Die Not mit der Notdurft

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Die Not mit der Notdurft
Die Not
mit der Notdurft
Hans-Friedrich Fischer
zur Ausstellungseröffnung
im Freilichtmuseum Klockenhagen
Meine Damen und Herren, liebe Freunde,
wir wollen uns heute in eine Thematik begeben, über die man normalerweise nicht
spricht. Als mich Herr Heiner Morgenroth zu
dieser Rede einlud, erbat ich mir eine Woche
Bedenkzeit. Es wurde mir bewußt, daß ich
mich bisher noch niemals öffentlich dazu
geäußert habe. Der Museumsdirektor vermutete aber sehr richtig, daß bei der Befragung
meiner Gewährsleute dieses Thema nicht
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ausgespart werden konnte. So will ich dann
gern aus volkskundlicher Sicht hier einiges zu
der Not mit der Notdurft beisteuern.
Zu den besonders angenehmen Seiten unseres Lebens gehört das Essen und das Trinken. Eine Festlichkeit ohne eine verführerisch
gedeckte Tafel, ohne einen guten Trunk, ist
nicht vorstellbar. Wir speisen gern im Freundeskreis und verleihen unserer Eßlust häufig
durch ausgewählte Bekleidung einen kulturvollen Charakter.
Diesem Genießen folgt nun ständig eine nicht
so angenehme Kehrseite. Eigentlich müßte
Nachttöpfe gab es in vielen unterschiedlichen
Ausführungen: aus Blech, Steingut oder Porzellan, bemalt oder schlicht weiß.
Oft waren sie mit Sinnsprüchen verziert: „Zwischen zwei Bergen Brummt der Bär und vorne
spritzt die Feurewehr” oder als politisches Agitationsmittel wurde der „Feind” auf dem Topfboden
abgebildet.
Abb.: Steingut-Nachttopf, bemalt mit blauen Blumen, 1920.
Foto: Imke Thielk
man meinen, daß alles Ausscheiden die
natürlichste Sache der Welt wäre. Bedauerlicherweise ist dem nicht so. Das schlimmste
Wort, das wir in unserer deutschen Sprache
kennen, ist die Bezeichnung für menschliche
Exkremente. Die besondere Peinlichkeit entsteht dadurch, daß jede Ausscheidung mit
Verschmutzung und mit üblen Gerüchen verbunden ist. Weiter kommt zur Not mit der
Notdurft, daß wir oft nicht imstande sind, sie
zeitlich exakt zu regulieren. Befinden wir uns
in der freien Natur, dann wissen wir schnell einen guten Rat. Wenn wir aber zum Beispiel
an Reiseberichte von Besuchern der Großstadt Moskau denken, die dort plötzlich in
Nöte gerieten und keine Toilette entdecken
konnten, dann läuft es uns kalt über den
Rücken. Wie sehr ist auch unsere Körperhaltung verändert, wenn wir von der Festtafel
zum Örtchen überwechseln. Hier hat jeder
den Wunsch für sich allein zu sein, abgeschieden. Daher ja auch die Bezeichnung
„Abort”, also hin zum abgesonderten Ort.
„Lokus” bedeutet sprachlich „angewiesener
Ort”. Meistens reden wir aber wohl vom
„Klo”, die Abkürzung von Klosett. Das englische Wort kann mit „Geheimzimmer” übersetzt werden. Luther spricht vom „heimlichen
Gemach”.
Meine Generation erinnert sich noch ohne
Ausnahme an das Herzhäuschen auf dem
Hof und an den ängstlichen Weg dahin bei
Dunkelheit und bei Unwetter. Unsere Vorfahren nannten diesen Ort „Dat Priwee”. Das
Wort „Priwee” hat den gleichen Wortstamm
wie unser heutiger Begriff: Privat. Also ein
Raum, der einer einzelnen Person gehört. Der
bedeutende Ribnitzer Klosterchronist Lambrecht Slagghert schrieb 1324 von „dei twei
Kameren Privaten oewer dei Stadtmur”. Also
von zwei Klosteraborten, die über die Stadtmauer hingen.
Wir kennen das Sprichwort: Gesundheit ist
das höchste Gut. In unserer urigen plattdeutschen Sprache hört sich das so an: „Wat nützen di dusend Daler un du kannst nich
kacken.” Gehen wir einmal sprachlich dem
„Kacken” etwas nach, so kommen wir auf
das lateinische Verb cacare, was in diesem
Zusammenhang „besudeln” bedeutet.
Die schnellebige Zeit setzt mich oft in Erstaunen, wie Gebrauchsgegenstände aus unserer Kinderzeit jetzt schon einen musealen
Charakter tragen. Da möchte ich als ein gut-
es Beispiel aus der Ausstellung das Nachtgeschirr benennen. Hören Sie sich dazu eine
kleine Geschichte an, die sich folgendermaßen ereignete: Die etwa zwölfjährige
Tochter des Hauses durfte für die Ferien ihre
Schulfreundin zu sich einladen. Bevor sich
die Kinder zur Nachtruhe begaben, bückte
sich die Freundin auf den Boden und musterte das Bett von unten. Da kam dann gleich
die Frage an die Freundin: „Weshalb guckst
Du unter das Bett?” Die Antwort lautete: „Ich
muß doch sehen, ob da ein Räuber drunter
ist.” „Ach Räuber sagt Ihr dazu? – Wir nennen
das Nachttopf!”
Im Jahre 1925 verschickte der Heimatforscher Richard Wossidlo Listen an seine Mitstreiter mit 645 Fragen. Dabei finden wir auch
die Bitte um Benennungen für das Nachtgeschirr. Als Beispiel erwähnt Wossidlo
„Punschpott”. Was wird geantwortet? Pißpott, Pißbecken, Pißbütt, Puschpott, Pillerpott, Stinkpott, Nachtvaas, Pinkelpott, Migpott, Punschterrin und Seichpott.
Wossidlo fragt: Wie wird beim Kauf die Größe
des Geschirrs bezeichnet? Antwort: „N’ lütten Tweimigelspott”. Oder: „N’ bäten grötteren Dreimigelspott.”
Eine Zusatzerfindung zur Punschterrine hatten die Fischländer Frauen im ersten Viertel
unseres Jahrhunderts zustande gebracht:
Dei Kloeterdäuker. Wenn man für die Badegäste das eheliche Schlafzimmer zur Verfügung stellte, hieß es, im Wohnzimmer zu
kampieren. Beide Räume trennte nur eine
schalldurchlässige Tür. Das nächtliche Kloetern auf dem Nachttopf durfte keinesfalls an
die Ohren der Gäste gelangen. So legte man
die gehäkelten „Kloeterdäuker” in das Töpfchen und alle unliebsamen Geräusche waren
damit gebannt.
Das größte Urinfaß war wohl „dat Pißfatt”.
Jeder Tuchmacher hatte ein Pißfatt auf seinem Hof stehen. „Dor pißten Meister, Gesellen und Lihrburßchen rinner.” Das Faß diente
zum Waschen der Wolle. „Dei Piß is dat best
Waschmittel.”
Von einem Gewährsmann wollte ich vor langen Jahren einmal wissen, ob er in seiner
Sprache einen Unterschied dafür bereithält,
ob ein Junge oder ein Mädchen die Blase
entleert. So lautete meine Frage: „Wenn ein
Jung sick dei Büx upknöpt un sin Water lopen
lött, wuans seggen Sei dortau?” „Denn segg
ick, dei Jung pinkelt ann Boom.” „Un wenn
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ein Dirn sick henhockt, wuans seggen Sei
dortau?” „Dei Dirn seicht in dei Kuhl.”
Auf meine Anfrage an eine 75-jährige Darßerin zu den Toilettenverhältnissen in ihrer Kindheit, bekam ich zu hören: „Wiharen ’n richtig
höltern Klo. Dat stünn an’n Kauhstall. Wi güngen dor oewer man bloots in dei warm Johrestid up sitten. In’n Winter strullten wie in’n
Kauhstall. Dor is dat ümmer so schön warm
wäst.”
Während Männlein und Weiblein die Entleerung des Darms in gleicher Weise vollziehen,
so bringt die unterschiedliche Entleerung der
Blase doch oft Peinlichkeiten mit sich. Bei
Wossidlo finden wir die Äußerung eines alten
Kutschers, der Junggeselle geblieben war.
Der Gutsherr fragte ihn bei einer Ausfahrt:
„Johann, weißt Du ok ’n Unnerscheid twischen Mann un Fru?” „ja, Herr, dat weit ick
woll. Dat Frugensminsch sleiht dat Water up
anner Ort un Wis af, as wi dat gewennt sünd.”
Wie war es aus der Sicht der Seeleute unangenehm, wenn der Kapitän zeitweilig seine
Frau mit an Bord nahm. Bis zum Jahre 1880
gab es bekanntlich keine Toiletten an Bord.
Die alten Fahrensleute haben diese Vorgänge
recht deutlich beschrieben. Wie manch ein
Matrose ist beim Verrichten der Notdurft über
Bord gewaschen. In der Hafenlage gestaltete
sich dieser Prozeß zwar ungefährlich, aber
wieviel peinlicher als auf hoher See!
In den dörflichen Regionen Mecklenburgs
gab es noch bis zur Mitte unseres Jahrhunderts Häuser und Katen ohne Abort. Von daher hielt sich die Redensart: „jck bün gliks
werrer dor, ick will bloots eis na dei Pier kiken.”
Soweit die Bürger unserer Kleinstädte nicht
eine Landwirtschaft oder wenigstens eine
Gartenhaltung betrieben, blieb die Beseitigung der Notdurft ein ständig schwieriges
Kapitel. Wenn man sich selbst nicht in der Lage sah, per Ziehwagen die Eimer während
der Dunkelheit von dem Grundstück zu
schaffen, dann gab es zum Glück die „Honigschleuderer”, die für 5 Pfennige pro Eimer die
Angelegenheit erledigten. In manchen Landesteilen hießen solche dienstbaren Geister
„Emmermann”. Es ist mir noch in lebhafter
Aborterker an der Burg Hanstein/Eichsfeld und an
einem Fachwerkhaus im Freilichtmuseum Bad
Winsheim.
Foto oben: B. Kunze
Foto unten: Karin Schade
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Erinnerung, wie eines Tages unser Nachbar in
heller Aufregung bei meinem Vater um Rat
nachsuchte: „Min Emmer is randvull un dei
Emmermann hett sick hüt as krank utgäben.”
Mittlere und größere Städte leisteten sich für
die Allgemeinheit nach 1900 einen „Goldwagen”, der mit Pferdegespann die Eimer
wöchentlich austauschte.
In Ribnitz baute sich um 1960 jemand mit eigener Hand eine Spültoilette und leistete sich
dabei einen Fehler am Zulauf zur Klärgrube.
Als der Nachbar davon hörte, stand sein Urteil fest „Ick holl mi an’t Plumsklo, dor gifft dat
kein Ladehemmung nich, dat funktioniert bi
Dag un Nacht, bi Sommer un Winter.” Zu dieser geschichtsträchtigen Erkenntnis fügte er
dann noch eine höhere Weisheit: „Wer hoch
rut will, föllt deip dal.”
Als ich mir in den fünfziger Jahren einen Rohbau ansah und den Bauherrn befragte, wohin
er denn die Toilette setzen wolle, da bekam
ich zur Antwort: „Wat hollen Sei von mi, ick
nähm mi doch nich ’n Schiethus in dei schöne nige Wahnung rinner! För disse Ort Geschichten is dei Hoff grot genaug!”
Andere Länder – andere Sitten! Es ist uns ja in
Erinnerung, daß die Russen im Jahre 1945
hier bei uns nicht recht etwas mit den vorgefundenen Aborten anzufangen wußten. Es
leuchtete ihnen nicht ein, daß der Klokasten
zum Sitzen konstruiert war, sondern sie stiegen ständig mit den Füßen darauf. In etlichen
Häusern schlugen sie ein Loch in den Fußboden und verwandelten die Kellerräume zur
Dunggrube. Das schlimmste Beispiel dieser
Art war nach der Freigabe des Damgartener
Rathauses anzutreffen. Eine beherzte Aufräumung mit solchen Gewohnheiten lieferte
eine betagte Barnstorferin. Sie war genötigt,
vier russische Besatzungssoldaten in ihr
Haus aufzunehmen. Da sich die Hausherrin
um die Versorgung dieser jungen Leute kümmerte, kamen sie gut miteinander aus. Die
Mehrere Jahrhunderte diente der bewegliche Abtritt in Gestalt eines Stuhles dazu, in aller Gemütlichkeit auf dem Zimmer seinen Leib zu erleichtern. Seinerzeit als „Kammer,- Leib,- Kack-,
Schiet- oder Notdurftstuhl” bezeichnet, hat er sich
bis heute erhalten unter dem Begriff „Stuhlgang
haben”.
Die abgebildeten Zimmerklosetts aus den Jahren
1910 bis 1930 haben ein „innenleben” aus Blech
und Emaill.
Fotos: Imke Thielk
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Verschmutzung des gewissen Häuschens
nahm aber so entsetzliche Formen an, daß
die gute Ida die Muschkos einmal vor dem offenen Klo antreten ließ. Sie erledigte vor den
erstaunten vier Augenpaaren ihr dringendes
Geschäft. Seit dieser anschaulichen Vorführung war die Angelegenheit geregelt.
Zu guter Letzt will ich aber das Örtchen noch
als eine Stätte der Geborgenheit benennen.
Es ist doch wohl des Nachdenkens wert, weshalb oft in die Tür ein Herz geschnitten ist. Geniale Gedanken sollen an diesem abgeschiedenen Ort den Benutzern schon zugeflogen
sein. So erinnere ich mich auch, wie oft in unserer Jungensprache ein Satz mit den Worten
eingeleitet wurde: Ick heff hüt up’n Klo läst …
… Das Zeitungslesen ist hier sehr beliebt
gewesen. Oberall sorgten die Väter für den
ordnungsgemäßen Zuschnitt des benötigten
Papiers. Für die Auskunft eines Jungen, der
erklärte, weshalb er lieber das Nachbarhäuschen aufsuche, kann man schon ein Verständnis finden: „Dor liggt ümmer dei Berliner
Illustrierte uff”.
Regelmäßige Besuche im Altersheim Freudenberg gehörten früher zu meinem Wochenplan. Die Zustände dort konnten mir oft
die Luft abdrücken. Sechs Frauen in einem
Zimmer. Bei meiner Verabschiedung begleitete mich dann gern eine der Frauen zum Auto um mir noch persönlich ihre Nöte zu sagen, die sie vor den anderen nicht auszusprechen wagte. Da bekam ich zu hören:
„Der einzige Ort, an dem ich endlich mal für
mich allein sein kann, ist das Klo. Das nutze
ich aus, um Mut zu behalten.”
Meine alte Lehrerin besuchte öfter ihren Bruder auf seiner Farm in Afrika. Sie hatte dort etwa 50 m bis zum stillen Örtchen. Bei Dunkelheit ein langer Weg! Einmal hatte sie sich gerade eingeriegelt, als ein unheimliches
Fauchen und Kratzen an der Tür zu hören war.
Die ganze Nacht verbrachte die gute Lehrerin
in dieser Lokalität. Am nächsten Morgen stellte man die Spuren eines starken Panthers fest.
Im Zuge der Thematik, das Örtchen als Stätte der Geborgenheit, denke ich an einen Enkel, der sich in seinen Ferien Jahr für Jahr auf
dem Bauernhof der Großeltern verwöhnen
ließ. So saß er wieder einmal zeitlos in dem
Herzhäuschen und rief nach seiner Oma. Als
die Oma nicht gleich hörte, verschaffte er seiner Stimme mehr Durchdringungskraft durch
das Klopfen auf den Klokasten. Die Oma kam
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Afsetter und Aftritt, Koetelkist, Priwee, Brillklosett und Latrin - zig Namen für das stille Örtchen
haben die Mecklenburger gefunden. Manch einer verschleierte den Begriff Toilette auch humorvoll, indem er Apteik, Goldgruw oder Honnigpreß sagte.
Abb.: Noch funktionsfähiges Plumsklo „neuerer”
Bauart in Mecklenburg.
Foto: Imke Thielk
gelaufen „Na, Günther, wat wist Du?” Antwort: „Oma Maus!” „Wat för’n Maus?” „Spezialmaus.” Da bekam der liebe Junge eine
schöne große Butterbrotscheibe mit dickem
Pflaumenmus. Er verzehrte sie genüßlich in
dieser Geborgenheit, wie es ja auch Leute
geben soll, die sich gern im Bett ihr Frühstück
servieren lassen.
Die Not mit der Notdurft bleibt uns weiterhin
erhalten, aber wir sollten doch wohl dankbar
dafür sein, wie bequem und fast gemütlich
sich das Problem für uns entwickelt hat.
Engländer erfand
vor 400 Jahren
das „water closet”
Das WC feiert Geburtstag. Stolze 400 Jahre
hat es auf dem (Wasser-)Kasten. Grund genug, sich vielleicht mal zu einer stillen Stunde
auf ein stilles Örtchen zurückzuziehen und
dort in stiller Abgeschiedenheit eines bedeutenden Mannes zu gedenken: Sir John Harrington, Erfinder des „water closet”. Dabei
liegt der Verdacht nahe, daß es Sir John Harrington ähnlich ergangen ist, wie vielen Menschen: Die besten Einfälle haben sie in der
kreativen Ruhe der „täglichen Sitzung”.
Schließlich gab es zu seiner Zeit durchaus
schon Sanitärräume für solche Zwecke, aber
bis zum 16. Jahrhundert war es übliche Praxis, den Inhalt der Toilettentöpfe kurzerhand
aus dem Fenster zu schütten. In Paris und
London, damals schon Großstädte, stank
diese Unsitte irgendwann so zum Himmel,
daß dringend nach Abhilfe gesucht wurde.
Einem Mann aus altem englischen Adel war es
schließlich vorbehalten, diesem anrüchigen
Treiben ein Ende zu setzen: Sir John Harrington, ehemaliger Kämmerer im Hofstaat Königin, Elisabeth I. und wegen Verbreitung etwas
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zu leichtfertiger Anekdoten auf das Land verbannt, nutzte die erzwungene Ruhe zu einer
genialen Erfindung: Während der Renovierung
seines Hauses kam ihm die Idee zu einer Toilette mit Wasserkasten und Fallrohr. Ein Geistesblitz, der durchschlagenden Erfolg haben
sollte. Selbst die englische Queen ließ es sich
nicht nehmen, den Harrington-Landsitz zu inspizieren, um sich einen sehr persönlichen
Eindruck von diesem sanitären Wunderwerk
zu verschaffen – mit Erfolg, wie es heißt.
Denn nicht nur, daß Sir John Harrington wieder in Gnade am königlichen Hof aufgenom-
Bis zum 16. Jahrhundert war es übliche Praxis,
den Inhalt der Toilettentöpfe aus dem Fenster zu
schütten.
men und sogar befördert wurde, jeder Adelige – angespornt von Königin Elisabeth I. –
ließ sich fortan ein „water closet" nach Harrington-Vorbild in sein Schloß einbauen.
Harrington selber schrieb – übrigens neben
Gedichten – eine längere Abhandlung zu sei26
ner Erfindung, und schuf damit die Basis zu
einer breiten Publizierung seiner WC-Idee.
Und auch wenn die deutsche Sanitärwirtschaft der modernen Sanitärtechnik in puncto Hygiene, Komfort und Wassersparen ein
klares Plus einräumt, so kommt doch auch
sie nicht umhin, einem Urvater zu danken. Einem englischen Adeligen und Lebemann, der
sich um Menschliches verdient gemacht hat.
aus „Kreiszeitung”
Kanalbaubeiträge und
ihre Konsequenzen
EK. Viele Menschen verwirklichen sich im
Laufe ihres Lebens den Traum vom eigenen
Haus. Ein großes Grundstück mit viel Grün
und ein schnuckeliger Neubau. Idyllisch,
wenn da nicht die Kommunen mit den Kanalbaubeiträgen wären. So wird der bescheidene Traum von mehr Lebensqualität schnell ein
unbezahlbares Projekt des Größenwahns.
Kanalbaubeiträge sind Gebühren, die für den
Anschluß an den Kanal berechnet werden,
der im Bebauungsplan eingetragen wurde
oder wird. Da Beitragspflicht besteht, ist es
kaum möglich die Zahlung zu verweigern.
Angenehmer wäre das schon, denn der Beitrag richtet sich nach der Grundstücksfläche.
Bebaut oder nicht sind für das 1. Vollgeschoß
100 Prozent, für jedes weitere 60 Prozent der
Grundstücksgröße anzurechnen; Qadratmeter multipliziert mit Beitrag und Prozentzahl.
Wer also ein Zweiständerhaus auf 5000 qm
Grundstücksfläche mit zwei Stockwerken
besitzt, wird bei 5 DM pro qm mal eben
schlappe 40.000 DM an die Gemeinde abtreten müssen. Grund genug für Einige etwas
von ihrem Besitz zu verkaufen, denn sind die
Beiträge nur hoch genug, wird der Besitzer
schon Grund an die Gemeinde abtreten, der
natürlich wieder als Bauland angeboten wird.
Mit der „... bodenpolitischen Funktion der
Beitragspflicht ..." läßt sich demzufolge die
Bebauung genau steuern, da die Beitragssätze von den Kommunen festgelegt werden.
Auf diese Art und Weise kann das Gesicht einer ganzen Landschaft verändert werden,
denn legt es eine Kommune darauf an, verschwinden Äcker, Wälder und ortsbildprägende Grünflächen.

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