54 - Schule Marienau

Transcrição

54 - Schule Marienau
Marienauer
N a c h r i c h t e n
Nr. 54
Informationen aus dem Schul- und Internatsleben
Juli 2012
Eine neue Spitze für den wirtschaftlichen Bereich
> > von Rana Raslan-Alaoui
I
m neuen Führungsteam Marienaus gibt es seit dem 1. Mai
Verstärkung. Maik Lüdemann, 39 Jahre alt, ist neuer kaufmännischer Leiter der Schule. Maik Lüdemann war viele Jahre bei Ernst & Young, einem globalen Netzwerk tätig, welches
sich mit selbstständigen und unabhängigen Unternehmen in
den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmens- bzw. Managementberatung beschäftigt. Zuletzt
war er dort Senior Manager und Prokurist. Nach einer Ausbildung als Industriekaufmann studierte Maik Lüdemann an der
Fachhochschule in Lüneburg im Bereich Wirtschaftsrecht mit
dem Abschluss Diplom Wirtschaftsjurist. Während des Studiums verbrachte er ein Semester in Irland und später, während
seiner Zeit als Wirtschaftsprüfer, kamen noch Auslandserfahrungen in New York hinzu. Die Kontakte zur Universität Lüneburg „Leuphana“ hat er nie wirklich aufgegeben und hält
bis heute noch Vorlesungen im Bereich „Bilanzen“. Nun liegt
die Frage nahe, warum ein Mann mit diesem internationalen
Hintergrund sich für Marienau als Arbeitsplatz entscheidet.
Ehemalige Kollegen zeigten sich
skeptisch:
„Ja,
klingt nach einer
interessanten Aufgabe. Aber: Hast
Du nicht Sorgen
mit so vielen Pädagogen zu arbeiten?“ Nein, diese
Sorge hat Herr
Lüdemann nicht,
denn er ist seit
mehreren Jahren
mit einer Lehrerin
verheiratet, führt
- eben mit einer
Pädagogin - eine
harmonische Ehe
und betont, so ganz nebenbei, die besten Söhne im Alter von
1 1/2 und 3 1/2 Jahren zu haben…
Inhalt
Seite
Doch zurück zu der Frage: Warum Marienau? Maik LüdeEine neue Spitze für den wirtschaftlichen Bereich1
mann möchte gerne eine sinnvolle Aufgabe machen, als Wirtschaftsprüfer sehe man seine hart erarbeiteten Ergebnisse in
Deutsch-amerikanische Freundschaft in Marienau2
der Schublade landen, in der Arbeit für und mit Kindern ist
Marienauer und die Tradition
das Ergebnis zweifelsohne sichtbar und greifbar, klärt Maik
Altmarienauer Treffen
3
Lüdemann auf. In Marienau, wo die Förderung und Forderung
Holländer in Marienau
4
von jungen Menschen im Vordergrund stehen, sehe er eine
Obligo: Zwei Bondyaner in Marienau
4
angenehme, neue Herausforderung, auf die er sich sehr freue.
Marienauer auf der Bühne
Maik Lüdemann betont, kein Freund von langen Reden zu
„Löwenherz“5
sein, er wünsche sich eine offene und ehrliche Zusammenar„Divide et Impera“
6
beit mit wenig Worten und mehr Handlungen. Seine Tür stehe
Kunstausstellung „Hinterm Tellerrand geht’s weiter“ 6
den Mitarbeitern immer offen, er nehme Verbesserungsvorschläge gerne an und könne gut mit Kritik umgehen, sei es im
Marienauer und die Schule
positiven oder negativen Sinne. Er ist Frühaufsteher, sein ArWege in den Medienberuf
7
Abistreich 8
beitstag beginnt so gegen 5 Uhr morgens. Na ja, damit steht
Verkündung der Abiturnoten
9
dem Morgenlauf zu früher Stunde in Marienau wohl nichts
„Du bist nicht allein“
9
mehr im Wege!
Delf Egge übergibt den Stab der Geschäftsführung gerne an
Verantwortung in Marienau10
Maik Lüdemann weiter. Schließlich bleibt er in seiner Funktion
Dienstjubiläum Barbara Heuer10
als Vorstandsvorsitzender Marienau erhalten.
Ein langer Prozess in der Entscheidungsfindung geht der EinVerabschiedung10
stellung von Maik Lüdemann voraus. Umso mehr freuen wir
News11
uns, mit ihm zugleich einen international erfahrenen Spezialisten aus dem Finanz- und Wirtschaftswesen und einen ExAbiturfoto12
perten in Fragen der Strategie und Prozessoptimierung von
Jubiläen12
Unternehmen gewonnen zu haben.
Impressum12
Herzlich willkommen in Marienau, Herr Lüdemann!
www.marienau.de
1
Marienauer Nachrichten
Deutsch-amerikanische Freundschaft in Marienau
> > von Margaretha Schnarhelt
Im Rahmen der Auslandsreisen in den Klassen 9 findet
in diesem Jahr erstmals ein dreiwöchiger Austausch zwischen Marienau und der Oakbrook Preparatory School in
Spartanburg/S.C. statt. Die South Caroliner waren vom 21.
Mai bis zum 5. Juni in Marienau untergebracht, zum Teil in
externen Familien, zum Teil im Internat. Im Herbst fahren
dann unsere Schüler nach Spartanburg. Oakbrook Prep ist
eine Privatschule, die in der Größe Marienau entspricht.
Die Schule ist christlich orientiert, aber nicht konfessionsgebunden. Sie liegt am Fuß der Blue Ridge Mountains, etwa
eine Stunde südwestlich von Charlotte, NC. entfernt. Spartanburg ist eine Kreisstadt von etwa 37.000 Einwohnern.
Endlich sind sie da! Die Amerikaner werden von Leiterin Heike Elz, Jörg Blume
und Emmi in Empfang genommen
„E
igentlich hatten wir uns die Amerikaner ganz anders
vorgestellt, eher übergewichtig und mit breitem amerikanischen Akzent.“ Weit gefehlt, sowohl, was das Aussehen als die Sprache betrifft! Einige sprechen sogar sehr gut
Deutsch; Mario zum Beispiel, dessen Eltern vor 25 Jahren
aus Süddeutschland nach Amerika ausgewandert sind, oder
Maggy McDonald. Ihre Mutter ist ebenfalls Deutsche und unterrichtet Deutsch an der Oabrook Prep. Zusammen mit ihrer
Begleiterin Brandy Pitts betreut sie die elfköpfige Mannschaft
aus Spartanburg. In Brandy verliebt sich schon am ersten Tag
die halbe Schule! Kein Wunder: Blond, strahlend blaue Augen,
kecker Pferdeschwanz, Ringelshirt, Röhrenjeans und blaue
Chucks. „Was, das ist die Mutter von Dylan und sie hat noch
vier andere Kinder?! Nie und nimmer ist die 31 Jahre alt!“
Doch ist sie, und fünf Kinder hat sie auch! Ein Geheimnis ihres
jugendlichen Aussehens: Sie steht viermal in der Woche um
fünf Uhr morgens auf und läuft sechs Meilen, also etwa zehn
Kilometer, immer mit einem Revolver in der Hosentasche.
„I´m so scared! Ich bin so ängstlich! Zu Hause habe ich immer
eine Pistole unter dem Bett versteckt und vier andere liegen
im Schrank.“ Aha!?! Demnächst will Brandy ihren Flugschein
machen. Dann kann sie mit uns nach Charleston fliegen. „Die
schönste Stadt in South Carolina. Genauso wie bei Scarlett
O´Hara.“ (Anmerkung der Red.: Scarlett ist die Hauptfigur aus
Margaret Mitschells Roman und der gleichnamigen Schnulze
„Vom Winde verweht“).
Die nächsten Sommerferien sind also garantiert gebucht!
„You´re welcome, of course!” Auch die amerikanischen Austauschschüler sind hinreißend, gut erzogen (das mache die
strenge christliche Erziehung, meint die Lehrerin), erzkonservativ („Wir hassen Obama! Natürlich sind wir alle für Mitt Romney“, sagt Jackson) und an allem interessiert, was wir ihnen
so bieten. Und das ist einiges. Jörg Blume, der den gesamten
Austausch geplant und organisiert hat, ist unermüdlich unterwegs, hat ein volles Programm zusammengestellt: Vormittags
Unterricht, zusammen mit den Marienauer Austauschpartnern, nachmittags Ausflüge: Stadtführung in Lüneburg mit
Geschichtslehrer Thomas Rieckmann, Hafenrundgang in Hamburg, Timmendorfer Strand (Hendrik springt Brandy zuliebe
sogar in die kalte Ostsee und hat hinterher nur ein „bisschen
Bauchweh“, Jackson, Philipp und Will probieren tapfer Heringund Matjesbrötchen bei Gosch, „yeah, it tastes really good!“)
und gleich zu Beginn des Marienau-Aufenthalts eine Besichtigung des Auswanderermuseums in der Ballin-Stadt in Veddel.
Dylan Mittag sucht nach den Namen seiner Großeltern, die
ursprünglich aus München stammen, und findet sie tatsächlich. Maggy McDonald entdeckt ihre schottischen Vorfahren
in einer der zahllosen Auswandererlisten und Jackson seine ukrainischen Urgroßeltern, die als Juden rechtzeitig nach
Amerika flüchten konnten. Ein paar Tage später steht er in
der Gedenkstätte Bergen-Belsen und ist zutiefst betroffen von
den Fotos mit Massengräbern und Leichenbergen, die er dort
sieht. „Wenn man meine Urgroßeltern auch umgebracht hätte,
würde es mich ja gar nicht geben!“
Am Grab von Anne Frank in Bergen-Belsen
Nach vierzehn Tagen ein Abschied voller Tränen – beiderseits.
Eine Freundschaft fürs Leben? Zum Glück dauert es bis zum
Wiedersehen nicht mehr lange. Im Oktober fliegen die neun
Marienauer Partnerschüler zusammen mit Jörg Blume und
Tobias Karrasch nach Spartanburg!
Schick gemacht für das Gruppenfoto (rechts BRANDY!)
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Marienauer Nachrichten
Marienauer und die Tradition
Altmarienauer Treffen | 16./17. Mai
> > von Rana Raslan-Alaoui/Margaretha Schnarhelt
Ausgelassene Stimmung im Festzelt
D
as diesjährige Altmarienauer Treffen stand ganz unter
dem Zeichen unserer Schulgründer, Dr. Gertrud und Dr.
Max Bondy. Ihre älteste Tochter, Annemarie Roeper, war am 11.
Mai, dem 120. Geburtstag ihres Vaters, im Alter von 93 Jahren
gestorben und nahezu zeitgleich ist die Publikation von Barbara Kersken, mit dem Titel „Max und Gertrud Bondy in Marienau. Die Geschichte
einer verdrängten
Pädagogik“ erschienen. Leiterin Heike
Elz und der ehemalige Vorsitzende des
Trägervereins, Prof.
Johann Peter Vogel,
würdigten die hervorragende Arbeit
und „ihre Ausgewogenheit im Inhalt bei
solch einem heiklen
Thema“, so Hei- Leiterin Heike Elz beglückwünscht Barbara
Kersken zu ihrer Publikation über die Bondys
ke Elz. Die Bondys
hatten als Juden 1937 fliehen müssen und die Schule ihrem
Nachfolger Bernhard Knoop überlassen. Die Möglichkeit einer
Rückkehr hatte es für sie auch nach dem Krieg nicht gegeben. Heike Elz bedankte sich bei den Brüdern Jaspersen, Jan
Behrmann, Kerstin Uffmann, Rolf Bannehr und Frank Schröder, mit deren finanzieller Unterstützung das Werk überhaupt
gedruckt werden konnte.
Unter den anwesenden Gästen waren drei Altschüler aus der
Bondy-Zeit: Dr. Wulf Nachtwey, Hans Wolfgang Donandt und
Jan Darboven. Und außerdem begrüßte Heike Elz zwei Gäste
aus Holland vom Olympus College in Arnhem, Erna Terpstra
und Tanja Gronewoldt, die ähnlich wie die Roeper Schule in
Amerika mit hochbegabten Kindern arbeiten in Anlehnung an
die Pädagogik der Bondys und ihrer Tochter Annemarie Roeper. Sie wollten auch Marienau kennen lernen, weil sie Verbindungen zu ihrer Schule sehen und diese vertiefen möchten.
All diesen Schulen gemein ist die Erziehung zur Demokratie
durch das Leben in einer Gemeinschaft. Im Mittelpunkt steht
jedoch immer der Mensch, das Individuum. In der Gemeinschaft entwickelt sich der frei denkende Mensch zum sozialen Wesen, das nicht nur Rechte hat, sondern Verantwortung
trägt für sich und andere. So wird die Marienauer Pädagogik
auch heute noch gelebt, auch wenn Bondy selbst noch viel
weiter ging, viel radikaler die Selbst- und Mitbestimmung, ja
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sogar die konkrete Gestaltung der Schüler einforderte und zuließ. Heute steht der Einzelne immer noch im Zentrum und ist
gleichzeitig Mitglied der Gemeinschaft. Das prägt fürs Leben,
was die Altmarienauer immer wieder bestätigten. In einer
Diskussionsrunde wurden die anwesenden Schüler, Cornetts,
Jahrgangs- und Klassensprecher, von Frau Elz dazu aufgefordert, Stellung zu nehmen. Es galt zu klären, inwieweit Selbstbestimmung noch das ist, was Schüler heute wollen. Alle
Schüler waren der Meinung, dass das Interesse an Demokratie
und Politik deutlich abgenommen habe, ein Beispiel dafür sei
die geringe Beteiligung seitens der Schüler an den Schulversammlungen, ansonsten fühle man sich in Marienau gut aufgehoben, größere
Probleme gebe es
nicht. Das Ergebnis
allgemeiner Saturiertheit?
Wolf-Dieter Hasenclever, ehemaliger
Leiter in Marienau,
sieht die Grenzen
und das schwindende
Interesse Altmarienauer „Schulleiter-Ehepaar“: Connie und
an Mitbestimmung Wolf-Dieter Hasenclever
darin liegen, dass die Schule stark eingebunden ist in verschiedene Institutionen, wie Behörden, Trägerverein und
nicht zuletzt in die Interessen der Eltern, die schließlich für
die Bildung und Erziehung ihrer Kinder zahlen. Grundsätzlich sei es schwierig, wenn Eltern in Konfliktsituationen den
direkten Weg zur Schulleitung suchten, anstatt den Kindern
die Möglichkeit zu lassen, selbst ihre Konflikte zu lösen. Konsens dieser Veranstaltung war es, sich wieder intensiver mit
den Wurzeln Marienaus zu beschäftigen und die Bondys ins
Blickfeld der Öffentlichkeit zu stellen. Schließlich sei dies ein
Fundus, mit dem man „protzen“ könne.
Bei so viel Ernsthaftigkeit durfte die Leichtigkeit nicht feh-
Große Freude über den verdienten Sieg
len. Dafür sorgten wie jedes Jahr die Neetze Stompers mit
fetzigem New Orleans Jazz sowie das Fußball-Spiel Altmarienauer gegen die jetzigen Marienauer, bei dem die jetzigen
Marienauer beim Elfmeterschießen das Spiel gegen die Altmarienauer mit 4:3 entschieden haben, die kulinarischen
Einlagen der Küche und vor allem natürlich viele, viele Gespräche, in denen nette Erinnerungen ausgetauscht wurden.
3
Marienauer Nachrichten
Holländer in Marienau | 16. Mai 2012
> > von Margaretha Schnarhelt
A
uf der Suche nach den Wurzeln der Bondy-Pädagogik auch. Aber die Wurzeln dieser besonderen Pädagogik liegen
sind die beiden Gäste aus Holland in Marienau gelandet. bei den Bondys und damit ja in Marienau!“ Die Atmosphäre
Erna Terpstra und Tanja Gronewoldt haben schon vor eini- hier konnten die beiden Lehrerinnen während ihres zweitägen Jahren einen Austausch mit der Roeper-Schule in Ame- gigen Aufenthalts reichlich spüren und zudem jede Menge
rika organisiert und dabei auch die dortige Schulgründerin über die Schulgeschichte und ihre Gründer erfahren, schließund Bondy-Tochter Annemarie Roeper kennen gelernt. Genau lich fiel ihr Besuch zusammen mit dem Altmarienauer Treffen,
wie die amerikanische Privatschule arbeiten die beiden Hol- an dem sogar drei Schüler aus der Bondy-Zeit teilnahmen,
länderinnen am Olympus College in Anrhem in erster Linie mit dem Gedenken an Annemarie Roeper, die wenige Tage zuvor
hochbegabten Kindern. „Wir waren fasziniert von der Bondy gestorben war, und der Veröffentlichung einer Schrift über
Tochter und ihrer Arbeit, die ja davon ausgeht, dass nicht ein die Bondys. „Wir fahren mit ganz vielen Eindrücken und Erbesonders hoher IQ der Maßstab für Hochbegabung ist, son- kenntnissen zurück und können uns trotz aller Verschiedendern vielmehr die Andersartigkeit dieser Kinder. Sie sind z.B. heit, aber auch wegen der vielen Übereinstimmungen einen
besonders empathiefähig und haben Schwierigkeiten, sich Austausch mit der Schule Marienau gut vorstellen.“
in eine normale Klassengemeinschaft einzufügen. Das liegt
daran, dass sie einfach weiter sind in der
Erfassung von Problemen und Zusammenhängen und dadurch natürlich auch schnell
gelangweilt. Wenn man dies nicht beachtet,
werden sie ganz schnell zu Störenfrieden.“
Erna Terpstra hat aus diesem Grunde eine
Abteilung für hochbegabte Kinder an ihrer
Schule in Holland mitgegründet und leitet
sie auch. „Der normale Unterrichtsstoff
unterfordert diese Kinder genauso wie
der Umgang mit Gleichaltrigen, und das
macht die Sache an einer herkömmlichen
Schule natürlich schwierig. Die Interessen
hochbegabter Kinder liegen einfach woanders, und diese gilt es zu erkennen und zu
fördern. Das erfordert natürlich eine ganz
andere Art Schule, jenseits von Leistungsdruck und altershomogenen Klassen. Die
Roeper Schule in Amerika funktioniert Erna Terpstra und Tanja Gronewoldt waren begeistert von Marienau: „Sie, als Schule können wirklich stolz
nach diesem Prinzip und unsere in Holland sein!“
Obligo einmal anders: Jan Darboven und Hans Wolfgang Donandt
erzählen aus ihrer Kindheit in Marienau | 27. Juni 2012
> > von Margaretha Schnarhelt
„A
ch, Marienau ist immer wieder ´ne Wucht, das können
andere Leute gar nicht verstehen“, seufzt Hans Wolfgang Donandt und lässt sich ächzend auf einen Stuhl sinken.
„ …die nicht hier waren!“ fällt Jan Darboven ihm ins Wort. Wie
ein altes Ehepaar! Die zwei greisen Herren kennen sich seit
ihrer Kindheit in Marienau, und das war
Anfang der dreißiger Jahre. Erst in
diesem Frühjahr haben sie sich wiedergefunden.
Hans Wolfgang Donandt war
vier Jahre alt, als seine Eltern
aus einer kleinen Wohnung in
Hamburg-Barmbek mit ihm in
das heutige Waldhaus, früher
Donandt-Haus, zogen.
Für die Familie war
es das Paradies
auf Erden.
„Der Wald
4
war himmlisch! Ich konnte den ganzen Tag Versteck spielen
oder im Teich planschen. Einmal hatte ich im Wald meine
neuen Lederhosen ausgezogen und liegen lassen. Daraufhin
wurden die 3. Klassen beauftragt, meine Lederhose im Wald
zu suchen! Jeder war einfach für jeden da, und es gab auch
keinerlei Barrieren!“ Der Vater,
Hans Donandt, war einer
der engsten und treuesten
Freunde der Bondys und
übernahm die Unterrichtsleitung; später, als es für
das jüdische Ehepaar Bondy immer brenzliger wurde,
auch die Schulleitung in Marienau. Dann folgten
Donandt und
seine Familie
den Bondys in
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Marienauer Nachrichten
die Schweiz, als diese fliehen mussten, 1937.
Jan Darboven war sechs, als er in die Marienauer Vorschule
kam. Seine Eltern, beide Künstler, hatten sich scheiden lassen. „Ich erinnere mich noch genau an den ersten Schultag.
Max Bondy begrüßte uns auf der Treppe und sagte: Ich heiße
Max. Ihr könnt mich duzen oder siezen, so wie ihr es wollt.
Ich bin kein Herr und nie einer gewesen, sondern ein Bürger.
Sein großes Ziel war es, uns zu freien, selbst bestimmten
Menschen zu formen. Schon das Wort ´erziehen` mochte
er nicht, wenn er es aussprach, klang es wie ´errrr-ziehen`
und das war ihm höchst zuwider, ebenso wie jegliche Art von
Prinzipien. Er wollte junge Menschen lebensfähig gestalten
und dafür braucht es Erfahrungen.“ Wenn die beiden von
den Bondys sprechen, leuchten ihre Augen noch immer. Jan
Darboven war Legastheniker. „Reden konnte ich, schreiben
nicht. In Marienau bin ich geheilt worden. Wenn ein Diktat
geschrieben wurde, brauchte ich nicht mitschreiben. Jan,
du kannst schreiben, was du willst. Und dann schrieb ich Geschichten über meine Tiere. Ich hatte eine ganze Sammlung
von Steiff-Tieren. Und diese Geschichten, die durfte ich dann
abends vor versammelter Schulgemeinde vorlesen. Auch die
Abiturienten waren dann da. Toll, für einen kleinen Kerl, der
eigentlich schüchtern war, traurig und ständig gehemmt, anschließend standing ovations zu bekommen!.“ [...]
Stundenlang hätte man den Geschichten der beiden Altmarienauer noch zuhören können. „Die Präsentation von Hans
Wolfgang Donandt und Jan Darboven hat mich sehr beeindruckt. Sie brachten wirklich gut rüber, wie es früher in Marienau einmal war“, meint Christoph aus der 10. Klasse. „Man
merkte, dass diese Erinnerungen ihnen wirklich etwas bedeuten und dass sie immer noch so lebensfroh sind“, ergänzt
Hauke. Auch Vera ist begeistert. „Es muss wahrlich ein Paradies für Kinder und Jugendliche gewesen sein, in dem man
sich frei entfalten konnte. Bondys Ziel, die Jugendlichen zu
lebensfähigen Menschen zu formen, beinhaltet, denke ich, ein
Zusammenspiel von Bildung und sozialen Kompetenzen. Ich
habe das Gefühl, dass in unserer heutigen Welt immer mehr
die so wichtigen sozialen Fähigkeiten aus den Augen verloren
werden. Marienau sollte aufgrund seiner wertvollen Wurzeln
die Möglichkeit wahrnehmen, dieser Entwicklung entgegenzusteuern.“ Naïma hingegen ist nachdenklich: „Freiheit und
Raum sich selbst zu entwickeln, diese Ideale sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Man sah die Schule nicht als
Pflichtveranstaltung, sondern als Gemeinschaft. Doch die Gesellschaft hat sich verändert, und heute ist dies leider nicht
mehr möglich.“ Oder doch?
Vorschule: Das „L“ ist Jan Darboven in seiner Vorschul-Zeit in Marienau im Jahr
1932, das „E“ wird von Hans Wolfgang Donandt präsentiert
Marienauer auf der Bühne
„Löwenherz“
> > von Rana Raslan-Alaoui
A
m 2. Juni 2012 führte das Wahlpflichtfach Theater/Kunst
der 8. Klassen das Musical „Löwenherz“ auf. Mit dem
neunzigminütigen Stück verzauberten die Schauspielerinnen
und Schauspieler das Publikum mit den spannungsreichen Gegensätzen wie Mittelalter und Gegenwart, Mut und Feigheit,
Verrat und Treue, Verantwortungsgefühl und Gleichgültigkeit
sowie Freundschaft und Feindschaft. Die beiden „Regisseure“
Andrea Ahrweiler und Matthias Kenkel waren überwältigt, wie
sehr die jungen Protagonisten immer mehr in ihre Rolle reingewachsen sind und überzeugend die Botschaft des Stückes
zum Publikum transportiert haben.
Welchen bösen Plan mag Schizzo (Robert Sabelleck) mal wieder aushecken?
Titelheldin Leonie (Dunia Alaoui) erhält von ihrem Vater (Alexander Gertig) den
wundersamen Skarabäus
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Titelheldin Leonie, im Originalstück eigentlich Leonardo, wird
von der Inquisition verfolgt, aber mit Hilfe eines Skarabäus ihres Vaters gelingt ihr die Flucht aus anno domini 1348
in das Jahr 2012. Der Vater wird gefangen genommen, ihm
droht der Scheiterhaufen. Leonie kann ihren Vater nur retten,
wenn sie in die Vergangenheit zurückreist. Doch leider ging
das magische Amulett während der Zeitreise verloren. Leonie macht sich auf die Suche. Keine leichte Aufgabe, zumal
alle Pläne von Schizzo und seiner Bande durchkreuzt werden.
Außerdem gilt es, sechs Freunde zu finden; zweifelsohne eine
Herausforderung in der heutigen Zeit! Gut, dass Leonie in
Fortsetzung auf Seite 6
5
Marienauer Nachrichten
Fortsetzung von Seite 5
Der liebe Anton (Marco Gutmann) ist immer wieder Opfer von Schizzos Bande
Anton einen treuen Freund findet, der mit ihr durch dick und
dünn geht. Den größten Kampf muss Leonie jedoch mit dem
stärksten Gegner aufnehmen: der eigenen Angst. Sie muss
sich entscheiden: Hasenfuß oder Löwenherz? Und durchläuft
dabei insgesamt eine sehr positive Entwicklung.
Löwenherz ist ein Musical des Antagonismus und der Verschiedenheit. Diese Tatsache wird nicht nur in den Charakteren deutlich, sondern auch in der Musik. Neben Instrumentalstücken mit mittelalterlichen Melodien erklingen Balladen,
orientalische Elemente, Pop-, Rap-, Funk- und Rocksequenzen,
Musik, die sich im Ohr des Publikums festsetzt und dessen
Herz erobert. Löwenherz ist ein sehr lehrreiches Stück und
spricht alle Generationen an. Die Texte der Songs nehmen die
Thematik des Stückes auf und verarbeiten sie so geschickt,
dass jeder sich identifizieren und über sein Verhalten nachdenken kann. Insgesamt wird das Thema Mobbing, das heutzutage einen leider großen Stellenwert in unserer Gesellschaft
einnimmt, gut verarbeitet. Auch wenn die Texte zu Anfang in
der Mittelaltersprache erklingen, wird die sprachliche Brücke
zu den Neologismen wie affengeil und krass von Heute sehr
gut gespannt. Das Ergebnis sind Situationskomiken, die für
Überraschung und Abwechslung sorgen.
„Divide et Impera“ | 30. Juni 2012
> > von Daniela Tautorus
D
ie Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfaches Darstellendes Spiel führten heute erstmals ihr Stück „Divide et impera“ auf. Das Stück wurde aus einer gemeinsamen
Idee mit den 8ten Klassen entwickelt. Am Anfang stand das
bearbeiteten das Stück dramaturgisch zu einer Adaption für
Menschen ab 12 Jahren bis 99+.
Was zeichnet das Stück aus? Ein buntes Theaterspektakulum mit Gauklern, spannenden Szenen und Musik. Mittels einer aberwitzigen Zeitreise werden zeitlose Themen unseres
menschlichen Miteinanders vom ausgehenden Mittelalter in
Unerwünschte Begegnungen mit dem Inquisitor (Tijan Bittaye, links als Vater
Johanna Otromke, dahinter „Tochter“ Valérie Gott))
Leonie (Valérie Gott) im Jahr 2012, noch sichtlich verwirrt
Kindermusical „Löwenherz – Leonardo und das magische
Amulett“ von Andreas Schmittberger, das die 8ten Klassen
zu einem klassischen Musical für kleinere Kinder performten
und bereits zur Aufführung gebracht haben. Die 9ten Klassen
unsere Zeit transportiert. In einem atemberaubenden und unterhaltsamen Theaterabend macht „Divide et impera“, teile
und herrsche, deutlich, dass man seine Gegner aufspalten
muss, um sie zu besiegen.
Kunstausstellung „Hinterm Tellerrand geht’s weiter“
> > von Yasmina Alaoui (Kl. 10c)
P
assend zu unserer UNESCO-Projektwoche im Januar gab
es einen Kunstwettbewerb mit dem gleichen Motto „Hinterm Tellerrand geht’s weiter“. Am Mittwoch, dem 2. Mai 2012,
fand analog dazu im Wasserturm in Lüneburg die Eröffnung
der Kunstausstellung statt. Zunächst konnten die Besucher
sich auf den verschiedenen Stockwerken des hohen Wasserturmes die Werke anschauen und sie bestaunen.
Mich hat die Kreativität der Künstler sehr beeindruckt. Es wa-
6
ren viele gute Ideen unter den Kunstwerken. Wie kommt man
bloß auf solche Gedanken? Um mir diese Frage zu beantworten, habe ich einige der Künstler befragt. Franziska Stäb aus
dem zwölften Jahrgang der Wilhelm Raabe Schule Lüneburg
hat in der Kategorie „Malerei, Grafik, Druckgrafik, Collage“ mit
ihrem Bild „Gesundheit- ein hohes Gut“ den 1. Platz gewonnen. Sie betonte: „Gesunde Ernährung ist mir schon immer
wichtig gewesen, und ich finde, dass das für Kinder besonders
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Marienauer Nachrichten
wichtig ist. Die Tomate, die das Kind auf meinem Bild isst, soll
zeigen, dass man darauf achten sollte, kein gespritztes Obst
oder Gemüse zu essen.“ Für ihr Bild hat sie sogar extra einen
Kindergarten besucht, in dem dann ein Kind für sie Modell gestanden hat. „Ich wollte, dass es so realistisch wie möglich
aussieht.“ Franzsika möchte ihr Hobby zum
Beruf
machen
- Nach dem Abi
hat sie vor, eine
Kunsthochschule
zu besuchen, um
dann
vielleicht
Kunstlehrerin zu
werden.
Ein anderes Beispiel: Max Freytag
und Till Jacob,
ebenfalls von der
Wilhelm
Raabe
Schule. Auch sie
haben beide in der
gleichen Kategorie wie Franzsika
den 1. Platz in ih-
rer Jahrgangsstufe gewonnen. Die Idee ihrer Collage „Hinterm Tellerrand“ hat mich sehr überzeugt. „Wir wollten damit
den Kontrast zwischen den Menschen, denen es viel zu gut,
und den Menschen, denen es sehr schlecht geht, darstellen.“ Natürlich haben auch Schüler aus Marienau an dem Wettbewerb erfolgreich teilgenommen. In der Kategorie „Fotografie,
Film, Videoclip“ haben Malte Hinrichs, Pablo Hinrichs, Florian
Luchs, Jonathan Scherer und Ludolf Schröder aus Klasse 9
mit ihrem Werbespot über Fairtrade, in dem sie
die
Herstellung
normaler Schokolade und Fairtrade-Schokolade in
einem Videovlip
miteinander vergleichen den 2.
Platz gewonnen.
Ebenso ging der 2.
Platz in dieser Kategorie an Valerio
Sampognaro aus
der Klasse 10. Mit
seinem Bild „Die
bittere Wahrheit“
möchte er darauf
aufmerksam machen, dass die
ganzen Hormone
und Medikamente, die den Tieren zur Mästung zugeführt werden, am Ende im Essen der Menschen landen und wie wir sie
täglich zu uns (auf-) nehmen.
Herzlichen Glückwunsch und danke für die Impulse zum Nachdenken!
Marienauer und die Schule
Wege in den Medienberuf | 14. Mai 2012
> > von Margaretha Schnarhelt
Margaretha Schnarhelt und Rana Raslan-Alaoui besuchen
mit Schülern der 10. und 11. Klassen die Schülermesse
„Wege in den Traumberuf Medien“ in Hamburg. Auf der Infomesse im Foyer des Cinemaxx am Dammtor in Hamburg
konnten medieninteressierte Schüler herausfinden, welche
Ausbildung oder welcher Studiengang im Bereich Medien
zu ihnen passt. Renommierte Universitäten, Hochschulen
und private Schulen, darunter auch die Axel Springer Akademie, stellten sich vor und gaben in einer Podiumsdiskussion Gelegenheit, Fragen zu beantworten und Tipps für
Bewerbungen und Praktika zu sammeln. Bekannte Gäste,
wie NDR Chefredakteur Andreas Cichowicz und der stellvertretende Chefredakteur vom Hamburger Abendblatt,
Matthias Iken, haben ihre Erfolgsrezepte für den Einstieg in
die Medien verraten und von ihrem Berufsleben berichtet.
D
a sitzen sie nun, unten auf der Bühne des Cinemaxx in
Hamburg, fast zum Anfassen nahe. Ihre Gesichter kennt
man aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung, ihre Werbesprüche spiegeln den Zeitgeist einer ganzen Nation wider
oder haben ihn geprägt: „Geiz ist geil“, „Du bist Deutschland“,
Marienauer informieren sich über Wege in den Medienberuf
„Giro sucht Hero“ oder „Aber Bitte mit Rama“ und „BILD Dir
Deine Meinung. “ Alles Slogans von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt, deren Gründer Prof. Holger Jung auf
dem Podium von Moderator Jan Philipp Burgard (Redakteur
des Schülermagazins absolut karriere) begrüßt wird. Und nicht
nur Jung selbst, sondern auch Texter Christian SchmachtenFortsetzung auf Seite 8
www.marienau.de
7
Marienauer Nachrichten
Fortsetzung von Seite 7
berg ist mit von der Partie. Der erzählt, wie er sich Ideen und
Texte aus dem Ärmel schüttelt, so ganz nebenbei und auf die
Schnelle versteht sich. „Schnell und produktiv sein, darauf
kommt es in unserem Job an“. Das versucht der Professor
für räumliche Inszenierung nicht nur den Medien-interessierten Schülern an diesem Vormittag, sondern auch seinen
Studenten an der privaten Hochschule AMD in Hamburg zu
vermitteln. Dass die Werbung dabei absolut keine Tabus mehr
kennt, zeigt ein Spot für die Autofirma BMW aus dem Hause
Jung von Matt, der über die Kinoleinwand flimmert. Das große
Geld dürfe man sich nicht erträumen, wenn man den Weg in
eine Agentur wählt, dafür jede Menge harte Arbeit, Flexibilität, aber selbstverständlich auch Spaß!
Die Marienauer PR im Gespräch mit Andreas Cichowicz, NDR-Chefredakteur
Von einem harten Alltag weiß auch NDR-Chefredakteur Fernsehen, Andreas Cichowicz, zu berichten. Er habe ganz klein
angefangen, erzählt er den Schülern, die fast alle Plätze des
riesigen Kinosaals besetzen, als Herausgeber einer Schülerzeitung, später als Feld- und Wiesenreporter bei der Lokalzeitung in seinem Heimatort. Dort habe er auch volontiert und
über das jährliche Treffen des Schäferhundevereins, über
Schützenfeste und Kaninchenzüchter geschrieben, bevor
er dann als Auslandskorrespondent für die ARD nach Afrika
ging. „In Uganda habe ich einen Flugzeugabsturz überlebt, in
Johannesburg, bei einer Schießerei zwischen schwarzen und
weißen Polizisten, habe ich nur deshalb überlebt, weil eine Leiche über mir lag.“ Und nach einer kurzen Pause: „Der Beruf
des Journalisten verlangt mehr als nur eine gute Schreibe.
Man muss dafür brennen!“ Dass er auch jetzt, 20 Jahre später
immer noch für seine Arbeit brennt, spürt man auch in der
letzten Reihe des voll besetzen Kinosaals noch, auch wenn
sein Alltag nicht mehr ganz so aufregend ist. Heute trifft er
Angela Merkel im Bundestag oder Joachim Gauck und andere hochkarätige Politiker vor und hinter der Kamera. Wie die
Kanzlerin denn privat so sei, fragt ihn der Moderator. „Privat
kenne ich sie nicht. Sie ist sehr professionell. Morgens pünktlich um sieben sitzt sie allein in ihrem Büro im Kanzleramt vor
dem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffee.“ Ob nicht manchmal
auch gelacht werde, nach einem offiziellen Treffen oder nach
einem Interview. „Ach wissen Sie, sie kommt aus der ehemaligen DDR.“
Abistreich | 27. Juni 2012
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Marienauer Nachrichten
Verkündung der Abiturnoten | 22. Juni 2012
> > von Rana Raslan-Alaoui
F
ür viele Marienauer Abiturienten ist seit dem 22. Juni Feiern angesagt: Sie haben ihre Prüfungsergebnisse bekommen und das erhalten, wofür sie zwölf Jahre lang in die Schule gegangen sind, die Abiturnoten und damit den Freischein
in die große Welt. In alphabetischer Reihenfolge werden die
Schüler gerufen. Alle sind angespannt: Hat man das Abitur
bestanden oder muss man doch noch mal zittern und in die
Nachprüfung? Bekommt man den erhofften Durchschnitt?
Sophie nimmt ihre Abiturnoten erleichtert in Empfang
Viele haben Tränen in den Augen. Manche nicht aus Freude.
Denn einige haben es leider nicht auf Anhieb geschafft und
müssen in die Nachprüfung.
Nach der Verkündung ging es traditionell zum Spanferkelessen, zu dem der FFM eingeladen hatte.
Espen freut sich mit seiner Freundin, Ellen, und Meliisa mit ihnen über ihr
bestandenes Abitur
„Du bist nicht allein!“ | 1. Juli 2012
> > von Rana Raslan-Alaoui
F
ür zwölf Kinder war der heutige Tag ein besonderer: Sie
wurden in ihrer zukünftigen Schule Marienau begrüßt und
darauf vorbereitet, was sie hier erwartet und worauf sie sich
jetzt schon freuen können. Dazu hatten die jetzigen Fünftklässler im Rahmen einer Unterrichtseinheit das Märchen „Rosamund, die Starke“ für ihren Bühnenauftritt teils aus ihrem
Deutschbuch übernommen, teils selber verfasst. Die Schüler
der 8. Klassen aus dem Wahlpflichtfach Theater/Kunst haben
in ihrem Musical „Löwenherz“ mit Themen wie Mut und Feigheit, Verantwortungsgefühl und Gleichgültigkeit, vor allem
aber Freundschaft und Feindschaft, deutlich gemacht, dass
in Marienau großer Wert gelegt wird auf Gemeinschaft und
Freundschaft. Das Lied „Du bist nicht allein. Wenn Du Dich einsam fühlst und alleine, dann such einen Freund da draußen!“
unterstrich die Intention und zauberte in die angespannten
und aufgeregten Gesichter der kleinen Zuschauer zunächst
Begeisterung und gespannte Erwartungshaltung, letztendlich
aber Erleichterung und große Vorfreude auf das kommende
Schuljahr.
In der Begrüßungsansprache von Leiterin Heike Elz und dem
stellvertretenden Schulleiter Walter Dömmecke wurde das
Leben in und um Marienau auch noch deutlicher beschrieben.
„Wir leben in einem großen Wald, mit eigenen Bienen, den
Katzen Mau und Rufus, den Hunden Emmi, Leila und Hanni.
Willkommen in Marienau, in unserer Schule und in unserem
Zuhause“, sprach Heike Elz. Walter Dömmecke nannte drei
Gründe, die für Marienau sprechen:
1. Das Marienauer Gelände: Wir haben den größten Schulhof
Norddeutschlands.
2. Die Marienauer Lehrer: Sie sind Menschen, die an ihre Schüler glauben. Sie trauen den Schülern zu, dass sie Leistung erbringen und fordern diese von ihnen ein. Sie stehen immer
beratend zur Seite, schauen hin und greifen da ein, wo es notwendig ist. Es ist den Marienauer Lehrern wichtig, dass die
Schüler achtungsvoll mit- und untereinander und ihrer Um-
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welt umgehen.
3. Das Lernen: In Marienau ist es abwechslungsreich und vernetzend. Das heißt, die Schüler werden auf das Leben nach
der Schule vorbereitet, sie lernen selbstständig zu lernen,
aber auch kooperativ in kleinen Teams.
„Unser Ziel“, so Walter Dömmecke, „ist es, Euch zu selbstdenkenden Individuen zu formen. Jetzt seid ihr gefordert!“
Die künftige 5. Klasse mit Klassenlehrerin Gudrun Meyer
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Marienauer Nachrichten
Verantwortung in Marienau
„Mit der Entscheidung für Marienau beginnt eine Partnerschaft gemeinsamer Verantwortung und gegenseitigen Vertrauens.“
(Leitbild der Schule Marienau, S. 8) ir sind dankbar für die vielen Menschen, die in unserer
Marienauer Gemeinschaft und außerhalb bereit sind,
Verantwortung zu übernehmen, die eine Antwort wissen, sich
zuständig fühlen und reagieren.
W
Elternrat
Eltern sind wichtige Partner der Schule, deshalb ist die Zusammenarbeit der Erziehungsberechtigten aller internen,
externen und Tagesheim-Schüler mit der Schule Marienau
von besonderer Bedeutung. Die Zusammenarbeit ist in der
Marienauer Elternrats-Satzung festgeschrieben. Der Schulelternrat besteht aus seinem Vorstand, den Klasseneltern- bzw.
Kurselternvertretern und deren Stellvertreter. Die Wahlperiode der Elternvertreter beträgt zwei Schuljahre.
Ombudsmann
Der Vorstand hat in Kooperation mit Marienau den VorsRiLG
a.D. Gerhard Schaberg als Ombudsmann für die Schule eingesetzt.
Die Aufgabe des Ombudsmannes ist es, allein im Bereich von
Übergrifflichkeiten im aktuellen Schulbetrieb der Schule Marienau unter Wahrung absoluter Anonymität Hinweise oder
Beschwerden von Schülerinnen und Schülern, Lehrern, Erziehern, Eltern und gesetzlichen Vertretern entgegenzunehmen,
zu untersuchen und für Lösungen innerhalb der Schule/Internats und/oder für eine Aufarbeitung durch die zuständigen
Behörden zu sorgen. Es steht im Zweifel auch oder allein eine
weibliche Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Ombudsmann:
VorsRiLG a.D. Gerhard Schaberg
Telefonische Sprechzeiten: Di. + Do. 10:00 - 12:00 Uhr und
16:00 - 18:00 Uhr, Telefon: 040 448212,
Mail: [email protected]
Reaktionsausschuss
Darüber hinaus ist in Marienau ein Reaktionsausschuss bestellt, dessen Aufgabe es ist, allein im Bereich von Übergrifflichkeiten in der Vergangenheit in der Schule Marienau unter
Wahrung absoluter Anonymität Anzeigen oder Beschwerden
von konkret Betroffenen bzw. Opfern entgegenzunehmen, zu
untersuchen und für Lösungen im Rahmen eines immateriellen und/oder materiellen Opferausgleiches und/oder für eine
Aufarbeitung durch die zuständigen Behörden zu sorgen.
Reaktionsausschuss:
z Zt. Ansprechpartnerin: Dr. med. Ulrike von Villiez, Fachärztin für psychotherapeutische Medizin, Hamburg, Telefon: 040
4604045, Mail: [email protected].
25jähriges Dienstjubiläum von Barbara Heuer
Eine Liebeserklärung an die „Chefköchin“ von Marienau | 13. April 2012
„L
iebe geht durch den Magen“ und das beweisen Barbara
Heuer und ihre Crew uns jeden Tag aufs Neue - auch
ein Grund, sich für Marienau zu entscheiden. „Das Essen in
Marienau ist einfach unglaublich“, drückt auch Frau Elz ihre
Anerkennung aus, als sie Barbara Heuer die Blumen überreicht und ihr sagt, dass wir alle sie lieben! Nicht nur für ihre
Kochkünste, sondern auch für ihre Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Ausgeglichenheit. „Und wenn wir unerwartet Gäste haben, ist das niemals ein Problem, Frau Heuer hat die
Lage voll im Blick und kümmert sich auch um deren leibliches
Wohl, so dass jeder Besucher Marienau mit einem durch und
durch positiven Eindruck verlässt! Bitte bleiben Sie noch
viele, viele Jahre!“
Verabschiedung von Josef Rehner und Torben Feigel
28. Juni 2012
> > von Rana Raslan-Alaoui
S
anfang wagen, Marienau im Sommer verlassen. Beiden fiel
es nicht leicht, Frau Elz von ihrem Vorhaben in Kenntnis zu
setzen. „Da saßen sie, die zwei großen Männer mit noch größerem schlechten Gewissen und beichteten“, erzählt Leiterin
Heike Elz in ihrer Abschiedsrede. „Es war doch gar nicht geplant und eigentlich wollte ich in Marienau doch alt werden,“
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ie haben Vieles gemeinsam: Sie sind zwei Teamplayer, auf
die sich Marienau immer verlassen konnte, da, wo sie sind,
herrscht Ruhe, bei beiden hat die Familie oberste Priorität,
beide waren Gangvater im Tobiashaus mittlerer Gang und
beide haben in dieser Zeit zwei Kinder bekommen. Beide, das
sind Josef Rehner und Torben Feigel. Sie wollen einen Neu-
Marienauer Nachrichten
Jahrgang 13
Mit einer herzlichen Umarmung ‚verabschiedet‘ Heike Elz Josef Rehner in den
Orient
erwidert Josef Rehner, der gerade im letzten Sommer noch
sein zehnjähriges Betriebsjubiläum in Marienau gefeiert hat.
Frau Elz reagiert mit den Worten: „Sie sind jung geblieben,
Herr Rehner!“
Nun zieht es Familie Rehner auf die arabische Halbinsel. Der
Aktivist Torben Feigel geht, wie sollte es anders sein, ins
Wendland. Passend zu den Zielen der Herren fielen die Ge-
schenke in Form von Gutscheinen aus: Josef Rehner wird sich
ein Navi kaufen,
damit er in der arabischen Wüste immer den richtigen
Weg – und hoffentlich den nach Marienau zurück – findet, Torben Feigel
braucht für seine
Umgebung entsprechendes ‚Outdoor
Equipment‘.
Wir
wünschen beiden
viel Glück. „Sie werden eine Riesenlücke
hinterlassen,
bitte melden Sie
sich und kommen
Sie wieder“, verabschiedet Heike Elz Torben Feigel, mit Sohn Nouri auf dem Arm, ist
die beiden Pädago- auf den Neunanfang gespannt
gen.
N e ws * N e ws * News * News * New s * N e w s * N e w s * N e w s * N e w s * N e w s * N ew s *
>> Die Tochter unserer Schulgründer, Dres. Gertrud und Max Bondy, Annemarie Roeper, ist am 11. Mai, dem 120.
Geburtstag ihres Vaters, im Alter von 93 Jahren gestorben.
>> Der Sommer kann kommen: Am 15. Mai inszenierte Astrid Günther mit dem Schülerteam der Teestube einen Kuchen
verkauf in der großen Pause. Mit dem Erlös wurden Liegestühle für den Teich gekauft.
>> Die Spanischfachschaft legte am 25. Mai mit Schülern der Klasse 9-11 die DELE Prüfung, das Diplom der spanischen Sprache für Ausländer, an der Leuphana Universität in Lüneburg ab. Das DELE ist das einzige offiziell weltweit anerkannte Diplom der spanischen Sprache als Fremdsprache. Ergebnisse werden im August erwartet.
>> Das Jägerkorps der Dahlenburger Schützen hat einen neuen König – einen aus den Marienauer Reihen:
Unser ehemaliger Kollege und Geschäftsführer Günther Schleifer setzte sich gegen elf Konkurrenten durch und krönt nun das 150jährige Jubiläum seines Jägerkorps. Glückwunsch!
>> Thomas Huhmann hat mit seiner Klasse, der 9a, am 14. Juni eine Kanufahrt als Klassenaktivität unternommen, alle Schüler kamen gutgelaunt und trocken am Zielort an - und unterwegs sorgte eine quer über die Ilmenau gestürzte Weide für
Nervenkitzel. >> Unter fachmännischer Anleitung konnte die Klasse 10c von Ulrike Hebrok am 16./17. Juni auf der Ostsee anderthalb Tage lang segeln und ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen.
>> Am 4. Juli wurde Hartmut Seyfried nach 35 Jahren Marienau in einen neuen Lebensabschnitt verabschiedet.
Ein nachdenklicher Hartmut Seyfried zeigt sich während der
musikalischen Einlage seines Kollegiums mit:
„Endlich frei, dreißig Jahre warst Du Lehrer!
Endlich frei, wir wünschen Dir Glück dabei!
… Als Kontrollator bekannt
ging er noch nachts übers Land,
den Schlüssel rasselnd in der Hand.“
(Anm. d. Redaktion: Die Feier fand nach Redaktionsschluss statt.
Bericht folgt in der Chronik Nr. 65)
www.marienau.de
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Marienauer Nachrichten
Abitur 2012
1. Reihe: Melissa Blankenburg, Anna Singelmann, Anna-Lena Gertig, Tomma Oeljeschlager, Ellen Heydemann, Jana Meyer, Isabel Sevecke, Jana Jersch, Silva Winterhoff
2. Reihe: Kilian Kuba, Sophie Pieterek, Caroline Bodin, Edwina v. d. Wense, Greta Becker, Sophia Kraake, Franziska Fröhlich, Nadine Debes
3. Reihe: Niko Steinhoff, Lukas Krösche, Leon Singelmann, Philipp Hirth, Malte Sandgaard, Christopher Wolter, Christian Plassmann
4. Reihe: Mirco Spilker, Jonas Haase, Lukas Wehrhahn, Jonas Harms, Ferdinand Dannacker, Immo v. d. Wense
5. Reihe: Sven Boos, Ludwig Busching, Philipp Schneider, Fynn Borchert, Espen Scheidt
Nicht auf dem Foto: Andreas Haase, Lars Jungklaas
Gratulation zum
Dienstjubiläum
Barbara Heuer (25 Jahre)
Dr. Jasmina Blatt (10 Jahre)
runden Geburtstag
Elsa Schwindt, Petra Meyer, Luz Kroening,
Hanna Gnida, Sabine Schoop, Kristina Otten
Verabschiedung
Josef Rehner (nach 11 Jahren Marienau)
Torben Feigel (nach 7 Jahren Marienau)
Marcus Claus (nach 2 Jahren Marienau)
In den verdienten Ruhestand:
Hartmut Seyfried (nach 35 Jahren Marienau)
Impressum
Herausgeber: Schule Marienau
Redaktion: Rana Raslan-Alaoui, Margaretha Schnarhelt
Tel: 05851 941-55, Fax: 941-50, e-mail: [email protected]
Fotos: Rana Raslan-Alaoui, Margaretha Schnarhelt,
Thomas Huhmann, Ulrich Paschek
Termine
14. Juli Sommerfest
15. Juli Zeugnisausgabe und Beginn der Sommerferien
ab 16. Juli
Beginn der vorbereitenden Maßnahmen für den Abriss des Schulhauses
2. September Anreise aus den Sommerferien
3. September Erster Schultag und Taufe
7. September Essen der Wohnbereiche
8./9. Sept. Projekte in Marienau
5. Oktober
Klassensprecherschulung
Ab 30. Sept. –
ca. 27. Okt. Auslandsreisen der 9. Klassen (Datum ist abhängig vom
Aufenthaltsort)
8. Oktober
Betriebspraktikum der 10. Klassen
15.-19. Okt.
Klassen- und Kursfahrten
20. Oktober
Abreise in die Herbstferien
4. November Anreise aus den Herbstferien
Wir wünschen Euch/Ihnen
Satz, Layout, Druck: Druckerei Schlüter GmbH, Gienau
sonnige , erholsame Sommer-
Unser Dank gilt allen, die die Redaktion mit Fotos und
Beiträgen motivierend und fördernd unterstützen.
auf das Wiedersehen!
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ferien und freuen uns schon
www.marienau.de

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