Tätigkeitsbericht 2013 - Weiße Rose Stiftung eV

Transcrição

Tätigkeitsbericht 2013 - Weiße Rose Stiftung eV
Tätigkeitsbericht 2013
Weiße Rose Stiftung e.V.
Inhaltsübersicht
1
Zur Einführung
5
2
Chronik und Ausstellungskalender
7
3
Bericht zum Ehrenvor­sitzenden
Franz J. Müller
11
4
Bericht von Prof. Dr. Wolf­gang Huber,
2. Vorsitzender
12
5
Joachim Baez zu den
Gedenkveranstaltungen für Willi Graf
14
6
Veranstaltungen
15
„Es lebe die Freiheit!“
15
Lesung zum 18. Februar 1943
16
„Zu blau der Himmel im Februar“
17
Erinnerung an Inge Aicher-Scholl
18
Die Weiße Rose in der Studentenstadt
19
Erinnerungstafel am Münchner Ostbahnhof21
Konzertlesung
„Weiße Rose und Widerstand“
22
„Die russische Seele der Weißen Rose“ 24
7
Wanderausstellungen
Die Weiße Rose in Deutschland
Die Weiße Rose in Frankreich
Die Weiße Rose in Spanien
Die Weiße Rose in Russland, Polen und
Lettland
Die Weiße Rose in den USA
Die Weiße Rose in Lateinamerika
Eine Praktikantin berichtet 31
35
38
39
8
DenkStätte Weiße Rose in München 40
9
DenkStätte Weiße Rose in Ulm
45
25
25
28
30
10 Historisch-pädagogische Projekte
Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang
mit der Weißen Rose“
SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte
Werkstattgespräche mit Schülern
Kooperation mit dem Theater Eukitea
Lehrerfortbildungstag
Moses Ancselovics lebt!
46
46
49
51
52
53
55
11 Internetpräsenz
57
12 Neuerscheinungen
58
13 Wir erinnern dankbar
59
14 Kurznachrichten um die Weiße Rose
60
15 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe
und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 65
Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt
herzlich allen Förderern und
Spendern für ihre Zuwendungen.
Impressum
Weiße Rose Stiftung e.V.
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
Tel. 089 / 2180-5678 / -5359
Fax 089 / 2180-5346
E-Mail: [email protected]
Facebook: www.facebook.com/WeisseRoseStiftung
Redaktion:
Ursula Kaufmann M.A., Dr. Hildegard Kronawitter,
Mitarbeit Aurora Bergmaier B.A.
Bildnachweis: Augsburger Allgemeine, Bayerische
Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, Bayerische Staatskanzlei, blechimpuls, Danila Bustamante, EPA, Miriam Kohr, Herbert Liebhart, Dr. Andreas
Lörcher, Ludwig-Maximilians-Universität, Magalski,
Siglinde Moosmann, Alina Neumeier, Jud Newborn,
Marilyn Newman, Gregor Porenta, Roland Rasemann, Sabine Rube, Domenic Saller, Felix Staller,
Ullstein Bild, University of Hawai‘i, University of
Nevada Las Vegas, University of Washington Seattle,
Weiße Rose Stiftung e.V., Fred Wiegand, Pierre
Wolff, Winfrid Vogel
Layout und Satz: AS-Texte, München
Druck und Herstellung:
OrtmannTe@m GmbH, Ainring
© 2014 Weiße Rose Stiftung e.V.
1 Zur Einführung
2013, im 70. Gedenkjahr, erfuhr die studentische
Widerstandsgruppe Weiße Rose große Aufmerksamkeit. In Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen wurde zu
den jeweiligen Jahrestagen an die Protagonisten der
Weißen Rose erinnert und ihre Botschaft vergegenwärtigt. Theateraufführungen setzten sich mit dem
studentischen Widerstand gegen die NS-Diktatur
auseinander, mehrere Neuerscheinungen wurden
zum Themenkreis Weiße Rose auf dem Buchmarkt
vorgelegt, und Bundespräsident Joachim Gauck hielt
am 30. Januar in der Ludwig-Maximilians-Universität
seine vielbeachtete Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung.
Das große öffentliche Interesse an der Weißen
Rose konnten wir erfolgreich auf unsere eigene
Erinnerungsarbeit lenken. Noch viel häufiger als in
den Jahren zuvor wurden 2013 im In- und Ausland
unsere Ausstellungen „Die Weiße Rose“ sowie die
ergänzenden Einzelausstellungen gezeigt. Allein acht
bemerkenswerte Präsentationen in Colleges, Universitätsbibliotheken bzw. in Goethe-Instituten sind in
den USA gelungen, vier in Frankreich, darunter jene
im französischen Märtyrerdorf Oradour-sur-Glane als
wichtige Versöhnungsgeste, wofür die Kommune
das Rathaus zur Verfügung stellte. In Russland, Polen
und Spanien wurden die jeweils landessprachigen
Ausstellungsversionen gezeigt, wie erstmals in Lettland und Brasilien. Den bemerkenswerten Ausstellungserfolg verdanken wir im Ausland insbesondere
jenen Menschen, die sich die Vermittlung des historischen Geschehens um die Widerstandsgruppe Weiße Rose zum persönlichen Anliegen gemacht haben.
Ihr Engagement war außergewöhnlich, wie auch das
der zahlreichen Ausstellungspartner in Deutschland.
Sie organisierten vor Ort die Präsentation und gestalteten oftmals ein informatives und umfangreiches
Begleitprogramm mit Vorträgen, Diskussionen oder
künstlerischen Darbietungen. Im Berichtsjahr durften
wir 36 Ausstellungstermine in Deutschland zählen
– welch ein ermutigender Beleg für das bleibende
Interesse an der Weißen Rose!
Im Laufe des Jahres erinnerten wir zu den Jahrestagen mit einer Folge von Veranstaltungen an die
Widerstandsgruppe Weiße Rose und ihre Hauptakteure. Bitte lesen Sie dazu Näheres in diesem Tätigkeitsbericht. Hier sei lediglich die „Gedenklesung für
Schülerinnen und Schüler“ zum 18. Februar erwähnt,
in der Schauspieler aus persönlichen Zeugnissen
der Mitglieder des studentischen Freundeskreises
vortrugen und die zu unserer Freude Eingang in die
Hauptnachrichten der ARD fand.
Intensiv beschäftigten uns wieder die historischpädagogischen Projekte mit Schülerinnen und Schülern. Die rege Beteiligung beim Schülerwettbewerb
„Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“ wurde
zur Herausforderung für das Arbeitsteam im Büro,
schließlich mussten die Beiträge gesichtet und präzise für die Jurysitzung vorbereitet werden. Den
Wettbewerb hatten wir zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit für Klassen ab
der neunten Jahrgangsstufe im Schuljahr 2012/13
ausgeschrieben. Eine fachkundige Jury wählte nach
intensiver Begutachtung aus den eingereichten 29
filmischen und zeichnerischen Beiträgen bzw. den
Hörbeiträgen drei dritte Preise, einen zweiten und
einen ersten Preis aus. Bei einem fröhlichen Schülerfest wurden die jeweiligen Schülergruppen für ihre
5
kreativen Leistungen angemessen
gewürdigt. Das Ergebnis des Wettbewerbs publizierte eine wohlmeinende
Berichterstattung in den Medien
ebenso wie die beiden Präsentationen
der „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ am Kurt-Huber-Gymnasium
Gräfelfing, nämlich Band 2 „P-Seminar
Exilliteratur Konrad Merz“ und Band 3
„Erinnern an Kurt Huber“.
Ein weiteres, spezielles Schulprojekt
reicht in seiner Realisierung weit ins
Jahr 2014. Es ist die Kooperation mit
dem freien Theater Eukitea. Begleitend zu der von Eukitea inszenierten
Aufführung „Sophie Scholl – Innere
Bilder“ reist unsere Ausstellung
„Die Weiße Rose“ zu den einzelnen
Terminen von Schule zu Schule, um
den historischen Kontext des Theaterstückes darzustellen.
Meine Einführung wäre unvollständig,
wenn ich nicht auf die DenkStätte
Weiße Rose zu sprechen käme. Ihre
werktägliche Öffnung, jetzt auch
samstags, gewährleisteten die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Erstmals überschritt die Besucherzahl die
Marke von 28.000. Wir durften hohe
Gäste, wie den französischen Premierminister Jean-Marc Ayrault und den
österreichischen Außenminister Michael Spindelegger in der DenkStätte
begrüßen sowie zahlreiche Gruppen,
von denen viele durch die Dauerausstellung geführt wurden. Spannend
war für uns die professionelle Besucherbefragung, deren Kurzinterpretation Sie nachstehend erfahren können.
Dank Sondermitteln der Landeshauptstadt München konnten wir von fünf
Ausstellungsbüros Entwürfe für eine
Neugestaltung der DenkStätte einholen, die eine Jury aus namhaften
Museumsexperten bewertete und
den Entwurf von Hinz & Kunst für die
Realisierung auswählte.
Die Fülle des Geleisteten im 70. Weiße-Rose-Gedenkjahr wäre nicht
möglich geworden ohne die überaus
engagierte Mitwirkung des Teams in
der Geschäftsstelle, ohne den verlässlichen und treuen Einsatz vieler
Ehrenamtlicher und freiberuflicher
PartnerInnen sowie ohne die vielfache
praktische und finanzielle Unterstützung aus dem Kreis der Freunde
und Förderer. Ihnen allen sei auch an
dieser Stelle herzlich gedankt für das
außerordentliche Engagement.
Wie alljährlich danken wir auch den
Städten München, Hamburg, Saarbrücken, Freiburg, Ulm, Berlin und
Gräfelfing, die im Zeichen der Städtegemeinschaft Weiße Rose unsere
Arbeit mit Zuschüssen förderten. Wiederum geht unser großer Dank auch
6
an die Bayerische Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit, die uns Ratgeber, Partner und Förderer in einem
war und ist.
Ohne zusätzliche Spenden von Unternehmen und Wohlgesinnten könnten
wir trotz größter persönlicher Anstrengung und öffentlicher Förderung die
Arbeit kaum leisten. Stellvertretend
danke ich dem Unternehmen BMW
München, dessen Spende zum Beispiel die Ausstellungstätigkeit in den
USA absichern hilft.
Erneut erfuhren wir von den MitarbeiterInnen der Ludwig-MaximiliansUniversität vielfache Unterstützung.
Dafür sind wir – stellvertretend für alle
– Herrn Präsidenten Prof. Dr. Bernd
Huber ebenso dankbar wie für die
Überlassung der Büroräume.
Last but not least danke ich persönlich
den Vorstandskollegen sowie unseren
Beirats- und Vereinsmitgliedern herzlich für das gedeihliche und konstruktive Miteinander.
Dr. Hildegard Kronawitter
Vorsitzende
2 Chronik und
Ausstellungskalender
Chronik der Veranstaltungen 2013
Überblick über die Wanderausstellungen im In- und Ausland
→ ab S. 25
15.1.2013
„Die Weiße Rose und Frankreich.
Kriegseinsatz, Kultur- und Literaturerlebnisse 1940“. Es sprechen Dr. Detlef
Bald und Jakob Knab. Grußworte von
Generalskonsul Emmanuel Cohet und
Prof. Wolfgang Huber. Eine Kooperation mit dem Institut Francais,
→ mehr S. 12
27.1.2013
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In der bayerischen
Staatsbibliothek spricht Prof. Dr. Peter
Longerich über „Joseph Goebels, der
‚Totale Krieg‘ und die Ermordung der
Juden Europas“.
30.1.2013
Bundespräsident Joachim Gauck hält
die Weiße Rose Gedächtnisvorlesung
im Audimax der LMU.
14.2.2013
„‚Es lebe die Freiheit!‘ Die Geschichte
der Weißen Rose und ihrer Mitglieder
in Dokumenten und Berichten“. Buchvorstellung mit dem Autor Ulrich
Chaussy, DenkStätte Weiße Rose,
→ mehr S. 15
18.2.2013
„Gedenkveranstaltung 70 Jahre Weiße Rose“ mit dem Jungen Schauspiel
Ensemble München, DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 16
22.2.2013
Protestveranstaltung gegen die Todesstrafe von Amnesty München am
70. Hinrichtungstag der Geschwister
Scholl und Christoph Probsts,
→ mehr S. 61
12.3.2013
„Zu blau der Himmel im Februar“.
Buchvorstellung mit der Autorin Jutta
Schubert und einem Grußwort von
Markus Schmorell, → mehr S. 17
23.3.2013
„Wir stehen auf! München ist bunt!
Gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit“. Kundgebung gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit auf
dem Münchner Marienplatz. Auf der
Demonstration zum Prozessbeginn
gegen die ‚NSU‘ spricht Prof. Dr. Wolfgang Huber, → mehr S. 12
6.4.2013
Besuch des französischen Premierministers Jean-Marc Ayrault und seiner
Frau in der DenkStätte Weiße Rose
in Begleitung von Staatsminister Dr.
Wolfgang Heubisch und der Vizepräsidentin der LMU, Prof. Beate Keller,
→ mehr S. 40
29.4.2013
Verleihung des Wilhelm-HoegnerPreises der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag an das Bayerische
Bündnis für Toleranz, den Verein Gegen Vergessen – für Demokratie und
an die Weiße Rose Stiftung e.V.,
→ mehr S. 60
9./10.4.2013
Werkstattgespräche mit Maren
Gottschalk zu ihrer Jugendbiografie
„Schluss. Jetzt werde ich etwas tun.
Die Lebensgeschichte der Sophie
Scholl“ mit SchülerInnen. Nachmittags Führungen der Klassen durch die
DenkStätte. Eine Kooperation mit der
Stadtbibliothek München,
→ mehr S. 51
12.6.2013
Österreichischer Vizekanzler Dr.
Michael Spindelegger besucht die
DenkStätte Weiße Rose,
→ mehr S. 40
20.6.2013
Präsentation von SchülerArbeiten zur
Zeitgeschichte Bd. 2 Konrad Merz,
Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing.
Eine Kooperation der Weiße Rose Stiftung e. V. mit dem Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing und der Unterstützung
der Bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit,
→ mehr S. 49
24.6.2013
„Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“.
Buchvorstellungen durch Christine
Abele-Aicher („Die sanfte Gewalt“)
und Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze
(„Sophies Schwester“ von Christine
Hikel). Anschließend Podiumsgespräch mit Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester Lechner und Ulrich
Chaussy, → mehr S. 18
11.7.2013
„Die Weiße Rose in der Studentenstadt“ – ein Erinnerungsabend mit
Enthüllungen von Straßenergänzungsschildern an der Christoph-Probst-Str.,
Willi-Graf-Str. und Hans-Leipelt-Str.
in der Studentenstadt MünchenFreimann und Szenen aus dem
Schauspiel „Die Weiße Rose – Aus
den Archiven des Terrors“ von Jutta
Schubert im Café Dada durch das Junge Schauspiel Ensemble München.
Eine Kooperation mit dem Studentenwerk München, Bezirksausschuss
München-Freimann, Studentenstadt
e.V., → mehr S. 19
15.7.2013
Prämierung der Gewinner des Schülerwettbewerbs „Kreativer Umgang
7
mit der Weißen Rose“ im Bayerischen
Kultusministerium München: Laudationes und Vorführung der prämierten
Wettbewerbsbeiträge, → mehr S. 46
20.7.2013
Orgelkonzert an der Weiße Rose Orgel im Lichthof der LMU. Eine Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der LMU, → mehr S. 62
23.7.2013
Einweihung der Erinnerungstafel
an die Weiße Rose am Münchner
Ostbahnhof. Eine Initiative des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und
des Haidhausen Museums in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung
e.V.
31.7.2013
München Tag des International Youth
Camp in Memory of Sophie Scholl mit
Führungen in der DenkStätte Weiße
Rose, → mehr S. 13
16.9.2013
Verleihung der Alexander-SchmorellStipendien im Rahmen der russischdeutschen Kulturwoche in Orenburg,
→ mehr S. 31
6.10.2013
„Sophie Scholl, innere Bilder“, Theater
Eukitea im Lichthof der LMU. Der Theaterabend ist der Auftakt für geplante
60 Aufführungen an bayerischen
Schulen, die vom Kulturfonds Bayern
Schule unterstützt und von unserer
Wanderausstellung „Die Weiße Rose.
Der Widerstand von Studenten gegen
Hitler, München 1942/43“ begleitet
werden. Eine Kooperation der Weiße
Rose Stiftung e.V. mit dem Theater
Eukitea, → mehr S. 52
12.10.2013
Konzertlesung „Die Weiße Rose und
Widerstand“ in der Großen Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München:
Musik und Text blechimpuls - Brassensemble aus Ulm und Theaterkollektiv
KunstKonstrukt. Eine Veranstaltung in
Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. im Rahmen der dreitägigen
12. Konferenz „Bindung und Psychosomatik“ in der LMU, → mehr S. 22
12.10.2013
„Alexander Schmorell. Die russische
Seele der Weißen Rose“, Stand der
Russischen Föderation, Buchmesse
Frankfurt: Dr. Igor Chramow, Historiker und Beiratsmitglied der Weiße
Rose Stiftung e.V., stellt fünf Neuerscheinungen zu Alexander Schmorell
vor, → mehr S. 34
14.10.2013
„Willi Graf und die Weiße Rose“, Vortrag von Prof. Dr. Hildegard Vieregg,
Senatssaal der LMU, anschließend
Podiumsgespräch mit Joachim Baez,
Studierenden vom Willi-Graf-Stu8
dentenwohnheim, einer Schülervertretung vom Willi-Graf-Gymnasium,
einem Vertreter vom Bund Neudeutschland/Gruppe Willi Graf. Moderation: Annette Kugler, Redakteurin
beim Bayerischen Rundfunk. Eine
Kooperationsveranstaltung mit dem
Bund Neudeutschland/Gruppe Willi
Graf, dem Willi-Graf-Studentenwohnheim e. V. und dem Weiße Rose Institut e. V., → mehr S. 14
19.10.2013
Die DenkStätte Weiße Rose öffnet in
der Langen Nacht der Münchner Museen, Führungen und Lesungen des
Jungen Schauspiel Ensembles München, → mehr S. 40
22.10.2013
Lehrerfortbildungstag mit den Themen: Schreibwerkstatt für Jugendliche, Ausstellungprojekt zu einem
Exilschriftsteller und pädagogisches
Angebot des Literaturarchivs Marbach. Eine Kooperation mit der BLZ,
→ mehr S. 53
24.10.2013
Prof. Kurt Huber zum 120. Geburtstag,
Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing:
Präsentation von SchülerArbeiten zur
Zeitgeschichte Bd. 3, „Kurt Huber
zum Gedenken“ mit Texten von Schülern zu Prof. Kurt Huber und einem
ausführlichen Interview mit Prof.
Wolfgang Huber. Eine Kooperation
der Weiße Rose Stiftung e. V. mit dem
Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing und
der Bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit,
→ mehr S. 49
18.11.2013
Otto Dov Kulka erhält den Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch
„Landschaften der Metropole des
Todes. Auschwitz und die Grenzen
der Erinnerung und Vorstellungskraft“
in der Großen Aula der LMU. Eine
Veranstaltung der Landeshauptstadt
München und des Börsenvereins des
Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern.
29.11.2013
„Die russische Seele der Weißen
Rose“, Bayerische Staatsbibliothek,
Ostlesesaal: Buchvorstellung von Dr.
Igor Chramow mit Redebeiträgen u.a.
von Dr. Hans-Jochen Vogel, Tatjana
Lukina, Präsidentin von MIR e.V., Zentrum für russische Kultur München,
und Dr. Hildegard Kronawitter. Eine
Zusammenarbeit mit der Bayerischen
Staatsbibliothek, MIR e.V. und Eurasia e.V. Orenburg. Gefördert von der
Baye­rischen Staatskanzlei,
→ mehr S. 24
Ausstellungskalender
Deutschland
14.1. – 23.2.2013
Geschwister-Scholl-Gymnasium
Magdeburg
1.2. – 8.3.2013
Staatl. Regelschule Geschwister
Scholl
Saalfeld
4.2. – 1.3.2013
Sophie-Scholl-Gesamtschule
Remscheid
20.2. – 10.4.2013
Theodor-Zink-Museum
Kaiserslautern
27.2. – 31.3.2013
Geschwister-Scholl-Gesamtschule
Lünen
7.3. – 14.4.2013
Mehrgenerationenhaus
Mühlhausen
22.4. – 15.5.2013
Ernst-Mach-Gymnasium
Haar
1.5. – 30.7.2013
Ev. Kirchengemeinde Heilbad
Heiligenstadt
17.6. – 20.7.2013
Geschwister-Scholl-Schule
Gütersloh
24.6. – 31.7.2013
SPD-Arbeitskreis
Labertal (Rohr, Schierling, Geiselhöring, Mallersdorf-Pfaffenberg)
1.9. – 27.9.2013
Landerziehungsheim Marienau e.V.
1.10. – 31.10.2013
Rathaus
Saarbrücken
7.10. – 23.10.2013
Rathaus
Höhr-Grenzhausen
28.10. – 30.11.2013
Rathaus Planegg
4.11. – 24.11.2013
Stadtbücherei
Uelzen
22.11. – 6.12.2013
CVJM
Nürnberg
Einzelausstellungen
1.2. – 10.3.2013
Christoph Probst und die Weiße Rose
Weiße Rose i-Punkt, Forchtenberg
27.1. – 22.2.2013
Onkel Emil und die Weiße Rose
KZ-Gedenkstätte Dachau,
Versöhnungskirche
1.2. – 28.2.2013
Alexander Schmorell und die Weiße
Rose
Stolpersteininitiative, Barmstedt
10.3. – 17.5.2013
Hans Scholl und die Weiße Rose
Traute Lafrenz und die Weiße Rose
Rudolf Steiner Haus, Stuttgart
1.4. – 31.5.2013
Christoph Probst und die Weiße Rose
Crailsheim
1.6. – 14.7.2013
Alexander Schmorell und die Weiße
Rose
ICP München
1.7. – 31.7.2013
Prof. Kurt Huber und die Weiße Rose
Kurt-Huber-Gymnasium München
1.8. – 31.8.2013
Prof. Kurt Huber und die Weiße Rose
Alexander Schmorell und die Weiße
Rose
Weiße Rose i-Punkt, Forchtenberg
1.9. – 27.9.2013
Willi Graf und die Weiße Rose
Christoph Probst und die Weiße Rose
Landerziehungsheim Marienau e.V.
1.10. – 31.10.2013
Willi Graf und die Weiße Rose
Rathaus Saarbrücken
4.11. – 29.11.2013
Willi Graf und die Weiße Rose
BBZ Willi-Graf-Schule St. Ingbert
14.11. – 17.11.2013
Onkel Emil und die Weiße Rose
Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände Hamburg
29.11. – 31.1.2014
Alexander Schmorell und die Weiße
Rose
Bayerische Staatsbibliothek München
21.10. – 25.10.2013
Gymnasium Diedorf
4.11. – 8.11.2013
Realschule Zusmarshausen
18.11. – 22.11.2013
Staatliches Gymnasium Königsbrunn
25.11. – 29.11.2013
Simpert-Krämer-Gymnasium
Krumbach
9
Ausstellungskalender
international
USA
1.1. – 28.3.2013
University of Hawaii at Manoa
Honolulu (Hawaii)
2.1. – 22.2.2013
Assumption College
Worcester (Massachusetts)
Lettland
5.11.2013 – Mitte 2014
Jewish Community Center
Riga
Polen
ab 18.11.2013
Kino-Theater Wiarus
Gorlice
Brasilien
1.3. – 1.6.2013
Grout Museum of History and
Science
Waterloo (Iowa)
24.8. – 21.9.2013
Goethe-Institut
Sao Paulo
15.4. – 22.8.2013
University of Nevada Library
Las Vegas (Nevada)
4.11. – 14.11.2013
Juristische Fakultät der Universität
Sao Paulo
26.9. – 27.10.2013
Chapman College
Orange (California)
7.10. – 15.11.2013
Skokie Public Library
Skokie (Illinois)
1.11.2013 – 15.01.2014
Odegaard Library, University of
Washington
Seattle (Washington)
25.11. – 15.12.2013
Indiana University South Bend
South Bend (Indiana)
Frankreich
21.1. – 31.1.2013
Espace culturel de l’université
d’Angers
5.2. – 13.2.2013
Passage Sainte-Croix de Nantes
Nantes
27.3. – 10.5.2013
Maison Heinrich Heine
Paris
4.9. – 20.11.2013
Rathaus von Oradour-sur-Glane
Oradour-sur-Glane
Spanien
7.10. – 18.10.2013
Arkadenhof der Universität
Murcia
Russland
12.11. 2012 – 13.2.2013
Lenin-Museum
Uljanowsk
Kasachstan
20.6. – Sept. 2013
Russisches Kulturzentrum
Astana
10
Ecuador
25.9. – 28.9.2013
Ausstellungszentrum „Bicentenario“
Quito
3 Bericht zum Ehrenvor­
sitzenden Franz J. Müller
Franz J. Müller, Mitbegründer und
lange Zeit Vorsitzender der Weiße
Rose Stiftung e.V., ist heute Ehrenvorsitzender. Die letzten Jahre
führte er unzählige Zeitzeugengespräche in der DenkStätte Weiße
Rose und das besonders gerne mit
jungen Menschen auch aus dem
Ausland. Eine große Zahl von ihnen
reiste dazu immer wieder aus Italien
an. Stefania Zuber begleitete diese
Treffen als Dolmetscherin und führte
durch die DenkStätte. Aufgrund
seines fortgeschrittenen Alters kann
Franz J. Müller als Zeitzeuge leider
kaum mehr so aktiv sein wie früher.
2014 wird er 90 Jahre alt.
In seinem Grußwort, das er zum
70. Todestag von Sophie Scholl an die
Sophie-Scholl-Schule Berlin schickte,
erinnert Franz J. Müller daran, wie
Sophie Scholl 1942 Jacques Maritain
zitierte: „Ich habe erfahren, dass ein
harter Geist ohne ein weiches Herz
ebenso unfruchtbar sein muss, wie
ein weiches Herz ohne einen harten
Geist.“ Für Müller verfügte Sophie
Scholl über beides: Einen harten Geist
und ein weiches Herz: „Sophie war unnachgiebig in der Überzeugung, dass
unser Land und seine Menschen in der
Hand von Mördern und Räubern waren
und der höchste Preis – das eigene
Leben – angemessen sei, diese zu
beseitigen. (…) Sophie hatte aber auch
ein weiches Herz. Fremdarbeitern, Kindern und Freunden begegnete sie zugewandt, offen und hilfsbereit. Kommt
es daher, dass die meisten Fragen, die
uns in der Weiße Rose Stiftung aus
vielen Ländern erreichen, nach Sophies
Leben und Tun fragen? Dass sogar ihr
Bruder Hans, den sie sehr gern hatte,
und Alexan­der Schmorell, die Hauptverfasser der Flugblätter, heute hinter
ihr zurückstehen? In einer Männerwelt
eine Frau, die nicht mehr debattieren,
sondern handeln wollte. An ihrer Büste
im Lichthof der Münchner Universität
sehe ich immer wenigstens eine weiße Rose. Weiße Rosen überreiche ich
Ihnen gern als Zeichen, damit Sophies
Geist und ihr Herz in Ihren Gedanken
bleiben.“
Zehn Jahre ist es nun her, dass der
Journalist Daniele Rocchetti aus Bergamo Stefania Zuber kontaktierte, da
er im Auftrag der ANED (Vereinigung
ehemaliger Häftlinge aus Italien) eine
„Viaggi della Memoria“ (Reise der
Erinnerung) nach Deutschland plante.
Italienische Jugendliche sollten Orte
der NS-Verbrechen besuchen wie die
KZ-Gedenkstätte Dachau, Mauthausen
oder Auschwitz. Von Paolo Ghezzi,
Autor von „La Rosa Bianca“, hatte
Rocchetti von Franz J. Müller erfahren.
Nun bat er Stefania Zuber, ein Zeitzeugengespräch mit ihm zu organisieren,
damit die Jugendlichen auch vom
Widerstand der Weißen Rose erfahren
konnten. Aus dieser ersten erfolgreichen Veranstaltung, auf der Franz
J. Müller mit Stefania Zuber als Dolmetscherin vor über 50 italienischen
Jugendlichen sprach, ergaben sich
zahlreiche weitere Gespräche.
Stefania Zuber berichtet:
„Es kamen Gewerkschaftler, Freiwillige, Ehrenamtliche aus sozialen Bereichen, Jugendliche aus Pfarreien und
„Bildungshungrige“, die sich den ebenfalls von Rocchetti für das ACLI (Katholisches Bildungswerk) organisierten
Friedensreisen anschlossen. Die Weiße
Rose war jetzt festes Programm, immer mehr italienische Gruppen reisten
auf Empfehlung an. Zwischen Franz J.
Müller und mir entstand eine intensive
Zusammenarbeit, die vertrauensvoll,
offen und lebendig war. Ich bedaure
es sehr, dass unsere gemeinsamen
Veranstaltungen altersbedingt nun
immer weniger werden. Als „Zeugin
des Zeugen“ sehe ich es in Zukunft als
meine Aufgabe an, die Erinnerungen
von Franz J. Müller in meinen Führungen durch die DenkStätte Weiße
Rose in seinem Sinne weiterzugeben.
Ich habe viel von ihm gelernt und kann
ihm nicht genug danken für sein Vertrauen und die vielen wertvollen und
bereichernden Zeitzeugengespräche all
die Jahre.“
Durch seine authentischen Ausführungen erreicht Franz J. Müller seine
Zuhörer. Seine Frau, Britta MüllerBaltschun, erklärte einmal, „die Weiße
Rose war immer ein Lebensbegleiter für uns.“ 2013 beschrieb Franz
J. Müller in einem Interview für die
Schwäbische Zeitung seine Motivation,
als damaliger Abiturient der „Ulmer
Schülergruppe“ das fünfte Flugblatt
der Weißen Rose verteilt zu haben:
„Der Tod war für mich kein Schrecken.“
Natürlich wusste er, dass Aktionen wie
die der Weißen Rose mit dem Tode
bestraft werden könnten: „Hochverrat,
Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung – auf jeden dieser Anklagepunkte
stand die Todesstrafe.“
11
4 Bericht von Prof. Dr. Wolf­
gang Huber, 2. Vorsitzender
Hervorheben möchte ich das besondere Interesse, das der Weiße Rose
Stiftung e.V. aus Frankreich entgegengebracht wird. Es hatte angefangen
mit dem Besuch des Französischen
Botschafters S.E. M. Maurice Gourdault-Montagne in der Denkstätte am
25. Oktober 2012. Seiner Initiative ist
es wohl zu verdanken, dass anlässlich
der Ausstellungseröffnung „Adenauer
– De Gaulle“ der Premierminister der
Französischen Republik, M. Jean-Marc
Ayrault, am 6. April 2013 die Denkstätte besuchte.
Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums
des Elysée-Vertrages fand in Zusammenarbeit mit dem Institut Français
und der Weiße Rose Stiftung eine
Veranstaltung „Die Weiße Rose und
Frankreich – Kriegseinsatz, Kultur- und
Literaturerlebnisse“ statt, bei der Detlef Bald und Jakob Knab jeweils einen
Vortrag zum Thema hielten. Mit einem
Grußwort eröffnete der Französische
Generalkonsul, M. Emmanuel Cohet,
die Veranstaltung, mit einem Grußwort
leitete ich in die Vorträge ein.
Durch die Initiative des französischen
Kulturattachés M. Raoul Mille kam es
zu einem Besuch der Präsidentin der
Exzellenzinitiative Paris am 21. Februar
2013 in der Denkstätte und zu einem
langen Informationsgespräch mit Raoul
Mille, Candice Gärtner, M. Duval und
weiteren Begleitern über ein Film- oder
Theaterprojekt über die Weiße Rose.
An diesem Gespräch nahmen Ursula
Kaufmann und ich teil.
Im Lauf des Jahres gab ich verschiedene Interviews, die sich meist um
die Rolle meines Vaters innerhalb
der Weißen Rose, das Überleben
der Familie Huber nach der Hinrichtung des Vaters und die Bedeutung
der Weißen Rose für die Gegenwart
drehten. Am 5. Februar lud mich Brigitte Strauß-Richters zur Radio­sendung
„hauptsache-mensch“ ein; am 22.
Februar veranstaltete Herr Drasch
eine Führung durch Stadelheim, in
deren Rahmen ich Herrn Wand vom
Bayerischen Rundfunk ein Interview
gab; am 18. und 19. Juni wurde in der
Gesprächssendung „alpha-Forum“ des
BR-alpha ein 45-minütiges Gespräch
mit Corinna Spies und mir gesendet;
schließlich interviewte mich Dr. Gregor
Pelger für den dritten Band der Schülerarbeiten am Kurt-Huber-Gymnasium.
Am 6. Februar 2013 hielt Herr Kollege Niklas Holzberg einen beeindruckenden Vortrag über das Seminar für
Klassische Philologie während der NSZeit: „Weiße Rose und die Weihnachtsfeier“. Den Vortrag leitete ich mit einem
Referat über die „Universität München
zur Zeit der Weißen Rose“ ein. Im Anschluss an den Vortrag kam es zu einer
hitzigen Debatte über ‚legales Unrecht‘.
Auf dem Münchner Marienplatz fand
eine Kundgebung „München ist bunt“
statt, die sich gegen Rassismus und
Demokratiefeindlichkeit wandte. Ich
sprach auf der (wegen des schlechten
Wetters schlecht besuchten) Veranstaltung über die Weiße Rose: Sie kämpfte
für Toleranz und wäre auf keinen Fall
für Ausgrenzung von Muslimen gewesen, wie von der Neonazivereinigung
„Freiheit“ behauptet wird, mit dem
Argument, die Mitglieder der Weißen
Rose würden heute gegen Muslime
kämpfen, weshalb die „Freiheit“ die
Weiße Rose neu gründen müsste. Die
„echte“ Weiße Rose kann diese infame Neugründung nicht akzeptieren.
Wie schon im letzten Jahr hielt ich
auch in diesem Jahr am Maria-WardGymnasium in Günzburg einen Vortrag.
Ich sprach am 23. April 2013 über „Die
„Die Werte dieser Jugend der Weißen Rose, das Engagement, für das sie mit
ihrem Leben bezahlt haben, sind Werte, die die europäische Jugend ansprechen:
Mut für die Verteidigung der Freiheit, der Toleranz, der Demokratie. Die Arbeit der
Weiße Rose Stiftung e.V. ist etwas Wesentliches: eine wichtige Geschichts- und
Erinnerungsarbeit, es ist aber auch ein permanentes Nachdenken über die Werte
und Ideale unserer Gesellschaft.“
Aus dem Grußwort von Emmanuel Cohet, 15. Januar 2013
12
politische Religion der Nationalsozialisten im Vergleich
zur christlichen Religion der Weißen Rose“. Gerade in
einer Stadt wie Günzburg, deren bekanntester Sohn
der KZ-Arzt Josef Mengele war, der dort auch heute
noch (oder wieder) über Sympathisanten verfügen
soll, halte ich eine Rückbesinnung auf den deutschen
Widerstand und speziell die Weiße Rose für besonders nötig.
Am 25. April 2013 besuchte uns eine Gruppe der Cooperativa Cattolico-democratica aus Brescia, die ich
durch die Ausstellung führte; der ‚Corriere della sera‘
berichtete in seinem Lokalteil darüber. Die Cooperativa gibt unter Leitung von Marta Perrini einen neuen
Sammelband mit wissenschaftlichen Beiträgen zur
Weißen Rose heraus. Frau Dr. Kronawitter war so
freundlich, ein Grußwort der Weiße Rose Stiftung e.V.
beizusteuern; von mir erscheint der Aufsatz „La Rosa
Bianca: la rivolta della coscienza cristiana contro la
religione politica“.
Weitergabe der Ideen der Weißen Rose an junge
Menschen gehört zu den wesentlichen Aufgaben der
Weiße Rose Stiftung e.V. Da traf es sich günstig, dass
die Veranstalter des „International Youth Camp in Memory of Sophie Scholl – Jung und Wach“ vom Kreisjugendring Hohenlohe die Weiße Rose Stiftung e.V.
zur Mitarbeit aufriefen. Am 31. Juli kam es zu einem
Besuch einer größeren Gruppe in München. Einen
Teil von ihnen konnte ich durch die Erinnerungsstätten
in Universität und Denkstätte führen. Am 2. August
hielt ich in Forchtenberg, dem Geburtsort von Sophie
Scholl, einen Vortrag und am nächsten Tag ein Seminar für eine Gruppe von Studenten aus elf verschiedenen Ländern; deshalb waren alle meine Beiträge in
englischer Sprache.
Im Oktober hatte ich das Vergnügen, den Generalkonsul der Vereinigten Staaten zusammen mit seiner Frau
und Tochter durch die Erinnerungsstätten innerhalb
der Universität führen.
Am 23. Oktober hielt ich einen Vortrag über meinen
Vater bei den Gräfelfinger Gelegenheitsschreibern. Ihr
Vorsitzender Herr Gloetzner übernahm die Begleitung
mit Power-Point Bebilderung. Am Tag darauf, anlässlich des 120. Geburtstages meines Vaters, fand im
Kurt-Huber-Gymnasium in Gräfelfing die Vorstellung
des neuen Bandes der SchülerArbeiten des Gymnasiums statt, die sich mit dem Verhältnis des Namensgebers der Schule zur Gegenwart beschäftigen.
Am 9. November beteiligte ich mich an der Verlesung
der Namen der durch die Pogromnacht und deren Folgen ums Leben gekommenen Münchner Juden am
Gedenkstein für die alte Synagoge.
Wolfgang Huber
13
5 Joachim Baez zu den
Gedenkveranstaltungen für
Willi Graf
Im zweiten Prozess gegen die Weiße
Rose wurde Willi Graf am 19. April
1943 zum Tode verurteilt und am
12. Oktober des gleichen Jahres in
München-Stadelheim hingerichtet.
Joachim Baez, Neffe von Willi Graf
und als Familienbeauftragter Vereins- und Beiratsmitglied der Weiße
Rose Stiftung e.V. berichtet über die
Veranstaltungen in Saarbrücken und
München zum 70. Todestag von Willi
Graf. Willi Graf ist seit 2003 Ehrenbürger von Saarbrücken.
„Als Familienvertreter nahm ich am
12. Oktober 2013 an den Aktionen und
Feierlichkeiten in Saarbrücken teil. Nach
einer Flugblattaktion in einem zentral
gelegenen Einkaufszentrum durch
Schülerinnen und Schüler der örtlichen
Willi-Graf-Schulen, fand eine Kranzniederlegung am Ehrengrab Willi Grafs in
Anwesenheit der Oberbürgermeisterin
von Saarbrücken, Charlotte Britz, und
musikalisch begleitet von Schülerinnen
und Schülern der Willi-Graf-Schulen
statt; seinen Abschluss fand der Gedenktag mit einem Gottesdienst in der
Basilika St. Johann, der Heimatpfarrei
Willi Grafs.
Im Rathaus von Saarbrücken wurden
gleichzeitig die Einzelausstellung „Willi
Graf und die Weiße Rose“ sowie Teile
der Wanderausstellung der Weiße Rose
Stiftung e.V. gezeigt.
Am 14. Oktober 2013 nahm ich an
dem Podiumsgespräch teil, das im
Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr.
Hildegard Vieregg zum Thema ‚Willi
Graf und die Weiße Rose‘ im Senatssaal der LMU stattfand. Diese Vortragsund Diskussionsveranstaltung fand als
Kooperationsprojekt mit dem Bund
Neudeutschland / Gruppe Willi Graf und
dem Willi-Graf-Studentenwohnheim
statt; sie war sehr gut besucht und gab
auch anschließend noch Gelegenheit
zu interessantem Gedankenaustausch.
Von der Familie war außerdem Dorothea Knoop anwesend, mit deren
Mutter, Anneliese Knoop-Graf, die Referentin des Abends in engem Kontakt
gestanden hatte.“
Joachim Baez
Joachim Baez und Dorothea Knoop
14
Zur Veranstaltung „Willi Graf und die
Weiße Rose“ im Senatssaal der LMU:
Prof. Dr. Hildegard Vieregg referierte
eindrucksvoll und informativ über Willi
Grafs Leben und seine Haltung und
Motivation zum Widerstand. Seinen
aufrechten Charakter, seine Souveränität im Denken und Handeln arbeitete
sie besonders deutlich heraus. Seine
Vorbildfunktion erkläre sich nicht zuletzt
daraus.
Anschließend diskutierten unter der
Moderation von Annette Kugler, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk:
Joachim Baez, Robert Wagner von
Neudeutschland /Gruppe Willi Graf,
Prof. Dr. Hildegard Vieregg, Shannon
Reitmeir, Schülerin des Willi-GrafGymnasiums und Sofie Burkhart vom
Willi-Graf-Studentenwohnheim. Annette Kugler stellte gleich zu Beginn die
Frage nach der Zukunft der Erinnerung.
Joachim Baez betonte, als Familienangehöriger erwachse ihm die Aufgabe,
den Nachlass von Willi Graf der Nachwelt im Hauptstaatsarchiv zugänglich
zu machen. Mehr und mehr würden
auch Institutionen wie die Weiße Rose
Stiftung e.V. zu Ansprechpartnern für
Wissensvermittlung und Beratung.
Eine wichtige Rolle bei der Weitergabe der Erinnerung müssten auch
die Schulen spielen, die Willi Graf als
Vorbild wachhalten. Wie Shannon
Reitmeir berichtete, geschehe z.B. am
Willi-Graf-Gymnasium ab der 5. Klasse
eine intensive Heranführung an den
Namensträger der Schule. „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“
– dieser Satz von Willi Graf rege immer
wieder die Reflexion nach dem eigenen
Standpunkt an, so Sofie Burkhart vom
Studentenwohnheim. Robert Wagner,
seit seinem 13. Lebensjahr Mitglied
im Bund Neudeutschland, schloss sich
1976 der Gruppe Willi Graf in München
an. Zusammen mit Prof. Dr. Hildegard
Vieregg beschloss er, die Erinnerung
an Willi Graf mit einer eigenen Ausstellung ins öffentliche Bewusstsein zu
holen, die sie Anfang der 1980er-Jahre
realisierten. Für ihn sei Willi Graf immer
ein politisches und religiöses Vorbild
gewesen. Joachim Baez gestand, er
sei in seine Rolle erst allmählich hineingewachsen: Anneliese Knoop-Graf,
die Schwester von Willi Graf, habe die
Erinnerung an ihren Bruder mit großem
Einsatz bis an ihr Lebensende weitergetragen und dann ihn im Namen der
Familie gebeten, sich für das Gedenken
an Willi Graf einzusetzen. „Nicht müde
werden, sondern dem Wunder leise
wie einem Vogel die Hand halten“ –
mit diesem Gedicht von Hilde Domin
beendete Annette Kugler den Abend
und deutete damit an, dass die Erinnerungsarbeit an Willi Graf und die Weiße
Rose nie abgeschlossen sei und immer
wieder neu belebt werden müsse.
6 Veranstaltungen
„Es lebe die Freiheit!“
Am 14. Februar 2013 stellte der
Journalist und Autor zur Zeitgeschichte Ulrich Chaussy in der
DenkStätte Weiße Rose sein neues
Buch vor, das er gemeinsam mit
dem Historiker Gerd R. Ueberschär
verfasste: „Es lebe die Freiheit! Die
Geschichte der Weißen Rose und
ihrer Mitglieder in Dokumenten und
Berichten“. Mit interessierten Zuhörern entstanden anschließend lange
Gespräche.
„Es lebe die Freiheit“, das waren
die letzten Worte von Hans Scholl,
bevor er am 22. Februar 1943 im
Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet wurde. Zum 70. Jahrestag
der Verhaftung und Hinrichtung der
Widerstandsgruppe Weiße Rose legt
dieser Band zum ersten Mal zentrale
Dokumente vor, die wissenschaftlich
kommentiert und historisch eingeordnet einer breiteren Öffentlichkeit
damit zugänglich werden. Zu lesen
sind wichtige Ausschnitte aus den
Vernehmungsprotokollen der Gestapo,
die sechs Flugblätter, in denen die
Weiße Rose zum passiven Widerstand
gegen die Nationalsozialisten aufrief
sowie das siebte Flugblatt, entworfen
von Christoph Probst, das die Gestapo
nach der Verhaftung von Hans Scholl
sicherstellte. Eindrucksvoll geschildert
werden der dramatische Flugblattabwurf am 18. Februar 1943 im Lichthof
der Münchner Universität, die Verhöre
der Gestapo, die Verhandlungen vor
dem Volksgerichtshof sowie der millionenfache Abwurf des „Manifests der
Münchner Studenten“ über deutschen
Städten im Sommer 1943 durch die
britische Luftwaffe. Ein Kapitel ist auch
den NS-Verfolgern gewidmet, die die
Gestapoverhöre führten, und ihrem
weitereren Lebensweg nach 1945.
Dass Hans und Sophie Scholl die
Flugblätter am 18. Februar 1943 am
helllichten Tag verteilten und sich von
einem Hauschlosser abführen ließen, wird immer wieder als Akt der
Selbstaufopferung gedeutet, um ein
sichtbares Zeichen zu setzen. Ulrich
Chaussy bezweifelt das. In seinem
Buch schildert er schlüssig, dass Hans
und Sophie Scholl während ihrer Vernehmung durch die Gestapo zunächst
eine sehr erfolgreiche Leugnung
begonnen hätten. Erst als Christoph
Probst als Autor des handschriftlichen
Flugblattentwurfs identifiziert werden
konnte, hätten sie sich in der Nacht
vom 18. auf den 19. Februar zum Geständnis entschlossen und versucht,
ihren Freund Christoph Probst zu entlasten.
Lebhaft diskutiert wurde auch nach
der Lesung aus den Kapiteln zu Robert Mohr, der die Sonderkommission
der Gestapo zur Aufklärung der Flugblattaktion leitete und Sophie Scholl
vernahm, und zu SS-Unterstürmführer
Anton Mahler, der u.a. Hans Scholl,
Christoph Probst, Kurt Huber und Traute Lafrenz vernahm. Das Landgericht
München verurteilte Mahler 1949 zu
einer Zuchthausstrafe von vier Jahren.
Der Haft entzog er sich durch Flucht
aus dem Gerichtssaal kurz vor der Urteilsbegründung. Mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes tauchte er
unter und trat in dessen Dienste.
15
Lesung zum 18. Februar 1943
In Erinnerung an den 70. Jahrestag der Verhaftung von Hans und
Sophie Scholl im Lichthof der LMU
fanden am 18. Februar vormittags
für Schulen in der DenkStätte Weiße Rose zwei Lesungen statt, die
in Kooperation mit dem Jungen
Schauspiel Ensemble München und
der Bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit veranstaltet wurden. Das ZDF berichtete aus
Anlass des Erinnerungsjahres in
den Nachrichten auch von unserer
Lesung.
Drei Schauspieler des Jungen Schauspiel Ensembles München lasen aus
den Flugblättern der Weißen Rose,
aus dem Briefwechsel zwischen Fritz
Hartnagel und Sophie Scholl, aus den
Ermittlungsberichten und aus den
Verhörprotokollen der Gestapo. Gäste
waren zahlreiche SchülerInnen des
Münchner Sophie-Scholl-Gymnasiums, des Luisen-Gymnasiums, der
Werner-von-Siemens Realschule und
des Pater-Rupert-Mayer-Gymnasiums.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde ab dem 18. Februar in München
mit Gottesdiensten, Zeitzeugengesprächen, Lesungen, Vorträgen, Theater und Konzerten an die Jahrestage
gedacht. Das Dekanat der Evangelisch-Lutherischen Kirche erinnerte mit
einem Gedenkgottesdienst „Und ihr
Geist lebt weiter“ in St. Markus an
die Weiße Rose. Nach einer Lesung
aus den Flugblättern der Weißen
Rose und den eindringlichen „Worten
einer Zeitzeugin“ von Dr. Hildegard
Hamm-Brücher, sprach Dr. Hildegard
Kronawitter neben Studierenden eine
Fürbitte. Ein ökumenischer Gedenkgottesdienst fand mit Landesbischof
16
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm
und Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal
Marx am 22. Februar in der Kirche
der Justizvollzugsanstalt MünchenStadelheim statt. „Man hält die Sonne
nicht auf. Von den Quellen der Würde
und der Schönheit des Widerstands“
sprach die Theologin Prof. Dr. Renate
Wind in der Evangelischen Stadtakademie.
Wir danken allen Journalisten und
Redakteuren, die in der Gedenkwoche ausführlich über die Weiße Rose
berichteten. Beiträge und Artikel erschienen u.a. auf BBC, im russischen
Sender „Stimme Russlands“, im Bayerischen Fernsehen, in ARD und ZDF,
in der Süddeutschen Zeitung und der
Schwäbischen Zeitung. Für Aufsehen
sorgte auch die Wachsfigur von Sophie Scholl, die das Berliner Wachsfigurenkabinett „Madame Tussauds“
der LMU für wenige Tage als Leihgabe zur Verfügung stellte. Sie war im
Hauptgebäude der LMU in Erinnerung
an die dortige Flugblattverteilung aufgestellt.
„Zu blau der Himmel im Februar“
Am 12. März 2013 las die Autorin
Jutta Schubert in der DenkStätte
Weiße Rose vor interessiertem
Publikum aus ihrem neuen Roman
„Zu blau der Himmel im Februar“.
Darin beschreibt sie die Tage der
Flucht von Alexander Schmorell,
seine Rückkehr nach München und
seine dortige Verhaftung in einem
Schwabinger Luftschutzkeller. Nach
der Lesung stand die Autorin zur
Diskussion bereit. Markus Schmorell, Neffe von Alexander Schmorell, sprach ein Grußwort.
Jutta Schubert
ist nicht nur eine
gefragte Theaterregisseurin,
sie machte sich
auch als Autorin
von zahlreichen
Theaterstücken,
Gedichten und Prosatexten einen
Namen. Besondere Aufmerksamkeit
erhält ihr Theaterstück „Die Weiße
Rose – Aus den Archiven des Terrors“,
das zum festen Repertoire des Jungen Schauspiel Ensembles München
gehört. Doch das Schicksal von Alexander Schmorell ließ ihr keine Ruhe,
warum war es nicht gelungen, sein
Leben zu retten? Und so beschloss
sie, Schmorells Geschichte in einem
Roman aufzuarbeiten. „Zu blau der
Himmel im Februar“ basiert auf zahlreichen Gesprächen, die die Autorin
mit Zeitzeugen, Familienangehörigen,
Freunden und Bekannten von Alexander Schmorell führen konnte.
Auszug aus dem Grußwort von
Markus Schmorell:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
etwas abgesetzt von den Veranstaltungen, die dieses Jahr ‚Weiße Rose
Gedenktage‘ genannt wurden, und
bei denen eine breitere Öffentlichkeit
an den Todestag der Geschwister
Scholl erinnert wurde, vielleicht auch
an den von Christoph Probst, sind wir
heute im – natürlich – kleinen Kreis
zu einer Buchpräsentation zusammengekommen, bei der auch diese
7 Tage vor 70 Jahren Thema sind; aber
nicht in bischöflicher Sonntagsrede,
sondern aus dem sensibel reflektierenden Blickwinkel einer Autorin, die
vor wenigen Jahren noch Gelegenheit hatte, mit Freunden, (mit dem
Freund), mit Vertrauten von Alexander
zu sprechen und mit wirklich Betei­lig­
ten am damaligen Geschehen. (…) Im
Herbst 2004 begleitete ich meinen Vater zur Aufführung Ihres Schauspiels
‚Die Weiße Rose – aus den Archiven
des Terrors‘ durch das ‚Junge Schauspiel Ensemble München‘, damals
haben wir uns kurz kennengelernt und
ich durfte Ihren Roman unter dem Titel, der mir so schon gut gefallen hat:
‚Mein brennendes, frierendes Herz‘
lesen. Jetzt ist in ‚Zu blau der Himmel
im Februar‘ Farbe dazugekommen,
dadurch erscheint es mir noch mehr
in die Fluchtlandschaft des oberen Loisachtals verortet, und es ist für mich
auch das Blau der Künstler dieser Zeit
dabei.
Damals bin ich noch daran hängen
geblieben, ob Alexander nicht doch
ganz nah am Elternhaus und bei Nanja
vorbei am anderen Isarufer entlang
bis Ebenhausen gelaufen ist, dann mit
der Isartalbahn hinaus nach Bichl und
Kochel und weiter am Walchensee
entlang… aber zum einen hat sich
zwischenzeitlich Frau Christiane Moll
als Historikerin dem – soweit rekonstruierbar – in ihren umfangreichen biographischen Einführungen gewidmet
und zum anderen sind diese Fragen
seit ich sie meinem Vater nicht mehr
stellen kann, auch nicht mehr so wichtig für mich.
Auch da konnte ich Ihr Buch jetzt ganz
neu lesen, habe darin diesen 7 Tagen
nachgespürt und bin wieder meinem
Onkel begegnet, Traute Lafrenz und
Nadja Konoz und natürlich auch Dir
Nikolaj. Unausweichlich bin ich Alex­
ander gedanklich seit meiner Jugend
immer wieder verändert begegnet;
was manchmal auch ermüdend ist
und dann wieder eine bereichernde
Herausforderung.
Ich glaube es ist ganz verständlich,
dass für mich mein Onkel wichtig ist
und dass ich ihm in vielen Phasen
meines Lebens immer wieder auch
verändert begegne.
Dass er für Sie, Frau Schubert, so
wichtig geworden ist, dass Sie ihm
die Zeit, die intensive Zeit für ein Buch
geschenkt haben und für Sie, meine
Damen und Herren, dass Sie die Zeit
für diesen heutigen Abend gehabt haben, dafür danke ich Ihnen.“
17
Erinnerung an Inge Aicher-Scholl
Seit Ende 2012 sind zwei ganz unterschiedliche Bücher über Inge
Aicher-Scholl, die älteste Schwester
von Hans und Sophie Scholl, erschienen. Am 24. Juni 2013 stellten
wir beide in der DenkStätte Weiße
Rose vor. Über den prägenden Einfluss von Inge Aicher-Scholl auf die
Erinnerungsgeschichte der Weißen
Rose und ihre Rolle in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit
diskutierten anschließend Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester
Lechner und Ulrich Chaussy.
Inge Aicher-Scholl spielte nach 1945
eine entscheidende Rolle für das
öffentliche Gedenken an die Weiße
Rose. Ihr Buch mit demselben Titel,
1953 erstmals erschienen, vielfach
wieder aufgelegt und in viele Sprachen übersetzt, prägte für Jahrzehnte
die Erinnerung an die Widerstandsgruppe. Die Pflege der Erinnerung
an ihre hingerichteten Geschwister
wurde ihr zur Lebensaufgabe. Dafür
gründete Inge Scholl die „Geschwister-Scholl-Stiftung“, sie prüfte FilmProjekte, kontaktierte in unablässiger
Korrespondenz Schriftsteller ihrer Zeit,
hielt Ansprachen, u.a. im Rundfunk,
und suchte die Öffentlichkeit. Auf
Grund ihrer persönlichen Betroffenheit
ging es ihr um Erziehung, den Kampf
gegen das Vergessen und auch um
eine Deutungshoheit der Weißen
Rose. Dabei konnte sie sich durchaus
dem Vorwurf aussetzen, die Geschichte der Widerstandsgruppe zu einer
Erzählung über ihre Geschwister zu
verkürzen.
Christine Abele-Aicher widmete ihrer
Schwiegermutter Inge Aicher-Scholl,
die 2012 95 Jahre alt geworden wäre,
ein ganz persönliches Buch: „Die
sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge
Aicher-Scholl“ ist ein Mosaik aus Erinnerungen von 48 Personen, die Inge
Aicher-Scholl aus verschiedenen Zusammenhängen kannten: als Schwester von Hans und Sophie Scholl, als
Frau von Otl Aicher, als Gründerin der
vh ulm und der Hochschule für Gestaltung, als Friedenaktivistin und eben
als Privatperson.
18
„Sophies Schwester“ der Historikerin
Dr. Christine Hikel basiert auf dem seit
2005 zugänglichen Privatarchiv von
Inge Aicher-Scholl im Institut für Zeitgeschichte. Die Historikerin Prof. Dr.
Margit Szöllösi-Janze stellte die Dissertation über den großen Einfluss von
Inge Aicher-Scholl auf die Erinnerungsgeschichte der Weißen Rose vor. Exemplarisch gehe es der Autorin darum,
das Funktionieren der Erinnerung in all
ihren gesellschaftlichen Vernetzungen
nachvollziehbar zu machen. Historische
Ereignisse fänden im kollektiven Gedächtnis nur dann einen Platz, wenn
sie Fürsprecher finden, die sie immer
wieder neu zum aktuellen politischen
und gesellschaftlichen Zeitgeist in
Bezug setzen. Überzeugend werde
die Kernthese aus den Quellen heraus
gearbeitet: Die Geschichte der Weißen
Rose konnte sich deshalb so früh festsetzen, weil sie als „positive Gegenerzählung zur Verbrechensgeschichte
des Nationalsozialismus gleichzeitig
als Entschuldigungsstrategie für die
Gegenwart diente“. Ganz besonders
spannend sei dabei die beschriebene
Auseinandersetzung um die Deutungshoheit zwischen der Aufbaugeneration
der Bundesrepublik und der Protestgeneration der 68er, die am Beispiel
der Diskussion über „Studenten aufs
Schafott“ von Christian Petry dargestellt werde. Die Legitimität von Inge
Aicher-Scholl gründe sich nicht allein
auf ihrer Rolle als Zeitzeugin, sie war
vielmehr Sammlerin und Archivarin
„ihrer Geschichte“. Erst dieses für das
Geschichtsbild vom deutschen Widerstand in der Bundesrepublik nicht
untypische Zusammenspiel ermögliche
die im Laufe der Jahre erreichte Deutungsmacht. Christine Hikel zeige auf,
wie Erinnerungslücken so gar nicht
sichtbar werden konnten und auf unbemerkte Weise mit anderen Zeugnissen
gefüllt wurden, die sich so zu einem
geschlossenen Narrativ formten.
In der anschließenden Diskussion
sprachen Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester Lechner und Ulrich
Chaussy über ihre persönlichen Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl und
deren Bedeutung in der Rezeption der
Weißen Rose.
Die Weiße Rose in der
Studentenstadt
Am 11. Juli erinnerten wir in Kooperation mit dem Studentenwerk, dem
Bezirksausschuss München-Freimann und dem Studentenwerk e.V.
mit einer Aktion in der Münchner
Studentenstadt an ihren Bezug zur
Weißen Rose. Drei Straßenschilder
mit den Namen von Studenten der
Weißen Rose wurden mit ergänzenden Informationen versehen. Als
Termin wurde die zeitliche Nähe zum
Todestag von Alexander Schmorell
und Prof. Kurt Huber gewählt.
Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.
Nach 50 Jahren ist nahezu vergessen, dass in der Studentenstadt in
München-Freimann mit ihren 2.500
Wohneinheiten die Erinnerung an die
Weiße Rose bewusst mit Straßennamen und einzelnen Monumenten verankert wurde. Den Anstoß dafür hatte
ein Konflikt Ende der 1950er Jahr gegeben, als sich Studierende vehement
gegen die erneute Anbringung des
martialischen Horaz Spruchs „Dulce
et decorum est pro patria mori“ am
Schmiedegitter des Lichthofs der
Universität wandten. Der Initiator der
Studentenstadt, der damalige Rektor,
Prof. Dr. Egon Wiberg, hatte – wie er
später berichtete – die Weiße Rose
im neuentstehenden Areal sichtbar
machen wollen, um damit ein Zeichen
zu setzen.
Doch wer von den in der Studentenstadt lebenden, oft von auswärts kommenden Studierenden weiß genau,
wer die Namensgeber der ChristophProbst-Straße, der Willi-Graf-Straße
und der Hans-Leipelt-Straße waren?
Diese Frage stellten sich bei einem
ersten Gespräch über eine Aktion zur
Erinnerung Elisabeth Ebenteuer vom
Studentenwerk, Pfarrerin Martina
Rogler und Dr. Hildegard Kronawitter.
Die Idee von Ergänzungsschildern an
den Straßennamen wurde geboren,
damit Passanten künftig im Vorbeigehen über die Akteure der Weißen
Rose informiert werden.
19
Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann übernahm
als Partner der Aktion Organisation und Bezahlung
der Ergänzungsschilder. Die Weiße Rose Stiftung e. V.
beauftragte und finanzierte die inszenierte Vorstellung
der Namensgeber durch Schauspieler des Jungen
Schauspiel Ensembles München im Zuge der Enthüllung der Schilder. Anschließend führten sie Szenen
aus dem Theaterstück „Die Weiße Rose – Aus den
Archiven des Terrors“ im dortigen Café Dada auf. Das
Studentenwerk hatte zum großen Teil Abstimmung
und Organisation der Veranstaltung übernommen.
Nach wohlgesetzten Reden von Dr. Ursula WurzerFaßnacht für das Studentenwerk, Janne Weinzierl für
den Bezirkssauschuss und Dr. Hildegard Kronawitter
für die Weiße Rose Stiftung e.V. fanden die Enthüllungen der Schilder statt und die große Besucherschar
begab sich zur gelungenen Theateraufführung. Der
Verein Studentenstadt e.V. übernahm die Bewirtung
der Gäste beim fröhlichen Ausklang des Abends.
20
Erinnerungstafel am Münchner
Ostbahnhof
Am 21. Juli 2013 wurde am Münchner Ostbahnhof eine Erinnerungstafel an die Widerstandsgruppe Weiße Rose enthüllt. Die Weiße Rose
Stiftung e.V. dankt insbesondere
Herrmann Wilhelm und Herbert
Liebhart vom Bezirksausschuss AuHaidhausen, die bereits vor Jahren
die Anregung dazu gaben, sowie
Klaus Bäumler und der Immobilienfirma GVG für die Unterstützung.
Vor 70 Jahren, am gusseisernen Zaun
an der Münchner Orleanstraße, verabschiedeten sich am 23. Juli die jungen
Sanitätssoldaten Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Jürgen Wittenstein und Hubert Furtwängler von
ihren Freunden. Vom damaligen Verladebahnhof des Ostbahnhofs wurden
sie als Angehörige der Sanitätskompanie an die Ostfront geschickt.
Die einzigen Gruppenbilder, die wir
heute vom Freundeskreis der Weißen
Rose haben, sind nun auch auf der
Erinnerungstafel abgebildet, die der
Bezirksausschusses Au-Haidhausen
in Kooperation mit der Weiße Rose
Stiftung e.V. anbringen ließ. Anlässlich
der Enthüllung sprachen Adelheid
Dietz-Will, Dr. Hildegard Kronawitter
und Herrmann Wilhelm. Anschließend
zeigte das KiM-Kino im Keller an der
Einsteinstraße den Dokumentarfilm
„Nein! Zeugen des Widerstands in
München 1933-45“ von Katrin Seybold.
„Unsere Erinnerung braucht Orte,
an denen wir historische Ereignisse
festmachen können. Dies hier ist so
ein Ort, er verbindet sich inhaltlich und
ikonografisch mit der Weißen Rose.“
Aus dem Grußwort von Dr. Hildegard
Kronawitter
21
Konzertlesung „Weiße Rose und
Widerstand“
Am 12. Oktober, dem 70. Todestag
von Willi Graf, fand in der Großen
Aula der Ludwig-Maximilians-Universität die Konzertlesung „Weiße
Rose und Widerstand“ statt. Eine
Veranstaltung in Kooperation mit
dem blechimpuls – Brassensemble
aus Ulm und dem „Theaterkollektiv KunstKonstrukt“ im Rahmen
der 12. Internationalen Konferenz
„Bindung und Psychosomatik“ der
LMU. Die DenkStätte Weiße Rose
war vorab gut besucht.
Sprecher des Münchner Theaterkollektivs KunstKonstrukt trugen Texte vor,
die die Regisseurin Martina Missel aus
den Flugblättern und den Verhörprotokollen der Weißen Rose zusammenstellte. Die Frage nach der Aktualität
des historischen Widerstands wurde
durch Texte aufgeworfen, die die Autoren Gert Heidenreich mit seinem
„Gruß an die Aufrechten“, Stéphane
Hessel in „Empört Euch!“ und Ewald
Palmetshofer in einem offenen Brief
an die Ungarische Regierung veröffentlichten. Dazu wählte blechimpuls Musikstücke aus, die den dramatischen
Bogen der Dokumente reflektierten
und dem gesprochenen Wort Nachdruck gaben. Gespielt wurden Kompositionen u.a. von Gustav Mahler, Franz
Liszt und Arnold Schönberg. Das zahlreiche Publikum dankte den Künstlern
mit standing ovations. blechimpuls
plant weitere Aufführungen.
„Die Gegenwart der Dinge, die Ordnung, sie hat nicht das letzte Wort.
Das sagt die Kunst der Gegenwart.
Sie ist eine Befragerin der Dinge. Sie
ist eine Befragerin der Ordnung. Sie
glaubt an deren Veränderbarkeit, Unabschließbarkeit und an deren grundlegende Befragbarkeit. Dieser Glaube
verbindet sie, die Kunst, aufs Tiefste
mit dem Herzen der Demokratie: dass
nämlich nichts und niemand Gewalt
über das letzte Wort besitzt, dass die
Befragung der Ordnung durch alle ihre
BefragerInnen immer folgen wird und
kann und muss und darf.
22
Gert Heidenreich
Die Gegenwartskunst setzt unsere
Gegenwart der ständigen Befragung
aus, so wie die Demokratie immer
wieder jede von ihr selbst hervorgebrachte Ordnung in Frage stellt
und stellen muss. Beide, Kunst und
Demokratie, gehen unteilbar von der
Freiheit und Gleichheit aller Menschen
aus und beide versuchen diese Freiheit und Gleichheit zu verwirklichen
und die Ordnung der Dinge zu befragen, wo diese Verwirklichung nicht
geschieht. Die Befragung hört nie auf.
Nie ist die Demokratie am Ziel. Nie
die Kunst. Nie die Befragung abgeschlossen.“
Ewald Palmetshofer in einem offenen
Brief an die Ungarische Regierung,
Februar 2013
„Das besondere Sprechkonzert ist ein
weiterer, anregender Weg, die Erinnerung an die Weiße Rose wachzuhalten
und ihre Botschaft in der heutigen
Zeit wirksam werden zu lassen. Willi
Graf, dessen Hinrichtungstag sich am
12. Oktober 2013 zum 70. Mal jährt,
hat unmittelbar davor seine Freunde
wissen lassen, ‚sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben‘. Text
und Musik kommen diesem Auftrag
nach.“
Aus dem Grußwort von Dr. Hildegard
Kronawitter im Programmheft
23
„Die russische Seele der Weißen
Rose“
In Kooperation mit der Osteuropaabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, dem Zentrum russischer
Kultur in München MIR e.V., der Weiße Rose Stiftung e.V. und Eurasia
e.V. stellte der russische Historiker
und Germanist Dr. Igor Chramow
am 29. November 2013 in der Bayerischen Staatsbibliothek München
seine jetzt auf Deutsch erschienene
Biografie zu Alexander Schmorell
vor. Bis Ende Januar 2014 war im
Vorraum des Ostlesesaals die Einzelausstellung „Alexander Schmorell
und die Weiße Rose“ zu sehen. Die
Veranstaltung wurde von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.
Jahre hat es gedauert, bis ein deutscher Verlag gefunden wurde, die bereits 2001 in Russland erschienene erste Biografie zu Alexander Schmorell zu
veröffentlichen. Auf der Veranstaltung
berichtete der Autor Igor Chramow vor
zahlreichem Publikum über die Entstehungsgeschichte seines Buches in
Deutschland, für das Dr. Hans-Jochen
Vogel ein Vorwort geschrieben hat.
„Die russische Seele der Weißen
Rose“ ist nun 2013 in deutscher Übersetzung im Helios Verlag erschienen.
Nach der Begrüßung von Dr. Gudrun
Wirtz, Leiterin der Osteuropa Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek,
und den Grußworten von Dr. Hildegard
Krona­witter und Tatjana Lukina, Präsidentin von MIR e.V, sprachen Dr. HansJochen Vogel und Winfrid Vogel, der
das Buch lektorierte. Der Schauspieler
Arthur Ga­liandin las aus ausgewählten
Briefen von Alexander Schmorell, der
Musiker Michail Leontchik spielte auf
dem Zymbal.
Im Vorraum des Ostlesesaals wurde bis
Ende Januar 2014 die Einzelausstellung
„Alexander Schmorell und die Weiße
Rose“ gezeigt. Bisher wenig bekannte
Fotos, Ausschnitte aus Briefen und die
Erinnerungen von Freunden vermitteln
darin ein eindrucksvolles Bild des jungen Medizinstudenten, der im Alter von
25 Jahren von der NS-Justiz wegen
„Hochverrats“ zum Tode verurteilt und
am 13. Juli 1943 hingerichtet wurde
Darüber hinaus präsentierte die Baye­
rische Staatsbibliothek in zwei Vitrinen
wichtige Quellen und Literatur sowie
einige besondere Stücke: Aus Familienbesitz des Neffen Markus Schmorell
wurden zwei Aktskizzen gezeigt, die
Alexander Schmorell 1941 als Schüler
einer privaten Kunstschule anfertigte.
Eine weitere Vitrine war der Verhaftung
und Hinrichtung Alexander Schmorells
gewidmet. Hier wurden u.a. sein berührender Abschiedsbrief an die Eltern
24
Igor Chramow
und frühe Zeugnisse des Nachwirkens
Alexander Schmorells und der Weißen
Rose gezeigt, wie seltene Ausgaben
der ersten bedeutenden Würdigung
der Weißen Rose durch den Religionsphilosophen Romano Guardini und die
erste belletristische Bearbeitung mit
dem Titel „Six oft them“ des deutschjüdischen Exilschriftstellers Alfred Neumann. Glanzstück der Vitrine war für
wenige Tage die Ikone des „Heiligen
Alexander von München“, eine Leihgabe der griechisch-orthodoxen Allerheiligengemeinde.
Wir danken besonders Dr. Gudrun
Wirtz, ihrem Mitarbeiter Stefan Lutz
von der Osteuropa Abteilung der Baye­
rischen Staatsbibliothek und Tatjana Lukina für die gelungene Kooperation.
„Von dem Buch, das zunächst in Russ­
land erschien und jetzt in deutscher
Übersetzung vorliegt, geht deshalb
nicht nur eine Mahnung im Sinne
des ‚Nicht noch einmal! Nie wieder!‘,
sondern auch eine Ermutigung im
Sinne eines alte Feindschaften überwindenden friedlichen Miteinanders
aus. Dafür danke ich dem Autor, dem
Verlag, der Weiße Rose Stiftung e.V.
und insbesondere Winfrid Vogel, der
zusammen mit seiner Ehefrau diesen
Text lektoriert und schon vorher als
unermüdlicher Helfer Brücken von
München nach Orenburg und nach
ganz Russland geschlagen und dafür
gesorgt hat, dass sie in beide Richtungen lebhaft begangen werden.“
Dr. Hans-Jochen Vogel
7 Wanderausstellungen
Die Weiße Rose in Deutschland
Im 70. Gedenkjahr an die Weiße Rose gab es eine
intensive Nachfrage nach unseren Wanderausstellungen. Die große Wanderausstellung „Die
Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ wurde insgesamt
20 Mal gebucht, die kleinen Einzelausstellungen
über Protagonisten des Widerstandskreises 16
Mal. Wir bedanken uns bei allen Partnern, die den
Ausstellungsverleih vor Ort ermöglicht und ein
umfangreiches Rahmenprogramm organisiert
haben. Stellvertretend für die bundesweit 36 Ausstellungen stellen wir einige Stationen vor.
Die Sophie-Scholl-Gesamtschule Remscheid plante
zum 70. Todestag ihrer Namenspatronin einen Projekttag zum Thema Widerstand, Demokratie und
politisches Engagement. Dazu wurde unsere Wanderausstellung von Ende Januar bis Anfang März
2013 im Schulgebäude gezeigt. Das Rahmenprogramm umfasste eine Lesung mit Maren Gottschalk,
Autorin von „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun: Die
Lebensgeschichte der Sophie Scholl“ und ein Zeitzeugengespräch mit Dr. Yvonne Koch, Überlebende
des KZ Bergen-Belsen. Schüler der französischen
Partnerschule St. Victrice aus Bihorel setzten sich
im Deutschunterricht mit dem Thema Widerstand
am Beispiel der Weißen Rose auseinander. Das
Ergebnis, eine inhaltlich und künstlerisch sehr ansprechende bildreiche Ausstellung, wurde parallel
gezeigt. Die Schulleitung kaufte für alle SchülerInnen
bei der Weiße Rose Stiftung e.V. insgesamt 240 Ausstellungskataloge.
Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Lünen verschenkten am 22. Februar 2013 rund 300
weiße Rosen in der Fußgängerzone in Lünen mit
Zitaten aus den Flugblättern der Weißen Rose. Die
Schülervertreterin Olea Overhage schrieb uns: „Wir
25
spürten an diesem Trauertag viel
Energie, anderen etwas über die Widerstandskämpfer der Weißen Rose
zu vermitteln und aufzuklären. Der
Aufruf der Weißen Rose: ‚Zerreißt den
Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr
um Euer Herz gelegt!‘, bekam für uns
einen neuen Sinn.“ In den folgenden
Wochen konnten die Schüler in ihrer
Schule unsere Wanderausstellung
sehen und an verschiedenen Veranstaltungen wie z.B. einer Lesung mit
Maren Gottschalk und einer Filmvorführung von „Sophie Scholl – die letzten Tage“ teilnehmen.
Die evangelische Versöhnungskirche
in Dachau zeigte unsere Einzelausstellung „Onkel Emil und die Weiße
Rose“. Für die Eröffnung stellte die
Tochter der Zeitzeugin Karin Friedrich, die mit ihrer Mutter das sechste
Flugblatt der Weißen Rose 1943 in
Berlin abgetippt und verteilt hatte, ein
Fernseh-Interview mit Karin Friedrich
zur Verfügung, zu dem die Dachauer
Filmemacherin Jutta Neupert eine Einführung gab. Anschließend las Ulrich
Müller, Mitarbeiter der Weiße Rose
Stiftung e.V., aus den unveröffentlichten Erinnerungen der Zeitzeugin
Anneliese Munzinger. Sie war damals
mit jungen Sanitätssoldaten befreundet gewesen, die nach den Mauerinschriften der Weißen Rose von der
Gestapo den Auftrag bekamen, den
Haupteingang der Universität zu bewachen. Wegen „Nichtanzeige“ wurde ein Freund an die Ostfront abkommandiert und verlor dort sein Leben.
Mit mehreren Themenabenden begleitete das Theodor-Zink-Museum
Kaiserslautern in Zusammenarbeit
mit dem St. Franziskus-Gymnasium/Realschule unter der Leitung von Sr.
Theresia Wittemann das Ausstellungsprojekt „Gesichter des Widerstands“
in München und Kaiserslautern. Da
unsere Wanderausstellungen im Februar und März ausgebucht waren,
stellten wir dem Theodor-Zink-Museum Druckvorlagen zu 15 Tafeln zur
Verfügung. Außerdem wurden eine
Werkauswahl und Dokumente der
Künstlerin Marie Herbig gezeigt, die in
Kaiserslautern 1938 mit Protestbriefen
gegen die Reichspogromnacht ihre
Stimme erhob. Von Schülern, Ehemaligen und Lehrern des St. FranziskusGymnasiums wurden literarische und
26
musikalische Themenabende zur Weißen Rose veranstaltet. Wir danken
besonders der Initiatorin Sr. Theresia
für ihre Arbeit, die von der Lokalpresse als „pädagogisch herausragend“
gelobt wurde.
Zur Eröffnung der Einzelausstellung zu
Christoph Probst in der GeschwisterScholl-Schule in Ingersheim/Crailsheim zitierten Schülerinnen das Gedicht „Die Gedanken sind frei“. In weiteren Vorträgen stellten sie das zweite
Flugblatt der Weißen Rose in den
Vordergrund, in dem die Widerstandsgruppe gegen die Ermordung der
jüdischen Bevölkerung protestierte. In
einer anschließenden Diskussionsrunde wurde über die geplante Errichtung
eines Scholl-Grimminger-Denkmals in
Crailsheim gesprochen. Hannes Hartleitner vom Scholl-Grimminger-Forum
in Crailsheim hatte wie in den Jahren
zuvor unsere Ausstellungen gebucht.
Von Juli bis September war unsere
Wanderausstellung an verschiedenen
Orten im Labertal in Niederbayern zu
sehen: im Johann-Nepumuk-Gymnasium in Rohr, im Saal des Gasthofes Aumeier in Schierling, in der Kreuzkirche
von Geiselhöring und in der Aula des
Burkhart-Gymnasiums in MallersdorfPfaffenberg. Außergewöhnlich war
das Begleitprogramm, das mit einem
niederbayerischen Volksmusikabend
„In memoriam Kurt Huber“, einer Gartenserenade mit einer Konzertpianistin
aus Usbekistan und Ansprachen von
namhaften Rednern wie Dr. Albert
Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern oder
Prof. Dr. Hans Weigert, Dekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der TU
Regensburg, gestaltet wurde. Lokale
Medien berichteten ausführlich. Wir
danken besonders Martin Auer vom
SPD-Arbeitskreis Labertal für die Initiative und Organisation.
Die Schule Marienau zeigte unsere
Wanderausstellung und zwei Einzelausstellungen zu Willi Graf und Christoph Probst im September. Das damalige Landerziehungsheim Marienau
wurde bis 1969 von Bernhard Knoop
geleitet, der mit der Schwester von
Christoph Probst und später mit Anneliese Knoop-Graf verheiratet war. Im
Landerziehungsheim Schondorf, wo
Knoop zuvor unterrichtet hatte, zählte
Christoph Probst zu seinen Schülern.
Auf Grund dieser persönlichen Verbindungen sei eine lebendige Erinnerungskultur an der Schule besonders
wichtig, so Delf Egge, erster Vorsitzender des Trägervereins der Schule in
seiner Eröffnungsrede.
Das Kulturforum Planegg zeigte unsere Wanderausstellung im dortigen
Rathaus. Zu Beginn der Veranstaltung
begrüßte Bürgermeisterin Annemarie
Detsch auch die Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V., Dr. Hildegard
Kronawitter. Diese betonte in ihrem
Grußwort das wichtige Anliegen
der Weiße Rose Stiftung e.V., junge
Menschen zu erreichen. Sie freue
sich deswegen besonders über das
altersgemischte Publikum, das zur
Vernissage erschienen war. Zur Eröffnung las Hermann Vinke, Autor und
ehemaliger ARD-Korrespondent, aus
seinem Jugendbuch „Das kurze Leben der Sophie Scholl“, für das er u.a.
mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Im Kupferhaus Planegg war das Theaterstück
„Die Weiße Rose – aus den Archiven
des Terrors“ vom Jungen Schauspiel
Ensemble München überwiegend von
Schülern ausverkauft. Der Regisseur
und Schauspieler Michael Stacheder
hielt im Anschluss ein interessantes
Werkgespräch zu seiner Inszenierung.
Die Ausstellung in der St. Martin Kirche des Heilbads Heiligenstadt: v.l. Dr. Reinhard Höppner, Ministerpräsident a.D. von
Sachsen-Anhalt, Herr Sievers, Organisator der Ausstellung und
Vorsitzender des Kirchenrats, Pfarrer Christian Müller und ein
Besucher
27
Die Weiße Rose in Frankreich
Im Jahr 2013 wurde die französischsprachige
Ausstellung „La Rose Blanche“ an vier Orten in
Frankreich gezeigt: Im „Espace culturel“ der Universität Angers, in der „Passage Sainte-Croix” in
Nantes, im „Maison Heinrich Heine“ in Paris und
im Rathaus von Oradour-sur-Glane.
Die Ausstellungstermine zu Beginn des Jahres fanden in Kooperation mit der Angers-Nantes-Opéra
statt. Ausstellungsbegleitend wurde die Oper „La
Rose Blanche“ von Udo Zimmermann im Januar und
Februar mit großem Erfolg aufgeführt.
In Paris wurde die Ausstellung von der Fondation de
l`Allemagne im Maison Heinrich Heine in der Cité
internationale universitaire gezeigt. Die Cité internationale ist eine internationale Studentensiedlung, die
jährlich etwa 10.000 Studierende, Wissenschaftler
und Künstler beherbergt. Auf der Eröffnungsveranstaltung sprach der Historiker Gilbert Merlio, der u.a.
in Hamburg sowie Paris lehrte und über den deutschen Widerstand gegen Hitler forschte. Auch der
französische Innenminister Manuel Valls informierte
sich über die deutsche Widerstandsgruppe.
Aufgrund des historischen Hintergrundes verdient
die Präsentation der Ausstellung in Oradour-surGlane besondere Beachtung. Am 10. Juni 1944 hatte
die 3. Kompanie der SS-Panzer-Division „Das Reich“
mit einem unbe­schreibbaren Gewaltakt 642 Bewohner des Dorfes Oradour-sur-Glane, darunter 207 Kinder und 254 Frauen, getötet und das Dorf im Limousin niedergebrannt. Nur sechs Menschen überlebten
das Massaker. Bereits 1946 wurden die Ruinen des
Dorfes zum nationalen Denkmal erklärt; ab 1947 entstand Oradour-sur-Glane aufs Neue in unmittelbarer
Nähe zum früheren Dorf.
Interessierte konnten sich von 4. September bis
Ende November im Rathaus von Oradour-sur-Glane
über die Weiße Rose informieren. Während der Ausstellungszeit besuchte auch Joachim Gauck gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande als erster deutscher Bundespräsident
28
die Stadt. Begleitet von einer großen medialen Aufmerksamkeit trugen sich die beiden in das Goldene
Buch der Gemeinde ein.
Zuvor hatte der Bürgermeister von Oradour, Raymond Frugier, in Begleitung seiner Frau und des
Zeitzeugen Robert Hébras die DenkStätte Weiße
Rose in München besucht, um sich eingehend zu informieren. Robert Hébras ist der letzte noch lebende
Zeitzeuge des Massakers von Oradour. Dr. Hildegard
Kronawitter dankte dem Bürgermeister vielmals,
dass die Ausstellung in seiner Gemeinde gezeigt
werden konnte. Er signalisiere damit auch im Namen
v.l. Dr. Hildegard Krona­witter,
Robert Hébras, Pierre Wolff,
Bürgermeister Raymond
Frugier, Mme. Frugier,
Klaus Bäumler
der heute in Oradour-sur-Glane lebenden Menschen
ein bemerkenswertes Zeichen der Versöhnung, so
Hildegard Kronawitter, die die Besucher durch die
Ausstellung führte.
In einem Dankesschreiben vom 28. Oktober 2013
betonte Bürgermeister Frugier, wie wertvoll es gewesen sei, den jungen Menschen in Oradour zu
vermitteln, dass es im Deutschland der NS-Zeit auch
Widerstand gegeben habe: „Ich hoffe, dass die Präsentation der Ausstellung dazu beigetragen haben
wird, die freundschaftliche Verbundenheit weiter
wachsen zu lassen, die zwischen unseren beiden
Ländern existieren muss.“
Der Montgelas-Gesellschaft München gilt ein besonderer Dank, denn sie half maßgeblich, den Ausstellungstermin zu realisieren. Der Förderverein des
NS-Dokumentationszentrums München ermöglichte
die Neuauflage des französischsprachigen Ausstellungskatalogs, der für Oradour zur Verfügung stand.
29
Die Weiße Rose in Spanien
Unsere spanische Wanderausstellung konnte im Oktober an der
Universität in Murcia mit einem umfangreichen Rahmenprogramm gezeigt werden. Wir danken besonders
Siglinde Moosmann für die Organisation vor Ort sowie dem Goethe Institut Barcelona und der Universität
Murcia für die Kooperation.
Die Ausstellung wurde unter dem
Titel: „LA ROSA BLANCA Y LA RESISTENCIA ESTUDIANTIL CONTRA
HITLER – LAS LEYES CAMBIAN, LA
CONCIENCIA PERMANECE“ im Arkadenhof des historischen Gebäudes
der juristischen Fakultät präsentiert,
der sich direkt am Haupteingang der
Universität befindet und täglich von
vielen Studenten passiert wird. La
Merced ist ein ehemaliges Kloster
und eine der Sehenswürdigkeiten
Murcias.
nien gegen das Franco-Regime mit
dem Widerstand der Weißen Rose.
Der Philosoph und Mitarbeiter der
Wochenzeitung „Die Zeit” Maximilian
Probst, Enkel von Christoph Probst,
referierte in Spanisch zu der Thematik
„Genealogie des Widerstands: Die
Weiße Rose heute” und sprach dabei
aus der Sicht eines Familienangehörigen der übernächsten Generation.
Die aktive Teilnahme der Studierenden an den Diskussionen und ihre
Meinungsäußerungen nach den Veranstaltungen zeugten von großem
Interesse, noch mehr über die Weiße
Rose zu erfahren. Die Protagonisten
des studentischen Widerstandskreises wurden von den Studierenden
als Idea­listen und Helden wahrgenommen. Man dürfe nicht vergessen,
dass sie sich gegen Ungerechtigkeit
und Unfreiheit zur Wehr setzten. In
diesem Sinne sind sie auch noch heute ein herausragendes Beispiel für
gelebte Zivilcourage.
Die drei Vorträge und das Grußwort
von Dr. Hildegard Kronawitter werden im Februar in der Zeitschrift für
Geisteswissenschaften „Verda y vida.
Revista de las ciencias del espiritu“
veröffentlicht, womit der Widerstand
In einer feierlichen Auftaktveranstaltung zu Beginn des dreitägigen Symposions eröffnete Vizerektorin Dr. Maria Isabel Sánchez-Mora die Ausstellung in Gegenwart von Kollegen, Professoren, Studenten und Publikum.
Siglinde Moosmann, die Initiatorin der
Ausstellung, dankte in ihrem Grußwort Dr. José Antonio Molina Gómez
der Facultad de Letras und José Luis
Jiménez, Studentenvertreter, für ihr
großes Interesse und ihre unentbehrliche Kooperation bei der Realisierung
des Projekts. Dr. Jóse M. García Pelegrín, Autor des Buches „La Rosa Blanca“ und Übersetzer der spanischen
Sprachversion der Ausstellung, führte
in seinem Vortrag „Los Fundamentos
Humanísticos de la Rosa Blanca” aus,
dass alle Mitglieder der Weißen Rose
über eine umfassende humanistische
Bildung verfügten, die sie in ihrem
Widerstand bestärkte. Dr. Eduardo
González Calleja verglich in seinem
Vortrag „Dos Movimientos de Oposición Clandestina en la Universidad
Totalitaria: La Rosa Blanca y la FUE”
den studentischen Widerstand in Spa-
30
der Weißen Rose einer breiten spanischen Öffentlichkeit zugänglich wird.
„Der Erfolg und das Interesse an der
Geschichte der Weißen Rose ist für
mich eine Bestätigung dafür, dass
auch der Einzelne gemeinsam mit den
richtigen Mitstreitern in der Lage ist,
etwas dafür zu tun, damit unsere Welt
ein bisschen mehr zu einem Ort wird,
an dem jeder seinen ihm eigenen
Platz findet, auf der Grundlage einer
demokratischen Gesellschaft und mit
Respekt vor dem Anderssein des
Nächsten“, so Siglinde Moosmann.
Die Weiße Rose in Russland, Polen
und Lettland
2013 konnte die Ausstellung neben
der Russischen Föderation erstmals
in der ehemaligen Sowjetrepublik
Kasachstan sowie in Lettland gezeigt werden. In Polen gewann die
Ausstellung durch das Engagement
einer Dozentin aus Galizien neuen
Schwung.
Russische Föderation
Die mediale Verbreitung der Heiligsprechung Alexander Schmorells, die Anwesenheit von Botschaftern und Diplomaten und die Präsenz der RussischOrthodoxen Kirche bei der Eröffnung
der Ausstellung hat die Bekanntheit
und das Interesse an der Ausstellung
auf hohem Niveau gehalten.
Uljanowsk
Eine eher zufällige Begegnung führte
zum Angebot des Direktors des LENIN MEMORIAL MUSEUMS, die Ausstellung in diesem großen Museum
von November 2012 – Februar 2013
und noch einmal im Sommer 2013 zu
zeigen.
Uljanowsk, das frühere Simbirsk liegt
an der breiten mittleren Wolga ungefähr in der Mitte zwischen Kazan und
Samara. Die Stadt wurde auf Befehl
des Zaren Alexey Mikhailowitsch 1648
als Grenzfestung gegen die Tataren
gegründet (100 Jahre vor der Gründung Orenburgs). Sie ist die Geburtsund Wirkungsstätte des Schriftstellers
Gontscharow (Roman „Oblomow“),
des Historikers Karazin (erste Geschichte Russlands) und von Wladimir
Iljitsch Uljanow (1870), der sich als
Revolutionär LENIN nannte. Die ganze Stadt erinnert mit Denkmälern an
diese Persönlichkeiten, besonders
auf Schritt und Tritt an Lenin, der dort
Kindheit und erste Studienjahre verbrachte. Das große Museum, repräsentativ auf einer Anhöhe am Wolga­
ufer gelegen, war zu Sowjetzeiten ein
„Muss“ für Sowjetbürger und ist auch
heute noch eine viel besuchte Ge-
denkstätte an die Revolution von 1917.
Die Stadt hat heute 700.000 Einwohner, zwei Universitäten sowie eine
bedeutende Auto- und Flugindustrie.
Das Museum zeigt keine übersteigerte Heldenverehrung und sieht die Zeit
unter Stalin sehr kritisch.
Uns hatte man einen großen, wirkungsvollen Raum zur Verfügung
gestellt. Der Besucherverkehr im „Vatikan des Kommunismus“ war dank
der Strahlkraft des Museums übers
Jahr sehr rege.
Deutsch-Russische Kulturtage in
Orenburg 16. - 19. September
Neben dem jährlichen Begehen des
Geburtstages des inzwischen „Heiligen Alexander von München“, der
Verleihung von je zwei Stipendien an
die besten Studenten beider Universitäten hatte das Kulturprogramm das
Generalthema „Querdenker“ mit dem
Schwerpunkt neuere deutsche Literatur und Film. Grund war der hundertjährige Geburtstag des Schriftstellers
Stefan Heym, der, 1913 in Chemnitz
geboren, im Dezember 2001 in Israel
starb. Sein jüngerer Freund und Kollege Christof Hein, Preisträger des
Schiller-Preises 2004 und Freund der
Familie, begleitete Frau Inge Heym.
Zur Delegation kam noch der langjährige Korrespondent des ZDF in
Moskau, Dirk Sager. Die deutsche
Botschaft Moskau entsandte Konsul
M. Forster vom Generalkonsulat Jekaterinburg und die Beauftragte für
Deutschunterricht an den Schulen
Russlands. Sie zeichneten die Schule
Nr. 61 für ihren Deutschunterricht und
20 Studenten für ihre Leistungen in
Verleihung der Stipendien in Orenburg
31
Deutsch im Namen der Botschaft aus.
Minister der Kultur in der Oblast und
Oberbürgermeister der Stadt Orenburg nahmen an der Zeremonie und
Verleihung der Stipendien teil.
Seit Beginn der Ausstellungsserie
1999 fanden in Russland und ehemaligen Republiken der Sowjetunion
Ausstellungen in 36 Städten statt.
Polen
Durch Privatinitiative einer Einzelperson, Frau Maria Szymanska, Dozentin
und Regierungsberaterin, konnte die
Ausstellung mit Unterstützung des
Deutschen Generalkonsuls Krakau,
des Oberbürgermeisters und des Direktors des Gymnasiums in Gorlice,
Galizien gezeigt werden.
Kasachstan
Die ehemalige Sowjetrepublik,
neuntgrößtes Flächenland der Erde,
verlor im „Großen Vaterländischen
Krieg“ mehr als 600 000 Soldaten.
Bei einer Bevölkerung von heute ca.
16 Millionen Einwohnern ein erschreckender Prozentsatz. 1731 schloss
das Steppenland einen Schutzvertrag
zur Abwehr gegen Turkvölker mit dem
Zarenreich. Heute wird der größte
Uranproduzent der Welt als souveräne
Republik regiert von Präsident Nursultan Nasabarjew.
Das frühere Akmolinsk wurde erst
1998 zur neuen Hauptstadt. Führende Architekten aus der ganzen Welt
wurden zu ihrer Gestaltung herangezogen. Eine straffe Gesamtleitung
ließ Astana zu einem Musterbeispiel
wohlkoordinierter moderner Architektur werden. Die Stadt entstand in der
Steppe, die Altstadt blieb erhalten.
Eingeladen, betreut und gefördert
durch die Botschaft Russlands fand
die Ausstellung im großen Russischen
Kulturzentrum statt. Zur Eröffnung
am 16. Juni kamen und sprachen die
Botschafter Russlands, Deutschlands,
Israels. Als Ehrengäste nahmen teil
die stellvertretenden Botschafter Polens und Weißrußlands sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, im
Beruf Journalist. Der Erzpriester der
Russisch-Orthodoxen Kirche in Astana
hielt eine beeindruckende Andacht vor
der Eröffnung. Die Ausstellung wurde
bis 20. August und dann wieder Ende
September und im Oktober gezeigt.
Der deutsche Botschafter Dr. Guido Herz und
der russische Botschafter Mikhail Botscharnikov in Astana
32
Maria Szymanska mit dem Polizeipräsidenten
von Gorlice
Gorlice ist eine Stadt von etwa 3.000
Einwohnern im ehemals österreichischen Teil des bis 1918 aufgeteilten
Polens. Galizien wurde am Anfang
des 1. Weltkriegs durch die Russische
Armee erobert, die den Raum Krakau
erreichte. Erst Anfang 1915 wurde die
Offensive von der k.u.k. Armee mit
deutscher Unterstützung (General von
Mackensen) gestoppt und in harten
Kämpfen im Raum Gorlice-Tarnow
zurückgedrängt. Das von 250 000 Gräbern gezeichnete Terrain nannte man
das „Verdun“ des Ostens.
Wohlvorbereitet durch Frau Szymanska kamen im Laufe von 1 1/2 Wochen
ca. 80 Lehrer mit ihren Gymnasialklassen in das Kino in Gorlice, das 450
Plätze hat.
Schüler vor dem Kino in Gorlice
Dort erhielten sie eine Einführung in
Geschichte und Bedeutung der Weißen Rose dramenartig durch Schüler
und Mitschüler und sahen den Film
„Sophie Scholl. Die letzten Tage“. Insgesamt besuchten ca. 2.500 Schüler
der Region Film und Ausstellung
(ebenfalls im Kino).
Kurz: vorbildlich geplantes und realisiertes Ausstellungsprojekt. Die Tafeln
kehrten am 30. November wieder
nach Wroclaw ins Dom Edity Stein
zurück.
Lettland
Wie die zwei anderen baltischen
Staaten ist Lettland ein Land im Aufbruch und ein Opfer wechselvoller
Geschichte im 20. Jahrhundert: Teil
des russischen Zarenreiches, nach
1918 selbständig, durch das deutschsowjetische Abkommen 1939 Stalin
überlassen und in die Sowjetunion
eingegliedert, 1941 von der deutschen
Wehrmacht besetzt, 1945 wieder
sowjetisch, 1989/1990 Erringung der
Souveränität mit hohem russisch sprechenden Bevölkerungsanteil.
Durch die Initiative des Leiters der
Friedrich-Ebert-Stiftung für das Baltikum, Dr. Werner Rechmann (Schatzmeister der Weiße Rose Stiftung
e.V.), kam es zur Kooperation beider
Stiftungen und der jüdischen Gemeinde Rigas. Die Finanzierung durch die
Ebert-Stiftung sicherte auch die Herstellung der mehrsprachigen Ausstellungstafeln.
v.l. Dr. Werner Rechmann, Winfrid Vogel und
die deutsche Botschafterin Andrea Wiktorin
Die Eröffnung der Ausstellung fand in
Anwesenheit der deutschen und israelischen Botschafterinnen im prächtigen jüdischen Gemeindezentrum am
5. November 2013 statt. Das der Gemeinde zurückgegebene Haus ist das
Herz jüdischer Gemeindearbeit. Es erinnert an Ermordung und Vertreibung
zehntausender jüdischer Bürger durch
Lettland und NS-Deutschland.
Die Erinnerung an diese Zeit müsse
erhalten werden, denn eine junge
Demokratie sei zerbrechlich, sagte
der Leiter der Jüdischen Gemeinde
Lettland in seiner Eröffnungsrede.
Auch die deutsche Botschafterin unterstrich die Bedeutung einer starken
Zivilgesellschaft. Stets bedürfe es
Menschen, die sich wie die Personen
der Weißen Rose für Freiheit, Verantwortung und Toleranz einsetzten. Die
Botschafterin Israels fügte hinzu: „Der
Dialog mit der Vergangenheit ist die
Garantie dafür, dass sie nicht zurückkommt.“
Die Ausstellung ist bis Frühsommer
2014 in Riga zu sehen. Das Medien­
echo war groß.
33
Buchvorstellungen zu Alexander Schmorell
Auf dem Stand der Verlage der Russischen Föderation auf der Buchmesse Frankfurt a.M. wurden am
12. Oktober vier Bücher aus vier Verlagen vorgestellt,
die alle Alexander Schmorell gewidmet sind. Im
70. Jahr der Verhaftung und Ermordung des Kerns
der studentischen Widerstandsgruppe wird so eine
literarische Lücke geschlossen und die Rolle einer
Schlüsselfigur des Widerstandskreises angemessen
gewürdigt.
Als Sohn einer russischen Mutter und eines deutschen Arztes in Orenburg/Ural geboren, vereinte der
orthodoxe Christ Alexander Schmorell in seinem Herzen und in seinem mutigen Lebenswerk Russland
und Deutschland in besonderer Weise.
Die erste Biografie erschien 2001 in Russland durch
Igor Chramow. Es dauerte noch lange Zeit, bis im
Aachener HELIOS Verlag die erweiterte, reich bebilderte deutsche Fassung erscheinen konnte.
Auf einem gut besuchten Podiumsgespräch wurden
durch Prof. Dr. Wolfram Wette, die Autoren, Erzpriester Nicolai Artemoff und mich als Lektor der Biografie die Bücher vorgestellt.
In einer gemeinsamen Veranstaltung der Weiße
Rose Stiftung e.V., des Zentrums für Russische Kultur in München MIR e.V. und der Osteuropaabteilung
der Bayerischen Staatsbibliothek wurde am 29. November die Biografie Alexander Schmorells „Die
Russische Seele der Weißen Rose“ vor zahlreichem
Publikum vorgestellt. Siehe auch S. 24.
Winfrid Vogel
34
Die Weiße Rose in den USA
2013 konnten unsere Ausstellungen in den USA
an acht Orten gezeigt werden. Lange Transportwege und abgelegene Ausstellungsorte wie
Hawaii oder Las Vegas erforderten längere Ausstellungszeiten, die es ermöglichten, umliegende
Regionen stärker mit einzubeziehen. Im Mittleren
Westen gelang es erstmals, ein großes Museum
für unsere Ausstellung zu gewinnen, das Grout
Museum in Waterloo, Iowa.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Widerstand der Weißen Rose in den USA an Bekanntheit
gewinnt und nun deutlich aktiver in das Curriculum
von Schulen und Universitäten integriert wird. Auch
ist ein verstärktes Interesse jüdischer Organisationen
spürbar, die sich als Aussteller bewerben oder finanzielle Unterstützung leisten.
Ohne aktive Unterstützung vor Ort wäre meine Arbeit von München aus nicht so erfolgreich verlaufen.
Ganz besonders möchte ich Sean Schmidt in Seattle,
Washington, danken. Durch seine Webseite „GERN
NW“ und sein persönliches Networking gewann er
zahlreiche Interessenten und Unterstützer für unser
Projekt. Auch Jud Newborn, der seinen Vortrag „Speaking Truth to Power“ mehrfach ausstellungsbegleitend
halten konnte, gewann durch sein großes Engagement
neue Kontakte für weitere Ausstellungsstationen.
Das Ausstellungsjahr 2013 wurde im abgelegensten
und wahrscheinlich schönsten Ort der USA eröffnet:
Auf der hawaiianischen Insel Manoa. Dort war unsere Ausstellung vom 7. Januar bis 23. März in der
Hamilton Library der University of Hawai‘i, Honolulu,
zu sehen. Zur Eröffnung am 20. Januar sprach Denis
Salle, Ehrenkonsul in Honolulu. Der Ausstellungserfolg mit einem interessanten Begleitprogramm
Plakat und Ausstellungseröffnung auf der hawaiianischen
Insel Manoa. Ganz rechts:
Denis Salle
übertraf alle Erwartungen und brachte der Bibliothek
die höchste Besucherzahl seit fünf Jahren, darunter
zahlreiche Klassen umliegender High Schools sowie
Mitglieder der örtlichen Synagoge „Temple EmanuEl“. Das Medienecho war groß: Es berichteten Honolulu Weekly, Honolulu Star Advertiser, Ke Kumu
‘Ike sowie die Universitätszeitung Ka Leo. Computer
Desks mit einem Link zur Webseite des Washingtoner Holocaust Museum gaben weiterführende
Informationen. Wir danken der Organisatorin vor Ort,
Prof. Dr. Christina Gerhardt sowie dem College of
Languages, Linguistic and Literature, dem Department of Languages and Literatures of Europe and
the Americas und der University of Hawai‘i Library
für die großartige Unterstützung.
Dank der Initiative der Germanistikdozentin Dr. Mary
Ashcroft von der University of Nevada Las Vegas und
zahlreicher Sponsoren und Unterstützer wie dem
Deutschen Generalkonsulat Los Angeles wurde die
Ausstellung vom 13. Mai bis 22. August in der „Lied
35
Library“ der Universität gezeigt. Unter den zahlreichen Besuchern waren neben Jugendlichen auch
Holocaust-Überlebende, Vertreter örtlicher jüdischer
Organisationen sowie Mitglieder deutsch-amerikanischer Organisationen in Las Vegas. Die Medien
berichteten ausführlich und das Generalkonsulat Los
Angeles informierte auf der eigenen Website über
die Veranstaltungen. Auf der Eröffnung sprachen u.a.
Generalkonsul Dr. Bernd Fischer aus Los Angeles,
Elliot B. Karp, Präsident der Jewish Federation of Las
Vegas, und die Bibliotheksleiterin Patricia Iannuzzi.
Mary Ashcroft, die ihre Studenten seit vielen Jahren
Impressionen aus Las Vegas.
In der Mitte Mary Ashcroft,
rechts unten Generalkonsul
Dr. Bernd Fischer.
über die Weiße Rose unterrichtet, berichtete im online Netzwerk der AATG (American Association of
Teachers of German) über den großen Erfolg:
„The Consul and the President of the local Jewish
Federation both spoke, but the most moving talk was
the introduction from the librarian who had studied
in Munich, then lived there for four years. She had
developed a very strong emotional tie to the story of
the students in the resistance movement and could
hardly get through her intro. All in all, one of the highlights of my career! It‘s a great exhibition with a very
important message, and it was relatively easy to do.”
Vom 1. bis 30. Oktober wurde die Ausstellung an der
privaten Chapman University in Orange, Kalifornien,
gezeigt. Michael Keyser und die Germanistin Dr.
Karen Gallagher übernahmen die Organisation vor
Ort. Da Gallagher seit Jahren mit ihren Studenten die
DenkStätte Weiße Rose an der LMU besucht, konnten wir uns dort vorab persönlich kennenlernen. Auf
dem schön gelegenen Campus der renommierten
Universität fand zeitgleich die Herbstversammlung
der AATG statt. So konnten ihre Mitglieder die Gelegenheit für einen Ausstellungsbesuch nutzen. Auch
diesmal informierte das Deutsche Generalkonsulat
Los Angeles mit einem Link auf seiner Webseite.
Die frisch renovierte „Odegaard Undergraduate
Library“ der Universität Washington in Seattle war
dank des Engagements von Sean Schmidt und Anne
Davis letzte Station im Westen der USA. Vom 9. November 2013 bis 27. Januar 2014 war unsere Ausstellung dort auf mehreren Ebenen der Bibliothek
zu sehen. Wir danken der Odegaard Undergraduate
Library, dem UW Department of Germanics, dem
Washington State Holocaust Education Resource
Center, dem Deutschen Generalkonsulat San Francisco und „GERN NW“ für die großzügige Unterstüt-
36
zung. 2014 wird die Ausstellung von dort aus weiter
im Nordwesten der USA gezeigt.
Erster Ausstellungsort an der Ostküste war vom
2. Januar bis 22. Februar die Emmanuel d‘Alzon
Library des katholischen Assumption College in
Worcester, Massachusetts. Auf Einladung des Ecumenical Institute hielt Prof. Dr. Hildegard Vieregg von
der Hochschule für Philosophie München einen Vortrag über die Widerstandsgruppe.
Dank der Vermittlung von Prof. Dr. Stephen J. Gaies,
Leiter des Center for Holocaust and Genocide Education der University of Northern Iowa, war die
Ausstellung drei Monate, vom 1. März bis 1. Juni, im
Grout Museum of History and Science in Waterloo,
Iowa, zu sehen.
In einem Interview mit der „Northern Iowan“ machte
Prof. Dr. Stephen Gaies deutlich, dass die Geschichte
der Weißen Rose einerseits zeige, wie gefährlich es
damals war, ganz auf sich allein gestellt, Widerstand
zu leisten, und andererseits darauf aufmerksam mache, dass Menschen in anderen Ländern heute weiterhin ihr Leben für ihre Freiheit riskieren.
Robin Ventor vom Grout Museum wies im gleichen
Artikel auf den hohen Identifikationsgrad der Studenten der Weißen Rose für heutige Jugendliche hin:
Besonders die Tatsache, dass die Weiße Rose um die
Konsequenzen ihres Handelns wusste und dennoch
für ihre Überzeugung einstand, sei beeindruckend.
Jud Newborn PhD
Autor und Historiker
Vom 7. Oktober bis 15. November wurde die Ausstellung in der Skokie Public Library in Skokie, Illinois, gezeigt. Dr. Ingrid Zeller, Germanistin an der
Northwestern University Evanston und Leiterin der
AATG Northern Illinois organisierte zusammen mit
Jud Newborn anlässlich der dortigen Herbstversammlung der AATG Mitglieder einen Workshop
für Deutschlehrer zu den Möglichkeiten, das Thema
Weiße Rose in den Lehrplan zu integrieren: „Sophie Scholl and the White Rose. Contemporary Approaches to the Integration of the Famous Anti-Nazi
Student Resistance Movement in the German Language Curriculum“. Jud Newborn hielt seinen Vortrag
„Speaking Truth to Power“.
Letzte Station im Mittleren Westen war die Indiana
University South Bend. Auf Grund der Initiative von
Prof. Dr. Jeffrey Luppes wurde sie in der dortigen
„Franklin D. Schurz Library“ gezeigt. In einem Universitätsblog (IU South Bend Blog) setzten sich die
Studenten mit dem Widerstand der Weißen Rose
und den Inhalten der Flugblätter weiter auseinander.
Es entstanden lebhafte Diskussionen.
Der Geschichtsstudent Jason U. Rose schreibt: „They
do not try to excuse the brutal oppression under the
Nazi regime and argue that when the ‚veil has fallen
from our eyes and the most horrible of crimes –
crimes that infinitely outdistance every human measure – reach the light of day‘ Germans collectively
will have to answer for the Nazi crimes. They are encouraging people to rise up and fight the oppression
and brutality of the ‚irresponsible clique.‘ The White
Rose members are not blaming the Germans specifically for the crimes, but argue that the German
people as a whole are culpable for not resisting the
Nazis when presented with tyranny. Today we should
do the same and stand up against all forms of tyranny when it is brought to the ‚light of day‘.“
Angelika Kretschmann
37
Die Weiße Rose in Lateinamerika
Im Rahmen des Jahres „Deutschland und Brasilien 2013-2014“
wurde am 24. August im Goethe-Institut São Paulo die portugiesische
Übersetzung des Buches von Inge
Scholl der brasilianischen Öffentlichkeit vorgestellt. „A Rosa Branca“ ist in einer ersten Auflage von
3000 Exemplaren im Verlag Editoria 34 erschienen. Im Anschluss
wurde unsere Wanderausstellung
im Foyer des Goethe-Instituts eröffnet und ab Mitte September mit
dem Film „Die Weiße Rose“ von
Michael Verhoeven mit portugiesischen Untertiteln an Schulen und
Universitäten verliehen. Vom 25. bis
28. September wurde die Ausstellung im Zentrum „Bicentenario“ in
Quito, Ecuador gezeigt.
Tinka Reichmann und Juliana P. Perez
von der Universidade de São Paulo
stellten auf einer Podiumsdiskussion
am 24. August die Neuerscheinung
„Inge Scholl A Rosa Branca. A história
dos estudantes alemaes que desafiaram o nazismo“ vor, die sie mit einem
eigenen Vorwort und der Verteidigungsrede von Prof. Kurt Huber ergänzt haben. Acht Studierende hatten
im Rahmen ihres Deutschstudiums
das Buch in brasilianisches Portugiesisch übersetzt. Ein Vertreter des
Verlages Editora 34, die Historikerin
Maria Luiza Tucci Carneiro sowie die
Journalistin Silvia Bittencourt diskutierten anschließend über Widerstand
in Diktaturen. Der Kulturreferent des
Deutschen Generalskonsulats sprach
in seinem Grußwort über die Bedeutung der Würdigung des Widerstands
gegen den Nationalsozialismus in
Deutschland und das Interesse der
Bundesregierung, das Thema auch in
Brasilien bekannter zu machen. Die
Unterstützung des Projekts von Prof.
Reichmann durch das Auswärtige Amt
und das Generalkonsulat São Paulos
seien wichtig, da das Buch und die
Ausstellung gerade auch die junge
Generation in Brasilien anspreche und
mit dem Thema vertraut mache.
Im Anschluss wurde die Ausstellung
„Die Weiße Rose“ mit einer Auswahl
von 17 deutschsprachigen Tafeln
über die zentralen Protagonisten der
Widerstandsgruppe eröffnet. Prof.
Reichmann und ihre Studenten haben
diese Tafeln ebenfalls ins Portugiesische übersetzt und in einem Katalog
veröffentlicht, der mit Mitteln des
Auswärtigen Amts der Bundesrepublik
Deutschland ermöglicht wurde. Bei
der Buchvorstellung wurde er bereits
100 Mal verkauft. Die Ausstellung kann
künftig von Schulen in ganz Brasilien
beim Goethe-Institut ausgeliehen werden. Der dazugehörige Katalog, der
in einer Auflage von insgesamt 2000
Exemplaren vorliegt, wird ebenfalls
jeder Schule kostenlos zur Verfügung
gestellt. Damit können sich auch brasilianische Schüler, die kein Deutsch
sprechen, mit der Thematik und den
Biographien auseinandersetzen.
Wir danken besonders den Studierenden und ihren Dozentinnen für ihr einzigartiges Engagement, dem GoetheInstitut Sao Paulo, dem Auswärtigen
Amt sowie dem Generalskonsulat Sao
Paulo für ihre Unterstützung und dem
Verlag Editoria 34 für die Herausgabe
der portugiesischen Übersetzung des
Buches von Inge Scholl, das bisher
über 800 Mal verkauft wurde.
Die Ausstellung wurde bereits an die
Rechtsfakultät der Universität São
Paulo verliehen und befindet sich jetzt
in Rio de Janeiro.
Die Studentin der Sprachwissenschaft
Yasmin Cobaiachi Utida aus Sao Paulo,
die im Frühjahr 2013 für drei Monate
bei der Weiße Rose Stiftung e.V. ein
Praktikum machte, bereitete die Realisierung der Wanderausstellung „Die
Weiße Rose“ vor und übersetzte die
Ausstellungstexte für den portugiesischen Katalog. Über ihre Erfahrungen
berichtet sie auf der nächsten Seite.
Im Rahmen der „EXPOAlemania“
wurde die Ausstellung in Ecuador mit
Unterstützung der Deutsch-Ecuadorianischen Industrie- und Handelskammer
vom 25. bis 28. September im Zentrum „Bicentenario“ in Quito gezeigt.
Das Übersetzungsteam: v.l. Anna Carolina Schäfer, Eline Alves de Assis, Yasmin Cobaiachi Utida,
Renata Benassi, Flora Azevedo Bonatto, Eraldo Souza dos Santos, Janaína Lopes Salgado und die
Dozentinnen Prof. Dr. Tinka Reichmann und Prof. Dr. Juliana Pasquarelli Perez.
38
Eine Praktikantin berichtet
Der friedliche studentische Widerstand der Weißen
Rose gegen das NS-Regime war in Brasilien so gut
wie unbekannt. So hatten wir die Idee, mit der Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Studenten gegen
Hitler 1942/43“ anlässlich der Veröffentlichung der
brasilianischen Ausgabe des Buches von Inge Scholl
etwas Besonders vorzubereiten.
Während meines Praktikums bei der Weiße Rose
Stiftung e.V. in München bereitete ich die Ausstellung für Brasilien vor, sammelte wertvolle Erfahrungen in der historisch-politischen Bildungsarbeit,
vertiefte meine deutschen Sprachkenntnisse und
unterstützte das Büro der Weiße Rose Stiftung e.V.
bei laufenden Projekten. Darunter fiel der Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen
Rose“, bei dem ich für die Aufbereitung der eingesendeten Arbeiten zur Präsentation auf der Jurysitzung
zuständig war, oder die Besucherbefragung in der
DenkStätte Weiße Rose, für die ich den Besuchern
und ehrenamtlichen Mitarbeitern als Ansprechperson
zur Verfügung stand. Auch meine professionellen
Kenntnisse im Bereich Grafikdesign konnte ich für
die Gestaltung von Einladungen, Flyern und Visitenkarten einbringen.
Die Zeit bei dem Team der Weiße Rose Stiftung
e. V. ist mir unvergesslich. Ich profitierte von den
zahlreichen interessanten Veranstaltungen, die zum
Thema Weiße Rose vorbereitet und durchgeführt
wurden, und den vielen Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen. Aber das Ende des Praktikums bedeutete glücklicherweise nicht das Ende der Bearbeitung
des Themas Weiße Rose. Am 24. August wurde die
Ausstellung am Goethe-Institut São Paulo eröffnet.
Unsere Gruppe übersetzte 17 Tafeln der Wanderausstellung ins Portugiesische, die mit Hilfe des
Goethe Instituts Sao Paulo als Ausstellung produziert
wurden. Die übersetzten Texte konnten außerdem
in einem Katalog herausgegeben werden, der mit
Hilfe des Auswärtigen Amts, des Generalkonsulats
und des Goethe-Instituts São Paulo finanziert wurde.
Für den Katalog malte ich Porträts der Mitglieder der
Weißen Rose in Tusche und Aquarell.
Yasmin Cobaiachi Utida
39
8 DenkStätte Weiße Rose in München
Die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München besuchten
im Erinnerungsjahr „70 Jahre Weiße Rose“
über 28.000 Besucher. Medienberichte über die
Weiße Rose, Gedenkveranstaltungen, auch Kongresse an der LMU führten mehr Besucher in die
DenkStätte als je zuvor, darunter Ehrengäste aus
dem In- und Ausland. Franz J. Müller gab fünf
Zeitzeugengespräche, mehr als 100 Führungen
und Beratungsgespräche erfolgten durch Ursula
Kaufmann, Ulrich Müller und Stefania Zuber.
Insgesamt zählten wir 528 Besuchergruppen, davon
waren 334 Schulklassen, 240 aus Deutschland, davon 125 aus München. 94 Schulklassen kamen aus
dem Ausland, überwiegend aus Italien, Frankreich,
Großbritannien, Spanien, Österreich, der Schweiz
und den USA oder als Austauschschüler Münchner Gymnasien. Unter den Besuchern waren auch
dieses Jahr wieder zahlreiche Berufs- und Realschulen sowie die Mittelschule Schwarzach mit einer
Förderklasse, die japanische Internationale Schule
München, die St.George’s School Munich und die
griechische Schule Sokrates. Ausländische Studierende kamen überwiegend aus den USA, Italien,
Russland und Japan, organisierte Gruppen kamen
über das Referat Internationale Angelegenheiten und
diverse Lehrstühle und Fachschaften der Universität,
das Goethe-Institut, die Bundeswehr, die ASL Sprachenschule München, Working Between Cultures,
„Deutschkurse bei der Universität München e.V.“,
vom Integrationsberatungszentrum München oder
über die Münchner Stadtrundfahrten und andere
Reiseunternehmen. Auch dieses Jahr beteiligten
wir uns mit einer Führung durch die Ausstellung an
dem Programm für hochbegabte Schüler, das die
LMU mit dem Projekt „Unitag“ durchführte, und an
dem Einführungstag für neue Mitarbeiter der LMU.
Projektbezogene Beratungen wurden u.a. von einem
Theaterregisseur aus Paris, einem jungen Filmemacher aus Boston, einem Filmteam aus Kalifornien,
zwei Schülern des Angergymnasiums Jena und von
Teilnehmern einer Friedensstudienreise aus Tokio
angenommen.
Ulrich Müller führt eine Förderklasse der Mittelschule
Schwarzach durch die Ausstellung.
Im Anschluss an seine Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung im Audi Max der LMU besuchte Bundespräsident Joachim Gauck im Januar die DenkStätte
und trug sich ins Gästebuch ein. Anlässlich seines
Besuches in Bayern besichtigte der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault mit einer Delegation
40
im April die DenkStätte Weiße Rose und legte am
Denkmal der Weißen Rose im Lichthof einen Kranz
nieder.
Der französische Premier­
minister Jean-Marc Ayrault
trägt sich in der DenkStätte
mit seiner Frau ins
Gästebuch ein.
Im Juni besuchte Dr. Michael Spindelegger, Österreichs Außenminister und Vizekanzler, als Gast
der „Deutschen Gesellschaft für Außenpolitik“ und
der „Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft“ die
DenkStätte. Im August informierte sich der Bürgermeister von Oradour, Raymond Frugier über den Widerstand der Weißen Rose. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die für Anfang September 2013 geplante
Präsentation unserer Ausstellung im Rathaus von
Oradour mit Interesse aufgenommen werde. Raymond Frugier wurde von seiner Frau Elisabeth Frugier, Robert Hébras, einem der sechs Überlebenden
des damaligen SS-Massakers in Oradour, dem Ehepaar Wolff und Klaus Bäumler begleitet. Pierre Wolff,
Vorsitzender der Montgelas-Gesellschaft, organisierte mit Klaus Bäumler die Ausstellung in Oradour.
Anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum 75.
Jahrestag des gescheiterten Attentatsversuchs
von Maurice Bavaud besuchte das „Komitee Maurice Bavaud München“ am 9. November auch die
DenkStätte Weiße Rose. Der 22-jährige Theologiestudent aus der Schweiz hatte 1938 versucht, Hitler
auf dessen Gedenkmarsch auf die Feldherrnhalle zu
erschießen. Er wurde verhaftet und 1941 in BerlinPlötzensee ermordet. Am 27. November besuchte
auf Einladung der Bayerischen Staatsregierung eine
russische Studiengruppe die DenkStätte Weiße
Rose. Die Initiatorin der Studienreise zum Thema
„Zwangs- und Sklavenarbeit durch russische Häftlinge und Kriegsgefangene in Bayern“, Dr. Natalja
Timoveeva, hatte sich bereits vor Jahren für die Präsentation unserer russischsprachigen Ausstellung in
Woronesh engagiert.
Weitere Ehrengäste waren eine Gruppe von Holocaust-Überlebenden, die das Max-Kolbe-Werk in die
DenkStätte zu einem Gespräch über die Weiße Rose
führte. Einige von ihnen erfuhren dabei zum ersten
Mal vom deutschen Widerstand gegen das NS-Regime. Als Überlebende von Auschwitz, Bergen-Bel41
Ursula Kaufmann im
Gespräch über die Weiße
Rose mit HolocaustÜberlebenden
sen, Majdanek, Dachau oder Buchenwald äußerten
sie sich sehr bewegt über den Mut und die Klarsicht
der Münchner Widerstandsgruppe.
In der am 19. Oktober wie immer gut besuchten
„Langen Nacht der Münchner Museen“ las das Junge Schauspiel Ensemble unter dem Titel „70 Jahre
Weiße Rose“ aus den Briefen von Sophie Scholl und
Fritz Hartnagel. Am Nachmittag war die Deutsche
Sektion der Internationalen Juristen-Kommission e.V.
mit Tagungsteilnehmern zu Gast gewesen.
Elisabeth Hartnagel, Schwester von Sophie Scholl,
hat der DenkStätte Weiße Rose ein Tanzkleid von
Sophie Scholl überlassen. Es wurde uns in ihrem
Auftrag von Renate Deck persönlich überreicht. Nach
sorgfältiger Restaurierung des Stoffes wird das Tanzkleid dort in einer Vitrine ausgestellt werden. Sophie
Scholl war eine begeisterte Tänzerin: „Sie ließ sich
von der Musik forttragen“, schreibt ihre Schwester
Inge Aicher-Scholl in ihrem Buch „Die Weiße Rose“,
„oft trafen wir uns auch nachmittags bei einer Freundin in Ulm, die ein Grammophon und Platten zum
Tanzen besaß. Bei ihr haben sich 1937 Sophie und
Fritz kennengelernt.“
Tanzkleid von Sophie Scholl
Großer Dank geht an Michael Strauch und die Mitarbeiter der Hausverwaltung der LMU für ihre Unterstützung in allen technischen Fragen. Ebenso großer
Dank an Andreas Hofmann und seine Mitarbeiter
von der Hörsaaltechnik, die uns bei Veranstaltungen
und der technischen Wartung der medialen Angebote der DenkStätte so zuverlässig unterstützt, wie
an die Hausmeisterei der LMU beim regelmäßigen
Transport schwerer Ausstellungskisten.
Franz J. Müller mit Stefania
Zuber in der DenkStätte
42
Danksagung an die Ehrenamtlichen
Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht Montag bis
Samstag die Öffnung der DenkStätte Weiße Rose
am Lichthof der LMU. Regelmäßig und sehr verlässlich übernehmen die Damen und Herren wöchentlich
jeweils einen halben Tag Dienst, manche auch zwei
halbe Tage. Dank ihrer Bereitschaft war es darüber hinaus möglich, die DenkStätte gelegentlich außerhalb
der regulären Zeiten zu öffnen.
Selbst im Wirrwarr von munteren Schülergruppen
behalten sie stets den Überblick und einen kühlen
Kopf. Sie geben den Besucherinnen und Besuchern
bereitwillig Auskunft, beaufsichtigen diskret den
Raum und kümmern sich um die Präsenzbibliothek.
Ihren Einsatz organisiert Christa Nickisch flexibel und
unbürokratisch. Es ist eine Freude wahrzunehmen,
wie sich unsere Ehrenamtlichen mit der Erinnerungsund Vermittlungsaufgabe der Weiße Rose Stiftung
e.V. identifizieren und wie sie selbst zu kundigen,
einsatzbereiten Mitstreitern geworden sind.
Im Namen meiner Vorstandskollegen und der
hauptberuflichen Mitarbeiterinnen, vor allem aber
persönlich danke ich sehr herzlich dem freiwillig und
unentgeltlich arbeitenden DenkStätten-Team Alfons
Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer,
Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann,
Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin
Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner und Brigitte
Schmid.
Dr. Hildegard Kronawitter
Ehrenamtliche
MitarbeiterInnen der
DenkStätte in München
43
Besucherbefragung in der
DenkStätte
Wer sind die Jugendlichen, die Damen und Herren, die die Dauerausstellung in der DenkStätte Weiße
Rose besuchen, was motiviert sie für
den Besuch, was erwarten sie, wie
zufrieden sind sie mit der präsentierten Ausstellung, den Hörstationen
und Audio Guides, der Sehstation?
Darauf gab uns das Sozialwissenschaftliche Institut München mit einer
nach sozialwissenschaftlichen Kriterien durchgeführten Befragung eine
Antwort. 575 Personen, systematisch
ausgewählt, erhielten einen umfangreichen Fragebogen. Erhebung und
Auswertung wurde mit Sondermitteln
der Stadt München ermöglicht. Die
Ergebnisse der Befragung sind für
uns auch wegen der angestrebten Erneuerung der Dauerausstellung in der
DenkStätte bedeutsam.
Nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse:
Gemäß der erhobenen Stichprobe ist
das Sozialprofil der BesucherInnen
aufschlussreich. Ihr Durchschnittsalter
betrug 35 Jahre und lag damit rund
10 Jahre unter dem der Gesamtbevölkerung; 59 Prozent der Befragten
waren weiblich, was im Vergleich
zur Gesamtbevölkerung eine Überrepräsentation von Frauen darstellt.
Die BesucherInnen waren sehr hoch
gebildet. 42 Prozent stuften sich als
AkademikerInnen ein, weitere 31 Prozent verfügten über die (Fach-)Hochschulreife. Hinsichtlich der beruflichen
Stellung wurde als größte Gruppe mit
fast 47 Prozent „in Ausbildung befindlich“ gezählt, davon 52 Prozent Studierende bzw. 17 Prozent Postgraduierte.
Ein Drittel wurde unter „SchülerInnen
und Auszubildende“ registriert. Das
Publikum hatte zu drei Viertel eine
deutsche Staatsbürgerschaft. Möglicherweise ist diese Zahl durch den bei
den ersten beiden Befragungsrunden
nur in deutsch vorliegenden Fragebogen beeinflusst.
Im Mittelpunkt der Motivation für den
Besuch nannten die Befragten zu 69
Prozent ihr historisches Interesse an
der Weißen Rose und zu 46 Prozent
an der Geschichte des Nationalsozialismus. Als bedeutsam wurde von
einem Drittel auch der authentische
Ort des Lichthofs als Motivation für
ihren Besuch angegeben.
Die BesucherInnen wiesen der
DenkStätte als wichtigste Funktion
zu, die Erinnerung an die Weiße Rose
wachzuhalten (59 Prozent) und das
Gedenken an die Opfer aufrechtzuhalten. Da Mehrfachnennung möglich
war, nannten 38 Prozent der Be44
fragten auch die Wissensvermittlung
als besonders wichtig.
Aufschlussreich ist das Ergebnis
hinsichtlich des Vorwissens der BesucherInnen: Zu 59 Prozent sprachen
sie sich hohe Kenntnisse zu, die
sich bei 50 Prozent der Angaben aus
einem Film speisten, den sie über die
Weiße Rose gesehen hatten, bzw.
bei 49 Prozent wurde auf einschlägige Literatur verwiesen. Gut jeder
Zehnte nutzte zur eigenständigen
Vorbereitung auf den Besuch unsere
Homepage.
Hörstationen, Sehstation und Audio
Guides – soweit beim Besuch in
Anspruch genommen, bei den Audio Guides war das zu 16 Prozent
der Fall – bekamen durchweg gute
Noten. Noch höheres Lob galt den
AnsprechpartnerInnen am Desk der
DenkStätte, also den Ehrenamtlichen.
Sie erhielten von den Befragten gute
bis sehr gute Noten.
Auch die Qualität der jeweiligen Führung wurde positiv bewertet, häufig
mit „voll gut“.
Bestätigt wurden unsere Bemühungen um die Samstagsöffnung:
Sie wurde explizit von zwei Drittel
aller Befragten für wünschenswert
gehalten. Nicht neu für uns, dennoch
von den Befragten als besonderes
Manko wahrgenommen, ist der nicht
behindertengerechte Zugang zur
DenkStätte. Vermisst wurden häufig
die Originale der Flugblätter oder deren Faksimile als Teil der Ausstellung
und ein insgesamt mehrsprachiges
Textangebot. Trotz angesprochener
Mängel wurde die DenkStätte insgesamt als (noch) gut eingeschätzt.
Als Fazit ihres Ausstellungsbesuches
hielten fast alle Befragten fest, ihr
Wissen über die verschiedenen Personen des Widerstandskreises erweitert zu haben. Jeder vierte bejahte
sogar eine Sensibilisierung für aktuelle
Entwicklungen infolge des Besuchs
der DenkStätte.
9 DenkStätte Weiße Rose in
Ulm
In Führungen, Zeitzeugengesprächen,
Projekten und Vorträgen zum Thema
Nationalsozialismus und Widerstand
wird in der Ulmer DenkStätte Weiße
Rose gedenkpädagogische Arbeit
geleistet. Dabei soll der Bezug zu
Ausgrenzung, Diskriminierung und der
Notwendigkeit von Toleranz und Zivilcourage in der heutigen Gesellschaft
hergestellt werden. Auch werden
Schülerarbeiten, Haus- und Facharbeiten zum Thema Ulmer NS-Jugendopposition betreut und unterstützt.
2013 wurden 25 Führungen mit
521 Personen durchgeführt. Neben
Gruppen aus Ulm/Neu-Ulm und der
Schwäbischen Alb kamen Gruppen
aus Darmstadt, Nürtingen, Tübingen,
Süßen, Brettheim, Bonn und Ravensburg sowie eine Gruppe der Bundeswehr. Auch in diesem Jahr nahmen
Gruppen mit Integrationsschülern der
Ulmer Volkshochschule das Angebot
der Ulmer DenkStätte wahr. Aufgrund
von Projektarbeiten und Referaten
als Leistungsnachweise an Schulen
blieb die Anzahl an Führungen, die
Schüler selbst über die Weiße Rose
hielten, auf hohem Niveau konstant.
Damit blieb auch der Betreuungsaufwand für SchülerInnen an der Ulmer
DenkStätte Weiße Rose relativ hoch.
Die Anzahl der Einzelpersonen, die im
Foyer der Ulmer Volkshochschule unsere Ausstellung sahen, belief sich auf
ca. 15 Personen am Tag – bei 270 Tagen dieses Jahr macht das über 4000
weitere BesucherInnen. Mit zahlreichen EinzelbesucherInnen entstanden Gespräche über Ulm während der
Zeit des Nationalsozialismus und der
Nachkriegszeit sowie über die Opposition Jugendlicher in Ulm. Insgesamt
gehen wir von einer Gesamtbesucherzahl von ca. 6000 Personen aus.
Theaterprojekt des Humboldt-Gymnasiums
SchülerInnenunterstützung
SchülerInnen wurden bei Haus- und
Facharbeiten bzw. Schulreferaten
unterstützt. Themen waren hier v. a.
Ulmer Lokalgeschichte im Dritten
Reich und die Weiße Rose. Insbesondere wurde mit SchülerInnen der
Ferdinand-von-Steinbeiß-Schule Ulm
ein Projekt im Bereich der Menschenrechtsbildung durchgeführt.
Aktivitäten 2013
Die Ulmer DenkStätte war in den Jahren 2012 und 2013 beteiligt an einem
Theaterprojekt des Humboldt-Gymnasiums Ulm. Die Schüler probten im
EinsteinHaus der vh Ulm das Stück
„Allen Gewalten zum Trotz. Die letzten Tage von Hans und Sophie Scholl“.
Die Aufgabe der DenkStätte dabei
war es, den Schülern ein realistisches
und ehrliches Bild der darzustellenden
Charaktere zu vermitteln und aufzuzeigen, was als historisch gesichert
gelten kann und was aus subjektiv
gefärbter Erinnerung überliefert ist.
Dabei geht es einerseits um die Mitglieder der Widerstandsgruppe und
andererseits um die Perspektive der
Täter (Gestapo-Beamte) und Mitläufer.
Die zentrale Aufgabe der DenkStätte
in dem Theaterprojekt bestand darin,
den Schülern den historischen Kontext
in verständlicher, nachvollziehbarer
und anschaulicher Weise näher zu
bringen. Die vier öffentlichen Aufführungen des Theaterstücks im Februar
und März 2013 wurden von insgesamt
265 Zuschauern besucht.
Eine weitere Aktivität betraf das Engagement der Ulmer Denkstätte für
die Aufstellung einer Gedenktafel am
Hinrichtungsort eines französischen
Zwangsarbeiters in der Gemeinde
Langenau bei Ulm. Die Ulmer Denkstätte Weiße Rose initiierte im Januar
2011 mit einer Gedenkveranstaltung
für den im April 1945 von der SS ermordeten Francis Bioret eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem unbequemen Thema der Ortsgeschichte.
Daraufhin bildete sich in Langenau mit
Unterstützung der Ulmer Denkstätte
und der evangelischen Kirchengemeinde Langenau eine Bürgerinitiative, die sich für die Aufstellung einer
Gedenktafel am Hinrichtungsort einsetzte. Nach der Zustimmung des Gemeinderats wurde die durch Spenden
von Langenauer Bürgern finanzierte
Gedenkplatte im April 2013 im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung aufgestellt.
Dr. Andreas Lörcher
45
10 Historisch-pädagogische Projekte
Schülerwettbewerb
„Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“
Zum 25-jährigen Bestehen der Weiße Rose Stiftung e. V. wurde für das Schuljahr 2012/13 in
Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale
für politische Bildungsarbeit der Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“
ausgeschrieben. Die Resonanz auf die Ausschreibung war überraschend groß: 29 Schülergruppen
setzten sich intensiv und kreativ mit der Thematik
der Weißen Rose auseinander. Im Frühjahr 2013
zeichnete eine Fachjury die besten Projekte aus.
Die Preisverleihung fand am 15. Juli im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus statt.
Dr. Sybille Krafft, Filmemacherin und Fernsehredakteurin, Isabella Schmid, Leitung der Bildungsprojekte
Bayerischer Rundfunk – Leitung Stiftung Zuhören,
Dr. Reiner Wenrich, Geschäftsstelle der Bayerischen
Museumsakademie, Katharina Willimski, Bayerische
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, und
Dr. Hildegard Kronawitter, Weiße Rose Stiftung e.V.,
wählten aus den 29 durchweg kreativen Wettbewerbsbeiträgen die besten Arbeiten aus. Am 16. Mai
fiel die Entscheidung auf fünf Arbeiten, die mit
einem ersten und einem zweiten Preis und mit drei
dritten Preisen prämiert wurden. Die Preisverleihung
am 15. Juli 2013 im Bayerischen Staatsministerium
für Unterricht und Kultus war ein gut besuchtes,
fröhliches Fest mit Laudationes, Vorführungen der
gekürzten Beiträge, Statements der Gewinner und
Übergabe der Urkunden mit den Geldpreisen.
Mit je einem dritten Preis wurden die Klasse 9b des
Feodor-Lynen-Gymnasiums in Planegg, die Schulradio AG der Mittelschule in Markt Indersdorf und die
Klasse 9d des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums in
Aschaffenburg ausgezeichnet.
Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse
des Feodor-Lynen-Gymnasiums in Planegg hatten
zusammen mit ihrer Lehrerin Katharina Eckl einen
Preisträger des
Feodor-Lynen-Gymnasiums
Planegg mit ihrer Lehrerin
Katharina Eckl
Preisträger der Mittelschule
Markt Indersdorf mit ihrer
Lehrerin Esther Held
46
Radiobeitrag erarbeitet. Sie nutzten
das Medium des Radios wie Laudator
Dr. Reiner Wenrich hervorhob, um
„in nachgespielten Szenen das große
Thema der Freiheit zu transportieren.
Man fühlt sich beim Zuhören für einen
Moment regelrecht in der Zeit zurückversetzt und ist den Protagonisten der
Weißen Rose ganz nah, glaubt ihre
Originalstimmen aber auch die ihrer
Peiniger zu hören.“ In Hörspielmanier
ließen sie Sophie Scholl, den damaligen Münchner Oberbürgermeister
Karl Fiehler und Adolf Hitler auftreten,
um die Ideologie des NS-Systems
und die Kritik an diesem hörbar zu
machen.
Die Schulradio AG der Mittelschule
Markt Indersdorf betitelte ihren Beitrag „Ihr seid nicht vergessen“. Unter
der Leitung von Esther Heldt recherchierten die Mitglieder der Schulradio
AG intensiv über die Weiße Rose
und vermittelten, was diese heute
für sie bedeutet. „Lebendiger und
authentischer kann die Auseinandersetzung mit Geschichte kaum sein.
Und wenn diese dann auch noch
dazu beiträgt, dass man seine eigene
Herkunft reflektiert und über aktuelle
gesellschaftliche Entwicklungen ins
Nachdenken kommt“, so Laudator Dr.
Reiner Wenrich, werde nachvollziehbar, welche besondere Bedeutung die
Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl für die jetzige junge Generation habe.
Einen weiteren dritten Preis erhielt
die Klasse 9d des Friedrich-DessauerGymnasiums in Aschaffenburg für ihren Film-Trailer zu Michael Verhoevens
Film über die Weiße Rose aus dem
Jahre 1982. In ihrer präzisen und sachlichen Kurzdokumentation zu Sophie
Scholl verbanden die Schülerinnen
und Schüler Sequenzen des Films mit
selbst geschriebenen Spielszenen
und intensiv eingesetzter Musik. Der
Zuschauer ist nah am Geschehen,
das Vergangene rückt scheinbar in die
Gegenwart. Mit Recht lobte Laudator
Dr. Wenrich diese absolut überzeu-
Zwei Schülerinnen des Friedrich-DessauerGymnasiums Aschaffenburg mit ihrem Lehrer
Andreas Markert und dem Laudator Dr. Reiner
Wenrich
gende Umsetzung des Themas: „Als
Jurymitglied zieht man den Hut vor
so viel Empathie der Schülerinnen
und Schüler, vor einem derart behutsamen Umgang mit diesem sensiblen
Thema und einer herausragenden intelligenten Vorgehensweise für diese
filmische Realisierung.“
Den zweiten Preis des Schülerwettbewerbs erhielten die Abiturienten Arian
Weber und Elias M´Baye des WilliGraf-Gymnasiums, betreut von Wolfgang Pommer für ihre Graphic Novel.
Die beiden Schüler, die unter anderem
begeisterte Fotographen sind, haben
Preisträger des Willi-Graf-Gymnasiums München mit ihrer Lehrerin Frau Grund, Frau Eckstein vom Elternbeirat und der Laudatorin
Katharina Willimski
Graphic Novel des Willi-Graf-Gymnasiums
die Geschichte der Weißen Rose ins
Bild gesetzt, ästhetisch überzeugend
und professionell. Umrahmt von
einem einleitenden und einem abrundenden Text, der in Schriftbild und
Farbgebung (Sepia) an die Ära des
Nationalsozialismus erinnert, werden
wichtige Szenen der Geschichte der
Weißen Rose in Form eines Comics
erzählt, die Figuren sind darin scherenschnittartig in verfremdete Fotographien gesetzt.
Anhand des Schicksals des Schulnamensgebers Willi Graf ist die Erstellung und Verteilung der Flugblätter, die
Entdeckung der Widerstandsgruppe
47
sowie der Prozess mit anschließender
Vollstreckung des Urteils in Bild und
Sprache eindringlich vermittelt. Als
Besonderheiten dieser Graphic Novel
hob die Laudatorin Katharina Willimski drei Punkte hervor: Die Figuren
sprechen nicht, sondern die Handlung
ist lediglich durch knappe Zwischentexte erläutert, was an die Technik des
Stummfilms erinnert. Außerdem sind
die Figuren nicht gezeichnet, sondern
als Fotos montiert. Drittens ist auch
der Hintergrund durch die sepiafarbene Colorierung verfremdet und
wirkt so eher wie ein Bühnenbild bzw.
eine Kulisse. Die beiden Abiturienten
haben das Thema somit innovativ
sowie künstlerisch überzeugend dargestellt.
Der erste Preis ging an die 23 Schülerinnen und Schüler der Ethikklasse 9
des Jakob-Brucker-Gymnasiums in
Kaufbeuren, die mit ihrer Lehrerin Eva
Schmidt einen Filmbeitrag zur Weißen
Rose gestalteten.
Szenen aus dem Filmbeitrag des JakobBrucker-Gymnasiums Kaufbeuren
Sie hatten sich im Rahmen ihres
Unterrichts zum Thema „Gewissen,
Gewissensentscheidungen, Gewissensmanipulationen“ intensiv mit
der Widerstandsgruppe Weiße Rose
auseinandergesetzt und gefragt,
was die Einzelnen so mutig und entgegen dem Zeitgeist handeln ließ.
In freier und eigenständiger Arbeit
entwickelten sie ein Drehbuch und
realisierten die Spielszenen, in denen auch näher auf die Biographien
einzelner Protagonisten der Weißen
Rose eingegangen wird. Eindringlich
und hervorragend gespielt insze-
Gewinner des ersten Preises
– die Ethikklasse des JakobBrucker-Gymnasiums Kaufbeuren mit ihrer Lehrerin Eva
Schmidt und der Laudatorin
Isabella Schmid
48
nierten sie Verhörszenen von Hans
und Sophie Scholl. Den historischen
Sequenzen stellten sie Ausschnitte
aus ihrem Schulalltag wie eine Unterrichtsdiskussion gegenüber. Den
geschichtlichen Hintergrund ließen
sie in Interviews von einem Lehrer
erläutern. Den assoziativen Charakter
ihres inhaltlichen Konzepts setzten die
Schüler mit einfacher Technik, nämlich
mit ihren eigenen Handykameras, um.
Die Laudatorin Isabella Schmid würdigte diesen herausragenden Beitrag
der multikulturell zusammengesetzten
Klasse. Er stelle eine filmisch äußerst
versierte und differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik dar.
Besonders interessant fanden sie und
die weiteren Jurymitglieder die Annäherung an das Widerstandsthema
über die Fragestellung von Gewissen
und Gewissensentscheidungen.
Die Erwartungen, die an den Wettbewerb gesetzt wurden, sind weit übertroffen worden. Besonders berührte
uns ein Dankesschreiben der Ethikklasse des Gymnasiums Kaufbeuren:
„Ich möchte mich, auch im Namen
der Klasse, noch einmal herzlich bei
Ihnen bedanken. Ihr Wettbewerb hat
uns die Möglichkeit gegeben, kreativen und aktivierenden Unterricht mit
einem gemeinsamen, motivierenden
Ziel zu gestalten. Allein die Ausschreibung des Schülerwettbewerbs war
für mich ebenso wie für die Klasse ein
großer Gewinn und wir werden noch
lange von dieser gemeinsamen Arbeit
profitieren, die in hohem Maß dazu
beigetragen hat, das Selbstvertrauen
und das Verantwortungsbewusstsein
der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Selbstverständlich freuen wir uns
darüber hinaus ganz besonders über
die große Anerkennung, die unser
Unterrichtsergebnis durch Ihre Jury
erhält.“
Aus einem Dankesschreiben von Eva
Schmidt, Jakob-Bruckner-Gymnasium
Kaufbeuren
SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte
Mit der Schriftenreihe „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ begründete die Weiße Rose Stiftung
e.V. 2011 eine Kooperation mit dem Kurt-HuberGymnasium Gräfelfing, um herausragende
Facharbeiten von Schülerinnen und Schülern des
Gymnasiums zu veröffentlichen. 2013 erschienen zwei weitere Hefte: „P-Seminar Exilliteratur
Konrad Merz“ und „Erinnern an Kurt Huber“.
„SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ wird von
der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit gefördert.
Das zweite Heft der Reihe dokumentiert erstmals
die Biografie des jüdischen Exilschriftstellers Konrad
Merz, der in Holland einige Jahre im Versteck überlebte. Schülerinnen und Schüler des Praxisseminars
von Dr. Marianne Ott-Meimberg hatten 2012 dessen
ungeordneten Nachlass im Literaturarchiv Marbach
aufgespürt und in einer kleinen Ausstellung sein
Leben nachgezeichnet. Das erste von Konrad Merz
1936 im Exil geschriebene und veröffentlichte Buch
„Ein Mann fällt aus Deutschland“ machte ihn bekannt. 1983 ehrte Konrad Merz in einem Beitrag zur
Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933 auch
die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Er setzte sich
sehr kritisch mit der Rolle der Universitäten, der Professorenschaft und der Studierenden in der NS-Zeit
auseinander und fährt fort: „Von großen Studentenaufständen aber ist mir – außer dem der großartigen
Geschwister Scholl und ihres Lehrers Huber in München – nichts bekannt.“
Das 80seitige Heft wurde am 20. Juni 2013 im KurtHuber-Gymnasium Gräfelfing präsentiert. Über Entstehung und Verlauf des Ausstellungsprojekts sprach
Dr. Marianne Ott-Meimberg auf unserer Lehrerfortbildung, siehe dazu S. 53.
Anlässlich des 120. Geburtstages von Prof. Kurt Huber luden Kurt-Huber-Gymnasium und Weiße Rose
Stiftung e.V. am 24. Oktober 2013 zur Präsentation
des dritten Bands „Erinnern an Kurt Huber“ mit
Schülerbeiträgen und einem ausführlichen Interview,
das Dr. Gregor Pelger mit Prof. Dr. Wolfgang Huber
führte. Nach der Begrüßung durch OStD Hendrik
Rehn und einer Einführung von Dr. Gregor Pelger
diskutierten Prof. Dr. Wolfgang Huber und OStD
Hendrik Rehn mit zwei SchülerInnen der 10. Klasse.
Die Moderation führte Dr. Hildegard Kronawitter.
v.l. Dr. Marianne Ott-Meimberg, Dr. Gregor Pelger,
Schülerin und Schüler des
Kurt-Huber-Gymnasiums,
Prof. Dr. Wolfgang Huber
und Dr. Hildegard Kronawitter
49
„Er ist ein Vorbild, weil er mutig war und nicht geschwiegen hat“, sagte Schüler Florian Gruber im Rahmen des Podiumsgesprächs. Sein Mitschüler Florian
Obereisenbucher warnte davor, bequem und gleichgültig zu werden, auch wenn man heute in einem
Rechtsstaat lebe. Kurt Huber habe viel zu verlieren
gehabt – seine Familie, seinen Beruf – und trotzdem
habe er das Wohl der Menschen über sein persönliches gestellt. Dies habe ihn beeindruckt. Aufzustehen und zu handeln, wenn man Unrecht sieht – dafür
steht der Name Kurt Huber.“
Süddeutsche Zeitung, Nr. 249,
28. Oktober 2013
„Eindrucksvoll vermitteln die Beiträge der Schülerinnen und Schüler, auf welch unterschiedliche Weise
sie sich dem Namensgeber der Schule nähern und
welche Fragen und Konsequenzen sich aus seinem
Lebensweg und seinem Eintreten gegen die mörderische NS-Diktatur für sie selbst ergeben. Auch das
ist ihren Beiträgen zu entnehmen: Kurt Huber, der
Musikwissenschaftler, Philosoph und Hochschullehrer, wird nicht als Idol von schwärmerischen Jugendlichen angenommen. Vielmehr fordert er die junge
Generation als Vorbild heraus und regt zu kritischem
Denken an sowie zu Wachsamkeit gegenüber Intoleranz und rassistischem Verhalten.
In diesem Heft wird noch eine weitere Perspektive
in den Blick genommen: Was bedeutet es für Familienmitglieder, wenn ein enger Angehöriger wegen
seines Widerstands vom NS-Staat ermordet worden
ist? Wie kann es gelingen, einen persönlichen Bezug
zu einem nahestehenden Menschen aufzubauen,
der öffentlich als historisches Vorbild erinnert wird?
In dem sehr persönlich gehaltenen Interview, das Dr.
Gregor Pelger mit Prof. Wolfgang Huber führte, bekommen wir einen Einblick, wie sehr sich der Sohn
auch der öffentlichen Erinnerung an seinen fernen
Vater verpflichtet weiß.“
Auszüge aus dem Grußwort von
Dr. Hildegard Kronawitter
50
Werkstattgespräche mit Schülern
Am 9. und 10. April begab sich Maren Gottschalk, Autorin der Jugendbiografie „Schluss. Jetzt werde ich
etwas tun. Die Lebensgeschichte
der Sophie Scholl“ zusammen mit
Schülern auf eine Reise zu Sophie
Scholl. In insgesamt vier Werkstattgesprächen in der Münchner Stadtbibliothek Hasenbergl brachte sie
ihnen die Geschichte Sophie Scholls
näher und diskutierte mit den einzelnen Klassen ihre Recherche zum
Buch. Zur weiteren Vertiefung bot
die Weiße Rose Stiftung e.V. Führungen zur Widerstandsgruppe in
der DenkStätte an. Eine Kooperation mit Maren Gottschalk und der
Münchner Stadtbibliothek.
Sandra Knösel, Maren Gottschalk und
Ursula Kaufmann
In diesem ersten gemeinsamen Kooperationsprojekt bekamen Schüler
und Schülerinnen ab der 8. Jahrgangsstufe die Möglichkeit, sich auf unkonventionelle Weise mit Sophie Scholl
zu beschäftigen. Maren Gottschalk
gelang es, die Schüler durch ihre lebhafte und spannende Erzählweise zu
begeistern. An ihren Kenntnisstand
anknüpfend, vermittelte sie den Jugendlichen, was es bedeutet, sich
einer historischen Figur anzunähern,
die heute zur Ikone des Widerstands
geworden ist. Wer verbirgt sich hinter ihrem heldenhaften Widerstand?
Maren Gottschalk setzte sich mit den
Schülern das Ziel, den Menschen hinter dem Mythos zu entdecken. Wie
das geschehen kann, welche Möglichkeiten es gibt und welche Hürden
überwunden werden müssen, das
schilderte sie in packender Weise.
SchülerInnen der SchlaU Schule im Lichthof
der LMU
Und wer waren neben Sophie Scholl
die anderen Studenten der Weißen
Rose, in welchem Verhältnis standen
sie zueinander, wer schrieb die ersten Flugblätter, wer verteilte sie in
anderen deutschen Städten? Über
die Hintergründe, Motive, Aktionen
und Verhaftungen konnten sich die
Schülerinnen und Schüler der SchlaU
Schule (Schule für junge Flüchtlinge in
München), des St. Anna-Gymnasiums
und des Gymnasiums Ottobrunn in
anschließenden Führungen durch die
Ausstellung informieren. Gerade nach
dem Werkstattgespräch mit Maren
Gottschalk war es für sie beeindruckend, im Lichthof der Universität zu
stehen. Dort hatte Sophie Scholl Flugblätter vom zweiten Stock hinuntergeworfen. Sich den darauf folgenden
dramatischen Moment ihrer Festnahme vorzustellen, bleibt im Gedächtnis.
Wir danken der Autorin Maren Gottschalk und der Münchner Stadtbibliothek für die gelungene Kooperation.
51
Kooperation mit dem Theater
Eukitea
Am 6. Oktober gastierte das Theater EUKITEA mit der beeindruckenden Inszenierung „Sophie
Scholl – Innere Bilder“ im Lichthof
der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Dieser Abend war der
Auftakt für weitere Veranstaltungen
an Schulen, die in Kombination mit
dem Theaterstück bis auf weiteres
die Möglichkeit erhalten, unsere
Wanderausstellung auszuleihen.
Die geplanten 60 Aufführungen
an baye­rischen Schulen werden
vom Kulturfonds Bayern, der Kurt
und Felicitas Viermetz Stiftung und
der Stiftung Erinnerung Lindau
unterstützt und 2014 fortgesetzt.
Gemeinsam erarbeiteten die Schauspielerin Sandra Pagany und der
Theaterleiter Stephan Eckl das Stück
aus Tagebucheinträgen und Briefen
der jungen Widerstandskämpferin, so
dass 95 Prozent der Texte der Originalsprache Sophie Scholls entsprechen.
In starken Bildern und mitreißenden,
poetischen Texten zeigt die Inszenierung mit der Sophie Scholl Darstellerin Sandra Pagany das Leben dieser
„ganz normalen“ jungen Frau, die
durch ihren Mut und ihre Sehnsucht
nach Freiheit und Sinn zur herausragenden Gestalt wurde.
Unsere Wanderausstellung bietet eine
ideale Ergänzung zum Theaterstück
„Sophie Scholl – Innere Bilder“. Das
Theaterstück wirft Fragen nach den
freundschaftlichen Verbindungen innerhalb der Weißen Rose auf, ihren
gemeinsamen Widerstandsaktionen
und ihrem Schicksal, die anhand der
Ausstellung vertieft und beantwortet
werden können.
Am 14. November 2013 verlieh die
„Stiftung Erinnerung Lindau“ dem
Theater EUKITEA den Marion-SamuelPreis für „Sophie Scholl – Innere
Bilder.“ Diese Auszeichnung wird an
Personen oder Institutionen verliehen,
die sich „auf besonders wirkungsvolle Weise gegen das Vergessen,
Verdrängen und Relativieren der von
Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen
wenden“.
In seiner Dankesrede erläuterte Stephan Eckl, warum er in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Sandra
Pagany und seinem Kollegen Claudio
Raimondo das Stück entwickelte: „Es
ist EUKITEA ein tiefes Anliegen, diese charismatische Gestalt für junge
Menschen unserer Zeit sichtbar und
nacherlebbar zu machen. Um aus dieser Erinnerung neuen Schwung und
Motivation für die eigene Lebensgestaltung zu erlangen. Sich einzusetzen
für Offenheit und menschliches Miteinander und die Augen zu öffnen für
das Wunderbare dieser Welt.“
Unser gemeinsames Projekt startete
im Gymnasium Diedorf und in der
Fachoberschule Augsburg. Anschließend waren Theaterstück und Ausstellung in der Realschule Zusmarshausen, im Gymnasium Königsbrunn und
im Gymnasium Krumbach zu sehen.
Das Theater EUKITEA ist ein freies,
professionelles Theater mit Sitz und
Theaterhaus in Diedorf bei Augsburg
sowie einem Projektbüro in Berlin.
Weiter Informationen unter www.
eukitea.de. Bei Interesse können sich
die Schulen direkt mit dem Theater
Eukitea, Tel. 08238 9647430 in Verbindung setzen.
52
Lehrerfortbildungstag
Die diesjährige Lehrerfortbildung fand am 22. Oktober in der DenkStätte Weiße Rose in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale
für politische Bildungsarbeit statt. Thema der
Fortbildung war dieses Jahr eine Schreibwerkstatt mit Jugendlichen, die Erarbeitung eines Ausstellungprojekts zu einem Exilschriftsteller und
das pädagogische Angebot des Literaturarchivs
Marbach. 18 Lehrer von bayerischen Gymnasien,
Mittelschulen und Realschulen hörten dazu drei
interessante Vorträge und diskutierten intensiv in
Bezug auf ihre eigene schulische Praxis.
Unter der Überschrift seiner Schreibwerkstatt für
Jugendliche „Gedenken lässt sich nicht verordnen
– Schüler finden eigene Worte für das Unaussprechliche“ referierte Frank Griesheimer, freier Kinder- und
Jugendbuchlektor, über das Konzept seiner Schreibwerkstatt, die er in der Internationalen Jugendbiblio­
thek München anbietet. Mit der Schreibwerkstatt
sollen die Schüler die Gelegenheit erhalten, frei
von Konditionierungen ihren eigenen Zugang zu Erinnern und Gedenken zu finden. Die Jugendlichen
haben nach einer Führung in der KZ-Gedenkstätte
Dachau die Möglichkeit, sich mit ihren persönlichen
Eindrücken an einem neutralen Ort wie der Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg schriftlich auseinanderzusetzen. Dafür bekommen sie zunächst die
Aufgabe, spontan ein Wort, mit dem sich ihre Eindrücke verdichten lassen (Ort, Gefühl, Abstraktum etc.),
zu notieren. Anschließend schreiben sie dazu aus
frei wählbarer Perspektive einen „Brief aus Dachau“,
alternativ ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte. Im
Anschluss können die Schüler ihre Texte freiwillig
vortragen. Jetzt werden besonders die verdeckten
Aussagen des Subtexts besprochen. Alle Texte werden in der Jugendbibliothek archiviert.
Nach den Erfahrungen des Projektleiters Frank Grießheimer werde gerade im kreativen Moment des
Schreibens etwas „begriffen“, historische Fakten in
einen emotionalen Kontext gebracht, das Erfahrene
durch das Schreiben intuitiv reflektiert. Immer wieder
würden in der Schreibwerkstatt große Fragen aufgeworfen: Wie wird man Täter? Wie fühlt man sich als
Opfer? Was bedeutet Lager und KZ für den Häftling?
Oder gegenwartsbezogen: Wo gibt es heute rechtsfreie Räume, Entwürdigung, Ausgrenzungen, rechtsextremistische Entwicklungen in der Gesellschaft?
Im Anschluss entwickelte sich zwischen dem Referenten und den Teilnehmern der Fortbildung eine
lebhafte Diskussion über das pädagogische Konzept
53
und die einzelnen Schritte der Umsetzung. Unbestritten blieb, dass die direkte Nachbearbeitung
eines Gedenkstättenbesuches und die emotionale
Verarbeitung durch das Schreiben eine wichtige Ergänzung zum eher kognitiven Gedenkstättenbesuch
bilde.
Dr. Marianne Ott-Meimberg stellte ihr Ausstellungsprojekt eines P-Seminars am Kurt-Huber-Gymnasium
Gräfelfing vor, das sie über den Exilschriftsteller Konrad Merz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Literaturarchiv Marbach durchführte. Nach vorausgegangenen Recherchen zum Thema Exilliteratur
besuchten acht Schüler ihres P-Seminars in Deutsch
das Literaturarchiv in Marbach. Dort entdeckten sie
in zahlreichen Kartons den Nachlass von Konrad
Merz, der 1933 von Berlin nach Holland emigrierte
und sich in den Jahren seiner höchsten Gefährdung,
deportiert zu werden, in einem Wandschrank versteckt hielt. Dieser Fundus inspirierte die Schüler zur
Entscheidung, eine Ausstellung über Konrad Merz zu
erstellen.
Lebhaft berichtete Dr. Marianne Ott-Meimberg, wie
sich das Projekt langsam konkretisierte, eine Arbeitsaufteilung unter den Schülern notwendig machte
und weitere Recherchen zum Autor, seinen Werken
und den historischen Hintergründen erforderte. In
weiteren Schritten wurden ein Zeit- und Finanzplan
erstellt, Faksimile in Auftrag gegeben und der Ausstellungsort im Bürgerhaus Gräfelfing festgelegt.
Dann wurden Vitrinen besorgt und gestaltet, Ausstellungstexte, Bildunterschriften und Pressemitteilungen geschrieben, Banner, Flyer und Einladungen
für die Eröffnung gedruckt.
Das Ergebnis des erfolgreichen P-Seminars wurde
in überarbeiteter Form, mit Einführungstexten und
Grußworten ergänzt, als Heft 2 der „SchülerArbeiten
zur Zeitgeschichte – Konrad Merz“ veröffentlicht.
Nach einer Vorstellung der umfangreichen Sammlungen des Literaturarchivs Marbach stellte der Archivmitarbeiter Johannes Kempf das dortige pädagogische Angebot vor: Im Jungen Exilmuseum können
die Schüler selbst virtuelle Ausstellungen gestalten,
indem sie in Archiven forschen, Exponate finden und
kommentieren oder sich mit anderen Projekten vernetzen und den vorhandenen Ausstellungen eigene
Themen und Perspektiven hinzufügen. Damit dieses
Ziel erreicht wird und ein lebendiges Museum entsteht, braucht es immer wieder Schüler und Lehrer,
die ein Projekt für das Junge Exilmuseum realisieren
möchten.
54
Moses Ancselovics lebt!
Unter dem Ausstellungstitel „weiterLeben – das Schicksal der 13 geretteten jüdischen KZ-Häftlinge von
Ergoldsbach“ recherchierte der
Geschichtsarbeitskreis Ergoldsbach
2011 in Zusammenarbeit mit der
Weiße Rose Stiftung e.V. die Biografien der 13 Geretteten, die Ende
April 1945 auf dem Todesmarsch
von den Polizisten Josef Kimmerling und Max Maurer sowie der
Bäuerin Anna Gnadl versteckt wurden und so überlebten. Moses An­
cselovics war einer von ihnen. Bisher war sein weiterer Lebensweg
unbekannt. Nun meldete sich seine
Tochter mit der Nachricht, er lebe
heute, 85 Jahre alt, in Michigan,
USA. Dr. Gerhard F. Strasser vom
Geschichtsarbeitskreis berichtet:
Im Sommer 2013 geschah plötzlich
etwas, was niemand mehr erwartete:
Auf der Google-Suche zum Thema Holocaust stieß Mrs. Marilyn Newman,
die Tochter von Moses Ancselovics –
oder Moritz Angel, wie er jetzt heißt –
auf die englische Version der ersten
Ergoldsbacher Ausstellung, die 2009
an der Pennsylvania State University
gezeigt wurde. Dadurch erhielt sie
meine Email-Adresse und teilte mir
zunächst nur kurz mit, dass ihr Vater
am Leben sei – wohl als Letzter der
13 Geretteten. Bald darauf konnte ich
mit Moritz Angel in Portage, Michigan,
ein langes Telefongespräch führen.
Neben meinem Gedächtnisprotokoll
hat ein ähnlicher, von Mrs. Newman
übermittelter Bericht das Leben ihres
Vaters dokumentiert, der im Alter von
nicht einmal 15 Jahren den Todesmarsch aus Buchenwald überlebte.
Sechs Überlebende aus
Ergoldsbach, unter ihnen
Moses Ancselovics (3.v.r.)
Moses Ancselovics teilte mir mit,
wie er nach seiner Rettung von Anna
Gnadl mit Brot und Kartoffel-Eintopf
versorgt wurde, ehe er monatelang in
Kliniken zu Kräften kam.
Wichtig war für uns, wie sein Leben
nach 1947 verlief. Nun wissen wir,
warum Moses Ancselovics Ende
1947 urplötzlich aus Ergoldsbach ver­
schwand: Im Mai, bei einer Straßenkontrolle empfahl ihm ein US-Captain,
nach Prien zu fahren, wo eine Engländerin für eine von Eleanor Roosevelt
gegründete Organisation Jugendliche
unter 18 auf die Auswanderung in die
USA vorbereiten sollte. Da Moses
der Information nicht ganz vertraute,
verabschiedete er sich in Ergoldsbach
nicht, weil er nicht wusste, ob er nicht
zurückkehren müsste.
Doch es traf alles zu – Moses musste
lediglich noch einmal im Oktober nach
Ergoldsbach, um einen Stempel für
sein Visum zu erhalten. Anfang 1948
kam er in New York an, zog aber ins
Landesinnere nach Cleveland (Ohio),
wo er in einem Waisenhaus aufgenommen wurde und zur Schule gehen
konnte, ehe er mit 18 auf sich allein
gestellt war und zu arbeiten begann.
Bald lernte er seine Frau Genia kennen – auch eine KZ-Überlebende –,
wartete aber, bis er 22 Jahre alt war,
um zu heiraten. Vier Monate danach
wurde er auf 2 Jahre eingezogen,
musste jedoch nicht nach Korea und
konnte sogar 1953-54 nach Hanau
beordert werden. Nach seiner Entlassung fand er eine Stelle in einer
Bekleidungsfirma, wo er es zum Vorarbeiter brachte, ehe er in Rente ging.
Genia und er haben zwei Kinder: Ihr
Sohn ist Arzt, ihre Tochter war Leiterin
einer nicht-staatlichen Organisation.
55
Hochzeitsfoto von
Moses Ancselovics/
Moritz Angel, 1952
Leider kann Moritz Angel aus gesundheitlichen
Gründen der von Ergoldsbach ausgesprochenen Einladung nicht mehr folgen, die Stätte seiner Rettung
noch einmal zu besuchen. Seine Tochter und weitere
Familienmitglieder jedoch planen, im April 2015
zum 70. Jahrestag der Rettung ihres Vaters zu einer
Gedenkfeier zu kommen, und werden eine VideoGrußbotschaft von Moses Ancselovics mitbringen,
der den vielen Ergoldsbachern von Herzen für all das
Gute dankt, was sie ihm in jenen zwei Jahren zuteil
werden ließen.
Dr. Gerhard F. Strasser
„Ich war in Buchenwald Anfang April 1945 und von
dort bin ich dann in einem Transport von 1.600 men
weggegangen. Alle 1.600 waren Juden. Die meisten
von denen waren Polen, aber es waren viele Ungarn
und andere.
Ich war im selben Transport wie Danzinger, Rubin,
Melziewski [Melczerski]. Wir wurden von der SS
bewacht. (…) Wir sind über Nacht in Oberlindhart
geblieben und alle Häftlinge haben in einer Scheune
geschlafen.
Da war eine große Explosion und alle Häftlinge wurden herausgerufen, um weiter zu marschieren. Ich
war unter Stroh versteckt. Ich bin dort gelegen, bis
alle weg gegangen sind. Später ist mein Kamerad
Melziewski gekommen, welcher auch entsprungen
ist von dem Transport, und hat mich aus der Scheune
herausgetragen, weil ich so schwach war, ich konnte nicht gehen. Wir wurden von einem Polizeimann
namens Maurer verhaftet. Dieser Polizeimann versteckte mich in der Arrestzelle, bis die Amerikaner
kamen. Ich habe so viel Gewicht am Marsch verloren, weil ich so wenig zum Essen bekommen habe.
(…)
Von der Zeit, als wir Buchenwald verlassen haben
und bis wir hierher nach Oberlindhart kamen, hat die
SS ungefähr 1.200 Leute von dem Transport erschossen.“
Zeugenaussage von Moses Ancelovics,
US Besatzungsbehörde, 6. September 1945
56
11 Internetpräsenz
Über unsere Homepage (weisse-rose-stiftung.de),
über Facebook (facebook.com/WeisseRoseStiftung), das „Netzwerk Weiße Rose“ (weisse-rosestiftung.de/netzwerk) und unseren Newsletter
erreichen wir Interessierte in großer Zahl.
Die Homepage der Weiße Rose Stiftung e.V. ist nach
wie vor ein bedeutendes Element unserer OnlineKommunikation. Über sie stellen wir eine Vielzahl von
Texten über die Widerstandsgruppe zur Verfügung,
informieren über aktuelle Veranstaltungen, über die
Dauerausstellung in der DenkStätte Weiße Rose,
Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, unseren
Ausstellungsverleih und vieles mehr. Allein im Januar
2014 zählten wir 3679 Besucher auf der Homepage.
Das Netzwerk Weiße Rose dient bevorzugt als Plattform für Schulen, die sich mit Projekten zur Weißen
Rose auseinandergesetzt haben und das Ergebnis
ihrer Arbeit kommunizieren wollen. Im Sinne von
„best practice“ sind zahlreiche Projekte eingestellt,
die anderen eine Anregung sein können. Als Beispiel
sei hier auch das Protokoll unserer letzten Lehrerfortbildung und die darin vorgestellte Idee einer Schreibwerkstatt genannt.
Auf Facebook zählen wir mittlerweile über 1.500
Freunde aus 45 verschiedenen Ländern. Die meisten
unserer Fans kommen aus Deutschland (1.104), aus
den USA (105), aus Österreich (50) und aus Italien
(43). Die Geschlechterverteilung entspricht mit 46 %
Frauen und 54 % Männern dem Durchschnitt aller
Facebook-Nutzer. Die meisten unserer Freunde (92
%) sind zwischen 18 und 54 Jahre alt. In dieser Gruppe konnten wir vor allem Personen zwischen 25 und
44 Jahren gewinnen.
Auf Facebook posten wir in kurzen Abständen Nachrichten zu aktuellen Veranstaltungen, wichtigen
Gedenktagen, Schülerprojekten oder zu Neuerscheinungen. Die Meldungen zu Leben und Wirken der einzelnen Protagonisten der Weißen Rose, die wir zu deren Geburts- und Todestagen veröffentlichen, werden
von unseren Freunden am meisten „geliked“. Ein aussagekräftiges Foto rundet schließlich jedes Posting ab.
Neben den Beiträgen, die wir verfassen, bekommen
wir auch einzelne Anfragen von Nutzern, zum Beispiel
über die nächsten Ausstellungstermine in den USA.
Einen traditionelleren Weg gehen wir weiterhin mit
unserem vierteljährlichen Newsletter, der eine Vorschau auf die Aktivitäten der folgenden Monate gibt.
Aktuell verschicken wir ihn an 872 Email-Adressen.
Wenn auch Sie über unseren Newsletter informiert
werden möchten, schreiben Sie bitte eine kurze
E-Mail an [email protected].
57
12 Neuerscheinungen
Bernd Aretz
Sophie Scholl. Ein Lebensbild
Verlag Neue Stadt
München 2013
Igor Chramow (Hrsg.)
Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle
Februar-März 1943
Orenburg 2013
2. Auflage der zweisprachigen Edition der GestapoVerhörprotokolle von Alexander Schmorell. Vorwort
von Prof. Dr. Wolfram Wette
Igor Chramow
Die russische Seele der Weißen Rose
Helios Verlag
Aachen 2013
Deutsche Übersetzung der 2001 erschienenen russischen Biographie zu Alexander Schmorell. Vorwort
zur deutschen Ausgabe von Dr. Hans-Jochen Vogel,
Bundesminister a.D.
Einsichten und Perspektiven – Periodika der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit,
Themenheft 1/2013 zur Bedeutung der Widerstandsgruppe Weiße Rose und den Anforderungen an heutige Erinnerungsarbeit in Kooperation mit der Weiße
Rose Stiftung e.V.
Gregor Fernbach (Hrsg.)
Vergesst Gott nicht! Leben und Werk des heiligen
Alexander (Schmorell) von München
Edition Hagia Sophia
Wachtendonk 2013
Heinrich Kanz (Hrsg.)
Josef Gieles: Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose
2. Auflage
Peter Lang Verlag 2013
Karsten de Riese
Von Vätern und Söhnen. Geschichten zwischen Generationen. Mit einem Essay von Rainer Stephan.
Knesebeck
München 2013
Peter Selg
Alexander Schmorell 1917 - 1943. Der Idealismus der
Weißen Rose und das geistige Russland
Verlag des ITA Wegman Instituts
Stuttgart 2013
Hermann Vinke
Cato Bontjes van Beek. Ein Portrait.
Neuausgabe zum 70. Todestag von Cato Bontjes van
Beek
Arche Verlag
Hamburg 2013
58
13 Wir erinnern dankbar
Liselotte Fürst-Ramdohr
Sie verstarb im Mai 2013 kurz vor ihrem hundertsten
Geburtstag in Starnberg. Durch ihre Freundschaft zu
Alexander Schmorell wurde Liselotte Fürst-Ramdohr
eine wichtige Zeitzeugin der Weißen Rose. Im November 1942 vermittelte sie für Hans Scholl und
Alexander Schmorell den Kontakt zur Berliner Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Wie auch Nikolaj Hamazaspian verhalf sie Alexander Schmorell zur Flucht.
Lilo Fürst-Ramdohr wurde am 2. März 1943 verhaftet, aus Mangel an Beweisen jedoch wieder freigelassen. 1995 veröffentlichte sie ihre Erinnerungen
mit dem Titel „Freundschaften in der Weißen Rose“.
Nikolaj Hamazaspian
Er verstarb Anfang Oktober mit 92 Jahren in München und wurde nach russisch-orthodoxem Ritus auf
dem Friedhof am Perlacher Forst beigesetzt. Jahrzehntelang berichtete er in Zeitzeugengesprächen
und auf Veranstaltungen über seine Erinnerungen an
Alexander Schmorell und den Widerstand der Weißen Rose. Am 25. Februar 1943 war Nikolaj Hama­
zaspian auf Grund seiner Verbindungen zu Schmorell
von der Gestapo in München verhaftet und über
mehrere Tage verhört worden. Anfang Januar 1944
wurde er erneut festgenommen und bis zum Ende
des Krieges in einem Zuchthaus in Wien interniert.
Dieter Sasse
Über viele Jahre war der Halbbruder von Christoph
Probst Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. Die
Sehstation in der DenkStätte Weiße Rose gibt die
Möglichkeit, Ausschnitte aus einem Interview mit
ihm über Christoph Probst anzuhören. Auch im Dokumentarfilm von Katrin Seybold „Die Widerständigen“
kommt er eindrücklich zu Wort.
Walter Jens
Der Schriftsteller, Wissenschaftler und Akademieleiter Walter Jens ist verstorben. Die Weiße Rose
Stiftung e.V. durfte ihn lange Jahre als Mitglied wertschätzen.
59
14 Kurznachrichten um die Weiße Rose
Wilhelm-Hoegner-Preis für die Weiße Rose Stiftung e.V.
Der Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Fraktion im
Bayerischen Landtag wurde in diesem Jahr an das
Bayerische Bündnis für Toleranz, den Verein Gegen
Vergessen - für Demokratie und an die Weiße Rose
Stiftung e.V. verliehen.
Angesichts des 80. Jahrestages der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden damit drei Organisationen gewürdigt, deren Engagement beispielhaft für Schutz und Wahrung der Demokratie sowie
für die Verteidigung der Freiheits- und Bürgerrechte
stehen. Die Laudatio hielt Oberbürgermeister Christian Ude.
Bayerischer Verdienstorden für
Dr. Hildegard Kronawitter
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer
überreichte der Vorsitzenden der Weißen Rose Stiftung e.V. und 49 anderen bayerischen Persönlichkeiten am 3. Juli den Bayerischen Verdienstorden
u.a. für ihre "ehrenamtliche Arbeit in der Gestaltung
und Weiterentwicklung humanitärer Ziele und Dienste zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger".
Max Maurer Straße in Regenstauf
Am 14. Juni 2013 wurde im neuen Baugebiet Marktlehenfeld eine Straße nach Max Maurer benannt. Im
Beisein der Angehörigen, enthüllten Dr. Hildegard
Kronawitter, Bürgermeister Siegfried Böhringer,
Polizeipräsident Rudolf Kraus und der Initiator der
Namensgebung Fred Wiegand das Straßenschild. Dr.
Hildegard Kronawitter sprach ein Grußwort.
60
Zusammen mit dem Geschichtsarbeitskreis Ergoldsbach hatte die Weiße Rose Stiftung e.V. 2006 die
Ausstellung „Das hätte doch jeder getan“ erarbeitet
und Max Maurer bekannt gemacht. Der gebürtige
Regenstaufer war 1935 bis 1946 Polizist in Ergoldsbach. Dort gelang es ihm kurz vor Kriegsende 1945
gemeinsam mit dem Polizisten Josef Kimmerling
und der Bäuerin Anna Gnadl, 13 Juden, die auf dem
Todesmarsch vom KZ Buchenwald am 26. April in der
Nähe von Ergoldsbach durchzogen, das Leben zu retten. Ein Überlebender von ihnen, John Weiner, setzte
sich dafür ein, dass Max Maurer 1997 in Yad Vashem
als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde. Mit
der Straßenbenennung ehrte ihn nun auch sein Geburts- und späterer Wohnort Regen­stauf.
Französischsprachige Materialien
Philipp Noble hat die Flugblätter der Widerstandsgruppe Weiße Rose ins Französische neu übersetzt.
Dr. Hildegard Kronawitter und Prof. Wolfgang Huber
bedankten sich bei ihm und Raoule Mille vom Institut
Français, das die Übersetzung maßgeblich unterstützte. Dank der Finanzierung durch den Förderverein
für das NS-Dokumentationszentrums München e.V.
konnte der französischsprachige Ausstellungskatalog
neu gedruckt werden. Pünktlich lag er zur Eröffnung
der Wanderausstellung in Oradour-sur Glane vor.
v.l. Prof. Wolfgang Huber,
Philipp Noble, Dr. Hildegard
Kronawitter und Raoule Mille
Amnesty International protestiert gegen die Todesstrafe
Am 70. Todestag von Hans und Sophie Scholl und
Christoph Probst protestierte Amnesty International
München am Englischen Garten gegen die Todesstrafe. 300 weiße Rosen wurden an die Passanten
61
verteilt, die in Erinnerung an die Widerstandsgruppe
Weiße Rose den Protestaufruf unterstützten. „Ein
Blick in unsere jüngste Geschichte verpflichtet“, so
Sabine Rube von Amnesty.
DENKStättenkuratorium Weiße Rose e.V.
Weingarten
In Oberschwaben wurden weitere Gedenkorte in
den Erinnerungsweg einbezogen. Der neue Internet­
auftritt http://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de/de/
erinnerungswege.html informiert übersichtlich und
ausführlich über die laufenden Aktivitäten des Kuratoriums und des Studentenwerks Weiße Rose e.V. in
Weingarten und erinnert an Menschen aus dem Widerstand im Baden-Württembergischen, denen sich
das DenkStätten­kuratorium verpflichtet fühlt. Die
Weiße Rose Stiftung e.V. ist Mitglied im Kuratorium.
Klingende Erinnerung - die Weiße Rose Orgel ist
restauriert
Im Zusammenhang mit der Renovierung des Lichthofs der LMU wurde die 1961 eingebaute Weiße
Rose Orgel restauriert. Am 20. Juli, dem Gedenktag
an das gescheiterte Attentat auf Hitler, wurde sie
nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder bespielt.
Dieses erste Konzert wurde vom Zentrum Seniorenstudium der LMU mit Unterstützung der Weiße Rose
Stiftung e.V. veranstaltet. Weitere Konzerte folgten.
62
Namenslesung in Erinnerung an die Reichspogromnacht
Die Weiße Rose Stiftung e.V. beteiligte sich mit den
Vorstandsmitgliedern Dr. Hildegard Kronawitter und
Prof. Wolfgang Huber an der Namenslesung zum
Gedenken an den 75. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938. Zusammen mit
zahlreichen Münchnern lasen sie am Gedenkstein
der ehemaligen Hauptsynagoge in der Herzog-MaxStraße. Dr. Hildegard Kronawitter bereitete in der
Arbeitsgruppe das „Gedenken an den 9. November
1938“ mit vor.
Auftrag des Erinnerns
Die Münchner katholischen Studen­tenverbindungen
Moenania und Alemania luden Dr. Hildegard Kronawitter als Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung
e.V. jeweils zu einem Vortrag in Ihr Haus ein. Vor
zahlreichen Mitgliedern referierte sie zum Thema
„70 Jahre Weiße Rose – Erinnerung und Auftrag“
mit anschließender lebhafter Diskussion.
Weiße Rose i-Punkt Forchtenberg
Seit 10 Jahren leistet Renate Deck in der Weiße
Rose Gedenkstätte im Würzburger Tor von Forchtenberg intensive Erinnerungsarbeit. Forchtenberg ist
die Geburtstadt von Sophie Scholl, die Familie lebte
dort, bis sie 1930 nach Ludwigsburg und dann nach
Ulm zog. Am 9. Mai wäre Sophie Scholl 92 Jahre alt
geworden. „Augenblicke ins Wesentliche“ hieß ein
Rundgang, den Renate Deck zum 92. Geburtstag
Sophie Scholls anbot. Zum 95. Geburtstag von Hans
Scholl bot sie in Langenburg einen Spaziergang an,
der sich auf Spurensuche der Freundschaft zwischen
Lisa Remppis und Hans und Sophie Scholl begab.
Liturgie in der Russisch-Orthodoxen Kathedral­
kirche München für Alexander Schmorell
Mit einem feierlichen Pontifikalamt und einer Prozession zum Friedhof am Perlacher Forst haben Münchens russisch-orthodoxe Christen am 13. Juli Alexander Schmorells gedacht. Die russisch-orthodoxe
Kirche in Deutschland hat Schmorell 2012 heiliggesprochen.
Glaube und Widerstand
Auf dem diesjährigen Dies Academicus am 1. Juli
der beiden theologischen Fakultäten und der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der
LMU München stand die Veranstaltung anlässlich
des 70. Jahrestages der Weißen Rose unter dem
Leitthema „Glaube und Widerstand“. Der Vortrag von
Prof. Dr. Konrad Hilpert wird 2014 in einem Band von
LMUniversum veröffentlicht.
63
Geschwister-Scholl-Preis 2013 für Otto Dov Kulka
Otto Dov Kulka, israelischer Histo­riker und em. Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität
von Jerusalem, erhielt am 18. November 2013 den
Geschwister-Scholl-Preis. Die besondere Würdigung
der Jury galt seinem Buch „Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der
Erinnerung und der Vorstellungskraft“, das bei der
Deutschen Verlagsanstalt (DVA) erschienen ist.
Die Laudatio hielt die Historikerin Dr. Susanne Heim
vom Institut für Zeitgeschichte München, die den
Preisträger seit zwei Jahrzehnten aus gemeinsamer
Forschungsarbeit kennt.
Otto Dov Kulka wurde 1933 in der Tschechoslowakei
geboren und überlebte als Kind das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1949 lebt er in Israel.
„Nach der Weißen Rose“ –
Erinnerungen der Schriftstellerin Ilse Aichinger
Wir danken der Germanistin Christine Ivanovic für
ihre bibliophile Veröffentlichung „Ilse Aichinger in
Ulm“, die sie uns bei ihrem Besuch in der DenkStätte
überreichte. Die bebilderte kleine Ausgabe, die u.a.
die frühe Erinnerung Ilse Aichingers an die Weiße
Rose dokumentiert, ist in der Marbacher Reihe SPUREN 2011 erschienen.
64
15 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und
ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Der Vorstand
Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende (ehrenamtliche
Geschäftsführung)
Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender
Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender (Schatzmeister)
Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender
Die Mitglieder
Joachim Baez, Heinz Beumer, Jörg Busenbender, Dr. Igor
Chramow, Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, Karin Friedrich,
Thomas Guckenbiehl, Heiner Guter, Dr. Klaus Hahnzog, Dr.
Hildegard Hamm-Brücher, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Dr.
Thomas Kiepe, Dr. Hildegard Kronawitter, Dr. Traute LafrenzPage, Dr. Silvester Lechner, Prof. Dr. Hans Mommsen,
Franz J. Müller, Dr. David Müller, Jula Müller, Britta MüllerBaltschun, Johannes Nebmaier, Christa Nickisch, Christian
Petry, Dr. Werner Rechmann, Dr. Rachel Salamander, Prof.
Dr. h.c. Klaus Saur, Dr. Christof Schmid, Heino Seeger, Frank
Trümper, Winfrid Vogel, Christian Vorländer, Prof. Dr. Michael
Wyschogrod
Der Beirat
Joachim Baez, Karin Friedrich, Dr. Klaus Hahnzog (Vorsitzender), Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Charlotte
Knobloch, Prof. Dr. Hans Mommsen, Prof. Dr. Heribert
Prantl, Dr. Rachel Salamander (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr.
h.c. Klaus Saur (stellv. Vorsitzender), Dr. Christof Schmid,
Markus Schmorell, Dr. Ludwig Spaenle, Alexander Stuwe,
Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze, Erwin Teufel, Christian Ude,
Dr. Michael Verhoeven, Dr. Hans-Jochen Vogel, Winfrid
Vogel, Dr. Beatrice von Weizsäcker
MitarbeiterInnen (in Teilzeit)
Christine Fiala-Köfer: Finanzen und Verwaltung
Ursula Kaufmann: Einzelausstellungen, pädagogische
Projekte, Besucherbetreuung, Kommunikation
Sandra Knösel: Ausstellungsverleih, Netzwerk Weiße Rose,
Facebook
Aurora Bergmaier: ab November 2013 Mitarbeit im Büro
Ulrich Müller: Archiv, Führungen
Markus Kirchner: studentische Aushilfe
PraktikantInnen: Aurora Bergmaier, Markus Kirchner, Yasmin
Utida
Freiberufliche Mitarbeiterinnen: Angelika Kretschmann,
Annette Scholz, Stefania Zuber
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte Weiße
Rose: Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von
Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann,
Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner und Brigitte Schmid
Vereinsregister Amtsgericht München VR 12214
Finanzamt München Steuer-Nr. 143/224/40546
Die Weiße Rose Stiftung e. V. ist zur Entgegennahme von
Spenden und Bußgeldern gemäß Körperschaftssteuerbescheid vom 12.1.2012 berechtigt.
Spenden werden für die satzungsgemäßen Aufgaben verwendet.
Spendenkonto und Bankverbindung:
Stadtsparkasse München
IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85
BIC: SSKMDEMM
65
Beitrittserklärung
Weiße Rose Stiftung
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
D-80539 München
Telefon 0 89 / 2180-5359, 2180-5678
Telefax 0 89 / 2180--5346
E-Mail [email protected]
www.weisse-rose-stiftung.de
www.facebook.com/WeisseRoseStiftung
Stadtsparkasse München
IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85
BIC: SSKMDEMM
Ich möchte die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. über den Kreis
der Freunde und Förderer unterstützen.
Mein Jahresbeitrag
(€ 65,– oder mehr)
€
(€ 35,– Studierende)
Meine Spende
€
(jährlich)
Meine Spende
€
(einmalig)
Die Beiträge sollen
per Lastschrift
eingezogen werden.
Spendenquittung wird zugesandt.
Bank
IBAN
BIC
Name
Vorname
Beruf
Telefon
E-Mail
Straße
Institution
Datum
Unterschrift
Bitte hier abtrennen
PLZ, Ort
Weiße Rose Stiftung e.V.
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
D-80539 München
Telefon: +49 (0)89 / 2180-5359, 2180-5678
Telefax: +49 (0)89 / 2180-5346
[email protected]
www.weisse-rose-stiftung.de
www.facebook.com/WeisseRoseStiftung

Documentos relacionados