„The Wig“ auf DVD - cinekorea

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„The Wig“ auf DVD - cinekorea
[CINEKOREA]
„The Wig“ auf DVD
Beigesteuert von Sascha Klie
Wednesday, 25 March 2009
THE WIG
OT: (Gabal)
Land: Südkorea 2005
Regie: WON Shin-yeon Drehbuch: DO Hyun-jung
Darsteller: CHAE Min-seo, YU Sun, BANG Moon-su Musik: KIM Jun-seong
Länge: 104 Min.
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Koreanisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 16:9 anamorph (1,85 : 1)
Extras: Making of... (20 Min.), Trailer (2 Min.), Photoshooting Artwork (6 Min.), Hair Shaving (9 Min.)
Synchronisation und Untertitel: Die Untertitel sind genau, die Synchronisation leider mehrfach abweichend, außerdem
werden die koreanischen Namen falsch ausgesprochen.
FSK: ab 18 Jahren
Vertrieb: i-on new media
Soo-hyun ist von ihrer Leukämie-Erkrankung gezeichnet. Als Nebenwirkung der Chemotherapie sind ihr die Haare
ausgefallen. Ihre Schwester Ji-hyun will sie nach Hause holen, wo sie ihre letzten Tage verbringen kann. Sie schenkt ihr
eine Perücke, damit sie sich wieder auf die Straße und unter Leute wagen kann. Ji-hyun ist genau wie ihr Ehemann Kiseok Künstler. Sie wurde bei einem Verkehrsunfall schwer am Hals verletzt, sodass sie nicht mehr sprechen kann.
Deshalb schreibt sie alles auf ein Notizbuch, um sich zu verständigen. Nach einigen Tagen geschieht eine merkwürdige
Veränderung. Soo-hyun sprüht vor Lebenskraft und glaubt geheilt zu sein. Sie macht ihrem Schwager Ki-seok schöne
Augen. Die Perücke gibt ihr Kraft, doch sie verhält sich, als wäre sie jemand anderes. Wenn sie die Perücke abnimmt, fühlt sie
sich schwach und krank. Als eine Freundin die Perücke ausleiht, weil sie ihrem Mann, den sie in flagranti erwischt hatte,
eine Falle stellen will, kurz danach aufgehängt aufgefunden wird, glaubt Ji-hyun, die Perücke sei verflucht. Sie macht sich
auf den Weg, die Geschichte der Echthaar-Perücke zu recherchieren. Sie findet die Tochter des Perückenmachers, die
eine unglaubliche Geschichte enthüllt. Soo-hyun erleidet einen Rückfall und muss in die Klinik. Doch sie flieht. Jin-hyun
ahnt wohin sie gehen wird und stellt sie im Atelier von Ki-seok. Es kommt zum Showdown. Regisseur Won Shin-yun
legt hier seinen ersten Langfilm vor, nachdem er für seinen Debüt-Kurzfilm „Bread and Milk“ (2003) mehrfach
ausgezeichnet worden war. Mit einem relativ kleinem Buget von 3,5 Mio. $ gelingt ihm mit „The Wig“ ein
genreübergreifendes Werk, in dem die Story und nicht der Horroreffekt im Vordergrund steht. Ein ohne Schnörkel gradlinig
inszeniertes Drama um zwei unterschiedliche Schwestern, die eine ganz eigene „Two Sisters Story“
erzählen. Ausgezeichnete Kamera von Kim Dong-eun, der teils in langen Nahaufnahmen Gefühl einfängt, teils in rasanter
Steady-Cam der Geschichte drive gibt. Die Nachbearbeitung drückt kühle Düsterheit und unsichere Leere durch grau und
schwarz aus. Auch in seinem weiteren Film „A Bloody Aria“ (2006) wird aus einem Schäferstündchen eine
blutige Angelegenheit, weil sich Dinge und Situationen verselbständigen und der Mensch noch immer der schlimmste
Feind des Menschen ist. Ebenso ausgeklügelt ist die spannende Entführungsgeschichte „7 Days“, die
überaus erfolgreich 2007 in den Kinos lief und Won Shin-yeon zu einem der ambitioniertesten Filmemacher im Korea
unserer Tage macht. Großes Lob gebührt aber auch den Schauspielern, namentlich Chae Min-su, die bis an ihre
körperlichen Grenzen ging und sich eigens für den Film tatsächlich eine Glatze schneiden ließ. Sie spielte bereits 2002 an der
Seite von Kim Deuk-gu in dem Boxerdrama „Champion“ unter der Regie von K.T. Kwak
(„Friends“). Auch Yu Sun konnte man 2007 in dem düsteren Horrorfilm „Black House“
wiedersehen. Ihre Unfallszene wird einem lange im Gedächtnis bleiben und toppt die ähnliche Szene aus „Der
vierte Mann“ (NL, 1983 von Paul Verhoeven) um Längen.
Auch hierzulande werden z.B. an Theatern Haarteile und Perücken aus asiatischem Echthaar geknüpft. So ist die
Verwendung der langen schwarzen kräftigen Strähnen einfacher als Kunsthaar, welches unflexibler ist. Hier wird natürlich
mit Bildern aus dem Horrorgenre gespielt, werden doch oft in asiatischen Filmen weibliche Geister mit langen offenen
Haaren präsentiert. Sie repräsentieren die historische Tradition, dass in alten Zeiten, Frauen, die sich ungerecht behandelt
fühlten mit offenem Haar klagend durch die Dörfer zogen. Dieser Topos wird den Geistern zuteil, weil sie so zunächst
gesichtslos ihre Opfer in panischen Schrecken versetzen.
Hier wird jedoch eine Perücke aus den Haaren eines Mannes gefertigt, die eine ganz andere Konnotation damit
verbindet. Die angedeuteten Hintergründe entreißen den Beteiligten förmlich den Boden unter den Füßen. Hier werden Tabus
der koreanischen Gesellschaft angesprochen, die selten in dieser Fülle zusammengetragen wurden.
Die ältere Schwester, die sich stets um die Kleinere kümmerte, malte ihr in einem Bild Flügel, die sie ihr damals auf dem
Rummelplatz versprach, damit sie eines Tages in den Himmel fliegen könne, den Ballon zu holen, der ihr davon geflogen
war. „Danke für die Flügel“, sagt sie ihr zum Abschied.
Fazit: Intelligenter Psycho-Thriller mit Horroreffekten, überzeugenden Schauspielern in brillianter Inszenierung. Ein
Gruselfilm mit Schockeffekten und unvermuteter Hintergrundstory. Sehenswert und bedrückend, beklemmend in der
Drastik und ganz und gar nicht an den Haaren herbeigezogen.
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_PDF_GENERATED 21 January, 2017, 01:21
[CINEKOREA]
Dank an i-on new media, dass neben dem verstörenden Cover mit der verstümmelten Hand, die aus dem zugenähten
Hinterkopf herauskommt, ein Alternativbild gewählt werden kann, das dem Film gerechter wird und nicht den Eindruck
erweckt, es würde sich um einen Massakerfilm mit Untoten handeln.
(Herzlichen Dank an i-on new media für die Bereitstellung der Besprechungs-DVD).
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