Allgaeuer Zeitung - Hotel König Ludwig
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MONTAG, 17. MÄRZ 2014 25 Allgäuer Lehrstellenbörse 2014 NUMMER 63 Die aktuelle Umfrage » AUF DER ALLGÄUER LEHRSTELLENBÖRSE Tobias Doepelheuer ist zum ersten Mal bei der Allgäuer Lehrstellenbörse. Der 14-Jährige weiß noch nicht, was er nach der Schule machen will „Deshalb hab ich mich heute einmal informiert, was für verschiedene Ausbildungsberufe es gibt“, berichtet der 14-Jährige. Viele Infos hat der Krugzeller etwa an den Ständen der Firmen Liebherr, Maha und der Allgäuer Zeitung bekommen. Technik begeistert nicht nur Männer: Am Stand des Elektronikdienstleisters TQSystems Durach (früher SRI) probierte auch eine ganze Reihe von Mädchen das Löten von Platinen aus, wie hier Mona Probst (17) aus Dietmannsried. Über die Schulter schaut ihr dabei Tom Piecha von TQ-Systems. Mit einem ungewöhnlichen „Stand“ hat sich auf der 17. Allgäuer Lehrstellenbörse am Samstag im Kemptener Berufsschulzentrum die Oberstdorfer Baufirma Geiger präsentiert. Auf dem Freigelände saßen Geiger-Azubis in einem Bau-Container der Firma und gaben Auskunft über Lehrberufe und Karriere-Chancen in der Baubranche. Die Klappe weit aufmachen Berufsorientierung Viele Unternehmen bemühen sich mit großem Aufwand um den Nachwuchs. Rund 10 000 Besucher bevölkern das Kemptener Berufsschulzentrum Hochregal-Lager ganz klein: An einem Modell zeigte Ausbilderin Ramona Schöler (rechts) von Gruber Logistik (Sulzberg), wie heute moderne Transportund Lagerwirtschaft funktioniert. Links die Besucher Anita und Tobias Schönfisch (14) aus Kempten. Wie jedes Jahr, so begleitete auch heuer wieder eine Vielzahl von Vorträgen die Allgäuer Lehrstellenbörse. Dabei gab es Informationen zu einzelnen Berufen oder wertvolle Tipps für das Bewerbungsgespräch. Im Bild erklärt Wolfgang Gabler von der Arbeitsagentur die Möglichkeiten der Berufsberatung. Kempten Einige Unternehmen spielten an ihren Stand fetzige Musik ab. Manche hämmerten und bohrten, was das Zeug hält. Andere wiederum priesen lautstark ihre freien Ausbildungsplätze an: Bei der 17. Allgäuer Lehrstellenbörse am vergangenen Samstag im Kemptener Berufsschulzentrum gehörte mehr denn je das Klappern zum Geschäft. Wer da nur an seinem Stand still darauf wartete, dass sich Interessenten bei ihm erkundigen, hatte das Nachsehen. Die Klappe aufreißen – das war bei vielen der gut 200 Aussteller angesagt. Die Oberstdorfer Baufirma Geiger nahm das im Freigelände sogar wörtlich: Das Unternehmen hatte einen Bau-Container aufgestellt und dessen Klappe aufgemacht. Drinnen saßen Lehrlinge, die den vorbeischauenden Besuchern erklärten, welche Ausbildungsberufe die Bau-Branche bietet. Früher konnten die Firmen und Organisationen noch unter einer Vielzahl von Bewerbern für eine Lehrstelle wählen. Weil es aber immer weniger junge Menschen im Lande gibt, hat sich die Situation umgedreht. Seit ein paar Jahren gelingt es vielen Firmen kaum noch, ihre freien Ausbildungsplätze mit geeigneten Buben oder Mädchen zu besetzen. Schuld an der Misere ist nicht nur die rückläufige Zahl der Schulabsolventen und die mangelnde Ausbildungsreife vieler 15oder 16-Jähriger. Auch der Run auf Universitäten und Hochschulen bereitet dem Handwerk, dem Handel und der Industrie zunehmend Kopfzerbrechen. Dagegen gelte es anzukämpfen, betonte der Schwäbische Handwerkskammer-Präsident Jürgen Schmid am Rande der Lehrstellenbörse. „Der Mensch fängt nicht erst beim Akademiker an“, gab Schwabens oberster Handwerker zu bedenken. Und dass ein Studium auch eine Sackgasse sein könne, zeige die hohe Abbrecherquote von 28 Prozent. „Es nützt uns nichts, wenn wir viele Ägyptologen haben und keine Handwerker mehr“, kritisierte Schmid die „Akademisierung der Gesellschaft“. Noch bildet das Handwerk intensiv aus. Aber es ist ein schleichender Rückgang zu beobachten. Waren es vergangenes Jahr noch 4200 neue Lehrlinge in Schwabens Handwerksbetrieben, so sind es heuer nur noch 3600, davon im Allgäu etwa 1400. Über ähnliche Probleme bei der Suche nach Auszubildenden wie das Handwerk klagt auch die Industrieund Handelskammer (IHK). Ganz extrem sei der Lehrlingsmangel in der Gastronomie, sagt der Allgäuer IHK-Geschäftsführer Manfred Schilder. Deshalb versuche man mit vielen Aktionen gegenzusteuern. So sei vergangenes Jahr der „AzubiClub“ gegründet und die „AzubiCard“ eingeführt worden. Damit bekommen junge Menschen, die im Gastgewerbe oder Servicebereich eine Ausbildung machen, zahlreiche Vergünstigungen und Rabatte – etwa bei Hotelübernachtungen, Restaurantbesuchen oder Eintritten in Freizeiteinrichtungen. Auch die 15-jährige Sophie Heiligensetzer ist noch unschlüssig, welcher Ausbildungsberuf sie interessiert. Nur, dass es etwas Kreatives sein soll. „Ich habe mir heute ein paar technische Berufe angeschaut“, erzählt die Oy-Mittelbergerin. Was sie dabei vor allem angesprochen hat, ist der Beruf der Technischen Produktionsdesignerin: „Da erstellt man etwa Bauzeichnungen“, so Sophie. Der 16-jährige Maxi Rabai aus Oy-Mittelberg schwankt zwischen zwei Ausbildungsberufen: Lokführer und Veranstaltungskaufmann. „Lokführer gefällt mir, weil man da viel unterwegs sein kann und Veranstaltungskaufmann, weil es mir Spaß macht, Sachen zu organisieren“, erklärt Maxi. Über beide Ausbildungsberufe konnte sich der 16-Jährige ein Bild machen. Sein Fazit: „Der Tag war sehr informativ.“ Das Arbeiten in Bäckereien oder in der Gastronomie kann durchaus Spaß machen. Das zeigten am Stand von Coffee friends (Dietmannsried) Maurice Materne und Sabine Albrecht. Ihre High-Tech-Mohrenkopfschleuder – eine innovative Projektarbeit – stellte die staatliche Fachschule für Mechatroniktechnik vor. Bilder im Internet Von der Börse berichten: Jessica Gsell und Stefan Binzer (Texte) Ralf Lienert (Fotos) Trotz des zeitweiligen Andrangs im Keller der Berufsschule III machte „Fliege“ nicht die Fliege. Die Kuh mit dem lustigen Namen ließ sich brav streicheln, auf unserem Foto von Schülern des Berufsgrundschuljahres 13/14 Landwirtschaft. Aktuell besuchen 24 junge Männer und Frauen in Kempten dieses Berufsgrundschuljahr – nicht nur Bauernsöhne und -töchter, die später einen Hof übernehmen können, sondern auch junge Leute, die zum Beispiel ihre Zukunft als Landmaschinentechniker sehen. Üben an einem Dummy: Wer an der Kemptener Berufsfachschule für Sozialpflege eine zweijährige Ausbildung durchläuft, muss nicht nur Theorie pauken. Auch das praktische Üben gehört dazu – hier an einer lebensgroßen Puppe (Dummy), die einen behinderten Menschen darstellt. Laut Fachlehrerin Gabriele Roth wird die Ausbildung in Pflegeberufen immer wichtiger, weil die Menschen immer älter und damit auch immer gebrechlicher werden. Auf dem Foto von links Aileen Albrecht (22) aus Blaichach, Studienrätin Veronika Maurer und Marcel Wondra (18) aus Zollhaus. Vom Mediengestalter über die Veranstaltungskauffrau oder Fachkraft für Druck-Verarbeitung bis zum Redaktions-Volontär: Insgesamt 16 Ausbildungsberufe bietet der Allgäuer Zeitungsverlag (AZV) in Kempten an. Wer sich dafür bewerben will, hat gute Chancen, denn laut Personal-Chef Michael Oberst sind für 2014 noch in allen Berufen Lehrstellen offen. Über die Karrieremöglichkeiten beim AZV gaben am Stand Auskunft (vorn von links) die Azubis Julia Hauke, Rebecca Rottach, Nadja Walther und Simone Müller. Hinten von links: Julian Heindl, Julia Wölfle und Andreas Will. Viele weitere Bilder im Internet: I www.all-in.de/bilder Zurück zu den Wurzeln: beim Rundgang der Prominenz am Stand der Käserei Champignon (von links): Horst Holas (Vize-Chef der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen), Kemptens Dritte Bürgermeisterin Sibylle Knott, Schwabens Handwerkskammer-Präsident Jürgen Schmid, der Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser (der vor 50 Jahren eine Käser-Ausbildung absolviert hatte) und der Allgäuer Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben Manfred Schilder. Im Hintergrund die Milchtechnologie-Lehrlinge Benjamin Schmid und Simon Breuer.