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29. Juni 2008
Spam mich auf die Folter
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q Entdeckt: 16. Februar 2004
q Infizierung: E-Mail-Anhang
q Details: Ursprünglich sollte
Zukunftsforscher
Dragulescu: Vergleicht
seine Kunst mit der
von Jean Tinguely
FOTO: JONATHAN SNYDER/
WIRED.COM (SWISS PRESS)
zeile «U.S. Secretary of State
Condoleezza Rice has
kicked German Chancellor
Angela Merkel» überfluteten im Verlauf des Jahres 2006 Europa und
Nordamerika. Anhänge
enthielten Viren, die
Computer in «Zombies»
verwandelten, die von
Spammern ferngesteuert
wurden. Zeitweise waren 50
Millionen Geräte infiziert.
Heute sind noch 5 Millionen
Rechner vom Virus befallen.
MyDoom
q Entdeckt: 26. Januar 2004
q Infizierung: Via E-Mail-Anhang
q Details: Kein Wurm hat sich im Internet so schnell verbreitet wie dieser.
Er infiziert ausschliesslich Systeme von Microsoft Windows und ist E-Mails mit der
Betreffzeile «Error, Mail Delivery System» und «Mail Transaction Failed» angehängt,
damit diese Spamfilter umgehen. Wer den Anhang anklickt, öffnet, ohne es zu wissen,
einen Port, der für den Versand von Spam missbraucht werden kann. Dieses Virus wurde von
Cyberkriminellen meist zusammen mit Storm (vergleiche rechts) eingesetzt.
Die meisten Antivirenprogramme erkennen das Programm heute und vernichten das Virus.
q Entdeckt: Juni 2006
q Infizierung: E-Mail-
Anhang oder unsichere Website
q Details: Der trojagentil 3 ist ein so
genannter Keylogger. Sobald er auf
einem Computer installiert ist,
zeichnet er sämtliche Tastatureingaben eines Nutzers auf. Mittlerweile wird er von den meisten Antivirenprogrammen erkannt.
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q Entdeckt: Im Verlaufe von 2006
q Infizierung: Klick auf Pop-up-Fenster
q Details: Der Spysheriff taucht als Pop-up auf
Websites auf. Dieser gaukelt dem Nutzer vor, auf
der Harddisk ein Virus gefunden zu haben, das
nur durch Herunterladen einer neuen Datei entfernt werden kann. Spysheriff hindert nach der
Installation den Computer daran, sich mit dem
Internet zu verbinden. Noch immer haben die
meisten Antivirenprogramme Probleme, das Virus
zu entfernen.
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Diese Angaben stehen im aktuellen Firmenbericht von MessageLabs, einem weltweit tätigen
Internet-Sicherheitsunternehmen.
Die steigende Zahl von Schädlingen nahm die britische Firma zum
Anlass, das Problem bewusster zu
machen. Sie beauftragte den rumänischen Künstler Alex Dragulescu damit, Viren, Spam, Phishing-Programme und Würmer
grafisch darzustellen.
Dragulescu arbeitete mit Malware-Codes von den weltweit
schädlichsten Viren. Sie wurden
ihm von Internet-Sicherheitsexperten bereit gestellt, indem sie
die Malware in Code-Stücke aufteilten. Ansonsten wären sie auf
dem Rechner des Rumänen aktiv
geworden.
Der Künstler entwickelte eine
mathematische Formel, welche
die Code-Versatzstücke verarbeitete. Je nach Wiederholungen von
Programmzeilen, je nach Kompaktheit oder Gruppierung der
Codes entstanden verschiedenfarbige dreidimensionale Organismen. «Die mathematische Formel
q Entdeckt: Januar 2007
q Infizierung: E-Mail-Anhang
q Details: Mails mit der Titel-
q Entdeckt: Anfang 2007
q Infizierung: Unsichere Website
q Details: Spammer versuchen,
Nutzer in E-Mails immer wieder auf
gefährliche Websites zu locken. Die
Urheber der Mitteilung Russian 3 taten
dies mit der Betreffzeile «Ever heard
that you’re getting fat» ( Hat Ihnen
schon jemand gesagt, dass Sie fett
werden). Mit einem Klick auf ein Link
im E-Mail gelangte man auf eine Website mit Umfragebogen zum
Essensverhalten. Während man ihn
ausfüllte, wurde ein Virus auf der
Harddisk installiert, um künftig Kreditkartennummern auszuspionieren.
EINE HISTORIE DER
COMPUTERVIREN
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Das «Rabbit Programm» taucht auf
US-Grossrechnern
auf. Den Namen
«Hase» erhielt er,
weil er selbstständig multiplizierte
und Geräte zum
Einsturz brachte.
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Seine Kunst wird mittlerweile
in Galerien weltweit gezeigt
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Spam und Computer-Viren sind
wie Ungeziefer. Sie sind einzig
und allein dazu da, Schaden anzurichten. So denken die meisten
Menschen. Nicht Alex Dragulescu. Der rumänische Künstler hebt
die schönen Seiten von Spam und
Malware hervor. Malware bezeichnet bösartige Software, die
sich unbemerkt auf Computer
schleicht, Dokumente löscht oder
Geräte als Spamversandzentralen
missbraucht. Dragulescu hat einen
Code entwickelt, der Malware
und unerwünschte E-Mails visuell umsetzt.
Nie zuvor kursierten so viele
schädliche Programme im Netz
wie heute. Der weltweite E-Mailverkehr bestand im Monat Mai zu
76,8 Prozent aus Spam. In der
Schweiz waren es gar 84,8 Prozent. Die Schweiz ist ein besonders beliebtes Tummelfeld von
Online-Betrügern. Hier zu Lande
ist bei einem von 87 E-Mails bösartige Software angehängt. In den
USA trägt zum Vergleich nur jedes 363. E-Mail belastendes Material.
bestimmt, wie die Organismen
aussehen, wie viele Tentakel sie
haben, wie viele Kurven oder welche Farben.» Dragulescu vergleicht seine Arbeit mit derjenigen
von Künstlern, die mit weggeworfenen echten Gegenständen arbeiten, wie zum Beispiel der Schweizer Künstler Jean Tinguely.
Der Rumäne und sein Stil des
«Threat Art», auf Deutsch bedrohliche Kunst, fiel erstmals im
Jahre 2005 auf. Dragulescu wurde am Stuttgarter Festival for Expanded Media für seine Arbeit
Blogbot ausgezeichnet. Er nahm
dafür Satzbruchstücke aus berühmten Weblogs wie «Dear
Read», geschrieben von einem
Einwohner Bagdads während der
Eroberung Iraks durch die Amerikaner im Jahre 2003. Dann
schrieb er ein Programm, das automatische bestimmte Schlagwörter zu Irak-Bildern aus dem Internet assoziierte. So entstand ein digitales Blog-Bilderbuch. Seine
Kunst wird mittlerweile in Galerien auf der ganzen Welt ausgestellt.
Heute arbeitet Dragulescu im
Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den
USA: Ein Zukunftsforschungsprojekt, wo Nanotechnologen, Ökonomen,
Computerwissenschafter
und Künstler Zukunftsszenarien des
Alltags entwerfen.
Es gibt eine ganze
Reihe von Künstlern,
die heute mit digitalen Abfällen im Internet arbeiten. Paul
Prudence zum Beispiel.
Der Engländer braucht
Youtube-Videoaufnahmen, und füttert sie in die
Filme-Software VVVV. Heraus kommen Videos mit chaotischen Abfolgen von Farben und
Formen. Seine Arbeit sei ein Versuch, das Verhältnis von Zufall
und Determinismus bei Videoaufnahmen auszuloten.
Der Kalifornier Aaron Koblin
verwendet Crowdsourcing. Er rief
im Internet Menschen dazu auf,
mit seiner Online-ZeichnungsSoftware Schafe zu malen. Jedes
Kunstwerk entlöhnte er mit 2
amerikanischen Cents. 10 000
Schafe druckte er danach auf ein
riesiges Plakat.
Sie wollten schon immer wissen, wie Viren und Spam aussehen? Der Künstler
Alex Dragulescu hat den Ungeheuern des Computerzeitalters ein Gesicht gegeben
FOTOS: DDP, KEYSTONE
VON BARNABY SKINNER
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Netsky ein Gegenmittel zum
MyDoom-Virus werden. Offenbar verlor der 18-jährige Sven
Jaschan während der Programmierung aber die Lust
daran, Gutes zu tun. Einmal auf
dem Computer installiert, suchte
Netsky den Rechner nach E-MailAdressen ab und leitete sich vom
Nutzer unbemerkt weiter. Er legte
weltweit Server lahm. Der E-MailVerkehr kam zeitweise zum Erliegen.
q Entdeckt: 14. Mai 2006
q Infizierung: Dateien-Anhang
in Tauschbörsen
q Details: Ein Virus, das häufig
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US-Programmierer
Richard Skrenta entwickelt ein Programm, das
selbstständig
Computerdaten löscht.
Der Computerwissenschaftler Frederick Cohen erfand den Begriff
des Computervirus.
Zu diesem Zeitpunkt, vor
dem Internet als Massenmedium, setzt sich ein
Virus via Floppy-Disk von
Gerät zu Gerät fort.
Das erste IBM- und PCVirus. «The Brain boot
sector», auch «Pakistani
flu» genannt, weil es von
einem 18-jährigen Pakistaner programmiert
wurde. Ein infiziertes
Gerät konnte nicht mehr
gestartet werden.
Die isländische Sicherheitsfirma FRISK Software
International entdeckt mit
dem Ghostball das erste Virus, das gleichzeitig verschiedene Systemkomponenten eines Geräts infizierte. Damit war es sehr
schwierig zu deinstallieren.
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Happy1999 ist ein
E-Mail-Anhang.
Zeigt beim Öffnen
Feuerwerke. Installiert sich dabei
unbemerkt auf
dem Rechner, um
sich weiteren EMails anzuhängen.
in illegalen Tauschbörsen
anzutreffen ist. Viele spekulieren
deshalb, dass dieses Virus von
der Unterhaltungsindustrie
entwickelt wurde, um auf die
Musik- und Filmsammlungen von
Tauschbörsen zuzugreifen. Einmal auf
dem Computer, öffnet es unbemerkt
Ports, damit Inhalte von Dritten gelöscht
oder verändert werden können.
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Sven Jaschan, ein damals
18-jähriger Schüler, wird in
Deutschland verhaftet. Er
gesteht die Programmierung
der Würmer Netsky- und Sasser. Microsoft hat 250 000
Dollar Belohnung für
Hinweise auf seine
Identität ausgeschrieben.
Entdeckung des sich
am schnellsten verbreitenden Wurms.
Storm hat bis Ende
Jahr 10 Millionen Geräte infiziert. Sie werden ohne Wissen der
Nutzer als Spamabsender missbraucht.
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Im Mai geben Sicherheitsfirmen die Entdeckung von Rustock
C bekannt. Es soll
weltweit 50 Millionen
Geräte infiziert
haben, um sie für
den Spamversand zu
missbrauchen.

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