Das digitale Fernsehen über Antenne (DVB-T)

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Das digitale Fernsehen über Antenne (DVB-T)
Das digitale Fernsehen über Antenne (DVB-T)
Über Satellit und Kabel kann digitales Fernsehen schon seit einiger Zeit empfangen werden;
nun bekommen diese beiden Übertragungswege Konkurrenz, denn das Antennenfernsehen
wird digital. Die deutschen Rundfunkanstalten haben mit der Umstellung des terrestrischen
Empfangs über Haus- oder Zimmerantenne auf den digitalen Standard begonnen.
Wer sich also in Zukunft die Gebühren für den Kabelempfang sparen möchte und wem das
Programmangebot über Antenne bisher zu klein war, der hat in vielen Gegenden Deutschlands
inzwischen eine Alternative. Seit August 2003 ist in der Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg
die Ausstrahlung des digitalen terrestrischen Fernsehens im Regelbetrieb. 2004 folgten
Regionen in Nordrheinwestfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, 2005 die Regionen
Südbayern und Mitteldeutschland, 2006 Teile Südwestdeutschlands. Die öffentlichen
Rundfunkanstalten haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2008 90 Prozent der Bevölkerung mit
DVB-T zu versorgen.
Was ist DVB-T?
DVB-T steht für Digital Video Broadcasting - Terrestrial, das heißt für den digitalen Empfang der
Fernsehprogramme via Haus- oder Zimmerantenne. Das Signal wird nach dem
MPEG-2-Verfahren übertragen, dem Standard für die Digitalisierung von TV-Signalen. DVB
transportiert die Information in Form von gleich großen Datenpaketen ("Container-Prinzip").
Damit können gleichzeitig Audiosignale, Fernsehsignale und Zusatzinformationen in einem
MPEG-Transportstrom (Multiplex) zusammengefasst und übertragen werden, der bis zu vier
Fernsehprogramme enthalten kann.
Abb. 1:
DigiPal 2: DVB-T-Empfänger von Technisat
DVB-T wird weitestgehend im gleichen Frequenzbereich ausgestrahlt wie das analoge
Fernsehen, nämlich im VHF-Bereich in den Kanälen 5 bis 10 und im UHF-Bereich in den
Kanälen 21 bis 69 (bei analogem TV werden in Deutschland nur die Kanäle bis 60 genutzt).
Außerdem wird für DVB-T der sogenannte Gleichwellenbetrieb eingesetzt, bei dem die
Programme von den verschiedenen Sendetürmen auf den gleichen Kanälen synchron gesendet
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werden. Reflexionen oder Streusignale führen nicht wie bei der analogen Ausstrahlung zu
Störungen, sondern bewirken im Gegenteil sogar eine Verbesserung des Signals.
Vorteile:
- Höhere Programmvielfalt: im Endausbau werden bis zu 30 Programme ausgestrahlt
werden.
- Bessere Bildqualität: die Empfangsqualität ist deutlich besser als beim heutigen
analogen Fernsehen - die digitale Übertragungstechnik ist auch eine wichtige Voraussetzung
für hochauflösendes Fernsehen (HDTV).
- In den meisten Fällen ist eine Zimmerantenne für den Empfang ausreichend.
- Mobil und flexibel, da DVB-T kabellos empfangen wird und so die Endgeräte
unabhängig von Anschlußbuchsen in der ganzen Wohnung oder auch im Garten eingesetzt
werden können. Vorstellbar ist auch ein Einsatz von Mini-Fernsehern im Auto oder in
Taschencomputern.
- Es bietet die Möglichkeit für die Übertragung von Zusatzinformationen (z.B.
Elektronische Programmführer) und erlaubt Interaktivitat (MHP).
- Die digitale Übertragung benötigt geringere Sendeleistungen, daher sind geringere
Belastungen durch Elektrosmog
zu erwarten.
Nachteile:
- kein Radioempfang
- jedes Gerät braucht seine eigene Set-Top-Box
- geringere Programmvielfalt als beim Satellitenfernsehen
- noch nicht flächendeckend verfügbar
- Ein Film auf Video aufzeichnen und gleichzeitig ein anderes Programm anschauen ist nur
mit
Twin-Receivern möglich.
- Ebenso wie bei digitalen Sat-Receivern ist mit DVB-T-Empfängern keine Programmierung
des Videorekorders über VPS möglich.
- Empfang von PREMIERE ist nicht möglich.
Ablauf der Umstellung:
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In den Ballungszentren laufen schon seit längerer Zeit Testläufe. Mit der Aufnahme des
Regelbetriebs wird die analoge Übertragung nicht sofort eingestellt, sondern noch parallel
ausgestrahlt (dies betrifft nur die öffentlich-rechtlichen Sender). Diese Phase wird als Simulcas
tphase
bezeichnet und gibt den Zuschauern genügend Zeit, um sich für die neue Technik zu rüsten.
Nach ein paar Monaten Parallelbetrieb wird die analoge Ausstrahlung eingestellt. Während der
Simulcastphase wird das analoge Fernsehen auf anderen Frequenzen und mit
abgeschwächten Signal gesendet, so dass der Empfang beeinträchtigt sein kann. Für die
Region Mitteldeutschland ist ein harter Umstieg ohne Parallelbetrieb geplant.
Abb. 2:
für DVB-T von Technisat
DIGITENNE-TT1: Zimmerantenne
Welche Geräte werden für den Empfang benötigt?
Um mit dem bisher verwendeten Fernsehgerät digitales Fernsehen empfangen zu können, wird
eine Set-Top-Box benötigt, wie man sie vom Empfang über Satellit (DVB-S und analog) oder
Kabel (DVB-C) auch kennt (siehe Abb. 1) und eine
Antenne (Abbildung 2).
Der DVB-T-Empfänger wird zwischen Fernseher und der Antenne angeschlossen. Die Set-Top
Box empfängt den digitalen Datenstrom über Antenne, teilt ihn in die einzelnen
Fernsehprogramme auf, konvertiert das Signal auf analog und gibt dieses Fernsehsignal an das
Fernsehgerät weiter. Die Set-Top-Box wird idealerweise über SCART mit dem Fernseher
verbunden, falls dieser über keine SCART-Buchse verfügt, über den AV-Eingang mit
Cinchkabeln oder über den HF-Modulator (nur für ganz alte Fernsehgeräte).
Einige Gerätehersteller wie Grundig, Metz oder Technisat bieten Nachrüstmodule an, die direkt
in den vorhandenen analogen Fernseher eingebaut werden. Vorteil: die Set-Top-Box ist
überflüssig und man benötigt nur die Fernbedienung des Fernsehgerätes.
Zukünftig werden alle neuen Fernsehgeräte einen entsprechenden Decoder integriert haben
und über eine kleine Stabantenne verfügen, welche einen Einsatz an jedem Ort im Haus oder
auch im Garten zulassen. Erste Modelle mit integriertem DVB-T-Tuner sind bereits verfügbar
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(z.B. der LC-22 AD1E aus DVB-T-Serie von Sharp, siehe Abbildung 3).
Antennen für DVB-T
Es können Außenantennen und Zimmerantennen verwendet werden. Im Kernbereich eines
DVB-T-Empfangsgebietes reicht theoretisch eine Zimmerantenne mit oder ohne Verstärker aus.
In den
R
andbereichen
des Sendegebietes dagegen sollte der DVB-T-Empfänger an eine Außen- bzw. Dachantenne
angeschlossen werden. Prinzipiell können Sie Ihre bisherige Zimmer- oder Dachantenne auch
für den Digital-Empfang weiter verwenden, wenn sie für den entsprechenden Frequenzbereich
ausgelegt ist (VHF: 5-10, UHF: 21-69); alternativ sind auch kompakte DVB-T-Antennen mit und
ohne Verstärker (aktiv oder passiv) auf dem Markt erhältlich (Abb. 2). Passive Antennen haben
häufig einen schlechteren Gewinn als bei den Versorgungsprognosen zugrunde gelegt wird. Sie
sollten daher nur in Gebieten mit höherer Feldstärke eingesetzt werden. Antennen sind oftmals
nicht über das gesamte Frequenz-Spektrum konstant empfindlich. Deswegen ist es möglich,
dass verschiedene Kanäle unterschiedlich gut empfangbar sind, selbst wenn sie vom gleichen
Sender abgestrahlt werden.
Seit Einführung von DVB-T im Sommer 2003 hat sich gezeigt, dass viele Antennen nicht mit
dem weiten Frequenzbereich klarkommen und entweder um UHF- oder VHF-Bereich
Schwierigkeiten bereiten. Die kompakten Stabantennen haben sich im Indoorbereich als nicht
praxistauglich erwiesen. Welche Antenne die richtige ist, hängt vom Standort ab, am besten
finden Sie das richtige Modell durch Ausprobieren. Die örtlichen Fachhändler in den
DVB-T-Regionen leihen in der Regel Geräte zum Testen aus bzw. richten Ihnen auch
DVB-T-Receiver und Antenne ein.
Für einen guten Empfang ist die richtige Positionierung der Zimmerantenne sehr wichtig, eine
DVB-T-Box mit Signalstärkeanzeige ist dabei sehr hilfreich. In der Regel ist der Empfang am
Fenster besser als im Raum.
Empfangsstörungen
Bei analogem TV-Empfang nimmt die Empfangsqualität mit zunehmender Entfernung vom
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Sender allmählich bis zur Unbrauchbarkeit ab. Bei DVB-T dagegen gibt es zwei
Empfangszustände: Empfang, bzw. kein Empfang. Bei Empfang ist die Bildqualität immer gut,
bei Signalstörungen friert das Bild plötzlich ein und bei zu schwachen Signalen unter einem
bestimmten Schwellenwert ist gar kein Empfang möglich. Für die Berechnung der
Versorgungsgebiete wurde eine mittlere Bebauung zugrunde gelegt, welche die wirkliche
Bebauung nur statistisch wiedergibt. Deshalb kann es auch in den Kernbereichen zu
Empfangsproblemen kommen, weil z.B. Stahlbetonwände oder Gebäude die Signale
abschatten.
Außerdem können Mikrowellen, Leuchtstoffröhren, Handys und ältere Lichtschalter den
Empfang beeinträchtigen. Im Erdgeschoss ist der Empfang deutlich schlechter als in höheren
Stockwerken.
Kaufkriterien:
- Empfangsstärke: die Modelle reagieren unterschiedlich empfindlich auf schwache
Eingangssignale; dieser Punkt ist besonders wichtig, wenn man im DVB-T-Grenzgebiet wohnt.
- Eine Signalstärkeanzeige erleichtert die Aufstellung und optimale Ausrichtung der
Antenne. Es gibt optische und akustische Anzeigen, letztere hilft, wenn kein Sichtkontakt zum
Fernseher besteht.
- Anschlüsse: am besten 2 SCART-Anschlüsse, digitaler Audioausgang
(optisch/elektrisch), Cinch-Buchsen für analogen Stereo-Ton. Wenn Ihr Fernseher über keine
SCART-Buchse verfügt, sollte das Gerät einen
UHF-Modulator haben.
- 5V-Stromversorgung für aktive Zimmerantennen
- 12V-Netzteil für den mobilen Einsatz im Wohnmobil oder im Freien
- Display mit Kanalanzeige: damit sieht der Zuschauer auch während der Werbung,
welcher Kanal gerade läuft.
- Nahbedientasten: einige Modelle verfügen über Gerätetasten für die Grundfunktionen
Ein-, Aus- und Umschalten. So kann man auch fernsehen, wenn die Batterien der
Fernbedienung leer sind oder die Fernbedienung selbst verschollen ist.
- Eine Pause-Taste friert das aktuelle Bild ein; eine nützliche Funktion, um sich in alle
Ruhe Adressen oder Telefonnummern notieren zu können.
- Installation, Benutzerführung und Fernbedienung: lassen Sie sich am besten im
Fachhandel ausgiebig beraten und testen Sie die einzelnen Modelle selbst.
- Elektronischer Programmführer: Alle Boxen verfügen zwar über eine elektronische
Programmzeitschrift, allerdings ist der Leistungsumfang der einzelnen EPGs sehr
unterschiedlich.
- Eigener Videotext: sinnvoll, wenn der Fernseher selbst über keinen Videotextdekoder
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verfügt.
- Wer mit dem Videorecorder unabhängig vom angeschauten Fernsehprogramm
aufnehmen möchte, benötigt einen Empfänger mit 2 DVB-T-Tunern, bzw.
Twin-Tuner
- DVB-T-Empfänger mit integrierter Festplatte ermöglichen zeitversetztes Fernsehen (tim
e shift
)
- CI-Slot für Pay-TV: ist momentan noch nicht relevant, allerdings sind in einigen
Sendegebieten regionale Pay-TV-Sender in Planung
- Stromverbrauch im Standby-Modus sollte möglichst gering sein.
- Unterstützung von Zweikanalton
- Kindersicherung über Menü- und oder Kanalsperre
- Softwareupdate über Antenne (OTA-Update): Falls der Hersteller eine neue
Firmware-Version zur Verfügung stellt, kann das Update einfach über den entsprechenden
Menüpunkt gestartet werden. Die Box lädt sich dann die Software automatisch über Antenne
herunter und installiert sie selbttätig.
Die Ausstattung des Receivers ist preisbestimmend, einfache DVB-T-Empfänger von
Markenherstellern sind momentan für ca. 100 Euro im Fachhandel erhältlich.
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