Balg, Lunge und Qi Gong
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Balg, Lunge und Qi Gong
Balg, Lunge und Qi Gong Der Balg ist die Seele des Akkordeons TEXT: THILO PLAESSER; FOTOS: ARCHIV Der Balg ist die Seele des Akkordeons. Diesen Satz habe ich schon oft gelesen und selbst geschrieben. Durch den Balg wird das Akkordeon lebendig, es beginnt zu atmen. Dem Spieler bietet sich eine facettenreiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Zunächst einmal ist der Balg für die Tonerzeugung zuständig, denn er versorgt die Stimmzungen mit 54 Wind. Ich gebrauche diesen aus dem Orgelbau stammenden Ausdruck „Wind“ viel lieber als den Begriff Luft. Viel zu oft wird der Balg als „Luftpumpe“ gebraucht. Das Akkordeon klingt aber erst dann richtig interessant, wenn der Spieler die verschiedenen Möglichkeiten der Klanggestaltung durch den Balg beherrscht. Durch den Balg kann man die Ansprache der Töne beeinflussen, eine große dynamische akkordeon magazin #43 54_56_Balg.indd 54 26.03.2015 10:12:43 Bandbreite abdecken, Akzente setzen, durch Hand-, Fuß- oder Beinbewegungen ein Tremolo erzeugen. In moderner Musik wird gerne das Windgeräusch als Effekt verwendet als auch der Balg als Resonanzraum für Percussion genutzt. Der Balg hat viele Falten und deshalb entFALTEN sich viele Möglichkeiten bei seinem Gebrauch. Der Vergleich mit der menschlichen Lunge liegt auf der Hand. korrekte Haltung ist für das qualitativ gute Atmen wichtig. Wir wissen alle, dass man in einer „Fragezeichenhaltung“ schlecht atmen kann. Sitzen wir aufrecht, so können wir entspannt atmen. Ähnlich verhält es sich beim Akkordeonspiel. Die Haltung am Instrument entscheidet über ein qualitatives, klanglich gutes Spiel und darüber, ob wir uns beim Musizieren wohlfühlen. Die Lunge, der Atem: Der Mensch muss erst seine Lunge mit Luft füllen (hier hätte „Wind“ eine andere Bedeutung), bevor er mit der Ausatmung einen Ton erzeugen kann. Beim chromatischen Qi Gong: Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen, was Qi Gong ist oder nicht ist, denn das kann man nur durch die (tägliche) Praxis erfahren. Im Anschluss an meine Workshops „Das Akkordeon klingt erst richtig interessant, wenn Spieler die Klanggestaltung mit dem Balg beherrschen.“ Akkordeon ist es möglich, auf Zug und Druck einen Ton zu erzeugen. ZUG bedeutet Einatmung – DRUCK bedeutet Ausatmung. Das Akkordeon atmet also. Aber es atmet nicht von selbst wie wir. Bei uns stellt sich ein Atemreflex von selbst ein, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Wir müssen dem Instrument also im wahrsten Sinne des Wortes LEBEN ein-HAUCHEN. Erst durch unsere Spielweise kommt Leben in das Instrument. Bevor wir dies aber umsetzen können, sollten wir erst einmal unsere eigene Atmung besser verstehen lernen, auch wenn wir uns über das Ein- und Ausatmen keine Gedanken machen (müssen). Es gibt verschiedene Formen der Atmung: die Bauchatmung, die reverse Bauchatmung, die Brustatmung, die Intervallatmung sowie die Mundund Nasenatmung. Atmung „funktioniert“ nur durch Bewegung. Eine biete ich eine Einführung in das Qi Gong an. Atmung und Bewegungsabläufe sind beim Qi Gong oder Thai Chi untrennbar miteinander verbunden. Die geistige Haltung, mit der „praktiziert“ wird, ist ebenfalls elementar. Qi Gong kann man nicht durch Worte vermitteln, dennoch möchte ich Ihnen eine einfache, kurze „Akkordeon-Qi-Gong“-Übung offerieren: Atmen Sie bei geöffnetem Mund durch die Nase ein, während Sie den Balg öffnen (auf Zug). Dies perfekt spielbar mit allen gebräuchlichen HOHNER können Sie tun, während Sie den Luftknopf geöffnet halten. Atmen Sie durch den Mund aus, während Sie den Balg schließen (auf Druck). Alter Göbricher Weg 51 Atmen Sie nicht willentlich ein, 75177 Pforzheim sondern warten Sie, bis sich der Tel. 0 72 31/10 6744 Atemreflex von selbst einstellt. Fax: 0 72 31/10 52 65 Wiederholen Sie dies so lange, bis die Balgbewegungen und Ihre AtOder senden Sie uns eine Email an: mung synchron erfolgen. Zu Beginn [email protected] versuchen Sie wahrscheinlich, die Atmung der Balgbewegung anzupassen. Versuchen Sie aber den um- www.akkord.de akkordeon magazin #43 54_56_Balg.indd 55 55 26.03.2015 10:12:48 Genau in diesem Moment atmen Sie wieder ein, denn wir können ja auf Zug – also der Einatmung – keinen (brauchbaren) Ton bilden. Der Zeitpunkt für den Richtungswechsel hängt in erster Linie von der musikalischen Logik ab, kann aber durch die Atmung beeinflusst werden. Wie die menschliche Lunge dehnt sich auch der Balg bei der „Einatmung“ aus, er entfaltet sich. Bringen Sie sich mit Ihrem Instrument in EIN-klang, in einem einheitlichen Atemrhythmus. Machen Sie sich diese Übung zu eigen und beginnen Sie Ihr (tägliches) Akkordeonspiel auf diese Weise. Alle meine Entchen: Ja, es ist peinlich, dass mir kein anderes Lied einfällt, das wohl alle von Ihnen kennen. Ein Sänger kann das Lied ohne Probleme „auf einem Atem singen“. Das ist aber nicht unbedingt sinnvoll. (Einatmung) Alle meine Entchen schwimmen auf dem See, (Einatmung) schwimmen auf dem See, (Einatmung) Köpfchen in das Wasser, (Einatmung) Schwänzchen in die Höh’. (bitte weiter atmen...) Das ist eine eher „asthmatische“ Version. gekehrten Weg. Die Balgbewegung sollte sich Ihrem Atemrhythmus anpassen. Führen Sie erst kurze Balgbewegungen aus. Dann steigern Sie die Bewegung, bis Sie IHREN Rhythmus gefunden haben. Wenn Sie dies verinnerlicht haben, können Sie versuchen, kurze Phrasen oder Melodien zu singen. Beginnen Sie auf Zug. Wenn eine Phrase endet, wechseln Sie die Balgrichtung auf Druck. Jetzt inklusive neue Registrationen: ! Stubenmusik ! Gitarren - von Hawaii bis Shadows ! Orgel: typisch Hammond… ! Sakralorgel: von Air bis Tocatta ! Musette: Vive la France! ! Sowie die bewährten Oberkrainer Sets und MP3 Rhythmen ! 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Deshalb erübrigt sich eigentlich die Frage, ob es eine verbindliche Balgtechnik gibt. Natürlich gibt es „Lehrbuchmeinungen“. Auch im Sport werden klassische Bewegungsformen gelehrt. Schaut man sich dann allerdings die Sportler an, findet man von all dem kaum etwas wieder. Jeder hat seinen eigenen Bewegungsstil, der oftmals sogar seltsam aussieht. Es ist aber nicht verkehrt, wenn sich der eigene Stil auf der Grundlage dieser „Lehrbuchmeinungen“ heraus entwickelt. Schließlich muss man irgendwo anfangen. Tipp: Machen Sie sich die Balgbewegungen Ihres Spiels bewusst. Experimentieren Sie, verändern Sie, schauen und hören Sie bewusst hin, wenn Sie ihre Stücke spielen. Singen Sie die gespielten Melodien, Themen und Phrasen. Nehmen Sie sich in Bild und Ton auf, dann haben Sie die beste Möglichkeit, Ihr Spiel zu kontrollieren. 26.03.2015 10:12:52