Radfahren auf holländisch
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Radfahren auf holländisch
Reise | Holland Holland – Teil 1 Warum ist Radfahren in den Niederlanden so schön? Ist es der Mix aus Kultur und Natur, ist es die typisch niederländische Gastfreundschaft, die entspannte Gelassenheit – oder alles zusammen? In unserer vierteiligen Serie schauen wir hinter der Grenze nach den besten Radrouten. W ohl kaum ein Bild beschreibt die niederländische Lebensart so treffend wie das des Radfahrers. Gelassen, elegant, jovial oder sportlich – radeln gehört in Holland einfach dazu. Bei etwa 18 Millionen Fahrrädern für 16,5 Millionen Einwohner ist es kein Wunder, dass auch die Infrastruktur bei unseren nordwestlichen Nachbarn bestens aufs Radfahren ausgerichtet ist. Doch Holland hat mehr zu bieten als Tulpenfelder und Windmühlen – zum Beispiel die bei deutschen Radurlaubern noch weitestgehend unbekannten grünen Grenzregionen: Das sind die Provinzen Drenthe, Gelderland und Overijssel, die wasserreiche Provinz Flevoland am IJsselmeer und die Heimat Van Goghs, die Provinz Nordbrabant. Radfahren auf holländisch 112 | aktiv Radfahren 4/2014 Ganz Holland hält zahlreiche Überraschungen bereit, die sich während eines aktiven Radurlaubs bestens aufstöbern lassen – zu zweit oder mit Freunden, auf E-Bikes, Mountainbikes, Rennrädern oder natürlich ganz klassisch mit dem Hollandrad. Radroutensystem und Kartenmaterial Das optimal ausgebaute Radroutensystem in Holland führt durch idyllische Landschaften, vorbei an Sehenswürdigkeiten, zu historischen Dörfern und Städten. Das ganze Land ist durch das Fernrouten-Streckennetz „Landelijke Fietsroutes“ (LF) erschlossen. Außerdem können Radfahrer entlang der regionalen Knotenpunktnetze radeln, die beinahe im ganzen Land miteinander verknüpft sind. Über 45.000 Kilometer Radwege und knapp 20.000 Kilometer ausgeschilderte Routen machen das ebene Land zum Paradies für Radfahrer. aktiv Radfahren 4/2014 | 113 Reise | Holland Ganz kultiviert: Der Nationalpark De Hoge Veluwe bietet nicht nur reichlich Platz zum genüsslichen Radeln, sondern mit dem Kröller-Müller-Museum auch ein echtes KulturGlanzlicht – Fahrradstellplatz inklusive! Ganz entspannt: Gerade die weniger bekannten holländischen Grenzprovinzen bieten reichlich Platz für Ruhe, Entspannung und Entfaltung auf zwei Rädern. Anhand des Radwege-Knotenpunktsystems können Urlauber selbst die Anzahl der Kilometer und die Route bestimmen. Alle Routen sind doppelseitig ausgeschildert. Es ist also egal, aus welcher Richtung man kommt – man radelt einfach von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Alleine in der grenznahen Provinz Drenthe finden sich 500 Infotafeln und 20.000 Routenschilder. Anhand von Knotenpunktkarten oder des Routenplaners auf www.fietsendrenthe.nl können Radler selbst ihre Route festlegen. Einzigartig in Drenthe ist, dass die ausgeschilderten Themenrouten des ANWB in das Knotenpunktsystem aufgenommen sind. Die schönsten Radrouten durch den Osten der Niederlande sind in sechs sogenannten „Spiralos“ zu den Regionen Arnheim-Nimwegen, Ri114 | aktiv Radfahren 4/2014 vierenland, Achterhoek, Twente, West-Overijssel und Veluwe veröffentlicht. Die Ringbücher beinhalten nicht nur den genauen Routenverlauf mit Karten, sondern stellen allen Radlern auch die jeweilige Region und die schönsten Sehenswürdigkeiten entlang der Route vor. Zudem wird Anfängern das praktische Knotenpunktsystem erklärt, welches seit dem Frühjahr 2013 eng mit dem Wegweise-System auf deutscher Seite verbunden ist, sodass Touren über die Grenze problemlos möglich sind. Um den Abwechslungsreichtum der Grenzregion ausgiebig genießen zu können, bietet es sich an, mehrere Tage vor Ort zu verbringen. Radler können die erschöpften Glieder ganz bequem in einem Ferienhaus ausruhen, bevor die Tour am nächsten Tag weitergeht. Die Routen-Spiralos können online angefordert werden. Hier gibt es auch weitere Informationen zur Region, sowie Unterkunftsmöglichkeiten und Ausflugstipps. Für jeden Wunsch die perfekte Region Im Nationalpark De Hoge Veluwe in der Provinz Gelderland werden Urlaubern die Fahrräder kostenlos zur Verfügung gestellt: 40 Kilometer Radweg schlängeln sich durch das 5.400 Hektar große Gebiet, das es mit dem Rad zu erkunden gilt. Die Wald- und Heideflächen werden unterbrochen von Mooren und Sandverwehungen – und gestalten so ein einzigartiges Landschaftsbild, in dem neben Mufflons auch Rothirsche und Wildschweine vorkommen. Mitten im Nationalpark befindet sich zudem das Kröller-Müller Museum mit der weltweit zweit- größten Kollektion Van Goghs. Eingebettet in die weitläufige Landschaft der Veluwe ist die einzigartige Sammlung seit fast 80 Jahren eine Oase für Kunst- und Naturfans. Mit 272 Zeichnungen und Gemälden besitzt das international bekannte Museum die zweitgrößte Van-GoghSammlung weltweit. Der Skulpturenpark des Museums mit Kunstwerken von Rodin, Moore und Dubuffet ist mit 25 Hektar einer der größten von Europa. Park und Museum verdanken dem Ehepaar Anton Kröller und Helene Müller (Tochter eines deutschen Großindustriellen) ihre Existenz: Er kaufte das Gelände als Jagdgebiet, sie sammelte Kunst. 1935 schenkte sie ihre Sammlung dem niederländischen Staat, der daraufhin das Museum nach Plänen Henry van de Veldes bauen ließ. Regelmäßig gibt es neben der festen Kollektion verschiedene Ausstellungen – vom 23. Mai bis 7. September 2014 wird beispielsweise „Seurat. Meister des Pointillismus“ gezeigt. Durch die sanft hügelige Provinz Overijssel zieht sich der Fluss Vechte. Zwischen der deutschen Grenze und den einstigen niederländischen Hansestädten Kampen und Zwolle führen Radwege zu mittelalterlichen Schlössern, durch historische Altstädte und vorbei an klassisch holländischen Windmühlen. Die benachbarte Provinz Drenthe feiert vom 22. bis 25. Juli speziell für Radfahrer den „Fiets4Daagse“ – ein Event, bei dem provinzweit Veranstaltungen und Angebote organisiert werden. Die prähistorischen Hünengräber und prächtigen Angerdörfer sind wunderbare Ausflugsziele. Radler können zudem in den zahlreichen Straßencafés Halt machen. Drenthe gilt schon seit Jahren als die Fahrradprovinz der Niederlande und das nicht ohne Grund. Drenthe verfügt über mehr als 1.700 Kilometer an Radwegen, die durch Heidefelder, Wälder, Dörfer und entlang Hünengräber führen. In vielen Fällen sind die Radwege über ein Knotenpunktsystem miteinander verbunden. Das macht Drenthe so ideal für einen Radurlaub. Viele drenthsche Unternehmen bieten deshalb spezielle Radwander-Arrangements an. Welche ist die schönste Route? Radfahren in Drenthe ist immer ein Erlebnis. Gemeinsam in die Pedalen treten: Drenthe hat Fahrradveranstaltungen im Überfluss. In Drenthe kann man zudem ausgezeichnet EBike fahren. An vielen Stellen gibt es Ladestationen für E-Bikes, oft in der Nähe eines Restauaktiv Radfahren 4/2014 | 115 Reise | Holland luwe (Provinz Gelderland). Auf dem Fahrrad geht es über verborgene Pfade und Brücken, durch Wälder und Dörfer, an Windmühlen und Seen vorbei. Entlang der Strecke befindet sich mal ein romantischer Obstgarten oder ein malerisches Bauerncafé, dann eine alte Dorfbäckerei und ein duftender Käseladen. Themenrouten durchs grüne Holland Nur die Ruhe: in Hollands grünen Grenzregionen gibt es viel zu entdecken. rants, sodass man während des Aufladens eine leckere Mahlzeit oder ein Getränk genießen kann. In Drenthe finden sich zudem zahlreiche Mountainbike-Routen: Hügelig und abenteuerlich, quer durch Wald und Feld, anspruchsvolle Wege. In der ganzen Provinz Drenthe kann man an vielen Stellen Räder leihen – ob einfaches Standard-Rad, Mountainbike oder E-Bike. Etwas weiter westlich, am IJsselmeer gelegen, befindet sich Flevoland. Die Provinz wurde erst vor wenigen Jahrzehnten komplett dem Meer abgerungen und befindet sich komplett unter dem Meeresspiegel. Heute eignen sich Binnengewässer wie das Veluwermeer perfekt für Wassersportler und Hobbykapitäne. Mit dem Rad kann man hier durch duftende Wälder und entlang schnurgerader Kanäle fahren. In Teil 2 der Serie „Radfahren auf Holländisch“ (aktiv Radfahren, Ausgabe 5/2014, ab 25.4. im Handel) berichten wir von unterwegs: Wir fahren Radrouten in Flevoland und Drenthe und nehmen die niederländischen Top-Radmarken Basil und Koga unter die Lupe. 116 | aktiv Radfahren 4/2014 Gewinnspiel „Pimp Your Bike“ Holland-Freunde, die schon immer gerne einmal Radurlaub in den Niederlanden machen wollten, aber nicht das passende Fahrrad besitzen, sollten im Fahrradjahr 2014 Augen und Ohren offen halten: Im Frühjahr startet das NBTC die Aktion „Pimp Your Bike“, bei der fünf Gewinner eine Verschönerung ihrer alten Drahtesel geschenkt bekommen. Der niederländische Hersteller von Radteilen und -zubehör, Basil, sorgt dafür, dass die Gewinnerfahrräder wieder richtig schick anzusehen sind. Nach eigenständiger Anreise wird den fünf Gewinnern ein Kurzurlaub im Resort Hof van Saksen (Provinz Drenthe) in der grünen Radregion Hollands spendiert, sodass die gepimpten Räder direkt getestet werden können. Außerdem verschenkt der renommierte niederländische Fahrradhersteller Koga zwei Design-Fahrräder. Einsendeschluss ist der 31.05.2014. http://www.basil.com/pimpyourbike/ Kulturroute Radler können beispielsweise der 325 Kilometer langen Van-Gogh-Route durch die Provinz Nordbrabant folgen. Die Themen-Radroute zu Ehren des weltberühmten Künstlers Van Gogh durch die Heimat von Vincent van Gogh besteht seit Mai 2013. Die Route ermöglicht es Radfahrern, in die Fußspuren des Malers zu treten und die Orte zu bewundern, die auf sein Oeuvre Einfluss hatten. Die Route führt beispielsweise zum „VinCenter“ in der Gemeinde Nuenen, wo Van Gogh von 1883 bis 1885 lebte und arbeitete und sein erstes großen Meisterwerk „Die Kartoffelesser“ schuf. Die Radroute ist nach dem bereits existierenden Radknotenpunktnetzwerk angelegt und deutlich ausgeschildert, sodass auch nur kleinere Abschnitte ganz einfach befahren werden können. Kulinarische Route Auch für Genießer-Radtouren können sich die Radfahrer entscheiden. Die Region ArnheimNimwegen können Aktivurlauber gut vom Rad aus erkunden und dabei die regionalen Köstlichkeiten kennenlernen. Umgeben von den Flüssen Rhein, IJssel und Oude IJssel, den Hügeln der Veluwe und des Montferlands ist der Liemers ein gutes Terrain für Radfahrer. Die etwa 40 Kilometer lange Radroute führt entlang sechs kulinarischer Zwischenstopps, darunter eine Austernpilz-Zucht, eine Brauerei und verschiedene Gaststätten. Eine kulinarische Fahrradroute durch die Provinz Twente führt auf rund 25 Kilometern durch ein einmaliges Naturgebiet, das wegen seiner besonderen Merkmale zum Nationalpark ernannt wurde. Während der Fahrradtour kommen Radler an dem Flüsschen Dinkel vorbei, das sich seinen Weg durch die grüne Umgebung schlängelt. Ebenfalls auf der Route liegt das alte Städtchen Oldenzaal. Die Route bietet einige kulinarische Zwischenstopps, an denen die Gegend buchstäblich probiert werden kann. Wer sich auf die Schlemmertour im anderen Holland begibt, lernt die Region von ihrer schönsten und leckersten Seite kennen. Ob eine Schüssel mit frisch gepflückten Preiselbeeren, ein Brot mit echtem Veluwer Honig, selbstgeräucherter Fisch oder ein Glas Apfelsaft aus eigener Herstellung – an ausgewiesenen Stationen der Routen heißt es: „runter vom Sattel und ran an den gedeckten Tisch“. Landwirte, Bäckermeister, Imker und Fischer öffnen ihre Türen und laden hungrige wie durstige Radler auf eine Stärkung mit Produkten aus der Region ein. Mehr zum Thema Radfahren auf Holländisch online auf www.radfahren-auf-hollaendisch.de Schlösserroute Gleich mehrere Schlösserrouten stehen in den Provinzen Gelderland und Overijssel zur Auswahl. Diese führen entlang der geschichtsträchtigen Monumente und Gärten. Mit dem Rad lässt sich der Besuch mehrerer Anwesen leicht kombinieren, kulturelle Genüsse inklusive: Paleis Het Loo bei Apeldoorn, ehemals eine königliche Residenz, veranstaltet das ganze Jahr über Ausstellungen rund um das Königshaus. Schlemmerroute Viel Leckeres von bester Qualität gibt es auch entlang der „Veel Luwe Smultour“, einer Route mit kulinarischem Fokus durch die Region Ve- aktiv Radfahren 4/2014 | 117