Ausgabe Dezember 2010 - Schweizerischer Berufsverband

Transcrição

Ausgabe Dezember 2010 - Schweizerischer Berufsverband
bulletin
Dezember 2010
Das schöne am Träumen ist,
dass es keine Grenzen gibt.
Impressum
3
Editorial
6
7
8
9
Vorstand
Wünsche-Träume-Visionen der
Präsidentin SBSB
Logoerneuerung SBSB
Redaktionswechsel
Neueintritte in den Berufsverband
Einladung zur Mitgliederversammlung
10
13
Prüfungskommission
Wünsche, Träume,Visionen
Titelumwandlung
5
15
18
21
Arbeitsfelder
I have a Dream - Erfahrung vom
Fremdsein
Arbeitsalltag einer Sozialbegleiterin
Wie lache ich mich in die Gruppe
Schule
27 Curriculum 2010, neuer Beruf, neue
30 Ausbildung
SolidHelp AG Partnerin für Sozialbegleitung
32 Diplomierungen
Kalender
34 Wichtige Daten
35 Büchertipp
Die Verantwortung für die Inhalte bleibt
beim Verfasser.
2
Herausgeber
Schweizerischer
Berufsverband
Sozialbegleitung SBSB
Geschäftsstelle
Regula Jud
[email protected]
Die Redaktion
Margrith Waiblinger
Thérèse Estermann
Michael Pfenninger
Layout
Michael Pfenninger
Erscheint
2 x jährlich
Redaktionsschluss
Ende April 2011
Auflage
420 Exemplare
Druck
Heer Druck AG
Sulgen
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Das schöne am Träumen ist,
dass es keine Grenzen gibt
hatten einen Wunsch einen Traum, eine Vision. Auf dem langen Weg zum
Ziel waren die kleinen und grossen
Zwischenerfolge motivierend zum
Weitermachen.
Nehmen wir an, es geschieht über
Nacht ein Wunder und am Morgen,
wenn Sie aufwachen haben Sie Ihr
Ziel erreicht“…
Sicher erinnert Ihr Euch noch an die
Schul-Sequenz in der die Wunderfrage besprochen wurde.
Hier konnten wir Wünsche und Träume entstehen lassen. Weit weg von
der Realität.
Träume, in denen
der Sonnenuntergang am Morgen stattfindet
und die Sterne
am Tag scheinen.
Träume, in denen
alles so war, wie
wir es gerade
schön fanden
oder wie alles
sein könnte.
Hier haben wir
entdeckt, dass
man beim Träumen Kräfte entwickeln kann.
Der Traum der eidgenössischen Anerkennung ist erfüllt. Es geht jedoch
weiter. Der Weg der Umsetzung beginnt.
Wenn ich mir die Wunderfrage für
unseren Beruf stelle, komme ich
noch ganz schön ins Träumen. Wie
wäre es wenn? Ja wie wäre es ????
Alle Leute, die für die Anerkennung
unseres Berufes gearbeitet haben,
3
Editorial
Wenn wir als SozialbegleiterInnen
im sozialen Berufsfeld integriert wären.
Wenn alle wüssten, was wir gelernt
haben.
Wenn keine Erklärungen nötig wären.
Wenn der Lohn der Ausbildung angepasst wäre.
Wenn wir als SozialbegleiterInnen
angestellt wären.
Wenn,Wenn……
und Autoren zu ihren Wünschen,
Träumen undVisionen äussern.
Mein Traum ist es, dass alle SozialbegleiterInnen ihre Arbeitgeber über
die Anerkennung der Ausbildung informieren. So helfen alle mit, die Arbeitswelt breitflächiger für unser Berufsfeld zu sensibilisieren und fördern die Wertschätzung und Toleranz für unseren Beruf.
Und wie geht es weiter nach der eidgenössischen Anerkennung? Was erwartet die Prüfungskommission? Denise Waldvogel schreibt: Es ist noch
viel Arbeit angesagt. Viele Details
müssen ausgearbeitet und viele Diskussionen geführt werden. Eine spannende und anregende Zeit steht uns
bevor.
Euch kommen sicher auch noch Dinge in den Sinn, die wünschenswert
sind…
In diesem Heft geben uns Sozialbegleiterinnen einen Einblick in ihre Arbeitswelt. Es zeigt sich, dass ihr Tätigkeitsfeld in verschiedene Fachbereiche aufgesplittet ist. Das heisst, bei einer 80% Stelle macht die Sozialbegleitung vielleicht nur einen Anteil
von 30% aus. Spannend wäre es zu sehen, ob bei den Männern ein ähnliches Bild anzutreffen ist. (Von Männern beschriebene Arbeitsfelder
sind bei der Redaktion herzlich willkommen und werden in den nächsten Ausgaben berücksichtigt.)
Das Redaktionsteam wünscht Ihnen
viel Freude beim Träumen. Aber
auch viel Freude und Stolz am schon
Erreichten.
Es gibt noch viel zu tun. Packen wir
es an…
Frohe und geruhsame Festtage
wünscht Ihnen
Die Realität lässt noch viele Träume
offen. So werden sich in dieser Ausgabe die verschiedenen Autorinnen
Thérèse Estermann-Chapuis
4
Aus dem Vorstand
Wünsche –Träume –Visionen der Präsidentin SBSB
Wir leben in einer Welt des Wandels,
Veränderung, des Wachstums, der
Entwicklung, und aller Sinn erfüllt
sich im Werden. Alles fliesst. Nur die
Unbeständigkeit ist wirklich. Das
einzige ist der Wandel. Das Leben ist
nicht statisch, sondern voll dynamischer Kräfte.
selbstverständlich wie andere
Berufsgruppen im Sozialbereich.
Träume:
Wir haben genug Mitglieder im
Berufsverband, welches unsere
Stärke und Solidarität nach aussen
zeigt. Unsere Position in der Soziallandschaft und Sozialpolitik ist in der
Zukunft gefestigt.
Ein Sicherheitsbedürfnis, das wir alle
haben, ist das Bedürfnis nach
Stabilität. Das Leben erscheint
sicherer, wenn nur Dinge passieren,
die vorhersehbar sind. So finden wir
uns oft sehr lange Zeit mit unangenehmen Lebensumständen ab, als
eine Chance zu geben, denn das
Unbekannte macht uns „Angst?!“…
Wir haben unseren Platz, wie andere
Berufsgruppen – und ich wage zu
sagen, dies wird früher oder später
eintreffen!
Regula Jud
Wenn ich in die lösungsorientierten
Fragestellungen gehe, ergibt sich
daraus folgendes:
Wunderfrage:
Ich stelle mir vor, über Nacht
passiert folgendes Wunder:
Ich öffne die Zeitung der Stelleninserate und lese im Sozialbereich, dass
SozialbegleiterInnen gesucht
werden. Wir sind auf dem Arbeitsmarkt ebenso stark gefragt und
5
Aus dem Vorstand
Aus dem Vorstand
Logoerneuerung Schweizerischer Berufsverband
Sozialbegleitung
Seit der Berufsanerkennung hat der Berufsverband das Logo (Banner) erneuert
und so ein Zeichen eines neuen Abschnittes für unseren Beruf gesetzt.
„Und alles was wichtig ist, eilt vorbei.
Ein jeder muss aus seinem Traum
erwachen, es ist keine Zeit zu
verlieren“ Zitat unbekannt. Wir
gehen unsern Weg weiter…
gleitung Berufsprüfung www.sozialbegleitung-berufspruefung anschauen, verdeutlicht dieser Würfel, dass
das letzte fehlende Element eingefügt wurde.
Die drei Würfel stehen als Symbole
für Hoffnung, Glaube, Überzeugung.
Präsidentin SBSB
Regula Jud
Für Hoffnung können folgende
Fragen stehen:Wer sind wir? Wohin
gehen wir? Was erwarten wir? Was
erwartet uns?
Der Glaube versetzt Berge! Und so
erging es vielen Kolleginnen und
Kollegen, welche sich für die
Berufsanerkennung einsetzten.
Die Überzeugung ist das Vertrauen
in die grundlegende Richtigkeit der
Idee und Anschauung. Die Prüfungsordnung Sozialbegleitung ist seit
dem 5. Mai 2010 in Kraft. Und wenn
wir den Würfel des Logos Sozialbe6
Aus dem Vorstand
Redaktionswechsel
Lieber Simon
Ganz herzlich möchten wir Dir vom Vorstand für Deine
geleistete Arbeit danken. Mit viel Elan und Kreativität warst
Du bei der Arbeit. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Speziell erwähnen möchte ich auch, dass Du Dir Zeit für die Übergabe des
Bulletin-Materials genommen hast und dafür extra von Appenzell nach Zürich
gekommen bist. Die persönlichen Erklärungen zu den einzelnen Themen sind mir
heute hilfreich.
Es ist nicht selbstverständlich, dass neben Deiner Arbeit und der Familie auch
noch Raum für die Arbeit am Bulletin war.
Wir wünschen Dir und Deiner Familie für Deine Zukunft alles Gute.
An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, dass hinter dem
Bulletin noch einige andere Personen ihre Zeit investieren. Auch ihnen soll hier
einmal ganz herzlich gedankt sein.
Das sind:
Michael Pfenninger
Margrith Waiblinger
Ruth Gügler
Ernst Kleiner
Layout
Korrektur
Versand
Versand
Anfang 2010 wurde ich in den Vorstand des SBSB gewählt. Neben anderen
Aufgaben übernahm ich die Redaktion des Bulletins.
Ich freue mich auf eine spannende Zeit und einen direkten Kontakt mit Ihnen.
Für denVorstand:Thérèse Estermann-Chapuis
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Aus dem Vorstand
Neueintritte in den Berufsverband
Seit Februar 2010 hat der Vorstand folgende SozialbegleiterInnen als neue
Mitglieder aufgenommen:
Eintritte 2010
N am e
V o rn am e
PLZ
W o h n o rt
M -A rt
D a tu m
G oldm ann
C h r is tia n
80 05
Z ü r ic h
S 2 0 0 8 /B
1 1 .0 2 .1 0
S te ig e r
V é r o n iq u e
40 53
B a se l
S 2 0 0 8 /B
1 1 .0 2 .1 0
R ut sc hm an n
R u th
84 44
H e n g g a rt
S 2 0 0 8 /B
1 1 .0 2 .1 0
Z i m m e rm a n n
N a th a li e
56 16
M e is te rs c h w a n d e n
S 2 0 0 8 /B
1 1 .0 2 .1 0
S p r in g
M o n iq u e
30 07
B e rn
V 1 0 .4 . 9 9
2 4 .0 2 .1 0
P e lli n
S us ann e
94 70
B u ch s S G
S 2 0 1 0 /A
2 5 .0 2 .1 0
J äge r
P e tr a
70 00
C hu r
V S e p t. 0 8
1 5 .0 3 .1 0
H ölzl
B e r n a d e tte
63 00
Zu g
V D ez . 9 9
2 6 .0 3 .1 0
G a rt m a n n
B e n i ta M a r ia
72 03
T r i m m is
V M ä rz 1 0
2 2 .0 3 .1 0
P ico ne
R i ta
95 00
W il
V M ai 03
2 8 .0 3 .1 0
S e nn
R u th
88 43
O b e r ib e r g
S 2 0 0 9 /A
2 4 .0 3 .1 0
H ir s c h i
R e né
60 10
K r ie n s
S 2 0 0 9 /A
3 0 .0 3 .1 0
D u r o t- M a th is
A gne s
94 44
D ie p o ld s a u
V A p r. 1 0
2 6 .0 4 .1 0
G a l li
M a r t in
46 52
W in z n a u
V A p r. 1 0
2 8 .0 4 .1 0
K a u fm a n n
C h r is to p h
35 12
W a lk r in g e n
G
0 7 .0 5 .1 0
B e ye r
D o r is
92 30
F l a w il
V A p r. 1 0
0 1 .0 6 .1 0
M a rs a n o
L u c ia n a
44 33
R a m li n s b u r g
V A p r. 1 0
2 6 .0 6 .1 0
T re m p
S us ann e
86 23
W e tz ik o n
S 2 0 1 0 /A
1 6 .0 8 .1 0
B o lli g e r
S us i
56 15
F a h rw a n g e n
S 2 0 0 7 /B
2 3 .0 8 .1 0
S o z.p ä d a g .
Wir heissen Euch in unserem Berufsverband herzlich willkommen.
Mit Eurem Beitritt bekundet ihr Euer Interesse an der Entwicklung unseres
Berufes und unterstützt unsere Bemühungen in sozialen und berufspolitischen
Belangen. Ihr habt als SBSB-Mitglieder die Möglichkeit, Euch aktiv in der Verbandsarbeit zu engagieren.
Gerne geben wir Euch darüber nähere Auskunft. Unsere Geschäftsstelle freut
sich auf Eure Kontaktaufnahme.
Für denVorstand:Thérèse Estermann-Chapuis
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Aus dem Vorstand
Einladung zur 16. Mitgliederversammlung
Samstag, 2.April 2011
Kulturhaus Helferei, Breitingersaal, Kirchgasse 13, 8001 Zürich
Programm
09.30 Uhr Eintreffen bei Kaffee und Gipfeli
10.00 Uhr Mitgliederversammlung geschäftlicher Teil gemäss Traktandenliste
11.30 Uhr Pause
11.45 Uhr Fachvortrag gemäss separatem Programm
13.00 Uhr Abschluss
Vom Hauptbahnhof, Bahnhofquai Tram Nr. 4 bis Station Helmhaus (4. Station)
oder Tram Nr. 15 vom Central bis Station Helmhaus (3. Station); dann über die
Strasse die Treppe hoch zum Grossmünster bzw. zur Kirchgasse 13.
Traktanden
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Begrüssung
Abnahme der Traktandenliste
Wahl der Stimmenzählenden
Protokoll der MV vom 27.
März 2010
Jahresbericht 2010
Jhresrechnung 2010 und
Revisionsbericht
Budget 2011
Wahlen
9. Jahresprogramm 2011
10. Information über die
Berufsprüfung
11. Änderung der Statuten
12. Anträge der Mitglieder
13. Ehrungen –Verabschiedungen
14. Verschiedenes
15. Ort und Datum der MV 2012
An der Mitgliederversammlung sind gemäss Statuten die Vollmitglieder stimmberechtigt, Mitglieder in Ausbildung und Gönnermitglieder haben beratendeStimmen.
Die Stimmkarten für die Vollmitglieder werden bei der Eintrittskontrolle abgegeben.
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Prüfungskommission
Prüfungskommission
Das schöne amTräumen ist, dass es keine Grenzen gibt.
Wünsche,Träume,Visionen
Neues aus der Prüfungskommission
Anlaufstelle für alle Fragen im
Zusammenhang mit der Berufsprüfung, Administration, Organisation
der Experten-Schulung, Ausschreibung der Prüfung und Durchführung
des Anmeldeverfahrens und vieles
mehr…
Wir haben verschiedene Offerten
eingeholt, ausgewertet und erteilten
dem Büro für Bildungsfragen in
Thalwil den Auftrag für das Führen
unseres Prüfungssekretariates.
Am 5. Mai 2010 hat das BBT die
Prüfungsordnung über die Berufsprüfung Sozialbegleiterin / Sozialbegleiter unterschrieben.
Eine lange Zeit voller Arbeit, Hoffen
und Bangen lag hinter uns. Viele
haben mitgearbeitet, um das Projekt
zu einem guten Abschluss zu
bringen.
Was heisst Abschluss?
Es braucht eine Prüfungskommission. Wir starten zunächst zu
dritt: Brigitte Sattler von Insos
Schweiz, Christoph Bänziger von
der SSB und Denise Waldvogel vom
SBSB. Die Kommission muss
erweitert werden. Also kamen vor
kurzem noch Doris Knecht und
Thérèse Estermann, beides versierte Sozialbegleiterinnen, dazu. Es
braucht noch weitere Mitglieder in
der PK, die sich laut Prüfungsordnung aus 5 bis 9 Mitgliedern zusammenzusetzen hat. Es werden noch
Mitglieder aus Arbeitgeberverbänden angefragt.
Jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst
so richtig an. Meine Hauptlehrerin
während des Studiums an der SSB
hat dann jeweils den denkwürdigen
Satz gebraucht: „jetzt braucht es
noch Fleisch an den Knochen“…
Es braucht eine eigene Homepage für die neue Berufsprüfung. Ein
Logo musste gefunden, eine Firma
mit dem Erstellen der HP beauftragt
werden usw.
Es braucht ein Prüfungssekretariat. Dieses hat unter anderen
folgenden Aufgaben:
Pflegen der Homepage www.sozialbegleitung-berufspruefung.ch ,
Es braucht einen Prüfungsleiter für die Prüfungsvorbereitung
und deren Durchführung. Dafür
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Prüfungskommission
Prüfungskommission
konnten wir Herrn Gérard Kahn
gewinnen, der seine Arbeit ca. ein
Jahr vor der ersten Berufsprüfung
aufnehmen wird. Er bringt viel
Erfahrung mit, unter anderem als
Projektleiter der
Berufsprüfung
Teamleiter/in.
Abschluss vorweisen können. Dazu
entwickeln wir zur Zeit ein Äquivalenzverfahren, das diese durchlaufen
können, um die Zulassung zur
Berufsprüfung doch noch zu
erreichen. Mehr Infos dazu sind auf
unserer Homepage www.sozialbegleitung-berufspruefung.ch zu
finden.
Es braucht ein Äquivalenzverfahren. Es gibt Anfragen von
Interessierten, die keinen Sek II
Es braucht ein Verfahren für die
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Prüfungskommission
Prüfungskommission
Titelumwandlung. Laut Bestimmungen des BBT können die Fachausweise erst nach der Durchführung
der ersten Berufsprüfung ausgestellt
werden. Da es einige Sozialbegleiter/innen gibt, die schon vorher eine
Bestätigung über den Titelerhalt
wollen, z.B. für Bewerbungen oder
Lohnverhandlungen, sind wir dabei,
auch dafür eine Möglichkeit zu
schaffen und den Interessierten
anzubieten. Ein entsprechender
Artikel dazu findet sich in diesem
Bulletin.
Weil nicht alle Sozialbegleiter/innen
von den Übergangsregelungen
profitieren können, wollen wir
denjenigen, die vor 2003 das
Schuldiplom erhalten haben, die
Möglichkeit geben, den Titel Sozialbegleiter/in FA ebenfalls zu erwerben. Das Anmeldeverfahren dazu
läuft bereits. Es braucht mindestens
16 Kandidaten/innen, damit die
Prüfung durchgeführt werden kann.
Der Aufwand für die erste Prüfung
ist bedeutend grösser als für die
kommenden Durchführungen, da
alle Unterlagen erstellt resp.
angepasst werden müssen. Wir
rechnen mit Kosten von ca. Fr.
80'000 bis 90'000.-- Das BBT
übernimmt max. 25% der Gesamtkosten. Die Kosten für die Prüfungskandidaten belaufen sich auf Fr.
2'900.--. Das bedeutet, dass die
Trägerverbände Insos Schweiz und
Schweizerischer Berufsverband
Sozialbegleitung für das zu erwartende Defizit, z.B. mittels eines
Darlehens, aufkommen müssen.
Für alle Mitglieder in der Prüfungskommission aber auch für die
Prüfungsleitung und das Sekretariat
ist es eine arbeitsintensive, spannende und lehrreiche Zeit. Die Schule
für Sozialbegleitung, derzeit noch
einziger Anbieter desVorbereitungslehrganges, ist dabei, sich den neuen
Anforderungen an den Beruf zu
stellen und die Ausbildungsinhalte
entsprechend anzupassen.
Für mich und viele Sozialbegleiter/innen ist tatsächlich ein Traum
wahr geworden. Diesen Traum zu
verwirklichen war und ist mit
Anstrengungen verbunden, trotzdem freue ich mich immer wieder
neu, dass wir ein grosses Ziel
erreicht haben und dass eine gute
Ausbildung die wohlverdiente
Anerkennung erlangt hat.
Denise Waldvogel
Leiterin Prüfungskommission
12
Prüfungskommission
Prüfungskommission
Titelumwandlung
Diplomierte Sozialbegleiterinnen
mit Abschluss zwischen 2003 und
2012
chende Verlängerung der Berufstätigkeit) kann der eidg. Fachausweis
ohne nochmalige Prüfung gegen eine
Diplomierte Sozialbegleiter]innen,
welche das Diplom für Sozialbegleitung der Schule in der Zeit zwischen
2003 und 2012 erworben haben und
die nach der Diplomierung 1 Jahr
sozialbegleiterische Berufstätigkeit
zu 100% nachweisen können,
(bei reduziertem Pensum entspre-
Gebühr von sFr. 740.-- verliehen
werden.
(Vollständiger Text nachzulesen
bei…www.sozialbegleitungberufspruefung.ch
Bevor der eidg. Fachausweis durch
das BBT ausgestellt wird, muss die
13
Prüfungskommission
Prüfungskommission
erste eidgenössische Berufsprüfung
Sozialbegleitung stattgefunden
haben. Da dies wahrscheinlich erst
2013 der Fall sein wird, bietet Ihnen
die Prüfungskommission für die
Zwischenzeit eine „Bestätigung auf
Anspruch auf den eidg. Fachausweis
Sozialbegleiterin / Sozialbegleiter“
an.
5. Das BBT stellt den eidg. Fachausweis Sozialbegleiter / Sozialbegleiterin aus.
Die „Bestätigung auf Anspruch auf
den Fachausweis Sozialbegleiterin /
Sozialbegleiter“ kann bis zur
Titelumwandlung im persönlichen
Dossier aufgeführt werden.
Anmeldung ab 01.01.2011 beim
Prüfungssekretariat
www.sozialbegleitungberufspruefung.ch
Die Anwärter auf den Titel leisten
eine Teilzahlung von Fr. 500.-- bei
Einreichung des Dossiers.
Vor dem Einreichen des Antrages
auf Titelumwandlung an das BBT
durch die Prüfungskommission sind
die letzten Fr. 240.-- zu bezahlen.
Ablauf der Titelumwandlung:
1. Dossier einreichen (gemäss
Vorgaben der Prüfungsordnung
und mit Beleg über die Teilzahlung der Gebühr.)
2. Das Dossier wird durch die
Prüfungskommission geprüft.
3. Wenn das Dossier in Ordnung
ist, stellt die Prüfungskommission eine „Bestätigung auf
Anspruch auf den eidg. Fachausweis Sozialbegleiterin / Sozialbe
gleiter“ aus.
4. Sobald die erste eidg. Berufsprüfung stattgefunden hat, reicht die
Prüfungskommission das Dossier beim BBT ein und beantragt
die Titelumwandlung. (BBT =
Bundesamt für Berufsbildung
und Technologie)
Die „Bestätigung auf Anspruch auf
den Fachausweis Sozialbegleiterin /
Sozialbegleiter“ dient als Übergangslösung bis der eigentliche
Fachausweis vom BBT ausgestellt
wird.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Prüfungssekretariat. (Adresse siehe oben.)
14
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
I have a Dream - Erfahrung von Fremdsein
Ich arbeite als Sozialbegleiterin in
einem Beschäftigungs- und Integrations-Projekt für sechs Gemeinden.
Dort bin ich auch zuständig für die
Betreuung und Beschäftigung der
Asylbewerberinnen und Asylbewerber.
lingsheim werden sie vom Kanton
den verschiedenen Gemeinden
zugeteilt. In den unserem Projekt
angeschlossenen Gemeinden richten wir auch die Wohnungen ein. Ich
bekomme dann den Auftrag, eine
Wohnung einzurichten für eine
Familie mit zwei Kindern, für drei
Frauen, oder wie hier näher beschrieben, für vier Männer aus
Eritrea.
Diese Menschen sind üblicherweise
für einen Zeitraum von sechs
Monaten bei uns im Projekt. Menschen aus Eritrea (50% Christen)
und Somalia (90% Muslime) stehen
derzeit an erster Stelle der Asylgesuche in der Schweiz. Im Jahre 2008
lebten schätzungsweise 7500
Eritreer in der Schweiz. 2008 haben
2849 Eritreer in der Schweiz ein
Asyl-Gesuch eingereicht. Aufgrund
der allgemeinen Lage in Eritrea
werden praktisch keine Wegweisungen verfügt. Die grosse Mehrheit der
eritreischen Asylsuchenden wird
seit einem Urteil der Schweizerischen Asylrekurskommission vom
Jahr 2006 vorläufig in der Schweiz
aufgenommen und als Flüchtlinge
anerkannt.
Die vier jungen Männer beginnen
ihren ersten Einsatz mit dem
grossen Auftrag, den wir jedes Jahr
haben, das Frauenfelder Openair
aufzuräumen. Ich schäme mich
ehrlich gesagt für unsere Wegwerfgesellschaft, als ich feststellte, wie
ungläubig die Männer schauten, als
sie die Zeltplätze sahen. Es standen
noch Hunderte von Zelten, Grille,
Kühlboxen und es lagen überall neue
Die meisten sind schon zwischen
sechs und zwölf Monaten in der
Schweiz, bevor sie zu uns ins Projekt
kommen. Nach der Zeit im Flücht15
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
geschlossene Getränkeflaschen und
Esswaren herum. Eritrea gehört zu
den ärmsten Ländern der Welt.
nen sehr unterschiedlich.
Den vier Männern aus Eritrea habe
ich ein kleines Notizbüchlein
gegeben. MeinVorschlag war, dass sie
es immer dabei haben, um laufend
neue Wörter aufzuschreiben. Am
Anfang war es schwierig, mit ihnen
zu arbeiten. Als ich ihnen etwas
erklärt hatte, haben sie mit dem
Kopf genickt und dann aber etwas
ganz anderes gemacht. Sie haben
mich nicht verstanden. Ich habe mit
ihnen die Wichtigkeit besprochen,
dass sie nachfragen, wenn sie etwas
nicht verstehen. Auch ich habe viel
mehr nachgefragt, ob und was sie
verstanden haben. So haben sie
erstaunlich schnell und motiviert
viel gelernt.
Ich erlebe es als eine grosse Herausforderung für diese Menschen, hier
zu leben ohne ihr familiäres soziales
Netz, das ihnen den nötigen Rückhalt gibt. Und auch mit dem inneren
Druck ihrer Familien umzugehen,
die ihre Söhne und Töchter oder ein
anderes Familienmitglied mit
grossen Hoffnungen und Erwartungen „ziehen“ lassen.
Von Ausländerinnen und Ausländern
und Flüchtlingen werden Bemühungen zur Eingliederung in die Schweizer Gesellschaft erwartet. Integration ist jedoch ein gegenseitiger
Prozess. Wer sich in einem fremden
Land integrieren will, muss die dort
gesprochene Sprache lernen. Für
jede Erwerbstätigkeit in der
Deutschschweiz sind Deutschkenntnisse unabdingbar. Es gibt
zahlreiche Kursangebote, in denen
Deutsch als Fremdsprache gelernt
werden kann. Die Asylbewerbenden,
die ich betreue, besuchen alle einen
Kurs, der einmal wöchentlich zwei
Stunden stattfindet. Das ist meiner
Meinung nach zu wenig. Die Teilnehmergruppen sind relativ gross und
die Deutschkenntnisse der einzel-
Immer wieder kamen sie auf mich zu
mit dem Wunsch, sie bei der Stellensuche zu unterstützen. Aussagen
wie: Ich will einfach gerne etwas tun
und mein eigenes Geld verdienen
und finanziell unabhängig werden,
verstand ich gut. Gleichzeitig hatte
ich aber die klare Anweisung, die
Integration in den Arbeitsmarkt
nicht zu unterstützen. Die Stellensuche gestaltet sich auch schwierig,
weil diese Menschen, trotz vielen
Fähigkeiten und Ressourcen, die
beruflichen Kompetenzen nicht
16
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
ausweisen können.
andere Kultur, die andere Religion
weicht deutlich ab vom uns Vertrauten. Die Angst überfremdet zu
werden, oder es vielleicht schon zu
sein? Das Zusammenleben- und
arbeiten wird sich verbessern, wenn
sorgfältiger abgeklärt wird, was die
Bedürfnisse der Migrantinnen und
Migranten und derjenigen Personen
sind, die Angst vor Fremdem haben.
Wir sollten verstehen, dass wir alle
dieselben Menschen sind und durch
unsere jeweilige Kultur geprägt
werden. Ich wünsche mir deshalb,
dass wir Schweizerinnen und
Schweizer vermehrt persönlich
positive Erfahrungen mit Menschen
anderer Nationalitäten machen
dürfen. Dass wir lernen, die Vielfältigkeit als positive Bereicherung zu
sehen und nicht als Gefahr.
Über Flüchtlinge aus Eritrea weiss
man noch zu wenig, um sie in eine
„Schublade zu tun.“ Das ist anders
bei Migrantinnen und Migranten aus
anderen Ländern. Damit meine ich
Klischees wie: Portugiesen und
Italiener arbeiten auf dem Bau und
Menschen aus Sri Lanka sind in der
Gastronomie tätig. Das sind Klischees, die aber in der Arbeitsintegration oftmals hilfreich sind. Es ist
viel einfacher, einen Arbeitsversuch
als Küchenhilfe für einen Teilnehmer
aus Sri Lanka zu organisieren als für
einen Teilnehmer aus Eritrea. Ich
höre dann Aussagen wie: Ja die
Tamilen sind gut in der Küche, sie
arbeiten genau und sauber.Auch auf
der Baustelle haben sich gewisse
Nationalitäten über die Jahre
etabliert. Auch hier hatte ich erst
kürzlich ein Gespräch mit einem
Vorgesetzten einer Grossfirma aus
dem Baugewerbe. Bei ihm arbeiten
Portugiesen, Italiener und Menschen
aus Ex-Jugoslawien. Das seien genug
verschiedene Nationalitäten, sagte
er. Mit Eritreern kenne er sich nicht
aus.
Mein Wunsch wäre es, als Sozialbegleiterinnen und Begleiter in den
Gemeinden einen Stellenwert zu
haben, der es uns ermöglicht, mit
aufsuchender Sozialarbeit einen
wertvollen Beitrag zur Integration
leisten zu können. Menschen zu
motivieren, sich zu „trauen“,
gemeinsam zu planen, zu verwirklichen und zu erleben.
Dahinter verbirgt sich meiner
Ansicht nach die Angst vor dem
Fremden. Die andere Sprache, die
Yvonne Brüggler
17
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
Arbeitsalltag einer Sozialbegleiterin
Wünsche, Träume, Visionen
Es ist 7.30 Uhr. Ich stehe vor einer
Schulklasse mit 17 Schülern, um
katholischen Religionsunterricht zu
erteilen. Nach 45 Minuten ist der
Unterricht beendet und per Auto
fahre ich vom Schulhaus ins Nachbardorf, um in meinem Büro neben
dem Pfarreisekretariat weiterzuarbeiten. Plötzlich steht ein Mann
Ende des Gespräches, dass er am
andern Tag zu einem Arbeitseinsatz
zu unserem Hauswart kommen soll
und dann die gewünschten 70
Franken bekommen wird. Mir
verbleibt noch eine knappe Stunde
im Büro, bevor ich mit einer blinden
Frau, die ich wöchentlich zwei
Stunden betreue, zum Arzt muss. Sie
ist gestürzt, hat sich am
Bein verletzt und muss
einen Verbandswechsel
vornehmen lassen. Sie
erwartet mich bereits an
ihrer Haustüre mit
ihrem Blindenstock.
Zusammen gehen wir zu
Fuss zur Arztpraxis. Zum
Glück dauert dieser
Einsatz nur eine knappe
Stunde so, dass mir noch
genügend Zeit bleibt, für
meine drei Kinder im
Teenageralter ein Mittagessen zu kochen.
Es ist wunderschönes
Wetter an diesem Septembernachmittag und
ich entschliesse mich,
per Fahrrad von Niederrohrdorf nach Wettingen ins Regionale Pflegezentrum zu fahren. Diese
halbstündige Fahrt gibt mir die
türkischer Herkunft im Büro und
bittet um Geld. Ich biete ihm einen
Platz an und höre mir seine Geschichte an. Wir vereinbaren am
18
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
Möglichkeit, meinen Kopf durchzulüften und mich auf meinen nächsten
Besuch bei einem 62-jährigen Mann
vorzubereiten. Seit 17 Jahren ist er
an MS (Multiple Sklerose) erkrankt,
ist vollständig gelähmt und lebt
deshalb seit drei Jahren im Pflegezentrum. Mit dem Elektrorollstuhl
begeben wir uns auf einen zweistündigen Spaziergang durch Wettingen.
In der Migros möchte er noch
Körperpflegeprodukte kaufen.
Anschliessend geniessen wir ein
Getränk und ein feines Dessert im
Restaurant. Für ihn ist das immer
der Höhepunkt der Woche, wenn
ich zu Besuch komme. Die Heimfahrt mit dem Fahrrad geniesse ich
doppelt, weil mir bewusst wird, wie
gesund ich bin und wie schön es ist,
auf dem Fahrrad zu sitzen und mit
voller Körperkraft zu strampeln. Zu
Hause bleibt mir zum Abschluss des
Tages noch die Teamsitzung für
morgen vorzubereiten, denn seit wir
keinen Pfarrer mehr haben, leite ich
die monatlichen Teamsitzungen. Insgesamt gehören zwölf Personen
zum Team: vom Kirchenmusiker
über den Hauswart bis zur Sakristanin, Jugendarbeiter etc. eine durchmischte Truppe, deren Leitung mich
manchmal recht herausfordert, mir
aber auch viel Freude bereitet.
Als Katechetin, Besuchsdienstleite-
rin und diplomierte Sozialbegleiterin sieht mein Berufsalltag sehr bunt
aus. Koordinatorin und Organisatorin der katholischen Pfarrei Rohrdorf mit einem Arbeitspensum von
75%, wird meine Stelle umschrieben.
Inzwischen möchte ich den abwechslungsreichen, manchmal
hektischen Alltag nicht mehr missen.
Wenn mir vor 15 Jahren jemand
gesagt hätte, dass ich einmal bei der
katholischen Kirche arbeiten würde,
hätte ich diese Person ausgelacht.
Mein Leben besteht nicht primär aus
Glauben und Kirche, tue ich mich
doch mit den Ansichten unseres
Papstes manchmal schwer.Was ist es
dann, was mich seit zehn Jahren an
diesem Arbeitsplatz hält? Es gibt ein
Leben neben dem Geld verdienen,
Gewinn erzielen, immer mehr
Umsatz erreichen. Vielen Menschen
in der heutigen Arbeitswelt würden
wahrscheinlich die Augen geöffnet
werden, wenn sie einmal mit den
Nöten des täglichen Überlebens,
mit schweren Krankheiten etc.
konfrontiert würden. Dort wo
Dolce & Gabbana, Schönheitsoperationen und teure Autos keine Rolle
spielen.
Ja, das wäre meine Vision, dass
einmal ein allgemeiner Rollentausch
stattfinden würde. Jeder könnte den
19
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
anderen danach besser verstehen.
Die Damen und Herren in den
oberen Etagen müssten bei armen
Menschen in der Schweiz einen
Sozialeinsatz leisten. Das wäre mal
ganz was Neues. Von da an würden
SozialbegleiterInnen und SozialarbeiterInnen nicht mehr belächelt.
Unsere Arbeit würde auch in den
Teppichetagen mehr geschätzt
werden. Vielleicht wäre es möglich,
dass jeder Betrieb, zum Wohle
seiner Mitarbeitenden, eine Sozialbegleiterin/einen Sozialbegleiter
einstellen würde. Die Menschen
würden nicht erst bei einem
Burnout, wenn es schon zu spät ist,
Hilfe beim Arzt suchen. Die Sozialbegleiterin hätte einen Sitz in der
Geschäftsleitung und könnte den
Direktor darauf hinweisen, was
seine Mitarbeitenden beschäftigt
und die Notbremse ziehen, bevor
sie überlastet sind und dadurch
krank werden.
Für unseren Berufsstand wäre es
natürlich ideal, wenn auf jedem
Sozialamt nebst dem Sozialarbeiter,
der Sozialarbeiterin auch obligatorisch eine Sozialbegleiterin, ein
Sozialbegleiter eingestellt würde. So
hätten wir viele spannende Arbeitsfelder und müssten uns unsere
Arbeitsmöglichkeiten nicht mühsam
zusammensuchen. Für alle Menschen in den Dörfern und Städten
wäre klar, was eine Sozialbegleiterin
ist und was ihre Aufgaben sind: das
wäre mein Traum.
Gisela Greder
20
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
Wie lache ich mich in die Gruppe
***
Dem besten Segler weit und breit, dem Albatros, droht meistens
doch die Bruchlandung.
Auch Lea ist dies schon passiert, darum werden Ressourcen jetzt
spezifisch aktiviert.
***
(Annette Zimmermann)
Sozialbegleitung einer jungen Frau mit Angelman-Syndrom
Schule für Sozialbegleitung Zürich
Abschlussarbeit
Autorin:
Annette Zimmermann
Ausbildungsklasse:
2007/B, 2007 - 2010
Begleiterin:
Silvia Petermann
Zürich, August 2010
Kurze Zusammenfassung des
Inhalts
Meine Abschlussarbeit umfasst die
Sozial-Begleitung einer jungen
erwachsenen Frau mit AngelmanSyndrom. Sie beschreibt ihren Weg
von Einzelbegleitung zu Gruppenintegration, welchen ich über Monate
21
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
begleitete. Als Weggefährtin wurde
ich Teil einer facettenreichen Reise,
einer stetigen Gratwanderung. Mit
meiner Abschlussarbeit lade ich ein,
sich in die Spuren eines seltenen
Krankheitsbildes einzulesen; lade
ein zu staunen, wie die Begleitung
einer verschlüsselten Persönlichkeit
zu einem geglückten Wagnis wird;
lade ich ein, eine junge erwachsene
Frau mit Kleinkindverhalten ein
Stück ihres Lebensweges zu begleiten.
Freude spielt Lea mit Wasser, reibt
meine Arme ein. Sie lacht vergnügt,
entdeckt einen Pinsel, bestreicht die
Wände mit Wasser. Dann: Nasenbluten das Blut streicht sie über T-Shirt
und Boden. Je mehr ich sie zum
Stoppen auffordere, umso mehr
provoziert sie. All diese Eindrücke
am ersten Tag verunsichern mich,
bringen mich an Grenzen – im
Moment; denn trotz allem erkenne
ich schnell die Herausforderung: Ich
spüre Potential in Lea, erlebe sie als
spannende, willensstarke Persönlichkeit – ich bin neugierig geworden.
Erste Erfahrungen
Ein Tag im Herbst 2009. Ich warte auf
Lea – mein erster Arbeitstag mit ihr.
Das Bustaxi biegt um die Ecke;
durchs Fenster lugt mich Lea an, wie
fragend: Wer bist du denn? Sie löst
die Sicherheitsgurte, steigt aus, ihre
Puppe fest im Arm. Statt zum
Arbeitsort steuert sie in die
Gegenrichtung. Auf einer Wohngruppe setzt sie sich vor eine Kiste
voller Spielsachen. Sofort ist sie
vertieft ins Experimentieren, alles
muss erprobt werden. Als ich sie
zum Aufstehen bewegen kann,
verletzt sie sich an einem Fensterrahmen: Drei blutige Schürfungen
am Rücken. Eine Teamkollegin hilft,
und plötzlich, wie mühelos, erreichen wir Leas Arbeitsort. Wir
beschäftigten uns mit Filzen. Voller
Das Angelman-Syndrom (AS)
Lachen ist ein typisches Merkmal
von Menschen mit dem AS.Auch Lea
lacht viel und gerne. Deshalb mein
Arbeitstitel „Wie lache ich mich in
die Gruppe“. Ihre fröhliche Art
verzaubert Menschen. Doch der
Weg des „Hineinlachens“ in die
Gruppe ist kein Kinderspiel. Ihrem
Lachen stehen Verhaltensaufälligkeiten gegenüber, die eine Integration
auf die Tagesstruktur Beschäftigung
bis jetzt nicht möglich machten. Leas
fröhliche Art und ihr gleichzeitig
herausforderndes Verhalten haben
diesen Begleitprozess zu einer
facettenreichen Reise gemacht;
auch, weil Lea in der Stiftung A. die
22
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
einzige mit diesem Syndrom ist.
eine fröhliche Grundstimmung. Lea
ist jedoch wenig ausgeglichen,
Stimmungen wechseln schnell. Sie ist
ständig in Bewegung: Was sie sieht,
wird erprobt, oft zerrissen. Ausdauer und Motivation sind kaum
ausgeprägt. Jedoch beschäftigt sie
sich stundenlang und kreativ mit
einfachsten Sachen: spielt z.B. mit
einer PET-Flasche und Strohhalmen.
Auch ihr Essen ist ein einziges
Experimentieren. Ihr Kooperationsverhalten ist gering. Oft dominiert
abwehrendes Verhalten. Erhält sie
ihren Willen nicht, protestiert sie
mit Spucken, Schreien, auf den
Boden liegen, wegstossen.
"
Häufiges Speicheln (ein Zeichen,
dass es ihr gut geht)
"
Faszination durch Wasser
Lea badet gerne, spielt ausgelassen
mit Wasser. Auch ist sie fasziniert
von Spiegelungen und Lichtreflexen
(z.B.Autofenster, Seifenblasen)
"
sozial und gesellig
Geht es Lea gut, ist sie zu jedem
Spass bereit. Gerne steht sie im
Mittelpunkt. Wenn geschimpft wird,
macht sie mit lautem Schreien ihre
Solidarität deutlich
"
exzellentes Gedächtnis
Leas Gedächtnis ist ausgeprägt, was
räumliche Orientierung und
Gesichter angeht; durch Beobachtung und Nachahmung lernt sie
Das AS ist die Folge einer angeborenen Gen-Besonderheit. In den
meisten Fällen ist die Ursache dafür
ein Stückverlust auf dem mütterlich
vererbten Chromosom 15. Diese
Abweichung beeinflusst Aussehen,
Bewegungen und Verhalten und
ergibt das typische Bild dieses
Syndroms. Die Symptome sind
unterschiedlich ausgeprägt. Im
Folgenden ein paar typische Merkmale, veranschaulicht an meiner
Klientin Lea:
"
"
verzögerte Entwicklung
Lea ist ein Mensch mit schwerer
geistiger Behinderung: Obwohl
heute 23 Jahre alt, ist sie kognitiv auf
dem Stand eines Kleinkindes = eine
Erwachsene mit Kleinkindverhalten
"
starke Sprachbehinderung
Leas aktive Sprache ist begrenzt auf
wenige Wörter und Lautketten. Ihre
Kommunikation findet vor allem
über Mimik, Gestik und einzelne
erlernte Gebärden statt. Sie
versteht aber gut, was um sie
gesprochen wird
"
Störung des Bewegungsapparates
Leas Bewegungen sind ruckartig,
schwerfällig; typisch auch ihre
breitbeinige Gangart
"
Verhaltensbesonderheiten
Auffallend sind häufiges Lachen und
23
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
stetig dazu, kann sich Handlungsabläufe merken
"
offen für Sinneseindrücke
Lea reagiert auf Reizüberflutung:
Zuneigung wendet sich plötzlich in
die Entwicklung aus, erhöhen die
Selbstständigkeit.
Auftrags-Ziel / Fragestellung /
Vorgehen
Seit März 2008 ist Lea in Einzelbegleitung. Die 1:1 Betreuung findet in
einem separaten Gebäude statt. Ziel
ist es, sie langfristig in die Beschäftigung zu integrieren, dass sie sich
möglichst alleine beschäftigen kann
und in der Auseinandersetzung mit
der Gruppe in die Gemeinschaft
hineinwächst. Seit Herbst 2009 ist
meine Arbeit vor allem dieser
Förderung gewidmet.
Aus Zielsetzung und AlltagsKomplexität habe ich folgende
Fragestellung abgeleitet: Wie ist es
mir möglich, eine konstruktive
Beziehung zu Lea aufzubauen, sie
individuell zu fördern und den
Prozess Richtung Gruppenzugehörigkeit zu initiieren?
Beissen, Kneifen, an den Haaren
ziehen. Schon eine kurze Strecke
kann zu einem schwierigen Unterfangen werden. Spielerisches
Ablenken (z.B. Abholen mit Strohhalmen, Seifenblasen), aber auch
eine konsequente Haltung und
höchste Aufmerksamkeit ist zu jeder
Zeit gefordert.
Das AS ist ursächlich nicht heilbar.
Betroffene können sich nicht selbst
versorgen, keine Gefahren einschätzen, sind ein Leben lang auf fremde
Hilfe angewiesen. Sie sind aber in der
Lage, einfache Fertigkeiten zu
erlernen (z.B. selbstständiges Essen).
Pflege, Zuwendung, intensive
Betreuung wirken sich positiv auf
24
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
In der Praxis bedeutete dies,
notwendige Voraussetzungen fürs
Zusammensein in der Gemeinschaft
zu schaffen, Teilziele zu erarbeiten:
sie vor allem mit (Gruppen)-Regeln
vertraut machen, sie in Ausdauer
und Motivation zu fördern. Letztlich
bedeutete dies, einen Weg zu finden,
einerseits dem Kleinkindverhalten,
andererseits der Erwachsenenebene gerecht werden.
Diese Teilziele fasste ich zu einem
Projekt zusammen, erarbeitete
einen Wochenplan: mit Beschäftigungsangeboten, gestützt auf Leas
Ressourcen. Ritualisierung soll
Ausdauer und Motivation anregen
sowie die Gruppensensibilisierung
begünstigen.
Aus dem Prozess hat sich ein
Wochenrhythmus entwickelt; mit
geteiltem Tagesablauf in vormittägliches „Arbeiten/Beschäftigen am
Tisch“ und nachmittägliches
„Spielen“ am Boden.
für Leas Integration ein langer
Prozess ist; habe erkannt, dass
gerade die kleinen Schritte die
wahren Meilensteine markieren. Es
sind diese kleinen Schritte, welche
sich nachhaltig und als umfassende
Vorbereitung für Leas Gruppenintegration bewährt haben:
"Der Wochenplan strukturierte
den Arbeitsalltag von Lea und
Begleitpersonen
"Das Aufzeigen der WochenplanBilder verbesserte ihre Kooperationsbereitschaft
"Heute legt Lea auf den Hinweis
Jacke und Rucksack von selber
auf den Stuhl
"Auch ihr Spucken hat sich
deutlich reduziert (nach anfänglicher Reaktion auf fast alles)
"Regelmässige Gruppenbesuche
und gemeinsame Aktivitäten
haben den Sensibilisierungsprozess so weit angeregt, dass
anstelle abwehrender, kritischer
Haltung heute auch Freude und
Beziehungsaufbau zu erkennen
sind
"Zeit, Geduld, Beharrlichkeit
haben sich als wesentliche
Zugkraft heraus kristallisiert;
konsequentes Einfordern von
Struktur und Regeln erwiesen
sich als wirksam
"und das Schönste: Lea ist jetzt,
Resultate
Der wechselseitige Kontext zwischen Klientin, den institutionellen
Rahmenbedingungen sowie meinen
persönlichen Grenzen sind für mich
zur natürlichen Gratwanderung
geworden. Diese Feststellung hat
mein Handeln unterstützt: Ich habe
verstanden, dass die Vorbereitung
25
Prüfungskommission
Arbeitsfelder
seit ein paar Wochen und einem
Jahr intensiver Arbeit, Teil der
Gruppe. Der Ausbau eines
zusätzlichen, separaten Zimmers
machte die Integration möglich
Syndrom stets neu zu sehen und zu
entdecken. Aus der intensiven
Arbeit mit Lea habe ich bereichernde Lernerfahrungen geschöpft.
Ich blicke zurück auf drei spannende
und lehrreiche Jahre. Aus Anforderungen wuchsen Herausforderungen, aus Herausforderungen wurden
wertvolle Erfahrungen, die mich
formten und prägten. Jetzt, am Ende
meiner Ausbildung, steht für mich
fest, dass ich meine Tätigkeit als
Sozialbegleiterin weiterhin in
diesem Bereich ausüben und darauf
aufbauen werde.
So meine auch ich:
„Das Schöne am Träumen ist,
dass es keine Grenzen gibt“
Denn das Geheimnis liegt im Weg
zum Ziel. Doch Visionen setzen zu
ihrer Realisierung auch Hartnäckigkeit, Geduld, echtes Interesses und
Freude voraus. Und man muss an
den Weg glauben, anscheinend
unüberwindbare Mauern überwinden zu können. Die tägliche Arbeit
mit Lea zeigt mir, dass dies möglich
ist.
Persönliche Gedanken
Ich machte zunächst die Erfahrung,
dass Leas Anwesenheit nicht nur auf
positive Resonanz stiess, dass ihr
auffälliges Verhalten ebenso Zweifel
und Unsicherheit am Arbeitsort
hervorriefen. Auch meine ersten
Eindrücke brachten mich an
Grenzen. Ich sah mich mit der Frage
konfrontiert, ob ich dieser Anforderung gewachsen sei. Doch von
Anfang an überwogen Interesse und
die Neugier. Ich spürte Potential,
nahm Lea als spannende Persönlichkeit wahr. Umso mehr mein Ansporn, diese besondere Herausforderung anzunehmen.
Die Arbeit mit Menschen mit
Behinderung erfüllt mich. Ich sehe
Sinnhaftigkeit, Freude und Motivation vereint; eine Aufgabe, bei der
Menschen im Zentrum stehen. In
einer Zeit, die geradezu übermüllt
ist von Konsum, uns überflutenden
Informationen und Reizen sowie
sonstigem Schnickschnack, ist es
eine wunderbare Erfahrung, die Welt
durch die lachenden Augen eines
Menschen mit dem Angelman26
Schule
Curriculum 2010
Neuer Beruf - Neue Ausbildung
Das Bundesamt für Bildung und
Technologie BBT hat die Prüfungsordnung und Wegleitung zur
Prüfungsordnung im Mai 2010
unterschrieben. Damit wurde ein
neuer Beruf geschaffen, den es
schon lange gibt. Den Beruf der
Sozialbegleitung. Wer die eidgenössische Berufsprüfung mit Erfolg
ablegt, darf den Titel "Sozialbegleiterin / Sozialbegleiter mit eidgenössischem Fachausweis" oder kurz
"Sozialbegleiterin / Sozialbegleiter
FA" tragen.
ist - für die Schule bedeutet sie ein
Paradigmawechsel in verschiedener
Hinsicht. Früher gab es EINE Schule
für Sozialbegleitung in der Schweiz.
Heute gibt es EINE Berufsprüfung
für Sozialbegleitung in der Schweiz,
die, falls entsprechende Anmeldungen vorhanden sind, neben der
deutschen auch in der französischen
und italienischen Sprache angeboten wird.
Das bedeutet für die Schule zuerst
einmal Identitätsverlust und Neuorientierung. Heute vergibt die
Schule für Sozialbegleitung bei
erfolgreich durchlaufenem Studium
keine Diplome mehr, sondern
Zertifikate. Die Schule für Sozialbegleitung ist bis dato der einzige
Vorbereitungslehrgang in der
Schweiz, der auf die eidgenössische
Berufsprüfung vorbereitet. Es
könnte aber schon sehr bald auch
für andere Bildungsinstitutionen
interessant werden, solche Vorbereitungslehrgänge anzubieten. Die
Prüfungsordnung definiert die
Zulassung zur schweizerischen
Berufsprüfung. Darin werden drei
Kriterien genannt. Zur Prüfung
zugelassen wird wer:
"ein eidgenössisches Fähigkeits-
Ein lang ersehntes Ziel, auf welches
in den letzten 10 Jahren vom
Verband und von der Schule intensiv
hin gearbeitet wurde, konnte damit
erreicht werden.
Noch ein Wort zur Präzisierung:
Nicht die Schule ist anerkannt, wie
man fälschlicherweise immer
wieder hört. Es ist der Beruf
"Sozialbegleitung", der neu anerkannt ist.
Mit der Anerkennung wurde die
Schule zum Vorbereitungslehrgang
für die eidgenössische Berufsprüfung in Sozialbegleitung. So wünschenswert diese Entwicklung auch
27
Schule
zeugnis EFZ besitzt
über die erforderliche
Berufspraxis als Sozialbegleiterin
oder Sozialbegleiter ausweisen
kann
"die Projektarbeit rechtzeitig eingereicht hat
etwas wie die Bibel für die Schule,
was den Lernstoff betrifft. Die
Wegleitung unterscheidet sechs
Arbeitsprozesse, in denen man sich
als Sozialbegleiterin oder als
Sozialbegleiter kompetent und
professionell bewegen können muss.
Die Prüfung ist so aufgebaut, dass die
entsprechenden Kompetenzen und
das nötige Wissen für diese Arbeitsprozesse gezeigt werden müssen.
Bei den erwähnten sechs Arbeitsprozessen handelt es sich um:
"Auftragsvereinbarung und Planung der professionellen Begleitung
"Gestaltung der professionellen
Begleitung
"Dokumentation und Evaluation
der professionellen Begleitung
"Arbeiten im und mit dem professionellen Umfeld
"Selbstorganisation
"Berufliches Selbstverständnis
"sich
Kein Wort davon, wer den Vorbereitungslehrgang an der Schule für
Sozialbegleitung oder an einer
anderen Schule erfolgreich durchlaufen hat. Theoretisch könnte es
möglich sein, sich selber die Kompetenzen, welche an der Berufsprüfung
gezeigt werden müssen, quasi in
einem Patchwork-Lehrgang, anzueignen. Kommunikation besuche ich
in der Migros-Clubschule, über
Altersarbeit mache ich mich bei
Weiterbildungen der Pro Senectute
fit usw. Sich auf diese Weise für die
Berufsprüfung vorzubereiten, ist
bestimmt nicht sinnvoll und wird mindestens vorderhand - in der
Praxis wohl kaum anzutreffen sein.
Trotzdem, mit der Anerkennung
geht für die Schule ein Stück
Unverwechselbarkeit, ein Stück
Originalität, ein Stück Individualität
verloren - so paradox das klingen
mag.
Diese Arbeitsprozesse werden noch
weiter unterteilt. Im Detail geht es
immer darum, kompetentes
Handeln in Form eines vollständigen
Handlungszyklus (IPRE) nachweisen
zu können. IPRE steht für:
"Sich informieren I
"Planen / Entscheiden P
"Realisieren R
"Evaluieren E
Mit der Anerkennung wird die
Wegleitung zur Prüfungsordnung so
28
Schule
Wir als Schule sind nun gefordert,
unser Curriculum nach der Prüfungsordnung bzw. nach deren
Wegleitung auszurichten. Was nicht
passieren darf ist, dass wir Lernstoff
vermitteln, der am Ende gar nicht
geprüft wird.
Vieles ist neu seit dem Mai 2010.
Etwas ist aber geblieben. Unsere
Motivation, uns für die Schule
einzusetzen, unsere tiefe Überzeugung, unsere Studierenden mit der
Ausbildung gut für die aufsuchende
Sozialarbeit vorzubereiten und
unser Stolz, ein sinnstiftendes Bildungsangebot für Menschen anbieten zu können, die professionell in
der aufsuchenden Sozialarbeit tätig
sein möchten.
Auf den ersten Blick nimmt man die
Veränderungen in unserem Lehrplan eher als Kosmetik war. In Tat
und Wahrheit ist aber viel mehr
dahinter. Es sind nicht nur neue
Sequenzen wie z.B. "zugehende
Altersarbeit", "Arbeit mit Behinderten" oder das Thema "Sucht"
dazugekommen. Es sind auch die
Auswärtsseminare, welche um rund
die Hälfte gestrichen wurden.
Weiter erfuhr das thematische
Rückgrad der Schule, das Unterstützungsmanagement, eine inhaltliche
Totalrevision. Last but not least ist
die schulinterne Prüfungsordnung
komplett überarbeitet wor-den. Mit
der neuen Prüfungsordnung stellen
wir sicher, dass qualifizierte, gut
vorbereitete Studierende an die
eidgenössische Berufsprüfung gehen. Ebenso stellen wir damit auch
sicher, dass man sich das Zertifikat
der Schule für Sozialbegleitung mit
entsprechenden Leistungen verdient hat.
Christoph Bänziger
Schulleiter
Schule für Sozialbegleitung
29
Schule
SolidHelp AG
Partnerin für Sozialbegleitung
Die SolidHelp AG ist eine
Startup-Firma für Sozialbegleitung.
alten Beruf der Sozialbegleitung in
den Köpfen der sozial tätigen Profis
zu etablieren. So sucht die SolidHelp
AG explizit Sozialbegleiterinnen
oder Sozialbegleiter in ihren Stelleninseraten und macht damit gleichzeitig Werbung für diesen Beruf.
Ich weiss gar nicht mehr genau,
wann die Idee, eine Firma für
Sozialbegleitung zu gründen, in
meinen Kopf gekommen ist.Vermutlich passierte es auf einer Velofahrt
oder beim Dösen in der Badewanne.
Bei diesen Gelegenheiten kommen
bei mir die besten Ideen. Gratis und
franko. Quasi frei Haus ins Hirn
geliefert.
Die Idee für SolidHelp entstand
irgendwann anfangs 2010. Und
wo stehen wir heute damit?
Neben der Schulleitung der Schule
für Sozialbegleitung für eine Firma
verantwortlich zu sein, die Sozialbegleitung konkret anbietet, war für
mich ein spannender Gedanke. Auf
der einen Seite die Lehre und auf der
anderen die Praxis.
Am 8. Oktober fand der offizielle
KickOff von SolidHelp statt. Die 6
Teamkolleginnen und -kollegen
trafen sich zur ersten Sitzung.
Traktanden: Gegenseitiges Kennenlernen, Geschäftsphilosophie, Organigramm, Funktionen, Aufgaben,
Abläufe, technische und administrative Rahmenbedingungen sowie ein
feiner Apéro.
Schule und Firma können voneinander profitieren. Sozialbegleitung
wird im Feld der sozialen Arbeit
kaum als eigenständige Profession
wahrgenommen. Mit der Firma
SolidHelp AG bieten wir aufsuchende, lebensweltorientierte Sozialarbeit an. Sozialbegleitung eben im
besten Sinne. Damit können wir
einen Beitrag leisten, den neuen
Bereits konnte der erste Fall verteilt
werden. Eine grössere Zürcher
Gemeinde sucht eine Fachperson
für die soziale Begleitung eines
älteren alleinstehenden Menschen
mit Verwahrlosungstendenzen. Ein
Messi, der wie viele Menschen mit
dieser Störung misstrauisch ist und
niemanden an sich heran lässt. Die
Wohnung wurde durch den Vermie30
Schule
ter gekündigt, der Betroffene muss
sein Leben neu organisieren und
braucht dabei Unterstützung. Eine
klassische Konstellation für Sozialbegleitung.
Mit SolidHelp...
gewinnen - um die richtigen
Entscheidungen zu treffen
"Klarheit gewinnen - wie und wo
der Lebensweg weitergeht
"Sicherheit gewinnen und daran
arbeiten, dass sich die Krise zum
Guten wendet
"Selbstständigkeit gewinnen und
zu den inneren Stärken zurückfinden.
"Zeit
Mit der SolidHelp AG möchten wir
die Gemeinden in ihren vielfältigen
sozialen Aufgaben unterstützen.Wir
verstehen uns als Ergänzung zu den
sozialen Regelsystemen unserer
Gesellschaft.
www.sozialbegleitung.ch
www.solidhelp.ch
Als Firma für aufsuchende Sozialarbeit fühlen wir uns der breiten
Palette sozialer Aufgaben verpflichtet. Aufsuchende Familienarbeit
bildet dabei sicher ein Schwerpunkt
unserer Arbeit. Daneben möchten
wir psychosoziale Beratung und
Begleitung für ältere Menschen
anbieten und für Menschen mit
körperlichen und/oder psychischen
Handikaps.
Christoph Bänziger
Schulleiter
Schule für Sozialbegleitung
Geschäftsführer SolidHelp AG
Drücken Sie uns liebe Leserin /
lieber Leser die Daumen, dass
SolidHelp AG als Firma abheben
kann. Es wäre nicht nur ein Gewinn
für die Gemeinden und deren
Klienten, es wäre auch ein Gewinn
für unser kleines Team, und es wäre
vor allem ein Gewinn für den
Berufstand der Sozialbegleitung.
31
Schule
Diplomierungen
Aus der Klasse 2007 / B haben
die Ausbildung erfolgreich mit
dem Zertifikat der Schule für
Sozialbegleitung abgeschlossen:
Hofmann Marlis
Professionelles Engagement für
Menschen am Rande der Gesellschaft
Sozialbegleitung im diakonischen
Arbeitsfeld
Aschwanden Franz
Begleitetes Wohnen
Wie lässt sich begleitetes Wohnen in
der Stiftung Phönix realisieren?
Lauper Ruth
Wir lassen uns nicht behindern!
Sozialbegleitung in der Freizeitgestaltung bei Menschen mit einer
leichten geistigen und/oder Lernbehinderung
Baumgartner Carol
Behindert sein in einer normalen
Gesellschaft
Sozialbegleitung im Spagat zwischen
normal und „normal“
Siegenthaler Katharina
Case Management am Beispiel
Burnout
Kann eine Sozialbegleiterin ein Case
Management übernehmen?
Bolliger-Peitrequin Susi
Identität – ein Prozess
Identitätsfindung und – Entwicklung
aus der Sicht einer Sozialbegleiterin
Studer-Schnyder Ruth
Familie im Wandel
Eine Herausforderung für die
Sozialbegleitung
Camenisch Eliane
Posttraumatische Belastungsstörung „Leben mit dem Erlebten“
Arbeiten mit Betroffenen aus der
Sicht einer Sozialbegleiterin
Wetzel Benedikta
Nachtarbeit
Spezifische Anforderungen an die
Sozialbegleitung im Nachtschichtbetrieb
Haldi Patrizia
„Ich lebe jetzt allein“
Sozialbegleitung kann neue Brücken
bauen im Alltag von Menschen mit
einer leichten geistigen Behinderung
32
Schule
Zimmermann Annette
Wie lache ich mich in die Gruppe
Sozialbegleitung einer jungen Frau
mit Angelman-Sndrom
Herzliche Gratulation und alles Gute
für Eure Zukunft wünscht Euch
der Schweizerische Berufsverband Sozialbegleitung.
33
Kalender
Kalender
Wichtige Daten
Mitgliederversammlung 2011 Samstag
Nächste Diplomfeier
Freitag
2. April 2011
15. April 2011
Wichtige Links
Schweizerischer Berufsverband Sozialbegleitung SBSB
http://www.sbsb.ch/
Schweizerischer Berufsverband Sozialbegleitung
8000Zürich
Tel. Geschäftsstelle: 062 822 26 31
Email: [email protected]
Prüfungssekretariat Sozialbegleitung
Für die Berufsprüfung haben wir ein Prüfungssekretariat
http://www.sozialbegleitung-berufspruefung.ch/
Schule für Sozialbegleitung SSB
www.sozialbegleitung.ch
34
Kalender
Büchertipp
Thema:
Titel:
Autor:
EAN:
ISBN:
Format:
Herausgeber:
Jahr:
Sprache:
Thema :
Haddon Mark:
Titel:
Autor:
EAN:
ISBN:
Format:
Herausgeber:
Jahr:
Sprache:
35
Gebärdensprache.
Sherryl Jordan hat viele Jahre
mit Kindern mit einer Hörschädigung gearbeitet.
Flüsternde Hände
Sherryl Jordan
9783551371683
978-3-551-37168-3
Taschenbuch (kartoniert)
Carlsen
2004
Deutsch
Autismus
Er hat viele Jahre mit geistig
oder körperlich behinderten
Menschen gearbeitet.
Supergute Tage oder Die
sonderbare Welt des
Christopher Boone
Mark Haddon
9783896673046
978-3-89667-304-6
Kartonierter Einband (Kt)
Blessing
2006
Deutsch
sbsb.ch

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