ML F 87 J 2 2 Tabelle III Gruppe der gesunden Probanden, an denen die systematische klinische Beurteilung Spiegelbewegungen erfolgte (vgl. Seite 34): Alle waren rechtshändig, der Altersmedian der 11 Männer und 20 Frauen betrug 43 Jahre. von 101 Proband Initialen Alter LQ M01 FL 18 J +100 M02 MS 21 J +100 M03 TF 27 J +100 M04 CP 27 J +100 M05 KS 28 J +100 M06 A P 28 J +100 M07 RP 29 J +100 M08 FS 29 J +100 M09 WF 32 J +100 M10 JH 34 J +100 M11 RW 56 J +100 M12 FU 60 J +100 M13 HP 62 J +100 M14 JP 64 J +100 M15 RN 73 J +100 F01 CZ 20 J +100 F02 JR 20 J +100 F03 A T 25 J +100 F04 MH 26 J +100 F05 SE 28 J +100 F06 CS 28 J +100 F07 KA 30 J +100 F08 LL 32 J +100 F09 GG 34 J +100 F10 HL 35 J +100 F11 IP 59 J +100 F12 EL 60 J +100 F13 MM 62 J +100 F14 OH 66 J +100 F15 EW 73 J +100 Tabelle IV Gruppe der gesunden Probanden (15 Männer und 15 Frauen), bei denen die Fingerkräfte beider Hände im Präzisionsgriff zur Bestimmung der Spiegelaktivität gemessen wurden (vgl. Seite 35): Der Altersmedian war 31 Jahre, alle waren reine Rechtshänder (Lateralitätsquotient LQ=+100). SQ der linken Hand Korrelation von SQ mit der Frequenz der willkürlichen Kraftwechsel -0,3114* Korrelation von SQ mit der Amplitude der willkürlichen Kraftwechsel -0,4477* SQ der rechten Hand n.s. -0,1316 -0,4802* Tabelle V Ergebnisse der partiellen linearen Korrelation zwischen dem Spiegelquotienten "SQ" der 30 gesunden Erwachsenen und der Frequenz bzw. der Amplitude der von ihnen willkürlich ausgeführten Kraftwechsel, jeweils unter Kontrolle der zweiten Variablen (*signifikante Korrelation mit p>0,01, n.s.: nicht signifikant; vgl. Seite 37) 102 Probanden Kartierung linke Hemisphäre Reizschwelle Nummer Alter Geschlecht Händigkeit (% Intensität) (Intialen) Zahl Kartierung rechte Hemisphäre Abweichung Reizschwelle erregbarer der Optima Punkte (in cm) (% Intensität) Zahl Abweichung erregbarer der Optima Punkte (in cm) TCS01 23 M (KH) re 40 4 2 40 4 0 TCS02 23 F (VK) li 40 1 0 40 3 0 TCS03 23 F (AP) re 40 2 2 50 3 2 TCS04 24 M (JA) re 40 2 0 40 3 2,83 TCS05 24 M (BG) re 40 6 4 50 4 2 TCS06 24 F (CP) re 40 4 2,83 40 4 0 TCS07 24 F (CS) re 40 5 2,83 50 5 0 TCS08 25 M (HK) re 40 3 2 40 3 2 TCS09 25 M (JT) re 50 4 4 40 5 0 TCS10 25 F (JB) li 40 6 2 40 2 0 TCS11 26 M (AF) re 50 6 4 50 4 2,83 TCS12 26 F (XH) re 40 6 0 50 6 2 TCS13 26 F (CS) re 40 3 4 40 3 4 TCS14 27 F (GH) re 40 3 2 40 2 0 TCS15 28 F (GH) li 40 4 2 40 2 0 TCS16 28 F (MK) re 30 4 0 40 5 4,47 TCS17 34 M (ZW) re 50 6 2 40 1 0 TCS18 35 M (KP) re 40 3 2,83 40 1 0 TCS19 35 F (FA) re 40 2 0 40 1 0 TCS20 51 F (TW) re 50 3 2,83 50 1 0 TCS21 58 F (SK) re 40 3 4 40 3 2 TCS22 58 F (GS) re 40 3 2 40 3 0 TCS23 23 M (EN) re TCS24 24 F (IK) re Tabelle VI Ergebnisse der Kartierung des kortikalen Handareals, definiert als diejenigen Punkte in einem Gitternetz an der Schädeloberfläche, nach deren elektromagnetischer Reizung Antworten im EMG vom kontralateralen Thenar auszulösen sind (vgl. Seite 39): "Abweichung der Optima" bezeichnet die Distanz der Punkte mit der höchsten Amplitude bzw. der kürzesten Latenz der Reizantwort. Bei TCS23/24 wurde keine vollständige Kartierung durchgeführt. 103 Symmetrie-Abweichung der Proband Reizpunkte Reizpunkte Unsymmetrisc Symmetrisch Optima (in cm) Amplitude Latenz h TCS01 6 1 4 2 TCS02 2 1 2 2 TCS03 1 2 0 2 TCS04 1 2 2,83 2,83 TCS05 4 3 2,83 4,47 TCS06 6 1 2 4,47 TCS07 10 0 2 2 TCS08 2 2 4 2,83 TCS09 7 1 4,47 4,47 TCS10 4 2 4 4,47 TCS11 2 4 2 2 TCS12 2 5 2,83 2 TCS13 4 1 6 4 TCS 4 1 2 2 0 TCS15 2 2 4 2,83 TCS16 7 1 2,83 2 TCS17 5 1 2 0 TCS18 4 0 2,83 2,83 TCS19 1 1 0 0 TCS20 2 1 0 2,83 TCS21 2 2 0 6 TCS22 2 2 0 2 Tabelle VII Symmetrie und Asymmetrie der kortikalen Repräsentation des kontralateralen Thenar bei 22 Kontrollpersonen (vgl. Seite 40): Untersucht wurde die Frage nach Deckungsgleichheit der erregbaren Punkte und den maximalen Abstände der Punkte mit höchster Amplitude und kürzester Latenz nach einer gedachten Spiegelung um die Mediansagittale. 104 Kortikomotorische Latenz zum kontralateralen Thenar (ms) Proband Größe (cm) Reizung 5cm links von Cz Reizung 5cm rechts von Cz Schwelle überschwellig maximal Schwelle überschwellig maximal TCS01 183 20,2 21,4 20,8 21,2 20,4 20,2 TCS02 170 x x x 20,2 21,6 21,6 TCS03 162 19,8 19,2 19,6 19,0 18,6 19,0 TCS04 175 21,0 x x 22,6 21,6 20,6 TCS05 182 19,8 22,8 22,0 x x 24,0 TCS06 168 21,2 20,6 20,8 x x x TCS07 167 21,8 21,4 21,0 21,8 21,4 21,4 TCS08 179 20,0 21,4 22,8 22,0 21,4 22,0 TCS09 188 22,8 23,8 x 23,0 22,2 21,8 TCS10 169 22,4 22,2 21,8 22,0 21,0 21,8 TCS11 188 21,2 21,4 21,4 22,6 22,0 21,8 TCS12 170 19,2 19,2 20,0 19,8 20,4 20,0 TCS13 168 18,6 18,4 18,8 18,4 19,8 19,6 TCS14 163 22,6 21,0 22,0 23,6 22,0 21,0 TCS15 169 21,0 21,0 20,6 21,0 20,0 x TCS16 176 20,6 20,4 21,2 19,4 20,2 18,2 TCS17 183 21,0 21,2 20,8 22,0 21,0 21,4 TCS18 175 20,6 20,8 20,4 x x x TCS19 164 20,4 19,6 19,0 20,0 x 20,0 TCS20 176 23,0 20,2 x 22,8 21,6 x TCS21 168 22,4 22,4 23,0 23,0 22,4 21,4 TCS22 158 22,4 21,2 x 22,2 20,4 x TCS23 175 21,4 21,2 x 19,6 19,6 x TCS24 173 23,0 x 21,6 20,2 x 20,6 Tabelle VIII Latenz in ms zwischen elektromagnetischer Reizung der Punkte 5cm links bzw. rechts vom Vertex und einer mindestens zweifach dokumentierten elektromagnetischen Reizantwort im kontralateralen Daumenballen bei 24 gesunden Kontrollpersonen (vgl. Seite 41) 105 Patient Initialen Frühere Alter Genetische Grundlage 22 sporadischer Fall Publikation idiopathischer IHH01 hypogonadotroper IHH02 TK 24 sporadisch Hypogonadismus IHH03 AW Fall 18 bei [139] 24 sporadisch IHH04 RG Fall 15 bei [139] 27 unbekannt IHH05 HH Fall 26 bei [139] 27 unbekannt IHH06 AK 28 sporadisch IHH07 UL Fall 2 bei [139] 28 unbekannt IHH08 CM Fall 1 bei [139] 28 unbekannt IHH09 FT Fall 22 bei [139] 28 unbekannt IHH10 CK Fall 12 bei [139] 29 sporadisch IHH11 HW Fall 4 bei [139] 29 unbekannt IHH12 FB 31 unbekannt IHH13 MR 31 unbekannt 33 sporadisch 34 unbekannt Kallmann-Syndrom GH IHH14 JK IHH15 MR IHH16 FU 39 unbekannt IHH17 RO 33 sporadisch KS01 JK JK bei [37] 14 KAL-Mutation (KS1, KS2 und KS02 OK OK bei [37] 16 KS4 sind Brüder, KS8 Cousin) KS03 PS MK bei [37] 16 sporadisch KS04 MK 17 KAL-Deletion KS05 WH 18 sporadisch KS06 DL 20 Mutter: Hyposmie KS07 CM 20 sporadisch KS08 SB 21 KAL-Mutation KS09 BK 23 Vater: verzögerte Pubertät KS10 MS 23 sporadisch KS11 MG Fall 11 bei [139] 24 sporadisch KS12 HK Fall 32 bei [139] 24 einseitige Nierenagenesie KS13 RS Fall 10 bei [139] 24 Vater: verzögerte Pubertät KS14 CL 25 KAL-Deletion KS15 MR 25 Mutter: verzögerte Pubertät KS16 PH 27 Schwester: Hyposmie KS17 CG Fall 7 bei [139] 28 Onkel: Hyposmie KS18 GB Fall 16 bei [139] 30 sporadisch 31 sporadisch 32 sporadisch 36 sporadisch 46 sporadisch Fall 6 bei [139] Fall 5 bei [139] Fall 17 bei [139] KS19 PF KS20 KE KS21 JW KS22 JJ KS23 FS 14 väterliche Familie: Hyposmie KS24 CC 22 sporadisch KS25 HR Fall 33 bei [139] 23 Vater: verzögerte Pubertät KS26 CW Fall 27 bei [139] 29 Mutter: verzögerte Pubertät Fall 29 bei [139] Fall 23 bei [139] Tabelle IX 43 Patienten mit angeborenem hypogonadotropem Hypogonadismus, alle männlich (vgl. Seite 50-51) 106 Patient Allgemeinbefund Händigkeit Neurostatus Spiegelaktivität idiopathischer IHH01 unauffällig re unauffällig 1 hypogonadotroper IHH02 unauffällig re unauffällig 0 Hypogonadismus IHH03 Transposition große Gefäße re unauffällig 1 IHH04 STH-Mangel beidh. Exophorie 2 IHH05 unauffällig re Legasthenie 2 IHH06 unauffällig re unauffällig 2 IHH07 Hyperurikämie re unauffällig 0 IHH08 unauffällig re unauffällig 0 IHH09 multiple Nävi re unauffällig 0 IHH10 multiple Nävi re unauffällig 2 IHH11 multiple Nävi re unauffällig 0 IHH12 unauffällig li unauffällig 0 IHH13 unauffällig re unauffällig 0 IHH14 STH-Mangel, Myopie re unauffällig 2 IHH15 unauffällig re unauffällig 0 IHH16 unauffällig re unauffällig 0 IHH17 unauffällig re Epilepsie 0 KS01 multiple Nävi re Legasthenie 3 KS02 STH-Mangel re unauffällig 3 KS03 Myopie beidh. BRN 1 KS04 unauffällig re Brown- 3 Kallmann-Syndrom Syndrom KS05 unauffällig re s. Seite 53 0 KS06 unauffällig re unauffällig 3 KS07 unauffällig re Exophorie 2 KS08 Myopie re unauffällig 2 KS09 multiple Nävi re unauffällig 1 KS10 unauffällig re unauffällig 0 KS11 unauffällig re unauffällig 0 KS12 Nierenagenesie re unauffällig 3 KS13 Myopie re unauffällig 1 KS14 unauffällig re unauffällig 3 KS15 Pectus excavatum re unauffällig 0 KS16 unauffällig re ASR/PSR fehlt 2 KS17 unauffällig re unauffällig 1 KS18 multiple Nävi re unauffällig 0 KS19 unauffällig li unauffällig 1 KS20 unauffällig re unauffällig 2 KS21 unauffällig re unauffällig 1 KS22 unauffällig beidh. unauffällig 0 KS23 Lippenspalte beidh. unauffällig 1 KS24 unauffällig re unauffällig 2 KS25 Netzhautanomalie li unauffällig 0 KS26 multiple Nävi re unauffällig 0 Tabelle X Allgemeine Befunde und Besonderheiten im Neurostatus bei 43 männlichen Patienten mit angeborenem hypogonadotropem Hypogonadismus (vgl. Seiten 52-53, 56-57; BRN: Blickrichtungsnystagmus, Spiegelaktivität: vgl. Tab.1, Seite 19) 107 Stimulation linke Hemisphäre Patient Thenar rechts Stimulation rechte Hemisphäre Thenar links Thenar links Thenar rechts Reizbedingungen Verstärkung Reiz- Körpe r Latenz Latenz Amplitude Latenz Latenz Amplitude ipsilateral stärke größe (ms) (ms) (%) (ms) (ms) (%) (µV/Div.) (%) (cm) IHH01 23,0 - - 22,2 - - 50 100 175 IHH02 21,0 - - 21,6 - - 50 100 168 IHH03 19,2 - - 17,2 - - 50 100 162 IHH04 20,4 63,0 10,9 20,2 64,0 5,2 50 100 172 IHH05 20,8 - - 20,8 - - 50 100 179 IHH06 20,6 - - 20,8 - - 50 100 185 IHH07 21,0 - - 20,0 - - 50 100 179 IHH08 22,0 - - 22,0 - - 50 100 181 IHH09 20,8 - - 21,8 - - 50 100 185 IHH10 25,4 - - 24,6 - - 50 100 193 IHH11 24,6 58,0 1,8 25,2 56,6 5,2 50 100 187 IHH12 24,0 - - 23,4 - - 50 60 172 IHH13 20,2 - - 21,2 - - 50 100 k.A. IHH14 21,6 - - 21,6 85,0 2,5 50 100 180 IHH15 22,0 - - 23,8 - - 50 100 176 IHH16 21,8 - - 21,8 - - 200 60 183 KS01 19,0 18,2 114,3 18,2 18,4 194,0 1000 80 152 KS02 19,4 19,4 160,0 18,8 19,8 19,3 1000 60 149 KS03 22,4 - - 21,4 - - 50 100 171 KS04 22,2 21,0 445,5 22,6 21,6 361,4 1000 60 169 KS05 23,4 - - 21,2 - - 100 75 165 KS06 21,2 21,8 136,7 21,4 23,4 43,5 100 100 180 KS07 22,8 - - 21,8 - - 50 100 182 KS08 22,2 - - 21,9 - - 100 100 178 KS09 21,0 - - 22,6 71,2 2,6 50 100 184 KS10 23,0 - - 24,0 - - 50 100 182 KS11 22,4 - - 21,0 - - 50 100 179 KS12 24,2 24,0 332,4 29,2 23,4 434,5 200 100 187 KS13 20,8 21,2 - - 50 100 181 KS14 21,8 19,4 2,8 21,0 20,6 5,2 100 60 179 KS15 22,0 - - 24,0 - - 100 100 184 KS16 24,6 - - 24,2 - - 100 100 192 KS17 23,2 76,4 0,9 23,0 - - 100 100 185 KS18 23,6 - - 21,2 - - 50 100 176 KS19 23,2 - - 23,8 - - 50 100 192 KS20 21,4 - - 20,0 - - 50 100 172 KS21 21,8 - - 21,8 - - 50 100 183 KS22 23,8 - - 23,0 - - 100 100 193 Tabelle XI Ergebnisse der fokalen elektromagnetischen Reizung des kortikalen Handareals mit beidseitiger EMGAbleitung im Thenar bei 38 männlichen Patienten mit angeborenem hypogonadotropen Hypogonadismus (vgl. Seiten 53-56) k.A.: keine Angabe, Amplituden: Prozentualer Anteil an der höchsten Antwort durch kontralaterale Stimulation 108 Stimulation linke Hemisphäre Patient Thenar rechts Stimulation rechte Hemisphäre Thenar links Thenar links Thenar rechts Reizbedingungen Verstärkung Reiz- Körpe r KF01 Latenz Latenz Amplitude Latenz Latenz Amplitude ipsilateral stärke größe (ms) (ms) (%) (ms) (ms) (%) (µV/Div.) (%) (cm) 22,0 18,7 0,8 19,8 21,4 4,3 100 100 k.A. KF02 k.R. k.R. k.R. k.R. k.R. k.R. k.R. k.R. k.A. KF03 20,1 20,9 5,1 20,0 21,2 25,0 50 100 152 DS02 21,4 - - 20,2 - - 50 100 k.A. DS03 20,0 - - 19,8 - - 50 100 k.A. Tabelle XII Fokale Kortexstimulation bei fünf Patienten mit Klippel-Feil-Syndrom bzw. mit bilateraler DuaneAnomalie (k.R.: kein Reizerfolg, k.A.: keine Angabe, Amplituden: prozentualer Anteil an der höchsten Antwort durch kontralaterale Stimulation; vgl. Tab. XI und Seiten 57-59) SQ der linken Hand SQ der rechten Hand Korrelation von SQ mit der Frequenz der willkürlichen Kraftwechsel 0,4860* 0,4855* Korrelation von SQ mit der Amplitude der willkürlichen Kraftwechsel 0,3492 n.s. n.s. 0,0079 Tabelle XIII Ergebnisse der partiellen linearen Korrelation zwischen dem Spiegelquotienten "SQ" der 12 Patienten mit persistierenden Spiegelbewegungen und der Frequenz bzw. der Amplitude der von ihnen willkürlich ausgeführten Kraftwechsel, jeweils unter Kontrolle der zweiten Variablen (*signifikante Korrelation mit p>0,01, n.s.: nicht signifikant; vgl. Seite 62 und Tab. V) 109 Effektivität der ipsilateralen Bahn Patient rechter Thenar linker Thenar PSB01 21% 62% PSB02 4% 8% PSB03 57% 183% PSB04 169% 243% PSB05 1358% 760% PSB06 31% 28% PSB07 390% 97% PSB08 167% 127% PSB09 26% 105% PSB10 248% 344% PSB11 5% 3% PSB12 546% 261% PSB13 13% 152% PSB14 112% 6% Tabelle XIV "Effektivität" der ipsilateralen motorischen Bahn, entsprechend dem Verhältnis der Amplituden im Thenar-EMG einer Seite bei ipsilateraler und bei kontralateraler Reizung (prozentualer Anteil an der Antwort nach Stimulation auf der physiologischen, kontralateralen Seite): Bei Patienten mit erfolgter Kartierung wurden die Reizerfolge von den Punkten mit optimalen kontralateralen Amplitudenantworten zugrunde gelegt, sonst (PSB03 und PSB11-14) die Reizerfolge von den Punkten 5cm lateral des Vertex. 110 Patient Initialen Geschlecht Alter CVI01 JH M 26 J CVI02 RS M 38 J CVI03 HD F 48 J CVI04 A S F 51 J CVI05 PW M 51 J CVI06 MA F 59 J CVI07 GR F 68 J CVI08 MW F 68 J CVI09 MB F 68 J CVI10 MB M 79 J CVI11 HS M 81 J CVI12 SA M 32 J CVI13 EP M 28 J CVI14 JT M 44 J CVI15 KM M 45 J CVI16 GV M 49 J CVI17 FB M 58 J CVI18 IF M 62 J CVI19 OK M 68 J CVI20 FF M 70 J CVI21 MS F 67 J CVI22 MR F 72 J Tabelle XV Gruppe der Patienten mit zentralen Paresen (vgl. Seite 73-74) Kortikomotorische Latenz von der Patient Reizbedingungen kontralateralen Hemisphäre Körpergröße zur betroffenen zur "gesunden" Verstärkung Reizstärke Reizschwelle Hand (ms) Hand (ms) ipsilateral (µV/Div.) (%) (%) (cm) CVI01 23,4 23,2 50 100 30 181 CVI04 20,0 19,8 100 80 60 160 CVI13 22,6 21,8 100 100 80 176 CVI14 22,8 22,6 50 100 60 169 CVI15 k.R. 20,2 20 100 30 176 CVI16 k.R. 18,2 10 100 80 184 CVI17 24,0 25,4 100 100 60 180 CVI18 23,4 18,6 100 100 50 176 CVI19 23,0 24,6 100 100 30 179 CVI20 23,8 22,8 100 100 40 165 CVI21 22,4 20,6 100 100 50 168 CVI22 22,0 20,8 100 100 60 164 Tabelle XVI Fokale elektromagnetische Reizung des kortikalen Handareals mit beidseitiger EMG-Ableitung vom Thenar bei Patienten mit zentralen Paresen (vgl. Seite 74-75): In keinem Fall traten Antworten ipsilateral zur Seite der Stimulation auf, weswegen die Tabelle auch keine Spalte für die kortikomotorische Latenz von der ipsilateralen Hemisphäre enthält. Zwei Patienten (CVI15, CVI16) zeigten keine sicher wertbare Reizantwort (k.R.) bei Stimulation der erkrankten Hemisphäre (vgl. Seite 75-76, Text und Abb. 49 und 50). 111 11 LITERATURVERZEICHNIS 1. AGUILAR MJ (1969) Recovery of motor function after unilateral infarction of the basis pontis. Am. J. Phys. Med. 48, 279-288 2. AIZAWA H, INASE M, MUSHIAKE H, SHIMA K, TANJI J (1991) Reorganization of activity in the supplementary motor area associated with motor learning and functional recovery. Exp. Brain Res. 84, 668-671 3. ARMATAS CA, SUMMERS JJ, BRADSHAW JL (1994) Mirror movements in normal adult subjects. J. Clin. Exp. Neuropsychol. 16, 405-413 4. AVERY LW, RENTFRO CC (1936) The Klippel-Feil syndrome, A pathologic report. Arch. Neurol. Psychiatr. 36, 1068-1076 5. BAIRD PA, ROBINSON GC, BUCKLER WSJ (1967) Klippel-Feil syndrome: A study of mirror movements detected by electromyography. Amer. J. Dis. Child. 113, 546-551 6. 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Teile der Ergebnisse stammen aus Untersuchungen, die gemeinsam mit den Doktoranden J. Wendeborn, M. Küffner, R.Schroedter, K. Scheidtmann, O. Esslinger und S. Wucher im Rahmen ihrer Dissertationen durchgeführt wurden. Für wichtige Anregungen und praktische Hilfen in der Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema habe ich zu danken Prof. Dr. W. Fries, Prof. Dr. Th. N. Witt, Prof. Dr. N. Mai und Dr. J. Hermsdörfer. Von großer Bedeutung zum Gelingen der Untersuchungen und für ihre Diskussion war die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Kollegen innerhalb und außerhalb der Klinik. Hier müssen genannt werden: Dr. B. Heye, Dr. Th. Meitinger, Dr. J. Schopohl, Prof. Dr. K. Mann, Dr. R. Hörmann, Dr. M. Weber, PD Dr. G. Stalla, Prof. Dr. K.-P. Boergen, PD Dr. M. Laska, Dr. G. Leinsinger, PD Dr. M. Bauer, D. Heiss, Dr. M. Prosiegel, Dr. H. Backmund, Dr. P. Winkler, Prof. Dr. M. Heuser, Dr. H. Plendl, Dr. D. Proeckl, Dr. M. Mayer, Dr. C. Helmchen, Prof. Dr. W. Paulus, Prof. Dr. E. Pöppel, Prof. Dr. H. Distel, PD Dr. R. Hudson, Prof. Dr. C. Weiller, Prof. Dr. R. Frackowiak, Dr. P. Nathan, Prof. Dr. S. della Sala sowie Th. Winter. Technische Unterstützung erhielt ich von Frau H. Lössl, Frau F. Anneser, Dr. S. Krafczyk, H. Ganea, E. Schneider und Ch. Erös. Besonderer Dank gilt allen meinen Kollegen auf der Neurologischen Intensivstation (Stationsärzte Dr. C. Padovan und J. Planck) und ihrem Oberarzt Prof. Dr. H.-W. Pfister, die mir ebenso wie Prof. Dr. U. Büttner sehr entgegen gekommen sind, was die zeitliche Planung für den Abschluß der Arbeit betraf. Die von Prof. Dr. Th. Brandt gegebene Möglichkeit zur neurologischen Spezialausbildung und seine Unterstützung meiner fachlichen Interessen waren wesentliche Grundlage dieser Arbeit; ich habe ihm besonders für seine vieljährige geduldige Förderung zu danken. 118