Kolkraben bilden häufig Freßgemeinschaften an reichhaltigen
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Kolkraben bilden häufig Freßgemeinschaften an reichhaltigen
Kolkraben bilden häufig Freßgemeinschaften an reichhaltigen Nahrungsquellen wie Kadaver von Großsäugern. Kurzfristiges Verstecken von Nahrung abseits von den gemeinschaftlich genützten Nahrungsplätzen stellt eine Konkurrenzstrategie zur Maximierung der individuellen Ausbeute dar. Allerdings werden Verstecke immer wieder von Artgenossen geplündert. Beobachtungen und erste Ergebnisse von Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen in Volieren zeigen, daß versteckende Raben a) sich gezielt außer Sichtweite von Artgenossen begeben, b) vom Verstecken ablassen, wenn sie von Artgenossen beobachtet werden, und c) ihre Verstecke selbst ausräumen, wenn sie einen Artgenossen in der Nähe bemerken, der sie beim Verstecken beobachtet haben könnte. Umgekehrt scheinen potentielle Plünderer a) besonders aufmerksam gegenüber Raben zu sein, die im Begriff sind, Futter zu verstecken, b) ihre Anwesenheit vor dem Verstecker zu verbergen und c) sich nicht den Verstecken zu nähern, ehe der Verstecker das unmittelbare Versteckareal verlassen hat. Dies deutet darauf hin, daß Verstecker andere Raben am Beobachtungslernen hindern, indem sie die Lage ihrer Verstecke verheimlichen. Potentielle Plünderer hingegen scheinen ihre Intentionen, die Verstecker zu beobachten, zurückzuhalten. Demnach würden sowohl Verstecker als auch Plünderer die Aufmerksamkeit des anderen manipulieren und somit einander taktisch betrügen. Meine Absicht ist nun, die kognitiven Grundlagen dieser gegenseitigen Täuschung experimentell zu untersuchen. Meine Studien sollen mit handaufgezogen Vögeln und unter Zuhilfenahme des bestehenden VolierenKomplexes für Kolkraben an der Univ. Vermont (Prof. B. Heinrich) durchgeführt werden. Eine spezielle Testanordung soll ermöglichen, den Sichtkontakt zwischen Verstecker und potentiellen Plünderer auf verschiedene Weise zu manipulieren und dadurch zu kontrollieren, was ein Verstecker einem Artgenossen "erlaubt" zu sehen. Die Ergebnisse der Experimentserie sollen zeigen, welcher Grad an Intentionalität der Täuschung zugrunde liegt, und welche Rolle dabei individuelles und soziales Lernen spielen.