Na bitte!
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Na bitte!
AKTUELL Na bitte! IuK-Konjunktur-Optimisten sehen sich bestätigt Die Spannung, die vor der weltgrößten Computermesse über der gesamten Branche der Informationstechnologie und Telekommunikation lag, ist mit allgemeinem Aufatmen gewichen. Selbst wenn Hewlett-Packard-Chefin Carleton Fiorina oder PC-Direktvermarkter Michael Dell demnächst auch im europäischen IuK-Branchenwein reichlich Wasser voraussehen: Rekord-Aussteller- und Besucherzahlen hätten zu einer guten Stimmung und zu ausgezeichneten Fachgesprächen geführt, was ein ebenso erfolgreiches Nachmessegeschäft erwarten lasse, so der BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien). Die zu Jahresbeginn noch etwas unsichere Situation der Nachfrageentwicklung sei durch die CeBIT ganz klar stabilisiert worden. Die 8.106 Aussteller (Vorjahr: 7.891) berichteten überwiegend von erfolgreichen Geschäftsanbahnungen oder Abschlüssen; mit rund 830.000 Besuchern (Vorjahr: 782.010) wurde eine neue Höchstmarke erreicht. Fazit: Die Branche boomt weiterhin wie keine andere. 14 Netzbetreiber und Diensteanbieter nutzen immer häufiger die CeBIT, um ihr Portfolio zu präsentieren und ihre Ziele zu verkünden. Die Viag Interkom GmbH & Co hatte zum 1. März ihr Festnetzgeschäft der neu gegründeten BT Ignite GmbH & Co übertragen. Womit man der Konzernstruktur von British Telecommunica- auf diesem Weg ist t-info, eine eigenständige Tochterfirma von T-Online. Als Auskunfts- und Informationsportal wird t-info von Beginn an rund 40 Mio. Einträge aus den Bereichen Essen & Trinken, Heim & Garten, Geld & Recht, Reise & Verkehr, Brockhaus & Co sowie weitere Inhalte und Suchfunktionen bieten. Mobile Kommunikation – ganz gleich ob über das Mobilfunknetz, über Wireless LAN oder den neuesten Hype Bluetooth – bestimmte zur diesjährigen CeBIT das Messegeschehen (Foto: Deutsche Messe AG) tions plc gefolgt sei. Durch seine länderübergreifende Organisation habe BT Ignite, so Werner Fraas, einer der Geschäftsführer, unschlagbare Vorteile. Zudem sei es das erste Unternehmen am Markt, das mit seinen Produkten und Dienstleistungen „wirklich die gesamte Wertschöpfungskette“ abdecken könne – „das kann sonst kein anderes Unternehmen in dieser Branche.“ Auf der CeBIT wurde angekündigt, einen neuen IP-Service für Geschäftskunden auf Basis des MPLS-Standards anzubieten (Multiprotocol Label Switching), womit Dienstklassen im IP-Netz so zuverlässig und sicher wie klassische ATModer Frame-Relay-Verbindungen sein sollen (www.btignite.de). Bei der Deutschen Telekom versucht man, die Tochter T-Online für den Wettbewerb fit zu machen: weg vom reinen Inernet-Zugangsgeschäft, hin zu Content-Angeboten. Ein Schritt Daneben soll in einer Kooperation mit dem ZDF mit heute.t-online.de ein neues Angebot entwickelt werden. Start des Dienstes, der zum „führenden Nachrichtenportal in Deutschland“ werden soll, ist die Internationale Funkausstellung im August dieses Jahres (www.telekom.de). Software mieten statt kaufen Bei dem relativ neuen Trend des Application Service Providing (ASP) versuchen die Netzbetreiber und Diensteanbieter kräftig mitzumischen. Talkline etwa führte zur CeBIT unter dem Namen talkpro Managed Security Services ein umfassendes Sicherheitsmanagement als ASP-Lösung ein. Somit können Unternehmen ihr gesamtes Sicherheitsmanagement komplett outsourcen und erhalten damit professionelle IT-Sicherheitslösungen. Die Talkline GmbH bietet neben ei- NET 4/01 Na bitte! nem Internet-Zugang ihre SecurityProdukte sowie Consultingleistungen aus einer Hand (www.talkline.de). Die Arcor AG präsentierte sich erstmals als Anbieter von Anwendungsprogrammen auf Mietbasis. Hier zielt man auf die Geschäftsfelder Standard-Office-Software, Groupware und Dokumentenarchivierung im Netz, für die wachsende Nachfrage großer Unternehmen erwartet wird. Gemeinsam mit Partnern wie der Andate GmbH bietet Arcor zunächst zwei Groupware-Lösungen sowie ein MS-Office-2000-Paket an – der notwendige schnelle Internetzugang ist natürlich ebenfalls im Angebot (www.arcor.net). Die Deutsche Telekom hat ihr ASPAngebot in das neue Produkt Online Office integriert. Deren erste Hauptkomponente, Communication, stellt im wesentlichen einen Web-Organizer dar, mit dem sich Kommunikationsaufgaben von beliebigen Standorten aus erledigen lassen. Die Komponente Application (ASPON) wiederum bietet zur Arbeit über das Internet zunächst Standardsoftware wie MS Word, Excel usw. (www.office-im-netz.de bzw. www.aspon.t-mart.de). Die Tenovis GmbH, bis vor einem Jahr noch als Bosch/Telenorma bekannt, kündigte als ASP-Lösung das Kommunikationstool Live WebContact an. Als Hosted Service integriert das Tool auf Kunden-Webseiten einen WebContact-Button, nach dessen Anklicken der Surfer mittels Voice over IP direkt in ein Call Center verbunden wird (www.tenovis.com). Für ISPs und ASPs hat Telia International Carrier den Registry-in-a-boxService entwickelt. Er bietet das Outsourcen von Verwaltungsaufgaben bei der Internet-Registrierung, so daß Provider ihre Bearbeitungskosten senken können. Ein weiteres Angebot ist Telias IP-VPN-Lösung, womit ihnen zeitraubende Verhandlungen mit verschiedenen Lieferanten erspart bleiben (www.telia.de). Mit dem neuen Service Nexgo Video on Demand will der Onlinedienst der Arcor-Gruppe eine Videothek im Web etablieren. Für ausreichenden Abspielkomfort sollen Arcors DSL-Anschlüsse sorgen (www.nexgo.de). NET 4/01 Neben dem Kommunikationstool Live WebContact, das von Tenovis als Hosted Service angeboten wird, soll es ab Mitte des Jahres als ASP-Lösungen auch Messaging-Dienste geben (Foto: Tenovis) Diskussionsthema Netzzugang Von den Netzbetreibern wird die CeBIT gern genutzt, sich mit aktuellen Zahlen der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen. Harald Stöber, Vorstandsvorsitzender der Arcor AG, gab zum Ausbau der ISDN-Anschlüsse bekannt, daß man bis Ende 2000 etwa 70 Ortsnetze und im ersten Quartal dieses Jahres 30 weitere angeschlossen habe. Rund 80.000 Kunden seien inzwischen komplett zu Arcor gewechselt, bis Ende des Jahres sollen weitere 150.000 dazukommen. Man setze dafür neben dem Ausbau aus eigener Kraft auch weiterhin auf zielgerichtete Zukäufe und Beteiligungen an Unternehmen. Auf aktuelle Veröffentlichungen in der Wirtschaftspresse eingehend, wies Stöber im übrigen Spekulationen zurück, daß die Bahn Arcor „zerschlagen“ möchte (www.arcor.net). Der Personal Internet Assistant PIA sorgt bei dem Onlinedienst Nexgo von Arcor für den Versand von E-Mails, SMS oder Fax – ohne Zusatzkosten. Mit PIA als Kommunikationsmanager haben die Surfer „das Internet mit nur sieben Tasten im Griff“ (Foto: Arcor) Seit der „Offensive der Deutschen Telekom für die leistungsfähige, breitbandige Internetnutzung“ auf der Basis von T-DSL ist das Unternehmen auch in der Kritik: weil man der offenbar unerwartet hohen Nachfrage nicht mit Anschlüssen in angemessener Frist gerecht werden kann. Verschleiernd ist dabei die Sprachregelung der Telekom, wenn sie von – Stand zur CeBIT – rund 850.000 „vermarkteten Anschlüssen“ oder von „Kunden“ spricht, obwohl nur knapp die Hälfte angeschlossen wurde und der „Rest“ schlicht Aufträge mit langer Wartezeit sind. Als wesentlichen Grund für die Anschlußverzögerungen nannte das Unternehmen Lieferprobleme bei den Hardwareherstellern. Hier soll jetzt Alcatel als weiterer Lieferant Entlastung bringen durch Bereitstellen „von mehreren 100.000 DSL-Anschlüssen“ mit der Alcatel 7300 als Plattform. Bei der Vertragsunterzeichnung auf der Messe meinte Telekom-Vorstand Gerd Tenzer: „Mit der Beauftragung von Alcatel können wir unser Ziel von rund 2,6 Mio. T-DSL-Kunden bis zum Jahresende erreichen.“ Womit allerdings noch nichts über die Zahl der Nutzer gesagt ist – siehe oben. Aber jetzt: die Daten aus der Steckdose Bereits zur letzten CeBIT war es eines der vieldiskutierten Themen: Die Nutzung des Stromnetzes für die Datenübertragung. Es gab Ankündigungen, Pilotprojekte und einen Powerline-Gemeinschaftsstand. Danach wurde es ruhiger; diese CeBIT sollte den Big Bang liefern. Für Verwirrung sorgte dann der „Rückzug“ von Siemens, einem der Powerline-Protagonisten, kurz vor der Messe. Gegenüber der NET relativierte Harald Hassenmüller, Pressesprecher von Siemens ICN, allerdings den öffentlichen Eindruck. So habe man die Entwicklung der Powerline Communication (PLC) nicht gänzlich eingestellt, sondern – nicht aus technischen, sondern aus rein wirtschaftlichen Erwägungen heraus – lediglich eingefroren. Man setze derzeit im Zugangsnetzbereich lieber auf „wachstumsträchtigere Pferde.“ Im übrigen 15 Na bitte! seien von der Entscheidung die Telematikdienste für Stromversorger auf der Mittelspannungsebene und die Indoor-Lösungen für das „intelligente Heim“ nicht betroffen. Etwas im Regen stand nach der Siemens-Entscheidung jedoch zunächst der baden-württembergische Stromversorger EnBW, der mit Siemens als Technik-Partner im Sommer einen großangelegten Feldversuch starten wollte – nachdem man 1999 bereits den Partner Nortel verloren hatte. Nun kann sich die Ascom Powerline AG über einen weiteren Auftraggeber freuen. Ascoms Adapter/Modem für die Powerline Communication (Foto: Ascom) Für Ascom war PLC vor drei Jahren noch ein Projekt von vielen, heute sieht man sich auf dem Sprung, mit der eigenständigen Ascom Powerline Communications AG die Marktführerschaft in diesem Bereich zu übernehmen. Nach Erfahrungen aus über 15 weltweiten Feldversuchen glaubt man, die Technologie nun bis zur Marktreife entwickelt zu haben und stellte erste Produkte vor. So einen PLC-Adapter für den Always-on-Zugang; in A5-Größe, ca. 500 g schwer, Stromverbrauch ca. 15 W und ausgestattet mit USB- und Ethernet-Schnittstellen (www.ascom.com). Die spezielle Übertragungstechnik für 230-Volt-Netze entwickelte Ascom u.a. mit dem Energieversorger RWE, der auf der CeBIT ankündigte, nun16 mehr mit seiner RWE Powerline GmbH zum Netzbetreiber zu werden. RWE wagt damit als erstes Unternehmen den „echten“ Start in den Markt. Wenngleich erst ab 1. Juli und erst in Mühlheim und Essen, später sollen Berlin, Bonn/Köln und andere Ballungsgebiete folgen. Zunächst gibt es als Produkte RWE PowerNet und RWE eHomeServices, für die man bis Jahresende rund 20.000 Kunden gewinnen will (www.rwe-powerline.de). Auf den ersten Blick sind RWE zahlreiche Mitbewerber auf den Fersen, die sich zum Teil auf dem Powerline-Center-Gemeinschaftsstand präsentierten, auf den zweiten Blick offenbaren sich aber doch Unterschiede. Bei EnBW etwa geht es zunächst nur um ein weiteres Pilotprojekt, bei der Mannheimer MVV Energie AG um ein regionales Angebot. Derzeit testen 200 Nutzer die Powerline-Technik, bis Ende des Jahres will man rund 3000 Kunden in Mannheims Stadtteilen Niederfeld und Lindenhof anschließen. Doch erst 2003 soll ganz Mannheim für Powerline erschlossen sein. Allerdings versucht MVV, über die mit dem israelischen Technologielieferanten [email protected] Ltd. eigens gegründete Tochter Power PLUS Communications AG (PPC) auch andere Energieversorger als Kunden für Powerline zu begeistern. Ob diese – und deren Kunden – tatsächlich wie vorausgesagt in Scharen auf den Zug aufspringen, wird die nächste CeBIT zeigen (www.mvv.de bzw. www.ppc-ag.de). Der Blauzahn beißt Mit Startschwierigkeiten hatte bisher auch eine weitere – auf der letzten CeBIT favorisierte – Kommunikationstechnik zu kämpfen: Bluetooth, der für den drahtlosen Kurzstrecken-Datenaustausch entworfene Funkstandard. Wobei je nach Leistungskategorie 10, aber auch 100 m überbrückt werden können. Schon nach der letzten CeBIT hatte man wie bei Powerline einen Boom erwartet, der jedoch bisher ausblieb. In diesem Jahr nun gab es neben zahlreichen Ankündigungen von Produkten bereits etliche in natura zu sehen. Vom Modul für Drucker, das die Daten über ein Mo- BLIP erkennt automatisch Bluetooth-Besitzer im Funkbereich und kann sie gezielt mit Informationen versorgen (Foto: Ericsson) dul von Digitalkameras empfängt (Canon) bis zu Headsets verschiedener Hersteller. Die Modelle von Ericsson, Philips oder GN Netcom bieten jedoch nicht nur beim Schreiben per Spracherkennung am PC dank der höheren Beweglichkeit mehr Komfort. Als weitere wichtige Anwendung wird die Kopplung von Headset und Handy als Freisprecheinrichtung ohne Kabelsalat im Auto angesehen. Das für den „gewöhnlichen“ PC-Nutzer Faszinierende an Bluetooth ist, daß sich periphere Geräte auch ohne PC verständigen können, womit die Bedienfreundlichkeit zunehmen dürfte. Einige Hersteller – wie Red-M oder der Siemens-Bereich ICN – präsentierten auch Bluetooth-Access-Server, die Lokationen wie Abfertigungshallen von Flughäfen managen können, so daß der Anwender über Handy oder PDA mit aktuellen Informationen versorgt werden kann. Siemens hatte als Beispiel mittels seiner Lösung blu21 mehrere Messehallen über ein BluetoothAccess-Netz verbunden. Das Cordless Internet Radio H100 ist das erste Gerät für den Musikempfang über Bluetooth aus dem Internet. Erhältlich wird es aber erst gegen Jahresende sein (Foto: Ericsson) NET 4/01 Na bitte! Ericsson führte diesen Gedanken noch weiter und kündigte mit Bluetooth Local Infotainment Point (BLIP) einen Access Point an, der das Internet quasi auf die Straße bringen kann. So könnte das Gerät, an oder in Werbeflächen plaziert, künftig weitergehende standortbezogene Informationen auf das Bluetooth-Handy übermitteln (www.ericsson.se). Sprache über DSL Voice over Digital Subscriber Line (VoDSL) nimmt bei Herstellern und Providern an Bedeutung zu und auf der CeBIT immer breiteren Raum ein. Alcatel kündigte an, mit dem DSLSubscriber-Access-Multiplexer Alcatel 7300 ASAM das erste integrierte Sprach-Gateway für VoDSL auf den Markt zu bringen. Womit erstmals zum Datentransport über DSL auch Sprache übertragen werden könne. Für Diensteanbieter bedeute dies, mit der bestehenden Kupfer-Infrastruktur zusätzliche Einnahmequellen erschließen zu können (www.alcatel.de). Von der ECI Telecom GmbH wurde unter anderem eine End-to-endVoDSL-Lösung für SME (Small and Medium Enterprises) und den SOHOMarkt angekündigt, die alle Elemente enthalten soll, um den Teilnehmern die gewohnten Sprach- und Datendienste zu bieten. BraVoDSL unterstützt nach Herstellerangaben als erstes System sowohl MehrdiensteBreitbandnetze (MBN – Multiservice Broadband Networks) als auch die Breitbandzugangs-Emulationsdienste (BLES – Broadband Loop Emulation Service). Somit sei ein nahtloser Übergang auf moderne MBN-Netze möglich (www.ecitele.com). Zhone Technologies ist ein Anbieter kompletter Lösungen für Carrier und Provider, die Sprach-, Video- und Contentdienste vermarkten wollen. Zu Demonstrationszwecken wurde ISDNTelefonie auf einer xDSL-Verbindung in Carrierqualität gezeigt, die auf SHDSL und VoDSL basierte. Dazu gehörte auch eine Direktverbindung zum Pavillon des Kooperationspartners Ericsson. Für kleinere Unternehmen und Firmen mit Zweigniederlassungen stellte Zho- NET 4/01 ne die Komplettlösung Z-Edge 64 für Local-Loop-Netze vor. Es ist laut Zhone das erste gemanagte BreitbandIAD (Integrated Access Device), das sich per Plug and Play installieren läßt. Mit dem System können natürlich auch Service Provider ihre Telefonund Internetdienste zusammenfassen. Als erstes Voice Gateway, das von Zhone auf europäische Anforderungen zugeschnitten wurde, kündigte man daneben Sechtor 100A an; es soll das erste kompakte Universal Voice Gateway sein, das V5.2- und GR303-Voice-over-Packet-Dienste zur Unterstützung sowohl europäischer als auch nordamerikanischer Vermittlungsstellen bietet (www.zhone.com). Mit der Link-Access-Serie LA-140 ATM IAD stellte RAD neue VoDSL-fähige integrierte Zugangsgeräte vor (Foto: RAD) RAD Data Communications entwickelt, produziert und vertreibt eine breite Palette von Lösungen für Carrier, Provider und Unternehmen; unter anderem für die Migration auf 3G-Mobilfunknetze. Erstmals zeigte es seine Lösungen für DSL-Sprachübertragungen, so die Link-Access-Serie für leistungsfähige Multiline-Telefondienste und Hochgeschwindigkeits-Internetzugang (www.rad.com). Generationenkonflikt Natürlich wurde die CeBIT von Infrastrukturlieferanten und 3G-Netzbetreibern in spe eifrig genutzt, um auf die überragenden Optionen von UMTS zu verweisen. Inzwischen dürften die Treiber – ob MobilCom, D2 Vodafone oder Siemens – aber fürchten, zu Getriebenen zu werden. So hört man zuweilen hinter vorgehaltener Hand, das Karussell jetzt etwas niedertouriger fahren zu wollen. Die Angst wächst, den mit dem UMTS-Hype verbundenen Erwartungen nach dem Dienststart nicht entsprechen zu können. Dennoch wollte kaum einer darauf verzichten, seine Visionen – und vielleicht auch schon erste Produkte – der kommenden, strahlenden Multimedia-Mobilkommunikation vorzustellen. Mehr als ein Jahr vor dem geplanten UMTS-Start stellte also MobilCom „die faszinierenden Möglichkeiten der dritten Mobilfunkgeneration“ vor: von Location Based Informations über Mobile Shopping und Payment, Bild- und Videoübertragung bis zu mobilem Entertainment (www.mobilcom.de). Ähnliches bei D2 Vodafone – von D2-Video bis zu D2-Games: „Ein bunter Blumenstrauß von Angeboten“, wie es Jürgen von Kuczkowski, Vorsitzender der Geschäftsführung, formulierte (www.d2vodafone.de). Bei Siemens ging es zwar auch um „die Zukunft des Mobilfunks schon heute“, allerdings auch um handfeste Produkte. So wurde neben UMTS-Anwendungen die in Kooperation mit NEC entwickelte @vantage-Produktfamilie von UMTS-Basisstationen präsentiert (www.icn.siemens.de). Ich seh´ dich! Als einer der Vorzüge von WAP-Handys wurden am Aufenthaltsort des Besitzers orientierte Angebote gepriesen. Allerdings mußte dieser bisher zunächst mühsam seine Position eingeben, um davon profitieren zu können. Mit den neuen Location Based Services (LBS) wird das nun anders: Sofern der Anwender dies wünscht, sprich durch Aktivierung sein Einverständnis kundgetan hat, wird seine jeweils aktuelle Position bestimmt und dementsprechend ein Angebot nahegelegener Restaurants, Hotels, Tankstellen, Bankautomaten oder Verkehrsinformationen zusammengestellt. Viag Interkom gab bekannt, „als erster Anbieter“ ab der CeBIT den MKompass genannten Dienst ohne Zusatzkosten einzuführen und sich damit „erneut eine Alleinstellung“ zu verschaffen (www.viaginterkom.de). Dabei wurde wohl übersehen, daß D2 Vodafone „im Oktober letzten Jahres als erster deutscher Mobilfunknetzbetreiber“ im WAP-Portal bereits LBS eingerichtet hatte, die nun erweitert wurden (www.d2vodafone.de). 17 Na bitte! Mobil in die Zukunft Die „klare Vision“ der T-Mobile International AG formulierte Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke so: „Wir wollen unseren Kunden zu jeder Zeit, an jedem Ort rund um den Globus die für ihn wirklich relevanten mobilen Services anbieten.“ Und dem dazu notwendigen globalen Unternehmensverbund mit der Übernahme der USMobilfunkanbieter VoiceStream und Powertel einen entscheidenden Baustein hinzufügen. Im Vorfeld der CeBIT hatte Ricke angekündigt, für die globalen Herausforderungen neue Vorstandspositionen zu schaffen und mit internationalen Top-Managern zu besetzen. VoiceStream-Vorstandsvorsitzender John Stanton gab sich in einer Pressekonferenz-Videoeinspielung ebenfalls optimistisch mit Verweis auf die GSMVorrangstellung und das überdurchschnittlich schnelle Wachstum seines Konzerns in den USA. Balanceakt Den Mobilfunkanbietern bereiten ihre Kunden, trotz bzw. wegen ihrer stark gestiegenen Zahl, zunehmend Sorgen: „Jetzt kommt die Zeit, den Kundenzuwachs in eine ausgewogene Relation zu den hohen Akquisitionskosten zu bringen. Denn neu hinzugewonnene Kunden telefonieren deutlich weniger als frühere Kundengenerationen“, formulierte es D2-Chef Jürgen von Kuczkowski. Im Klartext: Man werde die Handy-Subventionen in zwei Schritten im Frühjahr und Herbst abbauen. Auch T-Mobil-Chef Ricke sieht die Herausforderung in der Erhöhung der Profitabilität, z.B. durch „Anpassung“ der überhöhten Provisionen an die zu erwartenden Neukunden-Umsätze; also: „Runter mit den Subventionen.“ E-Plus-Chef Uwe Bergheim nennt als Ziel, die „Balance zwischen Wachstum und Profitabilität“ herzustellen, wobei ihm insbesondere die PrepaidAngebote ein Dorn im Auge sind. Fazit: In Sachen Handy-Subventionierung dürfte die CeBIT eine Weichenstellung dokumentiert haben – und vermutlich einen Ansturm auf die letzten Billig-Angebote auslösen. 18 Nokias neues Multifunktions-Talent 6310 kann WAP-Daten via GSM, HSCSD oder GPRS transportieren, hat Bluetooth und SyncML integriert, erweiterte Uhr- und Zeitfunktionen – und läßt sich natürlich auch als Telefon verwenden (Foto: Nokia) Phänomen i-Mode Die in Japan bereits überaus erfolgreiche Alternative zu WAP kommt jetzt auch nach Deutschland. Wer sich am Stand von NTT DoCoMo umschaute, konnte sich auch ein Bild von der Vielfalt großer Farbdisplays machen, die – nach Meinung zahlreicher Marktbeobachter – ein wichtiges Element des Erfolgs von i-Mode ausmachen. Die niederländische KPN Mobile will nun nach Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit NTT DoCoMo über ihre Tochter E-Plus den Erfolg auf Deutschland übertragen. Man habe sich einen „ambitionierten Zeitplan“ auferlegt und sei zuversichtlich, „vor der nächsten CeBIT“ erste neue Services vorstellen zu können, hieß es. Schnelles Zugpferd GPRS Ob nun WAP oder i-Mode – als akzeptabel schnelles Transportverfahren der Inhalte muß bis zum Angebot von UMTS zunächst GPRS herhalten. Und, will man die Nutzungsakzeptanz erhöhen, preiswert werden. Bei D2 Vodafone ist der neue D2GPRS-Tarif für monatlich 19,95 DM zu haben; inclusive 1 Mbyte Datenvolumen. Jede weitere 10 Kbyte kosten 19 Pf. Bei T-Mobil gibt es ab sofort den neuen Tarif GPRS pro zu den exakt gleichen Konditionen. Beim neuen „Vielnutzer-Tarif“ GPRS Giga werden pro Mbyte 4,80 DM berechnet; der Aufpreis auf den Grundpreis beträgt 29,90 DM plus jeweils MwSt. GPRS wird nach Meinung der Netzbetreiber die Möglichkeiten für das mobile Büro entscheidend verbessern. So können Mitarbeiter mit dem Laptop oder PDA in Verbindung mit dem GPRS-Handy vor allem auf Informationen aus dem Intranet und Firmen-Datenbanken zugreifen. Dank Always-on ist auch nicht die bisher lästige Einwahl vonnöten. Viag Interkom bietet hierfür mit GPRS IP-VPN eine Lösung für ein Virtual Private Network (VPN) an. Mit Software auf Notebook und Firmenrechner sowie IPSec-Tunneling läßt sich eine sichere Datenübertragung über das IP-Backbone von Viag Interkom realisieren. T-Mobil kündigte, ebenfalls unter der Bezeichnung GPRS IP-VPN, ein Angebot in Kooperation mit der Telekom an, mit deren FrameLink-Plus-Dienst das T-Mobil-Netz verbunden wird. Auch diese Lösung ist für Geschäftskunden mit dem Wunsch nach dem mobilen Büro gedacht. Geräte braucht das Land! Damit die schöne neue GPRS-Welt wahr werden kann, nachdem die ersten Netze bereits online sind, bedarf es nun noch eines attraktiven Endgeräte-Angebotes. Motorola stellte bereits auf der CeBIT 2000 mit dem Timeport 260 „das erste und bislang einzige frei verkäufliche GPRS-Handy mit Tri-Band-Technologie und WAPFähigkeit“ vor, das mittlerweile an 50 Netzbetreiber geliefert wurde. Mit ihm kann der Anwender zwischen Datenmodus und Telefonanrufen umschalten und das Gerät auch als Modem für den Internetzugang nutzen; mittels TrueSync-Software lassen sich die Daten zwischen Handy und PC oder PDA austauschen. Zur diesjährigen CeBIT präsentierte Motorola nun mit dem Timeport 280 und vier weiteren Geräten die sog. zweite GPRSHandy-Generation. Auch andere Hersteller glänzten mit Produktankündigungen, und es bleibt zu hoffen, daß ein hohes Produktionsvolumen zu akzeptablen Preisen führen wird. Frank Backasch, Hans Weiß NET 4/01