kmi-16-2015 NÜRNBERGER Versicherung

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kmi-16-2015 NÜRNBERGER Versicherung
Der unabhängige Insider-Report des Kapitalmarktes für Vermittler, Anleger, Banker, Berater und Anbieter
NÜRNBERGER Versicherung: Wer übernimmt die Macht?
Die internen Zustände bei der NÜRNBERGER Versicherung, deren Kontrolle dem schillernden MultiAufsichtsratschef und früheren Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Schmidt obliegt, steigerten sich in den
zurückliegenden Jahren zur fränkischen Dauer-Realsatire (vgl. "Ein frivoles Treiben!" in 'k-mi'-Special 13/15),
die nun eine spannende Wendung nehmen könnte: Einerseits steht die plötzliche Ankündigung von Schmidt
im Raum sein Amt als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der NÜRNBERGER BeteiligungsAktiengesellschaft mit Ablauf der Hauptversammlung am 21.04.2015 niederzulegen. Andererseits wirft dieser Schritt neue Fragen zu den Hintergründen auf, die aus den Reihen der Aufsichtsräte angeschoben, aber auch durch die Anteilseigner wie auch aus der Vorstandsmitglieder-Ecke gekommen sein könnten. Jedenfalls erhielten wir aus den Vorstandsetagen der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe keine Stellungnahme auf unseren umfangreichen 24-Fragenkatalog. Ebenfalls
in Stille verharren die NÜRNBERGER Aufsichtsräte Edmund Stoiber und Günther Beckstein, von denen
man ansonsten mehr Wortgewandtheit kennt. Als einziger der von uns angeschriebenen Aufsichtsratsmitglieder des Konzerns beweist erfreulicherweise zumindest mit Hans Rudolf Wöhrl, Gründer der Rudolf
Wöhrl AG und Finanzinvestor bei diversen Fluggesellschafts-Deals, eine sehr gewichtige Unternehmerpersönlichkeit Geradlinigkeit, indem dieser gegenüber 'k-mi' zu den Geschehnissen rund um die NÜRNBERGER Position bezieht:
"Herr Hans-Peter Schmidt ist nicht nur ein erfahrener und kompetenter Versicherungsfachmann, er ist auch Kämpfer für eine unabhängige NÜRNBERGER Versicherung. Das mag für manchen Analysten überholt sein, aber
nicht immer ist das, was Analysten meinen auch gut für ein Unternehmen. Wie dem auch sei, Herr Schmidt kennt
die NÜRNBERGER besser als jeder andere und dieses Wissen brachte er als Vorsitzender des Aufsichtsrates in
das Unternehmen ein. Dass ein kompetenter AR auch einmal einen 'grenznahen' Berührungspunkt mit dem Vorstand hat, liegt auf der Hand, aber solange beide Seiten damit leben können, ist das nicht unbedingt schlecht für
die Firmenkultur. Wenn aber die Spannungen zwischen Hauptgesellschaftern, Aufsichtsratsvorsitzenden und
Vorstand zu groß werden, dann tut der Aufsichtsratsvorsitzende gut daran, das Feld freiwillig zu räumen! Genau das hat Herr Hans-Peter Schmidt getan und ich empfinde großen Respekt für seine Entscheidung! Zeigt sie
doch, dass er seine persönlichen Interessen hinter die der NV stellt. Wenn ihm Gesellschafter und Vorstand jetzt
ein entsprechendes Ehrenamt zuteil werden lassen, dann ist dies wohl gerechtfertigt", so Wöhrl.
Die wohlwollenden Worte in Richtung des scheidenden Aufsichtsrats-Bosses Schmidt beinhalten hohe Brisanz, schließlich lassen sie auf einen heftigen Streit zwischen diesem, den Hauptgesellschaftern, zu denen
die ++ Consortia Versicherung Beteiligungsgesellschaft (25 %), an der Munich Re beteiligt ist ++ SEBA
Beteiligungs mbH (17,5 %), deren Großaktionär Munich Re ist ++ Versicherungskammer Bayern (15,5 %)
++ Swiss Re AG (5 %) und ++ Daido Life Insurance Company (5 %) gehören, und den Vorstandsmitgliedern schließen. Was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, darüber kann also weiter nur spekuliert
werden. Hängt Schmidts Ausscheiden etwa mit der Rolle des neuen japanischen Investors Daido Life Insurance Company zusammen, die zur börsennotierten T&D Holding gehört und einer der führenden
japanischen Versicherer ist? Der Einstieg bei der NÜRNBERGER wurde Anfang 2014 mit einer geplanten
"strategischen Partnerschaft" begründet, die "neue Chancen auf deutscher sowie europäischer Ebene" ebnen solle.
Vertraute der Japaner sollen, wie gut informierte Kreise 'k-mi' berichten, bereits in der Hauptverwaltung
in Nürnberg präsent sein. Oder spielt wieder einmal die Versicherungskammer Bayern eine Rolle, die sich
wie ehemals Anfang der 2000er Jahre um die NÜRNBERGER bemüht, nun allerdings auf offene Arme des
Vorstands und seines Vorsitzenden Dr. Armin Zitzmann trifft, was zu einem Bruch zwischen dem Auf(Mo. - Do. 15 - 18
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'k-mi' 16/15, S. 2
sichtsratsvorsitzenden auf der einen und dem Vorstand auf der anderen Seite geführt haben mag? Die
NÜRNBERGER äußert sich dazu nicht, auch Wöhrl verweist darauf, hierüber keine Kenntnis zu haben.
Unübersehbar sind jedenfalls die Großbaustellen innerhalb der NÜRNBERGER, die sich im jüngsten drastischen Direktions-Kahlschlag in der Vertriebsfläche und den damit zusammenhängenden
Einsparmaßnahmen in den Vertriebsreihen widerspiegeln. Handelt es sich hier etwa um eine Notmaßnahme aufgrund wirtschaftlichen Missmanagements, das persönliche Vorlieben begünstigte,
die nun der Außendienst auszubaden hat? Welche Rolle spielt die ehemals starke Position des Vertriebs zukünftig überhaupt noch beim fränkischen Versicherungskonzern, wenn im Rahmen des
Restrukturierungsprogramms mehr als die Hälfte der Makler-Bezirksdirektionen abgeschafft wurden, mehr als 6500 Maklerverbindungen die Kündigung ihrer Anbindung erhielten, in 2014 ein Minus bei den Neubeiträgen gegen laufenden Beitrag von nahezu 7 % verwirklicht wurde und der
Vertriebschef Dr. Hans-Joachim Rauscher schon jetzt nicht mehr präsent ist und offensichtlich bereits
von seinen beiden Nachfolgern, den Vertriebswegeleitern, ersetzt wird? Folgt dem drastischen Kahlschlag in der Vertriebsfläche nun auch ein Kahlschlag im Innendienst, wo die finanziellen Belastungen für die Lebensversicherung und damit den Konzern immer weiter steigen dürften, z. B. die ansteigende Zinszusatzreserve, ein Anstieg der BU-Schadensquote laut Geschäftsbericht 2014 von ca.
86 % oder die Erhöhung der Verwaltungsaufwendungen in 2014 laut Geschäftsbericht von ca.
10 Mio. €? "Hier stellen Sie Vermutungen an. Aber es steht wohl unzweifelhaft fest, dass sich der Vertrieb einer
Versicherung in den letzten Jahren vollkommen verändert hat und der Vorstand darauf reagieren muss. Dass solche
Veränderungen auch Widerstand hervorrufen, liegt in der Natur der Sache. Nur wäre ein Vorstand ein schlechter,
wenn er sich deswegen von seinem Kurs abbringen lassen würde. Dem Aufsichtsrat obliegt es lediglich im Rahmen seiner Kompetenz korrigierend einzugreifen. Nicht mehr und nicht weniger geschieht bei der NÜRNBERGER",
so NV-Aufsichtsrat Wöhrl.
Der fränkische Unternehmer bezieht schließlich auch Stellung zur Auffälligkeit, dass die NÜRNBERGER
gerne CSU-Politiker als Aufsichtsräte bestellt, zu denen auch Dagmar Wöhrl – ehemalige Miss Germany –
gehört, um sich so deren Einflussnahme zwecks unternehmenseigener Interessen zu bedienen? "Meine Frau
Dagmar Wöhrl und Herr Edmund Stoiber haben sich, soweit mir bekannt, lange bevor sie AR-Mitglieder wurden, stets
dafür eingesetzt, dass die NÜRNBERGER unabhängig und am hiesigen Standort verbleibt. Das ist Wirtschaftspolitik,
die man von einem Abgeordneten erwartet. Die Berufung von Frau Dagmar Wöhrl in den AR erfolgte im übrigen erst,
als sie für Wirtschaftspolitik nicht mehr zuständig war. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die
Gesellschafter einer börsennotierten AG gehalten sind, bei der Auswahl ihrer AR-Mitglieder auf vielfältige Fachkompetenz ein Augenmerk zu legen und diese kann man den beiden genannten AR-Mitgliedern mit Sicherheit nicht absprechen.
Es wird von den Medien gerne übersehen, dass Frau Dagmar Wöhrl nicht nur Volljuristin ist, sondern auch jahrelang
eine sehr erfolgreiche Staatssekretärin für Wirtschaft & Verkehr war", erklärt Rudolf Wöhrl gegenüber 'k-mi'.
'k-mi'-Fazit: Bei der NÜRNBERGER tobt ein erbitterter Machtkampf, dessen Ausgang noch nicht
abzusehen ist. Jedenfalls scheint der Keulenschlag gegen die Makler von den neuen starken Machern
zu erfolgen, die dafür nun auch in der Verantwortung stehen. Pro strukturiertem Finanzvertrieb,
contra freie Maklerschaft? In den nächsten Wochen lassen wir den freien Vertrieb zu Wort kommen,
wie dort die Entwicklung rund um die Nürnberger Burg beurteilt wird.
(aus 'k-mi'-16-2015 vom 17.04.2015)
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