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16 touristikairlines
BRITISH AIRWAYS
BA vor Quantensprung
Wenn am 27. März 2008 British Airways den neuen Terminal 5 in Heathrow
bezieht, dürfte das die europäische Airline-Industrie kräftig durchmischen. Beim
britischen National Carrier verspricht man sich erhebliche Wettbewerbsvorteile.
VON FRANZ-XAVER RISI
Transferzeit von bisher 75 Minuten dürfte sich
auf weniger als 60 Minuten verringern. Die Wege
würden deutlich kürzer. Gut 60 Prozent der
Schweizer BA-Passagiere nutzen heute London
als Drehscheibe, um mit BA weiterzufliegen.
Künftig dürfte sich dieser Anteil erhöhen, rechnet Heine.
Das Gepäcksystem von Terminal 5 wird
das grösste Beförderungssystem eines Einzelterminals in Europa. Zeitkritische Gepäckstücke werden über das separate Hochgeschwindigkeitssystem direkt zur Parkposition des jeweiligen Flugzeuges gebracht.
90 Prozent via T5
Der neue Terminal 5 in Heathrow wird exklusiv für die Maschinen von British Airways zur Verfügung stehen
und bringt dem britischen National Carrier damit einen erheblichen Komfortvorteil.
A
uf den 27. März 2008 freut sich Sam
Heine wie ein kleines Kind auf den
Weihnachtsmann. «Dieser Tag», betont der Commercial Manager Schweiz und
Österreich bei British Airways, «wird unser Produkt komplett verändern.» Läuft alles nach
Plan, und daran gebe es nichts zu zweifeln, wird
an diesem 27. März der neue Terminal 5 am Flughafen London Heathrow eröffnet. Damit werde
für seine Airline eine neue Ära eingeläutet, unterstreicht Heine.
In der Tat dürfte der Ausbau des grössten
europäischen Flughafens die Szene kräftig aufmischen. T5, wie der neue Terminal bereits liebevoll genannt wird, wird dem britischen National Carrier zusätzlichen Schub verleihen. Die
neue Anlage steht exklusiv British Airways zur
Verfügung und wird im Endausbau bis zu 30 Millionen Passagiere aufnehmen können. Terminal
5 ist das grösste freistehende Gebäude in Grossbritannien: 40 Meter hoch, 396 Meter lang und
176 Meter breit. T5 ist damit fünfmal grösser als
die bisherige Hauptbasis von BA, Terminal 4.
Für sich allein genommen ist der Terminal Europas fünftgrösster Flughafen. Gigantisch nehmen sich auch die Kosten für das im September
2002 begonnene Bauwerk aus: rund 4,3 MilliarST01 10. Januar 2008
den Pfund (knapp 10 Milliarden Franken) wurden dafür aufgewendet.
Eine eigene Haltestelle bindet T5 an die
Londoner U-Bahn und den Heathrow-ExpressSchienenverkehr an, der direkt ins Zentrum
der britischen Hauptstadt führt.
Markant verbessert wird aber auch das Angebot für die Passagiere. T5 biete in Sachen Shopping ein «Mini-London», schwärmt Heine. Luxusmarken wie Harrods, Prada, Paul Smith und
Tiffany & Co. würden für Einkaufserlebnisse
sorgen. Das kulinarische Angebot dürfe sich
ebenfalls sehen lassen, ist der BA-Manager
überzeugt. So eröffnet der beliebte britische
Starkoch Gordon Ramsay sein erstes Flughafen-Restaurant. Zudem stehen den Passagieren
sechs topmodern eingerichtete Lounges zur
Verfügung, darunter auch ein Travel Spa.
Gut 90 Prozent aller Flüge wird BA nach
einer Übergangsphase künftig im Terminal 5
konzentrieren. Eine kleinere Anzahl – insbesondere Fernflüge nach Australien, Singapur und
Thailand – würde ins Terminal 3 zu den Partnern
der Oneworld-Allianz verlegt, erläutert Heine.
Gute Perspektiven
Experten sind sich einig, dass British Airways
mit dem neuen Terminal die eigene Position
deutlich wird stärken – was CEO Willie Walsh
«Terminal 5 ist eine fantastische Chance für
helfen würde. Nach dem Halbjahresresultat
British Airways», macht denn auch Willie
(per Ende September 2007) war er trotz einer
Walsh, CEO der Airline, deutlich. «Er wird unSteigerung des Vorsteuergewinns um 26 Proseren Betrieb mit geringeren Wartezeiten,
zent auf 593 Millionen Pfund (rund 1,4 Milliarschneller Gepäckbeförderung und verbesserden Franken) in die Kritik geraten. BA verfehlter Pünktlichkeit massgeblich verändern.» Weil
te damit sowohl die Gewinn- wie auch die
BA den Terminal exklusiv für sich nutzen könUmsatzprognose der Analysten, die
ne, erhalte man die Möglichkeit,
Anzeige
ein noch besseres Ergebnis erwareinen «unvergleichlichen Standard
tet hatten. Zu schaffen macht
in Sachen Komfort und Benutder Airline – wie grundsätzzerfreundlichkeit» zu schaffen.
lich allen Fluggesellschaften
Massgeblich profitieren
weltweit – die massiv höhewürden auch Transitpassaren Aufwendungen für
giere, ergänzt Heine: Wer
Treibstoffe. Aufs Jahr umgebisher London wegen des zurechnet, dürften diese auf
gegeben etwas beschwerliwww.cyprusairways.com
über 2,2 Milliarden Pfund
cheren Umsteigens gemieden
steigen. Drei Jahre zuvor hatte
habe, bekomme nun mit BA ein
man dafür noch knapp 1,4 Milliarperfektes Produkt vorgesetzt. Die
«Das Reisen wird viel bequemer»
kolumnetouristik 17
den ausgegeben. Walsh will denn auch die Anstrengungen, die Treibstoffkosten markant zu
senken, deutlich verstärken. Bis 2025 soll der
Verbrauch dank neuen, sparsameren Flugzeugen um 25 Prozent reduziert werden. Die Aufrüstung der Langstreckenflotte – zuletzt orderte
BA vor wenigen Wochen zwölf Maschinen des
Riesen-Airbus A-380 sowie 24 Langstreckenflugzeuge des Typs B-787 Dreamliner von Boeing –
trägt dazu bei. Die neuen Maschinen werden
zwischen 2010 und 2014 ausgeliefert.
Offen ist, wie sich Open Skies auf den Geschäftsgang von BA auswirkt. Das Luftfahrtsabkommen zwischen der EU und den USA garantiert EU-Fluggesellschaften ab dem 30.
März 2008, von jedem Flughafen der Europäischen Union jede Destination in den USA anfliegen zu können. Kooperationen wie das
Joint-venture von Air France/KLM und der US-
«Der neuen Terminal 5 in
Heathrow wird unser Produkt
massiv aufwerten.»
SAM HEINE, COMMERCIAL MANAGER
SCHWEIZ UND ÖSTERREICH
VON BRITISH AIRWAYS
Airline Delta setzen dabei nach Einschätzung
von Experten BA unter Zugzwang. Die Briten
sind stark vom US-Geschäft abhängig: 45 Prozent des Umsatzes werden mit Flügen nach
Amerika generiert.
Bisher hat Walsh jedoch fast alles richtig
gemacht. Er senkte die Kosten (unter anderem
GDS) und forciert den Ausbau der Flotte. Und
es ist ihm gelungen, die First- und BusinessClass besser zu positionieren. Die Gewinnsteigerung in den letzten Monaten ist wesentlich
dem stärkeren Verkauf von Sitzplätzen in diesen Klassen zu verdanken. Weitere Investitionen in diesem Segment sind bereits geplant. So
soll noch in diesem Jahr eine neue First Class
angekündigt werden, die ab 2009 in den Flugzeugen eingebaut wird.
Gemäss Sam Heine entwickelt sich das
Geschäft im Quellmarkt Schweiz ebenfalls
sehr positiv mit einem «erfreulichen Wachstum». Nicht zuletzt wegen dem hohen Anteil an
First- und Business-Class-Kunden sei die
Schweiz für BA ein sehr wichtiger Markt, der
entsprechend Beachtung geniesse. Das derzeit
27 tägliche Verbindungen umfassende Netz
zwischen der Schweiz und Grossbritannien
wird ab Mai 2008 durch eine zusätzliche fünfte
tägliche Rotation (nur werktags) von Zürich
zum Londoner City-Airport aufgestockt.
◆
KOLUMNE
(Un)Sicherheit im Tourismus
D
Ein Statistiker hat einmal das Bonmot
ie Bedeutung von sicherem
geprägt, dass er nur an diejenige Statistik
Reisen nimmt stetig zu. Unter
glaube, die er selbst gefälscht habe. StaExperten besteht Einigkeit
tistiken sind nicht unbrauchbar, doch sie
darüber, dass die Sicherheitsrisiken im
müssen vernünftig interpretiert werden –
Zusammenhang mit der Wahl einer Feriengerade auch im Reisebüro, wenn es um die
destination eine zunehmend wichtigere
Beratung von KunRolle spielen. Gab
den geht. Nehmen
es früher Atten«Das Südliche Afrika
wir das Beispiel
tate,
Überfälle
Südafrika.
Zwei
oder Entführunzählt zu den sichersten
statistische Werte,
gen, denen auch
Reiseregionen weltweit.» die Kriminalitätsvereinzelt Tourirate und die hohe
sten zum Opfer
Zahl der HIV-Infizierten, geben immer wiefielen, muss mittlerweile auch ein zielder zu Diskussionen Anlass. Beide Werte
gerichteter Terror gegen Feriengäste und
sind Ausdruck grosser Probleme, die nicht
Destinationen festgestellt werden. In
verniedlicht werden dürfen. Doch was beeinigen Regionen der Welt haben Terrodeuten sie für Gäste aus dem Ausland?
risten das «System Tourismus» ins Visier
Im Südlichen Afrika gibt es keine tergenommen, um durch spektakuläre Anroristischen Gruppierungen, die es auf
schläge eine weltweite Medienresonanz
Gäste aus dem Ausland abgesehen hazu erzeugen.
ben. Verbrechen gegenüber Touristen
Aber nicht nur gezielte Terrorakte
sind denn auch äusserst selten. In den
auch Statistiken über Kapitalverbrechen
letzten Jahren ist kaum je ein Gast zu
geraten vermehrt ins Blickfeld des öfSchaden gekommen. Wer sich an die paar
fentlichen Interesses. Entsprechend rawenigen Regeln hält, die es zu beachten
ten die Aussenministerien zahlreicher
gilt, wird seine Ferien in vollen Zügen geLänder seit einiger Zeit davon ab, in beniessen können. Mit Fug und Recht darf
stimmte Länder zu reisen. Die Warnunman sogar behaupten, dass das Südliche
gen der Behörden sind aber nicht immer
Afrika zu den sichersten Reiseregionen
leicht nachvollziehbar. Während beiweltweit zählt. Und Aids? Hand aufs
spielsweise vor Reisen in die USA kaum
Herz: Von diesem Problem ist hauptsächgewarnt wird, gibt es Bedenken gegenlich der Sextourist betroffen und diesen
über Bali oder Thailand. Zieht man indeswill sowieso niemand in Südafrika – alle
sen die Verbrechensstatistik der fraganderen Gäste sind nicht tangiert und
lichen Länder zu Rate, stellt man fest,
herzlich willkommen.
dass die Kriminalitätsrate in Indonesien
im Verhältnis zur Anzahl der Bevölkerung
sogar kleiner ist als diejenige der
Schweiz, dass aber die USA in diesem
traurigen Wettbewerb massiv obenausClaudio Nauli,
schwingt. Sind Reisen in der Schweiz
Geschäftsführer
tatsächlich unsicherer als in IndonesiRotunda Tours
en? Und die USA? Kann es sein, dass einige Aussenministerien in ihren Einschätzungen gegenüber Amerika nachsichtig sind?
ST01 10. Januar 2008

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