Ich hätte gern mehr Biss.
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Ich hätte gern mehr Biss.
terminal IMPRESSUM T om Buhrow, geboren am 29. September 1958 in Siegburg, studierte Geschichte und Politologie in Bonn und arbeitete parallel für verschiedene Regionalzeitungen. Nach dem Examen 1984 und einem Sprachaufenthalt im französischen Vichy volontierte er beim WDR in Köln und arbeitete als Reporter, Moderator und Chef vom Dienst für die TV-Regionalsendung „Aktuelle Stunde“. 1992 wechselte er in die „Tagesschau“-Redaktion. 1994 ging er für die ARD nach Washington, 2000 nach Paris und zum 1. Juli 2002 wieder zurück nach Washington, als Leiter des ARD-Studios. Wollten Sie schon immer Journalist werden? Seit dem Abitur. Ihre Vorbilder im Journalismus? Außer Fritz Pleitgen und Ulrich Wickert? Edward R. Murrow (nahm es in den 50er-Jahren mit dem berüchtigten Senator Joseph R. McCarthy auf), Peter Jennings (verstorbener Moderator der Nachrichten von ABC), Ted Koppel (ABC). Wann ist ein Journalist ein guter Journalist? Lässt sich nicht verallgemeinern. Manche kommen mit starkem Drang, etwas zu bewirken und werden gute investigative Journalisten. Andere sind einfach neugierig. Manche sind Experten, andere Generalisten. Wichtig ist das Handwerk. Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern? Die alten Verbreitungswege (Rundfunk/ Zeitung) werden durch das Internet ergänzt. Das heißt: Ungeheure Flut an Bildern, Tönen, Informationen. Schnelligkeit wird noch mehr ein Faktor. Können Sie einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen? Den Extra-Link „Ethik für Rundfunkjournalisten“ auf www.rtnda.org. Wie wichtig ist Klatsch? Durch das Internet kommt Klatsch nun auch ungefiltert in die Öffentlichkeit. Der „Drudge Report“ hat daraus ein Prinzip gemacht. Man kann das beklagen, aber so wurden schon Storys öffentlich wie Clintons Affäre mit Monika Lewinski. Wo hat der journalistische Nachwuchs besonders gute Chancen? Bei Lokalzeitungen und Internetprojekten. Haben es Frauen im Journalismus schwerer? Die öffentlich rechtlichen Anstalten bemühen sich, Frauen gezielt zu fördern, aber es sind insgesamt in unserem Beruf sicher TOM BUHROW leitet das ARD-Studio in Washington. noch etliche Erschwernisse für Frauen abzubauen. Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen? Ich kann Informationen schnell aufnehmen und verständlich wiedergeben. Dafür bin ich kein Experte auf einem bestimmten Sachgebiet. Ich bin ziemlich unvoreingenommen und unbefangen. Aber ich hätte gerne mehr Biss. Ihre Lieblings-Internetadressen? tagesschau.de; spiegel.de; bobdylan.com. Welches Buch lesen Sie gerade? Doris Kearns Goodwin: „Team of Rivals The political Genius of Abraham Lincoln”. Ihr bisher größter Erfolg? Weiß nicht recht. Ihr größter Flop? So peinlich, dass ich mich nicht daran erinnern möchte. Ihre Lieblingszeitung? z. Zt. „Washington Post“. Ihre Lieblingssendung? in den USA: Unterhaltung: „Commander in Chief“; Information: „Nightline“ in Deutschland: Unterhaltung: „Tatort“; Information: „Tagesschau“ / „Tagesthemen“. Sind Sie Mitglied einer Partei? Parteilos. Ohne was kommt ein Journalist nicht aus? Neugier / Zeitungen / Geduld. Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden? Er war in Ordnung. ■ DU hast eine eigene Meinung und keine Lust, dich zu schminken? Herzlichen Glückwunsch zu zwei großartigen Schlüsselqualifikationen.“ Stopp, Hilfe, nicht schimpfen. Das waren nicht wir. Das haben die Kampagnenmacher von „Du bist Deutschland“ getextet, zum Motiv „Du bist Alice Schwarzer“. Danach solle, wer auch mal Alice Schwarzer sein will, folgenden Ratschlag beherzigen: „Schon mal probiert deine Gedanken zu Papier zu bringen und sie an eine Zeitschriftenredaktion zu schicken? Nein? Genau genommen hast Du nur zwei Möglichkeiten: Entweder, mitanzusehen, wie alles genauso läuft, wie du es nicht willst. Oder etwas zu ändern und deine Meinung an jedem Kiosk nachlesen zu können – falls du sie mal vergessen haben solltest. Du bist Deutschland.“ Klingt wie aus dem wahren Leben. Da freuen sich nämlich die meisten Redaktionen riesig über unverlangte Einsendungen von Schreibern, die sich gerne mal gedruckt sehen würden. Allerdings gerne auch bezahlt würden für ihre Texte. Aber von Letzterem ist, wohlweislich, auch gar nicht die Rede in jener Anzeige „Du bist Alice Schwarzer“ (die ihre „Emma“ ja auch nicht wegen des schnöden Mammons gegründet hat) . Also, Schluss mit der Miesepeterei. Stattdessen wollen wir freudig die Gelegenheit nutzen, uns dem Appell anzuschließen: Wir freuen uns über Zuschriften, Ideen, Meinungen (nur, äh, ein paar mehr Schlüsselqualifikationen als eine ungeschminkte eigene Meinung wären schon sehr willkommen). Für unverlangte Einsendungen können wir zwar keine Haftung übernehmen, für die prompte Erledigung Ihrer Abobestellung (gerne auch per eMail an [email protected]) aber sehr wohl. PS: Bei aller Wertschätzung für die hochmotivierende Ansprache per „DU“: Wir bleiben lieber beim Sie. Das mindert keineswegs unsere Liebe zu unserer hochgeschätzten Leserschar. Aber eine schwäbische Oberschwester hat uns einmal die Frage, warum sie stets sowohl mit dem Chefarzt als auch ihren Lernschwestern per SIE bleibt, so erklärt: „Vom Du bis zum Arschlöchle ist es nicht weit.“ ami Foto: WDR / R. Visser „Ich hätte gern mehr Biss.“ medium magazin Unabhängige Zeitschrift für Journalisten 20. Jg., Nr. 11/2005 Gegründet von Sebastian Turner Chefredakteurin Annette Milz (V.i.S.d.P., Frankfurt/Main) Redaktion Katy Walther, Alexander Hüsing, Ulrike Langer, Eva-Maria Schnurr, Andreas Spaeth Autoren Barbara Bierach, Dorothee Bölke, Christoph-Maria Fröhder, Oliver Gehrs, Birgit Heitfeld, Bernd Stößel, Alexander von Streit, Michael Bechtel, Kristina Kern, Norbert Küpper, Annette Leßmöllmann, Christian Meier, Thomas Mrazek, Rolf-Herbert Peters, Peter Welchering, Stefan Winterbauer, Hans-Joachim Schlüter, Inka Schmehling, Christoph Schultheis, Mario Sixtus, Simone Spohr, Prof. Stephan Ruß-Mohl, Jochen Wegner Redaktion Im Uhrig 31, 60433 Frankfurt/Main Telefon 069 / 952 979 44, Fax 069 / 952 979 45 eMail: [email protected] www.mediummagazin.de Verlag Johann Oberauer GmbH Postanschrift: Postfach 11 52, 83381 Freilassing Zentrale: Fliederweg 4, A-5301 Salzburg-Eugendorf Telefon 0043 / 6225 / 2700-00, Fax –11 eMail: vertrieb@ mediummagazin.de Marketing Karl-Heinz Hölbling, Tel. 0043 / 6225 / 2700-30 Margareta Uliarte, Tel. 0043 / 6225 / 2700-60 Maria Stabauer, Tel. 0043 / 6225 / 2700-23 Stellenanzeigen und Anzeigenverwaltung Ingrid Laireiter, Tel. 0043 / 6225 / 2700-31 Produktion Michael Neff, Heidemarie Wanner, Britta Wienroither Abo- und Vertriebshotline Telefon 0043 / 6225 / 2700-41, Fax –44 eMail: [email protected] Druck Druckerei Roser, Salzburg Tel. 00 43/662/66 17 37, Fax -29 74 | medium magazin 11/2005 74_terminal.indd 74 03.11.2005 19:48:30 Uhr