25 Jahre Walhorner Kirmes

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25 Jahre Walhorner Kirmes
Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
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„Soll die Kirmes bestehen bleiben?“������������������������� S. 1 Wir bitten: Walhorner auf die Bühne!�������������������� S. 5 Die Neu-Walhorner besser ansprechen ����������������S. 11
Quo vadis Walhorn?, Grußworte������������������������������ S. 2 Nachbarn besser kennenlernen�������������������������������� S. 5 Nächtliche fleißige Bienen������������������������������������������S. 11
Kirmes von A bis Z����������������������������������������������������� S. 6+7
„Kernmannschaft darf nicht in Burnout
Zerstörte Biergläser auf der Walhorner Kirmes S. 11
versetzt werden“��������������������������������������������������������������� S. 3 Von Kraft bis Feingefühl���������������������������������������������� S. 8
Kirmes ohne Königsvogelschuss? Undenkbar.��� S. 3 Zum Jubiläum, ein großes Wiedersehen �������������� S. 9 Das Organisationsteam 2016������������������������������������� S. 12
Wann war denn das noch?�������������������������������������������S. 4 Das Geld wurde zu Hause aufbewahrt���������������� S. 10 Verschiedene Traditionen zusammenhalten����� S. 12
„Soll die Kirmes bestehen bleiben?“
Mit dieser Frage hatte sich die Walhorner Bevölkerung vor mehr als 25 Jahren auseinanderzusetzen. Der Grund war, dass im August 1990 die
Feierlichkeiten im Dorf kaum besucht worden waren und die Organisatoren ernsthaft darüber nachdachten, ob sie noch so viel Zeit in die Kirmes
stecken sollten. Aber voreilig wollten sie die Kirmes nicht begraben: Die Verantwortlichen führten eine Umfrage durch.
Von Griseldis Cormann
„Bei der letzten Kirmes im
Saal Renardy konnte ich den Vereinen jeweils nur 800 Franken
ausbezahlen. 1990 wurden zum
Ball am Samstagabend nur noch
zehn Eintritte gezählt“, sagt Ludwig Charlier. Noch heute wirkt
er sichtlich enttäuscht, wenn er
davon erzählt. Der damalige Kassierer der Walhorner Vereinsgemeinschaft ist derjenige, der in
Zahlen ausdrücken kann, wie
sehr das Interesse am traditionellen Kirchweih-Fest bei Jung
und Alt in den 1980er Jahren zurückgegangen war.
Nach diesen Erfahrungen
stellten sich die Fragen, ob die
Kirchweih überhaupt noch gefeiert werden, sollte und wenn
gefeiert wird, wie sie wieder zu
einem Anziehungspunkt für die
Walhorner werden könnte. Die
Vereinsgemeinschaft, bestehend
aus Harmonie, Spielmannszug, Gesangs-, Fußball- und
Schützen­
verein, fand in ihrer
internen Analyse keine schlüssigen Antworten. Im Gegenteil
entwickelten sich immer mehr
Unklarheiten: Ist es richtig im
Saal zu feiern? Wen möchten die
Leute überhaupt auf der Bühne
sehen? Wollen die Walhorner aktiver ins Kirmesprogramm einbezogen werden?
Statt alles hinzuwerfen und zu
hoffen, dass irgendwann andere
die Chance einer gelingenden
Kirmes sehen und sich aufraffen
sie zu organisieren, brachte die
Vereinsgemeinschaft ihre Fragen zu Papier. Daraus wurde eine
Umfrage mit 28 Fragen. Jeder
Haushalt erhielt diesen Fragenbogen. Immer so viele Exemplare wie in einem Haus Personen
leben. Die Hoffnung: „Der Volksentscheid machte allen in den
Vereinen und im Dorf bewusst:
entweder starten wir neu durch
oder das Fest wird eingehen“,
sagt Josef Burtscheidt. Er war von
1991 bis 2001 Vorsitzender der
Vereinsgemeinschaft. Heute ist
er wieder im Vorstand aktiv und
kann sich vorstellen, dass nach
dem diesjährigen Jubiläum erneut eine Bevölkerungs­meinung
eingeholt wird (Seite 3).
Obwohl oder vielleicht auch
weil nur noch so wenige Menschen 1989 und 1990 die Walhorner Kirmes besuchten, war
der Rücklauf der Umfrage­bögen
umso überraschender. Jeder
­dritte ausgegebene Zettel (32,6 %)
kam zurück. Doch nicht nur das,
eine klare Tendenz konnte aus
den Antworten auch noch abgelesen werden: „Die Bevölkerung
sprach sich für ein neues Konzept
aus. Die Kirmes sollte ein Volksfest werden, das in einem Zelt
seinen Mittelpunkt hat“, erklärt
José Grommes, Präsident der
heutigen Vereins­gemeinschaft.
Diese gründete sich damals
als VoE (Vereinigung ohne Erwerbszweck) aus vier Vereinen
(­Gesangsverein, Schützenverein,
Spielmannszug, Harmonie) neu.
Denn die persönliche Enttäuschung vieler Mitglieder war so
groß, dass sie sich aus der aktiven
Arbeit zurückzogen. Zudem sollte eine Absicherung her, damit
kein Mitglied zu einer persönlichen Haftung gezwungen ist.
Die Auswertung der Fragebögen aus der Volksbefragung in Walhorn.
Josef Burtscheidt erklärt weiter:
„Jeder Mitgliedsverein brachte
sich 1991 nicht nur mit Tatkraft
ein, sondern auch mit einer Finanzspritze. Die Gemeinschaft
musste schließlich funktionieren. Aber selbstverständlich war
das vor 25 Jahren genauso wenig
wie heute.“
So dann wurde damals um
Präsident Josef Burtscheidt beschlossen, mit Fachleuten aus
dem Event-Bereich zusammenzuarbeiten. So sollte vermieden
werden, dass nach der Auswahl
von Musikgruppen oder ‚Action-­
Paketen´ Überraschungen – wie
versteckte Kosten oder eine geringere Auftrittszeit als der vereinbarten – folgen. Darüber hinaus wurde vor mehr als einem
Vierteljahrhundert entschieden,
jedes Jahr für jede Alters­gruppe
etwas Neues zu bieten, von Kleinkindern bis zu den Senioren: „Wir
wollten von nun an ­einen guten
Mix bieten, aus speziell für das
Volksfest engagierten Stars und
aufwändigen Events gepaart mit
kreativen Eigenproduktionen“, so
Burtscheidt, der mit Genugtuung
sieht, wie bis heute dieser Grundsatz beherzigt wird.
„Wir dürfen nicht vergessen,
dass wir nicht nur mit Partnern
aus dem Event-Bereich zusammenarbeiten, sondern auch mit
Sponsoren. Das hat damals erst
begonnen“, so der aktuelle Präsident José Grommes. Zudem habe
die lokale Presse einen großen
Anteil daran, dass das Walhorner
Kirchweih-Fest zu dem Volksfest
schlechthin in der Region geworden ist: „Um es der Presse einfacher zu machen, fassen wir seit
der Neuerfindung alle Veranstaltungen während der Kirmes vorab in einem ­Motto zusammen“,
so Grommes weiter.
Dieses habe in den vergangenen 25 Jahren jedes Mal zu
einer besonderen Präsentation
des Dorfes geführt. Neben der
Außenwirkung steht aber insbesondere die Förderung der
Zusammengehörigkeit
innerhalb und außerhalb der Vereine
und des ganzen Ortes im Mittelpunkt. So hofft die Vereinsgemeinschaft, dass das 25-jährige
Jubiläum Dank und Ansporn
zugleich ist, sich für die Dorfgemeinschaft einzusetzen, zu feiern, Freundschaften zu schließen und die Gemeinschaft zu
erleben.
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Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
Quo vadis Walhorn?
Von José Grommes
Nur noch der Name Deines
Dorfhauses „Haus Harna“ erinnert heute an die glanzvollen alten Zeiten, als Königshof
und Dannshof als zeitweilige
Residenzen den Königen dienten. Einst umfasstest Du – das
Walhorner Land – die Ortschaften Lichtenbusch, Sief, Raeren,
Eynatten, Hauset, Hergenrath,
Kettenis und Teile Eupens. Lange Jahre waren die Grenzen der
Bank Walhorn auch die Grenzen der gleichnamigen
Pfarre. Das ist lange Vergangenheit. Heute bist
Du eine in der Großgemeinde Lontzen integrierte kleine Ortschaft, die mangels
fehlender Neubaugebiete oder fehlendem Willen, solche zu
schaffen, so langsam
vergreist.
Selbst die Molkerei,
jahrelang eines Deiner weit
über die Grenzen hinaus bekanntesten
Markenzeichen,
verliert Akzeptanz bei der Bevölkerung. Vor allem seitdem zwei
Großkonzerne einen „milchigen“ Machtkampf auf Deinem
Territorium auszutragen meinten.
„4711“ war vor 25 Jahren noch
ein Muss in jedem Haushalt.
Mittlerweile hat auch das Kölner Erfrischungswasser enorme
Marktanteile verloren. Wir Wal-
horner waren und sind stolz auf
unsere Postleitzahl 4711. Die von
den Landwirten über die Straßen hinweg getriebenen Kühe
verhalfen ihr und dem gleichnamigen Duftwasser zu all seiner Ehre. Aber auch das Bild der
Kuhherden, die zum Melken in
den Stall getrieben werden und
deren stinkenden Spuren, sind
heute ad acta.
Neben der stolzen Vergangenheit des Königshofes, der Molkerei und der Postleitzahl war es
ein Volksfest, das in Deinem Namen von sich reden machte: die
„Kirchweih“ oder besser bekannt
als die Walhorner Kirmes. Das
starke Vereinsleben im Ort, welches dank Pastor Everts durch
die Neubelebung der KLJ einen
enormen Aufschwung erhielt,
ließ die Vereine wachsen und
untereinander alte Kriegsbeile
begraben. Daraus resultierend
wurde die Vereinsgemeinschaft
immer stärker und somit das
eigentliche Fundament der Kirmes geschaffen. Deine KLJ tut
sich derzeit sehr schwer, längst
ist die Globalisierung auch in
unserer kleinen Ortschaft angelangt. Fusionen oder Mitglieder
aus anderen Ortschaften
verstärken
glücklicherweise mehr und mehr
unsere
Dorfvereine.
Die negative Folge ist
jedoch ein sogenannter Identifikationsverlust, der den persönlichen Einsatz für
Dein „Kirchweihfest“
immer
schwieriger
werden lässt.
Geht mit der Zeit etwa
alles den „Groetbach“ runter?
Wir, die Walhorner Dorfbewohner, sollten weiterhin -gemeinsam- unsere Begeisterung
für die Sache überschwappen
lassen! Dann, und nur dann, haben wir eine Chance!
Unser diesjähriges Jubiläum
ist die beste Gelegenheit sich
dessen nochmal bewusst zu werden.
Ich wünsche viel Freude bei
der Lektüre dieser Rückschau.
Liebe Walhorner, liebe Gäste,
Vier Vereine kümmern sich
seit der Neugestaltung der Walhorner Kirmes um diesen regionalen Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Dorfes: die
Kgl. Harmonie Musikverein Walhorn 1895, der Kgl. Spielmannszug Walhorn, der Kgl. St. Cäcilien
Gesangverein Walhorn und die
Kgl. St. Stephanus Schützengesellschaft Walhorn. Und nicht im
Abseits, sondern sozusagen auf
der Reservebank sitzt der Fuß-
ballclub Union Walhorn. Dieser
Zusammenhalt der Vereine ist
vielleicht nicht einmalig für Ostbelgien, er zeigt aber deutlich,
wie wichtig das Vereinsleben für
ein funktionierendes Dorfleben
ist. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen ein herzliches Dankeschön im Namen
der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft auszusprechen. Sie sind nicht nur da, wenn
es darum geht, Feste zu verschönern, Sie sind auch da. Wenn
es heißt: anpacken und kreativ
sein.
Die Kirmes in Walhorn hat
seit vielen Jahren einen besonderen Stellenwert. Sie hat sich
zu einem Volksfest gemausert
oder anders ausgedrückt: zu einem Fest für die ganze Familie,
bei dem Jung und Alt voll auf
ihre Kosten kommen und übrigens nicht nur Walhorner, wie
ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. In vielen ostbelgischen Ortschaften ist die Kir-
mes eines der wichtigsten oder
das wichtigste Fest des Jahres.
Doch in keinem Dorf nimmt
dieses Fest Dimensionen an wie
in Walhorn.
Da sind viele ehrenamtliche
Helfer gefragt, von denen jeder Einzelne zum guten Gelingen beiträgt. Auch denen mein
herzlicher Dank. Als man die
Kirmes vor 25 Jahren renoviert
hat, wurde die Meinung der Bevölkerung eingeholt, auch das
war vorbildlich. Und trotz aller
Feierlichkeiten mit all den teils
prominenten Gästen bleibt der
Kirmesgottesdienst der Mittelpunkt der Veranstaltung. Auch
das ist sicher typisch für Ostbelgien. Deshalb möchte ich
schließen mit dem Aufruf: Liebe
Walhorner, bleibt euch auch in
Zukunft treu, dann bleibt eure
Kirmes so einmalig wie sie heute
ist. Ich wünsche gutes Gelingen
und frohes Feiern.
Isabelle Weykmans
Ministerin
Impressum
Verantworlicher Herausgeber:
Grenz-Echo AG, Markplatz 8, 4700 Eupen, Verleger: Alfred Küchenberg
Redaktion:
Griseldis Cormann, José Grommes, Monique Kelleter-Chaineux, Vereins­gemeinschaft Walhorn
Fotos:
GE-Archiv, Griseldis Cormann, Vereins­gemeinschaft Walhorn, Seite 3: xtock - Fotolia, Seite 5 – carloscastilla - Fotolia; Seite 6+7 – C: D.R. - Fotolia; E: beijersbergen - Fotolia; H: Gaj Rudolf - Fotolia;
Q: denisismagilov - Fotolia; X: furtseff - Fotolia; Hintergrund: A_Bruno - Fotolia, Seite 8: xtock Fotolia, Seite 11: xtock - Fotolia
Grafik:
Patrick Bettendorff
Im Staatsarchiv wurde die Einladung zur Kirmesfeierlichkeit 1848 entdeckt, veröffentlicht im
Dorfblatt. Heimat-Forscher gehen davon aus, dass es schon vorher Feierlichkeiten gab. Bisher
konnten sie aber noch nicht belegt werden.
Liebe Vereinsgemeinschaft,
Werte Kirmesbesucher,
in unserem ländlichen Raum
ist es gut, dass einmal im Jahr
die Zivilgemeinde und die Pfarre
gemeinsam feiern.
Was ist da geeigneter als das
Kirchweihfest.
Gemeinsam nehmen wir diesen Anlass wahr, um Tradition,
Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft zu fördern. Immer
wieder ist es die Gelegenheit,
neu Hinzugezogene in das Dorfleben zu integrieren und ihr Zugehörigkeitsgefühl zu fördern.
Andere nutzen diese Gelegenheit, um nochmal ihre alte Heimat zu besuchen.
Dank des Engagements von
zahlreichen Frauen und Männern, die seit 25 Jahren diese Idee
mit neuen Impulsen und neuem
Leben gefüllt haben, ist die Walhorner Kirmes inzwischen zu
einem der größten Volksfeste im
Norden der Deutschsprachigen
Gemeinschaft geworden.
Auf diese Arbeit kann die Vereinsgemeinschaft stolz sein. Es
ist ein solides Fundament, worauf die Ortschaft Walhorn aufbauen kann.
Möge der Geist dieser Vereins­
gemeinschaft für die kommenden Jahrzehnte getragen sein
vom Zitat des norwegischen
Dramatikers und Lyrikers Henrik Ibsen:
‚Eine Gemeinschaft ist wie ein
Schiff. Jeder sollte bereit sein,
das Ruder zu übernehmen…‘
Alles Gute für die Zukunft und
weiterhin viel Erfolg!
Walhorn, zur Kirmes 2016
Alfred Lecerf
Bürgermeister
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, erinnern Sie sich
noch an das Jahr 1991?
Die Sowjetunion bricht auseinander und der Warschauer
Pakt wird aufgelöst. Michael
Schumacher feiert in Belgien sein Formel-1-Debüt. In
den Ötztaler Alpen wird Ötzi,
die Leiche eines Mannes, gefunden, der vor 10 Millionen
Jahren starb. In Belgien leben
damals noch weniger als 10
Millionen Menschen und zwei
Mitbürger, die noch von sich
reden machen sollen, erblicken das Licht der Welt: die
Fußballstars Kevin De Bruyne
und Eden Hazard. Im ostbelgischen Walhorn wird unterdessen Peter Ahn unter dem
Jubel der Kirmesbesucher zum
ersten Walhorner Melkkönig
gekürt, während Stephan und
sein Kamel „Hans“ als erste Gewinner eines Kamelrennens in
die Historie der Walhorner Kirmes eingehen.
Ein kurzer Blick in den Rückspiegel der Geschichte, der uns
mit einem Augenzwinkern
verdeutlicht, wie lange der
erfolgreiche Neustart dieses
Volksfests bereits zurückliegt.
Und mit welcher Energie und
Schaffenskraft das Organisationsteam vor einem Vierteljahrhundert seinen eigenen
Anspruch in die Tat umsetzte,
das Walhorner Dorfleben aufzuwerten und das vom Aus
bedrohte Kirchweihfest neu zu
beleben. Inzwischen wurde daraus ein jährliches Großevent
und das zweite Wochenende
im August fester Bestandteil
des persönlichen Veranstaltungskalenders vieler tausend
Besucher.
Nach vielen programm­
lichen Highlights vom „Kamelrennen“ oder dem „Hüttenzauber“ über „der stärkste Mann
der Welt“, das „Walhorn wettet,
dass...“ bis hin zur „Sound Mix
Show“, erwartet auch die Gäste
der diesjährigen Jubiläumsausgabe zwischen dem 12. und 16.
August wiederum ein bunter
musikalischer Reigen und
allerbeste Unterhaltung für
Groß und Klein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ehrenamtliche Engagement unserer Bevölkerung ist einer der
Grundpfeiler unserer Deutschsprachigen
Gemeinschaft.
Dieses Engagement erst lässt
unsere ostbelgische Heimat
zu einer wahren Gemeinschaft
werden, in der Menschen nicht
nebeneinander, sondern mitund füreinander leben. In einer Zeit, in der die persönliche
Entwicklung des Einzelnen
oftmals im Vordergrund steht
und eine globalisierte Welt in
den eigenen vier Wänden einen unbegrenzten Zugang zu
Ablenkung und Unterhaltung
ermöglicht, ist ein solcher Einsatz für die Gesellschaft alles
andere als selbstverständlich.
Es ist mir daher ein besonderes Anliegen, den Mitgliedern
des Organisationsteams der
Walhorner Kirmes und allen
Helferinnen und Helfern ganz
herzlich für ihren Einsatz zu
danken. Ihnen allen wünsche
ich eine unterhaltsame, begeisternde und erfolgreiche
Walhorner Kirmes 2016!
Ihr Oliver Paasch
Ministerpräsident
25 Jahre Walhorner Kirmes
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
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„Kernmannschaft darf nicht in
Burnout versetzt werden“
Josef Burtscheidt war von 1991
bis 2001 Präsident der Vereins­
gemeinschaft. Er war der erste
Vorsitzende der neuen Vereins­
gemeinschaft und schon mitverantwortlich für die Bevölkerungsumfrage zur Zukunft der
Kirmes im Jahr zuvor.
Nach einigen Jahren Pause ist
er seit 2011 wieder aktiver Teil
der jährlichen Organisation und
sehr froh darüber, dass die Walhorner Kirmes auch 2016 noch
zu den Highlights in der Region
gehört.
plan zu finden und zu motivieren.
Wenn wir jetzt zu den Veränderungen kommen, im Positiven:
• Die zirka 14 Vereinsmit­glieder,
die sich im Verwaltungsrat
mindestens bei zwölf Versammlungen im Jahr monatlich treffen und entsprechende
Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Aktivitäten bilden
müssen. Dieser harte Kern hat
immer wieder eine Verjüngung
erlebt und garantiert so die Organisation eines interessanten
Programms für jedes Alter.
Sie waren der erste Präsi­
dent der „neuen Vereinsge­
meinschaft“. Was waren
die Gründe der damaligen
Erneuerung?
Die Gründe waren damals
sehr naheliegend. Die letzten
Kirmesfeste der Jahre 1989
und 1990 waren sehr
schlecht besucht. 1990
wurden beim Ball am
Samstagabend zehn
Eintritte gezählt und
die Band beendete
ihren Auftritt bereits
um 23 Uhr. Es hatte
keinen Sinn weiter zu
machen, denn damals
gingen die Menschen ja
noch zeitig zum Ball. All
das ist sowieso heute ganz
anders. Die Freizeitgestaltung der Jugendlichen hat sich
in den letzten drei Jahrzehnten
wesentlich verändert.
Nachdem Sie nach zehn
Jahren das Amt des Präsiden­
ten niedergelegt und eine
Verschnaufpause genommen
hatten, sind Sie jetzt wieder
im Vorstand der Vereins­
gemeinschaft aktiv. Was hat
sich verändert?
Erstmal, die Walhorner Kirmes ist immer noch ein Highlight im Festkalender unserer
Gegend. Das ist seit Anfang und
Mitte der 1990er Jahre geblieben. Die vier Vereine, die von
Anfang an dabei waren, sind
auch heute noch die tragenden
Säulen der Kirmes. Sie helfen
die benötigten 275 Personen
(mehrfache Meldungen sind
natürlich möglich) im Stellen-
• Es gab mit Sicherheit im Laufe
der letzten 25 Jahre verschiedene Meinungen und Ansichten,
die Reibereien eine Plattform
boten. Aber immer wieder ist
es dem harten Kern des Verwaltungsrates gelungen, die
Probleme zu schlichten und
die allgemeinen Interessen der
Gemeinschaft in den Mittelpunkt zu heben.
Im Negativen:
• Das Ausgehverhalten der Menschen hat sich so verändert,
dass Gesellschaftsfeste immer
mehr im privaten Bereich gefeiert werden. Dorffeste sind
im Vergleich zu großen Festivals zum Beispiel nicht mehr
interessant genug. Das Dorf­
leben stirbt langsam aus.
• Die Menschen ab dem Rentenalter fühlen sich nicht mehr
wohl bei der Jugend.
•
Vor drei Jahrzehnten gingen
die „Älteren“ mit den „Jungen“ raus. Es darf nichts mehr
getrunken werden. Man hat
Angst erwischt zu werden und
ohne Bier geht es ja nun nicht.
•
Das Vorglühen der „jungen“
Generation verfälscht jedes
Bild von Spaß und Gesellschaft.
Man kommt ja schon ‚ange­
heitert‘ an und verpasst den
Einstieg am Ort des Geschehens.
•
Arbeitswillige Helfer werden
„Mangelware“! Es läuft ja, sagt
man sich, doch der Gemeinschaftssinn geht verloren. Die
Vereine leiden allgemein darunter.
In den letzten Jahren scheint
es so, als hätte die Dorf­
kirmes in der heuti­
gen Gesellschaft an
Attraktivität verloren.
Wie sehen Sie die
Zukunft?
Es muss wieder
eine Art „Volksentscheid“ reifen, damit
jedem, in den Vereinen und im Dorf bewusst wird: entweder
starten wir neu durch oder
es wird eingehen. Denn wenn
die Kernmannschaft (wie ich sie
jetzt mal nennen will) einen
mentalen ‚Burnout‘ versetzt
bekommt, durch zu wenige Helfer, dann sehe ich die Gefahr,
dass das Schiff keine Besatzung
mehr hat und führerlos untergeht.
Das wollen wir gerade verhindern mit einem Aufruf nach der
diesjährigen Kirmes nochmals
in einem Fragebogen den Volksentscheid für die nächsten fünf
Jahre zu erbeten.
Selbstverständlich sollten sich
dann alle der Folgen bewusst
sein. In dieser digitalen Welt,
in der wir leben, sind Feste am
Lagerfeuer nur noch selten gewünscht. Erst wenn sie fallen,
erinnern wir uns wehmütig und
haben keinen Sauerstoff, um es
wieder zu ändern und mit neuem Leben zu erwecken.
Wettbewerb: Samstag, 13. August, auf der Wiese neben den Autoscootern
Kirmes ohne Königsvogelschuss?
Undenkbar.
Als Schutzbruderschaft der
Ortschaft Walhorn gegründet,
prägt die Kgl. Sankt Stephanus
Schützengesellschaft seit über
drei Jahrhunderteten das Vereinsleben. In den letzten Jahren steht der Schießsport mehr
denn je im Mittelpunkt der Aktivitäten. Die Infrastruktur rund
ums Vereinsheim mit Stangenund Flachbahnschießen in der
Rotsch gibt hierzu die besten
Voraussetzungen. Höhepunkt
eines jeden Schützenjahres ist
und bleibt aber der alljährliche
Königsvogelschuss in der Nähe
des Festzeltes.
Früher wie heute wird der Königsvogelschuss im Rahmen der
Walhorner Kirmes ausgetragen.
„Eigentlich findet der er immer Kirmessonntagabend statt.
Außer in diesem Jahr“, erklärt
Schützenpräsident Alain Aldenhoff. Der Grund ist ein praktischer und liegt zugleich in einer
sich in den letzten 25 Jahren entwickelten walhornischen Kirmestradition: „Der König wird auf
dem Gaudiabend eingeführt“,
so Aldenhoff weiter. Aufgrund
des Feiertages am Montag findet der Gaudiabend bereits am
Sonntag statt. Und so werden die
Vereinsmitglieder bereits am
Kirmessamstag um 17 Uhr mit
ihrem großkalibrigen Kugelgewehr auf den holzgeschnitzten
Vogel schießen.
Der Vogel wird vorher auf einen Mast in die Luft gehievt.
Meist verwenden die Schreiner
zur Konstruktion des Zieles einen festen Holzklotz, der sehr
widerstandsfähig sein sollte.
Aldenhoff weiß weiter zu berichten, dass es in den letzten
Jahren schon so manche Überraschung gab. Sowohl, dass der
Vogel zu schnell zerschellte, als
auch ganz im Gegenteil, dass
sogar Scheinwerfer angefordert
werden mussten, weil der Vogel
einfach nicht fallen wollte. So sei
es immer schwer vorherzusehen gewesen, wer gewinnt und
für das laufende Schützenjahr
König des Vereins ist. „Der Sieger darf sich dann neben einer
Königin auch zwei Kettenträger
aussuchen, die ihn während all
seiner Auftritte begleiten“, so
der Präsident. Er betont, dass im
Gegensatz zu früher, heute auch
die Damen durch Schussglück
Königin werden können.
Wer drei Jahre in Folge die
Königsehre erlangt, wird zum
Schützenkaiser bzw. zur Schützenkaiserin gekrönt. Dies war
in der Geschichte der Stephanus Schützen bereits vier Mal
der Fall, so Alain Aldenhoff. Zu
diesen vier Kaisern zählt auch
er selbst. Mit Ghislain Fatzinger trägt ein weiteres noch
aktives Mitglied diesen Titel:
„Trotz einer schlagkräftigen
Konkurrenz hatten wir drei
Mal wirklich Glück, den Vogel
herunterzuholen. Das erfüllt
uns mit besonderem Stolz“, so
Fatzinger und Aldenhoff im
Gleichklang.
Für den Königsvogelschuss
gilt ein Midestalter von 18 Jahren. Aber die jüngeren Schützen
sind keine tatenlosen Spektakel-Zuschauer mehr. In den
1990er Jahren entschloss sich
der Verein, auch einen Prinzen
oder eine Prinzessin zu ermitteln. Dieser Wettstreit ist den
minderjährigen
Vereinsmitgliedern vorbehalten. Sie schießen mit einem Kleinkaliber:
„Die Prinzen fühlten sich wie
der kleine Schützenkönig und
waren genauso stolz wie ein
großer König“, so Aldenhoff.
Auch deshalb bedauert er als
Präsident, dass sie den Wettbewerb auf Eis legen mussten.
Der Grund: Viele Jungschützen
sind mittlerweile 18 und älter.
„Wir arbeiten daran, bald wieder mehr Jugend im Verein zu
begrüßen und stellen aktuell
die Weichen dafür“, blickt Alain
­Aldenhoff in die Zukunft.
Denn er weiß, dass der Schießsport sehr beliebt ist. Was sich
vor allem darin zeigt, dass jedes
Jahr zahlreiche Gäste um den
Gästevogel mitschießen. Der
Sieger erhält hier einen Präsentkorb.
Grußwort Pfarrer Palm
Ausgetretene Pfade verlassen, Hindernisse überwinden,
gemeinsam anpacken um unsere Dorfkirmes zu retten: Das
war die große Herausforderung,
die die neu gegründete Vereinsgemeinschaft Walhorn vor
25 Jahren angenommen hat. In
diesem Jahr fiebert sie nun der
25. Dorfkirmes unter ihrer Regie
entgegen! Herzlichen Glückwunsch!
„Wo Menschen sich vergessen...
sich verschenken... sich verbünden... und neu beginnen, ganz
neu – da berühren sich Himmel
und Erde, dass Friede werde unter uns.“ (Gotteslob 823)
Was die Worte dieses Kirchenliedes so treffend beschreiben,
das hat sich dank des Einsatzes
der Vereinsgemeinschaft und ihrer vielen Helfer in diesen Jahren
bewahrheitet.
Pastor François Palm ist auch im Vereinsleben aktiv.
Dass dabei „die Kirche immer
im Dorf gelassen wurde“, hat
uns immer auf den Ursprung
der Kirmes, auf das Kirchweihfest verwiesen. Es freut mich,
dass die jüngere Generation, die
den Anstoß zu diesem fruchtbaren Mitein­ander gab, wesentlich vom Geist der katholischen
Land­jugend in unserem Dorf geprägt wurde.
Heute steht die Vereinsgemeinschaft vor neuen Herausforderungen, die das Miteinander
aller Kräfte nicht minder fordern.
Wir brauchen heute mehr denn
je die Erfahrung gelebter und bereichernder Gemeinschaften um
nicht zu vereinsamen.
So ist es mein inniger Wunsch,
dass es auch in Zukunft gelingt,
unsere Kirmes zu einem echten
Volksfest zu gestalten.
François Palm, Pastor
Warum kamen früher
zahlreiche auswärtige Landwirte
zu den Ballveranstaltungen in
Walhorn? Weil der damalige
Volksmund sagte, dass hier
die Kühe schöner sind
als die Mädchen.
WALHORNER
WITZE
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Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
Wann war denn das noch?
Jedes Fest braucht eine gute Vorbereitung. Erst wird der allgemeine, zeitliche und inhaltliche Rahmen abgesteckt. Anschließend werden die
musikalischen Acts gebucht und die Begleit­programme entworfen. Und dann fertig? Die Plandungen sind dann noch nicht ganz abgeschlossen? „Nein, wir verschaffen uns eine Gesamtübersicht des Programms und überlegen, welches Motto das Fest treffend zusammenfassen
könnte“, betonen alle Mitglieder der Vereinsgemeinschaft.
Mit dem Besuch von
Eseln und Kamelen
ging es 1991 „Einfach
tierisch“ los.
1991
1992
Hinter „Einfach
stark“ verbarg
sich die Georges Christen
Power Show, bei
der Christen unter
anderem einen LKW
der Molkerei Walhorn,
zehn Meter weit, mit den
Zähnen fortbewegte.
1995/96
Kreisende Flammen,
Jonglage mit Feuerbällen und Fiesta Brazil
wurden unter
„Einfach exotisch“
zusammengefasst.
„Voll in Schwung“ hieß es, wenn die
Gäste unserer Kirmes in zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit einem Bungee-Sprung aus luftiger Höhe in die Tiefe
stürzen konnten. Sogar Alain Aldenhoff
persönlich, damals als Schützenkönig,
sprang hinunter.
2003-08
1999
Später lag es nahe,
der Kirmes mit
Programminhalt
Spanish Dance,
­Flamenco und Los Tres
Caballeros das Motto
„Einfach Olé“ zu verleihen.
„Gut in Schuss“ lehnte sich
an die Landesmeisterschaft
der Schützenkönige an,
die in Walhorn anlässlich
der Feierlichkeiten zum
300-jährigen Bestehen
der Sankt Stephanus Schützengesellschaft
organisiert
wurde.
2006
2014
2000
2010
„Mehr PS“
stand erstens
für den Carrera­
bahn Cup sowie
das Rasenmähertraktorenrennen rund
um das Herz Jesu Denkmal. Und zweitens, passend
zu den Pferdestärken, Automobile
längst vergangener Tage, gewienert und
poliert für das 1. und 2. „Walhorner Old­
timer Treffen“ der Spitzenklasse.
Die Organisation einer
Hahn-Ausstellung mit einer
Vielfalt an Bildern
und Skulpturen
verleitete zu dem weiteren Motto „Hier kräht
der Hahn“.
Die
berühmte
„Wetten-dassShow“ mit T
­ homas
Gottschalk stand Pate für gleich mehrere Jahre
„Walhorn wettet, dass…“. Auch in Walhorn gab es
spektakuläre und ideenreiche Wetten, die denen
aus der ZDF-Show in nichts nachstanden.
2012
Powerball - eine
Art Riesenbälle,
in denen man aufrecht stehen und
sich fortbewegen kann - waren
Grund genug, das Motto „Es geht
rund“ auszurufen.
2016
In diesem Jahr haben wir
uns für den Slogan „Walhor­
ner ­Kirmes: 25 Jahre Volksfest“
entschieden. Auch hierfür gibt
es natürlich einen triftigen Grund:
Das 25-jährige Bestehen unseres
beliebten Volksfestes muss gebührend
gefeiert werden.
25 Jahre Walhorner Kirmes
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
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Gesang: Innerhalb weniger Jahre den Kinderschuhen der Mini-Playback-Show entwachsen
Wir bitten: Walhorner auf die Bühne!
Bei der Erneuerung der Walhorner Kirmes setzten sich die
Macher zum Ziel, neben teuren
Events auch selbst in verschiedenen Bereichen kreativ zu werden. Ein erster Schritt in diese
Richtung war die Organisation
der Mini Playback Show nach
dem Vorbild der gleichnamigen
Fernsehshow.
Mit Hilfe der Schulgemeinschaft und der örtlichen KLJ gelang es, mehrere Kinder dazu zu
motivieren, an der ersten Kirmes
Mini Play Back Show im großen
Festzelt teilzunehmen. „Eltern,
Freunde und Verwandte waren
hellauf begeistert von den Imitationskünsten der Kleinen“, erinnern
sich die Organisatoren aus der
Vereinsgemeinschaft. 1992 führte
José Grommes mit dem gleichen
Grundgedanken die Karaoke Show
ein: „Wir haben zur Organisation
der Show ein unabhängiges Team
gegründet“, erklärt er. Der heutige Präsident erinnert sich zudem
noch daran, dass der Karaoke-Idee
zunächst mit Skepsis begegnet
wurde. Die Hauptsorge: Können
genug Gäste für die Teilnahme
motiviert werden? Die Show wurde ein Publikumsmagnet.
Weiterentwickelt wurde sie
dann 1997 zu „Uncle Joe’s Sound
Mix Show“. In den vorherigen
Jahren ließen die Veranstalter
alle freiwilligen Sängerinnen
und Sänger performen. Bis
2004 trafen sie jährlich eine Vorauswahl von Interpreten: „Wir
wollten damit die Qualität der
Darbietungen auf ein höheres
Niveau bringen“, so Grommes.
Was mit dem Gesang begann,
setzte sich im Bühnenbild und
den technischen Rahmenbedingungen fort. „Von Jahr zu Jahr
wurde mehr dekoriert“, so Gerd
Renardy, Präsident in den ersten
Jahren des neuen Jahrtausends.
Auch Tänzerinnen sind hinzugestoßen und verliehen den Sän-
gern einen zusätzlichen Glanz, so
Renardy weiter. Unter Direktor
Jean-Marie Richter hatte in der
Gemeindeschule die Filmwerkstatt ihre Arbeit aufgenommen.
Sie konnte für die Unterstützung
auf der Kirmes rasch gewonnen
werden, erinnert sich das Veranstaltungsteam. Es filmte und
projizierte die aufgenommenen
Bühnenbilder auf eine große
Leinwand und seit einigen Jahren nun auf im Zelt angebrachte
Fernsehbildschirme. „Die Show
wurde Stück für Stück professionalisiert“, findet José Grommes.
Die Organisatorengruppe hat
bis heute Bestand und nennt
sich „Sound Mix Team“. Ganz
nach dem Programm, das sie
2005 anlaufen ließen. Die Musik sollte nämlich nicht mehr
vom Band ablaufen, sondern
von einer Big Band live gespielt
werden. Neben Shamy Richter,
Bernd Heuschen und Stephan
Klöcker erweiterte Gérard Hamers, Profimusiker der königlichen Militärkapelle Les Guides
und Dirigent der damaligen Harmonie Walhorn, die Organisationsgruppe. „Von da an haben die
Sänger allesamt im Vorfeld ihre
Titel bestimmt, die anschließend für die Big Band als Noten­
material eingekauft oder von
Gérard arrangiert wurden“, so
Grommes. 2007 war erstmals
das Tanzzentrum Walhorn mit
von der Partie. Die Tänzerinnen
erarbeiteten
Choreographien
teils zusammen mit den Sängern und Musikern.
Im Zuge dieser Entwicklung
unterstützen mittlerweile Thomas Gustin und Céline Keutgen
die Organisation. Rund zehn
Tage vor der „Sound Mix Special“ Show beginnen die sieben Proben speziell für diesen
Abend, auch 2016 noch.
„Wir sind sehr froh darüber,
dass viele Besucher, die schon
an der Mini Playback Show
teilnahmen, ihr Können über
die Jahre weiter unter Beweis
gestellt haben. Und es noch
immer tun, heute beim „Sound
Mix Special“, so alle Organisatoren. Es zeige eindeutig, dass
die Teilnahme vieler Walhorner viel Publikum anzieht; und
nicht immer ein großes Budget
nötig ist, ist José Grommes auch
24 Jahre nach seiner ersten Idee
noch immer überzeugt.
Die „Sound Mix Special Show“
findet 2016 wieder am Samstag
statt, dem diesjährigen Jubel­
abend. Das Thema des Abends
lautet „Vintage“, eine altehrwürdige Mode- und Designrichtung
steht dahinter: „Aber keine Sorge, es wird nicht nur klassische
Musik und Rückblicke geben“,
erklärt das Sound-Mix-Team.
Integration: Das Spiel ohne Grenzen startete als Straßenturnier
Nachbarn besser kennenlernen
1992 fand das erste Spiel ohne Grenzen in Walhorn statt. Es traten zehn Straßen gegeneinander an.
Das Ziel: Gemeinsam Spaß haben und sich anfreunden. Ein Blick auf die Organisation und die Hintergründe im ersten Jahr.
Neben dem Vorstand der
Vereinsgemeinschaft
erarbeitete eine kleine Gruppe
Freiwilliger das Konzept des
„Spiel ohne Grenzen“. Unter
der Leitung von Gerd Renardy
hatte sich diese Gruppe zum
Ziel gesetzt, die Zugezogenen
Walhorns in das Dorfleben zu
integrieren. „Das ist mir auch
heute noch wichtig. Vielleicht
hat sich der Wettbewerb auch
deshalb mit den Vereinigungen so gut etabliert“, glaubt
Gerd Renardy.
Damals entschieden sich die
Organisatoren
ausschließlich
einen Straßenwettbewerb auf
die Beine zu stellen. Denn insbesondere die vielen deutschen
Staatsbürger, die in Walhorn
eine neue Bleibe gefunden hatten, sollten über die Teilnahme
am Spiel ohne Grenzen an die
Dorfgemeinschaft herangeführt
werden.
In jeder Straße wurde ein Kapitän benannt, der seine Straßenbewohner motivieren sollte,
die Straßenmannschaft als akti-
ver Mitspieler oder zumindest
als Supporter zu unterstützen.
Innerhalb weniger Wochen waren zehn Kapitäne gefunden.
Zehn Dorfmannschaften traten
1992 auf der Festweise dann
auch gegeneinander an. Spiele
auf schwarzer Seife, über dem
Wasserbecken oder in vorgesehenen Parcours gehörten zum
A und O der Gaudi. „Ich weiß,
wie die Teilnehmer einen aus
ihrer Gruppe ganz in Klopapier
einwickeln mussten. Man hatte
beim Publikum den Eindruck,
viele wollen selbst mitmachen“,
so Renardy, der heute noch im
Vorstand aktiv ist und gerne das
Spiel ohne Grenzen organisiert.
„Die Teilnehmer mussten auch
mal Bananen ausschließlich mit
dem Mund schälen und verrückte Kleidungsstücke überziehen“,
so der Ideengeber und Organisator weiter. „Irgendwann durften
natürlich auch das Wasserbecken oder Wasserrutschen nicht
fehlen“, ergänzt er noch.
Als Gewinnprämie stellten die
Organisatoren den Straßenmannschaften 1992 Geld zur Verfügung.
Es sollte der Organisation eines
Straßenfestes dienen. Es wurden
schließlich viele Straßenfeste ge-
feiert und der gewünschte Effekt
der nachbarschaftlichen Zusammenführung war tatsächlich geglückt. „Wir waren schon stolz,
dass die positiven Effekte des
eintätigen Spiels sichtbar waren“,
so Renardy. Viele Zugezogene hatten ihre Nachbarn besser kennen
gelernt und auch Alteingesessene
erfreuten sich eines neuen Zugehörigkeitsgefühls, sind die Organisatoren überzeugt.
Dadurch, dass das Interesse
einiger Straßenmannschaften
über die Zeit nachließ, nehmen heute auch regionale Vereinigungen teil. Positiver und
langfristiger Neben­
effekt dieses Spiels ohne Grenzen ist die
gewachsene Bereitschaft mehrerer Freiwilliger, die erst über
das Spiel ohne Grenzen die Walhorner Kirmes kennengelernt
haben, sich anderweitig für das
Volksfest Walhorner Kirmes zu
engagieren.
6
Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
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„DJs“. Zwölf verschiedene DJs waren in 25 Jahren in Walhorn
zu Gast. Am häufigsten sorgten D&A Animation (achtmal),
DJ Jam (zwölfmal) und DJ Frederic Ferior (zwölfmal, Foto) für
die richtige Stimmung bei den Besuchern.
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„Bimmelbahn“. Von 1991 bis 2012
gehörte die Bimmelbahn zum Markenzeichen der Wal
horner Kirmes.
Sie pendelte durch das Eupener Land
und brachte die
Menschen aus Nah und Fern in die
Walhorner Dorfmitte.
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„Freiwillige Helfer“. Durchschnittlich 134 Personen
besetzen rund 260 Dienste, die für einen
reibungslosen Ablauf der Kirmes nötig sind.
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„Harmonie“. Ohne die Harmonie
zwischen den Vereinen
wäre das Kirmesprogramm nich
t denkbar. Gegenseitiger
Respekt und Verständnis sind der
Schlüssel zum Erfolg.
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der Pfarrkirche ge
feiert.
Live-Acts haben wir erlebt.
„Live-Acts“. In 25 Jahren gab es 125
15 und die Froschtaler
Am häufigsten standen Zenith mit
auf der Kirmesbühne.
Musikanten mit zehn Auftritten
25 Jahre Walhorner Kirmes
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
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„Nachtwache“. Seit einigen Jahren
sorgt der
Fußballverein FC Union Walhorn
für die Sicherheit
nach den Veranstaltungen.
„Medien“. Das GrenzEcho, der BRF
und Radio Contact
sind seit etlichen Jahren feste Part
ner des Volksfestes und große Stützen der Wal
horner Kirmes.
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„Party“. Ausnahmekünstler wie Milc Ink, Sylver,
Lasgos vs Ian van Dahl (Foto), Linda Teodosiu, Kate Rayn,
Michael Mind Project oder Tom Dice waren in den
vergangenen Jahren zu Gast auf der Jugendparty.
„Quiz“. Auch das
Denkvermögen
wurde
in den letzten 25
Jahren
mit diversen Frag
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zu verschiedenen
Themen
auf die Probe geste
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Zuletzt wurde
das Wissen über
Walhorn und die
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Rasenmähertraktoren„Rasenmähertraktorenrennen“. Das
itionellen Sonntagnachrennen gehört seit 2008 zum trad
Idee stammt ursprünglich
mittagsprogramm. Die verrückte
Stephan Klöcker alias Pneu.
von einigen Motorenkennern um
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Einfache Rasenmähertraktoren pusc
Rennszenen.
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Höchstleistungen und spektakuläre
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„Spiel ohne Grenzen“. Dieses beso
ndere Spiel ist seit 1994
fester Bestandteil des Programms.
Erst nahmen ausschließlich Straßenmannschafte
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Jahren sind auch Vereinigungen
mit von der Partie.
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eine von vielen Garanten
für die Ballermann-Stimmung beim
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„Xylophon“. Ein Xylophon-Solo der
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seit über zehn Jahren ausschließli
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unter der Leitung von Gérard Ham
ers zusammen findet.
7
8
Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
Trödelmarkt am 15. August 2016
Sie brauchen mehr Platz im
Haus? Keller und Speicher sind
überfüllt? Dann hole sie hervor,
die Schätzchen längst vergangener Tage, die Antiquitäten aus
Großmutters Zeiten, die Raritäten und Flohmarktsachen. Bei
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Rahmenprogramm:
Zirkus-Mitmach-Programm‚
Workshops für Kinder rund um
den Zirkus‘ von 13 bis 18 Uhr und
die Ausstellung „Schule anno dazumal“ von 9.30 bis 18 Uhr.
Spiel: Fünf Jahre lang wetteten die Walhorner – verrückte Ideen wurden
umgesetzt
Von Kraft bis Feingefühl
Warum sprechen manche Landwirte
ihre Gattin mit „Schazi“ an?
Sie wissen nicht ob sie Schaf oder
Ziege sagen sollen.
2003 führte die Vereinsgemeinschaft das Spiel „Wetten,
dass…?“ ein. Fünf Jahre lang hielt
es im Stile der ZDF-Fernsehsendung, sogar mit der allseits
berüchtigten Außenwette. Moderiert wurde der Sonntagnachmittag von André Frederic Goebbels. Wie für den Samstagabend
hatte sich zur Organisation eine
Gruppe um Alain Aldenhoff, Monique Kelleter und Ralph Vomberg gebildet. Sie hatten sich als
Ziel gesetzt, etwas Eigenes zu entwickeln, das den Kostenaufwand
der vorherigen Jahre eindämmen
und dennoch mindestens den
gleichen Erfolg beim Publikum
erleben sollte – ein Vorhaben, das
zweifellos glückte.
Ein Rückblick auf fünf Wetten,
die Staunen und Erinnerungen
ins Gedächtnis rufen.
„Und immer diese ganzen
Flaschen, die wir beim Training
austrinken mussten“, stöhnte
WALHORNER
WITZE
Das Walhörnchen
1994 entschied sich die Vereinsgemeinschaft für
die Einführung eines Maskottchens. Das „Walhörnchen“
ist eine Mischung aus Eichhörnchen und Waschbär. Es
wurde ein eigenes Kostüm entworfen und kreiert. Seit
dieser Zeit taucht das Walhörnchen, noch immer mit seinem
Taufnamen, regelmäßig während der Walhorner Kirmes auf.
In den letzten Jahren ist das Maskottchen der Stammgast
auf dem Kindernachmittag. Alain Aldenhoff schlüpft dann
in das Kostüm und animiert die Kinderdisco für die
kleinen Gäste. Entstanden war die Maskottchen-Idee
auf Anraten von Martin Fuhrberg, ein in Walhorn
ansässiger Event-Berater.
Ralph Janssen 2005 beim Erklären seiner Wette. Er hatte es
geschafft, mit seinem Gabel­
stapler und einem eigens für die
Wette konstruierten Flaschenöffnersystem fünf Flaschen Bier
innerhalb von zwei Minuten
zu öffnen. Michael Burtscheidt
hingegen erklärte seinen Wettvorschlag im gleichen Jahr mit
Faulheit. Er sei einfach zu faul
gewesen, von seinem Radlagerbagger herabzusteigen, um das
Licht auszuschalten, also habe er
dies einfach mit der Schaufel seines Gefährts erledigt. So wettete
er, dass er innerhalb von zwei
Minuten mit der Schaufel seines
Radlagerbaggers drei Lichter anzünden kann.
Extrem spektakulär war auch
die von Hubert Beckers im ersten
Veranstaltungsjahr 2003 eingegangene Wette, einen Spieß von
rund 20 Zentimetern Länge, wie
er in jeder Fritüre erhältlich ist,
von vorne bis hinten komplett
aufzuessen - ohne dabei die aufgereihten Fleischstücke zu verschieben. Dazu hielt er den Leckerbissen an einem Ende fest,
um dann von vorne nach hinten
Stückchen pro Stückchen abzuziehen. Je mehr er sich dem Ende
näherte, desto tiefer verschwand
der Spieß in seinem Hals.
Roger Hardy begeisterte am
selben Nachmittag mit einem
handelsüblichen
Einkaufswagen. Sage und schreibe zwölf
mindestens 16-jährige Jungs
setzte er dort hinein. Diesen
dann noch fünf Meter fort zu bewegen, scheiterte aber leider.
Die Butter Brothers hatten
eine eigene Konstruktion entwickelt. Sie wetteten, dass sie es
mit zehn Fahrrädern schaffen
würden, einen 120PS starken
Traktor mitsamt Güllefass in
„Kutschenmanier“ mindestens
zehn Meter vorwärts zu ziehen.
25 Jahre Walhorner Kirmes
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
9
Ehemaligentreffen: Die Zusammenkunft findet am 14. August ab 14.30 Uhr im Festzelt statt – Joseph Komoth erzählt von seiner Schulzeit
Ein großes Wiedersehen zum Jubiläum
Kindergarten und Grundschule gehören zum Dorf, wie die Kirche. Jedes Kind aus Walhorn und den umliegenden Ortschaften besucht sie in der R
­ egel
neun Jahre lang. Es wird viel Neues gelernt und in den Pausen gemeinsam gespielt. Dabei werden Freundschaften geschlossen – für immer, so der Schwur.
Dass die Lebenswege nach der Grundschule allerdings noch zahlreiche Abzweigungen nehmen, dem trägt die Kirmes in diesem Jahr Rechnung.
Zum 25. Bestehen der Kirmes
als Volksfest sind alle Schülerinnen und Schüler, die während
der vergangenen 90 Jahre einmal Teil der Schulgemeinschaft
waren, am Sonntag, 14. August,
um 14.30 Uhr im Festzelt herzlich willkommen in Erinnerungen zu schwelgen.
Joseph Komoth ist einer von
Ihnen. Er ist 1932 geboren und
1938 in Walhorn eingeschult worden. Bis zu seinem 14. Lebensjahr
1952 ist er zur Schule gegangen.
Anschließend hat er 16 Jahre im
Kabelwerk Eupen und dann bis
zu seiner Pensionierung bei der
Alcan Aluminium Raeren S.A.
gearbeitet. Er hat schon vor dem
Ehemaligentreffen auf seine
Schulzeit zurückgeblickt.
zen; auch die Knie sind nicht
mehr so ganz. Wenn ich gut dran
bin, werde ich mich sicher nach
Walhorn verlaufen. Es ist ja Zufall, wenn man da einen trifft.
Aber ich hoffe dann schon beim
Ehemaligentreffen alte Bekannte wiederzusehen.
Woran erinnern Sie sich
besonders, wenn Sie an
Ihre Schulzeit in Walhorn
zurückdenken?
Aber zum Beispiel auch während der Schulzeit: Unser Lehrer
war Jules Koch aus Kelmis. Er hat
uns nach Hause geschickt, wenn
um 9.15 oder 9.30 Uhr in Hergenrath der Fliegeralarm losging.
Wir waren noch in der Schule
am Danshof. Dann sind wir zur
Molkerei rüber, dort wo das Rollband mit den Kisten rauskam.
Wir haben die Deckel abgemacht
und sind darauf mitgerollt. Wir
haben auch ein bisschen Unsinn
Burtscheidt im Moresneter Seniorenheim; aber Erinnerungen aus
unserer Zeit auffrischen und unter
uns erzählen, fände ich sehr schön.
Was hat Ihnen gar nicht gut
gefallen in der Walhorner
Schule?
Also eigenlich nichts. Ich bin
immer gerne zur Schule gegangen. Auch, wenn es schonmal
kritisch war. Trotzdem war ich
gerne dort.
Mit wie vielen Personen
haben Sie noch Kontakt aus
der damaligen Zeit?
Ja drei, mit Jupp Cloth, Maria
Rox und Aloys Leclerc. Aber mit
Aloys Leclerc ist selten geworden. Er sieht nicht mehr gut und
geht fast nicht mehr raus.
Wo leben Sie heute?
Ich wohne seit dem 2. Juli 1960
in Raeren. Zuerst haben wir an der
Schulstraße gewohnt. Dann haben wir gebaut und in der Woche
vor Pfingsten 1964 sind wir hier in
der Bachstraße eingezogen.
Wie oft sind Sie in Walhorn?
Ich komme regelmäßig noch
nach Walhorn, um die Heimat
nochmal zu sehen. Speziell besuche ich dann Joseph (Jupp)
Cloth und Frau Maria Rox, meine ehemaligen Nachbarn. Ich
kenne dort zwar noch andere
vereinzelte Leute, aber ansonsten keinen mehr.
Warum werden Sie am
Ehemaligentreffen im
Rahmen der Kirmesfeier­
lichkeiten teilnehmen? Gibt
es Personen, die Sie hoffen,
wiederzutreffen?
Ja, aber das liegt an meinem
Zustand. Im Januar bin ich in
Eynatten auf dem Zebrastreifen
angefahren worden, seitdem
habe ich etwas Rückenschmer-
Fahrrad immer mit einem Riemen festgebunden. Wenn der Riemen geholt war, wurde derjenige,
den der Lehrer Koch zwischen
hatte, auf die Bank gelegt und
dann gab es Hiebe mit der Schnalle vom Riemen über den Hintern.
Flugblätter mussten wir auch
sammeln, Mitte des Krieges,
wenn die Flieger sie abgeworfen hatten. Johann Fassbender
war auch ziemlich spitzig. Und
als auf dem Kirschbusch mal
Reitpferde waren, als wir die
Flugblätter gesammelt haben,
fingen wir ein Pferd, haben ihn
drauf gesetzt und das Pferd mit
kleinen Stöckchen auf die Fott
gehauen und voran getrieben,
das ging dann heidewitzka.
Gibt es etwas, das Sie an
Walhorn, oder was Ihnen dort
beigebracht wurde, schätzen?
Bis vor acht oder auch neun
Jahrgang 1932 1. Schuljahr 1938
(aufgenommen in den ersten Schultagen)
Von links nach rechts – Obere Reihe: Elisabeth Heuschen, Lisbeth Lutter, Anne Fischer, Maria
Schülpin, A
­ lwine Simons; Mittlere ­Reihe: Walburga Pelzer, Aria Hansen, Anny Beckers, Erna
Hagelstein, Elfriede Xhonneux, Erna Renardy; Untere Reihe: Joseph Komoth, Erich Egyptien,
Heinz Emontsgast, Marliese Radermacher, J­ ohann Fassbender, Willy Schints
Zu Fuß zur Schule gehen, hin
und zurück vier Mal am Tag, hin
und her. Da gab es kein Auto,
während der Mittagspause gingen wir ja auch noch nach Hause. Für eine Strecke brauchten
wir so 20 Minuten. Manchmal
wurde es auch länger, 30 bis 45
Minuten. Dann haben wir alles
Mögliche auf dem Weg begutachtet.
gemacht. Als die Amerikaner da
waren, war es auch eine schöne
Zeit.
Was vermissen Sie heute noch
aus Ihrer Schulzeit?
Ehrlich gesagt, ich wäre froh,
wenn es nochmal ein Klassentreffen gebe. Es ist zwar nicht mehr
jeder da oder kann nicht mehr
kommen, zum Beispiel ist Maria
Gibt es einen Satz eines
­Lehrers, der Ihnen noch heute
in den Ohren liegt?
Während des Krieges von Jules Koch. Alfons saß immer auf
der letzten Bank. Er konnte nicht
schreiben und nicht lesen. Und
wenn Koch jemanden zwischen
gehabt hat, dann sagte er zu ihm,
hol mir mal den Riemen. Seine
Tasche hatte Jules Koch auf dem
Jahren, als noch alles gut ging, bin
ich gerne zum Wandertag gekommen. So kam ich dort nochmal
gut durch die Gegend. Man konnte dann immer sehen, was sich
so getan und verändert hat. Das
schätze ich sehr und würde gerne
nochmal dazu wieder kommen.
Was war ihr Lieblingsschulfach?
Erdkunde, Rechnen, Zeichnen
auch noch. Der Unterricht hat
mir am besten bei Frau Homburg-Schönauen gefallen. Sie
war meine Lieblingslehrerin.
Eigentlich kam ich mit allen gut
aus, außer mit Pastor Philippen,
mit dem kam ich gar nicht klar.
Also am schönsten war es in
der Schule, in der neuen, wo sie
auch heute ist. Als wir oben in
der Klasse waren, uns auf das
Geländer setzten und runter
rutschten. Das war immer lustig.
Eine Anmeldung wird
gewünscht, unter
Tel.: 0032-(0)499/41.35.56
oder per E-Mail an kirmes@
walhorn.net. Wer noch ehe­
malige Schüler kennt, die
unbekannt verzogen sind, darf
sie gerne mitbringen. Spontane
Besucher sind auch willkommen.
HINTERGRUND
Ausstellung „Schule anno dazumal“
zzDie Ausstellung „Schule anno dazumal“ anlässlich des Ehemaligentreffens ermöglicht allen Kirmesbesuchern in Fotos zu stöbern oder
altes Schulmaterial zu bestaunen.
zzDie Ausstellung findet im heutigen Jugendheim, der ehemaligen
Schule statt.
zzDie Öffnungszeiten: Sonntag, den 14. August 2016, von 14 bis 19 Uhr
und Montag, den 15. August 2016, von 9.30 bis 18 Uhr.
zzFalls jemand noch eigenes Material, wie Bilder, Schulbücher, Schul­
utensilien, Bastel- oder Handarbeiten besitzt, kann dies gerne in die
Ausstellung einfließen lassen.
zzDas gesamte zur Verfügung gestellte Material wird ihren Besitzern
im Anschluss an die Ausstellung zurückgegeben.
Das Geld wurde zu Hause aufbewahrt
Ludwig Charlier war schon
vor 1991 Mitglied der Vereinsgemeinschaft in Walhorn.
Er kümmerte sich auch nach
der Neuerfindung der Kirmes
als Kassierer um das Gemeinschaftsgeld. Er kann sich noch
genau daran erinnern, dass sie
den Bierpreis 1991 auf 30 Belgische Franken (0,74 Euro)
festgelegt hatten. Das beste
Jahr war aus seiner Sicht
1995: „In diesem Jahr
wurden zwei Jubelfeste, 100 Jahre Kgl.
Harmonie
Musikverein und 60 Jahre
Kgl. Spielmannszug
in die Kirmes integriert.“ Heute ist er
nicht mehr im Vorstand aktiv, hilft aber
noch praktisch aus, bei
der Bearbeitung der Rechnungen an die Sponsoren und
beim Schreiben und Drucken
der Preislisten.
Sie sind ein Urgestein der
Walhorner Kirmes. Wie viele
Jahre sind Sie schon aktiv?
Ich bin schon mindestens
seit 35 Jahren dabei, seit der
Gründung des ersten Zusam-
menschlusses der Vereine. Das
war nachdem der Kirmeswirt
Hubert Bleezer das Handtuch
geworfen hatte. Das Zelt wur-
de auf dem Kirmesplatz (heute
Rolduc Platz) aufgebaut. Ich
erinnere mich noch wie ich
mit Willy Beckers, Franz Rox
und Franz Aldenhoff am ersten Veranstaltungsabend im
Zelteingang standen. Es regnete in Strömen und wir befürchteten einen Reinfall. Aber das
Zelt war um 22 Uhr brechend
voll.
Welches waren in gro­
ben Zügen die Ände­
rungen, als vor 25
Jahren das Kirchweih­
fest neu gestaltet
wurde?
Es war eine enorme
Belebung in allen Bereichen. Das Fest wurde durch die Einladung
von allen Vereinsmitgliedern an den Freundeskreis,
Bekannte und frühere Walhorner bekannt. Außerdem wurden
bekannte Musik­
gruppen nach
Walhorn geholt, zum Beispiel
„Die Bayrische 7“, die „Isertaler
Hexen“ und „die Froschtaler“
und drei Mal „die Feldberger“.
Sie waren jahrelang der Kas­
sierer der Vereinsgemeinschaft.
Welche waren aus Ihrer Sicht die
besten Jahre?
Die ersten Jahre seit der Gründung vor 25 Jahren. Die Einnahmen waren sehr gut. Und wir
konnten eine gute Rücklage
aufbauen, um eine Reserve zu
haben, falls es mal eng würde.
Nebenbei bemerkt, ich erinnere
an den Tod von König Balduin
am 31. Juli 1993, kurz vor den
Festlichkeiten. Wenn wir damals
nicht einen sehr verständnisvollen Bürgermeister, wie Lucien
Godefroid gehabt hätten, wäre
es sehr eng geworden.
Was war für Sie persönlich das
größte Highlight?
Da gibt es einige. Hier hervorheben möchte ich „Die Bayrische 7“, das Bungee-Springen
und die gute Zusammenarbeit
zwischen den Vereinen.
Gibt es Enttäuschungen?
Meine persönliche Enttäuschung war, dass ich bei der letzten
Kirmes im Saal Renardy den Verei-
nen nur jeweils 800 BEF, Belgische
Franken, ausbezahlen konnte. Das
sind heute rund 20 Euro. In puncto
Ver­
anstaltung war das Känguru­
boxen eine Enttäuschung.
Hat es in der Kassenführung
von damals zu heute Ände­
rungen gegeben?
Vor 25 Jahren war ich der einzige Kassierer für die Abrechnung
aller Kirmestage. Es war nicht
einfach, da ich das Geld bei mir
Zuhause aufbewahren musste.
Bald darauf stellte die Vereinsgemeinschaft einen Kassierer pro
Tag. Nach jeder Veranstaltung
wurde regelmäßig Geld zum
Nachttresor der Bank gebracht.
Das war eine große Erleichterung
für mich. Hier möchte ich positiv
anmerken, dass ich bis zu meinem Ende als Kassierer immer
mit den gleichen sehr zuverlässigen Leuten gearbeitet habe.
Welche sind in der heutigen
Zeit die größten Schwierigkei­
ten, die es zu bewältigen gibt,
die vor 25 Jahren (noch) nicht
existierten?
Es ist schwer die Leute zu begeistern, da im Fernsehen sehr
viele Musikshows, Quiz-Shows
und Reportagen zu sehen sind.
Wenn einigermaßen gutes Wetter ist, bleiben die Leute lieber
Zuhause und Grillen. Es könnten
aber auch die stetig steigenden
Preise eine Rolle spielen.
Können Sie sich noch an die
Bier- und Eintrittspreise aus
dem Jahr 1991 erinnern?
Ja, selbstverständlich. Der Eintrittspreis lag bei 50 Belgischen
Franken (1,24 Euro) und das Bier
kostete 30 BEF (0,75 Euro).
Aus Ihren Augen und Ihrer
Erfahrung heraus, wie stehen
die Walhorner zu Ihrem
Volksfest?
Die Walhorner gut, aber die
„Neuwalhorner“ könnten schon
mehr Interesse zeigen.
Für Sie persönlich, wie erleben
Sie die Walhorner Kirmes heute?
Gut, es wird sehr viel an Abwechslung und Unterhaltung
geboten.
10
Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
Fahrspaß: Von der Geschicklichkeit zum Rennsport hat sich das Rasenmähertraktorrennen entwickelt – Jährlich bis zu 15 Teilnehmer
Nicht die Höchstgeschwindigkeit gewinnt
Seit 2008 gehört das Rasenmähertraktorrennen zu den Highlights des Walhorner Volksfestes. Zum Jubiläum geht am Sonntag, 14. August, erstmals
auch ein „GrenzEcho Racing Team“ an den Start. Der Rasenmähertraktor wird vom Futterhandel Aussems in Astenet gestellt und Renn-Organisator
Alain Aussems persönlich für den Wettbewerb präpariert. Stephan Klöcker, der zweite Hauptorganisator, hat dem GrenzEcho vorher erzählt, wie das
Rennen abläuft und worauf es für die Teilnehmer ankommt.
Von Griseldis Cormann
Vor acht Jahren mussten mit
den Aufsitz-Rasenmähern noch
Geschicklichkeitsübungen absolviert werden, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es wurde allerdings schnell festgestellt,
dass die meisten Teilnehmer
einfach gerne schnell fahren und
ein richtiges Rennen absolvieren
wollen, erinnert sich Stephan
Klöcker. Fortan arbeiteten er
und Alain Aussems vor allem
an einer höheren Geschwindigkeit für ihre "Rennmaschinen".
Aber sie selbst als Rennorganisatoren merkten nach und nach:
„Auf Maximalgeschwindigkeit
kommt man eigentlich nirgendwo auf der Strecke“, so Klöcker.
Die Höchstgeschwindigkeit eines
Rasenmähertraktors beträgt bis
zu 50 Kilometer in der Stunde.
Und das ganz ohne Tuning. „Der
Motor darf nicht ausgetauscht
werden. Es muss ein Original-Rasenmähermotor sein, mit dem
die Teams an den Start gehen.“
Seit 2009 bedeutet dies, sich
und das Gefährt auf zweimal
45-Minuten-Renndauer vorzu-
bereiten. „Vor dem Rennen bloß
nicht zu viel fahren“, lautet dabei ein Hinweis der Organisati-
sgabe • Die Vereins
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HERMANNS
sator Klöcker. Gerade hier habe
sich schon so manches Rennen
entschieden. Innerhalb der 90
Rennminuten gilt es nämlich,
so viele Runden wie nur möglich zu fahren. „Es gibt auch
immer wieder Leute, die teilnehmen, weil sie einfach Spaß
daran haben. Sie wollen nicht
unbedingt viele Runden schaffen“, lacht „Pneu“, wie Stephan
Klöcker im Walhorner Umfeld
genannt wird. Für ihn gehören
gerade diese unterschiedlichen
persönlichen Einstellungen zum
Kirmes- und Renngeschehen
dazu. Weniger zur Kirmes, als
zum Rasenmähertraktorrennen
zählt ebenfalls: Niemand wird
von Dreck und Schmutz verschont. „Die meisten Rennfahrer
tragen einen Overall, Helm und
so mancher auch Schuhe mit
Stahlkappen“, berichtet Klöcker
aus seinem Erfahrungsschatz
der vergangenen Jahre.
ha
sc
ub
on. Denn die Keilriemen eines
Rasenmähertraktors sind nicht
für hohe Geschwindigkeiten
und eine 90-minütige Dauerbelastung ausgelegt. Aber falls etwas kaputt gehen sollte, wissen
die Rennorganistoren, dass die
Teams sich gerne gegenseitig unterstützen: „In der Pause geht es
zu, wie in der Boxenstraße. Etwas
hektisch, es wird viel geschraubt,
aber jeder hilft jedem.“
Vorgesehen sind eine erste
Rennhalbzeit auf trockenem
Untergrund und eine zweite auf
nassem Boden. „In der Pause
wird mit Hilfe eines kleinen und
wendigen Wasserfasses Wasser auf der Strecke verteilt“, so
Stephan Klöcker. Die Rennstrecke auf der steil abfallenden
Wiese oberhalb des Kirmesgeschehens entsteht dabei erst am
Donnerstag vor dem Rennen.
„Eine steile Kurve haben wir immer drin“, erklärt Rennorgani-
Zur alten Post
25 Jahre Walhorner Kirmes
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
11
Die Neu-Walhorner besser ansprechen
Gerd Renardy lebt und arbeitet in Walhorn und der näheren Umgebung. Das Kirmesfest war und
ist für ihn stets die Gelegenheit mit den anderen Bewohnern seiner Heimat in einem gemütlichen
Rahmen in Kontakt zu treten.
Im Jahr 2001 übernahm er die
Präsidentschaft der Vereinsgemeinschaft und somit für zehn
Jahre die Verantwortung für
jährlich fünf Tage Volksfeststimmung im August. Nach seiner
Amtszeit ist er Mitglied im Vorstand geblieben und möchte es
weiterhin bleiben: „Solange ich
meine Ideen einbringen kann
und sie auch verwirklicht
werden, glaube ich damit
einen wirklichen Beitrag zur Stärkung des
Vereinslebens leisten
zu können.“
Herr Renardy, nach
Josef Burtscheidt
haben Sie das
Präsidentenamt der
Vereins­gemeinschaft
Walhorn übernommen.
Sie gelten als „Handwer­
ker“ und Praktiker, wie viel
handwerkliche Arbeit ver­
steckt sich hinter der Walhor­
ner Kirmes?
Um ein solches Fest abzuhalten, ist schon ein großer Aufwand nötig; insbesondere, wenn
ein reibungsloser Ablauf garan-
tiert wird. Da die Kirmes mehrere Tage dauert, muss das Festzelt
mehrmals umgestaltet werden.
Es wird schon eine ganze Menge
„Manpower“ und Material benötigt, um die Anforderungen der
jeweiligen Veranstaltung zu realisieren.
Ihrer Auffassung nach, was
gibt dem Fest den Reiz, dass
es jedes Jahr so viele Besucher
nach Walhorn zieht?
Es ist nicht nur eine Kirmes,
sondern eine Art Volksfest. Die
Vereinsgemeinschaft versucht
immer ein Programm auf die
Beine zu stellen, das eine Vielzahl von Menschen aller
Generationen anspricht.
Man versucht für kleines Geld ein vielseitiges und interessantes
Programm
zusammenzustellen. Das
spricht nicht nur die
Walhorner, sondern
auch auswärtige Besucher an.
Hand auf‘s Herz, welches
ist Ihre und die Motiva­
tion Ihrer Vorstandskollegen
sich so für die Kirchweih
einzusetzen?
In Walhorn gibt es viele Vereine und das Zusammengehörigkeitsgefühl ist sehr groß. Dieses
Fest spiegelt das Vereinsleben
in Walhorn wieder. Man ist
Mitglied seines Vereins, aber
darüber hinaus auch Mitglied
der Walhorner Vereinsgemeinschaft, die dieses große Volksfest abhält. Dieses Vereinsleben
versucht man mit der Kirmes
einem großen Publikum auch
zu zeigen.
Was war das Schwierigste und
Lustigste in Ihrer Amtszeit?
Das mit Abstand Schwierigste war bei weniger guten Ergebnissen finanzieller Art, alle
Mitglieder und Vereinsleute
zu motivieren, sich weiter zu
engagieren. Am lustigsten und
auch am wichtigsten fand ich
es zu sehen, wie die Teilnehmer beim Spiel ohne Grenzen
Spaß haben und wahrhaftig
an ihre Grenzen gehen. Ob bei
dem Spiel ohne Grenzen oder
den vielen anderen Aktivitäten: Der Spaß der Teilnehmer
ist das Wichtigste.
Woran ist Ihnen noch immer
oder in Zukunft viel gelegen?
Dass wir die neuen Walhorner besser ansprechen, um sie
gut ins Dorfleben zu integrieren.
Im Jahre 1990:
Ein junges Pärchen, frisch verliebt,
begibt sich nach der Party zum Schmusen
ins Auto. Die Schmusereien werden
immer intensiver und heftiger. Plötzlich
fordert die junge Geliebte: „Komm
Schatz, küss mich da, wo es stinkt!“
Der junge Liebhaber lässt sofort von
ihr ab und wirft den Motor an. „Was tust
Du?“, fragt das nette Mädel erstaunt.
Er erwidert, wie aus der Pistole
geschossen: „Dein Wunsch ist mir Befehl:
Wir fahren nach Walhorn.“
WALHORNER
WITZE
719
605
455
487
421
462
100
Zerstörte Biergläser auf der Walhorner Kirmes
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Nächtliche fleißige Bienen
Nach jeder Abendveranstaltung
im Festzelt der Walhorner Kirmes
tauchen sie auf: die fleißigen Helfer des FC Union Walhorn. Bis
zum Erscheinen der morgendlichen Putzkolonne der Vereinsgemeinschaft sorgen sie dafür, dass
keine unbefugten Personen sich
Zugang ins Zelt verschaffen. In der
Zwischenzeit, um aufkommende
Langeweile zu verhindern, räu-
men sie meist schon etwas auf
und kehren das Zelt.
Dieser Dienst wurde in den
neunziger Jahren eingeführt,
nachdem technische Geräte aus
dem Zelt entwendet worden waren. Einige TV-Geräte wurden
später im Straßengraben in der
Nähe der Molkerei gefunden;
zu gebrauchen waren sie nicht
mehr.
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Dossier
GrenzEcho
Dienstag, 2. August 2016
Das Organisationsteam 2016
1
4
2
Wer und welche Rolle:
1 Alain Aldenhoff
zzVertreter Kgl. Schützengesellschaft St. Stephanus Walhorn
zzVize-Präsident
zzUnterhalt Internetseite
zzManager des Kirmesplatzes
(Infrastruktur im und
rund ums Zelt)
zzOrganisation Vogelschuss
8
5
3
6
12
10
7
9
11
13
14
2 Dominique Huynen
zzKoordination Jugendparty
zzDJ
zzOrganisation Spiel ohne Grenzen
3 Monique Kelleter-Chaineux
zzOrganisation Werbung und
Sponsoring
zzOrganisation Klassentreffen
der Gemeindeschule Walhorn
zzAufbau und Koordination der
Ausstellung „Schule anno
dazumal“
4 Michael Burtscheidt
zzPraktische und planerische
Arbeiten
5 Josette Mattar-Schifflers
zzVertreterin Kgl. St. Caecilia
Gesangsverein Walhorn
zzBehüterin und Verwalterin der
Finanzen
6 Nicolas Havenith
zzVertreter Kgl. St. Caecilia
­Gesangsverein Walhorn
zzKoordination Jugendpaty
zzPraktische Arbeiten
7 Caroline Wertz
zzOrganisation Kinderanimation
zzKoordination Jugendparty
8 Stephan Klöcker
zzVertreter Kgl. Schützengesellschaft St. Stephanus Walhorn
zzOrganisation Rasenmäher­
traktorenrennen
zzOrganisation Sound Mix Show
9 Pascal Köttgen
zzVertreter Kgl. Schützengesellschaft St. Stephanus Walhorn
zzSekretariat und Protokolle
10 Josef Burtscheidt
zzBerater und planerische A
­ rbeiten
11 Gerd Renardy
zzVertreter Kgl. Sankt Cäcilien
Gesangsverein Walhorn
zzPraktische und planerische
Arbeiten
zzOrganisation Spiel ohne Grenzen
12 Guido Xhonneux
zzVertreter Kgl. Harmonie Musikverein Walhorn
zzPraktische und planerische
Arbeiten
13 José Grommes
zzVertreter Harmonie Musik­
verein Walhorn
zzPräsident
zzKoordination, Verwaltung,
Verträge
zzUnterhalt Internetseite
zzOrganisation Sound Mix Show
zzOrganisation Spiel ohne Grenzen
14 Hermann Josef Tillmanns
zzVertreter Kgl. Spielmannszug
Walhorn
zzPraktische und planerische
Arbeiten
Verschiedene Traditionen zusammenhalten
Seit fünf Jahren ist José Grommes nun Präsident der Vereinsgemeinschaft Walhorn. Der Vorsitzende wird immer für drei Jahre gewählt. Grommes
macht diese verantwortungsvolle Aufgabe Spaß. Ans Aufhören denkt er noch nicht. Ihm ist im Gegenteil viel daran gelegen, eine Kirmes auf die Beine
zu stellen, die alle Vereine und die Bevölkerung wollen und an den fünf Tagen Spaß bringt. Gerne erinnert er sich noch an spontane Ideen, die umgesetzt wurden: „Wir haben einmal nach dem Aufbau mit unserem Team, es war noch kein Strom da, ein Auto ins Zelt gefahren und das Autoradio voll
aufgedreht. Die Stimmung war bombig.“
Von Griseldis Cormann
Sie haben ein Kinésithera­
pie-Zentrum in Walhorn auf­
gebaut und sind darin selbst
tätig. Da ist der Alltag schon
recht ausgefüllt. Warum
übernehmen Sie dennoch
viel Verantwortung für die
Vereinsgemeinschaft und die
Walhorner Kirmes selbst?
Weil ich ein Vereinsmensch
bin und Spaß daran habe. Ich
mag es, die Kirmes zu organisieren und zu gestalten. Ich denke,
kritisieren kann jeder. Das tue
ich auch häufig. Aber man muss
dann auch bereit sein, selbst Initiativen zu ergreifen. Ich bin lieber Macher als Nörgler und stelle
mich gerne der Verantwortung.
Worum kümmert sich die
Vereinsgemeinschaft neben
der Kirmes?
Die Kirmes ist das Hauptprojekt der Vereinsgemeinschaft.
Wir haben darüber hinaus schon
mal vereinzelt andere kleinere
Aufgaben übernommen, wie die
Vertretung im Begleitausschuss
des Hauses Harna.
Josef Burtscheidt sprach von
einer notwendigen regelmä­
ßigen Verjüngung. Sehen Sie
dies auch so?
Ja, man muss sich dauernd
verjüngen. Und ich denke, dass
uns das regelmäßig gelingt. Die
jüngsten Mitglieder sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Sie
bringen viele Ideen ein, an der
Umsetzung muss noch gearbeitet werden. Nach der Kirmes wird
ein guter Zeitpunkt sein, nochmal
zu schauen und zu analysieren,
wie die Vereinsgemeinschaft aufgestellt ist. Das Interesse einiger
anderer Vereine ist vorhanden.
Aber erstmal abwarten wie die Resonanz 2016 sein wird – feststeht
nur: Stillstand ist Rückschritt.
Ist das auch der Weg, um von
der diesjährigen Silberhoch­
zeit der Kirmes als Volksfest
in einem weiteren Vierteljahr­
hundert das Goldjubiläum
feiern zu können?
Ich glaube schon. Man muss
sich immer wieder selbst in Frage stellen und neu aufstellen.
Dann kann man vieles schaffen.
Es ist wirklich ein bisschen so
wie in der Ehe: Traditionen wahren, mit Traditionen brechen,
Kompromisse suchen und finden. Man muss darauf achten,
dass man nicht auf eingetretenen Pfaden stecken bleibt, von
denen man dann nicht mehr so
einfach runterkommt.
Schauen wir in diesem Sinne
auf die 25 Jahre zurück. Wel­
che Programmpunkte ziehen
nicht mehr so viele Leute an,
wie vielleicht noch in den
1990er Jahren?
Wir sind irgendwann von
den Bayerischen Abenden
auf den Mallorca-Zug umgeschwenkt. Wir haben gesehen,
dass die Eintritte bei den Bayerischen Veranstaltungen zurückgingen. Als Mallorca dann
nicht mehr funktionierte, sind
wir zurück gegangen zum Bayerischen. Da haben wir sicherlich auch Glück gehabt, den
Schwenk zum richtigen Zeitpunkt zu vollziehen.
Was aber heute gar nicht
mehr ginge, davon bin ich
überzeugt, wären Kaninchen-,
Kamelrennen oder das Känguru-Boxen. Schon alleine wegen
dem Tierschutz. Auch könnte
man nicht mehr einfach eine
kleine Tanzkapelle vorne auf
die Bühne stellen und hoffen,
dass sich das Zelt von alleine
füllt.
Bei welchen Punkten waren
Sie im Vorfeld skeptisch, sind
aber im nachhinein positiv
überrascht worden?
Eigentlich bei gar keinem. Ich
bin der Meinung, man kann
und darf etwas Neues ausprobieren und dann sehen, wie es
ankommt. Ich weiß, dass es viele Skeptiker bei der Einführung
der Mini-Playback-Show, der
Soundmix-Show und dem „Walhorn wettet, dass…?“ gab. Es ist
schon so, dass wir das Budget
im Laufe der Zeit reduziert und
mehr Eigenproduktionen mit
ins Programm aufgenommen
haben. Ich bin überzeugt, umso
mehr Leute in die Aktivitäten
involviert sind, desto mehr kommen auch zum Fest. Ich denke, dass wir beweisen konnten,
dass auch Eigenproduktionen,
Eigenwerbung und Anziehungspunkt sein können: siehe „Wetten dass…?“, über mehrere Jahre
hinweg.
Das Einzige, bei dem ich immer skeptisch bin, ist, wenn an
zwei Abenden direkt hinter­
einander etwas Großes geplant ist, wie jetzt Anna-Maria
Zimmermann und tagsdrauf
die Münchener Zwietracht. Es
ist immer schwierig, in kürzester Zeit unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Was
die Einheimischen angeht,
ist darauf zu achten, dass sie
dann wieder erholt sind, um
zum nächsten Abend kommen zu können.
Gab es Fehler in Ihrer Amts­
zeit, die Sie sich auch selbst
zusprechen und für die Sie die
Verantwortung übernehmen?
Ja, 2012 zum Beispiel war das.
Beim Entenrennen in Eupen
erhielten die „Kölsche Bengels“
eine super Kritik und nach vielen Empfehlungen haben wir
gedacht, wir könnten sie für ein
abendfüllendes Programm in
Walhorn engagieren. Nach Wal-
horn sind sie gekommen. Aber
einen ganzen Abend lang haben
sie leider nicht gespielt, sondern nur 45 Minuten. Sie haben
zwar mir zu Liebe später nochmal eine halbe Stunde hinzugefügt, aber das war im Vergleich
zur Erwartungshaltung des Publikums viel zu wenig. Ich habe
den Vertrag später nachgelesen
und festgestellt, dass tatsächlich nur eine Dreiviertelstunde
vereinbart war. Ich hatte den
Vertrag also nicht korrekt interpretiert. An diesem Abend
bin ich zehn Mal gestorben und
wäre am liebsten im Boden versunken.
Was möchten Sie von der
diesjährigen Kirmes, dem
Jubel-Volksfest, in Erinnerung
behalten?
Eigentlich nicht unbedingt
etwas speziell auf dieses Jahr
bezogen. Wenn man bedenkt,
dass die Vereine einst so zerstritten waren und wir trotz
aller Verschiedenheiten und
Traditionen es geschafft haben, die Kirmes nicht nur zu
einem Volksfest, sondern zu
einem Aushängeschild Walhorns zu machen, bin ich
schon stolz. Auch in diesem
Jahr ist es uns wieder gelungen
alle einzubinden, zum Beispiel
die Schule, die schon seit vielen Jahren dabei ist. Es ist auch
gelungen, Sponsoren über vie-
le Jahre von uns zu überzeugen, die Molkerei ist übrigens
noch immer Unterstützer und
Förderer der Kirmes.
Wenn ich jetzt ganz konkret
werde: Wir hatten noch nie so
ein friedliches Fest wie 2015,
es sind nur sehr wenige Gläser
kaputt gegangen, es gab keine
Schlägerei und alle Gäste fühlten sich wohl. Das ist es, was
ich mir auch für das Jubiläum
ganz einfach wünsche.
Was erhoffen Sie sich für
die Zukunft? Gibt es Über­
legungen Digitales stärker
einzubinden?
Es ist in den vergangenen
Jahren
verwaltungstechnisch
vieles schwieriger geworden.
Der Aufwand ist gestiegen. Es
werden höhere Ansprüche an
die Buchhaltung gestellt. Die
Diskussionen zum Beispiel mit
der Sabam (Autorenrechte Musik, A.d.Red.) sind schwieriger
geworden. Ich hoffe, dass hier
bei den Verantwortlichen, ein
Umdenken einsetzt. Ich glaube, dass es ansonsten immer
schwieriger wird, noch Freiwillige für die Organisation der Kirmes zu finden.
Es stimmt, Digitales und
mehr digitale Elemente sind
angedacht. Dominique Huynen präsentiert uns manche
Vorschläge. Aber das ist für uns
noch nicht bezahlbar.

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