Übungen Thema II - Universität Hamburg
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Übungen Thema II - Universität Hamburg
Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Seminar zur Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre Wintersemester 1999/2000 Zuständiger Mitarbeiter: Dipl.-Kfm. Dirk Niedereichholz Generalthema: Ausgewählte Fragen der Fremdfinanzierung Thema II: Ermittlung der Bonität von Kreditnehmern Gliederung A. Einführung I. II. B. C. Analyseziel: Wie hoch muß der vereinbarte Kreditzins mindestens sein? Grundbegriffe 1. Ausfallrisiko, Bonität, Rating und Mindestbruttorisikoprämie 2. Bonitätsrisiko 3. Kredit 4. Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit Verfahren der Kreditwürdigkeitsanalyse I. Bankexterne Kreditwürdigkeitsanalyse 1. Ursprung und Entwicklung des Rating 2. Ermittlung eines Rating II. Bankinterne Kreditwürdigkeitsanalyse 1. Traditionelle Kreditwürdigkeitsprüfung 2. Interne Ratingverfahren 3. Quantitativ-statistische Kreditwürdigkeitsanalyse a) Überblick b) Multivariate Regressionsanalyse c) Multivariate Diskriminanzanalyse d) Expertensysteme e) Künstliche Neuronale Netze Was wird mit der Kreditwürdigkeitsanalyse erreicht? Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg -2- Seminar WiSe 1999/2000 Thema II Übungen A. Einführung 1. 2. a) Welches Ziel streben die Kreditinstitute bei der Kreditvergabe an? Welche Rendite müssen Kreditportfolios mindestens erbringen? b) Was versteht man unter einem perfekt diversifizierten Kreditportfolio? c) Warum handelt es sich beim Erwartungswert der Portfoliorendite, E (rp), um eine Nettorendite? d) Wie hoch muß im Durchschnitt die Rendite eines einzelnen Kredits mindestens sein? Begründen Sie Ihre Antwort. a) Wie ermittelt man die folgende Formel zur Berechnung der zu vereinbarenden Rendite: m rA = pA r 3. A r f − ∑ rkA p kA k =1 pA = Ausfallwahrscheinlichkeit = (negative) Ausfallrendite pA = Wahrscheinlichkeit für störungsfreien Verlauf rA = zu vereinbarende Rendite b) Stellen Sie bitte unter Verwendung der Gleichung aus Aufgabe 2. a) die Formel für die Ermittlung des Mindestbruttorisikoprämiensatzes (MBRPS) auf. c) Begründen Sie ausführlich, unter welchen Voraussetzungen die Mindestbruttorisikoprämie auskömmlich ist. d) Warum wird der Erwartungswert der Rendite eines Einzelkredits meistens dem Zins auf risikofreie Anlagen entsprechen? a) Bei einem Kredit über GE 100 mit gesamtfälliger Zins- und Tilgungszahlung kann entweder störungsfreier Verlauf oder Totalausfall eintreten. Die Totalausfallwahrscheinlichkeit beträgt 4 %, der Zinssatz für risikofreie Anlagen 8 %. Bestimmen Sie für diesen Kredit die Mindestbruttorisikoprämie und die Standardabweichung der Rendite des Kredits. b) Gehen Sie davon aus, daß Sie antelle des Einzelkredits vier andere Kredite zu je GE 25 vergeben können, die ebenfalls eine Totalausfallwahrscheinlichkeit von 4 % aufweisen. Der vereinbarte Zinssatz für alle fünf Kredite betrage 15 %. Die Wahrscheinlichkeiten für störungsfreie Bedienung sind voneinander unabhängig. Berechnen Sie die verschiedenen Erfolgsmöglichkeiten und deren Wahrscheinlichkeiten. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg 4. 5. -3- Seminar WiSe 1999/2000 Thema II a) Welches Ziel wird mit der Bonitätsermittlung aus theoretischer Sicht verfolgt, wenn die in Aufgabe 2. c) genannten Voraussetzungen erfüllt sind? b) Wie verändert sich das Ziel, wenn die in Aufgabe 2. c) genannten Voraussetzungen nicht erfüllt sind? a) Definieren Sie bitte kurz die folgenden Begriffe: - Ausfallrisiko und Bonität - Bonitätsrisiko - Rating - Kredit - Mindestbruttorisikoprämie b) B. Nehmen Sie bitte kritisch zu der von Ihnen gewählten Definition von Kredit Stellung. Verfahren der Kreditwürdigkeitsanalyse 1. 2. a) Geben Sie einen kurzen Überblick über die historische Entwicklung der bankexternen Kreditwürdigkeitsanalyse. b) Worum handelt es sich bei der Einstufung durch eine Ratingagentur? Welche Aussagen trifft die Einstufungsstelle über die Emission oder den Emittenten? Als was ist ein Rating nicht zu verstehen? c) Erläutern Sie den Begriff „relative Bonität“ und verdeutlichen Sie vor diesem Hintergrund die Zielsetzung des Rating. d) Erläutern Sie die Herkunft und die Bedeutung der Begriffe investment grade und speculative grade. e) Auf welche Einflußfaktoren wird bei den Definitionen der Ratingklassen eingegangen? Welche Implikationen haben diese Faktoren für Anlageentscheidungen unter Portfoliogesichtspunkten? f) „Das Rating ist kein Verfahren, das eine Segmentierung von Ausfallrisiken erlaubt.“ Nehmen Sie zu dieser Aussage Stellung. g) Welcher Kritik müssen sich die Ratingagenturen immer wieder stellen? Wird damit die Funktion der Ratings tatsächlich in Frage gestellt? a) Skizzieren Sie das beim Rating verwendete Top-down-Verfahren und benennen Sie die Risiken, um die es auf den einzelnen Analysestufen geht. b) In welche Bereiche läßt sich die Analyse des Unternehmensrisikos aufspalten? Wie werden die Informationen jeweils beurteilt? Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg 3. 4. 5. 6. -4- Seminar WiSe 1999/2000 Thema II c) Welche Unternehmensverhältnisse sind für die Einstufung von besonderer Bedeutung? d) Stellen Sie den Ablauf eines erstmaligen Ratings grafisch dar. e) Welche Aktionen der Ratingagenturen können Auswirkungen auf die Kurse der Finanztitel haben? f) Wer trägt in der Regel die Kosten für ein Rating? a) In welche drei Teilaspekte läßt sich die traditionelle Kreditwürdigkeitsprüfung unterteilen? Erläutern Sie, welche Informationen dabei berücksichtigt werden und wie sie in der Regel beurteilt werden? b) Nehmen Sie kritisch zur Qualität und Effizienz der traditionellen Bonitätsanalyse Stellung. a) Was ist unter bankinternen Ratingverfahren zu verstehen und welche Ziele werden mit ihrer Implementierung verbunden? b) Was beschreibt der Begriff „Rating-Lücke“? Gehen Sie bitte in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von externen und internen Ratings für die Eigenkapitalanforderungen an Kreditinstitute ein? c) Skizzieren Sie beispielhaft ein Credit-Scoring-System. Unterscheiden Sie dabei zwischen Kreditnehmer- und Engagementbeurteilung. a) Wie lassen sich quantitativ-statistische Verfahren der Kreditwürdigkeitsanalyse klassifizieren? Erläutern Sie kurz die einzelnen Verfahren. b) Nennen Sie Vor- und Nachteile der quantitativ-statistischen Verfahren und nehmen Sie zu ihrer Anwendbarkeit Stellung. c) Welche Schritte sind erforderlich, um zu einer Regressionsfunktion zu gelangen, mit der Kreditentscheidungen getroffen werden können? Stellen Sie den Aufbau einer Regressionsfunktion beispielhaft dar und erläutern Sie deren Bestandteile. a) Wie lassen sich die Verfahren der multivariaten Diskriminanzanalyse klassifizieren? b) Welches Ziel verfolgt die multivariate-lineare Diskriminanzanalyse, wenn man davon ausgeht, daß die verwendeten Kennzahlen bereits eine gewisse Trennschärfe aufweisen? c) Stellen Sie das Grundprinzip der bivariaten-linearen Diskriminanzanalyse grafisch dar und erläutern Sie die einzelnen Schritte. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg d) Seminar WiSe 1999/2000 Thema II -5- Was versteht man unter dem „Fehler 1. Art“ und was unter dem „Fehler 2. Art“? Welches geschäftspolitische Problem stellt sich bei der Festlegung des kritischen Diskriminanzwerts? 7. Skizzieren Sie kurz den Aufbau eines datenverarbeitungsgestützten Expertensystems zur Kreditwürdigkeitsanalyse und nennen Sie Vor- und Nachteile dieses Verfahrens. 8. Beschreiben Sie kurz den schematischen Aufbau und die Zielsetzung von Künstlichen Neuronalen Netzen (KNN). Wie erlangt ein KNN seine Fähigkeit zur Trennung von solventen und insolvenzgefährdeten Unternehmen? Wo liegen die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens? 9. Welches Verfahren verwendet die Bundesbank, um Entscheidungen über die Hereinnahme von Wechseln und Kreditforderungen rationell und intersubjektiv nachvollziehbar zu treffen? 10. Sie sollen bei der Toto Bank das Credit Scoring einführen. Bei einer Untersuchung haben Sie sich für die folgende Diskriminanzfunktion entschieden: Z = 2X1 + 4X2 + 8X3 + 2X4 Dabei ergab sich folgender Zusammenhang zwischen der Totalausfallwahrscheinlichkeit p A eines Kredits und den bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ermittelten Scoring-Punkten Z: p A = Z/2500 Für drei Kredite liegen folgende Daten vor: Merkmal X1 X2 X3 X4 Volumen Kredit 1 3 3 2 10 60.000 Kredit 2 5 10 11 8 60.000 Kredit 3 7 10 4 7 60.000 Der Zinssatz auf risikofreie Anlagen beträgt 5 % p.a. Aus Wettbewerbsgründen soll die Verzinsung jedes Kredits so niedrig wie möglich, aber dennoch auskömmlich sein. Aus Marketing-Gesichtspunkten hat der Vorstand beschlossen, keine zweistelligen Kreditzinssätze zu vereinbaren. Ermitteln Sie die vereinbarten Bruttozinseinnahmen der Toto Bank in DM p.a.. C. Was wird mit der Kreditwürdigkeitsanalyse erreicht? 1. Beurteilen Sie die behandelten Analyseverfahren. Welche Ziele werden damit erreicht und welche nicht? Welche Probleme lassen sich identifizieren? 2. Bei Ratings handelt es sich immerhin um Einstufungen, deren Abfolge mit der Höhe der Mindestbruttorisikoprämiensätze hochkorreliert ist. Welche Prognosen können die Mitarbeiter der Einstufungsstellen demnach abgeben? Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg -6- Seminar WiSe 1999/2000 Thema II Literatur Büschgen, Hans E.; Everling, Oliver [1996] Handbuch Rating. Wiesbaden 1996. [ZB-Signatur 22/738] Deutsche Bundesbank [1999]† Zur Bonitätsbeurteilung von Wirtschaftsunternehmen durch die Deutsche Bundesbank. In: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, 51. Jg. (1999), Heft 1, S. 51-63. Deutsche Bundesbank [1999] Zur Unternehmensfinanzierung in Deutschland und Frankreich: Eine vergleichende Analyse. In: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, 51. Jg. (1999), Heft 10, S. 29-46. Dittmar, Thomas; Hilbert, Andreas [1998]† Bonitätsprüfung mit Hilfe Künstlicher Neuronaler Netze. In: Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (ZBB), 10. Jg. (1998), Heft 5, S. 343-352. [ZB-Signatur 11/1380] Feidicker, Markus [1992]‡† Kreditwürdigkeitsprüfung - Entwicklung eines Bonitätsindikators. Düsseldorf 1992. S. 133-158 und S. 184-197. [ZB-Signatur 9/36945] Hagenmüller, Karl-Friedrich [1976]‡ª ª Kreditwürdigkeitsprüfung. In: Handwörterbuch der Finanzwirtschaft, Hrsg. Hans E. Büschgen, Stuttgart 1976, Sp. 1224-1234. [ZB-Signatur: 2:6/77] Heinke, Volker G. [1998] Bonitätsrisiko und Credit Rating festverzinslicher Wertpapiere - Eine empirische Untersuchung am Euromarkt. Bad Soden 1998. [ZB-Signatur 22/1153] Hessol, Gail I. [1987]† Financial Management und Credit Ratings. In: Financial Management Collection, Vol. 2 (1987), Heft 2, S. 1, 4 und 12. Hüls, Dagmar [1995] Früherkennung insolvenzgefährdeter Unternehmen. Düsseldorf 1995. [ZB-Signatur 9/42607] Jerschensky, Andreas [1998] Messung des Bonitätsrisikos von Unternehmen. Düsseldorf 1998. [ZB-Signatur 9/48181] Krümmel, Hans-Jacob [1976]ª ª Finanzierungsrisiken und Kreditspielraum. In: Handwörterbuch der Finanzwirtschaft, Hrsg. Hans E. Büschgen, Stuttgart 1976, Sp. 492-503. [ZB-Signatur: 2:6/77] Meister, Edgar [1999]† Der neue Baseler Akkord: Änderungen der Eigenkapitalregeln für Kreditinstitute. Vortrag von Edgar Meister, Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, auf der Vorstands-Jahrestagung an der Ostdeutschen Sparkassenakademie, Potsdam, am 30. September 1999. In: Auszüge aus Presseartikeln, Deutsche Bundesbank (Hrsg.), o. Jg. (1999), Nr. 65/1. Oktober 1999, S. 7-10. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg -7- Seminar WiSe 1999/2000 Thema II Müller-Schwerin, Eberhard; Strack, Heinz [1977] Mathematisch-Statistische Verfahren zur Formalisierung des Kreditentscheidungsprozesses. In: Kredit und Kapital, 10. Jg. (1977), Heft 3, S. 291-305. [ZB-Signatur: 11/306] Pfeifer, Axel [1998] Früherkennung von Unternehmensinsolvenzen auf Basis handelsrechtlicher Jahresabschlüsse. Frankfurt am Main 1998. [ZB-Signatur 9/47628] Randow, Philipp von [1995] Rating und Regulierung. In: Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (ZBB), 7. Jg. (1995), Heft 2, S. 140-156. [ZB-Signatur 11/1380] Randow, Philipp von [1996] Rating und Wettbewerb. In: Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (ZBB), 8. Jg. (1996), Heft 2, S. 85-97. [ZB-Signatur 11/1380] Schmidt, Hartmut [1988]‡ª ª Einzelkredit und Kreditportefeuille. In: Bankpolitik, finanzielle Unternehmensführung und die Theorie der Finanzmärkte, Festschrift für Hans-Jacob Krümmel, Hrsg. Bernd Rudolph und Jochen Wilhelm, Berlin 1988, S. 245-259. [ZB-Signatur 22/113] Schmoll, Anton [1983]‡ Theorie und Praxis der Kreditprüfung unter besonderer Berücksichtigung der Klein- und Mittelbetriebe. In: Österreichisches Bankarchiv, 31. Jg. (1983), Heft 3, S. 87-106, (Teil I), Heft 5, S. 165-191 (Teil II) und Heft 6, S. 212-232 (Teil III). [ZB-Signatur 11/52] Schmoll, Anton [1994]‡ Kreditüberwachung: Systematische Erfassung von Frühwarnsystemen. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 47. Jg. (1994), Heft 16, S. 782-785. [ZB-Signatur 11/593] Joy, Peter [1999]† European agencies – how do they rate?. In: euro, o. Jg. (1999), September 1999, abgedruckt in: Auszüge aus Presseartikeln, Deutsche Bundesbank (Hrsg.), o. Jg. (1999), Nr. 61/15. September 1999, S. 9-10. Weber, Martin; Krahnen, Jan Peter; Voßmann, Frank [1999]ª ª Risikomessung im Kreditgeschäft: Eine empirische Analyse bankinterner Ratingverfahren. In: Rechnungswesen und Kapitalmarkt: Beiträge anläßlich eines Symposiums zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Walther Busse von Colbe, Hrsg. des Sonderh. Günther Gebhardt und Bernhard Pellens, Düsseldorf 1999, Zfbf Sonderheft 41, S. 117-142. [ZB-Signatur 11/589] † ‡ ª Literatur wird ausgelegt Examensrelevante Grundlagenliteratur des Instituts Bereits ausgelegte Grundlagenliteratur für das Seminar