Kaiserin Elisabeth von Österreich logierte vor 150 Jahren im Passauer
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Kaiserin Elisabeth von Österreich logierte vor 150 Jahren im Passauer
Sisi - „Eine Frau von blühendem Aussehen“ Kaiserin Elisabeth von Österreich logierte vor 150 Jahren im Passauer „Wilden Mann“ - Eine Erinnerung an den Besuch Von Richard Schaffner Sie liebte Pferde, Heinrich Heine und Ungarn, reiste rast- und ruhelos durch Europa, besuchte Cholera- und Irrenhäuser, hasste die Etikette der Wiener Hofburg, und kokettierte mit ihrer strahlenden Schönheit: Kaiserin Elisabeth. Sisi wurde am Heiligen Abend 1837 in München als Tochter des Herzogs Max in Bayern und der Herzogin Ludovika geboren. „Ein Christkindl“ sagten zu ihr die Zeitgenossen. Am 24. April 1854 heiratete sie in Wien den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. Am 10. September 1898 wurde Sisi von dem italienischen Anarchisten Luigi Luccheni in Genf ermordet. Kaiserin Elisabeth, „Sisi“, logierte vom 8. bis 14. September 1862 im Hotel „Wilder Mann“ in Passau, das damals die Eheleute Anna und Josef Niederleuthner führten. Wegen ihres strengen Inkognito hatten sich die Hoheiten im Voraus alle Feierlichkeiten verbeten. Der Aufenthalt sollte ganz der Familie gewidmet sein. Trotzdem kamen sie nicht umhin, die Aufwartung der Passauer Bürger entgegenzunehmen. Vor ihrer Abreise ließ Sisi den Stadtvätern noch die beträchtliche Summe von 200 Gulden für die Unterstützung armer Bürger aushändigen. Im „Fremdenbuch“ des „Wilden Mannes“ aus dem Jahr 1862, das sich im Stadtarchiv Passau befindet, ist folgender Eintrag zu lesen: „8. September, Ihre Königlich Kaiserliche Majestät regierende Kaiserin Elisabeth von Österreich mit Gefolge, Wien.“ Weiter ist hier vermerkt, dass die Kaiserin mit ihrem Gefolge in den Zimmern 1, 2, 3, 4, 5, 8 und 9 logierte und am 14. September 1862 das Hotel wieder verließ. Über den Aufenthalt der Kaiserin und die ihr zu Ehren veranstalteten Festlichkeiten berichtete die „Passauer Zeitung“ ausführlich: „Passau, 8. Sept.: Heute nachmittags 4 Uhr kam Ihre Majestät die Kaiserin von Österreich, von einer zahlreichen Menschenmenge erwartet, mit einem Extrazuge von Wien dahier an... Alles war über das blühende Aussehen der hohen Frau, welche nach allen Seiten freundlich grüßend durch die mit bayerischen, österreichischen und deutschen Fahnen festlich geschmückten Straßen der Stadt sogleich in den Gasthof des Herrn Anton Niederleuthner fuhr, herzlich erfreut. Nach kurzem Aufenthalte in ihrem Absteigequartier begab sich ihre Majestät wieder in den Bahnhof, woselbst um 5 Uhr auch deren Mutter, Frau Herzogin Ludovika von Bayern, von München zur Begrüßung Ihrer hohen Tochter, nebst den zwei jüngeren Geschwistern derselben eintraf (…) Dem Vernehmen nach wird der Bahnzug, welcher ihrer Majestät die Königin von Neapel und Ihre königlichen Hochheiten Frau Gräfin von Trani und Frau Erbprinzessin von Thurn und Taxis zum Besuche Ihrer kaiserlichen Schwester hieher bringen wird, morgen früh um 9 Uhr eintreffen (…) Passau, 12. September: Der lebhafte Wunsch der hiesigen Einwohnerschaft, Ihren Majestäten, der Kaiserin von Österreich und der Königin von Neapel, eine Ovation zu bringen, kam bisher wegen des beobachteten strengen Incognito und weil im voraus alle Feierlichkeiten verbeten waren, nicht zur Erfüllung. Doch was so recht aufrichtig gewünscht wird, kommt zum Ausbruche (…) Voran zog eine Abteilung Feuerwehr mit und Turner mit farbigen Ballons; diesen folgte ein Blechmusikchor, diesem die beiden Fahnen, diesen die Mitglieder der Liedertafel, welche zwei Mann hoch aufmarschierten, und zu beiden Seiten zogen je ein Mann der Feuerwehr und Turner mit farbigen Lampen. Die Serenade begann mit dem Wahlspruche und einem Hoch auf die allerhöchsten Gäste, in welches die versammelte Menge kräftig einstimmte. Nach dem ersten Liede geruhten Ihre Majestäten die Kaiserin von Österreich und Königin von Neapel den Liedertafelvorstand vorzurufen, und denselben zu versichern, daß der Empfang, welcher Ihren Majestäten von den Einwohnern der Stadt Passau zu Theil wurde, insbesonders die Serenade der zusammenwirkenden Vereine eine besonders günstige Aufnahme gefunden haben (…) Passau, 14. September: Heute früh ½ 8 Uhr empfing Se. Bischöflichen Gnaden (Anm.: Heinrich von Hofstätter) und das hochwürdige Domkapitel unter dem Geläute sämtlicher Glocken die hier anwesenden allerhöchsten und höchsten Herrschaften am Portale der Domkirche und celebrierte hierauf die heilige Messe. (…) Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth von Österreich hat Ihre hohe Liebenswürdigkeit für die Stadt Passau noch dadurch gesteigert, daß Sie bei Ihrer heutigen Abreise von hier als Armenunterstützung die beträchtliche Summe von 200 Gulden zurückgelassen hat. Soweit die Auszüge der Zeitung zum Besuch der Kaiserin Elisabeth von Österreich im Jahr 1862 in Passau. War der erste Logier-Besuch von Sisi 1862 bekannt, so findet sich im Kochbuch der Anna Niederleuthner, wo alle Menüs des Kaiserinnenbesuches aufgelistet sind, nochmals ein Eintrag, wonach die Kaiserin auch am 19. Juli 1878 im „Wilden Mann“ verköstigt wurde. Schon bei ihrer Brautfahrt mit dem Schiff nach Wien kam die damalige Prinzessin Elisabeth am 21. April 1854 „um 2 Uhr nachmittags“ erstmals nach Passau. Die Stadt ließ es sich nicht nehmen, die zukünftige Kaiserin von Österreich, in der letzten Stadt auf bayerischen Boden, herzlich zu verabschieden. 50 Jahre später, am 10. Juli 1904, wird am Rathausturm eine Bronzeplastik enthüllt, auf der die Kaiserin Elisabeth abgebildet ist, und die folgende Inschrift hat: „Dem Andenken Weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth Höchstwelche am 21. April 1854 - Auf Ihrer Donau-Brautfahrt - Nach Wien Hier In Passau Von Den Bayerischen Landen Abschied Nahm - Errichtet 1904.“ Am 15. März 1985 wurde mit der Wiedereröffnung des Hotels „Wilder Mann“ und dem Glasmuseum durch die Familie Georg Höltl ein zweites „Sisi-Denkmal“ in Passau geschaffen. Im „Wilden Mann“ sind auch Exponate aus dem Besitz der Kaiserin, von der silbernen Reisetoilette bis zu Teilen ihres Speiseservices, zu sehen.