Juli 2012 I Salzburger Nachrichten Dresscode Salzburger
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Juli 2012 I Salzburger Nachrichten Dresscode Salzburger
20 PUBLIKUM S A M ST A G, 21 . JU L I 2 012 Was zieht man bloß an zum „Jedermann“? Eine exakte Schleife muss sein. Dresscode. Lieber over- als underdressed? Die SN geben Festspiel-Überlebenstipps. MARIA MACKINGER SALZBURG (SN). Vor allem Frauen kennen das ja: Kaum flattert eine Einladung für eine Hochzeit oder ein Fest ins Haus, schon weicht die Vorfreude auf die Veranstaltung der Sorge über die unausweichliche Frage: Was ziehe ich da bloß an? Wie vermeide ich, ins Fettnäpfchen zu treten? Bei den Festspielen ist das nicht anders. Bei der Opernpremiere gilt genauso wie beim Konzert oder der „Jedermann“-Aufführung: Auffallen, ja bitte, aber bitte nicht mit einem unpassenden Kleid oder Anzug. Doch woher soll man denn überhaupt wissen, was passend ist und was nicht? „Früher gab es Richtlinien, die man von den Eltern oder Groß- „Mit der Tracht macht man meist nichts falsch.“ Elisabeth Motsch, Imageberaterin eltern überliefert bekommen hat“, sagt die Flachgauer Imageberaterin Elisabeth Motsch. „Da hieß es dann: Das macht man, das zieht man an und so weiter.“ Mit der 1968er-Generation sei dies plötzlich weggefallen, „die Orientierung fehlte. Im Grunde sind wir am entspanntesten, wenn wir der Masse entsprechen, nicht overoder underdressed sind. Wenn ich heute bei einer Hochzeit jemanden in Jeans sehe, ziehe ich beim nächsten Mal vielleicht auch Jeans an“. Wenn man sich aber immer mehr nach unten orientiere, dann gehe irgendwann das Feierliche verloren. Motsch sagt, sie habe sich den „Jedermann“ in Salzburg bisher drei Mal angesehen, „und da war im Publikum vom Smoking bis zu Jeans alles dabei“. Um alle Fragen nach dem richtigen Outfit zu beantworten, hat sie sich vor der diesjährigen „Jedermann“-Premiere Zeit genommen, mit den SN auf Shoppingtour zu gehen. Das junge Salzburger Paar Julia Spatt und Alex Bergo, das seine 15 Monate alten Zwillingsbuben Matteo und Fabio daheim gelassen hat, lässt sich von uns einkleiden. Der erste Weg führt uns nicht zufällig zum Trachtengeschäft Forstenlechner am Mozartplatz. „Mit einer eleganten Tracht kann man beim ,Jedermann‘ nämlich fast gar nichts falsch machen“, sagt Motsch. „Zur Premiere geht außerdem ein dunkler Anzug beim Herrn und ein Cocktailkleid für die Frau. Wenn es kühler wird, hilft ein Tuch oder ein Poncho – oder eine Decke, die man sich von daheim mitnimmt.“ Es dürfe jedoch nicht die alte Decke von der Ofenbank sein, sondern eine edlere mit einem dezenten Muster und einer feinen Oberfläche, erklärt die Stilexpertin. Strümpfe? „Niemals dunkle! Bei offenen Schuhen trägt frau aber gar keine Strümpfe.“ Etwas schwieriger wird die Sache, will man zur Opernpremiere. „Hier muss es unbedingt ein langes Abendkleid bei der Dame sein, kein Hosenanzug, die große Robe“, sagt Motsch streng und führt uns zu „Diva by Makole“ in der Sigmund-Haffner-Gasse. Das Kleid dürfe ruhig einen gewagten Ausschnitt haben, auch ein freier Rücken sei erlaubt. „Neben Highheels sind auch festliche Ballerinas Festspiel-tauglich. Die Handtasche stimmt man mit Kleid und Schuhen ab.“ Eine Clutch sei für die Dame von heute immer perfekt. Für Alex Bergo werden wir bei „Hugo Boss“ fündig. Ein Mann gehe schließlich im Smoking oder Dinnerjacket zur Oper, trage „unbedingt Fliege“ und langärmeliges Hemd. Die sportliche Uhr habe zur Abendrobe nichts verloren. Alles für den Herrn bei Hugo Boss. Motsch legt den Kummerbund an. Und jetzt ab zum „Jedermann“: Alex Bergo und Julia Spatt. Die Matinee schließlich als formeller Anlass am Tag verlange ein dezentes knieumspielendes Kostüm, das „kleine Schwarze“, oder einen Hosenanzug, der auch aus Seide sein könne, sagt Motsch. „Der Herr führt am Vormittag am besten seinen dunklen Anzug mit Krawatte aus, keine Leinen- oder Khakianzüge und schon gar Blazer-Jeans-Kombi.“ Die Flucht in die Tracht ist wiederum nur dann erlaubt, wenn es sich um die festliche Variante handelt. Einen Wunsch hat die Stilberaterin noch: „Die Mailänder Scala hat einen Aufruf für korrekte Kleidung erlassen – und druckt ihn auf die Rückseite der Eintrittskarten. Das wäre doch auch etwas für die Salzburger Festspiele – dann hätte die Ratlosigkeit ein Ende.“ Bilder (6): SN/KOLARIK In die Oper mit dem Abendkleid. Dos & Don’ts Was Elisabeth Motsch Festspielbesuchern rät ■ Auf keinen Fall trägt man bei den Festspielen Sportkleidung, Tageskleidung oder Kurzarmhemden, Shorts, sichtbare BHs, Jeans (auch nicht mit Blazer). ■ Ein Mann zieht sein Sakko nicht aus, auch wenn es noch so heiß ist – außer der Gastgeber erlaubt es. ■ Für Frauen gilt: kein Hosenanzug bei der Oper. ■ Wenn es kälter wird: Eine Decke leistet immer gute Dienste, allerdings sollte es eine etwas edlere mit einem dezenten Muster und einer feinen Oberfläche sein – nicht die hausbackene Decke von der Ofenbank. ■ In der Pause drängelt man sich nicht zum und am Buffet. ■ Das Handy muss während der Vorstellung ausgeschaltet sein. ■ Geräuschvoll im Programmheft zu blättern muss ebenso wenig sein wie sich während der Vorstellung mit dem Nachbarn zu unterhalten. ■ Beim Vorbeischlängeln an bereits sitzenden Besuchern zeigt man nicht seine Rückseite. ■ Auch Gehen will gelernt sein: Bei verheirateten Paaren geht die Frau an der rechten Seite ihres Mannes. VIPLOUNGE Die Außenorgel am Haus für Mozart ist eingeweiht Erzbischof Alois Kothgasser und Orgel-Mäzen Herbert Batliner. Bild: SN/SF/LIENBACHER Mit einem Festakt werde der „klingende Schlussstein“ in die Sanierung des Festspielbezirkes gesetzt, sagte Helga RablStadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, am Freitag in ihrer Rede im Toscanini-Hof. An die 300 Gäste waren gekommen, um nach der Weihe der Orgel durch Erzbischof Alois Kothgasser zum ersten Mal seit über 70 Jahren wieder Orgeltöne im Toscanini-Hof zu vernehmen. Am Abend beim künstlerischen Auftakt der Festspiele 2012, dem Haydn-Oratorium „Die Schöpfung“ nutzten Flughafendirektor Roland Hermann, der ehemalige Lufthansa-Vorstandvorsitzende Wolfgang Mayrhuber und sein Nachfolger Christoph Franz die kurze Regenpause, um trocken ins Festspielhaus zu gelangen. Auch Werkzeughersteller Reinhold Würth, seine Frau Carmen und Anita Hübner kamen. Christoph Franz, Roland Hermann und Wolfgang Mayrhuber. Carmen und Reinhold Würth zusammen mit Anita Hübner Bilder (2): SN/ANDREAS KOLARIK