6 FRISUREN ERSTELLEN 1. Haare kurzfristig umformen
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6 FRISUREN ERSTELLEN 1. Haare kurzfristig umformen
6 FRISUREN ERSTELLEN 10 1. Haare kurzfristig umformen Seit Menschengedenken werden Haare zur Verschönerung in ihrer Form verändert. Schon bei den Ägyptern (ca. 4000–300 v. Chr.) wurden die Haare mithilfe erhitzter Tonwickel zu kleinen Hängelocken gedreht. In der griechischen Antike (1500–150 v. Chr.) fand das Calamistrum Verwendung, um Haare umzuformen. Ein Rohr und ein erhitzter Metallstab reichten aus, um Calamistrum mit Haarsträhne spiralförmige Locken zu erzielen. Eine Haarsträhne wurde um das Rohr gewickelt und der erhitzte Metallstab in das Rohr hineingeschoben. Dieser gab die Wärme an das Haar ab, das die Form des Rohres annahm. Im Hochmittelalter (900– 1250 n. Chr.) trugen die adligen Damen ihre offenen Haare in Locken. Dafür wurde ein Papillotiereisen aus Metall ge- Papillotiereisen mit Strähne nutzt, das stark erhitzt werden konnte. Die Haare wurden in einzelnen Strähnen schneckenförmig aufgedreht. Diese Strähnen wurden in Papier gepackt, das die Haare vor Verbrennungen schützen sollte. Mit dem Papillotiereisen wurde jede Strähne von beiden Seiten erwärmt. Im Barock (1600–1700 n. Chr.) war die Mode durch Lockenfrisuren geprägt. Die Haarmode des Frühbarocks zeigte sich durch kleine Locken, die eng am Kopf angeordnet waren. Im Spätbarock kamen die Schillerlocke mit Holzstab Korkenzieher- oder Schillerlocken in Mode. Die Haare wurden hierfür zunächst mit dem Papillotiereisen erwärmt und danach spiralförmig um ein Lockenholz gedreht. Der Stab wurde anschließend vorsichtig aus der Strähne herausgezogen. Diese Locke wird auch Stocklocke genannt. In der Gründerzeit (1870–1900 n. Chr.) wurden die Haare mittels Well- und Kreppeisen geformt und hochgesteckt. Mit dem Welleisen wurden wellblechartige Formen erzielt. Durch die Kreppschere entstand eine leichte Lockung und die Frisur erhielt gleichzeitig Stütze und Volumen. Kreppschere Marcel Grateau (1852– 1936) erfand 1872 die Brennschere, besser bekannt als Onduliereisen (frz. onde = Welle). Auch das Onduliereisen war aus Metall und musste vor der Anwendung erhitzt werden. Die hohle Seite der Schere umschloss den Stab mit den aufgewickelten Haaren. So entstanden lockige Formen am langen Kopfhaar der Damen und den Bärten der modebewussten Männer. Welleisen Onduliereisen Onduliereisen mit aufgewickelter Strähne Auch wellige Frisuren ließen sich mit dem Onduliereisen gestalten, indem die Haare darin eingeklemmt und in Wellenform gezogen wurden. Arbeit mit dem Onduliereisen und fertiggestellte Frisur Alle historischen Umformungsmöglichkeiten hatten den Nachteil, dass die Haare durch die hohe Hitzeeinwirkung stark geschädigt wurden. 1 • Haare kurzfristig umformen 1.1 Feinbau des Haares Der Friseur muss wissen, was während der Umformung im Inneren des Haares passiert. Dies ist die Voraussetzung für ein gelungenes Frisurenergebnis, ohne die Haare zu schädigen. Durch die Umformung ändert sich die Struktur der Faserschicht. Diese hat einen speziellen Aufbau. Peptidspirale Wird die gesamte Faserschicht genau betrachtet, sind verschiedene gebündelte Bereiche zu erkennen. Der Zwischenraum dieser faserartigen Bereiche ist mit dem Zellmembrankomplex ausgefüllt. Er dient als Kittsubstanz und hält die Faserstränge und somit das gesamte Haar zusammen. Cortexzelle/ Faserstrangbündel Protofibrille Mikrofibrille Makrofibrille Kittsubstanz Cortexzelle Schuppenschicht Markkanal Die gesamte Faserschicht besteht aus mehreren Faserstrangbündeln – den Cortexzellen. Eine Cortexzelle besteht aus mehreren Makrofibrillen (makro = groß; Fibrille = Faser). Eine Makrofibrille besteht aus mehreren Mikrofibrillen (mikro = klein). Feinbau des Haares Eine Mikrofibrille besteht aus mehreren Protofibrillen (proto = einzelne). Eine Protofibrille besteht aus mehreren Peptidspiralen. Aufbau der Faserschicht Rasterelektonenmikroskopische Aufnahme des Haarinneren 11 29 1. Die Faserschicht hat einen vielschichtigen Aufbau. a) Beschreiben Sie die Faserschicht. Beginnen Sie beim kleinsten Baustein. b) Aus welchen chemischen Grundelementen besteht die Peptidspirale? 2. Peptidspiralen werden durch Brückenbindungen stabilisiert. a) Nennen Sie die drei Brückenbindungen im Haar. b) Welche Aufgaben haben diese Brückenbindungen? 3. Beschreiben Sie den Vorgang der reversiblen Umformung mit Ihren eigenen Worten. 4. Nennen Sie die Inhaltsstoffe, die in fast allen Festigern enthalten sind, und deren jeweilige Aufgaben. 5. Sie möchten viel Volumen am Oberkopf erzielen. Mit welchen Techniken können Sie das erreichen und worin unterscheiden sich die Ergebnisse? 6. Sie sehen drei Frisuren, die mit Einlegetechniken erstellt werden. 1 2 3 Beschreiben Sie die Frisuren. Gestalten Sie hierfür eine Tabelle und berücksichtigen Sie die einzelnen Bereiche des Kopfes (Oberkopf, Seiten, Hinterkopf und Nackenbereich). Tragen Sie die jeweilig sichtbaren Frisurenelemente, die Kammführungslinien sowie die Volumenverteilung ein. Nennen Sie mögliche Einlegetechniken, die zum jeweiligen Frisurenergebnis führen. 7. Mit verschiedenen Einlegewinkeln kann das Volumen am Vorderkopf verändert werden. a) Nennen Sie die Einlegewinkel. b) Beschreiben Sie, welches Ergebnis durch den jeweiligen Einlegewinkel erreicht werden kann. 8. Erklären Sie, warum eine nicht dauerhafte Umformung im trockenen Haar möglich ist. 9. Ihre Kundin möchte auf Haarspray verzichten. Erklären Sie ihr, warum die aufwendig geföhnte Frisur nicht nur besser hält, sondern auch durch Haarspray geschützt wird. 10. Für das Erstellen einer neuen Frisur benötigt der Friseur 48 Minuten. Der Stundenlohn für den Gesellen beträgt 8,00 Euro. Wie hoch sind die Lohnkosten des Gesellen für diese Frisur? 3 • Arbeitsschritte einer Dauerwelle 3. Arbeitsschritte einer Dauerwelle Die einzelnen Arbeitsschritte einer Dauerwelle müssen sorgfältig und mit handwerklichem Geschick ausgeführt werden. Nur dann kann das Ergebnis der Umformung so werden, wie es zuvor geplant wurde. Die Arbeitsschritte bei der Dauerwelle müssen in der vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden. Wird ein Schritt ausgelassen oder in der Reihenfolge vertauscht, misslingt die Umformung. 1. Haare waschen 6. a) Dauerwellpräparat ausspülen 2. Haare aufwickeln b) Haare abtrocknen 3. Dauerwellpräparat auftragen 7. Fixierung auftragen 4. Einwirkzeit beachten 8. Haare nachbehandeln 5. Wellergebnis kontrollieren Bei der Haarwäsche werden Waschhandschuhe getragen. Bei Kontakt mit Chemikalien müssen immer Einmalhandschuhe getragen werden. 41 4 • Behandlungsplan erstellen Behandlungsplan Name: Beruf: Anschrift: Datum: Tel.: Kundenwunsch Dauerwelle zum: Luft trocknen Föhnen Einlegen Ziel der Umformung (kreuzen Sie an): leicht mittel stark Kopfhautzustand Rötungen offene Stellen Haarzustand keine chemische Vorbehandlung (naturbelassenes Haar) poröse Haarspitzen getönte Haare heller gefärbte-/blondierte Haare Strähnen Restdauerwelle gefärbte Haare (oxidativ) Haarstärke fein (unter 0,04 mm) mittel (0,05 mm – 0,07 mm) stark (über 0,07 mm) mittel lang oval bandförmig Haarlänge kurz Haarquerschnitt rund Wickelart klassische Dauerwellwickel Volumenwickel Loops/Schaumstoffwickel Sonstige Wickelstärke klein mittel groß Einzeichnen der Wickeltechnik Behandlung durchführen Schreiben Sie die verwendeten Produkte auf: Vorbehandlung zum Strukturausgleich Dauerwellpräparat Einwirkzeit mit Wärme: min. Einwirkzeit ohne Wärme: min. Fixierung Einwirkzeit: min. Nachbehandlung Einwirkzeit: min. 51 2 • Basiswissen der Farblehre 2.7.1 Warme Farbtypen 2.7.2 Kalte Farbtypen Frühlingstyp Sommertyp n n Hautfarbe: elfenbeinfarbiger, blasser bis gelbgoldiger Teint, oft goldbraune Sommersprossen n Augenfarbe: blau, grün, goldbraun n natürliche Haarfarbe: goldblond bis rotblond Frühlingstyp Geeignete Haarfarben Hautfarbe: blasser, rosig bis bläulicher Teint Augenfarbe: hellblau bis graublau, blaugrün n natürliche Haarfarbe: kühle aschige Blondtöne, heller als dunkelblond n Sommertyp Geeignete Haarfarben Dem Frühlingstyp stehen warme Töne im hellblonden, leicht goldenen oder kupferfarbenen Bereich. Der Sommertyp unterstreicht seine Ausstrahlung mit Haarfarben im aschigen Blondbereich. Herbsttyp Wintertyp n n Hautfarbe: gelbgoldener bis bronzefarbener Teint n Augenfarbe: braun, olivgrün n natürliche Haarfarbe: mittelblonde bis kastanienbraune Töne mit rötlichem Schimmer Herbsttyp Geeignete Haarfarben Dem Herbsttyp sollten warme, hell- bis dunkelbraune Haarfarben, z. B. Mahagoni und warme Rottöne empfohlen werden. Hautfarbe: heller bis dunkler Teint, bei Südländern auch olivfarben n Augenfarbe: dunkelbraun bis schwarz, eisblau n natürliche Haarfarbe: dunkelbraun bis schwarz Wintertyp Geeignete Haarfarben Diesem Typ stehen dunkle Haarfarben mit Blau- oder Violettnuancen, Platinblond und Schwarz sowie kalte, dunkle Rottöne. 67