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28 Zentralschweiz am Sonntag 18. April 2010 / Nr. 16 Hundesalon Miros haarsträubende Verwandlung Im Hundesalon herrscht zurzeit Hochbetrieb – für die perfekte Frühlingsfrisur gibt es Wartezeiten von bis zu drei Wochen. VON BARBARA INGLIN Miro zittert am ganzen Leib. Ein weiterer Coiffeurbesuch steht an – im Hundesalon Pipistrello an der Kasimir-PfyfferStrasse in Luzern. «Wenn die Hunde abgegeben werden, sind sie meist noch etwas ängstlich», sagt Doris Stillhardt, die den Hundesalon gemeinsam mit ihrer Schwester Sylvia Parietti führt. Waschen, föhnen, schneiden Kaum ist die Türglocke verklungen, steht Miro schon auf einem Holzrost in der Badewanne und wird von Kopf bis Fuss einschamponiert. Der kleine ShihTzu-Hund wird in drei Stunden nicht mehr derselbe sein. Andrea Achermann, eine der Angestellten des Salons, knetet und massiert den Vierbeiner liebevoll. Doch der schaut weiterhin skeptisch. «Normalerweise beruhigen sich die Hunde schnell, doch heute ist hier ziemlich viel los. Auch die Kamera der Zeitungsfotografin ist er wohl nicht gewohnt», sagt Stillhardt. In ein Frotteetuch eingewickelt, wird der kleine Miro schliesslich im Nebenraum auf einem Bistrotischli platziert. Der Hundeföhn, der ein bisschen an einen Staubsauger erinnert, bläst laut, die Musik aus dem Radio ist ob des Lärms kaum mehr zu hören. Bald wirbeln Miros Hundehaare durch die Luft, bleiben liegen auf dem grauen Linoleumboden und den rosaroten Plastikstühlen. Feinarbeit mit der Coiffeurschere In der Zwischenzeit sind weitere Hunde eingetroffen. Auch Zwergschnauzer Funny und Westi-Dame Cathy sollen heute einen neuen Haarschnitt erhalten. Die drei Hundecoiffeusen des Pipistrello haben alle Hände voll zu tun. «So geht das jeden Tag, es ist Hochsaison», sagt Doris Stillhardt. «Gerade jetzt im Frühling haaren die Tiere stärker als sonst. Und wenn sie bei Regenwetter draussen unterwegs sind, verdreckt auch das Fell schneller.» Die Wartezeit für einen Termin im Hundesalon beträgt bis zu drei Wochen. Nachdem die Unterwolle entfernt ist, wird Miro geschoren – mit der Coiffeur- Kaum wiederzuerkennen: Shih-Tzu-Hund Miro wartet zurechtgemacht und mit neuer Kurzhaar-Frühlingsfrisur auf sein Frauchen. schere macht sich Andrea Achermann dann an die Feinarbeit: Bein- und Ohrenhaare werden gestutzt, zwecks besserer Sicht auch die Fransen gekürzt. Mit einer Zange zwackt die Hundecoiffeuse die Krallen kürzer, kratzt mit einem Zahnarzthaken den Dreck «Ein schöner und sauberer Hund wird mehr gestreichelt.» D O R I S S T I L L H A R DT, H U N D E S A LO N - B E S I T Z E R I N zwischen den Zähnen hervor. Das übliche Programm. Ab und an werden im Hundesalon Pipistrello auch aussergewöhnlichere Wünsche erfüllt: etwa lackierte «Fingernägel» für den Bello (oder eben die Bella), eine rote Haarsträhne oder auch mal eine punkige Irokesenfrisur. «Solange es dem Hund nicht schadet, machen wir das gerne», sagt Doris Stillhardt. Es gebe aber auch Anfragen, die sie klar ablehne. «Einmal wurde ich gebeten, einem Hund Strähnchen zu bleichen, das habe ich dem Tier zuliebe nicht gemacht.» 110 Franken, drei Stunden Arbeit Nach gut zwei Stunden ist Miro kaum wiederzuerkennen: Das Fell glänzt, die Frisur sitzt einwandfrei. Ganz entspannt liegt er in seinem Kistchen und wartet darauf, dass er abgeholt wird. Endlich klingelt die Türglocke, 110 Franken kostet Frauchen das Beautyprogramm. «Manchmal gibt es Leute, die sich über den Preis beschweren», sagt Sylvia Parietti. «Denen sage ich jeweils, dass da ja schliesslich auch mehr Haare dran sind als auf einem Menschenkopf.» Auch der zeitliche Auf- wand ist mit bis zu drei Stunden pro Hund meist grösser als beim «Menschencoiffeur». Miro scheint froh, die Prozedur überstanden zu haben. «Die meisten Hunde kommen ungern zum Coiffeur», sagt Stillhardt. «Doch bei Hunden mit langen Haaren ist das unumgänglich, sonst verfilzen sie, und das Tier fühlt sich unwohl.» Und: «Ein schöner, sauberer und gut riechender Hund darf auch mal aufs Sofa sitzen, wird mehr gestreichelt und gelobt. Das merkt er.» Miro jedenfalls stolziert mit seiner neuen Frisur hoch erhobenen Hauptes durch die Tür und markiert an der Strasse selbstbewusst den nächsten Laternenpfahl. Bilder: Mehr Impressionen aus dem Hundesalon auf www.zisch.ch/bilder Auch Giaco musste Haare lassen. Er wartet, bis er abgeholt wird. Auch für Hundefrisuren müssen es echte Coiffeurscheren sein. Sylvia Baretti (links) und Andrea Achermann an der Arbeit. Miros Bart wird zurechtgestutzt. BILDER MANUELA JANS TIER-SHIATSU Massage für Filou In einer Ecke des Hundesalons liegt die Deutsche Dogge Filou auf einer Matte, 60 Kilo schwer und ganz zahm. Beatrice Haltiner streicht ihm durchs Fell, sucht nach Verspannungen. Haltiner ist diplomierte Hunde-Shiatsu-Therapeutin. Filou soll dank der Therapie «normale Bewegungsmuster» wieder erlernen, die er nach einer Verletzung an der Wirbelsäule vergessen hat. Dass die alternative Therapieform Shiatsu auch beim Tier angewendet wird, ist eine relativ neue Entwicklung. Über Sinn und Unsinn kann man streiten. «Es gibt Tierärzte, die Hunde an uns verweisen, andere sind hingegen bin skeptisch», sagt Haltiner. Andrea Achermann schamponiert Miro von Kopf bis Fuss.