PalmPilot - Fachbereich Informatik
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PalmPilot - Fachbereich Informatik
PalmPilot – Spielzeug oder unverzichtbares Werkzeug? Thiemo Ripper Fachbereich 1 - Wirtschaftsinformatik Technische Universität Darmstadt Abstract Der PalmPilot von 3COM ist derzeit der meist verwendete Personal Digital Assistant (PDA). Er basiert auf einem Motorola-Prozessor aus der 68000er-Serie, auf dem das R zum Einsatz kommt. speziell dafür entwickelte PalmOS Vom PalmPilot existieren derzeit drei Modelle, wovon eins ausschließlich für den amerikanischen Markt vorgesehen ist. Im Gegensatz zu den CE-Modellen der Konkurrenz, besitzen die PDA’s von 3COM keine Farb-Displays, was sich aber auch bis sp ätestens Mitte 2000 ändern soll. Mit ein entscheidender Faktor f ür den Erfolg des PalmPilot ist die leichte Bedienbarkeit, die nicht zuletzt durch die einfach erlernbare Graffiti-Sprache erreicht wurde. Einer der wichtigsten Fähigkeiten eines PDA ist die Synchronisation mit einem Desktop-Rechner. Zu diesem Zweck wurde f ür den PalmPilot das Konzept der Conduits entwickelt. Die absolute Internet-Tauglichkeit – in Bezug auf Darstellung von Web-Seiten – kann der PalmPilot nicht f ür sich in Anspruch nehmen, obwohl mit Web-Clipping ein erster Schritt in die richtige Richtung unternommen wurde. Keywords: PalmPilot, PDA, Mobilit ät, Synchronisation, Internet 1 Einleitung Noch vor wenigen Jahren wurde jeder belächelt, der ernsthaft zu erklären versuchte, dass er sein “Digital Diary” produktiv einsetzt. Diesen Geräten fehlte einfach noch die Interoperabilität, d.h. die Fähigkeit mit Anwendungssoftware auf einem Desktop-Rechner (im Weiteren als PC bezeichnet) zu kommunizieren. Auch war es mühsam auf den winzigen Tastaturen die Daten einzugeben. Mit dem PalmPilot sollte sich das ändern. War auch hier in den Anfängen eigentlich nur zu hören: “Nettes Spielzeug, aber was willst du damit?”, so sprechen die Verkaufszahlen mittlerweile eine andere Sprache: PDAs sind stark im Kommen, und der PalmPilot ist in diesem Marktsegment der unangefochtene Primus. 1 In diesem Artikel wird der PalmPilot näher vorgestellt. Nach einem kleinen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des PalmPilot werden die wichtigsten Komponenten 1 seit 1997 über 70% Marktanteil betrachtet. Im Anschluss daran wird beschrieben, wie die 3COM die Datensynchronisation auf dem Palm realisiert hat und welche Probleme beim Synchronisationsvorgang auftreten können. Unterwegs den PC zu ersetzen, ist eine von vielen Aufgaben des PDA. Ob er auch internet-tauglich ist, wird in Abschnitt 5 geprüft. Zu diesem Zweck werden Problemstellungen und Lösungsansätze diskutiert. Abschließend erfolgt eine kurze Zusammenfassung sowie ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Sofern nicht explizit erwähnt, beziehen sich alle Ausführungen auf die derzeit in Europa erhältlichen Modelle IIIx und V. 2. Die Geschichte des PalmPilot Die Erfolgsstory des PalmPilot begann in der USA 1996 mit der Markteinführung des Pilot 1000 – damals noch von der Firma US Robotics. Noch im selben Jahr kam – nun auch für den europäischen Markt – der Pilot 5000 heraus, wobei der einzige Unterschied zwischen den beiden Modellen lediglich in der Größe des Hauptspeichers lag. Der Pilot 1000 hatte nur 128 KB RAM, der Pilot 5000 hingegen schon 512 KB RAM. Diese Hauptspeichergröße erlaubt ca. 5000 Einträge in Adressbuch, Kalender bzw. Merkzettel, bzw. die Installation weiterer Programme, deren durchschnittliche Größe 10-20 KB beträgt. Bis zur CeBit’97 wurden ca. eine Million Pilot-PDAs verkauft (vgl. [29] und [46]). Auf der Basis dieses Erfolges erschien im April 1997 die zweite Generation des PDAs unter dem Namen “PalmPilot”.2 Diesen PalmPilot gab es in den Varianten “Personal” und “Professional Edition”. Beide Modelle besitzen ein Display mit Hintergrundbeleuchtung und verfügen über 512 KB bzw. 1 MB RAM. DesR 2 enthaltene Systemweiteren wurde die im PalmOS und Anwendungssoftware verbessert und um eine KostenAbrechnungssoftware erweitert. Die “Professional Edition” erhielt zudem noch einen Mail-Client sowie TCP/IPUnterstützung (vgl. [29], [34]). Im Laufe des Jahres 1997 wurde US Robotics von 3COM übernommen. Pünktlich zur CeBit ’98 erschien der PalmPilot III, der ab diesem Zeitpunkt nur noch die Bezeichnung “Palm III” hat (was auch ab sofort in diesem Artikel beibehalten 2 Die Namensänderung geschah infolge der Streitigkeiten um die ursprüngliche Bezeichnung “Pilot” (siehe dazu [29, S. 2]). werden soll). Neben der offensichtlichen Integration einer Infrarot-Schnittstelle finden sich die sonstigen Verbesserungen aber nur im Detail. Von außen sieht man dem neuen Palm an, dass er insgesamt flacher und von der Form her ergonomischer gestaltet wurde. Das Display hat zum Schutz eine Klappe bekommen und soll – dem Hersteller zufolge – kontrastreicher sein. Neben 2 MB RAM erhält der Palm III zusätzlich ein 2 MB großes Flash-ROM, in R 3.0 liegt. Dieses Flash-ROM soll in dem das neue PalmOS Zukunft dafür sorgen, dass Betriebssystem-Updates leichter durchführbar sind 3 (vgl. [38] und [37]). Wiederum zur CeBit – nur ein Jahr später – bietet 3COM zwei neue Modelle des Palm an. Zum einen ist das der Palm IIIx, der rein äußerlich absolut identisch zu dem Palm III ist, jedoch über 4 MB Hauptspeicher und ein deutlich erkennbar besseres Display verfügt. Zweiter Neuling ist der Palm V, welcher vor allem durch sein fast um 50% flacheres Aluminiumgehäuse auffällt. Der Palm V ist insgesamt etwas kleiner und hat dementsprechend auch an Gewicht verloren – er wiegt nur noch 113 g (zum Vergleich: der Palm IIIx wiegt 170 g). Im Gegensatz zum Palm IIIx verfügt der Palm V nur über 2 MB Hauptspeicher und da das Gehäuse fest verschweißt ist, kann der Speicher theoretisch 4 nicht aufgerüstet werden. Auch dieses Gerät hat – im Vergleich zum Palm III – ein wesentlich besseres Display, wobei die Entspiegelung nicht ganz so gut gelungen ist. Zum ersten Mal erfolgt die Stromversorgung nicht über herkömmliche AAA-Batterien, sondern über einen fest eingebauten Lithium-Ionen-Akku, der sich in der DockingStation aufladen lässt. Negativ bemerkbar macht sich jedoch die geringe Kapazität des Akkus und die daraus resultierende relativ kurze Mobilitätsphase. Ein Vergleich: der Palm IIIx läuft mit einer “Ladung” etwa 40 Stunden – der Palm V kommt nur auf 10 Stunden (vgl. [18]). Beiden Versionen gemeinsam ist der erstmalige Einsatz des neuen Prozessors “EZ Dragonball” (s. Abschnitt 3.1.1) sowie die Integration R 3.1 (s. Abschnitt 3.3). Detaillierte Beschreides PalmOS bungen zu diesen beiden Modellen befinden sich unter [43] bzw. [44]. R 3.2 Seit Mitte 1999 ist der Palm VII mit PalmOS verfügbar, allerdings ausschließlich in den USA. Dieses Gerät verfügt über ein integriertes Funkmodem nach dem IS-95 Standard, der wiederum nur in amerikanischen Mobilfunknetzen verwendet wird. Nach Aussagen von 3COM sei die Unterstützung des europäischen GSM-Standards zwar technisch machbar, bislang jedoch nicht geplant. Die sonstige Ausstattung entspricht dem des Palm IIIx (vgl. [39] und [47]). Die numerische Lücke zwischen den Modellen III und V wurde von 3COM bewusst gelassen, da die Zahl 4 im asiatisch-pazifischen Raum Schlechtes bedeuten würde. Der Sprung von V auf VII wurde gewählt, um den revolutionären Schritt der drahtlosen Anbindung eines Gerätes an das Internet zu dokumentieren (s. [39] u. [30, Kapitel 1]). 3 Den ersten Einsatz hatte diese Architektur Ende 1999 mit der Veröffentlichung des PalmOS R 3.3. 4 Unter [31] lässt sich nachlesen, dass eine Aufrüstung mit kleinen Schönheitsfehlern doch möglich ist. 3. Die Technologie des PalmPilot Dieses Kapitel wird Aufschluss über die technischen Details des Palm geben. Unter anderem soll geklärt werden, welche Hardware eingesetzt wird und wie diese den besonderen Mobilitätsanforderungen Rechnung trägt. Außerordentlich wichtig bei Mobilrechnern ist die Frage nach dem Stromverbrauch, bzw. nach der Haltbarkeit der Batterien. Wie der Palm in dieser Disziplin abschneidet wird in Abschnitt 3.2 behandelt. Bei der Betrachtung des Betriebssystems wird unter anderem auf die Architektur und die Unterschiede zwischen einzelnen Versionen R eingegangen. Ob der Anwender bereits mit des PalmOS der Basis-Software-Ausstattung in der Lage ist, den Palm produktiv zu nutzen, wird Gegenstand des Abschnitts 3.4 sein. Den Abschluss bildet die Beschreibung der BenutzerSchnittstelle. 3.1. Hardware Der vorliegende Abschnitt wird sich bei der Betrachtung der Hardware auf die Bereiche Prozessor, Display und Schnittstellen beschränken, da davon auszugehen ist, dass diese Bereiche für den Anwender am interessantesten sind. 3.1.1. Prozessor Im Palm arbeitet ein eingebetteter Motorola-Prozessor mit der Typenbezeichnung MC68EZ328 DragonBall-EZ. Getaktet wird dieser mit 16,58 MHz (wobei 20 MHz vom Prozessor aus möglich sind) und ist vom Design her kompatibel zu einem Motorola-Prozessor der 68000er-Serie. Weiterhin integriert wurden ein Interrupt-Controller, ein DRAM-Controller, Watchdog sowie diverse Peripheriebausteine. Der Aufbau dieses Chips ist in Abbildung 1 wiedergegeben. 8-/16-Bit 68000 BUS INTERFACE SYSTEM INTEGRATION MODULE (SIM28) CLOCK SYNTHESIZER AND POWER CONTROL RTC PROCESSOR CONTROL AND EMULATION & BOOTSTRAP INTERRUPT CONTROLLER 68EC000 HCMOS STATIC CORE 16-BIT TIMER MODULE 68EC000 INTERNAL BUS DRAM CONTROLLER LCD CONTROL MODULE SPI PWM UART WITH INFRA-RED SUPPORT Abbildung 1. Architektur des MC68EZ328 (vgl. [25]) Grundsätzlich unterstützt der DragonBall vier Graustufen, deren Nutzung ursprünglich schon für den Palm III vorgesehen war. Während des Entwicklungsprozesses stellte sich jedoch heraus, dass dadurch die Kontrastregelung immer komplizierter wird, sodass die bewährte s/wDarstellung beibehalten wurde. Sowohl der nächste Prozessor, der “DragonBall VZ”, als auch das kommende R 3.5 werden farbige Darstellung ermöglichen (s. PalmOS dazu [27] bzw. [17]). Der Prozessor kennt drei Grundzustände: running, dozing und sleeping. Die meiste Zeit wird die Hardware im Zustand “sleeping” verbringen. Während dieser Zeit wird der Takt abgeschaltet und der Stromverbrauch somit auf ein Minimum reduziert. Wenn der Palm eingeschaltet bzw. durch einen der vier Funktionsknöpfe aktiviert wird, dann wechselt der Prozessor in den Zustand “dozing”. Um Eingaben des Benutzers nicht zu verpassen, wird der Prozessor von der Timer-Hardware ca. 100mal pro Sekunde kurzzeitig aufgeweckt. Erfolgt innerhalb eines einstellbaren Zeitraums keine Eingabe, werden sowohl Liquid-CrystalDisplay (LCD) als auch Digitizer wieder abgeschalten – der Prozessor wechselt wieder in den Zustand “sleeping”. Nur wenn während der “dozing”-Phase tatsächlich eine Aktion vom Benutzer kommt, wechselt der Prozessor in den Zustand “running”, um unmittelbar anschließend wieder in den Zustand “dozing” zurückzukehren. Dieser intelligente Mechanismus sorgt dafür, dass ein Satz Batterien u.U. mehrere Monate lang halten kann (vgl. [21], [22], [24], [43], [44] und [23]). Eine Auflistung aller technischen Unterlangen über den “EZ Dragonball” befindet sich unter [26]. 3.1.2. Display Das berührungsempfindliche Graustufen-LCD stammt von der Firma Epson und kann 160x160 Pixel auf einer Fläche von 36 cm 2 darstellen. Im Vergleich zu den anfangs verwendeten LCD sind die momentan eingesetzten deutlich kontrastreicher, wobei das Problem der Entspiegelung immer noch nicht befriedigend gelöst wurde. Durch die Anbringung von Schreibschutz-Folien lässt sich dem entgegenwirken. Zum einen wird dadurch die Oberfläche des LCD vor Kratzern seitens des Eingabestifts geschützt, andererseits erzeugt die Folie eine aufgerauhte Oberfläche, was eine deutliche Entspiegelung zur Folge hat. Wird beim Palm IIIx der Kontrast noch mechanisch über ein Rädchen an der Gehäuseseite geregelt, übernimmt dies beim Palm V eine leicht zugängliche Software. Zudem weist das LCD des Palm V keine Geister-Linien 5 auf, was auf den etwas dunkleren Hintergrund zurückzuführen ist, wodurch die Darstellung insgesamt noch etwas kontrastreicher wirkt. Bei Aktivierung der Hintergrundbeleuchtung hinterlässt jedoch der Palm IIIx einen minimal besseren Eindruck. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen wird nicht mehr der Hintergrund beleuchtet, sondern die dunklen Pixel. Der Benutzer gewinnt dadurch den Eindruck, die Darstellung würde invertiert. 6 Insgesamt konnte durch das kontrastreichere Display und der damit verbundenen eingeschränkten Nutzung der Hintergrundbeleuchtung sowie deren “Invertierung”, der Stromverbrauch deutlich gesenkt werden (vgl. [21], [43] und [44]). 3.1.3. Schnittstellen Der Palm besitzt zwei Hardware-Schnittstellen: eine R wird die serielle- und eine IrDA-Schnittstelle. Im PalmOS serielle Schnittstelle durch den Serial Manager verwaltet (s. Abbildung 2). Um nicht unnötig Strom zu verbrauchen, muss der Serial Manager sehr effektiv mit der Prozessorbeanspruchung umgehen. Dies wurde dadurch erreicht, indem 5 Diese zeigen sich beim Palm IIIx, wenn der Kontrast minimiert wird. Software bzw. ShortCut-Funktion lässt sich aber auch wieder die “gewohnte” Hintergrundbeleuchtung aktivieren (s. [30, Kapitel 18]). 6 Per Modem Manager Connection Management Protocol (CMP) Desktop Link Protocol (DLP) Packet Assembly/ Disassembly Protocol Serial Link Protocol (SLP) Serial Manager Serial Port Modem (optional) Hardware Abbildung 2. Architektur des Serial Manager (aus [14], S.192) der Empfang interrupt-gesteuert erfolgt und der Sendevorgang über einen Polling-Mechanismus abgewickelt wird. Mit dem Palm III wurde der “New Serial Manager” eingeführt. Im Unterschied zu seinem Vorgänger kann er mehrere serielle Verbindungen (sowohl physikalisch als auch virtuell) gleichzeitig verwalten. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass Anwendungen die Möglichkeiten haben eigene Verbindungskanäle auf Port-Ebene zu definieren und diese beim Serial Manager als virtuellen Port (Kanal) zu registrieren (s. [14, Kapitel 9]). Die genaue Schnittstellenbeschreibung / Pinbelegung für den Palm V findet man unter [12], die der restlichen Modelle unter [9]. Von der Anwendungsseite betrachtet, dient die serielle Schnittstelle primär zum Datenabgleich mit dem PC (beim Palm V auch zum Aufladen der Akkus). Bei einer konfigurierbaren Datenrate von maximal 115,2 Kbit/s wird der Palm zu diesem Zweck über die Docking-Station an den PC angeschlossen. Der Palm-Besitzer muss aber keineswegs auf mobile Kommunikation verzichten, denn auch (GSM-) Modems lassen sich über sogenannte Snap-Ons an den Palm anschließen. Für Bastler und Nicht-Palm VBesitzer kann es u.U. interessant sein, die Docking-Station zudem noch als Ladestation für Akkus zu verweden; eine Umbau-Anleitung befindet sich unter [20]. Die in den Palm integrierte Infrarot-Schnittstelle bildet fast den kompletten IrDA-Stack ab (vgl. Abbildung 3). Abänderungen wurden lediglich auf höchster Ebene vorgenommen, wo nur das eher selten verwendete IrOBEX als Kommunikations-Protokoll realisiert wurde. IrOBEX ist ein Objekt-Austausch-Protokoll, d.h. es kann dazu benutzt werden – wie im Falle des Palm – Visitenkarten, KalenderEinträge oder ähnliche Objekte zwischen zwei Geräten auszutauschen. Ursprünglich hatte 3COM die InfrarotSchnittstelle nicht für den Datenabgleich mit dem PC vorgesehen. Um dennoch die IrDA-Unterstützung (mit maximal 56 kbit/s) zu aktivieren, musste der Benutzer ein R Treiber-Update [2] installieren. Ab PalmOS 3.3 ist die er- IrComm ( ( IrLAN ab PalmOS® 3.3 IrOBEX … TinyTP IrLMP IrLAP SIR FIR Abbildung 3. IrDA-Stack des Palm (vgl. [14, S. 225]) weiterte IrDA-Unterstützung, bei einer maximalen Datenrate von 115 Kbit/s, standardmäßig integriert. Dazu wurde auf höchster Ebene das Protokoll IrComm implementiert, welches die Simulation einer seriellen Schnittstelle ermöglicht (vgl. [32], [14, S. 225f.], [8] u. [43]). Der nächste logische Schritt ist die Integration einer Funkschnittstelle. Im Bereich amerikanischer (Mobilfunk-) Weitverkehrsnetze hat 3COM mit dem Palm VII diesen Schritt bereits vollzogen. Aber auch im Nahbereich zeichnen sich deutliche Tendenzen ab: für den Visor 7 erschien Ende 1999 ein Springboard-Modul names BlueConnect auf dem Markt, welches 1 Mbit/s-Verbindungen zu einem BlueTooth-Server in einem Umkreis von bis zu 200 m ermöglichen soll (s. [48] und [4]). Ein weiteres Springboard-Modul für WaveLAN-Anbindung ist in Vorbereitung (s.[5]). 3.2. Stromversorgung und Power-Management an, was sich allerdings auf den doppelten RAM-Ausbau zurückführen lässt. Ein Vergleich mit dem Palm V ist wegen des Einsatzes von Lithium-Ionen-Akkus etwas problematisch. Theoretisch müßte eine Akku-Ladung des Palm V für 10-12 Std. reine Betriebszeit ausreichen; die Meinungen gehen an dieser Stelle jedoch auseinander (vgl. [21], [43], [44] und [36]). 3.3. Betriebssystem R Das PalmOS ist ein Singletasking-Betriebssystem, d.h. obwohl sich alle Anwendungen gleichzeitig im Speicher befinden, ist zu jedem Zeitpunkt maximal nur eine davon aktiv. Die Verarbeitung der Eingaben erfolgen ereignisgesteuert, dazu wurde in jedem Programm eine große EreignisSchleife implementiert. Die Kommunikation der Programme untereinander erfolgt über sog. “Action-Codes” oder auch “Launch-Codes”. Für den Programmierer stellt das Betriebssystem nicht nur Routinen zum Aufbau grafischer Benutzeroberflächen bereit, sondern bietet über verschiedene Manager auch zahlreiche Hilfsfunktionen an (vgl. [21]). Eine Beschreibung der API findet man unter [15]. Im Herbst 1999 veröffentlichte 3COM das R 3.3-Upgrade für alle Besitzer eines Palm Pilot PalmOS 9 Pro , III, IIIx, V sowie allen baugleichen IBM-Workpads. Zu den Verbesserungen zählen u.a. ein schnellerer HotSync 10 , Verbesserungen in Bereich von Infrarot-Unterstützung und Power-Management, erweiterte Möglichkeiten für Anmelde-Skripte bei den Netzwerkeinstellungen und das neue Euro-Symbol. Detaillierte Beschreibungen zu allen Verbesserungen befinden sich unter [8], [7] und [36]. Bis auf den Palm V beziehen alle Modelle die benötige Spannung aus zwei AAA-Zellen. 8 Offiziell (s. [6, S. 188]) dürfen nur Alkali-Zellen verwendet werden, da wiederaufladbare Akkus nicht unterstützt würden und es u. U. zu Datenverlusten kommen kann. Dies ist nur zum Teil richtig. Der “Stromhaushalt” wird intern vom Palm anhand von R integriert Entladekurven berechnet, die in das PalmOS sind. Da Akkus jedoch nur 1,2 V – statt der erwarteten 1,5 V einer Micro-Zelle – liefern, führt das zu falschen Berechnungen der noch vorhandenen Restkapazität und somit auch R 3.3 sind zu den angeführten Problemen. Ab dem PalmOS jedoch Entladekurven für alle gängigen Batterie-Typen integriert, welche sich durch eine undokumentierte Funktion einstellen lassen (s. [19]). Über das Power-Management lässt sich generell sagen, dass es mit jeder Entwicklungsstufe von Prozessor bzw. Betriebssystem effizienter gestaltet werden konnte. Für die R 3.1 und dem “DragonBall EZ” Kombination aus PalmOS können im Vergleich zum Palm III folgende Aussagen gemacht werden: im “running”-Modus wurde der Stromverbrauch um bis zu 80% bei einzelnen Aktivitäten reduziert. Sowohl im “sleeping”- als auch im “dozing”-Modus stieg der Stromverbrauch des Palm IIIx jedoch um knapp 20% 3.4. Software-Basis-Ausstattung 7 Der Visor stammt von Handspring und ist ein lizensierter Palm-Clone. Handspring wiederum wurde von den Erfindern des Palm gegründet (siehe auch [41]). 8 Die in Deutschland übliche Größenbezeichnung ist “Micro”. das 2 MB-FlashROM-Update installiert ist Bezeichnung für den Synchronisationsvorgang des Palm mit einem anderen Rechner; siehe dazu Abschnitt 4.1. 11 wie z.B. Geburtstage Zu der Software-Basis-Ausstattung gehören die Programme: Kalender, Adresse, Aufgaben, Merkzettel, Kosten, Mail, Rechner, Sicherheit und HotSync. Für die ersten vier – die Hauptapplikationen – besitzt der Palm am unteren Ende einen eigenen Knopf, der dem Benutzer einen schnellen Zugriff auf diese Programme ermöglicht. Die beiden wichtigsten Programme werden nachstehend kurz vorgestellt. Der Kalender ist absolut praxistauglich. Dies lässt sich schon allein aus der Tatsache ableiten, dass es zwar eine schier unendliche Menge von Zusatzprogrammen gibt, jedoch nur ganz wenige davon die Kalenderfunktion ersetzen wollen. Der Kalender verfügt über Tages-, Wochen- und Monatsansichten, die sich jederzeit umschalten lassen. Am oberen Bildschirmrand wird, abhängig von der gewählten Ansicht, ein Menü eingeblendet, anhand dessen der Benutzer bequem zwischen Tagen, Wochen und Monaten wechseln kann. Die Darstellung der Termine ist konfigurierbar. Neben den üblichen Zeitangaben lassen sich zu jedem Termin zusätzlich noch Notizen eingeben. Sowohl Serien- als auch zeitlose Termine 11 sind ohne Probleme möglich. Über den zweiten Knopf wird das Adressbuch aufgerufen. Die Menge der Informationsfelder, die für jeden Ein9 sofern 10 Offizielle trag bereitgestellt werden, orientiert sich an denen moderner Personal Information Manager (PIM), wie z.B. Outlook. Der Suchzugriff auf einen bestimmten Eintrag wird dadurch erleichtert, dass die Listenanzeige sich dem Namen nähert, der im Graffiti-Feld eingeben wird. Insgesamt zeichnen sich alle Programme durch leichte Bedienbarkeit und angemessene Funktionalität aus. Die Installation zusätzlicher Programme ist für den alltäglichen Bedarf nicht zwingend notwendig. Eine genaue Beschreibung der vorinstallierten Programme, sowie DownloadTipps finden man in [30, Kapitel 4 und 5 sowie Appendix A]. 3.5. Die Benutzer-Schnittstelle Mit ein Hauptziel bei der Entwicklung von PDAs ist es, möglichst viel Funktionalität auf kleinstem Raum unterzubringen, d.h. der Rechner muss in die Hemdtasche passen, ohne dass der Benutzungskomfort des PDA darunter zu leiden hat. Bei 3COM wurde dieses Problem durch ein drucksensitives Display, eine Zeichensprache und einem Stift gelöst – der Palm ist also der erste PDA, der vollständig auf eine Tastatur verzichtet. Unterhalb des Displays, eingerahmt von vier “SoftwareTasten”, befindet sich das Eingabefeld des Palm. Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten lernt der Palm nicht die Handschrift des Benutzers, sondern vielmehr muss der Benutzer die “Sprache” des Palm lernen: Graffiti. Dies hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die Nachteile ergeben sich daraus, dass der Benutzer zum einen das palm-eigene Alphabet lernen und zum anderen sich in der Schreibweise (auf dem Palm) den Besonderheiten von Graffiti anpassen muss. Diese sind: Jedes Zeichen muss einzeln eingegeben werden. Die Eingabe eines Zeichens muss ohne Unterbrechung erfolgen. Jedes Zeichen besteht aus einer einzigen Eingabelinie. In Abbildung 4 sind die Eingabelinien der Buchstaben “a” bis “j” dargestellt; die Eingabe startet jeweils an dem Punkt. Zur Unterstützung kann sich der Benutzer jederzeit die Graffiti-Hilfe oder eine virtuelle Tastatur einblenden lassen. Demgegenüber stehen die Vorteile: das Eingabe-Alphabet ist leicht erlernbar, da es sich überwiegend an den Großbuchstaben orientiert (s. Abbildung 4). Zudem ist durch Abbildung 4. Auszug aus dem EingabeAlphabet die feste Implementierung der Sprache im Betriebssystem der gesamte Zeichenvorat sofort verfügbar, d.h. es entstehen keine “Anlernphasen” und somit auch kein zusätzlicher Energieverbrauch. Weiterhin ist die Schrifterkennung verlässlich, d.h. Erkennungsprobleme können auf unsaubere Eingaben reduziert werden und hängen nicht von der Interpretation einer eben erst erlernten “Schrift” ab. An dieser Stelle muß nochmal deutlich darauf hingewiesen werden, dass ein PDA – wie auch immer geartet – den PC nicht ersetzen kann. Er kann nur versuchen den Benutzer unterwegs bestmöglich zu unterstützen. Weder Bildschirm noch Stifteingabe lassen ergonomisches Arbeiten über einen längeren Zeitraum zu. Dies kann auch durch die für den Palm verfügbare Tastatur [1] nicht geändert werden. 4. Datensynchronisation unter den verschiedenen Betriebssystemen Was nützt einem der beste PDA, wenn die auf dem PC installierte Software diesen nicht unterstützt? Dass diese Angst mittlerweile unbegründet ist, wird in Abschnitt 4.2 gezeigt. Davor soll jedoch erläutert werden, wie die Synchronisation technisch realisiert worden ist. In diesem Zusammenhang wird zunächst auf das Datenverwaltungsschema eingegangen, um im Anschluss die Arbeitsweise der, zum Synchnisationsvorgang notwendigen, Conduits besser nachvollziehen zu können. 4.1. Synchronisation Der Palm besitzt kein herkömmliches Datei-System, sondern applikationsspezifische Datenbanken. Jedes Programm auf dem Palm verfügt eine eigene (eindeutige) Creator-ID 12 , unter der auch die jeweiligen Daten abgelegt werden. Desweiteren wird bei diesem indexsequenziellen Datenbankmodell jeder Datensatz innerhalb einer Datenbank eindeutig über eine Record-ID identifiziert. Zusätzlich hat jeder Datensatz noch ein Modification-Flag, welches nach Änderungen der darin enthaltenen Daten gesetzt wird. Die einzelnen Einträge können beliebig groß und an einer beliebigen Stelle im Speicher abgelegt sein, da nur Zeiger verwaltet werden. Zur Datensynchronisation mit anderen Rechnern galt es, einen Mechanismus zu entwickeln der schnell ist, Datenverluste ausschließt und Konfliktsituationen ohne Benutzereingriff zu regeln. Zu diesen Designvorgaben entwickelte 3COM das Konzept der Conduits. Ein Conduit ist eine applikationsspezifische Direct-Link-Library (DLL), welche die gesamte Logik zum Abgleich der Datensätze enthält. Das bedeutet, dass für jede Applikation, die Daten mit dem PC abgleichen will, ein eigenes Conduit installiert werden muss (s. Abbildung 5). Bei einen Synchonisationsvorgang kann das Conduit anhand der Creator-ID erkennen, welche Datensätze zur eigenen Applikation gehören und ggf. übertragen werden müssen. Zentrale Bedeutung bei der Kommunikation erlangt der HotSync-Manager (HSM). Dieser überwacht den Synchronisationsprozess und ruft die installierten Conduits der Reihe nach auf. Wenn bei einem Synchronisationsvorgang Fehler auftreten (z.B. hervorgerufen durch Änderung eines Datensatzes auf beiden Systemen), dann meldet das der HSM an den sogenannten Notifier. Der Notifier gibt auf beiden Systemen eine entsprechende Meldung aus, wobei die Fehlerursache letztlich der Protokoll-Datei zu entnehmen ist. 12 Die Creator-ID muss von Software-Autoren für jedes Programm beantragt werden, damit Eindeutigkeit gewährleistet werden kann (vergleichbar mit der Vergabe der MAC-Adressen bei Netzwerkkarten). DesktopApplikationen Desktop-PC Conduits Adressbuch Kalender HotSyncManager Aufgaben Merkzettel Mail HotSyncTransport chen. Unter [3] steht eine betriebssystem-übergreifende Liste der derzeit gebräulichsten PIM und von welchen kommerziellen Conduit-Paketen diese unterstützt werden. Kosten Abbildung 5. Conduit-Architektur Daten gehen dabei nicht verloren, da von dem betroffenen Datensatz beide Versionen gehalten werden und der Benutzer dazu aufgefordert wird, sich des Problems anzunehmen. In vielen Fällen ist es so, dass ein Palm gleichzeitig an mehreren PCs benutzt wird, bzw. mehrere Palms am gleichen PC synchronisiert werden. Die Identifikation der Benutzer und Geräte erledigt der HSM anhand der PC ID und der user ID. Beides sind Pseudo-Zufallszahlen, die der HSM bei der ersten Synchronisation erzeugt. Benötigt werden diese Identifikatoren bei der Entscheidung, welcher Synchronisationstyp ausgeführt werden soll. Die ausf ührliche Synchronisation (SlowSync) ignoriert die ModificationFlags der einzelnen Datensätze und gleicht diese Stück für Stück ab (! vollständige Synchronisation). Die schnelle Synchronisation (FastSync) gleicht nur die Datensätze ab, deren Modification-Flag gesetzt wurde (! Minimierung der Transferdauer). Die Entscheidung, welche Variante gewählt wird, hängt von dem Ergebnis des IDVergleichs der jeweils zuletzt durchgeführten Synchronisation ab. Wenn das Paar (PC ID, user ID) auf dem Palm mit dem auf dem PC übereinstimmt, dann erfolgt eine schnelle Synchronisation – in allen anderen Fällen erfolgt die ausführliche Synchronisation. Durch dieses Vorgehen können Dateninkonsistenzen effizient verhindert werden (vgl. [21], [30] und [10]). 4.2. PIM-Software Wurde im vorangegangen Abschnitt erklärt, wie die Synchronisation der Daten funktioniert, so wird nunmehr auf die Umsetzung dieses Konzepts im Bereich der PIMSoftware für die unterschiedlichen Betriebssysteme eingegangen. Erwartungsgemäß haben es Windows-Benutzer am einfachsten, da 3COM mit dem Palm Desktop schon einen einfachen PIM dem Palm beilegt und auf Wunsch Conduits für Microsoft Outlook installieren kann. Der Macintosh-Anwender benötigt zusätzlich noch das MacPack2, um überhaupt einen Synchronisationsvorgang durchführen zu können. Neben dem aus der Windows-Welt bekannten Palm Desktop erhält das MacPack2 noch weitere Conduits von Drittherstellern, sodass der Anwender auch hier nicht auf den eher schlicht gehaltenen Palm Desktop angewiesen ist (s. [11] u. [33]). Für Linux bietet 3COM bislang überhaupt keine Unterstützung an. Mit dem KPilot und dem JPilot existieren auch für dieses Betriebssystem zumindest zwei Softwarepakete, die dem Linux-Anwender eine Anbindung ermögli- 5. Internet Die Ausgangsbasis der folgenden Betrachtung ist das Streben nach vollständiger Mobilität, d.h. es dürfen keine Einschränkungen bezüglich Aktionsradius oder Ortsgebundenheit gemacht werden. Demzufolge kommt als Kommunikationskanal nur der Mobilfunk infrage. Die Frage, ob das Modem über Infrarotübertragung, ein Snap-On oder ein Programm realisiert wird, ist an dieser Stelle nicht weiter von Bedeutung. Bevor konkrete Lösungsansätze präsentiert werden, ist es notwendig, sich über die besonderen Anforderungen und Problematiken im Klaren zu sein. Im Anschluss daran wird das von 3COM erarbeitete Modell ausführlich vorgestellt. Der Abschnitt 5.3 zeigt alternative Lösungen. Abschließend erfolgt eine kritische Bewertung. 5.1. Probleme und Anforderungen Hinsichtlich der Darstellung von Web-Seiten ergeben sich die ersten Probleme schon durch das Display. Das Web lebt von der bunten Darstellung – der Palm kann derzeit jedoch nur 4 Graustufen darstellen. Geht man weiterhin davon aus, dass das Layout vieler Web-Seiten auf 800x600 oder mehr Pixel konzipiert wurde, so ist auch die Displaygröße (160x160 Pixel) ein stark einschränkender Faktor. Je größer und aufwendiger Web-Seiten gestaltet sind, desto mehr Daten müssen übertragen werden. Ebenso interessant ist die Behandlung von aktiven Elementen (z.B. Werbebannern, Animated Gifs, etc.), die gleich mehrere negative Eigenschaften haben. Zum einen beansprucht die wechselnde Darstellung ständig den Prozessor und setzt somit das Power-Management – einen Mechanismus der wesentlich zur “Ausdauer” des Palms beiträgt – außer Kraft. Zum anderen benötigen sie zusätzliche Kapazitäten bei der Datenübertragung. Die Erhöhung des Übertragungsvolumens hat einen überproportionalen Anstieg der Dauer, bis eine Seite auf dem Palm angezeigt werden kann zur Folge. Dieser Anstieg lässt sich dadurch erklären, dass viel mehr Daten die Engpässe “Mobilfunk” und “Prozessor” passieren müssen. Die von 3COM entwickelte Technologie zur Darstellung von Web-Inhalten wird im folgenden Abschnitt vorgestellt. 5.2. Web-Clipping Die von Palm Computing entwickelte Technologie, Informationen aus dem Internet auf dem Palm darzustellen, heißt Web-Clipping und beruht auf folgendem Ansatz: das Anliegen des Anwender besteht nicht darin, sich über Hyperlinks “durch das Internet zu klicken”, sondern vielmehr, gezielt Informationen abzufragen, wie z.B. Börsenkurse, Nachrichten, Postleitzahlen, etc. Von Interesse sind im Wesentlichen aber nur die “Roh-Daten”, die eine Abfrage liefert und nicht die komplette Web-Seite, in welche die Daten eingebettet werden. Web-Browsing Web-Clipping Internet Internet Desktop-PC Server Server Palm VII HTML Form is stored on device HTML Form CGI Script Database CGI Script Database Abbildung 6. Browsing vs. Clipping (aus [13]) Zu diesem Zweck erschuf 3COM das Konzept der Palm Query Applications (PQA). Jede PQA besteht aus Abfrageund Antwortformularen, die speziell für einen InternetDienst programmiert worden sind, d.h. für jede “Informationsart” ist eine eigene Applikation notwendig. Nach der Installation der PQAs befindet sich der HTML-Code quasi lokal auf dem Palm. Der PDA muss nur noch die vom Benutzer gewünschten Daten in die entsprechenden Formulare integrieren und anzeigen (s. Abbildung 6). Eine typische Anwendung wird etwa 50 Bytes verschicken, etwa 500 Bytes empfangen somit die Antwortseite nach ca. 10 s darstellen können. Insgesamt lässt sich durch diese Methodik das Transfervolumen und damit auch die Prozessorlast minimieren. Dies wirkt sich positiv auf die Geschwindigkeit und Batterielebensdauer aus. Der PQA kommuniziert nicht direkt mit dem Internet, sondern mit dem Web-Clipping-Proxy-Server des 3COMData-Center (s. Abbildung 7). Der Proxy-Server setzt die Web-Clipping-Proxy Weather Travel SSL HTTP TCP Base Stations Traffic News Internet Compression Encryption UDP E-Commerce Bellsouth Wireless Data Network Stocks Sports 3COM-Data-Center Palm VII Abbildung (aus [13]) 7. Web-Clipping-Proxy-Server Anfrage um und gibt diese an den adressierten InternetDienst weiter. Der Rückweg erfolgt analog. Wie aus Abbildung 7 ersichtlich, ist auch verschlüsselte Kommunikation möglich (z.B. bei E-Commerce Anwendungen). Zwischen Internet und Proxy wird dazu das SSL-Protokoll [28] eingesetzt; die Verschlüsselungsroutinen zwischen Proxy und Palm basieren auf Elliptischen Kurven [35]. Das hier vorgestellte Verfahren findet bereits in den USA auf dem Palm VII seine Anwendung. Nach offiziellen An- gaben ist die inhaltliche Übertragung auf die Modelle Palm IIIx bzw. Palm V problemlos möglich, jedoch ist die Integration der anderen Mobilfunkstandards in den Palm bislang noch nicht vorgesehen. Da 3COM in Europa bislang noch keine Kooperation mit einem Mobilfunknetzbetreiber eingegangen ist, stellt zudem auch noch die technische Infrastruktur ein Problem dar (vgl. [13] u. [16]). 5.3. Browser für den Palm Die Besitzer von PalmPilot Pro bis Palm V müssen auf das Internet nicht verzichten, sofern sie über die notwendige Hardware verfügen (GSM-Modem, Adapterkabel, etc.). Bei den aktuellen Browser-Lösungen (s. [45]) handelt es sich im Wesentlichen um zwei Varianten: Die erste Variante ähnelt stark der des im vorangegangen Abschnitt vorgestellten Web-Clippings. Der Browser kontaktiert einen software-spezifischen Proxy-Server, der wiederum die gewünschte Seite aufruft, diese in ein palmgerechtes Format transformiert, um sie anschließend auf den PDA zu übertragen. Die zweite Variante bildet quasi den Desktop-Browser ab, d.h. der Palm-Benutzer baut die Verbindung zum Internet direkt über einen beliebigen Internet Service Provider (ISP) auf. Die sehr rechenintensive Verarbeitung der heruntergeladenen Web-Seiten erfolgt ausschließlich über die Browser-Software auf dem Palm. Insgesamt gesehen ist es dies auch ein sehr zeitintensiver Vorgang, da komplette Web-Seiten über ein schmalbandiges Netz übertragen werden müssen. 5.4. Bewertung Der Palm ist definitiv nicht dafür konzipiert worden, um stundenlang im Internet zu surfen. Eine Konvertierung des Original-Layouts auf “Palm-Format” ist unerlässlich. Damit stellt sich nur noch die Frage, wo konvertiert wird. Bei zwei Verfahren übernimmt das “Downsizing” ein Proxy-Rechner im Internet. Die beiden Verfahren unterscheiden sich weiterhin in der Flexibilität, auf BenutzerWünsche reagieren zu können. Während Web-Clipping den Anwender auf bestimmte Internet-Dienste einschränkt, u.a. auch dadurch, dass erst ein PQA vorhanden sein muss, bevor Daten abgefragt werden können, kann der Anwender mit einem “gewohnten” Browser spontaner agieren. Von der Geschwindigkeit her ist das “Clipping” dem “Browsing” in jedem Fall überlegen, da die benötigten Seiten-Layouts schon auf dem Palm installiert sind. Problematisch bei beiden Varianten ist die Möglichkeit, dass, zentral durch den Proxy, Benutzer-Profile erstellt werden können. Die zuletzt genannte Problematik kann der Benutzer umgehen, indem er den dritten Ansatz wählt und Zugang über einen herkömmlichen ISP realisiert. Das hat natürlich zur Folge, dass die Effizienz der Datenübertragung sinkt und der Palm die gesamte Umrechnungsarbeit zu leisten hat. Obwohl eingangs für die genaue Betrachtung ausgeschlossen, sollen zumindest an dieser Stelle die OfflineBrowser noch erwähnt werden. Diese Programme laden die gewünschten Web-Seiten auf den PC. Dort werden sie konvertiert und durch einen HotSync auf den Palm kopiert. Jedes dieser Konzepte hat seine Vor- und Nachteile. Letztendlich muss jeder Benutzer für sich entscheiden, welches Konzept den eigenen Bedürfnissen am meisten gerecht wird, bzw. welches er überhaupt realisieren kann. 6 Zusammenfassung und Ausblick Der Palm ist – sollte er es jemals gewesen sein – kein Spielzeug mehr. Sein Siegeszug begann vor knapp fünf Jahren. Seitdem wurde jede weitere Generation stetig verbessert. Interessanterweise hat sich der Prozessortakt in der ganzen Zeit nicht verändert. Bei der letzten Generation kam zwar ein neuer Chip zum Einsatz (der sich prinzipiell auch höher takten lässt), die 16,58 MHz wurden jedoch beibehalten. Auch im Bereich der Darstellung hat sich relativ wenig verändert. Die meisten Anwendungen beschränken sich auf s/w-Darstellung; 4 Graustufen sind maximal möglich. Größere Veränderungen zeigten sich dafür aber im Bereich des LCD. Erst in der aktuellen Generation bekam der Palm ein vernünftiges Display – hier zahlte sich der Wechsel des Zulieferers merklich aus. Neben der obligatorischen seriellen Schnittstelle wurde in den Palm der dritten Generation eine Infrarot-Schnittstelle integriert, wobei auch die darauf aufsetzenden Kommunikationsprotokolle mit jeder Betriebssystemversion leistungsfähiger wurden. Das PowerManagement konnte ebenso kontinuierlich verbessert werden. Der Umfang des, beim Kauf enthaltenen, SoftwarePakets fällt mit dem Palm-Desktop immer noch sehr dürftig aus, bietet jedoch von der Funktionalität her keinen Anlass zur Klage. Zur diesjährigen CeBIT 2000 kann 3COM nicht nur ein neues Modell präsentieren, sondern auch auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Der Marktanteil konnte um 3% auf insgesamt 78% ausgebaut werden – der größte CE-Hersteller (Casio) hatte einen Anteil von 9,5% (vgl. [40]). Seit Markteinführung wurden über 5 Mio. Palms verkauft. Inoffiziellen Angaben zufolge bringt 3COM zum ersten Mal “Farbe ins Spiel” und schließt in dieser Beziehung zur CE-Konkurrenz auf. Bekräftigt wird dies durch die Tatsache, dass das neue “farbige” ROM des Betriebssystems bereits zur PalmSource im Herbst 1999 an ausgewählte Entwickler verteilt wurde. Auch wird ein neuer Prozessor zum Einsatz kommen, der Taktraten von bis zu 30 MHz ermöglicht. Bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Neuerungen auf die Lebensdauer der Batterien haben werden. Interessant wird sicherlich auch, wie sich der Palm gegen die diversen Palm-Clones behaupten kann. Vor allem die Modelle von TRG und Handspring zeichnen sich durch hervorragende und innovative Erweiterungsmöglichkeiten aus (s. [42]). Schließlich soll im Jahr 2000 die Palm Computing-Sparte von 3COM ausgegliedert werden und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gehen. Literatur [1] GoType Tastatur. http://www.palmconsult.de/forum/ hardware/reviews/gotype.html, 1999. [2] Irda-Erweiterungen. http://www.palm.com/custsupp/ downloads/irenhanc.html, http://www.pc.ibm.com/ us/support/thinkpad/workpad .html, 1999. [3] PIM Anbindungen für den Palm. http://www.palm consult.de/forum/software/pim/, 1999. [4] The Blue-Connect TM product is a Visor TM Bluetooth enabler. http://www.widcomm.com/products/blue Connect.htm, 1999. 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