Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft

Transcrição

Ein Jahrhundert Zermatter Gastfreundschaft
HOTEL ALPENBLICK
ZERMATT
Ein Jahrhundert
Zermatter Gastfreundschaft
felder charming hotels edition
HEIDY PANNATIER-JULEN
HOTEL ALPENBLICK
ZERMATT
Ein Jahrhundert
Zermatter Gastfreundschaft
Herausgeber, Verleger, Vertrieb: Familie Pannatier-Schaller, Hotel Alpenblick,
CH-3920 Zermatt, Tel.: 0041-(0)27-966 26-00, Fax: ...-05
© der Konzeption: FELDER IMAGES
Grafische Gestaltung: FELDER TOURISMUSWERBUNG, Eva-Maria Ammann
© der Texte: Hubert Weiler-Auer, A-6410 Telfs
Neue Werbeaufnahmen ab Seite 42: Felder Images, Manfred Felder
Druck: Alpina Druck, Innsbruck
ISBN 3-9501677-1-4
© Alle Rechte vorbehalten, Zermatt 2003
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Heidy Pannatier-Julen
ÄRA PANNATIER-JULEN
Seite 4
ÄRA JULEN HERDER
Die Anfänge des Fremdenverkehrs
Pension Des Alpes wird gebaut
Wie eine Villa an der Riviera
Typische Wohnverhältinsse
Die einfache Kost der Bergbewohner
Jagd & Wilderei: Murmeltiere am Speiseplan
Die Zermatter Vorratsspeicher
Eisberge wachsen hinter dem Haus
Fische bei Laveggi
Die alte Zermatter Familie Julen
Die Villa „Zen Stecken“
Einziges Urlaubsziel: Bergsteigen & Sommerfrische
Beruf Bergführer: Ganze Familien an einem dünnen Seil
Vom Des Alpes zum Alpenblick
Haustiere waren lebensnotwendig
Mehrsprachigkeit im Tourismus: schon damals wichtig
Gasthof Alpenblick mit gutbürgerlicher Küche
Beste Früchte direkt aus der Natur
Alpenblick Gong über Zermatt
Die Welt entdeckt Zermatt und das Matterhorn
25 Betten, Warmwasser am Gang
Portier: Mit dem Handwagen zum Bahnhof
Herd stand unter Dauerfeuer
Hausangestellte leisten Schwerarbeit
Hausangestellte am 4000er
Gäste besonderer Art: Die „Crampini“
Eine dubiose Geschichte: Der Crampi aus Amerika
Heidy: Mit 11 Jahren am ersten 4000er
Der Fasnachtsball im Alpenblick
Kriegsjahre nah der Grenze
Adelrich Julen im Einsatz des Militärs
Der Gehlift nach Sunegga
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Einschneidende Erlebnisse
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Die Ehe von Heidy Julen mit Daniel Pannatier
Seite
27
Schweizer Schmuggler gab es nicht
Seite
28
Alpenblick Sommer wie Winter
Seite
28
Die Söhne Pannatier
Seite
28
Hotelier, Skilehrer, Bergrettung
Seite
28
Die Märchenbuch-Winter der 50er Jahre
Seite
29
Im Pferdeschlitten durch Zermatt
Seite
30
Ab 1960 Zimmer mit Bad und Telefon
Seite
30
18 Angestellte in vollem Einsatz
Seite
30
Komfort und Sonderwünsche gegen Aufpreis
Seite
31
Versorgung der Hotels einmal anders
Seite
31
Die Hobby-Weinbauern Pannatier
Seite
31
Tourismusort unter Quarantäne
Seite
32
100 Jahre Erstbesteigung Matterhorn
Seite
32
Einblick in das Leben der Bergpioniere
Seite
33
1965. Matterhorn-Nordwand. Im Winter und allein.
Seite 33 – 35
Kapellenfest: Dank für Errettung
Seite
36
Das Alpenblick rückt ins Dorf
Seite
36
Alpenblick erhält weitestgehend heutige Struktur
Seite
36
Die 3. Generation: Familie Pannatier-Schaller
Seite
37
Nachwort von Pierre-André Pannatier
Seite
39
Alpenblick: Hotel mit Spitzenküche
Seite
41
Zahlreiche Stammgäste aus aller Welt
Seite
41
Fotoimpressionen
Seite 42 – 73
Rezepte: Gratinierte Himbeeren
Seite
52
Walliser Gerstensuppe
Seite
53
Kalbsschnitzel „Walliser Art“
Seite
54
Hörnli „Zermatter Art“
Seite
55
Seite
75
Quellenverzeichnis
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Lieber Leser!
Mit diesem Buch möchte ich dir einen Einblick in
das Leben von Zermatt geben, wie ich es in den
letzten 75 Jahren erlebt habe.
Es ist zugleich auch ein Rückblick auf mein Lebenswerk – das Hotel Alpenblick.
Das Leben und die Arbeit hier in
den Bergen waren nicht immer
einfach, jedoch der Kontakt zu
den vielen internationalen Gästen hat mir sehr viel Freude
bereitet. Ich erinnere mich dankbar an die vielen langjährigen
und treuen Mitarbeiter, die
durch ihren Einsatz auch dazu
beigetragen haben, das Hotel
Alpenblick aufzubauen, wie es
heute dasteht.
Wappen der Familie
Wappen der Familie
Pannatier
Julen
Auch in schweren Zeiten haben uns die Gäste
durch ihre Treue geholfen zu dem, was wir heute
geschaffen haben. Besondere Freude habe ich,
dass die nächste Generation mit meinem Sohn
Pierre-André und seiner Familie den Hotelbetrieb
erfolgreich weiterführt.
Zermatt im Mai 2003
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Pension Des Alpes
wird gebaut
Adelrich mit Gästen
Gipfel jenseits der 4000 Höhenmeter wollten, kamen
zu Besuch. Die ersten Touristen waren durchwegs
Engländer. Sie übernachteten im Pfarrhaus. Dort
standen zwei bis drei Betten für Bergtouristen bereit.
Der Pfarrer war es,
der die Einheimischen ob der immer zahlreicher kommenden Fremden beruhigte, denn die Zermatter waren das nicht
gewohnt. Vom Beruf waren die ersten Gäste hauptsächlich Geologen, Botaniker, Schriftsteller ...
Die meisten der grossen Hotels wurden in den
Jahren zwischen 1880 und 1900 errichtet. Die
Gornergratbahn wurde erbaut und fuhr erstmals
im Jahr 1898 hinauf in die Einstiegsregion der
höchsten Schweizer Gipfel. Die Visp-ZermattBahn wurde wenige Jahre später fertig gestellt.
Die Hoffnung auf vielfache Gäste war begründet.
Als der Genfer Benedikt de Saussure 1792 in Begleitung des Führers Coutet aus Chamonix das Kleine
Matterhorn (3883 m) bestieg, war das der Beginn
des Bergtourismus. Berichte und Publikationen
über die prächtigen
noch unbestiegenen Gipfel schürten das Interesse in ganz Europa.
Um 1850 wurden die meisten der umliegenden
4000er zum ersten Mal bestiegen. Erst 1865 wurde
das Matterhorn erstmals bezwungen. Die Expedition
nahm ein tragisches Ende. Die Nachricht von der Besteigung und dem tragischen Unglück ging um die
ganze Welt. Das internationale Interesse am Nikolaital mit dem hoch gelegenen Ort Zermatt vor der imposanten Kulisse herausragender Viertausender war
geweckt. Langsam kam etwas Fremdenverkehr in
den Ort. Gäste, die ausschliesslich auf die gewaltigen
Die Anfänge des Fremdenverkehrs
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Im Winter wurde das Material mit dem Schlitten
zur Bauparzelle transportiert, um im Jahr darauf
mit dem Bau beginnen zu können.
Die Entwicklung zum Tourismusort hatte in
Zermatt begonnen. 1903 errichtete Emil Lauber
am Ortsende und direkt am Weg in die Berge die
Pension Des Alpes. Das Gebäude mit Gästebetten
für 12 Personen war in massiver Steinbauweise
ausgeführt. Es gab bereits
ein Badezimmer, was aussergewöhnlich war. Das
Warmwasser wurde in
einem mit Gas beheizten
Boiler aufbereitet. Im Winter erarbeitete sich Emil
Lauber – der mehrere
Fremdsprachen fliessend
sprach – in einem grossen
Hotel in Ägypten einen
zusätzlichen Verdienst.
Einkünfte aus dem Tourismus waren für einige
Zermatter Familien zur
zentralen Erwerbsquelle
geworden.
Die
1903 neu errichtete Pension Des Alpes
unterschied sich ganz wesentlich von den meisten Gebäuden. Die älteren Zermatter
Bauernhäuser waren durchwegs nur im unteren
und hinteren Teil massiv
befestigt. Die darüber liegenden Stockwerke waren
aus Holz.
Ab
etwa 1890 und in
engem Zusammenhang
mit touristischer Entfaltung schossen in ganz
Europa Pensionen und
kleinere Hotels in identischem Baustil aus dem
Boden. Kleine Hotels an
der Mittelmeerküste sahen
gleich aus wie Villen am
Stadtrand oder eben wie
die Pension Des Alpes im
hoch gelegenen Zermatt.
Wie eine
Villa an der
Riviera
Das alpine Element an
Gebäuden brachte seit
alters her das Baumaterial Holz zum Ausdruck.
Die Steinbauweise der Pension Des Alpes war extrem zeit- und energieaufwändig. Dafür stand das
Baumaterial kostenlos zur Verfügung. Der Bach
lieferte die wichtigsten Baumaterialien. Während
des Jahres holte man geeignete Steine und Sand
aus dem Bach. Beides wurde auf grossen Haufen
zusammengetragen.
D
och bis in die 20er
Jahre war es in Zermatt üblich geworden, Häuser
aus massivem Stein zu errichten. Diese Häuser
trugen das Charakteristikum der steinernen
Fassaden ganz bewusst. Noch heute werden die
letzten dieser Gebäude vielfach als störender
Einfluss empfunden.
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E
A
twa zwei Drittel des Jahres waren die Zermatter
unter sich. Der Winter wurde erst in den späten
40er und frühen 50er Jahren als Urlaubszeit
entdeckt. Gäste waren nur im Hochsommer da.
Und so unterschied sich auch
das Essen im Dorfalltag von
jenem, das den Gästen als gutbürgerliche Küche aufgetischt
wurde. Auf den mageren Äckern
von Zermatt wuchsen Kartoffeln, Rüben, Kraut und Getreide.
uch Nachbarn kamen oft zum „Abusitz“,
d. h. sie kamen auf ein gemütliches Gespräch
oder zum Geschichtenerzählen am warmen Ofen
zusammen.
Die Kinder armer Leute wuchsen durchwegs mit Ziegenmilch auf.
Den Zermatter Bauern ging es
etwas besser. Sie hatten im
Schnitt vier bis fünf Kühe.
Mehr Futter für mehr Tiere liessen die mageren Äcker, Felder
und Wiesen nicht zu.
Die
einfache Kost
der
Bergbewohner
H
Gemütliches Beisammensein: Adelrich Julen mit Frau und Gästen in der Gaststube
Typische Wohnverhältnisse im abgeschiedenen Zermatt
Frau Heidy Pannatier berichtet über die damaligen Wohnverhältnisse typischer Zermatter Familien: Die alten Zermatter Häuser waren aus
Lärchenholz errichtet. Oft bauten zwei bis drei
Geschwister gemeinsam ein Haus, wobei jede
Familie ein eigenes Stockwerk bewohnte. Die
Gebäude waren breit und rechteckig.
Das Treppenhaus war oft hinten oder gar aussen.
Die nach vorne zur Sonne ausgerichteten
Wohnräume waren aus Holz. Hinten im stark
ummauerten Bereich lag die geräumige Küche.
Fast ein Drittel des gesamten Hauses drinnen
machte die Mauer aus. Innen war eine grosse
Stube, da schliefen die Eltern in einem grossen
Bett. Dazu gab es zwei Kammern für die Kinder.
Eine war warm, die andere meist als Abstellraum
in Verwendung. Nur wenn viele Kinder waren,
dann schlief ein Teil dort. Die Betten damals
waren sehr hochbeinig. Unter dem Doppelbett
der Eltern war ein Rollbett, wo die jüngsten
Kinder ihren Platz hatten. Meist die zwei
Jüngsten. Das Bett wurde auch das Drahbett
geheissen. Drahbett deshalb, da man das kleine
Bett herausdrehen, herausrollen konnte.
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auptnahrungsmittel war die Kartoffel. Kartoffeln hatte man den gesamten Winter über genug
auf Lager. Daneben hat sich das Zermatter
Roggenbrot bis heute als Spezialität erhalten. Bis
hinauf nach Findeln, auf einer Höhe von über
2035 m, wurden verschiedene Getreidesorten –
vor allem Roggen – angebaut.
Neben Kartoffelspeisen wurden
Getreidesachen und Teigwaren
gekocht.
Beliebt war auch Polenta. Aber
den gab es nicht oft, da Mais
nicht in Zermatt wuchs und
daher angeliefert werden musste. An Sonntagen gab es öfters
Reis. Reis war teuer, wertvoll
und daher auch hoch geachtet.
In Zermatt gab es damals noch eine eigene
Molkerei, wo Käse gemacht wurde. Jeder, der Milch
lieferte, erhielt seinen Anteil am Käse. Fleischspeisen waren sehr selten. Im Herbst wurde pro
Familie etwa ein selbst gehaltenes Schwein geschlachtet.
Bei Rindern wurden oft viertel
Kühe ge- und verkauft und eingelagert.
Einer in einem kleinen Häuschen mitten im Dorf machte
Limonade. Da kam etwas Kohlensäure hinein und ein Himbeeraroma. Die Flaschen wurden mit
Bügel verschlossen. Es gab
auch Bier oder Wein, die angeliefert wurden.
Absinth wurde auch viel getrunken, obwohl es verboten
war. Die Gäste nannten ihn
Gletscherwasser, weil der Anisschnaps bei
Zugabe von Wasser ganz milchigtrüb wurde.
D
ie ärmeren Zermatter Familien hatten ein paar Hühner,
Ziegen und Schafe. Die Schafe
lieferten neben Fleisch auch
Wolle, die von den Frauen in den
Wintermonaten gesponnen und zu Stoffen,
Stricksachen und Decken verarbeitet wurde.
Nach Feierabend versammelte sich die Familie
am warmen „Giltsteinofen“ (Specksteinofen).
Bei Wein wurden Walliser Weine aus dem Fass
ausgeschenkt.
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Jagd und Wilderei: Murmeltiere am Speiseplan
Der Wildbestand in den Walliser Bergen war da-
Dann
wurden die Haare abgekratzt und die
Eingeweide ausgenommen.
Die so gereinigten Tiere spiesste man dann auf
eigens hergerichteten Stäbchen über Kreuz auf und hing
sie in die Vorratskammer
zum Trocknen.
mals sehr bescheiden. Hirsche und Rehe gab es
schon gar nicht mehr. Auch Steinböcke waren
ausgerottet. Die einzigen Wildtiere in den Bergen von
Zermatt waren Murmeltiere
und die Gämsen, wobei vor
allem die Gämsen bereits sehr
dezimiert waren.
Murmeltiere waren daher das
beliebteste Jagd- und WildererObjekt. Die erlegten Murmeltiere wurden wie Hühner oder
Schweine mit heissem Wasser
abgebrüht.
Murmeltierfleisch schmeckte
ausgezeichnet, es war nur
sehr fett.
Das gewonnene Fett wurde
als begehrtes Einreibemittel
an Apotheken verkauft.
Das so lange, bis grosse Eisberge zusammen-
Im Sommer verursachte die Lagerung von Lebensmitteln einigen Aufwand. Da bot die Höhenlage
von Zermatt doch einige Vorteile. Im späten 19. Jahrhundert und bis herauf ins 20. Jahrhundert waren
zwei Männer voll mit dem Bedarf an Kühlung beschäftigt.
Mit Maultieren gingen sie
täglich hinauf zum Fuss des
Gornergletschers. Gleich einem Steinbruch hatten sie
dort einen Eisbruch. Sie sägten täglich vier grosse Eisblöcke heraus, pro Maultier zwei, und brachten diese herunter in die Hotels.
kamen. Dann wurde das Eis an Ort und Stelle in
grosse Blöcke geschnitten und in den Kühlkeller
gestellt.
Eisberge wachsen
hinter dem Haus
Das hielt den Raum den
ganzen Sommer über kühl.
Dort waren all jene Dinge
eingelagert, die gleichmässig kühle Temperaturen verlangten. Und das war gar nicht wenig.
Die Mägde früher waren den halben Tag damit
S
beschäftigt, um für alles Mögliche in den Keller zu
springen. Fleisch, Butter, Milchprodukte, Weisswein oder Bier mussten einzeln in die Gaststube
gebracht werden.
päter legten einige der grösseren Hotels, solange es noch Minustemperaturen in der Nacht gab,
Wasserleitungen an einen Schattenpunkt hinter
dem Haus.
Heute werden die possierlichen Bergbewohner
geschützt, bewundert und verwöhnt
Die Zermatter Vorratsspeicher
Die Winter in Zermatt sind lang. Da war es immer
Die Holzhäuschen standen
auf Stelzen mit
darauf ruhender Steinplatte. Mäuse und andere Kleintiere konnten damit
nicht an die Vorräte kommen.
Da in den Vorratsspeichern
weder gewohnt noch geheizt
wurde, stellten sie für die
Wintermonate eine ausgezeichnete Lösung dar.
wichtig, dass die Grundnahrungsmittel gut über
den Winter gebracht werden
konnten. Zum trocken und
sicher Aufbewahren von Getreide, Roggenbrot, Käse und
getrocknetem Fleisch gab es
Vorratsspeicher, die gleich von
mehreren Familien verwendet
wurden.
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Der Gornergletscher als Eislieferant
Fische bei Laveggi
Er
Laveggi, so hiess der Dorfhändler damals in Zermatt.
Er führte alles, was die Leute nicht selbst produzierten oder im Grossen kauften. Da fanden sich zahlreiche Leckereien und Spezialitäten, die es nicht alle
Tage gab. Bei Laveggi gab es Fässer mit eingelegtem salzigem Fisch.
Fisch von Laveggi gab es nur ganz selten und
zu besonderen Anlässen. Bei Laveggi konnten
Familien, die wenig Bargeld hatten, anschreiben lassen.
führte grosse Konserven mit Sardinen.
Salzfische und Sardinen konnte man damals in
jeder Kleinmenge, ja sogar einzeln kaufen.
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Die alte Zermatter Familie Julen
Die Ahnenreihe des Hotel Alpenblick geht auf eine
Simon gewann den 50 km Langlauf. Ab 1914 und
der ältesten Zermatter Familien zurück. Adelrich
in den ersten 20er Jahren war der Touristenstrom
Julen, Grossvater der heutigen Hoteliersfamilie
stark verebbt. Adelrich war wie viele andere ZerPannatier, kaufte gematter gezwungen, ausmeinsam mit seiner
serhalb der SommerFrau Anna Julen-Hersaison unten im Tal
der 1928 das GrundVerdienst zu suchen.
stück und Gebäude.
Er arbeitete bei der
Die Pension trug seit
Gotthart-Bahnlinie und
ihrer Errichtung bis
auf Grossbaustellen.
zum Verkauf an die
m Zürichsee in Küsjunge Familie Julen
nacht lernte er seine
den Namen Pension
Frau Anna Herder kenDes Alpes.
Die Familie Julen mit Urgrossmutter Maria Julen Imboden
nen. Sie stammte aus
A
Die Familie Julen ist
Zürich und hatte Dekorateurin gelernt. Sie
in Zermatt seit dem 14.
heirateten 1926 in
Jahrhundert bekannt
Küsnacht.
und immer wieder urAls
gemeinsame
kundlich erwähnt.
Bleibe – und um die
Adelrich Julen, geboin die Berge zu führen 1892, war der Erstrenden Gäste untergeborene von weiteren
bringen zu können –
12 Geschwistern. Seine
mieteten sie die idylFamilie war damals
lisch am Scheibeneine der grössten in
Adelrich Julen mit Eltern und einigen Geschwistern
wald (Schibuwoldje)
Zermatt. Die Kinder
gelegene Pension Alpenrose in Zermatt.
wurden sehr früh zu harter Arbeit in der Landwirtschaft eingeteilt. Wie sein Vater strebte auch
Adelrich den Beruf des Bergführers an. Von den
12 Geschwistern gehörten seine Brüder Simon,
Elias und Gustav zur Elite der
ersten in der Schweiz durchgeführten Wettkämpfe auf Skiern. Sie
belegten erste Plätze. Elias Julen
wurde zweimaliger Schweizer
Meister und im Jahr 1932 gar noch
Französischer Skimeister dazu.
Simon
Olympiateilnehmer
im Langlauf
Gustav
Elias
Langlauf-Meister,
Schweizer Skimeister,
Französischer Skimeister, Walliser Skimeister
Schweizer Skimeister
in der Viererkombination,
Langlauf-Meister
Die Villa „Zen Stecken“
andere Besorgungen zu machen.
Die Pension Des Alpes stand für sie am
Dorfanfang. Hier liessen sie ihre Bergstöcke
zurück. Und so nannte man das Haus bald
„Zen Stecken“, zu den Stöcken.
Was den Gästen die Pension Des Alpes war, war
den Einheimischen die Villa „Zen Stecken“.
Aus den umliegenden Weilern kamen die Leute
etwa einmal pro Woche herunter nach Zermatt.
Sie kamen zur Messe in die Kirche oder um
D ie ersten Gäste stammten durchwegs aus
dem Bekanntenkreis der jungen Frau aus
Zürich. Da kam 1928 das
Angebot, die Pension Des Alpes
kaufen zu können, gerade richtig.
S eit nunmehr 75 Jahren ist das
Hotel Alpenblick im Besitz der
Familie Julen.
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Einziges Urlaubsziel:
Bergsteigen und
Sommerfrische
Vom Des Alpes zum Alpenblick
Da die schneefreien Monate, vor allem Juli und
August, zum Geldverdienen als Bergführer verwendet werden mussten, dauerten die Erweiterungsbauten relativ lang. Nach dreijähriger Bauzeit waren die Zimmer ab Sommer 1931
bezugsfertig. In grossen Lettern und weithin
sichtbar prangte der neue Name auf der
Hausfassade:
ALPENBLICK.
Die neue Pension
Alpenblick
war
jetzt eine vollständig renovierte und
erweiterte Pension
mit 25 Betten.
Neben vielen Besuchern aus der
Schweiz
kamen
zahlreiche Gäste
aus ganz Europa.
Damals war der
Gasthof Alpenblick
das letzte Haus am
Ende des Dorfes.
Von Anbeginn lag
Um die Erweiterungsbauten des Alpenblicks zu ermöglichen, wurde das Gasthaus am
„Steinkoloss“ hinter dem Haus von Adelrich Julen in mühevoller Puls zum MatterDie Erweiterung der der
Kleinarbeit zertrümmert
horn. Hier mussten
neuen Pension gealle, die auf den Gipfel wollten, vorbei. Hier trugen
staltete sich enorm aufwändig. Das grösste
die Maultiere die Expeditionslasten in die Berge.
Problem stellte ein gewaltiger Stein direkt hinter
Hier kamen die täglichen Säumer-Kolonnen mit den
dem Haus dar. Er wurde von Adelrich Julen in
sechs bis acht Maultieren vorbei. Die schwer belamühevoller Kleinarbeit händisch zertrümmert.
denen Tiere trugen Lebensmittel, Weinfässer,
Bierkisten, Wäschekörbe und Hausrat in die höher
Das Baumaterial wurde in der traditionellen Form
gelegenen Berghütten und Gasthäuser. Vornehme
besorgt: Anhäufen von Steinen und Sand im
Damen liessen sich im Damensattel bis zum Hotel
Sommer an der Vispe und Lieferung der
Schwarzsee tragen.
Baumaterialien per Schlitten im Winter.
Seit der Errichtung 1903 bis zur Fertigstellung der
Erweiterung durch die Familie Julen-Herder im Jahr
1931 trug das Haus den Namen Pension Des Alpes.
Im Jahr 1928 erkrankte Herr Lauber, sodass er sich
ausser Stande sah, die Pension weiter zu betreiben.
Er starb kurze Zeit nach dem Verkauf der Pension
Des Alpes, gerade 50-jährig. Mit dem Kauf der
Pension Des Alpes
ging die Familie
Julen-Herder sofort
daran, die Pension
zu erweitern und auf
einen besseren Standard zu bringen.
1927 kam Tochter
Heidy und 1931 Bruder Hans zur Welt.
Vorrangig galt es
mittels Bergführen
inklusive Unterkunft
und Verpflegung das
dringend notwendige
Jahreseinkommen
der Familie zu
sichern.
In den 30er Jahren gab es in Zermatt ausschliesslich
die Sommersaison. Im Juli und August war Hochsaison, im Juni und im September die günstigere
Vor- bzw. Nachsaison. In dieser Zeit musste das
Familieneinkommen für ein Jahr erwirtschaftet
werden. Die Gäste kamen der Sommerfrische
wegen in die Berge. Oder sie wollten geführt von
erfahrenen Bergführern hinauf in die Regionen
jenseits der 4000 Höhenmeter, in die Stille ausgeprägter und unberührter Naturlandschaften aus
ewigem Eis und Schnee.
Für die ganz Sportlichen und Mutigen war das
Matterhorn (4478 m) der anspruchsvollste Gipfel.
Beruf Bergführer:
Ganze Familien
an einem dünnen Seil
In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hatten die Menschen sehr wenig Bargeld.
Die junge Familie Julen-Herder musste mit
Familiengründung ein Darlehen über 5000
Franken aufnehmen, um den Anzahlungsbetrag
zum Kauf der Pension Des Alpes finanzieren zu
können. Man war gezwungen ein hohes Darlehen
aufzunehmen, um überhaupt erst die Erwerbsquelle „Bergführerei mit Unterkunft und Verpflegung“ angehen zu können. An welch dünnem
„Seil“ so manche Familie damals hing, wird
offensichtlich. Ein kleiner Unfall, Erkrankung der
Familienerhalter oder gar eine Verletzung aus der
nicht ungefährlichen Arbeit als Bergführer wären
für die ganze Familie existenzbedrohend gewesen.
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Haustiere waren
lebensnotwendig
Neben seinem Beruf als Bergführer kümmerte sich
Adelrich Julen um seine Tiere. Er hatte – wie viele
andere Familien auch – ein paar Ziegen und
Schafe und an Kleintieren Hühner und Kaninchen.
Die mussten immer irgendwie beaufsichtigt werden. Andererseits musste Adelrich Julen, um die
Tiere durch den Winter zu bringen, mähen und Heu
machen. Der Aufwand für die Tiere war gar nicht
so gering. Die Schafe lieferten neben Fleisch auch
Wolle.
Gasthof Alpenblick mit
gutbürgerlicher Küche
Für die interne Organisation des Hauses und für
alles, was damit zusammenhing, war Anna JulenHerder zuständig. Bereits während der
Erweiterung hatte sie ein Hauskonzept
erarbeitet. Für die Gäste, die kamen,
um in die Berge geführt zu werden, war
volle Verpflegung Grundvoraussetzung.
Wenn Wanderungen über den Tag gingen,
wurden Picknick- bzw. Lunchpakete
bereitgestellt.
Mehrsprachigkeit
im Tourismus:
schon damals
wichtig
Anna Julen-Herder war eine ausgezeichnete Köchin. Ihre Kocherfahrung
brachte sie aus Ferienlagern mit. Um
alle anstehenden Arbeiten bewältigen
zu können, war bald eine eigene
Köchin für diesen Bereich zuständig. Den Leuten
wurde gutbürgerliche Küche geboten. Es gab eine
Suppe, danach das Hauptgericht mit Fleisch und
Beilagen und zum Abschluss einen Nachtisch.
Wer im Tourismus erfolgreich
Der Darlehensvertrag aus dem Jahr 1928 zählt Preis und Umfang auf:
Der Kaufpreis ist festgesetzt auf Franken achtunddreissigtausend (Fr. 38000.–) und ist zahlbar wie folgt:
a) an bar sofort Fr. 5000.– Franken fünftausend, wofür hiemit die Quittung ausgestellt wird.
b) Am 10. Oktober 1931 Franken tausend und dann jedes Jahr am gleichen Tage Franken tausend, wenigstens bis zur vollständigen Tilgung. Die Kaufsumme ist ab 1. Oktober 1928 an mit 5 % zu verzinsen.
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sein wollte, musste fast zwangsläufig mehrere Sprachen
beherrschen. Adelrich Julen sprach deutsch und
englisch. Englisch war wegen der vielen Bergbegeisterten aus dem anglikanischen Raum die Sprache
der Bergführer. Adelrich Julen war sehr einfach zu
seinen Englischkenntnissen gekommen. Ein
Zermatter Bergführer war mit einer Engländerin
verheiratet. Sie gab im Winter, wenn die Zermatter
ganz unter sich waren, Englischunterricht für alle,
die Interesse zeigten. Den Ortsteil, wo die gebürtige
Engländerin wohnte, nannte man bald das englische
Viertel. Noch heute erinnert die Englische-ViertelGasse daran. Anna Julen-Herder als geborene
Züricherin sprach deutsch und französisch.
Heidy mit Grossmutter Herder auf dem
Gornergrat 1932
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Beste Früchte
direkt aus der Natur
Die Welt entdeckt
Zermatt und das
Matterhorn
Die Versorgung mit Früchten der Saison war in den
guten Händen von Frauen aus Täsch. Sie kamen mit
Heidelbeeren, Himbeeren oder anderen Beeren in
Körbchen auf Rückenkraxen und boten die Früchte
den Hotels zum Kauf an. Das war für viele Familien
gerade in Notzeiten ein wertvoller Nebenverdienst.
Bis kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939
kamen durchwegs internationale Urlauber nach
Zermatt. Sehr viel Aufsehen, und das nicht nur in
den einschlägigen Medien der alpinen Vereine, sondern zunehmend in der aktuellen Tagespresse,
lösten diverse Erstbesteigungen in den Viertausendern rund um Zermatt aus. Für die alpinen Bergpioniere gab es hier am Dach Europas mit annähernd
40 Viertausendern vielfältige bisher noch nicht gemachte alpine Abenteuer. Darüber hinaus übte der
ausdrucksstarke und einzigartige Gipfel des Matterhorns eine enorme Anziehungskraft auf die immer
zahlreicher werdenden Gipfelstürmer aus. Zermatt
wuchs zu einer beliebten und schon fast klassischen
Bergsteiger- und Sommerfrische-Destination heran.
25 Betten,
Warmwasser am Gang
Für „Bagage“ wurden 2 Franken verrechnet. Das war
relativ teuer. Der Transport der Koffer erfolgte zu Fuss
mit dem handgeschobenen Leiterwagen. Der Weg
führte vom Bahnhof zum Hotel bzw. bei der Abreise
vom Hotel zum Bahnhof.
Die Zuständigkeit des Transportes lag beim Portier.
Nach dem Krieg wurde im
Sommer ein Fahrrad mit Anhänger und im Winter ein
von Hand gezogener Schlitten verwendet. Als
Portier konnte man sich beim Gepäcktransport
ein bisschen Trinkgeld dazuverdienen. Zu den
weiteren Aufgaben des Portiers gehörte das Schuheputzen. Er sammelte die Schuhe
vor den Zimmertüren ein,
malte mit Kreide die Zimmernummer auf die Sohle, putzte
und glänzte sie und brachte
sie dann wieder vor die Zimmertür zurück. Auch damit
liess sich ein kleines Taschengeld verdienen.
Nach der Erweiterung von 1931 war die Pension
Alpenblick ein schmuckes Haus am Ende des
Dorfes. Man verfügte über ein Badezimmer, wobei
das Wasser für maximal eine Person pro Tag
reichte. Ein Bad kostete 2 Franken. Das war teuer
und ein echter Luxus. Das Wasser erwärmte man
mit dem Ofen. Metallrohre erwärmten das Wasser
und transportierten es in einen Boiler. Auf jedem
Stockwerk gab es einen Waschbereich, das „Lavabo“, mit fliessend Warm- und Kaltwasser. Trotz
der Waschschüsseln auf jedem Zimmer
wurde dieses Angebot gerne angenommen.
Weitere Investitionen wie fliessend Warmund Kaltwasser in den Zimmern oder in
eine Zentralheizung waren damals aus
finanziellen Gründen
unerschwinglich.
Von 1932 bis zum Beginn der Kriegsjahre hatte
sich Zermatt touristisch ausgezeichnet entwickelt. Es gab etliche kleinere Hotels mit
Kapazitäten von 30 bis 35 Betten. Der Wintertourismus war zu dieser Zeit jedoch kaum ausgebildet. Die Kriegsjahre selbst waren von einem
Einbruch bei den internationalen Gästen
gekennzeichnet.
Alpenblick-Gong
über Zermatt
So wie es in vielen alpinen Regionen üblich war,
kündete den Menschen Glockenläuten an, dass das
Mittagessen zubereitet war. Die Zermatter Hotels
hatten durchwegs ziemlich grosse Glocken, die fast
im ganzen Dorf zu hören waren. Jeder wusste, welches Hotel welche Gäste zum Essen rief. Das Alpenblick unterschied sich darin leicht, denn dort hatte
man einen Gong. Heidy Pannatier-Julen erinnert
sich: „Wenn es an der Zeit war, stürmten wir
Kinder in den oberen Stock und haben fast darum
gestritten, wer jetzt den Gong schlagen durfte.“
Dafür fuhren die Schweizer vermehrt in die
Berge, konnten doch die meisten auf Grund des
tobenden Krieges die Schweiz nicht verlassen. In
den zwei Kernmonaten Juli und August musste
man in der Pension Alpenblick ein gesamtes
Jahreseinkommen erwirtschaften. Darüber hinaus liefen die jährlichen Rückzahlungen aus
dem Kaufvertrag der Pension Des Alpes. Es war
kaum frei verfügbares Geld vorhanden. Aber
Hunger musste auch niemand leiden.
18
Portier:
Mit dem
Handwagen
zum
Bahnhof
Herd stand
unter Dauerfeuer
Holz für den Herd zum Kochen sowie als Heizmaterial
war etwas enorm Wichtiges. Adelrich Julen war
dafür zuständig, dass immer genug Holz da war.
In der Küche war ganztags der Herd eingeheizt.
Man brauchte das Feuer zum Kochen und zur Warmwasseraufbereitung. Warmwasser wurde zum
Abwaschen von Geschirr, aber auch für die
Wäsche und in begrenzterem Masse in den
Lavabos sowie fürs Bad gebraucht. An kalten
Sommertagen wurde der Ofen in den Aufenthaltsräumen zusätzlich eingeheizt.
Der Gepäcktransport zur
damaligen Zeit war eine
relativ aufwändige Angelegenheit. Auch weil die Menschen wesentlich mehr
Gepäck mitbrachten. Tatsache ist aber auch, dass
sie durchwegs länger blieben. An die 14 Tage
Sommerurlaub in den Bergen war die Norm. Der
Gepäcktransport war ein Service, für das ein
Entgelt zu berappen war.
19
Gäste besonderer Art:
Die „Crampini“
Hausangestellte
leisten Schwerarbeit
Hausangestellte
am 4000er
Die Familie Julen kam mit sechs bis sieben Hausangestellten über die Runden. Die Hilfskräfte
waren fast durchwegs Einheimische oder aus dem
Kanton Wallis. Freie Tage für die Hausangestellten
gab es damals noch nicht.
Die Mägde und Aushilfen in den Pensionen und
Hotels verdienten in den 30er und 40er Jahren sehr
wenig Geld. Ein Mädchen im Service zum Beispiel
hatte gerade 1 Franken Grundlohn pro Tag. Kost
und Logis waren frei. Aber leben konnten sie in
diesem Beruf eigentlich nur von dem, was sie als
Trinkgeld bekamen.
Das Tagwerk war sehr streng, da keine elektrischen Geräte und kaum andere Hilfsmittel zur
Verfügung standen.
Das Verhältnis von Eigentümer zu Angestellten
war zumindest in der Pension Alpenblick familiär
geprägt. Typisch war, dass die Hausangestellten
als Ersatz für den geringen Lohn die Möglichkeit
erhielten, von Adelrich Julen kostenlos und je nach
Können auf einen der gewaltigen Berggipfel
geführt zu werden. So wurden die Köchin oder
andere Hausangestellte als Belohnung in der
Nachsaison mit auf einen der gewaltigen 4000er
genommen. Von den geführten Touren waren alle
begeistert zurückgekehrt.
D
ie Waschfrau war extrem gefordert. Im Sommer
bei voller Auslastung war eine Magd ausschliesslich mit Wäschewaschen beschäftigt. Gewaschen
wurde im grossen Fass. Daneben gab es den
Spültrog. Die klatschnasse Wäsche wurde ausgewrungen und auf einen Holzbock gelegt.
So konnte das meiste Wasser abrinnen. Dann
wurde sie – noch immer extrem schwer – nach
oben getragen und aufgehängt.
20
Eine Annäherung ohne Bergführer an die Viertausendergipfel um Zermatt war in den Anfängen des
Bergsteigens nicht denkbar. Selbst die Pioniere
der ersten Jahre griffen auf das umfassende
Wissen ortskundiger Bergführer zurück. Wer nach
Zermatt kam und in die Berge wollte, nahm sich –
und das war fast obligatorisch - einen ortskundigen Führer. Mit zunehmendem Gästeaufkommen
kamen Menschen nach Zermatt, für die einerseits
ein Führer zu teuer gewesen wäre und die andererseits durch das Aufblühen zahlreicher alpiner
Vereine im urbanen Milieu eine alpine Grundausbildung und Erfahrung mitbrachten. Sie waren die
Vorläufer des aufkommenden Massentourismus.
Die Einheimischen nannten jene Menschen so, wie
auch die Steigeisen bezeichnet wurden: Crampini.
Eine dubiose Geschichte:
Der Crampi aus Amerika
Die Crampini waren meist junge, unbeschwerte
In den 20er Jahren war ein erster Crampi in Zermatt.
Er stammte aus Amerika. Als einer der Ersten
blieb er den ganzen Winter über im Dorf. Privat
hatte er bei einer Familie einen günstigen
Wohnplatz erhalten. Auffallend war sein grosser
schwarzer Hut. Ansonsten war er immer schick
gekleidet. Bei den Kindern in Zermatt war er sehr
beliebt, da er die Taschen voller Bonbons hatte
und diese an die Kinder verteilte. Wenn er irgendwo auftauchte, liefen ihm die Kinder bald hinterher. Der Grund seiner Anwesenheit war allgemein
unbekannt. Es wurde aber vermutet, dass er sich
aus irgendeinem Grund in Zermatt versteckte.
Hier in der abgeschiedenen Bergeinsamkeit vermutete ihn niemand. Im Sommer verschwand er
manchesmal, kehrte zurück und ging wieder. Das
war sehr geheimnisvoll. Dann hörte man längere
Zeit nichts mehr von ihm, bis es eines Tages
hiess, er sei in Südamerika ermordet worden.
Menschen. Sie trugen, im Unterschied zu geführten Bergtouristen, die Ausrüstung selbst. Ihre
Körper waren mit Steigeisen, Seilen und Hacken
behangen. Crampini war ein wenig abschätzig.
Für eine Familie, die vom Erlös des Bergführens
leben musste, stellte das Aufkommen dieser Gästeschicht eine gewisse Gefahr dar.
Hütte am italienischen Matterhorngrat
21
Heidy: Mit 11 Jahren am ersten 4000er
Von Vater Adelrich Julen nahmen die beiden Kinder Heidy und Hans die Freude am Klettern auf.
Erste Übungen eigneten sie sich auf den grossen
Felsblöcken in Schweigmatten an. Darüber hinaus nahm sie ihr Vater mit in die Berge. Heidy
war gerade 11 Jahre alt, als sie Adelrich mit auf
das Breithorn (4160 m) nahm. Diese Tour war
damals als Zweitagestour angesetzt. Als wäre es
gestern gewesen, erinnert sich Heidy PannatierJulen an ihre erste Viertausender-Besteigung mit
ihrem Vater: „Wir gingen am Nachmittag 4
Stunden hinauf in die Gandegghütte (3029 m).
Hier wurde übernachtet. Der Marsch von vier
Stunden am nächsten Tag führte über den
Theodulgletscher und dann über steile
Schneefelder auf den Gipfel. Leider wurden wir
dann beim Abstieg von einem Schneesturm
überrascht. Mein Vater war stolz auf mich und
versprach mir, mich wieder mitzunehmen.“
bleibt, führ ich dich aufs ,Horu‘, wie die
Zermatter ihren Hausberg liebevoll nennen.
Heidy: „Wir waren zu dritt. Mein Vater nahm
unseren damaligen Portier Alfons Furrer als
Seilgefährten mit. Da das Gasthaus Belvedére
schon geschlossen war, übernachteten wir in der
Hörnlihütte. Es war Mitte September, aber es war
noch kein Neuschnee gefallen.
Um fünf Uhr morgens war Tagwache. Um sechs
Uhr begann der Aufstieg, zuerst noch im Schein
einer Laterne. Der untere Teil war ganz schneefrei und so kamen wir gut voran. Angst kannte
ich nicht. Das Wetter hat auch mitgespielt.
Vom Gipfel genossen wir die wunderbare
Aussicht auf das einmalige Panorama. Dieser Tag war für mich ein unvergessliches Erlebnis.
Auch mein Bruder Hans, der seit etwa 40 Jahren
H
eidy begleitete ihren Vater bei weiteren Touren
auf das Riffelhorn, Rimpfischhorn (4199 m),
Zinalrothorn (4221 m) und andere Gipfel.
Nach der Rückkehr von einer weiteren Bergtour
überraschte er sie mit der Ankündigung:
„Wenn das Wetter in den nächsten Tagen gut
in Tasmanien lebt, war dreimal mit dem Vater
auf dem Matterhorn. Und nach dem tragischen
Tod meines Vaters habe ich das ,Horu‘ nochmals
bestiegen. Diesmal war es mein Schwager Emil
Kronig, auch ein Bergführer, welcher mich
begleitete.“
Der Fasnachtsball im Alpenblick
Anna Julen-Herder veranstaltete kleine Feste und
Feiern für Kinder. Manchmal wurde Theater gespielt.
Nachdem der bisherige Veranstaltungsort nicht
mehr zur Verfügung stand, fragten junge Leute an,
ob man nicht im Alpenblick den Fasnachtsball
machen könnte.
Anna willigte gerne ein. Der erste Ball fand 1938
statt. Der Fasnachtsball kam bei den Zermattern –
Touristen gab es damals im Winter ja kaum – so gut
an, dass er zum festen Bestandteil der sich wiederholenden jährlichen Dorffeierlichkeiten wurde. In
ihrem Todesjahr 1948 war der letzte solche Ball, an
den sich viele Zermatter noch heute gerne erinnern.
Zum Tanzen war der ganze Speisesaal leer geräumt. Musik machten die Leute aus dem Ort.
Das war keine
eigentliche Band.
Die kannten sich
und spielten zu
zweit oder zu dritt
darauf los. Getrunken wurde im
Vergleich zu heute
relativ wenig und
wenn, dann vor
allem Wein.
Der Wein kam damals noch aus Fässern.
Traditionell wurde ein grosser Beinschinken in
Erbsensuppe gekocht. Vor allem um Mitternacht
wollten die Leute etwas essen. Der Ball war von
der Kirche, vom Herrn Pfarrer sozusagen, streng
überwacht. Es gab eine eigene Liste, wo alle
draufstanden, die noch nicht gehen durften,
weil sie eben noch zu jung waren. Der grosse
Fasnachtsball bot die beste Gelegenheit, sich
beim Tanzen näher zu kommen. Wenn sich ein
Mann und eine Frau auf diesem Ball beim
Tanzen fanden – es hat sich ja jeder im Dorf
gekannt – und wenn sie dann am 19. März, am
Sankt-Josefs-Tag, gemeinsam zur WinkelmattenKapelle gingen, dann war klar, dass sich zwei
gefunden hatten.
Dem
kurzen
Fasnachtstreiben
folgte bald die
Fastenzeit.
Sie wurde, sowohl
was Fleischessen,
aber auch Fasten
beim Essen angeht, streng eingehalten.
Kriegsjahre nah der Grenze
Die Kriegsjahre in der Schweiz bedeuteten nicht
unbedingt, dass alles sehr ruhig war. Auf Grund der
Grenznähe zu Italien herrschte in den Bergen um
Zermatt militärische Mobilisierung. Das Land war
in jederzeitige Verteidigungsbereitschaft versetzt.
Den ganzen Winter über, von Anfang November bis
Ende April, waren in der Pension Alpenblick
22
Soldaten einquartiert. Dann machte das Militär
die privaten Häuser wieder frei und übersiedelte
in die Schulen. Das Schuljahr im Wallis dauerte
damals von 1. November bis 30. April. Das war so,
da die Kinder die restliche Zeit als Hilfskräfte in
der Landwirtschaft, zum Holzsammeln oder für
Hirtentätigkeiten gebraucht wurden.
23
Adelrich Julen im Einsatz des Militärs
Den ganzen Winter über war oben in den Bergen
Dort leistete Adelrich Julen, er wurde 1942
ein Militärposten besetzt. Die Truppe war klein und
als eigene Abteilung (Detachement) keiner anderen
Einheit zugeordnet. Dieser für besondere Aufgaben abkommandierte
militärische Beobachtungsposten oben am
Grat hatte die Aufgabe
der Fliegerbeobachtung und Wettererkundung.
Die Soldaten wohnten
in einem Haus in Findeln und erreichten etwa
in einer Gehzeit von
zehn Minuten den Grat.
Gäste-Eintragungen ins Bergführerbuch
bereits 50 Jahre, während der Kriegszeit seinen
Militärdienst. Der Vater war ein ausgezeichneter
Koch. Als solcher
übernahm er Küche
und Abwasch.
D
as Gute für die
Familie war, dass er
fast zu Hause stationiert war, Militärsold erhielt und ausreichend Verpflegung bekam, was in
den Kriegsjahren
nicht überall selbstverständlich war.
Der Gehlift nach Sunegga
Der
Die Idee war gut. Man liess den
erste Skilift von Zermatt
nach Sunegga – ein Schlepplift –
wurde 1942 gebaut. Soldaten
erhielten dort eine Alpinausbildung, lernten Skifahren, und zwar
einzeln und angeseilt. Der Lift
blieb über den Krieg hinaus bestehen.
Lift in den nächsten zwei Jahren
auch im Sommer laufen. Das
Ziehen des Liftbügels sollte die
Leute beim Bergangehen unterstützen. Der Gehlift bzw. die
Aufstiegshilfe, die allen ein identisches Bergangehtempo vorlegte, war erfunden. Durchgesetzt
ermatt war aber immer noch ein
hat sich diese Sommerinnovation
Bergsteigerdorf und fast ausnicht. Der Schlepplift nach
schliesslich geprägt vom SommerSunegga wurde bald von einem
Neue Erfindung: der „Gehlift“
tourismus. So versuchte man den
Sessellift ersetzt, während die alte
Lift nach dem Krieg auch im Sommer touristisch
Anlage weiter oben auf Sunegge-Blauherd für
Wintersportler wieder aufgebaut wurde.
zu nutzen.
Z
17
24
25
Die Ehe von Heidy Julen
mit Daniel Pannatier
Einschneidende Erlebnisse
Um die Eltern zu Hause zu entlasten, hatte sich
Heidy Pannatier-Julen zur Absolvierung einer
gründlichen touristischen Ausbildung entschlossen. Sie besuchte die Hotelfachschule in Zürich.
Seit 1936 litt ihre Mutter Anna an Krebs. Die
Energie, die sie trotz ihrer schweren Erkrankung
über zwölf Jahre hinweg aufbrachte, war bewundernswert. Tochter Heidy hatte die Ausbildung in
Zürich gerade beendet, als ihre Mutter 1948 starb.
Im Sommer darauf ereilte der nächste
Schicksalsschlag die Familie Julen. Adelrich Julen
verunglückte mit einem Schweizer Gast auf einer
Bergtour zum Matterhorn durch Steinschlag tödlich. Die Kinder Hans und Heidy Julen waren ab jetzt
auf sich allein gestellt. Hans Julen, der sich immer
schon weniger für das Hotel und den Hotelbetrieb
interessierte, lernte Elektriker in einem grossen
Betrieb. Um sich die Ausbildung leisten zu können,
arbeitete er in den Ferien als Portier im Hotel. Heidy
Julen heiratete zum ersten Mal. Othmar Kronig war
Angestellter bei der Gornergratbahn. Er erkrankte
an Leukämie und starb nach zwei Jahren. Es folgte
die zweite Ehe mit Daniel Pannatier, der beim Zoll
beschäftigt war.
Im Sommer 1952
E
s wurde so spät,
dass die Freunde
oben vor der Hütte
in der Dunkelheit
ein Feuer machten, damit wir uns
ja nicht irgendwo
lernten sich Heidy
Julen und der Zollbeamte
Daniel
Pannatier näher
kennen.
Der Zollposten in Zermatt war damals mit etwa
am Gletscher verirren konnten.“
acht Mann besetzt. Abwechslungsweise war jeweils
eine Gruppe von drei Grenzwächtern auf Testa
Grigia (3479 m) direkt an der Grenze zu Italien
stationiert.
Als Heidy und Daniel am 15. Oktober 1952 in
dessen Heimatort Vérnamiége heirateten, stand
für das junge Paar fest, das Hotel Alpenblick
gemeinsam weiterführen zu wollen.
Abseits ihrer Aufgaben als Grenzwache über-
Daniel Pannatier verabschiedete sich schweren
mittelten sie dreimal am Tag Messungen und Beobachtungen von Wind, Wetter, Temperatur und anderes an die meteorologische Zentralstelle. Heidy
Julen erinnert sich: „Einmal ging ich hinauf zu
Daniel. Er war oberhalb des Theodulgletschers
beim Zollhaus Testa Grigia stationiert. Wir hatten
uns am Fuss des Gletschers verabredet. Daniel
kam mit den Skiern am Gletscher herab und brachte ein zweites Paar Skier von einem Kollegen mit,
damit wir beide gemeinsam aufsteigen konnten.
26
Herzens von seinen Kameraden und vom
Schweizer Zoll. Gemeinsam verbrachten sie einen
Winter in Genf, wo Daniel an der Hotelfachschule
eine touristische Ausbildung absolvierte.
E
r hatte besondere Freude am Kochen und übernahm später im Hotel das Szepter in diesem
Bereich. Darüber hinaus verbrachte Daniel einige
Monate in England, um die Sprache zu erlernen.
27
Schweizer Schmuggler
gab es nicht
Die Tourismusentwicklung hat sich in den folgenden Jahrzehnten so stark geändert, dass heute in
den Alpentälern die Wintersaison vielerorts zur
bedeutenderen Erwerbssaison geworden ist.
Heidy Pannatier-Julen führt gemeinsam mit ihrem
Mann Daniel in den nächsten 40 Jahren das Hotel
Alpenblick zu einem mittelgrossen Hotelbetrieb der
komfortablen 3-Sterne-Kategorie
heran.
Der Schweizer Zoll hatte vorwiegend die Aufgabe,
illegale Grenzübertritte zu verhindern. Immerhin
galt die Schweiz nach dem 2. Weltkrieg als Insel der
Seligen. Das Schmuggeln stellte für
den Schweizer Zoll kein Problem
dar. Es gab eigentlich nichts, das
Schweizer in grösserer Menge aus
dem nahen Italien hätten schmuggeln können oder wollen.
Die Söhne
Pannatier
Noch im Jahr 1954 kam der Erstgeborene Jean-Guy, der heute als
Arzt tätig ist und das elterliche
Weingut übernommen hat, auf die
Welt.
Ihm folgte 1956 Pierre-André, der
heute gemeinsam mit seiner Frau
Ingrid-Antonia Pannatier-Schaller
das Hotel Alpenblick führt. Das
dritte Kind, Sohn Alain-Daniel, kam
1962 zur Welt. Er hat sein Leben als
Flight-Attendant dem Fliegen verschrieben und hat sonst auch die
touristischen Wurzeln beibehalten.
Alpenblick
Sommer
wie Winter
Das Hotel Alpenblick steht mitten
im letzten Jahrhundert an der
Schwelle zu einer neuen Zeit. Seit
der Eheschliessung setzte sich die
Familie Pannatier-Julen intensiv
mit dringend notwendigen Investitionen auseinander. Ein erster
Schritt war das Ersetzen des alten
Holzofens durch einen modernen
Elektroherd. Dann wurden eine
Kaffeemaschine und ein Kühlschrank angeschafft.
Eine weitere Investition war die
Installation von fliessendem
Warm- und Kaltwasser in allen
Zimmern. Dank der nun eingebauten Zentralheizung konnte das Hotel ab 1954 auch im Winter
geöffnet werden.
Hotelier,
Skilehrer,
Bergrettung
Durch seinen Dienst im Hochgebirge konnte Daniel
Pannatier sehr gut Ski fahren. Er nahm an internationalen Wettkämpfen im Rahmen des Grenzwacht-Corps teil. Nach seiner Zeit beim Zoll machte er die Skilehrerausbildung.
28
Daniel
D
Pannatier war bei den
Hotelgästen genauso geschätzt
und beliebt wie bei den Gästen in
der Skischule. Daniel organisierte
aber auch Pferdeschlittenfahrten
für die Gäste des Alpenblick.
Später war Daniel Pannatier aktives Mitglied der Bergrettung von
Zermatt.
er Einsatz, die Ausbildungen
und die Übungen waren ihm eine
willkommene Möglichkeit, in seinen geliebten Bergen abseits der
grossen Ströme unterwegs sein zu
können. Daniel war mit seinem
Hund Galant als Lawinenhundeführer jahrelang erfolgreich im
Rettungseinsatz tätig.
Der Winter 1951 war sehr schneereich und hart. Doch das war noch
nicht vorgekommen, dass der Zug
den Bahnhof in Zermatt nicht mehr
erreichen konnte. Um nach Zermatt
zu gelangen, hatten die Gäste in diesem Winter
einen längeren Anmarsch in Kauf
zu nehmen. In der Nothaltestelle
passierte es, dass sich die vereiste
Bremse einer Lokomotive löste, die
Lokomotive ins Rollen kam, immer
schneller wurde, in einer Kurve aus
den Schienen flog und über die
steilen Hänge in eine Schlucht hinunterstürzte. Dieses Ereignis, bei
dem zum Glück keine Menschen
verletzt wurden, erregte damals
sehr viel Aufsehen.
Der Zug konnte wieder nicht bis zum
Bahnhof kommen. Auch damals
waren keine Verletzten zu beklagen.
Die Situation war extrem schwierig, da die Versorgung durch den
frühen intensiven
Wintereinbruch noch nicht so wie in
anderen Jahren gegeben war. Vieles,
das man sonst für den Winter einkaufte und einlagerte, war noch
nicht da. In diesem Winter war die
Versorgung mit allem Notwendigem
eines der Hauptprobleme, die es zu
lösen gab. Weihnachtsbäume gab
es auch keine, da die Lieferung
irgendwo im Schnee stecken
geblieben war. Die Postversorgung
hielt das Kleinflugzeug, pilotiert
vom berühmten Gletscherpiloten
Hermann Geiger, aufrecht.
Die Männer im Dorf waren aufgerufen, auch für die Gäste Wege freizuschaufeln, damit diese von der vor
Zermatt liegenden Nothaltestelle
bis zum Bahnhof und weiter gelangen konnten.
Die Märchenbuch-Winter der 50er Jahre
Zu Weihnachten 1954 schneite es
noch mehr. Dieser Winter war, nicht
nur wegen des vielen Schnees,
extrem streng. Die Auswirkungen
einer gewaltigen Lawine waren im
ganzen Ort zu spüren.
29
Im Pferdeschlitten durch Zermatt
Die Strassen und Wege
durch das autofreie Zermatt
wurden zu Beginn gewalzt.
Wenn Schnee fiel, presste
man den Schnee mit einer
Walze zu Boden. Pferdeschlitten waren wichtige
Fortbewegungsmittel und
bei den Gästen sehr beliebt, romantisch und idyllisch. Auf grossen Schlitten wurden notwendige
Güter transportiert. Erst
später mit den ersten
Elektroautos begann die
Schneeräumung.
Komfort und Sonderwünsche gegen Aufpreis
Die Hobby-Weinbauern
Pannatier
Die dazugebauten Zimmer der 60er Jahre im
Alpenblick entsprachen den neuesten Komfortgesichtspunkten der damaligen Zeit. Alle diese
Zimmer wurden mit Bad oder Dusche/WC ausgestattet. Radios auf den Zimmern waren in den
60er Jahren auch nicht
selbstverständlich.
Der Weinbau wurde zu einem der grössten Hobbys
von Daniel Pannatier. Von seinen Eltern hatte er in
der Nähe von Sitten einen kleinen Weinberg
geerbt. Das Interesse an diesem Weinberg wuchs
mit der zunehmenden Unzufriedenheit über die
Weinhändler. Daniel Pannatier ging daran, den
eigenen Wein anzubauen
und den eigenen Weinbau zu forcieren.
Wer auf die Unterhaltung
Umbau,
Ab 1960 Zimmer mit Bad und Telefon
Erweiterung und Anpassung an die
Der Trend zu preisgünstigeren Doppelzimmern
neuen Gegebenheiten waren dringend notwendig
geworden. Solange das Alpenblick noch ein
Bergführer-Hotel war, war ein Bedarf an komfortablen Einzelzimmern gegeben.
setzte sich fort. Noch 1960 erhielt das Hotel
Alpenblick zwei Stockwerke dazu. Ab 1960 waren
dann alle Zimmer mit Bad und Telefon (Wählamt
beim Portier) ausgestattet.
18 Angestellte in vollem Einsatz
aus dem Äther nicht verzichten wollte, konnte sich im
Hotel Alpenblick für die Dauer seines Aufenthaltes ein
Radio gegen Aufpreis mieten. Mit 8 Radios war das
Hotel sehr gut bestückt.
Zum ersten kleinen Weinacker kaufte er weitere
mit Wein bestellte, geschützte Sonnenhänge
dazu, sodass sich die
eigene Verarbeitung und
Weinproduktion rentierte.
A
b 1960 war bereits Telefon in den Zimmern. Der
Portier war für Organisation und Ausleihe sowie
für die Telefonvermittlung
zuständig.
Bald lieferte das Weingut gute Tropfen von
ausgezeichneter Qualität.
Im Alpenblick wird nun
schon seit mehr als 30
Jahren Wein vom eigenen
Weinberg ausgeschenkt.
Heute ist Sohn Jean-Guy der Hobbywinzer der
Familie Pannatier.
Versorgung
der Hotels
einmal anders
Der Betrieb des Hotel Alpenblick war in den 50er
U
m allen Anforderungen nachkommen zu können, waren 18 Angestellte notwendig. Trotz der
Entwicklung und des Einsatzes zahlreicher
Hilfsmaschinen in der Küche und beim Waschen
hatte man damals mehr Angestellte als heute.
Jahren mit sieben bis acht Angestellten gut zu bewältigen. Durch die Aufstockung und Erweiterung
Anfang der 60er Jahre erreichten die Hausangestellten im Hotel Alpenblick einen Höchststand.
30
Ein- bis zweimal pro Woche brachte die Bahn einen
Wagon vom Tal herauf. Er war gefüllt mit jenem
Obst und Gemüse, das im Gastgewerbe dringend
gebraucht und zu Speisen verarbeitet wurde. Die
Hoteliers erledigten diese wichtigen Besorgungen
zumeist selbst. Andererseits war der gemeinsame
Termin immer auch ein interessanter Treff zu kurzem Meinungsaustausch untereinander.
31
Tourismusort unter
Quarantäne
100 Jahre
Erstbesteigung
Matterhorn
Im Jahr 1963 wurde der gesamte Ort Zermatt wegen
einer ausgebrochenen Typhusepidemie Anfang
März unter Quarantäne gestellt. Im Schulhaus wurde
ein Notspital eingerichtet. Dort wurden die Betroffenen medizinisch versorgt und die Untersuchung
aller im Ort lebenden Personen koordiniert und geleitet. Alle Gäste, die irgend konnten, reisten überstürzt ab. Die Wintersaison,
die normalerweise noch
mindestens eineinhalb bis
zwei Monate gedauert hätte, war zu Ende. Die Epidemie wurde international
wahrgenommen und löste
zahlreiche Berichte in den
verschiedensten Medien
aus, was dem aufstrebenden Zermatt als Feriendomizil enormen Schaden
zufügte. Ausgelöst hatten
die Epidemie Soldaten, die
hierher nach Zermatt auf
Erholungsurlaub geschickt
worden waren. Zwei oder
drei Menschen, die krank
oder schwach waren, kamen durch die Epidemie ums
Leben. Zermatt startete im darauf folgenden
Sommer eine nie dagewesene Aktion: Alle
Menschen die erkrankt waren, konnten kostenlos
einen Ersatzurlaub oder einen Erholungsurlaub in
Zermatt bzw. wahlweise in anderen Schweizer
Luftkurorten antreten. Dieses Beispiel brachte
viele Sympathien und stellte das alte Vertrauen
wieder her. Im Sommer kamen die Menschen wieder nach Zermatt zurück. Sie hatten miterlebt,
dass der Ort gesundheitlich in besten Händen ist.
Die 100-Jahr-Feier zur Matterhorn-Erstbesteigung
1865 ging auch am Hotel Alpenblick nicht
ohne tiefe Spuren vorüber. Walter Bonatti,
einer der herausragenden Bergsteiger seiner
Zeit, erwog zum Jubiläumsjahr die Erstbesteigung der gefürchteten Matterhorn-Nordwand im Winter.
Gemeinsam mit seinen
Freunden und oftmaligen
Bergkameraden Gigi Panei
und Alberto Tassotti sollte das letzte grosse Bergabenteuer am Matterhorn
angegangen werden.
A
usgangspunkt und Heimat für dieses winterliche Bergabenteuer war
das Hotel Alpenblick seines Freundes Daniel Pannatier.
Doch das Wetter spielte nicht mit. Nach dreitägigem Aufstieg überfällt die Dreierseilschaft ein
Sturm, der 24 Stunden tobt und letztlich zum
Abbruch zwingt.
Nachdem seine Bergfreunde Verpflichtungen in
ihrer Heimat haben und nicht auf besseres
Wetter warten können, reift bei Walter Bonatti
die Überlegung einer Besteigung der MatterhornNordwand im Winter im Alleingang.
32
Einblick in das Leben der Bergpioniere
Um die Stimmung der Berge bei Wind, Sturm und Wetter, so wie sie zahlreiche Bergpioniere in den Höhenregionen von ewigem Schnee und Eis erlebten oder so wie sie Bergführer wie Adelrich Julen oftmals wahrnahmen,
nachvollziehbar machen zu können, hier die Kernstücke der Beschreibung der Erstbesteigung von Walter Bonatti.
Mit Dank an Autor und Verlag: Walter Bonatti. Berge meines Lebens. AS-Verlag, Reihe Bergabenteuer.
Am Morgen des Aufbruchs sind drei Freunde bei
am Rucksack, und ich habe es schon lieb gewonnen.*
* Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 281
mir: Daniel Pannatier, Guido Tonella und Mario De
Biasi, mit dem ich schon in Sibirien gewesen war.
angsam bricht der Morgen an. Es ist 6.30 Uhr am
Ich habe die drei gebeten, mich etwas weiter als bis
Montag, den 22. Februar. Das dritte Biwak in der
zum Schwarzsee zu begleiten, um einen simplen SkiWand geht zu Ende. Aber es muss unbedingt das
ausflug vorzutäuschen und Neugierige und Indiskrete
letzte sein! Ein Kranz von Eiszäpfchen umrahmt
abzuhalten. Dort angelangt, ziehe ich mich im
mein Gesicht und schmerzt auf der Haut. Das kleiSchutz eines Felsens für die
ne Thermometer, das an meiKletterei um und packe den
ner Windjacke hängt, zeigt
Rucksack. Aber im Augenblick
30 Grad unter Null. Auch in
des Abschieds übermannen
dieser Nacht habe ich kein
mich meine Gefühle. Ich
Auge zugetan. Ich sitze auf
möchte mich heiter und geeinem 30 Zentimeter breiten
lassen zeigen, aber es geVorsprung, den ich gestern
Walter Bonatti.
lingt mir nur, einen erstickten
Abend vom Eis befreit habe.
Gruss zu stammeln, dann fluchte ich.*
Mit dem Rücken lehne ich gegen die senkrechte
* Walter Bonatti, „Berge meines Lebens“ – Seite 278
Wand, die Füsse baumeln ins Leere.
ie Mauer zeigt sich sofort abweisend, ich muss
Zwei Seilschlingen halten mich fest: die eine um
einen Haken schlagen, um mich zu sichern. Ich
die Brust, die andere um die Knie. Seit mindeöffne den Sack, um ihn herauszuholen, und finde
stens einer halben Stunde umklammern meine
dabei ein Paar überflüssige Skifelle; weiss Gott, wie
Hände im Innern des Biwaksackes nervös die kleidie da hineingekommen sind. Schweren Herzens
ne Taschenlampe. Mit ihr will ich auf die Lichtmuss ich sie wegwerfen. Zizi scheint zu lächeln. Zizi
signale von De Biasi antworten, die er mir sicher
ist der kleine Stoffbär, den mir der jüngste
schicken wird; bestimmt verfolgt er nämlich
Sohn (Anm.: Alain-Daniel) meines
meinen Aufstieg mit dem Fernglas von einer
Zermatter Freundes Pannatier als
Alphütte aus.
Maskottchen für dieses
Abenteuer geschenkt
Bis zur verabredeten Zeit fehlen nur noch wenige
hat. Seit gestern
Minuten. Es ist Vollmond, aber der Schattenkegel,
Nachmittag trage
den das Matterhorn ins Tal wirft, taucht den
Standort meines Freundes in völlige Dunkelheit.
ich das Bärchen
L
1965. MatterhornNordwand.
Im Winter und allein
D
33
N
N
un geht mein Freund zu schnelleren Signalen
über, die im Unterschied zu den ersten leben
und beben wie Worte. Ich antworte meinerseits
auf ausgelassene Art, als ob ich ihm aus voller
Kehle zurufen würde.
Jenes kleine Licht von
Mario, das aus dem
2000 Meter tiefer gelegenen Tal aufsteigt, ist
das einzige menschliche Zeichen, das mich
seit drei Tagen und drei
Nächten begleitet.*
ochmals versuche ich, den Rucksack zu
erleichtern, um schneller zu sein. Weitere
Lebensmittel, die zwei Trittleitern und ein paar
Haken fliegen in den Abgrund.
Es reizt mich auch, den
Helm wegzuwerfen, meinen
ruhmreichen Helm, der mich
in den letzten vier Jahren bei
all den schwierigen Unternehmen begleitet hat.
A
ber nach einem Augenblick des Zögerns ziehe ich
die Hand langsam zurück
und streiche damit über
seine Beulen, als ob es
Verletzungen wären: Jede
von ihnen entspricht
einem der Steine, die am
Mont Blanc, in den Anden
und an vielen anderen
Bergen hinuntergefallen sind. Ich stecke ihn wieder vorsichtig in den Rucksack, neben das
Stoffbärchen, und klettere weiter. *
* Walter Bonatti, „Berge meines
Lebens“ – Seite 285
Die
wieder aufgenommene Kletterei ist unerhört hart: Ein überhängender, ungefähr 30
Meter hoher Aufschwung
aus schlechtem Fels
erhebt sich über meinem
Kopf und muss überwunden werden. Die Flugzeuge,
die in immer grösserer Nähe um das Matterhorn
kreisen, lassen mich
ahnen, dass der Gipfel
nicht mehr weit weg ist.
In diesem Moment beherrscht mich nur
Von hier aus, im harten Schatten des
ein Gedanke: die Lichtsignale empfangen und darauf antworten – drei oder
vier langsame und dann mehrere kurze
Blinkimpulse, um anzuzeigen, dass alles
in Ordnung ist, dass ich diese Nacht
überstanden habe und bis zum Schluss
weiterkämpfen werde. Und da ist schon
das Lichtlein, es ist von Tag zu Tag kleiner, weil ich immer weiter oben bin.
Matterhorns, scheint es eine glühende
Nadelspitze zu sein. Vielleicht sehe ich
es zum letzten Mal, denn mit etwas
Glück werde ich morgen auf dem Gipfel
sein. Ich verfolge die langsam abgegebenen Signale, die nach vier Impulsen
aufhören. Dann ziehe ich meine Hand
aus dem Sack und antworte im gleichen
Rhythmus.
34
* Walter Bonatti, „Berge meines
Lebens“ – Seite 287
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Kapellenfest: Dank für Errettung
Alljährlich am 5. August begeht Zermatt seit vielen
Jahren das Kapellenfest Maria zum Schnee bei der
Kapelle auf Schwarzsee. Sie wurde von Leuten und
von Spenden von Leuten erbaut, die aus Schneestürmen errettet werden konnten. Ganz früher pilgerten viele Leute vom Tal – aus Täsch oder Randa
– bis hier herauf. Der Marsch war damals sehr lang
und beschwerlich.
Zwei Stunden brauchte
man bis nach Zermatt
und dann sicher nochmals
zwei Stunden
bis zur Kapelle
auf Schwarzsee
(2583 m).
Beim Gnadenbild wurde eine Messe gehalten.
Weitum bekannte Geistliche wie Elsinger, der
Bischof von Strassburg, oder der Abt von Einsiedeln
kamen zum Kapellenfest in die Zermatter Berge.
Die Tradition dieses Feiertages ist bis heute erhalten geblieben. Heute gehen vor allem Familien mit
Kindern gerne dort hinauf. Sie kommen mit der
Bahn herauf nach Zermatt, haben Picknick mit
und wandern von hier
aus zum Gnadenbild.
Das ist dann
für die ganze
Familie ein unvergesslicher
Ausflug.
Die 3. Generation: Familie Pannatier-Schaller
Pierre-André Pannatier, der 1956 zweitgeborene
Pierre-André: „Von zu Hause hatten wir zwei
Hauswürstchen mitgenommen. Das Essen in
England konnte uns nicht gerade begeistern. Dann
haben wir uns Sonntag für Sonntag ein Rädchen
abgeschnitten.“
Sohn, trat schon früh in die Fussstapfen seiner Eltern.
Doch es sollte Jahre dauern, bis er den Weg zurück
nach Zermatt fand. Nach der Grundschule und der
Handelsschule in Zermatt machte Pierre-André die
Kochlehre im Derby und besuchte die Hotelfachschule Lausanne, die er nach vier Jahren mit
Diplom abschloss.
Die touristischen Wander- und Weiterbildungsjahre absolvierte er in guten Hotels
in Lausanne, Zürich,
Bern und Neuchatel.
In der Ferne wird für beide das Heimweh zu
den Bergen spürbar.
Pierre-André Pannatier erhält die Position eines Direktorstellvertreters in einem Züricher Hotel
angeboten, nimmt an
und kehrt mit Ingrid-Antonia Schaller
in die Schweiz zurück.
In Neuchatel lernte er
seine Frau Ingrid
Antonia kennen.
Das Alpenblick rückt
ins Dorf
Alpenblick erhält
weitestgehend
heutige Struktur
70 Jahre lang stand das Hotel Alpenblick am Ende
des Dorfes: Wie ein freundlicher Gruss an alle, die
in die Berge gingen. Bis in die 70er Jahre war das
Hotel Alpenblick das erste Haus, wenn man
gesund und heil von den Bergen zurückkehrte.
Einige Jahre war da die Sonnenterrasse von
Gästen und ganzen Schulklassen völlig überlaufen.
1985/86 war der grosse Innenumbau. Mit viel
Aufwand wurden alle Zimmer den modernen
Erfordernissen angepasst. Die noch vorhandenen Einzelzimmer wurden teils erweitert, teils
als Badezimmer anderen Zimmern zugeschlagen.
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Pierre-André Pannatier: „Ich sollte einem
Arbeitskollegen helfen, den Fernseher zu
reparieren, da er mit
Freunden
einen
gemeinsamen Fernsehabend vereinbart hatte. Da
war Ingrid dabei.“
1984 heiraten sie
und ziehen nach
Zermatt ins Hotel
Alpenblick.
Der grosse Umbau
1985/86 steht an. In den Jahren 1986 und
1989 kommen die Kinder Veronique und Fabien zur
Welt.
Und wie es im Gastgewerbe oft ist, standen
A
plötzlich ein paar rasche Entscheidungen an. PierreAndré erhielt die Chance, als Manager für die
Novapark-Hotelkette nach Kairo zu wechseln.
ls Vater und Grossvater Daniel Pannatier 1990
stirbt, übernehmen sie gemeinsam mit Heidy
Pannatier-Julen in der dritten Generation das Hotel
Alpenblick. Pierre-André Pannatier ist aktiv in
öffentlichen Diensten tätig und steht seit mehreren
Jahren der Vereinigung der Zermatter Hoteliers als
Präsident vor.
Doch sie waren frisch verliebt und beider Englisch
war noch nicht perfekt. Daher entschlossen sie sich
spontan dazu, gemeinsam nach England zu gehen.
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Mehrfachen Dank
von Herzen!
Das Hotel Alpenblick ist ein Lebenswerk meiner Eltern Heidy und Daniel. Sie formten aus der Bergführer-Pension ein komfortables 3-Sterne-Hotel. Sie schafften den
Sprung vom Sommer- zum Ganzjahresbetrieb. Sie setzten für ihre Gäste Akzente.
Und sie begründeten den ausgezeichneten Ruf, dass man bei uns im Alpenblick
grossartig speist.
Partnerschaftlich bestimmten sie die Ausrichtung des Hotels über mehr als 40 Jahre
und meine Mutter Heidy noch weit darüber hinaus.
Einen Dank, dass ich gemeinsam mit meiner Frau Ingrid-Antonia das gut eingeführte Hotel – in manchen Bereichen weiter veredelt – auf hohem Niveau weiterführen kann.
Danke allen Mitarbeitern des Alpenblick für den grossen Einsatz. Den Lieferanten
ein Dankeschön für die konstant überzeugende Produktqualität.
Zuletzt danke ich unseren treuen Gästen, die das Hotel mit ihrer Anwesenheit bereichern, zum Leben erwecken und Triebfeder all unserer Innovationen sind und waren.
Gemeinsam ist uns allen die Liebe zu diesem wunderbaren Fleck der Erde. Unseren
Gästen schenkt Zermatt mit seinen Bergen Erholung, neue Kraft und frische Energien.
Den Mitarbeitern Lohn. Und uns allen ein mehr oder weniger grosses Stück Heimat.
Gott gebe, dass wir alle lange gesund bleiben, dass wir unsere Wurzeln nicht vergessen
und dass sich unsere Kinder Veronique-Antonia und Fabien-André der Tradition des
Hotel Alpenblick besinnen und zu gegebener Zeit von Herzen den eingeschlagenen Weg
weiter verfolgen.
Zermatt im Juni 2003
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Hotel mit Spitzenküche
Das Hotel Alpenblick ist ein sehr familiär, liebevoll
und vertraut geführtes Hotel mit gehobenem
3-Sterne-Komfort. Angegliedert und auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet ist das
Appartementhaus Bonatti. Der grosszügige Umbau
der Jahre 2000 bis 2002 ermöglichte die Schaffung
eines heimeligen Flairs, das sich einheitlich durch
das ganze Hotel zieht. Begeisterung und grossen
Anklang finden die neu gestaltete Bäder- und
Saunalandschaft sowie die neuen Suiten. Das Hotel
Alpenblick gehört auf Grund seiner exzellenten
Küchenleistungen zu den besten kulinarischen
Adressen in Zermatt.
Zahlreiche Stammgäste
aus aller Welt
Das Hotel Alpenblick ist international. Am meisten
Gäste kommen traditionell aus Deutschland. Im
Unterschied zur Vergangenheit bleiben die Gäste
heute im Sommer weniger lang als im Winter. Das
Hotel Alpenblick hat sich durch den liebevollen
Umgang einen grossen und treuen Stamm gerne
und immer wiederkehrender Gäste erworben.
An dieser Stelle einen Dank an sie alle.
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Gratinierte
Himbeeren
2 Körbchen Himbeeren
0,2 l Milch
1 Vanilleschote
100 g Zucker
40 g Vanillepulver
2 Eigelb
2 dl Rahm geschlagen
Himbeergeist nach Belieben
Vanilleeis
Pfefferminzblätter
Zubereitung:
Himbeeren in Suppenteller verteilen, mit Vanillecreme bedecken und mit
viel Oberhitze im Ofen überbacken. Mit 1 Kugel Vanilleeis und Minzblatt
garnieren und mit Himbeergeist beträufeln.
Vanillecreme:
2/3 Milch, Zucker, halbierte Vanilleschote aufkochen, 1/3 Milch mit
Cremepulver anrühren, mit einkochen, ca. 3 Min. erkalten lassen, dann mit
Schwingbesen fest durchrühren, Eigelb und Schlagrahm darunterziehen.
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Walliser Spezialitäten
anno dazumal
Walliser Gerstensuppe
Zutaten für 4 Personen:
30 g Butter
30 g Schalotten
20 g Lauch
20 g Karotten
20 g Sellerie
30 g Trockenfleisch
70 g Rollgerste
1 l Bouillon
0,3 l Fendant
Salz
Muskatnuss
2 dl Rahm flüssig
Schnittlauch
Zubereitung:
Gemüse und Schalotten in kleine Würfelchen schneiden, in Butter andünsten, Rollgerste hinzufügen, leicht umrühren und mit Bouillon und Fendant
auffüllen, mit Salz, Muskat und Pfeffer gemahlen würzen. Ca. 1 Std. leicht
kochen und dann Flüssigrahm und klein gewürfeltes Trockenfleisch hinzufügen.
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Walliser Spezialitäten
Walliser Spezialitäten
im Hotel Alpenblick
im Hotel Alpenblick
Zutaten für 4 Personen:
4 Kalbsschnitzel à 120g
4 Scheiben Rohschinken
12 Scheiben Walliserkäse
5 Tomaten
50 g Butter
3 Schalotten
1 Zehe Knoblauch
2 Esslöffel Tomatenpüree
1 dl Rotwein
etwas Basilikum
1 Prise Salz und Pfeffer
Zutaten für 4 Personen:
300 g Hörnli
100 g Schinken oder Aufschnitt
3 gehackte Schalotten
80 g Butter
5 Stück gekochte Kartoffeln
1 Zehe Knoblauch gehackt
1 kl. Bund Schnittlauch
120 g Walliser Käse gerieben oder Weichkäse
1 Prise Salz
1 Prise Muskat
1 Prise Pfeffer
Kalbsschnitzel „Walliser Art“
Hörnli „Zermatter Art“
Zubereitung:
Tomatencoulis: Tomaten einritzen, in siedendem Wasser überbrühen, mit kaltem Wasser
abschrecken, schälen, halbieren, entkernen und in Würfel schneiden. Butter und Schalotten
gehackt leicht anziehen, Tomatenpüree dazugeben, mit Rotwein ablöschen, gewürfelte
Tomaten beigeben, mit Salz, Pfeffer, Basilikum und Knoblauch vollenden. Ca. 10 Min.
kochen lassen. Kalbsschnitzel anbraten, Rohschinken bedecken, darüber Tomatencoulis mit
Käse bedecken und im heissen Ofen mit Oberhitze überbacken. Dazu servieren wir
Frischgemüse aus der Region, z. B. Rotkohl, Karotten, Blumenkohl, Spinat und Rösti.
Zubereitung:
Hörnli in viel Salzwasser kochen, dann abkühlen. Schinken, Kartoffeln und Schalotten
würfelig schneiden. Alles in Butter anbraten, Hörnli beifügen und leicht anbraten, geriebenen Käse und Knoblauch hinzugeben und solange erhitzen, bis der Käse geschmolzen
ist. In Suppenteller anrichten und mit frisch geschnittenem Schnittlauch garnieren.
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Junior-Suite
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Badezimmer von Suite
Neue Suiten
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Der vorliegende
Jubiläumsband
zum Hotel Alpenblick basiert
im Wesentlichen auf einem
Interview mit
Heidy Pannatier-Julen.
Das Interview führte Manfred
Felder im September 2002.
Ergänzende Informationen
lieferten Pierre-André Pannatier,
der Tourismusverband Zermatt
sowie die Werke von
Walter Bonatti und Karl Lehner.
Für Texte und Autorenschaft
zeichnet Hubert Weiler-Auer
aus Telfs/Tirol verantwortlich.
Familie Pannatier-Schaller
CH-3920 ZERMATT · SWITZERLAND
Tel. 0041(0)27 / 966 26 00
Fax 0041(0)27 / 966 26 05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.reconline.ch/alpenblick
Walter Bonatti:
Berge meines Lebens.
AS-Verlag, Reihe Bergabenteuer;
dt. Ausgabe Zürich 2000
Karl Lehner:
Kleine Zermatter Chronik.
Wega-Verlag Zermatt,
Zermatt 1957
4 Nostalgiebilder.
Verlag von Th. Knaur,
Berlin 1939
Restliche Bilder
von Archiv Pannatier.
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