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Darstellungen und Dokumente
zur Geschichte der Lutherischen Kirchen
ISBN 3-7859-0653-6
© Copyright by Lutherisches Verlagshaus GmbH
Druck: Scherrer-Druck, Hannover
Lutherische Generalsynode
1991
Bericht über die erste Tagung der achten Generalsynode
der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands
vom 13. bis 16. Oktober 1991 in Königslutter
Im Auftrage der Kirchenleitung
der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands
herausgegeben vom Lutherischen Kirchenamt Hannover
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Vorwort
Der
vorl iegende
Verha nd lungen
Kirche
1991"
Protokollband " L utherische Generalsynode
der 8 . Genera lsy node der
Deutschlands
auf
Vereinigten
umfaßt
die
Evangelisch-Lutheris chen
ihrer 1. Tagung vom 13 . b is
16 .
Oktober
1991
in
Königs lutter .
Die
erste Tagung der neugebildeten Generalsynode war zunächst
die
notwendigen Wahlen . So wurden u . a. d a s Präsidium der
geprägt
durch
Generalsynode ,
die
Kirchenleitung und die ständigen Synodalausschüsse gewählt. Durch den Beitritt
der
Evangelisch-Lutherischen
Landesk irchen
Sachsens
und
der
Evangelisch­
Lutherischen Kirche in Thüringen zur Vereinigten Kirche erhöhte sich die
Zahl
der S y, n odalen a u f 76. Oie nun auch institutionell erneuerte' Gemeinschaft unter
den
guten
lutherischen K irchen in Deutschland fand sogleich ihre Bewährung
Geist ,
in
dem die Wa hlen und Beratungen
dieser
neuen
ln
dem
Genera lsynode
a bl iefen .
Einen
weiten R a um der Arbeit und Beratung nahm das H a u ptthema " Leben mit
der
Bibe l " ein .
Der Bericht des Leitenden Bischofs , der Bericht des Catholica-Beauftragten und
der
Vortrag
z um Hauptthema " Leben mit der Bibe l " , gaben der
Synode
weitere
wichtige Impulse für die Beratungen.
Hannov er , im Au g ust 1992
Das Lutherische Kirchenamt
Inhalt
Seite
Tagungsverlauf
11
Predigt im Eröffnungsgottesdienst d e s
Leitenden Bischofs Dr . Gerhard Mül ler am 13 . 10 . 9 1
Abendanda cht v o n Landesbischof Dr . Johannes H empel am 13 . 10 . 9 1
Morgenanda cht v o n Dr . Horst Reller am 14 . 10 . 91
Morgen a n da c ht von Dr . Reinhard Brandt am 15 . 10 . 9 1
Morgenanda cht.von Manfred J a hnel . am 16 . 10 . 9 1
Schluß anda cht von Bischof Dr . Werner Leich 16 . 10 . 9 1
17
20
23
26
2B
31
Berichte u n d Referate
Bericht �es
Bericht des
Bis chofs i.
Referat von
Referat von
Leitenden Bischofs Dr. Gerhard Müller
Catholica - Beauftragten
R . Pro f . Dr. Ulrich Wilckens
Prof . Dr. Peter Hertzsch
Rolf Böttcher
35
60
BO
99
Verh a ndlungen der Genera lsynode
Erster Verhandlungstag ( Sonnta g , 13 . 1 0 . 199 1 )
Eröffnung der Tagung
Genehmig ung der Tagesordnung
Feststellung der Anwesenheit und Beschlußfähigkeit
Verpflichtung von Synodalen
Begrüßungen
Grußwort von Regierungspräsident Dr . Schnöckel
Wahl des Nominierungsausschusses
Grußwort von Präsident Gerhard Eckels
Gedenken Verstorbener
Begrüßungen
Verpflichtung der Synoda len
Wahl des Prä sidenten der Generalsynode
Grußwort von Pro f . Dr . Mortensen
Grußwprt von Präses Affeld
Einbringung der Vorlage Nr. 2 mit Aussprache
( Verfassungsä ndernde Verordnung mit Gesetzeskraft)
Bericht des L e itenden Bischofs
Grußwort von stellv . Präses der EKD Dreßler
Wort des Vorsitzenden der Koordinierungsgruppe
107
lOB
lOB
lOB
lOB
110
111
113
1 14
115
115
116
1 16
119
122
129
129
132
Zweiter Verhandlungstag ( Monta g , 14 . 10 . 1991 )
Verpf l ichtung v o n Synodalen
Begrüßungen
Wahl der Mitglieder des Prä sid iums
Einbringung der Vorlag� Nr. 1
( Tätigkeitsbericht der Kirchenle itung )
Aussprache über den Bericht des Leitenden Bischofs
Grußwort von Dekan Greiner
Wahl der Kirchenleitung
Wahl d e s Finanzaus s chusses
Wahl d e s Rechts ausschusses
Konstituierung der Ausschüsse
134
134
136
147
150
169
191
20B
208
2 10
Dritter Verhandlungstag ( D ienstag , 15 . 10 . 1 9 9 1 )
Begrüßungen
Referat von Viz epräsident Böttcher
Bericht des Catholica -Beauftra gten
Grußwort von Weihbischof Machens
Aussprache über das Referat von Pro f . Dr . Peter Hert z s c h
B i l d u n g der Arbeitsgruppen
212
215
217
217
222
222
Vierter Verhandlungstag ( Mittwoch , 16 . 10 . 199 1 )
Grußwort von Pro f . Dr . Ji
Grußwort von Ja cob Selwane
Grußwort von Frau Präses Lewent
Aussprache über den Bericht des C atholica-Bea uftragten
Grußwort von stellvertr . Bürgermeister Schne ider
Na chwahl des Spruchkollegiums
Aussprache zum Thema im Plenum
Wahl des Bischofswahlausschusses
Aussrache zur Vorlage Nr. 1 ( B ericht der Kirchenleitung)
Einbringung der Vorlage Nr. 3 ( J a hresre chnungen 1990)
mit Ausspra che und Beschlußfassung
Berichte , Beschlüsse u n d Entscheidungen
D an kadressen
Kolle ktenergebnisse
Einla dung zur Generals ynode in Dresden
Vorlagen
Beschlüsse und Verordnung
Wahlen
Ausschüsse und Arbeitsgruppen
Teilnehmer der Tagung
Namensverzeichnis
Stichwortverzeichnis
226
227
228
230
251
254
258
260
261
271
272
303
304
306
307
361
365
369
373
379
385
T a g u n 9 s v e r 1
a uf
Tagungs.verlauf
Die Verhandlungen der Generalsynode fanden im Saal des Hotels Königshof in
Königs lutter statt . Beim Eröffnungsgottesdienst in der Stiftskirche ( Kaiser­
dom) predigte Landesbischof Pro f . Dr . Gerhard Müller , Wolfenbütte l . Seine
Predigt stand unter dem Wort der Heiligen Schrift :
" I n Jesus sehen wir Gott , wer Jesus glaubt , wird von
F insternis befreit und Jesus kommt z u unserem Heil . "
Im R a hmen der 1. Tagung der 8 . Generalsynode wurden d i e notwendigen Wahlen
durchge führt . Schwerpun kte der Diskussion bildeten der Bericht des Leitenden
Bischofs Pro f . Dr . Mü ller mit dem Bericht der Kirchenleitung und der letzte
Bericht des Catholica-Beauftragten Bischof i . R . Pro f . Dr . Ulrich Wilckens .
Landesbis chof Pro f . Dr . Müller ging in seinem Bericht a u f folgende Themen ein :
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Mit der Bibel leben
Die erneuerte Gemei nschaft
Ein Jahr nach der Vereinigung Deutschlands
Vom Schutz des Lebens
Bewertung des Lebens in Gerechtigkeit und Frieden
Aus der Ö kumene
Personalien
Durch Gottes Wort gescha ffen
Die Generalsynode nahm hierzu beschlußmäßig Stellung . Z u nennen wären
u.a. :
hierbei
- Beschluß zum Jahr der Bibel
- Beschluß der Generalsynode zum Austausch von Pastorinnen und
Pa storen , von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zwischen den
eV . - luth . Landesk irchen in Deutschland
- Beschluß der Generalsynode zur Erklärung des Landeskirchenrats
der EV . - L ut h . Kirche in Bayern z u ausländerfe indlichen Aktionen
- Beschluß der Generals ynode betreffend Ort und Verantwortung der
lutherischen Kirche
- Beschluß der Generals ynode über die Informations- und N a c hrichten­
dienste des LWB
- Beschluß der Generalsynode über den Dienst der Zivild ienstleistenden .
Bischof i . R . Prof . Dr . Wilckens gab vor der Generalsynode seinen letzten
Bericht als Catholi c a - Be a u ftragter der VELKD a b . Themenschwer p u n kt e waren
z. B.:
1 . D i e ökumenische Bewegung am Ende des Jahrtausends der S paltungen
2 . Bedeutung der ökumenischen Bewegung
3. Worum es in Europa j et z t geht
4 . Lehrverurteilungen - kirchentrennend?
5 . Rezeption durch die Kirchen
Zur Regelung von mit dem Beitritt der E va ngelisch- Lutherischen Landeskirche
Sachsens und der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Thüringen z u s amme nhängen­
den Fragen wurde der Generalsynode eine verfa ssungsändernde Verordnung mit
Gesetzeskraft vorgelegt , die die Kirchenleitung erlassen hatte .
Eine große Zahl von Gästen a u s aller Welt sowie der innerdeutschen Ö kumene
verfolgte a u fmerk sam die Verhandlungen der Generalsynode . Der Präsident der
Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens , Vizepräsident der
Genera lsynode Rolf Böttcher , ging i n seinem Bericht auf die veränderten
Verh ä ltnisse in Kirche und Gesellschaft nach der Wiederv ereinigung ein .
Weihbischof Heinrich Machens a u s H i ldesheim würdigte in seinem Grußwort
besonders die Verdienste von Bischo f i . R . Pro f . Dr . Wilckens . Die ökumenis chen
Gäste schilderten im Plenum und b e i einem ö k umenischen Essen die unter­
schiedlichen Situ ationen i n ihren Kirchen und in ihren Heimatländern .
Das Hauptthema der Generalsynode "Leben mit der Bibel" wurde in mehreren
Schritten behandelt . Zunä chst hielt Pro f . Dr . Peter Hert zsch , Jena , einen v i el
beachteten Vortra g . Nach einer intensiven Dis kussion erarbeiteten zehn Ar­
beitsgruppen einen Brief an die Gemeinden .
Die gastliche Aufnahme der Generalsynode fand ihren besonderen Ausdruck i n
ei nem
gemeinsamen Empfang der Evangelisch-lutherischen L a n d e s k irche
in
Bra u n schweig und der Niedersächsis c hen Landesregierung im Rathau ssaal von
Brauns chweig .
Aus Anlaß der Generalsynode fand in der Stadtkirche St . Sebastian und St .
Fabian in Königslutter ein k irchenmu s i k alisches Konzert mit einer Abendanda cht
mit Landesbischof Dr . Johannes Hempel , Dresden , stat t .
D i e Synodaltagung fand in d e r regionalen u n d d e r überregionalen Presse
lebhaftes Echo . Auch berichtete das Fernsehen in kurzen Ausschn itten von
Tagung .
ein
der
Die 2 . Tagung der B . Generalsy node �ird a u f Einl adung der E v a ngel isch-Luther­
i s chen Landes k irche Sachsens vom 1 8 . bis 2 1 . Oktober 1992 i n Dresden statt­
finden .
P r e d i 9 t
u n d
A n d a c h t e n
P R ED I G T
im Eröffnung sgottesdienst am 13. Oktober 1991 in der Stiftskirche (Kaiserdom)
in König slutter vom Leitenden Bischof Dr. Gerhard Müller, Braunschweig
Liebe Gemeinde ,
mit d iesem Gottesdienst wird die 1 . Tagung der B . Generalsynode der V E L K D
eröffnet . Dies tun w i r n i cht n u r deswegen , weil das so vorgesehen ist . V i e l ­
mehr halten wir Christen es f ü r s i n n v o l l und a ngebracht , j a für erforderl ich ,
am Beginn e iner wichtigen Arbeit , wie sie von Synoden ge leistet wird , a u f
Gottes Wort z u hören . W i r richten u n s dadurch a u f d i e Aufgabe a u s , d i e u n s
Christen stets v o n neuem a u fgetragen und möglich ist . W i r l a s s e n uns durch d a s
Heilige Abendmahl stärken f ü r unseren Weg . Es wird i m Gottesdienst d i e Per­
spektive deutlich , unter der die s y noda len Entscheidungen z u sehen sind und zu
g e s chehen haben . Wir lassen uns a u ch daran erinnern , d a ß es i n der K irche
n icht um unser e Selbstdarstellung g eht , n i cht um unsere Weisheit und M a cht was immer d a s sein sollte - , sondern um den Auftrag Gott e s . O i e Vorlä ufigkeit
unseres noch so gut gemeinten Redens und Tuns wird uns deutlich . Und z u g leich
wird der Z u s ammenhang zwischen geistlichem Handeln und Erleben im Gottesdienst
und k irchen leitendem Tun in der Synode hergestel lt .
Die b i b l i s chen Texte , liebe Schwestern und Brüder dieses Gottesdienstes , geben
eine eindeutige .Wegweisung : In der E p istel war von Christus a ls dem E c kstein
der Kirche die Rede - im E v ang elium wird nach u n serem Glauben a n den Vater
Jesu Christi g e fragt . Damit ist diese Synode e indeutig unter e i n g e i stliches
Thema g e stellt .
Zugleich erinnern wir uns heute mit Freude und mit Dank dara n , d a ß seit dem 1 .
Oktober u n sere Gemeinsch a ft wieder größer geworden ist . Wir freuen uns , d a ß
die lutherischen Kirchen Sachsens u n d Thüringens wieder z u r Vereinigten K irche
gehören . N a chdem durch d ie Teilung uns eres Landes auch die Kirchengeme i n s ch a ft
z erstört worden war , die n a ch dem 2 . Weltkrieg geschaffen worden war , wird u n s
j etzt d i e Cha n c e e i n e s Neuan fangs eröffnet . U m einen neuen Anfang soll und muß
es s i ch n a ch me iner Auffassung handeln , da die Jahrzehnte der Trennung , die
man hier i n Kön igs lutt e r ja grenznah erlebt hat , n i cht s p urlos a n u n s allen
vorübergegangen sind . Wir haben miteinander z u f�ag en , wie es uns neu gelingt ,
vom G la uben so Zeugnis a b z ulegen , d a ß Menschen ermutigt werden , d e n Weg d e s
Glaubens und d a m i t den W e g d e r Kirche mitzugehen . Die Größe die ser Aufg a b e
verbindet u n s i n O s t und West u n d l ä ß t Unstimmigkeiten zurücktreten . Geme i n s am
fra g e n wir am Beginn einer neuen Generalsynode : Wohin wollen und wohin sollen
wir d e n n gehen?
Aus u n serem Bib eltext nehme ich drei Aussagen a u f : In Jesus sehen wir Gott ,
wer Jesus g l a u b t , wird von F insternis befreit und Jesus kommt zu un serem Heil .
Ersten s : In Jesus sehen wir Gott . - Gelä ufiger und bekannter ist uns die Aus­
s a g e : Jesus sei Gottes Wort . Hier wird in u nserem Text ein a n deres Sinnesorgan
wichtig , d a s Aug e . Wir lesen : In Jesus sehen wir Gott .
Beide Aussagen s ind hoch gegriffen , j a möglicherweise wagha lsig : Wie k a n n ein
Mensch Wort u nd Gesicht Gottes sein? Und Jesus ist ja ein wahrer Mensch , der
aber z u g l e i ch so nahe bei Gott steht , ja der se lbst Gott ist , d a ß wir i n ihm
Gott sehen und hören . Kein Wunder , liebe Gemeinde , d a ß bei solch e n Behauptun­
gen v ie len M e n s chen das Hören und Sehen vergeht . Sie h a lten e s für a b surd , d a ß
Gott s i ch s o s t a r k m i t uns Menschen e i n l a s s e n könnte , j a d a ß er Mensch werden
könnte . Deswegen ist die Ab lehnung Jesu eigentlich das Ü b liche und Normal e .
Und oft genug überkommt a u ch uns Christen d i e Anfechtung , o b d ie s wirklich
Gott e s Weg mit u n s sein sol l : daß er mitten hinein in unsere Welt geht , mitten
hinein in d a s Leben eines und vieler Mensche n .
- 17 -
Zweiten s : Wer Jesus glaubt , wird von F i nsternis b e freit . Jesus weiß sich - so
sagt er - v o n Gott g e s chickt : Gott hat ihn losge sa ndt , hat ihm einen Auftrag
gegeben , den er au sführen sol l . Wer s ich nun auf Jesus einläßt , kommt mit Gott
selbst in Berührung . Aber während in der Religionsgeschichte Gott zumeist a l s
der Fas zin ierende u n d z u g leich a l s d e r Erschreckende versta nden wird , v o n dem
m a n eben nicht nur angezogen wird , sondern den m a n auch fürchtet , ist er durch
Jesus der Erhellende , der die F i nsternis vertreibt und d a s L i cht schafft . Wir
lesen in unserem Bibeltext ein Wort , das in den Z u s ammenhang der Ich-bin -Wotte
des Johannesev ange liums gehört . Jesus sagt : " I c h b i n in d i e Welt gekommen a l s
ein Licht , damit , w e r a n m i c h glaubt , nicht i n der F insternis bleibe . " Jesus
kam also nicht , um Angst und Schrecken z u verbreite n , e r kam vielmehr " a ls ein
Licht" , damit , wer "an mich glaubt , nicht in d e r F insternis" bleibe .
Wir bemerken a l l erdings in unserer Welt nicht n u r Licht , wir bemerken Macht
und Gewalt , die unter uns Menschen a llein das Sagen zu haben scheinen . Der
KTieg in Jugos lawien z . B . , in den j a auch Christen verstrickt sind - Katholi­
ken in Kroatien und Orthodoxe unter den Serben - , kann von uns doch nur als
ein Sieg der Finsternis ü ber das Licht des G la ubens gedeutet werden . Aber wir
bra u chen g a r nicht so weit oder so n a h weg z u g e he n : Der Umgang mit Ausländern ,
wie er in die sen Wochen in unserem Land um s i c h gre ift , erschreckt uns ange­
sichts des Hasses oder auch a ngesichts der Unv ernu nft , die sich hier z e igen .
Ein Brand in T s chernobyl kommt hinzu und weckt E r innerungen oder rührt gar a n
Traumata . Und v i ele Krisengebiete in unserer W e l t sind uns ei nfach überhaupt
n icht so bewußt , wie dies erforderlich wäre .
Trotz dieser F insternis g ilt - drittens - : Jesus kommt zu unserem Heil . Wo
Jesus gehört wird , wo er die F insternis vertrei bt , da können weder Lieblosi g ­
k e it noch na ckte Gewalt herrschen . Wenn w i r a u f i h n höre n , erfahren wir auch
über uns mehr , a l s wir b i s dahin wußte n . Wir e r fa hren etwas über das , was
Leben sinnvoll macht , so daß F insternis mindestens g em indert wird und Menschen
froh gemacht werden . Jesus sagt: " I ch bin nicht g e k ommen , d a ß ich die Welt
richte , sondern daß ich die Welt rette . " Er ist also zu a l len Menschen ge­
sa ndt . Seine Botschaft ist für die Menschheit , j a für die ganze Welt wichti g ,
die durch uns Menschen so arg bedroht wird . Wer a u f Jesu Wort allerdings nicht
hört , auch der hat sich entschieden , nämlich gegen das Heil , das Jesus im
Auftrag Gottes verkündigt . Jesu Sendung meint Rettung der Welt , aber meint
keinen Automatism us . Das Wort des Leb ens , das wir a b lehne n , richtet uns am
Jüng sten Tage . Ich h a lte das nicht für eine billige oder ernste Drohung ,
sondern für die logische Konsequen z : Wenn allein Gottes Wort die Finsternis
vertreibt , dann fehlt eben dort das Licht , · wo es a bgelehnt wird. Das ist nun
einmal s o . Aber die Grundaussage bleibt : Jesus kam , um z u rette n . Er kam , um
nicht nur wenige Auserwä h lte z u erretten , sondern die Welt .
Liebe Gemeinde , in Jesus sehen wir Gott . Wer Jesus g l aubt , wird von F insternis
b e freit . Jesus kommt z u unserem Heil . Wie erleben und wie erfahren wir das ,
und wie verwir k l ichen wir das im Leben der Gemeinde , in der Arbeit der Gene­
ralsynode? Darauf haben wir lutherische Christen nur eine Antwort : Wir erleben
u n d erfahren d ies durch den Glaube n , durch Vertrauen . Gla ube und Vertra uen ,
d i e an Jesus a u c h dort festha lte n , wo wir an uns selbst irre werden und ge­
wissermaßen uns nicht mehr trauen , an uns selbst fest z u h a lten .
Wir erfahren und erleben also den Sieg des L i c htes über d i e F insternis in der
N a c hfolg e . Das meint j a Glaube und Vertra uen . Wir gehen a l s o unseren Weg so ,
wie Jesus ihn uns benennt und wie er ihn voranschreitet . Da werden dann eben
aus Gegnern M itarbeiterinnen und Mitarbeiter , d a werden aus Konkurrente n , vor
denen wir Angst haben - wie das ja im Falle der Ausländer weithin der Fall ist
- , Mensche n , denen geholfen werden m u ß , weil s i e s c hwä cher s in d a l s wir , damit
sie den Weg n icht verlieren , sondern den rechten Weg finden . Auf dem Weg der
- 18 -
N a chfolge g e ht es n icht um Selbstdarstellung , a u f dem Weg der N a chfolge geht
es darum , daß wir in den Mitmenschen Jesus Christus selbst begegnen. Er hat
gesagt , d a ß dies ein schmaler Weg sei , den man nicht so lei cht findet wie
breite Weg e . Aber auch dieser schmale Weg kann beschritten werd e n , wenn Gott
Gnade gibt , und um diese Gnade bitten wir heute Gott . Und der F r iede Gottes ,
der höher ist als a l l e Vernunft , bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus
Jes us.
Amen .
- 19 -
A b endandacht am 13. Oktober 1991
von L a ndesbis chof Dr. Hempel
Gnade sei mit Euch und Frieden von Gott , un serem Vater , und dem Herrn Jesus
Christus . Wir hören den Spruch für die heute beginnende Woche a u s dem Buch des Propheten
Micha , Kapitel 6, Vers 8 :
" E s ist dir ges agt , Mens ch , was gut ist u n d was der Herr von dir
fordert , nämlich Gottes Wort halten , L i e b e üben und d emütig sein
vor deinem Gott. "
Verehrte liebe Brüder und Schwestern ,
das Thema für diese Generalsy node ist das Thema des kommenden Jahres : "Mit der
Bibel leben " . Dieser Wochen spruch ist ein spe zieller , aber a nspruchsvoller
Beitrag z u diesem Thema : Gottes Wort halten , Liebe ü b e n und demütig sein - das
ist ja beinahe schon a l les und wahrscheinlich z u viel.
Mir fällt sprachlich die Perfekt form a u f , "es ist dir gesagt " , die ja bedeu­
tet : Das g i lt nicht nur für das Jahr 700 vor Christu s , als Jerusa lem von den
Assyrern umzingelt war und diesen u npopulären Tröster ertragen mußte , es gilt
auch für heute. Dieses Perfekt riecht nach Alltag .
Das ma cht die Sache n i cht leichter ; aber auch das Leben der Christen besteht
n icht nur aus Sternstunden und aus Katastrop hentagen , s o ndern - sagen wir
einmal - zu 85% aus Alltag . Wesentli che Dinge i n den K irchen in der DDR sind
im Alltag geschehen , die guten und die schlechten , vö l lig undramatis ch .
Also - im Alltag betrachtet - , was heißt das? Freilic h , zwischen Micha und uns
liegt etwas Entscheidendes : die Geburt Jesu Christ i , u n d wir dürfen dieses
herbe Prophete nwort eigentlich nur im L ichte Christi z u verstehen versuchen.
Das wollen wir .
1 . " Gottes Wort halten" - was heißt das im Alltag? Es h e ißt : Er wird mich
wieder richtend oder rettend a n spre chen, so daß es bei mir a n kommt . Das heißt
"Gottes Wort halten " .
D e n n "Gottes Wort halten" hat z. B. zu leiden an unserer Hekt i k . M a n braucht
auch den Christen nur längere Z e it über sein Maß i n die Arbeit zu tragen , dann
kürzt er zunächst am Gebet. Er nimmt es sich jedesmal neu vor : D a s mache ich
n i cht wieder . Und dann geschieht es doch , weil es u n s einfä l lt : Das ist j a
noch n icht erledigt , und e s geht u m einen Menschen. " Gottes Wort halten" im
Alltag!
Der liebe Gott wird uns in dieses Desaster hinein wieder a n sprechen - das
heißt im Lichte Jesu "Gottes Wort halten " '
Und e s gibt so viele
"das hatten wir noch
will a u ch von Gottes
neu ist , fällt einem
verstehen?
neue Situationen , neue Situationen mit sperrigen Details ;
n ie ! " und so miserabel d a s frühere war - d i e Umstellung
Wort her bewältigt sein . So lange die Umstellung wirklich
kein Wort Gottes ein , d a s darauf paßt . Könnt Ihr das
Dann schweigt die Heilige Schrift , und man lebt mit der Bibel - und man lebt
a u ch wieder n icht . Die Ermahnung des Micha heißt : Vertrau dara u f ! Er meldet
- 20 -
sich wieder". Vertrau darauf!
Dann ist die Gewöhnung an mich selbst ein schlimmer Gegner , Gottes Wort z u
halten. Gerade Chri ste� h a b e n e i n e Begabung , a ber auch die Gefährdung d a für .
Wir wissen wohl , daß wir unserem himmlischen Vater immer wieder an derselben
Stelle Mühe machen . Er muß uns wir klich l a n gweilig finde n . Und d i e Worte der
Heiligen Schrift , d i e scheinbar - oder auch wirkl i c h - nur für mich
ges chrieben sind , die nützen dann a uch n i chts mehr . E s ist schwer , sich selbst
zu verändern .
Gottes Wort im Allta g : "Er wird uns wieder a nsprechen" - das heißt " Gottes
Wort ha lten " . Diese Neugier , wie Er es ein weiteres Mal s chaffen wird , mich
a n z u s prechen , daß ich getroffen bin ! Vielleicht dauert e s lange , weil ich auf
e i n rettendes Wort höre , und er hat mir ein richtendes Wort z u sagen.
Vielleicht ist es a b er a u ch - das würde m i ch nicht wundern - genau umgeke hrt :
ich rechne schon lange mit " Hagel und B l it z " u n d überhöre die rettenden Worte .
Ü ber allem steht : " E s ist dir gesagt , Mensch ; vertrau dara u f , er wird sich
wieder melden " . Damit rechnet Gott , mit diesem Vertra u e n .
2 ) Das zweite ist , Liebe üben . 0 j a , das ist das A und das 0 , das wissen die
Kinder , die Liebenden , d i e Erwachsenen , die Alten . Wir wissen e s alle , und
nicht nur im Prinzip ; und wir wissen auch : Wir haben d ie Kraft , l ieben zu
könne n . Wir wissen a ußerdem , daß unser Herr Christus u nsere Kräfte , lieben zu
üben , erneuert . D a s wissen wir.
Aber man hat zum Beispiel seine Stimmungen . Man hat s ich z . B . so a u f "den"
oder " d i e " gefreut , wie ein Kind - und nach fünf Min uten hängt man a n einer
L ächerlichkeit wieder fest , und man tut und sagt - wenn n i cht das Gegenteil ,
so doch das eminent Abweichende v o n dem , wozu man an s ich die Kraft hätte.
Dann scheint mir manchmal, man darf auch nicht allezeit alle lieben. Ich weiß,
das ist im L i chte Christi ein gefährlicher Satz . Aber wenn z . B . einer wegläuft
- ich bin n i cht sein Meister - und wenn ich ihm sa g e : Bleibe in der K irch e , in
der Gemeinde , i n diesem Kreise , in dieser Konfl i ktg eme inschaft , und er n immt
es n icht auf , und er geht weg : I ch b i n nicht sein Meister' Wie will ich e inen
Weggehenden lieben?
Manchmal scha ffen wir e s nicht , L iebe z u üben. Man chmal brauchen wir ( -gegen
den großen Fra n z i s k u s v o n Assis i - ) geliebt z u werden . Wa s wird z um Beispiel i n
unserer Erschöpfung? Ausgeschla fen sind v ie l e liebenswürdiger . Wie soll i c h
L iebe üben , w e n n die Kraft d a z u ni cht mehr da i s t ? P h y s isch n icht und deshalb
auch p s ychisch nicht . Oder wenn wir ratlos s ind oder v o ller Zorn über die
Bosheit über Gegner . Das darf im Reiche Gottes alles n icht sein , wir sind uns
völlig einig : a ber im Alltag ist es doch so .
I c h den ke , im L i chte Jesu heißt das " L iebe
üben":
"Ich
bin niemandes Meister".
Ich b i n , wie auch immer ich Liebe üben . kann oder n i c ht , jedenfa lls niemals der
Herr über den anderen oder die andere . Und ich finde , das erleichtert das Lie­
ben .
3) Und z u letzt : " D emütig sein vor deinem Gott " . " E s ist dir gesagt , Mensch :
demütig sein v or deinem G ott" .
Was he ißt demütig sein? Definitionen zerrinnen , und das gehört zur Demut . Die
Definitionen über das Wesen der Demut sind n icht viel wert im Allta g . Wa s ist
demütig sein? Mit scheint , das ist a u ch i n den verschiedenen Lebenspha sen
s p e z ifisch a n ders . Aber vielleicht können wir im Lichte Christi doch sagen ,
" demütig sein v or Gott" heißt eigentlich : " E s ist d um m , nicht zu h offe n ! " I c h
- 21 -
meine nicht im Kopfe , n i cht intellektuell dumm , sondern in der Seele " d umm " :
es ist unerleu chtet. Unerleuchtet sein ist menschlich . Und j eder ist es
mitunter . Aber im L i chte Christi ist es unangemessen , nicht z u h o ffe n .
Denn z. B . d i e leeren Händ e , d i e faltiger geworden sind , auf denen man die
braunen P igmente in lagerungen des Alters sieht , diese leeren Hände sind eine
gl ä u b ige Gebärde und keine verzweifelte . Deshalb ist es " dumm " , mit leeren
Händen zu verzweifeln .
Und d a s a ndere : Man darf leise sein L i edchen p feife n , auch wenn e inem das
Recht dazu bestritten wird oder wenn einem n i cht danach z umute i s t . Das ist
n i c ht D i c k fe l l ig keit oder K a ltschnä u z ig k eit . Das ist u nsere Hoffnung : Ich
p fe i fe mein Liedchen leise !
In Jerusalem im Jahre 701 war es überhaupt n icht schön . D i e Juden -militärisch
wieder e i nm a l unter Druck -waren den Ass yrern nicht von ferne g ewachsen , i n
keiner Hinsicht , a u ß e r in einer : Sie wußten , was i h n e n g e s a g t w a r und w a s d e r
Herr von i h n e n forderte : "Gottes Wort ha lten , Liebe üben und demütig sein vor
Gott " . D a s ist e in spez ieller , aber anspruchsvoller Be itrag a u s dem Buch des
Propheten Micha z um Jahresthema der Kirc hen i n Deutschland 1992 .
Wir beten :
Allmächtiger Gott , barmherziger Vater , wir danken d ir , daß wir wieder ein Volk
s i n d und e ine Kirche . Und wir staunen , w i e du das gescha fft ha st . Wir danken
d ir für diese erste Tagung der Genera l s y n ode und bitten d i ch , daß du uns z u
Werk zeugen d e i n e s E v angeliums machst .
Wir d a n k e n dir für diese schöne Stadt K ö nigslutter und d iese Kirche und die
Gemeinde u n d daß wir h iersein können .
Wir b itten d ich um Nachs icht für alle k l einen und großen Querel e n , an denen es
uns n i cht mangelt , und b itten dich , daß du sie verringerst a u f d a s Maß , das
wir tragen k önnen .
Und uns ere F ü rbitte g ilt a l l denen , denen es zehnmal schlechtergeht als uns .
Herr , wo sollen wir anfangen , Orte und Regionen zu nennen? Du weißt sie a l le.
Laß d e n Engel deines Schutzes und deines Friedens über ihnen sein , a ber h ilf ,
daß auch noch etwas übrig ble ibt für uns .
Vater unser im Himme l . Gehei ligt werde dein Name . Dein Reich komme . D e in Wille
geschehe , w i e im Himmel , s o a u f Erden . Unser tägliches Brot g i b uns heute. Und
vergib uns un sere Schuld , wie auch wir v ergeben unsern S c huldigern. Und führe
uns n i cht i n Versu chung , sondern erlöse uns von dem Bösen . Denn dein ist das
Reich u n d die Kraft und die Herrl ichkeit i n Ewigke it. Amen.
Die Gnade u nseres Herrn Jesu Christi und die L iebe Gottes und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit E u c h a l len. Amen .
Wir s ingen von dem L i ede Nummer 35B j etzt noch die Strophen drei und v ier .
- 22 -
Morgenandacht am 14. Oktober 1991
von O b erk irchenrat Or . Horst Reller
Wir wollen unsere Morgenanda cht mit dem L i e d Nr . 348 beginnen "Wach a u f , mein
H er z , u n d singe dem Schöpfe r aller Dinge" - Strop hen eins b i s v ie r .
Ich l e s e a u s Matthäus 17 , aus der Verklärungsgeschichte :
" J e s u s wurde verklärt vor ihnen u n d s e in Angesichte leuchtete · wie die Sonne ;
seine Kleider wurden weiß wie d a s Licht , und sieh e , da erschienen ihnen Mose
und E l ia ; die redeten mit ihm . Petrus a ber fing a n und sprach z u Jes u s : Hier
ist g u t sein . Willst du , so wollen wir hier drei Hütten bauen - dir eine , Mose
e in e und Elia eine . "
Liebe Schwestern und Brüder , in d ie s er Gesch ichte aus dem Neuen T e stament
tret e n dr� i entscheidend wichtige b ib l ische Gestalten vor unser Auge : Jesus
Christus in der Mitte , Moses und Elia . Elia is i eine Gestalt , mit der wir
nicht sehr oft im L a u fe des Jahres z u tun b e k ommen . Dieser Mann , dieser Elia ,
ist uns wohl fast a l l en einmal begegnet - so wie er mir auch b egegnet ist im
Kindergottesdienst der Gemeinde , in der ich zu Hause war .
Dieser E l i a ist e ine der kantigen Gesta lte n , ist eine Gestalt , an deren Ver­
h a lten v ieles ist , was wir so nicht nachvollziehen könnten , was auch eine
Geme i n d e , die die H e i l ige Schrift mit dem Schlüssel von Kreuz und Auferstehung
Jesu Christi l i e st , so nicht nachvollz iehen kann . Gleichwohl ist e r einer der
großen Z e ugen des Ha ndeIns Gottes auch da , wo die Kirche , wo das Volk Gottes
in großer Bedrängnis ist .
E in e I dentifikation mit der Gestalt des E l i a vollz ieht s i ch oft sehr l e icht.
Das S c h i c k s a l der armen Witwe lädt ein , an den Gedanken der Führung durch Gott
in großer Not z e it erinnert zu werden . S c hwierig wird e s sicherlich , wenn man
s i ch denkt , daß der Elia am Bache Krith von den Raben versorgt wurde . Aber
auch mir ist es s o mit dieser Geschichte gegangen , daß d ie Spa nnung und Aus­
einandersetzung , die hier signalisiert wird , eine Erfahrungs d imension hatte .
Zur Z e it des Dritten Reiches konnte man a u c h als Kind s chon v erstehen , daß die
Auseina ndersetzung mit den Mächtigen voller Bedrohungen war , voller Schwierig­
keite n . Sich darauf einzulassen , konnte v i e l , ja konnte a l l e s kosten . So war
auch aus diesem Grunde eine I d entifikation mit dieser Gestalt des Elia lei cht
möglich . Wie gern hätten wir damals a u c h ein so deutliches Z e ichen g e habt , wie
e s dann in der E l i a -Geschichte vork ommt . Aber das Zeichen , das uns danach
zuteil wurde , die Antwort , die d a s Leben g a b , war , daß es wieder e inma l
weitergegangen war , d a ß wieder einmal eine Bewahrung sich voll zogen hatte .
Darf man sich eig entlich mit der E l ia-Ge stalt einfach so identifiz ieren? Darf
s i e für uns so dicht neben Jesus stehen wie Mos e ? Es ist doch auch e in e g a n z
andere u n d e i g e n e Ge schichte , die in dieser Gestalt ihren N i ederschlag findet
oder die a n der Gestaltung dieser Gestalt mitgewirkt hat . Es ist die Geschich­
te von der großen Kata strophe des Volkes Israel 587 v . Chr . , als Jerusa lem
fiel und die Restbevölkerung Israels i n die Verbannung z iehen mußte . Hinter
dieser Geschichte steht auf der einen S e ite die Verheißung Gotte s , die zu
einer großen Frage geworden war , a be r dann a u c h das tausendfache Sterben a u f
d e m Schlachtfeld , d i e vielen h u ngrigen T a g e d e r Belagerung , die fa natischen
Durchhalteparolen u n d schließlich , a l s alles z u Ende war , die Ver g e b lichkeit
der Op fer , das Elend der Verb annung und der a rmsel ige Neuanfa ng in der fernen
Fremd e .
- 23 -
Es ist eine Geschichte , die uns an v ieles erinnert , a b er die doch auch nicht
unsere Geschichte ist .
Mit dem a l len setzen s i ch das 1 . und 2 . Königsbuch a u seina nder , und an diesem
Punkt geben sie ein Zeugnis v on dem , wie Gott in dieser Geschichte gehandelt
hat und handelt. E s wird im 1 . Königsbuch immer wieder auf den einen Punkt
gebra cht : Ahab tat. was dem Herrn miß fiel , mehr a l s a l l e a nderen , die vor ihm
gewesen waren , und die Gest a lt des E l i a ist die , in der s i ch dieser Gedanke an
die Allmacht Gott es trotz der Schwierigkeite n , trotz d e s Niederganges
kon zentriert .
In der Ges chichte des Elia wird in einer überra schenden Unmitte lbar keit von
dem Wort des Herrn gesproche n . Da k a n n es heißen : Da kam d a s Wort des Herrn z u
ihm : G e h e w e g von hier , wende dich nach O s t e n und v e r b i r g dich am Ba che Krith
( 1 . Kön 1 7 . 2+3 ) . E inige Zeilen weiter heißt e s ebenso unmittelba r : Da kam d a s
Wort des Herrn z u ihm , ma che dich a u f und gehe n a c h Z a rp a t h , d a s bei Sidon
liegt ( 1 . Kön 1 7 . B+ 9 ) .
Diese Unmitte lbarkeit heißt hier : Es ist eine Aufforderung zu einem z u
befolgenden Verh a l ten , e i n e kompromißlose Anweisung . Es ist g a n z kon kret u n d
eindeut ig , a b e r es enthält eigentlich k e i n e inhaltliche Botschaft . Es geht
darum , daß ein Mensch , mit dem Gott etwas vorhat , g e führt wird . Er wird
geleitet , und dies wird hier mit dem Wort Gottes b e z e ichnet . Gott übernimmt
die direkte Führung dieses Ges chehens .
Aber was kam dann? - Das erste Verstec k , in d a s Elia g e führt wird - am Bache
Krith - , erweist s ich sehr bald als untauglich . Der B a c h trocknet aus , die
Lage wird unhaltbar . Noch s c h l immer wird es in Zarpath . Die Witwe gehört ohne­
hin z u den Ärmsten der Armen . Sie wird für ihn zur Asylgeberin . Trotz ihrer
Not und eigentlich auch gegen ihren Willen te ilt sie die letzten Reste ihrer
Vorräte mit dem ungebetenen Gast . Tatsä chlich geht es dann eine ganze Weile
gut , bis der geschwä chte Sohn der Witwe a uch noch stirbt . Aber Gottes Wort war
auch hier dabei , Gottes Wort hatte doch in diese Ri chtung gewiesen , und j etzt
auch noch dieses Unglück? - Elia ruft z u Gott . Er betet um das Leben dieses
Kindes , und es wird ihm dann z uteil . Das Leben kehrt i n den Knaben zurück . Die
Fehlschläge und Mißerfolg e , die hier durchgestanden werden müssen , s ind im
Leben v ieler Christen immer wieder zu einem Beispiel geworden , an dem sie sich
a u fgerichtet und mit dem sie ihre L a sten und Schwierigkeiten durchgesta nden
haben .
Schließlich kommt es dann d a z u , daß der Vorhang der Geschichte um einen Spalt
breit geö ffnet wird und ein Z e ichen des Trostes zeigt s i c h in der sonst düste­
ren Geschichte , die in diesem 17 . K a p itel des 1. Königsbuches entha lten ist .
Wozu wird eine solche Geschichte erzählt? - Es ist zweifellos e ine Geschichte
zum Nacherzähle n , z um Weiterer zählen und eine Geschichte für Menschen in der
D i a spora , in der E insam keit , wo s ie als Zeugen für einen Gott stehen , der für
viele oder die meisten Menschen k e i n Thema mehr ist . Es ist eine Geschichte ,
in die wir mit Elia hineingehen k ö n ne n . Wir können uns seine Erwartungen an
Gott zu eigen mache n , und wir können uns von ihm m itführen lassen durch die
Schwierig k e iten , in denen sich Elia befindet .
Die Gewißheit , die über dieser Geschichte liegt , besteht darin , d a ß Gott da
ist und daß er h e l fe n wird . Offen i s t , wie d a s geschehen wird . Offen ist auch ,
wann d a s geschehen wird . Wird es b a l d sein? Wird es n a c h 10 oder n a ch 20 oder
nach 45 Jahren oder am Ende der Tage sein? Deutlich i s t nur , da ß , wo Gottes
Wort im Spiel ist , a uch das Leben a ntwortet : Gott ist d a , e r handelt . Damals
wie h e ute .
- 24 -
Wenn wir diese Geschichte a n s chauen und a u f die Gestalt des E l ia blicken , darf
uns dieses eine n i cht a u s dem Blick kommen , nämlich daß dieser Mann neben
Christus steht wie Mose . Die Interpretation , die Auslegung die ser Geschi chte ,
k a n n nicht daran vorbeisehen , daß sie inzwischen überboten ist . Wenn m a n d i e
Elia -Geschichte weiterverfolgt , stellt man fest , daß s i e auch Dinge enthält ,
die der damaligen Zeit verhaftet sind und v erhaftet b l e iben . Die Verbindung
mit der Christusgestalt - Christus steht i n der Mitte - heißt : Von d a aus s o l l
eine so lche Geschichte g e l e s e n u n d verstanden werden . G o t t handelt damals wie
heut e , a ber wie Gott h a ndelt , können Christen a us s chließlich an ihrer eigenen
" Schlü sselgeschicht e " erleben und erfahren , und ihre Schlüsselgeschichte ist
die Ges chichte Jesu Christi . In seinem Kreuz und i n s e i ner Auferstehung werden
die Einsamkeit und das Le iden des Elia für u n s interpretiert , und in s e inem
Kreuz und seiner Auferstehung wird auch d i e Antwort gegebe n , wie denn Gott
antwortet . Er a ntwortet s o , wie er in Jesus Christus gea ntwortet hat , i n dem
österlichen Geschehe n , das aber n i cht auf dem Marktplatz bewiese n , gefaßt und
begriffen werden k a n n , sondern das wie ein Zeugnis im Jüngerkreis wie beim
Heiligen Abendmahl , wie bei den Emmausj üngern s ich Schritt für Schritt
erschließt und immer wieder öffnet . Die Elia -Gestalt ist in dieser Geschichte
v o n der F ü hrung durch die Ei nsamkeit , durch die Armut b e i der Witwe von
Zarpath einer Interpretation bedürft ig , wie sie d a s N e u e Testament i n der
Geschichte von Kreuz und Auferste hung anb ietet .
Aber insofern dürfen wir a u c h in diese Geschichte h i n e i n kriechen . Wir dürfen
auch in dieser Geschichte erwarten , daß uns Gott hier eine Hilfe gibt , wie man
die Erfahrungen des Lebens im Lichte der H e i ligen Schrift deuten darf ; denn wo
Gottes Wort im Spiel ist , antwortet das Leben . Die E r z ä hlungen der Bibel s in d
Hilfe n , um d i e s e Antworten des L e b e n s z u verstehe n . Die Antworten , die d e r
eine oder der andere dann findet , gelten z u n ä chst f ü r i h n a llein . Gelegentlich
haben s ie eine Bedeutung für mehrere Menschen , selten für a l l e . Aber diese
Antworten sind wichtig im Leben des Glaubens , und ihre Eindeutigkeit werden
wir wahrscheinlich erst am Ende der T a g e erfahren , wenn derj e nige , der hier
verklärt wird , uns begeg net .
Martin Luther hat in der Vorrede zum P s a lter a u s dem Jahre 1545 die Worte der
Psalmen als eine Hilfe , für den Schlüss el , um d i e Erfahrung des Lebens zu
verstehen bez eichnet . Da werde k l ar , welche Freude und welche Ho ffnungen die
Heiligen bewegt haben , mit · welch herzlichen und großen Worten s i e ihren D a n k
g e g e n Gott a u sgesprochen haben , n o c h mehr , welche t i e f e Tra uer u n d großes
Klagen , j a Traurig k e it bis i n die Hölle dort niedergelegt sind . Und : Wir
können daran sehen , wie die Märtyrer in ihrem Leiden dies alles erfahren
habe n . D a n n sagt er : "Das a l lerbeste a ber ist , daß sie s o l ch e Worte gegen Gott
und mit Gott reden , welches macht , daß zwiefältiger E r n st und Leben in den
Worten sind . "
Wo Gottes Wort im Spiel ist , da antwortet d a s Leben . Aber für die Antwort des
Lebens und um sie z u verstehen , brauchen wir Schlüsselg e s chichten . Sie sind i n
d e r Heiligen Schrift enthalten . D i e entscheidende und zentrale Schlüsselge­
schichte der Heiligen Schrift ist die Geschichte v om Kreuz und der Auferste­
hung Jesu .
Amen .
Wir s ingen j etzt miteinander vom Lied Nr . 207 die Strophen 7 - 9 .
- 25 -
Morgenandacht am 15. Oktober 1991
von Oberk irchenrat Dr . Reinhard Brandt
I c h wünsche einen guten Morgen . An einem Morgen wie diesem , finde ich , kann
man nicht anders als "Die güldene Sonne" z u singen , Lied Nr . 34 6 , die Verse
1 , 2 und 4 .
( L i e d : "Die güldne Sonne " )
Vielen D an k . Legen Sie bitte e i n Zeichen i n das Gesangbuch hinein . Den a chten
Vers möchte ich n a chher als Gebet mit Ihnen sprechen .
Liebe Schwestern und Brüder !
Seit ich es kenne , beschäft i gt mich dieses Bild , diese Fotomontage , die a u f
P l a katen a n v ie l en Stellen a bgedruckt ist , auch in kleinem Forma t . Sie kennen
es und sehen es hier .
Dieses Bild beschäftigt mich zuerst im Widerspruch . "Ein feste Burg ist unser
Gott , ein gute Wehr und Waffen . " Das j a , dies s ingen wir , und n a c hher möchte
ich es auch mit Ihnen singen . Aber wir s ingen nicht : Ein feste Burg ist unser
Kirc h , sondern wir s ingen : Mit unserer M a cht ist nichts geta n . Genauso wie
e ine Burg , wirkt diese Kirche hier : mit abweisenden Mauern - so erlebe ich sie
- , d i e Fenster g a n z hoch droben , G u c k löcher nur , trutzig , mächtig , abgeschot­
tet , auf dem Bild noch viel mehr als in der Wirklichkeit . ( Wir haben diese
Kirche ja am Sonntag gesehen : E s s ind. B ä ume d a vor , darinnen sind d i e Men­
sehen ) . Ist I hnen a u fgefallen? : So wie d i e Kirche hier geze ichnet ist , fehlen
die Mensche n . Es ist eine Kirche ohne Menschen , keine Leute z u s e he n , wie ein
König ohne Volk .
(*OKR Dr . Brandt bez ieht sich wä hrend der gesamten Andacht a u f d a s Signet
dieser Genera l s ynode , das den K a iserdom und eine überdimensionale Bibel zeigt ,
und h ä lt es t e ilweise in der H a n d )
Auch die Gestaltung d e r B i b e l d a h inter reizt m i c h z u m Widerspru c h . So gewa l ­
tig , wie s ie d a steht , wird s i e kein Mensch a ufschlagen . Im Gegenteil : Allein
von den Grö ßenverhältnissen her hätte i ch Angst , daß sie umk ippt und mich er­
s chläg t ; oder daß sie im Kippen ihre Bu chstütze fortschiebt und demoliert .
Im Widerspruch l ä dt mich dieses Signet e i n , selbst ein Bild von der Kirche z u
m a l e n . I c h denke a n die vielen B i l d e r vom wandernden Gotte s v o l k . I c h d e n k e a n
d a s Gottes v o l k , d a s z u m Ziel g e k ommen i s t i m himm l i schen Jerusalem : " Siehe
da , die Hütte Gottes bei den Menschen ! " Genauer : das Zelt Gottes bei den Men­
schen ! " Und Er wird bei ihnen zelte n , und sie werden Sein Volk sein , und Er
s e l bst , Gott , wird mit ihnen s e in . " ( Dffb . 2 1 , 3 )
Wenn dies schon ein Bild für d a s Z i e l ist , dann paßt e s u m s o besser für die
Zeit unterwegs . Kirche im Au fbru ch , unterwegs z u den Menschen , mit den
Menschen . E s g ibt ja diesen Vorwurf , daß s i ch die Kirche damit s chnell a n
neumodische Trends a n hängt , d i e a u c h s chnell wieder vergessen s in d . Ich h a b e
e s öfter so erlebt , daß Kirche damit nahe bei d e n Menschen lebt . Je länger ,
desto weniger kam ich mir b e i s p ielsweise in meinem Dorf in der Fränkischen
Schwe i z a l s Zeremonienmeister vor b e i den Kasualien ; sondern ich habe
mitgelebt mit diesen Menschen in Freude und Leid . Kirche bei den Mensche n ,
wanderndes Gottesv o l k , u n d d a z u e i n Z e lt .
- 26 -
Auch mein Bild von der Bibel ist dad urch a nders : K e i n ges chlossenes , sondern
ein offenes B uc h . Noch a nders : v iele Geschichten , d i e weitererzählt werden in
lebendiger Überl ieferung . Früher , bei den Nomaden im Alten Testame nt , k önnen
wir uns d a s bildlich vorstellen : Abends sitzen s i e am Feuer und erzähle n , wie
Gott den Abra ham g e führt hat , und daraus gewinnen sie die Hoffnung , daß Gott
auch s ie führen wird . Oder über Jahrhu nderte h inweg die lebendige Überl ie­
ferung in den Familien . Man tue j en e Bilder von der frommen Großmutter und der
engagierten Jugendgruppe bitte nicht a l s Kitsch a b . Wie s c h l imm e s ist , wenn
dieser Erzählzusammenhang zerreißt , das erleben wir heute in dem Traditionsab­
bruch . Dagegen h i l ft kein geschlossenes B u c h , offene Bücher helfen nur z um
Teil , am meisten aber viele münd l i ch e Erzählungen - "v i v a v ox e v a ngel ii" .
Mit diesen Gegenbildern im Kopf sehe ich mir n o c h einma l d a s Signet a n . Jene
romanischen - auch gotischen - Kirchen sehen von außen oft wuchtig aus , im
innern aber rühren s ie eigen artig d a s Herz a n . Das L i c ht aus den hohen F e n ­
s t e r n wirkt , a l s käme es d i r e k t vom Himmel . E s ist eine e i g e n e We lt , manchmal
hell , manchmal h a l bdunkel , heilig , sti l l , e i n weites D a ch , ein Dach , unter dem
ich atmen k a n n . Am Sön�tag nach dem Gottesdienst wäre i c h gern noch in dieser
Kirche gewandert , hätte mir den Pa ntokrator v or n im Chor angesehen , das
Gegenüber von Mose und Christus a u f den Säulen beim Altar in der Mitte , und
ich hätte dort gern noch eine viertel oder e i ne h a lbe Stunde gesessen , in der
Stille , still vor Gott .
Viele Leute lassen s ich einladen , in diese g a n z a ndere Welt zu treten . I c h
denke a n die Mittelpunkt kirchen in den g r o ß e n Städte n . I c h denke a n . meine
frän k ische Dorfkirche , die den Sommer über o ffen ist . An einem schönen Sonntag
sind mehr Menschen den Tag über in d i eser Kirche als früh im Gottesdienst .
Wa nderer , wa nderndes Gottesv olk unter diesem D a c h . Bei v ielen ist es
touristische Neugier - ich gebe es zu - , aber ebenso v iele suchen die Stille
und d a s Gebet . Die Gä stebücher in v ielen Kirchen s ind beredte Zeugen d a für .
Auch d i e Bibel sehe ich a u f dem Signet noch e inmal neu . D a ß sie die Kirche
überragt , größer als die Kirche ist , das finde ich nun s ympathisch . Die Kirche
soll sich selbst nicht so wichtig nehmen . Denn s i e ist erstens nur Frucht des
Wortes , creatura verbi . Und zweitens soll sie das Wort a u s breiten , ihm d i e nen ,
v ielleicht sogar a l s Buchstütze wie h ier , a b e r mehr n o c h a l s Buchzeichen und
Lesehilfe . Dieses B ä ndchen , das aus der Bibel herausspitzt und zum Aufschlagen
reizt , vermutlich irgendwo b e i den P sa lmen oder Propheten , dies finde i ch
ausgesprochen sympathisch an diesem Bild .
Und wenn diese Bibel kippen sollte durch den H e i l igen Geist ; und die k irch­
liche Bu chstütze fortschieben sollte , n a c h der Größenordnung geschätzte 80- 150
Meter ; und selbst wenn dabei das Dach ein wenig demol iert und ein Za cken abgebrochen würde , d a n n fä nde ich das a u c h ni cht s o s c h l imm .
.
So bin ich durch me inen Widerspruch hindurch d och zu e inem p ositiven Verhält­
nis z u diesem Bild gelangt . Bei aller Kriti k : Es ist e i n nachdenkliches Bild .
Aber bitte : E i n feste Burg ist unser Gott , n icht u n sere Kirche ; denn mit
unserer Macht ist nichts getan .
Lied 201 , die 1 . und 2 . Strophe .
( Lied : "Ein feste B u rg ist unser Gott " )
- 27 -
Morgenandacht am 16. Oktober 1991
von Oberkirchenrat Man fred Jahnel , Hannover
Unser Anfang g e s chehe im Namen Gottes , des Vaters , des Sohnes und des He iligen
Geistes . Ame n .
" E s i s t dir g e sagt , Mensch , wa s gut ist und was der Herr von dir fordert ,
nämlich Gottes Wort ha lten und Liebe üben und demütig sein vor deinem G ot t .
D i e s i s t u n s e r Gebet zu dir . Herr Christu s , gib uns die Kraft , vor dir z u
s t e h e n � n d d i c h uns eren Herrn zu heißen .
Gib u n s d i e K r a ft , vor den Menschen zu stehen und sie unsere Freunde z u
nenne n .
Dies ist u n s er Gebet vor dir , unser Gott : Brich d i e Härte unseres Gemütes ,
reinige d a s Antlitz unserer Seele , n imm hin unser Leben . Verleihe uns Kra ft
und Mut , unser Leben so zu führen , daß deine Herrl ichkeit in ihn s i ch sp iegelt
für d i e andere n . Gieße deinen Segen auf uns n ieder , daß wir deinen Namen
preisen . D i e s ist unser Gebet zu d ir , Christu s , sei u n ser Herr , sei unser
Freund und u n se r König , sei unser Gott . Amen .
Wir s ingen d a s Morgenl ied : " D a s wa lt Gott Vater und Gott Soh n " , Nummer 343 ,
die Strophen 1 - 5 .
Offenbarung d e s Johannes , Kapitell , die Verse 9 - 1 1 :
" I c h , J o h a n ne s , Euer Bruder u n d Mitgenosse a n der Bedrängnis u n d am R e i c h und
an der Geduld i n Jesus , war auf der I nsel , die Patmos heißt , um des Worte s
Gottes willen und des Zeugnisses v o n Jesu s . Ich wurde v om Geist ergriffen am
T a g des Herrn u n d hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaun e ,
die spra ch : Was siehst du? Das schre ibe in ein Buch und sende es an d i e s ieben
Gemeinden . "
L iebe Schwestern und Brüder '
Es ist n a c h j ü d ischer Zählung der erste Wochenta g . Die Christenheit k ommt von
früh a n a n d ie s em Tag z u sammen und feiert im Gottesdienst die Auferstehung
ihres Herrn . F ü r die Christenheit b e g innt die Woche mit dem Herrnta g , a m
Sonnta g , w e i l für s ie die A u ferstehung J e s u Christi d a s entscheidende Ereignis
ist , das den A l l ta g , a l le Tage der Woche , bestimmt .
An e inem solchen Herrntag weiß sich Johannes trotz der Eins amk eit der I n s e l
Patmos mit d e n s ieben Gemeinden , d . h . mit den Gemeinden der weiten christ­
l ichen Ökumene , die zum Gottesdienst versammelt s i n d , verbunden . Und es ge­
schieht in der E i nsamkeit der Insel Patmos , daß Johannes die große Vision des
kommenden Herrn erfährt , des Gottes , der n icht in bewegungsl oser Ruhe ver­
harrt , sondern der sich a u f den Weg z u den Seinen m a ch t , die i n Einsamkeit und
Verbannung l e b e n , die um ihres Bekenntnisse zu ihm willen Verfolgung und
Trü b s a l erleiden , die a n den Rand der Welt und des Lebens gedrängt sind , die
einsamen Bewohner von Patmo s , die Marginalisierten der damaligen und a u c h der
heutigen G e s e l l s cha ft .
A u f d i e k l ei n e , arme Fel seninsel im Ä g ä i s chen Meer ist Johannes wohl k a u m
freiwi llig gega ngen . S c h o n die frü h e christliche Überlieferung hat e s s o g e ­
sehen , d a ß d i e römischen Behörden den i h n e n lä stigen Anführer der christlichen
Beweg u n g , d i e i n der Provinz Asien immer mehr zur Bedrohung d e s römis chen
K a iserkultes wird , dorthin verbannt haben . Patmos steht für E i n samkeit , für
Verfolgung , Mund t otgema chtwerden , Verbannung , An-den -Rand-Gedrängtsein , Ver­
lorenh e it , Vergessens ein .
- 2B -
Doch es gibt keinen Ort , der so weit entfernt ist , daß ihn Gott nicht im B l i c k
behält ; es gibt keinen Menschen , d e r so e i n s a m ist , daß s ich Gott nicht z u
ihm / z u i h r a u f d e n W e g ma cht ; es g i b t k e i nen Schmerz , d e r so vergessen ist ,
daß Gott nicht seiner gedenkt ; es gibt keinen und keine , d i e so verloren s i nd ,
d a ß Gott si e n i cht findet . Es geschieht auf Patmos , am Rande , daß sich
Christus dem E i nsamen zuwendet und ihn Anteil haben läßt a n der großen Z u k u n ft
des Reiches Gottes und daß er ihm den a l les und alle umgreifenden Willen
Gottes offenbart .
So ist das Buch der Offenbarung , vielleicht die g a n z e Bibel , zua llererst e i n
Trostbuch , zunä chst einmal für d e n E i nsamen v o n Patmos selbst , d e r es d a n n
weitergibt a n die angehende Märtyrerk irche und a n die Gemeinden d e r weltweiten
christlichen Ö k umene . Durch diese Weitergabe des Wortes Christi wird er z um
Zeugen und wohl d a n n auch zum Märtyre r . Zeuge und Zeugnis , das bedeutet Ver­
b in d l ichkeit der Person und ihrer Aussage . Die J ü nger Jesu werden z u Zeugen
d e s sen , wa s s ie selbst mit ihrem Herrn erlebt und gesehen ha ben , und ihre
Verbindlichkeit besteht darin , daß e r selbst s ie berufen h a t , öffentlich zu
bezeug en , daß Christus von den Toten a u ferstanden ist und daß s ie von ihm d e n
A u ftrag emp fa ngen haben : " I hr s o l l t meine Z e u g e n sein . . . bis a n das Ende d e r
Erde . " W i e eng Zeugnis und L e iden zu sammengehören , w i r d i n d e r Offenbarung des
Johannes deutlich . Weil er z um Zeugen Jesu wird und weil er das Wort und den
Willen Gottes bezeugt , wird Joha nnes von der Gemeinde getrennt und nach Patmos
verbannt .
" J ohannes , euer Bruder und Mitgenosse a n der Bedrängnis und am Reich und a n
d e r Geduld in Jesu s " : Bruder ist er , w e i l e r Sympathie und Solidarität nicht
nur erklärt , sondern im Mitleiden mit der Gemeinde lebt und im Gottesdien st ,
im Angesicht Gottes , mit der Gemeinde verbunden ist . Gemeinschaft vor Gott und
Leiden sind Zeichen der letzten Zeit , des Anbruchs des R e i ches Gottes und des
endgü ltigen Kommens Jesu Christi , damit a be r auch Zeichen der Vorl ä u figkeit
a l l e s dessen , was hier und j et z t wichtig zu sein und Besta nd zu haben scheint .
Jesus Christus kommt , und in ihm kommt Gott a n sein eigentliches Ziel , d a s ist
der Inhalt seiner Botschaft . Auf diese Botschaft kommt es ihm a n und n i cht
dara u f , in welcher Form von E k stase e r diese Botschaft empfä ngt . Deshalb b e ­
schreibt er a u c h n i c h t die ein z e lnen Stadien se iner v i s io n ä ren Erlebnisse ,
sond ern geht unmittelbar zum I n ha lt s einer Botschaft über , die die Botschaft
dessen ist , der ihn gesandt h a t und dessen Stimme er ist .
Das , was Johannes sieht und hört , s o l l er in ein Buch s chreiben , und dieses
Buch soll er a n die Gemeinden der Christenheit s ch i c k en . D a s Buch soll das
wiedergeb en , was Johannes wirklich erlebt , und es soll k e i n fiktives Erzeugnis
se iner s chrifts tellerischen Fä higkeiten sein . Dieses Buch enthält Prophetie ,
d . h . Verkündigung des Willens Gottes an seine Gemeinde , damit sich d ie Ge­
meinde Gottes rüste a u f das drohende Ende , d a s für sie immer zugleich neuen
Anfang und Z u k u n ft bedeutet .
D a s Buch soll , wie d ie anderen Bü cher der He iligen Schrift , im Gemeinde­
gottesdienst vorgelesen werden . Diese Tradition haben die frühen christlichen
Gemeinden vom Jude ntum ü b ernommen , wo b esonders i n den Synagogengottesd iensten
die heiligen Schriften des Alten Testaments , der j üdischen Bibel , nach fester
Ordnung rezitiert und a usgelegt werden . Und diese gottesdienstliche Form hat
d a n n auch wieder der I slam für seine fünf regelmäßigen t ä gl i chen Gebetszeiten
und besonders für das große Freitagsgebet i n der Moschee ü b ernommen , 'wo n a c h
g e n a u einzuha ltender Ordnung u n d liturgis cher Form die S u r e n des heiligen
B u c hes des Islam , des Kora n , i n seiner a r a b is chen Urspra che a l s die Worte und
der ewige Wille des einen , großen Gottes vorgetragen werden .
D a s " H öre , schreibe und l i e s vor" verb indet die drei R e l i g ionen des Buches ,
u n d das ist nicht nur eine formale Gemeinsamke it . Auch inha ltlich g i b t es eine
Reihe von wichtigen Übereinstimmung en , die freilich i n der Gesch ichte nur s e l - 29 -
ten in der Lage waren , Trennung , Gegensatz u n d Fe indschaft zu überwinden .
Heute genau vor drei Wochen , am 2 5 . September , ged�chten lutherische Christen
aus fünf D i ö z esen im Süden T a nsanias in Ostafrika der Ankunft der ersten
Miss ionare vor hundert Jahren und feierten d ieses Ereignis in v ie l en Got­
tesdiensten unter dem Thema " 100 Jahre Evangel ium im Süden Tansanias " . Damals
waren a c ht Berliner Missionare und zwei Z u l u - E v angelisten aus Südafrika über
den Sambesifluß und den Nyassa-See in den Süden des damaligen Deutsch-Ost­
afri k a g e k ommen und hatten dort am Rande der L i v ingstone-Berge mit einer
Arbeit begonnen , aus der die heutigen fünf lutherischen Diözesen mit etwa
einer h a lben M illion Christen hervorgegangen sind . Nur 23 Ja hre nach dem
Beginn wurde die Arbeit durch den 1 . Weltkrieg gefährdet , als d i e Missionare
nach Deutschland zurück kehren mußten und noch keine einheimischen P a storen
a u s ge b i ldet waren . Auf die Frage , wie die Arbeit trotzdem weiterg ing , wird von
den Alten die Antwort gegeben : Die M i ssionare haben uns d ie Bibel gebracht und
mit uns z u s ammen in unsere Sprachen überset z t . Außerdem haben sie Bibelschulen
gegründet , i n denen wir die Bibel g e l esen und große Teile a u swendig gelernt
haben . D a nn haben wir , wie davor die Missionare , in den Dörfern biblische
Gesch ichten erzä hlt und aus der B i b e l vorgelesen .
Der Dre i k lang des Hörens , des Schreibens und des Weitergebens steht am Anfang
des B u c hes der Offenbarung des Johanne s . " I c h hörte eine große Stimme . . . , die
spra c h : . . . s chreibe in ein Buch und sende es z u den sieben Gemeinden " . Der
Dre i k lang des Hörens , Schreibens und Weitergebens hat i n der Geschichte der
Christenheit immer wieder Geme inde und Kirche gegründet .
M i s s ion der Kirche , Mission Gott es ist von der Nähe Jesu Christi , von der Nähe
seines Kommens bestimmt . "Die Zeit ist nahe" und die Verheißung Christi " I c h
komme b a l d " beherrschen das Buch der Offenbarung des Johannes . A u f d i e s e Ver­
heißung antwortet die gläubige Geme inde : "Ja , komm , Herr Jesus . " Amen .
Wir s ingen d a s Wochenl ied . Lied Nr . 190 , Verse 1-4 .
Herr Jesus Christu s , deine Gnade ist groß .
Du b ist der Beherrscher der ganzen Welt , und doch findest du Zeit , für deine
Menschen zu sorgen .
Du bist der Herr über alle und a l le s .
Du s chenkst uns deine Freundsch aft und begleitest uns a u f a l l e n Weg e n .
Wenn wir eigene Wege gehen , führst du uns a u f deinen Weg zurück u n d leitest
uns a n deiner Hand .
Wenn Hoffnungen zunichte werd en , läßt du uns wieder hoffe n .
Wenn u n s d a s Leben sinnlos erscheinen will , g ibst du ihm wieder Sinn .
Du s chenkst uns deine Gnade . Du läßt uns n icht aus den Augen . D a s läßt uns
lebe n .
Herr , wir b itten dich für die Menschen a u f der ganzen Welt , besonders für die ,
die an den Rand gedrängt sind , für d i e Armen , Entrechteten , F lüchtling e ,
Asy l a nten , Fremden , Unterdrückte n : M a c h uns bereit , mutiger für s i e einzutre­
ten .
Herr , schenke Frieden in der Welt .
( Vaterunser)
E s segne und behüte uns der a l lmä chtige und barmherzige Gott , der Vater , der
Sohn und der Hei lige Geist . Amen .
- 30 -
Schlußanda cht am 16 . 10 . 1991
v o n Landesbischof Dr . Leich
I c h mache zwei Vorbemerkunge n . Z u n ä chst eine erklären de : Am 18. O kto ber i st
der Tag des E v a ngelisten L u k a s . L e ider wird j a in unserer Kirche oft der A p o ­
s t e l und der E v angel ist total übergang en . W i r wollen wenigstens einen B l i c k
d a r a u f werfen .
E i n e beruhigende Erklärung : I c h kenne die pa storale Regel für die Schlußan­
d a c h t . Sie la utet : D u sollst schnell zum Schluß k ommen .
( H e iterkeit )
N u n zur Andacht .
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen G e istes . Amen .
U n sere Hilfe steht im Namen des Herr n . - Der Himmel und Erde gemacht hat .
Wir singen das L i ed Nr . 117 , Strophen eins und zwei .
Lesung für den Tag des E v a ngelisten Lukas aus dem L u k a s e vangel ium K a pitell .
Viele haben e s schon unternommen , Bericht z u geben v on d e n Geschicht e n , die
unter uns geschehen s ind , die u n s d a s überliefert haben , d i e es v o n Anfang a n
s e lbst gesehen haben u n d Diener d e s Wortes gewesen sind . S o habe a u c h i c h für
gut gehalten , na chdem ich alles von Anfang an sorgfältig erk undet h a b e , es für
dich , hochge ehrter Theophilu s , i n guter Ordnung a u fzuschreiben , damit du den
s i cheren Grund der Lehre erfahrest , i n der du unterwiesen bist .
Der Herr segne an uns dieses Wort . Amen .
L i e b e Brüder und Schwestern !
Mit D a n k barkeit im Herzen k e hre ich von dieser Generalsynode in meine Heimat­
k irche zurüc k . I c h h offe , Sie alle teilen diese Dankbarkeit . Die Synode ist
d i e Schar derer , die miteina nder auf dem Wege sind , auf dem Weg durch die Zeit
in die Ewig keit oder , im übertra g e n e n Sinn , a u f dem Weg Jesu , der d i e Wahrheit
und d a s Leben ist .
I c h bin mit I hnen a l len d a n k b a r für die Gemeinschaft a u f e iner neueröffneten
gemeinsamen Synode . U n d ich habe den Eindru ck , daß ein herzliches Aufeinander­
z u g ehen diese Genera lsy node geprägt hat . Das macht uns froh .
Freude erfü l lt mich a u c h über die Arbeit , die a u f dieser Sy node g e leistet wur­
d e : Leben , mit der Bibel , E i n s a t z für das Einswerden der Kirchen in der Welt ,
Verantwortung für d a s Leben der ung eborenen Kinder , Leben in der erneuerten
Gemeinschaft . Manche von u n s , a u c h ich , fra g e n : Wie könnnen wir weitergeb en ,
was diese Synode erbra cht h a t ? Synodale gle ichen j a Lä ufern , die , wie in einem
Sta ffell a u f , von Hand zu Hand etwa s weiterzugeben haben , und n u n kommen wir
n a ch Hause , u nd die g e ö ffnete Hand ist bereits d a , die erwartet , daß wir a b ­
g e be n , wa s w i r h i e r mitgenommen h a b e n .
D e r E v angelist L u k a s ist sehr stark v o n dem Gedanken des Weges des E v a ngeliums
durch die Welt und i n d i e Welt geprägt . Auch die Eingangsworte d e s Eva ngelium s
zeigen d a s . L u k a s b e g i n nt s e i n E v a ng e lium m i t einer deutlichen Z i e l a ng a b e .
" I ch habe alles v o n Anfang a n erkundet und für dich a u fgeschriebe n " , sagt er ,
" damit du den s icheren Grund der L e hr e erfährst , in der du unterwiesen b i st . "
- 31 -
Der " s ichere Grund" erinnert in der griechischen Ausdrucksweise an den L ä u fe r ,
der a u f dem Weg strauchelt , zu F a l l k ommt u n d d a s Ziel verfehlt . Aber unser
Wort ist die verneinte Form , also der Ausschluß der Möglic hk eit z u stra ucheln ,
zu Fa ll zu k ommen und das Ziel zu verfehlen . " Sicherer Grund" heißt : Ihr wer ­
det nicht stra ucheln , i h r werdet d a s Z i e l erreichen '
Mit dieser Gewißheit gehen wir j etzt in unsere H e imatk irchen zurü c k . Wir wer­
den nicht a l l ei n sein und wie auf dem Weg nach Emmaus ist Jesus Christu s , der
Aufersta nden e , u ns ichtbar mit uns auf dem Weg e . Er ist uns unwiderru flich
nahe , weil er für u n s gekreuz igt ist , und e r hat die Macht , uns Stra uchelnde
a u fzuheben und wieder a u f den Weg z u bringen , weil er a u ferweckt ist und der
Kraft Gottes teilha ftig . " Damit du den sicheren Grund der Lehre erfährst , in
der du unterrichtet bist . "
Liebe Brüder und Schwestern ! Geht s o , getrost erfüllt v on der gemeinsamen Weg­
strecke unserer Synode und geborgen i n der Gegenwart u n seres Herrn . Amen .
Wir wollen d a s L i e d Nr . 142 sing en .
( L ied : " Erhalt u n s , Herr , bei deinem Wort " )
Laßt u n s beten .
Allmächtiger Gott , barmher ziger Vater , du h a st den Arzt L u k a s berufen , daß er
dein E v a ngelist werde und ein Arzt der See l e n . Wir bitten d i c h : H i l f uns , daß
a uch wir dein Wort weitergeben den Menschen , d i e darauf warten . Wir d a n k e n dir
für deine Gegenwart in unseren Beratu ngen , i n d e n Gottesdiensten und Andach­
ten . Wir d a n k e n dir für die Gemeinscha ft , d i e d u unter uns gestiftet h a st in
der erneuerten Gemeinschaft . Wir b itten d ic h : Stärke u n s a u f dem Weg zum Eins­
sein der K irchen , sei mit unseren Kirchgemein den , h il f , daß dein Wort l ä u ft
und die erreicht , die sich im Herzen n a c h d i r sehnen . Beschütze unsere gefähr­
dete und bedrängte Welt nach deinem Ratschluß und bewahre uns alle auf dem
Weg , den wir n u n antret en , um nach Hause z u k ommen . Dein heiliger Engel sei
mit uns und geleite uns . Darum bitten wir dich durch Jesus Christus , deinen
lieben Sohn , unseren Herrn . Amen .
Es segne und behüte euch der allmächtige und b a rmherzige Gott , der Vater , der
Sohn und der Heilige Geist . Amen .
- 32 -
Berichte und Referate
- 33 -
- 34 -
Bericht
des
v o r ge l eg t
13.
l e i t e n d e n B i s c h o f s d e r V E lK D ,
auf
Oktober
der
1991
1 .
in
Tagung der 8 .
G e ne r a l s y node
am
Kön i g s l u t t e r
Gottes
Wort
bleibt
in
Ew i g k e i t
Als
der
h es s i sche
Landgraf
Ph i l i p p 1 5 2 6 z u m S p e y r e r R e i c h s t ag
kam ,
t rugen
Män ner
s e i nes Ge f o l g e s e i n i g e B u c h s t a ben a u f i h r e n
G e wä n d e r n :
" V OM l A " . Ba l d w u r d e d e u t l i c h , w a s d i e se D e m o n s t r a t i o n
bedeu ten
s ol l t e ,
n ä m .l i c h
das
B i b l i sche
"verbum
De i m a n e t i n
aete rnum" .
Zwe i m a l
w i r d d i e s e E r k e n n t n i s " G o t t e s Wo r t b l e i b t i n
E w i gke i t " i n d e r B i b e l ü b e r l i e f e r t : b e i m P r opheten J e sa j a ( 4 0 , 8 )
u nd
im
1.
Pe t r u s b r i e f ( J , 2 5 ) . B e i J e s a j a s t e h t d i e s e s W o r t i m
Z u s ammenhan g
der
An kü nd i g u n g d er R ü c k k e h r d e s V o l k e s G o t t e s a u s
der
b a by l o n i s c h e n G e f a n g e n s c h a f t , i m 1 . P e t r u s b r i e f i � Z u s a m m e n ­
h a n g d e r Ta u f e r m a h n u n g a n d i e c h r i s t l i c he Geme i n d e , . w i e d e r u m v e r ­
s t a n d e n a l s V o l k G o t t e s i n d er F r e m de , i n d e r Z e r s t r e u u n g , i n d er
D i a spora .
Es
ist
e i n e A r t O r t s b e s t i mm u n g f ü r G o t t e s Vo l k ; s e i n
Aufbruch
und
se i n
Weg
s t e h e n u n t e r d i e s e r V e rh e i ß u ng : " G o t t e s
W o r t b l e i bt i n E w i g k e i t . " E s i s t d i e E r m u t i gu n g , s i c h a u f d e n Weg
zu
m a c h e n . W i r g e h en n i c h t i n e i n e u n g e w i s se Z u k u n f t , s o n d e r n am
A n f a ng
steht ,
wa s i n E w i g k e i t b l e i b t : G o t t e s Wo r t a l s d i e W i r k ­
i n der d i e E x istenz der Gemeinde i nsgesa m t w i e d i e des
l i chk e i t ,
e i nzel nen
C h r i s t e n g r ü n d e t u n d i h r e Z u k u n f t h a t . D i e c h r i s t l i c he
Geme i n d e i s t n i ch t e i n Z u f a l l d er Gesch i c h t e , s o ndern s ie i s t d i e
d u rch
Go t t e s
Wo r t
b e r u f e n�
G e m e i n sc h a f t d e r e r , d i e i n G l a u b e ,
H o f f n un g
u n d L i e be d e r Z u k u n f t g e w i ß s i n d , d i e s i c h i m H ö r e n a u f
das
Wo r t
Go t t e s
erschl ießt
und
unse ren
Weg d u r c h d i e se Z e i t
b e s t i m m t . D i e B a r m e r Th e o l o g i s c h e E r k l ä r u n g , d i e m i t d i e s e m L e i t ­
s a t z - v e r b u m D e i m a n e t i n ae t e r n u m - s c h l i e ß t u n d d i e i n d e r Ta t
gut
l u t h e r i s ch i n t e r p r e t i e r t w e r d e n ka n n , B r u d e r A f f e l d - i mm e r ­
h i n w a r d e r j e n i g e , de r s i e i n t e r p r e t i e r t h a t , H a n s A s m u s s e n , ü b e r
d e s s e n Z u g e h ö r i g k e i t z u m L u t h e r t u m j a ke i n e Z w e i f e l b e s t e h e n k ö n ­
n e n , h a t d i e R e d e v o m Wo r t Go t t e s i n i h r e r 1 . T h e s e v e r d i c h t e t z u
der
A u s s a g e : " J e s u s C h r i s t u s , w i e e r u n s i n d e r H e i l i g en S c h r i f t
b e z e u g t w i r d , i s t d a s e i n e W o r t Go t t e s , das w i r z u h ö r e n , dem wi r
im
L e b en
und
im
S t e r b en z u v e r t r a u e n u n d z u g e h o r c h e n h a b e n . "
We i l
das
so
ist ,
f i nd et
der
S a t z v o n d e m B l e i b e n d e s Wo r t e s
Go t t e s
seine
Entsprechung
in
dem
Wort J e s u , das bei J o hannes
( 8 , 31
f. )
über l i efert
w i r d : " W e n n i h r b l e i b e n w e r d e t i n m e i n em
Wo r t ,
so
se i d
ihr
wahrh a f t i g
me i n e J ü n g e r u n d i h r w e r d e t d i e
W a h r h e i t e r k e n n e n , u n d d i e Wa h r h e i t w i r d eu c h f r e i m a c h e n . "
- 35 -
- 2
-
We i l
das
Wo r t
Go t t e s ,
das
uns
als
das Evange l i um von J e s u s
Chr i s t u s
erreicht ,
in
Ew i g ke i t b l e i b t , · s i n d w i r z u m B l e i b e n a n
di esem
Wort
ger u f e n .
A l l e i n s o l c h e m B l e i b e n i s t E r ke n n t n i s d e r
Wah rhe i t
v e r h e i ß e n u n d d i e F r e i h e i t , d i e a u s d e r W a h r h e i t ko m m t .
Das
ist
nicht
d i e F r e i he i t d er Be l i eb i gke i t , sondern i hrem U r ­
sprung
v e r p f l i ch t e t e
F r e i he i t ,
die
s i ch von i hrem G r und n i ch t
Es
ist
die
Freiheit ,
d i e s i c h d e m Wo r t G o t t e s i n J e s u s
löst .
C h r i s t us a n ve r t r a u t u n d d i e i m G e h o r s a m d i e sem W o r t gegenüber z ur
Vo l l e n d ung
g e l a n g t . E s i s t d a s Wo r t Go t t e s i n J e s u s C h r i s t u s , i n
dem
Ve rgangenh e i t ,
G e ge n w a r t u n d Z u k u n f t au f g e h o b e n s i n d : We d e r
die
S c hu l d
der
Ve r g a nge n he i t
noch
d i e Sorge u m Gegenwart u n d
Zukunft
s i n d s C h i c k s a l h a f t e Z w a n g s l ä u f i g ke i t en , s o nd e r n d a s Wo r t
Got t e s
in
Jesus
Ch r i s t u s
sagt u n s , w o w i r s t e hen : z u m G l au b en
b e f re i t ,
und
du rch
den G l auben z u L i ebe un d H o f f n ung f ä h i g . E s
i s t d i e F r e i he i t , d i e a u s d e r G e w i ß h e i t l e b t : " Go t t e s W o r t bl.e i b t
in E w i gk e i t . " U n t e r d ieser V e r h e i ßung w o l l en w i r auch d i e A r b e i t
d e r 8 . G e ne r a l s y n od e a u f n e h m e n u n d t u n , w a s u n s a u f g e t r a g e n i s t .
1.
Mit
der B ibel
l e ben
Wir
we rden
bere i t s
auf
d i e s e r e r s t e n T a g u n g ge m e i n s a m d a r ü b e r
n a c h z u d en k en
haben ,
was
d a s k o n k r e t f ü r un s e r L e b e n a l s K i r c h e
und
a l s e i n z e l n e C h r i s t e n i n d e r G e m e i n s c h a f t m i t a n d e r e n be d e u ­
tet :
" Go t t e s
Wo r t
b l e i b t i n E w i g k e i t . " Da s A r b e i t s t h e m a d i e s e r
S y n od e n t a g u n g
la u t e t : " L eben m i t d e r B i be l " . D i e K i r che n l e i t un g ,
die
d i es e
S y n od e n t a g u n g v o r z u b e r e i t e n h a t t e , h a t s i c h d a b e i v o n
f o l g e n d e n Ü b e r l e g u n g e n l e i t en l a s s e n :
1 )
Da s
Jahr
1 9 9 2 s o l l e i n " J a h r m i t d e r B i b e l " se i n , a n g e r e g t ,
g e t r a gen
u n d v o r b e r e i t e t v on d e r A r b e i t sg e m e i n s c h a f t c h r i s t ­
l i che r
K i r c he n
z u sa m m e n
mit
den
Bi b e l g e s e l l s c ha f t e n . W i r
h i el t en
es
für
w i ch t i g , daß w i r a l s l u t he r i s che K i rche u n s
durch
die
G e n e r a l s y n o d e a n d i e s e r A k t i o n b e t e i l i gen u n d f ü r
die
G e me i n d e n
I m p u l s e z u r Te i l n a h m e an d i e s e m " J a h r m i t d e r
B i b e l " ge b e n .
2)
Die
V e r e i n i g t e K i r c h e k a n n m i t e i n i g en P r o j e k t e n , d i e b e s o n ­
ders
vom
Ge m e in d e k o l l e g
a u s b e t r i e be n w e r d e n , e i n en e i g e n ­
s t än d i gen
Bei trag
z u m " J a h r m i t d e r B i b e l " l e i s te n . E s ge h t
um
e i n e E l e m e n t a r i s i e r u n g d e r G l au b e n s p r a x i s i n d e r R ü c k f ü h ­
rung a u f deren b i b l i s che Begründ ung .
3)
I n s o l c h e r E l em e n t a r i s i e r u n g ,
die d i e E r f ahr ungen d es e i n zel ­
n e n i m U m g a n g m i t d e r B i b e l a u f n i mm t , k a n n e i n gu t e r , t r a g e n ­
der
Gr und
für
sechs
J a h r e g e m e i n sa m e r s y n od a l e r A r b e i t i m
S in ne
e i n e r " G e m e i n s c h a f t un t e r d e m W o r t " g e l e g t w e r d e n . D e m
Vorbe r e i tungskrei s ,
der
unsere
Beschä f t i gu n g
mi t
u n s e r em
Thema
" L e b en
m i t d e r B i b e l " v o r b e r e i t e t h a t , mö c h t e i c h b e ­
r e i t s a n d i e s e r S t e l l e h e r z l i ch D a n k s a g e n .
2.
D i e e r ne ue r t e Geme i n sc h a f t
der
G e ne r a l s y n o d e ne h m e n z u m e r s t e n Ma l a u c h
An
d i ese r
Tagun g
aus Sachsen und
T h ü r i n ge n a l s
Sy nod a l e t e i l .
Vertreter
wieder
- 36 -
- 3 Ich
möc h t e
Sie,
vereh rte
S y n o d a l e , an d i e s e r S t e l l e b e s o n d e r s
I h r H i e rse i n bed e u t e t den B eg i n n e i ner n e u en
w i l l k ommen
hei ßen .
Ln
der
A r b e i t d e r V e r e i n i g t e n K i r c h e . De r B e i t r i t t I h r e r
Phase
K i r ch e n
zur
V e r e i n i g t e n K i r c h e i s t j a n i c h t e i n f a ch e i n q u a n t i ­
tativer
Z u w a ch s ,
so n d e r n
Sie
we r d e n a u f g r u n d I h r e r b e s o n d e r e n
E r f ahrungen
a l s K i r c h e i n d e r V e rg a n g e n h e i t a u c h d i � i n hal t l i c h e
Gest a l t
unserer
A r b e i t i n d e r Z u k u n f t m a ß g eb l i c h m i t p r ä g e n . J e ­
d e n f a l l s wü n s c h e i c h m i r d a s .
Ich
wi l l
h i e r d i e E n t w i c k l u n g u n s e r e r G e m e i n s c h a f t se i t d e m B a u
der
Ma ue r
i n B e r l i n u n d d e r d a m i t v e rb u n d e n e n U n d u r c h l ä s s i g k e i t
der
i n ne r d e u t s c h e n
G r e n z e i n sge s a m t i m e i n ze l n e n n i ch t d a r s t e l ­
A b e r d a ß S i e he u t e w i ed e r d a b e i s i n d , h ä n g t e b e n a u c h d a m i t
len.
z u sa m me n ,
daß
w i r i n d e n vergangenen d re i J a h r z e h n t e n g e m e i n sam
jede
s i c h b i e t e n d e M ö g l i ch k e i t d e r B e g e g n u n g , d e s A u s t a u s c h s u n d
der
g e me i n sa m e n A r be i t ge n u t z t h a b e n . W i r d a n k e n I h ne n u n d I h r e n
K i r ch e n , d a ß S i e b e i a l l e r i n s t i t u t i on e l l e n T r e n n u n g ge d u l d i g u n d
t reu
in
d e r G e m e i n s c h a f t ge b l i e b e n s i n d , d i e i h r e n G r u n d h a t i n
d e r G e m e i n s c h a f t u n i e r d e m W o r t u n d i n d e r B i n d u ng a n d i e B e k e n n t ­
n i s - u n d L e h r t r a d i t i on u n s e r e r K i r c h e .
1 963
hat
Tagung der
de r
dama l ige
Lei tende
B i s cho f ,
G e n e r a l s y no d e i n N ü r n b e r g ge s a g t :
Hanns L i l j e ,
au f
der
"Dies
ist
die
e r s t e G e n e r a l s y n o d e m i t l e e r e n S i t z e n d e r e r ',
d ie
a u ch
d a b e i se i n s o l l t e n . A l s K i r c h e w e r d e n ( w i r ) d a r a u f
h i n w e i s e n m ü s s e n , d a ß z wa r d i e E i n h e i t d u r c h d i e s e p o l i t i s c h e
R e a l i t ä t a u f d a s ä u ß e r s t e ge f ä h r d e t i s t , ab e r d aß s i e d e n n o c h
e x i s te n t
i s t . Noch s i n d wi r e i n e K i r ch e , und w i r ge d e nk e n es
s o l a n g e z u b l e i b e n , a l s Go t t e s e r l a u b t . J e d e r v o n u n s w e i ß ,
w i e z w e i d e u t i g e i n e s o l c h e A u ss a g e i s t . D i e p o l i t i s che R e a l i ­
tät
sche i n t
v ö l l i g d a s Ge ge n t e i l z u b e z e u g e n . W e n n w i r d e n ­
noch
daran
f e s t ha l t e n ,
daß
w i r e i ne K i rche s i nd , d a n n g e ­
s c h i e ht d a s a u s f ol g e n d e n G r ü n d en :
1 .
Es
gi bt
ü b e rh a u p t
k e i n e ä u ß e re S i t u a t i o n , d i e e i n e K i r ­
che
i n ne r l i c h
z e r r e i ß e n kö n n t e ; s o l a n g e w i r a n d e n s e l b e n
H e r r n g l a u b e n u n d a u c h d a s g l e i c h e B e k e n n t n i s d e s G l au b e n s
h a be n ,
so l a n g e i s t e i n e ge i s t i ge E i n he i t re a l i t e r d a , d i e
w i r j e d e n f a l l s h o c h z u ac h t e n g e d e n k e n .
2.
I ch
g l a u b e , m a n d a r f a u c h s a g e n , d a ß g e r a d e d i e s e E i n he i t
t r o t z d e r T r e n n u n g s i c h a n e i n e m g an z e n t s c h e i d e n d e n P u n k ­
te
auch
bei
u n s i m W e s t e n d e u t l i c h m ac h e n w i r d . S o l a n g e
wi r
u n s e r e B r ü d e r n i c h t a u s d e m S i n ne l a s s e n , w i s s e n w i r ,
wie
e r n s t e s s e i n k a n n , h e u t e e i n C h r i s t z u se i n . U n d wi r
i n d er w oh l a k k r e d i t i e r t e n u n d w o h l s i t u i e r t e n S i t ua t i o n d e r
Bundes r e p u b l ik
tun
gut
d a ra n ,
u n s st ä n d i g d a s B e i s p i e l
u n se r e r
Brüder
vor
Augen z u h a l t e n , von d e n e n man sagen
muß :
"Es
k os t e t
viel ,
e i n C h r i s t z u s e i n . " E i n so l c h e r
Vorgang
muß s i ch in der Ki rche al s ein Segen auch für d ie
n i c h t u n m i t t e l b a r B e t e i l i g t e n a u s w i r ke n .
- 37 -
- 4 U n d d a s 3 . i s t , d a ß d i e ch r i s t l i c h e F i n d i g k e i t , d i e s c h ö p ­
f e r i s c he
P h a n t a s i e We g e f i n d e n s o l l , u m u n s e r e n Z u s a m m e n ­
ha l t
auch
rech t l i c h
p r a k t i k a b e l z u m a ch e n . E s w i r d e i n e
der
k o n k r et en
Aufg aben
d i e s e r G e ne r a l s y no d e s e i n , d u r c h
Be s c h l u ß f a s s u n g
die
Mö g l i c h k e i t
zu
scha f f e n , d aß
i h re
unsere
Ei nhei t
n icht
b l o ß i n d e r U n an s c ha u l i c h k e i t e x i ­
s t i e r t , s o n d e rn s o v i e l R ea l i t ä t h a b e n möc h t e , w i e m ö g l i c h
i s t . 11
Sowe i t Hanns L i l j e !
Daß
w i r i n d er V e r g a n g e n h e i t ge m e i n s a m v i e l e s u n t e r n o m m e n h a b e n ,
um
beieinander
zu
b l e i b e n , u n d d a ß d a s a u c h ge l u n g e n i s t , s e h e
i ch
als
e i n e g n ä d i g e E r l a u b n i s G o t t e s a n , un s i n e r n e u e r t e r G e ­
m e i n sc h a f t w i e d e r a n d i e A r b e i t z u m a c h e n .
N a c h d e m i n I h r e n K i r c h e n d i e g e s e t z l i c h e n V o r a u s s e t z u n g e n f ü r d en
W iederbei t r i t t
zur
Ve re i n i g t e n K i r c h e g e s c ha f f e n w a r e n , h a t d i e
K i r che n l e i t u n g
m i t Z u s t i mm u n g d e r B i s c ho f s k o n f e re n z d i e A u f n a h m e
der
Ev . - L u t h .
L a n d e s k i r ch e S a c h s e n s u n d d e r E v . - L u t h . K i r ch e i n
T h ü r i n ge n b e s c h l o s s e n u n d g l e i c h z e i t i g d i e d a r a u s s i c h e r g e b e n d e n
Rech t s f ol g e n
d u rch
Ve ro r d n u n g
g e r e ge l t .
Si e
selbst , verehrte
S y n od a l e ,
haben
dies
e b e n z u s t i m m e n d z u r K e n n t n i s ge n o m m e n u n d
dam i t
die
Sache
be s i e ge l t , d e n n S i e h ä t t e n j a ä n d e r n o de r au f ­
heben können .
Auch
die
S y n o d e d er E v . - L u t h . L a n d e s k i r c h e Me c k l e n b u r g s h a t a u f
ihrer
F r ü h j a h r s t ag u n g
über ein Bei t r i t tsgesetz beraten . Sie hat
d a n n a b e r n a c h d e r z w e i t e n L e s u n g d i e a b s c h l i eße n d e B e r a t u n g a u s ­
gese t z t ,
we i l
d a s Z u s t a n d e k o m m e n d e r Z w e i d r i t te l - Me h r h e i t n i c h t
gesichert
e r sc h i e n u n d man e i n S c he i t e r n d es Gese t zes n i c h t r i s ­
k i e r e n w o l l t e . E i n e n e n n e n s w e r t e Z a h l v o n S yn od a l e n k o n n t e a n d e r
a b s ch l i e ße n d e n d r i t te n L e s u n g n i c h t m e h r t e i l ne h m en , s o d a ß s ch o n
von
d q h e r d i e Z w e i d r i t t e l - M e h r h e i t i n F r ag e ge s t e l l t w a r . E s g a b
n e b e n a n d e r e n , v o r d r i n g l i ch e r e n P r o b l e m e n
aber
auch
E r wä g u n g e n
d i e e i n w e i t e r e s Nachdenken g e r a t e n se i n
in
der
Sache
selbst ,
l ießen.
J e d en f a l l s
e i ne d i e se r E r w ä g u n g e n w i l l i c h h i e r n e n n e n :
Wä r e
e s n i c h t e i n G e bo t d er T r e u e z u m b i s h e r i g e n W e g d e r K i r c h e n
in
der
f rüheren
DDR ,
n i ch t w i e d e r d e n W e g d e r k o n f e s s i o ne l l e n
A b g r e n z u ng
z u be s c h r e i t e n , s o n d e r n k o n f e s s i o n e l l e G r e n z e n ge r a d e
ü b e r w i n d e n u n d d i e S t r u k t u r d es d e u t s c h e n P r o t e s t a n t i s m u s a u f
zu
d i e s e We i s e e i n f a c h u n d d u r c h s i ch t i g z u ge s t a l t e n ?
D i e se A r g u m� n t a t i o n h a t e i n i g es , j a vi e l f ü r s i c h . A b e r l ä ß t s i c h
das ,
was
i n ne r h a l b
des B un d e s der evange l i schen Ki rche n in der
D DR
s i n n v o l l u n d v e r n ü n f t i g e r s c h i e n , e i n f ach a u f d i e k i r c h l i c he
S i t ua t i on i m v e r e i n i g te n D e u t s c h l a n d ü b e r t r a g e n ? D e r B u n d u m f a ß t e
a c h t G l i e d k i r ch e n , z u r E K D g e h ö r e n 2 4 . W i e w i r d d i e e i n z e l n e K i r ­
che
in
e i ne r
s o g r o ß e n G e m e i n sc h a f t v o r k o m m e n m i t d e m , w a s s i e
v o n i h rem t h e o l og i schen u n d e kk l e s i a l e n Bewu ß t s e i n h e r p rä g t ? I c h
will
h i e r n i c h t v o n e i n e r No t w e n d i g k e i t s p r e c h e n , a b e r n a c h m e i ­
n e m V e r s t ä n d n i s i s t e s v o n e i n e m h o h e n W e r t f ü r d as L e b e n u n d d i e
O rd nung
e i ne r
K i r c he , w e nn s i e d a s , w a s i n i h r a n t h e o l og i s c h e r
u n d i n s t i t ut i on e l l e r T r ad i t i on v o r h a n d e n i s t , w e i t e r e n t w i c k e l t i n
der
G e me i n sc h a f t
m i t s o l c h e n K i r c h e n , d i e s i c h d e r s e l b e n T r ad i ­
t i on v e r p f l i ch t e t w i s se n .
- 38 -
- 5 Natü r l ich
kann
man
an
der
A r b e i t d e r V e re i n i g t e n K i r c he a u c h
p a r t i z i p i e r e n , o h n e i h r a n z u g e h ö r e n . Da f ü r g i b t e s B e i s p i e l e , u n d
w i r s i n d a n d i e s e m P u n k t a u c h n i c h t g e i z i g . I m G e g e n t e i l : Wa s w i r
t u n , i s t i m m e r a u c h e i n A ng e b o t f ü r a l l e . Wi r g r e i f e n j a a u c h a u f
das
zu rü c k ,
was
andere
tun.
A b e r w i r b r a u c h e n a l s V e re i n i g t e
K i r c h e , u m a r b e i t e n z u k ö n n e n , n i c h t n u r Ab n e h m e r , P a r t i z i p a n t e n ,
s o n d e r n a u c h d i e , d i e d a s G a n z e m i t t r agen : v e r a n t w o r t l i ch u n d m i t
i h re n
Kräf ten
u n d G a b en . D a r u m e r n e u e r e i ch d i e a u f d e r l e t z t e n
T a g u n g d e r G e ne r a l s y n o d e a u s g e s p r oc h e n e E i n l a d u n g a n d i e m e c k l e n ­
b u r g i s c he
L a n d e s k i r c h e , i h r e n B e i t r i t t z u r V e r e i n i g t e n K i r ch e z u
besch l ießen.
Das
w ä r e e i n G e w i n n f ü r u n s a l l e . U n se r h e r z l i c h e r
G r u ß g i l t d e m P r ä s i de n t e n d e r S y n od e d e r m e c k l e n b u r g i s c h e n K i r c h e
u n d d e r e n L a n d e s b i s ch o f .
( Be i f a l l )
Was
diese
G e m e i n sc h a f t
a u s m � ch t un d w i e s i e s i c h v e r w i r k l i c h t ,
ist
im
schr i f t l i chen
T ä t i g ke i t s b e r i c h t d e r K i r c h e n l e i t u n g au s ­
I c h w i l l h i e r a u f w e n i g es z usamme n f a s s e nd
füh r l ich
d arge s t e l l t .
n o ch
e i nm a l
e i n ge h e n ,
we i l
i c h d e n k e , d aß d a s a m B e g i n n e i n e r
'
S y n od a l p e r i o d e
h e l fe n
kan n ,
e i ne
Pe r s p e k t i v e f ü r d i e k ü n f t i ge
A r be i t
z u ge w i n n e n . I c h z i t i e r e d a z u a u s d e m B e r i c h t , d e n i c h i m
v e rg a n g e n e n
Jahr
auf
der
l e t z ten
Tagung d e r 7 . G e ne r a l s y node
gegeben
h a be :
Do r t
h a b e i c h i n d em A b s c h n i t t " K o n f e s s i o n a l i t ä t
u n d G e m e i n s c h a f t " u . a . ge s a g t :
" D i e s e r A u f t ra g z u r B e w a h r u n g d e r B e k e n n t n i s t r a d i t i on i s t z u m
e i n e n t h e o l ogi s c h d e f i n i e r t : d a ß d i e E r i n n e r u n g a n d i e G r un d ­
e i n s i ch t e n
r e f o r m a to r i s c h e r
T h e o l o g i e w a ch g e h a l t e n w i r d . E r
i s t z u m a n d e r e n ö k u m e n i s c h d e f i n i e r t : d aß i n d e r G e m e i n sc h a f t
mit
anderen
K i r ch e n
das
B e w u ß t se i n wäc h s t , d a ß d i e K i r c h e
J e su
C h r i s t i e i n e i s t ( K a t ho l i z i t ä t ) . E r i s t s ch l i e ß l i ch v o n
d e r G e m e i n d e her-de f i n i e r t : d a ß w i r O r i e n t i e r u n g e n u n d H i l fen
f ü r d a s L e b e n d e r G e m e i n d e i m G o t t e s d i e n s t , i n d e r We i t e r g a b e
des
G l a u b e n s i n U n te r r i c h t u n d M i s s i o n , i n d e r S e e l s o r ge , i m
G e m e i n d ea u f ba u ge b e n . "
in
d e n l u t h e r i s ch e n K i r ch e n , s o s i n d i n z w i s c h e n a u c h i n d e n
Wie
b e i d e n a n d e r e n k i r ch l i c h e n Z u s a m m e n s c h l ü s se n d i e K o n s e q u e n z e n a u s
d e r p o l i t i s c h e n E n t w i c k l u n g i n un s e r e m L a n d ge z o g e n w o r d e n :
1 .
Die
E v a n g e l i s c h e K i r c h e d e r Un i o n ( E K U ) , d i e r e c h t l i c h i m m e r
e i ne
E i n he i t , f r e i l i ch i n z w e i B e r e i ch e n , g e b l i e b e n i s t , h a t
auf
ei ner
g e m e i n sa m e n
Ta g u n g d e r b e i d e n B e r e i c h s s y n o d e n i m
Ap r i l
d i e s e s J a n r e s d i e A u f he b u n g d e r B e r e i c h s g l i e d e r u ng b e ­
s c h l o s s e n . D i e en d g ü l t i g e B e e n d i g u n g w i r d e r s t a m E n d e d i e s e s
J a h r e s se i n , w i e w i r v o r h i n ge h ö r t h a b e n .
2.
Die
S y n o d e d e r E K D i s t E n d e J u n i d i e se s J a h r e s z u i h r e r k on ­
s t i t u i e re n d e n
Ta g u n g
in
Co b u r g z u s a m m e n g e t r e t e n . Da v o n h a t
e b en
V i z e p r ä s i de n t
D r e ß l er
g e s p r oc h e n .
De r S y n o d e d e r E K D
gehö r e n
Sy n od a l e a u s d e r b i s h e r i g e n E K D u n d a u s d e m b i s h e r i ­
gen
B u n d d e r e v a ng e l i s c h e n K i r c h e n ( i n d e r f r ü h e r e n D D R ) a n ,
der
u n m i t t e l ba r
vorhe r
a u f gehö r t
h a t t e z u b e s t e h e n . Da m i t
ist ,
nachdem a l l e K i rchen d e s B u n d e s dem ent s p re c h e n d en K i r ­
chengesetz
z u ge s t i mm t
hatt e n ,
die
E i n he i t
d e r E K D herge­
s t el l t .
- 39 -
- 6 W i r w e r d e n a l s V e r e i n i g te K i r c h e d i e s o e n t s t a n d e n e n ne u e n Z u s a m ­
m e n h ä n ge
i n un s e r e r k ü n f t i g e n A r b e i t s o r g f ä l t i g w a h r z u n e h m e n u n d
zu
b e ac h t e n
h a b e n . W i r w e rd e n d a b e i a u c h z u b e r ü c k s i c h t i gen h a­
ben,
d a ß d i e ö s t l i c h e n l u t h e r i s c he n K i r c h e n i h r e n Z u s a m m e n s c h l uß
in
der V EL K 1 9 8 8 a u f geg e b e n ha t t e n z u g u n s t e n e i n e r s i ch v e r d i c h ­
tenden
und
v o n i h ne n ge w o l l t e n G e m e i n s c h a f t i m K i r c h e n b u n d . D a s
ist
e i n I m p u l s , d e n d i e s e K i r c h e n a u c h i n u n s e r e A r be i t m i t b r i n ­
g e n . W i r w e rd e n a u c h u n t e r d en ne u e n G e g e b e n h e i t e n z u b e r ü c k s i c h ­
t i ge n h a b e n , d a ß d i e G l i e d k i r c h e n d e r V e r e i n i g t e n K i r c he z u g l e i c h
auch
G l i ed k i r c h e n d e r E K D s i n d . E s w i r d se h r se n s i b l e r , p rä z i s e r
und
u n b e f a ng e n e r
Ab s p r a c h e n
auf
a l l e n E b en e n bedü r f e n , d a ß i n
d i e s e m Ge f ü g e ke i n e V e r l e g e n h e i ten o d e r g a r S a c k g a s s e n en t s te h e n .
I ch
n e h m e an d i e s e r S t e l l e g e r n a u f , w a s d e r R a t s v o r s i t z e n d e d e r
EKD ,
B i s c h o f M a r t i n K r u s e , i n se i n e m B e r i c h t a u f d e r k o n s t i t u i e ­
r e n d e n T a g u n g d e r S y n o d e d e r E K D i n C o b u r g i n d e m A b s c h n i t t " Un i ­
f o r m i t ä t i s t n i c h t S a c h e d e r E K D " a u s ge f ü h r t h a t :
" D i e E r f ahrungen i n d en l e t z t e n J ah re n i n d e r a l ten E K D h aben
d a ß di e L u s t g r o ß i s t , e s b e s s e r z u mach e n a l s
mir
ge z e i g t ,
die
EK D ,
es
ihr
e i nm a l
z u z e i gen . D i e s e L u s t b r i ngt auch
Gutes
z u w e ge , s i e fü h r t z u r V e r l e b e n d i g u n g u n d s i e d i e n t d e r
Bewuß t se i n sb i l d un g .
Aber
sie
kann
schne l l
auf
E i g e n w e ge
l oc k e n ,
d i e G em e i n sch a f t s c h ä d i g e n u n d a u s e i n e m M i t e i n and e r
in
e i n G e ge n e i n a n d e r f ü h r e n . U n i f o r m i t ä t i s t n i c h t S ac h e d e r
EKD,
sie
l e bt
ln
der
V i e l f a l t , s i e b e d a r f d e r Ab s t i m m u n g
unter
den
G l i ed k i rche n ,
m i t . d e n k o n f e s s i o ne l l e n Z u s a m me n ­
s c h l ü s s en .
I n e i n e r p l u r a l i s t i s c he n , s ä k u l a r i s i e r t e n G e se l l ­
s c ha f t
können
wir
uns
e i nen p ro v i n z i e l l e n Pa r t i ku l a r i s m u s
n i ch t
l e i s te n . I c h s e h e n i c h t o h n e S o r g e a u c h T e n d e n z e n , d i e
u n s s chwächen k ö n n e n . U nz u f r i ed en h e i t m i t V e r l a u t b a r u ngen a u f
d e r E b ene d e r E K D l ä ßt s i ch n i ch t b e h e b e n d u rch d i e S c h a f f ung
p a r a l l e l e r I n s t i � u t i o n e n . W i r b r a u c h e n e i n ne u e s E i n v e r s t ä n d ­
nis
über
d i e A u f gaben , d i e a u f j e d e r E b e n e k i r c h l i ch e n H a n ­
delns
- a l s o G e m e i n d e n , L a n d e s k i r ch e n , k o n f e s s i o ne l l e Z u s a m ­
w a h r g e n o m m e n w e rd e n m ü s s e n . A u c h i n s t i ­
m e n s c h l ü s se ,
EKD
t u t i o ne l l e
Zuord nungen
s i nd Ö k o - S y s t e m e , d i e n i c h t z e r s t ö r t
w e rd e n d ü r f e n . "
So w e i t Ma r t i n K r u s e .
Im
Grunde
i s t d a s a l l e s g a n z s e l b s t v e r s t ä n d l i c h . We n n d i e W i r k ­
l i ch k e i t
hier
und
da
t r ot zd e m a n d e r s aus s i e ht , i s t d a s i n d e r
R e ge l
weniger
Ab s i ch t a l s v i e l m e h r N a ch l ä s s i g k e i t u n d m an g e l n d e
Auf m e r k sa m ke i t
f ü r den j e w e i l s ander e n ; d azu r e c h n e ich auch d ie
v o n B i s c h o f K r u s e e r w ä h n t e T e n d e n z z u e i n em " p r o v i n z i e l l e n P a r t i ­
k u l a r i s m u s " . Ä h n l i c h e s b e o b ac h t e i c h ü b r i g en s a u c h i m p o l i t i s c h e n
Ber e i ch , e t w a i m Ve rhä l t n i s d e r Län d e r zum B u n d .
A n d e re r se i t s
sehe
i c h aber d i e g r o ß e n Anst r en gungen d e r w e s t l i­
chen
Ki rchen
f ü r d i e ö s t l i c h e n , v o r a l l em i m f i n a n z i e l l e n , a b e r
auch
im
p e r s o ne l l e n
Be r e i c h s o w o h l i n d e r E K D i n s g e s a m t w i e i n
den
bi lateralen
P a r t n e r s c h a f t sb e z i e h u n g e n .
Und das a l l e s u n t e r
g l e i c h z e i t i g e r , z u m T e i l no c h v e r s t ä r k t e r W a h r n e h m u ng d e r V e r a n t ­
wort ung
für
d ie
Pa r t ner k i rchen a u ß e r h a l b D e u t s ch l a nd s , etwa i n
O s t eu r o p a
und
in
oer
d r i t t e n W e l t . A b e r g e r a d e be i d i e s e n A n ­
s t r e n g u n g e n w i r d a u c h d e u t l i c h : O h n e s o r g f ä l t i g e Ab s t i m m u n g a l l e r
- 40 -
-
7 -
Betei l i gten
ist
d a s a u f d i e D a u e r n i c h t z u m a c h e n ; es e n t s t e h e n
l e i c h t Z u f ä J l l g k e i t e n , d i e d a n n a u c h z u U n ge r e c h t i g k e i t e n f U h r e n .
Es
bleibt
f e s t z u h a l t e n : D i e V e re i n i g t e K i rche i s t d e r Z u s a m m e n ­
sch l uß
l u theri scher
K i r c h e n i n d e r E K D . I c h f r e u e m ic h , d a ß a l s
R e f e r e n t a u s d e m K i r c h e n a m t d e r E K D P r o f . L ö w e be n a n n t w o r d e n i s t
u n d d a ß e r auch unter u n s i s t .
( Be i f a l l )
Die
V e re i n i gte
K i r c he i s t i h r e n G l i e d k i r ch e n u n d d e r e n K i r c h e n ­
g e m e i n d en
v e rp f l i c h t e t .
Sie
kann
a b e r d i e s e V e r p f l i ch t u n g n u r
dann
a n g e m e s s e n w a h r n e h m e n , w e nn s i e z u g l e i c h b e r U c k s i c h t i g t , an
w e l c h en
S t el l en
ander e
wie
etwa
d i e E K D , d i e E K U oder d i e
A r no l d s ha i n e r
K o n f e r e n z , b e t r o f f e n s i n d u n d i n d en A r b e i t s p r o z e ß
mit
e i n b e z o g e n w e r d e n m U s s e n . A l l e s a n d e re w ä r e e i n A k t m o m e n t a ­
ner
S e l b s t b e ha u p t u n g ,
der
a b e r a u f D a u e r , a u c h w e i l d i e G l i e d­
k i r chen
das
nicht
m i t t r a g e n w ü r d en , d i e Se l b s t v e r s t ä n d l i ch k e i t
k o n f e s s i o ne l l e r
G l i e de r u n g s s t r u k t u r e n i n F r ag e s t e l l t e . W i r w e r ­
d e n d e m i n d e r g e g e b e n e n S i t u a t i o n e i n e s N e ua n f a n g s v i e l A u f m e r k ­
samke i t
z u w e n d e n mU s s e n . E s g e h t n i c h t u m e i n e N e u v e r t e i l u n g v on
A u f g ab e n ,
a b e r w i r m ü s s e n u n s n e u b e w u ß t m ac h e n , w a s w i r j e we i l s
an
u nserem
Or t zu t un haben , und uns d a rüber ve r s tänd igen , w enn
s i c h d i e N o t w e nd i g k e i t d a z u e r g i b t .
D a s e r g i b t s i c h n o t w e n d i g a u s d e r A u f g a b e , d i e n e u ge w o n n e n e E i n ­
h e i t ge m e i n s a m i n g e g e n s e i t i g e r A n e r k e n n u n g z u g e s t a l t e n . A u s d e r
e r ne u e r t e n
Ge m e i n sc h a f t s o l l t e d i e ne u e G e me i n sc h a f t w e r d e n , d i e
i n d e r N a c h f o l g e J e s u C h r i s t i s i c h z u i h r e m He r r n b e k e n n t u n d M u t
m a c h t z um G l a ub e n .
3.
Ein
J a h r n a c h d e r V e r e i n igung D e u t s c h l a n d s
Am
3 . O k t o b e r w a r e s e r s t e i n J a h r h e r , d a ß d i e d e u t s c h e E i n he i t
auf
der
G r u nd l ag e
des
Ve r t r ag e s
z w i s chen
der B u nd e s r e pu b l i k
Deu t s c h l and
und
der
De u t s c h e n D e m o k r a t i s c h e n R e p u b l i k U b e r d i e
He r s t e l l ung
der
E i n he i t
De u t s c h l a n d s v o m 3 1 . A u g u s t 1 9 9 0 v o l l ­
z ogen
wu r d e . D i e se s Da t u m h a t , z u s a m m e n m i t d e r b e r e i t s v o r a n g e ­
g a n g e n e n H e r s t e l l un g d e r W i r t s c ha f t s- , Wäh r u n g s - u n d S o z i a l u n i o n ,
zu
t i e f g re i f e n d e n V e r ä n d e r u n g e n g e f U h r t , v on d en e n v o r a l l e m u n d
fast
a u s s c hl i eß l i ch
d i e Menschen i n d en neuen B u n d e s l ä n d e r n be ­
t roffen
s i nd .
Wir
in
den a l ten Bu ndes l ä ndern s i nd k a u m i n der
Lage
zu
e r f a s s e n , w i e t i e f g re i f e n d u n d u m f a s s e n d d i e s e V e rä n d e ­
rungen
s i nd . Wir nehmen die E n t w i c k l ung in der R egel n u r i n e in ­
zelnen
Au s s c h n i t te n
wa h r , m e h r o d e r w e n i g e r v o n u n s e r e r e i g e n e n
I n t e r e s s e n l ag e
gelei tet ,
und
e n t s p r e c h e n d i s t u n s e r e B e w e r t u ng
d e r V o r gä n g e a u c h b e g r e n z t u n d e i n g e s c h r ä n k t . F ü r d i e M e n s c h e n i n
den
n e u e n B u nd e s l ä n d e r n s t e l l t s i c h d a s a n d e r s d a r : S i e s i n d a u f
v i e l f ä l t i ge
We i s e
be t r o f f e n , e s g e h t j e w e i l s u m g a n z e L e b e n s z u ­
s a m m e n h ä n ge , v o m A r b e i t s p l a t z ü b e r d i e S c h u l e , d i e U n i v e r s i t ä t e n ,
das
G e s u n d h e i t s w e se n ,
W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l o r d n un g b i s h i n z u
We r t v o r s t e l l ungen
und
S i n n f r ag e n .
Wa s
sich m i t dem 3. O k tober
1 9 9 0 v o l l z o g e n ha t , i s t j a n i c h t e i n f a ch
e i ne
G re n z v e r s ch i ebung
- 41 -
- 8 g e w e se n , s o n d e r n e i n t o t a l e r S y s t e m w e c h s e l , e i n P a r a d i g m e n w e c h s e l
u n d L e b e n s g e s t a l t u n g . Da s i s t n i c h t n u r e i n e
für
L e b e n s rea l i t ä 1
p o l i t i sche
He r a u s f o r d e r u n g
u n ge a h n t e n A u s m a ß e s , s on d e rn d as i s t
e i ne
V e r ä n d e r u ng ,
die
tief
i n d i e L e b en s u m s tä n d e � i n g e w o h n t e
V o r au s s e t z u n g e n
und
i n d i e Leben s e r wa rt ungen d e s e i nzel nen e i n­
grei f t .
Daß
das
nicht
von a l l en u n d g l e i ch e r maßen al s e i n G e ­
schenk
und
als
Chance v e r s t anden w i r d ; l iegt a u f der H a nd . Daß
v iele
darin
auch
E i n b r ü c h e u n d R ü c k s c h l ä ge e r l e b e n , s o l l t e u n s
n icht
entmu t i gen
u n d v o r a l l e m n i ch t a l s U n d a n k ba r k e i t o d e r g a r
als
Unve rnunft
gede u t e t
we r d e n . N e u e W e g e z u b es c h r e i t e n h e i ß t
i mm e r
auch ,
v o n a l t en W e g e n A b s ch i e d z u ne h m e n . Z u k u n f t sg e s t a l ­
t u ng
ist
impl i z i t
i mm e r
auch
V e r g a n g en h e i t s b e wä l t i g u n g
oder
j edenf a l l s
a l l mä h l i c h e
Ab l ö s u n g
v o n d e r V e rg a n ge n h e i t , u n d d as
ist
ein
P r o z e ß , d e r , we n n e r d e n n n i c h t o b e r f l ä c h l i c h v o l l z o g e n
wird,
V e r g e b l i c h k e i t se r f a h r u n g , Ve r l e t z u ng en u n d a u c h T r a u e r m i t
e i n sc h l i e ß t . E s k l i n g t l e i c h t h e r a b l a s s e n d , w e n n i n d i e s e m Z u s a m­
menhang
v o n d e r G e d u l d g e s p r o c h e n w i r d , d i e w i r f ü r d i e Me n s c h e n
zwi schen
Ma r i e n b o r n u n d F r a n k f u r t a n d e r O d e r a u f b r i n ge n m ü ß t e n .
E i ne
nur
b e t r a c h t e n d e , a b w a r t e n d e G e d u l d , d i e d i e Me n s c h e n s i c h
selbst
ü b e r l äß t ,
wä r e
a l l e r d i n gs
we n i g h i l f re i c h . Was w i r u n s
sel bst
zumu ten
mü s s en , i s t e i n e z u p ac k e n d e , u n t e r s t ü t z e n d e , d i e
S c h w i e r i g ke i t e n
a u s h a l t e n d e u n d d i e . L a s t d e s a n d e r e n z u r� e j g e n e n ,
L a s t m a c h e n d e G e d u l d . D a s N e u e Te s t a m e n t s p r i c h t v o n d e r Al 1TO# O 'l' Il ,
dem
Da r u n t e r b l e i be n d e r G e d u l d , d i e n i c h t a m R a n d e s t e he n b l e i b t
und
al l e n fa l l s
g u t e R a t sc h l ä g e g i b t , s o n d er n die s i ch mit a l l en
K r ä f t en
des
Gl aubens
und
d e r H o f f n u n g u n d a u c h d e r n ü c h te r n e n
Vern u n f t
m i t te n
i n d a s G e s c h e h e n h i n e i n b e g i b t : Da r u n t e r b l e i be n ,
D r a n b l e i ben
und
n i ch t
Lo s l a s s e n . G e d u l d i s t e i ne E x i s te n z w e i s e
des
G l a u b en s , ge t r a g e n v o n d e r G e w i ß h e i t , d a ß d i e Z u k u n f t Go t t e s
G e sch e n k
ist.
Es
i s t d i e s e G e d u l d , d i e Me n s c h e n v e r b i n d e t , d i e
w i r u n s a b v e r l a n g e n m ü s s e n u n d d i e w i r d e n an d e re n s c h u l d en .
Ist
eine
U n te r s c h � i d u n g d i e s e r A r t z w i s c h e n u n s u n d d e n a n d e r e n
a ber
überhaupt
noch
a n ge b r a c h t ?
Was w i r voi uns haben , i s t j a
t a t säc h l i c h
u n d i n W a h r h e i t n i ch t d a s Ge s c h i c k d e s e i n en u n d d a s
Los
des
a n d e r e n , so n d e r n e s i s t d a s G e m e i n sa m e , a u f d a s w i r u n s
z u b e w e g e n u n d f ü r d a s w i r ar b e i t en . I n e i n e m G e m e insa m e n W o r t z u m
e s l i e gt h i e r a u f d e n T i s c h e n a u s - , e r a r ­
V e rei n i g un g s p rozeß
bei tet
in
e i nem K r e i s v o n V e r a n t w o r t u ng s t r ä g e r n i n P o l i t i k , G e ­
Wi r t s c ha f t
u n d K i r c h e n au f I n i t i a t i v e v o n B i s c h o f
w e r k schaf ten ,
D r . W i l ck e n s ,
s t e h t d e r w i c h t i g e S a t z : " I n W i r k l i c h k e i t be d e u t e t
die
V e r e i n i g u n g D e u t s c h l a n d s , d a ß w i r n u n a u f e i n an d e r a n g e w i e s e n
s i nd . "
D i e s e s P a p i e r i s t e i n e d an k en s w e r t k l a r e O r t s b e s c h r e i b u n g
und
O r i e nt i e r u ng a u f dem W e g zu e i ne r V e rwa l t u ng s - , W i r t s c ha f t s­
und
S o z i a l u n i o n s o w i e z u e i n e r R e c h t S - u n d K u l t u iu n i o n . E s m a c h t
auf
d i e g e g e n s e i t i g e A b h ä n g i g k e i t d e r a l t e n u n d d e r ne u e n L ä n d e r
a u fme r k sa m ,
we nn
e s s a g t : " B l e i be nd e N o t i m O s t e n w ü r d e a l s b a l d
auch
den
We s t e n
in
Mi t le i denscha f t
z i e he n . E i n N e ben e i n a n d e r
e i n e s r e i c h e n u n d e i n e s a r m e n T e i l s , e i n e r w e s t l i c h e n R e g i o n , v on
d e r d i e A k t iv i t ä t en au s gehen u n d i n d i e d ie Gew inne z u r ü c kkehre n ,
und
e i n e r ö s t l i c h e n R eg i o n , d i e v o m We s t e n a b h ä n g i g i s t , w i r d es
auf
die
D a u e r n i c h t g e b e n k ö n ne n . " D i e se E r ke n n t n i s i s t a n s i c h
s e l bs tverständ l ich
und
s o l l t e e i g en t l i c h n i c h t e i n e r b e s o n d e r e n
B e s t ä t i g u n g b e d ü r f e n . A b e r i h re F o r m u l i e r u n g i s t
die
notwend i ge
- 42 -
- 9 K o r r e k t u r d e r l e i d e r a u c h z u h ö r e n d e n D e v i s e : I m We s t e n p ro d u z i e ­
ren
und
�m
Os ten
verk a u f e n .
S o l c h e R a t s c h l ä g e , w e n n s i e d e nn
s i n d d e s t r u k t i v , i n d e m s i e ne u e G r en z e n z i e h e n
b e a� h t e t
w ü r d en ,
und
v e r f e st i gen ;
si e
si nd
a u c h i n d e r S a c h e f a l s c h , i n d em s i e
davon
ausgehen ,
d a ß e s e i n e s t a b i l e Kau f k r a f t ge b e n k ö n n t e , d i e
n i cht
du rch
Prod u k t i v i tät
a b g e s i ch e r t
wäre . P r oduk t i v i t ä t und
Markt
si nd k o m m u n i z i e re n d e E l emente e i n es g e s c h l o s s e n e n S y s t em s ,
das
s i ch
n i c h t r e g i o n a l z e r l e g e n l ä ß t . We n ri w i r d i e s e s c h l i c h t e
W a h r h e i t n i c h t b e g r e i f e n , b e g e b e n w i r u n s a u f e i n en f a l s c h e n W e g .
G e w ü n s c h t h ä t t e i c h m i r i n d e m P a p i e r d e r g e n a n n t e n A r b e i t s g r u p pe
ein
Wo r t
zu
der
R o l l e d e r Me d i e n b e i d e m P r o z e ß d e s Z u s a m m e n ­
w ac h s e n s .
I h ne n f ä l l t m . E . e i n e w i c h t i g e A u f g ab e z u , p r ä g t d o c h
d a s , w a s s i e be r i c h t e n u n d w i e s i e e s b e r i c h t e n , u n d d a s , w a s s i e
n i ch t
b e r i c h t e n , g a n z en t s c h e i d e n d d i e W a h r n e h m u n g d e r W i r k l i c h ­
kei t .
Sie
können
s i ch e r l i ch
Zuv e r s i ch t
u n d R a t l o s i gk e i t er s t
scha f fe n ,
aber
sie
können d i e se E l ement e v e r s t ä r ken . Haben d i e
Med i e n
s i ch
i n e i n e r We i s e u n s e r b e m ä c h t i g t , d a ß s e l b s t O p t i m i ­
s ten
die
vor
u n s l i e ge n d e A u f g a b e m i n d e s t e n s m i t S k e p s i s , w e n n
n i ch t
noch
n e g a t i v e r beu r t e i le n ? W e r e i n d i f f e r e n z i e r t e r e s B i l d
g e w i n ne n
wi l l ,
muß s c h o n e n t l e g e n e P r og r a m m e i n R ad i o u n d F e r n ­
sehen
wäh l e n .
Und
in
den
Z e i t un g e n s t e h t d a s W i c h t i g s t e s e i t
l ange m
im
W i r tscha f t s te i l
u n d n i c h t i m p o l i t i s c h e n od e r i n d en
L e i t a r t i ke l n .
Aber
we r
kommt schon s o w e i t b e i s e i ner Lektü r e !
üie
Me d i e n
haben
im
H e r b s t 1 9 8 9 e i n en e r h e b l i c h e n B e i t r a g z u m
Z u s t a n d ekommen
de r
We n d e
gelei s tet .
Sie haben d a m i t a b e r auch
e i n e V e r a n t w o r t u n g f ü r e i n g u t e s Ge l i n ge n d e r g e s t e l l t e n
A u f gabe
ü b e r n ommen .
4.
Vom Schutz des Lebens
a)
Das
u n g e b o r e n e L e b en
Der
V e r t rag
über
d i e H e r s t e l l u n g d e r E i n he i t D e u t s c h l a n d s , d e r
trotz
der
M ä n ge l ,
d i e i n z w i s c h e n e r k e n n b a r g e w o r d e n s i n d , d o ch
ein
Werk
i s t , d e s s e n S o r g f a l t i m De t a i l m a n n u r m i t S ta u n en z u r
Kennt n i s
nehmen
kann ,
ha t
i n Ar t i k e l 3 1 e i n e po l i t i s c h e Z i e l ­
s e t z u ng
f o rm u l i e r t , d i e i n z w i s chen e in e b r e i te D i s k u s s i o n wieder
hat
a u f l eben
l a s s e n u n d d i e a u c h u n s e r e A u f me r k s a m k e i t a l s K i r ­
c h e n i n A n s p r u c h n i mm t . Do r t h e i ß t e s :
" E s i s t A u f g abe d e s ge s a m t d e u t s c h e n G e s e t z g e b e r s , s p ä t e s t e n s
bis
z u m 3 1 . De z e m b e r 1 9 9 2 e i n e R e g e l u n g z u t r e f f e n , d i e d e n
S c hu t z d e s v o r g e b u r t J i c h e n L e b e n s u n d d i e v e r f a s s u n g s k o n f o r ­
me
Bewä l t i gung
von
Ko n f l i k t s i t u a t i o n e n s c h w a ng e r e r F r auen
vor
a l l em
d u r c h r e c h t l i c h g e s i c h e r t e A n s p r ü c h e f ü r F r a ue n ,
i n s b e s o n d e r e a u f B e r a t u n g u n d s oz i a l e H i l f e n , b e s s e r g e w ä h r ­
l e i s te t ,
a l s d i e s i n b e i d e n Te i l e n D e u t s c h l a n d s d e r z e i t d e r
Fal l i st
Ich
b r a u che
die
unterschiedlichen
Rech t s b e s t i mm u ng e n ü b e r d e n
S c h w a ng e r s c h a f t s a b b r u c h h i e r n i c h t i m e i n z e l n e n d a r z u s t e l l e n , s i e
s i n d a u s d er D i s k u s s i o n b e k an n t . I c h n e n n e n u r d i e S t i c h w o r t e :
- 43 -
J0 I nd ikat i ons rege l u n g
im
West en ,
F r i s t e n r e g e l u n g i m Os t e n , w ob e i
d i e se
F r i s te n re g e l ung
mit
der
G l e i ch b e r e c h t i gung d e r F r a u u n d
d a m i t ver b u n d e n i h rem S el b s t b e s t i mmungs r e c h t b e g r ü n d e t wi r d :
"Die
G l e i ch b e r e c h t i g u n g
der
Frau i n Ausb i l d ung u n d B e ru f ,
Ehe
und F am i l i e e r f o r d e r t e s , daß d i e F r a u ü b e r d i e S c h w a n ­
ge r s c h a f t
und
deren
Aust ragung
se l bs t e n t schei den kann . "
( Gesetz
über
die
U n te r b r e c h u ng
der
Sc h w a ng e r s c h a f t
vom
9 . M ä r z 1 9 7 2 , P räambe l )
"Zu r
Be s t i m m u ng d e r A n z ah l , d e s Z e i t p u n k t e s u n d d e r z e i t l i ­
c h en
Au f e i n an d e r f o l g e v o n Ge b u r t e n w i r d d e r F r a u z u sä t z l i c h
z u d e n b e s t e h e n d e n M ö g l i c h k e i t e n d e r E m p f ä n g n i s v e r h ü t u n g d as
R e c h t ü b e r t r a g e n , ü b e r d i e U n t e r b r e c h u n g d e r S c h w a ng e r s c h a f t
i n e i g e n e r V e r a n t w o r t u n g z u en t s c h e i d e n . " ( § 1 )
In
e i n er
Vielzahl
von
V e r l a ut ba r u ngen
h a b e n d i e K i r c h e n se i t
A n f a ng d e r s i e b z i g e r J a h r e z u r F r a g e d e s S c h w a ng e r s c h a f t s a b b r u c h s
S t e l l ung
genomme n .
Die
V E L K D h a t s i c h m i t i h r e r O r i ent i e ru n g s ­
hilfe
"Das Leben b e j ahen " ( 1 . A u f 1 . 1 9 80 , 3 . A uf 1 . 1 9 86 ) an d ie ­
s e r D i s k u s s i o n b e t e i l i g t . A u s d e r j ü n g s t e n Z e i t s i n d z u n en n e n :
- Die
E r k l ä r u n g d e s Vo r s i t z e n d e n d e r D e u t s c h e n B i s c h o f s k o n f e r e n z
und
des
Vo r s i t z e n d e n
des
Ra t e s
der
E K D z u r Ab t r e i b u n g v o m
2 4 . 8 . 1 9 90 ,
- d ie
gen"
E r k l ä r un g
d e r " K o n f e r e n z d e r E v a ng e l i s c h e n K i r c h e n l e i t u n ­
z u m S c h w a n g e r s c h a f t sa b b r u c h v o m 3 1 . 8 . / 1 . 9 . 1 9 9 0 ,
- d ie
E r k l ä r ung
d e s R at e s der E K D u n d d e r K o n f e renz d er Ev ange­
l i s chen
K i r c he n l e i t ungen
d e s B u n d e s d e r E v a n g e l i s c he n K i r ch e n
i n d e r e h e m a l i g e n D D R z u r D i s k u s s i o n u m d i e r e c h t l i c h e R e ge l u n g
d e s S c h w a n g e r s c h a f t sa b b r u c h e s v o m 2 0 . 6 . 1 9 9 1 ,
- aus
dem
B e r e i ch
der
Gl iedki rchen
der
VELKD d i e sogena n n t e
Rosenheimer
E r k l ä r ung
d e r b a y e r i s c h e n L a n d e s s y n o d e z u m Sc h u t z
des
ungebo r e n e n
Lebens
und
zu
F r ag e n d e s S c h w a n g e r s c h a f t s ­
abbruchs vom 1 9 . Ap r i l 1 99 1 .
B e s o n d e r e r E r wä h n u n g b e d a r f i n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g - s o m e i n e i ch
j ed e n f a l l s - d i e G e m e i n s a m e E r k l ä r u n g d e s R a t e s d e r E v a n g e l i s c h e n
K i r c h e i n De u t s c h l a n d u n d d e r D e u t s c h e n B i s c h o f s ko n f e r e n z i n V e r ­
b i n d u n g " m i t d en ü b r i g e n M i t g l i e d s - u n d G a s t k i r c h e n d e r A r be i t s g e ­
m e i n s c h a f t ch r i s t l i c h e r K i r ch e n i n d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d
u n d B e r l i n ( We s t ) :
"Gott
i s t e i n F r e u n d d e s L e ben s - H e r a u s f o r d e r u n g e n u n d Au f ga b e n
beim
S c h u t z d e s L e be n s " v o m 3 0 . N o v e m b e r 1 9 8 9 . E s i s t d a s b e s o n ­
dere
Verdienst
d i es e r
Ge m e i n s a m e n E r k l ä r u n g , d a ß s i e d a s L e b e n
a l s e i n e E i n h e i t v e r s t e h t , d i e s i c h v o m u ng e b o r e n e n L e b e n b i s z u m
Ende
menschl i c h e n
L e ben s
e r s t r ec k t ,
a l so
n i c h t d i e e i n z e l n en
T e i l bere i che
f ü r s i c h a l l e i n b e h a n d e l t , v i e l m e h r d i e i n ne r e Ve r ­
b i n d u ng
e i n s c h l i e ß l i ch
des
L e b e n s r a u m e s E r d e z u r V o r a u s s e t z u ng
hat .
- 44 -
-
I1
A n g e s i c h t s d i e s e r i n ne r k i r c h l i c h e n D i s k u s s i o n s l a g e i s t es s c h w i e ­
rlg
und
auch
n i cht
notwendig
- s o d e n k e i c h j e d en f a l l s - , i n
d i e s e m Be r i c h t n o c h e i n m a l e i n ge s c h l o s s e n e s A r gu m e n t a t i o n s s y s t e m
m i t a l l e n z u b e r ü c k s i c h t i ge n d e n G e s i c h t s p u n k t e n z u e r s t e l l e n . I c h
wil l
m i c h im f o lgenden d a r a u f besc h r ä n ken , e i n zel ne A s pekte he r ­
a u s z u gr e i f e n ,
um
sie
g l e i c hze i t i g
z u un t e r s t r e i c h e n u n d , w e nn
mö g l i ch , z u v e r s t ä r k e n :
1 ) S c h w a ng e r s c h a f t sa b b r u c h
ist
Tö t u n g
mensc h l i chen
Lebens ,
g l ei chgü l t i g ,
z u we l c hem Z e i t pu n k t u n d mi t w e l c h e n G r ü n de n i m
e i n zel nen
er
vorgenommen
w i r d . E s i s t gu t , d a ß n i c h t n u r � n
der
i n ne r k i r c h l i c h e n , s o n d e r n , s o w e i t i c h s e h e n k a n n , we i t h i n
a u c h i n d e r a u ß e r k i r ch l i c h e n D i s k u s s i o n d a r ü b e r e i n w e i t ge h e n ­
d e r K o n s e n s e r z i e l t w u r d e . D i e E rö r t e r u n g d a r ü b e r , v o n w e l c h e m
Ze i t p u n k t
an
man
im
Z u s a m m e n h a n g e i n e r S c h wa ng e r s c h a f t v o n
L e b en
sprechen kann , i s t abges c h l o s s e n . Denn die G e n f o r s c h u n g
hat
e rg e b e n ,
daß
jedes
L e b e w e se n
ganz
u n d g a r v o n se i n en
G e ne n ,
s e i n en
Ge no m e n , w i e d a s a u c h he i ß t , b e s t i m m t w i r d . Da
s i ch
b e i d e r Z u sa m m e n f ü h r u n g v o n m ä n n l i c h e m S am e n u n d w e i b l i ­
c h e m . E i d i e G e n e v e r b i n d e n , d i e d e n n e u e n Me n s c h e n d e f i n i e re n ,
muß
t a t s ä c h l i c h v o n d e r Z e u g u n g a n v o n m e n s c h l i c h e m L e b e n g e­
sp rochen
we r d e n
u n d n i c h t v o n e i n em a n d e r s d e f i n i e r t e n Z e i t ­
p u n k t a n , z . B . d e m d e r N i d a t i o n , w i e m a n f r ü h e r m e i n te . H e i n z ­
Joach i m
F i s cher
s p r i ch t
deswegen
mit
Recht i n der FAZ vom
2 4 . 7 . 1 9 9 1 von dem Wert und der U nver l e t z l ichke i t "mensc h l i chen
Lebens
v o n j e n e m M o m e n t a n , v on d e m e s a l s P e r s o n u n u m k e h r b a r
s e i n en
La u f
n i mm t . " Ma n g l a u b t d a s j a ga r n i c h t , a b e t i n d e m
Genom
sind
u.
U . Krank h e i ten a n g e l e g t , d i e er s t nach 6 0 , 7 0
J a h r en
zum
Ausb r uc h
k o m m e n . We n n d i e K i r c h e n v o m S c h w a n g e r ­
s c h a f t sa b b r u c h
al s
T ö t u n g m e n s c h l i c h e n L e b e n s s p r e c h e n , d a nn
t u n s i e das n i cht , u m dam i t i rgend j emanden z u d i s k r i m i n i e ren ,
s o nd e r n
wei l di e K i rchen jener E rkenn t n i s gerecht w erden wol ­
l e n , d aß m e n s c h l i c h e s L e b e n , i n w e l c h e m S t ad i u m a u c h i m m e r , i n
G o t t r u h t un d dam i t d e m m e n s c h l i c h e n Z u g r i f f e n t z o g e n i s t . D a s
schl ießt
das L e ben u n g e b o r e n e r K i n d e r e i n , n i ch t a u s . D i e E r ­
k l ä r ung
d e r Kon f e r e n z d e r K i r c h e n l e i t un g e n v o m 3 1 . 8 . / 1 . 9 . 1 9 9 0
verwei s t
in
d i esem
Zusammenhang
auf
L u t h e r s E r k l ä r ung z um
5 . G e bo t i m K l e i n en K a t e c h i s m u s : " . . . d a ß wi r u n s e r e m N ä c h s t e n
an s e i n e m L e i b e ke i n e n S c h a d e n n o c h L e i d t u n , s o n d e r n i h m he l ­
fen
und
f ö r d e r n i n a l l e n L e i b e s n ö t e n . " S i e l e i t e t d a r a u s a b ,.
daß
das
k l a r e J a z u m S c h u t z un g e b o r e n e r K i n d e r u n d d a s k l a r e
Ja
z u r Förd erung der Lebenschancen gebo rener Ki nder f ü r C h r i ­
s t e n u n t r e n n b a r z u s a m m e n g e h ö r e n , u n d d a s m ü s se n w i r - s o d e n k e
i c h - u n t e r s t re i chen .
2)
Eine
Sc hwange r s c h a f t
kann
im
Ein zel f a l l
- u n d t a t sä c h l i c h
d a s i n v i e l e n F ä l l e n - e i n en K o n f l i k t a u s l ö s e n , d e r
gesch i eht
i h re
A n n a h m e be l a s t e t o d e r a u c h z u i h r e r A b l e h n u n g f ü h r t . D i e
Gründe
kö n n e n
sehr
unte r sc h i e d l i c h e r
Ar t s e i n . Di e S ch r i f t
" Da s
Leben
be j a h e n " en t h ä l t e i n e d e t a i l l i e r t e Ü b e r s i c h t ü b e r
d i e G r ü n d e , d i e i n ne r h a l b e i n e s J a h r e s ( 1 9 8 3 ) F r a u e n v e r s c h i e ­
d e ne r A l t e r s g r u p p e n v e r a n l a ß t h a b e n , e i n e B e r a t u n g s s t e l l e a u f ­
z u su chen .
" V i e l e S c h w a ng e r s c h a f t s k o n f l i k t e " , s o f ü h r t d i e E r ­
k l ä r ung
d e s R a t e s d e r E K D � n d d e r D e u t s c h e n B i s ch o f S k o n f e re n z
au s , " können " von d e r
schw a nge r e n
F r a u , d e m Va t e r d e s
Kindes
- 45 -
- 12 und
den
be t e i l i g t e n F a m i l i e n - o h n e od e r m i t H i l f e D r i t t e r b e w ä l t i g t w e r d e n . A b e r d a n e b e n s t e h e n a n d e r e K o n f l i k t s i t ua t i o ­
ne n ,
die
mit
dem
Abbruch
der
S c h w a ng e r s c h a f t e n d e n . " D i e
G r un d s i t u a t i on
des Ko n f l i k t e s b e s t e h t d a r i n , d a ß A n s p r u c h u n d
R ec h t
der
Frau
- u n d ü b r i g e n s a u c h d e s Ma n n e s - a u f L e b e n s ­
ge st a l t u ng
i n W i d e r s p ru c h g e r a t e n z u m L e ben s r e c h t d e s un gebo­
renen
Kindes
( v g l . a u c h d i e E r k l ä r u n g d e r K o n f e re n z d e r K i r ­
c h e n l e i t u n g e n ) . D i e R o s e n h e i m e r E r k l ä r u n g n e n n t z w e i S i t ua t i o ­
nen,
in
denen
e i n S c h w a n g e r s c h a f t sa b b r u c h " e t h i s c h ge r e c h t ­
fertigt" sei :
Wenn
eine
Fo r t s e t z u n g d e r S c h w a ng e r s c h a f t d a s L e b e n d e r
F r a u g e f ä h r d e n w ü r d e ( m e d i z i n i s ch e I n d i k a t i o n )
und
we n n
die
schwangere
F r au
s i ch i n e i n e r a u s s i c h t s l o s e n
N o t l age
b e f i nd e t ,
die
die
Sc hwange r s c h a f t nac h b e s t em
W i l le n
u nd
P r ü f u n g d e s Ge w i s s e n s n i c h t a l s z u m u t b a r e r ­
s c h e i n en
läßt
u n d d i e N o t l a g e a u f z u m u t b a r e We i s e n i c h t
b e se i t i g t w � r de n k a n n ( e i n e A r t N o t l a g e n i n d i k a t i on ) .
Wicht ig
s c h � j n t m i r , d a ß s o l c h e I n d i k a t i o n e n n i c h t d e ri G r u n d ­
satz ,
daß
ein
Schwang e r scha f t sabbruch
Tötung
ungeborenen
Lebens
i s t , e i n sc h r ä n ken . N u r u n t e r d i e s e r P r ä m i s se h a ben s i e
i h re
G ü l t i g ke i t . A u f d e r an d e r e n Se i t e : E s i s t n i c h t e i n A u s ­
we i chen
v o r d e r H ä r t e s o l c h e r I n d i k a t i o n e n , s o n d e r n i m G e ge n ­
teil
A u s d r uc k der A c h t u ng dere r , d i e s i c h i n s o l c hem Ko n f l i k t
b e f i nd e n ,
wenn d i e K i r c h e n i n d e r Gem e i n s a m e n E r k l ä r ung " G o t t
i s t e i n F r eu n d d e s L e b e n s " d a s G e w i c h t d a r a u f l e g e n , d a ß
die
Ve r a n t w o r t u n g
in
Par t n e r s c h a f t
u n d S e x u a l i t ä t g e­
s t ä r k t u n d so d a r a u f h i n ge w i r k t w i r d , d a ß e s n a c h M ö g l i c h ­
k e i t ga r n i c h t e r s t z u u n g e w o l l t e n k o n f l i k t h a f t en S c h w a n ­
g e r s c h a f t en k o m m t ,
auf
der
Ebene
der
Bewu ß t s e i n s b i l d u n g
u n d d e r P r ä g u ng
ethi scher
Gr un d ü b e r z e u g u n g e n
d ie
Ac h t u n g v o r d e r W ü r d e
d e s u n geborenen L ebens ver t i e f t u n d g e f ö r d e r t w i r d ,
Verhä l t n i sse ,
die
d e r An nahme des u n g e b o r e n e n L e ben s i m
Wege s t e h e n , geän d e r t w e rde n , und
M ä n ne r
und
Frauen
dafü r
gewonnen
werd e n ,
daß s i e i m
S c h w a n g e r s c h a f t sk o n f l i k t d a s u n g e b o r e n e L e b e n a n n e h m e n .
Die
hier
g e n an nt en
A�fgaben
s i n d S e l b s t v e r p f l i ch t u n g e n d e r
K i r c he .
H a b en
wir
in
unserer
Si t ua t i on a l s V o l k s k i r che i n
e i ner
plural
g e p r ä g t e n Ge se l l s c h a f t d i e K r a f t , d i e s e S e l b s t ­
v e r p f l icht ungen
e i n z u l ö se n ?
Z i rka
2 0 0 . 0 0 0 S c h wa nge r s c h a f t s ­
a b b r ü c he
j äh r l i ch
al l e i n i n der al ten Bu ndesrepub l i k - v i e l ­
l e icht
s i n d e s s o ga r m e h r - s i n d a u c h e i n I n d i z d a f ü r , d a ß e s
uns
in
der
Ve r g a n g e n h e i t o f f e n s i c h t l i c h n i c h t g e l u n g e n i s t ,
überl ieferte
Einstel l ungen
z u m L e be n ü b e r h a u p t u n d z u m L e b e n
u n ge b o r e n e r
K i n d e r i n s b e s o n d ere s o z u v er m i t t e l n , d a ß s i e d a s
a l l g e m e i n e u n d d a s i nd i v i d u e l l e B e w u ß t se i n p rä g e n u n d d a ß
das
- 46 -
- 13 G e w i s s e n s i c h d a r a n o r i e n t i e r t . Da s T h e m a d i e s e r Ge n e r a l s y n o d e
" M i t d e r B·i b e l l e b e n " kö n n t e d i e R i c h t u n g a n z e i g en : E s g e h t u m
ei ne
b i bl i s c h
ge g r U n d e t e L e b e n s p e r s p e k t i v e i n sge s a m t , i n d e r
dann a u c h i m Kon f l j k t f a l l d a s Gew i ssen s e i n e O r i e n t i erung f i n ­
de t .
3)
Ein
Wor t
zur
Ve ra n t w o r t u n g d e r F r a u i m S c h w a n g e r s c h a f t s k o n ­
I n f r U h e r e n D i s k u s s i o n s p h a s e n w u rde d i e Fo r d e r u n g n a c h
f l i kt .
d e m R e c h t d e r F r a u a u f a l l e i n i g e E n t s c h e i d u n g e r h o b e n . Da s w a r
.
so
d e n k e i c h - a u s m a n c h e r l e i G r U n d e n f a l s c h . We n n e s h i e r
tatsäc h l ich
j em a l s
um
die
M a c h t d e r Mä n n e r U b e r d i e F r a u e n
g e g a n g e n s e i n s o l l t e , s o w ä r e e s f a l s c h , d i e s e n Ma c h t m i ß b r a u c h
d u rc h
d ie
Ma c h t d e r F r a u ü b e r L e b e n o d e r T o d i h r e s K i n d e s z u
e r s e t zen .
Die
Ma c h t
v o n M ä n n e r n w i r d he u t e - d a s w i s s e n w i r
d u rc h
Aussagen
v o n B e t r o f f en e n - j a eh e r d a h i n g e h e n d a u s g e ­
i h re
Pa r t n e r i n n e n
zu e inem Abb ruch z u veran l as se n o d e r
Ubt ,
ga r
zu
z w i ngen .
Die
F o r d e r u n g , e i n e F r a u m U s s e a l l e i n en t ­
e r w e i s t s i ch a u f g ru n d d e s S oz i a l g e f U g e s , i n d e m w i r
scheiden ,
Me n s c h e n
nun
einmal stehen - ob w i r wol l e n oder n i cht - , a l s
d e r W i r k l i ch k e i t s e l t e n , h ö c h s t s e l t e n a n g e m e s s e n .
Es
ist
e t w a s vö l l i g a n d e re s , w e n n h e u t e g e s a g t w i r d , d a ß d i e
Aust ragung
e i ner
Sc h w a n g e r s c h a f t
ni ch t g e g e n d e n W i l l e n d e r
Frau
e r z w u ng e n
werden
k a n n u n d w e r d e n d e s mens c h l i c h e s L e b e n
nur
gesch U t z t werden kann m i t der F rau . Bedeutet d a s , d aß d i e
l e t z te
E n t s c h e i d u ng
dann
d o ch
in
jedem
F a l l be i d e r F r a u
l i eg t ?
Ich
denke :
Ja,
s o f e rn
e s d a r u m geh t , d a ß l et z t l i c h
al le i n
die
Frau
den E in gr i ff e r l a uben oder v e r w e i g e r n kan n .
Trotz
a l l e r B e r a t u n g u n d a l l e r H i l f e n : Di e se l e t z t e E n t s c h e i ­
d u n g t r i f f t d i e F r a u , u n d e s w i r d i n j e d e m F a l l e i n e b e l a s t e te
und
belastende
E n t s c he i d u n g
s ei n . Aber g l e i chze i t i g i st d i e
ob d i e l e t z t e E n t s c h e i d u n g d a n n d o c h i n j e d e m F a l l b e i
F r age ,
der
F r a u l i e g t , e n t s c h i e d e n z u v e r n e i n en , w e n n d a s J a m i ß v e r ­
standen
we r d e n
sol l te al s E n t l a s t ung fUr d i e anderen M i t v e r ­
a n t w o r t l i c h e n : d en V a t e r d e s K i n d e s , d i e F a m i l i e n , d i e G em e i n ­
scha f t ,
i n d e r d i e F r a u l e b t , d i e G e se l l s c h a f t , a u c h d i e K i r ­
che ,
die
Ge me i nd e .
Auf
sie
a l l e m uß d i e F rau s i ch s t U t z e n
können
i n i h r e m K o n f l i k t , a n s t a t t v o r i h n e n f l i eh e n z u mU s s e n
i n d e n Ab b r u c h d e r S c h wange r s c h a f t .
4)
In
der
ö f fent l ichen
Diskus s i on
hat
m e i n e s W i s se n s B i s c h o f
Forck
a l s e r s t e r a u f d i e Ve r a n t w o r t u n g v o n u n s M ä n n e r n h i n g e ­
Ich
wi l l
es h i e r - f a l l s n ö t i g - noc h e i n ma l un t e r ­
wiesen .
s t r e i c h e n : D i e V e ra n t w o r t u n g d e s V a te r s f U r d a s w e r d e n d e L e b e n
ist
p r i nz ip i e l l
k e i n e a n d e r e a l s d i e d e r Mu t t e r . B e i d e h a b e n
eine
ge me i n sa m e
Ve ra n t w o r t u n g ,
der
s i e s i ch a u c h ge m e i n s a m
stel len
m U s sen .
De r
Mann
wäre d e r l e t z t e , der d i e F r au z um
S c h w a n g e r s c h a f t sa b b r u c h v e r a n l a s s e n d U r f t e .
Ich
we i ß :
Die
Wi r k l ichk e i t
w i d e r s p r i c h t d e m , a b e r d e s w e ge n
k r i t i s i e re n
w i r s i e j a a u c h . De r V a te r mu ß , n i c h t w e n i g e r a l s
d i e M u t t e r , v i e l l e ic h t s o g a r n o c h m e h r al s s i e , gegebene n f a l l s
a u c h u n t e r K o r r e k t u r s e i n e r u r s p r ü n g l i c h e n L e b en s p l a n u n g , e i n ­
t r e t e n f ü r d as L e b en s e i n e s u n g e b o r e n e n K i n d e s ; e r h a t e s
zu-
- 47 -
- 14 s a mmen
mi t
der F r au gezeug t , d ie d i e Mu t t e r i s t . Davon kommt
er
n i ch t
frei .
In
dem Maße , wie er d i e se Ve r a n t w o r t ung e r ­
kenn t ,
aner kenn t
und
w a h r n i mm t , k ö n n t e m a n d a n n - a b g e s e h e n
von
s e i n e r i mme r b e s t e h e n d e n Ve r p f l i c h t u n g - s o g a r v o n se i n em
m o ra l i schen
Recht
s p r e c he n ,
für
das
Le b e n d e s U ng e b o r e n e n
e i nzut rete n .
5)
Schl ießl ich
d ie
F r ag e d e s S t r a f r ec h t s . D i e G e m e i n s a m e E r k l ä ­
r u ng
des
Ra t e s d e r E K D u n d d e s B u n d e s d e r E v a n g e l i s c h e n K i r ­
c h en s t e l l t m i t R e c h t f e s t , d a ß e s u m s t r i t t e n i s t , w i e w i r k s a m
die
s t r a f r ec h t l i c h e
V e r f o l g u n g v o n S c h w a ng e r s c h a f t sa b b r ü c h e n
ist
u n d u n t e r we l c h e n B e d i n g u n g e n e i n V e r z i c h t a u f B e s t r a f u ng
vertretbar
oder
s o g a r ge b o t e n i s t . D i e R o s e n h e i m e r E r k l ä r u n g
s p r i ch t
s i c h f ü r e i n e V e r l a g e r u n g e n t s p r e c h e n d e r B e s t i m m u ng e n
a u s d e m S t ra f g es e t z b u c h i n e i n G e se t z z u m S c hu t z d e s u n g e b o r e ­
n e n Le bens a u s .
In
d e r G e m e i n sa m e n E r k l ä r u n g d e s R a t e s d e r E K D u n d de s B u n d e s
der
Evangel i s ch�n
K i r c h e n i s t e s ä h n l i c h g e s a g t w o r d e n . Do r t
heißt
es:
" D a s S t r a f r e c h t ha t f ü r d e n S c h u t z d e s u n g e b o r e n e n
L e bens
e i n e er gän zende Bedeutung - n i cht m e h r , a b e r auch n i cht
w e n i ger . "
D e m s t i m m e i ch z u . E b e n s o d e r B e g r ü n d u n g : " We i l d a s
Recht
auf
Se l b s t b e s t i m m u ng
am l e b en s r e c h t d e s a n d e r e n , a u c h
des
ungebo r e n en
K i n d es ,
s e i n e G r en z e f i n d e t , i s t e s a u c h i n
Z u k u n f t n o t w e n d i g , d a ß d i e R e c h t s o r d n u n g d e n S c h w a ng e r s c h a f t s ­
a b b r u c h m i ß b i l l i g t . " E i n v ö l l i ge r V e r z i c h t a u f s t ra f r ech t l i c he
R e ge l u n g e n
der
ü b r i g e n s j a a u c h n i c h t n u r d i e M u t t e r od e r
den
V a t e r , s o n d e r n a n d e re B e t e i l i g t e i n s A u g e z u f as s e n h a t k ö n n t e f a k t i s c h l e i c h t z u e i n e m Ve r z i c h t a u f d i e V e r a n t w o r t u n g
d e r Gese l l s c ha f t f ü r d en S c h u t z d e s u n g e b o r e n e n L e b e n s w e r d e n .
D a b e i m ü s s e n w i r f r e i l i c h w i s s e n : Da s S t r a f r e c h t s c h a f f t n i c h t
die
We r t e ,
die
es s c h ü t zen s o l l , a b e r es k a n n seh r wohl m i t
dazu
h e l f e n , d a ß d i e s e We r t e n i c h t v e r n a c h l ä s s i g t w e r d e n . D a ­
bei
ist
a u f g r u n d d e r ge m e i n s a m e n V e r a n t w o r t u n g v o n V a t e r u n d
Mu t t e r
auch
d e re n ge m e i n s a m e re c h t l i c h e V e r p f l i c h t u n g n e u z u
d e f i ni e ren .
Das
ist
me i n e s
E r ac h t e n s
mit
R e c h t ge f o r d e r t
worden.
b)
D a s sch wache Leben
D e r S c h u t z d e s L e b e n s i s t e i n e ga n z h e i t l i c h e A u f g ab e u n d s c h l i e ß t
H i l fe
und
S c h u t z au c h f ü r d en h e r a n w ach s e n d e n , d e n k r a n k e n , den
b e h i n d e r t e n u n d d e n a l t e n Me n s c h e n e i n . I h n e n a l l e n g e h ö r t u n s e r e
A u f me r k sa m k e i t
in
K i r ch e
u n d G e s e l l s c h a f t . S i e a l l e h a b e n i h re
e i ge n e
Wü r d e .
Die
U n t e r s c h e i d u n g z w i s c he n l e b e n s w e r t e m u n d l e ­
bensunwertem ,
z w i s chen
p r od u k t i v e m
u n d n i c h t p ro d u k t i vem , z w i ­
schen
ökonom i sch
g e r e c h t f e r t i g te m
und
ö k o no m i sch
b e l a s t endem
Leben
ist
uns
Ch r i s t e n
n i c h t e r l a u b t . J e d e r h a t e i n R ec h t a u f
L e b en ,
s o l a n ge
Go t t
Ze i t g i b t ; j e d e r h a t e i n R ec h t d a r a u f , d a ß
i hm
Leben
ermög l icht
wird,
daß
e r nach dem Maß seiner Krä f t e
g e f ö r d e r t w i r d u n d d a ß e r i n F r ieden l e b e n u n d s t e r b e n kann .
Um
s o b e l a s t e n d e r i s t e s , d a ß es G r u n d g i b t , z u n e h m e n d v o n e i n e m
b e re i t s v o r h a n d en e n u n d s i ch w e i t er a b z e i ch n e n d e n
Pf l egenots ta n d
- 48 -
- 15 zu
sp rechen .
D i e Deut sche K rankenhau sge se l l scha ft ( DK G ) s p r i c h t
von
ei ner
" ( g e g e n l ä u f i ge n )
d e m og-r a p h i s c h e n
Entwickl ung
e i ne r
s t e i gen d e n Z a h l ä l t e r e r , c h r o n i s c h - k r an k e r , m u l t i - m o r b i d e r , p f l e ­
ge i n t e n s i v e r
Pa t i e n t e n e i n er s e i t s s o w i e e i n e r s i n k en d e n Z a h l v o n
S c h u l a b gä n g e r n
und
Sc h u l a b g ä n g e r i n n e n
b z w . p o t e n t i e l l e r I n te r ­
essenten
f U r d i e P f l eg e b e r u f e a n d e r e r s e i t s . " D i e D K G h a t e r r e c h ­
net ,
daß
die
Z a h l d e r S c h U l e r u n d Sc h U l e r i n n e n i n d e r K r a n k e n ­
p f l e g e v o n ca . 7 1 . 5 00 i m J a h r e 1 9 8 8 a u f r u n d 6 0 . 0 0 0 i m J a h r e 1 9 9 5
z u rUc kgehen
w i rd . D i e se Z a h l e n s i nd u m s o er s c h r eckend e r , a l s e s
ja
b e r e i t s b i s 1 9 8 8 d u r c h a u s e i n e n e r h e b l i c h e n Ma n g e l a n P f l e g e ­
F U r d i e ne u e n B u n d e s l ä n d e r v e r s c h ä r f t s i c h d i e S i ­
k rä f t en
gab .
t u a t i o n z u s ä t z l i c h d a d u r c h , d a ß d o r t i g e P f l eg e k r ä f t e s y s t e m a t i s c h
i n d en We s t e n a b g e w o r b e n w e r d e n .
Die
S o r g e f U r d a s s c h w a c h e u n d h i l f s b e d U r f t i ge L e b e n g e h ö r t s u b ­
s t ant i e l l z um Au f t rag d er c h r i s t l i chen Geme inde . " E s i s t n i c h t i n
das
Be l i e b e n
oder i n das E rmessen d e r Gemeinde J e su C h r i s t i u n d
der
Me n s c h e n i n d e r N a c h f o l g e J e s u C h r i s t i g e s t e l l t , o b s i e V e r ­
antwort ung
fUr
den
N äc h s t e n
wahrnehmen wol l en oder n i cht . Der
Herr
der
Ki rche
hat
e i n en
fUr
a l l e Ch r i s ten ver p f l i ch t enden
Di ens tau f t rag
erteilt ,
d e r . . . e r f U l l t w e r d e n muß . " ( Ka r l H e i n z
Neukamm
i n e i n em R e f e ra t a m 1 9 . 3 . 1 9 9 1 ) D i e K i r c h e ha t d u r c h a l l e
E p oc h e n
der
K i r ch e n g e s c h i ch t e
h i nd ur c h s ich d i e sem A u f t rag g e ­
stel l t .
A n d e re
freie
Träger
sind
heute
neben d e n K i r c he n i n
d i esem
Bere i ch
tä t i g .
De r S t a a t , s e i n e m S e l b s t v e r s t ä n d n i s n a c h
e i n s o z i a l e r R e c h t s s t a a t , g i b t d e r F r e i e n Wo h l f a h r t s p f l e g e g r u n d ­
sä t z l ich
Vo r r a n g
vor
e i ge n e n E i n r i ch t u ng e n u n d a n e r k e n n t d a m i t
deren
A u f t ra g ,
w i e e r s i c h i n d er G e s c h i c h t e e n t w i c k e l t h a t u n d
w i e e r , e t w a be i d e n K i r c h e n , i n d e r e n L e b e n s z e u g n i s e i n g e s c h l o s ­
sen ist .
Die
d i akon i s chen
Ei n r icht ungen
haben
s i ch
i n un s e r e m L a n d i n
e i ner
We i s e
entwickel t ,
die
i h r e s g l e i ch e n s u c h t . D i e Z a h l d e r
h a u p t a m t l i ch e n M i t a r b e i t e r u n d M i t a r b e i te r i n nen i s t g e w a l t i g , s i e
wird
noch
U b e r t r o f f e n v o n d e r Z a h l d e r eh r e n a m t l i c h e n M i t a r b e i ­
t e r i n nen
und
M i t a r b e i t e r . A l l e i n d e r D i a k o n i e Tä t i g e n v e r f U g e n
Uber
b e a c h t l i ch e Q u a l i f i k a t i o ne n , b e s o n d e r s na t U r l i c h d i e ha u p t ­
b e r u f l i ch
Tä t i gen .
Da z u g e h ö r t , d a ß d i e D i a k o n i e s i c h s t a r k a u f
E i n r i c h t u ng e n
konzent r iert ,
angef angen
bei den Sozial s ta t i onen
und
B e r a t u n g s s t e l l en b i s hin z u den g r o ß e n Werken u n d An st a l t e n .
B i schof
Wöl ber
hat
gel ege n t l i c h
mit
g r oßem
E r ns t
d ie F r age
gestel l t ,
ob
be i
d i e se r
Entwickl ung
n i c h t das Bewußt se i n d e r
K i r chengeme i n d e
in
i h re r
l ok a l e n
B e g r e n z u ng f U r i h r e n e i g e n e n
A u f t ra g
zur
D i a k o n i e S c ha d e n g e n o m m e n h a t : I s t d i e D i a k o n i e a u s
unseren
K i r c h e n ge m e i n d en
a u s g e w a nd e r t
in
die
qual i f i z ierte
Fun k t i onal i tä t d e r E i n r i cht ungen u n d W e r k e ?
Man
mu ß
mit
d i e s e r F r age k e i n e K r i t i k an d e r g e g e n wä r t i ge n G e ­
stal t
der
D i a k o n i e v e r b i n d e n . S i e i s t f un k t i o n a l g e r e c h t f e r t i g t
u n d i n d e r S a c h e angemess e n . A b e r s i e i s t a u f w e i t e S t recken a uc h
dem
Wa h r n e h m u n g s b e r e i c h
d e r ö r t l i c h e n K i r c h e n ge m e i n d e e n t r U c k t .
U n d d a s h a t F o l g e n . D i e a l t k i r c h l i c h e E i n he i t v o n L e i t u r g i a , M a r ­
tyria
und
Diakonia
f u n k t i o n i e r t a u f d e r E b e ne d e r O r t s k i r c h e n ­
geme i n d e
nicht
mehr
ungebr ochen ,
u n d w i r mU s sen v i e l M U h e u n d
P h a n t a s i e d a r a u f v e r w e n d e n , d i e s e E i n he i t w i e d e r h e r z u s t e l l e n . I c h
- 49 -
-
16 -
v e r m u te
e i nmal ,
d a ß e i n e d e r U r s a c h e n f ü r d e n M a n g e l an P f l e g e ­
k rä f t e n
d a r i n z u s u c h e n i s t , d a ß d i e s e E i n he i t n i c h t m e h r d u r c h ­
g e h e n d v o r a u s z u s e t z e n i s t . E i n ne u e r A n s t o ß f ü r d i e B e r e i t s c h a f t ,
in
einem
Pf l e g e b e r u f
zu a r b e i t e n , m u ß v o n d e n K i r c h e n g e m e i n d e n
selbst
herkommen .
F i n an z i e l l e
An r e i z e ,
Ve r b e s s e r u n g e n
in d e r
a l l e i ne s c h a f f e n noc h n i cht d i e n o t w e n d i ge
A r be i t ss t r u k t u r
usw .
Mot iva t i o n , sondern d i e se wäc h s t i n der E r kenn t n i s , daß das H ö r en
auf
das
E v a ng e l i u m a u c h z u r H i n w e n d u n g z u m b e d ü r f t i g e n N ä c h s t e n
b e f r e i t . I s t u n s e r e P r e d i g t , i s t un s e r Z e u g n i s s o , d a ß s i e d i e s en
Horizont
g l a u b e n d e n G e ho r s a m s e f s c h l i e ß e n ? O d e r ko m m t d i e D i a k o ­
n i e n u r n o c h i n d e n K o l l e k t e n a b k ü n d i g u n g e n v o r ? I c h h o f f e , da ß e s
u n s i n d e r V E L K D g e l i n g t - ge r a d e auch m i t H i l f e der d a z u g e k omme­
nen
K i r c he n !
- , d en B l i c k f ü r d i e s e A u f g a b e z u s c h ä r f e n u n d z u r
h e l f e nd e n T a t z u e r m u t i ge n .
Was können w i r tun?
1 ) Zunächst
einmal
i s t i n s B e w u ß t s e i n z u h e b e n , d aß d i e S i c h e r ­
s t ei l ung
de r P f l e g e k r a n k e r , b e h i n d e r t e r , s c h w a c h e r u n d a l t e r
Me n s c h e n e i n e ge m e i n s a m e A u f g a b e i s t , d i e n i c h t e i n f a ch a n d i e
I n st i t ut i onen d e le g i e rt w e rden kann .
2)
A l s K i r c h e n h a b e n w i r di e be s o n d e r e Chanc e , i n P r e d i g t u n d U n ­
terr icht
v o r a l l e m j u nge M e n s c h e n m i t d e m d i a ko n i s c h e n I m p u l s
des
E v a ng e l i u m s
ve r t r a u t z u m a c h e n u n d M ö g l i c h k e i t en p e r s ö n ­
l i c h e n d i a k o n i s c h e n E n g a ge me n t s a u f z u z e i ge n .
3 ) Wir
w e r d e n i n u n s e r e n G e m e i n d e ri w e n i g e r d a n a c h f r a g e n d ü r f e n ,
wohin
wir
Me n s c h e n , d i e u n s e r e r H i l f e be d ü r f e n , a b g e b e n k ö n ­
ne n ,
als
daß w i r Menschen suchen , die ber e i t s in d , K ra f t und
Ze i t
für
d i e e i n z u s e t z e n , d i e so l c h e n E i n s a t z e s b e d ü r f e n . I n
v i e l e n G e m e i n d en g i b t e s d a s , a b e r n i c h t ü b e r a l l .
4)
U n se r
Geme i ndekol l e g
in
Ce l l e
s o l l t e ü b e r d i e be i d e n s c h o n
v o r h a n d e n e n P r o j e k te " D i a k o n i s c h m i t e i n an d e r l e b en " un d " S t e r ­
bende
beg l e i t e n "
h i naus
Konzepte f ü r e i nen d i ak o n i s chen Ge­
m e i n d e a u f ba u a u f g r e i f e n b z w . n e u e n t w i c k e l n . M i r w u r d e b e r i c h ­
t e t , d a ß b e i d e r A k t i o n " n e u a n f a n g e n " d i e N ac h f r ag e n a c h D i a ­
konie
in
g ro ß e m U m f a n g d e u t l i c h w i r d , o h n e d a ß d a r a u f b i s h e r
e i n g e g a n g e n we r d e n k o n n t e . D a s m u ß s y s t e m a t i s c h i n d i e m i s s i o ­
na r i s c he A k t i on m i t e i nbezogen w e r d e n .
5)
Das
f re i wi l l i ge
sozia l e
Jahr
bietet
j u ng e n
Me n s c h e n
die
Mög l i c h k e i t ,
ei nen
zei t l i c h
be g r e n z t e n p e r s ö n l i c h e n B e i t r a g
zur
Hi l fe
für
Sc h w a c h e z u l e i s t e n . N i c h t se l t e n h a t d a s d i e
ur sprüngl iche
Be r u f s w a h l
verände r t .
Wi r
s o l l ten d iese E i n ­
r i ch t u n g
gezi e l t
j u n ge n
Me n s c h e n
b e ka n n t
mach e n
und
sie
e i n l ad e n ,
se l b s t
ein
so l c h e s
f r e i w i l l i ges s o z i a l e s J a h r z u
l e i s te n .
Es
wi rd
a l lerdi ngs
w i ch t i g
sei n ,
d ieses Jahr so
a b z u s i che r n ,
daß
d e n j u n g e n Me n s c h e n d a d u r c h k e i n e N a c h t e i l e
für
die
a n s c h l i e ß e nd e
A u s b i l d ung
bis
h i n z u r A u sb i l dungs­
f ö r d er ung e n t s t e he n !
- 50 -
-
17
-
6)
Das
D i a ko n i s c he
We r k u n d a n d e r e Ve r b ä n d e h a b e n a m 1 . O k t o b e r
1 9 9 0 i n T a ge s - u n d W o c h e n z e i t u n g e n u n d d u r c h e i n e a n s c h a u l i c h e
Broschüre
mit
ei ner
Werbung
f ü r P f l e g e be r u f e b e g o n n e n . W i r
so l l ten
i n un s e r e n Geme i n d e n d i e se Ak t i o n n a c h K r ä f t e n u n t e r ­
s t ü t z e n , i n s b e s o n d e r e i n d e r J u g e n d a r b e i t au f a l l e n E b e n e n .
7)
In
de r
h ä u s l i c h e n P f l e g e w i e a u c h i n d e n P f l eg e e i n r i c h t u n g e n
sind
i n großer Z a h l auch Z i vi l d i e ns t l e i s tende e in g e s e t z t . I h r
Dienst
ist
u n v er z i c h t b a r .
T r o t z de m e r f ä h r t e r n i c h t ü b e r a l l
die
Anerkennung ,
die
er
verd ient .
E s g i b t V o r ur t e i l e , d i e
i h r e m E i n sa t z n i c h t g e r e c h t w e r d e n . D i e E h r l i c h k e i t i h r e r E n t ­
s c he i d u n g
für
d e n Z i v i l d i e n s t w i r d n i c h t s e l t e n i n F r ag e g e ­
D a d u r c h ge r a t e n s i e l e i c h t i n e i n e P o s i t i on a m R a n d e ,
stel l t .
ein
Ums tand ,
der
f ü r Me n s c h e n i n d i e s e m A l t e r w e i t r e i c h e n d e
h a b e n k a n n . W i r m ü s s e n d a z u b e i t ra g e n , d aß d e r E i n s a t z
Fo l gen
di eser
j u ng e n
Me n s c h e n n i c h t a l s " E r s a t z d i e n s t " , s o n d e r n a l s
e i ge n s t ä n d i g e r
Dienst
a n d e r G e m e i n s c h a f t ge w ü r d i g t w i r d u nd
die
d ah i n te r s t e h e n d e
E n t s c he i d u n g
den
nö t i gen
R e s pekt e r ­
fäh r t .
8)
I nsgesam t
w i r d e s w i c h t i g se i n , d i e B e m ü h u n g e n u m e i n e a l l g e ­
mei ne
A n e r k en n u n g
der
P f l eg e b e r u f e
zu
u n t e r s t ü t z e n . D i e se
Aner kennun g
g e h ö r t z u d e n R ah m e n be d i n gu n g e n d e r P f l eg e b e r u f e .
Daß
sie
we i t h i n
f e h l t , w i r d j e t z t d e u t l i c h , w o un s d i e Me n ­
schen fe hl en.
K e i n e r k a n n d a v o n a u s g e h e n , d a ß e r s e l b s t n i c h t e i n ma l d e r P f l eg e
und
h e l f e nd e n
Zuwe ndung bed a r f . A l l e s , was w i r j e t i t zur F ö r d e ­
r ung
der
P f l eg e b e r u f e
t u n , i s t a u c h e i n S t ü c k Vo r s o r g e f ü r d en
Fal l
e i gen e r
B e d ü r f t i g ke i t . D i e s e s A r g u m e n t b i t t e i c h n i c h t a l s
e g o i s t i s c h z u d eu t e n , s o n d e r n a l s r e a l i s t i s ch i m H i n b l i c k a u f d i e
G r ö ß e u n d a l l e r d i n g s a u c h d i e D i r e k t h e i t d e r A u f g ab e .
5.
B e w a h r u ng d e s L e b e n s
i n G e r e c h t igk e i t u n d F r i e d e n
I n d e n e r s t e n W o c h e n d i e s e s J a h r e s u n d d a n n l ä n g e r , a l s v ie l e z u ­
nächst
v e r m u t e t h a t t e n , h a t d e r Go l f k r i e g un s n i c h t n u r b e s c h ä f ­
tigt ,
sondern
zu
t e i l w e i s e e r h e b l i c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u ng e n i n
der
Po l i t i k ,
i n d e r B e v ö l ke r u n g i n sg e s a m t u n d n a t ü r l i c h a u c h i n
d e r K i r c h e g e f ü h r t . R i c h t i g be j a h t w o r d e n i s t e r v o n n i e m a n d , d e r
mit
w a ch e r
N a c h d e n k l i ch k e i t
am
We l t g e s c h e h e n t e i l n i m m t , v i e l e
haben
i h n a b ge l e h n t , w e i l s i e g r u n d s ä t z l i c h d e n K r i e g a l s M i t t e l
z u r L ö s u n g p o l i t i s c h e r K o n f l i k t e f ü r n i c h t m e h r z e i t ge m ä ß h a l t e n ,
andere
s ah e n i n i h m e i n V e r s a g e n d e r P o l i t i k , w i e d e r a n d e re e i n e
b e k l a ge n s w e r t e
No t w e n d i g k e i t .
Ich
w i l l d i e se u n t e r s c h i e d l i c h e n
E i n st e l l ungen
hier
n i c h t b e w e r t e n . I c h se l b s t h a b e d i e s e n K r i e g
für
e i n e Ka t a s t r o p h e g e h a l t e n u n d d a s a u c h i n e i n e m B r i e f an d i e
G e m e i n d en
zum
A u s d r u c k ge b r a c h t . I c h b i n d a n k b a r , d a ß i n v i e l e n
G e m e i n d en
i n d i e se n W o c h e n d e s K r i e ge s r e g e l mä ß i g F r i e d e n s g e b e t e
geha l ten
wu r d en .
Ob
d e r K r i e g v o n s e i n en F o l g e n h e r a l s L ö s u n g
des
Ko n f l i k t e s v e r s t a n d e n we r d e n k a n n , w i r d m a n j e n a c h S t an d o r t
w i ed e r u m
sehr
u n t e r s c h i e d l i c h b eu r t e i l e n . D i e E n t t ä u s c h u n g ü b e r
die
I n ne n p o l i t i k K u w e i t s na c h d e m K r i e g i s t w e i t v e r b r e i t e t , d i e
B e h a n d l u n g d e r K u r d e n d u r c h d en I r a k u n d d i e T ü r k e i h a t E n t s e t z e n
- 51 -
- 18 a u sg e l ö s t ,
d i e Z a h l d e r G e f a l l e n e n u n d d e r Z i v i l op f e r i s t b i s h e r
n i ch t
bekann t ,
Me n s c h e n s i n d f � r d e n R e s t i h r e s L e b e n s p h y s i s c h
und
p s yc h i s c h g e s c h ä d i g t , H u n g e r , S e u c h e n u n d V e r s o r g u n g s s c h w i e ­
r i g kei ten
haben
z.
T . b e d r � c k e n d e A u s m a ß e an g e n o m m e n , d i e ö k o ­
l o g i s ch e n
Fo l g e n
durch
die
Ö l b r ä n d e s i n d � b e r h a u p t n o ch n i c h t
a b z u s c hä t ze n .
U n se r e
A u f m e r k sa m ke i t w i r d z u r Ze i t s t ä rker d u rch
d i e K r i s e i n J u g o l s a w i e n u n d d u r c h d i e a t e m b e r a u b en d e E n t w i c k l u n g
in
der
Sowj etunion
in
A n s p r uc h g e n o mme n . Di e P r o b l e m e am G o l f
s in d dam i t aber n � c h t e r l ed i g t .
a b e r a u c h ü b e r d i e K i r c h e n h i n a u s , i s t e i n e ne u e
I nn e r k i r ch l i c h ,
D i s k ussion
�ber die al t e L e h re vom gerechten K r i eg w i eder aufge­
b r oc h e n ,
d i e , ä l t e r e D e n k a n s ä t z e an t i k e r P h i l o s o p h e n a u f n e h m e n d ,
zuerst
von
A u gu s t i n
d a rg e s t e l l t u n d s c h l i e ß l i ch v o n T h o m a s v o n
Aqu i n
voll
entw icke l t
wu r d e m i t s e i n e r U n t e r sc he i d u n g z w i s c he n
dem
iu s
ad b e l l u m , a l s o d e m R ec h t , K r i e g z u f � h r e n , u n d d e m i u s
in
b el l o ,
also
der
ge r e c h t e n K r i e g f � h r un g . D a s A u g s b u r g e r B e ­
kennt n i s
nimmt
diese
Le h r t r a d i t i on i n A r t . 1 6 a u f u n d f � g t s i e
ein
i n d i e A u s s a g e n ü b e r d i e E x i s t e n z de r C h r i s te n i n ne r h a l b d e r
O r d n u n g e n d i e s e r W e l t . I m e i n z e l n e n h e i ß t es d a z u :
Von
der
Po l i z e i ( i m l a t . Te x t : d e re b u s c i v i l i b u s ) u n d d e m
we l t l i c hen
Re g i m e n t w i r d ge l e h r t , d a ß a l l e O b r i g k e i t i n d e r
We l t
u n d ge o r d n e t e s R e g i m e n t u n d G e s e t z e g u t e O r d n u n g s i n d ,
die
von
G o t t g e s c h a f f e n u n d e i n g e s e t z t s i n d , u n d d a ß Ch r i ­
s t en
o h n e S � n d e i n O b r i g ke i t , F � r s t e n - u n d R i c h t e r a m t t ä t i g
s e i n k ö n n e n , n a c h k a i s e r l i ch e n u n d a n d e r e n ge l t e n d e n R e c h t e n
U r te i l e
u nd
Recht
s p r e c h e n , Ü b e l t ä t e r m i t d e m S c hwe r t b e­
s t ra f e n , r ec h t m ä ß i g K r i e ge f � h r e n ( l a t . Te x t : i u re b e l l a r e ) ,
s i ch
an
i h ne n b e t e i l i g e n ( J a t . T e x t : m i l i t a r e ) , k a u f e n u n d
v e r k a u f e n , a u f e r l e g t e E i de l e i s t e n , E i g e n t u m h a b e n , e i n e E h e
e i ngehen k ö n nen us w .
S o we i t d a s A ug s b u r g e r B e kenn t n i s !
B rauchen
wir
d i e s e L e h r e h e u t e n o c h o d e r se t z t s i e un s au f e i n e
f a l sc he
S p u r ? W a r s i e v i e l l e i c h t s o g a r v o n A n f a n g an f a l s c h ? D e r
B u n d d e r e v a n g e l i s c he n K i r c h e n i n d e r D D R h at n a c h e i n e r e n t s p r e ­
chenden
A n f r ag e
d e r G e n e r a l s y n o d e d e r V E L K u n d n ac h j a h r e l a n g e r
A r bei t
ein
Vo t u m
zu
CA 1 6 v er a b s c h i e d e t , d a s m i t d e r B i t t e u m
P r ü f u ng
und
Stel l ungnahme
de r
V E L K D , d e r E K D , d en U n t e r z e i c h ­
n e r k i r c he n
der
Le u e n b e r g e r K o n k o r d i e u n d d e m L u t h e r i s c h e n We l t ­
bund
vorge legt
w o r d e n i s t . A u s z � g e au s d e m E r ge b n i s d e r U m f r a g e
unter
den
U n te r z e i c h n e r k i r c h e n d e r L e u e n b e r g e r K o n k or d i e f i n d e n
Sie
im
schr i f t l i chen
Tät i gk e i t s ber i ch t der K i rchen l e i t un g ; d e r
L u t he r i s c he
We l t b u n d
hat
i m Ma i v e r g a n g e n e n J a h r e s i n E i s e n a c h
e i ne
K o n s u l t a t i on
zum
T h e m a d u r c h g e f � h r t , a n d e r s i c h d i e Ve r ­
e i n i g t e K i r c he d u r c h m e h r e r e V e r t r e t e r b e t ei l i g t h a t , u n d P r o f e s ­
sor
Mo r t e n s e n
h a t i n se i n e m G r u ß w o r t e r w ä h n t , d a ß i n G e n f d a r a n
g e d ac h t
sei ,
daran
we i t e r z u a r b e i t e n . De r Th e o l o g i s c h e A u s s c h u ß
der
VELK D
u n d d e s D e u t s c h e n N a t i o n a l k o m i t e e s h a t t e be r e i t s 1 9 8 4
e i n e A u s a r b e i t u ng g e g e n M i ß v e r s t ä n d n i s s e d e r " L e h r e v o m g e r e c h t e n
K r i eg "
v o rg e l e gt ,
die
s i ch
die
K i r ch e n l e i t u n g u n d d a s D N K z u
e i g e n g e m a c h t h a b e n u n d d i e i n d e n Te x t e n a u s d e r V E L K D ( 2 7 / 1 9 8 4 )
v er ö f f e n t l ic h t w u r d e .
- 52 -
- 19 Ziel
des
Vo t u m s
des
Bundes
der
e v an g e l i s c h e � K i r c h e n w a r es
n icht ,
das
Bekenn t n i s
zu v e r ä n d e r n o d e r a u ß e r Kr a f t z u s e t z e n ,
sowe i t
es
d i e L e h r e v o m g e r e c h t e n K r i eg b e t r i f f t . V i e l m e h r g i ng
es
daru m ,
a n g e s i ch t s d e r g e g e n U b e r d E m 1 6 . J a h r h u n d e r t g r u n d l e ­
gend
verä ndert en
Si t ua t i on
die
I n t e n t i o n v o n C A 1 6 , K r i e ge z u
v e r m e i den
u n d z u b eg r e n z e n , a u f z u ne h m e n u n d e i n e r a k t u a l i s i e r e n ­
den
Au s l e g u n g
z u z u f U h r en , " d i e i n d e r B i n d un g an d a s B e k e nn t n i s
erfolgt . "
ist
d e m V o t u m d e s K i r c h e n b u n d e s i n se i n e r B e s c h r e i ­
Z u z u s t i mm e n
b u n g d e r I n t e n t i on v o n Ar t i k e l 1 6 d es A u g s b u r g e r B e ke n n t n i s se s :
" N i c ht
d i e W e l t f l uc h t , s o n d e r n d i e We l t v e r a n t w o r t u n g g e h ö r t
zum
v e rb i n d l i chen
Ze u g n i s d e s G l a u b e n s . M i t d e n V ä t e r n d e r
R e f o r m a t i o n be j a he n w i r , d a ß d e r G l a u b e u n a b d i n g b a r z u m H a n ­
deln
fUh r t .
Dies
haben
w i r i m G e h o r s a m g eg e n U b e r u n s e r e m
He r r n
i n d e n k o n k re t e n B e r e i c h e n d e s L e b e n s u n d d e r G e se l l ­
s c h a f t i n Z e ug n i s u n d D i e n s t f U r a n d e r e z u b e w ä h r e n . "
Z u z u s t i m m e n i s t d i e se m V o t u m a u c h i n d e r w e i t e r e n A u s s a g e :
"Die
von
G o t t ge s cha f f e ne ' g u t e O r d n u n g ' ( CA 1 6 ) z i e l t a u f
die
B e w a h r u ng
s e i ner S c hö p f u ng . A n ge s i c h t s i h r e r d r o h e n d e n
Ze r s t ö r u n g
haben
wir
Go t t e s " gu t e O r d n u n g " heute d ar i n z u
b e z e u g e n , d a ß w i r d e m w e l t w e i t e n Z u s a m m e n h a n g v o n G e re c h t i g ­
ke i t ,
F r i e d e n u n d B e w a h r u n g d e r S c h ö p f u ng G e l t u n g v e r s c h a f ­
fen . "
P r o b l e m a t i s ch
e r sc h e i n t m i r d a s V o t u m u . a . i n s e i n e r E i n sc h r ä n ­
k ung
auf
d e n H o r i z o n t a t o m a r e r W a f f e n b e i g l e i c h z e i t i ge r N i c h t ­
b e ac h t u n g
der
v e r h e e r e n d e n A u s w i r k u n g e n d e r K r i ege , d i e m i t s o ­
genan nten
k o n v e n t i on e l l e n
Mitteln
g e f U h r t w e r d e n , s o w i e se i n e r
r e l a t i v e n A n e r k e n n u n g d e r G e w a l t a n w e n d u ng d u r c h n a t i o n a l e B e f r e i ­
u n g s b e w e g u n ge n ,
die
nach
j Ungsten
E r f a hr u n g e n
n icht
minder
s c h w e r w i e ge n d e
Fo l g e n ha t a l s j e de r an d e re K r i e g a u c h . ( L i b e r i a ,
EI
Salvador ,
Jugo s l a w i en ,
L i banon ,
SU d a f r i ka
- u m n ur e i n i g e
Länder z u nennen , d i e uns wegen u n s e r e r P a r t n e r k i rchen s t ä n d i g i n
Gedanken s i n d . )
K r i eg
so l l
nach
Go t t e s
Wi l l en
n i ch t se i n , doch g e h ö r t er z u r
W i rkl i chke i t
unserer
We l t .
D e r T h e o l o g i s ch e A u s s c h u ß d e r V E L K D
u n d d e s N a t i o n a l k o m i t ee s h a t r e a l i t ä t s b e z o g e n d a r a u f h i n g e w i e se n ,
daß
chri s t l iches
Fr i eden s zeugn i s s i ch i n d i eser W i r k l i c h k e i t z u
bewäh ren ha t :
"D i e
L e h r e v o m g e r e c h t e n K r i e g ga l t d e r B e g r e n z u n g u n d V e r ­
meid ung
von
K r i e ge n u n d n i c h t d e r R e c h t f e r t i g u n g v o n K r i e ­
g e n , o b w o h l s i e d a z u m i ß b r a u c h t w o r d e n i s t . E n t s c h e i d e nd i s t
das
K r i t er i u m
' i u re '
(mit
R e ch t ) .
D e r A u s s a g e v on C A 1 6
e n t s p r i ch t
d i e 5 . T h e s e d e r B a r m e r Th e o l o g i s c h e n E r k l ä r u n g ,
w o na c h
d e r S t a a t d i e A u f g a be h a t , ' u n t e r A n d r o h u n g u n d A u s ­
Ubung
von
Ge w a l t
fUr
Recht u n d F r i ed e n z u s o r g e n ' . C A 1 6
g e h t i n ge w i s s e r W e i s e n o c h d a r U b e r h i n a u s .
- 53 -
- 20 D i e K r i e g f U h r u n g w i r d a l s N o t f a l l p o l i t i s c h e n H a nd e i n s un t er
und durch das Recht gebunden . . .
Da s
das
Recht
gestel l t
ist
k e i n F r e i br i e f z u r B e s t immung d es s e n , w a s Recht
' i ure '
ist ,
sonder n
d i e se s
R e c h t m u ß g eg e n U b e r G o t t e s w e l t l i c h e m
Regi ment leg i t imiert we rden .
In
d e r h e u t i g e n W e l t , i n d e r d i e A n w e n d u n g n u k l e a r e r Wa f f e n
e i n . V e r s t ä n d n i s d e s K r i e ge s a l s M ö g l i c h k e i t d e r P o l i t i k e n d ­
gU l t ig
aussch l i eß t ,
kehrt
d a s T h e m a d e s g e r e c h t e n K r i e ge s
w i e d e r a l s L e h r e v o n d e r V e r h i n d e r u ng v o n K r i ege n u n d d e r E r auch
d u rc h
die
Ex i s t e n z
m i l i tä r i s ch e r
h a l t u ng d e r W e l t
B e w a f f n u ng . "
Sowei t der
Theo l o g i s c he A u s s c h u ß !
Z u d e n e r s t a u n l i c h e n u n d w i r k l i c h f o r t s c h r i t t l i ch e n E n t w i c k l u n g e n
u nserer
Ze i t
gehö � en
d i e w e l t w e i t e n B e m U h u ng e n u m m i l i tä r i s c he
A b r U s t un g
s o wo h l
�m
nuklearen
w i e auc h i m k o n ve n t i o n e l l e n B e ­
r e i ch .
V i e l e m ac h e n z u R ec h t d a r a u f a u f m e r k s a m , d a ß t r o t z d e m d i e
V e r n i c h t u n g s p ot e n t i a l e
b e d r o h l i c h b l e i b e n . I c h ha l t e e s f U r e i n e
I l l us i o n ,
eine
Fr iedensordnung
zu f o r d e rn , d i e vo l l s t ä n d i g a u f
den
B e s i t z u n d d a m i t a u c h d i e M ö g l i c h k e i t de s E i n s a t z e s v o n W a f ­
fen
v e r z i c h t e t . D i e Fäh i gk e i t , s i c h w i l l k ü r l i c h e r Gewa l t w i rksam
zu
w i d e r se tzen ,
d ient
gerade
der
E r ha l t u n g d e s F r i e den s . Das
f e s t z u s t e l l e n i s t n i c h t e i n e W i e d e r b e l e b u ng der T h e s e vom G l e i c h ­
gewicht
des
Schreckens .
Da r u m
d a r f e s n i c h t g e h e n . A b e r d i e se
These
zu
v e r n e i n e n , b ed e u t e t n i c h t , d ie Mög l i ch k e i t d e r N o t w e n ­
d igkei t ,
auch
m i l i tä r i s ch e M i t t e l z u r E r h a l t u n g o d e r W i e d e r h e r ­
s t e l l u n g d e s F r i e d e n s e i n z u s e t z e n , vö l l i g a u s z u s c h l i e ß e n . D i e s z u
forder n ,
h i e ße
ich
w i e d e r h o l e m i c h - , e i n e r i r re a l e n Vi s i on
l e i ch t f e r t i g
zu
f ol ge n .
Da b e i
b i n i ch m i r d e r A p o r i e d u rc h a u s
bewuß t ,
die
d a r i n be s t e h t , d a ß d a s , w a s d e r V e r t e i d i g u n g d i e n e n
s o l l , i mm e r a u c h z u m A n g r i f f b e n u t z t w e r d e n k a n n . U n d v e r a n t w o r t ­
l iches
Reden
w i rd
a u c h d i e F r a g e z u be a c h t e n h a b e n : W i e s i c h e r
ist
denn
d e r F r i e d e ? W i r ha b e n e s i n d i e s e m J a h r u n d a u c h d av o r
e r l e b e n m U s s e n , w i e ge f ä h r d e t e r i s t . U n d d a s , o b w o h l d i e V ö l k e r ­
geme i n sc h a f t
heute
Uber
I n s t r u me n t a r i e n d e r K o n f l i k t l ö s u n g u n d
K o n f l i k t v e r h U t u ng
ver f U g t ,
d e r e n F e h l en d e r Ö k u m e n i s c he R a t d e r
K i r ch e n
a u f s e i n e r V o l l v er samm l ung 1 9 48 i n Ams t e r d amm n o c h f es t ­
e i n e ha n d l u n g s f ä h i g e U N O i s t v o r h a n d e n , d i e K S Z E
s t e l l en
mußt e :
oder
auch
n e ue r d i n g s
j e d e n f a l l s - A b s t i mm u n g e n z w i s c h e n d en
G r oß m ä c h t e n .
Die
L e h r e v o m g e r e c h t e n K r i e g m a c h t n i c h t e i n g u t e s G e w i s s e n z um
Krieg,
a b e r s i e v e r p f l i c h t e t d a s G e w i s s e n au f b e s t i m m t e e t h i s c h e
K a t e g o r i e n , w e n n d e n n d e r E i n sa t z m i l i t ä r i s c h e r G ew a l t u n v e r m e i d­
l i ch e r s c he i n t . D i e se K a t e g o r i e n s i n d k l a s s i s c h e r we i s e :
-
der
K r i e g m u ß v o n d e r r e c h t m ä ß i g e n O b r i g k e i t ge f ü h r t w e r d e n
( auctori tas p rincipi s ) ,
- e s m u ß e in g e r e c h t e r G r u n d v o r l i e gen
- der
K r i eg
i n te n t i o ) .
muß
in
( causa i usta ) ,
g e r e c h t e r A b s i ch t g e f U h r t w e r d e n
- 54 -
( r ee t a
- 2I
-
Man
dem
von
d e n E r f a h r u n g e n a l l e r K r i e ge , b e s o n d e r s a b e r
wird
unserem
J a h r h u n d e r t , h e r h i n z u f ü g e n m ü s se n : d i e A ng e ­
derer
in
messenhei t
der
M i t t e l . Ma n w i r d au c h h i n z u f ü g e n m ü s s e n , d a ß d i e
V e r wendung
des
Begr j f f s
" O b r i gk e i t "
in
e i n em
d e m ok r a t i s c h e n
R e c h t s s t a a t e i n e r s p e z i f i s c he n S o r g f a l t b e d a r f .
I c h w i e d e r h o l e u n d f a s s e z u s a m m e n : De r B e g r i f f " L e h r e v o m g e r e c h ­
ten
K r i eg "
ist
p r ob l e m a t i s c h , w e i l e r d a s M i ß v e r s t ä n d n i s na h e ­
l egt ,
er
en t h i e l t e
die
A u f f o r d e r u n g , d i e E r lau b n i s z u m K r i eg .
Tat säc h l i ch
bedeu t e t
d i e W e n d u n g a b e r E i n g r e n z u n g , B i n d u ng a u c h
des
K r i e ge s
an
e i n r e c h t l i ch e s G e s a m t ge f ü g e . D i e L e h r e v o m g e ­
rech t en
Kr i eg
enthä l t
n i ch t
da s M a n d a t z u m K r i e g , s o n d e r n z um
F r i eden .
Die
L e h r e v o m g e r ec h t e n K r i e g i n d e r F o r mu l i e r u n g v o n Ar t i k e l 1 6
d e s A u g s b u r g e r B e k e n n t n i s se s a n g e s i c h t s m o d e r n e r K r i e g f ü h r u n g f ü r
nicht
me h r
t ra g fä h i g
und
da r u m
f ü r e r l ed ig t z u ha l t e n , h i eße
h i nte r
s i e z u r ü c k z u f a l le n . Da s a b e r b e d e u t e t e , d e n F r i e d e n w e h r ­
l o s z u m a ch e n .
Auf
die
Be z i e h u n g
der
Lehre vom ger e c h t en K r i eg z u r 5 . B a r m e r
These
habe
i c h s c h o n h i n g e w i e se n i n d e m Z i t a t a u s d e r A u s a r b e i ­
t u ng
d e s T h e o l o g i s c h e n A u s s c h u s s e s . I n d i e s e r Th e s e i s t d i e R e d e
v o n d e r " no c h n i c h t e r l ö s t e n We l t , i n d e r a u c h d i e K i r c he s t e h t . "
Al les
Suchen
n a c h F r i e d e n ge s c h i e h t i n d i e s e r " no c h n i c h t e r l ö ­
s ten
We l t " :
in
nüchterner
Wa h r n e h m u ng d i e s e r W i r k l i c h k e i t u n d
g e t r a ge n v o n d e r Ge w i ß h e i t d e s b i b l i s c h e n Z u s p r u c h s : " U n se r G l au ­
be
i s t d e r S i e g , d er d i e W e l t ü b e r w u n d e n h a t " ( 1 . J o h . 5 , 4 ) . I n
d i e s e r S p a n n u n g l e b e n w i r ; w i r k ö n n e n i h r n i c h t e n t ge h e n .
Al les ,
wa s
i n A r t i k e l 1 6 d e s A u g s b u rg e r B e k e n n t n i s s e s z u m L e b e n
d e r C h r i s t e n i n d e n O r d n u n g e n d i e s e r We l t g e s a g t i s t , s t e h t u n t e r
dem
Vo r b e h a l t d e s l e t z t e n S a t z e s d i e s e s A r t i k e l s : " W e n n a b e r d e r
O b r i g ke i t
Gebot
n i ch t
o h n e S ü n d e b e f o l g t w e r d e n k a n n , so l l m an
Gott
m e h r g e h o r c h e n a l s d e n Me n s c h e n . " A r t i k e l 1 6 d e s A u g s b u r g e r
Beken n t n i s ses
ist
kein
Freibrief für M i t läuf e r ; die Ordnungen ,
auch
die
A n o r d n u n g e n d e r S t a a t e n s i n d d e m G e b o t Go tt e s u n t e r g e ­
o r d ne t .
A l l e i n i n d i e s e r B i n d u ng a n G o t t e s G e b o t h a t a l l e s B e m ü ­
hen
um
Bew a h r u n g
d e s L e b en s i n G e r e c h t i g ke i t u n d F r i e d e n s e i n e
V e r h e i ß u ng .
6.
Aus der Ökumene
a)
Die
7.
V o l l v e r s a m m l ung d es ÖRK
in Canberr a
A m B e g i n n d i e ses J a hres h a t i n Aust r a l i en d i e Vo l l v e r s a m m l u n g d e s
Ö k u me n i s c h e n R a t e s d e r K i r c h e n s t a t t g e f u nd e n . S i e s t a n d u n t e r d e m
T h e m a : " K o m m , H e i l i g e r G e i s t , e r n e u e r e d e i n e S c h ö p f u ng . " S i e w e r ­
den
dje
Be r i ch t e r s t a t t u n g i n d e n Me d i en v e r f o l g t h a b e n u n d au c h
in
I h r en
La n d e s s y n o d e n u n t e r r i c h t e t w o r d e n s e i n . A l s e i n e r , d e r
nicht
dabei gewe sen
is t , muß i c h m ic h m i t der B e s c h r e i bung e i n e r
e i ge n e n
Po s i t i o n
zu
d i esem
E r e i g n i s z u r ü c k h a l t e n . E s ha t s i c h
n ac h
Canber r a
e b en s o
wie
nach
d e r l e t z t en Tagu n g d e r L W B
in
- 55 -
- 22 C u r i t i ba
im
vergangenen
J a h r d i e F r age e r geben , w i e l e i s tu ng s ­
fäh i g
und
a u s s a ge k r ä f t i g
solche
G r o ß v e ra n s t a l t u ng e n
in i hr e r
H ä u f u ng
e i ge n t l i c h
noch
sein
k ö n n en .
Be d ü r f e n
s i e , wenn s ie
g e l i n ge n
sol l e n ,
künf t i g
ei ner
a n d e r s a r t i gen V o r b e r e i t u n g u n d
auch
Nacharbe i t
i n k o n f e s s i o ne l l e n u n d re g i o na l e n G l i e d e r u n g e n ?
V i e l A u f m e r k s a m ke i t w i r d m a n d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n D e n k s t r u k t u r e n
v e r s c h i e d e n e n Ko n t i n e n t e w i d m e n mü s s e n . D i e P r ä s e n t a t i o n d e r
der
koreani schen
Theo l og i n
Frau
Chung
m u ß b e i a l l e r v o r g e b r ac h t e n
K r i t i k a u c h a u f g en o m m e n w e r d e n a l s A u s d r u c k e i n e r G l a u b e n s a n t w o rt
unter
k u l t u r e l l e n , ge i s t i g e n u n d r e l i g i ö s e n V o r a u s s e t z u n g e n , d i e
v o n u n s e r e n t i e f g re i f e nd u nt e r s c h i e d en s i n d . D a s T h e m a d e r I n k u l ­
t u ra t i on
des
c h r i s t l i chen
G l a u b e n s s t e h t e r n e u t a u f d e r Ta ge s ­
o r d n un g ,
wenn
wir
als
Ch r i s t e n
v e r s c h i edene r T r a d i t i on n i c h t
ane i nan d e r
v o r b e i r ed e n
wo l l e n . N a t ü r l i c h s i n d w i r a l l e ga n z ge ­
s pann t ,
wa s
dann
Prof .
J i a l s l u t h e r i s c h e r Th e o l o g e a u s K o r e a
d a �u
sagen
w i rd .
Al s
e b e n s o d r i n g l i c h h a t s i c h d i e F r ag e n a c h
einer
T h eo l o g i e
de r S c h ö p f u n g g e s t e l l t . A l s b e s o n d e r s g e w i c h t i g
h a b e i ch d i e Ma h n u n g e i n e r G r u p p e o r t h o d o x e r T a g u n g s t e i l n e h m e r an
die
e v an g e l i s c h e n K i r c h e n e m p f u n d e n , i h r e n t h e o l o g i s c h e n B e i t r a g
..
z u r O k u m e ne p r o f i l i e r t e r u n d f u n d i e r t e r z u f o r m u l i e r e n . W i r s o l l ­
ten
d a s n i c h t al s u n b e g r ü n d e t z u r ü c k w e i sen , s on d e r n un s k r i t i s ch
f r age n ,
o b w i r i n un s e r e n K i r c h e n s e l b s t u n d i n d e r Ge m e i n sc h a f t
mit
anderen
Ki r chen
unserer
t h e o l o g i s c h e n T r a d i t i on i mm e r u n d
v o l l gerecht werden.
b)
De r L u t he r i sche
We l t b u n d
D i e se
F r a g e m ü s s e n w i r a u c h a n d e n L W B r i c h t e n : We l c h e B e d e u t u n g
hat
in
i h m d i e t h e o l o g i s c h e A r be i t ? W i r h a b e n d e n E i n d r u c k , d a ß
an
d i e se r S t e l l e z . Z . n i c h t ge n ü g e n d g e s c h i e h t . S i c h e r : E s f i n­
den
w i ch t i ge D i a l o ge m i t der r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e n K i r c h e und d en
O r t hod o xen
stat t .
Das
ist
t h e o l o g i s c h e A r be i t . E r g e b n i s se v o n
D i a logen
m i t den A ng l i k a n e r n , den R e f o r m i e r t e n u n d d e n B a p t i s t en
w u r d e n i n d en l e t z t e n J a h r e n f o r m u l i e r t u n d l i e g e n u n s z u r R e z e p ­
t i on
vor .
Uns
be l a s t e t
aber ,
d a ß d e r L W B s e i t e i n i ge n J a h r e n
schon
n i ch t mehr ü be r e i ne vo l l f u n k t i on s f ä h i ge S t ud i enab t e i l ung
v e r f ü g t . S i e w u r d e z u l e t z t von D r . G ö t z P l a n e r - F r i e d r i c h b e t r e u t ,
d e r i n se i n e t h ü r i n g i sche H e i m a t k i r c h e z u r ü c k g e k e h r t i s t u n d d o r t
die
L e i t un g
der
evange l i schen Ak adem i e ü b e rn i m m t ; un s e re g u t en
W ü n s c he
b e g l e i t en
i hn
in
dieser
n e u e n A u f ga b e , v e r b u n d e n m i t
e i nem
her z l i chen
Da n k
für
d i e b e i m L W B ge l e i s te t e A rbei t . A l s
sei nen
Nachf ol ge r haben w i r h i e r H e r rn P r o f . M o r t e nsen a u s Däne­
m a r k ke n n e n ge l e r n t ; e r h a t be r i ch t e t , d a ß F r a u S t a u f f e r a u s N o r d ­
a m e r i k a k o m m e n w i r d und w e i t e r h i n D r . Mwakabana aus Ta n sa n i a . Wi r
h e i ß e n d i e s e d r e i n eu e n M i t a r b e i t e r i n d e r S t u d i e na b t e i l u n g - i c h
b i n s i c h e r , d a ß H e r r Mo r t e n s e n d i e s n a c h G e n f m i t n i m m t - h e r z l i c h
w i l l k om me n
und
f r eu e n u n s a u f d i e Z u s a m m e n a r b e i t m i t i h n e n . W i r
m ü s se n
a be r
auch
s a ge n :
sie
a l l e i ne werden d i e A uf gaben wohl
n i ch t
b e w ä l t i g en
kö n n e n .
Theol o g i sche St ud ien s i nd G r un d l agen­
a r b e i t d e s L W B . E s i s t e i n e V e r n a c h l ä s s i g un g d e r T r a d i t i o n r e f o r - ·
m a t o r i s ch e r
T h e o l o g i e , w e n n d i e S t u d i e n a b t e i l u n g n i c h t b a l d pe r ­
s o ne l l
v o l l a u s g e s t a t t e t w i r d . Da s m ü s s e n w i r f r e i l i c h n i c h t n u r
dem
LWB
s ag e n ,
sonde r n
auch u n s s e l b s t a l s M i tg l i ed s k i rchen Wi r
d iese
F r age
hat
uns
P r o f . Mo r t e n sen
j a au c h ge s t e l l t
- 56 -
- 23 m ü s sen
gee i g ne t e
Theo l og i n ne n
u n d T h e o l ogen au f di e se w i c h t i ge
Auf gabe
ansp rechen
u n d s i e d a f ü r z u ge w i n n e n v e r s u c h e n . U n d w i r
m ü s se n
t h e o l og i s c he
F r age s t e l l u n g e n
f o rm u l i e r e n , d i e w i r n i c h t
allein
in
u n s e r e r r e g i on a l e n B e g r e n z u ng b e h a n d e l n mö c h t e n , s o n ­
dern
für
deren
B e h a n d l u n g w i r d i e G e m e i n sc h a f t m i t d e n a n d e r e n
M i t gl i ed s k i rchen d e s L W B suchen u n d für w ic h t i g ha l te n .
I m F e b r u a r d i e s e s J a h r e s i s t d i e ne u e V e r f a s s u n g d e s L W B i n K r a f t
getre ten .
Au s u n s e r e m B e r e i c h w a r e n E i n s p r ü c h e a u s B r a u n s c h w e i g ,
Schaumburg-Li ppe
und
der
l u t h e r i s c h e n K i r c he i n B a d e n e r f o l g t .
Jetzt
gi l t
d i e n e u e V e r f a s s u n g , u n d w i r w e r d e n w i e b i s h er e n g a ­
giert ,
k r i t i s c h u n d k r ä f t i g i m L W B m i t a r b e i t e n . De r n e u e � a t h a t
a l s s o l c h e r i m S o m m e r d i e s e s J a h r e s s e i n e e r s t e S i t z u ng i n Ch i t a ­
go
g eh a l t e n .
Du r c h
e i nen se i ner w i ch t i g s t e n Besch l ü s s e hat d e r
R a t d e n B e s c h l u ß z u r S u s p en d i e r u n g d e r M i t g l i e d s c h a f t d e r E v a ng e ­
l isch- Lutheri schen
K i r ch e
i m s ü d l i c h e n A f r i ka u n d d e r D e u t s c h e n
E v a n g e l i s c h - L u t h e r i s c he n K i r c h e i n S ü d w e s t a f r i k a / N a m i b i a a u f g eh o ­
ben .
I c h m ö c h t e m e i n e r F r e u d e d a r ü b e r A u s d r u c k ge b e n , d a ß d i e s e r
Besch l uß
so
g e f a ß t"
w u r d e , i s t d u r c h i h n d o c h d i e v o l l e G em e i n ­
scha f t
unter
al len
M i t gl i ed s k i r chen
des LWB w iederhergest e l l t
w o r d e n , b e s o n d e r s a b e r a u c h d e s h a l b , we i l d i e G r ü n d e , d i e s e i n e r ­
zei t
z u r S u s p e n d i e r u n g g e f ü h r t h a t t e n , n a c h A uf f a s s u n g d e s R a t e s
n i ch t
mehr b e s t e hen . G l e i c h s am a l s B e s tä t i gung d i eser A u f fas s u ng
haben
s i ch
i m F r ü h j ahr d i eses J a h re s d i e l u t he r i s chen K i r chen und
we i ß
i m sü d l i chen A f r i k a z u e i n er n e u e n Geme i n ­
s c h w a rz
scha f t
z u s a m m e n g e s c h l o s s en ,
de r
Lu t h e r i s c h e n
Geme i n sch a f t
im
südl ichen
A f r i k a ( L U C S A ) , d i e a n d i e S t e l l e d e r b i s h er i g e n F ö d e ­
rati on
e v a n g e l i s c h - l u t h e r i s c he r
K i rchen
in
S ü d a f r i ka ( F E L K S A )
get reten
ist .
M i t d e m E x e k u t i v- D i r e k t o r v o n L U C S A , H e r r n P a s t o r
G r az ,
hat
d ie
K i r c he n l e i t u n g
i m J u n i d i e s e s J a h� e s e i n e r s t e s
a u s f ü h r l i c h e s G e s p r ä c h ge f ü h r t .
Ich
b r ec h e
me i nen
Be r i ch t h i e r a b . I c h h ä t t e g e r n n o c h w e i t e r e
T h e m e n b e h a n d e l t , a b e r d a s w ü r d e j e d e s z e i t l i c h e Maß s p r e n g e n .
Es i s t woh l s o w i e so s c h o n z u v i e l gewo rden .
7.
P e r s ona l i a
Ich
möchte
j e do c h
n i c h t s c h l i e ß e n , o hne H e r r n B i s c h o f Dr . Wi l ­
ckens
dafü r
z u danken , daß e r ü b e r e i nen l a ngen Z e i t r a u m - se i t
1 9 8 3 ! - d as A m t d e s C a t h o l i ca - B e a u f t ra g t e n d e r V E L K D w a h r g e n o m m e n
hat .
Sie,
l ieber
Bruder Wi l ckens , haben d i eses Amt m i t L e i den­
schaf t
für
die
g e m e i n s a m e B e r u f u ng d e r K i r c h e n d u r c h d e n e i n e n
H e r r n , m i t d e r f u n d i e r t e n Th e o l o g i e d es B i b e l w i s s e n s c h a f t l e r s u n d
in
B i n d u ng
an
d a s Z e ug n i s d e r R e f o r m a t o r e n a u s g e ü b t . F ü r b e i de
S e i ten
sind
Sie
ein
z u v e r l ä s s i g er
Pa r t n e r g e w e s e n . I c h d a n k e
I h n en
f ü r I h r e M ü h e , f ü r I h r e Z e i t , f ü r I h r e K r a f t . U n s e re h e r z ­
l i c h e n S e ge n s w ü n s c h e b e g l e i t e n S i e i n I h r e n R u h e s t a n d .
( Be i f a l l )
- 57 -
-
24 -
Als
n e u e n C a t h o l i c a - B e a u f t ra g t e n h a t d i e K i r c h e n l e i t un g a u f V o r ­
schlag
der
B i s c h o f s ko n f e r e n z
He r rn
L a n d es b i s c h o f D r . J o h a n n e s
H a n s e l m a nn b e r u f e n . W i r s i n d I h ne n d a n k ba r , l i e b e r B r u d e r H a n s e l ­
daß
Sie
s i ch
für
d i e se
A u f g a b e z u r V e r f ü g u n g ge s t e l l t
mann ,
haben .
S i e b r i n ge n i n d i e s e A u f g a b e d i e v i e l f ä l t i g e n E r f a h r u n g e n
d e r b a y e r i s c h e n L a n d e s k i r c h e m i t de r k a t h o l i s c h e n S c h we s t e r k i r c h e
vor
O r t w i e auch a u s dem D i a l o g des LWB m i t dem V a t i kan m i t , so­
z u sa g e n
n i ch t
n u r L e h r e r f a h r u ng e n , s o n d e r n a u c h L e b e n s e r f a h r u n ­
gen .
U n s e r e b e s t e n W ü n s c h e be g l e i t e n S i e i n d i e s e m A m t u n d I h r e r
n e u e n A u f g ab e .
( Be i f a l l )
We n n
ich
von
den
Be z i e h u n g e n z u r k a t h o l i s c he n K i r c h e s p r ec h e ,
l i e g t e s n a h e , a u c h a n H e r r n O K R D r . K i e ß i g z u d e n k en , d e r g e r a d e
d iesem
A r be i t sbere i ch
i m Lu t h e r i s c h e n K i r ch e n a m t e i n e n g a n z e r ­
hebl i chen
Te i l se i n e r A u f m e r k s a m k e i t u n d s e i n e r A r b e i t s k r a f t g e ­
w i d m e t ha t . E r w i r d d a s L u t h e r i s c he K i r c h e n a m t n a c h f a s t z e h n j ä h ­
r iger
M i t a r b e i t v e r l a s s e n , u m a m 1 . D e z e m b e r d a s D e k a n a t A s c ha f ­
f e n b u rg s e i n e r b a y e r i s c h e n H e i m a t k i r c he z u ü b e r n e h m e n . Wi r d a n k e n
Herrn
Dr .
K i e ß i g f ü r se i n e k l u g e u n d z u v e r l ä s s i g e A r b e i t i n d e r
V EL K D .
W i r w ü n s c h e n i h m f ü r se i n e k ü n f t i ge A r be i t Go t t e s r e i c h e n
S e ge n .
( Be i fa l l )
Die
K i r c he n l e i t ung h a t g e s t e r n a l s N a ch f o l g e r v o n D r .
M i t gl i e d
d e r G e n e r a l s y n o d e , K i r c h e n r a t H a n s K r ec h a u s
ber u f e n .
Kießig das
T h ü r i n ge n ,
( Be i fa l l )
Krech
w i r d v o r a u s s i c h t l i ch a b 1 . F e b r u a r n ä c h s t e n J a h r e s
Bruder
als
Mitarbei ter
a u s e i ner n e u e n Mi t gl i e d s k i rche i m L u t he r i schen
K i r ch e n a m t
t ä t i g s e i n . W i r s i n d s e h r f r o h d a r ü b e r , d a ß d i e s mö g ­
l ich
ist
und
so
wi r k l i c h
auch E r f a h r u n g e n au s d e n - n e u e n M i t ­
g l i e d s k i r c h e n i n d a s Am t e i n f l i e ß e n k ö n n e n .
Dankend
mö c h t e
ich
a n d i e se r S t e l l e au c h n o c h e i nm a l H e r r n O K R
Dr .
Hausch i l dt
e r wä h n e n ,
der
b i s z u m 1 5 . J u l i i m Lu ther i s chen
K i r c he n a m t
das
Re f e ra t
f ü r t h e o l o g i s c h e G r u n d s a t z f r ag e n a u f s c
h e r v o r r a g e n d e We i s e v e r s e h e n h a t . E r h a t i n z w i s c h e n s e i n en Dj e n s t
als
L e i t e r d e s P r e d i g e r s e m i n a r s i n C e l l e a u f g e n o m m e n . Wi r f r e u e n
uns ,
daß
er
u n s a u f d i e s e We i s e i n u n m i t t e l b a r e r N a c h b a r s c h a f t
zum
Geme i nd e k o l l eg
n a h e i s t . W i r w ü n s c h e n i h m f ü r d i e ne u e A u f ­
gabe Go t t e s Segen .
S e i nen
worden .
Nach f o l ge r
Es ist Dr .
kennen
Sie.
Er
R e i n hard B r a nd t .
i s t he u t e m o r g e n v o r g e s t e l l t
( Be i f a l l )
Auch
Herr
OKR
Jahnel
wird
i n w e n i g en M o n a t e n d as L u t h e r i s c h e
K i r c h e n a m t v e r l a s s e n , um e i n P r o d e k a n a t i n M ü n c h e n zu ü b e r n e h m e n .
- 58 -
- 25 N e un
J a h re
hat
e r für die VELKD und f ü r i hre Partnerki rchen i n
Asien
u n d A u s t r a l i e n ge a r b e i t e t . E r h a t d a s m i t E n g a g e ­
A f r i ka ,
ment
und
L e i d e n s c h a f t f ü r d i e C h r i s t e n u n d K i r c he n be s o n d e r s i n
der
3.
We l t
g e t a n . W i r d a n k e n B r u d e r J a h n e l f ü r se i nen D i e n s t .
U n s e r e g u t e n W ü n s c h e b e g l e i t e n i h n i n d i e n e u e A u f g ab e .
( Be i f a l l )
Nun
kö n n t e
es
f a st
s o a u s s e h e n , a l s w ü r d e ga r n i e m a n d m e h r i m
L u t he r i schen
K i r c he n a m t
a rbei ten
- b e i s ov i e l W e c h s e l . D a s i s t
aber
n i ch t
so .
E s g i b t d u r c h a u s e i n i g e , d i e d o r t n o c h s i n d u nd
die
dort
we i t e r a r b e i t e n .
I c h möc h t e m i c h a n d i e s e r S t e l l e s eh r
herzl ich
für
a l le
Un te r s t ü t z u n g
i n m e i n er A u f g a b e i n d e r V e r ­
e i n i g t e n K i r c he d u r c h d a s L u t h e r i s c h e K i r c h e n a m t be d a n k e n - n i c h t
z u l e t z t b e i B r u d e r S c ha r b a u .
( Be i fa l l )
8.
D u r c h G o t t e s W o r t ge s c h a f f e n
" Go tt e s
Wo r t
b l e i bt
i n Ew igkei t . " Mi t d i e sem L e i t w o r t habe i ch
mei nen
B e r i ch t
bego n n e n ,
mit
i hm wi l l ich auch schl ießen. I c h
habe
einiges
von
dem
darge s t e l l t ,
w a s u n s i n d e r Ve r e i n i g t e n
K i r ch e ,
wa s
m i c h p e r s ö n l i c h i n Wa h r n e h m u n g d e r E n t w i c k l u n g e n i n
der
We l t
und
in
der
K i rche beschä f t i g t . Was g i b t u n s e r em T u n
e i n en
t ra g f ä h i gen
G r u n d , u n d a u f we l c h e s Z i e l h i n a r b e i t e n w i r ?
Ist
es B e s t a n d s w a h r ung , Suche nach N i s chen , in d enen w ir u n s a l s
Gemei n schaf t
l ut h e r i s c h e r K i r chen p r o f i l i e r e n u n d ü b e r l e be n k ö n ­
nen?
Mag
s e in ,
d a ß v o n d i e s e m a l l e n a u c h e t �a s d a b e i i s t . A b e r
der
Grund
u n s e r e s S e i ns a l s K i r che und desh a l b a u c h u n s e r e r A r ­
beit
i s t d a s Wo r t Go t t e s , i n d e r H e i l i g e n S c h r i f t g e g e b e n u n d i m
Beken n t n i s
b e ze u g t .
D i e K i r c he i s t c r e a t u r a v e r b i d i v i n i : d u r c h
Gottes
Wort
geschaf fen .
A l s s o l che h a t s i e d i e V e rh e i ß u ng , d a ß
s i e a l l e z e i t se i n u n d b l e i be n mü s s e . I n d i e s e r G e w i ß h e i t s i nd w i r
am
W e r k und t un , w a s u n s g e b o t e n i s t : a l s D i e n s t a m W o r t u nd f ü r
die
Me n s c h e n ,
denen
w i r d a s Wo r t Go t t e s s c h u l d i g s i n d . M a n c h e r
mag
s i ch
bei
dem
vielen ,
w a s w i r t u n , f r ag e n , o b e s w i r k l i c h
soviel
sei n
mu ß , u n d e r w i r d s i ch , w e n n e r e s e r n s t m e i n t , a u c h
f r age n ,
was
Be s t a n d
haben w i r d , was b l e i b t . Aus d e r K i r c henge­
schichte
w i s sen
w i r , w ie v i e l e s d ann auch w i e d e r v e rgeht u n d in
Ve rge ssenhe i t
g e r ä t . G a m a l i e l , d e r Ma n n a u s d e r A p o s t e l g e s c h i c h ­
t e , h a t u n s g e l e h r t , d a r a u f z u ac h t e n .
Was
b l ei bt ?
Pau l u s
schreibt
a n d i e G e me i n d e i n K o r i n t h : " S e i d
fest ,
u n e r s c h ü t t e r l i c h u n d n e h m t i m m e r z u i n d e m W e r k de s H e r r n ,
wei l
ihr
wißt ,
daß
eure
Arbeit
nicht
v e r g e b l i ch i s t i n d em
Herrn . "
D i e se
Z u v e r s i c h t g r ü n d e t i n d e m W i s se n , d a ß G o t t e s Wo r t
i n E w i g ke i t b l e i b t .
( A n ha l t e n d e r B e i f a l l )
- 59 -
Bericht des Catholica-Beauftragten , Bischof i . R . Prof . Dr . Ulrich Wil c k ens ,
der B . Generalsynode der VELKD auf ihrer 1 . Tagung
am 15 . Oktober 1991 i n Königslutter vorgelegt
Herr Präsident !
Hohe Synod e '
Liebe Schwestern und Brüder !
Im Johanneseva ngelium , K a p . 1 7 , steht Jesu Abschiedsg ebet . Es heißt mit Recht :
" d a s hohepriesterliche Gebet " . Denn Jesus steht h ier am Ende seines ird i s c h e n
Weges , unmitt e l b a r bevor das Passionsgeschehen ei nsetzt ; er erhebt seine Augen
und Hände wie ein Priester zum Himmel und betet a l s der Sohn Gottes z u seinem
Vater für seine Jünger , die er im G l a u b e n a l s seine Geme inde um sich g e s ammelt
hat und n u n auf Erden zurücklassen wird . Er b ittet n i cht nur für die Zwölf ,
denen er s o e b e n seine Abschiedsworte zug esprochen hat , sondern zugleich " für
a l l e , die durch si� zum Glauben an mich kommen werden " , d . h . für die g a n z e
Kirche a l l e r Zeiten , uns h e u t e eingeschlossen . Er b ittet den Vater , sie v o r
d e r F e i n d s c h a ft d e r W e lt zu beschützen und i m G l a u b e n zu bewahren . Das Letzte
und WiChtigste aber , wa s er am Schluß d ieses Gebets v om Vater erbittet , ist
die Einheit der Sei n e n :
" d amit sie a l l e eins seien : Wie du , Vater , in mir
bist und ich in Dir , so sollen auch sie in uns
eins s e i n , damit die Welt
glau b e ,
daß du mich g e ­
s a n d t h a st . . . u n d s i e lie bst , w i e du mich l i ebst . "
( J oh 17 , 2 0 - 2 3 )
Ich erinnere z u Beginn dieses Berichtes a n dieses Gebet Jes u , w e i l daraus wie
aus kaum einer a n deren Stelle des Neuen Testamentes deutlich wird , von welch
zentraler Bedeutung d i e ö k um e n is ch e Bewegung ist , die die E inig ung aller
Christen i n e iner weltweiten Geme inscha ft aller christlichen Kirchen zu ihrem
Ziel hat .
D ie ö k ume n i s c h e Bewegu ng am Ende des J a hrta usends der Spaltunge n
Das j etzt z u E n d e g e h e n d e zweite Ja hrtausend d a g e g e n w a r e i n e Geschichte
fortwä hrender Trennungen und Spaltungen der Christenheit , beginnend im Ja hre
1054 mit der gegenseitigen Absage der Gemeinschaft zwischen B y z a n z und Rom ,
Ost- und West k irche n ; sich fortset zend dann im 1 6 . Ja hrhundert innerhalb des
Westens m i t dem Bruch zwischen der römi s c h - k atholischen Kirche und den a u s der
R e formation hervorgehenden Kirchen ; danach a ber a u c h innerhalb der evange-
- 60
-
- 2 l i s c h e n C h r i st e n h e it z w i s chen Reformierten u n d L u t h e r a n er n ,
den
v e r s c h i e d e n e n G r u p p e n der W i e de r t ä u f e r ,
t u n g e n v o n Denominationen und Sekten .
zwischen ihnen und
u n d d a n n i n i m m e r n e u en A b s p a l ­
Z u B e g i n n u n s e r e s J a h rh u n de r t s b ot d i e
W e l t c h r i st e n h e it e i n v erwirre n d - d e s o l at e s B i l d e in e r k a um z u d u r c h s c h a u e n d e n
V ie l he it v on e i n a n d e r getrennt er ,
je
i n s i c h g e k ehrter ,
i n gegenseitiger
K o n k u r r e n z u n d n i cht s e lt e n a u c h v er s t e i n e rt e r F e i n d s e l i g k e it b e fi nd l i cher
K ir c h e n
und G r u p pe n .
Dann aber ,
u n v e rmittelt w ie e i n W u n d e r d e r G e s c h ichte ,
bewegung e i n :
getra g e n ,
Bewegung
Mission
s e t zt e e in e G e g e n ­
z uerst n a c h dem E r s t e n W e l t k r i e g v o n e i n z e l n e n I n it ia t i vg r u p p e n
dann aber ,
v o r a l l em n a c h dem Z w e i t e n W e l t k r i eg ,
d e r Kirchen a u f e i n a n d e r z u .
war n u n d a s Z ie l ,
G e m e i n s ames H a n d e l n
a l s w e lt w e i t e
in D i a k o n i e und
d a s immer mehr C h r i s t e n b e f l ü g e lt e ;
z u g l e i c h aber
a u c h " e r n st h a ft e G l a u b e n s g e s p r ä c h e z w i s c h e n d e n g e t r e n n t e n K ir c h e n ,
t i e f e n G r ä b e n u n d M a u ern womö g l i c h
l e b e n d i g -w i r k s a m e Gemei n s c h a ft
z u ü b er w i n d e n ,
zwischen
um a l l d i e
d i e s e it J a h r h u nd e r t e n j e de
ihnen b l o c k i e re n .
In zwischen sind
h e u t e a l l e v er s c h i e d e n e n K i r c h e n u n d k ir c h l i c h e n Geme i n s c h a ft e n r u n d u m d e n
E r d b a l l i n s o l c h e G e s p r ä c h e e i n g etrete n ,
j e miteinander b i l ateral ,
wie auch
a u f d e r E b e n e d e s Weltrats d e r K ir c h e n m u l t i l a t e ra l .
B e d e u t u n g d e r ö k u m e n i s c h e n Bewegung
Es ist gut
und
s e h r w i c ht ig ,
sich n i cht in d e r Situation
des g e g e nw ä r t i g e n A u ­
g e n b l i c k s h i e r i n D e ut s c h l a n d etwa
z u v er f a ng e n ,
o b e r f l ä c h l i ch
" st a g n i e r e n d e n Ö k u m e n e "
a u f e in m a l v o n e in e r
wo m a n n u r a l l z u r a s c h u n d
zu sprechen begon­
n e n h at .
V i e lmehr s o l lten wir d e n B l i c k o f f e n u n d w e i t a u f d i e G e s amtbewe g u n g
r ic h t e n .
D a n n m e r k t m a n näml i c h ,
wieviel n a c h i m m e r h i n j a hr h u n d e rt e l a n g v er ­
s t e i n e r t e n T r e n n u n g e n - i n d e r s e h r k u r z e n Z e it s p a n n e n u r w e n i g e r J a h r z e h n t e s i c h t a t s ä c h l i ch bewegt ,
s i ch v erä ndert ,
n e u g e s t a ltet h a t .
M a n v er s t e ht s o
a u c h a l l e r e r s t d i e B e d e u t u n g d i e s e r o f f i z i e ll e n G l a u b e n s d i a l o g e e i n z us ch ä t z e n ,
v er s t e ht z . B . ,
d a ß h i e r n icht a l l e H ü r g e n im Sturm g en o m m e n w e r d e n k ö n n e n ,
sondern d a ß ,
j e näher m a n s i c h k ommt ,
anderzugehen
i n n e r h a l b d i e s e r G l a u be n s g e s p r ä c h e u n d i n j e z entra l er e B e r e i c h e
m a n v o r stößt ,
j e m e h r Erfolge e s a l s o g i bt i m A u f e i n ­
u m s o m e h r B e d a c ht s a m k e it u n d G e d u l d v o n n ö t e n i s t ;
und d a ß
g e r a d e d i e s e b e h a r r l i c h e Stet i g k e it d e r D i a l o g e e i n Z e ic h e n ö k u m e n i s cher
E r n s th a ft i g k e it u n d D u r c h h a ltek r a ft i s t - und d i e s a u fg r u n d b e w ä h r t e r N ä h e .
N ic h t z u let zt a b er b e g r e i ft m a n so ,
d a ß u n d w i e in d i e s e r g a n z e n ö k um e n i s c h e n
B e we g u n g d e r M e n s c h e n o f f e n s i c h t l i c h G o t t s el b st u n t e r u n s a m W e r k i s t ;
- 61 -
daß
- 3 Er in die Geschichte seiner Christenheit eingegri ffen h at ; wie Er es von
Anfa ng a n in der Ges chichte seines Volkes immer wieder getan hat , um falsche
Wege z u korrigieren , Ve�steinerungen zu lösen und aus der Konfusion der
Menschen neue Wege � u öffnen , die dann sein Weg werden . Die Entstehung und
Entwick lung der ö k umenischen Bewegung ist eines d i e s e r Eingriff-Wunder Gottes .
Sie ist g a n z s i cher das herausragende Geschehen der Kirchengeschichte u nseres
Ja hrhunderts . Und wenn man das sieht , legt sich die Frag e nahe : Wa s will Gott
damit von uns?
Worum es in Europa j etzt geht
Als deutliche Antwort a u f diese Frage k l ingt aus dem Joha nnesevangelium der
Schluß des Gebetes Jesu z u uns herübe r : " Au f daß a l l e e i n s seien , wie D u ,
Vater in mir und ich in D ir , so sollen sie in uns e ines sein . " Das Ja hrt a usend
der Trennungen und Spa ltungen soll j etzt endlich z u . sein em Ende k ommen . I n
unserer p o litisch u n d wirtschaftlich immer rascher z u sammenwa chsenden Welt mit a llen damit verbundenen Problemen - ist es notwendiger denn j e , daß die
Christen aller K irchen mit einer Zunge zu sprechen lernen und a l s Familie der
Kinder Gottes beispielha ft vorleben , wie nach Gottes Heilsplan e i nma l d i e Völ­
kergemei n s c h a ft a l s Ganze in Gotte.s Reich z u sammenleben s o l l . Zum Zeugnis der
Wahrheit des christlichen Glaubens , vor allem i n der zune hmenden Verwelt­
l i chung unserer europäischen Lebenswe lt , bedarf e s e iner stark e n , lebendigen
Ökumen e . Die ö k umenische Bewegung ist nicht nur für unsere Kirchen selbst ent­
standen , sondern " damit die Welt g l a u b e " . Sie hat eine missionarische Ausrich­
tung . Ob man d a s " Neuevangelisation" oder "missionarisches Zeugn i s " nennt ö k umenische Gemeinsamk eit ist j edenfalls die entscheidende Vora ussetzung dazu ,
daß d a s Eva ngelium im neuen Europa neu gehört u n d a ngenommen werden k a n n .
Es wäre sicherlich ein Zeichen in die falsche R i chtung , wenn sich j etzt der
Katholizismus einerseits und der Prote stantismus a n dererseits j e getrennt
voneinander , auf je eigenen Wegen nationalistis cher Traditionen von e hedem , in
e i fersüchti ger Konkurrenz Einfluß auf die j ewe i l i g e Leben swelt als Ganze z u
gewinnen s u chen würden . Missionarische P r ä s e n z k a n n nur in ökumenischem
Miteinander gewonnen werden . Und wo Ök umene zwischen Christen verschiedener
Konfessionen und verschiedener Traditionen bislang u n b e k a nnt wa r - wie d a s in
manchen Lä ndern Osteuro p a s in der Tat ist - , muß sie z u praktiz ieren n e u
gelernt werden . Mehrheit s k irchen m ü s s e n Minderhe itsk irchen überh a u pt Bea chtung
schenken lernen , müssen ihnen Raum geben , Minderheitskirchen müssen das er­
erbte Mißtrauen gegen d i e mä chtigen Großen a bb a u en . Vorb i l der ö k umenischer
- 62 -
- 4 Gemeinsamk e it sind d a s Gebot der Stunde in Europ a , nicht konfessionelle g e ­
samteuropäische Blockbildungen u n d k o n k urrierende Strategien .
"Wenn du d e i ne Gabe a u f dem Altar op ferst , und dort wird dir gewa h r , d a ß dein
Bruder etwa s gegen dich hat" - sagt Jesus in der Bergpredigt- , "so l a ß dort
v or dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem
Bruder . D a n n erst komm und bring deine Gabe ! " ( Mt 5 , 2 3 - 24 ) . Das gilt n icht
nur für e i n zelne Christen , sondern auch für K i r�hen . " Versöhnte Verschie­
denheit" nennen wir Lutheraner das im Blick auf d a s , wa s ö k umenisch vor­
dringlich i st .
E s würde s i c h v on hier aus nahelegen , j etzt zunächst einen Blick a u f d i e s o
widersprü c h l i che ökumenische Situation in Osteuropa zu werfe n : a u f d i e großen
Chancen , die s ich durch die plötzlichen , so tiefgreifenden politischen Ver­
änderungen für die K i rchen ergeben - aber zugleich auch auf die ebenso r a s c h
a u s g ebrochenen konfessionell-kirchlichen Spannungen zwi schen Orth odox e n ,
U nierten u n d Katholik e n ; und a u f die unselige Verquickung von Nationa lismu s ,
Konfession a l i smus im j ugoslawischen Bürgerkrieg ; a u f die energischen Versuche
des Papste s , seine Kirche zusammen mit allen " Menschen guten Willen s " z u einer
großen miss ionarischen Anstrengung z u bewegen , g e leitet v on der Vision einer
gerade v om osteurop ä ischen Christentum a u sgehenden Erneuerung von christl ichem
Glauben u n d christli cher Kultur für ganz Europa - und dem raschen Wiedera u fbau
des a lte n , traditionell- katholischen Kirchentums aus den Trümmern der es
j ahrzehntelang niederhaltenden sozialistis chen Regime in Pol e n , der
Tschechoslowakei und Ungarn , a u f d i e z um Teil bedrückende Lage kleiner protes­
tantis cher Minderheiten in diesen L ä ndern und d i e ganz a ndere L a g e d er
protestantischen Mehrheit und katholischen Minderheit im Osten der neuen
Bundesre p b u li k ; a u f die Z ielsetzungen der für dieses J a hresende g ep l a nten ge­
samteuropä ischen Katholischen Bischofsko nfere n z u n d a u f die der zur g leichen
Zeit zus ammengerufene Konferenz v on Vertretern aus a l len e v a ngelischen Kirchen
Europ a s .
Im B l i c k a u f all diese Bewegungen und Verengungen wäre von der großen Bedeu­
tung z u reden , die j etzt eigentlich d i e ökumenische Bewegung haben s ol lte ,
gewinnen müßte .
Doch ich h a b e mich in diesem Bericht nun a u f e i n Thema zu k on zentrieren , d a s
s c h e i n b a r w e i t a b von diesem Wirbel a k tueller Entwi c k lungen liegt , - in Wir k ­
l i c h k e it a b er f ü r d i e Z u k unft d e s ö k umenischen Verhältnisses zwischen d e r
- 63 -
- 5 e v a ngel ischen und der katholischen Kirche von sehr großer , j a v i e l l e i cht ent­
s c h e idender Bedeutung ist : die Studie über die sogenannten " L ehrv erwerfungen"
des 1 6 . Ja hrhunderts und den Beginn der verantwort lichen Rezeption d i e s e s
D o k umentes d u r c h die Kirche n .
I . Das Dokument über die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts und die Stel­
lungnahme des Arbeitsausschusses der VELKD
1. wLehrverurteilungenw : Was sie bedeuten und wie sie aufgearbeitet werden
können
M it dem Ausdruck " Lehrverurte ilungen" sind Verurt e i lungen g emeint , d i e die
K irchen der Reformation gegen Irrlehren der damaligen katholischen Kirche und
diese gegen Irrlehren j e ner ausge sprochen haben , und in denen d i e ents cheiden­
den Gründe a ngegeben werden , warum die Kirchen wechse lseit i g die K irchenge­
m e i n s c h a ft a l s zerbrochen gesehen haben . In Form und Aussagerichtung s ind
diese Verurte ilungen zwar v·oneinander verschieden . I n den reformatorischen Be­
k en n t n i s schriften geht es um die positive Da rlegung der e igenen L ehre a l s Ver­
k ü n d igung der einen , ursprünglichen Wahrheit des Evangel iums n a c h der He i l igen
Schrift ; und die mancherlei Polemik gegen die Kathol i k en , so s chroff u n d
scharf sie o f t auch ist , dient h i er der Pro fil ierung d e r e i g e n e n Lehre . I n d e n
B e s c hl ü ssen des Konzils v o n Trient dagegen geht es um die Abwe i s u ng und Be­
streitung der Irrlehren der Reformatoren zum Zwecke der Verteidig ung der ei­
genen Position . Darum sind hier regel rechte Verdammungssätze d i e Ha uptsa che ,
in denen diej enigen mit dem Anathema belegt werden , die s i c h zu best immten
Sätzen b e k ennen , die die katholische K irche damit als I rrlehre g e k e n n z ei chnet
hat . Und die lehrmäßigen Ausführungen , die diesen sogenannten Canones a l s
" K a p it e l " vorangehen , haben nur ' e x p l i z ierende Bedeutung .
So oder so aber stehen diese Lehrverurteilungen in Texten hoc hverbindlichen
Chara kters . So wie sie la uten , haben s i e durch die weiteren Jahrhunderte h i n ­
durch b i s heute fundamentale Geltung . Pfarrer werden bei i h r e r Ordinat ion ,
Synoden u n d Kirchenleitungen bei ihrer Einführung darauf verpflichtet , - wie
ebenso auch umgekehrt die Ämter und Organe der katholischen K i r ch e , b i s
h i n e i n i n deren Kirchenrecht .
" Lehrv erurt e i l u ngen - kirchentrennend? "
Wenn nun aber Kirchengemeinschaft im Gottesdienst ihre Wur z e l h a t und d arum
d a s entscheidende Ziel der ökumenischen Bewegung die Wiedergewinnung gottes-
- 64 -
- 6 -
dienstlicher Gemeinschaft ist und sein muß , d a n n ist völlig k l ar , daß d i e Weg­
räumung d i eser Grenzbarrieren die vordringliche Vora ussetzung d a z u ist . D e n n
man k a n n nicht d a s Abendmahl a l s das Mahl der Gemeinschaft ( 1 . Kor 10 , 1 6 f )
miteinander feiern und zugleich eina nder in wichtigen Fragen des G l a u b e n s
verdammungswürdige Irrlehre vorwerfen .
So haben beide Kirchen seit 1980 beschlossen , ernsthaft zu prüfe n , ob diese
gemeinsame Altlast n i cht zumindest soweit a b z utragen ist , daß der v erbleibende
R e st von D i fferen z e n n icht mehr von k irchentrennendem Gewicht ist . Nach dem
ersten Deutschland-Besuch des Papstes Johannes P a u l 11 wurde d a z u e i n e
" G emeinsame Ö k umenische Kommission" ( G Ö K ) berufe n , bestehend a u s e v a ng e l i s ch e n
und katholische n 8ischöfen sowie einem Vertreter d e s v a t i k a n i s c h e n E i n h e i t s ­
se kretariat s . Diese Kommission h a t wiederum d e m " Ö k umenischen Arbeits kreis
eva ngelischer u n d katholischer Theologe n " , einem seit Jahrzehnten i n ö k ume­
n isch-theologischer Arbeit bewährten Gremium von B i schöfen und
Theologieprofessoren , die Aufgabe übertragen , eine entsprechende Studie zu
erarbeiten .
·
Nach v i er J a hren a ußerordentlich i nt e n s iver Arbeit legte die ser Arbeitskreis
seinem Auftraggeber ein Dok ument vor , d a s 1986 unter dem Tite l " L ehrverurte i ­
l u n g e n - k irchentrennend? Rechtfert igung , Sa kramente und Amt i m Z e it a lter der
Reformation und heute" veröffentlicht worden ist . I n einem " Schlußbericht"
übergab die Gemeinsame Ö k umenische Kommission dann dieses Dokument d e n L e i ­
tung sgremien d e r b e i d e n Kirchen , mit einer kurzen eigenen Bewertung und d e r
Bitte , n a c h gründlicher Prü fung " v erbindlich a u s z usprechen , daß d i e Verwer­
fungen des 16 . Jahrhunderts den heutigen Partner n i cht treffen , insofern seine
Lehre n i cht v o n dem Irrtum bestimmt ist , den die ( damalige) Verwerfung ab­
wehren wol lte" ( L V 1 9 5 ) .
" R e z eption durch die Kirche n "
D e r B u n d E v angelischer Kirchen in d e r DDR , die V E LK D u nd die Arnoldshainer
Konferenz haben daraufhin j eweils Arbeitsgruppen berufen mit dem Au ftra g , eine
Stellungnahme z u dem Dokument a u s z uarbeiten , die den Sy noden der L a ndesk irchen
als Grun dlage ihrer Beschlußfassung d i enen können . Alle drei Grem ien haben
diese Au fgabe i n zwischen erfüllt . D i e Ergebnisse z eigen einen bemerkenswerten
Grad von Ü bereinstimmung . Sie erkennen
einen großen substantiellen
Fortschritt i n der Annä herung i n Glaubensfragen , die im 16 . Jahrhundert v on
gewichtiger Bedeutung für die Trennung der Kirchen gewesen s i nd . Sie k o nsta - 65 -
- 7 tieren a ber auch verbleibende Differen z e n ; u n d wie gewichtig diese e i n z u ­
schätzen sind , h ä ngt wiederum entscheidend d a v o n a b , o b und wieweit d i e katho­
l ische K irche den im Dok ument gegebenen Interpretationen und Argumentationen
/
ihrerseits z ustimmen k a n n . In sofern hängt vieles v on der k atholischen Stel­
l u ngnahme a b , die leider noch nicht - wie ursprünglich ins Auge gefaßt war zeitgleich mit den evangelischen Stel l ungnahmen er s chienen ist . Da a n z unehmen
ist , daß auch umgekehrt die katholische Ste l l ungnahme für manche Urteile die
entsprechende Reaktion der evangelischen K irchen benötigt , wird e s zweifellos
bis z u einer endgültigen Antwort von beiden Seite noch einmal eine Zwischen­
runde der j eweiligen Auswertungen der ersten Reaktionen geben .
Ich sage das , um von vornherein eilfertige Erwartungen z urückzuha lten . Es geht
immerhin um Frag en , die die Bekenntnis identität der ' K irchen berühren , und
deren Beantwortung darum entsprechend vera ntwortu ngsvolle Sorgfalt erfordern .
Deswegen , ist gewissen heute verbreiteten Tendenzen , theologische Prä zisie­
rungen für unerhe blich z u halten und a u f " d i e Stimmung a n der B a s i s " mehr z u
g e b e n als a u f mühsame F a chgelehrsamke it , entschieden z u widerspre chen . Daß
Stimmungen der öffentl ichen Meinung rasch umschlagen könne n , erleben wir ge­
genwärtig n i cht nur im politischen Bereich , sondern a uch im ö k umenischen Z u ­
sammenhang s e lbst , wo sich n e b e n und z ug leich m i t F orderungen nach raschen
Fortschritten zur E i n ig u ng der K irchen a u f e i nmal auch wieder k o n fessiona li­
stische Motive z u Wort melden .
Zum Gutachten der Göttinger F a kul tät
Darin
ist dem Gutachten der ' Göttinger Theologischen F a k u ltät nachdrücklich
z u z ustimmen , das diese zu dem Dokum � nt " Lehrverwerfungen - k irchentre nnend?"
Ende letzten Jahres unter dem Titel " E inig i n der Rechtfertigungsl ehre? " ver­
öffentlicht hat . Es wird hier mit großem Ernst a n die Treuepflicht u n serer
lutherischen Kirche , die I d entität ihres Bek enntnisses z u bewahren , g emahnt .
Darum werden d i e Ausführungen und be sonders d i e Schlußfolgerungen d e s
Dokuments im Blick a u f ö k umenische K onsens- oder K o nvergen zmög l i c h keiten mit
besonders scha rfer Kritik geprüft . Im Ergebn i s widersprechen die Göttinger
Professoren mehr , als daß sie für a k zeptabel halten , wa s im Dokument als für
beide Kirchen mögliche Wege der Ü bereinstimmung dargelegt wird . Das hat mit
konfessional istischer Engführung n ichts z u t u n . Oie Göttinger versagen sich
der Pflicht zum ökumenischen Gespräch mit der katholischen Kirche an sich
k eineswegs und ha lten es für durcha u s wichtig , daß dieser Dia log v o n seiten
der evangelischen Kirche mit Ernst u n d Beharrlichkeit weitergeführt wird . Aber
- 66 -
- B sie sagen z um Inhalt dieses D o k uments an entscheidenden Stellen Nein , weil sie
meine n , hier k omme die evangelische Seite der katho�ischen a u f eine Weise ent­
gegen , in der die eigene Bek enntnis identität verloren z u werden drohe .
D i e Arbeitsgruppe der VELKD konnte das Göttinger Guta chten nur mehr noch zur
Kenntnis nehmen , nac hdem sie ihre eigene Ste l lungna hme z um Thema " Rechtfer­
tigung" bereits abgeschlossen hatt e . Bei einem Verg l e i c h stel lte s ich a l ler­
dings hera u s , daß zwar in nicht wenigen Kritikpunkten s a chliche Ü bereinstim­
mung b e steht ; und wo das der F a l l ist , .wird es in unserer Stellungnahme durch­
aus
ebenso deutlich a u sgesprochen . Ö k umenischer Dialog bedarf v o l l k ommener
Redlichkeit , ohne die das gegenseitige Vertra uen n icht wachsen k a n n , von dem
der Dialog l e bt .
Z ur Methode ökumenischen Dialogs
Aber u nsere Arbeitsgruppe ( wie übrigens a u ch die beiden a n deren Arbeitsgruppen
des Bundes und der Arnoldsha iner Konfere n z ) unterscheiden sich im Verstä ndnis
der Methoden ö k umenischer Dialoge grundlegend von dem Göttinger Guta chten . Die
E inheit der heiligen , a l lgemeinen u n d apostolischen K irche , wie wir sie im
Credo b e k ennnen , ist eines ihrer Wese nsmerkmale - und zwar deswegen , weil sie
nicht von Menschen herstellbar , sondern im Dreieinigen Gott selbst begründet
ist . Wenn Jesus im hohenpriesterlichen Gebet um die Bewahrung der Einheit
a l ler an ihn glaubenden Christen a l s Geschenk des Vaters b ittet und ihm im
B l i c k a u f die Gesch ichte der Kirche seiner Jünger n ichts so wichtig ist wie
diese ihre Einheit in der E inheit Gottes , dann folgt daraus als Grundsatz für
die getrennten Kirchen : Das Vertra u e n dara u f , daß in d en egeneinanderstehenden
Positionen Gott selbst , in der Wir k l ichkeit seiner Gegenwart in b e iden
Kirchen , E l emente der Einheit und Möglich keiten der E in i g ung offenhä lt , muß
gegenüber dem Bedacht der Kirchen a u f die Unveränderb arkeit ihrer
konfessionellen I d entität den Vorrang habe n . D i e kritische Frage im ökumeni­
scnen Dialog muß darum immer laute n : " Sind gegenseitige Verurt e i l u ngen
wirk lich noch zu verantworten? " , n i c ht aber : " Wa S ist v o n der eigenen
mitgebrachten Bekenntnisposition a u f j eden Fall und v o n v ornherein
unaufg ebbar? " Oder anders gesagt : Ö k umenischer Dia log muß s i ch von dem
Vertrauen darauf entscheidend leiten lassen , daß in der Position der anderen
K irche d i e Glaubenswahrheit verborgen sein kann , um eben deren Bewahrung es in
der Treuepflicht zum eigenen Bekenntnis geht . Nicht a ber darf e s eine
Hermeneutik gegenseitigen Mißtra uens geben , die i n b zw . h i nter Ä u ß erungen des
Partners immer zunä chst eine darin wirksame " Grundd iffere n z " vermutet ,
- 67 -
- 9 durch die sich j ede E inigung letztlich doch wieder a l s haltlos erwe isen werd e .
Oder noch einmal a nders und sehr handfest : Oie eigent l iche I d entität der j e
eigenen Bek enntnisposition muß immer " i n Christus" gesehen und gesu cht werden ,
nicht in den Sätzen und Denkweisen der ererbten Bek enntniposition selbst .
Darum ist in der P o s ition a u c h des ö k umenischen Partners die Wahrheit Christi
immer a u c h z u vermuten - bis zum a ktuellen Erweis des Gegenteils . Eine
Ö k umen e , die auf d i e " K onversion" des Partners a u s ist , kann und darf es nicht
geben , weder v o n katholischer Seite noch a u c h von lutherischer Seite a u s .
Dieses Ziel ö k umenischer Glaubensdia loge : Annäherung b i s zur Ermöglichung got­
tesdienstlicher Gemeinschaft ohne Preisg abe der Treue z um eigenen Bek enntnis bedeutet zweifelsohne ein sehr schwieriges methodisches Problem . Davon spri cht
das Dok ument in se iner E inleitung ( 5 . 19-3 3 ) ; und uns ere Stellungna hme geht
ebenso in einem bewußt sehr ausführlich g eha ltenen einleitenden ersten Teil
a u s führlich darauf ein ( 5 . 7-24 , rosa Papier) .
Die entscheidende Regel ist : Man muß die G l a ubenstra d ition des Partners z u ­
näc hst einma l so g e n a ü k e nnenlernen , d a ß m a n die entsc heidenden eigenen Anlie­
gen a u c h in dessen Sprache und Denkweise a u s zudrücken fähig wird . Und wo es
gerade die Sprache u n d D enkweise des Partners ist , die b i slang eine Annäherung
block iert (wie z . B . in der katholis chen Lehre von der Wesensverwandlung , der
" Transsubstantiation" der Abendmahlsga ben , wo eine ganz bestimmte philosoph i ­
sche Denkweise . bestimmend ist , d i e sich dann dogmat isch a u swirkt ) , da muß eine
neue Sprach- und Denkbasis gesucht werden , a u f der beide Partner ihre
entscheidenden inha ltlichen Anliegen neu formulieren könne n . Und d a z u bietet
s i ch sehr o ft die Sprache der geme insamen Bibel a n , · deren historisch-genaue
Auslegung inzwischen eva ngel ischer wie katholischer E x egese gemeinsam ist .
Beispiel für die Anwendung ökumenisc her Methode
Das g i lt z . B . für s o wichtige Begriffe wie die Rede
vom
Glauben , der eine viel
tiefere Sinnmitte u n d einen ungleich umfa ngreicheren Bed � utungshorizont hat
als in der traditionellen Sprache katholischer Dogmati k . Das hat für die
ökumenische Verständigung dessen , wa s mit " Rechtfertigung a l lein aus Glauben"
gemeint und was damit " n i cht gemeint " ist , entscheidende Folgen . Ä hnlich steht
es mit dem a lttestamentlichen Begriff des "Gedenkens" , womit nicht nur eine
intellektuelle Erinnerung a n a l l d a s , was Gott in der vergangenen Geschichte
seines V o l k es getan hat , gemeint ist , sondern ein b e kenntnismäßiges
Sich-Hineinstellen in d i ese Geschichte , worin Gott selbst a n der Wirklichkeit
- 68 -
- 10 seines Handeins an den Vätern ihre K inder und K indesk inder teilhaben läßt . I n
di esem Sinne hat d a s gottesdienstliche " G edenken" a l s o durchaus d e n Charakter
der Vergegenwärtigung der göttlichen Heilstaten . Von dieser sehr wichtigen
biblischen Basis aus können Luthera ner und Katholiken heute s ich i n die Fragen
des Abendmahlsv erständniss es , die ehemals ausschliessende Gegensätze gewesen
s ind , auf überraschend neue Weise verst ändigen , indem z . B . einerseit s
Katholiken endlich a k zept ieren lernen , d a ß Lutheraner wir klich meinen , d a ß i n
der leibhaftigen Gegenwart Jesu Christi auch d a s He ilsgeschehen d e s Kreuzes
und der Auferstehung in der Abendmahlsfeier selbst gegenwärtig wird , und
a ndererseits Lutheraner a n nehmen k ö n nen , daß Katholiken n i cht meinen , der
Priester am Altar opfere Christus i n e i n em Akt der Kirche nochma ls , sondern
daß es der gekreuzigte und a u ferstandene Christus selbst ist , der mitsamt der
Heil swirk lichkeit seines einen , a llgenugsamen Kreuzesopfers a l s der
Auferstande in der k atholischen Eucharistiefeier gegenwärtig wird .
Ich will damit a n deuten , daß , wenn m a n sich s chon gemeinsam a u f die Basis u n ­
serer Bibel stellt und dort z e ntra le Begriffe geme i n s am richtig versteht , man
ungeheure Chancen hat , D i fferen zen , die durch Jahrhunderte hindurch wesent­
liche Entscheidungsbedeutung gehabt haben , z u überwinden , ohne irgend etwas
E igenes , Wichtiges preiszugeb en . Die B ibel verbindet also . Das emfinde ich ,
a u c h für d a s Jahr mit der Bibel z . B . , a l s eine sehr wichtige Erkenntnis .
Die Benutzung vorangehender Dialogergebnisse
In diesem Sinne lagen bereits Ergebn isse vora ngehender G la u b ensdia loge vor ,
die j et zt bei der gemeins amen Aufarbeitung der Lehrverurteilungen eine
hilfreiche und wichtige Basis sein k ö n nen . Es gehörte zum A u ftrag a n den
ökumenischen Arbeitskre is , a u f diese Dok umente zurü c k z ugreifen . Das ist
wiChtig für die Prüfung dieses Dokumentes über die Lehrv erwerfu ngen , weil
nicht alle j ene früheren Dokumente bereits eine k irchlich-o ffi zielle Annahme
( R ezeption ) g e funden haben . Bei der Stellungnahme zu dem Dokument über die
Lehrverwerfungen müssen a l so z ugleich auch Ü bereinstimmungen aus j enen
früheren Veröffentlich ungen mitgeprüft und beurteilt werden . B e i den meisten
und wichtigsten liegt freilich eine Stellungnahme der VELKD vor . Das gilt
besonders für d ie Studie "Das Herrenma h l " sowie für die Erklärung uhserer
innerdeutschen bilateralen Arbeitsgruppe " K irchengemeinschaft in Wort und
S a krament " . Hier lagen wiederum für u n sere Auftragsgruppe wichtige
Beurt eilungsgrundlagen unserer eigenen Kirche vor , von denen wir Gebrauch
denen wir G e brauch machen k o n nten und G e brauch z u m a chen hatte n . Davon werden
- 69 -
- 11 auch die Synoden unserer Gliedk irchen nicht a b sehen wollen und dürfen .
I c h weise im übrigen auf den E inleitungsteil unserer Stellungnahme a usdrü c k ­
lich hin . Er orientiert in klarer Sprache u n d übersichtl icher G l iederung über
a lle methodischen Aspekte , die für das Verständnis der i n haltlichen Argume nta­
tion des Dok uments und deren Beurteilung wichtig s ind . Besonders hilfreich ist
hier die
Au fstellung der verschiedenen Arten von Urteilsergebnissen im Blick
a u f die Lehrverurte ilungen des 16 . Jahrhu�derts ( S . 16-19) sowie die Aus­
führungen zum verschiedenen Verständnis der Bedingungen für K irchengemein­
schaft als Folge solcher Annäherungen in zentralen Glaubensfragen ( S .
19-22 ) . Schließlich b itte ich darum , vor der L e ktüre d e s a u sführlichen Mittel­
teils ( weißes Papier ) die Grundsätze ( S . 22-24) zur Kenntnis z u nehmen , unter
denen wir un sere Ausarbeitung zu den inhaltlichen D a rlegungen des Dokuments
von Abschnitt z u Abschnitt gle ichartig gegl iedert haben .
Welche Themen behandelt und welche nicht beha ndelt werden
Oie Gliederung des D o k uments erfolgt nach den großen Theme n , zu deren Be­
handlung der Ö AK b e a u ftragt worden war . Es ha ndelt sich um die Themenbereiche ,
die für den Bruch zwischen der katholischen und d e n reformatorischen K irchen
im 16 . Jahrhundert von entsche idender und zentraler Bedeutung g ewesen sind und
es in der Kontroverstheologie zwischen den K irchen auch traditionell geblieben
sind : Rechtfertigung a l lein durch den Glauben , a llein durch die Gnade , a l le i n
durch Christus - Sa kramente - k irchliches Amt . Oie neuen Streitpun kte , die
durch die Konzilsbeschlüsse der römisch-katholischen Kirche im 1 9 . und 2 0 .
Jahrhundert leider noch a l s Barriere hinzugekommen s i nd , s i nd bewußt
ausgespart und späterer Prüfung überlassen worden . Gleiches gilt von
kontroversen Themen , die zwar in der Frömmigkeit von großer k onfession­
trennender Bedeutung waren und sind , wie z . B . d i e Heiligenverehrung , z u denen
es a ber zwischen den Kirchen k e ine a u sdrü c k l ichen Lehrv erurteilungen gibt .
Auch darüber muß es Gespräche zwischen unseren Kirchen g eben . Denn - nach der
a ltkirchli chen Regel
" lex ora ndi - lex credendi" - ist d i e Glaubenspraxis in
den verschiedenen Formen der Frömmig keit für die Geme inschaft zwischen
christlichen Kirchen a l s Themen des ö k umenischen Dialogs n icht weniger wi chtig
als Fragen der Glaubenslehre . Gla ubens lehre und Glaubenspraxis gehören hier
z usammen . I n u n s erer innerdeutschen Bilatera len Arbeit sgruppe s ind wir seit
drei Jahren dabei , in Fortsetzung unserer gemeinsamen Erk lärung
" K irchengemeinschaft in Wort und Sakrament" über das Verständnis von Kirche
unter dem L e itgesichtspunkt " Gemeinschaft der Heiligen" weiter zuarbeiten ,
- 70 -
- 12 wobei unter a nderem a uch di� Verehrung der Heiligen und besonders die der
Gottes Mutter Maria eine Rolle s p i elt . Im übrigen weise ich hier a uch
daraufhin , daß unser Arbeitskreis der Catholica-Beauftragten der Gliedkirchen
der V E L KD ebenfalls über ö k umenische Fragen der Frömmigkeitsformen arbeitet
und d a z u
- in Ergä nzung seiner theologischen Orientierung zur. Bedeutung
Marias aus dem Jahr 1981
-
j üngst ein Heft zum Gebrauch in u nseren Gemeinden
vor a l l em zur Marien- Frömmigkeit i n unserer eigenen lutherisc�en Tradition
sowie zur ö k umenischen Orient ierung veröffentlicht hat ( " Maria , d i e Mutter
unseres Herrn" ) .
Zum Chara kter der Stel l u ngnahme
L a ssen Sie mich in ein paar wenigen Stichproben nun a u f den Mittelteil d e s Do­
k uments über die Lehrverurteilungen eingehen .
D a z u muß ich darauf hinweisen , daß sich unsere Arb eitsgruppe in Vera ntwortung
vor den Leitung sgremien un serer Gliedk irchen - vor a l lem vor den Lan dessynoden
- z u e iner Ü berprüfung des D o k umentes nach a llen Gesichtspunkten wissenschaft­
l i cher Kritik entschlossen hat . Das schließt z . B . eine eigene Prüfung
sämtl icher Verwerfungsaussa gen der e i n z elnen " Ca nones" des K o n z i l s von Trient
sowie a l ler Verurteilungsaussagen i n den lutherischen Bekenntnis schriften ein .
Wir me inten auch , die Erge bnisse die ser unserer eigenen Arbeit ohne Abstriche
in uns ere Stellu ngnahme einbez iehen z u sollen - auch dort , wo wir im Dok ument
s e l bst eine Berü c k s ichtigung vermißt haben . Oie Folge i st : D er Text unserer
Ste l lungnahme ist recht umfangreich geworden , umfangreicher als die entspre­
chenden Texte der Arbeit sgruppen des Bundes und der Arnoldshainer Konferenz .
Und obwohl wir uns große Mühe gegeben haben , nicht nur fa chthe o l ogisch präz is ,
sondern auch möglichst a l lgemeinverständlich zu formul ieren , s i nd wir uns
dessen voll bewußt , daß
wir den Synoden ni cht nur eine theologisch -verant­
wort l iche Orientierung für ihre Stellungnahme übergeben , sondern damit zu­
gleich auch eine Hil festel l u ng , d i e ihnen sehr viel Arbeit z umutet . Aber
lutherische Kirchen dürfen es s ich i n dieser ö k umenisch so wichtigen
Entscheidung keinesfalls leicht m a c he n . Darum war sich unser Ausschuß völlig
einig , lieber eine a n spruchsvolle Stellungnahme vorzulegen , d i e den S y noden
viel Mühe der Mitarbeit zumutet , a ls eine z u leichtgängige Art von Ste l ­
l u ng n a hme , die weder in unseren eigenen Syn oden Vertra uen finden k a n n noch
auch in den L e itungsgremien u n s erer katholischen Partnerk irch e . Wir hoffen
gerade z u , daß auch die Ste l lungna hme der katholischen B i s chofsk onferenz
entsprechend präzis und deta i lliert a u s fa llen wird . Nur so wird e s j e nen
- 71 -
Durchbruch zu ökumenisch tiefer gegründeter Vertrauens b i ldung zwischen unseren
Kirchen geben können , woz u doch das Dok ument selbst die Grundlegung gibt und
wozu der " Schlußbericht" der GÖ K die Kirchen ausdrü c k lich ermutigt hat .
2 . Zum Themenbereich "Rechtfertigung"
Zum Themenbereich Rechtfertigung - das für uns a l lerwichtigste Kapitel - ze igt
das Dokument an entscheidenden Punkten Wege z u einer wirklichen Verständigung
auf, die uns Lutheranern die Möglichkeit redlicher Zustimmung ermögli cht , weil
darin sozusagen " E c k d aten" unseres eigenen Bekenntnisses auss chlaggebend zur
Wirkung kommen . I n unserer Antwort wird dies auch mit großem Dank so ausge­
sprochen - freilich ebenso klar dann auch unter der Vora ussetzung , daß die
katholis che Kirche gerade in diesen Punkten den A u s führungen des Dokumentes
z u stimmen kann . Wenn das ges chehen könnte , wären wir nach 400 Jahren auf
einmal auf einer ganz anderen Basis miteinander .
Es ist z . B . mit dem lutherischen Grundsatz der Rechtfertigung des Sünders
a llein aus Gnade gewiß nicht zu vereinb aren , wenn man sagte , es gäbe dazu z u ­
gleich eine " Vorbereitung" b zw . eine eigene " M itwir kung " , von der d i e Recht­
fertigung mit a bhängig wäre . Das Trienter Konzil hat hier eine vermittelnde
Position eingenommen und gesagt : Ohne Gottes " z u v or kommende Gna d e " kann der
Mensch zwar nichts tun , was z u seiner Rechtfertigung beiträgt .
Mit ihrer
Hilfe j edoch kann und soll er tun , was an ihm ist , um schließlich die volle
Rechtfertigung zu erlangen , die fre ilich wiederum e i n Werk der göttlichen
Gnade ist . Für Lutheraner entscheidend ist , ob j e n e " z u vorkommende Gnad e " d e s
Anfangs a ls e i n e andere Gnadenwirkung gemeint ist a l s die "rechtfertigende
Gnade" am Ende . Wenn das so ist , dann wird hier ein Z u sammenwirken von
göttlicher Gnade und menschli chem Verdienst z um Z i e l der Rechtfertigung für
nötig erklärt , wo z u die lutherische Kirche damals wie heute nur ein klares
Nein sagen kann . Im Dokument j edoch wird erk lärt : " Alle Schritte des Menschen ,
vom ·ersten bis zum letzten , sind Geschenk der Gna d e , weil Christi He ilswerk
der Anfang von allem ist" ( LV 48 , 26-3 1 ) . Wenn das die Lehre unseres
kathol i s chen Partners heute ist , dann wird er von dem Nein des lutherischen
Bekenntnisses nicht getroffen . Dann ist schon j e ne " z u vorkommende Gnade " d i e
eine , volle Rechtfertigungsgnade , von der d e r A p o s t e l P a u l u s stets spricht .
Und das christliche Leben ist dann " a ls Weg von Rechtfertigung her auf
Rechtfertigung h i n " z u verstehen ( Stellungna hme S. 2 7 ) . D a ß es auf diesem Wege
viel für die C hristen z u tun gibt , durch Höhen wie Tiefen hindurch , und daß es
- 72 -
- 14 a u c h ein Wachsen und Reifen im Glauben a u f dem Wege der Pilgrims chaft g i b t ,
das i st in lutherischer Lehre nie bestritten worden .
Auch von e i n em " M itwirken" des Christen mit Gottes Gnade k a n n sehr wohl d i e
R e d e sein , w i e j a a u c h d e r Apostel a n vielen Stellen d a v o n spricht - fre i l i c h
eben a u f dem Grunde dessen , d a ß es immer Gott ist , der d a wirkt beides , d a s
Wollen wie d a s Vollbringen ( Phil 2 , 12 f vgl . Stellungnahme S . 3Df) .
Wenn v o n der Gnade als persona ler , worthaft wirksamer Kraft gesprochen wird ,
d a n n ist a u c h der katholische Verdacht gegenst a ndslos , mit Rechtfertigung s e i
lutherischerseits n u r e i n e bloße Erklärung göttlicher "Gunst " , o h n e j ed e F olge
im christlichen Leben , gemeint (vgl . S . 3 2 ) . Wenn unter Glauben n i cht b l o ß die
Zustimmung d e s Mens chen , sondern die g a n z heitlich-vertra uende Zuwendung z u
Gott gemeint ist , wie im Neuen Testament durchweg vom Glauben gesprochen u n d
i n lutherischer Lehre immer verkündigt worden ist , dann vermag die katholische
Seite darin e i n b e schlossen sehen , was sie traditionell nur i n der Dreiheit von
Glaub e , L iebe u n d Hoffnung z u sehen p flegt .
Rechtfertigung durch den G l a u b e n
und Erneuerung d e s christlichen L e b e n s gehören zweifellos untren nbar z u s amme n .
D och g l e i chwohl bleibt es lutherischer L e hre entscheidend wicht i g , zwischen
Recht fertigung und Erneuerung ( b zw . Heiligung) z u unterscheiden ( vg l . S . 3 5 ) .
Am wichtigsten und für das ökumenis che Verhält nis zue inander am folg enreich­
sten s cheint u n s z u sein , daß im Dok ument klar gesagt wird : Für beide Kirchen
werde d i e Recht fertigungslehre " z um kritischen M a ß st a b , a n dem s ich j ederz eit
überprüfen l a s s e n muß , ob eine kon krete Interpretation uns eres
Gottesverhält n i s s e s den Namen " christl i c h " b e a nspruchen k a n n . S i e wird
zugleich zum kritischen Maßstab für die Kirche , an dem sich j ederzeit
überprüfen l a s s e n muß , ob ihre Ver k ü n d igung und ihre Pra x i s dem , was ihr von
ihrem H errn vorgegeben ist , entspr iCht" ( LV 7 5 , 2 6 - 3 1 ) . Dem k a n n lutheris che
Theologie n icht n0r voll zust immen , sondern dies ist " a us lutherischer S i c ht
ein fundament a l er Fortschritt im ö k umenischen Dialog zwischen unseren Kirchen ,
der n icht genug zu begrüßen ist" ( Stellungnahme S . 4 1 ) .
3 . Zum Themenbereich " Sakramente"
Im K a p it e l über die S a kramente geht es z un ä chst um den Unterschied , d a ß d i e
röm i s c h - katholische Kirche sieben Sa kramente kennt und prinzipiell d a r a n fes t - 73 -
- 15 h ä lt , die lutherische Kirche a ber nur Taufe und Herrenmahl ( sowie teilweise
auch die Beichte ) . Die lutherische K irche kann j edoch diese Differenz so
stehen lassen , ohne daß darin eine k irchentrennende Kraft konstatiert werden
muß , wenn auch die katholische Kirche gleichartig u rteilte . N a ch dem Wortlaut
des entsprechenden Tridentiner Canon 1 wird a l l erdings verurtei lt , wer nicht
alle sieben katholischen Sakramente a nerkennt . Doch legt das D o k ument diesen
Ca non so aus , daß er d i e lutherische
Kirche nicht wirk lich treffe , wei l
einerseits a u ch die katholische Lehre Taufe und Herrenmahl a l s die " größeren
Sa kramente" gegenü ber den übrigen hervorhebe und a n dererseits die evangelische
Kirche faktisch als Segenshandlungen e b enfalls v o l l z i ehe , was in der
k athol ischen Kirche Sakramente genannt wird . Unsere Stellungnahme fügt hinzu :
" E ine weiterführende Hilfe stellt es u . E . dar , wenn die unterschiedl ichen
k irchlichen Handl ungen einzeln in ihrer Besonderheit und ihrem
gottesdienstlichen Vollzug gewürdigt und als Leben aus der Taufe verstanden
wird" ( S . 5 1 ) .
F irmung und Konfirmation
Z u den Einzelaussa gen des Dok uments ü ber die Sak ramente wird in unserer Stel­
lungna hme gleichwohl z . T . harte Kritik geübt . Die e v angelische Konfirmation
ist zwar in ihrem Kern eine Segenshandlung , aber kein Sakrament wie die katho­
lische F irmung . Sie ist wohl auch Z uspruch des He iligen Geistes zum Wegg eleit ,
aber k e ine von der Geistgabe der Taufe verschiedene Gabe eigenen sakramentalen
Charakters ; und sie g i lt fürs Leben u n d ist e i n nicht wiederholbarer Akt ,
nicht aber a u fgrund eines s a k ramenta l vermittelten geistlichen " Prägemales"
( character indelebil i s ) . Sie z ä h lt z u den sogenannten " Amtshandlungen " , die
dem Gemeindepfarrer obliegen , während die katholische F irmung dagegen dem
Bischof vorbehalten ist . Das sind alles D ifferen z e n , die in ihrer Wertigk eit
noch näher geklärt werden müssen , zumal e ine gleichartige Praxis vrliegt ,
deren Sinngehalt man im Gespräch miteinander erörtern muß . Hier sind wir noch
nicht in einem Konsens .
Kra n k ensalbung
Was die Kra nkensalbung betrifft , so i st es eine wichtige R e form durch das 1 1 .
Vatikanische Kon z i l , daß sie ni cht mehr den Charakter des Sterbesakraments
hat . Doch wenn die VELKD gerade im vergangenen J a hr die Möglichkeit einer
Kra n k ensalbung in der Agende vorgesehen hat , so doch als eine von mehreren
F ormen seelsorgerlicher Zuwendung z u Kranken und nicht als S a krament ,
ohne
dessen Empfang z u sterben als ein s chmer z l icher Mangel z u empfinden ist , wie
dies in katholischer Frömmigkeit noch weithin empfunden wird .
- 74 -
- 16 Buße
Die Buße ist nach den l utherischen Be kenntniss chriften zwar e i n sehr wichtiges
Gnadenmittel , sofern es um die persönlich zugesprochene Sündenvergebung geht .
S i e wird im allgemeinen nur deswegen n i cht zu den S a kramenten g e zählt , weil
ihr z um wirksamen Wort das entsprechende Zeichen fehlt . Die entscheidende
Frage an die römis ch-kath o l i sche K irche ist darum hier n icht d i e Anerkennung
a l s Sakramen t , sondern vielmehr , " o b sie sowohl d a s römisc h � k atholische
Bußsa krament als auch die unterschiedlichen Weisen der Buße i n der
evangelischen K irche theologisch a l s Rück kehr zur Taufe . . . a nsehen kann" ( S .
4 5 ) . Da für eröffnet das Dokument eine gewisse Aussicht ( L V 7 2 , 26-30) . A b er
a u c h wenn hierin E i nigung zu von uns einzeln , a ber a u c h für unsere Kirchen
insgesamt .
D ies hat a u c h Papst Johannes Paul 1 1 in zwei Ru ndschreiben heraus gestellt , die
i n ihrem Ernst , ihrer seel sorgerlichen Konkretheit und i n der g a n z großen
Z uversicht , die diese Briefe a usstrahlen , auch für uns E v a ngelische ein
eindr ü c k l iches Zeugnis wacher pa storaler Verantwortlichkeit sind und - s o
denke ich - u nsere v o l l e Z u stimmung und Unterstützung verdiene n .
Die Missions-Enzyk l ika
Am 7 . De zember 1990 ers chien " Redemptoris Missio" . Hier geht es erstens um
einen leidenschaftlichen Appell a n die missionarische Verantwortungs­
bereit s c h a ft der Christen in aller Welt : sowohl im Blick a u f d i e M i s s ionierung
der immer noch z a h lreichen Menschen i n verschiedenen Regionen der Welt , d i e
d a s E v a ngelium noch nicht gehört haben . I h r e Z a h l i s t immer noch sehr groß , j a
sie wächst ! Die He iden-Mission sei und b l e i b e eine zentra le und g e r a d e in
unserer Gegenwart hochaktuelle Aufga be der Kirche Christ i . D a b e i g ehe es heute
wie z u allen Z e it e n zuvor sehr wohl um das Ziel der Bekehrung z u m Glauben an
d e n Dreieinigen Gott ; und diese Aufgabe dürfe ni cht durch eine falsch
verstandene moderne Toleranz idee verwässert werden - a l s könne e s n u r ' noch um
'
partnerschaftliche Dia loge mit Vertretern , a nderer Religionen g ehen . Der Dialog
ist sehr wichtig - a b er Dialog und Mission müssen unters chieden werden ,
Dia loge können Mission nicht ersetzen ( S . 56 f f ) . Und eine Besorgnis vor
" Proselyt ismus" sei in der Mission g a n z fehl a m Pla i z ( S . 48f) .
Die zweite Form der dem Christen a u fgetragenen Mission - s chreibt der P a p st ist d a s persönliche Zeugnis lebendigen Lebens a u s dem G l a u be n . Dies ist j a
schon im Urchristentum die stärkste Wirkung der Mission g ewes e n . "Wir können
- �5 -
- 17 � icht die Be k ehrung predigen , wen wir uns nicht selb st j eden Tag bek ehre n " ( S .
5 0 ) - i n der Tat , das ist eine zentral evangelische Mahnung !
D i e dritte Form der Mission schließ lich bez ieht s ich a uf die besondere L a ge
west l i cher Industriegesellschaft e n . Im Unters chied zur Lage von
E ntwicklungsländern , in denen oft d a s missionarische Zeugnis der j ungen
Kirchen besonders lebendig und wirkkräftig ist , leiden die wohlhabenden Länder
an e iner " Ü berentwic k l u ng " , die s i c h in " g eistlicher und mora lischer
Verarmung" auswirkt ( S . 6 0 ) . H i er solle man sich nicht scheuen , von der
Notwen d igkeit einer " N e u - b z w . Wiederevangelisation" z u sprechen ( S . 3 6 ) . Was
für eine Enttäuschung bedeutet es für einen frisch Bekehrten , "wenn er , der in
d i e k irchliche Gemeinschaft eingetreten ist , dort ein müdes , freudlose s , nicht
erneu erungsbereites Leben a nträfe ! " ( S . 50) . Aber voll ungebrochener Hoffnung
s chreibt Johannes P a u l : "Wenn m a n die heutige Welt oberflä chlich betrachtet ,
ist m a n nicht wenig betroffen von den negativen Tatsa chen , d i e zum Pessimismus
führen können . Aber dieses G e fü h l ist nicht gerechtfertigt : Wir glauben an
Gott , den Vater und Herrn , a n seine Güte und Barmherzigkeit . Unmittelbar vor
Ausbruch des 3 . J a hrtausends der Erlösung ist
Gott dabei , einen großen
christlichen Frühling zu bere iten , dessen Morgenröte ma n schon ahnend er kennen kann" ( S . B l ) . Die Spirit u a l it ä t , die · die Mission braucht , sollte sic h
von Christi Weg der Erniedrigung
und des Gehorsams bis z um Tod ( Phil 2 , 5 - 8 )
insp irieren la ssen : " E s ha ndelt s i c h um eine tiefe Entsagung , j a Selbstent­
leer u n g , die j edoch von Liebe durchdrungen zum Ausdruck der Liebe ist . Die
Mission durchlä uft denselben Weg u n d hat ihren Z i elpunkt am Fuße des Kreu zes"
(S. 8) .
B e i a l lem , was man a l s evangelischer Christ an sehr krit i s chen Anfragen im
B l i c k a u f manche Entscheidungen und Han dlungen dieses Papstes a u f dem Herzen
hat , sollte man solche Töne echt u n d tief evangeli scher Gesinnung und
Spiritua lität nicht überhören !
Die S o z i a l - E n zyklika
E i n zweites wichtiges Rundschreiben des Papstes ist am 1 . Mai dieses J a hres
erschienen : " C entesimus a n n us " . S i e ist zum 100 . Ja hrestag der ersten
So z i a l - Enzyklika des Papstes Leo X I I I . erschienen , " Rerum novarum" aus dem
Jahr 189 1 . H i er ist in Reaktion auf d i e tiefgreifenden Sozia lprobleme der
expand ierenden ·modernen Industriegesellschaften nicht weniger a l s eine
Grundlegung katholischer Soziallehre vorgelegt worden . Zwar hat Johannes P a u l
- 76 -
- 18 -
11 bereits vor v ier Jahren zur sozialen Problematik der gege nwärtj g e n Weltlage
in bemerkenswert deut l i cher Weise Stellung genommen und die traditionelle
S o z i a l l ehre a u f die Ebene der Welt-Entwicklung sprobl ematik gehoben . Ü ber diese
E n z y k l i k a unter dem T itel " So l li citudo rei soci� l i s " ( 3 0 . D e z ember 1 9 8 7 ) habe
ich der General s y node seinerzeit berichtet . Der P a p st hat n u n die dort bereits
a usge führte F ortschreibung der S o z i a l l ehre seines Vorgängers Leo XI I I . noch
einmal bekräftigt - a u s gehend von der neuen Lage des politischen Ruins des
marxistisch- leninistischen Sozia lismu s , der von Anfang a n eine der beiden
großen Gegenpositionen war , gegen die sich d i e S o z i a llehre der katholischen
Kirche immer g e richtet hat . Aber statt den Z u sammenbruch dieses den
unendlichen Wert des Menschen vera chtenden Zwa n g s s y stems bloß z u begrüßen ,
faßt Johannes P a u l 1 1 . zugleich den zweiten großen Gegner in den Blick , den
Liberalismus und Kapital ismus . Denn e r sieht n u n d i e große Gefahr , d a ß dieser
i n den Leerraum , der durch den Z u sammenbruch des S o z i a lismus - besonders auch
in vielen Ländern der Dritten Welt - entsta nden ist , v o l l eindringt und z u r
vorherrschenden Ma cht wird . Angesichts d e r kata strophalen s o z ia len L a g e der
meisten E ntwi c k lungsländer wäre ein solcher Fortgang der Sozia lgeschichte der
Welt eine nicht gering ere Gefahr als die , die ein Sieg des Sozia lismus
bedeutet hätte . So geht es dem Papst um eine ernste Warnung und z u g l e i c h um
Ansätze zu einer Fortentwick lung des Ka pitalismus durch die Aufnahme von
Grundaspekten sozialer Verantwortung i n die Stru k tur seines wirt s c h a ft l ichen
Denkens und H a ndeIns . Man könnte mit guten Gründen sagen : H i er l iegt eine
Ausweitung des Konzeptes " s ozialer Marktwirt s c h a ft " auf d i e Weltwirtschaft
vor , und zwar insbes ondere im Blick a u f die so hocha ktuelle sogenannte
" Nord - S ü d " -Prob lematik . I n diesem Sinn hat diese neue S o z i a l - E n z y k l i k a des
Papstes übera l l in der Welt starke Bea chtung g efunden , v ie l Z u stimmung , aber
auch harsche Kritik . Liest man die neue Weltwirt s c h a fts -Denkschrift der EKD im
Verg leich mit " Centesimo anno" , so l a ssen sich ü berraschende Paralle l itäten in
der Probl emste l l ung und weitgehende Ü bereinstimmungen i n der Zielrichtung der
Arg umentation festste l len . Darum ist das z eitliche Z u sammentreffen die ser
beiden grundsät z l ichen Stel lungnahmen nicht nur ein g lü c klicher Zufa l l ,
sondern auch ein ökumenisch bea chtenswerter F a kto r . Es wird eine wichtige und
lohnende Aufgabe ök umenis cher Theologie der nächsten Jahre sein , diese beiden
Stel lungnahmen n i cht nur im Blick auf ihre k on k reten s o z ialpolitischen
Ergebnisse , sondern vor a llem auch im Blick auf d i e j ewe iligen theologischen
Begründungen zu verg l e ichen .
- 77 -
- 19 Ger Vatikan zur kirchlichen Berufung des T heologen
I c h sollte und wollte in meinem diesj ährigen Bericht eigentlich a u c h noch auf
die sogena nnte " I nstruktion ü ber die k irchliche Berufung des Theologen"
e i ngehen , die im Mai d . J . von der G l a u benskongregation an a lle Bischöfe " u n d
ü b e r sie a n die Theolog e n " ( 5 . 3 ) ergangen ist . Es g e h t h ier um n i chts weniger
als eine grundsätzliche Verhältnisbestimmung zwischen k atholischer Theologie
und k atholischer Kirche , genauer um das Verhältnis zwischen der
Forschungsfreiheit katholischer Theologie und der Notwe ndigkeit · ihrer
Unterordnung unter das Lehramt ihrer Kirche . Hier hat es i n l e t zter Zeit a k ute
Auseinandersetz u ngen gegeben , n icht nur in Deutschla n d , s o ndern a u c h in
a nderen L ä n dern Europas sowie Nord - und Südamerik as .
Darum g i bt es s e it dem
Erscheinen die ser I nstruktion eine sehr lebhafte Disk ussion unter k atholischen
Theologen und zwischen ihnen und ihren Bischöfen . Es wird hier zwar gewiß
grundsät z l i ch n ichts Neues gesagt . Die Rückbindung wissensch a ft l i cher
Theologie an die vorgeg ebene Wahrheit des Eva ngeliums hat im R a um der
katholischen K irche immer eine institutionelle Konkretion gehabt .
Doch die sehr deutliche Erinnerung b z w . E in s c h ärfung , wie sie diese
I nstruktion iri der gegenwärtigen Situation g i bt , hat zweifellos a u c h eine
a ktuelle S p it z e . D a s ist sic her der Fall bei Sätzen wie d iesen : " Die Moral
kann Gegenstand des authentischen Lehramts sein , weil das Evangel ium als Wort
des Lebens den g a n z e n Bereich .des menschlichen HandeIns a n regt und bestimmt
Aufgrund des Bandes , das zwischen der Schöpfu ngs - und Erlösungsordnung
besteht und wegen der Notwendigkeit , das ganze Moralgesetz um des Heiles
willen z u kennen und z u befolgen , erstreckt s i ch die Zuständigkeit des
Lehramtes a u c h auf den Bereich des Naturgesetzes
E s ist G l a u benslehre , daß
diese mor a l ischen Normen vom Lehramt unfehlbar gelehrt werden können" ( N r .
1 6 ) . Manche meinen , hier werde die Mora l-Theolog i e n i cht n ur gemahnt , s i ch
a u c h in moral ischen Fragen des " naturgeset zlichen" Bereichs dem Lehramt der
B ischöfe und des Pa pstes grundsätzl ich unter zuordnen , sondern h ier könne sich
eine aktuelle Absicht d e s Lehramtes verbergen , zu öffentlich umstrittenen
Fragen der S e x u a lmora l i n dogmatisch- verbindlicher Form d efinit i v ( u nd dann
absolut u nwidersprechbar) Lehrset zungen zu promulgieren . Gehörte d a z u z . B . d a s
Verbot d e r Benutzung k ünstlicher Verhütungsmittel , d a s der P a p st gegenwärtig
bei seinen P a storalreisen besonders i n überbevölkerten Entwicklungsländern
e i n z u schärfen p flegt , s o wäre das e i n Vorga ng , der n icht nur i nnerkatholisch
z u g e fährlichen Verwerfungen führen kann , sondern es wäre a u c h für d a s
ökumenische Verhältnis z u d e n evangelischen Kirchen eine s chwere Belastung .
- 78 -
- 20 Im zweiten Teil d ieser I nstru ktion wird der Versuch gemacht , das sensible Ver­
h ä l tnis zwischen der Pfli cht der T heolog i e , den ihr e i n z u rä umenden und auch
faktisch zuge sta ndenen Freiheitsraum kritischer Forschung z u gunsten der Er­
haltung der Wahrheit der Offen barungs lehre voll a u s zunutzen und ihre Pfl icht
zur Unterordnung unter das Lehramt ihrer Kirche genauer zu beschreiben . Das
läuft aber a l sbald z u n ä heren Be stimmungen im Blick auf Situationen e ines
Dissenses hina u s . Es bedarf kaum der Gabe der Prophetie , um vorauszusagen , daß
es hierüber noch schwierige D i s k uss ionen geben dürfte - z umal das 1 1 .
Vat i k a n ische K o n z i l ü ber den be sonderen Dienst der Theologen für die Kirche
nur ansatzweise Aussagen gemacht und manche Aspekte weise offengelassen hat .
Dies wiederum s i n d F r a gen , von - a uch ökumenischer Bedeutung . In uns erer
B i lateralen Arbeitsgruppe haben wir darüber a usführlich miteina nder '
gesprochen . Wir sind u n s dort einig , d a ß dieser Fragenkreis für d a s
Verstä ndnis von Kirche a l s Geme inschaft (Communio) s e h r wichtig ist . U n d so
wäre es sic her wün schenswert , wenn der Freiheitsraum zum Durchdenken der mit
dem Die nst der theologischen Lehre zusammenh ä ngenden Fragen gerade g egenwärtig
weit geöffnet bleibt .
- 79 -
Genera lsynode d e r VElKD 1991 in Königslutter
leben mit der Bibel
Referat Professor D r . Klaus Peter Hertzsch (Jena ) am 1 5 . 1D . 1991
Es ist für mich sehr s chön , i n der erneuerten Gemeinschaft mit Ihnen j etzt
zus ammen zu sein und darüber nachzudenken , wie wir mit der Bibel leben . Ich
möchte ganz subj ektiv von meinen ganz persönlichen Beobachtungen und Erfahrun­
gen reden , we il ich Ihnen Mut und Lust machen möchte , in den Gesprächen , die
wir j etzt vor uns haben , über Ihre Beob a c htung u nd Ihre Erfahrung z u reden ;
denn d a s ist der Gedanke dieses Synod a lthemas , d a ß Frauen und Männer aus l u ­
therischen Geme inden s ich darüber a u stausche n , welche Erfa hrungen s i e mit der
Bibel machen , was wir voneina nder lernen können , was wir d a n n miteina nder g e ­
m e i n s a m t u n können .
I c h will a lso nicht ein theologisches F a chreferat als Theologe ha lten oder gar
als Theo logieprofessor , und ich möchte Ihnen hier auch n icht eine überlegte
Strategie für die Bibel verbreitung vortra gen , sondern ich mö chte Sie einladen
zum Gespräch und d a z u einen ersten Beitrag geben .
Meine Ü berlegungen haben drei Teile :
1 . A l ltag serfahrungen
2 . Ze iterfahrungen
3 . Leben serfahrungen
Jeder Teil hat dann wieder drei Unterabschnitte , so daß Sie sich ein bißchen
besser zurechtfinden können .
1.
Alltagserfahrungen
I c h beginne mit der s c h l ichte n , a b er nicht unwichtig en Beoba chtung , d a ß
·
w i r a l l e a lltäglich mit der Bibel leben und a lltäglich ohne die B ibel
leben .
1 . 1 Wir leben a l l e al l tä g lich mit der Bibel .
Die Bibel ist n icht mehr d a s Haup tbuch unserer Gesells c h a ft , in Ost und
West n i cht mehr , und a u c h n icht mehr d a s Hausbuch normalerweise der Fami­
lie . Aber weil d ies b e i d e n Müttern und Vätern einmal so wa r , deshalb ist
- 80 -
- 2 -
u n sere Alltagskultur und unsere Hochku ltur n a c h wie vor durch die Bibel
geprägt .
Beispiele s i nd etwa die Sprache , die Allta gsspra c h e , in der wir ständig
a u f die Heilige Schrift stoßen . Vom Paradies - i c h habe hier in Königs­
lutter ein Back -Paradies Langner entdeckt - über d e n Sündenbock bis zum
verlorenen Sohn , auch i n der Ursprache d a s Tohuwabohu oder die frö hliche
Urständ in der a lten Bib elspra che , Petri Heil oder d a ß ma n den Teufel mit
dem Bee lzebub austreib t . - Alles ist biblische Spra che und täglicher
Spra chgebra uch zugleich .
Dies g i lt auch für d i e Hochkulturen . Wenn m a n b e isp ie lswe ise in eine Gale­
rie geht , wird man der " Heiligen Familie a u f der Flucht" begegnen , dem
" Gekreu z igten Herrn" und dem " Aufersta ndene n " , und der Freund der Chorsym­
phonik wird i n de� Kirche wie im Konz erts a a l die " Schöpfung " hören und dem
" E lia " begegnen und der " Pa ss ion Christi " .
Auch in den Medien , für uns in den neuen Bundesländern z iemlich neu , wer­
den wir morgens zwischen Mor� enmusik und Wetterbericht mit einem Bibel­
wort , mit e iner Andacht , a u f den Weg gesch i c k t .
Auf diese Weise spielt in uns erem Leben auch b e i u n seren a u ß erkirchlichen
Zeitgenossen die Bibel eine alltägliche Rolle , ganz und gar bei unseren
Gemeindeg liedern : Im Gottesdienst wird sie reichl ich in mehreren Lesungen
u n s verlesen . Auch a u s g elegt i n der Bibelstunde u n ter der Woche , bei der
Bibelarbeit auf dem K irchenta g , v ielle icht z u H a u s e , wen wir die Losung
lesen oder den P s a lm zum Geburtstag : Alltägliches Leben mit der Bib el .
G a n z und g a r wir Pfarrerinnen oder Pfarrer h a b e n einen Beru f , wo wir den
ganzen Tag und oft halbe Nächte mit der Bibel l e b e n . Wir leben - ich muß
das hier n icht weiter a u s führen - täglich mit d er Bibel .
1 . 2 Und wir leben doch alltäglich ohne die Bibel .
Unsere Z e itgenossen benutzen zwar die biblische Spra che ständig . Aber be­
merken sie es denn noch? Wenn sie darauf a u fmerksam g emacht werden , dann
ist es eine Frage der Sprachgeschichte . Wenn s i e i n der Ga lerie darauf
stoßen , ist es eine Frage der musealen Bedeutung von Bibel . Daß immer wie­
der Ü berlegungen a n g estellt worden s ind , auch in der DDR eine Mythen kunde
oder eine Religionskund e ein zuführen , die d i e eigene Kultur erschließen
- B1 -
- 3 sollte , damit man sie überhaupt versteht , ze igte j a , d a ß es im Grunde
etwas ist , das zurück liegt und auf das man sich erst - wie beim Museum aufmerksam machen lassen muß : keineswegs Allta g .
Hinzu kommt , daß diese a b gesch li ffenen Sprachformen natürlich a u c h in g a n z
a ndere Bereiche weisen . E i ner , d e r M u s i k liebt , m u ß ebenso g e n a u d i e
Götterdämmerung der germa nischen R e ligion k e nnen . W e r i n die Ga lerie geht ,
muß wissen , was es mit G a n ymed a u f s i ch hat . Wenn j emand einen
Unheils propheten sucht , wird er eher a u f C a s s a n dra kommen a l s auf Amos .
Das heißt also : Viele leben a lltäglich mit der Bibel , a b er s ie wissen es
n icht - i n der DDR , i n der ehemaligen , s chon g a n z und gar n icht , wo vielen
die Bibel ganz u nbekannt war . Diese Menschen leben also praktisch ohne die
Bibel .
In den Medien ist es oft ein eher sperriger Programmp unkt . I c h frage mich ,
wie hoch die Einschaltquoten sind und wie groß der Protest wäre , wenn eine
Sportsendung oder die Uhrzeit aus fiele , und wie hoch , wenn d a s b iblische
Wort i n d e n Medien ausfiele .
Aber geht es uns als Geme indegl iedern eigentlich g a n z a nders? Wie weit
leben wir wirklich mit der Bibel? Ich kann an einem Gottesdienst mit
Gewinn und mit Andacht teilgenomme n haben , ohne hinterher sagen z u. können ,
wovon d i e Ep istel gehandelt hat , manc hmal sogar , ohne sagen zu 'k ö n nen ,
wovon eigentlich die gute und interessa nte Predigt g eha ndelt hat .
Für viele ist der Gottesdienst eine solche E inheit von Musik und L iturgie ,
von tragender Gemeinschaft und vertrauter Sprache , daß wahrs cheinlich die
I n formation solcher Texte , gar eine neue , e i n e spannende I n formation k a um
erwartet und kaum gehört wird - so etwas wie e i n bergender Sprachraum , in
den ich m i ch hine inbege be . Aber ist es wirk l i c h ein Neugierigsein , ein
Gespanntsein auf d a s Wort der Bibel? Während u n sere a u ßerkirchl ichen
Z e itgenossen die Bibel z u we nig kenne n , um a u fmerksam z u z u hören , kennen
wir sie v ielleicht zu gut , um noch gespannt auf d a s z u sein , wa s sie sagt .
I ch frage mich a u c h für uns als Pfarrer , ob n icht die entscheidende Frage
ist , wann ich d i e Bibel lese , ohne daß ich das berufsmäßig muß , ohne eine
Veranstaltung vorzu bereiten , ohne einen Zwec k . Wenn ich a bends müde und
erschöpft etwas Schönes s u che , wa s ich lese , um mich z u erfreuen und zu
erheitern , greife ich nach der Bibel? Heißt s c hon " Mit der Bibel leben " ,
- 82 -
- 4 daß sie e i n Obj ekt meiner Forschung und ein Gegenstand meiner Arbeit ist ,
oder k a n n es sogar sein , daß sie u n s zum Pflichtpensum geworden ist und
daß wir , wenn wir etwas Fröhliches , Belebendes , Aufmunterndes suchen , nach
all diesen Pflichten nicht gerade mit der Bibel leben?
Sie ist ja auch ein Buch , das nicht lei cht z u lesen ist . E i n normales Buch
lese ich von Anfa n g , gespa n nt a u f d i e Mitte und das E nd e , durch - ein
Sachbuc h , ein erzählendes Buch . Mit der Bibel gelingt das n icht . E s gibt
ja Berichte von Leuten , die dies versucht haben und daran gesche itert
sind . Dieter Mend , Superintendent i n Z itta u , hat geschrieben , das wäre s o ,
a l s o b m a n e i n Telefonbuch oder e i n Kochbuch durchlesen wollte .
Dara n ist so viel richtig , daß Bibel natürlich Anleitung ist , eine Anlei­
tung zum Tun , ·Wahrheit , die in Handlung umgesetzt werde n soll . Aber der
Verg leich st immt auch wieder nicht ; denn Bibel will auch gelesen werden ,
will staun end und interessiert gelesen werden . Man muß sich auch in den
Bann d ie s e s Buches ziehen lassen - wie bei einer richtigen L e ktüre - , ihr
zuhöre n , sich von ihr erzählen lassen , sich von ihr etwas über unser Leben
sagen l a s se n . Wer lebt von uns so mit der Bibel , a lltäglich?
1 . 3 Die Motivation
zum
Bibellesen
Deswegen - denke ich - ist das Grundproblem , vor dem wir heute stehen , die
Motivation z um Bibellesen . Unsere Vereinigte Kirche hat eine Handreichung ,
ein Arbeitsmaterial veröffentlicht : " D i e Bibel verstehe n " . I c h d en k e , hier
hat s i c h im Laufe der Jahrhunderte etwas verschoben . Zur Z e it der Apostel
war die Frage : Was für einen Text soll ich verstehen - einen gan� neuen ,
völlig u n b e k annten - , was soll ich hier für eine neue Bots c h a ft verstehen?
I n den zwei Jahrtausenden Christenheitsgeschichte war die Frage : Wie ist
dieser Text zu verstehen? Wer interpretiert ihn richtig , wer versteht ihn
richtig , wer lebt ihn richtig? Heute aber ist die - bewußt oder unbewußt gestel lte Frage : Warum soll ich diesen Text verstehen? Was versä ume ich ,
wenn ich ihn n icht lese? Wa s gewinne ich , wenn ich mich a u f ihn einlasse?
Ich fürchte , daß wir dies u n s noch z u wenig deutlich mache n . N i emand wird
sich e i n e Erklärung dieser Texte wünschen , der von vornherein denkt , es
gebe viel interessantere und viel wichtigere Texte . N i emand wird dan kbar
sein , daß ihm ein Text interpretiert wird , der n icht vorher der
Ü berzeugung ist , der Text sei für ihn wichtig . I c h denke , daß auch viele
unserer Predigten so wirkungsarm sind , weil wir a l s Pfarrer und
- 83 -
- 5 Pfarrerinnen zwar sorgfältig die Antwort auf d i e Frage vorbereite n , wie
denn dieser Text z u verstehen ist , aber übersehen und ü b e�gehen die davor
liegende Fra g e : Warum sollen sich die Hörer auf diesen uralten T e x t
eigentlich einlassen , s ich diese M ü h e machen , sich dem z u stellen? D i e
Antworten , die wir hier geben , sind a l lenfalls z i e m l i c h formal oder
lehrh a ft . Nicht die Information , nicht die Interpretation , sondern die
Motivation - s o denke ich - ist heute die Frag e , und d iese Frage müßte
beantwortet werden , n i c ht durch eine Argumentation , eine Erklä rung ,
sondern durch eine Erfahrung , daß ich a l s Leser oder Hörer der Bibel d i e
Erfahrung ma che , d a ß e r wirklich g u t war , daß ich d a s gebrau cht h abe , daß
mir d a s geholfen h a t . I c h denke , unsere Aufgabe a l s Kirche besteht darin wenn wir weiter oder neu mit der Bibel leben wollen - , solche Erfahrungen
z u ermöglic hen . I c h denk e , daß z u einer solchen bele benden , ermutigenden
Erfahrung ein Doppels chritt gehört , ein Vorgang mit zwei D imensionen .
Die erste nenne ich : Wiedererkenne n . Was geschehen muß , ist , daß Menschen ,
die Bibel lesen oder hören , nicht sage n : " D a s ist interes sant ' Das habe
ich noch gar n icht gewußt , das werde ich mir merken ! " , sondern daß sie
zuerst sagen : " D a s ist wa hr ' Der dort redet , weiß Bescheid . Der weiß , wie
mir zumute ist . Der kennt das Leben , der kennt mein Leben . Der dort
Schreibende kennt es in einer Tiefe , in der ich sonst k a um mit a n deren
mein Leben ins Gespräch bringen ka n n , wo ich immer nur im Se lbstgespräch
mit mir selber bin , bei mir selber eingeschlossen bin . Plötzlich merke
ich , daß hier Texte s ind , die mit mir in dieser Tiefe reden und sagen , was
du hier erfährst , kennen a n dere auch , deine Angst , dein Umgetriebensein ,
deine Sehnsüchte , deine Verzweiflung und deine Hoffnung e n . "
Man wird einbezogen in eine große Ge,me inschaft . Daß i ch dies in Text en er­
kenne , die meist einer g a n z anderen Kultur , einer g a n z a nderen Z e it
ang ehören und die doch von unserer geme insamen Grunderfahrung reden , d a s
m a c h t die Geme inscha ft n o c h viel tiefer und viel e i ndrucksvoller . Men schen
vor J a hrtausenden und Menschen in anderen Kontinenten s ind mit mir im
Gespräch , wenn i c h diese b ib l ischen Texte höre , lese u n d mir z u Herzen
sprechen lasse . Gemeins c h a ft entsteht : I c h bin nicht mehr a l lein .
Wenn dies n i c ht n u r beha uptet , sondern erfahren wird , daß hier ein T e x t
wirklich von m e i n e m Leben redet , daß ich mein e i g e n e s L e b e n wiedererkenne ,
dann hat s ich d ie Frage ganz von selber bea ntwortet , warum ich diesen T e x t
verstehen soll . D a n n ist d a s a ndere möglich , a b e r ich denke , e r s t da n n ,
- 84 -
- 6 d a s a ndere , d a s ich " Hori zont öffnung " nennen möchte , die Erfahrung
nämlic h , daß das in die sem Bibeltext wiedererk a nnten Leben doch g a n z
a nders auss ieht , daß es in ei nem neuen L i c h t erscheint , in einem größeren
Z usammenha ng , in einem ganz neue n , weiteren Horiz ont , mit e inem Ursprung ,
mit einem Ziel , d a s ich bisher so n o c h nicht k a nnte . I c h erkenne mein
eigenes , oft verworrenes , umgetriebenes , schwer z u bewä ltigendes Leben ,
i c h erkenne es zugleich in e inem neuen Licht , in einem größeren Horizont eine b e freiende Erfahrung , von der i c h nicht sage , d a ß sie a u c h der Mensch
heute braucht , sondern von der i c h sage , d a ß gerade wir Menschen von heute
sie bra uchen .
Vora ussetzung d a für ist freilic h , d a ß wir unser eigenes Leben nicht in den
Bibeltext hineintragen , also nicht den Bibeltext im Licht un serer b i sheri­
gen Ü berzeugungen lese n , sondern umgekehrt , daß wir unsere bisherigen
Ü berzeugungen im Licht des b ib l i s chen Textes a ns chauen .
Ich will ein Beisp iel aus unserer j ü ngsten DDR-Verga ngenheit nenne n . Ein
überze ugter marxistischer D i chter , der d i e Geschichte von Lukas 2 sich
selber , seinen Genossen und wahrs cheinlich auch den Teiln ehmern e iner Be­
triebsweihnachtsfeier folgendermaßen erzählt :
Im Stalle kam ein Kind zur Welt ,
der Vater Joseph hatte k e in Geld für ein weiches Bett u n d e i n Zimmer .
Im Sta l l , da lag die Mutter Marie , d o c h wie sie a u c h vor Schmerzen s c hrie ,
es hörte nur das dumpfe Vieh ihr Klagen und ihr Gewimmer .
Der Joseph sah zum Stall hin aus ,
doch a c h , die drei Könige b l ieben a u s
mit G o l d u n d Weihra u c h u n d Myrrhe .
Die Mutter hielt d a s K i n d im Arm ,
ihr Leib mu�t sein
der Ofen warm ,
und statt der Milch - das Gott erbarm war nur der Rost im Gesch irre .
Ach , Josep h , lieber Joseph m e in ,
wie bang ist mir um mein Kindelein ,
a c h , Josep h , was soll nur werden .
Suchst du n a c h Arbeit , sie lassen d i c h steh ' n ,
ach , Josep h , wir müssen betteln g eh ' n ,
- B5 -
- 7 a c h , Joseph , es ist kein Ende zu seh ' n
von all dem Elend a u f Erden .
Und wie sie so saßen im finsteren Stall
u n d klagten , d a hörten s ie a u f einmal
von draußen im Hofe ein Singen .
D i e Tür ging a u f , im Laternenschein
die fröhlichen Hirten traten herein ,
der Mutter und dem Kindelein
die frohe Botschaft z u bringen .
Wir kommen a u s einem glücklichen Land ,
dort haben die Menschen d a s Elend verbannt ,
seit sie s ich selbst erlösten .
Die K i nder wachsen dort a u f im Licht ,
und H u nger und Elend gibt es da nicht ,
weil ' s Keinem a n Dach und Brot gebri cht ,
d i e Kleinsten wurden die Größten .
A c h , führt uns hin , sprach Joseph dara u f .
Da g ing ein Stern am Himmel auf
i n einem roten Lichte .
Das ist der Stern v o n Kraft und Mut ,
der Z eichen wirkt und Wunder tut .
Und kennt ihr ihn , d a n n last ihr gut
die biblische Geschichte .
( Louis Fürnb erg )
Wir l a chen , a ber ich den k e , es ist kein Grund für u n s zu Ü berheblichkeit zu la chen schon , a ber n icht zu Ü berheblichke it , denn ich frage mich : Wie
oft · proj i z ieren wir uns ere Ü berzeugungen , theologische oder sonstige , i n
d i e Texte h i n e i n ? W i e w e i t l a s sen w i r uns d u r c h d i e b ib l i schen T e x t e n u r
i n u n seren bisherigen Meinungen bestätigen u n d festlegen? Und wie weit
dienen uns die b i b lischen Texte zur Verwa ndlung und Neuge staltung u nserer
Ü berzeugung?
- B6 -
- 8 2.
Z e iterfahrungen
N a c h d ie s e n mehr all gemeinen 8eoba chtungen möchte ich nun ein wenig von
u nserer - v o n meiner - g a n z eigenen Erfahrung i n der bisherigen DDR
erzählen , von Erfahrungen , die wir dort mit der 8ibel gemach� haben . I n
u n s erer Zeit , d i e wir mehr oder weniger m i t i h r und a u c h wieder ohne s i e ,
durch s i e u n d g egen sie , gelebt haben - gegen sie und auch durch sie .
2 . 1 Zeit für die Bibel
Im J a hre 1982 hat ein Bibelk ongress stattg efunden i n der Stadt , die damals
Karl -Marx - Stadt hieß . I � h hatte dort s chon ein Referat z u diesem Thema z u
halte n . W e r es mögl icherweise damals gehört o der später g e l e s e n hat , d e r
w i r d manches v o n dem , w a s ich g e s a g t habe und n o c h sagen werde , wieder­
erke nnen ; denn e s war dasselbe Thema , und es ist klar , ich werde manches
von dem wieder sagen , was mir damals wichtig war und heute a u c h noch
wichtig ist . D a s Thema war damals : " Zeit für die Bibel " , u n d d a s hieß
natürlich a u c h : " Nehmt euch Zeit für d i e Bibel , aber es hieß i n erster
L i n i e : U n s er Grundgefühl ist , es ist j etzt Z e it für die Bibel . I n diesem
L a n d , in d i e sem Jahr : Zeit für die Bib el . Da für waren drei Gründe benenn­
bar :
a ) Es war e i n deutliches Krisenbewußtsein , n icht nur die Wirtschaftskris e ,
sondern eher eine allgemeine politische , eine Gesellscha ftskri se , j a
e i n e Zeitkris e , die wir damals empfunden haben . Die Mittelstre�kenrake­
t e n wurde n d i esseits und j enseits u nserer damaligen Gren zen statio­
n i ert , und demgegenüber hatten wir die z . T . panis chen Friedensaktivitä­
t e n geängstigter j u nger Leute . E i n Staat , der für größere Gere chtigkeit
sorgen wollte , wurde immer ungerechter , und demgegenüber hatten wir d ie
Mensc henrechtsgruppen und die Aktivitäten der Kirch e . Der Verfa l l der
Umwelt nahm katastrophale F ormen a n , und demgegenüber hatten wir die
stark bemißtra uten Ö kologiegrup pen , Umweltbibliotheken und Anfragen un­
serer Kirchen in der damaligen DDR .
I n j ener Zeit fingen Menschen a n , innerha l b und a ußerhalb der Kirche z u
hören , w i e u n s d a s Warnwort d e r Prophete n , d i e Visionen d e r Apoka lypse ,
a ber vor a l l e n Dingen d i e Radika l ität der Bergpredigt a u f einmal
u nmitte lbar a n sprachen . Das brauchen wir j etzt .
- 87 -
- 9 -
b ) Zugleich hatten wir Christen - a u c h Nichtchristen - z u nehmend den Ein­
druck , d a ß die Grundlagen unserer Gese l l s c h a ft , j a u nserer Kultur , ins
Wanken geraten sind , d i e Grundlagen von D a s e i n , v o n Menschsein , von
Geschichte waren plötzlich zweifelhaft geworde n . D i e a lten Rezepte
funktionierten nicht mehr . Und auf die Grundfragen von Menschsein und
Geschichtssinn zurückgeworfen , fragten wir neu n a ch einem Buch , das a u f
d e m G r u n d der Gesch ichte seinen Anker u n d s e i n e Wurzeln hatte . E i n
altes , weises Mens chheitsbuch , so empfa n d e n viele , d a s uns plötzlich
wieder e ingeholt hatte und Grundlagen a nb ieten konnte , die uns verloren
gegangen waren . Und wer sowj eti sche L iteratur kennt - Valentin Raspu­
tin , Tschingis Aitmatow - , der weiß , wie d i e s dort noch mit russischer
oder k i rgisis cher Intensität gefragt worden ist . Frage : Wa s hat die
Bibel hier für neue Grundlagen a n z ubieten?
c ) E in Grund , warum wir meinten , es sei Z e it für d i e Bibel : Es �abe keine
Hoffnungsbild er mehr , keine Visionen für gute Z u k u n ft . Die Visionen des
Sozial ismus waren weitgehend verb laßt und wirkungslos geworden . Man
versu chte , sich selber und uns einzureden , das wäre nun das Erhoffte ,
was wir haben . Aber das war ungla ubwürd ig , b e i N i chtmarxisten und auch
bei Marxiste n . Es war a u f einmal eine neue Sehnsucht n a ch Hoffnungsbil­
dern , n a ch leuchtenden Bildern von einer Z u k u n ft , auf die zuzugehen Mut
machte , Z u versi cht gab . Und plötzlich entdeckte ma n , d a ß die Bibel voll
ist von solchen leuchtenden Hoffnungsbildern , v o n d e n Verheißungen Is­
raels über die Gleichnisse Jesu vom Reich Gottes b i s hin z u den warmen
Tönen der Apokalypse : " Gott wird abwischen a l l e Tränen von ihren
Augen" ( Dffenb . 2 1 , 4 ) .
Die Kurzz eithoffnungen hatten sich als wenig wirk sam erwiesen , und wie
in v ielen J a hrhunderten leuchteten da plötzlich neu auf die durch Jahr­
tausende nicht verblaßten und n i cht erloschenen Ho ffnung en , die die B i ­
bel a n b ieten k o nnte . Z e i t für die Bibel .
Als ich mir d i e Notizen von damals vornahm , b i n ich a u f einen Brief von
Johannes Hempel g estoßen . Er hatte den Vortrag damals auch gehört und
hatte mir geschriebe n : D a s ist alles sehr s ch ö n u n d a u c h g u t , wa s Du da
gesagt hast , aber übers iehst Du n i cht d i e Bre ite der Bevölkerung?
Trifft d a s wir k l i ch auch z u für die Nichtkulturbe flissenen , für die
Nichtintellektuellen , für die N i chthoch s e n s i b le n , für die Probleme der
Zeit?
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- 10 -
2 . 2 Oie Bibel in der Wende
Oie
B i b e l in der Wende , darüber ist viel berichtet ,
ges chrieben
a uch
worde n . Sie schienen meine Beobachtung zunächst völlig Recht
ü berfüllten Kirchen waren ja nicht nur deswegen wirksam
-
zu
die
geben . Die
Frie­
densgebete u nd Aufbrüche - , weil dort politische Informationen gegeben
wurden u n d m a n s i ch Dinge vom Herzen reden konnte , die man sonst in der
Ö ffentlichkeit nicht nennen konnte , sondern weil dies im Kontext geschah
von b ib l ischen Texten . Dieses Wiedererkennen erfolgte g a n z unmittel ba r .
Jawoh l , sagte m a n , d a s i s t wahr ' S o ist da s ' D e r dort redet i n diesem
Te x t , der kennt u nsere Ze i t ! G a n z überra schen d .
P s a lm 7 5 :
"Das Land
z ittert
und die darin wohnen , a b e r
i c h h a lt e s e i n e
Säulen
fest , spricht Gott . Ich sprach z u den Ru hmredenden : Rühmt nicht so ! ,
und z u d e n Gottlosen : Pocht nicht a u f eure
Gewa lt ,
pocht n icht so
hoch a u f eure Gewalt , redet nicht halsstarrig . E s habe keine Not ,
weder vom Osten noch vom Westen noch vom
G e b irge ,
das
in der Wüste
ist . Denn der Herr ist Richter , der den einen erhöht und den a nderen
klein macht . "
Durch d ie Medien ging eine Passage aus einer Predigt v o n Christoph Kähl er ,
d a ß s i e siebenm a l um die Stadt Leipzig gezogen
mit den
sind wie e i n s t
Posaunen von Jericho , siebenmal um die Stadtma uer , und
dann
fiel die
M a ue r .
" I n der Welt h a b t ihr
Ang s t ,
a ber s e i d getros t ,
wunden" ( J o h . 1 6 . 3 3 ) , das hörte
zwar
n icht n u r d i e k l e i n e ,
Bibel
in
i c h habe d i e
p löt z l i ch mit
treue Gemeinde ,
send e , d i e p lötzlich a u fmerksam
Aber so s c h n e l l die
man
sondern
ganz
Welt über­
anderen
T a u s e nd e ,
Ohren ,
und
H u n d e rt t a u ­
waren .
das Z entrum gerü c k t ist , so schnell rückt sie
heute wieder an die Peripherie . Und die Berichte , die Sie gehört haben von
Rolf Böttcher , v o n Edda Kawski und a nderen , z e igen hier p a r a l lele Entwick­
lungen a u f . D a ß d i e Bibel an die Peripherie g erückt ist , das hängt damit
zu samme n , d a ß sich d a s Grun d k l ima des Denkens und des Bewußtseins rasant
und oft s chmerz h a ft b e i uns verschieb t , und die Gründe , die uns einst d a z u
bestimmten z u s a g e n : " E s ist Zeit für d i e B i b el " , genau d i e s e v erschieben
sich z unehmen d .
- 89 -
- 11 a l Aus dem Krisenbewußtsein von dama ls , das wir durchaus global verstanden
haben , ist ein Bewußtsein von Sieg und Niederlage geworde n , das den
Anschein erweckt , als sei e s nur die Krise des Sozia l ismus gewesen , und
zwar eine Krise , die im Gegenteil das a n dere politische und Gesell­
s ch a fts- und Wirtscha ftss ystem umso mehr bestätigt hat . Gerade dieser
kata strophale Z usammenbruch hat dazu g e führt , d a ß auch ein Krisenbe­
wußtsein , das in der Bundesrepublik vorha nden gewesen ist , wie uns kri­
tische Soziologen berichten , sich eher wieder verwa ndelt hat i n eine
Bestät igung des richtigen Weges und
ein Stück von Selbstsicherheit , das
das a ndere , d a s a lternative S y stem , genau aus dieser Katastrophe
gewinnt .
b l Das bedeutet , d a ß d i e Grundlagen offenbar so fraglich a u c h wieder nicht
sind und daß die Grundfragen von Menschheitsgeschichte und Daseinsbe­
wältigung möglicherweise Fragen waren , die nur uns s o beunruhigend er­
schiene n , während d i e überlegene westliche Welt dort durchaus ihre p a s ­
sablen Antworten ge funden hat .
Ich habe den E indruc k , d a ß sicr diese Grundfragen immer mehr a u flösen
i n v iele Einzelfragen - Kosten fragen , Tariffrage n , Verfahren sfragen und d a ß dem eine Plural ität der verschiedenen Lösungsmöglichke iten ent­
spricht . Die Bibel ist n icht mehr die große Altern ativ e , die sie bei
uns gewesen ist , sondern sie gerät hinein i n e inen Pluralismus v on Lö­
sungsmöglichkeiten der versc � iedensten Problemfragen u n d muß schauen ,
wie sie ihre Marktanteile dort erobert .
cl Auch das große V a k uum a n Hoffnungsbildern können wir a uch in unseren
neuen Bundesländern so nicht mehr beobachten . Die Soziologen belehren
uns , d a ß es heute die kommerzielle Werbung übernommen hat , den Menschen
die Sehnsucht und Z ielbilder v o n gelingendem Leben a n z u b ieten , und sie
sind unge heuer wirksam . Die Menschen i n u n serem Bereich , im zweiten
Teil der Wende , haben diese Sehnsuchtsbilder stark internalis iert , ver­
innerlicht . Die Vorstellung , wenn diese Währung u nsere Währung wäre ,
und heute : wenn m a n v o n dieser Währung nur genug hätte , führt zu der
Pha nta sie , dann könnten alle Märchen und Träume wahr werden , die wir
a bends auf dem Bildschirm sehen und die als Werbung a u f Buntdru c k un­
sere Briefkästen füllen .
- 90 -
- 12 D a s K l ima der Z e it ist anders geworden , und d i e Bibel ist in einen neuen
Kontext h ineingeraten , bei dem wir neu fragen müssen : Wie s i eht e s a u s mit
Motivation , mit Ermut igung , mit Begründung z um Bibellesen?
2 . 3 Zeit für die Bibel
I c h fre i l ich bin der Ü berzeugung , es ist nach wie vor Z e it für d i e Bibel ,
bei Ihnen und bei uns - oder sagen wir g en a u : bei uns gemeinsam - ; Es ist
nach wie vor Z e it für die Bibel . Aber wir müssen neu die W e ge finden , uns
und u n seren Mitmenschen dies deutlich zu m a c he n . I c h den ke , wir können es
unseren Mitmenschen und uns selbst nicht erspa ren , auch die kritisch auf­
d e c k ende F u nktion der Bibel ernst z u nehmen - ich möchte sage n : weiter
ernst z u nehmen - , wobei wir in der ehema ligen DDR , in den neuen Bundes­
ländern d a s Problem haben , daß wir die Menschen gleichzeitig stabili s ieren
müssen , ihnen a lso helfen müssen , in ihrem Alltag einigermaßen mutig und
getrost wieder zur Ruhe z u komme n , sie gleichzeitig aber verunsichern müs­
sen mit der Frage : Wo wollen wir schließlich gemeinsam hinkommen?
Denn der konz iliare Pro zeß ist von seinem Ziel noch weit entfernt - " Frie­
d e , Gerechtigkeit , Bewahrung der Schöpfun g " - , und wir machen u n s etwas
vor und betrügen uns selbst , wenn wir denken , die Krisen lägen h inter uns .
D ie Leuchtkraft des Evangeliums , d i e Bots c h a ft des Evangeliums , d a ß wir
allen Grund haben zu Hoffnung , wird nur dann wirklich kräftig l e u chten und
beständig leu chten , wenn wir uns vorher der Erk enntnis der Krise g e stellt
haben , in der wir uns nach wie vor befinden .
a ) Es ist eindeutig , daß w i r uns in einer Entwi c k lungs krise b e finden . Die
sogenannten Entwicklungsländer entwickel n sich a u f einen Siedepunkt z u ,
a u f einen Siedepunkt des Hungers und der Armut , und die Frag e , wie
lange sie noch mit friedlichen Mitteln z urück zuha lten s ind , die schon
a n un sere Türen dräng en , stellen sich einige Politiker .
Wir wissen a u c h , daß der Umg ang mit der S chöpfung nur noch s e hr
kurzfristig so weitergehen k a n n wie bisher und daß durchaus d i e
Möglich k e it v o r d e r Tür steht , d a ß die S chöpfung ers chöpft i st u n d d i e
N a t u r a n d a s Ende ihrer Kräfte gerät . D a s w e i ß j eder , aber wer von u n s
nimmt es wirklich ernst?
- 91 -
- 13 -
Mit der Bibel leben he ißt a u c h ; mit dem Propheten Amos leben , der
s e i ne n sehr wohlgemuten Z e itgenossen zur Z e it Jerobians 1 1 . , a ls die
Wirtscha ft boomte , die politische Situation sta b i l war und das rel i ­
g iöse Leben blühte , damals sagte : i h r l e b t falsch , u nd e s führt z u e i ­
n e r Kata strophe , wenn i h r s o weiterle bt ! M a n hat ihn d amals a l s Angst­
ma cher und Schwarzseher abgeschoben , a b er n a ch einigen Ja hrz ehnten ge­
s a g t : Der Mann h a t recht geha b t .
D i e Frage ist für u n s wichtig : Wie kommen wir über d ie schwierigen
Strecken der nächsten Monate und Jahre h i nweg? Aber genau s o wichtig
ist d ie Frag e : Was soll dann hera uskommen ? Welches ist dann u nser Z i e l ?
Was will G o t t von uns i n d ieser Welt? Ü berhören w i r nicht s e i n e
Warnung !
b ) Ich denke a u c h , e ine E n tscheid ungskrise a nges ichts der P l ura lität ist
n icht zu leugnen . Wer auf d i e Propheten , die Apostel und auf den H errn
Christus hören w i l l , der wird nach wie vor sagen : . E s geht n icht um e i n
b r e i t gefächertes Angebot von Möglichkeiten , bei denen j eder nach
s e i ner F a ssung s e l ig und j eder mit seiner I d e e glücklich werden k a n n ,
sondern es geht letztlich immer um e i n Entweder-Oder , um e i n " J a oder
N e in " , um ein " a ll e s oder n i chts von Gott Erwart e n " .
Sola scriptura , a l s o " a llein die Heilige Schrift" - das k l i ngt heute
sehr unmodern , weil es die Möglichkeit ausschließ t , daß sich die Bibel
a u f dem Bücherma rkt irgendwo ihren Platz erobern oder a u c h e inräumen
l a s s e n s o l l . Natürlich heißt das n i cht , daß die Bibel für a l les zustän­
dig wäre , und wer mit der Bibel lebt , wird auch mit v ielen a nderen Bü­
chern leb en . Aber es he ißt , d a ß sich für die Grundentscheidung uns eres
Lebe ns , für d ie Grundrichtung unseres Daseins , für das Z i e l , z u dem wir
h i n kommen wollen mit u n serem Leben , die Heilige Schrift anbie tet und
keine a nderen Götter neben s i c h duldet , keine a nderen Ideen und keine
P luralität , und zwar desweg e n , weil es hier um den Maßstab geht , um d a s
Kriterium , a n dem alle anderen Entscheidungen gemessen werden , die E i n ­
z elentsche idungen , die ebenfalls wichtig sind . H i e r geht es u m den M a ß ­
sta b , und es ist n icht mögl ich , daß ich m e i n Leben j e n a c h Gelegenheit
mit verschiedenem Maß messe . Hier geht es v i e lmehr darum , e i n für a l l e ­
m a l e i n Kriterium z u haben und s ich a u f d ieses e in z ulassen . Genau d a s
hat Martin Luther w o h l auch m i t " sola scriptur a " g em e in t . Für ihn w a r
- 92 -
- 14 -
kla r , d a ß dieses Kriterium aller Kriter ien , der Maßstab aller Maßstäbe
das Wort vom Kreuz ist , das Wort vom g ekreuz igten und aufersta ndenen
Herrn . Sich d a für z u entscheiden , heißt , n i c ht die Leidvermeid ungsstra ­
tegien unserer Z e it für sich in Anspruch zu nehmen , sondern d i e Leid­
überwindungshoffnung des E v a ngeliums . D a s mag manchem d umm und abwägig
erscheinen , a b er das ist dem Apostel Paulus s ch o n gena uso gegangen wie
uns heute .
Ein Karussell aus StreB und Konsum
cl I c h den k e , sich für dieses Evangelium zu entscheiden , ist deswegen
sinnvoll , wichtig und hilfreich , weil e s eine dritte Krisendimension zu
verarbeiten h i l ft , eine Sinnkri se . Die Frage nach dem Sinn des Ga nzen ,
nach dem Sinn von Dasein un d dem Sinn meines pers6nlichen Lebens und
die Frage nach dem Ziel , worauf denn s chließlic h a l les hinauslaufen
soll , ist nicht erledigt , sondern nur verdeckt ; sie ist nicht bea ntwor­
tet , sondern nur verdrängt , und sie ist nur bedingt verdrängbar . Sie
fordert uns s chon pers6nlich in Lebenskrisen und a n Lebensschwel len
hera u s i sie überfällt den Menschen p16t z l i c h wie ein Schock oder ma cht
sich als schleichendes Unbehagen bemerkbar .
Wenn wir uns a u f dem Karussell von Streß und Konsum nur immer um uns
selber drehen , d a n n müssen wir d i e Augen vor der Frage verschl ießen , ob
nicht unser Lebenslauf schließlich zum Leerlauf wird , und ich werde
mich eines Tages fragen müss en : Warum l a u f e ich eigentlich noch? Woh in
laufe i c h eigentlich? Warum bin ich denn noch u nterwegs? Die Heilige
Schrift sagt u n s tr6stlich und mahnend , mahnend und tr6stl ic h : Leben
ist mehr ! Leben ist auch Kleidung , auch Speise , ist a u ch Konsumtion und
auch Produktion . Aber Leben ist mehr , viel mehr nach Gottes Willen .
Wenn ich dieses Mehr in meinem Leben , dieses E igentliche in mei nem
Leben erfahren will , dann ist e s sinnvol l , die Bibel z u les en . Und wenn
ich mit Sinn und Z iel in meinem Dase in leben wil l , d a n n sollte ich mit
der Bibel leben .
3.
Lebenserfahrungen
Abschließend : I c h k ehre zurück zu meinen pers6nlichen Erfahrungen - Sie
erinnern sich , d a ß i c h I hnen Mut und Lust machen m6chte , dann a u c h über
- 93 -
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Ihre Erfahrungen zu reden - , meinen persönlichen Erfa hrungen in diesen
Koord inaten unseres Alltags und u n serer Zeitgesch ichte . E s s ind wiederum
drei Pu nkte , die ich nennen ·möchte .
3 . 1 Bibel im Gespräch
Bibel im Gespräch . E ine meiner wichtigsten Erfahru ngen ist , d a ß d ie Bibel
Gespräch eröffnet und sich dem Gespräch öffnet und daß wir dies zunehmend
als großen Reichtum erfahren und erschließen sollte n .
Die Bibel ist j a selbst ein Gespräch , ein großes Gespräch in sich , zwi­
s c h e n der Weisheit und der prophetischen Literatur , zwischen den Gesetzes­
texten und den Ev angelientexten , zwischen P a u lus und dem J a kobus , zwischen
den Freunden des Hiob und dem Hiob , Streitgespräche a u c h des Herrn mit den
Frommen seiner Z e it , Wandergespräche und Brunnenge sprä che . I n d i esen
großen Gesprächs gang werden wir ein bezogen , können u n s e inbringen i n die­
ses Miteina nder-Reden mit eige ner Erfahrung . E s gibt einen Goethe-Aphoris­
mus , der sagt : "Den Gehalt findet nur der , der etwas d a z u z u tun hat" . Ich
b i n ü b erzeugt und habe die Erfahrung gemacht , daß d a s j e denfalls für die
Bibel gilt : Den Gehalt dieser Texte findet nur j ema n d , der etwa s dazuzutun
hat , nämlich sein eigenes Lebe n . I c h denke , deshalb ist e s s o wichtig , daß
wir miteinander über biblische Texte im Gespräch sind . Den Reich tum , der
sich erschließt , kennen alle , die das schon erlebt haben , wenn ich n i cht
nur meine eigene Erfahrung in das Bibe lgespräch einbrin g e , sondern andere
d a z u reden höre . Auch das heißt " L eben ist mehr" , mehr als das Stück
Leben , d a s du erfahren hast .
Hier müssen wir Pfarrer - denke ich - viel dazule rnen , oder wir haben
v ielleicht auch schon manches dazug e lernt , nämlich nicht nur zu be lehren
oder z u erklären und a u s z ulegen , sondern z u z uhören , und zwar n icht nur
n a c h s ichtig und geduldig , sondern gespannt und neugierig . Mancher muß hier
schon se inen Drang unterdrücken , ein zugreifen , zu korrigieren , aus Angst
vor Irrlehre oder Fehldeutung . Aber es ist gut , wenn ma n d iese� Dra ng
unterdrü ckt , denn n a c h aller Erfahrung werden sich solche F e hldeutungen im
Gespräch selber korrigieren , aber a u f dem eigenen Weg dieser miteinander
redenden GruPP e .
Wir m a chen in den neuen Bundesländern hiermit heute a u c h a u fregende Erfah­
rung e n , interessante Erfahrungen mit Menschen , die wieder neu z u r Bibel
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stoßen , z . B . mit Lehrern , die dies bisher für einen obskuren Irreführungs­
text geha lten haben und j et�t ihre B i l dungslücken a uffüllen wollen , mit
Kindern , d i e von der Bibel bisher keine Ahnung hatten und plötzlich sta u­
nend und n e ugierig etwas ganz Neues hören . I c h denke , es ist g a n z wichtig
- j e denfa l l s für u nseren Bere i c h - , daß wir ganz a u fmerksam z u hören , was
diese Mens chen in der Bibel erleben , die sie oft befremdet , verwundert ,
gelegentlich a u c h erstaunt , wenn n icht überwältigt lesen . Für s i e ist d a s
wie ein D i c k i cht , in d a s sie sich einarbeiten , manchma l a uch wie ein
Za ub erwa l d , in dem sie neue Entde ckungen ma chen .
I c h möchte sagen : Wir Theologen k e nnen s chon a l l e Pfade und haben alle
Bä ume regi striert , aber v ielleicht sehen wir darum oft den Wa l d vor la uter
Bäumen nicht mehr . Ich denk e , wir gewinnen v iel , wenn es uns gelingt , mit
unseren Mitmens che n , mit unseren Zeitgenoss en , Gemeindegliedern u n d
Nichtgeme indegliedern ins G e s p r ä c h z u kommen und a u fmerksam z u hören , was
'
für Erfahrungen hier erschlossen werden , neue Erfahrungen mit der Bibel .
Es g ibt da viele Möglichkeite n , und neue können erschlossen werden . Ich
den k e , sie haben Verh eißung .
3 . 2 Dies gehört a u f die Seite des Wiedererkennens , daß Menschen in d iesen für
sie neuen Texten oder auch Gemeindeglieder im immer neuen Erschl ießen von
vielleicht unbekannten oder entlegenen Texte n eigene Wirkl ichkeit
entde cken . Aber d a z u gehört a u f der a nderen Seite , daß wir wisse n , diese
Texte geben uns a u c h eine neue und eine weiträumige großz eitige
Orientierun g , eine Orientierung auf den Strom der Zeit , auf dem
unendlichen Wasser der Ja hrhunderte , auf dem wir treib en , und wir wissen
nicht woh i n .
Tschingis Aitmatow ( g eb . 192 8 ) , ein großer Autor der Sowj etunion , Kirgise ,
Nichtchri st , erzählt eine Gesch ichte von einem 13j ährigen Jungen in einem
entlegenen F ischervolk an der a s i atischen P a z ifikküste , der g a n z a l lein in
einem Boot a u f dem Ozean treibt . Oie drei Männer , die mit ihm a u fgebrochen
waren zum Robbenfang , sind einer nach dem a nderen ü b er Bord gegange n . Das
Wasser ist zur Neige gegangen , der Rest soll dem Jung e n bleibe n ; wenn
einer überlebt , dann soll er es sein . Nun treibt a lso dieser Junge
hoffnungs los , orientierung slos , erfahrungslos auf dem unendlichen Meer ,
a u f dem u n a b sehbaren O z e a n . Die Sonne über s ich , später die Sterne . E r
weint und ist verzweife l t . Er ist a u sweglos in dieser Lage .
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Er erinnert sich a u f einma l , daß die Männer im Na chtgespräch sich noch
gegense itig erzählt haben : Es seien vor Ja hren einma l L e ute gekommen aus
e inem ganz fernen Land und die hätten von einem er zählt , der konnte über
das Wasser gehen : " D a s muß ein sehr großer Mann gewesen s ei n , der Größte
der Großen" ( S . 116 " Der J unge und das Mee r " , Gol dma n n TB 93 7 5 , 197 B ) .
Der Junge wird gerettet durch einen glü c k l ichen Z u fa l l . F ü r m i ch ist er
eine Chiffre und ein Symbol für unsere Situation . " D u läßt sie dahi nfahren
wie einen Strom , und sind wie ein Schlaf ! " Für meine S ituation , für unsere
auf dem u n a b sehbaren' Meer von Ja hrhunderten und Jahrtausend en , von Tagen
und Jahre n , in dem unsere Väter untergegangen sind .
Aber nun kann die Bibel uns a n b ieten , was sonst kein B u c h k a n n , uns zu
s a g e n , wo d a s L a n d ist , das Land , von dem wir a u fgebrochen sind und auf
d a s e s zug eht , a u f das "ir zuha lten . D e n Ursprung und d a s Ziel u n serer
Reise iu orten , wo wir j etzt sind : im großen Meer der Geschi chte unsere
P o s ition z u finden , das kann kein a nderes Buch der Welt für mich tun , und
genau das brauche ich .
I c h mache mir das immer �ern klar - auch den Studente n , die b e i mir
studieren - mit dem Bild vom offenen Himmel . Bibel lesen , a u c h Predigt
hören , die Bibel a u s legen als eine Erfahrung des o ffenen Himme ls . Sie
erinnern sich , Stephan us , der g e lyncht wird , i n � iner a u s s i c htslosen
Situation s ieht p lötzlich den H immel offe n , und er s ieht p l ö t z l i c h , wo er
ist : unter den Augen Gottes . Und es gibt im Leben und im Sterben solch
einen Durchb l i c k , wo man p l ötzlich durchschaut , wo bin ich eigentlich .
D ie Hirten in Bethlehem , scheinbar in einer Arbeitsn a c h t , die
verwe chselbar ist mit tausend a n deren g l eichgü ltigen Nächten am Rande der
Welt . Aber einen Augenblick lang sehen s i e ihr Leben " i n der Klarheit des
Herrn " . Auf einma l wissen s ie , wo sie wirklich s i n d : i n der
Heilsgeschic hte Gotte s . Sie breiten dieses Wort a u s , obwohl ihre äußere
Situation scheinbar völlig unverändert ist .
Oder der Vater J a k o b auf ungeklärter Wanderung , a u f der F lucht . Er schl äft
ein und hat einen traumhaften Durchbl i c k . Er sieht plötzlic h , d a k omme ich
her und d a geht e s hin . Und Gott hat Seinen B l ic k a u f m i r , und am Morgen
bei scheinbar unveränderter Situation zieht er getrost seinen Weg .
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- 1B Mit der Bibel leben heißt , daß i c h so den Text lesend ein Stü c k d i e s e s
offenen Himmels erleb e , der m i r s a g t , w o w i r sind u n d wo e s hingeht . Mit
der Bibel leben heißt deshalb für mich z u erfahren , daß unser Weg nicht
ins G" leichg ültige geht , sondern i n s Endgültige . Mit der Bibel leben h e ißt
deshalb für mich Leben im Hoffnungsl icht .
3 . 3 Bibel im Gedächtnis
I c h denke und habe die Erfahrung gema cht , daß die Bibel eine g a n z
b e s ondere Stärke darin hat , d a ß s i e in Schichten meines L e b e n s und meines
Wesens e i ndrin g t , die sonst kaum oder gar ni cht erreicht werden , d a ß also
i n meinem Gedä chtnis , in meinem I nnern diese Bibel wirksam i s t . E s g i bt
bestimmt interessantere Bücher , amüsantere Bücher und wiss enschaftlich
i n formierendere Bücher a l s die Bibel , aber e s g i bt keine s , d a ß s o i n d i e
T i e fe des Menschen eindring t , daß so stark nicht nur mich belehrt u n d
informiert , sondern mich prägt , a u f diese W e i s e mein Leben verändert u n d
g e s ta ltet .
D a s ist d a s Geheimnis des Kirchenj ahres und auch der gotte sdienstlichen
L e s u ng e n , selbst wenn ich sie einmal nicht mit großer Aufmerksamkeit ge­
hört habe , d a s Geheimn is der Stundengebete , der a lten E r z ä h l - u n d Ver­
kündigung stradition Israels . Gera d e das Gespräch mit den J u d e n s o l lt e uns
z u nehmend wichtiger werden . Das Geheimnis der fortlaufenden Bibelle sung ,
d a ß s i c h hier der Text der Bibel in uns einsenkt und in Schi chten e i n ­
trägt , d i e ni cht n u r d e r Verstand erreicht , sondern wo d a s Her z , d a s I n n e ­
re d e s Menschen m i t gemeint ist .
Eine stille Bibliothek
Ich habe gute Erfahrungen damit gema cht , in län geren Kra n k heitsz eiten
P s a lmen a u swendig z u lernen u n d Texte des Evangel iums . Je älter ich werde ,
desto hä ufiger greife ich auf diese stille Bibl iothek zurü c k . Denn es g ibt
immer Zeiten im Leben , - und keine , und keiner von uns we iß , wie nahe s i e
u n s schon sind - , w o ich ganz und gar a u f das a ngewiesen b i n , was i ch in
Erinnerung habe , im Gedä chtnis . E s ist keineswegs gleichgülti g , wor a n ich
mich erinnere . Was ich ergre ife , nehme ich in meinen Griff . W a s i ch erin­
nere , nehme ich in mein Inneres . E s ist ganz wichtig , wa s i c h i n meinem
I nneren a u fbewa hrt habe für die Z e ite n , da mir Hilfe not s e i n wird , wora n
ich mich d a n n erinnern kann . Denn nur wenn ich mir gestern etwa s zu Herzen
genommen habe , k a nn ich morgen etwas a u s vollem Herzen tun . Und nur wenn
ich in mir selber etwas Helles , Freundliches , Tröstliches a u fb ewahre , muß
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ich mich nicht fürchten , zu
mIr selber zu kommen . Deshalb ist es wichtig ,
daß der Herr sagt , er wolle sein Wort in unser Herz und in unseren Sinn
schreiben , und daß wir uns erinnern , daß wir Jesus Christus im Gedächtnis
halten sol lten .
Ich habe vor Jahren eine alte getaufte Jüdin z um Sterben begleitet ,
j a hrela n g . S i e hatte Theresienstadt überlebt , sie hat ihre drei Kinder
eines nach dem a n d eren verloren . Sie ist oft mit mir im Gespräch gewese n ,
und j ede von Ihnen , j eder von Ihnen , der im Pfarramt steht , k a n n ähnliche
Situationen berichten . Jedesmal , ehe ich v o n ihr a u fbra ch , haben wir einen
Psalm gelesen , d e n P s a lm 126 " Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen
wird , d a n n werden wir sein wie die Träumende n . " Das w a r dann sozusagen
unser P s a lm . Kein Gesprä ch , kurz oder lang , hat geendet , ohne daß wir am
Schluß diesen P s a lm ges prochen haben . "Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsere Zunge v o l l Rühmens sein , dann wird man s a g e n unter den Heiden ,
der Herr hat Großes a n ihnen getan . " Als es zum dann Sterben ging , war ich
selber eine Weile krank gewesen . Als ich in ihre Wohnung kam , war sie
schon in die Klinik ü berführt word en . Als ich i n die Klinik kam , sagte man
mir , s i e ist nicht mehr a n sprechbar ; sie hat schon seit Tagen n ichts mehr
gegessen und ist seit einigen Tagen - mindestens seit gestern - nicht mehr
a n sprechba r . Aber Sie können z u ihr hineingehen . Sie lebt no ch . Sie können
von ihr Abschied nehmen . - Ich bin in d a s Kranken z immer gegangen , und d a
lag s i e ohne e i n Zeichen des Erkennens i n d i esem letzten Sta dium ihre s
Weges im Sterben . I c h habe eine halbe Stunde an ihrem Bett gesessen und
Abschied v o n ihr genommen . Ehe ich aufbra c h , mehr für mich , in Erinnerung
a n das Gewe sene , habe ich unseren Psalm gesproche n : " We n n der Herr die
Gefangenen Zions erlösen wird , dann werden wir sein wie die Träumenden . "
Plötzlich , wie. a u s unendlicher Ferne , sprach s i e mit : " d ann wird u nser
Mund voll L a c h e n s und u n sere Zunge voll R ü hmens sei n " . Sie wa r schon
unendlich weit a u f dem Weg , der der letzte ist , g a n z weit entfernt von
unserer Wirklichkeit . Aber diesen Text hat s i e mitgenommen , und er hat sie
auch noch erreicht ; auch a l s ich ihn weite rgesprochen habe und ihre Stimme
dann wieder verstummte . " Die mit Tränen s ä e n , werd e n �it Freuden ernte n .
Sie gehen hin u n d weinen und tragen edlen Samen u nd kommen mit Freuden u n d
bringen i h r e G a b e n . " I c h denke , sie hat noch Amen g e s a g t .
Gott s c h e n k e u n s , d a ß w i r s o m i t d e r B i b e l sterben k ö n nen , w e i l w i r mit
der Bibel l e b e n .
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Bericht a u s der Arbeit der östlichen lutherischen Kirchen und Erwartungen a n
die VELKD
Referent : Vizepräsident Rolf Böttcher
Herr Präsident ! Meine sehr verehrten Damen und Herren ! L iebe S c hwestern und
Brüder !
I c h möchte meinen Ausführungen einige kurze Bemerkungen voranstellen . A l s ich
zus agte , Ihnen z u dem a usgedruckten Thema hier etwas z u sagen , war ich mir
n icht bewußt , auf was ich mich da einla sse . A l s vorgestern Herr Dreßler s agte ,
er s e i gesp a nnt , was ich dazu sagen würde , habe ich mir geda cht : ich a u c h !
Beim näheren Hinsehen kam ich mir vor wie j emand , der im D et a i l ein schnell
vorüberfl ießendes Was?er eines Flusses bes�hreiben s o l l . I c h habe e s trotzdem
versucht , das he ißt , ich habe den Versuch unternommen , Ihnen p u n ktuell etwa s
zu sagen , wie i c h es erleb e . Erwarten Sie keine Analy s e , erwarten Sie keine
Trends oder Tendenzen , die ich Ihnen a u s unseren Kirchen vortragen könnt e . Was
ich erzäh le , s i n d Beobachtung en , und ich werde meine Beobachtungen an e i n igen
wenigen Beispielen fest zumachen vers uche n .
Vor einer Woche ist die Herbsttagung u n serer Sächsischen Landessy node z u Ende
gegange n . I c h werde auch darauf immer wieder einmal zurü c k k ommen und erwä hnen ,
was wir dort beda cht , gehört oder berichtet b e k ommen haben . Ich denke , daß
j eder oder j ede S y nodale aus Thüringen und Sachsen manches ganz a nders be­
oba chtet , erlebt hat und es auch darstellen würde , a l s ich es hier tue . Das
D i l emma ist derzeit , daß die persön l ichen und auch die regionalen Situationen
s o sehr vers chieden sind . Meine Aus führungen s ind also stark korrektur- und
auch ergän z u n g s b edürftig .
Wenn ich . über die Arbeit unserer K irchen etwa s s a gen s o l l , dann möchte ich d a ­
m i t beginne n , d a ß ich etwas zur Situation s a g e .
1 . Natürlich steht Kirche nicht außerhalb der Gesells chaft und außerhalb des
Gesamtgeschehens in unserem Land . Einflüsse ?us der wirts chaftlichen Ent­
wicklung schlagen voll a u f uns durch und beeinflussen unsere Situation in
einem sehr großen Maße , ebenso die s i ch v o l l z iehende oder t e ilweise erst
beginnende Wende in unseren Köpfen .
Wir hatten - wie schon ges agt - vor einer Woche un sere Herbsttagung der
Sächsischen S y n ode ; gestatten Sie mir z u Beginn ein kurzes Zitat a u s dem
Bericht der K irchenleitu ng , den u n s er Herr Landesbischof vorgetragen hat .
Er hat den Beri cht unter die Ü berschrift gestellt " Umschau im Morg e n ­
grauen " . I c h z itiere dara u s . D e r B i s c h o f s a gt :
" D i e Ü berschrift ' Umschau im Morgengra u e n ' ist eine Metap her und
k l i ngt etwas blumig . Sie drückt aber a u s , daß wir einerseits viele
Dinge bisher nur als Schemen im H a l b d u n k e l sehen , a ndererseits
aber n i cht auf die Nacht , sondern auf d e n Tag zugehe n . "
Zu einer Darstellung der Situation gehört a u c h , daß ich h ier feststellen
möchte , daß ein Z u rück z u a lten Verhä ltnissen ke iner will . Der A b s chied ist
uns v ie l fa c h sehr leicht gefallen . Auch wenn oft über die Ges chwindig keit auch
in d e n Kirchen g e k l agt wird , mit der die Entwic klung u nter uns voranges chrit­
ten ist , dann ist dies kein Zeichen für ein Zurückkehrenw o l le n . E s gibt keine
DDR-Nostalgie . E s gehört auch zu u n s erer Situation , daß d i e Frage n a ch einer
eventuellen Möglichkeit einer reformierten DDR immer wieder e i nm a l unter uns
gestellt wird . S i e werden sie bei Bes uchen immer wieder einmal hören . Auch
diese Frage muß natürlich unter uns erlaubt sein . I c h halte s i e zwar nur für
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eine theoretische Frag e ; unser Volk wollte keine neuen E x p erimente . Und vor
a l l e n Dingen hätten wir sic herlich eine weltpolitische Chance verspielt .
A b er wir haben uns trotzdem a u f ein sehr großes Ex periment eingelassen .
Zwei getrennt lebende Ges chwister haben sich vorgenommen , von heute auf
morgen in einer gemeinsamen Wohnung z u sammen zuleb en . Das ist wahrlich ein
großes E x p eriment . Wir werden uns dieses Experimentes von Tag zu Tag immer
wieder bewußt .
Hier haben wir als Kirche eine F u n ktion . U n sere relativ d ichte Gemeins chaft
in der Vergangenheit sollte uns fähig machen und auch s chon gema cht haben ,
S c hwierigkeiten zu überwinden , Vorurteile abzubauen , Einheit zu verwirk­
l i c he n .
Zu uns erer Situation gehört auch , d a ß wir uns vorantaste n : privat , beruf­
l i c h , i n unserer kirchlichen Wirklichkeit . Unsere Arbeit wird immer wieder
überlagert von ungewöhnlichen neuen Anforderungen . Alles ist im F luß . Das
Gefü hl , l a ufend von neuen Problemen eingeholt und überholt z u werden , ver­
breitet Ohnmacht bis hin � u Resign ation . Keine Ü berlegung kann b i s z u Ende
geda cht werden . Aber trotzdem sollen wir Antworten geben , möglichst ver­
b indlich , die uns weiterbringen s o l le n und die uns voranhelfen .
Bis chof Leich sprach vorgestern von dem Sportler , der glücklich am Ziel ist
und dann ohne Erholungspause wieder an den Start muß . Ich möchte das Bild
n o ch viel kontrastreicher mache n . Oft habe ich den Eindru c k , d a ß der neue
Wettbewerb bereits beginnt , wenn das Ziel noch gar nicht erreicht ist . Als
Beispiel soll unsere Sächsische S y node dienen . Wir haben uns im Mai 1990
neu konstitu iert - etwa 40% neue Synodale . Auf unserer Tag esordnung standen
Vorentscheidungen zum Thema E i n z iehen der Kirchensteuer durch die Finanz­
ämter , Einrichtung des Religions unterrichts , neue Gehalts- und Entlohnungs­
strukturen und vieles mehr .
Es mußten in dieser ersten konst ituierenden Tagung d i e R i c htungen angege­
ben werden , denn bereits zur Herbsttagung des gleichen Jahres sollten die
Grundsatzentscheidungen endgültig g e fällt werden . Die Entscheidungen sind
g e fa llen mit viel gutem Willen , mit großem Engagement u n � i n Abwägung a l lem
Für und Wider .
Sie a l s Synodale können sic herl ich verstehen , daß guter Wille und Engage­
ment das eine sind , dauernde Ü berforderung und Entscheidungsdruck ohne
großen z e itli chen Spielraum das a n dere . Sie müssen sich d a s einmal für
u n s ere konstituierende Tagung hier vorstellen .
Wir haben es überstanden . Ich komme noch einmal dara u f zurü c k . Zu unserer
Situation gehört auch , daß nach den vollen Kirchen zur Zeit der Wende nun
wieder Normalität in unseren Kirchen eingezogen ist . Das heißt , die Kirchen
s ind wieder leerer geword en . Trot zdem höre ich und erlebe es auch : die
Gottesd ienst e sind besser besucht als vor der Wend e . Natürlich ist das eben
wieder nur meine Beobachtung . Von Region z u Region wird e s unterschiedlich
sein . Es gibt auch dazu sicherlich keine a l lgemeingültigen Aussagen .
2 . Es gehört auch zu unserer Situation , daß wir immer wieder von Geld reden ,
reden müssen . Das Geld ist knapp in unseren Gemeinden - trot z a ller großen
H i l fe n , die wir erfahren . D a z u muß man feststellen , daß die E i n n a hmen un­
serer Gemeinden aus den Kollekten erfreulich konstant geblieben s ind . Das
Kirchgeld steht zur Finanzierung der Gemeinden . zur Verfügung ; es ist im
großen u n d ganzen a k zeptiert word e n . Wir haben d a z u vor u nserer S y node Er­
freuliches und auch Verbesserungswürdiges gehört i n den letzten T a ge n . Die
Kirchensteuereinnahmen s ind bisher erfre ulich und mit kaum erwarteten Er­
gebnissen eingekommen - trotz negativer F a ktoren , die sich natürlich auf
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die Kirchensteuer a u swirken . Ich möchte nur drei nennen : die durchgängig
hohe Arbeits l o s i g k e it i n den Regionen u n serer Landeskirche - wie das eben
auch in anderen L a n d e s k irchen der Fall ist -, die doch i n zwischen relativ
große Zahl auch von Gemeindeg liedern , die Arbeit i n den a lten Bundesländern
gefunden haben , und die immer noch nicht bereinigten F ä lle und Ungereimt­
he iten bei der Ausstellung der Lohnsteuerkarten ; das ist auch ein Punkt ,
den Sie sich vielleicht gar n i cht vorstellen können . Aber bei einer n icht
funktionierenden Verwaltung ist das eben ein großes Problem und kann nur i n
einem größeren A b s t a n d bere inigt werden .
Trotz a l lem und trotz aller guten Einnahmen : Geld ist knapp ; denn die
Kosten sind für die Kirchengemeinden enorm gestie g en .
Für viele Kirchenvorstände ist es eine bedrückende Erfahrung , daß ihre
Gemeinde permanent an der Gre nze der Liqu idität leben und arbeiten muß .
Auch hier g ibt es viel Neues zu lernen und Ungewohntes zu praktiz ieren .
Ich nenne n u r ein Wort : der Umg ang mit Kre d it e n ist u n seren Kirchenvor­
ständen natürlich völlig ungelä ufig .
Wenn ich von uns erer Situation spreche , dann gehört dazu auch ein Wort
zur Situation u nserer Bausubsta n z . Oie P lanwirtschaft im " real e x istieren­
den Sozia lismus " hat k irchliche Bau vorhaben und n i cht nur diese perm a nent
verschleppt . Das hat - wie bei vielen Dingen i n der ehemaligen DDR - a uch
z u einer ä u ßerst maroden Bausubstanz in den Kirchen gefü hrt . Trotz vieler
I n itiative n , H ilfen und großem Engagement i n der Verg angenheit stehen wir
vor einem u nübersehbaren Prob lem . Der Baudez ernent unserer L a ndeskirche
s c hätzte kürzlich d e n Finan zbedarf für d i e Behebung der wesentlichen Schä­
d e n an uns erer Bausubstanz auf etwa 750 Millionen b i s z u 1 Mill iarde DM .
Zur Situation gehört auch ein Wort zu unserem Gemeindeleben . Es geht normal
weiter . Es s ind neue Möglichke iten vorhanden . Bewährte Formen des Geme inde­
lebens werde n fortgeführt , und man stellt s ich den neuen Herausforderungen .
Auch hier geht es natürlich nur sehr tastend voran . Man hat plötzlich v iel
z u viele Möglich keiten , mit denen man sich beschäftigen muß , bei denen man
aktiv werden k a n n . Man muß auswählen , und das ist n i cht immer einfa c h .
Hier möchte ich den Versuch einer ausschnitthaften Situationsbeschreibung
ei nfach einm a l a b brechen und noch anmer ken , daß gerade z u unserer Synode i n
d e r vorigen W o c h e Arbeitsaufgaben formuliert und Arbeitsvorhaben angespro­
chen worden sind . I c h werte dies als ein Zeichen , daß wir beginn en , die Z u ­
k u n ft unserer Kirche unter d e n neuen Bedingungen bewußt mitzugesta lten . Wir
sind an d ieser Ste l l e , wo wir vom nur noch Reagieren i n aller Bescheiden­
heit zum eigenen Agieren übergehen .
Als zweites : die neuen Herausforderungen . Wir stehen in einem gesells chaft­
l i chen Umfeld , i n dem uns j a hrzehnte lang atheistische Erziehung und Propa­
ganda und d i e staatliche Kirchenpolitik einen Rahmen vorgaben , der u nsere
Möglichkeit e n einschr ä n kte , so daß wir u n seren Auftrag als Kirche n i cht um­
fass end verwirk l ichen konnten . Sie wissen selbst , daß wir immer wieder ver­
su cht haben , das Beste daraus z u machen . Ich denke , es ist uns auch e i n
S t ü c k weit gelung en .
Heute ist d a s a nders . Oie Drientierung s lo s ig k eit vie ler Menschen , die Frage
nach Sinn und Ziel u n seres Tuns im Leben und d i e p lötzlich aufbrechenden
religiösen Bed ürfn isse unter den Menschen stellen uns vor groß e , aber auch
kompliz ierte A u fg a b e n . Wir sind dabei , u n s gerade selbst zurechtzufinde n ,
u n d sollen n u n bereits anderen Wegweiser sein . Wir sind k a um i n der Lage ,
u nsere eigenen Probleme zu ordne n , und s o l le n neue , u n s teilweise u n g e ­
wohnte und n i c ht vertraute Arbeiten i n Angriff nehme n .
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Auch hier möchte ich nun a u f einige wenige Beispiele zur Verdeutlichung
e i ngehe n . Ohne Wertigkeit möchte ich j etzt einige a u fzählen . Oie Ü bernahme
von Kindergärten wird von unseren Kirchengemeinden erbeten und von den Kom­
munen gewüns cht . Oiese für uns r e i z volle Arbeit , die in der Vergangenheit
unmög lich war oder weitgehend unmöglich war , sehen wir als wichtige Arbeit
a n . Aber sie stößt ganz schnell an Grenzen . Kirchliche Kindergärten benöti­
g en auch Mitarbeiter , und we il das B ildungsmonopol 40 J a hre lang beim Staat
lag , fragen wir einfa c h : Ha ben wir es hinauszuführen? - Ganz z u schweigen
von den fina n z iellen Belastunge n .
Auch hören wir die gut gemeinten Wahrnehmungen a u s den Kirchen , die diese
Arbeit s e it Jahren intensiv betre iben .
Ein zweites Beispiel : Mit der Wiedereinrichtung von Sozia lstationen ist be­
gonnen worden , und wir sind erst a u n l ich schnell vorangekomme n . Damit wird
eine seit Jahren kla ffende Lücke in der Erfüllung des k irchlichen Auftrages
ges chloss e n . Diese Arbe it , die früher in Gemeinden präsent war , war teils
aus personellen , aber auch aus Gründen der Zentra lis ierung des Gesundheits­
wesens nach und nach � ing�gangen . Diese notwendige Arbeit wird wieder auf­
genomme n , und sie wird vor allen Dingen dankbar ang enommen .
Eine der großen Hera u s forderungen ist wohl die Einführung des Religionsun­
terricht s . I n Sachsen ist er für das Schulj a hr 1991/92 in der 5. Klasse
an-gelaufen ; zwar nicht flächende c kend , a b er er hat begonnen . Der Bedarf
für dieses Lehrfach ist regional unterschiedlich groß , und das Gefälle von
ländlicher R e gion über K lein- und Mittelstädte bis hin z u unseren drei
Großstädten Dresden , Leipzig und Chemnitz ist deutlich erkennbar . Der Be­
darf " ist aber trotzdem a n manchen Stellen erstaunlich hoch .
Mit ungehe urem Engagement wurde d iese Arbeit vorbereitet . Ihnen ist j a
s icherlich bewußt , daß wir keine Religions lehrer haben . Die Kirche muß
hier einspringen , wenn sie ihre eigenen Beschlüsse ernst nehmen wil l .
In Weiterb ildungs kursen wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ersten
I n formationen zu diesem F a ch vertraut gemacht . Die N a chfrage nach gez ielter
Weiterb ildung wird gestellt . Von berufsbegleitenden Kursen für Lehrer und
über die Aufnahme der Arbeit eines theologisch-pädagogischen Instituts kann
ich Ihnen hier berichten .
Wenn Sie bedenken , daß vor einem Jahr , zu unserer Herbstsynod e , die Ent­
s cheidung für die Einführung dieses " Faches gefallen ist , daß die Verhand­
lungen mit der sächsischen Staatsreg ierung auch viel Zeit in Anspruch ge­
nommen haben und daß das sächsische Schulgesetz etwa vor einem halben Jahr
beschlossen wurde , dann werden Sie ahnen können , was s i ch hinter der lapi­
daren Feststellung " d er Re�igions unterricht ist angelaufe n " a n Arbeitsauf­
wand und ungeheurem Engagement verbirgt .
Die Unterstützung von F a chleuten a u s Württemberg möchte ich hier zumindest
dankbar erwä hnen .
Im Zus ammenhang damit müssen wir aber auch schnell nachdenken - d a s war
a u c h ein A u ftrag , der in unserer Synode ausgesprochen wurde - , wie wir die
Einübung des Glaubens mit den K indern in unseren Gemeinden unter der j et z i ­
gen Situation beginnen . Die miss ionarische Chance , d i e uns a n dieser Stelle
geboten ist , muß von uns beda cht werden , und es müssen schnell Wege gefun­
den werde n , um sie umzusetzen .
Ein weiteres Beispiel : Ein ganz neuer Zweig der Arbeit ist von der Männer­
arbeit erschlossen worden . Ich nenne s ie in Stichpunkten : kirchliche Arbeit
in der Arbeitswelt , eine Sa che , die auch für uns in der Vergangenheit nicht
- 102 -
möglich war - es werden dort viele spez ielle Fragen behandelt - : Arbeitslo­
sigkeit , Fragen der Arbeitsethi k , Arbeitsrecht und v ieles mehr . Dazu gehö­
ren die s p e z iellen Probleme der Landwirtschaft , wie wir sie täglich erle­
ben . Dazu g e hört d i e Arbeit mit dem sich gerade neu entwickelnden Stand der
Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden . Kirchliche Präsenz in der Ar­
beitswelt sehen wir auch als eine große Chance . Diese z u verpassen , würde
vielleicht erneut z u einer Entfremdung der Arb eitersch aft von der Kirche
führe n . Aber auch h i er stehen wir sowohl personell als auch teilweise
finan z iell vor großen Problemen .
Bischof Leich hat gestern vormittag in der Ausspra c he hier weitere Heraus­
forderu ngen u n d Chancen genannt . Ich erinnere noch e i nmal dara n : Seelsorge
a n Soldate n , Seelsorge im Strafvoll zug . Auch dies s in d für uns neue Ar­
beitsfelder , z umindest in diesem Umfang , wie sie s i c h uns j etzt darstellen .
Wir haben ungeahnte Möglichkeiten . Wir können b e im b e sten Willen nur sehr
begrenzt diese Möglichkeiten wahrnehmen . Dabei spielen die personellen Vor­
aussetzungen eben eine wesentliche Rolle . Uns ere s ch o n b isher n i cht gerade
z a hlenmäßig große Mitarbeiterschaft ist weiter geschrumpft . Sie wissen es
alle : Die Ü bernahme politis cher Mandate hat natürlich gerade bei kirchli­
chen Mitarbe itern u n d k irchlichen Amtsträgern z u e i n em Rückgang unserer
Mitarbeiter geführt ; die Abwanderung von Laien , bedingt durch Arbeitslosig­
k e it , i n d ie a lten Bund es länder hält nach wie vor a n . Wir brauchen a u f dem
Verwa ltungsse ktor zum Aufbau effektiver Verwa ltungen a uch i n der Kirche und
auf dem Bause ktor F a chleute , und wir haben sie nicht .
3 . Drei allgemeine Beobachtungen . Ich möchte diese drei Beobachtungen hier
nennen und versuchen , sie Ihnen bewußt z u machen , weil sie für unsere Zu­
sammenarbeit auch i n der Genera lsynode i n der Gemeinschaft uns erer luthe­
rischen Kirchen von großer Bedeutung sein können und weil man dies einfach
wissen muß , wenn man sich gegenseitig verstehen will .
Eine erste Beoba chtung ! Ich beoba chte bei kirchl ichen Mitarbeitern und a u c h
bei engag ierten Laien einen - ich n e n n e es so - Minderheitskom ple x . Bei
vielen Entsche idungen der Synode in den vergangenen eineinhalb Jahren wurde
dies immer wieder a usgesprochen . Wir sind doch eine Minderheit - wie können
wir so vermessen sein und Religionsunterricht in den Schulen einführen las­
sen wollen? Wir s i nd doch eine Minderheit - wie können wir Kirchensteuern
über d i e F i n a n z ämter einziehen lassen wollen? Wir sind doch eine Minderheit
- wie können wir d a noch von Volkskirche reden? Oft habe ich den E indru c k ,
wir könnten durch diese Denkweise unsere missionarische Chance und u n sere
vielen Möglichkeiten e infach verpassen . Natürlich s in d wir eine Minderheit ;
darüber sind wir uns doch im klare n . Wir sind S a l z , aber eben n i cht Sa l z ,
das im · Salzstreuer ble ibt , sondern das i n den großen Topf gehört . Wenn Sie
mit diesen Den kweisen konfrontiert werden so llten , machen Sie sich bewußt ,
was in unseren Köpfen an dieser Ste lle v ielfach vorgeht .
E i n zweites - d a s wurde gestern vom Synodalen Schulze s chon einmal ange­
sprochen - ! I c h beoba chte ein gebrochenes Verhältnis zum Staat . 40 J a hre
selbst a u ferlegte Distanz zum Staat - teilweise notwend igerweise a u ferlegte
Distanz - h a b e n i n uns ein Staatsverständnis wachsen lasse n , das sich unter
freiheitlich-demokratischen Bedingungen erst wandeln muß . Bruder Schulze
hat es gester n darzustellen versucht . Ich glaube , es ist ihm n icht gelun­
gen , s i ch s o verstä n d l ich z u machen , daß Sie alle wüßte n , wo es hier unter
uns eigentlich k lemmt . Die alten Erfahrungen überwiege n . Unsere neuen Er­
fahrung e n , d i e wir b i sher gemacht habe n , sind natürlich gegenüber den alten
Erfahrungen viel z u gering . Wo wir heute mit Staat k o n frontiert werden , ist
es teilweise doch z u einem großen Teil die Bürokratie , die wir teilweise
noch gar n i c ht durchschauen , und daher rührt es , d a ß n atürlich d fe a lten
Vorurteile s o fort d i e neuen Verhältnisse belasten u n d überschatte n . Nehmen
- 103 -
Sie es uns nicht übel , wenn wir an diesen Stellen oft ganz anders denken ,
a l s Sie es gewohnt sind . Haben Sie Geduld mit uns '
Ich habe dieses gebrochene Verhältnis zum freiheit lich - demokratischen Staat
in den Synodaldebatten erlebt . Ich nenne nur drei Beispiele : Kirchensteu er ,
Religionsunterricht , Seelsorge an Soldaten . Dort hat sich d a s in den Dis­
k ussionen g a n z klar g e z eigt , und es wird s i ch auch unter u n s a n diesen
Ste l len dies eine g a n z e Weile noch so z e igen .
Eine dritte Beobachtung , die ich Ihnen einfach weitergeben möchte . Es
schwelt die Frage nach der Verstrickung kirchl icher Mitarbeiter , a u c h ordi ­
n ierter Pfarrer , in d a s System d e r ehemaligen Staatssicherheit unter uns
weiter . Unsere Synode hat im März d i e Ü berprüfung ihrer Mitglieder b e ­
schlosse n . I n d e r vorigen Woche hat die Synode alle Pfarrer und Mitarbeiter
unserer Landeskirche gebete n , die Ü berprüfung z u bea ntragen . Wir haben be­
wußt darauf verzichtet , eine Ü berprüfung a n zuordnen .
4 . Nun b i n ich auch nach den Erwartungen gefragt worden , d i e wir haben oder
die ich habe an diese Genera lsynode oder an die Vereinigte Evangelisch­
Lutherische Kirche in Deutschland . Natürl i ch könnte ich Ihnen j etzt auf­
. zähle n , was ich a lles für Erwartungen habe , aber d a s möchte ich n icht tun .
Sicherlich hat j eder Synodale von uns seine eigenen Vorste l lungen . I c h
möchte meine Erwartungen g a n z a llgemein formulieren .
Ich erwarte , daß wir zu einer Geme inschaft finden , in der wir um unsere
s p ez ifischen Wege der Verga ngenheit wissen , daß wir uns gegense itig respe k ­
tieren u n d immer wieder na c h fra g en , warum wir so reden u n d denken u n d rea­
gieren , wie wir eben reden , d e n k e n und reagieren . Ich erwarte , daß wir uns
n i cht aus falscher Rücks icht mit Samthands chuhen anfasse n , sondern fragen
und sagen , was wir denken . Ich erwarte , daß wir wie normale Menschen und
Christen miteinander umgehen . Ich erwart e , daß wir , d a wir nun n i cht mehr
nur Besu cher , sondern Hausgenossen s in d , uns aneinander gewöhnen werde n .
I c h erwarte , daß wir dadurch Bewä ltigung der Einheit u n seres Volkes i n
u n serer Kirche deutlich m a c h e n k ö n ne n .
Wenn uns das gelingt , werden u n sere Arbeitsvorhaben und unsere s p e z ifischen
Erwartungen sicherlich auch alle erfüllt werden .
Bischof Hempel hat gestern h i er in der Aussprache auch einige Erwartungen
geä ußert : politisches Mand a t , die Frage nach P a z ifismu s , das Verh ä ltnis von
Staat und Kirche . Sie merk en , daß hier fast meine drei Beobachtungen wieder
a u ftauchen .
I ch möchte an dieser Stelle schließ e n . Im Bewußtsein der Bruchst ü c khaftig keit
meiner Ausführungen sollte es s o ein Stück Einblick in u nsere Situation , in
uns ere Arbeit sei n . Ich möchte mit einem Zitat schließen aus dem eingangs
s chon erwähnten Bericht der Kirchen l e itung von Bischof Hempe l . Er sagt zum
Sch luß seines Berichts :
"Meine persönliche Hoffnung - um es in einem Satz z u sagen - ist ,
daß wir eine menschliche Kirche bleiben , d a s heißt eine Kirche ,
die im Gehorsam gegenüber dem Mensch gewordenen Gottessohn , unse­
rem Erlöser , treu b e i ihrer Sache bleibt , d a s einfache Leben
liebt , a b und z u ü b er ihren eigenen Schatten zu springen vermag
und die Z u versicht a u c h i n schwerer Lage n i cht für Weltfremdheit
h ä lt . "
I c h g l a ub e , a u c h das gehört mit z u d e n Erwartungen a n die Vereinigte E v a nge­
lisch- Lutherische Kirche .
- 104 -
V e r h a n d 1
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n g e n
d e r
- 105 -
G e n e r a l s y n
0
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ERSTER VERHANDLUNG STAG
Sonnta g , 13. Oktober 1 9 9 1
B eg i n n : 1 2 . 20 Uhr
Leitender B i schof Dr . Müller , Verhandlungs l e itung :
Meine sehr verehrten Damen und Herre n !
I c h möchte Sie a l l e sehr herzlich willkommen heißen und eröffne hiermit gemäß
Artikel 16 Absatz 6 der Verfa ssung der Vereinigten Evangelisch- Lutheri schen
K irche Deutschlands die 1 . Tagung der 8 . Generals ynode . I c h begrüße Sie ,
verehrte , liebe Synoda le , und danke Ihnen für Ihre Bereitschaft , in der
Genera lsy node mitz uarbeiten . Sie haben sich wählen bzw . berufen lassen , wohl
wissend , daß dadurch neue und sicher auch weitere Aufg a b e n in der Kirche a u f
S i e z u k ommen . D i e Genera lsynode tagt einmal j ä hrl ich , a b er e s kommen j a
Ausschußsitzungen h i n z u und e s sind a u c h Arbe it e n hier i n d e r Synode , w i e i m
Präsidium , oder i n der Vereinigten Kirche , w i e i n d e r Kirchenleitung , z u
übernehmen . Dara u f wird in weiteren P unkten d e r Tage sordnung zurü c k z u k omme n
sein .
Aber bevor ich d a z u etwa s s ag e , möchte ich s p e z i e l l a u c h hier die Synodalen
a u s Sachsen und Thüringen willkommen heißen .
( Le b ha fter Beifa l l )
Es ist einfach schön , daß wir nicht mehr , wie früher , umständlich Kontakte
h a lten müssen , s ondern daß die Wege nach West u n d Ost g e öffnet si nd . I ch b i n
Ihnen dankbar f ü r d i e Mitarbeit , die S i e hier n e b.en a l l dem , w a s S i e in I hren
Bundes ländern und i n den K irchen dort z u tun h a b e n , auf sich nehmen wollen .
Herzlichen D a n k .
N u n , in meiner Bibel steht , es ist n icht gut , daß der Mensch allein s e i .
( H e iterk eit)
Ich s itze hier a llein , wie Sie sehen . Sie , liebe Synoda l e , können dem a bhel­
fen , wenn Sie damit einverstanden s i n d , daß d i e Geschäftsordnung der Genera l ­
s ynode v o m 2 1 . Oktober 1981 angewendet wird . D o r t steht i n § 5 A b s a t z 2 :
" D i e erste Tagung z u Beginn einer neuen Amt s z eit eröffnet der
Leitende Bisch o f ; als B e is itzer werden das an Lebensja hren j ü ngste
und ä lteste Mitglied der Genera lsynode tätig . "
Wenn es dagegen k e inen Widerspruch g ibt , dann k ö n nten wir diese . beiden Synoda­
len , das an J a hren ä lteste und j üngste Mitglied , bitten , a l s Beisitzer tätig
z u sein .
( Beifall )
D a n k e schön für d i e Z u stimmun g .
Nach gewis senhaft e n Recherchen des Lutherischen Kirchenamtes und hoffentl ich
ohne Verlet zung des Datenschutzes wurden Thomas Goes u n d H a n s - Rolf Dräger a l s
j ü ngstes u n d ä ltestes Mitglied der G e nera lsynode ermittelt , wobei der Daten­
schutz i n s o fern gewa hrt bleibt , a l s ich n icht verrate , wer das älteste und wer
- 107 -
d a s j ü ngste Mitglied ist .
( H eiterkeit)
Ich b itte also beide freundlich hierherzukomme n , um der Tatsache meines
A llein seins a b z u hel fen . S i e merken , das geht ganz schne l l , daß aus eins drei
werden .
N u n habe ich a b er noch ein weiteres Anliegen . I c h wäre I h nen dankbar , verehrte
S y noda le , wenn Sie z u stimmen würden , daß die Geschäftsordnung in einem Punkt
modifiz iert wird . Sie sieht vor , daß Präsident b zw . Präs identin sowie die
V i z epräsidenten " u nter dem Vors itz des Leitenden Bischofs in geheimer Abst im­
mung gewä hlt" werden . I c h s chlage vor - wie es übrigens a u c h die Tag esordnung
vorsieht - , daß nur der Prä s ident bzw . die Prä s identin z u nächst g ewä hlt wird .
Danach wäre unter dem Vorsitz des oder der Gewählten die Verfa ssungsändernde
Verordnung mit Geset zeskra ft förmlich vorzulegen und z u behandeln . Erst danach
wären dann d ie Vizepräsidenten und die Beisit z er z u wähl e n . Diese z e it l i che
Abfolge stel lt s i cher , daß der Nominieru ngsausschuß we iß , unter welchen Vor­
a u s s etzungen hinsichtlich der S y n odalen aus Sachsen und Thüringen er die wei­
teren Wahlen vorbereiten k a n n .
Den zu wählenden Nomin ierungsausschuß weise ich auf § 7 der Geschäftsordnung
hin , demzufolge der Präsident / d i e Präsidentin " nicht aus der Gruppe der geist­
lich en Mitglie der gewählt werden soll " .
Wären Sie einversta nde n ,_ d a ß ich den Platz hier rascher räume a l s vorgesehen
ist? E s wäre mir sehr l ie b . Kein Widerspr uch . Vielen Da n k . Dann verfahren wir
so .
Nun liegt es nahe , die T a ge s ordnung , wie sie vorgelegt worden ist , zu be­
s chließen . G i bt es Widerspruch gegen oder Wünsche zur T a g esordnung? Wenn das
n icht der F a l l ist , dann gehe ich davon aus , daß sie so festliegt .
I c� bitte nun einen meiner Beisitzer um Namensaufru f , um die Besch l u ß fä h igk eit
der Synode a l sbald fest zustel len .
( Namensa ufruf siehe Seite 3 7 4 )
Vielen Dank f ü r den Namensa ufru f . N a ch meiner Z ä h lung müßten es 7 1 Synod a l e
sein . D i e Beschlußfähigkeit ist j edenfa l l s gegeben , auch falls ich mich hier
oder dort doch vertan haben s o l lte .
Nun ist noch die Verpflichtung von Frau D r . L indig n a c h z u holen , die heute
morgen nicht im Gott esdienst wa r . I st sonst noch j emand hinzugekommen? - Wenn
das nicht der F a ll ist , dann bitte ich Frau Dr . L i ndig , nach vorn z u kommen .
( Synodale Frau Dr . Lindig wird nach folgender F ormel verpfl ichtet :
Frau L indig , i c h frage Sie a l � Mitglied dieser G e neralsynode : Wollen
Sie I hr Amt als S y nodale führen in der Bindung an das Evangelium Jesu
Christ i , wie es i n der Heiligen Schrift gegeben u n d im Bekenntnis der
Evangelisch-Lutherischen Kirche be zeugt ist , u n d s in d Sie bereit ,
Verantwortung z u ü b ernehmen für den Gottesd ienst , für die diakon ischen
und missionarischen A u fgaben , für Lehre , Leben u n d Ordnung der Kirche ,
so reichen Sie mir I hre Hand und antworten Sie : J a , mit Gottes H i l fe ! )
I c h möchte j etzt a u c h a nd ere G ä ste begrüßen , z u nächst einmal ohnehin a l l e , die
hierher gek ommen sind , a be r a u c h die Mitglieder der Bischofskonferenz und
- 108 -
ebenso Herrn Regieru ngsvizepräsidenten Dr . Schnöckel von der B e z irk sregierung
in Braunschweig . Wir haben unter uns die Synodalpräsidenten Dr . Bartsch von
der E v a ngelisch - L utherischen L a ndesk irche Metklenburgs und Herrn E c k e l s von
der E va ngelisch- L utherischen Kirche in Braunschwe ig . Als Synodale haben wir
zwei Präsidenten von Synoden unter uns , und zwar Herrn Böttcher a l s
Präsi denten d e r Synode d e r E v a ngelisch- Lutherischen Landesk irche Sachsens und
H errn Rieke als Präsidenten der Synode der L a ndeskirche Schaumburg- Lippe .
Von un seren Werken und Einrichtungen h a b e ich Herrn B a uerochse und Frau
Schma u k s gesehen , die ich herzlich willkommen heiße . Herr Dreßler vom Prä s i ­
d i um der S ynode d e r Evangelischen K i r c h e in Deutschland ist mir a u c h schon
deutlich vor Augen gewesen . - Ich weiß nicht , ob Herr Affeld für den Rat schon
hier ist - offenbar noch nicht .
H err Grosc urth ist a ber - den�e ich - ebenfalls schon hier . R ichtig , dort
sitzt er .
Herrn Löwe von der EKD habe ich a u c h s chon gesehen ; er ist Präsident im Kir­
chenamt der E KD .
Herrn Assessor Püder von der estnischen K irche kenne i ch nicht ; ist er schon
hier? - Offenbar noch nicht .
Herr Hertzsch , der referieren wird , ist , wie ich denk e , ebenfalls noch nicht
hier , aber Frau Marwedel war zumindest schon hier . Sie i st Mitglied der . Kir­
chenleitung und bleibt es solange , bis eine neue gewählt wird . Vielen Dank ,
daß Sie unter uns sind . Frau Marwedel hat sich - wie immer , g a n z bescheiden in d i e all erletzte Reihe gesetzt .
H err Pfarrer Peetz a l s theologischer Referent im Landesk irchenamt München war
noch als Gast gena nnt worden ; er ist auch hier . Vielen Da n k !
Was die ök umenischen Gäste angeht , so ü b ersehe ich nicht , wer a nwesend ist .
Ist Herr Pfarrer Arlt aus Argentinien hier? - Vielleicht ist er so nett , kurz
aufzustehen . ( Z uru f : Er ist noch ni cht hier ' )
Noch ni cht ! - I ch begrüße H errn Pa stor Carter von der E v a ngelisch-L utherischen
Kirche in Amerika
( Beifa l l )
vielen D a n k ' -
Herrn Geiseb a u s Namibia ,
( B eifa l l )
Herrn Profes sor Dr . Won V o n J i a u s Kore a ,
( Z uru f : Noch nicht hier ' )
- er ist noch nicht hier -
Pa storin J a l a s s aus F innlan d ,
( B eifa l l )
Präses Waltra udt Lewent - a u s Großbrita n n ie n .
( Beifa l l )
- Ja , S i e s i n d a uch schon hier . Vielen D a n k ! - 109 -
Stadtpfarrer Dr . Schu llerus aus Sieb enbürgen i st unter uns ,
( B e i fa l l )
Reverend Selwane a u s Südafri ka ,
( Be i f a l l )
P a stor Sitorus a u s I ndonesien ,
(Beifall)
P a stor Tampubolon ebenfalls aus Indonesien .
( Beifa l l )
F erner begrüße i c h sehr herzlich d i e Vertreter d e r Medien , d i e j a e i n g a n z
wichtiges Aufgabe ngebiet wahrnehmen , u n d i c h begrüße a u c h d i e Stenographen b e k a nnte Gesichter begegnen uns wieder - ; wir freuen u n s , daß S i e uns wiederum
helfe n .
Wir freuen u n s a u c h , daß Ehepartner von Synodalen und a nderen ebenfalls unter
uns sind .
Im Hinblick a u f u n sere Zeit möchte ich j etzt gern erst einmal Herrn D r .
Schnöckel um sein Grußwort f ü r die B e zirksreg i erung Braunschweig b itten .
R egierungs v i z epräsident Dr . Schnöckel :
Sehr g eehrter Herr Leitender Bischof Prof . Mü ller , sehr geehrte Synoda l i n n en
und S y n odale , meine Damen und Herren !
I c h ü b erbringe I hnen nicht nur die Grüße der Be zirk sregierung Brauns chweig ,
sondern a u c h die der La ndesregierung Nieders a chs en , und füge noch die Grüße
des Braun schweigischen Vereinigten K l oster- und Studienfonds hinzu , der
j uristischer Eig entümer der Stifts k irche in Königsl utter ist .
Wir leben in einer Zeit des spürbaren po i itischen Wande ls , j a des politischen
Umbru chs . Ereignisse , die i n e inigen Ja hren a u s der Rückschau heraus als
h i storisch zu b e z e i chnen sein werden , s ind beinahe a n der T a gesordnung , und
die Kirchen sind von diesen rasanten Verä nderungen betroffen und wirken a n
ihnen g e staltend mit . Ich erinnere a n die herausragende Rolle d er Kirche a l s
Schutzraum und P lattform f ü r d i e Entwicklung der fre iheitlich-demokratischen
Krä ft e i n der ehemaligen DDR und bei der s o überra schenden wie erfreulich
fried lichen Revolution . Viele Frauen und Männer a u s der Kirche haben Ver­
antwortung i n Staat und Gesell schaft übernommen .
In den letzten Monaten ist sehr viel über den Abriß der Mauer zwischen Ost und
West gesprochen worden , und es gab z u nehmend H i nweise dara u f , daß e s n u n vor
a l l em darum gehen müsse , die Mauerreste i n den Köpfen der Menschen wegzu­
räume n . So treffend dieses Bild ist , so muß es wohl doch noch ergä nzt werd e n :
Auch d i e Mauerreste in u n seren Herzen müssen erkannt und entfernt werden .
Es freut mich , d a ß die Genera lsynode hier im Brauns chwe igischen tagt , i n
Königslutter mit s e iner ehrwürdigen Stifts k irche . I c h k önnte einig e Aus­
führun g e n z u deren Geschicht e mache n , a ber die s i nd i n s chöner F a ssung a u c h i n
d e m B e i h e ft für d e n heutigen Gottesdienst a bgedruckt , s o daß ich m i r d a z u
Weiteres erspare . D i e Stiftskirche - im hiesig e n Sprachgebrauch meist
" K a i s erdom" g e n a nnt , da s ie j a Kaiser Lothars Gra b k irche ist - ist noch immer
- 110 -
mehr a l s ein be sonders schönes romanisches B a uwerk ; sie ist erfüllt vom Leben
der Gemeinde , und in ihr finden a l lj ährlich anspruchsvolle Konz erte statt .
Seit 1865 ist in den benachbarten Gebäuden eine Heil- und Pflegea nstalt , das
heutige Landeskrankenha u s , ei ngericht et . Der Braunschweigische Vere inigte
Kloster- und Studienfonds als Stiftung des öffentlichen Rechts hat zur Erhal­
tung des K a i s erdoms und zu dem hiesigen k u lturellen Leben n i cht unerhebliche
Mittel a u fgebra cht und wird dies weiterh i n tun . Nach Jahren wissenschaft l icher
und pla nerischer Vorbereitung haben n u nmehr auch die Arb eiten zur San ierung
des Kreuzganges dieses hervorra genden B e i spiels roma n i s cher k a i serlich geför­
derter Steinmetzkunst begonne n .
Meine Damen und Herre n , der G a ng der Z e itges chichte , das Erinnern und F e sthal­
ten der Menschen a n d a uerhaften Grundwerten für ihr Zus ammenleben haben die
Dst-West-Konfrontation überholt und u n s d i e staatliche und n u n auch k irchliche
Vereinigung gebra cht . Die Freude , die wir darüber empfinden , kann a uch Kraft
für den Prozeß des Z u s ammenwa chsens und Erneuerns geben .
F ür u n s Christen ist Jesus Christus der E c k stein , a u f dem u n d a u f den hin sich
a l l e s i n der Kirche a u s z uricht e n hat . I c h wiederhole ein Zitat a u s der
Predigt . Möge d iese Genera l s y node d a z u beitra gen , daß trennende Mauern in
Köpfen und Herzen weiter a bgebaut werden und die erforderlichen Veränderungen
sich an diesen E c k stein orientieren und gelingen .
( Beifall)
Leitender B i s chof Dr . Müller :
Vielen D an k , Herr Dr . Schn ö c k e l ! Wir bitten um einen Gruß im Reg ierung sprä s i ­
·
d i u m a n d e n Herrn Regierungspräs identen , w i r werden j a am Dienstagabend noch
einen gemeinsamen Empfang mit der Landesregierung im Altstadtrathaus erleben .
( Regierungsvi zepräsident Dr . Schnöckel : Vielen D a n k ' )
I c h möchte vorschlagen , vor der Entgegennahme weiterer Grußworte zunächst die
Wahl d e s Nomin i erungsausschusses vorzunehmen . Wer sich die Geschäftsordnung
a n s ieht , stellt fest , daß unter Abs c h n itt I X , § 2 5 , der Nominierungsaus schuß
als einer der ständigen Ausschüsse genannt ist . Alter 8rauch ist e s bei uns
immer gewesen , daß S y n odale per Zuruf vorgeschlagen werden . Bei der letzten
EKD-Synod e wurde ein Papier d a fü r erstellt . Aber wir könnten j a ruhig am
Brauch des Zurufs festhalten .
Gibt es Vorschläge? - Herr Synodaler Kraft !
Kraft :
Herr L e iten der Bi schof , nach Gesprächen in verschiedenen Gremien hat sich fol­
gende Namensliste für den N om inierung s a u s s chuß ergeben , die die Vors chläge a u s
d e n j eweiligen Gliedkirchen enthält .
Aus
Aus
Aus
Aus
Aus
Aus
aus
Thüringen - Herr E c k ardt .
Sach sen - Herr Schulze .
der Nord e l b ischen Kirche - Herr B a u er und Frau Thiessen .
der B a yerischen Landeskirche - Herr Schmölzer u n d Frau Weißenfels .
der H a nnoverschen Landes k irche - Herr K a n uer und F r au Forch .
Schaumburg - L ippe - Herr R i e k e und
Braunschweig - Herr Kraft .
- 111 -
L e itender Bischof D r . Müller :
Vielen Dank . Werden weitere Namen gena nnt? - Wenn ich es mir richtig notiert
habe - ich kann leider nicht stenographieren - , habe ich zehn Namen gehört . Nun
s i eht der § 25 vor - i ch lese den Satz 2 vor -: " D e n Ausschü ssen sollen minde­
stens sechs und ni cht mehr als neun Mitglieder a ngehören . " Ich nehme an , daß
d iej enigen , die d a s v orbesprochen haben , das " so l l e n " s o a u sgelegt haben , daß
es nicht mehr a l s n e u n Mitglieder sein sollen , daß e s · aber n icht unbedingt so
sein muß . Sie wissen j a , im j uristischen Spra chgebrauch bedeutet " sollen"
weniger als " mü s s e n " .
Wir könnten natürlich sonst a u ch sagen , wir ä ndern d a n n flugs einmal an der
Stelle die Geschäft s ordnung ; es ist ja einer Synode immer unbenommen , die
Geschäftsordnung z u verändern . Eine gewisse Vergrößerung der Auss chüsse würde s i c h sowie so im Hinblick darauf nahelege n , d a ß wir eben zwei neue
Mitgliedskirchen haben , daß es mehr Synodale sind . Jetzt - ich sage das einmal
etwas sa lopp - aus dem hohlen Bauch heraus z u sagen , statt neun soll es eine
a ndere Zahl sein , ist vielleicht ein bißchen voreilig . Ich würde dann eher d a z u
neig e n , die j uristische Interpretation " s ollen" bedeutet nicht " müssen"
v or z u z i ehen und dementsprechend z u sagen : Es stehen z ehn Namen z ur Wahl :
E c k ardt , Schulz� B a uer , Thiessen , Schmölzer , Weiße n fels , Knauer , Forch , Rieke
u n d Kraft .
Es werden keine weiteren Vorschläge gemacht . Nun g i bt es v erschiedene Möglich­
k e iten : Wir könnten geheim a b stimmen , wir könnten a be r auch offen a b stimmen ,
wir könnten sogar en bloc abstimmen .
(Beifall)
B e v or w i r dazu k ommen , möchte ich sagen , daß mir der S y n o d a l e Dräger soeben
einen guten Vorschlag gemacht hat , daß Sie nämlich meiner Interpretation bezüg­
l i c h der zehn Mitglieder z u v or zustimmen sollten . Wer der Meinung ist , wir
können ruhig zehn L e ute wählen , weil wir die G e s c h ä ft s ordnung so interpretie­
ren , den bitte ich um das H a n d zeiche n . - Ich darf h i er j a n i c ht a b stimmen ; ich
bin kein Synodaler , sondern s itze nur hier vorn . - G i bt e s Gegenstimmen? K e in e ! - Enthaltungen? - Dann ist das sogar einstimmig so beschlossen . I c h sage
d a s d e utlich , damit nicht j emand denkt , ich hätte h i e r v or n etwas dagegen . Wie
g esagt , ich darf ni cht mit a bstimmen . Das ist übrigens auch g ut so .
D a n n bestand - wenn ich das richtig deute - soeben Übereinstimmung darüber , en
b l o c abstimmen zu la ssen . Wer ist d a für , die zehn eben n o c h einmal rasch g e ­
na nnten Synodalen a l s Nominierungsausschuß z u bestätigen? - W e r i s t dagegen? Enthaltungen? - D a n n ist der Nominierungsausschuß e instimmig so g ewählt worden .
I c h darf gleich a u f folgendes hinweisen . Ich sagte j a v orhin , wer hier ist , der
bek ommt Arbeit . Der Nominierungsausschuß trifft sich im Raum " Magd eburg" .
Der Nominierungsa usschuß muß j et zt j a mit seiner Arbeit beginnen . Es geht j etzt
d arum , Vorschläge für die Wahl des Präsidenten oder der Präsidentin z u machen ,
damit dann hier s o z usagen a u s der Synode die Gesch äfte g e leitet werden können .
Herr P odschies , ich nehme a n , daß sich die Mitglieder d e s Nominierungsausschusses
gleich dann treffen werden , wenn wir unsere Vormitt a g s s it zung unterbrechen
werden . Die Mitglieder werden dann ein Arbeitsessen haben , oder wie ist das
g ep la nt?
( P od s chies : . Der Nominierungsausschuß trifft s ich im Anschluß a n d a s gemeinsame
Mittagessen ! )
- Also nach dem Mittagesse n . Oie Mitglieder des Nominierung s a usschusses dürfen
also z u v or noch essen , damit s ie ihre Magennerven stärken .
- 112 -
( H e iterk eit )
Wir bitten den Nominierung sa usschuß , s ich nach dem Mittagessen , d a s um 1 3 . 00
Uhr beginnen soll , zu konstituieren .
Jetzt brauchen wir noch einen Einberufer . Wer ist denn der erste im Alpha bet? Herr Bauer ' - I s t d a s richtig?
Bauer : Das ist r i c htig ! )
- Wären Sie bereit , den E inberufer z u stellen?
( Ba u er : J a ! )
Es muß sich d a n n der Ausschuß - das steht a u c h in der Geschäftsordnung - sel ber
aus s e iner Mitte den Vorsitzenden und den stellvertretenden Vorsitzenden
wählen . Das bedeutet also k eine Präj udi zierung in bezug· a u f den E i nberufer .
Darüber hat es im Ra hmen der letzten EKD-Synode in Coburg eine D i s k uss ion gege­
ben . Es ist einfach nur s o , daß j emand sagt , j etzt setzen wir uns z u sammen , und
nun geht es so und s o weiter . I ch wollte das einmal festgehalten wissen .
Nun m ö c hte ich den Präs identen der Landessynode der E v a ngelisch- Lutherischen
L a n d e s k irche in Braun s c hweig , Herrn Synoda lpräsident ECk els , um e i n Grußwort
bitten .
Synoda lpräs ipent E c k e l s :
Herr L e itender B i s c h o f ! - d i e Anrede ist für mich etwas ungewohnt ; sonst s a g e
ich z u i h m imme r : L a n d e s b i s c h o f - , m e i n e s e h r verehrten D a m e n u n d Herren , l i e b e
Schwestern und Brü der !
Für die Brauns chweiger L a ndesk irche und ihre La ndessynode begrüße ich Sie hier
alle im Braunsc hweiger L a n d ganz herzli c h ! Wir in Braunschwe ig denken an d i e
Vereinigte E v a ng e l i s c h - L utherische K i r c h e Deutschlands überwiegend m i t Freude .
Zunächst einmal ist es für uns wir klich eine große Ehre , daß die um Schwestern
und Brüder aus O stdeutsch land erweiterte Generalsynode mit ihrer konstitu ieren­
den Sitzung nach Königslutter , in den Bereich der Braunschweiger Landeskirch e ,
g e k ommen ist .
Eine weitere F re u d e und s e hr ehren voll ist es für uns , daß u n sere doch recht
kleine Braunschweiger L a n d e s k irche derzeit auch den Leitenden Bischof stel l t .
Daß Pro f . Müller d e n Begriff Leitender Bischof i n j eder B e z iehung bestens a u s ­
füllt , erleben Sie gerade ; S i e sehen , w i e er d a s für ihn ungewohnte Amt eines
Synoda lpräsidenten a u sübt . Das wirkt so , a l s machte er das eigentlich s chon
immer .
( Beifa l l )
N u n gut , e r h a t schon e i n bißchen geübt ; i m März 1990 , a l s s i c h d i e Braun­
schweiger Synode k o n stitu iert hat , hat er a u c h dieses Amt a u s g e ü bt .
I c h will Ihnen e r k lä ren , warum ich am Anfang nur von " ü b erwiegender " , a l s o a u c h
von etwas eingeschränkter Freude gesprochen habe . Da s , w a s der Le iten d e B i s c h o f
f ü r die VE LKD tut , ist nun wirklich n i c h t wenig . Das k ommt z w a r d e n
Gliedkirchen und d a m i t a u c h der Braunschweiger Landesk irche wieder zugute - d a s
weiß i c h w o h l - , a b e r d i e I na nspruchnahme des B i s chofs i s t d o c h so groß , daß
i c h man chmal um d i e Kondition und die Gesundheit I hres L e itenden Bischofs u n d
unseres Landesbisch o fs fürchte . E s i s t wirklich ersta u n l ic h , wie präsent e r
weiterhin a u c h i n Braunschweiger L a n d e n ist . Behandeln Sie ihn a l s o b itte
- 113 -
p fleglich . Wir brauchen ihn bei uns noch .
( H e iterkeit)
I hnen allen wünsche ich nun bei den v ielen Wahlen , d i e a nstehen , stets richtige
Entscheidungen und bei den inha ltlichen Themen , vor a llem bei dem großen
H a u ptthema , gute Beratungen mit - woran ich nicht zweifele - beden ken swerten
Ergebnissen . Ich hoffe und wünsche , daß diese Ergebnisse im Rahmen unseres
A u ftrags der Verkündigung des E v a n g e liums nicht n u r die Gremien der
versch iedenen Gl iedkirchen errei chen , sondern auch die Kirchengemeinden und vor
a l l em deren Mitglieder vor Drt .
I c h wünsche Ihnen allen - h i er b e z i ehe ich nun a u c h d i e z a h lreichen Gä ste mit
ein - , daß Sie sich bei uns wohlfühlen mögen . Gott sei mit Ihne n !
( B e if a l l )
L a n desbischof D r . Müller :
Vielen Dank , Herr Präsident E c k eIs , für Ihre freundlichen und guten Worte . I c h
bin j a in e i n e r Doppelrolle und h a t t e heute j a a u c h n i c h t a l s L e itender Bischof
im Gottesdienst mitzuwi rken , sondern a l s Braunschweige r . Hier b in ich nun wie­
der in einer a nderen Rolle tätig . I n der Tat , das Nebeneinander g i bt hier und
d a eine reizvolle Spannung . Aber bisher l ieß es s i c h ein igermaßen bewä ltigen .
I c h h a b e mir während des Namensaufrufes auch klargema c ht , daß eigentlich doch
sehr v iele von I hnen neu in der Generalsynode s in d . E s wird a l s o ein g ewisser
Verstä ndigungs- und Kommunikationsprozeß nötig sein . Ich ho ffe , daß dazu dieser
k le i n e Drt Königs lutter ein wenig b e itragen wird . Sie werden nicht v iel Zeit
für S p a z iergänge im schönen Elm haben , aber daß S i e s ich in der näch sten Zeit
untereina nder ein wenig bekannt ma chen , das wü nsche ich Ihnen . Dazu trägt j a
immer auch ein gemeinsames Essen bei . Deshalb unterbreche ich j etzt die Sit­
zung . Wir werden j etzt zum Essen gehen . I c h wünsche allen g uten Appetit .
( U nterbrechung : 12 . 55 Uhr)
(Wiederbeg inn : 1 5 . D5 Uhr)
Leitender Bischof Dr . Müller :
Meine sehr verehrten Damen und Herren ' Liebe S y n od a l e ! I c h bitte Platz zu neh­
men , damit wir die N a c hmittagssitzung beginnen können .
Verehrte Synoda l e , ich möchte gern a u f drei Verstorbene h i nweisen .
( D i e Anwesenden erheben sich ) '
Seit der Tagung der Generalsynode i n Ma lente vor e inem J a hr ist Rektor i . R .
Pfa rrer . Heinz Miederer verstorben . E r war bis z u seinem Tode a m 5 . November
let zten Jahres Mitglied der 7 . Generalsynode . Als P r ä s ident des Diakonischen
Werkes in Ba yern und Rektor des D i a koniewer k e s Neuendettelsau g a lt den Belangen
der D ia k onie sein besonderes I nteresse bei den synoda len Verhandlungen .
Verstorben ist auch Kirchenverwa ltung srat i . R . Her bert T u rban . Er war vom
1 . April 1956 bis zu seinem Eintritt i n den Ruhestand am 3 1 . D e z ember 1979
B ü ro leiter im Lutherischen Kirch enamt i n H a nnover . Daneben l e itete er in dem
genannten Zeitraum a u c h die Geschäft s stelle der Generalsynode . E r verstarb am
8 . M ä r z dieses Jahre s .
- 114 -
Am 6 . J u n i d i eses Jahres verstarb im 80 . Lebensj ahr Bischof i . R . Or . Fr iedrich
Hübner . Friedrich Hübner war Oberk irchenrat im Lutherischen Kirchenamt von 1950
bis 1962 . E r g a b in diesen Jahren ö k umenischen Bemühungen entscheidende
Imp u l s e . 1962 wurde er Propst von Storma rn , zwei Jahre spä ter , Bischof der
damaligen Sch le swig-Holsteinischen L a ndeskirche für den Sprengel Holst e i n . N a c h
17j ä hriger Amt s z e it a l s B i s c h o f lebte er s e i t 1981 i m Ruhestand . Kirchliche
Auslandsarbeit , z . 8 . in I ndie n , sowie Fragen der Ö k umene und Mission wa ren
auch i n se inem bis chöflichen Amt und im Ruhestand wichtige Bereiche seiner
Arbeit . Viele Jahre war er Vors itzender des L a t e i nameri k a k ommitees des
Lutherischen Weltbundes und a�ch Vors itzender d e s Hauptausschusse s des
Oeutschen N a t i o n a l k ommitees .
Wir bek ennen mit dem Apostel Pa ulus : " leben wir , so leben wir dem Herrn , ster­
ben wir , so sterben wir dem Herrn . Darum , o b wir leben oder sterbe n , s o sind
wir des H errn . "
( D i e Anwes enden nehmen ihre Plätze wieder e i n )
Es ist mir e ine Freude , Herrn Prof . Dr . W o n Yon J i v on d e r Lut herischen K i rche
in Korea begrüßen z u können . Stehen ·Sie bitte e i nma l a u f . Er spricht
hervorragend Deutsch .
( B e i fa l l )
D a n n ist Propst F iedler unter uns , d e r heute morgen i m Gottesdienst mitgewirkt
hat . E r ist V i z ep rä s ident der Synode der Konföderation evangelischer Kirchen in
Niedersachsen .
(Beifall)
Er vertritt d i e K o n föderation unter uns , v or a l l e n Dingen a ber ist er hier am
Ort Probst , und wir werden heute abend um 2 0 Uhr in seiner Kirche , in der
Stadtkirch e , s e i n .
Wir begrüßen H errn Prä lat Schwarzen burg ,
(Beifall)
d e r den B i s c h o f v o n Hildes heim vertritt . Die D iö z e s e H i ldesheim erstreckt s ich
auch über d i e s e n Bereich .
Angek ommen i st in zwischen ein weiterer Synodaler , zu dessen Verpflichtung wir
schreit en . - Propst Hasselmann ist wohl noch nicht hier? - Nein . Dann darf ich
Herrn Professor Dr . Härle bitten , nach v orn zu kommen .
(Die Anwesenden erheben s i c h )
H e r r P r o f e s s o r Dr . Härle , ich frage Sie :
"Wollen Sie I h r Amt a l s Synoda ler führen in der 8indung an d a s E v a ngelium Jesu
Christ i , wie e s i n der Heiligen Schrift gegeben und im Bekenntnis �er
Evangelisch- lutherischen Kirche bezeugt ist , und sind Sie bereit , Verantwortung
zu übernehmen für den Gottesdienst , für die d i a konischen und missionarischen
Aufgaben , für Lehre , Leben und Ordnung der K i rc h e , s o reichen Sie mir d i e Hand
und a ntworte n : J a , mit Gottes Hilfe . "
( Verpflichtung d e s Synodalen Professor Dr . Härle - Die Anwesenden nehmen ihre
Plätze wieder e i n )
I c h d a r f j et z t d e n neugewählten Vorsi t z enden d e s Nominierungsausschusse s , den
Synodalen K r a ft , u m seinen Bericht b itten .
- 115 -
Kraft :
H err Leitender Bischof ' M e i ne Damen und Herren ! Liebe Schwestern und Brüder !
Der Nominierungsausschuß hat getagt und schlägt Ihnen einstimmig Herrn Veldtrup
als neuen Präsi denten der General s y node vor . Oie Begründung ist ganz eindeut ig :
Herr Veldtrup hat die let zte Generalsy node zu un serer vollsten Zufriedenheit das können wir die Alten , sagen - geleitet . Auch bei denen aus den neuen
Bundes ländern hat er sich in der Pha se , als d i e Kontakte nötig wurden , sehr
schnell Vertra uen erworben ; Bei den vielen a nderen F ragen , die wir v orhin
besprochen haben , war e s sehr schne l l und sehr leicht möglich , sich einstimmig
auf Herrn Veldtrup zu e inigen .
Im übrigen ist er auch e i n sehr humorvoller Men sch . Herr Veldtrup hat immer den
Kragen a n seinem Hemd g e s chlosse n ; denn Humor ist j a der Knop f , der verhindert ,
daß einem der Kragen p l a t zt .
Herr Veldtru p , wir wünschen I h nen , daß Sie weiterhin ihren Knopf am Hemd zube­
h a lte n , daß Ihnen nicht der Kragen platzen möge .
I c h habe Herrn Veldtrup gefragt , und er hat erklärt , daß er bereit sei , dieses
Amt z u übernehmen .
( Beifa l l )
Leiten der Bischof Dr . M ü l ler :
Vielen Dank !
Ich darf nun die Genera lsynode fragen , ob es weitere Vorschläge für eine K a n ­
didatur z um Amt des Präs identen g i bt . - I ch sehe k e i n e Wortmeldung . Es ist
vorgesehen , daß die Wahl durch die Abgabe von Stimmzetteln erfolgt . Es wird
a l s o eine geheime Wahl sein . Ich hoffe , daß die Stimmzettel vorbereitet s i nd .
( Präsident Scharb a u : Sie werden gerade vorbereitet ! )
- Sie werden gerade vorbereitet . D a n n haben wir noch etwas Zeit .
Dann darf ich j etzt Herrn Professor D r . Mortensen vom L ut herischen Weltbund um
ein Grußwort bitten .
Professor Dr . Mortensen :
Herr Leitender Bischof ! Meine Damen und Herren '
Mir ist die Ehre zugefa llen , I hnen die Grüße des Lutheri schen Weltbundes z u
übermitteln und a n d i e s e r wicHtigen Z u s ammenkunft tei lnehmen z u können . Da i c h
ein Neul ing im Lutherischen Weltbund bin , hoffe ich , h i e r m e h r ü b e r die Arbeit
der VELKD z u erfahren und zu lernen .
Vom Lutherischen Weltbund ist zu ber ichten , daß die Umstrukturierung abge­
schlossen ist . Wir haben d i e s e schwierige Zeit hinter uns , und wenn ich über
die Stimmung im H a u s berichten soll , dann finde ich s ie erstaunlich gut . Alle
Abteilungen sind j et zt damit beschäft igt , die Beschlü sse der Vollversammlung in
Curitiba a u s z u führe n . Während der Sit zung des R a t s in diesem Sommer in Chicago
wurde ebenfalls daran g e a rbe itet . Dort gab es Gelegenhe it , über die spa nnenden
und umwä lzenden Z e iten , i n denen wir leben , z u reflektieren .
Jeden Tag werde ich daran erinnert . Genau vor meinem Bürofenster im Ö k umeni­
schen Zentrum steht j et zt d i e Berliner Mauer , oder - besser gesagt - drei
- 116 -
Stücke aus der Mauer sind dort err i c htet worden a l s ein Monument oder e i ne
Gedenkstätte . Drei große Stücke a u s der Mauer s i n d v om Kuratorium der KEK , dem
ÖRK und dem L utherischen Welt9und geschenkt worde n , und da stehen sie j et zt ,
nicht eben schön . Auf diese Weise werde ich j eden Tag an die Mauern erinnert ,
die Menschen errichten und sich so v om wirklichen L e b en a b s c h irmen , a b er a u ch
dara n , daß es möglich ist , Mauern zu zerbreche n , um das Leben z u b e freien .
D a s b e freite Leben zu reali sieren ist n icht einfa ch . Das , glaube i ch , spüren
auch j et zt die Mitgliedsk irchen der VE LKD .
Im Lutherischen Weltbund merken wir d a s natürlich a u c h . Der L u t herische Welt­
bund war v on A n fang a n daran bete iligt , den Mitgliedskirchen im Osten zu
helfen . Und wir haben immer gewußt , daß unsere G l a u bwürd i g k e it davon a bh ängt ,
ob wir dieser A u fg a b e gerecht werd en .
Gerade j et z t s cheint E u ropa wichtiger zu werden . Der Lutherische Welt bund hat trotz der bedrängten Zeiten - seine Arbeit im Europasekretariat verstärk t . E s
g i bt j et zt zwei R e ferenten dort , so daß un ser D ie n st f ü r E u ropa und d i e
europäischen Kirchen erweitert werden k a nn .
I c h g l a ube , d a ß gerade die deutschen K i rchen in den vergangenen J a hren erfahren
haben , was communio ist . Daß man getrennt leben mußte , hat in g ewisser Weise
die Gemeinschaft g estärkt . I n den ek kle siologischen D i s k u ssionen gewinnt dieser
Begriff communio mehr und mehr a n Bedeutung . E s g i bt ein wachsendes ·
Verständnis d a fü r , daß durch diesen Begriff etwas E s sentielles a u sgedrückt
wird ; worum es geht , wenn man von Kirche spric ht . Wie es a u c h der Le itende
Bischof der VELKD im letzten Jahr in M a lente g e s agt hat :
"Wir werden für die Zuku nft des LWB d a r a n mit z u arbeiten haben , daß
Gem e i n s c h a ft nicht ein Struktur- oder Verfa s sungsbegriff bleibt ,
sond ern im Miteina nder der l utherischen Kirchen in der Welt nun auch
mit Leben ge füllt wird . Manche haben i n Curitiba d i e Be fürchtung
geä ußert , die deutschen K i rchen könnten s ich j et z t aus der Arbeit
des LWB z ur ü c k ziehen . Ich glaube nicht , daß s o l ch e Befürchtung
berechtigt ist . Ich sehe sogar im Gegenteil die Bereit s c h a ft , trot z
mancher Enttäuschung die M itarbeit n icht einzu schränken , weder
personell noch finanziell , und es sind n i c ht wenige Kirchen , die das
von uns auch erwarten . Der LWB braucht unser Engagement wie auch wir
umgek ehrt den LWB bra uchen , wenn wir d enn realisieren wollen , was
unsere Verfassung so ausdrückt : ' Di e Vereinigte Kirche weiß s i ch in
der die L ä nder- und Völkergrenzen ü b er s c hreitenden E inheit des
B e k e nntnisses m it allen e v a ng e l i s c h - l utherischen Kirchen der Welt
verbunden . ' L ebendige Bez iehungen nach a ußen sind eine wichtige
.
Voraussetzung auch für die Lebendigkeit unserer Kirche . "
Wir im Lutherischen Weltbund sind dankbar für d i e s e Grundhaltung . I c h würde die
Worte des Leitenden Bischofs gerne unterstreichen . Der Lutherische Weltbund
braucht die Mitarbeit der deutschen K i rchen , vor a l l em in un serer Studien­
arbeit . Deshalb la ssen Sie mich zuletzt ein wenig von der Studienarbeit
berichten .
I c h h a b e b i s j et zt ni cht von F i nanzen geredet , muß es aber h i er erwä hnen . Wenn
zur Zeit nur ein Studien sekretär arbeitet , so hängt das u . a . mit den finan­
ziellen Schwierig k eiten z usammen . Offene Stellen in den v erschiedenen Abtei­
lungen sind vor a l l em aus finanziellen Gründen n o c h nicht a l l e beset zt . Beson­
ders grav ierend wirken s ich die nichtbesetzten Stellen in d er Abteilung für
Theologie und Studien aus . Als Referent für S o z i a l et h i k b i n ich im Augenblick
der e inzige R eferent in vier z u besetzenden R e ferat e n . Gleichz
. eitig nehme ich
d i e A u fgaben d e s Direktors der Abteilung wahr .
- 1 17 -
Im März n ä chsten Jahres erwarten wir Frau Anita Stauffer von der ELA , USA ,
für d a s R e ferat für Gottesdienst und Gemei ndeleben . In dieser Zeit , wo es v iele
lebendige liturgische Erneuerungen g i bt , ist es wichtig , diese Stud ien z u
fördern . Die Aufgabe des L utheri schen Weltbundes wird es sein , die liturgischen
und gottesdienstlichen I n spirationen in den verschiedenen Mitg liedsk irchen
a u s z utauschen und z u vermitt eln .
D a n n k ommt im August Herr Hance Mwa k a bana a u s T a n z a n ia für d a s R e ferat für die
Kirche u n d Menschen a nderer Glauben srichtungen . I n unserer globalen und multi­
religiösen Welt gibt es wohl kaum e i n wichtigeres Gebiet für Studien . Wir s ind
schon in D i a logproj ekten enga giert und hoffen , daß der Lutheris c h e Weltbund
dazu beitragen k a n n , ein bißchen mehr Klarheit z u schaffen a u f diesem um­
strittenen Feld .
D a s Referat für Theologie und die Kirche k onnte bisher nicht besetzt werd en .
Die Stelle war schon einem Theologen aus der b a yerischen Landeskirche angebo­
ten , a b e r aus persönlichen Gründen k onnte er den Posten n i cht a n n e hmen . Das hat
den g a n z e n Prozeß verzögert . E s ist j etzt höchste Priorität i n der Abteilung ,
a l l e Referate zu beset z e n . Gerade d a s Referat für Theologie und die Kirche hat
im Augenblick eine Schlüsselfunktion . Ich . erwähnte vorher den Begriff communi o ;
u n d i c h meine , d a ß es n o c h v i e l Arbeit zu tun g i b t , u m a l l e Aspekte dieses
vieldeutigen Begriffs z u erlä utern . Communio als spiritu elle , sa kramentale und
k o n fessionelle Rea lität soll sich i n einer die nenden und b e z eugenden Akti vität
rea lisiere n .
E n d e dieses Monats werde n d i e beiden neuen K o llegen n a c h Genf k ommen und wir
werde n z u s ammen mit Kollegen und Kol leginnen aus den a n deren Abteilungen ver­
s u c he n , u nsere Zuk unft z u p lanen .
Aber a u c h wenn a l l e v i er Referate in der St udienabteilung besetzt s ind , s ind
wir auf Z u sammenarbeit angewiesen . Und da hoffe ich auch auf die Deutschen . Die
deutsche The ologie hat so grundlegende Beiträge z ur lutherischen Theologie
gegeben , daß ihre Stimme i n der lutherischen communio und im ök umenischen Chor
stärker gehört werden sollte . Ich werde gerne d a s Meine tun , um das z u fördern .
Auf d iesem Hintergrund app ell iere ich an die deutschen Kirchen , ihre
Verantwortung au fzugreifen . Das g ilt für die finanziellen Probleme , a ber ebenso
für Persona l fragen . Wie gesagt , wir bra uchen dringend eine gute d e utsche
Theologin oder einen guten deutschen Theologen für das Referat für Theologie
und Kirche . I n einigen der von mir betreuten Programme werde ich versuchen , die
deutsche Theologie einzubez iehen . I c h wurde bei der letzten Sit z u n g des Rats
bea u ftragt , d a s Programm über die CA 16 " Da s lutherische Bekenntnis und die
Frage des gerechten Krieges " von meinem Vorg änger Götz P la ner-Fri edrich
weiterz u führen . Ich weiß von den ents cheidenden Beiträ gen von den Mitglieds­
k irchen der VELKD zu die sem Thema , und diese werden ohne Zweifel d i e weitere
Studienarbeit beeinflussen .
Z um a nderen arbeite ich an einem Prog ramm über Ma nipulation oder E v olution
innerhalb der Bioeth i k . Hier ist schon vieles i n den deutschen Kirchen getan
word e n . Auch da werde ich versuchen , das , wa s h ier geleistet wurde , in die
weiteren D i s k us s ionen e i n zubringen , um die deutsche Theologie in der communio
der lutherischen Kirchen mehr s i chtbar z u mache n . Der Lutherische Weltbund will
im Dienste dieser großen Geme insch a ft von lutherischen Kirchen steh e n ; und ich
h offe , daß es auch in Z uk u n ft mög l i c h sein wird , die bere chtigten Erwart ungen
der Kirchen von Genf erfü l lt z u sehen .
Mein Wunsch wäre , daß wir mit den K irchen z usammen und für die Kirchen essen­
tielle Probleme und Fragen behandeln und daß im Lutherischen Weltb und subst a n ­
tielle t h eologische Arbeit gele istet wird . Um d a s z u erreichen , brauchen wir
Ihre F ü r b itte und I hr e Mitarbeit .
- 11B -
I c h wünsche Gottes Segen für das Leben der Kirchen und für die Arbeit dieser
Synode .
( Be i f a l l )
L e itender B i s chof Dr . Müller ( Verhandl ungsleitung) :
Vielen D a n k , Bruder Mortensen , für I hr Grußwort . Wir b itten , in Genf herzliche
Grüße a u s z urichten . Auf einige der von Ihnen a ngedeuteten Probleme b i s hin zur
nur unvollständig besetzten Studienabteilung erlaube ich mir in meinem Bericht
später z ur ü c k z u k ommen .
I n zwischen sind die Stimmzettel verteilt worden . Sie sind mit Namen v ersehen
worden ; d a s mußte natürlich geschehen , a b e r es grenzt schon fast a n Hexerei ,
wie schnell d a s geklappt hat . I c h frag e , ob alle Synodale einen Stimmzettel
erha lten h a b en? Wenn das der F a l l ist - und ich sehe keine Meldung , daß j emand
einen Stimmzettel vermißt -, dann bitte i ch d i e B e isitzer , die Stimmzettel
e i n z u sammel n . Dder machen das Mitarbeiter des Kirchenamtes? Das ist gut so .
I c h darf nun Herrn Präses Affeld begrüßen , der in zwischen gekommen ist . Er ist
Präses der Pommersehen Synode und z u g leich für den Rat der Evangel ischen Kirche
der Union h i er .
( Beifa l l )
Wir freuen uns , d a ß i n zwischen a u c h Bischof Dr . L e i ch eintreffen konnt e , der
heute morgen noch Gottesdienst gehalten hat .
( B eifa l l )
Wir freuen u n s auch , d a ß Sie Ihre F r a u mitgebra cht haben .
( Erneuter Beifa l l )
Nun weiß ich n i cht , ob es eine Z umutung wäre , Bruder Affe ld , S i e gleich u m Ihr
Grußwort z u bitten . Wenn Sie bereit wären? Er ist es l Also allzeit bereit l
Synod alpräsid ent Affel d :
Herr Bischof ! Hohe Synode I Liebe Schwestern und Brüder !
Mit diesem Wort " a l l z eit bereit l " würde ich es n icht sagen , aber im L a ufe der
Zeit bin ich als Präses auch un serer Landessynode manches gewöhnt , und Über­
raschungen sind deswegen nichts B e sonderes . Aber ich b in darauf vorb ereitet .
I c h überbringe Ihnen die herzlichen Grüße und Segenswünsche des Rates der EKU
beider Bereiche und der Kirchenk a n z l e i beider Berei che . Ich habe b ewußt den
Singular gewählt und von dem Rat u n d der Kirchenkanzlei g e sprochen , obwohl ich
weiß , daß die beiden Bereiche erst a m 3 1 . De zember 1991 z u bestehen aufhören .
Wir sind a b er s chon j et zt , so meine i c h , mehr e i n Rat , eine Kirchenkanzlei und
sic her a u c h eine Synode , a l s die j uristische Aufgliederung in zwei Bereiche 0 •
. vermuten läßt . Das hat sicher seinen Grund dari n , daß wir a uch strukturell
immer eine Kirche geblieben sind und die Räte u n d die Kirchenk a n z leien regel­
mäßig z u Beratungen zus ammengekommen sind , obwohl die Beschluß k ompetenz regio­
n a l isiert wa r . Weil wir auch strukturell näher beieinander geblieben sind ,
können wir uns j etzt a u c h mehr Z e it l a s sen bei der A u fhebung der Regionalisie­
rung . Sie wird am 1 . Ja nuar 1992 , wie ich schon erwähnte , wirksam werden . I c h
s a g e dies nicht stol z , sondern m i t g r o ß e r D a n k barkeit g e g e n unseren Herrn , daß
- 119 -
wir in der Vergangenheit diesen Weg a l s . eine K�che gehen durften .
Sich er hat die E v a ngelische Kirche der Union eine gewisse Tradition in dem
Bemühen , Unterschiede beieinanderzuhalten und eine daraus eventuell a b z u ­
leitende Trennung z u verhindern . I n einer Kirche g i b t es mehrere Bek enntni ss e ,
z . B . d a s reformierte u n d d a s lutherische Bek enntnis , und beide werden vom
j eweils anderen als Reichtum erkannt und beachtet . Das ist mehr als Toleranz
u n d entspricht der Bitte unseres Herrn im hohepriester lichen Gebet nach
Johannes 17 , 2 1 , " a u f daß sie alle eins seien , damit die Welt g l a u b e " .
Wenn ich vorhin von Segenswünschen gesprochen hab e , die i c h I hnen überbringe ,
dann g elten diese Wünsche natürlich I hrer Arbeit a l s Vereinigte E v a ngelisch­
L utherische Kirche Deutschlands , a b er ebenso b e z iehen sie s i c h auf unsere Ge­
meinschaft a l s VELKD und EKU . Ich halte es für gefährlich , Unterschiede ein­
ebnen z u wollen , denn dabei kann m a n M a nipulierung nicht vermeide n . Man muß
unter Christen den Unterschieden d i e trennende F u n ktion nehme n , dann können
s i e zum Reichtum werden , den wir aus der gütigen Hand unseres Vaters im Himmel
nehmen dürfen .
D i e Zusammenarbeit zwischen den Kirchenämtern der VELKD und der E K U k ö nnte
s icherlich k a um besser sein . Das h ä ngt nicht zul etzt damit zusammen , daß die
K a n z l e i der EKU j a a u c h die Geschäftsstelle der Arnoldshainer K o n ferenz und
d a s Se kretariat für die L e u e n b erger Lehrgespräche beherbergt . Man muß diese
gute Z u s ammenarbeit vor a llem auch deshalb unterstreichen , weil - so meine ich
- die Vorbehalte gegenüber der Union noch lange nicht überwunden . s in d , wie um­
g e k ehrt a u c h von der Union mit ihrer Orientierung an Barmen immer wieder ein­
mal Seitenhiebe gegen den L ut herischen Konfessionalismus a u s g et e ilt werden
k ö n ne n . Wie vordergründig s o l che Ausfälle sind , ze igt sich etwa dara n , daß wir
in der Union auch ein von der V E L KD g e lobtes und genutztes Buch z u Luthers
K l einem Katechismus m a c hen k o n nten " Denkt mal nach mit L uther" , mittlerweile
in der zweiten Auflage herausgegeben ; eine didaktische Erschl ießung ist in Ar­
b e it . Umg e k e hrt sind die hohen Auflagen I hres Erwa chsenenkatech ismus oder I h ­
res Handbuches " Religiöse Gemeins c h a ft e n " o h n e die Käufer aus den Unionskir­
chen sicherlich nicht denkbar .
( H e iterkeit)
Gerade a u s dem letzten B u c h z iehen wir in der EKU - Bereich Ost - j etzt den
a l lergrößten Nutzen .
Und was die Barmer Theologische Erklärung betrifft , so wird un sere nächste
Synoda ltagung die Ergebn i s s e des Theologischen Ausschusses z u r ersten und
sechsten These von Barmen dis kutieren und ein Votum d a z u präsent iert b e k ommen .
Soweit ich gehört habe , wird s i ch in diesem Votum erneut bestätige n , wie
lutherisch Barmen auch in seinen positiven Aussagen ist .
Die g e s e l l s c h a ftlichen Veränderungen der Jahre 19B9 und 1990 h a ben unsere Kir­
chen - ich meine die V E L KD u n d die EKU - vor neue Aufgaben gestellt . Sie haben
a ber a u c h die Verkündigung d e s E v a ngeliums als zentrale Aufgabe wieder stärker
ins B l i c k feld gerückt . Auf dem Weg z u s olchem Zeugnisdienst so llten wir not­
wendige Unterschiede beieinanderhalten und als Rei chtum erkennen und bea chten .
D a nn fördern wir - so meine ich - n icht nur unsere Geme inschaft in der EKD ,
sondern v erwirk l ichen in un serer Z e it die für andere sichtbare Einheit in
Jesus Christ u s , um d i e er s e l b st für uns gebetet hat : " a u f daß sie a l le eins
seien , damit die Welt g l a u b e " .
(Beifall)
- 120 -
L e itender Bischof Dr . Müller :
Vielen Dank , Bruder Affe l d ! Wir verstehen uns a l s Geschwister nebeneina nder ,
die E v a ngelische Kirche der Union und die Vereinigte E v a n g e l i s ch-Lutherische
Kirch e , und ich den k e , wir sind hier auf einem guten gemeinsamen Weg . Vielen
Dank '
Jetzt muß ich doch n o c h e i nmal fragen - hoffentlich habe i c h k e inen Feh ler ge­
ma cht -: Haben alle Synoda len Gelegenheit gehabt , ihre Stimmzettel a b z u g eben?
- Kein Protest ! Dann ist a l s o offenbar kein Fehler geschehen .
Ich gebe das Wahlergeb n i s b e k a nnt :
Abgegeben wurden 73 Stimme n . Mit " j a " stimmten 69 , eine " Neinstimme " , zwei
Enthaltungen und eine u n g ültige Stimme . I ch darf Herrn Veldtrup frage n , ob er
bereit ist , die Wahl a n z u nehmen .
(Veldtrup : Herr Leitender Bischo f , ich nehme die Wahl a n ! - Beifall)
Nun darf I hnen natürlich gratuliert werden . Aber im übrigen würde ich Sie doch
gern bitte n , nach v orn zu kommen
( Heiterkeit)
und den Platz , der I hnen durch d i e Abstimmung zuteil geworden ist , einzuneh­
men .
Bei den Beisit zern b e d a n k e ich mich .
Präsident Veldtrup :
Liebe Mitsynod a l e !
Zunächst ganz herzlichen D a n k für das Vertrauen , d a s Sie mir erneut ausge­
sprochen haben . I c h hoffe , ich werde dem gerecht , und bitte h e r z l i ch um di­
rekte Kritik , wenn Sie me inen , sie äußern zu müssen , und sie nicht erst
anderen gegenüber v or z ubring e n . Sagen Sie es mir direkt , das wäre dann am
einfachste n . So haben wir es in der Vergangenheit gehalte n , und ich halte mich
- das hat Herr Kraft j a in freundlicher Erinnerung an die Vergangenheit gesagt
- da auch nicht zurü c k . I ns o fern sollte man - denke ich - g l eithes mit
gleichem vergelten . Ich wäre Ihnen d a für sehr dankba r .
I c h hoffe auch , daß derj e n i g e oder diej enige , die meinten , mich n i cht wählen
z u kön nen - was ich gut v erstehen kann ; ich war es a l lerdings ni cht , denn so­
v iel halte ich doch noch von mir ( Heiterkeit)
v iellei cht doch zu der Überzeugung kommt , daß es sich noch a u s h a lten läßt . Ich
hoffe auf eine gute Z u s ammenarbeit in den nächsten sechs Ja hren . Noch einma l
herzlichen D a n k für I h r Vertra uen !
( Beifa l l )
D e r Herr Leitende B i s c h o f h a t m i r eben gesagt , es gebe n o c h weitere Inte­
ressenten für ein Grußwort . I c h möchte nur auf folgendes h i nweisen .
Erstens haben Sie natürlich ein Recht - auch a u f Grußwort e , d a s ist k la r ! a u f K a f fe e ; ich d e n k e a be r , d a ß d a s , was noch v or der Kaffeepause auf der
- 121 -
Tagesordnung steht , so wichtig ist , Bruder Dreßler , daß ich um Verständnis da­
für bitte , wenn ich Sie erst unmittelbar vor der K a ffee p a u se oder notfalls d a ­
n a c h um I hr Grußwort bitte .
I c h rufe also die Verfa s s u n g sändernde Verordnung mit Geset zeskraft , Vorlage
Nr . 2, auf und darf um die E inbringung bitten .
Lindow :
Herr Präsident - so k a n n ich heute j a a l s erster sagen verehrte Damen und Herren !
Hohe Synode ! Sehr
Im Auftrage der Kirchenleit u ng bringe ich die Vorlage Nr . 2 formell ein . Es
handelt s ich um die " Verfassungsändernde Ordnung mit Gesetzeskraft zur Rege­
lung von mit dem Beitritt früherer Gliedkirchen z usammenhä ngenden Fragen (Bei­
trittsverordnung) vom 3 1 . J u l i 1991" . Sie liegt I hnen im Ordner unter der
Nr . 2 des Registers vor .
Diese Einbringung in S a c hen einer Rechtsmaterie ist insofern ungewöhnlich , als
es nicht darum geht , neues Recht z u setzen , sei es . nun erstmalig oder sei es
ändern d . Vielmehr gilt diese Rechtsmaterie schon so , wie sie veröffentlicht
ist , und wenn die Generalsy node j etzt nichts a nderes sagt , gilt sie auch v o l l ­
gültig und auf Da uer - natürlich wie es in i h r verzeichnet ist . Die Verfassung
der Vereinigten Kirche erlaubt in Arti k e l 18 Abs . 2 ein solches Recht­
setzungs verfahren , auch für Verfa ssungsänderungen .
In der amtlichen Begründung zur Beitrittsverordnung ist umfa ssend entfaltet ,
daß und warum n a c h Ansicht der Kirchenleitung d i e Vorausset zungen des Art i k e l s
1 8 Abs . 2 v o r l i e g e n und daß die Generalsynode s e l b s t es war , die durch
einladende Erklärungen und dUrch eine klarstellende Verfass ungsänderung im
letzten Jahr die Tür zum Beitritt bzw . Wiederbeitritt weit geöffnet hat .
Darüber hinaus ist in der amtlichen Begründung auch der Weg beschrieben , der
zu dieser Verordnung g e führt hat . Auch die - nach der Verfassung nicht
v orgesehene - j edenfalls mittelbare Beteiligung unserer Gliedk irchen ist dort
v erzeichnet .
Als Verfassungsreferent des Lutherischen Kirchenamtes ist es mir natürl ich
eine bes ondere Freude , daß die Evangelisch-Lutherischen L a n deskirchen Sa chsens
und in Thüringen auf Grund des Entwurfs der B e itritt sverordnung - ich sage es
sehr gern so - beherzt auf die VELKD z ugegangen s in d , daß ihre Vertreter und
Vertreterinnen hier und heute dabei sind .
Jedenfa lls im Rechtsbereich gilt es fast a l s j uristischer Kunstfehler , die Be­
gründung L U einzelnen B e stimmungen aus der amtlichen Begründung zu wieder­
hole n , selbst wenn es mit a nderen Worten gesch ieht . Das läßt sich nicht immer
vermeiden , aber wenn es geht , sollte es geschehe n , denn es ärgert den Le ser
oder die L e serin , die gelesen haben . So will ich ergä n zend und zusammen fassend
nur das folgende sagen .
1 . Es g ibt zwei F ormen von Verfassung sänderungen . Die eine F orm ändert den
Wortlaut der Verfassung , ihren Text . Unser Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland ka nnte bis 1954 nur diese eine F orm von Verfa s s ungsänder ungen .
Die zweite Form läßt den Verfa s sungstext unverä ndert ; s ie ändert ihn aber
materiell durch A u s n a hme n . So war es regelmäßig in der Weimarer Republ i k ,
und seit 1957 ist es a u c h in der B u ndesrep u b l i k in Maßen zulässig .
Die erste Form ist im Prinzip die richt i g e ; s ie läßt s i c h aber nicht immer
durchhalten , weil sonst die Verfa s s u ngsurkunde in ihrer j eweiligen Form durch
- 122 -
z a hllose k a s u istische Regelungen zu voluminös werden muß , und sie muß ständig
novell iert werden .
In unserer Beitrittsverordnung finden sich beide F ormen . In Artikel 1 der Bei­
trittsverordn u ng wird der Text der Verfa ssung der VELKD geändert . Dies ge­
schieht in der Erwartu ng , daß die Bestimmungen längeren Besta nd haben oder
a llenfalls durch eine Gesamtnovellierung neu g eordnet werde n . I n den Artikeln
2 bis 5 s i n d k l a s s ische Bestimmungen für eine Übergangs periode z u find e n . Da­
her sind s i e in der zweiten Form der Verfa s s ungsänderung g e boten und auch
rechtlich tra gbar .
2 . Die Regelung des Art ikels 2 der Beitritts v erordnung betreffend die
Hinausschiebung der Geltung von R e c ht der Vereinigten Kirche hat Atem in
zweierlei Weise gegeben . Diej enige n , die s i ch in der Mitarbeit in unserer
VE LKD g l e ich zu Hause finden wollten - in der Erwartung , daß es mit
Sicherheit gut · sei und ertragen werden könne - , sollten g leichwohl nicht
a ls erstes eine Rechtsmütze - ich drücke e s einmal so a us - übergestülpt
b e k ommen . Denn das ist ja nun nicht in erster Linie Sinn eines Beitritts zu
einer Vereinigten Kirche . Daher die Wicht i g k e it des Atems !
Aber a u c h a n d ere , die dagegen an sich nichts hätten , a b er in Ruhe prüfen
wollten , was das für Auswirkungen hat , was die VE LKD in den Jahren der
Tren nung a n unters chiedli chem Recht gegenüber dem fortgeltenden alten VELKD
Recht gesetzt hat , wollten eben Zeit haben , dies zu prüfe n . Diese Möglich­
keit der Prüfung ist durch Art ikel 2 gegeb en . Sechs J a hre lang kann geprü ft
werden . Dies scha fft Vertra uen .
I c h höre j et z t von der Sä chsischen Landes s ynode , d a ß dort schon Ergänzungs­
gesetze für d q s Kirc henbeamtengesetz und das Amt s p flicht verletzungsgesetz
beschlossen worden sind . Für mich zeigt sich darin , d a ß dieses Atem-Geben
und das damit verbundene Vertra uen -S�ha ffen doch sehr s chnell honoriert
werden k a n n . Das �st sehr schön . Gewinner ist die R e chtseinheit und damit
die Geschlossenheit unserer lutherischen Kirch e . An der liegt mir natürlich
als Verfassung sreferent und als Jurist und als Beamter die ser Kirche
besonders . Aber ich denke , das ist auch unter theologischen Kriterien
wichtig und kann eine Freude sein .
3 . Fast noch sel bstverständl icher war d a s Atem-Geben im Bereich der Gottes­
dienstordnungen in Artikel 3 der Beitrittsverordnung . Möge auch hier wieder
die Geme i n s c h a ft im Herzstück unserer Vere inigten Kirche erb lühe n , die wir
schon einmal 2D Jahre l a ng gehabt h a b en u n d die niemals g a n z a u fgehört hat .
Unter d i e s em Aspekt hat es mich heute beson ders bewegt , im Gottesdienst da ­
ran erinnert zu werden , daß im Vorhalt für d i e Synodalen an erster Stelle
der Gotte sdienst steht . I nsofern ist Arti k e l 3 der Beitrittsverordnung - so
denke ich - mit dem Geist der Vereinigten Kirche besonders k onform .
4 . Auch bei den F i nanzen wird R ü c k s icht genommen . Die Regelung in Art i k e l 4
der Beitrittsverordnung ist nach meiner Ans icht weder ein Akt der
Mildtäti g k e it noch der Brüderlic h keit - die manchmal gefährlich nahe
beieinan der liegen können - , son dern eine Reg elung der praktischen
Vernunft . D a s wird j edem schnell k l a r , der sich vorzustellen versucht , wir
wären in der Lage der Kirchen im Beitritt s g e biet und j ene wären in unserer
Lage .
5 . Die pra ktische Vernunft stand auch Pate b e i Art i k e l 5 der Beitrittsver­
ordnun g , der die Gremienbeschickung behandelt . Nicht eine Welle von
Geset z e s ä n d erungen in kleinen P u n kten und Schritten wollen wir j et z t gleich
gemei nsam , damit d a nn auch die Gremien ordentlich l aufen könne n , sondern
eine gemeinsame Arbeit am Stü c k zum Besten der Vereinigten Kirche . Das geht
- 123 -
nach dieser pragmatischen Regelung in der Beitritts v erordnung am besten ,
ohne j etzt den G esamta pparat anlaufen lassen zu müsse n .
6 . Noch ein Wort zur Öffnungsk la usel für Mec k lenburg in Art ikel G Absatz 2 .
Eine Regelung dieser Art wäre später nicht mehr möglich , weil Artikel 18 j a
voraussetzt , daß d i e Sache eilig ist . Eilig k a n n sie später nicht mehr
sein . Eile war j et zt gegebe n , und k ü n ftig würde dann der Weg einer normalen
Verfa ssungsänderung nötig werden . Aber wir waren doch der Meinung , n a chdem
j et zt Meck lenburg z ur 3 . Le sung , die nach meiner Erinnerung im November
stattfinden s o l l , n och einmal Bedenkzeit erbeten hat , daß eine Klausel
ges chaffen werden müßte , daß da n n , wenn Mecklenburg - wir erhoffen das alle
von Herzen - wieder ja zur Vereinigten Kirche sagt , sofort und völlig
normal in diese j et z t g etroffenen Übergangsregelungen eintreten k a n n und
nicht warten muß , b i s die Generalsynode große Verfassungsä nderungen ins
Werk set z t . Von d a h er bitte ich , auch diese Öffnung s k l a u s e l in Artikel 6
Absatz 2 als begründet und wohlwollend zu sehen .
Im Vergleich zu meinen sonstigen Usancen hat d i e s e E inbringung schon fa st
Überlä n g e . Synoda l e , die mich lange kennen , wissen d a s . Dennoch noch eine
E rwägung : Nach dem Text von Art ikel 18 Absatz 2 un serer V E L KD-Verfa ssung
bedarf die Beitrittsverordnung nicht - wie das in a nderen Verfassungen
g eregelt ist - der förmlichen Zustimmung durch die Gener a l s ynode . Sie gilt
v i e lmehr dann , wenn die Generalsynode sie nicht a u fhebt oder ändert . Dies kann
übrigens nach Art i k e l 2 4 Abs . 7 durch einfachen Mehrheitsbeschluß geschehen .
Wün schte die Genera lsynode wichtige Änderungen , s o l lte sie dies meines
Era chtens ohne Zögern u n d klar formuliert beschlleßen . Bestünden Wünsche nach
K larsteilung , k önnte d a s z . B . durch Aufnahme in d a s Prot o k o l l der
Generalsynode geschehe n . Wenn das als doch z u lei chtfüßig erschiene , wäre es
denkba r , die Beitrittsverordnung durch die Generalsynode z u begrüßen - das
wäre ein nicht k onstitutiver Teil - und dann gleich zeitig zu sagen , in dem
P unkt und in dem P un kt ist es redaktionell noch ein wenig a nders ; das wäre
dann ein Beschlußteil nach der Verfa ss ung .
Auch mir ist nicht recht , daß Sie j et zt schon am Anfang dieser Tagung - j eden­
falls effektiv - unter Entscheidungsdruck geset zt werden . Aber zwei Aspekte s o denke ich - ließen es doch tolerabel erscheinen , Ihnen dies j edenfalls
a n z u s innen . Erstens ist auf diese Weise - und nur auf diese Weise - die
v ollg ültige Mitarbeit unserer Schwestern und Brüder aus der Sächsischen Kirche
und aus der Thüringischen Kirche von Anfang an bei den Wahlen , die j et zt zur
B i l dung der Gremien a nstehen , möglich - eben von Anfang a n und vollgültig . I ch
d e n k e , daß dies ein g a n z gewichtiger Wert ist .
Zweitens . Wer k a n n eigentlich - nun frage ich Sie etwas unbefangen - ernstlich
dagegen sein , die beiden Kirchen unter vernünftigen Bedingungen rasch wieder
a u fzun ehmen?
Ich danke I hnen für Ihre Aufmerksamk eit .
(Beifall)
P r äs ident Veldtrup:
Vielen Dank , Herr L indow . Weil diese Generalsynode noch k e inen eigenen Rechts­
a u ss chuß hat , hat d i e K ir c h en leitung , die noch im Amt ist , den a lten Rechts­
a us s chuß gebeten , s ich mit dieser Verordnung z u befassen . Herr Kalitzky wird
uns freundlicherwe ise von diesen Beratungen berichten .
- 124 -
K a l i tzky :
Herr P r ä s i dent ' Hohe Synode ' L i ebe Brüder u n d Schwestern !
I c h stehe vor I h nen und bin fast legitimiert . I c h konnte ein ganz kleines Haar
in der Suppe finden . Wenn Sie in die Ihnen v orliegende Verfa s s ung scha uen und
sich dort den Art i k e l 15 Abs . 3 vornehme n , werden Sie festste llen , daß die
Gener a ls y n o d e St ändige Ausschüsse wählt . Z u d i esen Ständigen Ausschüssen
gehört u . a . der R e chtsausschuß . Die Ständigen Ausschüsse tagen a u c h a ußerhalb
der Sitzungen der Generalsynode u n d bleiben bis zum Zusammentritt der neuen
Generalsynode im Amt .
Dieser letzte Punkt deutet a n , daß ich q u a s i nur dann legitimiert bin , noch
für den a lt�n Rechtsausschuß zu sprechen , wenn Sie diese Bestimmung so a u f­
nehmen : s o l a ng e s i c h der neue Rechtsa u s s c h u ß noch nicht konstituiert hat . Ich
glau be , dem können Sie lei cht folg e n .
E s ist weiterhin so i n der Geschä ftsordnung geregelt , d i e wir uns gegeben
haben und die auch b indend für diese General synode ist , obwohl diese General­
synode - also die B. Generalsynode - sie nicht beschlossen hat . Das erg ibt
sich aus § 2B der Geschäftsordnung . Sie liegt Ihnen mit diesem kleinen Bänd­
chen v or .
Wir sind natürlich a l s Generalsynode befugt , dieses und j enes z u ändern , aber
zunächst einm a l hat die Vorgänger-Genera l s y node beschlossen , daß sie a u ch für
n a chfolg ende Genera lsynoden die Gesch äftsordnung sein soll . I c h ha lte dies
auch für sehr sinnv oll . Das zum mehr form a l e n Aspekt .
Der bisherige Rechtsausschuß der Genera lsynode hat am 1 1 . September 1991 in
Ha nnover getagt . Wir waren dort noch fast v o l l z ählig beisammen . Die Sitzung
wurde von dem bisherigen Vorsit zenden , Herrn Rechtsanwalt Höffkes aus B a y ern ,
geleitet , der heute verhindert ist . N a c h meinem Kenntnisstand gehört er auch
dieser neuen Generalsynode nicht mehr a n . Der Rechtsausschuß hat mich gebeten ,
d a s Ergebnis a l s Berichterstatter v or z utra gen .
I c h will m i ch zunächst einmal nur a u f das Allgemeine beschrä n k en . Wenn wir in
die E i n z e l a u ssprache eintreten werden , werde ich hier und dort die eine oder
andere k o n krete Anmerkung machen . I ch halte d i esen Weg für angemessen .
Wir haben uns als Rechtsausschuß z u n ä chst d i e Frage vorgelegt : War die Vor­
gehensweise der Kirchenleitung und der Bischofskonferenz durch uns ere Verfa s ­
sung gedeckt?
E i ne bloße Erklärung , es gibt einen Art i k el lB - den kennen wir natürlich auch
- rei chte uns ni cht aus . Wir haben vi elmehr v ersucht , den materi e l l en Gehalt
dieser v erfa ssungsrechtlichen Bestimmung , d i e Sie nachlesen können , z u
ergründen . D a s Maßgebliche ist in Arti k e l lB Abs . 2 niedergelegt und dort
wiederum im Satz 3 b z w . im Satz 4 . E s heißt dort :
" E ine Verfa s s ungsändernde Verordnung mit Gesetzeskraft darf nur
zur Sicherung der Erfüllung der Aufgaben der Kirche nach dieser
Verfa ssung und bei zwingender Notwendigk e it erlassen werden . "
Dann heißt e s weiter - es ist sehr wichtig , daß wir d a s hier gleich noch
einmal mit a u fnehmen und auch versu chen z u begreifen - :
"Art i k e l 2 4 Absätze 4 , 5 u n d B finden insoweit keine Anwendung . "
Die wichtigste Bestimmung , die dort genannt ist , ist der Art i k e l 24 Abs . 5 .
Dort ist nämlich i m Deta i l geregelt , wie d i e Regelungen normalerweise b e i Ver- 125 -
f a s s u n g s ä nderungen sind : Es sind zwei Lesungen vorgeschrieben . Zwischen der
ersten und der zweiten Les ung muß mindestens ein Abstand von 24 · Stunden im
Wortsinne liegen , also nicht tagmäßig . Jeder der eine Uhr hat , kann das dann
l e i cht feststel len . Darüber hinaus ist eine q u a l i fi z ierte Mehrheit für eine
Verfassungsä nderung vorgeschrieben , und zwar von zwei Dritteln der
g e s et z l i c he n Zahl der Mitglieder der Generalsynode - also n icht von zwei
Dritteln der Anwesenden . Es ist damit eine wesentlich höhere Z ah l . Gerade
diese be sondere Bestimmung des Artikels 24 Abs . 5 soll k r a ft der
a usdrück lichen Regelung in Art i k e l 18 Abs . 2 Satz 4 bei den Verfassungsä ndern­
den Verordnungen mit Gesetzeskraft keine Anwendung finden . So ist der derzei.
tige Verfassungsstand .
Wir im Ausschuß haben a llerdings gemeint , daß es mittlerweile angezeigt sei ,
v ie l l e i cht im L a u fe dieser neuen Generalsynode darüber n a c h z u denk en , die
B e s t immung des Artik els 1 8 Abs . 2 Sat z 4 z u modifiz ieren : Denn wir meinen , es
k a nn wohl nicht mehr s o ganz in die rechtliche Landschaft p a s sen , wenn man
s i c h die Entwick lung des Staat s k irchenrechts anschaut , daß eine schl i chte
Verordnung - hat sie a u c h diesen v o luminösen Namen - e i n e Verfassung ändern
k a n n . Das ist im staatl ichen Bereich j edenfalls in der Bundesrepublik
Deutschland seit dem I n k r a fttreten des Grundgesetzes n icht möglich . Wir haben
dort nur die Regelung getroffe n , daß in bestimmten Not f ä l l e n ein
R u m p fpar lament zusammentritt , das dann für das Gesetzgebungsorgan Bundestag
u n d - sofern erforderlich - für den Bundesrat Gesetze b e s chließen kann . Die
B u n desregierung als solche ist a ber nicht legitimiert , die Verfa s s u ng außer
K r a ft z u setzen oder z u ändern oder in sonstiger Weise verfass ungsrechtliche
B e stimmungen zu modifi zieren .
Wir sehen zwar die Notwendigkeit und gera de a u ch der vorliegende Anlaß zeigt ,
d a ß es eine glückliche Fügung ist , daß wir diesen Art i k e l 18 in der
v or l iegen den Form noth habe n , meinen a llerding s , aus grun d s ä t z l ichen Überle­
gungen so llte die Synode zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachdenken ,
inwieweit Modifik ationen einzufügen sind ; beispiel swe ise in der R ichtung , daß
n i c ht nur d i e Synode - wie es j etzt in Art ikel 18 Abs . 2 Satz 2 v orgesehen ist
- die Verordnung ändern kann , sondern daß sie sie in irgendeiner q u a l i fizier­
ten Weise bestätigen sollte . Dabei wollen wir daran festhalten - wenn man
ü b erhaupt von dem Prin z ip einer solchen Verordnung , die die Verfassung ändern
k a n n , a usgeht - , daß es keine Unklarheiten darüber geben d a r f , v on welchem
Zeitpunkt a n die Verfa s s ungsänderung Geltung beansprucht . Nach dem derzeitigen
S ystem ist es v ö l l ig eindeutig : Die Verfassungsänderung ist mit dem Begehen
des 1 . Oktober 1991 eingetret en . Die neuen Mitgliedskirchen S a chsen und Thü­
ringen und die aus diesem Bereich gewäh lten bzw . berufenen Synodalen sind v o l l
g ültige Mitglieder dieser S y n o d e - o h n e j egliche Abstri che . Das i s t für den
R e chtsausschuß völlig eindeutig gewesen .
Wir wollten - weil ich h i er in a l lgemeiner Form spreche - die Synode nur a u f
das a l lgemeine Problem h i nweisen .
Wir haben uns auch Geda n k en darüber gema cht , ob die derzeitige Verfassungslage
b e i s pi elsweise einen Beschluß des Inha lts z u i ieß e , d i e Synode nimmt d i e Ver­
fassungsändernde Verordnung mit Gesetzeskraft z u stimmend zur Kenntnis . Wir
meinen , der Anlaß ist h i er wirklich �egeben , daß wir uns n i c ht nur einmal kurz
d i e Dinge anhören , sondern daß wir mit dem Votu m , das die Genera l s ynode
a b g ibt , noch einmal vol linhaltlich das bestätigen , was Kirchenleitung und
B i s c h o fs k o n ferenz beschlossen haben . Ein solcher Beschluß ist nach der Ver­
fassung zwar nicht v orgesehen , er ist aber a uch n icht verboten . Dieser Be­
s chluß i n dieser F orm wird a u ch deut l i ch mache n , daß wir n i c ht irgend etwas
genehmigen und es n icht nur a u fgrund unserer Genehmigung Gesetzeskraft hat ,
sondern - das ist das g l e iche , was Herr Lindow hier schon a n g eregt hat - , daß
wir das Ganze noch e inmal mit unserem Votum a l s richtig unterstüt zen .
- 126 -
Wir meinte n , daß es nicht sinnvoll ist , im einz elnen Änderungen am Wortl a ut
vorzunehme n , der v i elleicht in einzelnen P a s s a gen nicht immer sehr g l ü c k l i c h
form u l iert ist . E s i s t s o m i t diesem Wortlaut im Amtsblatt abgedruckt . Es wäre
beckmesseri s c h , j etzt hier und dort eine v i e l leicht sprachlich bes sere F a s s u ng
finden zu woll e n . Wir meinten von solchen D i ngen Abstand nehmen zu solle n .
L e d i g l i c h an zwe i Stellen , sollten wir eine reda ktionelle Verbesserung
vornehm e n ; man k a n n das nach außen a l s ein reda ktionelles Verse h e n a usgeben :
1 . In Art i k e l 2 Abs . 3 der vorliegenden Verordnung müssen n ach den Worten
" Artikel 6 Abs . 3 und 4 " die Worte " di e Verfassung de Vereinigten Kirche"
e i n g e fügt werden . Das sollte der K l a rsteIlung wegen geschehe n .
2 . Desweiteren s o l lten in Artikel 5 der Verordnung nach dem Wort " Or g a n e " d i e
Worte " im S i n n e von Artikel B der Verfassung d e r Vereinigten Kirc h e "
e i n g e fügt werden . Dies s o l l d e m b e s seren Verständnis dienen .
I ch g l a u b e , i c h k a n n hiermit meine a l lgemeine Stellungnahme a b s c h l ießen . I c h
d a n k e I hnen .
( B e i fa l l )
Präsident Veldtrup:
Vielen D a n k , Herr K a l itzk y .
Wir kommen damit zur Beratung dieser Verordnung . G ibt es Wortmeldungen d a z u ? Das ist nicht der F a l l . Dann gehe i c h d a v on a u s , daß Änderung s a nträge nicht
g estellt werden und daß diese Verordnung nicht abgelehnt wird . - Ich k a n n
d a m i t feststelle n , daß diese Verordnung v on der Synode a u c h a k z eptiert wird .
I c h frag e j etzt d i e Synode , ob der Wunsch n a c h einer ausdrücklichen Abstimmung
besteht oder ob gewünscht wird , ein Votum d a z u a b zugeben . - Es wäre dann zum
B e i s p i e l denkbar , daß Sie das durch Klopfen oder ähnliches deutlich machen .
( B e i fa l l )
Prof . Dr . K ü h n :
Herr P r ä s i dent ! I c h habe a l s Synodaler a u s den neu hinzugekommenen Kirchen
einfach d a s Bedürfn i s , hier a u s z usprechen , daß diese Verordnung n a c h meinem
Empfinden - es ist j etzt keine Absprache mit den anderen Synodalen erfolgt einen brüderlichen Geist in besonderer Weise zum Ausdruck bringt im B l i c k a u f
den Atem , d e r u n s gelassen wird , im B l i c k a u f die vertiefte Aufnahme e·twa b e i
d e r Kirchenleitung und a u c h etwa im . B l i c k a u f das finanzielle Entgegenkommen .
I c h de n k e , dieser Dank sollte den Urhebern dieser Verordnung gegenüber a u c h
a usgesprochen werden .
( B eifa l l )
Präs ident Veldtrup :
Herz l i c h e n D a n k für diese \-Jorte , Herr Professor Dr . Kühn . Ich hätte mit
Sicherheit noch etwas h i n z ug efügt . Mein Prob lem ist nur , daß ich zum Beispiel
d a s Vergnügen hatte - Herr Kraft sagte das vorhin -, beim " Kleinen" Ausschuß
d a be i g ewesen z u sein . Von daher wäre es mir s c hwergefa llen , diese Worte
a u s z usprechen . Was ich in j edem F a l l aber sagen möcht e , ist , naß wir a l l e
mite inander sehr d a n k b a r sein k ö n n e n - das ist schon wiederholt g e s a gt worden
- , daß wir nach der Situation 19BB in Dresden , a n der teilzunehmen ich das
zwe i f e l h a ft e Vergnügen hatte , nämlich als sich die VELK im Bund a u fg a b - wie
- 127 -
es formul�ert wurde ' - , a l l e miteina nder wieder z u sammen arbeiten könne n . Das
Bild unterscheidet s i c h nach meinem Empfinden in k e i n e r Weise v on dem des
letzten Jahres . . Auch d i e Begegnungen und die Gespräche haben gez eigt , daß
diese Verordnung län�st überfä llig war . Wir alle h a ben das mit Leben erfüllt ,
bevor wir hier zusamme n k amen , was durch die Verordnung letztlich festgelegt
worden ist . Ich glau be , daß wir das hier mit großer Freude und Dank barkeit
feststellen können , und ich glaube auch , daß' wir uns a u f die gemeinsame
weitere Arbeit freuen k ö nnen .
I c h meine , j etzt sollten wir auch in die P a u s e eintreten . I ch glaube , Bruder
Dreßler , Ihnen zumuten z u können , daß Sie Ihr Grußwort bis n a ch der Pause hin­
a u s s c hieben ; denn vor einer unwi lligen und a u f K a ffee wartenden Synode auch
nur einen Satz sagen z u müssen , ist schwierig . I c h schlage vor , daß wir diese
Kaffeepause realistisch bis 16 . 30 Uhr ausdehnen . E inen kleinen Augenblick bitte noch . Herr K a l it z k y !
Kalitzky :
D e r bisherige Rechtsausschuß würde es wirklich g u t finden , wenn i m Protokoll
nicht nur " K lopfe n " verzeichnet würde , sondern " z u s t immende Kenntnisnahme" .
Das sche int uns bei einer Verfa ssungsä nderung
der S a c h e angemessener zu sein
.
als nur Klopfen .
(Beifall)
Präsident Veldtrup:
I c h hatte die Synode zwar danach gefragt , ob etwas Derartiges gewünscht wird ,
und h a b e es dann so l a u fen lassen , nachdem kein Votum kam .
I c h darf es noch einmal festst ellen : Es ist eindeutig kein Änderungsantrag ge­
kommen , es ist a u c h k e in Antrag a u f Ablehnung g e k omme n , und damit steht ein­
deutig fest , daß die Verordnung gilt .
von L oewenich :
Herr Präsident , ich vermut e , daß Sie an diesem Punkt miß verstanden "orden
s in d . Ich hatte Ihre F rage so verstand en , ob wir e i ne a u sdrü c k l iche Zustimmung
wollen , und der Beifall war eine spontane Antwort a u f diese Fra g e . Jetzt soll­
te d a s formell a u c h noch über die Bühne gehen , und d a s ist - so denke ich der Sache angemessen .
(Beifall)
Präsident Veldtru p :
Absolut ! I c h will die Sache auch gar nicht weiter zerreden . I c h frage die
Synode a l s o a u s drü c k l i c h : Wenn Sie mit der vorgelegten Verfa s s ungsän dernden
Verordnung mit Ge set zeskra ft , wie sie von der K irchenleitung vorgelegt worden
ist , ein verstanden sind , dann b itte ich um ein H a n d zeichen . - Gibt es Gegen­
stimmen? - Keine ! Enthaltungen? - Auch k e ine . Dann hat die Synode diese Ver­
ordnung einstimmig a k z eptiert . Herzlichen Dank d a fü r .
( Beifa l l )
- 128 -
( U nterbrechung von 16 . 05 Uhr bis 1 6 . 3 5 Uhr)
Präsident Veldtrup:
Meine Damen und Herren ! Bevor wir Herrn Dreßler um sein Grußwort bitten , soll­
ten wir gemeinsam von dem L i ed 1 03 die Verse 1 und 3 singen - wenn ich s o
s a g e n d ar f : als Bewertung dessen , w a s v o r d e r P a u s e p a s s iert ist . Viellei c ht
ist j emand von Ihnen , der musika lisch besser drauf ist als ich , bereit , n u n
a n z u s timmen . U n d v ie l l eicht können w i r während des Singens auch stehe n .
( L ie d 103 : 0 Heilger Geist , kehr bei uns ein)
Vielen D a n k .
Darf ich dann Herrn Dreßler als Vi4epräses der EKD bitten , zu uns zu sprechen .
Herbert Dreßler , stellv ertretender Präses der EKD Synode :
Herr P r ä s i dent ! Verehrte Herren Bis chöfe und Synoda l e ! Liebe Schwestern und
Brüder !
Zunä chst zu I h ne n , lieber , verehrter Herr Präsident : Herzliche G l ü c k - und
Segenswünsche v on mir - und ich den k e , a u c h von der gesamten EKD - für I hre
Wiederwa hl . Alles Gute und Gottes Segen für Ihren Dienst .
Zur ersten Tagung der B . Genera l synode der Vereinigten E va n g e l i s c h - L utheri­
schen K i r c h e Deutschlands überbringe ich I hnen die herzlichen Grüße der E KD
mit a l l ihren Gremien und Dienststellen , vor allem die Grüße der neugewählten
Synode der EKD u nd ihres neuen Präsid iums . Besonders unser a lter und neuer
Präses , Dr . Jürgen Schmude , läßt Sie herzlich grüßen . Er ist zur Zeit beruf­
l ich und k irchlich s o sehr in Anspruch gen ommen , daß er die Teilna hme a n die­
ser T a g u ng nicht h a t ermöglichen könne n .
E r h a t mich - a l s einen der beiden Vi zepräsides - gebeten , ihn hier z u v e r ­
treten . Für mich i s t dies eine besondere F r e u d e und E h r e z u g l e i c h ; da i ch a u s
d e r Nordelbischen Kirche , a u s Hamburg , komme , bin ich a n d e n Ergebnissen Ihrer
Tagung besonders interessiert , weiß ich doch , daß s i ch d a s , was Sie b e s c h l i e ­
ßen , u n m i t t e l b a r o d e r mittelbar auf m e i n e L a ndesk irche und a u f mich a u swirkt .
Sie haben - wie d a s zu Beginn einer neuen Leg islaturperiode ü b l i c h i s t - eine
Reihe v o n bedeutsamen Personalentscheidungen z u tre ffen - und eine s chon ge­
troffen - ; Prä s id i um , Kirchenleit ung , ständige Ausschüsse und and ere Gremien
sind z u wählen . Wir wünschen I hnen hierbei gute und möglichst e i n vernehmliche
Entscheidungen .
Wir in der EKD h a b e n einen Teil dieser wichtigen Persona lentscheidungen b e ­
r e i t s getroffe n . Na chdem w i r i m Februar die ses Jahres in Berlin - S p a n d a u d i e
Z u s a mm e n führung der Kirchen d e r a l t e n EKD und des B u ndes d e r E v a ngelischen
Kirchen in der DDR v o l l z ogen haben , haben wir uns im Juni in C o b u rg a l s n e ue a l l e G l i e d k irchen a u s Ost und West umfa ssende - EKD-Synode konstitu iert u n d
u n s e r Präsidium - drei Mitglieder a u s den östlichen und vier aus den westli­
chen Kirchen , je e i n Vizepräses aus Ost und West - gewählt und u nsere ständi­
gen Ausschüsse e i ngesetzt .
In drei Wochen wollen wir in Bad Wildungen zusammenkommen , um den Rat der EKD
z u wählen - diesmal gesamtdeutsch , gesamtkirchl ich . E i ne solche R a t swahl ist
erfahrungsgemäß e i n schwieriges und langwieriges Unterfangen . Vor sechs J ahren
benötigten wir etwa 13 Wahlgänge . Nach dem , was ich inoffiziell gehört h a b e ,
liegen bisher n a h e z u 3D Vors chläge von Kandidatinnen und Kandidaten vor . D a
- 129 -
s i c h alle persönlich vorstellen müssen , ist der zeitliche Ablauf dieser Tag ung
für uns im Präsidium noch völ lig ungewiß . Und dies um so mehr , als wir a u f
d i eser Tagung neben dem übl ichen a u c h noch d e n Haushalt 1992 , d i e Errichtung
eines Frauenstudien- und - b i ldungs zentrums und als Schwerpunktthema " D i e
Z u k unftsfähigkeit wirtschaftlichen H a n d e i n s " a u f d e r Grundlage d e r Wirt­
scha ftsdenkschrift der EDK " Gemeinnutz und Eigennut z " beraten und behandeln
soilen .
Aus I hrer Tagesordnung h a b e ich ersehen , daß es neben den Personalentscheidun­
gen für Sie in erster Linie darum gehen wird , d i e Z u s a mmen führung der östli­
chen und der westlichen Partnerkirchen in eine gemeinsame VELKD z u behande ln .
Hierbei wird es j a in erster Linie um die Erwartungen gehen , die die östlichen
lutherischen Kirchen a n die V E L KD habe n . Erwartungen - wie wir in der Predigt
heute morgen gehört haben - für einen Neuanfang . I c h bin g espannt , was der Re­
ferent z u diesem Thema , der Synodale Böttcher a u s Sachsen , hierzu sagen wird ,
und ich freue mich , daß durch die soeben erfolgte Annahme der sogenannten Bei­
trittsverordnung Wege a u fg e z eigt und v i elleicht schon einige Erwartungen er­
füllt werden konnten .
In der EKD gibt es ähnli che Fragestellungen , und wir haben bei allen nützli­
chen und lehrreichen Erfahrungen lernen müssen , daß es trotz aller intensiven
u n d gutgeschwisterlichen B e ziehungen zwischen Ost und West nicht immer einfach
ist , endgültig zus amme n z u fi n de n . Aber es gibt - und das ist etwas Gutes l o h nende Anstrengungen , die uns gemeinsam voranbringen werden . Denn wer vom
Zusammenwa chsen redet , muß i n Betracht z iehen , was im Neuen Testament vom Leib
und von den Gliedern geschrieben steht . Freud und Leid sind da ' der Gesamtheit
verordnet .
F ü r mich steht in einem inneren Z usammenhang mit diesen Fragen Ihr geistliches
Thema dieser Synode " Leben m it der Bibel " . Martin Luther hat über die Bedeu­
tung der Bibel einmal gesagt :
" D i e Bibel a l l e i n ist der rechte H err und M e i ster über a l l e
Schrift und L ehre a u f Erden . "
Nun ist dies kein Thema , d a s d i e VELKD allein betrifft . Aber ich denke , für
a l l e Christen in unserem L a n d e wird es von großer Bedeutung sein , was Sie als
VELKD-Synode hierzu beraten und beschließen , ist doch d i e V E L KD - wie der
frühere Bischof meiner Heimatstadt , H ans -Dtto Wölber , es einmal zutreffend und
b l e ibend formuliert hat - eine ständig e , unver z ichtbare theologische
Triebkraft der EKD und des deutschen Protestantismus .
Noch einmal grüße ich Sie herzlich von der EKD � l s die neugewählten Synoda len
der VELKD . Wir wünschen I hnen einen guten Ver l a u f und Ertrag Ihrer Tagung ,
getragen von der gemeinsamen Hoffnung , daß sich das , was hier gesagt und be­
s c h lossen wird , segensreich a u swirken möge , a u f d i e Christen in unserem Lande
i n Ost und West und a u f d a s Wachsen des Reiches Gottes .
I c h danke Ihnen , daß i c h I h r Gast sein dar f . Gott segne I h ren Dienst .
( Beifa l l )
Präsident Veldtru p :
Herzlichen Dank , Bruder Dreßler , für I hr Grußwort , die G l ü c kwünsche und die
freundlichen Wort e , d i e Sie auch für d i e Bewertung der Arbeit der V E L KD gefun­
d en hab e n . I c h denk e , das ist B a lsam für uns . Ma'n hört m a n chmal ja auch ande­
res a u s Richtung der E KD oder aus vergleichbaren Bereichen . Herzlichen Dank
also - wie gesagt - für Ihre Ausführunge n .
- 130 -
Zweitens möchte ich Sie bitte n , herzliche Grüße an I hr Präsidium mitz unehmen ,
insbe sondere an Herrn Präses Dr . Schmude . Wir geben der Hoffnung Ausdru c k , daß
es gelingen möge , a n 13 Wahlgängen v orbeizukommen . Es wäre j a nicht das erste
Ma l , daß die EKD-Synode auch v on der V E L KD lernt . Wir wüns chen I h ne n , daß es
vie lleicht etwas schneller g � ht und die Vorschläge etwas besser abgestimmt
sind . - Entschuldigung , aber wir wünschen Ihnen das sehr .
( Heiterk eit )
Jetzt tun wir einen Sprung v o n der EKD z um Bereich der V E L K D . I c h darf unseren
Leitenden Bischof , Herrn B i s c hof Professor Dr . Müller , herzlich bitte n , uns
seinen Bericht vorzutragen .
( B ericht L eitender Bischof
s.S
35
)
L e itender Bischof Dr . Müller :
Herr Präsident ! Liebe Synodale I
N a chdem bisher nur der Präsident der Generalsynode gewählt worden ist , bedeu­
tet das , was Sie , Herr Präsident , eben gesagt haben , ja eine Verpflichtung für
die k ommenden Wahlen . Das war aber nur eine Anmerkung a ußerhalb meines B e ­
richt s .
Der Bericht liegt I hnen , liebe Synoda l e , vor . Er trägt den T it e l : Gottes Wort
bleibt in Ewig keit !
Präsident Veltrup:
Herr L e itender Bischo f , haben Sie herzlichen D a n k für Ihren Bericht und für
die viele Arbeit , die Sie i n diesen Bericht haben stecken müssen und die , wie
wir heute vom Präsidenten I hrer L a ndessynode gehört h a b e n , manchmal auch die
L a ndessynode etwas von ihrer Arbeit s z eit g e k ostet hat . Wir werden morgen Gele­
genheit haben , diesen Bericht im einzelnen z u diskut i eren . Die Bitte geht da­
hin , daß Sie entweder j etzt s chon spontan a u f Grund des Gehörten oder Gelese­
nen den dem Bericht beigefügten Meldebogen a u s fü l l en , also ankreuzen und mit
Namen veriehen , oder diesen Meldebogen morgen abgeben , wenn Sie erst morgen
Lust verspüren , z u der einen oder a nderen Situation etwas z u sagen . Dieser
M e ldebogen dient der Strukturierung der D i s k u s s ion und erleichtert ihren Ab­
lauf.
( L e itender B ischof Dr . Müller : Ich möchte gern n o c h einmal a n d a s M ikrophon
gehen , wenn ich darf . )
- Aber immer !
Leiten der B ischof Dr . Müller :
Wir sind j a hier in Braunschweig , und in König slutter ist es mögli c h , auch am
Sonntag einen Blumenstrauß zu bescha ffen . Wir dachte n , der neugew ä h lte Präsi­
dent s o l lt e ein kleines Zeichen des Dankes d a für b e k ommen , daß er sich zu
dieser Arbeit bereit erklärt hat .
( Beifall - L e itender Bischof Dr . Müller überreicht Präsident Veldtrup einen
B l umenstr a u ß )
I c h habe n o c h etwas Weiteres : Er empfängt nicht nur g e r n etwa s , sondern er
- 131 -
gibt auch gern etwa s weit er .
( H eiterkeit)
Präs ident Veldtrup:
Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich , wa s ich j etzt mach e . Wir haben uns vor­
hin g e freut , nun mit v ielen gemeinsam auf dem Weg z u sein . Wir h a b en deshalb
ü b erlegt , wie wir diese Freude versinnbildlichen k ö n nten . Daraus ist die I dee
erwachsen , den j ü ngsten Damen der beiden neuen Mitgliedsk irchen stellvertre ­
tend für alle - und damit natürlich auch für die Herren - diese Blumen zu
überreichen .
( Be i f a l l )
Das g a n z e h a t nur eine Schwierig keit : A u s Thüringen i s t überhaupt n u r e i n e
D a m e z u u n s g e k ommen . V o n daher s e i sie u n s a l s d i e D a m e a u s Thüringen
herzlich willkommen .
( Pr ä s ident Veldtrup überreicht den Synodalen Frau Kawski und F r a u Kutter einen
Blumenstrauß)
Nach den Blumen nun z u Ihn e n , Herr Landesbischof D r . Leich . I c h hoffe , Sie
sind uns nicht böse , daß wir die " b lumigen Dinge" im wahrsten Sinne des Wortes
vorwe�genommen h a b e n . Die Worte des Vorsitzenden der Koordinierungsgrup p e
werden sicherlich hervorragend dazu p a s se n .
L a n desb ischof Dr . L e i ch :
Herr Präs ident ! Hohe Synode ! Werte Gäst e ' Verehrte Mitglieder der Bischofskon ­
feren z !
U n s er Leitender B i s chof hat die Evangeli�ch-Lutherische Landes k irche Sachsens
und die Evangelisch- Lutherische Kirche in Thüringen in ihren Synoda len beson­
ders begrüßt . Die Genera lsynode hat diesen Gruß in bewegender Weise durch ein­
stimmige Z u stimmung z um sog . Beitrittsgesetz unterstrichen .
Als der letzte Vorsitzende der Koordinierungs gruppe der drei lutherischen Kir­
chen in der ehem a l i gen DDR will ich auf diesen Gruß a ntworten . Damit möchte
ich e i n em oft b e k l a gten E indruck entgegentreten : Der B e itritt oder - besser
gesagt - der Wiederbeitritt der beiden lutherischen K irchen ist keineswegs ein
einseitiger Vorgang . Sie , die Vereinigte E v a n g e l i s c h - L utherische Kirche
Deutschlands in ihrer bis herigen Zusammenset z ung , kommmen auf uns z u , a b er wir
kommen auch a u f Sie z u . Dabei bringen wir nicht nur ein historisch begründetes
Selbstbewußtsein mit . Wir sind ja Gründungsmitglie der der 1948 in Eisenach
konst ituierten VELKD , und ich teile die Hoffnung unseres Leitenden Bischofs ,
daß a u c h das dritte Gründungsmitglied aus un serem R a um , die Evangelisch-Luthe­
rische Kirche M e c k lenburgs , b a ld wieder der VE LKD ang ehören wir d . Ich grüße
diese uns sehr v er b u ndene K i rche in diesem Augenblick ausdrü c k l ich .
( Beifa l l )
I c h bitte , gestehen S i e m i r einen kurzen Beitrag anläßlich unseres Wiederbei­
tritts z u . Die Menschen in der ehemaligen DDR gleichen L e istungssportler n , die
soeben die Z ie l l i n i e überla ufen haben . Noch erschöpft vom ersten Wett k a m p f
w e r d e n s ie a u fg e fordert , s o fort wieder a n den Start z u gehen , und dabei w i s s e n
sie im vora u s , daß d e r n ä c hste und übernächst e Start und weitere ohne Erho­
lungspa use folgen werden .
- 132 -
serer lutherischen Glaubenstradition . Die östlichen Kirchen in der VELKD brin­
gen eine Sehnsucht mit . Wir wollen n icht z uerst v on neuen Aufgaben reden . Wir
wollen aus der F reude am E v a ngelium K r a ft schöpfen u n d sie weitergeben .
" D i e Freude am H errn ist eure Stärk e . " Freude am E v angelium , Freude am Herrn
z u erfahren - das sind die Herztöne des E v a ngeliums unserer lutherischen
Glaubensüb erli eferung . Vor Gott gerecht aus Gnaden um Chri sti willen a u s dem
Glauben .
Die zu ständig neuen Leistungen a u fg e forderten Gemeindeglieder unserer Kirchen
und die M e n s chen unserer Lä nder brauchen keinen neuen Trainer mit neuen Metho­
den der L e istung ssteigerung . Sie b r a u c he n den väterlichen und mütt erlichen
Halt , der d a s Herz zur R u he bringt und mit Vertrauen erfüllt .
Unter a n d eren s o z ialen Bedingungen wird diese Aussage auch a u f die Christen in
den K irchen der alten Bundesländer u n d a u f deren Menschen überhaupt zutreffen .
Wenn wir in unserem nun Gott sei D a n k wieder gemeinsamen Dienst zuerst aus den
geistlichen Quellen Kraft schöp fen aus der Freude am Herrn oder der Freude am
E va ngelium , braucht uns das Zusammenwachsen a u s unterschiedlichen Erfahrungs­
bereichen k e ine Sorge z u bereiten . Wir h a ben eine Mitte , die alle stärkt und
alle v er b indet , den Dreieinigen Gott . Er bewahrt uns väterl i c h . Er hat seinen
Sohn für uns d a h ingegeben in den Kreuz estod und ihn am dritten Tage a u fer­
weckt . Er g i bt uns mit dem Sohn seinen Geist , der die Freude am E va ngelium
unter uns erweckt und uns gemeinsam d a r a u f a ntworten läßt - in Anbetung und in
den Früchten des Glaubens . Er geleite uns a u f unserem geme insamen Weg von die­
ser Stunde a n .
( Anha ltender B eifall)
Präs ident Veldtrup :
Sehr herzlichen D a n k , Herr Landesbis c ho f , auch für Ihr ganz persönliches En­
g a gement in der vergangenen Z e it u n d a u f dem Weg zu dieser Gemeinsamkeit , die
wir heute miteina nder neu beginnen k ö n nen .
Bevor wir in die Abendp ause gehen , möchte ich noch Herrn Propst Poder a u s Est­
land bei uns herzlich begrüßen .
( B eifa l l )
I c h d a r f d a n n m i t einem etwas - z u g e g ebenermaßen - abrupten Schnitt von der
Begrüßung z um Abendbrot Sie g l eichwohl mit guten Wünschen für einen guten
Appetit ent l a s s e n , n icht ohne Sie daran z u erinnern , daß Sie um 20 Uhr zur
Andacht und zum a nschließenden Kon zert in der Stadtk irche sein mögen .
( Z ur u fe : F ä hrt ein B u s ? )
( S c h l uß : 1 8 . 30 U h r )
- 133 -
ZWEITER VERHANDLUNGSTAG
Montag , 1 4 . O k tober 1991
Beginn : 9 . 1 0 Uhr
Präs ident Veldtrup:
Meine Damen und Herren , ich wünsche I hnen einen guten Morgen und bitte Herrn
Dr . Reller , uns die Morgenandacht zu ha lten .
( Morgenandacht s . Seite
23)
Präsident Veldtrup:
Herzlichen D a n k , Herr Dr . R e ller .
Bevor wir über die Ihnen vorliegende Tagesordnung befinde n , müssen wir zwei
Synodale verpflichten , die gestern noch nicht dabeisein k onnten . Es sind di e s :
Frau Dönit z u n d Herr Dr . Hasselmann . Darf ich S i e bitten , nach vorn z u kommen .
( O i e Anwesenden erheben sich - die Synodalen F r a u Dönitz und Dr . Hass elmann
werden nach folgender Formel verpflicht et :
"Wollen Sie I hr Amt als Synodale führen in der Bindung an das
Evangelium Jesu Christi , wie e s in der Heiligen Schrift gegeben und
im Bek enntnis der Evangelisch-Lutherischen K ir c h e bezeugt ist , und
sind Sie bereit , Verantwortung zu ü b ernehmen für den Gottesdienst ,
für die d i a k onischen und missionarischen Aufgabe n , für Lehre , Leben
u n d Ordnung der Kirche , so treten Sie herz u , r e ichen mir die Hand
und anworten : Ja , mit Gottes H i l fe ' "
Sie finden a u f I hren Tischen die Tagesordnung für den heutigen Tag als Vor­
schlag . Ich darf frage n , o b es Änderungswünsche und Anträge dazu gibt . Das ist
offenbar nicht der F a l l . Dann gilt die Tagesordnung so als beschlossen .
E i n ProbiBm ist b e i dieser Tagesordnung der erste P u n kt : Grußworte - natürlich
nicht die Morgenanda cht , denn diese haben wir dank Herrn Dr . Rellers H ilfe
hervorragend hinter uns gebracht . Aber ein großer Teil der Gäste ist ni cht
mehr hier bei un s , weil die Gäste an der E x kursion nach Quedlinburg und
H e imburg t e ilnehme n . So darf ich pauschal alle die Gäste , die bei uns
geblieben sind , herzlich begrüßen . Ins besondere nenne i c h , zunächst
inoffiziell , weil er morgen offi ziell hervorgehoben wird , Herrn Professor
Dr . Hert z s c h , unseren Referenten , mit se iner lieben Gattin .
( Be i f a l l )
I c h nenne a u c h F r a u Edelin-Unger , Vizepräsidentin der S y n o d e d e r Brauns chwe i ­
gis chen Kirche und Mitglied i m R a t i m Lutherischen Weltbund .
( Be i fa l l )
Wenn i c h m i c h richtig erinnere , sind Si e , H e r r D e k a n Greiner , a u c h noch nicht
begrüßt worden . I c h darf Sie herzlich begrüßen a l s Vertreter der Lutherischen
K irche in Württemberg .
( Be i f a l l )
- 134 -
Und last , but not least , begrüße ich als fast schon ständigen Gast und Ur­
gestein des lutherischen Deutschseins - um es einmal so z u formulieren - Frau
Schultheiß , die ehema lige Präs identin der Thüringischen Landessynod e . Her z l i ch
willk omme n !
( B eifa l l )
W i r kommen d a nn z um P u n k t "Wahl d e r weiteren Mitglieder des Präsidiums " , damit
ich hier nun endlich nicht mehr allein s it z e . Es wirkt auf Sie s icherlich auch
merkwürdig , wenn hier j emand allein thront und weit entrü c kt ist von Ihne n ,
was ich e i gentlich g a r nicht möchte und was a u ch n i c ht m einem Wesen ent­
spricht . I ch hoffe , d a n n sind wir wenigstens z u fünft entrü c kt , das hat ja
a uch etwas für s i c h .
Z un ä chst kommen wir z ur Wahl der beiden Viz epräsidenten . Es ist vorgesehen ,
daß eine geheime Abstimmung erfolgt . Ich darf aber zunächst Herrn Kraft bit ­
ten , u n s d i e vier Vorschläge d e s Nominierungsausschusses vorzutragen .
Kraft :
Herr Präsident ! Meine Damen und Herren !
Oie meisten von I hnen waren gestern abend in der Stadtkirche hier in Königs­
lutter . Sie hatten es g ut !
( Heiter k e it )
Der Nominieru n g s a u s s c huß hat für Sie fast drei St unden lang gearbeitet , obwohl
der L e it e n d e Bischof sehr überrascht war , daß es so schnell ging . Wir aber
waren nach drei Stunden dann doch z ieml i c h gescha fft und rechtscha ffen müde .
Wie gesagt , haben wir öfter an Sie gedacht , an Ihre gute Z e it in der Stadt­
k irch e . Sie haben nicht an uns gedacht .
(Widerspr u c h )
Sie h a b e n n icht a n uns gedacht !
( H eiter k e it )
Nein , nein ! D a s hätten wir gemerkt !
Nun gut , der Nominierungsausschuß hat sich für Sie bemüht , hatte natürlich
a uch immer e i nige Ängste im Nacken . Oie erste Angst wa r : Werden unsere
Vorsc h l ä g e wir k l i c h richtig verstanden? Und " richtig verstanden" heißt : im
Sinne von R e c ht u n d im Sinne von Demokratie . Drei Stunden für Sie gestern
abend , das war auch immer so etwas wie - das kam durch die Voten auch deutlich
heraus - : " Wa s lange währt , wird endlich gut" , oder im B l ic k a u f die Neuen
unter uns : "Was länge währt , bringt Frust und Wut . " Der E i ndruck kam auch a u f :
I st nicht d o c h wieder der E indruck da , die anderen werden a l s Stimmvieh
mißbraucht?
Immerhin haben wir uns drei Stunden lang mit dem Thema des Präsidiums , der
K irchenleitung und der anderen Ausschüsse befaßt .
Warum war d a s so s c hwierig? Oie meisten v on I hnen kennen so etwa s . Oie j ewei­
ligen L a n de s k irchen müssen berücksichtigt werden , wenn möglich . Oie neuen Bun­
desländer m ü s s en berücks i chtigt werden , und das ist nötig . Oie Fra uenquote wir haben e i n Drittel Fraue n , und das ist gut - ist zu berücks ichtigen . Dann
ist da a u c h der Blick über den Tellerra n d nötig : Wir wä hlen ja nicht nur das
- 135 -
Prä sidium und die Kirch enleitung , sondern es sind a u c h wichtige F u nktionen in
den a n deren Ausschüssen z u besetzen . Als o : Wie k a nn hier von vornherein s chon
ein wenig um die Ecke gedacht werden? Zu b e r ü c k s i chtigen sind auch die
j eweilige Qua l ifikation und die g a n z persönlichen I nteressen .
Das a l les war etwa s , wa s uns doch sehr beschä ft i gt hat . Und , wa s ich noch
niemals erlebt h a b e , es gab innerhalb des Nominierung s a u sschusses Probe­
a b stimmungen , um z u testen , wo es la nggeht . E s gab auch eine ganze Menge
Emotionen bei den D i s k u s sionen . Vielleicht gab es auch einige Verletzungen ,
für die ich mich , fa l l s sie auch durch mich verursacht sein sollten , ent­
schul digen möcht e . Es war nicht einfa c h . Sie haben es g ut gehabt , und d a s , was
wir gemacht haben , d a s war keine Kollekte , d a s war ein Opfer l
Wir möchten Sie mit unserem Vorschlag in die L a g e versetzen , die Arbeit in der
Synode wirksam weit e r z u führe n . Wir sind ja mit I hnen Synodale , und wir möchten
Sie keineswegs z u Kopfnic kern degradieren . Wir haben bei unserem Unternehmen
auch eine gewi sse B e fa ngenheit und Unbehagen empfunde n . Dennoch offeriere ich
Ihnen j et z t einen Gesamtvorschla g . Früher h i e ß d a s " B l o ck " , aber a lles da s ,
was damit im Zusammenha�g g e standen hat , mit " B l o c k " und " B lock flöten " , d a s
kommt im Sprachgebrauch des Nominier ungsausschusses nun nicht m e h r vor . E s
geht nicht en b l o c , sondern es geht u m e i n e n G e samtvorschlag .
Zu den unterschiedlichen Wahl verfa hren :
Die beiden Vizeprä sidenten sind geheim zu wählen und die beiden Beisit z er
offen .
Bei den beiden V i z ep r ä s identen haben wir uns - wie gesagt , nach wohlüberlegter
Disk uss ion - für Frau Thobaben und Herrn Böttcher entschieden und für die bei­
den P o s it i onen der Beisitzer für Frau Kaws k i u n d Herrn Gohlke .
Die Angesprochenen sind nach meinen I nforma t i onen i n zwischen gefragt worden ,
ob sie bereit seien , ein s o l ches Amt zu übernehmen .
Präsident Veldtrup :
Herzlichen Dank , Herr Kraft , Ihnen und den Mitgliedern des Nominierung s a u s ­
schusses .
Viellei cht darf ich bei dieser Gelegenheit - nicht um Ihre Trauer noch z u
verstärken , w e i l es so schön gewesen i s t - doch sag e n , daß es e in hervorragen­
des Konz ert war und wir uns ganz herzlich noch e i nm a l bei den A u s führenden
bedanken .
( Beifall )
Sie haben die Vors chläge des Nominierung sausschusses gehört . Ich frage z u ­
n ä chst , ob es weitere Vorschl äge f ü r die P o s it i onen d e r beiden V i z epräsidenten
gibt . Das ist offenbar nicht der F a l l .
Dann schlage ich weiterhin vor , daß sich d i e K a n didatinnen und Kan didaten
Ihnen kurz vorste l le n , denn ich habe beim Frühstück heute morgen schon ge­
merkt , daß nicht alle a l len beka nnt sind . Wir machen es , wa s die bei den V i z e ­
präsidenten betri fft , in alphabetischer Reihenfolg e , a l s o n i c h t n a ch dem Motto
" Ladies first " . Ich darf Sie bitten , Herr Böttcher , sich kurz vorzustel le n ,
soweit d a s überha upt n och nötig sein sollt e .
- 136 -
Böttcher :
Herr P r ä s i dent ' Liebe Schwestern und Brüder '
I c h mö chte versuchen , Ihnen hier einige Daten zu meiner Person mitzuteilen und
mich I hnen v i e l leicht von drei Seiten her b e k a nnt z u mache n .
D i e erste Seite ist meine ganz persönliche Seite . I c h heiße R o l f Böttch er , bin
Jahrgang 1935 , a lso 56 Jahre alt . I ch bin in Grünha in , einer k l e i nen Klein­
stadt im westlichen Erzgebirge , gebore n , lebe heute noch dort u n d arbeit e dort
auch .
I c h h a b e den Beruf eines E l e ktroinstallateurs gelernt und a n s c h l ießend eine
F a c h s c h u l a u sb ild ung im F a c h " E lektrische Geräte und Anlagen" hinter mich ge­
bra cht . I n den 6Der Jahren habe ich ein Studium a n der Technischen U n i v ersität
in der F a chrichtung " E lektrische Maschinen und Antriebe" a b s o l v iert , d a s ich
im J a hr e 1969 a l s Di plomingenieur beendet habe . Anschließend war ich in einem
l ä ngeren A u s l a ndseinsatz a l s Berater für elektrische Maschinen t ätig und habe
a n schl ießend im Ele ktromotorenwerk Grünhain eine Tätigkeit a l s L e iter der
Prüffelder a u fgenommen . Diese Tätigkeit übe ich auch heute noch a u s .
Zu meiner F amilie - das ist die zweite Seit e - : ich bin verheiratet , habe drei
K i nder - zwei Söhne und eine Tochter - , 3 3 , 3D und 16 Jahre a l t . Ich bin dank­
bar für meine Familie , die mich in meinen v i e l fältigen k irchlichen Akt iv itäten
unterstüt z t ; sonst könnte ich das nicht tun .
Nun b i n i c h schon bei der dritten Seite meiner Person , nämlich b e i meinem
k irchlichen Engagement . Ich komme a u s einer durchschnittlich christlichen
deutschen F am i lie . Ich bin in der Jugendarbeit der landeskirchlichen Gemein­
scha ft groß geworden , bin 1959 in den K irchenvorstand unserer K i rchgemeinde
gewählt worden ; dem habe ich angehört , bis ich Synoda ler wurde , weil es bei
uns Übung ist , daß Synodale a ls Gä ste z u den Kirchenvorständen d a z ugehören .
I c h h a b e in d i eser Zeit v i elfältige Aufgaben im Kirchenvorst a n d ü b e rnomme n ,
b i s h i n a u c h z u regionalen A u fgaben .
I n den 70er Ja hren habe ich mich mehr der Arbeit von Kongreß u n d K ir c h entag
z ugewendet und mich da für auch ein Stück verantwortl ich g e fü h lt . I ch war 15
J a hr e l a n g Mitglied des Landesausschusses für Kongresse und Kirchentage
unserer s ä c hs ischen La ndesk irch e .
1 9 7 8 k a m ich dann in die Synod e , und 1980 wurde ich Synodaler d e s Bundes der
E v a ng el i s chen Kirchen der damaligen DDR und Mitglied in der K on ferenz der
E v angelischen Kirchenleitungen . 1984 - n a c h der Wiederwa hl in die Synode wurde ich Präsident der sächsi schen Synode und wurde 1990 a l s Präs ident der
Synode wiederg ewählt .
Schließlich bin ich j etzt h i er bei I hnen a l s Genera lsynodaler . D a s freut mich
ganz b e s onders , weil ich diesen ganzen Prozeß v on den Eisenacher Emp fehlungen
bis h i n z u den Beschlüssen 1989 sehr bewußt miterlebt habe - teilweise in der
A u s s ch ußarbeit - und weil ich diesen Entwicklungen nicht immer sehr u n kritisch
g egenüberstand .
Zum Schluß a l s o : Ich bin froh , bei I hnen hier zu sein , und ich b i n a u c h froh ,
daß Sie mich nominiert haben und daß ich a l s Vertreter der b e i g etretenen
Bundeslände r mithelfen k a nn , die Arbeit h i er zu gestalte n . Ich d a n k e für Ihre
A u fmerksamk e it .
(Beifall)
- 137 -
Prä s ident Veldtrup :
Vielen Dank , Herr Böttcher '
F r a u Thoba ben :
Herr Präs ident ! Hohe Synod e !
Meinen Namen haben Sie gehört : I c h heiße Petra Thobaben , bin 4 2 Jahre a lt und
habe eine - wie ich denke - relativ typische nordelbische Biographie .
I c h bin geboren in Cuxhaven u n d von da her in der Alt-Hamburger Kirche groß
geworden . Ich bin nach bestandenem Abitur nach Hamburg gegangen , um " heim" in
meine heimatliche Kirche z u kommen . Da ich im Wandsbeker Bereich Hamburgs mit
meinem Mann Wohnung nahm , fand ich mich dann in der s chleswig-holsteinischen
L a n d e s k irche wieder .
( Heiterk eit )
I c h bin 1D J a hre Gemeindepastorin an der Westk ü ste in der Nordermarsch
D ithmarschens gew�sen . Kennern wird das sicherlich etwas sagen , Kennerinnen
a u c h . E s ist ein relativ " hartes" Gebiet , denn diese Ecke ist nie missio n iert
worden , sondern - wie man da oben bis heute sagt - nur " a bget a u ft " .
( Heiterk eit )
I c h h a b e dort sehr intensiv im Bereich meiner Gemeinde gearbeitet , Kirche für
die Menschen dort wahrnehmbar und erlebbar z u ma chen . Wir haben versu cht , d a s
E v a ngel ium unter d i e M e n s c h e n zu bringen , es für d a s L eben dort relevant
werden zu las sen . Das ist schwier i g , denn der Dithmarscher duldet zwi schen
· s i ch und seinem H errgott nur wenig . Ich habe dann a uch im Bereich der Kirchen­
kreiss ynode gearbeitet und bin 19B7 a l s Referentin in die Kirchenl eitung be­
rufen worden . D a s hieß , daß mein D i enstsitz fortan in Kiel wa r , a l s o im Spren­
g e l H olstein-Lübec k . Dem Sprengel Sch leswig als Wohnsitz bin ich treu geblie­
ben ; ich lebe j et zt immer noch in Rendsburg , u n d meine Arbe it , die ich j etzt
t u e , ist die einer theologischen D e zernentin im Nordelbischen Kirchenamt . I c h
bin z u ständig f ü r a l l e F r a g e n der Bildung , d e r Erziehung - das h e i ß t also , der
Z u sammenarbeit zwischen Kirche und Schule in beiden Bundesl ändern , die zu
un serer Kirche geh ören - , für den gesamten Bereich der F ortbildung theologi­
scher und nichtth eologischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Ausbil­
dung der nichttheologischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter , a l s o ein
durchaus " a bendfü l lendes" Programm , wie einer un serer B i schöfe sagen würde .
J a , und dann ex istiere ich a u c h noch a l s g a n z privater Mensch : Ich bin ver­
heiratet mit einem Realschullehrer . Wir haben drei Söhne , die mittlerweile d i e
Eltern überrag e n . Sie sind 2 1 ; 18 und 14 J a h r e alt . Sie korrigieren mich i n
m e i n e r Arbeit immer wieder in der Art , w i e J ü n g l inge d a s so tun . A b e r ich bin
meinen Söhnen auch d a n k ba r , denn s ie h a lten in mir d a s wach , was mir sehr am
Herzen liegt , daß nämlich die Kirche nicht nur Kirche für s i ch ist , sondern
Kirche in der Verantwortung in der Welt ist , dort z u leben hat , aber ni cht von
der Welt zu sein . I ch danke I hnen .
( Beifall )
Prä sident Veldtrup :
Vielen D an k , ich bitte um N a ch s icht , wenn ich Ihren N a chnamen z u n ä chst falsch
betont habe ; das wird s i c h natürlich a b so fort ändern , F r a u Thobaben .
- 138 -
I c h muß d i e Synode j et zt auf folgendes hinweisen - ich hatte darüber schon mit
Herrn Kraft gesprochen - : Der Artikel 17 un serer Verfa s s ung sieht v or , daß ein
1 . und ein 2 . Vizepräs ident gewählt werden müssen , wobei der Begriff "Vize­
präsident" j etzt gesc hlechtsneutral gemeint ist .
Jetzt ist d i e Frag e , ob · Sie sich darauf einlassen wollen , diese Entscheidung
der Z a h l der auf den j eweiligen Kandidaten entfallenen Stimmen zu überlassen ,
oder ob schon j et zt eine entsprechende Eingruppierung vorgenommen werden soll .
I c h halte d a s für etwas problematisch und bin der Ansicht , daß d a s erste von
mir vorgesch lagene Verfahren einfacher wäre .
(Beifall)
- I ch s e h e darin j etzt i m Prinzip die Zustimmung d e r Synode . G i b t es Gegen­
v oten? D a n n bitte ich , diese z u ä ußern . - Das ist offenbar nicht d er F a l l .
D a nn können wir so verfahren . I c h bitte d a s Kirchenamt , die Stimmzettel vor­
z u bereiten .
F r a u Schül k e :
I c h bin mit dem Verfahren in der VELKD noch nicht so vertraut ; deshalb möchte
ich sicherheitsha lber n a chfragen : Der Nominierun gsausschuß hat nominiert - was
ist dann , bitte , die Wahl?
P r ä sident Veldtru p :
Nun , Sie geben j etzt i m Grunde den genannten K a ndidaten I hre Stimme - nach
meinem Vorschlag auch mit der Maßga b e , zwischen 1. und 2 . Vizeprä s i d e nten z u
d ifferen zieren .
I c h hatte v orhin gefragt , ob es Alternat i v vorschläge g ä b e ; die g a b es eben
nicht , so daß man sagen muß , daß die dreistündige Arbeit des Nominierung saus­
s ch u s s e s offenbar sehr erg iebig u n d fruchtbar gewesen ist , denn m a n hat sich
dort - wie ich gehört habe - s chon sehr gerangelt . Es ist verwunderli c h , daß
k e i n e blauen Augen dabei zurückgeblieben sind oder andere B l essure n .
I c h verstehe gut , daß Sie e i n gewisses Unwohlsein verspüren , aber ich darf
noch e i nmal sagen : Der Nominierungs ausschuß hat verschiedene Vors chläge ge­
p r ü ft und hat das uns vorgetragene Ergebnis a l s das beste Ergebnis empfunden
u n d es uns s o vorgelegt .
Sie erinnern sich v i elleicht an meine f a st ironische Bemerkung gegenüber dem
Bruder Dreß ler , daß auch die EKD v ielle icht einmal VELKD -Verhältnisse ein­
führen könnt e . Eben dies habe ich damit gemeint : Dies k a n n ganz h i l freich
s e i n , um e i n e große Kampfabstimmung und einen Verbrauch von Personen - das muß
m a n auch einmal g a n z deutlich sagen - z u · verhi ndern , wenn ein solcher Vor­
sch lag v orgelegt wird , a u ch wenn er für manchen vielleicht einen etwas schalen
Beigeschm a c k hat ; d a s ist gar keine Frage .
K a l it z ky :
H err Präs ident ! Hohe Synode !
E s muß k l a rgestellt werden , wie j et z t a b z u stimmen ist . Wenn wir zwei Namen a u f
d e m Stimmzettel stehen haben , g i bt es d i e Möglichk eit , d a ß w i r z w e i Stimmen
h a be n ; es g i bt aber auch die Möglich k e it , daß man nur eine Stimme hat . Man
g i bt also nur der Kandidatin oder dem Kandidaten eine Stimme , den m a n wählen
- 139 -
möchte ; wenn keiner gefällt , kreuzt man nichts a n .
Sie erwähnten aber die Möglichk eit , b e i den Namen j ew e i l s h i n z u z u fügen : 1 .
oder 2 . Vizepräsident . D a s ist ein Verfahren ,
(Widerspruch)
d a s niemand begreift und bei dem ans chließend n i emand mehr mit der Stimmen­
auszählung k lark ommt .
Al so : Es muß deutlich werd en , ob das Verfahren so zu verstehen ist , daß eine
Stimme a b g egeben werden k a n n oder daß man - wenn man sich der Stimme enthalten
will oder eine Gegenstimme ausüben möchte - d a s dann a u f dem entsprechenden
Stimmzettel ausdrücken muß .
Präsident Veldtrup:
Vielen D an k , Herr Kalit z k y ! Ich bin es j a gewohnt , daß die Verwaltungsge­
richtsbarkeit der ordentlichen Gerichtsbarkeit immer auf die Sprünge h i l ft ,
und ich bin I hnen sehr d a n k ba r für diese H ilfe .
( Beifa l l )
S i e kennen diese Krit i k - diese freundliche oder dankbare Krit i k ; d a s w a r eben
also nicht schlimm g eme int v on mir .
Es ist in der Tat s o , daß der Stimmzettel zwei Namen enthält und d i e Möglich­
keit bietet - d a s war a uch gestern schon bei der Wa hl des Präs identen so - ,
j eweils " Ja " , " Ne i n " oder " Enthaltung" zu schreiben . Mein Vorschlag geht eben
a u fgrund dieses Ergebnisses dahin , zu sagen : Die Kandidatin oder der Kandidat ,
der die meisten J a - Stimmen erhält , wird 1 . Vizepräs ident und der andere K a n d i ­
d a t o d e r die andere K a nd i datin w i r d 2 . Vizeprä s i dent oder Vizepräsidentin .
( Beifa l l )
D a s scheint so a u c h v erstanden worden zu sein .
Frau Dr . Böning:
Nur noch eine Frage d a z u : Sieht die Geschäftsordnung auch bei Stimmengleich­
heit eine E nt s c h e id u ng vor , oder haben Sie einen Vors c h l a g , wie bei Stimmen­
gleichheit von 1 . und 2 . Vizepräs identen entschieden werden soll? Wird dann
das Los g e z ogen oder eine Münze geworfen? Wie ist das?
Präsident Veldtrup:
Zunächst einmal bin ich optimistisc h , daß es unterschiedliche Stimmen z a h l en
geben k ö nnte . Wenn d a s nicht der Fall ist , haben Sie in der Tat recht ; dann
müßten wir uns n o c h e i nma l überleg e n , wie wir damit umgehen , und im Zweifel
noch einmal wählen . Das sieht die Geschäftsordnung s o v o r .
Frau Leuthold :
Das bedeutet a b e r , d a ß Sie hier nur vorgeschrieben habe n , daß der 2 . V i z ep r ä ­
sident a u c h g ew ä h lt i st , w e n n er weitaus weniger als 5 0 % d e r Stimmen erhält .
Das ist sehr beden k l ic h , finde ich .
- 140 -
Präsident Vel dtrup:
N e in , d a s ginge wied erum nach der Geschäftsordnung nicht . Sie haben völlig
recht .
Aber ich g e h e a u c h für diesen F a l l wieder einmal von der optimistischen An­
na hme a u s , daß wir d i e 50% der gesetzlichen Z a h l der Synodalen auf j eden F a l l
errei c h e n werde n . I n sofern hoffe ich , daß d e r Unmut einiger nicht so bedeutsam
ist , daß wir unter der 50%-Grenze bleiben .
Trotzdem s a g e ich herz l i chen Dank für diesen Hinweis ; lassen Sie uns aber d o c h
e i n f a c h e i nmal . a n d i e Arbeit g e h e n und a bwarten , ob sich die Synoda len nicht
v ielleicht doch entscheiden .
Sind die Stimmzettel schon fertig , Herr Köhler? - Dann darf ich Sie bitten ,
die Stimmzettel zu v erteilen . Ich bitte die Synodalen , den Saal im Augenblick
nicht z u v er l a s se n , damit wir die Wahl z u Ende bringen können .
- Während Sie an der Arbeit sind , darf ich - a u f Hinweis von Herrn Kraft noch folgendes s a g e n : Sie haben zwei Stimme n ; sie sollen zwei Positionen
wählen . B e i den Personen können Sie j etzt in der Tat differen ziere n , wenn Sie
möchten ; Sie k ö' nnen bei beiden " J a " schreiben , Sie können bei beiden "Nein"
schreiben , Sie k önnen bei beiden " Enthaltung" schreiben , und Sie können be­
liebig k ombinieren .
Kalitzky :
Herr Prä sident !
I c h denke , wir s o l lten eindeutige Regelungen treffen . Wenn Sie so differen z i e ­
r e n woll e n , d a n n schlage i c h Ihnen zwei Wahlgänge v or . D a s scheint m i r wir k ­
lich d i e s a uberste L ösung zu sein .
Wir wählen z u n ä chst unter den beiden vorgeschlagenen Kandidaten den 1 . V i z e ­
präsidenten o d e r d i e 1 . Vizepräsident in , und in einem zweiten Wahlgang wählen
wir dann den 2 . V i z e p r äsidenten . Das ist eine Viertelstunde Mehrarbe it ,
liefert aber ein s a uberes Ergebnis .
( Beifa l l )
Dräger :
Herr P r ä s i dent ! Hohe Synod e !
I c h spreche dagegen u n d meine , e s kann bei einem Wahlgang bleiben . S i e haben
die Gelegenheit , b e i j edem Namen entweder j a , nein oder Enthaltung a n z u ­
kreuzen . Dadurch ergibt s i c h möglicherweise o d e r sehr wa hrschei n l i c h schon
eine D iffer e n z i erung . Wenn nicht , schreibt die Geschäftsordnung v or , wie e s
weiterg eht . I n § 18 steht , b e i Stimmengleichheit i s t d i e Wahl z u wiederh olen ;
bei erneuter St immengleichheit entsche idet d a s L o s . Insofern ist das a l les i n
d e r G e s c h ä ft s ordnung geregelt , d i e als " U nfallv erhütungsvorschrift" a n zusehen
ist .
( Beifa l l )
- 141 -
Frau Leuthold :
I c h muß d a z u noch einmal etwas sage n . I c h möchte dann im Grunde bea ntragen ,
daß unabhängig davon , ob Stimmengleichheit bezüglich dessen bestehen wird , wer
erster oder zweiter Vizepräsident s e i n wird - es sind j a keine Kand idatinnen
wahlweise a u fgestellt , sondern letztlich g ibt es für j eden Posten nur einen
Kandidaten - , für einen Vizepräsidenten eine abso lute Stimmenmehrheit er­
forderlich ist .
( Z ustimm u n g )
Präsident Veldtrup:
Frau Leuthold , vielen Dank für diesen Hinweis . Aber es ist durch d i e Ge­
schäft sordnung eindeutig geklärt , daß eine a bsolute Mehrheit vorliegen muß .
Sonst wäre ein Kandidat nicht gewählt .
Dr . Winck ler :
I c h möchte mich dem Vorschlag von H errn Kalitzky anschließen und bitte darum ,
darüber a b z u stimme n , ob wir nun in ei nem Wahlgang oder in zwei Wahlgängen ab­
stimmen wollen .
Präsident Veldtrup :
Das wollte ich gerade vorschlagen .
Prof . Dr . Härle :
Im Blick a u f diese Abstimmung möchte ich sehr entschieden d a für votieren , den
m . E . weisen Vors chlag des Präsidenten a n z u n ehmen . Wenn wir j etzt alternativ
wählen , r i s k ieren wir , daß keiner der beiden Kandidaten eine Mehrheit bekommt .
So sollten wir mit un seren Kandidaten n i c ht umgehen . Das andere ist ein
durchsichtiges , klares und faires Verfahren .
( B e i fa l l )
Präsident Veldtrup :
Vielen D a n k . Ich fra g e j etzt die Synode , ob sie meinem Vorschlag folgen möch­
t e , wie er ja m it dem v orliegenden Stimmzettel gedanklich im Grunde auch
unterstellt wird , daß nämlich mit diesem Stimmzettel beide Kandidaten gewä hlt
werden k ö nnen und daß Sie nur durch ihre " Ankre �zmethode" zum Ausdruck
bringe n , wen Sie zum ersten oder zum zweiten Vizeprä sidenten haben wollen oder
o b Sie mögl icherweise einem Kandidaten I hre Stimme nicht geben woll e n .
(Wider s p r u c h )
- D a s geht ; n a t ürl i c h . Sie haben j a gestern beisp ielsweise b e i der Wahl d e s
Präsidenten a u c h m i t Nein gestimmt . W a r u m eigentlich nicht?
( Z uruf)
Wer erster oder zweiter Vi zepräsident wird , wird das Ergebnis bei den Ja-Stim­
men ergeben . I nsofern ist d a überhaupt keine Problematik gegeben .
- 142 -
Diej enigen , die s i c h meinem Vorschlag b e z ü g l i c h des Wahl verfahrens a n s c hl ießen
woll e n , b itte ich um das Handzeichen . - D a s ist zwe i fellos die Mehrh eit . - Wer
ist d a g egen? - 19 Gegenstimmen ! - Entha ltungen? - 4 Enthaltungen ! Damit ist
das b e i 1 9 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen so b e s chlosse n . Das heißt , Sie sind
gebeten , mit d i esem Wahl zettel über beide K a n didaten für den Posten des ersten
und des zweiten Viz epräs identen zu entscheide n .
Hat j et z t j ed e Synoda lin , j eder Synodale einen Stimmzettel erhalten? - D a s ist
offenbar der F a l l . Dann darf ich darum bitte n , d i e Stimmzettel einz u s a mmel n .
Darüber h i n a u s möchte ich der Synode folgendes Verfahren vorschlagen , weil ich
hier ja n o c h a ll e in sitze . Ich schlage v or , d a ß d i e b e iden Konsynodalinnen
L euthold und Schülke d i e Stimmzettel a u s z ä hlen , weil beide hier vorn am Gang
sitzen , so d a ß d a s einfach praktikabel ist . G ibt es dagegen Widerspruch? - Das
ist offenbar nicht der F a l l . Ich bitte dann d i e K o n s y nodalinnen Leuthold und
Schü l k e , die Stimmen a u s z u zählen .
Sind j et z t a l l e Stimmzettel abgegeben worden? - D a s ist offenbar der F a l l . Da­
mit s c h l ieße ich den ersten Wahlgang .
I c h s c h l a g e I hnen v o r , daß sich , solange die Stimmzettel ausgezäh lt werden ,
die bei den K a nd i daten für die Position der B e i s it zer vorstellen . Auch hier
möchte ich dem Vorschlag folgen , wieder n a c h dem Alphabet vorzugehen . Damit
hat z u n ä chst Herr Gohlke das Wort .
Goh l k e :
Herr P r ä s i dent ! L iebe Synodale !
Ich komme a u s Ba yern . Mein Name ist Gerhard G oh l k e . Als Ba yer hätte ich mir
natürlich gewünscht , daß die Kraftanstre ngungen v i e l leicht doch z u einem baye­
rischen K a n d i daten für die Vizepräsidentschaft ge führt hätte . I c h k a n n mich
dieser Äußerung nicht ganz enthalten . Aber nun ist es s o , und Sie h a b en j a
auch bereits gewählt . I nsofern ist es a u c h möglich , diese Äußerung z u t u n .
Ich komme a u s der Oberpfa l z . Das ist ein k o n fess ionelles Diasporagebiet und
erfordert , wenn es dort nur drei bis neun Prozent eva ngelische Christen g ibt ,
im katholischen Umfeld für v iele Sachen , die in die Öffentlichkeit gehen , ein
besonderes F ingersp itzengefühl .
I c h selbst arbeite seit 20 Jahren a l s Religi ons lehrer an beruflichen Schulen .
Meine Aufgabe z . Z . in Regensburg besteht darin , j ungen Menschen zwischen 15
und 2 5 J a hren - ich sage es einmal einfa ch - Geschi chten von Gott z u erzählen
und sie damit z u interessieren , ihnen Lust z u mache n , bei diesem Gott z u blei­
ben . Die Mens chen , die bei mir im Unterricht sind , sind sehr k irchenfern . Das
ist a b er k e i n Vorwurf . Aber sie sind sicherlich Gottsuchende . Das d e utet viel­
leicht auch schon a n , was mein besonderes I nteresse ist , nämlich daß d i e
K i r c h e und ihre Vertreter e i n e Spra che sprechen , die die Menschen , d ie uns
fern sind u n d a u c h a n v ertraut sind , verstehen . D a habe ich bei s o manchen
Äußerungen u nserer Kirche - das kann sicherlich auch Selb�tkritik sein - so
manche Anfra g e , wa s eigentlich verstanden wird v on uns , was wirklich a n kommt ,
was e i ne Gesch ichte wird , die - so sage i ch einmal - an die Seele und a n s Herz
geht , s o d a ß m a n L ust b ekommt , d a z u z ugehören .
Ich selbst bin verheiratet , habe drei Söhne . D a s r e icht eigentlich schon .
( H e it e r keit )
- 143 -
Prä sident Veldtrup:
Vielen D a n k , Herr Goh l k e , daß Sie s i ch über die Bevölk erungspolitik nicht wei­
ter g e ä ußert haben .
( H eiterk eit )
I c h darf nun Frau Kawski bitten , sich kurz vorzustellen .
Frau Kaws k i :
Herr Prä sident ! Liebe Schwestern und Brüde r !
Mein N a m e i s t Edda Kaws k i . I c h k omme aus Thüringen und b i n dort in
I ngersleben , in einem kleinen Ort in der Nähe von Erfurt , geboren . Ich stamme
aus einer Arbeiterfamilie . Mein Vater ist bis z u seiner Rente Stellmacher bei
der Deutschen Post gewesen . Meine Mutter ist E p ileptikerin und ist daher schon
immer auf meine H i l fe und a u f die H i l fe meiner Schwester angewiesen gewesen .
I c h bin in Ingersleben a u fgewachsen , wohne j etzt auch noch dort . I c h kann
nicht mit einem a k a demischen Titel a u fwarten . Ich habe nicht einmal das
Abitur . I c h bin von Beruf Se kretärin und habe erst bei der Deutschen
Reichsbahn ein paar J ahre gearbe itet ; dann bin ich in der L a n dwirtschaft tätig
gewesen , z uletzt in der Mühle in unserem Ort . I ch hatte geda cht , da würde ich
es bis zur Rente a u s h a lten . Es war ein richtig netter Fami l ienbetr i e b , der
zwar VEB hieß , bei dem es mir aber gefallen hat . I c h war "Mä dchen für alles" .
Mit der Wende stellte s ic� herau s , daß der Absatz wegen der hin eindrängenden
Konkurrenz nicht mehr so l i e f . F olge war , daß Arbeitsplätze abg e b a ut werden
mußten . Da war ich sehr d a n k ba r , als mir angeboten wurd e , a l s
Fraktionsse kretärin i m Thüringer La ndtag zu arbeiten . Ich h a b e a u c h deshalb
gern zugegriffe n , weil ich ja immerhin schon stolze Großmutter bin - ich bin
48 Jahre a lt .
Die Arbeit macht mir sehr v i e l S pa ß . Es ist eine völlige Umstellung für mich
gewesen ; es ist hektisch . Aber mir ma cht es Spaß .
Auch mein Mann hat k e inen a k a demischen Titel . Er ist Arbeiter , El ektriker bei
der Deutschen Reichsbahn . Ich bin also ein echter L a i e , wie man s o schön sagt .
Kirchlich bin ich eigentlich von k lein a u f sehr engagiert ; d a s g i ng von der
Jungen Gemeinde bis z u meinem demnächst erreichten zwa n z igj ä hrigen Dienstj ubi­
läum im Gemeindek irchenrat . Auf solch e inem kleinen Dorf ist man ja a u ch in
der Kirchengemeinde s o ein b ißchen "Mädchen für a l l e s " - vom Chor angefangen
bis zum L ektorendienst . D a n n ist noch z u sagen , daß unsere F amilie z u DDR-Zei­
ten immer a l s Vor z e i g e familie gegolten hat . Wir waren die typische Arbeiterfa­
milie . Wenn Gäste aus dem Ausland k a men , dann hat uns unser Pfa rrer immer
unter dem Motto p r ä s entiert : "So leben Arbeiter in d er DDR . "
( Heiterk e i t )
I c h bin noch , zusammen m i t m e i n e m Mann , in e iner Arbeitsgruppe " Arbeit auf dem
L a n d e " , die mit der evangelischen Jugend auf dem Lande aus dem Bereich nahe
Blelefelds zusammengearbeitet hat . Obwohl wir schon im gesetzten Alter sind ,
h a ben wir uns g a n z gut mit den j ungen Leuten versta nden . Wir haben schon ein
Angebot , j etzt in einem anderen Kreis b e i " Arbeit auf dem Lande" mit­
zuarbeiten .
I c h bin a l s o verheiratet , h a b e zwei erwachsene Kinder , bin stolze Großmutter d a s habe ich schon gesagt - , und ich habe zwei E n k elinne n .
- 144 -
( B eifa l l )
Präsident Veldtrup :
Vielen Da n k , Frau Kaws k i .
Meine Damen und Herren , ich möchte I h nen j et z t sagen , wie das Wahl verfahren
für die Wahl der Beisitzer nach der G e s c h ä fts ordnung vorgesehen ist . F a l l s
niemand widerspricht , kann die W a h l d e r B e i s it z er in offener Abstimmung e r ­
folgen . Ich wollte das schon einmal v orweg gesagt h a ben , u m so a u c h die P a u s e
a u s z u fü l le n , die j et z t n o c h wegen d e r Auszä hlung d e r Stimmen zu d e r Wahl d e r
V i z epräs identen entsteht . I ch h a b e die s t i l l e Ho ffnung , daß die Auszählung
a b er gleich abgeschlossen sein wird .
Bitte verlassen Sie im Moment den Sa a l nicht . Vielleicht können Sie s i ch j a
einen Moment der Z e itungslek türe widmen - o ffiziell ( Heiterkeit )
und so die Zeit überbrücken . Aber ich wäre I hnen d a n k b a r , wenn Sie den Saal
j etzt ni cht verlassen würden .
Meine Damen und Herren , ich bitte um N a chsicht , meine Prophetie mit der Ge­
schwin digkeit war etwas fa l s c h . Wir müssen n a c h z ä h l e n , weil s i ch bei der Aus­
zählung Unstimm i g k e iten ergeben haben . Es würden im Ergebnis mehr Stimmen her­
a u s k ommen , als wir Z ettel a u sgegeben haben . Von d a h er bitte ich um Nachsicht ,
daß es noch einmal etwa 10 Minuten da uern · wird .
Meine Damen und Herren , ich bitte , wieder Platz zu nehmen . Wir setzen die
unterbrochene Sitzung fort . Ich darf Ihnen d a s Ergebnis des erst en Wahlganges
z ur Wahl der bei den Vizepräsidenten bekan ntgebe n . Es wurden 7 5 Stimmen abgege­
ben . I c h nenne j etzt zuerst das Ergebnis mit der höheren Stimm z a h l . F ü r Frau
Thobaben stimmten 55 Synoda le , mit Nein 1 8 Synoda l e ; 12 Enthaltu ngen .
F ü r Herrn Böttcher stimmten 54 Synoda le ,
( Heiterkeit)
mit Nein stimmten 6 Synoda l e ; 14 Enthaltunge n . E i n e Stimme mußte für ungültig
erklärt werd en , weil d a s Kreuz zwischen " N e i n " und " Enthaltung" eingetragen
war .
( Heiterkeit)
Eigentlich waren die Kreise doch so groß , daß man sie finden konnte und wußt e ,
w o man a n k reuzen mußte .
I c h stelle fest , daß bei diesem Ergebnis die Mehrheit der Stimmen erreicht
wurde und sogar weit überschritten worden ist und daß damit entsprechend der
Verfassung Frau Thobaben zur ersten V i z epräs identin und Herr Böttcher zum
zweiten Vizepräs identen gewählt worden ist . Herzlichen Glü ckwunsch !
( Beifa l l )
Eines d a r f i c h h i n z u fügen : D i e Mehrheit von einer Stimme wird m i t Sicherheit
nicht zum " K ampf der Giganten" im Präsidium führen , wie wir ohnehin das
" Erste" und d a s " Zweit e " n i e so schrecklich ernst genommen haben , und ich bin
i n d i esem Kreis - wenn es r e c ht ist - primus inter pares .
- 145 -
I ch darf Frau Thobaben frag e n : Nehmen Sie die Wahl an?
( E rste Vi zepräsidentin Thoba b e n : Ja ' )
Herr Böttcher?
( Zweiter Viz epräsident Böttcher : Herr Prä sident , ich nehme die Wahl a n ! )
(Beifall)
I c h darf Sie bitten , m i c h g l e i c h k r ä ftig z u unterstützen und h i er n a c h o b e n z u
kommen .
An dieser Stelle darf ich den beiden bisher rechts und l i n k s neben mir Sitzen­
den r e c ht herzlichen Dank für I hre Arbeit sagen . Ich weiß , daß der Wunsch be­
st a nden hat , diese Arbeit fort z u führen , und möchte deshalb a n d i eser Stelle
ganz herzlichen Dank für die vergangenen sechs Jahre sagen , in denen wir sehr
gut z u s ammengearbeitet haben . Wenngleich es eine a ndere Synode war , gestatten
Sie mir d oc h , das a n dieser Stelle z u sagen .
(Beifall)
W i r kommen a l s n ä chstes z u r Wahl der beiden Beisitzer . I c h d a r f d i e Synode
fra g e n , o b v on der Regelvermutung , daß , wenn nicht widersprochen wird , bei der
Wahl der Beisitzer offen zu wählen , Gebrauch gemacht wird , oder ob nur einer
widerspricht , und dann wäre entsprechend geheim zu wählen .
Frau S chnerrer :
Herr P r ä sident , können Sie v ielleicht noch erläutern , was die Aufgabengebiete
der B eisitzer sind? Ich möchte es mir vorbehalten , ob ich eine geheime Wahl
b e a ntr a g e .
Präsi dent Veldtrup:
Gut , d a s ist völlig richtig , daß Sie d a s wissen wollen .
Wenn i c h eben d a v on spra c h , d a ß die B eteiligung der beiden Vizepräs identen in
der Arbeit d e s Präsidiums identisch ist , so ist eigentlich im ä ußeren d a s nur
daran z u e r k ennen , daß die B e i s itzer d i e Sitzungen nicht leiten . Das ist nicht
vorgesehen . Ansonsten sind s ie a b er i n den Sit zungen des Präsidiums a b so lut
g l e i c h b erechtigt , zum Beispiel in der F e stlegung der Inhalte der Synode , in
der F e stlegung des A b l a u fs der Synod e . Wenn ich Frau Dr . Matthiessen -Garbers
als Zeuge benennen darf , so wird sie bestätigen , daß es in der Vergangenheit
in der Arbeit im Präsidium eig entlich k e i n e Unterschiede gegeben hat . Wir
haben versucht , in der Gemeinschaft der fünf Mitglieder die eben benannte
Tätigkeit z u erreichen . Daß natürlich die Kirchenleitung neben dem Prä sidium
einen m a s s i v e n E influß auf den I nh a lt und den Ablauf einer Synode hat , ist
völlig k l är ; d a s ist v on der Verfassung s o geda cht . Wir haben uns v erstanden ich hoffe , daß d a s in Zukunft gena u s o sein wird - a l s - gleichbere chtigte Mit­
g l i eder .
I ch d en k e , d a ß d a s a l s Beschreibung a u sr e icht . - Bitt e , eine Zusat zfra g e !
Frau S chnerrer :
Wenn es wirklich gleichberechtigte P a rtner sind , dann bitte ich doch darum ,
daß wir geheim wähle n .
- 146 -
Präsident Veldtrup:
Gut , es wird a l s o geheime Abstimmung bea ntra gt . D a s Büro hat die Abstimmung
bereits vorbereitet oder ist dabei , die Stimmzettel vorzubereit en . Wir ma chen
a l s o wieder eine kurze P a u s e .
I c h darf j etzt meinen beiden . Vertretern herzlich gratuliere n ; ich bitte um
N a chsicht , daß ich das erst j etzt tue .
( Beifa l l )
Meine Damen u n d Herren ! Bleiben S i e bitte im Saa l . Wenn i c h d i e Situation
richtig einschät z e , sind d i e Stimmzettel j et zt fertig . Das wird durch Kopf­
nic ken bej aht . D a nn darf ich Sie bitten , die Stimmzettel a u s z uteilen und dabei
wieder freundlichst zu z ä h le n , wie v i e l e Stimmzettel es sind , damit nicht wie­
der Irritationen über die Zahl entste he n .
Meine Damen u n d Herren ! E s ist immer gut , wenn d i e Synodalen alle scharf a u f ­
p a s sen a u f das , w a s man h i er o b e n tut . Der Konsynodale Schulze fragte m i c h
e b e n m i t Recht , ob die Frage n i c h t notwendig wäre , ob weitere Vorschl ä g e für
die Positionen der Beisit zer gemacht werden . Das ist in der Tat richtig . I ch
bitte a l s o , die Stimmzettel im Moment noch nicht einz usammeln , sondern frage
z unächst : Gibt es weitere Vorschläge für die Positionen der beiden Beisit z er?
Das ist offenbar nicht der F a l l . D a n n haben wir a ber j e denfalls der Ordnung
Genüge geta n , und ich bedanke mich herzlich für den freundlichen Hinweis . Es
wäre sonst wirk lich sehr ärgerlich gewes e n , wenn j emand gemeint hätte : Danach
hätt�st du aber fragen müsse n ! Wir duzen uns zwar nicht , aber das ist auch
egal .
Hat j eder Synodale und j e de Synodalin einen Stimmzettel? Gibt es noch Bedarf?
Das ist offenbar ni cht der F a l l . Die Stimmzettel sind ausgeteilt . Ich bitte
nunmehr die Mitarbeiter des Büros , die Stimmzettel einzu sammeln . Ich gehe da­
von aus , daß Sie wiederum damit einverstanden sind , daß sich die bewährten
A u s z ählerinnen Frau Leuthold und Frau S c h ü l k e gleich wieder betätig e n . Die Er­
weiterung der Syn ode führt natürlich auch z u schwierigeren Zählverfahre n , das
ist keine Frag e . Aber diese be iden haben es j et z t schon geübt , und ich de nke ,
wir sollten so v erfahren . Oder gibt es Widerspruch? Das ist nicht der Fall .
Dann können wir so vorgehen .
I c h schlage vor , daß wir , wenn Sie I hre Stimmzettel abgegeben habe n , Herrn
Prä sidenten Scharbau bitte n , die Vorl a g e N r . 1 , den Tätigk eitsbericht der
Kirchenleitung , einz ubring en , während die Stimmzettel ausgez ählt werden . Da
ich davon ausgeh e , daß a u c h diese beiden Konsynodalinnen die Vorlage Nr . 1
k ennen , ist es für sie k e i n herber Verlust , wenn sie die E i nbringung nicht
hören , und es ist auch k eine Herabsetzung oder Z urücksetzung von Herrn
Scharba u . Ich g l a u b e , er wird es ertra gen , daß diese bei den Konsynodalinnen
seinen Worten nur a u s der Ferne werden l a u s chen können .
Zunächst bitte ich aber , die Stimm z ettel zu Ende e i n z u sammeln .
Darf ich fragen , ob alle S y noda len und Synodalinnen ihre Stimmzettel abgegeben
habe n . Das ist offenbar der F a l l . Dann schließe ich den ersten Wahlgang z ur
Wahl der Beisitzer und darf Herrn Präsident Scharbau bitten , uns die Vorlage
N r . 1 für die Kirchenleitung einzubringen .
Scharba u :
Herr Präsi dent ! Meine Damen u n d Herre n !
- 147 -
Namens der Kirch enleitung bringe ich hiermit den schriftlichen Tätig keitsbe­
richt - die Vorlage Nr . 1 - ein . Abweichend von der üblichen Pra x is gesch ieht
d a s d i esmal getrennt vom Bericht des Leitenden B i s chofs , um so a u c h einer ei­
genen Aussprache über den Tätigk eitsbericht die Möglichkeit z u geben und auch
dazu z u ermuntern .
In d i esem Bericht werden deta illiert und in der gebotenen K on z entration a u f
das Wesentliche die einzelnen Arbeitsfelder der Vereinigten K i r c h e in ihren
Gremi e n , Ausschüssen und im Lutherischen Kirchenamt beschrieben . Er wird j e ­
weils vom Lutherischen Kirchenamt erstellt und durch die Kirchenleitung förm­
l i c h der Generalsynode vorgelegt . Es ist ein Jahre sbericht , die Kirchenleitung
ist in diesem Jahr a l lerdings bemüht gewesen , da , wo es zum Verstä ndnis erfor­
derlich oder j edenfalls nützlich schie n , auf läng erfristige Z usammenhänge a u f­
merksam zu machen . Der Bericht ist j ä hrlich wiederk ehrend nach einem ganz
bestimmten Schema a u fgebaut . Dadurch wird es erleichtert , durch die Jahre hin­
durch die Entwic k lung in den e in zelnen Sachg ebieten z u verfolgen und ggf. auch
a u s z uwerten .
Nur g e l egentlich werden Verschiebungen innerhalb d i eses Schemas vorgenommen ,
nämlich immer dann , wenn es sachlich geboten ersche int .
Der schrift liche Tätigk eitsbericht der Kirchenleitung stellt primär die Arbeit
der V EL KD als sol cher dar , berichtet darüber hinaus aber a u ch über angrenzende
Bereiche wie etwa den Martin-Luther-Bund , der ein Werk der Vereinigten Kirche
und auf diese Weise a u fs engste mit ihr verbunden ist , oder auch über die
L e u enberger Lehrgesprä c h e , an denen sich die Vereinigte K irche durch Referen­
ten des Lutherischen Kirchenamtes und durch Deleg ierte aus den Gliedkirchen
beteiligt . Entsprechendes gilt für andere Dialoge a u c h , an denen wir ebenfalls
beteil igt s in d . Auch der Bericht über die Rechtset z ung in den Gliedkirchen ist
i n d iesem Sinne z u verste hen , zumal dann , wenn es um die g l i e d k irchliche Ge­
setzgebung z u G e s etzen der Vereinigten Kirche geht .
Der B ericht stellt die Arbeit der Vereinigten Kirche in ihrer ganzen Breite
dar . Damit macht er deutli ch , worin die Stärke unserer Arbeit liegt : Mit einer
geringen Zahl ha uptamtlicher Mitarbeiter innen und Mitarbeiter und einer
beachtlichen Zahl v on ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarb eitern in den
Gremien , in den Ausschüssen , in Arbeit s- und Proj ektgruppen wird ein ansehn­
liches Pensum erledigt ; neue Aufgaben werden wahrgenommen und in Angriff ge­
nommen . Ich möchte a llen , die sich in dieser Weise an der Arbeit der
Vereinigten Kirche betei lige n , sehr herzlich danken für ihren Einsat z , der in
der Regel auch unter einem erheblichen Aufwand an Z e it gesch ieht .
Der B e r icht g i bt Rechenschaft über den Beitrag vie ler e i n z e l ner und ordnet das
E i n z e l n e z u ei nem großen Ganzen zusammen . Er soll am Anfang e i n er neuen Legis­
laturperiode a u c h Interesse wecken und zu weiterer Mitarbeit einladen . Vielen
Dank !
( Be i f a l l )
P r ä s ident Veldtrup :
Herzlichen Da n k , Herr Scharba u ! Die Aussprache über den Bericht ist im Grunde
für die Zeit nach der Kaffeepause und nach der Aussprache ü b er d en Bericht des
L eitenden Bischofs vorgeseh en . Ich vermute j etzt schon - n a c h den vorliegenden
Wortmeldungen - , daß diese Aussprache erst heute n a c hmittag d u r c h geführt wer­
den k a n n , aber ich denk e , daß s i ch das innerhalb des Z e itrahmens g a n z gut er­
ledigen läßt .
Jet zt kommt d i e für Sie j a schon gewohnte k l eine P a u s e in der H o ffnung , daß
- 14B -
wir danach das W a h l ergebnis beka nntgeben können . D e s h a l b möchte ich bitten ,
d a ß Sie nicht unbedingt gleich alle den Saal v erlassen , damit wir unmittelbar
a n s chließend fort fahren können und Sie danach dann d i e etwas . längere P a u s e g e ­
nießen können . Meine Damen und Herre n , i c h schlage I hnen vor , daß wir doch schon j etzt in die
K a ffeep a u se eintreten und d a s Wahlergebnis d a n a c h bekanntgeben . Ich un­
terbreche die Sitzung bis 1 1 . 20 Uhr , bitte Sie aber , dann a u c h pünktlich wie­
der hier zu sein , damit wir die verbleibende Zeit gut nutzen können .
( U nterbrechung : 10 . 55 U h r )
Prä sident Veldtrup:
Meine Damen und Herren , wir setzen die unterbrochene Vormittagssitzung fort
und beginnen z u n ä c hst mit der Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahlen zum
Präsidium . Es sind auch hier 7 5 Stimmen abgegeben worden . Es stimmten für Frau
Kawski 69 Synodale mit Ja ; eine Stimme lautet auf Nein und v i er Stimmen h a ben
sich enthalte n ; eine Stimme war ungültig .
F ü r Herrn Gohlke s ind 57 J a - Stimmen abgegeben worden , drei Nein -Stimmen und 12
Enthaltungen ;
3 Stimmen waren ungültig .
I ch frage die Gewä hlten z u n ä c hst , ob sie die Wahl annehme n . Frau Kaws k i !
( F r a u Kaws k i : Ja , i c h nehme die Wahl a n ' )
- Danke .
Herr Goh l k e '
( G o hl k e : Ja ' )
- Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch '
( B eifall )
I c h möchte Sie bitte n , j et z t auch zu uns an den Präsid iumst isch zu kommen und
insoweit das Prä s i dium z u v ervollst ä ndigen . Ich freue mich auf die Z u sammen­
arbeit .
Jetzt muß ich etwa s sagen , was einem Richter im Staatsdienst gemäß ist ; ich
muß Sie nämlich davor warnen , einen Diebsta hl zu begehen , nachdem einige Damen
und Herren schon v o n d en B i beln , die in der Ausstellung l iegen , gerade die a n
sich genommen haben , d i e mit Goldschnitt versehen waren .
( H e iterkeit )
D a s mag daran l iegen , daß h ier gewi sse Elstersche Ambitionen vertieft worden
s in d ; denn die a n d eren Bibeln sind noch da . Das soll Sie a b er bitte nicht a u f­
fordern , a u c h noch d i e m i t zunehmen ,
( Heiterkeit)
sondern ich bitte Sie dringend , fa l l s Sie die D inge natürlich nur zwe c k s An­
s i c ht n a hme - d a v o n g e h en wir a l l e aus - an sich genommen haben , sie
zurückzulegen , we i l e s Privateigentum ist . Es wäre sehr schade , wenn diej eni­
g en , denen sie gehören , auf dem Schaden sitzenblieben . Das muß n i c ht sein . I c h
- 149 -
denke auch , schon gar n i cht bei der Bibel .
Daher - unrecht Gut gedeiht ni cht gut - seien Sie also bitte so freundlich
und legen Sie sie wieder z urü ck , wenn Sie sie genommen haben so llten . Wir un­
terstellen nur ein Interesse am Goldschnitt und an der B i b e l .
Der Übergang ist j et zt etwas abrupt , a be r so wie die Freud e , der G l ü c kwunsch
und anderes beieinander liegen , gehört zum Leben leider auch die Trauer . Sie
sind gestern freundlicherweise schon zum Gedenken· a n einige Mitarbeiter oder
Mitgl i eder der Synode a u fgestanden . Ich darf Sie bitten , das noch einmal zu
tun , weil wir dabei leider einen Menschen vergessen haben .
( Die Anwe senden erheben s i c h )
Am 20 . September d i e s e s J a hres i s t n a c h langer Krank heit H e r r Professor Dr .
Hans Joachim Birkner im Alter von 60. Ja hren in. Kiel verstorben . Er war ordent­
l i cher Professor für Systematische Theologie . Besondere Verdienste hat sich
Professor Birkner um die Schl eierm a cher Forschungsstelle und um die kritische
Schl eiermacher-Gesamta u s g a b e erworben . Der Vereinigten Kirche hat er in vielen
Jahren im Theologischen �uss chuß u n d in der Genera lsynode ged ierit .
I c h lese d a z u aus dem Hebräerbrief Kapitel 13 , Vers 7 :
Gedenkt a n eure L ehrer , die euch d a s Wort Gottes gesagt h a b e n . I hr Ende schaut
a n und folgt ihrem Glauben na ch .
Vielen D a n k .
Gewissermaßen a l s Überleitung zur Aussprache über den B er i c ht des Leitenden
Bischofs möchte ich I hnen v om Nominierung s a u s s chuß mitte ilen , daß der No­
minierungsa u s s chuß vier Untergruppen zum Berichtsa u s s c huß vorschlägt . D a z u
möchte i c h für d i e neuen Mitglieder d e r Synode sagen : Es g i bt - w i e in dem
Vorges präch schon besprochen - heute abend zum einen den ständigen Ausschuß
F i nan zen und zum a nderen den ständigen Ausschuß Recht zu besetzen . Dazu hat
der Nominierungsausschuß Vorschläge a u fgrund I hrer I ntere s s en erarbeitet . Es
entspri cht der Übung der Sy node , z um Bericht des Leitenden Bischofs einen
eigenen Berichtsausschuß z u bilden . Dieser soll a u f Vorsc h l a g des Nomi­
nierungsausschusses vier Untergruppen haben . Sie haben j et zt Gelegenheit ,
dann , wenn Sie meinen , es komme ein Thema gar nicht v o r , d i e s e Untergruppen
noch durch ein eigenes Votum zu ergänzen . Das j etzt zu tun , ist meine Bitte .
Anschließend wird es technisch so weitergehen , daß I hnen diese L i ste mit der
Bitte vorgelegt wird , eine dieser Untergruppen a n zu kreu z e n , für die Sie
besonderes I nteresse haben . Sollten Sie heute nachmittag in einen der beiden
ständigen Ausschüsse gewählt werden , würde dieses Kreuz n a c hrangig sein
müsse n , und Sie müßten dann zunächst dem j eweiligen ständigen Ausschuß dienen
und könnten dem Bericht s a u s s c huß n i c ht zur Verfügung stehen . Aber ich denke ,
dieses R i s i k o müssen wir einfach wegen der Zeitabläufe e i ngehen , weil der No­
minierungs a u s s chuß gern heute mittag a n die Arbeit gehen und die Untergruppen
besetzen möcht e .
Nach dieser Vorrede nenne ich die v i e r Themenvorschläge für Untergrup pen :
a)
b)
c)
d)
§ 21B StGB
Asyl
CA 16 , Frieden und Gerechtigkeit
Pflegezustand ( und Alter)
I c h frage j etzt , ob es aus der Mitte der Synode noch weitere Vorsc h l ä g e für
eine Untergruppe gibt . Es i st natürlich auch denkba r , daß b e i der
Konstitu ierung des Bericht s a u s schusses eine große Runde gemacht wird und daß
dann a u s die ser großen Runde noch weitere Untergruppen v orgeschlagen werden .
Wenn Sie j et z t also sagen , Sie finden s i c h b e z üglich I hrer I nteressen bei
- 150 -
diesen Them e n v orschlägen überhaupt nicht wieder , wäre d a s zumindest eine
'
a lternat i v e Möglichkeit . Sonst wird Ihnen j etzt dieser Vorschla g , wie e b en
v orgetragen , unterbreitet .
G i bt es d a z u im Moment Wortmeldungen? D r . Mon selews k i :
Herr P r ä s i dent !
Der B ericht der Kirchenleitung wirft eine g a n z e Anz ahl v o n weiteren Fragen
a u f . Jetzt ist d i e F ra g e , ob n a ch der Aussprache über den Bericht der Kirchen­
leit u n g n icht noch einmal folgendes überlegt werden sollte . I c h hatte v o r ,
etwas z u d e m P u n k t Verantwortung d e r Vereinigten Kirche i n d e r Europafrage
a n zusprechen . D a s sche int mir eine sehr wichtige Angelegenh eit zu s e i n , die
j etzt durch d i e eben v on Ihnen vorgetragenen Themenvorschläge n icht abgedeckt
i st . I c h frage also: Sollte nach der Aussprache über den Bericht der
K irchenleitung n icht noch einmal überlegt werden , ob die v i er Gruppen
a usreichen?
I c h den k e , daß der Bereich " Erneuerte Gemeinscha ft " n i cht a n gesprochen ist .
I c h vermute a b e r , daß d a z u Wortmeldungen kommen .
Präsident Veldtrup:
I hre Vermutung ist a b s olut richtig ; eine gewisse A n z a h l v o n Wortme ldungen
l iegt d a z u vor . Es bleibt a b zuwarten , ob es darüber h i n a u s D i s k u s s io n s bedarf
g ibt .
Wir sollten d i e s z u n ä chst a l s Angebot vorsch lagen . Wenn wir na chher feststel­
le n , daß es weitere Bereiche gibt , die disk utiert werden müssen - wie zum
Beisp iel a u c h der Tätigkeitsbericht der Kirchenleitung mit diesem s p e z iellen
Thema - , s o l lten wir d a s einfach derj enigen Gru p p e , die dann übrigbleibt ,
ü berlassen , s i c h entsprechend als Untergruppe zu finden . Andern falls würde es
im Moment a ußerordentlich schwierig . Es ist fast nicht l eistbar , wenn d a s Ple­
num j et zt z u ordnen soll . Vielleicht k a n n der Nominierungsausschuß d a s schon
einmal im H i nterkopf haben .
D a n n darf ich das Büro bitten , die Meldeliste entsprechend vorz ubereiten , und
Sie s ind herzlich g e b eten , Ihre Kreuze a u f der L i ste zu machen u nd den Zettel
s i chtbar zum E in s a mmeln vor der Mittagspause bereit z u l eg e n .
Jetzt verstehe ich d a s Verfahren nicht . Es gab mindestens zwei Bitten , diese
Zettel z u e rg ä n z e n . I ch habe auch Herrn Monselewski so v erstanden . Jetzt wird
a ber einfach s o a u s g eteilt , wie es v orbereitet ist .
D r . Monselews k i :
Herr Prä s i d e nt , ist e s nicht möglich , auf diesem Zettel eine weitere S p a lt e z u
m a c he n , i n der man unter Umst ä nden ein Thema , das man n icht a b gedeckt s ieht ,
e i ntragen k a n n ; d a n n k a n n sich der Nominierung sausschuß überlegen , ob dieses
- 151 -
Thema einer der Gruppen zugeordnet wird oder ob eventuell eine neue Gruppe
gebildet wird . Das wäre dann aber offen für weitere Grupp en .
( Beifa l l )
Präsident Veldtrup:
Ein sehr guter Vorschlag ! Wir machen also eine Spalte für Nachträg e . Das Kir­
chenamt bitte ich , s i cherheitshalber zwei Spa lten ein zurichten , da sonst n icht
beiden Voten entsprochen werden k ö n nt e . Vielen Dank für die Vermittlungsvor­
schläg e , d i e natürlich so fort in dieser Weise übernommen werden .
Wir kommen d a n n offiziell zum nächsten Tagesordnungspunkt :
Aussprache ü ber d e n Bericht des Leitenden Bischofs
Ich gehe j et zt n a c h der Reihenfolge der schrift lichen Wortmeldungen vor . Z u
Recht ist d a r a u f hingewiesen worden , daß in der Numerierung a u f der Wortmel­
dungsliste gewisse U n stimmigkeiten über den Beri cht des Leitenden Bi schofs
fest z u stellen s in d , namentlich was die P u n kte 2 und 3 und deren Zuordnung
betrifft . Es wird a n der Weisheit der Rednerinnen und Redner lieg e n , die D i nge
wieder zurechtzurü c k e n . Ich hoffe , daß wir z u R a n de kommen .
Zun ächst hat s i ch zu Punkt 1 und eigentlich zu einem " Vor-Punkt" Herr Hörcher
gemeldet , der das Ganze in einen Z u sammenhang stellen und dann a u f Punkt 3
Bezug nehmen will . Da das als Vorwort erbeten war , fangen wir auch mit Ihnen
a n , Herr Hörcher .
Hörche r :
Herr Präsident ! H o h e Synode I
Dem Bericht des L e it enden Bisc hofs habe ich mit Spannwng zugehört und habe den
Bericht gern a uch n o ch einmal nachgelesen . I c h habe ihn so versta n den , daß er
ein erster grundsätzli cher Beitrag zum Jahr mit der Bibel sein k a n n . Oie Über­
schrift " VOMlA" oder " GWB I E " - Gottes Wort ble ibt in Ewig keit - k ö n nte j a ge­
radezu als L e it s a t z einem Aufruf der Generalsynode zum Jahr mit der Bibel vor­
angestellt werden .
Nun ist Gott es Wort keine a llgeme ine F ormel - das haben Sie auch so nicht
a u sgeführt - , auch kein a l lgemeingültiger Sat z , so daß ma n , wenn man ihn
schwarz auf weiß b e s it zt , getrost n a c h Hause tragen kann , sondern Gottes Wort
will a usgel egt werden . Das haben Sie getan . Sie haben Gottes Wort ausgelegt in
die k on krete L e b e n swirklichk eit , und darauf b e z i ehen s i ch ja die U nter-Über­
schrift e n : konkret hinein in ein Leben mit der Bibe l , k o nkret i n die erneuerte
Gemeinschaft , k o n k r et im Blick auf die Verei nigung Deutschlands , kon kret im
Blick auf das gefährdete Leben usw .
Nun habe ich persönlich die Erfahrung gemacht , daß ich das Wort Gottes eigent­
l i ch n i c ht so a l s das eine ewige Wort Gottes erfahre , sondern daß es mir i n
der Regel k o n kret begegnet in d e r S p a n n u n g v o n Gesetz und Evangelium . I n diese
Spannung h i n ei n k a n n m a n es dann a u c h gut v erstehen , und darum möchte ich gern
versuchen , z u z e ig e n , daß dieses eine Wort Gottes g a n z verschieden gehört wer­
den k a n n . Ich nehme d a z u a l s Beispiel d e n Punkt vier , Schutz des Lebens .
I ch lese d e n S p it z e n -Satz " Schwangers c ha ftsabbruch ist Tötung menschlichen
L eb e n s " a l s k lare Auslegung des Willens Gotte s . Dah inter k a nn m a n , ja dahinter
mag ich n icht zurückgehen . I c h habe i n der Beichte selbst erlebt , daß Männer
- 152 -
und Frauen , obwohl der Schwangerschafts abbruch schon J a h re her war , mit diesem
F a ktum , mit dieser Tat nicht fertiggeworden sind und in großer Klarheit gesagt
und deutl ich gemacht haben , daß dies , was sie da getan haben ,' trotz des Rates
oder mit dem Rat der Ärzte ein Widerspruch gegen d e n Willen Gottes war . Wenn
man das Wort so hört , hört man es als Geset z : das G e s et z arbeitet in uns und
treibt uns vorwärts . So soll es auch sein : es s o l l uns zur Klarheit und zur
Orientierung führe n . Wenn dann aber in der Beichte ges agt werden konnte , " dir
sind deine Sünden vergeben und Gott bleibt auch ein Freund deines Lebens " ,
dann habe ich dieses Wort - es ist fast dasselbe Wort - a l s E v ange lium geh ört ,
und bei den Menschen , die · aus der Beichte herausgegangen sind , hatte ich das
Gefüh l , daß deren Seele zu tanzen begann und daß dasselbe Wor t , das so hart
und so zurü c k stoßend , a b er a u ch k lärend und deutl i c h war , noch einmal g a n z
a nders gehört werden konnte .
Wenn das Wort Gottes so in der Zusammengehöri g keit , a b e r auch in der Unter­
s ch i edenheit von Gesetz und Evangel ium wahrgenommen wird , entwickelt es seine
b e freiende und seine lösende Wirkung . Daß d e s E v a n g e l ium als d a s eigentliche
Wort Gottes verstanden wird und a n k ommt , darum s o l lten wir uns noch weiter
bemühen und die bleibende Spannung von Gesetz und E v a ngelium eintragen in das ,
was hier k o nkret a usgeführt worden ist . I c h h o ffe , daß ich Sie darin a u c h
richtig verstanden h a b e .
Präsident Veldtrup :
Vielen Dank , Herr Hörcher l Wir kommen zu Punkt 1 " Mit der Bibel leben . "
K leefeld :
Herr Präsident ! Liebe Konsynodal innen und Konsynod a l e !
Der Herr Leitende Bischof hat es als wichtig mark iert , d a ß wir a l s Genera l ­
s y node für d i e Gemeinden Impulse z u r Teilnahme a n d e m " Ja hr d e r B i b e l " geben
- - a n dem " Jahr mit der Bibel" geben , j etzt habe s e lbst ich mich versprochen .
Es ist bewußt ein Jahr mit der Bibel und nicht ein J a hr der Bibe l , wie es " Da s
J a hr d e s Kindes" u n d " D a s J a h r der F r a u " g a b , nämlich nicht , daß die B i b e l g e ­
lobt , sondern d a ß s ie gelesen wird .
Z ielgruppe des " J a hres mit der Bibel" sind in erster L inie unsere Kirchenge­
meinden , und Z i el dieses Jahres ist , daß d i e Bibel g elesen wird .
Zwei mögliche Impulse , die wir geben könnten : Vor gut fünfzig Jahren , in der
Z e it des Kirchenkampfes , gab es schon einmal einen ä hnlichen Impuls an unsere
Gemeinden , sich aktiv mit der Bibel zu bes chä ftigen . Man rief die Gemeinden
dazu auf , B ibelwochen zu halten . Die Bibelwoche hat dort , wo s ie nicht fron­
t a l , sondern dialogisch gestaltet wird , bis heute hohe Aktualität . Wir sollten
- das könnte ein erster Impuls sein , den wir a ls Generalsynode g e b en - unsere
Gemeinden bitten , sich verstärkt dieser ältesten F orm eines Glaubenskurses ,
wie ich es nennen möchte , z u z uwenden . Dankbar sei in diesem Zusammenhang a n g e ­
merkt , daß die Thüringische Kirche mit ihrem Bibelwochen h e ft f ü r die Hand der
Gemeindegli eder seit vielen Ja hren Hervorragendes a n g eboten hat .
Als zweites - oft nicht mit angemessener Aufmerks amk eit wahrgenommen - gibt es
in unserem Lande seit Jahren eine große Bibellesebewegung in Form von Tausen­
den von Hauskreise n . Die Württemberger Kirche hat sehr früh diese Herausforde­
rung durch Berufung eines Bea uftragten für die H a u s kreisarbeit a ufgenommen .
Meine Beoba chtung ist , daß sich andere lutherische K irchen im Gegensatz z . B .
z u manchen unierten Kirche n , soweit ich sehe , in d i e sem F eld bisher n icht sehr
engagiert haben . Wir dürfen nicht übersehen , d a ß s i c h auf der a nderen Seite
- 153 -
von a u ß e n komme nde Gruppen heute geradezu a u f die Ha uskreise stür z e n . Viele
Hauskreise - das erfa hre ich immer wieder - sehnen sich n a ch einem Wort ihrer
Kirch e , das erkennen läßt , daß sie sich positiv zu ihnen stellt . Sind wir von
unserer Kirche gewollt , oder s ind wir eigentlich eher als Störp otential ange­
sehen?
Das " J ahr mit der Bibel" k önnte für die Generalsynode ein Anlaß s ei n , sich in
diesem Sinne positiv z u den H a u s kreisen z u ä ußern .
U nd zum Schluß zwei prakti s che Anmerkungen .
I st es eigentlich in Ordnung , daß man für die billigste Lutherb ibel , d i e a nge­
boten wird - ich h a b e den neuesten Katalog durchgesehen , der im Vorraum a u s ­
liegt - immerhin n o c h D M 18 , - - zahlen m u ß ? Das bil ligste Volkstestament k o stet
nach d i esem Katalog DM 8 , 80 . Ich habe gesehen , daß interessanterweise die Ta­
schenbucha u s g a be des N e u en Testaments i n der E i n heitsübersetzung für DM 7 , 80
zu haben ist . Es ist bei d i esen Preisen für Kircheng emeinden n i c ht e i n fa c h ,
einmal Bibeln zu verschenken . Ich habe damals nach der Wende gemerkt , wie
viele aus der ehemaligen DDR z u uns kamen und wir den P fa rrern Tips geben
wollten , wo sie billige Bibeln bekommen k ö nnten . E s gab schl icht k e i ne !
Es müßte doch in Z u ku n ft möglich sein - und d a s n i cht nur in einer einmaligen
Aktion für " D a s J a hr mit der B i bel" -, a u c h eine billige Bibel d a uernd im An­
gebot z u haben für solche Menschen , die sich eine Bibel für DM 18 , - - nicht
k a u fen würden .
Im Amt für Gemeindedienst in Nürnberg , in dem ich tätig bin , haben wir eine
k l e ine H i l fe zum E i n stieg in die Bibel herausgebra cht mit dem T it e l " Die B i b e l
lesen " . I c h habe genügend E x emplare mitgebra cht , die im Vorraum a u f .dem
Büchertisch lieg e n . Sie k ö nnen sich ein E x em p l ar mitnehmen . Vielle icht ist es
I hnen eine H i l fe .
( B eifa l l )
Präsident Vel dtrup:
Vielen Da n k . Z u dem ersten Abschnitt " Mit der Bibel leben" liegen schriftliche
Wortmeldungen j etzt n icht v or . Das mag a n dem H a u ptthema lieg en , bei dem wir
u n s intensiver mit d i eser , Thematik beschäftigen werden .
Gibt es weitere Wortmeldungen zu diesem Abschnitt ? Das ist offen bar n i cht der
F a l l . D a n n kann i ch n a ch den schriftlichen Wortmeldungen weitergehen und komme
zum zwe iten P u n k t : "Die erneuerte Gemei n s c h a ft . " Da z u hat zunächst Herr Kraft
das Wort .
Wir haben - um ' I h n e n d a s während Herrn K r a ft s Weg zum Rednerpult zu erläutern
- die Wortmeldungen alphabetisch sortiert , weil man den Zeitpunkt des
Einganges n icht darauf vermerken wollt e . I c h halte das für eine h a l bwegs g e ­
rechte Lösung .
Kraft :
Herr Präs ident ! L ie b e Schwestern und Brüder !
Ich beziehe mich a u f die Seiten 3 und 4 des Bericht s des Herrn L e itenden Bi­
schofs . Dort heißt es z u dem Beitritt der s ä c h s ischen und der thüringisch e n
Kirche :
- 154 -
"Der Beitritt I h rer Kirchen zur Vereinigten Kirche ' ist j a nicht
einfach ein quantitativer Zuwachs , sondern Sie werden auf Grund
I hrer besonderen Erfahrungen als Kirche in der Vergange nheit auch
die inhaltliche Gestalt u nserer Arbeit in der Z u k u n ft maßgeblich
mitprägen" .
Gerade auf diesen Satz möchte ich I hr Augenmerk richten . Dieses Vonein­
a n d er l ernen h a lte ich gerade j et z t , z u diesem Z e itpunkt , für g a nz wichtig im
B l i c k auf die nahe Z u k unft . Ich nenne nur einige Sti chwort e : Apologetik , die
Frage der Kirchenmitgliedschaft . Wie können wir den Menschen unserer Zeit in
unserer heutigen Situation einen Zugang z u der I nstitution Kirche eröffnen?
Wir haben in der Stadt Braunschweig riesige Probleme mit Kirchena ustritten .
Der S o z i a l a u sgleich nach der Wende wird von immer mehr Menschen dazu benutzt ,
a u s der Kirche a u s z utreten . D a s geht bis in die sog . Kerngemeinden hinein .
Voneinander lernen - es wäre doch möglich , daß wir uns gegense itig helfen .
Und ich bin immer gespannt d a r a u f zu hören , wie Sie in den schwierigen
atheistischen Zeiten auf Kritik a n Gott , Christ u s , Kirche , Relig ion
gea ntwortet haben . Oder wie ist d a s mit der I nstitution Bibel? Auch diese ist
ja eine I nstitution .
Kurz : Ich möcht e , daß wir diesen Satz des Leitenden Bischofs a u fgreifen und
v oneina nder . lerne n . Bischof Dr . Leic h , Sie haben gesagt , n i c ht nur die
k irchlichen , sondern a u c h d i e sonstigen Mitglieder I hrer neuen Bundesländer
g l i c h e n Leistungssportlern , die schon ganz k a p utt seien und genau wüßte n , daß
sie gleich weiterlaufen müßten . Verstehen Sie mich j etzt bitte nicht falsch .
I ch möchte durchaus das a u fgreifen , w a s Sie v on der Ruhe und Stärke im Herrn
erwä hnt haben . Aber vielleicht ist das ja auch eine Stärke , die Sie gelernt
haben , daß Sie uns v on diesen Erfahrungen etwas weitergeben k ö nnen . Ich möchte
a ber nicht , daß ich Sie nun wieder hetze und betone , j etzt müßt ihr uns das
und das und das sage n . Sie h a b en von der Stä r k e im Herrn gesprochen , die
unsere Freude sei . I ch wünsche uns , daß wir uns in dieser Hins icht mit Ihnen
mitfreuen können . I st nicht insofern - mein Freund Kleefeld hat ja a u c h
kon krete Vorschläge gemacht - u n s e r gemeinsames I n stitut in Celle eine
Möglichk eit , dort eine " zentrale Erfassungsste l l e " z u bilde n , eine " z entrale
Erfassungsstell e " v on wirklichen Fragen und wirklichen Antworten . Leider
stellen wir in der Kirche oftma l s F ra g e n , die gar nicht gestellt wurden , und
wir geben sehr oft Antworten , die nicht gegeben werden , aber leider oft auf
Fragen , die gar nicht g e stellt wurde n , und wir a ntworten ins L eere ! Eine
" z entrale Erfassungsstel le " , wie ich sie mir vorstelle - " die Freude am Herr n ·
i s t e u r e Stärk e " - , könnte b e inhalten , d a ß dort zentrale Fragen gestellt und
z entrale , erprobte Antworten gegeben werden könnten , von denen wir profitieren
k önnten .
N o c h einmal mein Vorsc hlag : Wir möchten gern diese inhaltliche Gestalt unserer
gemeins amen Arbeit forcieren und schlagen dafür d i e " z entr a l e Erfassungs­
stelle " Celle vor mit den Aufgaben : Apo logeti k , K irchenmit g l iedschaft ,
R e l i g i onskritik , I n stitution Kirche , I nstitut ion Bibel .
Kra use :
I c h möchte einen Beitrag zu dem Abschnitt " D i e erneuerte Geme i nschaft" v er­
suchen und von Seite 4 , etwa Mitte , z itieren ,
" da ß Sie bei a l l er institutionellen Trennung geduldig und treu in
der Gemeinschaft geblieben sind , d i e ihren Grund hat in der
Geme inschaft unter dem Wort und in der Bindung a n d i e B e k enntnis­
und Lehrtra dition unserer Kirchen " .
I c h wünschte mir , man k ö n nt e dies so s a ge n , a b er ich habe es leider �nders er- 155 -
l e bt . Es war ein la nger Prozeß bis zur Selbstauflösung , die im Jahre 19BB be­
schlossen wurde . Es waren viele Begründungen , die damals gesucht und benannt
wurden . I n der Ha uptsache waren es Überlegungen zur Rentabilität , zur Effek­
t i v ität , a ber es blieben auch einige a ndere Dinge , die unterschwellig eine
R o l l e s p i e lten , die nie so offen a u sgesprochen wurden . Meine Empfindung dabei
war : Es waren Überlegungen , daß man z u sehr in die Abhängigkeit gerät , den
f i n a n z i e l le n H i lfen folgen zwa ngslä ufig Geda n k e n , daß man nicht so frei ent­
scheiden k a n n , die dann zu diesen Beschlüssen geführt haben .
Z um Verst ä ndnis dieses Prozesses möchte ich folgendes n i cht unerwähnt l a ssen :
Wir wurden immer wieder so informiert , daß a u c h die EKU -Ki�chen in u nserem Be­
reich diesen Weg mitgehen würden , sie brauchten nur etwas Zeit . D a ß es dann
g a n z a nders g e l a u fen ist , ist ja b e k a nnt .
I c h möchte mich j etzt nicht in E i n zelh eiten v erlieren - das ist Schnee von
gestern - , aber a l s F a kt möchte ich festhalten : Die Vereinigte E v a n g e l i s c h ­
L utherische K i r c h e in d e r D D R wurde g e g e n die Stimmen einer verschwindend
k leinen Minderheit von den d a für z u stä ndigen Gremien aufgelöst . Dann kam z u n ä c hst in der Politik - die überraschende Wende , die in den k irchlichen
Gremien a u ch eine Wende nach sich zog . Und so stellt sich n un d i e Frage nach
der L e g itimation der Weiterarbeit im Gegensatz zu den vorher gefaßten Be­
schlü s s e n .
Die wirk l i c h zutreffende Legitimation für diese Weiterarbeit sehe ich in den
Worten auf der Seite 5 :
" . . . a l s eine gnädige Erlaubnis Gottes a n , uns i n erneuerter Ge­
meinschaft wieder an d i e Arbeit z u machen " .
D a s ist wirklich der stichha ltige Grund .
Kurz vorher - schon hier - hat mir ein Mann gesa g t , es müsse dem l ieben Gott
doch etwas daran liegen , daß wir uns hier wieder treffe n .
I c h empfinde es , wenn wir j etzt wieder unter dem Dach der Vereinigten Luthe­
rischen Kirche zus ammen sind , als ein kostbares Geschenk und möchte ermahnen ,
mit diesem Geschenk sehr sorgsam umzugehen , genau wie es mit Weihnachtsge­
s ch e n k e n i st , die einem lieb und teuer sind , die man auch vorsicht ig behan­
delt .
In diesem Z usammenhang möchte ich ein Wort an unsere Freunde in M e c k lenburg
richte n . Ein Beisp iel : Auf unseren Straßen s ieht man j etzt v i e l e Automa r k en ,
u n d j ed e v o n ihnen hat ein typisches Gesicht . Man erkennt schon von weitem , ob
es s ich um einen Mercedes oder einen BMW h a n delt . Fa chleute finden unter dem
Blech sogar noch Konstruktionsmer kmale , die die betreffende Marke eindeutig
a uswei s e n . Jede d i eser F irmen verweist mit Stolz auf eine l a ng e Tradition , und
das mit gutem Grund ; denn es hat sich bewährt , wa s sie ins Leben geschickt ha­
haben . D i e K u n den nehmen diese Vielfalt dankbar a n ; denn diese Vielfalt wirkt
am Ende fördernd für a l l e . So ähnlich sehe ich es auch mit unserer lutheri­
s chen Tradition . Wir haben doch a u c h Qua lität z u biete n . Diesen P u n kt s o l lten
wir n i c ht unter den Scheffel ste l l e n und sollten nicht sagen : Na j a , es ist
doch besser , wenn wir a l les in einen großen Topf stecken .
I c h möchte es den Mecklen burgern g a n z unmittelbar sagen : I c h h a b e sehr gern
mit euch z u s a mmengearbeitet . Nehmt die Einladung a n und kommt wieder h i er an
diesen Tisch zurü c k !
E i n s a ch l i c he r Zusammenhang besteht meiner Ansicht noch zur Seite 1 2 .
Da heißt es : " E i n Nebeneinander eines reichen und eines armen T e i l s , e i ner
westlichen Region , v on der Aktivitäten a usgehen . . . wird es a u f d i e D a u er
- 156 -
nicht geben k önnen . "
I ch möchte Sie wirklich a u s innerer Über zeugung beruhigen : Das wird ni cht
p a s s i eren . Ich gehöre z u den wenige� , die j etzt schon wieder viel a n festem
Boden unter den Füßen h a b e n . Es . war j a wirk lich s o : Es war ein kaltes Was ser
der Marktwirtschaft , das uns oftmals bis zum Hals stand . I ch habe j et zt wieder
so v iel Boden unter den F ü ßen , daß ich herausgucken ka n n , und ich sehe also
nicht nur die Taube mit dem Öl zweig im Schnabe l , sondern ich sehe schon wieder
L a n d . Es gibt eine Reihe Leut e , die j etzt schon wieder recht zuversichtlich
aus diesem marktwirtscha ftlichen Wasser gucken .
I c h möchte a u c h unterma uern , woher ich diese Zuversicht nehme . Das k a n n man
wirt s c h a ftlich beleg en , a b er ich sehe es a n ders . I c h hatte einen a lt e n
P f a r�er , den ich s e h r v erehre . Als ich ein j u nger Bursche w a r - und bei d e n
j un g e n Leuten g i bt es j a mit 14 Ja hren d i e s e Wende - , gab er m i r einen Spruch
mit auf den Weg :
" Aber die a u f den Herrn hören , kriegen neue Kra ft , daß sie a u f ­
fahren m i t F l ü g e l n w i e Adler , daß s i e la ufen u nd n icht m ü d e
werden , daß sie wandeln und ni·cht matt werden . "
Das h a b e ich schon mehrfa ch in meinem Leben deutlich erlebt . Daran möchte ich
m i ch und uns alle hier erinn ern . Wir sollten wieder einmal daran den ken , woher
u n s ere Kra ft eigentlich wirklich kommt , dara n , daß wir nicht alles nur durch
menschliche Klugheit und K r a ft a n strengung bewältigen wollen , sondern uns auch
einmal darauf besinn en , we lches eigentlich für uns Christen der tragende Grund
ist .
( Beifall)
Profes sor Dr . Kühn :
Herr Präsident ' Sehr v erehrte Schwestern und Brüder !
I c h möchte zu Seite 7 des Berichts des Leitenden B i s chofs etwas sagen . Dort
wird das Stichwort " K o n fe s s i ona lität u nd Gemei n s c h a ft " erwäh nt , und es wird
aus einem früheren Bericht des Leitenden Bischofs zitiert .
I c h möchte schli cht unterstreichen und an einer St elle ein bißchen weiter zu­
führen v ersuch e n , was Sie hier gesagt habe n , daß wir z u n ä chst a u f der einen
Seite die Erinnerung a n die Grundeinsichten reformatorischer Theologie wach­
z u h a lten haben , daß wir dies a b er zum anderen in ö k umenischer Dffenheit zu tun
hatte n . Ich den k e , genau dies ist die Formel , nach der wir heute mit gutem
Gewis s en als Vereinigte Lutherische Kirche sowohl in Deutschland als a u c h
d a r ü b e r hinaus u n s e r W e r k tun k ö n ne n : Erinnerung a n die Grundeinsi chten refor­
matorischer Theologie , a b er z u g leich b k umenische O f fenheit !
I ch den ke , diese Erinnerung an Grundeinsichten reformatorischer Theologie ist
a uch und gerade ein A u ftrag der lutherischen Kirchen im deutschen Protest a n ­
t i smu s . I c h möchte es z u g e s p it z t so formulieren : W i r h a b e n z u lernen und daran
zu erinnern , was die R echtfertigung aus Glauben ist und was sie für die
Gestalt der Kirche , a b er a u c h , wa s sie für die Weltvera ntwortung der Kirche
b e s a gt . Das Stichwort " Gottesdienst " , das damit ja eng zusammenhängt , ist
mehrfach unterstrichen worden , und im Zusammenhang damit D i a k onie und Mission .
Mir geht es a n dieser Stelle besonders um das Stichwort "Weltverantwortung " .
Vor k urzem fand eine internationale Kons ultation über Rechtfertigung u n d Welt­
v er a ntwortung i n Neuendett e l s a u statt ; dort ist noch einmal schlaglichtartig
deutlich geworde n , welche Bedeutung eine recht verstandene Recht fertigungs-
- 157 -
lehre und -botschaft für die Weltvera ntwortu n g , für die politische
Verantwortung der Kirche und der Christen hat . Auch wir in den Kirchen der DDR
- so denke ich - haben in den vergangenen Jahren etwas d a v on gespürt . Ich
möchte es so a u s drü cken : Die Dring l i c h k e it u n d z ugleich die Zweideutigkeit des
politischen H a ndelns werden hier gemeinsam in den Blick genommen , die
Dringlichkeit und die Zweideutigkeit - und d a s letztere bedeutet , daß wir vor
der Illusion warnen dürfe n , als würde polit i s c h e s Handeln j emals zur
Errichtung des Reiches Gottes auf dieser Erde führen .
Auf der anderen Seite gibt es den Trost und d i e Z u v ersicht , daß alles poli­
tische Handeln nur möglich ist , wenn es unter der Vergebung steht .
I c h den k e , daß der fünfte Abschnitt in Ihrem Bericht über Confes sio Augustana
16 ein gutes Beispiel d a für ist , wie die Bot s c h a ft von der Recht fertigung ein
Li cht auf die Möglichk eit , aber auch die Not des politischen HandeIns wirft .
I c h denk e , daß wir gerade in dieser Relativierung und dennoch vorhandenen
Dring l i c h k e it des politischen HandeIns eine Stimme im deutschen Protestantis­
mus zu sein haben , die sich a u ch innerevangelisch Gehör verscha ffen muß, um
bestimmte I llusionen , die möglicherweise auch mit unserem Beitritt zur Bundes­
republik Deutschland verbunden ware n , von v or n h erein unmög l i ch zu mache n . Auch
die beste Polit i k bleibt zweideutig und ist nur ein Versuch , ein notdürftiger
Versuch , Dinge z u ordnen . Wir haben das aus I h r em Bericht im Blick auf die
Notwendigk eit von Militär - und eventuell sogar von weiteren Dingen entnommen .
I c h möchte das an d ieser Stelle dick unterstreichen und denk e , daß das Stich­
wort " R echtfert igung und Weltverantwort ung" etwas ist , was auch in der Ver­
einigten Kirche weiter reflekt iert werden muß .
Wenn ich d ar f , Herr Präsident , möchte ich gleich noch eine zweite Bemerkung ,
die den Abschnitt 3 betrifft , der in der gestrigen Liste nicht eigens a u fge­
führt wa r , machen
' ; es geht um die Z u sammenführung der beiden Teile Deutschlands .
Wir haben eben von Bruder Krause Wichtiges d a z u gehört . I c h möchte darauf
hinwei sen , daß diese Zusammenführung natürlich erhebliche Gefahren mit sich
bringt . I c h möchte ein Stichwort nenn e n , d a s uns meines Erachtens nun auch
theologisch und geistlich herausfordert , d a s ist die Gefahr eines überstei ­
gerten Nationalismus . Dieses Problem ist nicht n u r e i n deutsches Problem ,
sondern es ist - wie wir alle wissen - weltweit und führt zu ganz neuartigen
schlimmen Konflikte n ; es äußert sich bei uns in der massiven A u s länderfeind­
l i ch keit , die sich insbesondere in den neuen B u ndesländern schlimm darstellt .
Dieses Problem , d a s freilich nicht nur mit National ismusfrag en , aber wesent­
lich auch mit ihnen zusammenhängt , ist nun nach meiner Meinung nicht d a durch
z u lösen , daß wir a l s Christen und als Kirche die Frage nach Nationa lität und
Volk einfach ignorieren und vom Tisch schiebe n . Wir sind natürlich seit den
30er Jahren gebrannte Kinder , aber ich denk e , daß wir a u f diese Frage im Sinne
einer d a n k baren und nüchternen Reflex ion neu z ug ehen müsse n .
Es ist a u s gerechnet Karl Barth , ein u n v erdächtiger Zeug e , der " Volk und
Nation" als F üg u ngen durch Gottes Vorsehung , d u r ch Gottes geschichtliche
Vorsehung , be z e i chnet hat . Vorsehung in der Gesch ichte - freilich j eweils in
der Überg ä n g l i c h k e it zwischen den N a h en - den e n , die uns durch Geschichte und
Abstammung besonders v erwandt sind - und den F er ne n . Aber es muß hinz ugefügt
werden , daß uns diese , F ügung Gottes , des Schöpfer s , in der Vorsehung zugleich
a u fgibt , eine I dentität aus einer Ges c h i chte v o n Irrtum und Schuld z u bedenken
und z u durchleben . Genau dies 'ist von den Christen , von der Kirch e , von der
Theologie einzuübe n . Genau dieses Wissen , daß u n s ere Identität eine I dentität
von Schuld und Irrtum einschließt - und das h ä ngt wiederum mit der Rechtfer- 158 -
tigung s lehre zusammen - , kann uns im tiefsten offen machen für a ndere Völker ,
für un sere Gäste aus anderen L ä n dern und Völkern in unserem Raum .
Daß damit die vielen Probleme natürlich nicht gelöst sind , ist mir völlig
k l a r . Aber ich denk e , daß wir hier eine spe z i fische Aufga be haben und daß wir
i n s b e s ondere auch in R i c htung Osteuropa zu blicken haben . Wir K irchen in der
ehema l i g en DDR scheinen mir hier eine besondere Verantwortung zu haben . Im
A u g e n b l i c k besteht die Gefahr , da ß wir uns allzu sehr auf uns selbst
k o n zentrieren . Ich denke , daß d i� lutherische Kirche hier Zeichen der Ver­
söhnung , Zeichen der k o nkreten Gemeinschaft set zen könnte , etwa - das ist auch
i n Gesprächen in den P a u sen hier schon zur Sprache gekommen - durch Partner­
schaft mit östlichen Kirche n , die kon kret gestaltet werden könnte .
Nationale I dentität a l s Ga b e , a l s Schuldbekenntnis und a l s Aufgabe in der
Gemeinschaft der Völker - ich denk e , daß dies nicht nur eine praktisch e ,
son de�n eine sehr grundsätzliche Aufgabe ist . Deshalb wollte i c h dies hier
a n g esprochen haben . I c h danke I hnen .
( Be i fa l l )
von Loewenich :
Herr Präsident ! Verehrte liebe Schwestern und Brüder '
I c h möchte vier Punkte im R a hmen des Themas " D ie erneuerte Geme inschaft " auf­
greife n .
Das erst e , wa s ich sagen möcht e , ist ein persönliches Wort der Freude , der
Erleichterung und der Dan k ba r k e it , daß die Brüder und Schwestern aus der Thü­
r in g i s chen und der S ä c h s i s chen K irche wieder unter uns sind . Meine Gedanken
gehen a u ch noch einmal in das Jahr 1988 zurü c k , Bruder Kra use . I ch denke an
uns ere sehr mühseligen Versuche , mit dem Aufhören der VELK i n der dama ligen
DDR das Netz nicht völlig zerreißen z u lassen . Wir hatten eine k le ine gemein­
same Arbeitsgruppe gebildet , die sich in der Auguststraße t ra f , und wir ver­
s u chten dort , die Vereinb arungen mit der neu entstehenden K oordin ierungsgruppe
herzustellen . Wir hatten schon mit manchen depre s s i v en Anwa ndlungen z u
k ämpfen , a u ch w e n n wir uns in diese n e u e Situation hine instellte n .
Daß wir heute so z u s ammen sind , erfüllt mich aufgrund dieses Erfahrungsh inter­
grundes , a u fgrund die ser Unterwegs-Erfahrung e n , mit großer Fre ude . E s i st ein
Geschenk unseres Gottes , und ich hoffe , daß auch unsere Mecklen burgische Part­
nerk irche - das sage ich als Bayer - möglichst bald in diese neue Unterwegs­
Gemeinschaft eintritt .
Meine zweite Anmer k u ng : Das St ichwort " Geduld" nannte der Leitende Bischof im
Z u s ammenhang mit den E r fahrungen dieses Jahres . I ch denke z urück an ein Zu­
sammens e i n mit den Schwestern und Brüdern aus der damals entschwindenden DDR .
Wir sprachen über Perspektiven der kirchlichen Arbeit , d i e v or uns l i egen . Wir
sprachen von missionarischen Möglichk eiten , die sich j et zt a u ftun . Ich war
überra s c ht , daß dieses St i c hwort bei Ihnen damals zunä chst auf eine gewisse
Distanz stieß . Heute sehe ich , d a ß wir in diesem Punkt z u ungeduldig waren ;
wir sahen a l s Leute a u s dem Westen damals nicht , wie sehr Sie d i e Frage n , die
Sie drüben hatte n , belasteten , wie sehr Sie erschöpft ware n . Wir waren also
ungeduldig . Das Stichwort " G eduld" sollte uns auf dem Weg miteinander in die
Z u k u nft verbinden , fre i l i ch auch im Sinne des Hebräerbri efes : "Geduld ist uns
nötig , daß wir den W i l l en Gottes tun , damit wir die Verheißung erlangen . "
I c h m e in e , es ist unsere gemeinsame Aufgab e - Bruder Kraft hat d i e s schon
angesprochen - , uns ü b er den m i s sionarischen Auftrag unserer Kirche - i n
- 159 -
beiden T e i l en , alt und neu - a u s z utaus chen und dies als gemeinsamen Auftrag zu
ergre ifen : Wie können wir Menschen , die vom Glau ben k a um mehr etwas wissen ,
für den Glauben gewinnen? Wie können wir für den Glauben werben? Auch wir
haben n i c ht die Sprache , die e l ementare Sprache , hier Rez epte a u s zuteilen ,
sondern wir können das nur im gemeinsamen Prozeß tun .
Meine dritte Anmerkun g : Welches ist un ser gemeinsamer lutheri s c h er Beitrag?
Auch h ie r z u ist ja schon manches Wichtige gesagt worden . Ich k n ü pfe an d a s
Wort a u s der Andacht von heute morgen a n : W o d a s Wort Gottes ins S p i e l kommt ,
da kommen die Erfahrungen des Lebens ins Spie l . - Ich den ke , unsere luther i ­
s c h e T h e o l o g i e i s t eine erfa hrung sbezogene Theologie u n d verabsolut i ert doch
nicht die menschlichen Erfahru ngen , sondern bringt das Wort von a u ß en stets
neu z u Gehör . L utherische Theolog i e , die wir gemeinsam in unsere k irchliche
Wir k l i c h k eit hineinsprechen wollen , sollte ni cht rückwärts gewandt sein ,
sondern a u f unsere Lebenserfa hrungen a bheben .
I c h d e n k e etwa an solche spannungsvollen Themen wie die Rede v om v erborgenen
und v om offenbaren Gott . I n einer Zeit , in d er auch in einer s c h l immen Weise
vereinfa chend , simplifi zierend von Gott die Rede ist - an den verschiedensten
Stellen - wäre dies eine solche Möglic h k e it , vertiefend a u f Lebenserfahrungen
e i n z u g e h e n . Oder an das Thema " F reiheit· eines Christenmensche n " , wo heute die
I n d i v i d u a l i s ierung des Menschen so ganz groß im Mittelpunkt steht . Wir s ollten
hier nicht grundsätzlich widersprechen , aber wir sollten dara u f a u fmerksam
machen , daß in lutherischer Theologie Freiheit immer auch eine beziehungs­
reiche Freiheit , auf den anderen gewendete Freiheit ist . So könnte man manche·
dieser s p a n n ungsvollen Themen aus unserer Theologie a ufgreifen u n d s ie a n z u ­
wenden versuchen a u f die Fragestel lungen , die heute unter d e n M e n s c hen und i n
unserer Gesells chaft vorhanden s in d . I c h empfinde d e n lutheris c h e n Realismus
gerade a u c h im Hinblick a u f den Menschen n i c ht als einen p e s s imistischen An­
satz , sondern als einen nüchternen , wir k l i c h k e itsbezogenen Ansat z , der uns
dennoch Ho ffn ung und Vertrauen gibt .
Das v ie rt e , das ich sagen möchte , ist folgendes . Ich meine , wir s o l lten uns
gemeinsam a l s lutherische Kirche in Deutschland hineinstellen auch in das
Gesamte der evangelischen Christenheit , hier unseren Platz einnehmen - nicht
in Abgren zung , nicht in konfessionellen Ängsten , sondern ganz s e lbstverständ­
lich mit dem , was uns anv ertraut ist . Wir sollten das in dieses Gefüge ein­
bring e n . I c h denk e , damit tun wir unseren Dienst unter uns und a u c h in der
Ö k ume n e . I n diesem Sinne hoffe ich a u f gute , beglückende , bereich ernde Unter­
weg s e r fahrungen auf dem Weg in die Zuk unft .
( Be i f a l l )
Dr . M ü n c h ow :
Verehrter Herr Präs ident , liebe Schwestern und . Brüder !
Daß i c h m i c h zu Wort melde , dazu hat mich I hr Bericht ermutigt und haben mich
a u c h schon Gespräche am ersten Abend ermut igt , den wir h i er haben konnte n . Ich
möchte I hnen dafür danken , daß Sie die Überschrift " Erneuerte Gemeinschaft"
gewä hlt haben . Sie haben nicht gesagt "wiederhergestellte Geme i n s c h a ft . "
Damit h a b e n Sie einen Raum auch für uns eröffnet , den wir nun a u s füllen können
und m ü s s e n . Die rechtl i chen Beschlü s s e , die gefaßt worden s ind , sind die
Vora u s s et z ungen dafür . Aber die Au fga b e wird sein , daß wir auch im Kern
zueinander finden .
D ie Aufgaben sind offen k undig , und der Synodale Kraft hat schon sehr deutlich
gemeinsame Themen benannt . Mir liegt a u c h dara n , daß wir im I nneren z u sammen­
finde n , das heißt , auch über den Weg in der Vergangenheit mitei n a n d er n a c h z u - 160 -
denken im L i chte des Gla ubens .
Wir sind in der Tat unterschiedliche Wege geführt worden , und wir haben es
unseren Gemeinden gesagt und es uns auch selber sagen l a s s e n : H a bt Vertrauen
in Gottes F ührung . Aus diesem Grunde sind für mich die zurück liegenden Jahre
ein Weg unter Gottes F ü hrung , also k ein Irrweg , kein Hol zweg , keine Sackgasse
und a u c h k eine Spie lstraße . E s ist ein Weg , den wir geführt worden
s in d , und d a s heißt noch nichts über unseren Glauben und Unglaube n , über
unsere Treue zum E v angel ium und unsere Untreue .
I c h s a g e d a s desha l b , weil uns in vielen Gesprächen tatsächlic.h d a s Jahr 1988
wie e i ne fast magische Zahl vor kommt . Ich g l a u b e , wir müssen sehr tief u n d
mit v i e l Z e it und hoffent lich auch in Ruhe darüber reden .
F ü r uns ist dieses , daß näml i c h die VELK in der DDR ihre Arbeit eingestellt
hat und in der Koordinierungsgruppe dann weitergeführt hat , auch Ergebnis ei­
nes Wege s , nicht v on außen a ufgezwungen . - Wir haben es vorhin gehört : a u c h
g e g e n a n dere Meinungen , a b e r d o c h v on e i n e r Mehrheit innerlich bej a ht . Was uns
d a z u g e b r a c ht hat , ist die missionarische Situat ion bei uns , daß wir
v ergleichbare Minderheitsverhältnisse überall hatten und daß uns a u ch etwas
bewegt hat , nämlich �ie stark sind unsere Kräfte , die wir haben , a u c h an
Persone n . I m Grunde genommen haben wir auch schon , ehe wir es durch die Markt­
wirtschaft lernten , den Satz angewendet - aber etwas leiser und in Klammern
" Es rechnet s ich ni cht . "
Aber e s l iegt im Grunde noch mehr darunter . Sie haben in Ihrem 8ericht gesagt ,
wir brä chten diese Geschichte mit als einen Impul s . Ich möchte d a n a ch fragen :
W a s ist der Impul s , den wir mitbringen?
E s ist meine persönliche Meinung als Gesprä chsbeitra g : Der Impuls ist , daß wir
über k o n f e s s ionelle Gruppierungen hinweg beglüc kende Erfahrungen der Zusam­
menarbeit gemacht haben , manchmal auch schwierige Auseinanderset z u n g e n , aber
die uns · a u c h v orange bra cht h a ben in dem gemeinsamen Anliegen . I c h denke
beispielsweise nur a n den Gemeinsamen Liturgischen Auss chuß - manch einem mag
v i e l l e i cht der k a lte N a chtschweiß hervorkommen , wenn er an so etwas denkt oder an d i e Gemeinsame Einri chtung Ö k umene . Wir haben versucht , dort , wo es
ging , gemeinsam z u handel n . Und das wird eine k ü n ftige Aufgabe in unserem Be­
reich b l e i be n . I c h weiß , daß in den Gremien , z u denen wir j etzt g l ü c k licher­
· weise w i eder gehören , die Arbeit nicht einfacher wird . Die EKD i st größer
geworden und auch die VELKD . Ich erinnere Sie : Früher waren es fünf Mitglieds­
k irche n , und es gibt fünf Plätze hier vorn ; also gibt es P u n kt e , ü ber die wir
mit e i n a n d e r sprechen und die wir miteinander behandeln müssen . I ch glaube , es
i st nötig , in der Tiefe zueinander z u finden , damit es ni cht einfach
weitergrumme lt , sondern damit wir d a s Beglück ende der Zusammenarbeit genauso
miteinan der erleben wie manche Schwierig k e ite n .
I c h will d a s ganze noch i n einer persönlichen Weise benenne n , d a ß wir nämlich
für diesen Prozeß des Zus ammenwa chsens und Z usammenfindens tatsächlich v i e l
Z e it brauchen . Die S e e l e bra u cht o f t mehr Zeit . E s i s t schneller einem Gesetz
z ugest immt , als daß der innere Mensch nachkommt .
F ür v i e l e bei uns und für mich selber war es früher keine Schwierigk eit ,
manche A u s s a g en des Apostels Paulus zu verstehe n , wo er v on der Bedrängnis von
der Gemeinde spricht und von den Mühen des Aposteldienstes . Unsere Sorge und
unsere A u fmerksamkeit war darauf gerichtet , daß wir trotzdem gesagt haben ,
" a ber s ie h e , wir leben , " und daß das L icht des Evangeliums d a s a l l e s
überst r a h lt und w i r nicht permanent A n l a ß zum Jammern haben .
W a s ich j et z t erleb e , ist eine etwas andere sp irituelle Atmosphä r e . I c h mag
m i ch t ä u s c h e n , aber mit der Marktwirtschaft kommt z u uns auch s t ä r k er eine
- 161 -
Spiritualität , die v on F u n ktionalität und von Erfolg geprägt ist . Ich muß
darüber noch lange n a c h de n k e n , aber ich merk e , daß v i eles mit dem Erfolg
legitimiert und gerecht fertigt wird . Ich gebrauche j et zt bewußt dieses Wort
" g erechtfertigt " . Dar über möchte ich noch weiter nachdenken und e i n fach
signalisiere n : für mich ist .es von dem einen zu dem a nderen ein weiter Weg .
Wir müssen ihn gemeinsam g ehen . Allein k a n n ich ihn auch ni cht gehen .
Was wollte ich sagen? Sie haben davon gesprochen , d a ß wir a u f dem Weg zur er­
neuerten Gemeinscha ft s in d . Ich möchte Sie als Mitsynodale bitten , daß wir uns
gemeinsam auf den Weg m a c h e n , und zwar auch in großer Offenheit versuchen , den
Tiefen nach zu spüre n , damit wir zueinander finden . I c h denke , das ist unser
a ller Wunsch .
( B eifa l l )
A u c h ich möchte z u d e m P u n k t erneuerte Gemeinsch a ft sprechen . Ich komme aus
Sachsen , spreche a l s o a l s einer aus den beitretenden Kirchen . E s ist schön ,
daß wir mit offenen Armen emp fangen werden . Es gab d a z u gestern viele - auch
heute - gute Wort e . E s g ibt Gesetze mit la ngem Atem für die Überg a n gs zeit . Es
gab Blumen . Das tut gut. D a s ist aber , wenn ich es richtig sehe - für mich
k a n n ich j etzt nur reden - , nur die Oberfl ä ch e , die Oberflä che , die glatt z u
sein sche int , aber darunter i s t eine g a n z e M e n g e Bewegung u n d ist Rumoren .
E iniges möchte ich n e n ne n .
Mein Vorredner h a t e s schon a n g esprochen : Die Beendigung der Arbeit der VELK
i n der DDR . I ch möchte h i er festhalte n , die Beendigung dieser Arbeit war n i cht
der Sündenfa l l des deutschen Luthertums , sondern aus meiner Sicht ein sinn­
v oller und notwendiger Schritt . Ich sage das so deutlich , weil sich auch a n ­
d e r e T ö n e unterschwe llig immer lauter einschleichen . V o m Freitod w a r die Rede .
Herr Präsident , Sie sagten gester n , Sie hatten d a s " zweifelhafte Vergnügen ,
bei dieser Synode da beigewesen zu sein . "
Ich gehöre z u denen , d i e damals in der sächsischen Sy node mit vollem Bewußt­
sein die Beendigung der Arbeit der VELK in der DDR mit beschlossen haben . Es
z . B . das , was eben schon genannt wurde , die
gab dafür Gründe , gute Grü nde ;
Hera u s forderung durch d i e Sä k u larisierung , die uns auf k onfessionelle Zwistig­
k e iten und Unterschiede we niger sehen ließ als auf die gemeinsame Arbeit . Aber
es waren a uch s icherlich n ü chterne Überlegunge n : Was scha ffen wir eigentlich
mit unseren Krä fte n , mit u n seren Mittel n , mit unserem Geld , mit den Menschen ,
die dann in a llen Ämtern s it z en , von einer Sitzung z ur a n deren hetzen?
Mir - ich denk e , a u c h a nderen - ist sehr wichtig , wie v on dieser E ntscheidung
j etzt rückblick end geredet wird . I ch bitte Sie , uns z u zutraue n , daß wir damals
verantwortlich und nach dem , was wir sehen konnte n , sinnvoll entschieden
haben . J a , es waren n i cht alle d a für . Aber kl ingt es j etzt nicht s o , als müßte
das alles ausgelö scht , als müßte eine Panne ausgebüg elt werden , als sei sie
nun erst durch den Beitritt au sgebügelt?
Damit hängt der zweite Punkt z u sammen , den ich sagen möchte . Z u dem neuer­
lichen Beitritt Sachsens zur V ELKD gab und gibt es Widerstände , Z u r ü c kh a ltung ,
F ragen . I c h möchte wieder ein paar nennen . Z um Beispiel die Frage : Brau cht es
für die g a n z s i cherl ich s i n nvolle gemeinsame theologische Arbeit in der großen
unübersichtlichen Gemein s c h a ft der EKD diesen Apparat mit all seiner
Selbstdarstellung , und entspricht das u n serer Gemeindewirklichkeit? Ich weiß
n icht , i n meinem Dorf zu Hause gab es gestern , als wir hier einen großen und
prächtigen Gottesdienst feierten , v ielleicht einen Gottesdienst mit drei
Menschen , vielleicht ohne Menschen oder vielleicht mit a cht Menschen . A l s o :
- 162 -
Wieweit entspricht dem unsere Kraft , die wir an der Basis haben? - Das sind
F r a g e n , die ich einfach stel l e , die nicht weg sind .
E i n anderes : Haben wir genügend Kraft , diesen Aufwand , der j et z t natürlich auf
uns z u k ommt , zeitlich und personell kräftemäßig durchzuhalten?
Ich sehe da unseren hochverehrten Herrn L a ndesbischof , und ich s e he a ndere
k irchenleitende Persönlich keiten , die j etzt wieder neu und mehr in Gremien
eingespannt sind .
U n d eine F ra g e , die mich persönlich noch mehr dabei bewegt : Werden wir durch
den Beitritt einverleibt in eine große und beeindruc k ende , aber v ie l leicht in
dieser Stärke auch gefährliche Institution? Ich möchte es g a n z k on kret ma chen :
I c h war in diesem Sommer mehrfach zu Weiterb ildungsveranstaltungen für Er­
wachsene in Westdeutschla nd . I c h habe " dort eine für mich g a n z wichtige E r ­
fahrung ma chen müssen : B e i uns h a t das Stichwort Kirche , das Stichwort P farrer
n i c ht nur einen guten Klang , es macht " Leute neugierig auf d a s , was damit
s i g n a l i s iert wird : Bibel, k irchl iche , christliche Tradition . Viellei cht etwas
s a l o p p gesagt : Viele Menschen in Deutschland-Ost haben Begegnungen mit Kirche
noch vor sich .
D a n n habe ich hier in vJestdeutschland erlebt , wie viele Menschen N a rben haben
von der Begegn ung mit der Kirche , mit der Institution Kirche . I c h will j etzt
nicht in gut oder schle cht einteilen , ich will einfach d a s e r z ä h le n , was ich
erlebt h a b e , wa s mich nachdenklich ma cht . I ch habe Menschen erlebt , die nach
S p iritu a l ität , nach Glauben s u chen . Sie gehen d a z u nach Afri k a und bringen
s ich Trommeln mit , sie belegen einen Kurs über Schamanentum , und sie
med itieren ; sie meditieren Pflan zen , und s ie meditieren ihren eigenen Atem .
Aber d i e F ra g e : Meditierst du auch ein Bibelwort? - die ist sehr s chwer z u
stelle n .
Also - u m e s wieder salopp z u sagen - : Ich habe sehr viele Menschen erlebt ,
die Kirche , die christliche Kirche offensichtlich erst einmal h i nter sich hat­
ten . D a s ist meine Sorg e ; die Kirche könnte insgesamt so werden : star k , aber
womög lich ohne verlockende s p irituelle Kraft .
S i e merken : Unter der Oberflä che , so wohltu�nd synodale Geschwisterlichkeit
ist , rumort es noch bei mir und - wie ich denke - a u ch bei a n deren . I ch hoffe ,
daß das so bleiben wird . Aber daß ich h i er stehe und g a n z bewußt a u c h bereit
war , in die V E LKD hineinzugehe n , ist auch ein Signa l : Ich mö chte n i c ht gegen
die VELKO , sondern " i n , mit und unter" ihr unsere Fragen und unser Rumoren
einbringen .
(Beifall)
P r ä s i dent Veldtru p :
Vielen Dank . Das waren die schr iftlichen Wortmeldungen zu den Fragen 2 und 3
des B ischofsberichts . Wenn n o c h Wortmeldungen naChgetragen werden s ollten ,
b itte ich , das a n z u z eigen .
Landesbischof Dr . Leich :
Herr Präs ident ! Liebe Brüder und Schwestern '
St i chwort : F e sthalten bei organisatoris c h er Trennung ! I c h bin der Überzeugung ,
wir brauchen hier keine Rechtfertigu ngsüb ungen dazu a nzustellen , wie es zu der
Auflösung der VELK DDR gekom� e n ist . Es war tatsächlich einfach eine Notwen- 16 3 -
digkeit in einem bestimmten Zusammenhang . Das möchte ich überhaupt nicht a n ­
zwe i fel n .
I c h will aber an einige G e f a h ren und E ntwi ck lungen erinnern , die für e i n 8 n
solchen W e g d o c h auch bestimmend gewesen sind , und ich t u e d a s deshalb , weil
ich wahrscheinlich einer der Ältesten bin , die von 1969 a n die Entwickl ung
erlebt und auch persönlich mitbest immt hab en . Wir haben damals , als die Gene­
ralsyn ode in der Regiona l i s i erung in Freiberg beschlossen hat , die organisato­
rische Trennung herbe i z u führen , als etwa 4 0j ähriger P farrer stark darunter ge­
litten , daß der Eindruck entstand , Staatsgrenzen seien bestimmend für Kirchen­
gren z e n . D a s hat uns schwer umgetriebe n , und wir haben das auch mit Wider­
spruch hingenommen .
I c h möchte daran nur erinnern , weil solche Vorgänge n i cht vergessen werden
d ü r fen und v i elleicht - wer weiß , wann einmal - wichtig s i nd als Erfahrung mit
der eigenen Kirchengesch ichte . I n der Folgez eit ist nach meiner Überzeugung
der Schwerpunkt der Gesellschaftsstruktur als ein bestimmender F a ktor für
k irchliches Handeln von u n s z u hoch a ngesetzt worden . E r hat d a z u geführt , daß
wir uns immer mehr a u s der gemeinsamen Arbeit zurückge zogen h a b e n . Wir haben
j a im A n fang n o ch i n den Ausschüssen z usammengearbeitet - auch n a ch org a n i s a ­
torischer Trennung - , ich z um Beispiel i m Geme indea usschuß , u nd es gab da v i e ­
les , was w i r gemeinsam z u t u n hatten .
Die F olge dieses R ü c k zuges wa r , daß wir endlich k a um noch thematisch eigen­
ständig u nsere lutherische Beke nntnisbindung in die Gemeindewirklic hk eit umge­
setzt haben , s o daß ein Zeitpunkt g e k ommen war , an dem es nach zwei Jahrzehn­
ten n icht mehr e i nsichtig wa r , was denn überhaupt eine besondere bekenntnis­
mäßige B i ndung e i n z u bringen habe in das kirchliche Leben insbes ondere der
Kirchgemeinde . Wir müssen uns , wenn wir wieder z u sammenkomme n , .darüber im k l a ­
r e n sein , daß eine Kirch e , die d e n Anspruch erhebt , a u f e i n e r gemeinsamen 8 e ­
k enntnisgrundlage zu stehe n , diesen Anspruch da durch na chweisen m u ß , daß sie
ihn in d a s Leben der K i rchgemeinde umsetzt und dort h i l freich gegenwärtig ist .
I c h sage noch einmal : k e inerlei Korrekturversuche oder Rechtfertigungsversu­
che , a ber doch der Vers u c h , aus dem Verg angenen zu lernen und etwas festzuha l ­
ten .
Zweiter Punkt : Einbringen unserer Erfahrungen . I c h bin der Überzeugung , daß es
schwer mögl ich ist , den K a iros tu teu , die besondere Stunde , die Gott einer
Kirche schenken k a n n , in a ndere· Zeiten zu transportieren . D a s sind einm a l ig e
G a ben . Wir m ü s s e n d a n k b a r d a für sei n , daß wir sie empfangen h a b e n . '·Wir m ü s s e n
d a r u m bitten , daß es eine neue von Gott eröffnete Stunde f ü r uns g e b e n wird .
Wir wollen gern a lles d a s e i n bringen und mitbringen , was wir in der . Verg a n g e n ­
heit p r a k ti z ieren m u ß t e n und wie w i r versu cht haben , K i r c h e zu sein u n t e r den
Bedingungen eines s o z ia l istischen Staates .
I c h möchte n i cht mißverstanden werden : als wären wir so erschöp ft , daß es
überha upt nicht mehr von uns zu erwarten ist , solche Erfahrungen einzubringen '
D iese Erschöpfung wird s ich legen , a b er vielle icht muß ich Ihnen noch e inmal
erk lären , woher d iese Erschöp fung kommt . Es ist im Augenblick eine derartige
Vielfalt von Au fgaben unter uns zu lösen , daß uns ere Pa storinnen und P f a rrer ,
die Mitarbeiter u n d Mitarbeiterinnen k a um wisse n , wo sie a n fangen sollen und
ständig unter der Vorstellung stehen , doch nicht alles geschafft z u haben . I c h
nenne nur Stichworte :
Oie E i n führung d e s R e l i g i on s unterrichts ,
die Seelsorge am Soldate n ,
der Aufbau von Sozia lstatione n , der in der Regel v o n Gemeindep farrern und
P a storinnen vorgenommen wird und n icht von übergeordneten Institutionen ,
die Anstellung v o n A8M - K r ä ften , bei denen unsere k irchlichen Mitarbeiter d a n n
bei den zuständigen Z a h lstellen v orstellig werden müsse n , u m überha upt d a s
- 164 -
G e l d für diese Leute zu bekommen - ein z e it a u fwendiger E in s at z , d i e neuen
F i n a n z strukture n , in die wir uns als L a n d e s k irche einfügen müsse n ,
die B a u a u fgaben , die a u f uns z u k ommen , bei denen uns immer gesagt wird : Was
ihr heute tut , ist bill iger� als wenn ihr es in zwei Ja hren ma cht ,
die S e k ten und Jugendrelig ionen , die b e i uns E inzug ha lten und für deren
Abwehr wir uns rüsten müssen , die Seels orge im Strafvol l z u g , die früher nur
a u f ei ner ganz schma len Schiene mög l i c h war und uns j etzt a l s Aufgabe
gegenüb ersteht .
Wenn S i e das a lles sehen , können Sie e rm e s sen , daß wir im Augenblick reichlich
mit d i esen Au fgaben zu tun haben . Aber i ch möchte Sie trösten : Wir werden wie­
der L u ft b e k ommen , und wir werden das e inbringen , was uns wichtig ist . Gott
g eb e , daß wir einen neuen K a iros , e i ne v on Gott geschenkte Stunde bek ommen ,
und d i e k a n n n a c h meiner Überzeugung n u r darin bestehen , daß wir den Weg fin­
den hin z u den Menschen , die in einer Sinnentleerung ihres Lebens stehen und
v o l l e r Fragen sind und ihnen auf eine ganz einfache und durch unser Leben be­
zeugte Weise die Einladung zum G l a uben a n Jesus Christus bringen . Hier sehe
ich e i n e gemeinsame Aufgabe , und hier k önnen wir v i e l auch v o n dem übernehmen ,
was etwa das Gemeindeinstitut in Celle an Vorarbeit gele istet hat , und wir
können unseren Beitrag dort einbring e n . Ich bin d a v on überzeugt : Wir werden es
gemeinsam tu n .
Meine Bitte : Erwarten Sie v on uns nicht , daß wir mit besonderen Be iträ gen kom­
men , sondern l a s sen Sie uns einfach ohne Vorbehalte miteinander arb eiten und
das Gemeinsame finden .
(Beifall)
Landesbischof Dr . Hempel :
I c h bin bewußt und gern zur VELKD z u r ü c k g ekehrt , und zwar a u s dem Grund e , weil
hier theologische Arbeit getrieben wird und weil wir die auch in den Kirchen
der neuen Bundesländer dringend brauche n . Im übrigen bitte ich um Nachs icht ,
wenn wir noch etwas scheu s i nd . Wir m ü s s e n uns an v ieles wieder erinnern und
a u c h vieles wieder einüben .
Zu dem Punkt 3 des Herrn Leitenden B isch ofs möchte ich sagen , daß nicht nur
ich eine v on uns una ufgearbeitete Frage mitbringe und daß wir uns gerade von
der VELKD K l ä rung erhoffe n . Das ist der Problemkrei s , das ist die Frage n a ch
dem R e cht , nach der Gestalt und nach d er Grenze gesellschaftl icher , p o liti­
scher E t h i k . H ier haben wir in den v i e r Jahrzehnten - mehr genötigt durch die
Verhältnisse a l s aus eigener L u st - E r fa hrungen gemacht , Konfli kte erl ebt ,
a u c h Fehler gemacht . Wir brauchen nun t h e o l ogische H ilfe im B l i c k a u f unsere
Vergangenhe it , wie man z . B . die " Zwei-Reg imente-Tradition" in un serer E p o che
unter den B e d ingungen einer Di ktatur a nwendet oder nicht anwendet . Es ist
ni cht hilfreic h , wenn uns nachträglich v o n L e uten , die 40 Jahre in der
F reiheit g e lebt haben , mit mehr oder weniger Recht
in erster L in ie die F ehler
.
a u fgerechnet werde n .
Es gibt noch andere Frag e n . Wir hatten u n s in den östlichen Kirchen - mehr
oder weniger - für den P a z ifismus entschiede n . Wie stehen Sie in den
west l ichen Kirchen dazu? Der Herr Leitende Bischof hat eine faire Meinung
geä ußert . Was denkt di� Genera lsynode? Wir im Osten haben gegen den Wehrkunde­
unterricht wie ein Mann gekämpft . War das korrekt und wie v erhä lt es s i c h zum
Nichtpa z ifismus? Wir haben die Ökologie bis zur Schmerzgrenze dem Staat vorge­
tra g e n . Der hat uns gesagt : "Es gibt doch eine Zwei-Regimente -Lehre ; das geht
Sie gar nichts a n ! " Wir ha ben es wieder vorgetra gen . War es korrekt? War es
falsch?
- 165 -
Und : Wir haben oft gesagt : Die K irche darf n i c ht an weltlicher Macht part i z i ­
p i eren . " Deshalb s e t z e n w i r uns nicht a u f d i e Tribü n e , H e r r Staatsse kretär ! "
I st das a u c h im Westen unter g a n z anderen Bedingungen-Konsensus? Welche Rele­
vanz haben die verschiedenen gesellschaftsp olitischen Situationen?
Damit bin ich bei der Z u k u n ftsperspek tive : Staat und K irche - wie sollen wir
es ma chen? Noch ist alles wund , noch ist alles b lutj ung und unvollkommen . In
der Theorie sind wir weiter als in der Pra x i s . I ch bin g e sp annt , eines Tages
d a s Votum der Generalsynode zur Wirtschaftsdenkschrift der EKD z u erfahren .
Unsere Erfahrungen waren nicht mehr integrierbar - wir k l i ch nicht - , aber
deswegen sind sie n i c ht ausradiert .
I c h will eigentlich sagen : I c h bin hier , weil wir theologische Hilfe brauchen ,
und die erhoffe ich mir z . B . auf die Frage n , die ich g e n a n nt h a b e , - Fragen
der gesellschaftlichen Ethik - von der Gener a l s y node , von der Lutherischen
Kirche , von unserer a p ostolischen Traditi on .
( Beifall)
Leitender Bischof Dr . Müller :
Herr Präsident ! Verehrte Sy nodale !
Wenn es j et zt keine weitere Wortmeldung mehr g ibt - der Herr . Präsident hätte
einer sol chen s i cher F o lge gel eistet und das Wort erteilt -, dann würde ich
j etzt gern , weil ich den k e , es kommt sowieso eine Z ä sur auf uns z u , mit ein
paar Worten auf die Voten e i ngehen .
I c h bin sehr dankbar für d i e Breite der Aufg a b e , die durch Bruder Hörcher
formuliert worden ist . I c h denke , das ist gut lutherisch : " v iva vox evangelii"
- das E v a ngelium muß verkündigt werden , anders ble ibt es zwischen Buchdeckeln ,
und wir können n icht meinen , einfach nur durch Verbreitung v on Drucker­
zeugnissen unsere Aufgaben in der Be zeugung d e s E v a ngeliums wahrnehmen z u
können .
I c h bin sehr dankbar , daß Sie auf Gesetz und E va ng e l ium hingewiesen h a be n . Ich
den k e , d a s ist genauso lutherisch e , theolog isch u n a u fg e b b a re Tradition , die
wir in der Ö k umene in steter Erinnerung zu h a l te n s chuldig sind .
Im Hinblick a u f die Konkretis ierung des Schut z e s des Lebens haben Sie mit
Recht gesagt , das gehe sehr stark in den Bereich des Gesetzes hinein . I ch
erinnere a b er dara n , daß der Aufhänger natürlich d i e zu erwartende gesetzl iche
Regelung sein wird . I c h denk e , daß der Zuspruch a n Menschen in der Absolution
n i cht nur eine legitime , sondern eine stets erforderliche Aufgabe ist . D ie
Erlösung , die durch Jesus Christus geschehen ist , findet e b en ihren Zuspruch
in unserer Hinwendung zur Gemeinde wie auch z u e in zelnen in eben dem Z u spruch
dieser uns widerfa hrenen Rechtfertigung des Gottlosen .
. Bruder · K leefeld hat a u f die Aufgabe hingewie sen , die das " J a h r mit der B ib e l "
bedeutet . I c h k a n n g e r a d e von d e r Notwendig k e it der Verkündigung h e r hier
unmittelbar a ns chließe n . I c h bin Ihnen d a n k b ar , daß Sie zwei Impulse genannt
haben . Es wäre s chön , wenn hier weitere Impu l s e h i n z u g e fügt würden . Vielleicht
ist Celle ein Ort , an dem manches gesammelt werden könnt e . Bruder Kraft ,
" Zentrale Erfassungsstell e " , das gibt es nun s chon ma l .
( Leichte Heiterkeit)
Das war lange umstritten . Plötzlich empfinden es a l l e doch als etwas ehemals
Richtige s . Vielleicht .fiele uns hier j a ein t r e ffenderer Ausdruck ein .
- 166 -
( Beifall)
I ch w ä r e a b e r dank bar , w e n n das Gemeindekolleg in C e l l e a n den Fragen dran­
bliebe , die die Volksk irche , die Missio n , die Ev angelisierung betreffe n , daß
hier nicht in esoterische Z i rkel a b g edriftet wird , so berechtigt dann a uch
Sondergruppen und deren Pflege sein müssen .
I c h h a b e an d i eser Ste lle sozusagen nur eine E i nleitung vorgenommen . H ierzu
wird morgen ein Hauptvortrag folg e n , dem i ch nicht vorgreifen wollte .
Wa s " D i e erneuerte Gemeinschaft" a n geht , so ist eine F rage : "Wie s i n d wir in
der Vergangenheit mite inander umgeg a n g e n , und wie gehen wir j etzt miteinander
um? " Ich denke schon , daß wir recht daran getan h a be n , uns , weil wir i m Grunde
durch den E i s ernen Vorhang doch v i e l zu wenig voneinander wußten , gegens eitig
den Weg freigemacht zu haben . Sie haben j a auch den westlichen Gliedk irchen
nicht etwa a u fg etragen : Weil wir d a s j etzt so ma chen mit der Beendigung der
VELK , deswegen müßt auch ihr a u fhöre n . Und wir haben Ihre Entscheidung - so
denke ich - mit Verstänqnis a ufgrund der Gründe , die Sie gena nnt h a b e n ,
begleitet , und das hat a u c h nicht irgendwie Verhältnisse verä ndert oder
verschle chtert . Die Partnerschaften sind weitergega ngen , die persönlichen
B e z iehungen sind weiterhin gepflegt worden . I c h h a b e die Gründ e , die
vorg etragen worden s in d , voll und ganz respektiert . Wir s o l lten j etzt s i cher
n i c ht a u frechnen , wo wir möglicherweise noch intensiver hätten miteinander
reden müssen . Es war j a a uch a l l es nicht so g a n z einfa c h . D a s muß man ja auch
e inmal zugeben . Es war j a gar nicht so schön , sich dort , in der
Fr iedrichstraße , im Kelle r , sagen l a s sen zu müsse n : Na , wohin willst du denn
nun wirklich? Oder wenn m a n in He lmstedt über die Grenze fuhr , dauerte es eben
immer länger a l s bei a nderen , wenn m a n einreiste . Das war nun einmal s o .
S i cher gibt es dort a u ch irgendwel c h e Akte n , aus denen hervorgeht , wie oft und
weswegen man dort war .
Gleichwohl : Sie haben es a u f sich genommen , trotz der großen B e l a stung e n , die
Sie a uch v orher hatte n , z u uns z u k ommen , und wir waren und s ind d a für
d a n k ba r .
E s geht j et zt u m " Erneu erte Geme i n s c h a ft " , vielleicht sogar u m " N e u e Gemein­
s c h a ft " , " n e u " in dem Sinn e , daß s ich die Dinge nicht nur immer entwi c k eln ,
sondern daß durch das Miteinander tatsä chlich auch Neues entsteht , daß wir uns
neue Fragen stel len . Man wird ja a u c h ein bißchen betrie b s b l i n d , übera l l ,
d e n k e ich ma l . Das l iegt an dem a lten Adam , den es j a trotz der T a u fe immer
noch gibt ; er s o l l zwar t ä g l i ch e r s ä u ft werden , a ber Sie wissen j a , wie das so
ist ; er hat es eben nöti g , daß er j eden Tag neu ersäuft wird .
Es ist eine F ü l l e von Anregungen gegeben worden . I c h f.ände es günstig , Herr
Präs ident , wenn s ich z u d i esem P u n kt eine Gruppe für den Beri chtsa u ss chuß
bildete . Hier ist so viel gesagt worden , was viellei cht noch stärker artiku­
liert werden s ollte . Wir haben es ja gar nicht nötig , zu grummeln , s o ndern wir
s o l lten g a n z offen fragen , sollten antworten , wo wir antworten können , sollten
a u ch kritisch fragen .
Daß wir in der vergangenen Zeit s i c her keine guten Propheten gewesen sind , das
muß man zugestehen . I c h j edenfalls habe eine solche Entwi c k lung n icht k ommen
sehe n . Ich hatte sie erhofft , hatte s i e aber erst für sehr v i e l später
erwartet . So kann der Schein trüge n : der Schein der Macht .
Worum es in der Vereinigten Kirche geht , d a s ist die Theologie , d a s ist die
uns a u fgegebene Tradition . Kirche k a n n , verehrte Synodale , ohne Konfession
nicht sein . Wer will dem etwas b e z e ugen können , wenn er nicht weiß , was er
b e z e ugen will? Wir wollen das E v a n gelium b ezeuge n , wie es in der Heiligen
Schrift gegeben und in unseren B e k enntnisschriften interpretiert wird . Und
- 167 -
wenn wir d a s können , dann sprengt das Staatsgrenzen , dann wird das ökumenisch
relevant im dopp eltem Sinne , nämlich über die Staatsgrenzen hinaus und in
a ndere Kirchen hinein . Darum ginge es . Und es ist wichtig , dies gemeinsam zu
tun , Ihre Erfa hrungen mit einem a nderen Staat , als wir ihn erlebt haben , ein­
zubringen , wobei die Wa rnung vor einem übersteigerten National ismus richtig
ist .
Da aber die Entwic k l ung doch in Richtung Europa weitergehen wird , meine ich ,
ist hier ein neuer Denkpr o z eß nötig . Wie k a n n ein vereinigtes Europ a , in dem
es v erschiedene Sprachen gibt , in dem es verschiedene K u lturen gibt - und a u f
a bsehbare Z e it wird d a s s o bleiben - , miteinander in Verbindung sein? U n d da
wir a l s Lutheraner g e lernt haben , daß sich die Wahrheit zumeist nur dia lek ­
t i s ch beschreiben l ä ßt - eben der eine Gott a l s der offenbare und verborgene
( dieses Beispiel wurde h i er genannt ) , das E v a n g e l ium i n der Verkündigung als
G e s etz und E vangelium , was s i ch ja zu widersprechen s c heint - , könnte es sein ,
d a ß uns von unserem Denkansatz her im Hinblick a u f d a s Mite inander des
U n vereinbaren oder des s c heinbar Unvereinbaren g a nz wichtige Aufgaben z u fa l ­
len . Die Rechtfertigungspotschaft bleibt d a b e i d i e Grundlage . S i e stellt u n s
. immer wieder d i e Frage : Was i s t eigentlich wichtig in der K irche : d i e v ielen
Geset z e , die wir ma chen , die v ielen Zusammenschlü s s e , die es gibt , und die
v i elen neuen Z usammenschlüsse , die ja auch wieder a ngeboten werden und die uns
dann natürlich fragen l a s se n , wie sich das eigentlich krä ftemäßig überhaupt
bewerk stelligen und bewä ltigen läßt? Was ist wichtig in der Kirche? Luther hat
gemeint : die Verkündigung , daß Gott Gnade ist , und er hat dies christologisch
begründet .
Wenn wir das in unsere Z e it einbringen , dann ist , denke ich , dies nicht nur
ein Aufwand , dann ist dies auch Ertra g , Ertrag , der uns h i l ft bis in die G e ­
m e inden hinein . D e n n w o v o n l e b t d e n n unsere Arbeit? . Doch n icht von unserem
M a n agement . Das k ö n nten a ndere viel besser . Von dem , was wir als Auftrag
Gottes z u sagen haben , lebt unsere Arbeit , leben unsere Gemeinden , sie leben
mögl icherweise ganz bescheide n , und das gibt es bei uns a u c h , das gibt es
n icht nur in Sachsen .
H i n s i chtlich der Frage der p o l itischen Ethik denke ich , daß es ganz wichtig
ist , an diesem Geb iet durchzubuchstab ieren , was " R e c ht fertigung des Gottlosen"
heißt , wa s es bedeutet , wenn wir gefordert s ind . I ch will mich j et zt - schon
mit einem Blick auf die Uhr - nicht in Einzelheiten verlieren . Wir ha ben nur
g elernt , daß wir eben politisch sin d , auch dort , wo wir es gar nicht z u sein
meinen , weil wir in einer Öffentlichkeit wirken und weil a lles , was wir tun ,
irgendwie a u c h politisch wirkt . Ich den ke , das ist a u c h in der ehemaligen DDR
der F a l l gewesen .
D i e Friedensgebete waren Gebete , und sie waren a u c h - wie sich gezeigt hat hochp olitisch . I nsofern wird uns hier eine geme i nsame Vera ntwortung im Hin­
blick auf Gesetz und E v a ngelium begleiten .
I c h bin dankbar für d i e Ergänz ungen ; ich verstehe das , was Sie vorgetragen ha­
ben , im wesentlichen a l s Ergänzungen und würde m i ch freuen , wenn eine Gruppe
von I hnen daran weiterarbeitete .
Vielen Dank !
( Be i f a l l )
Präs ident Veldtrup :
Herzl ichen Dank , Herr Leitender Bischof ! Ich darf diese Anregung a u fgreifen
und Sie b itte n , das " NN . " als " Erneuerte Geme inschaft" zu ergän zen und ent- 168 -
sprechend zu v otieren . Außerdem möchte ich Sie noch einmal freundlich daran
erinnern , die Z ettel so bereitzuleg e n , daß sie von den Angehörigen des B ü ros
eing esammelt werden können . Legen Sie sie bitte offen a u f den Tisch .
Wir treten d a n n in die Mitta gspause ein . Ich b itte Sie , um 15 . 00 Uhr p ü n ktlich
wieder hier z u sein .
( U nterbre chung v o n 13 . 02 Uhr bis 15 . 05 Uhr)
Vizepräs ident Böttcher :
Oie S i t z u n g ist wiedereröffnet . Bevor wir in u n serer Tages ordnung fortfahren ,
b itte ich Herrn O e k a n Greiner um ein Grußwort für die E v a n gelische Kirche i n
Württemberg .
Greiner :
Herr Präsident ! Verehrt e , liebe Schwestern und Brüder !
Z unä chst d a r f ich Sie g a n z herzlich von unserem Landesbischof O . Theo Sorg ,
Stuttgart , grüße n . I c h tue das um so freundl icher , als der Platz bei der
Bischofsk o n f�ren z , der als Gastplatz immer noch da ist , leer ist . Herr Prälat
Walter B i l ger , d er diese Aufgabe übernommen hat , ist gesundheitlich a ng e s chla ­
gen und wird zum 1 . Februar 1992 in den Ruhestand treten . I ch h a b e die Hoff­
nung , daß sein Na chfolger , wenn die Kirchenleitung das so wünscht , diesen
Platz regelmäßig a u s füllen wird . Ebenso grüße ich Sie herzlich von unserem
Präsidenten der 1 1 . Württembergischen Landessynod e , Or . Oswald Seitter .
Oie E i n l a d un g , d i e d i e Württemberg ische L a n d e s k irche in ihrem Gas tstatus von
der VELKO erfä hrt , ist ein Stück Gemeinsamk eit im Oienste als lutherische
K irche . H e rr Präs ident Veldtrup hat heute morgen bei der Begrüßung ganz
richtig ges a gt die " L utherische Kirche in Württemberg . " Nur betonen wir dieses
lutherisch n i c ht so sehr .
( Heiterkeit)
Oaß wir eine Lutherische Kirche s i n d , mag in j enem historisch g e flügelten Wort
zum Ausdruck komme n , das in Württemberg am A n fa ng der Reformation unter den
lutherischen reformierten Pfarrern im Blick a u f das Abendma hlsverständnis
umg i n g : " l ie b e r zehn paptistische Messen als eine zwi nglia n i s ch e . " - Wir s in d
aus dieser O i s k u s s i o n heraus .
Oie B e z i e h u n g der Württembergischen La n d e s k irche zur VELKO ist eine b ilaterale
innerhalb des L utherischen Weltbundes und dort i n nerhalb des E x e k u t i v k omitees .
Es gibt e i n e breit gefächerte Zusammenarbeit zwischen Württemberg und der
Vereinigten K i r c h e . Ich nenne nur den Erwa chsenenkatechismus und d a s
Geme indekol leg i n Celle , das w i r a u c h fina n z i e l l unterstützen und das v o n
n i c h t wenigen G r u p p e n a u s Württemberg bes ucht wird .
Württemberg ist g e k e n n z eichnet von einer gewa chsenen Kirchlichkeit ,
Frömm i g k e it u n d integrierender Arbeit zwischen offizieller Kirche und dem
P ietismu s . Trotzdem sind auch wir n icht von einer höheren Austrittswelle
verschont ; e s s i n d etwa 50% mehr a l s in den letzten Jahre n , wobei man wissen
muß , daß Württemberg bisher eine Kirche in der EKO mit den n a h e z u geringsten
Austritts z a h l e n gewesen ist .
Wir profitieren v o n der sachkundigen theologischen Arbeit der Vereinigten
Kirche auch im Blick d a ra u f , daß der Pietismus nicht in eine Oistanz z ur
wissen s c h a ft l i c h e n Theologie zurü c k fällt , wie . das im letzten Jahrhundert der
- 169 -
F a l l gewesen ist .
Erfreu l i ch ist , d a ß die Einla dung zum Deutschen � v a ngelischen Kirchentag für
1997 von uns erem L a n desbischof offi ziell a u s gesprochen worden ist und zur Zeit
vom Kirchentagspräsidium geprüft wird . Wir sind d a n k b a r , daß im Präsidium des
Kirchentages auch ein Landessy noda ler aus Württemberg ist .
Württemberg begleitet d i e 1 . Tagung der B . Generalsy n ode mit Aufmerksamkeit
und Spannung . Ich s c hließe mit dem her z li c h e n Dank für viele fruchtbare theo­
logische Impulse aus der Vereinigten . Kirche .
( Be i f a l l )
Vizepr ä s ident Böttcher :
Lieber Herr D e k a n Greiner , wir danken Ihnen für I h r Grußwort und Ihre guten
Wünsche . Nehmen Sie auch von uns ganz herzliche Wünsche mit a n Ihre Kirche , a n
Ihren Bischof , a n I hre Synode . Vielen D a n k .
( Beifa l l )
I c h d a r f einen weiteren Gast begrüßen : E s i s t Herr Pastor Erling v o m Europa­
referat der Kirche v on Schweden unter uns .
( Be i f a l l )
S e i e n Sie uns herzlich will kommen !
Nun gestatten Sie mir noch einen k leinen H inweis . Sie werden Mappen erhalten ,
in denen s i ch die M a n u skripte Ihrer Wortbeiträge während dieser Tagung be­
finden . A l l e neuen Synodalen möchte ich darauf hinweisen , daß Sie gebeten
werden , diese Manuskripte durchzusehen und sie dann wieder zurückz ugeben .
Bitte a c hten Sie dara u f , keine neue Textfa ssung I hres gesprochenen Wortes
a b z u fa ssen , sondern den Text nur dort , wo es nötig ist , z u korrigieren und die
Richtigkeit z u bestätigen .
I c h mache Ihnen einen Vorschlag zur weiteren Tage s ordnung . Wir befinden uns in
der Ausspröche zum Bericht des Leitenden B i s chofs . Wir schlagen Ihnen v o r , d a ß
wir n o c h ein S t ü c k d a r a n arbeiten , u m in unserer Tagesordnung voranzukommen ,
und daß wir n a c h der K a ffeepa u se - wie a u s gedruckt - die Wahlen zur Kirchen­
leitung vornehmen und dann in der Tagesordnung in der ausg edruckten F a ssung
fortfa hren . - I c h stelle fest , daß s ich dagegen kein Widerspruch erhebt . Wir
werden so verfahre n .
Wir kommen nunmehr zu Punkt 3 des Berichts des L e itenden B i s chofs .
Frau Professorin Forch :
Sehr verehrte Herren und Damen ! Sehr verehrter Herr Bischo f !
I c h möchte einiges z u I hrem Beitrag , sehr geehrter Herr L e itender Bischof , " Vom
S c h ut z des Lebens" sagen , und zwar zuerst z u P u n kt a "Das ungeborene Leben " .
Im Grundsatz stimme ich mit Ihnen überein , daß L eben geschützt werden muß . Das
gilt j edoch a u c h über d a s ungeborene Leben h i n a u s , z . B . bei Tötung im Straßen­
verkehr , b e i m i l itärischen Übungen , bei Attentaten a u f Politike r , ·bei Morden
an Fremden und bei den zunehmenden Selbsttötungen von j ungen und alten M�n­
sehen in unserer Gesellschaft .
- 170 -
Oie �tarke Zentrierung auf den Schwangersc h a ftsa bbruch , ein Schlagwort heute
auch in der " Br a u nschweiger Ze itung " überschrieben mit " Abtreibung tötet
Leben " , ist in Verbindung mit der geplanten Änderung der Geset z g e b u ng als ein
Politikum z u sehen und zu verstehen . In der Z e itung kommt die Eröffnung der
Generalsynode auf der Seite der Politik nicht von ungefähr .
Entscheidungen von F rauen zur Geburt oder zum Abbruch sind im Bewußtsein und
im Erleben E nt s ch e idungen in Verantwortung u n d Entscheidungen zwischen Übeln .
I c h spreche hier a u s Erfahrung bei Beratungen und beim Begleiten v o n v i elen
j ungen Männern u n d Frauen - ich sage bewußt a u c h , von M ä nnern - u n d vor a llen
Dingen v on Frauen , d i e in materieller Not s i n d , und von Frauen , d i e Gewalt und
Vergewa ltigung durch ihre Männer in der Ehe erleb en .
Im Bericht hätte ich mir deshalb gewünscht , daß die Lebenssituationen von
Frauen , die durch Schwangerschaft in Bedrängnis geraten s in d , stärker genannt
worden wären . Ich muß hier nicht die Hintergründe für Konflikte a n führen . Es
g i bt v iele A u s führungen d a z u , besonders v on kompetenten Frauen , die Berate­
rinnen , Ärztinnen und Juristinnen sind . Ich meine - und ich nenne nur stich­
wortartig - die steigende Zahl von Alleinerziehen de n , die a n steigenden Schei­
dungs z a h le n , Armut und Wohnungsnot sowie vor a l l em die v i el fältigen Formen des
Z usammenlebens neben der herkömmlichen Familie .
I c h denke desha l b , daß Kirche und damit auch Synoden in ihren Berichten und
Stellungna hmen u n d in ihrer Verantwortung auch dies verständni serweckend für
die Öffentlichk eit herau s stellen sollten . Ich habe deshalb die g a n z große
Bitte , daß wir die notwendige Seelsorg e , die Beratung und Begleitung und die
fin a n z ie l l e Unterstützung besonders von Beratungsstellen und Fraue nhäus ern
deutlich. mache n . Ich denk e , es ist notwendig , daß wir die Gräben n i c ht noch
t i e fe r ma chen , s o ndern Türen aufmachen für F ra u e n in d i eser Not .
I c h möchte zu dem weiteren Punkt noch etwas sagen . I c h danke für d i e a u s ­
führl iche Darstellung z u m Pflegenotsta n d . Es i s t notwendig , hier die Kirche
und besonders d i e Kirchengemeinden und Kirchenkreise stärker in ihre
Verantwortung z u nehmen , damit sie ihrem d i a k onischen Auftrag n a c h k ommen
können . Ich denke , es gibt a b er auch Gemeinden , die diese Verantwortung
übernehmen wollen und die gehind ert werden . Ich sage das hier ganz bewußt als
Kirchenv orsteherin einer Großstadtgemeinde . Bei den Fragen des Sta ndortes und
der F i n a n z ierung von Tagespflegestätten für A l te und Behinderte nehmen die
großen E inrichtungen vorrangig den Platz ein und werden darin sehr
unterstüt z t , weil d a s natürlich kostensparend ist .
Oie Betroffenen haben es verdient , gemeinde- und quartiers be zogen versorgt z u
werden , und v or a l l e n Dingen sollte , wenn d a s i n d e r Gemeinde g e sc h ieht , . d e n
Angehörigen eine Entlastung gegeben werden , weil sie s i c h so s t ä r k e r um ihre
F amilienmitgl ieder und besonders um ihre Eltern kümmern können . I ch h a be a l s o
auch in diesem F a l l den Wunsch , daß d e r E in fluß der S y n o d e h i e r zum Tragen
kommt , daß s ich große diakonis che E inrichtungen zurückha lten , damit Mensch­
lichkeit stärker z um Tragen kommt .
Herr L e itender B i s c ho f , im Bericht haben Sie nicht die schwierige Situation
der A s y l a ntragste ller angesprochen . Sie haben d a s s icherlich a u s Z e itgründen
unter l a s se n , haben das a b er in I hrer Predigt a u fgenommen . I c h möcht e , daß wir
a lle dies doch w ir k l i ch sehr deutlich sehen und auch eine Stellungna hme
a bgeben , d a N a ch b a r s ch a ft in den Gemeinden zu den Fremden wirk l ich p r a k t i z iert
werden m u ß . Ich h o f fe , daß dies durch den eingesetzt e n Ausschuß in d i e
Öffentl i c h k e it k ommt .
( Beifa l l )
- 171 -
F r a u Kriebit z s c h :
Herr Prä s ident ' Liebe Konsynodalinnen und K onsynoda l e '
In I h rem Bericht sprachen Sie davon , Herr Leitender Bischo f , daß das Geme inde­
k o l l eg in Celle K o n z epte für einen diak onischen Gemeindeaufbau a ufgreifen und
entw i c k eln solle - Se ite 24 - . I c h möchte dies sehr unterstützen und bitten ,
daß d a s forciert betrieben wird . Hierfür zwei Gründ e :
1 . B e i meiner Tätigkeit erlebe ich die Hilf- und Ratlosigkeit i n den Gemeinden
a n d i e s em Punkt . Wir haben uns daran gewöhnt , daß D ia k onie ein Bereich für
s ich ist und haben uns weitgehend s o eingerichtet .
2 . D i e Tätigkeit von Gemeindediakoninnen und Gemeindediakonen wird vielfach
a u f den Bereich Jugend- und K inderarbeit reduz iert . Dia konische Ansätze dürfen
meist nur unter ferner l iefen durchg eführt werd en . Dies bringt viele Probleme
mit s i c h , und ich weiß , daß dies weit über die Gren zen unserer Landesk irche
hina usg eht .
Es ist dringend erforderl ich , diakonische Konzepte für den Gemeindeaufbau vor
dem H intergrund eines missionarischen Ansatzes z u erarbeiten . Die Konzept e ,
d i e e s bisher gibt - es sind ohnehin sehr wenige - , werden abgetan mit der Be­
merkung , dies sei Sozia l a rbeit . I ch wünsche mir , daß dies im Gemeindeko lleg in
Z u s a mmenarbeit mit ha uptamtlichen Mitarbeitern betrieben wird .
(Beifall)
Frau Schü lk e :
Liebe Schwestern und Brüder '
Als b a yerische Synoda l in hat mich g a n z besonders der Beitrag zum ungeborenen
Kind bewegt . Sie können s i ch das s i cherlich v orstellen , nachdem Sie auch ge­
lesen haben , daß wir im v ergangenen April eine Erklärung herausgegeben haben ,
die s i c h mit diesem Konfliktfeld befaßt . Ich möchte hier drei Dinge anführen :
eine P r ä z isierung , eine Ergänzung und einen Dank .
Zuerst hat mich sehr g e freut , wie sorgfältig und behutsam Sie mit diesem Thema
umgegangen sind , Herr L eitender Bischof . Desto mehr bedau ere ich , daß die Ro­
senheimer Erklärung hier ni cht so ziti ert worden ist , wie s ie wirk lich
da steht . Ich bitte S ie zu a k zeptieren , daß ich die Stelle , die im Manuskript
a u f Seite 1 7 ausgedruckt ist , noch einmal in den Z u sammenhang bring e , in dem
sie steht ; andernfalls würden sich sonst einige Mißverständnisse festsetzen ,
und d a s möchte ich nicht gern .
Der Text beginnt einen Satz eher :
"Abtreibung ist Töten menschlichen Lebens . E ine Schwangers chaft
abz ubreche n , ist ethisch nur gerechtfertigt , "
- s o weit steht es hier a u c h "wenn eine F ortsetzung der Schwa ngerschaft d a s Leben der Frau ge­
fä hrden würde (medizinische Indikation) . . . . . "
Jetzt müßten Sie hier an dieser Stelle einen P u n kt setzen und a nstelle des
" un d " folgenden Satz wirklich zur Kenntnis nehmen :
" E in e Abtreibung k a n n in j edem F a l l nur e i n letzter und a u c h immer
- 172 -
mit Schuld aller Beteiligten v erbundener Ausweg sein , wenn die
schwangere F r a u s i c h . . . . . "
Dann kommt der Text wie er hier auf Seite 17 steht . Ich bitte Sie a u sdrü c k l i c h
noch e i n m a l d a r u m zur Kenntnis z u nehmen , daß unter d e n " ethisch gerecht­
fertigten Grü nden" � wenn man diesen Ausdruck überhaupt gebrauchen k a n n nicht die Notlagenindikation mitgemeint i st , sondern einzig und a l l e i n d i e
medizinis che . W i r haben in unserer D i s k u s s i o n be sonders Wert darauf gelegt ,
das deutlich zu ma chen .
Der letzte Satz ist in dem Zusammenhang a u c h noch wichtig . " Strengste Maßstäbe
sind h ier a n z u legen " ; wir werden auf unserer n ä chsten Synode über diese Maß­
stäbe a u c h z u sprechen haben . - So weit also die Prä z isierung .
Jetzt zwe i kleine Ergänzungen . Auf den Seiten 1B und 19 sind mir zwei Formu­
lierungen a u fg e fa llen , zu denen ich als Frau etwas sagen möchte . U nter Nummer
3 la utet der dritte Satz des Ma nuskripts :
"Wenn es hier tatsächlich j em a l s um die M a cht der M ä n ner über die
Frauen gegangen sein sollte , so wäre es fa l s ch , d i e s e n M a chtmiß ­
brauch durch die Ma cht einer F r a u über Leben oder Tod ihres K i n ­
d e s z u erset z e n . "
Ich muß sagen , daß mir die F ormulierung " d ie M a c ht einer Frau über Leben oder
Tod ihres K indes " etwas den Atem nimmt . I ch kann mir nicht vorste l le n , daß
Frau e n , die in Schwa ngerschafts k onflikten sind , Ma chtfragen stel l e n . Das ist
überwiegend eine männliche Domäne . Ich den k e , daß es vor a l l em darum geht , daß
nach Verantwortung gefragt
. wird und n i cht nach Macht . Das ist mir hier aufg e fallen .
D a s andere steht auf Seite 19 unter Nummer 4 :
" D i e Verantwortung des Vaters für das werdende Leben ist prin z i ­
p i e l l e i n e a ndere als die d e r Mutter . "
H ier möchte ich ergänzen , daß es " p rinzipiell" s i cherlich so ist , aber daß
dennoch d i e Bez iehung der Mutter zu einem werdenden Kind notwendigerweise und
naturgemäß eine andere sein muß als die Stellung des Vaters , so daß ich diese
- wie es mir sche int - gleichwertig gesehene Mittelstel lung - hier Vater , h i er
Mutter und in der Mitte das Kind - so uneingeschränkt nicht stehenlassen
möchte . I c h möchte darauf hinweisen , daß d i e Verbindung der Mutter zum Kind
viel inten siver ist und daß der Mutter deshalb a u c h ein größeres Gewicht in
der Entscheidung z u k ommt .
Ganz dankbar - damit möchte ich schließen - bin i ch für den Sat z , den ich im
ersten Drittel der Seite 19 gefunden h a b e :
" Trotz aller Beratung und a ller H i l fe n : Diese letzte Entscheidung
trifft die Frau , und es wird in j edem F a l l eine bela stete und be­
l a stende Entscheidung sein . "
Das hat uns bei der Synode besonders beweg t . Wie m a n bei diesem K onfliktfall
una uswei chl ich in Schuld gerät , wie auch immer man sich entschei det .
Die Rosenheimer E r k l ä rung wird v ielleicht nicht a l l en beka nnt sein . I c h h a b e
e i n i g e E x emplare bei mir . W e r s ich da für interess iert , k a n n die E r k lärung gern
bei mir einsehen .
( Beifall )
- 173 -
Andreas Seifert :
Herr Präsident ! Liebe Mitsynoda l e !
Wir s i nd bei unserer Verp flichtung gestern a u f unsere Aufgabe hingewiesen
word e n . Da war von Dia konie a u s drücklich die Red e . Darum · freue ich mich , daß
in dem Bericht des Leitenden B i s chofs diesmal soviel von dieser Aufgabe die
Rede ist , wie das s chon lange nicht mehr der Fall wa r . I c h möchte drei P unkte
die der Leitende Bischof erwähnt hat , besonders hervorheben und besonders
a k z entu ieren .
Da war einmal die Rede von der Auswanderung der D i a k onie in ·E i nrichtungen und
Ansta lten . Da ich selbst in so einer tätig bin , habe ich mich d a natürlich be­
sonders angesprochen gefühlt . Ich möchte einfach darauf a u fmerksam ma chen , daß
e s s chon seit geraumer Zeit eine Gegenbewegung g ibt . H i er in der N a c hbarschaft
g ibt es die Neuer k eröder Anstalten ; die s i nd gerade dabei zu überlegen , wie
sie das Wort " Anstalt" aus inhaltlichen und nicht etwa aus sprachlichen
Gründen loswerden . Die Hamburger wissen , daß das die Alsterdorfer schon hinter
sich h a be n . Noch ein Hamburger Beispiel : Daß die im Ra uhen Haus n icht nur um
das R a uhe Haus herum ihre Arbeit machen , sondern längst über die Stadt
verteilt , ist auch bekannt . Das heißt , es gibt eine De zentra lisierung d i a k on i ­
s cher Arbeit von d e n großen E i nrichtung en , w o man s a g e n kann : die kehren i n
d a s s o z i a l e Umfeld der Bewohner zurüc k ; die kehren damit auch in die Kirchen­
g emeinden zurück bzw . bieten Anknüpfungspunk te , die es in der Vergangenheit
sicherlich schwerer gegeben h a t , die a b er j etzt lei chter a u f z unehmen sind .
S icherlich ist dies eine Sache von beiden Seiten . Aber die Möglichkeit ,
a u feinander z u z ugehen , i st größer als früher . Das gilt für fast a l l e d i a k oni­
s c h e n Arbeits bereiche . I n der Jugendh ilfe hat es a ng e fange n . Das gilt a b e r in­
zwischen a uch für die Behindertenarbeit ; und a u c h d i e Altenarbeit ist auf die­
sem Weg e . I n N i edersachsen hat das sogar Eingang in das Regierung sprogramm
gefunden . Alles das , ·was man mit mehr als 40 Plätzen ma chen will , hat die
K o a l it ion durch Vereinbarung sozusa gen erledigt ;
das ist gar nicht mehr ge­
nehmigungsfähig . Dahinter steckt der Geda nke : nicht in großen Anstalten ,
sondern ortsnah und menschennah arbeiten . I ch den ke , das kommt diesem Wunsch ,
a u c h k irchengemeindenah zu arbeiten , entgegen .
Der zweite Punkt war die Sa che mit den Pflegeberufen und der Werbung , die im
Augenblick mit Broschüren , aber auch mit Anzeigen im Augenblick l ä u ft . F ü r
m i c h ist d a s e i n e Engführung eines Problems ; d e n n es geht nicht nur u m Berufe ,
d i e etwas mit Pflege zu tun haben . Es geht um a l l e Berufe , die z ur
S o z ia l arbeit gehören . Ich denke d a b ei an die Sozial arbeiter , E r z ieher ,
H e i l p ä d agogen , Arbeitspädagogen und Therapeute n . Im Augenblick wird nur für
d i e P flegeberufe geworben und der Mangel vor allen Dingen dort angespro chen .
D a s ist aber eine Geschichte , die weit darüber hinausgeht .
D a m it komme ich zu meinem letzten Punkt : Der Leitende Bischof hat a u f die
Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft zum P flegenotstand h ingewiesen .
Die F a chverbände des D i a k onischen Werkes aus Jugend- und Behindertenhilfe
haben ein Papier über die Mitarbeiterentwicklung in den 90er J a hren gema cht ,
d a s sehr viel Beachtung gefunden hat , in dem dieses Problem a u s führl ich
darg estellt i st und bei dem man auch Sorgen und Ängste kriegen k a n n , wenn man
s ich ü berlegt, wie das wohl in 5 oder gar erst in 10 Ja hren a u s s ehen mag .
M i r scheint , daß ein Trichter , durch den alles muß , die Ausb ildung ist . E s
k önnen hinterher nicht mehr tätig sein , a ls ausgebildet worden s in d . Da ·es
s ich ja um Berufe handelt , in denen man F a chwissen mitbringen muß , können sie
nicht hinterher auf dem Markte da sein , wenn sie n i c ht rechtzeitig a u s g eb ildet
worden sind . Auf diesem Feld tun wir , glaube ich , noch zu wenig oder sind
n i c ht sensibe l , nicht schnell , n icht wach genug . Und bei der Schulpolit i k , die
dabei mitbetroffen ist - sofern es s i ch um berufsbildende Schulen handelt -
- 174 -
sind wir nicht präsent genug , scheint mir . In Niedersachsen ist d a s insofern
a ktue ll , als e iner der Gastgeber am morgigen Abend , der niedersächsische
K ultusminister , gerade gesagt hat , er möchte die angebliche Bevor zug ung freier
.
Schulträger in N iedersachsen abscha ffen . Die , die so wie ich Schuleinrichtungen betreiben , wundern s i ch angesichts der tatsächlichen R e a l ität , wo
die Bevorz ugung sein soll . E s ist v ielmehr s o , daß die Ausbi ldung a u c h durch
die Umstände , unter denen sie von den finanziellen Rahmenbed ingungen her
gesehe n , geleistet werden muß , bedroht ist . Vom Vorrecht freier Träger k a nn
ohnehin nur eingeschränkt die Rede sein ; denn der Staat macht a u c h eine ganze
Menge a n Ausbildun g . Und wenn wir ü berlegen : Wie bekommen wir eigentlich
Erz ieher und wie Pflegepersona l , d a s d i e Motivation mitbringt , von der im
Bericht a uch d i e Rede wa r , dann sp ielt die Frag e , wie sie ausgeb ildet worden
sind , eine ganz wichtige Rolle . D a genügt am Ende das , was die K irchengemeinde
a n b ietet , n icht . Es ist nützlich , wenn ein E r z ieher , der in einem kirchlichen
K indergarten tätig werden sol l , in e i ne r kirchl ichen Erz iehera usbildungs stätte
gewesen ist . Die Aussichten , daß die Erwartungen erfüllt werden , sind dann
größer .
Wir sind da relativ b e s cheiden . U n d dort , wo wir zurückgeschoben werden oder
uns mit e inem wachsenden Angebot staatl icher Schulen konfrontiert sehe n , dort
sind wir nicht so auf dem P l a n , wie wir es sein sollten . Ich g l a u b e , daß das
nicht nur für N i edersachsen gilt ; a be r hier erlebe ich es selbst mit u n d
w o l l t e d a r a u f a u fmerksam machen : E intreten f ü r die Schulpolitik gehört mit
d a z u , wenn es mit der Motivation und mit der Mitarbeiterzahl stimmen s o l l .
( Be i f a l l )
Thobaben :
L iebe Schwestern und Brüder '
I ch möchte einige Anmerk ungen ma chen zu Punkt b : " D a s schwa che Leben " . I c h
de nke , d a s , w a s zur Frage des Pflegenotstandes ausgeführt worden ist , i s t s o
r i chtig , und d e m w i l l ich a u ch n i chts hinzufügen . Nur , ich mei n e , die Sache
hat zwei Seite n . Mir ist a ufgefallen , daß wir a l s Christen d a z u neigen , Men­
schen , die nicht im Vollbesitz ihrer Beweglichkeit , ihrer einzelnen Sinnes­
organe sind , z u Obj e kten unserer P fl e g e und Hege zu ma chen . Betrachten Sie vor
I hrem g e istigen Auge in diesem Augenblick einmal Ihre einzelnen Kirchen z u
Hause in I hren Ortsgemeinden . Was n icht möglich o d e r i n der R e g e l s e h r
schwierig ist , ist das Miteinand erleb e n , die Gemeinschaft zwischen Menschen ,
die relativ wenig behindert sind , u n d Menschen , die stärker beh indert s i nd ,
vor Ort in der Gemeinde . Die D e z entralis ierung in der Dia konie - das weiß ich
von den R a u h ä u s lern - findet eigent l i c h so statt , daß die Kirchengemeinden die
Chancen zur Gemeinschaft mit diesen Menschen nicht wahrnehmen können , weil sie
sie gar nicht sehen .
Ich meine , daß wir in unserem notwend igen Bemühen , Menschen H i l fe zuteil
werden zu l a s s en , ihnen das Wichtigst e , was wir ihnen geben k önnen , d i e
Geme inschaft , n icht verweigern dürfen . Das würde i c h in Zukunft g e r n etwas
deutlicher beda cht haben .
I c h danke I hnen .
( Beifa l l )
Ich möchte e i n e Anmerkung machen z u d e m P u n k t v o m " Schutz d e s Lebens " . I c h bin
- 175 -
froh darüber , Herr L e itender Bischo f , wie behutsam Sie dieses Thema vorge­
tragen habe n . Wenn ich es richtig gehört ha b e , dann sprachen Sie sehr ein­
drü cklich von der Verantwortung der F ra u , von der Verantwortung des Mannes und
von der Rolle des Strafrechtes , d a s heißt , Sie haben d i e einze lne F ra u , den
einzelnen Mann angesproch en , die Gewissen geschärft . Aber wir als einzelne
leben nicht im luftl eeren R a um . Wir leben in einem gesellschaftl ichen und
politischen Kontext . Und dieser Aspekt kam meiner Ansicht nach zu leise oder
nur z u sehr am Rande vor .
I c h möchte die Rolle der Politik bei d i esem Thema einfach anhand einiger
Beispiele unterstreichen . Ich bin kein F a chma nn dafür . Aber so lange allein­
erziehende Mütter g a n z oben in der Arbeitslosenstatistik unseres Landes
stehen , wird man dem einzelnen nur begrenzt ins Gewissen reden können . Oder :
So lange einer Frau von 35 Ja hren eine attra k t i v e Stelle v orenthalten wird mit
der Begründung , sie sei noch im gebärfähigen Alter , wird man dem einzelnen nur
sehr begrenzt ins Gewissen reden können . So lange H a lbtagsstellen für Frauen ,
z . B . aus wirtschaftlichen Gründen , nicht attra ktiv s ind für Betriebe - und ich
b i n mir gar . nicht s i cher., wie weit der Betrieb Kirche hier wirklich anders
d e n kt - , so lange wird man ni cht nur dem einzelnen ins Gewissen reden können .
Die Beispiele ließen s i ch fortset zen , das Thema K i n dergärten gehört d a z u wie
das Leitbild überha upt , das unsere Gesellschaft von Frauen und Männern
a u fstellt : Wie sieht ein erfolgreicher Mann , eine erfolgreiche Frau aus? Das
a lles gehört d a z u .
Mir liegt daran , zu unterstre ichen : Wenn es der Synode um den Schutz des unge­
borenen Lebens geht , dann gehört dies alles a u c h d a z u . So wichtig es ist , a ber
es genügt nicht , das Gewissen der einzelnen z u s c h ä r fe n . - D a n k e .
( Be i f a l l )
Vizepräsident Böttcher :
Damit ist die Rednerliste zu Punkt 3 erschöpft . Wird weiter das Wort ge­
wünscht?
( Kleefeld : Entsch uldigung , Herr Präsident , ich hatte mich z u dem Punkt ge­
meldet ! Ist das übersehen worden? )
- Ich habe j a gerade g e fragt , ob das Wort noch gewün scht wird . Dann können wir
das j etzt nachhole n . E ntschuld igen Sie , daß ich noch einige Probleme mit den
Namen habe , aber Sie haben das Wort .
K l eefeld :
Herr Präsident ! Liebe Konsynodal innen und Konsynoda le !
Ich beziehe mich a u f Seite 27 , Punkt 7 . I c h bin d a n k bar , daß der Herr Leitende
Bischof auf die Unverz ichtbark e it des Dienstes der Z i v i l d ienstleistenden h i n ­
gewiesen hat . Er hat a ngemer k t , daß dieser D i e n s t n icht ü b e r a l l die Anerken­
nung erfährt , die er verdi ent . Ich bin der Meinung , wir sollten dies auf­
nehmen . Deshalb möchte ich bitten - und den Antrag stellen - , daß die General­
synode ein offizielles Wort des Dankes a n die v ie l e n Z i v i l dienstle istenden
a u sspricht , die in der Vergangenheit und bis heute ihren Dienst in E inrich­
tungen un serer Kirche g etan h a ben und noch t u n . - I c h d a n k e I hnen .
( Be i f a l l )
- 176 -
Vizepräs ident Böttcher :
Wi. r d weiteres Wort zu Punkt 3 gewünscht? Das ist nicht der F a l l . Dann s c h l ieße
ich die Aussprache z u P unkt 3 .
( L eitender Bischof Dr . Müller meldet sich zu Wort)
- Gleich dazu? Oder wollen wir die anderen Punkte noch d a z u n ehmen?
( L eitender Bischof Dr . Müller : Ich weiß nicht , wie viele noch kommen ! )
Bitte schön , Sie haben das Wort .
L e itender B i s c ho f D r . Müller :
Herr Präsident ,
viellei cht ist es j etzt gleich anschließend doch g a n z g ü nstig , daß ich
a ntwort e ; denn das Gesagte ist einem doch noch unmittelbarer im Bewußtsein .
I c h möcht e mich , verehrte Synodale - das ist eine Wort form , die es sonst nur
noch neutrisch g ibt ; insofern sind darunter immer Männer und Frauen zu ver­
stehen - ,
( Beifa l l )
herzlich bedanken f ü r d i e Ergänz ung e n , Präzis ierungen , a u ch f ü r entsprechende
andere A k z e nt e . Wie Sie sehen , habe ich vers u c ht , das Ganze in den Rahmen des
Lebens insges amt z u stellen und nicht nur die Tats a ch e , daß j etzt eine
po litische L ösung im Hinblick auf Fristenreg elung in den neuen und Indi. ­
k ationsregelung in den alten Bundesländern a n steht , zur Grundlage zu machen ,
weil ich denk e , h ier muß das Ganze im Blick sein . Das würde eben bedeuten , daß
wir d a s Leben von s e inem Beginn bis z u se inem Ende im Blick haben müssen und
da� das schwache L e ben als das Leben v on Heranwachsenden genauso d a z u g ehört
wie das Leben von K r a n k e n oder Sterbenden . Ich bin sehr dankbar , daß das h i er
a u ch so gesehen worden ist .
F rau F orch , ich d e n k e schon , es gibt schon Armut und Wohnungsnot in unserem
Land . I c h bin mir aber unsi cher , wie das mit der Armut und der Wohnungsnot in
anderen L ä ndern der Welt a u s sieht . Wenn das bei uns ein Grund ist , die Gesell­
schaft z u entlasten und Frauen unter den Druck zu stelle n , ihr K ind nicht zu
g ebären , dann ist d a s , denke ich , eine a u fgrund unserer ö k onomischen Situation
unvera ntwort l i ch e A u s fl u cht . Darauf hinzuweisen war mein Anliegen .
Das G a n z e sollte eigentlich d a z u dienen , hier zu einer neuen Bewußts eins­
bildung z u kommen . E s h at überhaupt n i chts für sich , sich dau ernd nur
dieselben P o s it i o n e n gegenseitig um die Ohren z u schlagen oder s i c h mit
primiti v en Äußerungen , daß K irchen Frauen tyrannisierten , billigen Beifall zu
erheis chen . E s geht dabei wir k l i ch um ernste F ragen , und ich hoffe , daß d a s in
dem , was ich gesagt ha b e , deutl ich geworden ist . Es geht gar nicht darum ,
irgend j emanden zu v erurteilen . Das ist überha upt nicht unsere A u fgabe . E s
geht v i e lmehr darum z u fragen , o b wir u n s nicht - wenn es nicht eine Macht­
fra ge , s o ndern e in e Verantwortungsfrage ist , Frau Schülke - z u l eicht a u s der
Verantwortung s t e h le n . I c h erinnere nur dara n , daß ä ltere Fra u e n , die gebären
werden , d i e also e i n Kind erwa rten , doch mehr oder weniger aufg efordert wer­
den , eine F r uchtwa s s eruntersuchung ma chen z u l a s s en . Und eigentlich geht man
dann natürlich davon a u s , daß dann , wenn diese irgendwelche Schä digungen im
Hinblick auf Mongoloismus zeigen , a bgetrieben wird , was wiederum bedeutet ,
unsere G e s e l l s c h a ft will es s i ch nicht leisten , behindertes Leben zu sehen und
- 177 -
zu ertra gen . Und da , denke ich , müs sen wir a l s Kirchen sagen : So mit dem Leben
umzugehen , das wird auf Dauer bedeuten , daß man nicht nur m it dem Leben
ungeborener Kinder so umgeht , sondern eben auch mit dem L e b e n , das dieses
P r ä d i k at nach Meinung mancher dann nicht mehr verdient :
Es g i bt j a in dieser H i nsicht , im Ausland mehr a l s bei uns , durchaus Defini­
tionen von Leben , nach denen d a s Leben eines ges unden Hundes mehr wert sei als
d a s Leben eines kranken Mens chen . Und Peter Singer , Austra lien , der hier g a n z
s t e i l e Thesen formuliert , ä ng stigt u n s e r e B�hinderten so , daß sie m i t Recht
aggressiv werd en . Das verstehe ich voll und g a n z , aber daß s o etwas gedacht
wird , daß wir d e finieren , was Leben ist , das bedeutet den Abbruch unserer
christlichen Tradition - un serer a lttestamentlich-j üdischen Tradition - , daß
der Mensch Gottes Ebenbild i st . Das wird mit einer solchen Aussage bestritten .
D a n n wird ein biologischer L eb e nsbegriff genommen und wird g es a gt : Wir defi­
n i ere n , was Leben ist , und wenn das nicht unserer Definition entspricht , dann
greife n wir ein . Und dann ist nicht nur die a ktive Sterbe h i l fe , sondern es ist
a u c h die Beendigung des Lebens d a , wenn eine Gesellschaft s a g t , das sei
lebensunwert .
Diese Problematik einfach einmal a u fzuzeigen , darum ging es mir .
Dah inter steht natürlich a u c h , daß die Mittel der Empfäng n i s v erhütung nicht
immer so a ngewandt werden , wie es möglich wäre darin , daß ein Schwanger­
s cha ftsa bbruch nicht ein Ersatz für Empfängnisverhütung sein k a n n , sind wir
�ns - denke ich - wohl a l l e einig . Also geht es a u ch um Ermutigung , nur
gewolltes Leben zu zeugen , dies dann a l lerdings auch z u wolle n , und das
bede utet : zu lieben ; darauf kommt es natürl ich a n . I ch bin durchaus nicht der
Meinung , daß Frauen , die das p s y chisch n icht ertra gen , ein Kind a u stragen sol­
len , weil dann möglicherwe ise p s y chisch bela stete Kinder zum Leben kommen . Der
Z u s a mmenhang zwi s chen Mutter u n d Kind ist nun in der Tat einmal vorhan den ; das
haben die Frauen uns Mä nnern v ora u s . Er ist a b er auch von der Art , daß sich
p s y c h is che Dinge durchaus a u swir ken . Wir wissen das . Ihnen mögen genauso wie
mir B e ispiele d a für b e k a nnt sein .
I c h h a b e heute morgen noch in e i n em I nterview mit dem Norddeutschen Rundfunk ,
der an diesem Thema natürlich a u c h sehr interessiert war , noch einmal die alte
Frage a u fgeworfen : I st die ethische I n d ikation erlaubt , das h e ißt a l so der
Schwangerschaftsab bruch aus e inem ethischen Grund heraus? Das war früher im
wesentlichen die Vergewaltig ung , und evangelische Ethik hat weitgehend gesagt :
Wenn eine vergewaltigte Frau s a gt , " Da s k a n n ich nicht , weil ich dann dauernd
mit d i eser Situation sozusagen v erbunden bin" - v i elle icht ü b erschätzt sie die
Erinnerung auch - , dann ist d a s , so denke ich , durchaus ein Grund für eine
Schwangerschaftsunterbrechung , wobei wir immer wissen : E s ist Schuld . Wir neh­
men dann aber a n , - daß es das geringere Übel ist . Darum geht es ja bei ethisch
vera ntwortbarem Verhalten , daß wir das geringste Übel wählen . Es kommt a b er
d a r a u f a n , daß das nicht zu früh geschieht und daß es nicht unter der Über­
s chrift " Selbstbestimmungsrecht" oder nach dem Motto geschieht - ich habe j a
die DDR-Gesetzgebung z itiert - , daß die Frau a l lein ents cheidet . Das wider­
spri cht geradezu unserer s o z ia l e n Vernetzung , v on der ich gesprochen habe .
In diesem Zusammenhang meinte ich auch die Problematik der p o l itischen
Rahmenbedingungen mit angede utet z u haben . Ich h atte ja gesagt , Bruder Vogel ,
daß - ich hier j etzt nicht a l l e s würde behandeln können , a ber diese soziale
Vernet z u ng besteht , und sie ist in einem reichen L a nd wie dem unseren durchaus
prob lematisch .
I c h danke für die Interpretation der Rosenheimer Erklärung , d a ß Sie nämlich
den Sat z , der da herausgefallen ist , so interpretieren . I c h hatte dies so
verstanden , daß dieser P u n kt nicht bedeuten solle , daß d a s a n dere sozu sagen
n icht mehr ethisch s e i ; dann hätte man eigent l i ch bei der " a us s ichtslosen
- 178 -
Notl a g e " sagen müssen , das wäre unethis ch . Dies wollte ich der Ros enheimer
Erklärung nicht unterstellt haben . Vielen Dank a b er , daß Sie diesen Mittelsatz
zitiert hab e n , der ja durchaus im Sinne dessen liegt - so denke ich - , was ich
vortragen wollte : " E i ne Abtreibung k a nn in j edem Fall nur ein letzter und auch
immer mit Schuld aller Beteiligten verbundener Ausweg sein . "
Vielen Dank für die Hinweise auf das Diakonis che ' I c h hatte an dieser Stelle
auf B i s c h o f Wölber verwie sen . Ich sehe durchaus , daß die D i a k onie an m a n chen
Stellen wieder stärker an die Gemeinde sozusagen heranrückt . Neuerk erode heißt
seit Monaten " E v a ngelische Stiftung N e uerk erode " ; de� Begriff "Anstalt" ist
also seit Monaten aus der Be zeichnung hera usgefa l len . Sie liegt h ier in der
Nähe . Dort leben g e istig Behinderte , BDD a n der Z a h l .
Ich bin a u c h sehr offen für kleine und ortsnahe d e zentra le E inrichtungen , nur
möchte ich s a ge n : Wenn dadurch wiederum keine Gemeindenähe gewonnen würd e ,
dann würde das doch nur bedeuten : Die Diakonie t e i lt sich i n kle ine E inheiten
a u f , die mögli cherweise teurer sind als etwas größere , weil man für diese
k l einen E inheiten j eweils eine Küche - und was es sonst noch so gibt g e s ondert e inrichten muß . Also , die ominöse Z a h l " 4 0 " , die es j a hier in
Nie ders a chsen g i bt , scha fft durchaus ein Problem .
Vielen D a n k für den Hinweis auf die Schulpoliti k . I c h muß ehrlich gestehen :
Ich h a b e diese Polemik gegen die freien Sch ulträger gar nicht begr iffen . Hier
müssen wir offenbar in der Konföderation in N i edersachsen aufpa s s e n .
Im ganzen bin ich s e hr dankbar für den Geist und den Ton . "
( B e i fa l l )
Vizepräsident Böttcher :
Vielen D a n k , Herr Bischof ! Wir kommen j et zt zur Aussprache über den Punkt 4
des Berichts .
Gohl k e :
Herr Prä sident ! Verehrte , liebe Synod a l e !
Sie verzeihen hoffentlich , wenn j etzt möglicherweise noch ein k l e iner Quer­
gedanke h inübergeht zur Bewahrung des Lebens ; a ber alles h ä ngt eben irgendwie
z u sammen .
An I hrem Bericht , Herr Leitender Bischo f , sind mir I hre klare Sprache und Aus­
drucksweise a u fgefallen . I c h denke , daß es gut wäre , wenn gerade a u c h die
Theologie der Vere i n igten Kirche mit der Wahrnehmung des gesells c h a ft l i chen
Umfeldes ganz genau so präzise verfahren würde , wenn s ie k ü n ftig Verlautbarun­
gen herausg ibt . "Das Leben bej ahen" - diese Verlautbarung der VELKD sollte
nach meiner Meinung auf j eden Fall weiterentwickelt werden , denn es g i bt gera­
d e auf die sem Gebiet der Gefährdung des Lebens Entwick lungen , die wir uns wohl
überhaupt nicht a usdenken konnten .
In unserer Gesellschaft ist j a eines hochintere ssant - darin liegt für mich
eigent l i c h die D i s k repanz -: Wir machen uns a bsolut fest - d a s hat auch die
D is ku s s ion über die Rosenheimer Erklärung in Ba yern g e zeigt - a n dem ungebore­
nen L e be n . Um dieses Leben wird bei uns g e kämpft , mit Argumenten u n d a l l em
Möglichen . Die Frage muß doch wohl erla u bt sein : Warum engagieren wir "uns hier
s o ganz stark? E s ist vermutlich das letzte Tabu d e s Lebens und der
Lebensz erstörung , n a chdem alle anderen Tabu s , so denke ich , doch gefallen oder
- 179 -
irgendwie verletzt sind .
Der zweite Geda n k e : Warum engag ieren wir uns eben so stark am ungeborenen
L eben? Auch in diesem Falle vermute ich , daß dahintersteht , daß es d a s letzte
unschuldige Leben ist , nachdem wir übera ll sonst , wenn - Leben zerstört wird ,
immer sagen : diese und j ene sind schuld , z . B . das Geld oder die Wirtschafts­
macht . Diese Diskrepanz muß nach meiner Meinung sehr bedacht werde n , weil wir
j a von u n s erem Standpunkt aus in einer Welt argumentieren , in der wir eigent­
l i ch doch - so kann man wohl sagen - friedlich leben könnten , natürlich auch
friedlich gegenüber dem ungeborenen L e b en und friedlich gegenüber dem behin­
derten Leben und dergleichen mehr .
Diese Dis krep a n z , in der wir stecken und mit der wir eben auch Schuld auf uns
nehme n , führt mich z u der Ü b erlegung , d a ß "das Leben bewahren in Gerechtigk eit
und Frieden" nicht nur , aber eben a u c h mit dem Krieg , der in den Straßen von
R i o de J a n eiro geführt wird , um a n anderer Stelle das Leben um j eden Preis zu
erhalten , weltweit in dieses Gesamtdenken hineingehört . Denn wenn Kin der ver­
folgt werden und ihnen eine Niere herausge schnitten wird , weil j emand bei uns
oder a nderswo unbedingt weiterleben wil l , dann ist für mich auch der Bereich
überschritten , wo Gott nicht nur der Nehmer des Lebens ist , sondern auch der
Geber . Gott verordnet das Leben , aber eben so , wie er es wil l , nicht so , wie
wir es wollen , um j e den Preis .
Da wird j a allerlei geta n . Wahrsche inl i ch haben Sie auch gelesen , daß in Ame ­
r i k a e i n E hepaar bewußt e i n K i n d g e z eugt hat , u m von diesem Kind R ü c k enmark z u
erhalten , damit ein anderes Kind - a u c h e i n Kind dieses Ehepaares - weiter­
leben k a n n . Nur in dieser Absicht hat das Ehepaar dieses Kind gezeugt , damit
es auf die Welt kommt und man dann die R ü c kenmark punktierung vornehmen kann ,
damit ein anderes Leben weitergeht .
Das ist v ielleicht die Spit z e , a ber es ist wahrs cheinlich noch n i cht das Ende .
I c h denke mir al so , auch dieser Kampf - dieser Krieg , wie ich es nennen würde ,
mit den Stra ßenk indern in der Welt , die da für bestra ft werden , daß sie sich
ein St ü c k Leben suchen - gehört mit hinein in diese Überlegungen . I c h wünsche
mir da eine viel offenere Interpretation auch der Confessio Augustana , die mir
wirklich v iel z u stark auf den Krieg selbst zuges chnitten zu sein sch eint ,
auch wenn Sie ( L eitender Bischof) das wunderschön erklärt haben .
H i er wüns chte ich mir von der VE LKD - ich den ke , daß sie das leisten kann in
ihren theologischen Denkstrukturen - , daß wir die Augen öffnen für diesen
Kamp f , der a n Nebenschauplätzen ständig geführt wird .
I c h brauche viele andere Dinge wie den Orogenhandel und die damit verbundene
Zerstörung von Leben - das ist ja ebenfalls ein Krieg - nicht besonders zu
erwähn e n ;- man denke nur an die L ä nder , die davon betroffen sind .
Diesen Z u s ammenhang können wir - so denke ich - nicht verla s s en ; er schlägt
auch a u f uns zurü c k , gerade dann , wenn wir möglich erweise oberfl ä chlich dis­
k utieren oder oberfl ä chliche Meinungen a u c h im H inbl ick auf das ungeborene
Leben ä u ß ern . D a n k e !
( B e i fa l l )
Pro f . Dr . Härl e :
Herr Präs ident ! Liebe Konsynod a l e ! Herr Leitender Bischo f , Sie haben bemer­
k enswert a usführlich z u Confe s s i o Augustana Artikel 16 Stel lung genommen . Das
war - nach diesem letzten h a l b e n Jahr und seinen Diskuss ionen - fällig ; ich
- iBO -
finde es auch weiterführend und wegweisend , wie Sie es getan h a b e n .
Sie haben das Wort des Bundes als einen Versuch charakteris iert , n i cht das
Bekenntnis z u verändern oder a u ß e r Kraft zu setzen - so auf Se ite 2 7 in der
Mitte - , sondern als den Versuch einer a ktual isierenden Ausleg u n g . Mir schien ,
d a ß Sie selbst eine solche a k t u a l is ierende Auslegung in Ansätzen gele istet
haben . Das sollte eine Ermutigung sein , in dieser Ri chtung we ite r z udenken .
Das ist schon deswegen alles a n dere als selbstverstä ndlich , weil insbeson dere
i n den letzten Monaten , aber a u c h schon davor , immer wieder sehr u nüberhörbar
die F orderung gestellt wurde , CA 16 zu liquidieren , z u reformieren , zu strei­
chen oder sich davon z u distanz ieren . Ich denke , Ihre Auslegungsa nsätze u nd
v ieles andere zeigen , daß wir gut beraten sind , waren und s e i n werd e n , auch a n
dieser Stelle m i t d e m Bekenntnis p fleglich umzugehen u n d es a l s d a s z u
respektieren , wa s es ist und was es uns zu sagen hat .
Sie z itieren in diesem Zusamme n h a n g auf Seite 28 die Formel , die in den letz­
ten sechs Monaten wahrs cheinlich so oft wie keine a ndere z itiert worden ist :
" Krieg soll na ch Gottes �illen n icht sein . " Ich vermute , daß s ie auch uns als
Lutherische Generalsynode i n d e n n ä chsten Monaten und Ja hren immer wieder ein­
mal beschäftigen wird . Sie fügen den Ha lbsatz a n , den man aus guten Grü nden
a n fü g e n muß : " doch gehört er z u r Wirklichkeit unserer Welt" .
Es scheint s o , als sei der Ökumenische Rat schon im Ja hre .1948 im Grunde viel
weiter gewesen a l s die Luthera n e r , die eben immer noch a n CA 16 und a n der
I dee eines iure bellare , eines gerechten Krieges , h ä ngen . Wenn m a n s i ch aller­
dings e i nmal die Mühe macht - und d a s ha ben offensichtlich nur ganz wenige
getan - , sich den Text von 1948 a n zusehen , dann stellt man fest , daß er weder
ein Beschluß des ÖRK noch e i n e These ist , sondern die Überschrift über einem
Kommissionsbericht , der von der Voll versammlung lediglich geprüft und den
Kirchen zum Studium empohlen wurde .
In die sem Kommissionsbericht heißt es sinngemäß folgenderma ßen : Wir fragen uns
a ng e s i chts der E x istenz v o n M a s s envern ichtungsmitteln , ob heute Christen über­
haupt noch einen Krieg rechtfertig en , vertreten und s ich a n ihm beteiligen
k ö n n en . Wir stellen fest , daß es unter uns drei Positionen g ibt . D i e eine Po­
s ition sagt , solange es noch k e ine international funktionsfähigen I nsta nzen
g ibt , die Kriege ohne militär i s ch e Mittel verhindern k ö n n en , müssen wir als
Christen auch bereit sein , Kriegsdienst zu tun .
Die zweite Position sagt : Es wird immer so sein , daß R e c ht und F r e iheit ge­
legentlich so bedroht sind , daß mit friedlichen Mitteln n ichts dagegen getan
werden k a n n . Deswegen müssen Christen unter Umständen bereit s e i n , als ultima
ratio auch krieger ische Gewalt zu gebrauchen , auch wenn ein moderner Krieg nie
ein Akt der Gerechtigkeit s e i n k a n n .
Die dritte Position dagegen sagt : Wir lehnen die Beteiligung v o n Christen am
Kriegsdienst generell a b .
Nun kommt das Entscheidende dieses Absat zes : Der ÖRK b zw . sein Ausschuß sagte
1948 : Von uns gefordert ist , daß diese drei Gruppen s ich gegenseitig a l s
8rüder und Schwestern in Christus a k z eptieren , s i c h zubillig e n , daß ihre
unterschiedlichen , ja unvereinbaren Stellung nahmen gewis sensmäßig i n der
Bindung a n ihren Herrn begründet s in d , und sich so ertra g e n .
I c h den k e , das ist ein Schulbeispiel dafür , wie differen z iertes Reden mitein­
ander verbindet und wie das bloße Z itieren v on Schlagworten trennt . Ich
wünsche sehr , und hoffe z u Gott , ( a u ch im Blick auf das , was B i s c h o f Hempel uns
heute morgen sagte , was im G e p ä c k an Formeln noch da ist , d i e wir a u farbeiten
müss e n ) daß es uns gelingt , so differenz iert und darum so respektvoll
miteina nder umzugehen , wie d a s 1948 s chon gelungen ist . Danke sehr .
- 181 -
( B e i fa l l )
Dr . Winckler :
Hohes Präsidium I Liebe Schwestern und Brüder l
Ich melde mich zu dem Kapitel " B ewahrung des Lebens in Gerechti g k e it und Frie­
den " , weil ich Ihren Sat z , H err Leitender Bischo f , unterstreichen möchte , daß
Sie es für eine Illusion halten , eine Friedensordnung z u fordern , die voll­
ständig auf den Besitz und damit a u c h auf die Möglichkeit des E insatzes von
Waffen verzichtet . Sie haben damit gesagt , daß der Friede wehr h a ft sein
sollt e .
Mir liegt dara n , diesen Satz zu konkretis ieren , wenn Sie so wollen , zu perso­
nali sieren , und zwar im B l i c k auf den Dienst der Soldaten - sowohl derj enigen ,
d i e den Wehrdienst leisten , a l s a u c h derj enigen , die Berufssoldaten sind .
Ich bitte Sie , mich richtig zu verstehen . Ich störe mich nicht dara n , daß die­
s e Soldaten nicht erwähnt worden sind . Mir liegt a uch n i cht dara n , in irgend­
einer Weise den Dienst der Soldaten z u glorifizieren-. I c h sage das gerade im
B l i c k a u f die Schwestern und Brüder , die sich für den P a z ifismus einsetzen und
für die ich großes Verständnis ha b e .
Aber ich ha lte es für withtig , a u f den D ienst der Soldaten hin zuweise n , weil
ich z u nehmend den Eindruck h a b e , daß in bestimmten kirchlichen Kreisen , sogar
in einzelnen Kirchengemeinden , Soldaten - ich sage es e i nmal neutral - allein
auf Grund der Tatsache a u s g egrenzt werden , daß sie ihren Beruf a u süben .
I c h finde diese Entwickl ung bedauerlich und meine , daß wir das hier ansprechen
sollten und uns nicht damit begnügen sollten , daß unser Bruder K n a uer unter
uns ist , der sich j a der M i l itärseelsorge verschrieben h a t . Ich wäre dankba r ,
wenn diese zusätzliche Anmer k u ng a u c h b e i I hnen a u f offene Dhren stieße .
Vielen Dank .
(Beifa l l )
Sch ul z e :
Herr Präsident I Hohe Synode ! - Herr L e itender Bischo f !
I m Abschluß z u diesem Punkt a u f Seite 3 1 haben Sie festg estellt : C A 16 ist
kein Freibrief für Mitl äufer ; die Ordnungen , auch die _ Anordnungen der Staaten
sind dem Gebot Gottes untergeordnet . Darü ber stand ja noch einmal die Erin­
nerung an die Sünde , daß der Obrigkeit Gebot nicht ohne Sünde be folgt werden
kann .
Hier habe ich ein erstes Problem . Wir haben soviel Begriffsv erwirrung bezüg­
lich dessen , was eigentlich Sünde sei oder was nicht , d a ß wir hier wahrschein­
lich schon Verständigungss chwierigkeiten im Protestantismus , v i e l l e icht auch
bei uns im engeren Luthertum haben werden .
Mir fiel beim Nachdenken über diesen Bereich etwas ein , was in den letzten
J a hren g e legentlich auch zwischen Ost und West umstritten war : Von vielen bei
uns im Bereich der damaligen DDR wurde j a gesagt , Wehrd ienst v erweigerung ist
d a s deutli chere Zeichen - es ist a lso ein Kompa rativ - e i n es bestimmten Be­
wußtseins für Frieden . Eine solche Ha ltung wurde z . T . h o c h respektiert , z . T .
a ber a u c h diffamiert . Ich d en k e , daß h i nter dieser Zwie s p ä ltigk eit wahrschein­
l ich etwas von einer Grundunterscheidung steht , die ich uns bewußt machen
- 182 -
möchte und die uns vielle icht zwischen Ost und West im L a u fe unserer Geschich­
te und a u c h unserer Z u k unft noch ein bißchen beschä ftigen wird .
Ich beobachte einerseits die prinz ipielle Skepsis gegen alle staatl iche Macht
und gegen a l les p o l itische E nga gement , andererseits aber a uch die unbefangene
Identifikation mit dem eigenen Staatswesen . Bei uns war es ja so , daß sich
viele Menschen im Sozia l ismus eingerichtet hatten , und versucht haben , das
Beste - in der Regel individuell und für sich selbst � daraus zu machen . Uns
a l s verantwortlichen Menschen der Kirche ist gelegentlich der Vorwurf gemacht
worden , wir hätten uns zu stark als " K irche im S o z ia lismus" gefühlt , und es
war a uch immer wieder die Erwartung geä ußert worden , wir s o llten uns möglichst
stark und deutlicher abgren z e n , uns nun aber um so stärker mit den neuen p o ­
litischen Realitäten d e s R e chtsstaates identifi z ieren .
Sich mit einem Rechtsstaat zu identifizieren , fällt natürlich wir k l i ch nicht
schwer . Das i st zunächst einmal für mich eine Tatsa c h e . Aber die grundsät z ­
liche Bej ah ung d e s Rechtsstaates v o r der Bej ahung e i n e r D iktatur , d i e i c h nie­
mals nachvollz iehen k ö n nte , hat für mich ein p a a r F o lgerungen , die ich j etzt
mit Fragezeichen anmer k e n möchte .
Unsere neugewonnene Fre iheit führt bei uns - mindestens in dem Bereich , den
ich überschaue - zu zwei sehr gegensätzlichen Haltungen . Oie einen geben ihre
Kraft und ihre große Liebe und ihre Zeit in die öffentlichen Aufga ben hinein ,
und andere bemühen s i c h nun , weil die staatliche Macht wieder and ers strukt u ­
stärker um die innerkirchliche oder d i e zwischenmenschliche
riert ist ,
Arbeit . Zwischen beiden g i bt es nun ' erneut ganz scharfe Spannungen in der
Auseinandersetzung mit der Politik bis dahin , daß e s eben heißt : Wenn es die
Polizei nicht scha fft , dann müssen wir eben für den S c hutz der A u s länder
sorge n .
Hier stellt s i ch die Frage nach Gewalt und Krieg p lö t z l i ch innerstaatlich und
zwi schenmenschlich in einer Weise , die so von CA 16 natürlich niemals im Blick
sein konnte . I c h spüre dann den Widerspruch einerseits . Der D i enst an den
Menschen a l s eine Verpflichtung gegenüber der Welt wird sehr s chnell a uch zu
einem unberechtigten Anspruch der Welt an uns , " d ie Kirche muß überall dabei­
sein . " Wenn d i e Seelsorge an Soldaten wirklich eine Zuwendung zum Menschen
ist , k a nn ich sie voll bej ahen . Wenn die K irche dort aber nur eine " goldene
Girlande um eine Ka serne " ist - ich sage es j et zt e i nmal ganz p oint iert dann würde ich mich eben verweigern müssen .
Das sind Probleme , bei denen ich ein großes Lernfeld vor mir und vor vielen
vOn uns s eh e . Oie neuen Mög l i c h k e iten gesellschaftlicher Arbeit könnten d a z u
führen , daß w i r auch sehr schnell vordergründig gesellscha ft l i c h en Ansprüchen
erliegen . Wenn heute g e sagt worden ist , der Erfolg r e c ht fertigt a l les - Bruder
Münchow hatte es in einem anderen Zusammenhang gesagt - , dann ist es eine Ge­
fahr . Wenn ein Staatssy stem einmal siegreich war , k önnte es z u einer Gefahr
werden , daß wir dort L e g itimation auch für Fragwürdiges im guten Sinne sehen
und viel l e i cht manche tiefere Fragestell ung übersehen .
I nsofern möchte ich a u ch Sie , liebe Schwestern u n d Brüder a u s den alten '
Bundeslän dern , bitten : Wenn hier das Stichwort v O n den "Mitläufern " steht , von
den Ordnungen und der Sünde , so hat es hier in unserer Verga ngenheit verschie­
dene De finitionen gegeben . Ich den k e , wir haben auch hier noch eine ganze Men­
g e theologische und seel sorgerlich-psychologische Arbeit v or uns , bis wir uns
hier neu z u sammenfinden . Vielen D a n k .
( Beifa l l )
- 183 -
Vizepräs ident Böttcher :
Wird weiter zu P u n k t 4 in der Aussprache das Wort gewünscht? .- D a s ist nicht
der F a l l .
Leitender Bischof D r . Mül ler :
Herr Präs ident !
Na chdem unser schwe d i s cher Gast begrüßt worden ist , ist mir
ich vielleicht n och sa gen sollte , daß Bischof Hirschler die
in Schweden bei der E inführung von drei B i s chöfen vertritt .
eingeladen worden . W e i l i c h s chlecht dorthin fahren konnte ,
Bitte hin diese F a hrt unternommen . Er kommt morgen . Daß der
ist , hat also s o z u s a g e n Gründ e , hinter denen die Vereinigte
eingefal len , daß
Vereinigte Kirche
Wir waren d a z u
h a t er a u f meine
Platz dort frei
Kirche steht .
Nun aber zu unserer Sa che , den Punkten 3 und 4 .
I c h sehe auch , d a ß es nicht darum gehen kann , sozusagen an einer Stelle eine
letzte B a st i on v erteidigen zu wolle n . Das k a n n überhaupt nicht d a s Anliegen
sein . E s k a n n auch n i cht darum gehen - ich habe das vorhin verges sen zu sagen
- , j etzt s o z u s a g e n die ganze Last und die Verantwortung auf das I n d i v iduum
a b zuwä l z e n . Gerade das geschi eht aber nach meinem Da fürha lten , wenn man einer
einzigen Person d i e Verantwortung zuschiebt . Das ist d a s Problem . Es muß so
sein , daß wir d a s L e b e n als einen Gesamtzu sammenhang v erstehen . I c h finde es
s chon sehr s c h l imm , wenn die , die das b e z a h l en k önnen , die Ersatzorgane
b e k ommen , und a ndere nicht . Das ist schlimm . Uns ere Mediz iner sage n : Das
pa ssiert n i c ht , d a s hängt nicht vom Geld a b . I c h hoffe , daß das so ist . Aber
nicht immer hat m a n den Eindru c k , daß das tatsächlich der F a l l ist . I c h erin­
nere daran , daß in e inem F a l l zweimal eine Herztranspla ntation gema cht wurde .
Da fragt man s i c h , ob nicht möglicherweise a n dere Patienten dagewesen s in d ,
für die a ) d a s Herz b i ologisch besser gepaßt hätte , u n d b ) bei denen d i e Er­
folgsaussi chten , weil es sich um j ü ngere Menschen gehandelt hätt e , besser g e ­
wesen wä re n .
D a ß in der Dritten Welt Organe erj agt werden , ist natü r l i ch eine g a n z sch limme
Sach e .
Genau dies bestätigt mich i n meiner Bitte a n Sie , unsere Beschäftigung mit der
Frage nach dem Leben wirkl ich als eine Gesamtfrage zu verstehen , und uns nicht
a u f einzelne Deta i l probleme zu beschränken und zu sagen : Das ist h i er die
Lösung und d a s ist dort die L ö sung . Da kommen wir doch nur in entsprechende
Diskussione n , weil wir unters chiedliche P o s itionen einnehmen .
Der Zusammenhang im Augsburger Bek enntnis , Art . 16 , ist hergestellt worden .
I c h hatte den Text a u f Seite 26 weitgehend z itiert . Da steht j a nicht nur
etwas vom rechtm ä ß i g Kriege führe n , es steht a u ch etwas darin vom K a u fen und
Verkau fen , a u ferlegte Eide l e isten , Eig entum haben , eine Ehe eingehen können
usw . I c h habe d a s noch einmal wiederholt .
Da muß m a n sich k la rma chen , es hat andere Gruppen gegeben , die gesagt haben :
Nein , man d a r f k e in e Ehe eingehen ; man hat ohne Sexua lität zu lebe n . D a s ist
die Berufung durch Gott . Oder es hat andere Gruppen gegeben , die gesagt haben ,
Eide dürfen n i c ht g e leistet werden ; das steht doch in der Bergpredigt . Und zum
Eigentum : I n der B i b e l steht doch , man soll arm sein . I n der k a th olischen
Kirche g ibt es Orde n , die diesem Ratschlag Folge leisten . Die lutherische
Reformation - wie übrigens die reformierte auch - hat ni cht der WeItabwendung
d a s Wort g eredet , weil dies ja a u ch u . U . sehr v ordergründig sein k a n n . Ob das
eine Gottzuwen d u ng ist , wenn ich keinen Eid l e i st e , k e in Eigentum h a b e , keine
- 1B4 -
E h e eingehe , ist j a noch einmal eine ganz andere Frage . Unser Leben k a n n also
offensichtlich unter unterschiedlichen Aspekten geführt werden , womit ich
j etzt auch nicht das hohe Verdienst paz ifistischer Kirchen bestreiten will .
Sie haben im Ver l a u f der Kirchenges chichte eine g a n z e Menge an heilsamer U n ­
r u h e provoz iert . W i r a l s reformatorische K irchen - das verbindet uns m i t den
Reformierten - haben das so n i cht übernommen .
I c h weiß auch , daß man che gern Artikel 16 des Augsburger B e k e n ntnisses hätten
ändern wollen , und zwar a n dieser Stelle . Daß hier Stellung g e n ommen worden
ist , geht dara u f zurü c k , daß der Lutherische Welt bund daran arb eitet .
Professor Dr . Morte nsen hat d a s gestern noch einmal unterstrichen ; das wird
weitergehen . Wenn Sie d a s , was ich hier interpretiert ha b e , für eine Position
der Vereinigten Kirche h a lten könnten , wäre dies vielleicht e i n e Hilfe auch
für den Lutherischen Weltbun d . E i nmal k a n n man ohnehin d a s , was einmal
g e s chrieben und gesagt worden ist , n ie wieder aus der Welt scha ffen , zum
a nderen muß man es interpretieren . Diese I nterpretation habe ich in einer Art
versu cht , die dem unbedingten Willen - hier in der Überschrift ist nicht
umsonst Gerechtigkeit v or Frieden genannt ! - nach Gerecht igk eit entspricht .
Solange es soviel Ungerecht i g k e it in der Welt g ibt , wird es a u c h U n frieden und
Streit geben . Ins ofern müssen wir hier auch a n die Verhältnisse in den Lä ndern
der südlichen Welt denken .
Vielen Dank für die Interpretation von 1948 . Dieser Kommissions bericht ist
a ber damals vom Ö k umenischen R at a k zeptiert worden , und es ist a uch gesagt
worden , daß man keine I n strumente zur Kriegsverhinderung habe . I c h habe darauf
hingewies e n ; j etzt gibt es d i e UNO , j etzt gibt es die KSZE etc . Da s , was
damals a l s fehlend b e k l a gt worden ist , ist inzwischen geschaffe n . Trotzdem
haben wir Probleme - bei den kriegerischen Auseinandersetzungen i n Jugoslawien
angefangen und weit darüber hinau s .
Was die Soldaten a ngeht , so müssen wir j ede Gewis sensentscheidung ernst neh­
men . Z ur Gewiss ensentscheidung für d e n Z i v i ldie nst habe ich etwas gesagt . Vie­
len D a n k für die a ndere Seit e . I c h bin a l lerdings der Meinung , daß auch diej e ­
nigen , die d e n Wehrdienst übernehmen , damit eine Gewissensentscheidung zu fä l ­
len haben , d a ß man das n i c h t e i n f a c h so als vorgegeben , nur m itlaufend hinneh­
men soll .
Dabei war überhaupt die Sa che mit dem Mitläufer natürlich a n mich gerichtet
und n i cht an irgend j emanden i n einer besonderen Region unseres La ndes . Bitte ,
dies lag mir völlig fern ! Der Begriff " Mitläufer" meint im H inblick auf CA 16
natürlich nicht irge ndeine Situation , wie sie j etzt gerade im Osten unseres
L a n d e s überstanden ist , es meint v ielmehr dort die I nterpretat ion : Man muß
Gott mehr gehorchen als den Menschen . Wenn ich das nicht tue , sündige ich . Das
ist me ine Antwort auf I hre F rage : Was ist Sünde? Wenn ich Gott n i cht mehr ge­
. horche als den Menschen , ist das Sünde . Das muß ich im k on k reten Fall tun , und
d a s muß ich auch im k onkreten Fall begründen können , warum ich so entscheide
und n icht anders . Da ist der Spielraum auch in dem , was CA 16 eröffnet , breit .
Das deutl ichere Z e i chen ist j a in der Tat eine Ethik des Komperativs , die ein
bißchen neuartig ist . I c h hatte v or dem Essen gesagt , an sich sei in der Ethik
d a s g eringere Übel das , was m a n benennt . Das 8es sere z u benennen , ist immer
eine g a n z schwierige Angelegenheit . Das ist in der Ethik durch Jahrhunderte
immer unter der Überschrift n a ch dem geringeren Übel g e l a u fen . Wenn man j etzt
meint , man müsse feststel l e n , wa s besser ist , gerät man s icherlich - a u ch bei
der Frage nach dem , was das geringer e Übel ist ! - i n erhebliche Disk uss ionen .
I c h meine , hier gilt d a s , was v om Grundgesetz her die Voraussetzung ist ,
n ä m l i ch die Gewissensents che idung . Da k a n n ich nicht sagen , daß mein Gewissen
besser ist , weil ich s o entscheide . Das kann ke iner sagen , auch nicht mein
D isputa nt .
- 185 -
Was den R e chtsstaat angeht : Sicherlich sind wir überha upt nicht dafür da , ir­
gendwo Girlanden oder B l umentöpfe zu sein . Nur : Wir sind Staat und � ir können
mitwirken - durch Wahlen , durch Engagement , durch Auftreten in der Öffent lich­
keit . Das i st s o , das sind wir auch so gewohnt . D a s nehmen wir auch wahr . Wir
spre chen mit Gewer kschaften und Unternehmern , indem wir sie gemeinsam einla­
den . Das muß a u ch weiterhin möglich sein . Wir müssen uns zutra uen , daß wir
hier nicht etwa nur zur Verzierung dabei sind , s o ndern daß wir hier viel­
lei cht , weil ' wir uns in die Mitte zwischen zwe i K ontrahenten stelle n , zunächst
selber etwas abbekommen - das habe j edenfalls ich s o erlebt ; das tut uns ganz
g ut , das schadet uns a u c h nicht -, um dann a l lerdings eine Gesprächsbasis
zwischen Menschen herzustellen , die sonst nur Kontrahenten sind . Der Erfolg
rechtfertigt sicherlich nie alles , im Gegente i l . Der Erfolg kann sehr verfüh­
rerisch sein . Hier im Staat kritisch z u sein - das ist unsere A u fg a be . Das
bedeutet a b er nicht , sich a ußerhalb der Gesells c h a ft stellen z u wollen .
( Beifa l l )
V i z eprä s ident Böttcher :
D a n k e schön . Wir sind weiter an unsere Ka ffeep a u s e herangerückt . I c h hoffe ,
daß wir v or der Kaffeepause noch mit unserer Ausspra che fertig werden . I c h
sage es b e s s e r umgedreht : Wenn wir fertig sind , s t e l l e i c h I hnen e i n e
Ka ffeepause in Aussicht .
( H e iterkeit)
I ch habe noch zwei Wortmeldungen z u Punkt 6, Aus der Ö k umene .
Buttler :
. Herr Präsident ! Verehrter Herr Leitender Bischof ! Liebe Mitsynodale !
Gestatten Sie mir , daß ' ich am Anfang eine Bemer k u ng im Tätigkeitsbericht der
Kirchenleitung a u fgreife . Dieser Bericht beklagt auf Seite 3 3 z u Recht , daß
die Öffentlichkeit unseres Landes a u fgrund anderer I nteressenschwerp unkte
unserer Medien immer weniger von den Entwicklungen in Ländern der Zweidrittel­
welt erfährt , selbst dann nicht , wenn es dort wie " für eine Reihe
a fr i k a ni s cher L änder bald nicht mehr um Fragen der wirtschaftlichen
E ntwi c k l ung , sondern schlicht um Fragen des Überlebens gehen wird . " Dies
let zte war Zitat a u s dem Bericht .
I c h bedaure darum , daß der an sonsten profunde Bericht des Leitenden B i s chofs
a u f Seite 9 unten die k irchliche Verantwortung für d iese Probleme als Ziel­
k o n fl i k t kirchlichen Eng agements angesichts der wichtigen Aufgaben in
Z u s ammenarbeit mit den Kirchen in den neuen Bundesländern und in Osteuropa nur
in einem Halbsatz an spricht . I ch glaube nicht , daß dies fair ist . E s ist weder
fair gegenü ber den Schwesterkirchen in Asien , Afrika und Lateinameri k a , noch
wird es den neuen - alten - Gliedkirchen der VELKD in den bislang wirt­
s c h a ftlich bena chtei l igten östlichen B u ndesländern gerecht .
U ngerechtigkeit zwischen Ost- und Südbeziehungen entstehen nicht dadurch , daß
d i e einen mehr als die anderen bekommen könnten , s o n dern dadurch , daß wir im
nationalen und im weltweiten Kontext nur ungenügend der apostolischen Anwei ­
s ung z u ö k umenis chem Teilen folge n , d e r Anweisung nämlich , d a ß e i n Ausgleich
sei .
Die Tatsa che , daß wir lutherische Kirche an unserem j eweiligen Ort nur a l s
Teil und in Teilhabe an d e r weltweiten lutherischen Kirchenfam i l i e sind und
- 1B6 -
sein k ö n n e n - von weiterer ö k umenischer Einbindung will ich hier gar nicht
erst reden - , impli z iert und erfordert gewiß nachdrückl ich theolog ische Ar­
beit . Auf den Se iten 32 und 33 im Bericht ist das a u sgeführt .
Bei a l lem Kl ärung sbedarf läßt sich aber doch a u c h ohne Spezialstudien ganz
schl icht und einfach feststellen : Es ist dir gesagt , Men s c h , was gut ist . Wenn
wir doch immer schon einmal d a s gemeinsam täten , was wir als von Gott gegeben
und geboten erkennen !
Mit Gewicht - d a s ist versch iedentlich j etzt angesprochen worden � befaßt sich
der Bericht mit dem Schutz des ungeborenen Lebens . I c h stimme dem z u . Aber
reicht unser E i n s a t z zum Schutz des geborenen Lebens? Oder sind wir auch i n
der K i r c h e bereits so medienabhängig , daß es j eweils einen "Tag f ü r Afr i k a "
oder einen " T a g des K i n d e s " oder e i n e n " T a g d e r F ra u " braucht , um a u f die
brennenden Nöte i n unserer Welt aufmerksam zu werden? Haben wir n icht in den
Partnerkirchen in a l l er Welt die Gesprächspartner , die uns d a r a u f a nsprechen
und die uns danach fragen , wa s wir z u sammen mit ihnen tun wollen?
Ich war erschroc k e n , daß z u der Situation von Asylbewerbern und De-facto­
F l ü chtlingen in u n serem Land i n dem Bericht n ichts gesagt ist . I c h bin froh ,
daß eine Arbeits gruppe dies n�chtragen soll . H i er wären in der Tat unsere
Gemeinscha ft mit Mitchristen aus anderen L ä ndern und unser Zeugnis gegenüber
N ichtchristen im Eintreten für ihr gottgegebenes Mensch enrecht und uns ere
zugewandte H i l fe g e fordert . H ier haben wir auch die G la u bwürd igkeit zu bew ä h ­
ren , die u n s bei einem weiterg ehenden Gespräch m i t den schwarzen und weißen
Mitgliedkirchen des Lutherischen Weltbundes im Südlichen Afrika nottut . Dieses
Gespräch muß weitergehen ; denn die Gründe , die seinerzeit zur Suspendierung
der weißen lutherischen K irchen geführt haben , mögen i n zwischen durch äuß ere
E n twicklungen , z um Beispiel in Namibia , an Gewicht verloren haben , überwunden
s i nd sie g a n z gewiß n i cht .
Es geht n i cht darum , daß wir a n deren Vorhaltungen machen oder ihnen neuerlich
Wohlverha lten testieren . Es geht darum , daß wir u n sere gemeinsame Aufgabe i n
d e r K i r c h e J e s u C h r i s t i n i cht versäumen ; in e i n e r Kirche , die K irche aus a l l en
Völk ern und R a s s e n ist .
I c h bin d a n k ba r , daß in b e z u g a u f die 7 . Vollversammlung des Ö k umenischen
Rates der Kirchen , insbes ondere den Vortrag von F r a u Professor Chung der Lei­
tende Bischof vor dem Urteilen zu verstehendem Bemühen mahnt . H ier ist Ge­
sprächsbed arf , der n i cht mehr in den Kategorien interk onfessioneller Gespräche
zu fassen ist , sondern quer d i e Konfessionsgren zen übergreift . Der Leitende
Bischof wird mir a ber s i cherlich z ustimme n , daß mit so lchem mehr beilä ufigen
Hinweis und mit Zuweisungen a n z u k ü n ftige Studienarbeit Schöp fungstheologie
und Umweltvera ntwortung k a u m Genüge getan ist .
I c h möchte darum herzlich bitten , daß sich diese Synode k ü n ftig doch sehr
intensiv u nd engag iert des A u ftrages lutherischer Kirche z u Z eugnis und Dienst
in weltweiter Partnerschaft a n n immt .
(Beifall)
Dr . Ruhwa n d l :
Herr Präsident ! Verehrte Konsy noda le !
Meine Frage bez ieht sich a u f den Bericht des L e itenden B i s c hofs , Seite 34 und
dara u f , was er a u s zeitlichen Gründen zu den entstehenden deutschen lu­
therischen Gemeinden in d e n Republiken der Sowj etunion n i c ht mehr sagen konn­
te. Mein E i n dr u c k ist , d a ß dort n a ch sehr vielen Jahren der Unterdrückung
- 187 -
einiges entsteht . I c h frage , welche Gespräche , welche Bez iehungen zwischen der
Vereinigten E va ng e l i s c h - Lutherischen K irche und d i esen Gemeinden bestehen .
Denn nach dem E indruck , den ich von dort h a b e , geht es wirklich nach der
Aussage der Aposte lgeschichte : " K ommt herüber und h e l ft uns ! "
( Be ifall)
Dr . Ha sselmann :
Herr Präsident ! Liebe Synodale !
Ich möchte kein Korreferat halten - keine Angst - , sondern möchte nur einen
kleinen Hinweis geben . I c h war ja gestern lei der n i c ht dabei , als beraten
wurde über die bere chtigten Fragen unseres Leitenden B ischofs wegen der Stu­
dienabteilung d e s Lutherischen Weltbundes , aber ich habe gehört , daß Herr
Dr . Mortensen auch dazu gesprochen hat .
Ich bitte nachdrü c k l ich , daß wir j etzt a u c h d i e C h a n c e wahrnehmen , die uns ge­
geben ist , damit wir wieder einen deutschen Theologen in den Stab des LWB zu
den F ragen der E k k l es i ologie hineinbekommen und daß wir uns darum kümmern . Ich
sage das auch a n meine Adresse , weil ich als b i sheriger Vorsitzender des Ö k u ­
menischen Studien a u s s chusses hierbei gefragt bin . Aber i c h m u ß es weitergeben ,
weil es gar n icht so lei cht ist , diese Angelegenheit weiterzutreiben .
I c h möchte noch a u f einen anderen Punkt hinweisen , den Sie kurz angesprochen
haben , Herr B i s c h o f , a ber aus guten Gründen natürlich nicht aus führen konnten .
Es g a b d a z u eine An frage der vorherigen Synod e . U n d darum möchte ich es als
I n formation a n die j etzige Synode weitergeben . D ie v i elen verschiedenen D i a l o ­
ge m i t d e n anderen K o n fe s s ionen s i n d j a z . T . sehr weit gediehen u n d für d i e
meisten n i c h t mehr z u überscha uen . Wir h a b en in u nserem Ausschuß viel d a z u
erarbeitet und haben einen weiteren A u s s c h u ß eingesetzt , d e r a n die K irch e , a n
die Gemeinden , a n K irchenvorsteher und a n P a st oren v ermitteln soll , was d a
b isher eigentlich erreicht worden und w a s p a s s iert ist . D i e s e Studie i s t a u f
gutem Wege . Das wollte ich d e r Synode mitteilen , weil s c h o n d a n a c h gefragt
'
worden ist .
( Be i f a l l )
Vizepräsident Böttcher :
Gibt es noch weitere Wortmeldungen? Das ist nicht der F a l l . Dann frage ich den
Leitenden Bis cho f , ob er noch einmal rea g i eren m öchte . Bitte , Sie haben d a s
Wort .
Leitender B i s c h o f Dr . Mü ller :
Herr Präsid ent ' Verehrte Synodale '
In der Tat hätte man fra gen können , ob d i e Asylproblematik hier einen eigenen
Punkt erfordert hätte . I hnen ist sicher in Erinneru n g , daß ich das in der Pre­
digt gestern getan h a b e . La ndesbischof H irschler wird morgen , soweit ich weiß ,
einen Brief an die Gemeinden p u b l i z ieren , in dem er d i e Asy lproblemat ik a n ­
schne idet . Sicher , daß s i c h schon andere d a z u geä ußert haben , bedeutet nicht ,
daß sich d i e Generalsynode nicht mehr d a z u ä uß ern k a n n .
Vielen Dank für den Hinweis a u f die Entwi c k l u n g in der südlichen Welt . W a s ich
dort gesagt h a b e , ist v ielleic'ht u n fa ir - " ni cht f a i r " hieß es - , wenn man den
- 188 -
Z u s a mm e n h a ng in der Tat so sieht . Ich denke , man muß aber einmal sehen , daß es
für uns ere Gemeindeglieder doch eine g a n z e Menge ist , was s ie tun , wenn sie
vom Westen her Geld geben in vollem Wissen und mit voller Z u s timmung , fast
unter der Ü b erschrift : " E inen fröhlichen Geber hat Gott l i e b . " Und d a auch wir
j ed e Mark nur einmal ausgeben können , hat das natürlich Auswirkungen auf die
ü brigen Möglichkeiten . Es wird wirk l i ch sehr viel gerade in Oste uropa geta n ,
weil da g a n z neue Möglichk eiten sind , wofür ich dankbar bin .
Wir haben , denke ich , ök umenisches Teilen nach wie vor nötig und ü b e n es auch ,
a u c h in ' u n seren unmittelbaren Partnerschaften . Insofern a l s o v ielen O a n k für
den Htnweis auf den Bericht der Kirchenl eitung , in dem d i e s e D inge a ngespro­
chen worden s ind .
Was Ca n berra angeht , so ging es mir an der Ste lle mehr um d a s Problem der I n ­
k u lturation a l s u m d i e Frage einer n e u e n Schöpfungsth eolog i e . I n d er Tat : hier
weiter zuarbeiten ist wichtig .
Schließlich d ie Sowj etunion . Hier möchte wohl die hannoversche L a n d e s k irche
p r im ä r als Partner arbeite n , wohl wissend , daß d a s ganz erhebliche K r a ft bean­
spruchen wird . Es sind j a T a u sende von Kilometern , die m a n ü b erwinden muß .
Aber d i e L a n d e s k irche H a nnov ers hat s ich hier vorbildlich engag iert . Wir sind
d a b e i , das ein wenig a b z u sprechen , wenn Norde lbien im Balt i k um a rb e itet ,
H a n n o ver in der Sowj etuni on , Bayern in Ungarn usw . , wo s i c h dann a n dere betä­
tigen k ö n ne n . Ich will d a s h ier j etzt nicht weiter a us führen . D i e Gemeinden
s e l be r brauchen i n der Tat H ilfe . Ich bin im J u l i z um BO . G eburtstag von Bi­
schof Kalnins in Riga gewesen , war d a s erste Mal i n der Sowj etunion . Damals
gehörte R i g a noch d a z u ' Die Bitte um M itarbeiter ist d ort d r ingend . Es ist
n i cht n u r d i e Arbeit groß , sondern auch die Gefahr von Verwirrung ist groß ,
weil n icht n u r Lutheraner in der Sowj etunion arbe iten k ö nn e n , sondern alle
m ö g l i chen Leute dort arbeite n . Und je einfacher man mit e inem
fundament a l i stischen oder s p iritua l istis chen Rezept kommt , um so l e ichter ist
natürlich d i e Gefahr , daß man dara u f e ingeht . Als o : U nsere Freunde und
Freundinnen dort bitten um H i lfe , und wir sind a u ch da b e i , solche z u gewähren .
D i e E v a ng e l i s ch-Lutherische Landesk irche Sachsens hat e inen ihrer P farrer
beurlaubt für die H i lfe in d ieser K irch e . Herzlichen Dank d a fü r .
(Beifall)
V i z ep r ä s i d ent Böttcher :
I c h möchte mich b e i dem L e itenden B ischof für seinen Bericht und für seine Be­
a ntwortung der v ielen Fragen ganz herzl ich bedanken . Bei all denen , d i e in der
Beratung mitgewirkt haben , möchte ich mich ebenfalls h e r z l i c h beda n k e n .
( B e i fa l l )
I ch unterbreche d i e Sitzung j etzt b i s 1 7 . 00 Uhr .
( U nterbrechung von 16 . 40 Uhr bis 17 . 03 Uhr)
V i z eprä sidentin Thobaben :
Es wäre schön , wenn Sie sich voneinander lösen und die P l ä t z e wieder einnehmen
könnten , damit wir vora n k ommen .
E i n B l i c k a u f die Tagesordnung sagt mir , daß wir j etzi gerade kurz vor Ende
un serer Vormittagssitzungse inheit a ng e k ommen sind . Ich b in mir zwar bewußt ,
d a ß Z e it einteilungen immer a uch ein Stü c k Saat a u f Hoffnung s ind , a b er wir
- lB9 -
könnten j et z t j a vi elleicht doch z�r Aussprache über den Bericht der Kirchen­
leitung kommen und - a n s chl ießend zu den Wahlen ü b ergehen .
( Zurufe : Erst die Wa hlen ! )
- N u n gut , bevor wir z u den Wahlen kommen , wüßte ich gern : Wie viele Wortmel­
dungen sind denn für die Aussprache über den B ericht der Kirchenleitung zu
erwarten? - Dre i , dreieinhalb habe ich j et z t gesehen ; eine Wortmeldung war
sehr zögerlich .
Vielleicht scha ffen wir es dann , kurz vor Schluß dieser restlichen N a chmit­
tagseinheit diese Aussprache z u führen .
Jetzt steht a l s o die Wa h l der Kirchenleitung a n . I c h bitte den Vors itzenden
des Nominierungsa usschusses um seinen Bericht .
Kraft :
F r a u Präsidentin ! Liebe K o n s y noda le !
Sie haben es gut .
( H e iterkeit)
So habe ich meine Ausführungen heute morgen begonnen . Sie haben s i ch einen
Nominierung s a u s s c huß gewählt , ein demokratisch gewähltes Gremium , das I h nen
Vorschläge ma chen soll und s i cherlich auch - wie ich es heute morgen gespürt
habe - B a u c h s c hmerzen v erursa cht .
Wir haben uns v iel Kopfschmerzen gemacht , _ und wir legen Ihnen nach vielem Hin
und Her , nach v ielen Überlegungen wieder einen Gesamtvorschlag vor , obwohl
auch Möglichkeiten offener Listen erörtert worden sind . Ein Gesamtvorsch lag
ist es desweg e n , liebe Konsynodale , weil wir in diesen langen Vorg esprächen
v i eles , wa s sonst mit Sicherheit hier im P lenum d i s k utiert worden wäre , schon
vorher a b g ewogen , berücksichtigt haben .
Wir haben a u c h viele I n formationen bekommen , z . B . die : Die Zahl der Theologen
ist von zwei auf drei erhöht worden - mit der ganz k l aren Absicht , daß damit
eine Theologin oder ein Theologe aus den neuen Bundesländern - in diesem F a lle
aus der Sächsischen oder der Thüringischen K irche - hinzu zuwählen sei . Aus
eben diesem Grunde ist a u c h die Zahl der N i c httheologen erhöht worde n ,
wiederum mit der Maßgabe , d a ß dann mindestens e i n e Person a u s den neuen
Bundeslä ndern zusätzl ich in der Kirchenleitung vertreten sein soll .
Es geht also da rum , a l l e diese Überlegung en , Wünsche , Abs ichten in E i n k la ng zu
bringen . Was wir Ihnen nun vorlegen , ist ein K u n stwerk ( H eiterk e i t )
o d e r viell eicht ist es a u c h nur ein P u z z l e .
Sie müssen d a b e i berü c k s i chtigen , daß wir a u c h daran gedacht haben : Welche
Landes k irche ist b is j etzt in welchen Gremien v ertreten? Wie ist es mit der
Verteilung im Blick auf d a s Präsidium? Wie ist es im Blick a u f die A u s s c hüsse
- F in a n z a u s s c h u ß , Rechtsa u s s chuß? Alles dies hat bereits eine Rolle gespielt .
Was Sie vor s i c h haben , ist also ein solches K u n stwer k . Vorhin ging d a s ein
wenig schnel l ; deswegen hat mich d i e P r ä s i dentin gebeten , dieses Kunstwerk­
j et z t g a n z langsam vorzustellen .
- 190 -
Als Mitglieder der Kirchenl eitung s chlägt der von I hnen mit dieser Aufgabe
b e a u ftragte demokratisch gewählte Nominier ungsausschuß
( H eiterkeit)
folgende Theologen v o r :
den Bruder v o n Loewenich a u s Bay ern ! D i e B a yern h a b e n b e i d e r j et z igen K o n ­
stellation im Präsidium ein g a n z anderes Gewi cht , und deswegen meinten wir ,
von Loewenich ( B ayerri) sollte als Theologe a l s Mitglied der K irchenleitung
vorgeschlagen werden .
Weite r : Dr . Linnenbrin k , H a n nover ! Auch die große H a n n o v ersche La ndesk irche
braucht in dieser H insi cht einen Schwerpunkt . Wir haben uns für Dr . Linnen­
brin k , H a nnover , entschieden .
Dann kam die Maßgabe : Erweiterung a u f drei Theoiogen , aber , bitte schön - nun
paßt auf -, durch j emanden a u s den neuen B u ndeslä ndern . Das ist nun nach
unserer Meinung der Bruder E c k ardt a u s Thüringen .
Natürlich haben wir uns - da wir j a auch sehr viele persönliche B e z i ehungen z u
a nderen h a ben - gefragt : W a r u m nun n icht dieser oder j ener? Der ist d o c h v i el
besser - oder die ist doch viel besser - ; warum j etzt diese F estschreibung?
Damit wir nicht sieben , a cht oder neun Wahlgänge vornehmen müssen , damit wir
alle diese Aspekte des Kunstwerk s oder des P u z zles berücksichtigen , schlagen
wir nur diese drei vor : von Loewe n ic h , Dr . L innenbrink , E c k ardt !
In dem Kun stwerk geht es n u n weiter mit den Nichttheolog en . Es war g a n z
wichtig , daß a n irgendeiner S t e l l e a u c h Schaumburg - L ippe vorkommt . Natürlich
kann m a n das herunterbügeln und sagen - das haben wir ja auch gehört -: Ach ,
Men sch , die g a n z e L a ndeskirche ist so groß wie Kempten ; was s o l l das denn? Die
müssen doch nicht unbedingt ! - Doch , sie müssen ! Dr . W i n c k le r wird von uns für
Schaumburg - L ippe vorgeschlagen .
Nordelbien hat einige Bless uren erfahren . Das weiß i c h auch . D a s kostet auch
einiges a n Geduld , a n Durchstehv ermögen . Deswegen wird v on u n s Herr Kramer aus
Nordelbien in diesem Bereich vorgeschlagen .
G a n z große Schwierigkeiten gab es nun bei der Beteiligung un serer sächsischen
Schwestern und Brüder bzw . auch der Thüring er , die s a gten : Wir h a b en einen ,
der ist g a n z wichtig , aber er ist n icht hier ; er ist stellv ertretendes Mit­
g lied der Generalsynode . Aber der ist uns ganz wicht i g ! Jetzt kann er s i ch
nicht vorstellen . Wie wird d a s werden , wenn er nicht h i er ist u n d sich die
Kandidaten vorstellen müssen? Er i st nun nicht hier , a ber gerade er ist es ,
der uns g a n z , g a n z wichtig ist , nämlich Herr H o fma n n .
Da ha ben wir uns nach langem Hin und Her d a z u durchgerungen zu s a g e n : Gut , wir
r i s k ieren e s ; wir set z en ihn auf diese Liste , obwohl er n i c ht h i er ist und
obwo hl das gr6ße R i s i k o besteht , daß er sich ni�ht vorstellen k a n n und des­
wegen v i e lle icht Minuspunkte b e k ommt .
Es geht weiter mit unseren B a yern . Wir haben gemeint , F r a u Dr . Böning sollte
wiederum Mitglied der Kirchenl eitung sein .
Und die große Ha nnoversche La ndes k i rche - wo bleibt s i e in diesem Z u sammen­
hang? Wir haben uns ents chieden , F ra u Plath in diesen Sechserkreis zu berufen .
U n d d i e k l e ine Braunschweiger Landes kirche kommt bisher überhaupt nicht v or .
Der L eitende Bischof hat mir g a n z deutlich gesagt : L iebe L e ut e , i n zweieinhalb
Ja hren bin ich auch nicht mehr h i er ; dann seid ihr nirgends mehr vertreten ! Da
haben wir gesagt : Wenn er als Alter dann leider geht , m uß ein g a n z Junger her ;
- 191 -
deswegen wird Herr Goes aus Braunschweig a l s sechster K a ndidat vorgeschlagen .
So ist dieses Kunstwerk zu verstehen - v i elle icht sehr kün stlich , v i e l l eicht
gar nicht schön , a ber so ist es v i ellei cht doch , liebe Konsynoda l e , ver­
ständlich entstanden .
Natürlich haben wir uns überlegt : Jetzt ma chen wir es doch anders und nehmen
statt dieses Vors chlags eine wirk l i che Wahl vor . Aber andererseit s : Sie können
doch wähle n ! Erstens haben Sie uns Rewählt , und zweitens können Sie j etzt
durchaus a u c h noch im Blick a u f d a s , was ich I hnen gesagt habe , wählen . Was
wäre den n , wenn die L i ste der drei Theologen j etzt offen wäre , da Sie doch nur
drei wählen dürfen und eine ganz bestimmte Maßgabe zu erfüllen h a b en? Wir
haben uns dann auch sehr klar die Frage gestellt : Was passiert eigentlich ,
wenn j etzt zu den Kandidaten v on Loewenich , D r . L innenbrink und E c k a rdt
weitere h i n z u k ommen , die sehr populär sind , und Herr Eckardt hera u sfä llt? Die
Maßgabe war a be r : I hr bekommt deswegen drei Theologen , damit eben einer a u s
den n e u e n Bundesl ä ndern d a b e i ist .
Ich mache diese wenigen Andeutungen nur deswegen , damit Sie verstehen , was
dies für ein K u n stwerk ist .
Ich denke , Sie haben j etzt ein wenig mehr Verständnis für uns , I hren Nominie­
rung s a u s s chuß . I c h d a n k e Ihnen .
( Beifa l l )
Vizepräs identin Thobaben :
Bruder K r a ft , n a chdem Sie soeben eine Rose als Anerkennung der Mühe I hrer
Arbeit b e k ommen habe n , möchte ich auch den D a n k des Präsid iums anfügen u n d
sagen , wir d a n k en d e m Nominierungsausschuß h e r z l i c h f ü r d i e Arbeit , d i e er
sich gemacht hat .
Aber dennoch muß und möchte ich frag e n , ob es noch weitere Vorschläge g ibt ;
die dann bitte a uch in der Reihenfolge T heologen und / oder L a ien .
D r . H a sselma n n :
Vielen D a n k zunä chst einmal , lieber Bruder Kraft , a ber von einem Ku nstwerk z u
sprechen , beinhaltet , daß es bekanntlich s e h r verschiedene Ges chmä c k er und
sehr verschiedene Ans ichten gibt . Dies g ilt gerade bei Kunstwerken , wie Sie
wis sen . E i n K u n stwerk , bei dem von neun Vorgeschlagenen aus den großen deut­
schen L a n d e n v i e r a u s Niedersachsen kommen und nur zwei F rauen s in d , ist . ein
etwas ungle ichgewichtiges Ku nstwerk . D a s wollte ich hier doch a u f j eden F a l l
a ngemerkt haben . S o k unstvoll ausgewogen , w i e S i e es dargestellt haben , i s t e s
nicht , k a n n es v iellei cht auch ni cht sein .
Ich bitte nur , d a s e i nmal zu beden ken , und ich möchte , daß das zu Prot o k o l l
genommen wird . I c h m ö c h t e n i c h t sofort e i n e n Persona lvorschlag machen , aber
doch noch einmal fragen : Sie machten eine etwas verräterische Bemerkung in
Richt u ng auf eine " wirk liche Wahl " . So s a gten Sie . Wenn es eine wirkliche Wahl
sein s o l l , dann müßte es ja irgendwo Alternativen geben . Da erhebt sich d i e
Frage , ob s i c h d a s d i e S y n o d e z umuten will o d e r nicht . I ch h a l t e d a s f ü r e i n e
Grundfra g e , die im A u g e n b l i c k z u stellen ist .
- 192 -
V i z epräs identin T hobaben :
D i e Grundfrage steht im R a um . G ibt es d a z u Wortmeldungen? - D i e Frage ble ibt
im R a um stehen .
( Heiterkeit)
Habe i c h eine Wortmeldung übersehen?
D r . Meyer :
Frau Präs identin '
Es ist j a unter Umständen möglich , d a ß der Nominierung sausschuß noch einige
Namen mehr i n petto hatte , a l s er s i e a u f der L i ste veröffent l i cht hat . Wenn
eine Wa h l irgendwo einen Schnitt n a c h Stimmenmehrheit z i ehen sollte , könnte
man natürlich dem Vorsc hlag von Propst Dr . Ha sselmann folgen , daß e i n fach noch
e i n paar Namen d a z u k ommen , und dann bringt die Wahl einen Sch nitt . Aber wenn
man das nicht wil l , dann ble ibt es bei der Verlegenh eit , d i e Herr Dr .
H a s s e lmann bena nnt hat .
V i z e p r ä s i dentin Thoba ben :
I c h de n k e , die Frage muß i c h an den Vorsitzenden des Nomin i erun g s a u s s c husses
weitergeben , ob darauf etwas z u antworten ist . Zuvor liegt a b er n o ch eine
Wortmeldung von Herrn Dr . Kühn vor .
P r o f . D r . Kühn :
Die e i n z i g e Alternative , die ich befürworten könnte , wäre ; daß eine weitere
Achterliste danebengestellt wird , bei der a l lerdings die e i n zelnen Kategorien
in gleicher Weise berüc k s i chtigt s i n d . So ma chen wir das in Sachs e n . Aber ich
fürchte , daß der Nominieru ngsausschuß überfordert i st , entsprechende Alterna­
tiven für die einzelnen Genan nten z u finden . Deshalb ist dies h i er eine
Notlösung . So habe ich das verstanden . In diesem Zweifelsfall würde i c h mich
für d a s Verfahren ents cheiden , das der Nominierungsa usschuß vorschlägt .
( Beifa l l )
V i z eprä sidentin Thobaben :
D a r f ich I h r Klop fen als Zustimmung a u ffassen?
( K a l it z k y : Zustimmung in welche R ichtung ? )
- Zu dem , w a s Herr D r . K ü h n gesagt ha t .
( Ka l i t z k y : Er hat sich doch gegenseitig a u fgehoben mit seinem Vorschlag ! Heiterkeit)
- Es geht um das � was er z u letzt gesagt hat .
( Ka l i t z k y : Für mich ist es e i ne Lösung , a b er keine Notlösung ! )
- 193 -
K a l i t z ky :
D e r Vorschlag d e s Nominierungs ausschusses ist a u s meiner Si cht eine L ös ung des
Problems , a ber keine Notlösung . Es ist eine echte L ösung .
( B eifa l l )
I c h h a b e keinen Vorschlag z u mache n , a b e r doch e i n e B emerk ung . I c h g e h e davon
a u s , daß die Arbeit des Ausschusses v ertra u l ich ist und daß es ungut wäre ,
wenn im Ausschuß v entil ierte Namen j etzt präsent iert würde n .
Le itender Bischof Dr . Müller :
Frau Präs ident in ! I c h möchte nur Artikel 19 Abs . 4 unserer Verfa s s u ng in Erin­
nerung rufen . Dort h e ißt es : Bei der Zu sammenset zung der K irchenleitung soll
darauf Beda cht genommen werden , daß ihr a u s j eder G l i ed k irche ein Mitglied
oder ein Stellvertreter a ngehört . Ich den k e , das hat sehr stark hinter diesem
Vorschlag gestanden .
N a c h einer Wahl v on neun Personen müßte a l lerdings noch eine Wahl von sechs
Stellvertretern erfolgen : von zwei Theologen und v i e r Nichttheologen . Es muß
also laut Verfa ssung noch ein weiteres Mal gewählt werden .
Mehr möchte ich nicht sagen .
Herr Schmie d :
F r a u Präsidentin ! I c h möchte nur a u s formalen Gründen erg ä n z e n , d a ß ich die
Bestimmung , wie sie eben der Herr Leitende Bischof Dr . Müller v orgetragen hat ,
" ein Mitglied 0 d e r e i n Stellvertreter" so lese , daß es genügt , wenn aus
j eder Gl iedkirche ein Mitglied oder ein Stellvertreter gewählt wird . Es muß
a l s o nicht j ed e Gliedkirche ein Mitglied und einen Stellvertreter haben . Das
viel l eicht noch zur I n format ion .
Dr . Meyer :
Frau Prä sidentin ! Bei dem Stand der Debatte müßte es doch m ö g l i ch sein z u
sagen : Ü b e r den Block der Theologen kann extra abgestimmt werden . D a n n wird
die Li ste der Namen derer , die nicht Theologen sind , e infach noch um die Z a h l
ergänzt , die d e r Reihe n a c h gewählte Mitgl ieder und dann der Reihe n a c h Stell­
vertreter sind . Also : Die Stimmenzahl bestimmt , wer Mitglied ist , und derj eni­
g e , der nicht d a s erforderliche Quorum zum Mitglied erreicht hat , wird dann
Stellv ertreter . Dann ist d a s im Wahlgang nicht zu a u fwendig , a ber die Berück­
s ichtig ung aller Gliedk irchen ist so lei chter herstell bar .
V i z epr ä s identin Thoba ben :
Verstehe ich Sie richtig , daß Sie eig entlich summarisch d i e L iste der K irchen­
leitungsmitglieder und der noch zu wählenden stellv ertretenden K irchenlei­
tungsmitglieder z u s ammennehmen wollen , daß Sie d a s a u f eine Gesamtliste nehmen
wollen und dann s a ge n , je n a chdem , wie die Stimmen verteilt werden , ergibt
s ich dann die M itgliedscha ft oder die stellvertretende Mitgl i e d s ch a ft?
- 194 -
Dr . Faehling :
F r a u Prä sident in ' Ich halte diesen Vorschlag für problematisch . Erst einmal
sehe ich n i cht ein , warum die Theologen dann bevorzugt werden s o l l e n , und zum
a nderen k a n n es doch sein , daß bei der Wahl der Vertreter g a n z a ndere Ge­
s i chtspunkte zum Tragen k ommen . Dazu muß man zunä chst einmal die originären
Mitglieder gewählt haben . Ich schlage vor , daß Sie noch einmal fragen , ob
weitere Vorschläge komme n , und wenn d a s nicht der Fall ist , daß wir uns dann
dem Vors chlag des Nominieru ngsausschus ses zuwenden .
( Be i fa l l )
V i z epr ä sidentin Thoba ben :
Herr K a l it zk y , bitte !
( Ka l it z k y : Herr F a ehling hat schon a lles gesagt ! )
D a n n fra g e ich noch einma l , ob es weitere Vors chläge g ib t .
Pro f . Dr . Härle :
I c h habe keinen Vors ch l a g zu ma che n . I c h hatte mich gemeldet , bevor Sie eben
die Frage nach weiteren Vorschlägen g estellt haben .
I c h habe den Eindru c k , daß wir j etzt zum dritten M a l in dieselbe Situation
k omme n . I c h überlege , wodurch diese Situation entsteht . - O ffen s ichtlich ist
n icht ganz deutlich , welchen Auftrag der Nominierungsausschuß von uns hat .
Dort l iegt das Problem . Wollen wir vom Nominierungsa uss chuß g e n a u s o v iele
Vorschlä g e , wie Personen z u wä hlen sind? - Dann verschleißen wir in der Regel
keine K a n d idaten . Aber wir h a b en keine Auswa h l .
Wollen wir dagegen " e cht wähle n " , wie es hieß , dann müssen wir d e n
Nominierungsausschuß b e a u ftragen , k ü n ft ig f ü r j ede zu wählende P o sition
mindestens zwei Vors c h l ä g e z u machen .
Wir werden uns j e desmal wieder über die Situat ion ärgern , wenn wir n icht dort
den Schaden behebe n , wo wir ihn anrichten , nämlich durch einen o ffensichtl ich
undeut l i chen Auftrag an den Nominierung sausschuß .
Vielle icht irre ich mich . Aber dort sche int mir der H a s e im Pfeffer zu liegen .
Wir haben j a noch eine Reihe von Wahlen vor uns . Wenn �ir ni cht den Ärger
in stitut ionalisieren wollen , sollten wir einmal an einer p a ssenden Stelle dies geht j et zt im Moment wohl nicht - darüber entscheiden , was wir v o n dem
Nominierungsauss c h uß erwarten und was n icht .
Schulze :
Der Nominierung s a u ss ch u ß hat natürlich verschiedene Vorgabe n . Z u n ä chst einmal
die durch Verfassung und G e s c h ä ftsordnung zwingend vorgeschriebene Vorgabe . Da
wird zunä chst festgeste l l t , d a ß d i e G liedkirchen zu berüc k s icht i g en sin d .
Daneben g i bt e s Vorschriften , die einfach durch Einvernehmen v or uns stehen ;
ich meine etwa die Berü c k sichtigung der neu beigetretenen Kirche n .
D a n n gibt es Vorschrift e n , d i e gesetzlich nicht verankert s in d , aber in der
- 195 -
E ntwi ckl ung der Zeit begründet sind ; d a s ist d i e F rage , wie wir zum Beispiel
die I nteressen der Frauen und der Männer verteil en .
Dann gibt es die praktischen Fragen n a c h Erfahr ung und Einarbeitung .
Aus der Fülle der Vorgaben , die wir uns n i cht im Nominierung s a u s s chuß gesucht
haben , und aus den bestimmten Zwä ngen in der Ge samtschau der vom Präsidium b is
zu den Ausschüssen festzul egenden Namen - a u c h um Doppelmitgliedschaften z u
vermeiden und e i n e n s i n n v o l l e n Einsatz von F a c h kr ä ften z u erreichen - , ist
dieser Vorschlag entstanden . Ich bitte S i e , diese Vorgaben , die wir ausgespro­
chen und unau sgesprochen in unsere Beratungen mitnehmen mußten , z u respektie­
ren .
(Beifall)
Vizepräsidentin Thobaben :
I c h gla ube , daß wir an der Stelle d i e Debatte a b s chließen können . Es wäre
a llerdings z u fragen , ob der Vors chlag von Dr . Härle am Ende noch einmal a u f ­
genommen werden soll , noch e i nmal z u sag e n , w e l c h e n Auftrag der Nominierungs­
aus schuß v on den Synoda len in Z u k u n ft b e k ommen s o l l . Soll z u r Schonung der
Kräfte und der Brüder und Schwestern j eweils der Vorschlag so a ussehen , daß
die Zahl der z u wählenden auch vorh a n d e n ist , unter a l l en den Gegebenheiten ,
die zu berücksichtigen sind , oder sollen mehr Namen erscheinen , damit so etwas
wie eine Wahl möglich ist , wie einige das wohl wünschen .
Das möchte ich a b e r gern voneinander a b koppeln und j etzt auch in den Wahlgang
eintreten .
Ich möchte in der R e ih e n folge z u nächst die Theologen und dann die L a i en bit­
ten , sich der Synode k urz vorz ustel len .
von Loewenich :
Mein Name ist Herma nn von Loewenich . I c h b i n noch 59 Jahre alt . I c h bin in
Nürnberg geboren , wo ich j et zt seit sechs e i n h a l b Ja hren als Kreisdekan tätig
bin . I c h bin seit sechs Jahren Mitglied der Kirchenleitung und habe darüber
hinaus in den vergangenen sechs Jahren den A u s s chuß für Fragen des gemeind­
l i chen Lebens gel eitet und war in der k leinen Arbeitsgru ppe , die den Kontakt
z u den drei lutherischen Kirchen in der ehemaligen DDR hergestellt und gehal­
ten hat .
In a l l e n diesen T ä t i g k e iten innerhalb der Verein igten Kirche h a b e ich sehr
gern gearb eitet . Mich reizt die neue Konstellation , die neue Gemeinschaft .
Meine F r a u ist in der Pfarrfrauenarbeit teildienstlich tätig , und zwar im
Bereich des B a y erischen Mütterdienstes Stein .
Ich habe zwei erwa chsene Kinder . Mein D ienst in der B a yerischen K i rche ist
weitgehend durch die Arbeit i n der Stadt g e k e n n z eichnet . 12 Jahre war ich
Mitglied der Landessy node und des Landes synoda l a u s s chusses .
Dr . Linn enbrin k :
Günter Linnenbrink ist mein Name . I c h b i n Jahrgang 1934 und näh ere mich dem
5 7 . Lebensj ahr . Ich bin verheiratet , h a b e drei erwa chsene - s a gt man das noch?
- Kinder , zwei Töchter und einen Sohn .
- 196 -
( H e iterkeit)
I c h b i n Mitglied der letzten Kirchenl eitung gewesen und habe dort auch gern
m itgearbeitet . Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt bei Fragen der Theolog i e ,
insbe s o ndere bei Grundsatzfragen der Theologie . E s ist so , daß s i ch die
H a nnov ersche Kirche - wie Sie alle wissen - seit ein iger Zeit mit einigen
nicht ganz so a ngenehmen theologischen Grundsatzfragen z u b e s c h ä ftigen hat .
I nso fern war es immer h i l freich , a u c h diese Themen in der Vereinigten Kirche
mitd i s k utieren z u können .
I c h bin a u c h noch bei der Arbeitsgemeins c h a ft Kirchlicher Entwic k l ungsdienst
als Vorsitzender t ä t ig . Das ist derj enige Berei ch , der die Aufgaben der E v a n ­
g el i s c h e n Christenheit in Deutschl a n d , und z w a r in g a n z Deutsch l a n d , f ü r d i e
M e n s c h e n in den L ä n dern der sogena nnten Dritten W e l t bedenkt und m i t ent­
sprechenden Mitteln aus " Brot für die Welt " , der Zentralstelle u n d - last , but
not l e a st - der Kirchensteuern mit bedenkt .
I c h wäre gern wieder bereit , in der Kirchenleitung der Vereinigten Kirche mit­
z u a rb eite n .
E c k ardt :
I c h heiße Johannes Eck ardt , komme a u s Thüringen , einer - ich sagte es am
Sonnabend schon - frä n k i schen Minderheit in Thüringen ang ehören d , a u s Süd­
thüringen stammend , j etzt in der Rhön tätig , seit 2 1 / 2 Jahren dort als Super­
intendent .
Was m i c h geistlich geprägt hat - wenn das vie llei cht interess iert - : pietisti­
s ches E lternhaus und Jugendkreis , a ber a uch Ferien in einem lutherischen
b a y e r i schen L a n d p farrhaus , Studium in Jena bei Profes sor Gloege - den
Theologen ja b e k a nnt ; von daher auch die lutherische Prägung - , ö k umenis cher
Arbeitsk reis unserer Land e s k irche , wo ich viele Jahre mit Herrn Krech
z u sammensein konnte , dann eine Legis laturperiode Synode - da durch unseren
B i s c h o f sehr stark geprägt - . I c h komme aus der Gemeind e , bin am l i ebsten
Gemei n d e p farrer und j etzt auch wieder Dorfpfarrer . Warum ich trotz dem hier
stehe? � I ch s c h a u e auf die letzte Bank und sehe dort F rau Schultheiß s itzen .
Als in der Synode die Koordinierungsgruppe neu zu b e s et z en war , s a gte s i e : Wir
s u chen a lutherisches Her z e ! D a sollte ich kandidieren . In einer dann doch
dramatisch s i ch gestaltenden Kampfa bstimmung bin ich in diese K oordinierungs­
gruppe gewählt worden . Ich bin unbeschwert hineingegangen , weil ich in eine
Koordin ierungsgruppe kam , die nicht mehr Nachlaßverwalter einer a u fgelösten
VELK i n der DDR war , sondern Geburtshelfer für einen Wiederbeitritt der
L utherischen Kirche . Das war mein Anliegen , das wollte ich durchbringen . D a für
h a b e i c h mich in der Koordinierungsgruppe eingesetzt . und dann a u c h in der
k leinen Bilateralen Arbeitsgruppe a l s eines der drei Mitglieder a u s den
b e itretenden Kirchen . Deswegen bin ich auch für das Erlebnis d i e s e r Tage sehr
d a n k bar . Als nun die Frage an mich kam , ob ich in der K irchenleit u ng der VELKD
mitarbeiten wol le , habe ich dann eben doch - wenn a u c h unter Bedenken - j a
g e sa g t ; denn es k ostet eine g a n z e Menge Zeit , die in der Gemeinde fehlt .
Wie stelle ich mir Kirchenleitung , kirchenleitendes Handeln vor? - Nur noch
e i n S a t z d a z u : E s ist genau wie Gemeindeleitung . Martin Luther s a g t : Gemeinde
wird am besten g e l e itet durch rechte Predigt des E v a n g e l iums .
( B eifa l l )
- 197 -
Dr . Winck ler :
I ch heiße M i c h a e l W i n c k ler . I c h bin 194 1 in H interpommern geboren , aufge­
wachsen in Detmol d in e inem lutherischen P farrhaus in reformierter Umgebung .
Studiert h a b e ich R e chtswissenschaft in Berlin , München und Straßburg . Seit
1975 b i n ich Rechtsa nwalt in Bückeburg und seit 1980 , zunä chst nebenamt lich ,
im Landesk irchen amt in B ü c keburg verantwortlich für die Verwaltu ng . Seit 1990 ,
a l s o seit einem J a h r , habe ich nichts mehr zu k la g e n - nicht , weil ich im
Landesk irchenamt bin , sondern weil ich meine Z u l a ssung a l s Rechtsanwalt z u ­
rückgegeben h a be , um v o l l amtlich i m L a n d e s kirchenamt tätig zu sein .
I ch war Mitglied der verga ngenen Genera l synode u n d gleichz eitig Stellver­
tretendes Mitglied der Kirchenleitun g . Darüber h i n a u s war ich Mitglied im
Rechtsausschuß der Kirchenle itung und im R echtsausschuß der Synode . I c h habe
a n der N o v e l l ierung d e s P fa rrerges etzes mitarbeiten d ü r fen , und zur Zeit
arbeite ich mit an der N o v el l ierung d e s - mit dem a lten Titel - Amtszuchtge­
setzes , wie es in Z u k unft wahrscheinlich nicht mehr h e ißen wird .
I ch bin mir bewußt , daß �cha umburg -Lippe gelegentlich Unmut erregt und daß
dieser Unmut dann z um Ärgernis wird , wenn noch Ansprüche gestellt werden . Ich
bitte z u beden k e n , daß da n n , wenn der Unmut d a r a u f beruht , daß es eine kleine
Landeskirche ist , irgend j emand in einer F am i l ie der k l einste sein muß . Daß er
nun gerade s o k le i n ist , ist leider s o . Wir bemühen uns nach Kräften - auch im
Rahmen des Gemein d e a uf b a u s - , unsere L a n d e s k irche lebendiger und größer zu
ma chen , a b e r da sind uns Grenzen gesetzt .
( Heiterk eit )
Ich bitte a ber zu bedenken , daß die geringe Größe - a u c h so kann man es a u s ­
drücken - z u einem Na chteil wird , wenn - j et z t greife i c h ein Wort a u f ; d a s
gestern im Bisch ofsbericht auch enthalten war - e i n prov i n z ieller Part i k u l a ­
rismus g e p flegt wird . D a s i s t in d e r Tat eine s c h l e chte Ausrichtung , und d i e ­
j enigen , die m i c h k e n ne n , werden bestätigen , daß i c h unter diesen Begriff
nicht e i n z u ordnen b i n .
Ich möchte zum Abschluß eines sagen : an dieser Stelle und nur an dieser Stelle
bedauere ich , keine Frau z u sein ; denn damit k ö n nte ich I hnen wahrscheinlich
die Wahl erleichter n , um gerade im Blick auf eine größere Beteiligung der
Frauen an der Kirchenleit u ng ein besseres Ergebnis z u erzie len .
( Heiterk eit)
I c h möchte aber betonen , und ich bitte , d a s n i c ht z u sehr weiterz uverbreiten :
nur an dieser Stelle und nur b ei dieser Gelegenheit '
( H eiterkeit und B e i fa l l )
Vize präsidentin Thobaben :
Bruder W i n c k le r , Sie gefallen uns so , wie Sie s in d .
( H e iterk e i t )
Kramer :
Mein Name ist H e n n ing Kramer . I ch bin im J a h r 1940 z iemlich genau in der Mitte
Schleswig -Holst e i n s in einem Dorf in e i nem P farrhaus geboren worden . Mein
Vater ist früh g e f a l le n . N a ch der S c h u l zeit in Rendsburg und nach dem Abitur
- 198 ' -
habe ich zunä chst versu cht , das Theologiestudium zu beginnen - ich habe es
auch begonnen , habe es a b er nach fünf Semestern wieder a u fgegeben in der ver­
meintlichen E rk e nntnis , die ich auch heute noch für richtig halte , daß Pa stor
nicht der richtige 'Beruf für m i ch sei . I ch habe dann das Jurastudium - zu­
nä chst aus Verlegenhe it , . dann bald aber aus innerer N e ig u ng - angefangen und
habe es dann auch zu E nde gebracht .
1973 bin ich in d a s L a n d e s k irchenamt der damaligen Schleswig-Holsteinischen
L andesk irche a l s j uristischer Hilfsarbeiter - so h i eß das - eingetreten . Nach
einer einj ä hrigen Abordnung a n d a s Landeskirchenamt Hamburg in der
Überga ngsphase z ur Nordelbis chen Kirche b in ich dann gut a c ht Jahre im
Person a l d e zernat für Theologen als j uristischer R e ferent tätig gewesen . Mein
damaliger C h e f , Herr Präsident Scharba u , wird sich an diese Zeit hoffentlich
noch mit guten Gedanken erinnern .
Seit 19B4 l e ite ich d a s D e z ernat für a l lgemeine Rechtsange legenheiten , eine
v on e l f Abteilungen des Nordelbischen Kirchenamt e s . I c h bin seit dieser Zeit ,
s e it 1984 , a u c h j uristischer Vertreter des Präsidenten , oder a nders gesagt :
Vizeprä s i dent .
Schwer p u nkte meiner Arbeit im Norde l b is c hen K ir c h enamt sind d a s Kirchenverfas­
sungsrecht , das Sta atskir chenrecht und die j uristische A u sb i ld u ng der Vik arin­
nen u n d V i k are sowie a u c h der Verwaltungsfachangestellten u n d der Beamten des
gehobenen D ie n stes .
I c h bin verheiratet . Meine Frau arbeitet j etzt s e it z iemlich genau einem J a hr
- g l ü c k l i cherwe ise a l lerdings nur a u f Zeit - in M e c k l en b u rg -Vorpommern , in
Rostoc k , und sie hat den A u ftra g , mit einem Arbeitsstab der Oberfinanz­
direktion Kiel dort eine Behörde a u fz u b a u en und z u l e iten .
I c h bin Mitglied der letzten Genera l s y n ode und a u c h der letzten Kirchenleitung
der Vereinigten Kirche gewesen und war stellvertretender Vorsit z ender im
R e chts a usschuß der Kirchenleitung . Auch dort ist der Schwerpu n kt meiner Arbeit
- so möchte ich es aus der Rückschau beurteilen - die Mitarb eit in
j uristischen F ra gen , und dabei im Rechtsausschuß a n der Pfa rrergesetznovelle
und a n der Amt s z u chtgesetznovelle gewesen .
Meine b e s ondere L iebe a l lerdings g i lt insbes ondere - ich h a b e es schon erwähnt
- den rechtlichen und tatsächlichen F ragen im Verhältnis v on Staat und Kirche
in uns erer Gesellschaft .
Vizeprä s identin Thobaben :
I ch h a b e hier einen Zette l , daß Schwester Schnerrer bereit ist , Bruder H ofmann
vorzustell en , in Kl ammern : falls n i chts anderes gereg elt ist . Da ich keine
a ndere Regelung h a b e , bitte ich Sie , j etzt das z u tun , und ich bitte Sie a l l e ,
s i ch im G e iste Bruder Hofmann vorzustellen .
( Heiterk eit )
F ra u Schnerrer :
Es ist für mich eine neue Aufgabe , meinen eigenen C h e f vorstellen zu müssen .
Das ist bestimmt nicht so leicht ; Sie werden mir d a s a b n ehmen .
Herr Präsident Hofmann ist im Jahre 1947 im Erzgeb irgsort B a ierfeld geboren .
Mit seinem 10 . Le bensj a hr ist er in den Dresdner Kreuz chor a u fgenommen worden .
Seit dieser Z e it hat er b i s zum Ablegen des humanistischen A b iturs die Kreuz­
s chule in Dresden besu cht .
- 199 -
Danach hat er die Verwaltungsla ufbahn für sä chsische Kirchenbeamte durchlaufen
und war zunächst i n der K irchenamt sratsstelle i n L e i p z ig tätig . Nebenbei hat
er ein F ernstudium für den höheren Kirchen verwaltungsdienst absolv iert .
Seit 1984 war er als F in a n z d e zernent im L a n d e s k irchenamt tätig und nimmt seit
1990 das Amt des Präside nten in der Sächsischen L a n d e s k i rche wahr .
Herr H ofmann war Mitglied der Koordinierungsgruppe und hat s i ch sehr für den
B eitritt der ostdeutschen lutherischen Kirchen zur VELKD e ingesetzt . Herr
Hofmann ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter v on 18 und 13 Jahren .
( Beifa l l )
Frau Dr . Bön i ng:
Ich bin Ursula Böning , 50 Jahre a lt , Ärztin u n d bin mit e inem Kollegen
verheiratet . Wir haben d�ei K inder im Alter v o n 2 5 , 24 und 23 Jahren .
I c h habe meine berufliche Tätigkeit 1975 u . a . deswegen a u fgegeben , damit ich
mehr Zeit für meine damals sch ulpfl i chtigen K inder hatte . Es gab mir a ber auch
Zeit , um in der Kirchengemeinde tätig zu s e i n . Ich habe mit Hausbesuchen
a ngefangen , die ich auch heute noch regelm ä ß ig durchführe .
Es blieb dann aber noch Zeit , und Sie wissen a l l e , daß m a n schnell gerufen
wird , um in Gremien t ä t ig zu werden . I ch bin s e it 1976 i n unserem Kirchenvor­
'
stand i n Höchberg , e i n em kle ineren Ort , der unmittelbar an Würzburg grenzt .
Seit 1980 bin ich in der B a yerischen L a n de s s y n ode , und h a b e mich über die Wahl
i n die Generalsynode 1985 sehr gefreut ; denn d ies ist ein Gremium , das ich
v orher schon einmal stellvertretend habe k e n ne n lernen k ön n en und d a s ich sehr
schätzen gelernt habe . I ch bin dann - für mich ein bißchen überra schend - in
die Kirchenleitung gewählt worden und habe diese Tätigkeit die sechs Jahre
über sehr gern get a n . Wichtig ist mir dabei d i e Verbindung v o n meiner
Gemeindearbeit , v on der Bas isarbeit zur Kirchenleitu ng . Es war immer gut , s i ch
bei Beschlüssen und D i s k u s s ionen und dergleichen daran zu erinnern , wie es zu
H a use vor Ort ist , wie ich das umset zen k a n n - n icht n u r b e im Kirchenvorst a n d ,
sondern a u c h konkret b e i m Gemeindegl ied bei e inem H a u s b e s u ch zusagen und
zuv erantworten , was ich da getan habe . Zum a nd eren - umg e k ehrt - war es für
m ich auch immer sehr wichtig - d a s sehe ich a u ch a l s e i n e ganz wichtige
Aufgabe an - , daß man in einer Kirchengemeinde und a u ch i m Gespräch mit den
Gemein demitgliedern die Tätigkeit der Gremien erklärt und verständlich macht ,
und manche Beschl ü s s e , die wir hier gefaßt haben , die a u f ihrem weiten Weg bis
zur B a s is n i cht immer verstä ndlich bleiben , z u erklären u n d um Verständnis für
u n ser Tun zu werben . I c h würde diese Arbeit in der Kirchenl eitung gern
weiterführen .
F r a u Plath :
I c h heiße Sonj a Plath und bin aus Leer in Ostfries l a n d . O s t friesland gehört z u
N iedersachsen und l iegt a n der Peripherie von N iedersa chsen . Es gehört k irch­
l i ch zur H a n noverschen Landesk irche , und der Weg v o n Leer n a ch Ha nnover ist
relativ weit . I ch muß nämlich immer durch zwei a n d ere L a n d e s k irchen hindurch­
fahren , bis ich in H a nn o v e r bin : durch die L a n d es k irche Old enburg und durch
d i e Brem ische L a n d e s k irche , die in das Gebiet der Hannoverschen L a n d e s k irche
h i neinragen . I n der Regel benutze ich den Zug ; denn im Zug k a n n man noch Akten
lesen , man kann sich ü b erleg en , was man in den Ausschü s s e n , denen man ange­
hört , sagen will , problematis ieren will . Aber man k a n n s ich auch überlegen ,
warum man überhaupt ehrenamtlich in der Kirche arbeitet . D a s ist m a n chmal sehr
heilsam .
- 200 -
Wenn ich so zurückdenk e , stelle ich fest , daß s i c h mein Leben privat-familiär
und beruflich eigentlich immer a n der Nahtstelle zwischen Kirche und Schule
abgespielt hat . I c h stamme aus einer Päda g ogenfamilie . Im J a hre 1949 habe ich
Abitur gema cht und hätte gern Theologie stud iert , a b er zu der damaligen Zeit
war das für Frauen noch sehr unüblich . D a n n bin ich doch l i eber wieder auf den
Weg der Väter zurückgegangen und habe Pädagogik studiert , und zwar in der Aus­
richtung Schulmusik und Kirchenmusik .
Heute sieht es so a u s , daß ich im pädagogis chen Bereich Schulamtsdirektorin
b in . S ie k e nnen s i cher alle besser de� Ausdruck Sch ulrätin . Bis vor zwölf
J a h ren hieß das in N iedersachsen auch noch so , a ber von dem Zeitpunkt a n , z u
d e m d i e Schulaufs ichtsämter eingerichtet wurden , h i e ß e s Schulamtsdirektor
b zw . -direktorin . Eine meiner Genera lien ist dort der Relig ionsunterricht . Ich
b in d a für verantwortli ch , daß der Religionsunterricht v ermehrt a n d e n Schulen
erteilt wir d , und Sie können s i ch denk e n , a l l e s , was damit zusammenh ängt , habe
ich zu bedenken und z u beraten .
Der Musik bin ich a ber nicht untreu geworden . I c h bin n e benberuflich Kirchen­
musikerin und spiele j eden Sonntag die Orgel .
Diese Doppelpoligk eit in meinem Leben hat s i c h interessa nterweise a u f meine
Kinder weitervererbt . I ch habe drei Kinder , die a l l e v erheiratet sind , und die
verschiedenen Familien - inklusive der Schwiege r k inder - decken zum einen den
T heologenberuf und zum anderen den Päda gogenberuf a b .
I c h habe a l s o einen H a uptberu f , einen Nebenberuf und dann die ehrenamtliche
Tätigkeit in der K irche . Auf der Kirchenkreisebene b in ich im K ir c h e n ­
kre istag tätig , so daß ich immer wieder die Verbindung zur Basis h a b e . Dann
gehöre ich in der zweiten Legislaturperiode der L a ndessynode an und h a b e dort ,
a u c h in der zweiten Period e , den Bildungsa u s s c h u ß zu l e iten . I c h bin a u ßerdem
Mitglied des L a ndess ynodalausschusses und des F i n a n z au s s chusses . Des weiteren
bin ich , auch in der zweiten Leg islaturperiode , hier in der VELKD .
Bereits vor sechs Ja hren wurde ich gefragt , ob ich in der K irchenleitung
mitarbeiten wolle . Damals habe ich a b er aus familiären und beruflichen Gründen
a b g es a gt . Diesmal würde ich dieses Amt gern übernehmen .
I c h danke Ihnen .
( Beifa l l )
G oe s :
Mein Name ist Thomas Goes . Ich komme a u s der Brauns chweig ischen Landesk irche ,
wohne in S a l z g itter-Bad , einem der 31 Stadtt e i l e Salzg itters . I c h b in 29 Jahre
a lt . Beruflich b in ich tätig a l s Tischlermeister und Arbeitsthera p eut . I ch
h a b e eine Z u s a t z a u s b ild ung in Arbeitstherap i e für den Suchtbereich gema c ht u n d
h a b e mich vor genau s i e b e n Jahren entschieden , g a n z bewußt in die D ia konie z u
gehen , u m m e inen Beruf d e s Handwerkers , d e s TisChlers , d e n m a n v on d e r Materie
des H o l z e s her gut mit der Arbeit am Menschen v erbinden k a n n , weil beides
lebendige Dinge s in d , in die Arbeitstherapie einz ubringe n . Das m a c he ich in
einer dia k on is chen E inrichtung unserer L a n deskirche , wo ich mit a l k oh o l a b ­
hängigen Männern und Frauen arbeite .
In der Kirche bin ich schon sehr lange ehrenamtl ich tätig . Begonnen hat das
bereits vor der Konfirmandenzeit . I c h b in s e it 1977 Mitglied der Propstei ­
s y node u n d dort z u d e r Zeit i m Jugendausschuß t ä t ig gewesen - d a s b o t s i ch j a
a n . I n unserer L a n d e s k irche gehöre i c h dem Arbeitskreis Japan a n . S i e h a b en j a
i m Gottesdienst g a n z k u r z etwas über d a s Proj ekt , über d i e Evangelisch- 201 -
L utherische K irche in J a p a n und Kamagasa k i , gehört . I c h bin Mitglied unserer
Landess ynode , und dort im Gemeindea u s s chuß , im Ausschuß für Ökumene/Mission
u n d Dia konie sowie im Nominierung s a u sschuß tätig .
I c h könnte noch viele andere Dinge aufzählen , will mich aber a u f einen Punkt
beschränken , der mir als L a ie und ehrenamtl icher Mitarbeiter i n d i eser unserer
Kirche wichtig ist , d a s ist der Verk ündigungsdienst als L e k tor , den ich mit
g a n zem Herzen wahrnehme und somit h ä u fig in u n s eren Kirchen v ersuche , Gottes
Wort und das Eva ngel ium
. als Laie a n unsere Schwestern und Brüder weiterzu geben .
Sie werden s i c h fragen , warum ich h i e r stehe , um für die Kirchenl eitung
g ew ä h lt zu werde n . Dazu möchte ich einfach nur sagen , daß ich es w i c htig finde
- und damals auch angetreten bin für unsere Landessynode und mich auch i n der
L a ndessynode bereit erklärt habe , für die VELKD z u kandidieren - , daß i n
u nserer K i r c h e j unge Menschen , die a k t i v und engag iert in ihr mitarbeiten ,
langsam in ihre Gremien hine inwachsen und lernen . Ich betra chte es a l s außer­
ordentlich wichtig , daß die Arbeit un serer wichtigen Ausschüsse und Gremien a n
d i e B a s i s zurücktran sportiert wird . - Danke .
(Beifall)
V i z epr ä sidentin Thobabe n :
I c h d a n k e I hn e n a llen für die Bereit s c h a ft , s i c h zur Wahl zu stellen . Wird die
Wahl mit Stimmzetteln gewü n scht?
( Zu r u fe : Ja ! und v ereinzelter Beifa l l )
J a ? Gut . I h r zögerliches Klop fen n ü t zt m i r aber nicht s , i c h h a b e d i e G e ­
s c h ä ftsordnung noch nicht so geläu fig i m Kop f , a l s d a ß i c h g a n z schnell r e a ­
g ieren k önnte . Die Wahl m i t Stimmzetteln m ü ß t e aber v o n mindestens fünf
Personen beantragt werden . Von daher möchte ich doch eine gymnastis che Übung
einleg e n und Sie um I hr Hand zeichen b itten . - D a s ist überzeug e n d . S in d die
Stimmzettel vorbereitet? Das scheint der F a l l z u sein . E s wird eine g etrennte
Wahl vorgenommen , und zwar zunä chst e i nmal die Theologen und auf einem zweiten
Zettel die L a ien .
Während die Stimmzettel ausgeteilt werden und Sie Ihre K r e u z e m a ch en , können
wir , d e n k e ich , z u der Frage der Stellvertretenden Mitglieder in der Kirchen­
leitung kommen , u n d ich bitte Bruder Kraft noch einmal a n s Rednerpult .
Kra ft :
I c h beginne ohne Vorspann .
(Beifall)
Stellv ertretende Mitgl ieder d e r K ir c h en l e itung , vorgeschlagen n a c h den Über­
legunge n , die Sie mittlerweile kennen .
F ür d i e Theologe n : Herr Hörcher aus Nordelb ien und Herr R i e k e a u s Schaumburg­
L ip p e .
N ichttheologen , L a ien : Herr Große a u s Thüring en ; Frau Hoersch elmann , Nord e l ­
b ie n ; F r a u Koc h , H a nnover und Frau W e n z e l a u s Sachsen .
- 202 -
Vizeprä s i dentin Thoba b e n :
I c h möchte a u c h diese Brüder und Schwestern bitten , s i ch der Synode vorzu­
ste l l e n . I c h hoffe , es ist nicht u n b otmäßig , wenn ich um etwas mehr Kürze und
Würze b itte bei der Vorstel lung . D� n n , denke ich , fangen wir mit den Theologen
an .
Hörche r :
Mein Name ist Jens Hermann Hörcher . I c h b i n 1937 geboren , b i n a l s o noch 54
Jahre alt . I m "Who is who" steht : B e a u ftragter für P l attdütsch in de Kark , am
leevsten wör ik un ' plattdütsch schnacken ; denn dat i s mien Moderspra a k , un
seggen : I k k umm von B r e k l um . Dat i s en lütt je Dörp dor baben a n de Waterkant ,
n i c h chanz v u n de chude Chegend , wo de cheele Cheorchinen chreesig chut
chedeihen .
I c h fürchte , ich muß d a s Ganze doch ein wenig übersetze n .
Sie erinnern sich vielleicht , vor sechs Jahren haben wir Sie in Schleswig
begrüßen könne n . Damals war ich schon Mitglied der Synode der Vereinigten
K irch e . Davor war ich auch s chon von Nordelbien in die Synode geschickt
worde n . I c h bin , wie g e s agt , in Breklum a u fgewachsen , in . ei nem k l e inen Dorf .
M e i n Vater ist Gärtner . Darum liebe ich eigentlich immer Vergleiche mit
Blume n . Und da könnte ich natürlich sagen , wie gut es s e i , daß man auf beides
a chten muß , a u f Rosen und Dornen u n d daß man bei der Pflege der Rosen einen
richtigen Schnitt machen muß , damit der Rosenstock von unten wieder k r ä ftig
durchwachsen kann .
I c h se lbst bin viele Jahre P a stor in Neumünster-Gartenstadt gewesen . Von dort
bin i ch als Referent · in die Kirchenleitung g e k ommen . Meine interessanteste
Z e it in der Vereinigten Kirche war eigentlich die Zeit mit Herrn Bischof
Stol l , dessen Referent ich in der Kirchenleitung gewesen b in und dessen
Arbeiten und intensive B e iträge ich hier in der Synode miterlebt habe . Von
Kiel aus war ich im Gemeindeausschuß , auch da in einer der interessantesten
Phas e n , als die Dop p e l strategie entwickelt wurd e . Wenn man Breklumer ist , dann
hat man natüriich ein m i ss i onarisches Anlieg en . Das habe ich a u c h in Indien
bei mehreren Aufentha lten umzusetzen versucht . Darum g ing es mir eigentlich :
eine gewinnende und aufges chlossene Kirche darzustellen und d a z u beizutragen .
D i e Theologie interessi ert mich , von Schleiermacher herkommend immer wieder
z ur ü c k z u L uther . An der Stelle möchte ich gern in der Vereinigten Kirche
arbeiten und , wenn Sie mögen , als Stellvertretendes M itglied in der
Kirchenleitung .
Vielen Dank .
(Beifall)
Vizepräsidentin Thobaben :
E h e der n ä chste zu Wort. kommt , möchte ich fragen , ob Sie a l l e Ihre Stimmzettel
haben abgeben können .
( Z urufe : Ja ! )
Gut .
- 203 -
Rie ke :
Mein Name ist Han s-Wilhelm R i eke , Ja hrgang 1935 , geboren in Hamburg , geta uft
in der damaligen Schleswig-Holsteinischen Kirc h e , a u fgewachsen in Mecklenburg ,
kon firmiert in der Hannoverschen Landesk irche , weiterhin aufgewa chsen in der
Westfä lischen Landeskirche . Ich bin dort z u n ä c h st auch di enstlich tätig gewe­
sen . Über 12 J a hre Mil itärseelsorg e , die ich g e l e istet habe , bin ich dann in
die Lippische Landeskirche geraten - wenn man es so a u sdrücken will - , habe
dort ein Gemeindepfarramt über fast elf J a hr e h i nweg innegehabt und bin seit
vier Jahren in der Scha umburg - L ippischen L a n d e s k irche , habe also bis zum
heutigen Tage eine ganze Reihe von L a n d e s k irchen h i nter mich gebracht .
Ich bin Gemeindepastor in einer ländlichen Gemeinde am Stadtrand von B ü c k e ­
burg , bin Superintendent des Inspektion s b e z i r k s - s o h e i ß t das in Schaumburg­
L ippe - Bückeburg/ Ahrensburg und im Augenblick auch Präs ident der Landessyno­
de .
Meine Interesseng ebiete s ind zu allererst d i e Ö k umene - dort habe ich e igent­
lich übera l l , wo ich dienstlich tätig gewesen b i n , sehr a ktiv mitgearbeitet und Fragen des Rechts , des Kirchenrechts , der Verwaltung haben mir a u c h nie
ganz fern g elegen . Ich bin verheiratet , habe drei erwa chsene Kinder - eine
Tochter , zwei Söhne - und inzwischen auch Schwiegersohn und Enkeltochte r .
Große :
Mein Name ist Stefan Große , ich bin 1959 in e inem Thüringer Pfarrhaus zur Welt
g e k ommen . Diese Tatsache hat mein weiteres L e b e n doch stärker geprägt , als es
z u Beginn v i el lei cht z u vermuten gewesen wäre .
Das sage ich , we il ich eine nicht g a n z geradlinige Biographie habe , denn ich
mußte das Abitur auf dem Umweg über eine Berufsaus bildung ma chen , und zwar war
d a s die - j et z t vielle icht kurios anmutende - Ausb ildung zum Landwirt . Eine
andere Möglich k e it hatte ich als Pfarrers k ind nicht . Da ich auch an den in der
DDR üblichen p o l itischen Bewegungen nicht in dem Maße te ilgenommen habe , wie
es gang und gäbe wa r , blieb mir keine a ndere W a h l .
Ich habe dann auch in diesem Beruf gea rbeitet u n d hatte m i ch im Prinzip schon
ganz gut eing erichtet ; ich wäre sicherlich heute stolzer Besitzer eines
Bauernhofes und würde überlegen , ob ich mich nicht selbständig machen s ollte ,
a ber d a s Drängen der Eltern war dann d o c h zu star k . Sie s a gten : Du mußt noch
irgend etwas Vernünftiges machen ' Das sah ich damals anders , aber der Gehorsam
war in gewisser Weise doch sehr star k , und dann bin ich wie Sie , Bruder
Kramer , zunä chst ni cht aus innerer Neigung z um Stud ium der Rechtswissen­
s cha ften g e k ommen . Auch dies war nur mit Unterstützung der Thüringer L a ndes­
k irche mög l i ch . Eig entl ich habe ich erst n a c h etwa zwei Ja hren entdeckt , daß
das etwas ist , was mir erstens liegt und deshalb zweitens a u ch Spaß ma cht .
I ch habe dieses Studium dann erfolgreich a b g e s c hlossen und bin 1986 in das
Kreisk irchenamt n a c h Gotha gekommen . Dort wurde i ch ein J a hr lang eingearbei­
tet und mußte dieses Amt 1987 als Chef übernehme n . Dieses Amt ist eine mittle­
re k irchliche Verwaltungsbehörde , die es in a n deren Landeskirchen so nicht
g ibt . Ich bin dort z u ständig für die rechtlichen und Verwa ltungsbelange von
3 1 7 K irchengemeinden im Aufsichtsbe z ir k West d e r Thüringer Landeskirche . Sie
k önnen sich denken , daß dies eine Aufgabe ist , d ie einen doch g a n z schön in
Anspruch nimmt , zumal dann , wenn man mehr oder weniger a l s Berufs a n fä ng er in
das kalte Wasser geworfen wird .
- 204 -
Zu a l l em Übel - oder a l s Ehrenamt ; drücken wir es l ieber e i nmal positiv aus bin ich a u c h noch Geschä ftsführer der H a instein GmbH - e i n er der Geschäfts­
führer der H a i nstein GmbH -, und alle die Herren , d i e in k irchenl eitenden
Gremien sitzen , wissen , daß a u ch diese Ha instein GmbH dort immer wieder mal
ein Thema war , meistens ein Thema , bei dem man vorher oder danach durchatmete .
I c h bin verheiratet und habe zwei Kinder , 6 und 7 J a hre alt . I c h möchte gern
dieses Amt als Stellv ertreter in der Kirchenleitung wahrnehmen , weil ich mei­
n e - das spüre ich in meinem Aufgabengebiet in Gotha immer wieder - , daß es
eine ganz glückliche Kombination ist , wenn man Kirche e inmal aus der Optik des
Pfarramtes sieht - aus der Sicht dessen , was dort a n Leben , a n Gemeindeleben
erlebt u n d gestaltet wird ; ich sage zu meinen P farrern imme r : v on ihrer Seite
der Barrikade aus - und wenn man j etzt Verantwortung auf der ganz anderen
Se ite der Barrikade h a t , die leider eben doch zwischen K irch env erwaltung und
Pfarrerschaft - oder manchmal auch zwischen J uristen und Theologen - vorhanden
ist . Mir l iegt dara n , ein bißchen dazu beizutrage n , daß diese Barrikade z u ­
mindest k l e iner wird . G a n z a b z uba u en wird sie n i c h t sein ; es g i b t immer wieder
I nteressenkonflik te , die k a nn man auch nicht so wegbügeln .
I nsofern würde ich m i c h freuen , wenn ich Ihr Vertrauen erh ielte .
( Beifa l l )
Hoerschelmann :
Ich heiße Sieghilde H oerschelma nn , bin 1937 in Stettin geboren und - durch die
Wirren des Krieges hin- und hergeworfen - seit 1953 in Schl eswig-Holstein und
nenne Schleswig -Holstein meine Heimat .
Ich bin von Beruf wissenschaftliche Buchhän dler in . Aber wegen des Berufs mei­
nes Mannes - er ist P farrer und erhielt seine erste P farrstelle a u f dem L a nde
- mußte ich meinen Beruf a u fgeben , denn dort gibt es keine U n i v ersitäten .
Wir haben drei Kinder ; die sind erwachsen und versuchen j etzt , ihre Eltern z u
erziehe n , was i h n e n mehr o d e r weniger gelingt .
I c h bin dann in der K irche zu einer Zeit ehrenamtlich tätig geword en , als es
zum guten Ton g e hörte , daß eine Alibifrau in die kirchlichen Gremien a u fgenom­
men wurde . So h a b e i c h mein Ehrenamt in der Kirche 1971 begonnen und habe mei­
ne Lehr z e it in der Kirchenkreissynode , im Kirchenkreisv orstand gemacht und
später in der Kirchenleitung der Nordel bischen Kirche . Oies ist meine dritte
Legislaturperiode in der Generalsy node der VELKO . I n der K irchenleitung war
ich zwe i Perioden l a n g , und meine besonderen Interes sen u n d a u c h Erfahrungen
liegen - d a s meine ich s a g en zu können - auf zwei Geb iete n : Das eine ist die
Ö k umene . Diese Erfahrungen konnte ich durch die s iebenj ä hrige Mitgliedschaft
im E x ek utiv komitee d e s Lutherischen Weltbundes v ertiefen . Auß erdem h a be ich a n
d e m A u f b a u des Geme indek ollegs Celle mitzuarbeiten v ersucht und bin dort a u c h
bis j et zt im B e i r a t gewesen .
Seit einigen Monaten bin ich - ich freue mich ; das k a n n i c h hier in a l ler
O ffenheit sagen - P rä s identin meiner eigenen K irchenkreissynode in Nordfries­
land , wo wir j et z t wohnen . Das ma cht mir viel F reude , weil d i es ein Amt ist ,
in dem ich wieder g a n z stark mit den Menschen zu tun h a b e ; z um B e ispiel wird
in unserer Synode - wie es Herr Hörcher Ihnen eben v orgem a c ht hat - a u c h v i e l
P l attdeutsch geredet .
Noch e i n Wort zu der Region , in der i ch wohne : Es ist Nordfrie s l a n d , nördlich
von H u s um , und wenn Sie von Würze sprachen , dann ist das b e i u n s die S a l z l u ft ,
d i e b i s an die F ensterscheiben kommt . Vielen D a n k !
- 205 -
( Beifall)
Vizepräsidentin Thobaben :
Oie Wür z e , die ich im Sinne hatte , war eine andere Wür z e . Koch :
Mein Name ist S igrid K o c h , ich bin 1931 a l s wasch echte Hannoveranerin geboren
und stamme aus einer F amilie , die eigentlich mit Theologie gar nichts z u tun
hat , nämlich a u s einer K a u fmannsfam ilie . Meine erste Begegnung mit der K irche
war dann auch im Jahre 1946 ein sechswöchiger Kon firmandenunterricht . Mein
Mann , den ich später �eheiratet habe und der Pfarrer war , sagte : "Das s a g nur
nicht zu l a ut in u nserer Gemeinde , daß du nur sechs Wochen Konfirmandenunter­
richt gehabt h a st . "
Ich bin seit 2 1 J a hren verwitwet . Mein Mann war Pfarrer in MeIle bei Osna­
brück . I c h habe fünf K inder , drei Söhne und zwei Töchter , und betreue z . Zt .
auch sehr intens i v zwei Enkelkinder .
Nach dem Tod meines M a nnes mußte ich zunä chst einmal meine fünf K inder groß­
ziehen und dazu noch zwei alte Schwiegereltern betreuen . Aber dann kamen sehr
bald Anforderungen und Anfragen : Möchten Sie n icht doch hier oder dort mit­
arbeiten? I c h habe eigentlich mein H a ndwerkszeug für Gremien in der
Frauenarbeit erworben und bin dafür auch recht dankba r .
Meine Arbeit in der Kirche entwickelte s i ch dann in großen Gegensät zen . I c h
h a b e - und tue das a u c h h e u t e n o c h - Gemeindebl ätter ausgetragen und kam dann
in einem Sa lto-mort a l e - Satz in die K irchenleitung der VELKD , ohne je synodale
Erfahrung gehabt z u h a b en .
Später bin ich dann in meine Landessynode gewählt worden - j et zt auch zum
zweiten Mal - , dann auch in die Konföderationssynode und dort in den Rat der
Konföderation . N a chdem ich in der se chsten V E L K D -Synode in der K irchenleitung
tätig war , bin ich j et z t wieder zurü c k g e k ommen , war in der Zwischenzeit aber
stets der VELKD durch ihren Arbeits kreis ' " K irche u n d Judentum" v erbunden . Das
ist ein ganz festes Standbein für mich . I c h habe durch Begegnungen mit
j ü dis chen Mensche n , die sehr oft die O p fer des Holocaust waren , ein großes
Interesse a m Judentum entwickeln können und habe das a u ch in verschiedenen
Gremien - n icht nur hier in der VELKD - umsetzen und erweitern können .
Eine Reise , die ich a n fa ng der 80er Jahre mit der K irchenle itung nach Süd­
a frika gemacht habe , hat dann eine b l e ibende Verp f l ichtung auch für den Be­
reich der Ö k umene in mir ausgelöst , die ich auch sehr schön in meinen
K irchenkre i s übertra gen konnte : I c h leite dort d i e ö k umenische Z u s ammenarbeit
mit der P a rtnerg emeinde in Südafrika .
I c h freue' mich , d a ß es mir mein Gesundheitszustand erlaubt , wieder in die
VELKD-Synode zurü c k z u k ehren , und möchte auch gern in der K irchenleit ung stell­
vertretend mitarbeite n .
( Beifa l l )
Vizepräs identin Thobabe n :
Als letzte Kandidatin bitte ich Schwester Wen z e l , sich vorzustellen .
- 206 -
( Go h l k e : Es fehlt noch die Nach frage , ob beim vorigen Wahlgang a l l e Stimmen
a bgegeben wurden ' )
- Gut , ich möchte Sie frage n , ob Sie beim letzten Wahlgang a l l e I hre Stimm zet­
tel haben abgeben können . (Gohl k e : D�s betraf die Wahl der N ichttheologen in d i e Kirchenl eitung ! )
- E s g i n g um die Wahl der n i chttheologischen Mitglieder der Kirchenleitung . I c h h o ffe , S i e alle haben Ihre Stimmzettel abgegeben , so daß j et z t die Auszäh­
l u ng erfolgen k a n n .
F ra u Wen z e l :
I c h heiße Inge Wenzel und wurde 1934 i n Dresden geboren . N a c h d e m Bomben a n ­
g r i f f 1 9 4 5 a u f Dresden kam u n sere Familie nach Radebeul . I c h erlernte d e n
B e r u f einer techn ischen Ze i chnerin und w a r 27 Jahre l a n g in einem volk seigenen
·
Betrieb in dieser F unkti on tätig . Anschließend arbeitete ich fünf Jahre als
Redaktionssekretärin bei u nserer Kirchenzeitung , und von da a n , s e it nunmehr
11 J a hren , b in ich Sekretärin in der L a ndesstelle der D i a k on i e i n S a chsen .
I c h habe eine lange Stre c k e von Jahren im K irchen vorsta n d gearbeitet , über
viele L egislaturperioden h i nweg ; ich war zwei Legis laturperioden in der L a n ­
dessynode . Während dieser Zeit war ich a u c h eine Legis laturperiode lang Mit­
g lied der Kirchenleitung .
I c h b i n verheiratet , habe zwei verheiratete Töchter u n d sieben E n k e l k inder .
(Beifall)
Vi zeprä sidentin Thobaben :
I c h fra g e Sie a u c h j et zt : Gibt es weitere Vorschläge? - D a s ist n i cht der
Fall .
E h e wir in den Wahlen weitergehe n , möchte ich d a s Ergebnis der Wahl der Theo­
logen in die Kirchenleitung der Vereinigten Kirche b e k a nnt geben . Es sind 75
gültige Stimmzettel abgegeben worden . Bruder Eckardt hat 64 Stimmen erhalten ,
Bruder L innenbrink 63 und Bruder von Loewenich 64 .
I c h fra g e : Nehmen Sie die Wahl a n ?
( Zustimmung )
- I c h d a n k e Ihnen und wünsche I hnen a l l e s Gute .
( Beifa l l )
Zwischenz eitlich s ind I h n e n d i e Stimmzettel für d i e W a h l d e r Stell vertretenden
Mitglieder in der K irchenleitung ausgehändigt worden . Ich fra ge noch einmal :
Wird schriftliche Wahl gewünscht oder geht es vielleicht a u c h so?
( Zurufe)
- N u n s in d Sie schon fleißig gewes en , o k a y .
Bruder Kraft , damit Sie n i cht a u s der Ü b u ng kommen , bitte ich S i e , j etzt das
Votum d e s Nominierungsausschusses zu den Ausschüssen b e k a nnt z u geben , die wir
heute n o c h wählen müssen ; es sind der Rechtsausschuß und der F i n a n zausschuß .
- 207 -
Kra ft :
L ie b e Frau Präsident in ! Liebe Konsynoda l e '
Der Nominierungsausschuß hat sich b e i den j etzt noch z u wählenden beiden Aus­
schüs sen - Rechtsausschuß und F i n a n z a usschuß - weitgehend v on Ihren I nteres­
sengebieten leiten la ssen , die Sie auch in der Personenzus ammenstel l u ng
geäußert h a b e n .
Auch im B l i c k a u f die Verte ilung der einzelnen L a ndeskirchen lese ich j etzt
ganz l a n g sam d i e Namen vor .
Für den Rechts a usschuß werden fo lgende Namen genannt :
Z a p f , Bay ern ;
Frau D o n it z , Bra unschweig ;
Bauer , Nordelbien ;
K a l it z k y , Norde lbien ;
Dr . Meyer , H a nnover ;
Andre a s Seifert , Hannov er ;
R ieke , S chaumburg- Lipp e ;
F r a u Leuthold , Sachsen ;
von Frommannshausen , Thüring e n ;
Groß e , Thüringen .
Für den F i n a n z a u s s chuß werden folgende Vorschläge gemacht - wieder unter B e ­
r ü c k s ichtigung a ller Landesk irchen
Schmöl z er , Bayern ;
Fritz Seifert , Braunschwe ig ;
Frau Forch , Ha nnover ;
Gelhause n , Ha nnover ;
Veldtrup , Hanno v er ;
Dr . F a ehling , Nordel bien ;
Schmied , Nordelb ien ;
S c hu l z e , Sachsen ;
Frau Wenzel , Sachse n ;
Schwarze , Thüringen .
Nach diesen Vorschlägen mag sich d a s eine oder a ndere noch bewegen ; einige
s ind überhaupt n o ch n i cht genannt worden . Das hat g a n z bestimmte Gründ e . Wir
erwarte n , d a ß d i e K irchenleitung Ausschüsse einsetzt , und es gibt e i n ig e , die
z . B . schon ihr Interesse an dem Gemeindeausschuß angemeldet haben . - Frau
Schülk e , Sie lächeln mir freundlicherweise z u ; Sie gehören ebenso dazu wie e i ­
n ig e a n dere a u c h , d i e ges agt haben : Laßt m i c h j et zt h i e r heraus ; ich m ö c ht e
z . B . g e r n i n d e m z u erwartenden Geme indeausschuß tätig werden .
Vizepräsidentin Thobaben :
Ich danke Ihnen .
Gibt es weitere Vorschläge für den Rechtsausschuß? - D a s ist n icht der F a l l .
Gibt es weitere Vorschläge für den F i n a n z a u s s chuß? - Das ist a u c h n icht der
Fall .
I c h frage : Können wir im Block abstimmen?
( Be i f a l l )
- 208 -
- D i e L a utstärke I hres K l opfens nehme ich a l s Zu stimmung .
Wir kommen zur Abstimmung . Wir stimmen zunächst über den Rechtsa usschuß a b .
Wer ist dafür , daß diej enigen , die bena nnt worden sind , auch dem Rechtsaus­
s chuß ang ehören? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Bei vier Enthaltungen ist
das so bes chlossen .
Wir kommen j etzt z um Finanzausschuß . Wer ist da für , daß diej enigen , die be­
nannt worden s i nd , auch dem Finanzauss chuß a ngehören? - Gegenstimmen? - Ent­
haltunge n? - Sechs Enthaltungen ! - D a s ist so beschlossen .
I c h fra g e j et z t die gewählten Mitgl ieder der beiden Ausschüsse auch im Block ,
ob s i e bereit sind , ihre Arbeit a u f z unehmen .
( Z ustimmung )
Meine Damen und Herren , ich habe eine persönl i che Erklärung zu v erlesen :
" N a chdem ich in die K irchenleit u ng gewä hlt worden b i n , erachte ich
es für erforderlich , aus dem Nominierungsausschuß a u s z u scheiden .
Nach R ü ck sprache mit den Konsynodalen aus meiner Landeskirche
schlage ich für den fre i werdenden Platz den Synod a l en von
Fromma nnshausen vor . - Johannes Eckardt . "
I s t es möglich , daß wir Bruder von Fromma nnshausen j et zt per A k k lamation in
den N ominierungsaus schuß nachrücken lassen?
(Beifall)
- I c h d a n k e her z l ich dafür . Ich h o f fe , daß a u c h Bruder Frommannshausen bereit
ist , d ie Arbeit a u fzunehmen .
( v . Frommannsha usen : I ch bin d a z u bereit l )
- D a n k e sehr .
Wir haben noch einen Ausschuß zu wählen , der heute a b end ebenfa l l s zu arbeiten
hat ; das ist der Berichtsaussch u ß . Auch der Berichtsausschuß muß sich noch
konstituieren .
G ibt es dazu Vorschläge , Bruder Kra ft? - Bitte !
Kraft :
Soeben werden die Zettel für den Berichts a us s chuß nach den einzelnen
Grupp ierungen verteilt ; diese Unterlage enthält a u ch g le ichz eitig den H inweis
auf die entsprechenden Räume .
Vizepräsidentin Thobaben :
I c h habe es j etzt auch wahrgenommen . D a nk e .
Meine Damen und Herren , wenn Sie d a s gesehen und z ur Kenntnis genommen haben ,
dann h a ben Sie einen Ü berblick , in welche Unterabteilung des Berichts a u s ­
s chusses Sie j eweils eingeordnet worden sind . I c h möchte dann nur fragen , ob
Sie m it Ihrer E inordnung so z u frieden sind .
- 209 -
Kalitzky :
Soweit ich das ü b erblick e , sind die M itgl ieder des Rechtsa usschusses und des
F i n a n z a u sschusses nicht aufgeführt worden . Weil die Mitglieder beider Gremien
heute abend nur die konstituierende Sitzung durch z u führen h a b e n , können sie
s i ch selbst zuteilen , oder sind sie draußen vor?
V i z epräsidentin Thobaben :
Oie beiden Ausschüss e , Finanzaus s chuß u n d Rechtsausschuß , haben ihre eigenen
Schularbeiten zu erledigen .
( K � l i t zk y : Welche denn? )
- D a s gilt zumindest für den F inanzausschu ß . Der Rechtsa usschuß könnte sich
k onstit uieren ; seine Mitglieder könnten sich a ber a uch im freien floaten der
Krä fte i n die j eweiligen Untera usschüsse des Berichtsausschusses begebe n .
Frau K och :
I c h h a b e a n zumerke n , daß ich mich für das Thema § 21B StgB gemeldet hatt e , daß
ich m i ch aber nirgends wiederfinde ; a u ch bei der Alternative " A s y l " n icht . Es
kann ja sein , daß mein Zettel verlorengegangen ist .
B a u er :
A u f dem Zettel , der eben an uns verteilt worden ist , steht g a n z unten : F inanz­
a u s s chuß : Raum S c höningen ; Rechtsauss ch u ß : R a um Rostock . ' I c h g ehe davon a u s ,
' daß m a n damit rechnet , daß sich diese Auss chüsse in den genan nten Räumen tref­
fen und s i ch z um indest konstituieren und einen Vorsit z e nden wählen .
V i z epräsidentin Thobaben :
I c h d en k e , daß d a s klar ist .
Frau Koch , Sie müßten sich dann zuordnen . I c h weiß n i cht , wor a n das gelegen
hat , o b I h r Zettel n i cht dabei gewesen ist , oder o b er übersehen worden ist .
D i ej enigen , die a l s erste a u f der j eweiligen "Unterausschußsäule" genannt
worden sind , möchte ich bitten , das Amt des Einberufers oder der E inberuferin
z u übernehmen .
( Z u stimmung)
von L oewenich :
Vielleicht sollte noch ein Wort zu der A u fga b ensteIlung der Unterausschüsse
des B erichtsausschu sses gesagt werden . I s t daran gedacht , d a ß v on j edem Unter­
ausschuß ein Bericht oder eine schriftliche Vorlage eingebracht wird , oder
soll das offenble iben? Das ist ja eine Frage des Zeitdeputat s , das wir haben ,
und der Zahl von Pap ieren , die wir zu vera b s chieden gedenken .
- 210 -
Vizepräsidentin Thobaben :
Wir denken , es ist einerseits eine F rage an die Z e it und der Schaffenskraft
aller . S oweit Sie es scha ffen , wären wir I hnen für Beric hte d a n k ba r .
D ie Z e it ist so weit fortgeschritten , daß wir j et zt noch die Wahlerg eb n isse
abwarten können und dann die Verhandl ung unterbrechen , um zum Abendessen zu
gehen .
D i . Halbe :
U nterdessen n o ch eine K l ä rungsfra g e : Wann s o l l en die Berichte aus den Gruppen
kommen?
Vizepräsidentin Thobabe n :
Am Mittwochnachmittag . Vorher werden wir e s wohl n i cht scha ffen .
Dr . Halbe :
D a s Berichten aus Gruppen gehört zum schwierigsten , was es überhaupt g ibt .
Kann man nicht sagen : Ein Statement aus drei Sätzen aus j eder Gruppe?
V i z epräsidentin Thobaben :
I c h bin nicht so optimistisch , daß man sich daran ha lten wird . Wenn S i e sich
das a ber zumuten würden , stimmt das Präsid ium dem s icherl i ch zu: Jeweils e i n
Statement von dre i , maximal vier S ä t z e n aus d e n einzelnen Untergruppen .
Ich erbitte dann Ihre Aufmerksamkeit für das Ergebnis der Wahl der N ichttheo­
logen für d i e K i rchenleitung . Abgegebene g ü ltige Stimmzett e l : 75 . E s entfie­
l e n : a u f Frau D r . Böning 55 Stimmen , Herrn Goes 63 Stimmen , Herrn H o fm a n n 56
Stimmen , Herrn Kramer 64 Stimmen , Frau Plath 57 Stimmen , Herrn Dr . W i n c k ler 53
Stimmen .
I c h gehe d a v o n a u s , daß Sie Ihre Wahl a nnehmen , und spreche I hnen u nsere herz­
l i chen G l ü ckwünsche a u s .
( B eifa l l )
Sind Sie damit einversta nde n , daß wir das Ergebnis der Wahl der Ste l l v ertreter
und Stellvertreterinnen morgen früh bek anntgeben , weil die Auszählung gerade
erst begonnen hat? ( B e i fa l l )
Nach dem Abendbrot geht e s i n den Untera usschüssen weiter . Im übrigen i s t die
Sitzung - wie Sie selbständig j a schon beschlossen haben - geschlosse n .
( Schluß : 1 B . 3 5 Uhr)
- 211 -
DRITTER VERHANDLUNGSTAG
D ienstag , 15 . Oktober 1 9 9 1
Beginn : 09 . 02 Uhr
Präsident Veldtrup :
Meine Damen und Herren !
I c h wünsche Ihnen einen guten Morgen und bitte Sie herzlich , Platz zu nehmen ,
damit wir gle ich a nfangen können . Ich bitte Herrn Dr . R . Brandt , uns die Morgen­
anda c ht z u h a lte n .
( Morgenandacht s . S .
Prä sident Veldtrup :
Herzlichen Dank , Herr Dr . Brandt , für die Morgenandacht , die j a a u c h sehr
stark Bezug auf das heutige Thema nimmt . Meine Damen und Herren , Sie haben d i e neugefaßte Tagesordnung vor sich liegen .
Sie werden erkenne n , daß sie gegenüber dem b isherigen Plan sehr stark geändert
worden ist . Ich möchte Sie frag en , ob Sie die Tag esordnung in der vorgelegten
F a s sung a k zeptieren oder o b es Ä nderungsvorschläge d a z u g i bt . - Ich sehe keine
Wortmeldungen . Wir gehen also davon a u s , daß Sie die T a g esordnung s o annehmen .
Bevor wir dann zur Beha ndlung der Tagesordnungspunkte komm en , darf ich einige
Gäste b z w . einige von Amts wegen Anwesende sehr herzlich begrüßen , die erst
heute - aus den versch iedensten Gründen - unter uns sein können . Aus dem Kreis
der G ä ste sind dies insbesondere Herr Weihbischof Machens von der Diözese Hil­
desheim - seien Sie uns her z lich willkommen , Herr Weihbischof ' ( B eifall)
und a l s weiterer Gast Herr Pa stor Schellen berg , der Geschäftsführer des Mar­
tin-Luther-Bundes .
( B eifa l l )
Q u a s i dienstlich h i e r ist H e r r Blank a l s L e iter d e s Gemeindekollegs in C e l l e auch auf d a s anstehende Thema Bezug nehmend . Wir werden darauf noch eingehen .
Seien auch Sie herzlich willkommen .
( Beifa l l )
Wenn i c h vorhin v o n " d ienstlich a nwesend" spra c h , d a n n möchte ich auch Herrn
L a ndesbischof Hirschler und Herrn Propst Dr . Augustin als Mitglie dern der
Bischofs k o n ferenz nennen sowie als Gast der Bischofskonferenz Herrn Pfarrer
Pechel für die L utherische K la s s e der L ip pischen Landeskirche . Auch ihnen gilt
ein herz l iches Will kommen , da sie a u s den verschiedensten Gründen vor a l lem
d i enstlich verpflichtet waren ; das hat u n s Herr Bischof D r . Mü l l ei gestern
freundlicherweise gestanden .
Bei dieser Gelegenheit gestatten Sie mir die durchaus freundlich g emeinte
F e ststel lung , daß wir uns sehr darüber freuen , daß die B i s chofsbank n a ch lan­
ger Z e it und über lange Zeit hinweg
. diesmal so gut besetzt ist . Wir dan ken
I h nen a llen sehr herzl ich d a fü r .
- 212 -
( Beifa l l )
I c h darf Ihnen d a n n - wenn a u c h noch außerhalb der T a g esordnung , so d o c h in
Ergä nzung unserer gestrigen Sitzung - die Ergebnisse der Wahl der Stellvertre­
tenden Mitglieder der K irchenleitung beka nntgeben .
Abgegeben wurden 74 Stimmen . Bei den Theologen entfielen a u f Herrn Hörcher 60
Stimmen und a u f Herrn Rieke 50 Stimmen . Ich darf davon a usgehen , daß beide die
Wahl annehmen . I c h darf I hnen also herzlich gratu lieren ; Sie nicken freund­
licherweise , so daß ich Sie nicht einzeln zu fragen brauche .
Bei den N i chttheologen erg a b sich folgendes B i l d : Auf Frau Wenzel entfielen 64
Stimmen , a u f Herrn Große 59 Stimmen , a u f Fra u Hoerschelmann 52 und a u f Frau
Koch 46 Stimmen .
Ich darf erwähnen , d a ß die Ergebnisse insoweit auch entscheidend für die Rei­
henfolge der Vertretung sind . Oas war bei der Wahl n i c ht a u sdrü cklich ges agt
worden , a b er da die Wahl ergebnisse zugleich eine gewi s s e Rangfolge bedeuten ,
gehen wir davon a u s , d a ß " in dieser Reihenfolge a u c h der Vertretungsfall ein�
tritt . D a s bedeutet , d a ß d i ej enigen mit den meisten Stimmen z u erst a l s Vertre­
ter in Betracht k omme n , wenn sie denn Z e it haben , und so geht es dann weiter
in der Liste .
Auch die eben gena nnten Gewählten frage ich : Nehmen S i e die Wahl an? - I c h
g e h e j edenfalls d a v on a u s . Vielleicht nicken Sie fre undlich erweise mit d e m
K op f ! - Gut ! Gewählt sind Sie i n j edem F a l l e . Sie haben a l l e die notwendige
Zahl von Stimmen erreicht ; von daher bestehen also k e in e Bedenk en . Herzlichen
Glückwunsch also auch I hnen !
( Beifa l l )
D a wir gerade b e i d e r Kirchenl eitung sind , d a r f i c h I hnen be ka nntgeben - der
Herr L eitende Bischof hat m i ch befugt , Ihnen dies mitzuteilen , obwohl er dies
als Vorsitzender der Bischofskonferenz eigentlich auch t u n könnte oder mögli­
cherweise sogar mü ßte -, d a ß die Bischofskonferenz g e stern die K irchenl eitung
vervollständigt hat . Sie wissen , daß ihr der L e itende Bischof , sein Stel lver­
treter sowie ein weiterer Bischof a ngehören . D i es ist j etzt als ordentl iches
Mitglied Herr Bischof Dr . K n uth aus Schleswig und in s e iner Stellvertretung
Herr Oberk irchenrat Merz a u s Bayern . Zweiter Stellv ertreter ist Herr I hmeis
aus Sachsen .
Herzlichen Glückwunsch a u c h d a z u ( Beifa l l )
oder a u c h herzliches Beileid , wie m a n fast s a g e n müßte , d e n n ich g e h e davon
aus , daß Bischöfe ein reichl iches Maß a n Aufgaben h a b e n . Wir freuen uns trotz­
dem , Herr Bischof Dr . Knuth , daß Sie uns a n die ser Stelle wiederum hi lfreich
s ind , zumal Sie in diesem Ges chäft ja nicht ganz fremd sind
wenn ich es
einm a l so ausdrücken darf .
�
Ferner ist nach gewissen Irritationen darauf hinz uweis e n , daß Sie zwar a l l e
a l s Amtsträger eine a u f Sie namentlich be zogene E in l a d u ng f ü r den heutigen
Abend erhalten haben ; d a s bedeutet aber nicht , daß S i e nur allein kommen dür­
fen , auch wenn Sie z u zweit a ngereist sein s ollten . Wenn Sie s i ch das Merk­
b latt für die Synodaltagung ansehen , werden Sie feststellen , daß Ehegatten
oder Partner natürlich wie immer herzlich gebeten s i n d , a n der Vera n st a ltung
heute abend ebenfa l l s t e i l z u nehmen . Die Namensnennung b e z og sich a ls o nur a u f
die Funktions- u n d Amtsträ ger .
- 2 13 -
Schließlich hat der Vorbereitungskreis gebeten , daß - ebenfalls a ußerhalb der
Tage sordnung - Herr Professor Dr . Härle uns k u rz - für etwa zwei Minuten etwas unter Bezug a u f das T h ema sagt . Es mögen auch zwe ieinhalb Minuten
werden .
D r . Härle :
Herr Präsident ! Verehrte Konsy noda le !
Gestern a bend und heute morgen haben ein Redaktionskreis und d i e Gruppe der
Einberufer für die Arbeitsgru p p e n getagt und s i ch Geda n k en d a rü b er gemacht ,
wie wir denn verfahren können . Wir waren einmütig der Meinung , d a ß wir uns mit
dieser ersten S ynodaltagung ü b erheben würd en , wenn wir j etzt versuchten , in
der verbleibenden Z e it ein geha ltvolles Synodal votum zum Thema " Mit der Bibel
leben" a u s dem Boden zu stampfen . Wir müßten im Grunde die g e samte Zeit der
Arbeitsgru p p en darauf verwenden und wüßten doch n i cht , was dabei herauskommt .
Deswegen haben wir uns Alternativen überlegt und sind heute Morgen zu folgen­
dem gemeinsam getragenen Vors chlag gekommen .
Wir halten es für richtig , d a ß sich die Arbeitsgruppen heute N a c hmittag g a n z
a u f den Vortrag von Herrn · Pro fessor Hert z s ch k o n z entrieren können , dabei a b er
d i e Perspektive haben , in der D i s k ussion Gesi chtsp unkte , Theme n , Anregungen z u
samme l n , d i e f ü r e i n e Weiterarbeit geeignet s i n d , sei e s a l s Erfahrungsberich­
t e von schon gemachten ermutigenden Erfahrungen mit dem " L eben mit der Bibel "
oder a l s Anmeldung von D e s ideraten und Wünschen , an welchen Stellen weiterge­
arbe itet werden müßte .
Die Frage ist n u n : Was kann d a m it dann g e schehen? Hier sehen wir im Grundsatz
zwei Möglichkeiten : entweder - die Anregung a us der Vorbereitungstag ung in
R othenburg a u fnehmend - z u s a g e n , das Thema " L eben mit der Bibel � ist so ge­
wichtig , d a ß es u n s nicht z u s chade sein sollte , a u ch die n ä c hste Synodal­
tagung diesem Thema z u widmen , oder wenn es dringendere Themen gibt und das
Prä s idium und d i e K irchenleit u ng z u dem Ergebnis kommen , d a ß es l e ider n i cht
mög l i ch se i , zwei Tagungen für dieses Thema zu verwend en , dann dieses M·aterial
mit d e r Bitte um Weiterbearbe itung a n d i e Bischofskonferenz weiterzugeben .
Wir versprechen u n s davon eine Entlastung und Verlebendigung der Gruppen­
arbeit , wollen statt eines großen Votums einen Offenen Brief der S y node an die
Gemeinden vorbereiten und ihn morgen den Arbeitsgruppen vorlegen - einen
O ffenen Brief also , der unter dem Rang eines solchen Votums ble ibt , also
weniger anspruchsvoll i st , u n d der d a n n in den Arbeitsgruppen durch�esprochen
und a m N a chmittag verabschie d et werden k ö nnte .
Damit Sie mit diesem Verfahrensvorschlag nicht erst dann k o n frontiert werden ,
wenn entschieden werden muß , haben wir darum gebeten , ihn heute Morgen vortra­
gen z u könn en . Oas geschah n i c ht i n der Vorstellung , daß j etzt eine Aussprache
darüber b e g innt , s ondern d a ß S i e diese Anregung einmal erwägen und
mögl icherwe ise auch i n der K a ffeepause besprechen , damit v ielleicht nach dem
Vortrag von Herrn Professor Hert z s ch oder - wenn d a s nicht mehr a usreichen
s ollte - zu Beginn der N a chmittagssitzung ein Votum in dieser R ichtung gefaßt
wird .
I c h habe nicht a u f die Uhr g es chaut , a b er ich hoffe , die Zeit n icht überzogen
z u haben .
( B e ifa l l )
- 214 -
Präsident Veldtrup :
Vielen Dank , Herr Professor Dr . Härle ! Jetzt bewegen Sie freun dlicherweise
diese Worte in I hren Herz en , a chten a b er doch bitte vorrangig auf den Vortrag
von H errn Böttcher , dem ich das Wort zum näch sten T a g e sordnung spunkt erteile .
( Bericht s . S .
99 )
Präsident Veldtrup :
Herzlichen Dank , Bruder Böttcher . Es ist j etzt Gelegenheit , kurz R ü c k fragen z u
stellen o d e r E rg ä n z u ngen vorzu nehmen . I c h w ä r e nur sehr dankbar , wenn Sie d a s
n i c ht s e h r breit anlegten .
Frau Kaws k i :
Herr Präsident , meine S c�western und Brüder !
I c h habe keine Na chfrage , sondern eine Ergänzung . Der Herr Vizepräs ident hat
in se inem Bericht einen großen Rahmen a bg e steckt . Ich m öchte vom g a n z K leinen
berichte n , näml ich von meiner Gemeinde . Ich habe j a schon gestern bei der Vor­
stellung gesagt , daß ich aus einem k l einen Dorf bei Erfurt stamme . Es ist eine
typische Pendlergemeinde aus dem Nah bereich der j etzigen thüringis chen Landes­
h a uptstadt .
D i e Kirche war bei uns schon immer eine Minderheit . D a s mag in a nderen Regio­
nen von Thüringen , zum Beispiel in der Rhön oder im Thüringer Wald , wo die
Gemeinden noch v o l k s k irchlichen Chara kter haben , eine ganz andere Situation
sein . Unsere Gemeinde zählt 1 . 200 Einwohner . Wahlberechtigt sind 950 Bürger .
D i e Kirchgemeinde zählt einschließlich a ller K inder 400 Mitg lieder . In dieser
Z a h l sind j edoch 63 Erwachsene im arbeitsfähigen Alter und 17 Rentner enthal­
ten , bei denen noch n icht gek lärt ist , o b sie weiterhin der K irche angehören
wollen . D a s heißt , d a ß es l a ngj ährige K irchensteu erverweigerer sind . Wir rech­
nen mit einer großen Austrittswel le , sobald die neuen L ohnsteuerkarten für das
nächste J a hr bea ntragt werden müssen .
Von diesen insges amt BO Einwohnern werden s i ch n a c h un serer E inschätzung
a l l erhöch stens 10 weiter zur Kirche b ekennen und ihre K irchensteuer wieder
b e z ahlen . Nach dieser Hochrechnung würde dann ein k n a p p e s Viertel der
G e samteinwohner zur K irchgemeinde gehören .
Während der Wende g a b es e inen K ircheintritt und sechs Austritte von Leuten ,
die sonst eigentl i c h regelmäßig bezahlt haben und s ich a u c h sonst irgendwie
zur Kirchgemeinde gezä hlt h a b e n . Weitere 15 E inwohner , die zum Teil schon gar
n icht mehr in un serer Kartei waren , weil s ie ü berhaupt nie Kirchensteuer ge­
z a h lt oder sich immer verwe igert hatten , haben nun offiziel l ihren Austritt
erklärt - unser ehemal iger DDR-Bürgermeister s icherheitsha lber schon zum drit­
ten Mal : er war das erste Mal in den 50er Ja hren und dann noch einmal in den
60er J a hren a usgetreten .
( Heiterk eit )
Dem stehen 21 Leute gegenüber - Sie sehen , d i e Z a h l e n decken sich wieder - ,
die Z a h l ung sverweigerer waren oder ihre K irchensteuer b lo ß spora d i s ch gezah lt
h a be n . D iese haben ihre K irchensteuer zahlungen j et z t wieder regelmäßig a u fge­
nommen , und wir hoffen , daß sie auch sonst wieder mehr in unsere K irchenge­
meinde kommen werden . Sie hatten ihre Entscheidung vor den Behörden getroffen ,
a l s s ie ihre L oh n steuerkarten für dieses J a hr beantragt e n . Also S ie sehen ,
- 2 15 -
z a hl e nmä ß ig hat sich in unserer Geme inde b i sher nichts geän dert .
Auch sonst sind im kirchlichen Leben eigentlich k e ine Veränderungen wa h r z u ­
nehmen . D e r K irchenchor i s t s c h o n s e i t J a hren ein k l eines H ä u fl e in und ist
nicht größer geworden . Der Männerkreis arbeitet wie eh und je mit kleiner
Teil nehmerz a h l . B e i dem Sen iorenkreis - d a s s ind ä ltere F rauen - hat s i ch auch
n i chts geä ndert . Bedauerlich ist , daß s i c h der Frauenkreis - j ü ngere Frauen
bis v ierzig J ahre - , der gut angelaufen war , a u fg e l öst hat , weil die Frauen
gera d e i n dem Alter mit der neuen Situation Schwierigkeiten haben , in e i n er
best immten Streßsituation stehen und im Moment k e i n e Zeit finden . Die A n z a h l
der T a u fe n , K o n firmatio nen , Tra u ungen , der B e s u c h v o n Christenl ehre und K o n ­
firm a n d e nunterricht sowie Junger Gemeinde i s t gle i ch geblieben . Auch der G o t ­
tesdienstbesuch i s t so spärl ich w i e eh und j e . Mir tut ein Gottesdienst wie
Sonntag im K a i s erdom immer gut , der b a ut m i ch a u f , den brauche ich . Dann er­
trage ich die Gottesdienste mit a cht bis zehn Besuchern a n Sonntagen während
des g a n zen Jahres ; z u besonderen Angelegenheiten , an Feiertagen , kommen einige
mehr , aber a n g ewöhnlichen Sonntagen sind es etwa zehn Besuc her .
Ä ußerlich h at s ich in unserer Gemeinde aber natürlich sehr v ie l geändert . Von
den i n s g esamt 2 0 Gemeindev ertretern s i nd i n der Freien Wählergemeinschaft Bündnis 90
drei K irchenälteste , der CDU-Fraktion gehören zwe i und der
SPD - Fraktion v ier a ktive Kirchgemeindemitg l ieder a n . Sie sehen , es s i nd fast
50 %. Vor der Wende war kein ein ziger k irchlich g e b undener Bürger in der Ge­
meindevertret u n g . O ie Dorfpo litik wird entscheidend von der K irchgemeinde mit­
geprägt - vor der Wende unden k ba r . Der Gemeindepfarrer ist Ortsvorsteher . Vor
der Wende hatte die L e iterin unseres staatlichen K i n dergartens große S c hwie­
rig k e iten bek omme n , weil sie es gewagt hatte , den Pfarrer z u frag e n , o b er im
K in d ergarten d e n Weihna chtsmann s p ielt .
-
( Große He iterk e it )
D a s war verbot e n .
Kirchlich e Vera n st a ltungen werden durch de� Ortsfunk und das Amtsblatt der Ge­
meinde b e k a nntgeg eben - vor der Wende unden k bar .
Der ehema lige P a rteis ekretär - DDR-Zeiten , SED -Parteis ekretär - begleitet
j et z t s e l b st v erständlich seine Frau zur K a ffeetafel im Anschluß an die Kon fir­
mation - n icht a u s z udenken , welche Schwierig keiten er vor der Wende mit einer
solchen Geste g eh a bt hätte .
Die ABM-Kräft e der Ortsgemeinde pflegen s e lbstverständlich auch den Kirchen­
friedhof - vor der Wende n icht denkbar .
Vor der Wende standen
K irche , weil sie sich
e i n z ugehen . S i e haben
Solche B ilder g ibt es
die Leute bei Beerdigungen im Dorf oftm a l s vor der
einfach nicht getraut haben , in das Gebäude K irche h i n ­
a l s o gewartet , b i s der Zug d a n n auf d e n Friedhof k a m .
j et zt nicht mehr'.
U n d n o c h eine erfreuliche Veränderung : D a s erbetene freiwillige Kirchgeld wird
selbstverstä n d l i c h sowohl von Rentnern als a uch von Gemeindegliedern z u s ä t z ­
lich z u r ü ber d i e v o m Finanz amt eingezogenen K irchensteuer b e z ahlt . S o hat u n ­
sere r e l a t i v k l e in e Kirchengemeinde in d ie s em J a hr r u n d DM 5000 , -- z u s ä t z lich
zur Verfü g ung , d i e a uch schon einkassiert worden sind ,
(Heiterkeit)
die u nsere Gemei n d e natürlich gut gebrauchen k a n n .
A ls o , wie g e sa g t : Dies sind Eindrücke a u s der k l e inen Gemeinde in der e h ema l i - 2 16 -
gen DDR . Sie erheben k e inen Anspruch der Vera llgemeinerung .
( L ebha fter Beifall)
Präsid ent Veldtrup :
Herzlichen D a n k , Frau K a ws k i , für diese p l a stische Ergänzung .
I c h möchte j etzt n i chts abwürgen und weiß , daß z u d iesem Thema eigentlich noch
v ieles z u sagen wäre , muß aber im Blick auf d ie Uhr herzlich darum bitten z u
verstehe n , wenn w i r hier j et zt abbrechen . I c h denk e , es wird i n dem einen oder
a nderen Gespräch und a u c h i n dem weiteren Zusammensein i n den kommenden Jahren
immer wieder notwe ndig sein , s i ch a n dieses zu erinnern . Wir würden uns sehr
freu en , wenn es nicht nur durch einen Vortrag , sondern a u ch in e inem E i nzelge­
spräch in Z u k unft mög l i c h wäre und möglich sein wird , diese ganzen Probleme
miteinander z u besprechen und in der Offenheit , die auch Bruder Böttcher ge­
n a nnt hat , z u erörtern u n d auf den Tisch z u legen . Seien Sie also bitte nicht
böse , wenn ich an d i eser ' Stelle abbreche und Herrn Bischof Dr . Wilcke ns a l s
Catholica - Be a u ftragten bitte , u n s s e inen Bericht z u geben .
( Bericht s . S . 60 )
Präsident Veldtrup :
Herr Bischof Dr . Wilcken s , haben Sie herzlichen D a n k für I hren Bericht , auch
für d ie j a hrelange engag ierte Arbeit a n der Stellungnahme , die uns ja mit
vorgelegt worden ist und bei der man gemerkt hat - sowohl in Ihrem Bericht a l s
a u c h in d e r Stellungnahme - , w i ev i e l Kraft und Z e it Sie dort ein gebracht
haben . D a s war in der Tat ein Abschiedswerk , wenn i c h so sagen dar f . Sie
werden si cherlich i n Z u k u nft immer wieder erleben , d a ß wir Sie aus dieser
Stellungna hme z it i eren werden . Ich danke Ihnen , a u c h in Aufnahme des Berichts
des Herrn Leitenden Bischofs , noch e inmal sehr herzlich von dieser Stelle aus
für Ihre viele Arbe it , die Sie für die Vereinigte K irche in I hrem Amt als
Catholica-Bea uftragter über J a hre h inaus gele istet haben . Wir wünschen I hnen
Gotte� Segen für den Ruhestand und hoffen , daß Sie n i cht ruhig werden , sondern
daß Sie a n dieser Stelle weiter die Arbeit begleiten und s i ch a n der einen
oder anderen Stelle zu Wort melden .
Herzlichen D a n k dafür .
( L ebhafter Beifa l l )
E s wird heute nicht mehr mögl i c h sei n , z u dem Bericht a l s s o lchem i n eine
Aussprache z u treten . Wir m ü s sen versuchen , die Aussprache morgen an der einen
oder anderen Stelle unterzubringen .
In j edem F a l l aber müssen u n d wol l en wir einen sehr gern z u Wort kommen
la ssen , nämlich Herrn Weihbis chof Ma chens . Wenn S ie freundli cherweise
e inerseits Ihr Grußwort a n uns richten , a ndererseits a b er v i e l leicht auch
etwas Stellung nehme n , wenn Sie mögen .
( Heiterkeit )
Weihbischof Machens :
I c h darf z u nä c h st sagen , d a ß ich doch beeindruckt b i n , mit wel chem Engagement
Bischof Dr . Wilckens d iese brennende Frage der Einheit der K irchen angegangen
- 217 -
ist und uns hineingerissen hat in diese Verantwortung als Zeugen des Gla ubens
heute . D a s hat m i ch wirklich bewegt .
N u n zu meinem Grußwort ' Sehr geehrter Herr Präsident ! Verehrte Synoda l e ' Liebe
Schwestern und Brüder im Herrn '
B is c h o f Dr . J osef Homeyer hat mich, beauftragt , Ihrer Generalsynode seine
besten Segenswün sche und die Zusage seines fürbittenden Gebets zu übermitt eln .
Er bedauert sehr , daß er Ihnen dies n i cht persönlich sagen kann . D a s hätte er
besonders g ern gerade Ihretwegen , Bischof Dr . Wilckens , geta n , hat er Sie doch
i n v ielen Begegnungen sehr schätzen gel ernt .
'
Zunä chst darf ich Ihnen , hohe Synode , u n sere Mitfreude zum Ausdruck bringen ,
daß Sie durch d i e Aufnahme der L a ndes k irchen v o n S a chsen und Thüringen eine
s i cherlich lange ersehnte Vereinigung vollziehen konnten . I n bezug a u f die
Wiedererla ngung der staatlichen Einheit haben wir feststellen müssen , was eine
4Dj ährige Trennung bewirkt und als wie unterschiedlich sich die Grundlagen und
Vorau s s et z ungen 'erwiesen haben .
Gewiß hat es a u c h in den Kirchen unterschiedliche Erfahrungen gegeben . Aber es
gibt e i ne Grundla g e , die hi lft , diese Erfahrungen miteina nder zu t e ilen , von­
e i n a nder z u lernen und s i ch bereichern z u la s se n . Diese Grundlage ist der ge­
meinsame Gla ube , der seinen Grund hat in u n serem Herrn , der uns z u s ammenfü hrt .
D ie s e Grund lage ist es , die auch den D ia log mit uns trägt . I n I hren j ä hrlichen
Catholica-Berichten widmen Sie sich dem Verhältnis unter unseren K irchen in
einer Weise , für die wir sehr , sehr d a n kbar sind . Wir freuen u n s , verehrter
Herr L a ndesbischof D . Dr . H a n selmann , daß Sie diese Aufgabe weiterführen
werde n . Es ist bei uns unvergessen , daß Sie n a c h Ihrer Wahl zum Präsidenten
des Lutherischen Weltbundes I hren ersten offi z iellen Besuch beim P a p st
a bgestattet haben . Sie haben sich als einer erwies e n , der die katholisch e
K irche s e h r gut k ennt . Sie haben s ich immer d a r u m bemüht , daß d a s Vertrauen
zwischen uns erhalten bleibt . Ich g l a ub e , das ist ein Geschenk des H ei l igen
G e istes , und a u s dieser Grundhaltung , mit Schwestern und Brüdern umzugehen ,
ist a u c h manches Wort , manches harte Wort , aber um der Wahrheit willen gesagte
Wort , hilfreicher als manches Z udecken und Verschle iern . Vertrauen z u e in a nder
im Vertrauen auf Gott , der die Herzen zu bek ehren verma g , Vertrauen auf den
Herrn der K irche - der das in sei nem großen Gebet zum Ausdruck bringt , wie
sehr ihm die E in h e it um unserer Gla ubwürdigkeit willen am Herzen liegt - ich
denke , darauf hin müssen wir noch manche Schritte aufeinander zugehe n , wenn
die Herzen so davon bestimmt sind .
In diesen Tagen ist gleichsam als ein Zeichen d a für - für dieses
Aufeina nder-Zugehe n , für dieses Vertra uen-Fassen und für d ieses Arbeiten am
F u ndament , miteina nder und zue inander h i n - eine evangelische H a ndreichung
erschienen : " Maria , die Mutter unseres H errn " . Als Herausgeber sind Sie , sehr
verehrter Herr Oberk irchenrat Dr . K ießig , genannt . Darf ich mich mit e inem
herzlichen Wort des Dankes a n Sie , Bruder K ießig , wenden? Ihre Amt s z e it als
Catholica-Dezernent im Lutherischen K irchenamt geht z u Ende . Wir haben Ihnen
zu danken für eine a ußerordentlich sensible Begl eitung und Offenheit für
u n sere K irc h e . Ihrer Einstell ung entspricht , I hr Leben i n besonderer Weise
offenz uhalten für das Wirken des Heiligen Geistes . Sie haben a n verschiedenen
'
ö k umenischen Gesprächen in einer Weise mitgewirkt , d i e immer wieder das
Gemeins ame betonte , um es dann aus der S icht Ihrer theologischen Ü berzeugung
und Frömmigk eit zu erläutern . Ein herzlicher Dank sei Ihnen und a l l e n
Mitarbeitern für dieses kostbare B ä n d c h e n ü b er M a r i a gesagt . G o t t e s S e g e n
begleit e I h r e n weiteren Dienst in der gemeindlichen Arbeit .
D a s Vorwort zu d iesem Büchlein haben S i e , verehrter Bruder Wilcken s , g e s chrie­
ben . I hnen haben wir besonders herzlich z u d a n k e n für I hren brüderlichen
- 21B -
D ienst . Sie legen am heutigen T a g - und haben das j a gerade so eindruc k s voll
getan - Ihren letzten Catholica -Bericht vor , seit Sie im J a hre 1800 ( H eiterkeit)
- E n t schuldigung ! So weit reicht die physische Kraft nicht ! - , übernommen
h a b e n Sie diese Aufgabe im Ja hre 1983 . Aus a llen diesen Berichten wurde eines
deutlich : Selbst wenn manche Schritte n icht möglich waren , haben Sie die große
Vision von der vorgegebenen Einheit in Jesus Christus nicht verlore n . S o gilt
I hr let zter Bericht heute - wie wir es gerade eben gehört haben - diesem
schwierigen Thema " L ehrverurteilungen - kirchentrennend? " .
Wir haben wohl gespürt , wie mancher Fels angeknackt ist - a u f b e iden Seiten ,
Gott sei Dank ! - und daß in die sem Zueina nderhin - getra gen v o n der E i n heit i n
J e s u s Christus , in der T a u fe besiegelt - manches d o c h mög lich ist und w i r alle
A n strengungen unternehmen müssen , um in der geschichtlichen Stunde dieses neu
Gestalt gewinnenden Europas unseren entscheidenden 8eitrag für d a s F u ndament
z u l e i sten .
Mit I hrem großen K ommentar zum Römerbrief haben Sie nicht n u r ein Standardwerk
der n e utestamentlichen E x egese gescha ffen , lieber Bruder Wilck ens ; Sie haben
g l e i c h z e itig ein D o k ument der Bereitschaft und der Fähig k eit z u ein�r substan­
tiellen ö k umenischen Verständigung vorgelegt , die durch d a s gemeinsame Studium
der Bibel getragen ist , a ber auch durch die Aufmerk samkeit für die Gesch ichte
der S c hriftauslegung vorangetrieben wird . Im Vorwort z u Ihrem Kommentar haben
Sie geschrieben :
" Mir will s ch e i ne n , d a ß der Römerbrie f , über dem vor allem u n sere
Kirchen a u s e i n a ndergebrochen sind , k onsequent h istorisch- kritisch
ausgelegt , auch die wirkungsgeschichtlich kritische Kra ft gewinnt ,
sie am entscheidenden Punkt heute wieder in die E inheit zurü c k ­
zuru fen , die d e r historische Römerbrief z u seiner Z e it bewirken
wollte . "
Es ist dies auch die H o ffnung der katholischen Christen , für die ich hier
sprechen darf .
F u nd a ment für a l l e Ihre Aussagen ist I hr Glaube , ein von der Rechtfert igungs­
lehre geprägtes Vertrauen lutherischer Prägung . D i e Wurz eln liegen in Ihrer
p ersönlichen Frömmig k e it . In die Frömmigkeit des Volkes Gottes muß die
R e z e ption aller Konsens- und Konvergenz-Dokumente führen .
So ist es Ihr Vors chlag gewesen , in konfessionsverschiedenen Gemeinden möge
j ed e n Sonntag in der Fürbitte der Schwestergemeinde gedacht werden . Soweit ich
qas persönlich tun k a n n , will ich diesen Anstoß wirklich ernst nehmen und dies
in d en F ürbitten tun . Wir so llten diesen Ihren Vorschlag n e u beherzigen - g a n z
a l l gemein - u n d j eder das Seine tun , i h n zu verwir k l ichen .
In d iesem Sinne sei Ihnen u nser a u frichtiger D a n k gesagt mit der Bitte um die
Fülle des Segens u n seres Herrn .
(Beifall)
Präs ident Veldtrup :
H e r z l i chen D a n k , Herr Weih b i s ch o f , auch für die freundlichen Worte a n die ver­
s c h i edenen Zuarbeiter; die u n s g eholfen haben , d a s Thema " Katholische Kirche"
u n d die Beziehungen zwischen unseren beiden Kirchen sehr v iel besser begreif­
bar z u machen . I c h freue mich , d a ß Sie beide - auch den z u k ü n ftig a n dieser
- 219 -
Stelle wirkenden B ischof - so freundlich benannt und ihnen gedankt haben . D a ­
f ü r bedanke ich mich ganz besonders .
Nehme� Sie bitte auch het z l i che Grüße an Ihren Bischof Dr . J o s e f Homeyer mit ,
der schon wiederholt unser Gast gewesen ist und unsere Arbeit a u c h stets sehr
freundlich begl eitet hat . Wir haben gemerkt , daß das n i cht nur bei I hnen so
ist , s o ndern i n seiner g a n z e n Diözese . Möge es so bleiben - und noch besser
werden . Herzl ichen Dank d a fü r '
(Beifall)
( U nterbre chung : 1 1 . 2 8 Uhr)
Präsident Veldtrup :
Meine Damen und Herren , wir setzen die unterbrochene Sitzung fort . I c h möchte
zunä c h st noch auf folgendes hinweis en . Die Arbeitsergebnisse d e r U nt er a u s ­
s chüsse des Berichtsausschusses werden f ü r morgen na chmittag erbeten , und zwar
zu dem T a gesordnungspunkt : Berichte , Beschlüsse und Entschließungen . Z u diesem
Tagesordnungspunkt sind die Berichte oder B e s chlußvorschläge und dg l . erbeten .
D a s bedeutet , d a ß Sie für eine redaktionelle Arbeit im Grunde g e n ommen n u r
noch die morgige Mittagspause zur Verfügung haben .
Zweitens . Mir l iegt ein Geschäftsordnungsa ntrag von Herrn Prof . Dr . K ü h n vor .
D i eser G e s c h ä ftsordnungsantrag la utet :
" A u f dieser Synodaltagung wird eine einstündige Aussprache zum B e ­
r i c h t des Catholica -Beauftragten , B i s chof Dr . W i l c k en s ,
vorg esehen , in der auch über das weitere Verfahren in S a chen
Studie z u den Lehrverurteilungen beraten wird . "
D a s Prä s idium u n d die Mitgl ieder des Vorbereitungsausschusses h a b en eben ein­
mal überleg t , wann das denn statt finden könnte ; zumindest dann , wenn es sich
auf eine Stunde beschränkt .
Z u n ä chst einmal möchte ich aber generell die 'Frage an die Synode stellen , ob
sie s ich diesem Geschäftsord nungsantrag anschließen will . I c h b itte um Hand­
z e ichen , falls Sie sagen , es solle noch eine eins tündige Aussprache vorgesehen
werde n ; dies dann aber auch mit der Maßga b e , daß die Aussprache wirklich eine
Stunde dau ern s o l l . Wer will sich diesem Antrag a n schließen? - Das ist
s icherlich zur Befürwortung des Antrages ausr e ichend .
Wir schlagen im Prinzip vor , dafür heute 14 . 3 0 Uhr vorzusehen , weil j ed e ande­
re Planung d i e Ausschußarbeit tota l z erreißen würde .
Nun a l s o die Fra g e : Könnte sich die Synode dem anschließen , d a ß d a s Plenum um
14 . 3 0 Uhr z u sammentritt?
Ich weiß , Frau Hoerschelmann zerreißt es das Herz '
Frau Hoerschelma n n :
Verehrte Synod a l e !
'
Sie müssen verstehen , was Sie mit die sem Antrag unterstüt z e n , nämlich d a s , daß
e igentlich d i e Gruppenarbeit , die wir vorgesehen hatten , d a n n i m Grunde genom­
men weg fällt . E s ist so , daß wir dieses Thema " Da s Leben mit der B i b e l " schon
sehr im Verg l e i c h zu dem , was die Vorbereitungsgruppe geplant h a tt e , zurückge- 220 -
nommen haben . Natürlich ist es mir auch ein Anliegen , daß der Bericht des C a ­
tholica-Beauftragten und daß a l les das , w a s weiterführt z u einem E inheitsge­
danken , seinen Platz hat . Nur : I ch überlasse es Ihnen , j et z t wirk l i ch darüber
nachzudenk e n , was wir h ier woll en . Ich möchte n icht , daß d a s , was wir uns
j etzt auch in der größeren Vorbereitungsgruppe überlegt haben , einfach zunich­
te gemacht wird ; denn d a s wäre es . Wir haben heute na chmittag die E i n h e it von
drei Stunden Gruppenarbeit , unterbrochen durch eine K a ffeep a u s e . I n dieser
Gruppenarbeit wollten wir n i cht über die Bibel reden , sondern mit und v on ihr .
M a n k a n n n icht über die B ibel reden .
Ü berlegen Sie bitte , was Sie eigentlich möchten . I c h verstehe Sie g ut , Herr
P ro f . Dr . Kühn , daß d a s Ihr Antrag ist . Ich glaube auch , d a ß v iele v on uns
bewegt s in d , dies mite inand er z � bereden . Aber wir sind i n u nserer Pla n u ng so
eng , daß eigentlich k e i n e a ndere Möglichkeit be steht .
Präsident Veldtrup :
Mir liegen j et zt noch d {e Wortmeldungen von Herrn Krauß und v o n Herrn Pro f .
Dr . Kühn vor .
Krauß : '
U m beiden - wie i c h denke - wichtigen Anliegen gerecht z u werden , schlage ich
vor , morge n früh mit dem Plenum eine Stunde früher z u beg i n nen . Ich sehe n i cht
e i n , warum wir immer erst um 9 Uhr beginnen müssen . Z uhause beginnt unser Ar­
b e itstag j a a u c h früher .
( Z u r u f : Nee ! - Heiterk eit)
Pro f . Dr . K ü h n :
Mich bewegt bei meinem Antra g die Schwierigkeit , in die wir mit u nserer
Tag esordnung g eraten
. s ind . Es ist eine solche Fülle von dringenden Themen
g eg eben ,
(Beifall)
daß w i r offenbar mit uns erer Zeitplanung in Bedrängnis geraten . Meine Bitte a n
d a s Präsidium war , n u n den Ort au sfindig zu machen - h e u t e o d e r morgen - , w o
w i r uns dieses vornehmen können . D i e Dringlichkeit d e r Aussprache ü ber d e n B e ­
richt zur Catholica- Frage ergibt s i c h j a u . a . daraus , daß u nsere g l i ed kirch­
lichen Synoden in n ä chster Z e it damit befaßt werd en . Es muß hier ganz dringend
ü ber das Verfahren gesprochen werden , das mit den s chriftlichen Vorlagen j a
vorliegt , a b er i m Bericht von Herrn B ischof D r . Wilckens ist das n icht
ausdrücklich thematisiert word en . I c h denke , daß u n sere gliedkirchlichen
Synoden wenigstens einen Impuls von d ieser Synode brauche n , um dann möglichst
bald an diese sehr umfangreiche und sehr schwierige Arbeit gehen z u können .
I c h habe d a s vorher a u c h n i cht gewußt , daß uns dieses hier in dieser
M a s s i v ität a u f den Tisch gelegt werden wird . Aber ich d e nk e , wir müssen j etzt
a u c h , wa s u n seren Zeitplan betrifft , eine Konsequenz daraus z i eh e n . V i elen
Dank .
Präsident Veldtrup :
I c h schlage in A u fnahme dessen , was Herr Krauß vorgeschlagen hat - nur n i cht
g a n z so r a d ik a l , a b er fast so ra d ik a l ; 50 % dessen - vor , daß wir sagen , wir
- 221 -
beginnen um B . 30 Uhr
( Beifall)
und sehen dann e i n e Stunde für die Aussprache zum Bericht des Catholi ca -Beauf­
tragten vor . G ibt es .bedeutsame Gege nstimmen? - Das ist n i cht der Fall . Ich
beda n k e mich für I hre F olg samkeit . So haben wir beides zueinandergebra cht .
Herzlichen D a n k für Ihre Bereitschaft .
Nun möchte ich n a c h einiger Pause g a n z herzlich Herrn Pro f . Dr . Hertzsch
begrüßen . Herr Prof . D r . Hertzsch ist Professor für Praktische Theologie in
Jena und u . a . auch Mitglied der Thüringischen L andessynode und von daher
leider auch mit diesen Querelen der Geschäftsordnung u . ä . hinlänglich
vertraut , so d a ß i c h auf Ihr großes Verständnis hoffe , Herr Pro f . Dr .
Hert z s c h , daß wir Sie s chon wieder ein paar Minuten zurück stupsen mußt e n . Um
so mehr freuen wir u n s j etzt aber a u f Ihr Referat , mit dem Sie u n s
freundl icherweise i n d a s Thema einführen . H e r z l i c h e n Da n k .
( Beifall)
- Herr Professor , Entschuldigung , n o ch eine Unterbre chung , das Referat liegt
nicht s c h riftlich vor . Sie s in d also gebeten , dann , wenn Sie - dies ist bei
Herrn Prof . Dr . Hert z s c h wahrs cheinlich oder ist sogar hundertprozentig zu
vermuten - P a s s a g e n finden , die mitschreiben swert sind , dies sofort z u tun .
Sie kriegen d a s Referat zwar später schriftlich , im Moment aber noch nicht .
Von d a h er b itte i c h also , Orig inalz itate sofort zu notieren .
( R e ferat Prof . Dr . Hert z s c h s . S . BO )
Präsident Veldtru p :
G a n z herzlichen D a n k , Herr Professor D r . Hert z s c h . Es fällt schwer , j etzt zur
Tagesordnung überzugehe n . I c h hoffe sehr , daß alles d a s , was Sie z u uns gesagt
haben und wie S i e es uns gesagt habe n , heute na chmittag noch nachklingen k a n n
und i n E inzelgesprächen s e h r v iel v ertieft werden k a n n . Es war , g l a u b e ich ,
ein großartiger E instieg in da s , was wir uns vorgenommen haben . Darum nur die
drei Worte : Ganz herzlichen D a n k ! Mehr kann m a n dazu gar n i cht sagen .
Frau Hoerschelm a n n , i ch muß Sie j et z t leider bitten , wieder zur Tagesordnung
überzugehen und i n die geschäftsordnungsmä ßigen Dinge des Themas einzuleiten .
Frau Hoerschelm a n n :
L iebe Synod a l e , d a s fällt mir j etzt schwer . Ich habe a u f meinem Platz ein Buch
liegen , d a s Professor Dr . Hertzsch vor Ja hren ges chrieben hat . D i e Ü berschrift
dieses B u ches geht mir immer nahe und ist die g a n z e Zeit bei mir geblieben :
"Der g a n z e F i s ch war voll Gesang" . Auch ich bin innen voll Gesang .
Darum k a n n ich j et zt auch v ersuchen , noch etwas zu u n serer Gruppenarbeit z u
sagen , d i e w i r heute n a chmittag beginnen wollen . W i r h a b e n uns d a s folgender­
maßen geda cht .
Synoda l e , d i e d i e Aufgabe des E i nberufers oder der E inberuferin übernommen
haben , werden für Sie i n einer der 10 gebildeten Gruppen verantwortlich sein .
Sie finden a u f d e n eben a u s geteilten Blättern ihre Gruppe und den Raum , in dem
wir uns treffen . E s war schwer , z u entscheiden , wer in welche Gruppe gehen
könnte ; deshalb h a b e n wir uns für ein einfaches Prin z i p entschieden . Sie wer­
den das s i cherlich v ersteh e n . Sie werden n e u e Nachbarn bekommen , aber wir wol­
len mit der Bibel u n d mit u nseren N a chbarn reden .
- 222 -
Sie haben den Na chmittag über für d i e Gruppenarbeit Zeit . Es ist so geplant ,
daß in den Gruppenräumen K a ffee zur Verfügung steht . Selbstverständlich ' sind
die Gäste unter uns eingeladen , an den Gesprä chen in diesen Gruppen teil zuneh­
men . Wir haben die Namen nicht a l l e a u fgel istet , weil wir ni cht genau wissen ,
wer von Ihnen noch hier ist oder wer schon abreisen mußte . Herzliche Einl adung
a lso : Sie gehören d a z u .
Bei der Vorbereitung war es uns wichtig , daß wir nicht
ü b e r
d i e Bibel
reden , sondern
m i t
der Bibel und von unseren Erfahrungen mit ihr . Da her
unsere B itte , daß Sie heute nachmitta g I hre Bibel mitbringen ; ich hoffe , eini­
ge von I hnen haben s ie mit .
Gehen S i e bitte davon aus , daß Sie k e ine Gruppenberichte erstellen müssen . Das
heißt , Sie sollen ni cht unter Leistungsdruck stehen . Worum wir Sie aber
bitte n , ist folgend es : Geben Sie uns , wo es möglich ist , eine Gesprä chszu­
sammenfassung , Gedanken und Ergebnisse , d i e Ihnen wichtig wurden , und
weiter führende Gesichtspunkte . Diese Notizen werden wir sammeln ,
z u sammenstellen und dann an das Präsid ium u n d die Kirchenleitung oder an die
Bischofs k onferenz weitergeb en ; denn wir möchten nicht , daß diese Erfahrungen
einfach wieder z ugedeckt werden .
Morgen vormittag gibt es Zeit , um in einer Stunde - leider nur in einer Stunde
- auf dieses E i n führungsreferat von Professor Dr . Hert zsch in einer
Plenumsrunde ein zugehen und ihn z u befrag en . Anschließend ist dann noch einmal
eine Gruppenarbeit , wo Sie den Entwurf dieses von Herrn Professor Dr . Härle
heute morg e n angesprochenen Offenen Briefes zur Bearbeitung vorgelegt
b e k ommen . Wir b itten Sie , diese Zeit b is zur Mitta gsstunde dann morgen z u
nutzen , u m diesen Brief durch zulesen u n d I hre Gedanken d a z u z u s chreiben . D i e
Ergebnisse werden dann in einem k l e inen Reda ktionskreis gesammelt , und wir
werden versuche n , Ihre Beiträge ein zuarbeite n , so daß es ein Brief b l eibt , daß
wir wegk ommen von einer Verlautbarung hin z u e inem Bri e f , den wir a u c h
Freunden , Na chbarn , Menschen schre i b en woll e n , d i e w i r kennen . Die ser Brief
wird Ihnen a m N a chmittag zur Annahme oder Beschlußfassung vorl iegen .
Zu unserem T h ema gehört auch ein I nformationste i l . Einen Teil I nformation
hatten Sie in I h ren Arbeitsma ppen , oder er ist Ihnen zugesa ndt worden . Wir
haben aber im Vorraum sowohl einen Bü chertisch , um z u zeigen , wie viele Arten
von Bibeln es gibt , ein bißchen L iteratur zu dem Thema " Mit der Bibel leben " ,
a l s auch Mitarb eiter des Gemeind e k o l l egs , d i e I hnen zur Information , zu Ge­
sprächen u n d Na chfragen über die Dinge zur Verfügung stehen , die wir i m G e ­
meind e k o l leg mit Gemeinden in Proj ekten z u erarbeiten versuchen und Gemeinden
als H i l fe weitergeben wollen .
Ich wünsche uns einen guten , gesegneten N a c hmittag und kann nur noch einmal
danke sagen .
Präsi dent Veldtrup :
Herzlichen D a n k , Frau Hoerschelma nn . Sie haben im Grunde damit das , was vorhin
auf das Votum von Professor Dr . Härle hin als durchaus a k z e ptabel erschien ,
vorgeg e be n , daß nämlich im Prinzip k e i n Ergebnis erwartet wird . Sie sol len
a l so k e ine großen Beschlüsse fassen , sondern s ollen in Ruhe und Offenheit die
Gespräche miteinander führen und d i e Ergebnisse - wie Sie es formuliert haben
- stichwortartig festhalten , damit S i e a n die Kirchenleitung und gegebenen­
falls a n d i e B is c h ofsk onferenz weitergegeben werden können , eventuell mit der
Maßgabe , im nä c h sten Jahr erneut darüber z u reden oder weiterzureden .
Als Profe s s or Dr . Härle vorhin dies vortrug , hatte ich den E indruck , daß
d ieser Vorschlag Zustimmung fand . I c h darf fragen , ob es Gegenvoten g i bt , die
- 223 -
sagen , daß wir unbed ingt etwas erste llen müßten . - D a s sche int n icht der Fall
zu sein .
I c h wünsche I h nen einen guten Na chmittag und gute Gespräche . Ich darf Sie
daran erinnern , d a ß wir morgen - wie beschlossen - um 8 . 30 Uhr beginnen . D a ­
zwischen l iegt aber na türlich n o c h d e r Empfang am h e u t i g e n Aben d , bei d e m e s
dann a u c h hoffentlich g u t e Gespräche g e b e n wird . Für a l l d a s wünsche ich Ihnen
gute I deen , gute Gedanken und alles das , was man da für bra u cht .
L e itender 8 ischof Dr . Müller :
E inige Worte zum Empfang ! Wir s ind im Altstadtratha u s , a l so e inem städtischen
Gebäude . Wir müssen uns da n i cht unbegrenzt a u fhalte n ; wir können auch wieder
h ierher zurü c k fa hren . E s wird der K u ltusmini ster , Professor Wernstedt , erwar­
tet , der im L a nde N iedersachsen der K irchenm i n i ster i st , a l s o für die Verb i n ­
d u ng z u d e n K irchen zuständig ist . W i r werden dort miteinander umgehen können ,
solange wir d a s wollen . Wir werden mit 8ussen h i n g e fa hren , und wegen der Rück­
fahrt muß Entsprechendes a bgek lärt werden .
Präsident Veldtru p :
V i e len Dank , Herr Le itender B i s chof .
I c h beende die heutige Vormitta g s itzung . Morgen um 8 . 3 0 Uhr geht es weiter .
( Schl u ß : 13 . 10 Uhr)
- 224 -
VIERTER VERHANDLUNGSTAG
Mittwoch , 16 . Oktober 1991
Beginn : OB . 34 Uhr
Präsident Veldtrup :
Meine Damen und Herre n !
I c h bitte Sie , P l a t z zu nehmen . I c h wü nsche Ihnen einen guten Morgen und darf
Herrn Jahnel bitte n , uns die Anda cht z u h a lte n .
( Morgenanda cht s . S . 2B )
Präsident Veldtru p :
Herzlichen D a n k , Herr Jahne l , für Ihre Anda cht .
Zunäc hst darf ich zweierlei bek anntgeben . Es ist etwas gefunden worden , es ist
eine Schreibunterl a g e . D a darauf die Rosenheimer Erklärung liegt , gehen wir
davon a u s , daß sie j ema ndem aus der Gruppe , die z u § 2 1B gearbeitet hat , ge­
hört . - Herr Reimer , I hnen gehört die Unterlage? Dann sind Sie vielleic ht so
nett , s ie s i ch h i n terher a b z uholen .
Le ider haben wir n icht nur etwas gefunden , sondern wir vermissen a u c h etwa s .
Wir freuen uns sehr , daß s ich das Gemeindekolleg Celle großen Interesses
erfreut . D a s Interesse war a b er so groß , daß die Ordner g leich mitge nommen
worden sind . Das war i n dieser Form eigentlich n icht beabs ichtigt , z um a l der
Haushalt des Gemeindekollegs für viele v ielleicht groß , da für a b er n i cht groß
genug ist . Wir wären sehr d a n k bar , wenn die Ordner , die mitgenommen worden
sind und die a n dem Stand gleich vor der Tür gelegen haben , bei Gelegenheit
'
n a ch E ins ichtna hme z urückgelegt werden . Ich den k e , es ma cht s i ch n i cht so sehr
gut , wenn die a u s g e l egten S a chen immer verschwinden .
Wir kommen d a n n z u der Ihnen vorgelegten und geänderten Tagesordnung . Sie er­
sehen daraus vor a ll e m die Aufnahme der Aussprache über d e n Bericht d e s Catho­
l ica-Beauftragten gleich nach den Grußworten , und Sie können erkennen , daß der
Beginn der N a chmit t a g ss itzung vorsorg lich von 1 5 . 00 Uhr auf 14 . 30 Uhr vorver­
legt worden ist . Sollten Bericht sa usschüsse noch einige redaktion e l l e Arbeiten
erledigen müssen , dann bitte ich Sie , dies trotz des l a u fenden Ple nums z u tun ,
weil ich davon ausgehe , daß es immer nur e i n zelne Synodale sein werde n , die
diese D inge vorbereiten müssen .
Wir wo llten damit lediglich erreichen , daß diej enigen , d i e heute noch nach
Hause fahren wol l e n , noch z u einer angemessenen Tagesz eit zurü c k reisen können
und das Plenum nicht k ur z vor Ende der Tagung s chon halbleer ist .
Sie wissen - darauf darf ich noch einma l freundlich a u fmerksam m a c hen - daß
eine Anwesenheitspfl icht besteht und daß eine Verhinderung vorher b e im Prä ­
s idium a n z u zeigen wäre . I c h möchte insofern nur a u f die Ge schäft s ordnung h i n ­
weis e n ; Sie sollen n i c ht denken , daß ich j et zt beginne , rigide z u werd e n .
Wir kommen zur Abstimmung über die vorgeschlagene Tagesordnung . G i bt es Ä n ­
derungsvorschläge? - D a s ist offenbar n i cht der F a l l . D a n n gehe ich davon a u s ,
daß Sie damit einverstanden s in d .
Wir kommen j etzt z u drei Grußworten . Ich darf z u nächst Herrn Profe s s or Dr . J i
- 225
-
a u s Korea bitten , zu uns zu sprechen .
Professor Dr . J i :
Herr Leitender Bisc hof ! Herr Präsident ! Del egierte der Vereinigten Evange­
l isch- Lutherischen K irche Deutschl a nd s ! Liebe S c hwestern und Brüder im Glauben
a n J e,sus Christu s !
E s ist mir eine bes ondere Freude , an dieser Generalsynode der Vereinigten
Evangel isch -Lutherischen K irche Deutschlands als Vertreter der Lutherischen
K irche in Korea teilnehmen z u können . Wir danken für I hre freundliche E i n l a ­
dung . Ich bringe Ihnen G r ü ß e von dem Prä sidenten und dem Rat unserer Kirche .
S i e alle wünschen dem Verla u f der Synode Gottes Segen bei den Ü berlegungen z u
d e m Thema " Mit d e r B i b e l l e b e n " u n d b e i m Nachdenken über die v ielen bedeuten­
den Themen in dieser so schwierigen Z e it in der Geschichte der Menschheit .
D i e Lutherische K irche in Korea freut s i ch sehr ü b er ihre Verbindung mit den
L utheranern in Deutschla nd , weil wir mit der gemeins amen A u fgabe der Mission
Gottes befaßt sind .
In einer Reihe von Jahren hatten wir Be z iehungen mit der Evangelisch-Lutheri­
s chen Kirche in Bayern über ihr Miss ionswerk in Neuendettel s a u . Das Missions­
werk unterstützte die Veröffentlichung der korea nischen Ausgabe von Luthers
Werken in 12 Bände n , womit ich v iele Jahre beschäftigt war . Ü ber das weltweite
L uthertum , zum Beispiel den L utherischen Weltbu n d , haben uns auch andere
l u therische Kirchen , d i e Sie vertreten , a u f v i e l fä ltige Weise ermuntert .
Vor mehreren Jahren hatten wir auch das Vergnüge n , Herrn Ober k irchenrat
M a n fred Jahnel vom L utherischen Kirchenamt i n Ha nnover bei uns als G a st z u
h a be n . Sein Besuch war sehr bedeutungsvoll i m frühen Entwi c k l ungsstadium unse­
res theologischen Seminars in Seoul in Korea .
D i e Lutherische Kirche in Korea ist noch j ung und von geringer Größe , aber sie
ist eine dynamische K irche mit einer starken reformatorischen Botschaft durch
Evangelisation , Bibelleseprogramm , Erziehung , den Gebrauch der Mass enmedien
und durch einen So zialdienst usw , Natürlich gibt es noch v iele wichtige uner­
l e digte Aufgaben in Korea - ähnlich wie in Deutschland ; z . B , den Säk ularis­
m u s , den Materialism us , Vergnügungss ucht , religiösen P l ural ismu s , Gleichgül­
t i g k eit , theologisch e - Verwirrung , I n k u lturation des christlichen Glaubens usw .
Wir bra uchen Ihre Gebete und Ihre Ermutigung .
Der Präsident unserer
Ihnen seine Einladung
s chen Gemeinschaft in
k önnen , in den F ernen
Lutherischen Kirche in Korea bat mich eindrückli ch ,
zu überbringen , unsere g lü c k l iche Gruppe der lutheri­
Korea zu besuchen , wenn Sie die GelegenAeit wahrnehmen
Osten zu reisen . Wir heißen Sie heute schon will kommen .
(Beifall)
G o t t s e g n e Sie a l l � - I h r e Kirche und I hre hohe Berufung für Gottes K irche i n
d e r Welt . Möge die Welt durch d i e Kraft d e s Heiligen Geistes m i t Hilfe Ihrer
Anstrengungen lebenswerter und lieb enswerter werden .
Vielen her z l i chen D a n k .
( Beifa l l )
- 226 -
Prä s i dent Veldtrup :
Herr Profe ssor Dr . J i , haben Sie herzlichen D a n k für Ihr Grußwort , vor a l lem
auch d a für , daß Sie freundlicherweise in unserer Sprache z u uns gesprochen
haben , da wir doch alle miteinander n i cht so k oreanisch können , daß wir Sie
hätten v erstehen können . Wir danken I hnen ganz herzlich da für u n d bitten Sie ,
a u c h herzliche Grüße in Ihr H e imatland und an I hre K irche von d i e s er Synode
m it z u n e hme n .
Vielen D a n k .
I c h d a r f d a n n weiter Herrn Pa stor S e lwa n e von der Evangelis c h - L u therischen
K irche im Südlichen Afrika um sein Grußwort bitten . I c h b itte d i e Synode , da­
mit e i n v erstanden zu sein , daß wir u nsere ök umen ischen Gäste heute morgen z u
Wort k ommen lasse n , um dann weiter a n d i e Arbeit zu gehen .
Rev . J a c o b Selwa n e :
Herr Präsident ! Herr Leitender Bischo f ! Meine Schwestern und Brüder i n
Christ u s !
I c h grüße a l l e im Namen meiner K irche ELCSA , n icht von Schaumburg -Lippe .
( H eiter k e it )
I c h b i n schon s e it drei Jahren in Scha umburg - L i ppe . Einer denkt deshalb viel­
leicht , ich s e i Vertreter Schaumburg-Lippes .
( H e iterkeit)
I ch bringe die Grüße von meinem Bischof Serote und der K irchenle itung sowie
auch u n seres Sekretärs Rev . Mbuli .
I c h h a b e telefonisch mit meinem B i s c ho f Serote gesprochen und h a b e ihn
gefragt , was man sagen kann , was man an diese Synode richten s o l l . I ch bin das
erste M a l s o weit von der H e imat fort i n einer solchen Synod e .
I c h lese e inen T e xt von Paulus " Brief a n die Philipper" als Begrüßung und Aus­
dru c k der Wünsche von ELCSA für diese Synode v or .
Paulus sagt z u der Philip pergemeinde : I c h danke dir , mein Gott , j edesma l , wenn
ich an euch denke . Immer wenn ich für euch alle bete , tue ich e s mit Freude
und danke Gott dafür , daß ihr euch gemeinsam für das Evangelium e i n ge s etzt
habt . Vom ersten Tag an bis j etzt .
I c h bitte darum , daß eure L iebe immer noch reicher a� Einsicht u n d Verständnis
wird .
In diesem Abs chnitt wird der Geda n k e der christlichen Partn erschaft von P a u lus
stark betont . Er sagte , es g ibt bestimmte Dinge , die Christen i n dieser Part­
nerschaft t e i le n . Christen sind Partner in der Gnad e , sie sind Mensche n , die
in e iner gemeinsamen Schuld vor Gottes Gnade stehen . Christen s i nd Part n er in
der Arbe it des Evangeliums . Sie teilen n icht nur ein Gesche n k . Sie teilen auch
eine A u fg a b e , u nd diese Aufgabe ist d i e Unterstüt z u ng des E v a n g e l i um s . Chri­
sten s in d Partner im Leiden für das Eva ngel ium .
Es war P a u l u s ' Wunsch für se ine L e ut e , daß ihre Liebe zueinander j ed e n T a g
größer werden soll e ; diese L i ebe , die n icht a us s chließlich gefühlsmäßige Dinge
s ind , sollte ari Wissen und gefühlsmäßigen Einsichten wachsen , s o d a ß s i e mehr
- 227 -
und mehr in der Lage sein würden , zwischen F a l schem und Ric htigem zu unter­
scheiden .
Liebe ist immer der Weg z um Wissen .- Wenn wir irgendeinen Gegenstand lieben ,
wollen wir mehr von ihm wissen . L ieben wir einen Menschen , wollen wir mehr
ü ber ihn wissen . L ieben wir Jesu s , wollen wir mehr über ihn und seine Wahrheit
wissen .
Das war ein Text von meinem Bischof Serote .
Eine Bitte ! I c h bitte S i e , für uns zu beten . Sie wissen schon Bescheid , daß in
u nserer Kirche ELCSA in dieser Z e it so viele Probleme be stehen . In Südafrika so kann man sagen - weiß man nicht , was kommen wird . ELCSA steht vor Proble­
men . Das sind die Probleme von Süd a frika , Probleme bei der Vere inigung mit
b e iden weißen K irchen . So b itte ich diese Syn ode , für meine K irche zu beten .
I c h bitte diese Synode auch , für uns sogenannte A u s lä nder zu beten . Wir leben
in d i esem Moment in Angst . Ich habe zum Beispiel zweimal anon yme Briefe ge­
kriegt ; auch mein Auto wu rde demol i ert . Ich b in h i er in Deutschland durch die
Partnerscha ft . Darum sage ich z u I h n e n : Bitte , betet für uns ! Man weiß nicht ,
was kommt in die ser Zeit . Wenn wir a l l e Deutschland verlassen , dann weiß man
n i c ht , was aus unserer Partners chaft wird , ob wir mit der Partnerschaft Schluß
ma chen wegen dieses Hasses oder des Rassismu s . Aber ich habe noch Hoffnung .
Jesus Christus selber hat so viele Probleme gehabt . Paulus selber hat so viele
Probleme gehabt . Wir sind in derselben Lage wie Paulus , wie Jesus Christus .
D a nk e . May God bless you a l l .
( Be i fa l l )
Präs ident Veldtrup :
L i eber Herr Pastor Selwa n e , herzlichen Dank für Ihr Grußwort . Wir s ind in Ge­
danken sicherlich bei I hnen in I hrer H e imat , b e i dem Leitenden Bischof Serote
und hoffen sehr , daß der V ereinigungsproz eß , der durch die Gründung der LUCSA
j etzt erstma lig etwas ha ndfest geworden ist , weitergehen wird , daß auch die
p o l itischen Dinge in Südafrika z u einem glücklichen Ende führen mögen und daß
d i e Vernunft in Deutschland s iegen wird - mit der Folg e , daß die Chaoten , die
I hnen derzeit z u schaffen ma chen , n icht die Oberhand gewinnen , sondern daß
irgendwann die Vernunft wieder siegen wird . D a für bitten wir um Gottes Segen .
I c h den k e , wir werden S i e u n d Ihre He imat in unsere Gebete einschließen .
Herzlichen D a n k .
( B eifall)
Nun darf ich Frau Prä ses Lewent bitten , uns von der Synode in Großbritannien
z u berichten .
Präses Lewent :
I c h würde sagen , la st , but not least . Herr Präsident ! Hohe S y node ! Liebe Ge­
s c hwister - ein Wort , d a s meinen englischen Studenten sehr schwer bei zubringen
ist . Das gibt es in der engl ischen Sprache nicht . I ch freue mich natürlich
a uch als letzte in dieser Runde , daß ich hier bei Ihnen s e in k a nn - wieder
e inma l . Vor zwei Jahren in Hameln besprachen Sie z uerst die Meißener Er­
k lärung , die das Verhältnis zwischen der anglika nischen und der Evangelischen
K irche in D e utschland behandelt e . E i n großer F e sta kt dieses Jahr in der
- 228 -
Westminster Abbey in London und in Berlin haben d a s bekräftigt , und es ist
Geschi chte geworden . Ich erinnere mich auch a n einen Brief , den wir von Herrn
Bischof Leich bekamen , der uns von den Problemen hinter dem " E is ernen Vorhang"
und hinter der M a uer erzählte . Auch d a s ist Geschichte geworden . Verrostete
e iserne Vorhänge und zerstörte Mauern werden j et z t weggeräumt .
Wir haben d a s in Coventry mit dem L ä uten von G locken vom 2 . z um 3 . Oktober und
einem Gottesdienst des Bis chofs von Coventry g e feiert . Aber e s war nicht
le icht , als Deutsche in einem Land z u leben und v o n dra u ß en z u zuguc ken . G ut ,
die eigentl ichen Ereignisse waren News bei uns u n d wurden gezeigt , a b.er dann
g in g es b a ld z u a nderen über , und wir mußten dann am Radio d a s mühsam
m itverfolge n . S o s in d wir sehr schnell zuerst in d i e DDR und in d i esem Jahr in
die neuen B u ndesländer gefahren , viele von uns z u m ersten M a l nach 4 � , 50
J a hren in die alte H e imat . Es war schon sehr bewegend für uns .
I c h wünsche auch , d a ß Sie uns besuche n . Viele a u s dem Osten D e utschlands haben
uns besu cht . F ü r v iele ist England wohl ein Traumland , weil man da wenigstens
etwas über das Wa sser reisen kann ; Amerika ist dann doch z u weit .
( H eiterk e i t )
Wir möchten Sie a u c h einla den . Es könnte j a sein , w e n n Sie nach E n g l a n d kommen
- z . B . in die St . -Albans-Cathedra l oder in die Cov entry Cathedral - , daß Sie
ein derartiges Zettelchen finden . Das heißt , daß a n dem Ort regelmäßig deut­
sche Gottesdienste gehalten werden . I n 30 Gemeinden und in 30 Predigtstatio­
n en , also a n 60 Orten in Großbrita nnien gibt e s deutsche Gottesdienste , von
zehn P a storen g e h a lten oder betreut . N atürlich bedeutet d a s eine sehr starke
L a ienbeteiligung . Wenn Sie a n einem solc hen Gottesdienst t e ilnehmen - v iel­
le icht sagen Sie erst später , daß Sie Bischof s i n d ; denn sonst b e k ommt der
Laie Ang st , wenn er die Predigt hält .
( H eiterkeit )
I c h wenigstens würde e s tun .
D i e s sind unsere Gemeinden . Was sind d a s nun für Menschen? - D a s sind die
Emigranten der Hitlerz eit , das sind Kriegsgefangene eben a u s dem östlichen
D e utschla n d , die n icht zurück konnten , sehr viele S iebenbürger Deutsche g erade in E a st Anglia und um Cambridge herum , d a s sind d i e War-brides ,
D eutsche a ls o , d i e nach dem Krieg englische Soldaten geheiratet haben , das
s in d viele A u - p a ir-g irls aus den 50er und 60er J ahren , w o wir große Scharen
davon hatten , d i e j etzt in England leben . Wenn s i e sich das a u srechnen oder
mich a ngu cken , stellen Sie fest , daß d a s ä ltere Menschen s in d . So haben wir
a u c h als Thema für unsere nächste Synode in Newca stle d a s Thema " D er alte
Mensch in unserer Gemeinde" - ein wichtiges Thema . Wir haben auch j u nge
Mensche n , und es wird denen sicherlich nicht s c h a d en , wenn sie s i ch damit
b e schäftige n .
I c h bringe Grüße von der Synode dieser 30 Gemeinden , und d i e Grüße kommen auch
von meiner Gemeinde in Cov entry . Wir h a b en im November d ie fünfz igj ährige
Zerstörung Cov entry ' s - ich muß es so formulieren - begange n , während unsere
S c h u l k inder sagten " g efeiert " . We cele brated it - das haben sie wohl etwas
falsch verstanden . Es war für uns als Gemeinde s e hr eindru c k svoll - nicht im­
mer le icht - , dabei z u sein , a b er der Gottesdienst mit dem Kreuzchor aus Dres­
den und den vielen Deutschen , die beteiligt ware n , und die sehr eindru cksvolle
Ansprache Ihres , unseres Richard v . Weizsäc ker war s chon e i n Erlebnis . G a n z
b e s ondere G r ü ß e b r i n g e ich von K e n n a n P a u l Ö sterreicher , der v i e l e n L e uten
b e k annt ist - d a s weiß ich aus Gesprächen - .
Wenn man in den 3 5 J a hren drüben mitvera ntwortl i c h in der Synode gearbeitet
- 229 -
hat , fragt man sich immer wieder , warum man die Arbeit ma cht- . Man merkt , daß
mit dem Alter die Muttersprache immer stärker Gebetssprache wird . So ist es
wichtig , daß die deutschsprachig e Arbeit in der lutherischen K irche weiter­
g e führt wird _ D a für danken wir nun ganz besonders der VE LKD , die von Anfang
a n , von der Gründung u nserer Synode vor 36 J a hren a n , sehr h i l freich dabei
wa r , und zwar nicht nur mit Geld , sondern auch mit Menschen , mit Besuchen und
'
mit viel Rat .
I c h möchte vor a llen D ingen nach dem , was ich h i er mit I hnen erlebt ha b e ,
s a ge n : J a , ich freue m i c h über a l l das . Ich wünsche a u c h I hnen diese Freude .
I ch wünsche Ihnen d i e Geduld , von der Sie ' gesprochen h a be n , und die Offenheit ,
die ich selber hier in diesen Tagen erlebt habe , weiterh in .
D a n n noch ein s chönes P a u li n isches Wort aus dem Philip perbrie f : I c h wünsche
Ihnen viel " L indig k e it " . D a s ist s o ein schönes Wort , d a s wir uns gar nicht
mehr zu sagen tra u e n .
Vielen D a n k , daß i c h noch g a n z zum Schluß etwas sagen durfte .
(Beifall)
Prä s ident Veldtrup :
Herzlichen Dank , F r a u L ewent . I c h denke , Sie haben es völlig richtig gewertet ,
in welcher Reihenfolge Sie z u Wort kamen : Wir wollten uns steigern .
( H e iterkeit und B e i fa l l )
Im übrigen haben w i r versu cht , d i e Grußworte von g a n z fern b i s nahe a n uns
heran z u staffeln . Ich darf hinzu fügen : Oie a llerletzte sind Sie immer noch
nicht . Na chher wird noch der Bürgermeüst"er oder der Stel lvertretende Bürger­
meister von Königs lutter spreche� . So ganz a n s Ende haben wir Sie also doch
nicht gesetzt , abgesehen davon , daß der I nhalt Ihrer Worte auch den Steige­
rungserwartungsged a n k e n rechtfertigte .
Wir danken Ihnen j edenfalls herzlich für Ihr Grußwort und bitten Sie , die
Grüße der Synode , d i e S i e uns freundlicherweise übermittelt haben , z u erwi­
dern . Wenn alle Deutschen in Großbritannien so a u ftreten wie Sie , ist uns
nicht bange darum , d a ß es z u einer weitergehenden Verstä ndigung zwischen
Großbritannien und D eutschland kommen wird und die Ereignisse in den 4Der
Jahren dann auch vergessen sein werden .
Wir begrüßen unter u n s nun noch Herrn Bischof Dr _ S c höne von der Selbständigen
Evangelisch-Lutherischen Kirche . Seien Sie uns wil l k ommen , Herr Bischof .
(Beifall)
N u n k ommen w i r zum näc hsten P u n k t d e r Tagesordnung . I c h r u f e a u f :
Aussprache über den Bericht des Catholica-Beauftragten
Prof . Dr . K üh n :
Herr Präsident ! L i e b e S c hwestern u n d Brüder !
D a s D o k ument " L ehrverurteilungen - kirchentrennend? " stand gestern im Mittel­
p u n kt des Berichts von Herrn Bischof Dr . Wilckens als Catholica -Beauftragten
- 230 -
u nserer Kirchen . Dieses D o k ument markiert ein neues Stadium des ö k umenischen
Dialogs mit der kathol ischen Kirch e ; denn h i er werden erstmalig a usdrücklich
u n d im Zusammenhang diej enigen Aussagen des 16 . Jahrhunderts untersucht , in
denen die Kirchentrennung formell festgeschrieben wurde , die sog . Ver­
werfungen . Das Ergebnis - das haben wir gehört - ist ersta unlich und
ermutigend . E s ist wird festgeste llt , daß diese Aussagen den heutigen Partner
weitgehend nicht mehr treffe n . Die Kirchen - und damit a u c h wir ; das ist der
Gegenstand unserer Ü berlegungen - werden aufgefordert , werden gebeten , dies
nun auch verbindlich a u s zusprechen , d a ß wir von den Verwerfungen des 16 .
Jahrhunderts weithin n icht mehr getroffen werden .
E ine solche Bitte ist eine erhebliche Heraus forderung . S i e erinnert mich a n
d e n Vorg ang u n d a u c h d i e Formu lierungen d e r Leuenberger K o n k ordie v o n 1973 ,
j ener Konk ordie , mit der - . wie Sie a l l e j a wissen - die lutherisch -reformier­
ten kirchentrennenden D ifferenzen beigelegt und Kanzel- und Abendmahlsgemein­
schaft eröffnet wurden .
Es ist nun gewiß s o , d a ß d i e Empfehlung an d i e beteiligten K irchen zur Ö ffnung
von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft im Augenblick nicht ausreicht ; denn die
H indernisse voller Gemeinsch a ft , d i e insb esondere im 19 . und 20 . J ahrhundert
z ustande g e k ommen s ind , sind j a noch nicht zure ichend a u fgearbeitet . Aber - so
hat es Bischof Dr . Wilckens gestern gesagt - es sind gewichtige Gründe der
Kirchentrennung vom Tis ch , wenn die Kirchen der Empfehlung nachkommen ,
auszusprechen , daß d i e Lehrverurteilungen des 1 6 . Jahrhunderts d i e
Partnerk irchen n i c h t m e h r treffen . D a s ist j a nicht s Beliebiges . E s handelt
s ich insbesondere um Rechtfertigung u n d um S a k ramente , zentrale Bereich e , wenn
nicht d a s Z e ntrum dessen , was im 16 . J a hrhundert zur Kirchentrennung geführt
hat .
Der Gemeinsame Ausschuß hat uns eine umfa ngreiche und sorgfältige Analyse und
Bearbeitung und Beurteilung vorgelegt . I c h möchte als einer , der mit solchen
D i ngen in a n derer Weise befaßt war , a n dieser Stelle z um Ausdruck bringen , daß
ich mit t i e fem Respekt dieses Werk vor mir habe , das ich noch nicht Wort für
Wort habe lesen könne n , weil ich es erst in diesen Tagen b e k ommen habe . Ich
möchte zun ä c hst einmal von mir aus - ich denke a uch in Ihrer aller Namen einen herzlichen D a n k an die Arbeitsgruppe a u ssprechen , d i e d a s erarbeitet
hat ,
( Beifa l l )
es sind h i er T a g - u n d Nachtarbeit eingegang en .
I nsbesondere begrüße ich , d a ß mit dieser Stellungnahme der Vorschlag gemacht
wird , z u e iner gemeinsamen Aussage a l l er lutherischen Kirchen , und zwar sowohl
in Deutschland als auch darüber hinaus im Lutherischen Weltbund , z u kommen .
Dies steht a u s dr ü c k l i ch in der Drucksache Nr . 6 , die in I hren Händen ist , a u f
Seite 2 . I c h den ke , dies i s t bedeutsam insbes ondere in e i ner Situation , in der
es innerhalb des Lut hertums bereits scharfe Gegenrea ktionen z u di esem Dok ument
" L ehrverurteilungen - k irchentrennend?" - gegeben hat . I c h denke a n das Buch
meines Kollegen Jörg Baur a u s Gött ingen a u s dem J a hr 19B9 und a n d a s gestern
in dem Bericht a usführliche erwähnte Göttinger F a k ultätsgutachten .
Gerade anges ichts d i eser unters chiedlichen Beurteilung d i eses Vorgangs halte
ich es für bes onders bedeutsam , daß z u den Unterzeichnern der uns vorgelegten
Stellungna hme sowoh l ein Mitverantwortlicher für das D o k ument " L ehrverur­
teilungen - k irchentrennend? " gehört - das ist Bischof Dr . Wilckens - als a u c h
ein Mitglied der Göttinger Theologischen F a k u ltät , - Frau Pro f . Dr . Wende­
bourg , d i e auch das Göttinger Guta chten unterschrieben hat . Vielleicht sind
wir tatsächlich mit dieser Stellungnahme auf dem Weg z u einer gemeinsamen
Beurteilung trotz unters chiedlicher A k z ente . Dies ist j edenfalls für mich e i n
- 231 -
Hoffnungszeichen .
Nun ist es ganz gewiß nicht möglich , in der uns gewährten k n a p p e n Zeit dieses
'
Kompendium ök umenischer Dia logtheme n , was diese Stell ungnahme tatsächlich dar­
stellt , hier im einzelnen z u diskutieren . Diese Stellungnahme ist nach meinem
E indruck überaus sorgfältig gearbe itet . Sie übertrifft in dieser Sorgfalt das
meiste , was ich sonst a n Stel lungnahmen zu diesem Vorg a n g zur Kenntnis genom­
men h a b e .
Wichtig scheint besonders , daß diese Stellungnahme - und a u c h der Bericht von
Herrn B i schof Dr . Wilckens - Ü berlegungen zum Ansatz des ö k umenischen Ver­
stehens enthält , also das zu vermeiden su cht , was Bischof Dr . Wilc kens eine
" H ermeneutik des Mißtrauens von vornhere i n " genannt hat . Er p l ä dierte für eine
" H ermeneutik des Vertrauens" . Und e s ist i n der Tat s o : J e n a ch dem , von
welchem Vorurteil her man kommt , �iest man d i e Texte offen b a r a n ders .
Im Ergebnis wird den lutherischen K irchen in der Ste llungnahme empfohl en ,
n i c ht ohne weiteres die a n die Kirchen ergangene Bitte a u fzunehmen , d . h .
a u s z u sprechen , daß die L � hrbeurteilung den P a rtner heute im wes entlichen nicht
mehr trifft . Vielmehr ist da eine Bedingung : Eine solche Aussage u n serer
K irche sei nur · möglich unter der Vorausset z ung , daß a u c h von katholischer
S e it e d i e im D o k ument vorgelegte I nterpretation des Tridentin ums offiziell
a k zeptiert wird . D a s hat Herr Bischof Dr . Wilckens a u f S e ite 6 seines
Berichtes a usgesagt , und es steht in dem dicken Dok ument a u f Seite 100 , in den
gelben S e iten , die die Conclusio bil den , a b er auch im Text , etwa auf Seite 41 .
I ch d en k e , dieser Vorbehalt ist s a chgemäß . Der Berichterstatter geht a u c h
d a v o n a u s , daß a u c h umgekehrt die k atholische Kirche vermutlich a u f ein ent­
sprechendes Signal der lutherischen Seite wartet : Steht ihr zu der hier gege­
benen I nterpretation eures Bekenntnisses?
Ich denke , diese beiden wechselseitigen Bedingungen entsprechen durchaus dem
Sinn d e s D o k umentes " Lehrverurteilungen - k irchentrennend? " ; d e n n nur unter
Vora us s e t zung der hier versuchten I nterpretationen ist der S c hritt z u er­
k lären , daß die Lehrverurteilungen heute den Partner n icht mehr treffen mögen .
A u s d i esem Grunde habe ich fre ilich an einer Stelle des gelben T e xtes - das
ist d i e einzige P a ssage , a u f die ich im Detail zu sprechen komme ; sonst
verzichte ich dara u f - Beden k e n . Auf Seite 101 - d a s ist g a n z am Schluß der
gelben B lätter - heißt es :
" Auch der Bitte , die K irchen , ihre Lehrer der Theologie und
Pfarrer , sollen die eva ngelischen Bekenntnisschr i ft e n im Lichte
der hier formulier i en Erk enntnisse auslegen , können wir n i cht ent­
spreche n , wenn damit gemeint wäre , daß das D o k ument "
- Lehrv erurteilungen " eine Auslegungs insta n z gegenüber den B e k enntnisschriften b ilden
wGrd e . "
G a n z gewiß ist das Wort " Au s legungsinsta n z " ein zu weit gehender B egriff . D a s
k a n n d a s D o k ument " Lehrverurteilungen" niemals werden . E s hat a u c h e i n e n
recht l i c he n K l a ng . D e n n o c h muß natürlich a n u n s als lutherische K irche die
Frage gerichtet sein : Wie lesen wir unser eigenes B e k enntnis , w e n n wir heute
im Stadium der ö k umenischen Verstä nd igung stehen? U n d wenn ich d a s Gesamtdo­
k ument der Stellungnahme durchb lättere , dann lese ich im Z u sammen h a ng der Ein­
leitung auf Seite 18 , . daß hier durchaus von einer " b egren zten R e l ativierung
der Bekenntnisse" die Rede ist , und zwar durch ein neues Hören a u f die Heilige
S c hr i ft . Und ich d en k e , n i chts a n deres meint ja doch letztlich das D o k ument
- 232 -
" Lehrverurteilungen - kir chentrennen d? " . Weil wir gemeinsam die Heilige
Schrift neu hören , können und sollen wir unser Beke nntnis heute von diesem
'
gemeinsamen n e u e n Hören her verstehen und aus legen . I c h den k e , hier k ommt eine
sehr leg itime Anwe isung z u einem verantwortlichen , auch geschichtlich
denkenden Umgang mit u n serem Bekenntnis zum Ausdru c k . E s könnte dieser g a n z e
Vorgang so etwas wie e i n e Einübung sei n , m i t u n s erem e i g e n e n Bekenntnis v e r ­
a ntwortlich - geschichtlich umzugehen .
Es muß nun an die G l i e d k irchen unserer Vereinigten K irche die Bitte um Prüfung
dieser Stel l u n g n a hme ergehen . Ich de nke , daß hier auch ein Akt der
Genera lsynode nötig ist . Ich j e denfa l l s emp fehle der Synode , die B itte um
Prüfung dieser Stellung a n die Gl iedkirchen a u s zusprechen .
Für die Kirchen in der früheren DDR , in diesem F a l l e für Sachsen und
Thüringen , l iegt eine g ewisse Schwierigkeit i n der Tatsa che , daß - wie Bischof
Dr . Wilckens a u c h i n s einem Bericht gesagt hat - v om Bund der Evangelischen
'
Kirch en seinerz eit b e r e its eine gemein same Stel l u n g n a hme z u dem Dok ument
" Lehrverurteilu ngen - k irchentrennend ? " v orbereitet worden ist , es h a n delt
sich dabei um einen T e x t ; der schon i n der damaligen Konferenz der Kirchen l e i ­
tungen vorgelegen h a t u n d d e n Gliedkirchen d e s B u n d e s der E v a ngelischen
Kirchen zugeleitet worden ist . Soweit ich i n formiert b i n , ist dieser Text a ber
von den g liedkirchlichen Gremien bisher noch nicht beha ndelt worden . D a s ist
ganz verständ l i c h , weil uns i n den letzten zwei Ja hren natürlich ganz a ndere
Dinge auf den N ä g e l n b r a nnten . Daher sche int es mir a ngemessen z u sein , nun
die Chance einer gesamtlutherischen und eventuell einer gesamtevangelischen
Stellungnahme z u n ut ze n . D a s letztere , weil mir b e k a nnt geworden ist , daß auch
die Arnoldsha iner K o n ferenz ein gemeinames Votum v orbereitet , das - i c h kenne
es nicht
inhaltlich weitgenend mit dem konvergieren soll , was wir j etzt
vorliegen h a b e n . Dieses würde für die Kirchen i n Sachsen und Thüringen
bedeuten , d a ß diese S t e llungnahme v on über 100 Seiten unter Hera n z i e h ung des
Textes des Bundes der E v a ngelischen Kirchen als Grundlage eines schließlich
hoffentl i ch gemeinsamen Votums z u prüfen ist .
�
Da dieses , wie wir g e hört und gelesen h a b en , b i s 1993 erfolgen soll , ist es
Zeit , daß die G l iedkirchen a lsbald an diese Arbeit gehen , die - wie diese
Stellungnahme a u sweist - eine sehr minutiöse und d i ffizile sein wird .
I ch möchte mein Votum m it einem nochmaligen D a n k a n d i e Kommission und a n
Herrn B i s c h o f D r . W i l c k e n s schl ießen .
Danke schön .
( B e i fa l l )
Präsident Ve ldtrup :
Vielen D a n k , Herr Professor Dr . Kühn . Soweit ich weiß , ist in der Tat ein
Stellungnahme verfahren e i ngeleitet , aber vielleicht kann Herr Bischof Dr .
Wilckens d a z u na chher n o c h kurz Stellung nehmen .
Isermann :
Herr Prä sident ! Meine Damen und Herren !
Ich beda ure sehr , d a ß wir dieses so wichtige Thema unter Zeitdruck d i s k ut i er e n
müssen ,
- 233 -
( B eifa l l )
d a ß S i e s i c h eben beschrän k en mußten u n d a l l e weiteren Redner a u c h . Dieses U n ­
behagen m u ß a uch e i nmal artikul iert u n d d i e Bitte d a r a n a n geschlossen werden ,
d a ß unser Präsidium für die k ünftigen D u rchgänge unserer T a g ungen dafür sorgen
mög e , daß wir mehr Zeit haben werde n , un sere synodale Kompetenz einz ubring e n .
( B eifa l l )
I c h s a g e d a s aus verschiedenen Gründen . I c h möchte ni cht , d a ß s i ch unsere Aus­
senwirkung s o ähnlich darstellen könnte , wie d a s eben i n dem Grußwort aus
Coventry k l a ng , d a ß wir Angst vor unseren B i s chöfen u n d a nderen hätten , die
frontal von vorn a u f uns zureden . Ich möchte vor a llem , d a ß dieses Thema in­
tern unter uns , zwischen den verschied enen Flüge ln , d i e es in unserer Synode
vermut lich a uch gibt , ausdisk utiert werden k a n n . E s muß n i c ht immer nur in
Richtung Obrigkeit diskutiert werden , sonder n die einen oder anderen unter uns
müssen sich gegenseitig kritisch annehmen können . Daran fehlte es während die­
ser Tagung , und ich wünsche mir , daß wir kräft ig e , leidenschaftliche Debatten
höre n .
Ich den ke , d a ß wir das auch deshalb tun müsse n , weil d a s , was eben von Profe s ­
s o r D r . K ü h n geäußert worden ist , n i c h t n u r eine Vermutung ist , sondern e s
steht in dem Aktenstück Nr . 6 , daß w i r a l s Generalsynode ein Votum werden
abgeben m ü s se n - heute noch n icht , aber demn ä chst . Und damit wir d a s
einigerm a ß en ordentlich zustande bring en , müssen wir r i c h t i g in die Diskus sion
einsteigen können . Das j edenfalls ist meine Vorste l l u ng von synoda ler Arbeit .
I ch habe a l s o die herzliche Bitte an d a s Präsidium : Scha ffen S i e uns R a um für
unsere synodale Komp etenz .
I c h bin mit dem , was mein Vorredner s a gt e , in d er Bewertung des Dokuments
weitestgehend einig , und ich möchte auch nichts wiederholen , a b er der Bericht
des Catholica-Beauftragten ist ja mehr als nur die Stellungna hme z u diesem e i ­
nen Durchga n g ; vielmehr s o l l er uns j a d o c h immer wieder a u fzeigen , w a s We­
sentliches in der katholischen Schwester- u n d Partnerk ir c he geschieht und
worüber wir n a chdenken müsse n . Darum nun noch einige etwa s anders a k z entuierte
Gedanken z u dem Vortrag von Bischof D r . Wil ckens .
Z unächst d i e persönliche Bemerkung : I c h habe einfach Freude daran zu sehen ,
daß auch ein Bischof im Ruhestand mit solcher L e idens c h a ft brennen kann für
das Ö k umen ische .
( B eifa l l )
D a s ma cht richtig Mut , a l t z u werden . Aber i c h h a b e a u c h d i e F rage , d i e ich
vorher g e legentlich schon ä ußerte , ob Ihre j ugendliche Leidens c h a ft Sie nicht
hier und d a sozusagen aus der Kurve trägt .
( Heiter k e it - Zurufe : Dh , oh ! )
I ch denke a n eine Formulierung auf der Seite 3 Ihres Berichtes . Sie gehen aus
von Johannes 1 7 , dem hohepriesterlichen Gebet . Jesus b ittet , " d a ß alle eins
seien" , und dann leiten Sie auf eine sehr schnelle Weise daraus die Forderung
oder den Wunsch a b , "daß die Christen aller K i rchen mit einer Zunge zu
sprechen lernen" sollten . Und dazu sage ich : Bitte nein . Das ist für mich eine
Alptraumvorstellung , daß wir a lle mit einer Zunge spräch e n . Ich h a lt e es da
l ie b er mit dem Gesangbuchvers : " D u , Gott , hast d i r aus v ielen Zungen der
Völ k er eine Kirch gemacht . " Ich denk e , wir b e k ämen das a u c h gar n i c ht hin , mit
einer Zunge zu reden . Das ist eine überzogene Formu l i er ung .
Auf derselben Seite sagen Sie etwas weiter unten :
- 234 -
" Vorbilder ö k umenischer Gemeinsamkeit s i n d das Gebot der Stunde i n
Europ a , n i c ht konfessionelle gesamteuropäische Blockbildungen und
k o n k urrierende Strategien . "
Das s i nd j a sehr scharfe Metaphern , die Sie da verwenden . Aber ich halte es
doch für eine s e l b st v erständliche Sache , daß s i c h die E v a ngelischen i n Europa
darüber verständ igen , wie sie ihr Evangelischsein i n dieses Europa einbringen
wollen . Wenn Sie erla u be n , möchte ich das so m i l itärisch k lingende Bild von
den " B lockbildungen und konkurrierenden Strategien" mehr ins Sportive abmil­
dern . Beim Volleyball z . B . gibt es den Block am N et z . Vielleicht sollten wir
das hin und wieder doch tun dürfen , daß wir einen S c hmetterball der
Katholiken abblocken - i n aller sportiven Freunds c h a ft und Partnerscha ft .
( H eiterkeit)
D a n n habe ich noch s o meine Gedanken a u f Seite a an d en Rand ges chrieben . Da
ist v o n Ihnen e i n e Alternative aufgeb a ut , die mir n icht einl euchtet :
" D ie kritisch e Frage im ökumenischen D i a log muß darum immer l a u ­
t en : ' Sind gegenseitige Verurteilungen w i r k l i c h noch z u vera ntwor­
ten? ' , n icht a b er : ' Was ist von der " eigenen mitgebrachten Be­
kenntn isposition auf j eden F a l l und von vornherein unaufgebbar? ' "
Ich d en k e , d a s geht nicht . M a n kann das ökumenische Gespräch - mit wem a u c h
immer - nur so führe n , daß man in diesem Gespräch z u g leich auch die eigene Po­
sition daraufhin p r ü ft , was a u fgebbar ist , was entwickelbar ist und was a u f
j eden F a l l g e n a u s o geha lten werden muß . Und i c h s e h e hier - da i s t e i n e g e ­
w i s s e Ratlosigk eit d e s Lesers - e i n e Diskrepanz zwischen Ihrem T e xt , Bischof
Wilckens , und dem , was die zwölf Brüder und die e i n e Schwester i n diesem
umfangreichen P a p ier vorgelegt haben . D i e haben doch genau dieses getan , d a ß
S i e i m Gespräch immer die eigene Position überprüft h a b e n und hier und da m i t
Ihren sogenannt e n k on d itionalen Urte ilen a u f dem , " wa s Ihnen wichtig war , b e ­
harrten . D a s sind d i e Dinge , d i e mir beim L e s e n a u fgefallen sind .
D a n n hatte ich noch einig e Fragen beim N i chtlesen . In einem Bericht des Catho­
lica-Beauftragten wünschte ich mir , daß n icht n ur d i e Auseinandersetzung mit
den offiziellen P a p ieren der K irchenleitungen oder a n derer hoher Gremien , son­
dern auch mit dem Alltag stattfä nde . Ich verweise dazu a u f das , was unsere Kir
chenleitung z it i ert hat in ihrem Bericht über das , was der Rektor Voigt a u s
Pullach seinerseits berichtete . E r sagte , es g ä b e immer mehr Unruhe unter den
j ungen Theologen , daß sie für das büßen müßten , was d i e katholische K irche
tut . I c h k a n n d a s a u c h b e stätigen ; wenn prominente Menschen unserer
Gesellschaft a u s der evange lischen Kirche a ustreten , weil der katholische
P a p st d i e Empfängnis verhütung verbietet , dann ist d a s doch e i n Thema , das u n s
beschäftigen muß .
Ich denke genau d a s s e l b e über die Affäre Drewerm a n n . Verstehen S i e mich n icht
fa lsch : Ich denke nicht , daß wir uns i n die hierarchischen Probleme oder i n
das Lehrzuchtverfahren einmischen müßten , das d o r t eigentlich hätte richtig
abl a ufen müssen . Das hat der kluge Herr Drewermann ja gewußt , was a u f ihn
z u k a m , und wenn sich ein Analytiker überrascht ze igt , daß seine Analyse ge­
stimmt hat , müßte m a n ihn wohl zum Ana lytiker s c h i c k en .
( Heiterk e it )
Aber d a s Drewerm a n n -Problem ist auch ein evangelisches Problem . Viele der
unseren lesen seine B ü cher , wallfahren zu seinen Gottesdienst en , s i nd von ihm
a ngerührt , h a lten d a s , was er a n b ietet , für die leg itime Auslegung der Heili­
gen Schrift . I c h gehöre nicht d a z u ; ich h a b e hier erhebliche Fragen , a ber ich
- 235 -
mein e , " daß auch dies zu den Themen gehört , die uns unter d ieser Ü bersc hrift zu
beschäftigen haben .
( B eifall)
Leitender Bischof Dr . M ü ller :
I c h hatte mich gemeldet , Herr Präsident , bevor der Synodale I s ermann sprach ,
und ich muß d a s Prä sidium h i er in Schutz nehmen . Diese Tagesordnung verant­
wortet die frühere K irchenleitung , deren Vorsitzender ich gewesen bin . Wir
h a b en uns überlegt : Sollen wir hier nur frontal Bischöfe reden la ssen nämlich den Catholica-Bea uftragten und den Leitenden Bischof - , oder soll noch
ein Sachthema an die Reihe k ommen? Wir haben uns für die letzte Variante ent­
schieden .
Da ist nun die Zeit e i n b ißchen durcheinandergeraten . D a s liegt aber nicht am
neugewählten Präsidium , son dern es liegt dara n , d a ß wir meinte n , ein Sachthema
" M it der Bibel leben" sei a ngesichts des Jahres 1992 d a s , was die Synode auch
wünscht e . Die synodale Kompetenz hat sich darin gezeig t , daß über meinen
Bericht sehr viel länger d i s k utiert worden ist , als wir geda cht hatten .
Das ist nun einmal so gela ufen . Wenn Sie j eman dem gram s i nd , dann seien Sie es
bitte mir , nicht dem Präsidi um .
Zum a n deren : I ch stimme dem Catholica -Beauftragten z u . Es kann heutzutage
nicht um Mißtrauen gehe n . E s ist für Christen eigentlich nie darum gegangen ,
mit Menschen guten Willens mißtra u isch umzugehen . A b er was eben bleiben muß ,
ist Kriti k . Das müssen wir uns - so denke ich - immer gegenseitig zumuten ,
ni cht nur im Hinblick a u f d i e Ö k umene in bezug a u f die römis c h - k atholische
Kirche , sondern auch weit darüber h inaus , und natürlich auch Kritik im Hin­
blick auf andere Relig ionen . Heute morgen ist in der Anda cht ja auf den Islam
mit gewissen verbindenden E l ementen hingewiesen worden ; vielleicht sind a n
die ser Stelle auch noch trennende E l emente h i n z u z ufügen .
Ulrich Kühn hat j a a u f den Disput , den wir Jörg Baur verda n k e n , hingewiesen .
Ich den k e , trotz a l l em , was Jörg Baur in der Sprache und a u c h an beden kli chen
Urteilen so gele istet hat , können wir eigentlich nur d a n k b a r sein , daß die
Rechtfertigungsbots c h a ft auf diese Weise wieder e i nm a l zumindest unter die
Wissenschaft l er gebra c ht worden ist . Ulrich Kühn hat z u s ammen mit Otto Hermann
Pesch eine Entgegnung " R ec h t fertigung im Disput" herausgebracht , ein Gespräch
mit Jörg Baur , auf d i e h i n z uweisen hier der rechte Platz ist .
Schließlich gestatten S i e mir vier Bemerkungen a u fgrund des Berichts des
Cathol ica -Beauftragte n .
1 _ Auf Seite 4 wird a n den Begriff " v ersöhnte Vers chiedenheit" erinnert . Es
ist dies der Begriff , der im Lutherischen Weltbund d a s ökumenische Miteinander
z u beschreiben versucht . I c h meine , es hat in der Christenheit immer Ver­
schiedenheiten gegeben , n i c ht nur im letzten Jahrta usend ; auch im ersten Jahr­
tausend - vor 1054 - gab es schon Sch ismen , es gab Abgre n z u ng en .
Was a b er bedeutet , wenn es immer Verschiedenheit gibt , Versöhnung? Worin
können wir versöhnt s ein , und worin müssen wir versöhnt sein? Ich denk e ,
dieser Begriff ist w i c ht i g , und er sollte aus der ö k umenischen Hermeneutik
nicht verlorengehe n , denn der Begriff der konzi liaren Gemeinschaft , wie er im
Ö kumenischen Rat der K irchen bevorzugt wurde , bedeutet eigentlich soz usagen
e i n Weitergehen , ohne d a ß gesagt wird , wo es denn eigentlich hingeht , während
mit dem Begriff "Versöhnung und Verschiedenheit" doch wohl gerade ein Gegen­
satz , der der lutheris chen Dialektik entspricht , gefunden worden ist .
- 236 -
D i e röm i s c h - k atholische K irche ist , wie S i e wissen - d a s gilt j a a u c h für die
orthodoxe K irche - sehr viel mehr v om Gedanken der Einheit bestimmt . Darü ber ,
wie sich d a s miteinander verträ gt , sind wir j a im Grunde noch nicht sehr weit
einig geworden .
2 . " B ekenntnisstand" bedeutet nicht , d a ß das Be k enntnis starr wäre ; es muß
interpretiert werden . I nsofern g i bt es . sicherlich auch eine Bekennt n isent­
wick lung . I n die sem Sinne verstehe ich die Anmerk ungen von Ulrich Kühn , die er
v orhin gemacht hat , wobei " E ntwic k l u n g " j a auch bedeuten kann , daß man im
Sinne von "reformation wieder zurü c k fragt , ob ni cht etwas wieder in Form ge­
bracht werden muß , was außer Fassung geraten ist .
Aber daß wir nicht gleichsam behaupten können : " S o ist d a s Bekenntnis formu­
l iert und dies meint es im Grunde endgültig " , z e igt einfach die geschichtliche
I nterpretation un seres Bekenntnisses . Al so : Be k e nntnisstand , Bezeugung des
Bek enntnisses und damit mögli cherweise auch Bek enntnisentwic k lu n g - in welcher
Richtung auch immer - gehören zusammen .
3 . I c h fa n d es sehr sch 6 n , daß Bischof Dr . Wilc kens praktisch zu e iner
" relecture" der Heiligen Schrift a u fgefordert hat . I c h greife j et z t e i nmal
einen Begriff a u f , der "relecture der Bek enntnisse" meinte - s o im
Z usammenha ng mit Leuenberg und auch im Zusammenhang mit dem ökumeni schen
D isput : Trient hier , Lutheraner dort . Er hat g e sagt : L a ßt uns doch wieder
einmal die Bibel les e n ! Und das geh ört ja eigentlich z u dem Hauptthema dieser
Synodaltagung . Darauf wollte ich noch einmal ganz k ur z unterstre ichend
h inweisen .
4. Zur Frage nach dem Heiligen Abendmahl , gera de a u c h im Hinblick a u f die
k onfessionsv erschiedene Ehe ! Wir haben a l s Lutherische Kirche ja n i emals
un sere in den 7Der Jahren au sgesprochene G a st b ereitschaft z urückg enommen .
Diese ist damals viellei cht a u ch miß verstanden worden . Wir stehen nach wie v or
d a z u , daß wir für römi sch-katholische Christen , wenn sie zum Heiligen Abend­
mahl zu uns kommen , offen sind und d a ß wir ni cht meinen , daß ihnen daraus
irgendein schuldha ftes Verhalten z u g erechnet werden kann . Gerade dies unter­
streicht die Notwendigkeit eines Regelungsb edarfs , wenn man sieht , daß auf der
einen Seite in der röm isch-katholischen Kirche g esagt wird : "nein , das geht
nicht , weil das Kirchen- und das Amtsverständnis ein a nderes ist" und fa ktisch
römisch- katholische Christen dann doch a u c h am Heiligen Abendmahl in der
lutheri s chen Kirche t e ilnehmen . I ns ofern möchte ich auch a n dieser Stelle den
App ell des Cathol ica -Beauftragten gern unterstreichen . V i elen D a n k .
( Beifa l l )
L andesbischof Hirschler :
Herr Prä ses l Hohe Syn ode !
Auch ich möchte zunächst dem Bruder Wilckens da für danken , d a ß wir noch einmal
e inen so s chönen und typisch Wilcken s ' schen Bericht von ihm haben hören
k önne n , und mich den Vorrednern in der Feststellung anschließen , daß w i r für
die Ausarbeitung der Kommiss ion , die uns vorliegt , dankbar sein k önnen .
Vielleicht darf ich noch auf eines hinweisen : I c h finde , es lohnt s ich sehr ,
die gemeinsame Stellungnahme der Theologischen F a k u ltät Göttingen d a z u eben­
falls z u lesen . Sie ist nicht dasselbe , was Professor Baur geschrieben h a t ;
s i e i s t v on d e r F a k ultät n o c h einmal überarbeitet worden . I c h h a b e es schon
erlebt , daß eine ganze Reihe von Studenten dies als ein wirklich wichtiges
" L ehrbuch" für Rechtfertigungslehre empfunden haben . Ich den k e , es ist nötig ,
d a ß es a u c h diese Breite der Diskuss ion gibt , und man m u ß sich j a a u c h darüber
- 237 -
im k l aren sein , d a ß die . Schwieri g k e iten im Augenblick n iGht zu ü bertreiben ,
a b er a u c h n i cht zu untertreiben sind ; Bischof Dr . Wilckens hat darauf
h i ngewiesen . Ich finde es wichtig , d a ß man in diesem Punkte in lä ngeren
Zeiträ umen denkt . Dennoch müssen wir uns darüber im k laren sein , d a ß es
be schwerlich ist . Für ein igerma ßen g e spräch soffene Priester und katholische
Mitchristen ist es nur möglich - wenn es um das Abendmahl und d a s
Amtsverständnis g e h t - , i h r e n Bischöfen gegenüber aus Gewi ssensgründen
ungehorsam z u sei n , weil eine solche Starre herrscht . D a s ist b e s c hwerlich .
I c h möchte Ihnen n u n a b er noch eine Spezialität vortrage n . Ich b i n am Beginn
dieser Sy nodaltagung n i cht hier gewes en , weil ich in Schweden a n der E i n fü h ­
r u n g von d r e i schwedischen B i s chöfen teilgenommen u nd die G r ü ß e der Verein i g ­
t e n E v angelisch-Lutherischen Kirche überbracht habe . Natürlich h a b e ich dort
a u c h von dieser Synode und ihren Themen erzählt . Der Gottesdienst am Sonntag
war eine sehr schöne , sehr farbenprä chtige Unternehmu ng , und es war deutlich
z u erken n e n , daß ein Deutscher darunter war , weil er einen schwa r z e n T a lar
trug .
( Heiterkeit )
D a s war eine sehr schöne Sach e .
( H eiter k e it )
- J a , ich habe es genossen . Es ist e indrucks vo�l , wenn d i e Leute mi"t Mitra und
Krummsta b und einem weiten Meßgewa nd a u sgestattet werden . Es reizt e mich n icht
unbedingt zur Nachahmung , a b er z um H inschauen .
Interes s a nt war - u n d deshalb berichte ich das hier - der Bericht über den
Besuch i n Rom , der i n der letzten Woche stattgefunden hatte . Dort sind die
Erzbischöfe Vik ström aus F i n n la n d , Werkström aus Schweden und Vertreter der
a nderen s k a n d in a v is chen Län der versammelt gewesen , und die beiden Erzbischöfe
h a ben mit dem P a p st gemeinsam - das muß eine erst- und einmalige Sache gewesen
sein - im Petersdom eine Vesper g e feiert . Wa s war das E i ndruc ksvollste bei
dieser G e s chichte? E s war offenbar die Tatsache , daß vor dem Altar im
Petersdom zwei lutherische Erzbischöfe und ein Papst saßen und gemeinsam
diesen Gottesdienst g e fe i ert haben , natürlich ohne Messe und Abendmahl , a ber
immerhin - eine Vesper ist ja auch schon etwa s .
D a s war a l s Bild offenbar e i n druc ksvo ll ; es wurde immer wieder darüber
gesprochen . B e i dieser Gelegenheit wurden dann drei Ansprachen g eh a lten , und
Erzbischof Werk ström hat darauf hingewiesen , d a ß die Ü berlegungen z u den
Lehrverurt e i lungen nun kommen müßten und daß der Moment g e k ommen s e i - so
sagte er - z u erkläre n , d a ß die Lehrverurteilungen nicht länger wirksam seien
- also der Hinweis darauf - , und d a ß der ökumenische D i a l og besonders in der
Frage der Rechtfertigung vora nge k ommen sei .
D a n n hat der P a p st eine Ansprache gehalten , aus der ich zu Ihrer I n formation
z itieren möchte . Er hat zunächst darauf hingewiesen , daß nach dem 1 1 . Vatika­
n um die Gemeinsam k e it e n zwischen unseren Kirchen besonder s · durch d a s s a kra­
menta l e B a n d der T a u fe und dUrch die gemeinsame L iebe und Verehrung der H e i ­
ligen Schrift vorhanden seien , und d a n n s a g t er , daß der theolog ische Dialog
d a s große gemeinsame Erbe des Glaubens a n s L icht gebracht habe , d a s uns
e inigt . Er nennt dann einige D i ng e : Wir bezeugen den einen Gott , den Sohn
Gottes - inkarniert , gestorben am Kreuz z u unserer Rettung -, wir b e k e nnen
gemeinsam das Apostolische Gla ubensbe kenntnis . Und er s a gt d a n n :
" E veryone k n ows that the protestant reformation began from the
doctrin o f j u stification a n d that it destroyed the · u n ity o f the
Christians o f the West . "
- 238 -
D a s ist eine interessa nte Beschreibung , daß d a s a lso die E i n ig k e it zerstörte .
Common und ersta nding - gemeinsames Verstehen - of j u stification . Und d a n n a l s
E i nschub : And we think , we a r e very closed t o this goal - und w i r denken , wir
sind sehr nahe an diesem Ziel - ; we are sure - wir sind sicher - ; will � elp us
to resolve the other controverses directly or indirectly linked to it - ' "
wird uns hel fen , die a nderen Kontroversen , die direkt oder indirekt damit
verbunden sind , z u lösen .
I c h fand diesen Satz doch wichtig : e i n g emeinsames Verständnis der R e chtferti­
gung wird k ommen . Ma n wird dann immer noch darüber streiten müssen , wieweit
das ein gemeinsames Verstä ndnis ist .
Ich denke a u c h , wenn die katholische K irche ihre Aussage zu dem D o k ument der
Lehrverurteilungen vorgelegt haben wird - das wird ja auch ähnlich durchwa c h ­
sen sein wie unseres - , wird es d a n a c h n och e i nm a l e i n e weitere Disk ussion
geben müs s e n . D a s wird gar n i cht a n ders möglich sein . Dennoch f i nde ich , es
ist e i n wichtiger Weg , Ich wollte diese I n formation als j ü ngste Ä ußerung des
Papstes I hn e n n icht vorenthalten .
Vielen D a n k .
( B e i fa l l )
Präsident Veldtrup :
, Vielen D a n k , Herr Landesbis chof Hirs ch l er , für die s chnelle I nformation .
Als nächste ist d a n n Frau Dr . L i ndig a n der Reihe .
Zwischendurch darf ich a b er unter uns den Stellvertretenden Bürgermeister der
Stadt Königs lutter begrüßen , Herrn Schneider .
( Be i fa l l )
Herr Stel l v ertretender Bürgermeister , i c h bitte S i e u m Verstä ndnis , d a ß ich
Sie j etzt n i cht e in fa c h zwischen die Aussprache z um Catho lica- Bericht nehmen
k a n n ; das würde Ihnen nicht gerecht u n d würde d a s Thema auch etwas zerreiß en .
Ich wage keine Prognose , a b er ich schät z e , in einer halben Stunde sind Sie
herzlich gebeten , zu u n s z u reden .
Frau D r . L indig :
Ich möchte a l s L a i e n i cht das wiederhol en , was Herr Dr . Kühn schon gesagt hat .
Daher , nur meine F ra g e : Wieweit ist die katholische Kirche bereit und in der
Lage , auch ihrerseits Verwerfungen des K o n z i l s von Trient vorzu nehmen? Ich
weiß natürl ich um d i e Schwierigkeiten von A u fhebung oder Verwerfung von Kon­
zilsbeschlüssen . D a h er meine abge schwä chte Frage a n Herrn Bischof Dr .
Wilcken s : Wieweit sehen Sie hier auch Ansätze?
Dr . Hasselma n n :
Herr Prä s ident ! Liebe Synoda l e !
Ich möchte n i cht wiederholen , was gesagt worden ist . Ich stimme im Grundansatz
überein und finde es eine phantastisch sorgfältige und differenzierte
Ausarbeitung . Ich stimme besonders dem hermeneutischen Ansatz z u . Daran möchte
- 239 -
i ch j etzt meine Frage anknüpfen . Das ist j a ein sehr interessa nter Ansa t z . Es
wird von K onditionalu rt eilen und sogar von einem Konditiona lkonsens g e ­
sprochen . D a s heißt , wenn d e r andere das und das sagt , wenn die I nterpretation
dessen , was der a ndere sagt , so richtig i s t , dann , und nur d a n n , wenn der es
so m e i nt , meinen wir dies .
(Heiterk e i t )
D i e s e s Pri n z ip i s t ein dialogisches Prin z ip . Das finde ich a u ßerordentlich gut
und wicht i g . Aber es macht es meines Erachtens sehr schwer , j et zt im Rezep­
tions vorgang damit umzugehen . Da sehe ich jetzt ein g a n z wichtiges Problem ,
und d a h i n g eht meine Frage : Wie sollen wir das machen ; gerade in d e n verschie­
denen auch landeskirchlichen S y noden , zumal es eine Ü berforderung sein dürfte ,
daß d i e Synodalen so t i ef in eine historische Materie und k ontroverse theolo­
g ische Materie einsteigen . Sie haben es ja dankenswerterweise sehr schön
a u fg e a rb e itet , a u c h i n verschiedenen Farbe n . Aber das n immt u n s ja n i cht die
Aufgabe a b , wie wir damit umgehen sollen .
D a z u ist es a u ß erordentlich wichtig - darauf wurde auch s chon hingewiesen - ,
d a ß zunä c h st e inmal vorher eine Abstimmung stattfindet zwischen dem , w a s
die Arnoldshainer Konferenz gemacht h a t und dem , was d e r Bund vorgelegt hat .
I c h habe g ehört , daß das in der Intention übereinstimmen soll . Aber meine
Bitte richtet s ich a n die Kirchenleitung , d a ß sich a uch unser Ö k umenis cher
Studiena u s s chuß damit einmal befaßt , sich z unächst einmal g a n z sorgfä ltig zu
überlegen , wie man eigentlich rezeptionsmä ß ig damit umgeht . Das heißt noch
n icht , r e z i p iert . Ich glaube nicht - das wurde vorhin auch von Ihnen , Herr
D r . K ü h n , erwähnt - , das es vielle icht etwa so ist wie bei den Leuenb erger
Lehrgesprächen . Das glaube ich n icht . Diese Qualität hat dieses D o k ument
n icht , weil e s ja noch kein Konsensdokument ist . D a s k a n n einfach n i cht so
sein . I n s o fern i st die Frage a n den Chara kter des Dokuments : I st d a s ein
D o kument , d a s i n den ein zelnen Synoden wirkl ich rezip iert werden muß i n dieser
Form? I s t e s schon in dem Stadium?
H err Bischof Hirschler hat eben auch darauf hingewie sen , d a ß wir für dieses
Verfa hren wissen müssen , was eigentlich die k atholische Kirche s ag t . D a s ist
nämlich der entscheidende Punkt . Bisher wissen wir nur , was einige katholische
Theologen dazu s a ge n . Was die katholische Kirche , das Lehramt - d a s liegt j a
eindeutig bei d e n Bischöfen - , sagt , das wissen wir nicht . Was sagen die
eigentlich d a z u , und z u welchem Verfahren sind sie bereit?
I c h glaube , das müssen wir erst wissen , bevor wir in ein synodales
Rezeptionsverfa hren eintreten . D a s Rezeptionsverfahren k a n n ja sehr breit
sein . Aber was können wir eigentlich unseren einzelnen S y noden zumuten und was
können wir uns i n der Generalsynode z umuten?
Ich möchte bitt e n , d a ß wir zu diesen methodischen Fragen der Rez eption sehr
sorgfältige Vorüberlegungen antrete n , daß auch der Genera l s y n o de h ierzu
Vorüberlegungen vorge legt werden , damit d a s n icht ein heillos schwieriges
Unternehmen wird . Sonst müssen wir nämlich i n Synoden immer wieder
Zwischenergebnisse rezip ieren , die dann doch besser von Kommissionen geleistet
werden , die d a n n viellei cht Zwischenberichte a n die Synoden liefern können .
I c h h a b e n o c h k ein Modell dafür , wie das l a u fen sol l , �ber in d i e R i chtung
geht meine Frage . Ich h a lte d a s für eine n icht einfache , a ber im Ansatz rich­
tige und hoffnungsvolle Aufgabe .
( B e i fa l l )
- 240 -
Pro fe s sor Dr . Härle :
Herr Präs ident ! Verehrte Konsynoda le '
Wenn m a n spät a u f der Rednerliste steht , hat das den Vorte il , daß man v ieles
nicht mehr sagen muß , a b er an anderes ankn üpfen kann . D a s will ich t u n - auch
mit Blick auf die Uhr .
D a s Votum , das gerade von Bruder Hass elmann kam , ist a u ß erorde ntlich wichtig
und z u b e a chten . Es zeigt , daß wir vor einem sehr diffizilen Pro zeß stehen .
I c h hatte das Vorrecht , in der Kommission der Arnoldsha iner Konferenz mitzu­
arbeiten , d i e das Parallelvotum erstellt hat , das vom Umfang her h a l b so stark
geworden ist , a b er , wie ich glaube , nicht weniger gründlich ist . D i e bei den
Kommis s ionen haben in enger Abstimmung miteinander gearbeitet . E s war von
unserer Kommission aus von Anfang a n und bis z um Schluß der Wunsch , wir möch­
ten auf ein gemeinsames Schlußpapier - diese gelben Seiten - zugehe n . D a s hat
s ich l e ider von s e iten der lutherischen Kommission nicht realisieren lassen .
D a s i st nach meinem Empfinden ein Schönheitsfehler , z umal d i e Kommission der
Arnoldsha iner Konferenz n och deutlicher den konditionalen Charakter d ieser
Beschlüsse festgestellt hat .
I c h d e n k e a u c h , daß d a s wichtig ist , was Bruder Isermann. gesagt hat , nämlich
daß d a s h eute und hier nicht die einzige und l etzte Befassung der Genera l ­
s y node mit diesem Thema sein k a nn . I c h den k e , d a s muß völlig klar sein .
(Beifall)
Es ist e i n erster Schritt . I ch könnte m i r vorste llen , daß j etzt d i eses Pa pier ,
insbeson d ere die gelben Seiten , an die Gliedkirchen b zw . an die L a ndessynoden
mit der Bitte gegeben wird , dazu eine prüfende und - wenn möglich - positive
Ste l l u ng nahme a b z ugeben . Man sollte a b er unter Umständen erwägen , ob nicht das
weitere Verfahren , das dann stattfinden muß , wenn die Stellungnahme aus Rom
b zw . von der röm isch - k atholischen Seite vorliegt , noch e i nmal durch die
L a n d e s s y noden l a u fen muß , oder ob es dann nicht mög l ich ist , den a b ­
schließenden Pro zeß der Generalsynode z u übertragen . D a s ist e i n Gedan k e , den
ich j edenfalls einmal ans prechen möchte .
Wir sollten versu chen , um als ökumenische Ansprechpartner für die a n dere Seite
möglichst verständlich und klar identifiz ierbar zu sein , z u einer s o
e i nmütigen Stellungnahme w i e möglich in d e r Sache z u kommen . Deswegen nenne
.i ch n u n aus den Beschlußseiten einen Punkt , der mir a u ß erordentliche Bes chwer
ma cht . Ich wage es , dazu einen Alternativvorschlag z u unterbreiten , wissend ,
daß wir h i er darüber nicht a b zustimmen haben , a ber in der Hoffnu n g , daß Sie
d a s in I hre L a ndessyn oden mitnehmen und mit bedenken .
E·s b e z ieht sich a u f Seite 100 , a u f den letzten Absat z , in dem es um die Frage
geht : Kann der Papst fernerhin a l s " Antichrist" bezeichnet werden?
Ich stimme der Aussage z u , die B e ; eichnung des Papstes als " Antichrist" in den
Lutherischen B e k enntnis schriften ist trotz b l e ibender s a c h l icher Kritik z u ­
rückzune hmen . I c h halte a b er d i e daran ange schlossene Begründung f ü r g a n z
prob lematisch u n d gefährlich . Sie heißt :
" D a es nach unserer Auffassung heute nicht a ngemessen ist , diese
Kritik in ein solches end z e itlich definitiv e s Urteil z u kleiden . "
Wenn m a n sich d a s a u f der Zunge zergehen läßt bzw . genau bedenkt , dann merkt
m a n : So kann man nicht argumentieren . Wenn es heute nicht a ngemessen ist , dann
war e s a u c h in der Reformationszeit n icht angemessen . D a nn muß m a n d a s sagen .
Oder es w a r damals angemessen ; dann muß es a ndere Gründe geben , warum wir d a s
- 241 -
heute nicht mehr nachsp rechen . Wir müssen doch in der K irche den Mut haben ,
end z e itlich definitive Urteile ausz usprechen , wi e : Dir s ind deine Sünden
vergeben . Mögli cherwe ise auch das Umgekehrte : Wer Jesus Christus lästert , der
redet nicht aus dem Geist .
I c h denk e , man kann durch eine relativ geringfügige Korrektur diesen - ent­
schuldigen Sie - th �ologische n Schaden beheben , wenn nach " z urücknehmen" der
Text heißen würde - d a s brau chen Sie j etzt nicht mitZUSChre iben ; das wird
s p äter im Protokoll stehen - :
" . . . zurü c k z unehmen , n a chdem die römi sch-katholische Kirche im
Vatikanum 11 offiziell festgestellt hat , daß a u c h nach ihrem
Verständnis das p ä pstliche Lehramt ni cht über , sondern unter dem
Wort Gottes steht . "
D a n n würde es weitergehen :
" E s bleibt a llerdings eine offene F ra g e , wie diese Aussage des
Vatikanums 1 1 angesichts des im Vatikanum I defin ierten Anspruchs
u n fehlbarer Lehrgewalt verwirklicht werden kann . "
Sie merken , wie gut d a s in diesen Kontext p a ßt . Deswegen wage ich es , diesen
Ä nderungsvorschlag z u ma chen . I c h hoffe , daß er in den Landessynoden gehört
werden wird .
I c h denk e , man muß a b er a u c h noch an einem Punkt über d a s b isher Gesagte hin­
a u s sehr real istisch s a g e n : Wer sich lange - ich habe d a s j et z t fünf J a hre
·
lang getan - mit den Texten " Le hrverurte ilungen - k irchentrennend?" beschäf­
tigt hat und wer diese gründl ichen hermeneutischen und inhalt lichen Erwägungen
wirklich zur Kenntnis nimmt , der stellt auch fest , daß d i eses Verfahren
sowohl in inhaltlicher wie in methodis cher Hinsicht dieses Verfahren nun auch
Grenzen a u fgewiesen hat , über die wir n i cht hinwegkommen . Es ist nicht so , d a ß
w i r sagen könnten : " W i r m ü s sen nun n o c h ein p a a r k leine Schritte weitergehen ,
u n d dann haben wir die volle K irchengemeinschaft" , sondern die kathol ischen
Brüder und Schwestern sagen uns auch immer wieder : " Jetzt s ind Grenzen
erreicht , die wir nicht mehr übersteigen können " . Wir haben mit einem M a x imum
an " Hermeneutik des Vertrauens" alles a usgelotet - bis hin z u Formel n , die b e i
genauem Z u s e h e n n u r dadurch z u stimmungsfähig sind , daß j ed e d e r beiden Seiten
ihnen eine andere Interpretation gibt . D a s muß man auch e i nmal ganz offen
sagen .
D a s Verfahren der Konsensökumene ist damit an se ine Gren zen gekommen . I c h mei­
ne d a s nicht a l s eine resignative ö k umenische Parole , die besagt , also k ommt
j et z t eine ök umenische E i s z e it , sondern wir müssen j et z t unsere Phantasie dar­
auf k o n zentrieren , wie wir Ö k umene praktizieren und leben k önnen trot z dieser
be stehenden D i fferen zen , in denen wir eina nder nicht überwinden können und
auch nicht fortgesetzt mit der Zumutung konfrontieren s o l le n , doch nun endlich
durch guten Willen d a s z u bewerkstel l igen , was man nicht durch guten Willen
bewerkstelligen kann , nämlich Ü berzeug ungen über Bord z u werfen . Ich den k e , es
gibt eine Fülle von Mög lichkeiten unterhalb der . Grenze e iner Kon kordie - die
Texte sagen d a s a u sdrü c k l ich : sie wollen und können keine K o n k ordie sein - ,
a u c h unterha l b der Ebene des Konsenses ökumenis che Gemeins c h a ft z u prakti­
z ieren . Weihbischof Machens hat in einer Weise , wie ich sie musterg ü ltig fan d ,
g e sagt : Die in Jesus Christus bestehende und uns vorgeg ebene Einheit ist die
Basis der Ö kumene , die sich etwa durch die Fürbitte füreina nder privat und
öffentlich a usdrückt u n d n icht zuletzt durch unser gemeinsames Jahr mit der
B i be l . D a s ist doch auch praktiz ierte Ö kumene . Und d a s ist n icht wenig .
(Beifall)
- 242 -
Dr . Münc how :
Je mehr wir von uns eren Vorrednern gehört h a b e n , desto mehr wäre es gut , in­
haltlich weiterzusprechen .
Ich möchte nur zum Verfahren etwas sagen , u n d zwar ohne Gram , sondern a u s der
Bitte um eine sa ubere Arbeit hera u s die B itte wiederholen : Schaffen Sie u n s
Raum f ü r die synodale Kompeten z , und zwar n i cht n u r f ü r die S y n o d e hier , son - ·
dern a u c h d a n n , wenn Fristen für d i e L a n d e s synoden festgelegt werden .
Wir in den G l iedkirchen in Sachsen u n d in Thüringen sind bei dem Grunddokument
n i cht beteiligt gewesen . Wir sind bei der Stellungnahme nicht beteiligt gewe­
sen . Wir waren n icht Beteiligte bei der bilateralen Arbeitsgruppe "Wort und
Sa krament " , deren Ergebnisse einzubez iehen u n s empfohlen worden ist . D a s
heißt , w i r m ü s s e n s e h r viel na charb e iten , um wirklich hineinzukommen .
Zum a nderen ist es im Augenblick b e i u n s die größte Aufgabe , d a ß wir a n der
Basis die ökumenische Z u sammenarbeit der l et zt en Jahre bewahren oder weiter­
entwi ckel n . Insofern sin d die Kräft e begre n zt . Das möchte ich damit gesagt
haben .
Ein anderer Gesichtspunkt ist a u c h , d a ß bisher die katholischen S c hwestern und
Brüder a u s u n serem Bereich in diesen Prozeß n icht einbe zogen ware n , a u c h nicht
bei der Erstellung des Textes " L ehrverurteilungen - kirchentrennend? " . Deshalb
noch e i nmal meine Bitte : Schaffen S i e u n s R a um für die synodale K ompet e n z .
( Beifall)
Pro f . Dr . Sparn :
Herr Prä s ident !
Verehrte Synoda le !
I c h möchte n o ch a u f einen inha ltlichen Punkt h i nweisen , der mir im Bericht des
Herrn Bischof Dr . Wilckens wichtig erscheint , im Blick auf die Fähigk eit der
VE LKD zur Rezeption sowohl des Dok umentes als auch dieser Ste llungnahme .
Bischof Dr . Wilckens hat sehr freundlich von d e n bestehenden Differe n z e n , in
dem Sinne gesprochen , daß er sagte , wir unterschieden uns in der Methode des
ö k umenischen D i a l og s . Das Wort " Methode" kann man ja unterschiedlich a u s legen ,
und er meinte vermutlich nicht einfach d a s technische Verfahren . Was er wohl
meint e , kam b e i einem Wort heraus , das er etwa s undeutlich gebraucht hat - i n
mehrfachem Sinne - , nämlich bei dem W o r t " I d e ntität" o d e r " k o n fessionelle
I dentität " , am Schluß " e igentliche I dentität " , a l s wenn Identität noch
" vereigentlicht" werden könnte . Darin stec kt e i n Problem , und darauf will ich
im Hinblick auf die z u kü n ftige Diskus sion hinweis en . Das Wort Ide ntität ist
bekanntlich e i n Wechselbalg . Es läßt s ich wunderbar für polemis c h e Zwecke und
vor allem für ap ologetische Zwecke gebrauchen . Wenn man es im Sinne des
Bekenntnisstandes versteht , also in e i n em statischen Sinn , oder - etwas
einfacher gesagt - im Sinne der Selbstübereinstimmung , dann ist es a) a ngst­
besetzt und b) führt es nach a ußen z u einer Hermeneutik des Mißtrauens und
gerade n icht des Vertrauens . Wenn a l s o I dentität , dann muß man daru nter
verstehen eine veränderliche , eine v i e l stimmige Größe - der Meinung b i n ich
auch - , wo die Wiedererkennbarkeit über l än g ere Zeiten u n d über verschiedene
Rä ume nicht auf der Selbstübereinstimmung beruht , sondern a u f dem Bezug a u f
d e n Grund d e s Glaubens , a l s o a u f d i e Bibel , a u f Jesus Christu s . D i eser Grund
des Glaubens umgreift a b er nicht nur die Selbstübereinstimmung , also n icht n ur
Kontinuität oder g a r I dentität , sondern durchaus auch Diskontinu ität , durchaus
a u c h Relativität .
- 243 -
Mein Vors chlag ist also , an di esem Punkt noch ein S t ü c k chen weiter zudenken und
sich n icht wegen eines Wechselbalges - was das Wort " I d entität" einfach ist darüber im U n k laren zu lassen , was man mit der K o n t i n u ität meint , damit
D i fferen z e n oder gar Disk repa nzen unter uns sel bst zu erzeugen .
(Beifall)
Präsident Veldtru p :
Es liegen im Moment keine weiteren Wortmeldungen vor . I c h frage trot zdem : Gibt
es noch eine Wortmeldung? - Herr Dr . Kie ßig .
( D r . K ie ß i g : Ich möchte fragen , ob ich etwas z um Verfahren sagen darf ! )
- Soweit B i s chof Dr . Wilckens darauf n icht noch eing eht ! Bitte , Sie sind der
zuständig e R e ferent , und der Abschiedsauftritt sei Ihnen neidlos gegönnt .
( He iterk e i t ) .
Dr . K i e ß ig :
Herr Präsident ! Hohe Sy node !
Es ist an verschiedenen Punkten das Verfahren a n gesprochen word e n , wie mit den
Lehrverurt e i lungen umz ugehen sei . Schon zu Beg i n n , als d i e Gemeinsame Kommis­
s ion ihre Arbeit a u fnehmen sollte , hat es eine Absprache mit dem Lutherischen
Weltbund g egeben . Es war die Auffa s s u ng der Kirchenl e itung - auch des
Deutschen Nationalkomitees - , daß diese Frage das Bekenntnis tang iert und des­
halb n i c ht i n einem nationalen Alleing a ng vorgen ommen werden könne . Deshalb
ist mit dem Straßburger I n stitut und auch mit dem zuständigen Referenten in
Genf darüber verha ndelt worden , wie diese Lehrverurteilungen i n den gesamtöku­
menischen D i a log zwischen römisch- kath olisc her und lutheris cher K irche inte­
griert werden können . Es ist das Verfahren auch mit dem E x e k u t i v k omitee des
Lutherischen Weltbundes abg esprochen word en . D a n a ch sol lten die VELKD und das
N at i on a l k omitee hier eine gewisse P ilotfunktion übernehmen und z un ä chst einmal
die Stellungnahme erarbeiten . Da n n , wenn Sie von der K irchenleitung entgegen­
g enommen worden ist , soll sie nunmehr a llen M itgl iedk irchen des Lutherischen
Weltbundes übersa ndt werden . Damit ist die Hoffnung v e r bunden , daß am Ende
v i e l l e i cht doch eine Gemeinsamkeit herauskommt . D a s ist s icherlich etwas
s chwierig , a b er es soll j edenfalls versucht werden .
D i e K irchenl eitung hat die Stellungnahme entgegengenommen , und der Brief a n
die G l i e d k irchen i s t bereits geschrieben . Ob er anges ichts d e r p o stalischen
Verhältnisse bereits a n g e k ommen ist , weiß ich nicht . D i e Gliedk irchen werden
die Stellungnahmen a ber in der nötigen Anzahl erhalten , und es ist dann in der
Tat s o - wie einige vorgeschlagen haben - , daß n a ch dem R ü c k l a u f die
Generalsynod e , die Bischofskonferen z und das Deutsche Nationa l k omitee noch
einmal dran sind , um z u sehen , wie d a s zusammenstimmt , welche Vorschläge aus
den G l iedk irchen gek ommen s i nd .
Was d i e Arnoldshainer K o n ferenz betrifft , so haben wir einen ständig e n
Austausch gehabt , a ber a u fgrund der unterschiedlichen Situation i n den
Ausschüssen wäre es trotzdem nicht möglich gewesen , wortwörtlich gemei n same
F ormul ierungen vor dieser Generalsynode zu finden . Dann hätte der Bericht des
C at h o l i c a - B e a u ftragten diese Stell ungnahme n icht mehr einbeziehen können , und
d a s wäre schade gewesen . Aus diesem Grunde ist geplant , noch e i nmal mit den
Arn oldshainern zu verhandeln und z u versuchen , einige Gru ndlinien miteina nder
- 244 -
zu
form u l i e r e n .
( Be i fa l l )
V e J d l rup�
Präsident
V i e l en
I ch
Da nk ,
darf
B i scho f
Dr.
Ich
danke
zeß
der
die
Herr
dann
K ießig
die
g l iedski rchen
Was
zu
der
die
des
von
in
der
gegeben .
Sache
der
DaO
dies
nun
der
l u t h e r i schen
ferenz
l ungnahme ,
auf
die
in
S e i te
jetzt
vorl iegt .
unsere
qas
nicht
Se i t e .
es
dem
erteilen.
die
dann
der
g l e ichen
und
die
I hnen
gegeben
mit
der
geme i n s ames
l ebendi gen
allen
Zeit
drei
wird
vorl iegt ,
Bitte,
Wo r t
in
ist
wicht ig,
bevor
der
Pro­
E b e ne n ,
die
an
sich
des
als
daß
die
Stel-
die
M i t­
ihrerse i t s
gesamten
Luther-
die
haben .
Genera l s ynode
ei -
zuvor
mit
D i s k u s s i on e n
die
Gene r a l syn­
s o l l t en
G e me i n s a m k e i t
I h nen
ihre
s i ch
die
Dem
so l l
bemühen.
dienen.
daß
die
ist,
über
die
kathol ische
S te l lungnahme,
erschwert
die
den
S t e l l u n g n a hme
die
wir
hat
ver fahrensmäßig
bald
es
die
der
In
ersche i nt ,
könnte
eine
ein
Und
große
V o t um
- 245 -
dies
auf
Pos i t i on
ha-
unsewenn
zust imder
ka-
B i scho fskon­
V E L K D - A r be i t s g r u p p e
der
k a t h o l i schen
v e r b i nd l i che
� i e d e r um
E r l e i ch t e r u n g .
der
als
zur
abgebe n �
Aussagen
k a t ho l i sche
Gutes :
sein.
erst
den
sein
eine
muß
wir
e t wa
erarbe i t e t
Rezeptionsvorgang
können
M u s t e r - S t e l l u n g n a hme
e n t h a l t en
jetzt
" L eh r v e r u r t e i l un g e n "
Da r i n
die
G l i e dk i rchen
wird
Darum
selbst
Wo r t .
für
g l i e d k i r c h l i chen
Partner k i r che
Gene r a l s ynode
VELKD
im
O r i e n t i e rung
katholi sche
ihr
der
jetzt
S t e l l u n g n a hm e n
besch l i eßen
wird.
in
Tat
unsere
i n dem
auch
Synoden
Votum
ho f f e n t l i c h
unserer
Zur
auf
endg ü l t i ges
" Bedi ngungsfragen"
S c h l uß v o t u m
ist
einen
Sache
ein
Dokument
aber
wird.
wei tes tgehende
wie
Fall
dargeste llt
hat
zu
um
Denn
w i e we i t
besse r ,
S t e l l ungnahme
das
daß
Lehrverurte i l ungen
wird,
w o r de n ,
rer
thol i schen
dara u f ,
w i c h t i gen
ein
die
es
Arbe i t sgruppe
ben .
k ann ,
Wort
g l i ed k i r ch l i chen
so l l e
men
das
VELKD-Arbei tsgruppe
VELKD
vereinbart
und
Sch l uß
Doch
vor l i egen
ob
geben
worden
vertraut
der
der
so
We l t b u n d e s
unserer
Zeit
wissen,
W i J ckens
h o f fe
g l i e d k i r ch l i chen
g l e i chen
wir
hat ,
am
v o r n he r e i n
Tat
und
dieser
Dokuments .über
V o t um
Ste l l ungnahme
war
dam i t
a u f g r und
das
Gl iedki rchen
Es
Or.
komm t .
unsere
Denn
mit
L u t h e r i schen
w i c h t i gen
hernach
die
Voten
genannt
S t e l l u n g n a hme
so
Bi scho f
ausgea rbe i tet
zust ande
s i nd
beg i nn e n .
ode
d eo s
S t e l l u n g n a hme
dieser
alle
eben
jetzt
Rezeption
die
gene
für
besch ä f t i gen ,
We l t
b e t r i f ft ,
wird
Herrn
Wi lckens :
h e r z l i ch
Bruder
dam i t
K i eO i g .
Sch l uß
We i t e r b e s c h ä f t i g u n g
l ungnahme ,
t u rn s
Dr .
zum
wäre
Jedenfa l ls
Katho l ischen
Ste ] -
Antwo r t
für
die
aber
für
B i scho fskon fe-
,
renz
vorl iegen .
Se i te
dem
schen
was
rung
K i rche
dort
an
von
die
nur
der
Basis
des
katholi sche
ein
der
Brückenbau
g ro ß e s
de
dieses
die
Anfang
an
zu
k o mm t ,
e twas
den
wagen
gewagt
Wagnis
gewesen
für
das
ob
die
Positi on
aus
unser
als
kathol i sche
der
ja
katho l i ­
geben
zu
ökumen ische
dem,
Annähe­
wird.
es
sol l .
für
beide
Ich
Schwu n g ,
istr
auch
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große
wissen ,
die
unserersei ts
g e g e ns e i t i g e r
g e l i ng e n
Arbe i t
wir
als
Bekenntn i sses
geht
Kluft
lutheraner
D o k ume n t
können
jugendl i chen
immer
wir
dem
l u t he r i schen
t i e fe
deta i l l ierter
zu
wenn
in
wird,
ö k u me n i s c h e s
über
K irche
Gedul d
was
lehre
Jahrhunderts
l u t h e r i sche
dann ,
z ll s t i m m t ,
herausgestel l t
Um
von
Denn
wirkl ich
Ziel
wünsche
der
dort
in
mir
der
n i ch t
darin
der
K i rc h e n ,
wenn
denn
lehrve r u r t e i l ungen
aber
wirkl ich
noch
sehr ,
ö k u me n i s c h e n
ver l i e r t ,
wo
es
am
daß
En­
unsere
Bewegung
auf
auch
auf
v e r t r a ue n s v o l l e n
Einheit
der
K i rche .
so
viel
Mut
an­
( Be i fa l l )
Ich
möch t e
nische
der
noch
Bewegung
einmal
K i rchenspaltung
gegenwär t i g
in
e r r e i chen ,
was
in
ist.
war
man
Da m a l s
s ind
die
der
T r ennung
anders
so
als
unseren
ökumeni scher
habe
Wi l le
noch
zur
e i ne
Musterstel l ungnahme
Bitte
z u z u gehen .
Oie
des
als
11.
denken
lassen .
erarbeitet
nahe
E i n i gung
dem
zu
E i nhe i t
uns
16."
ist
in
dran,
Aber
die
im
e i ne
das
-
sondern
hat ,
sie
der
Arbe i tsgruppe
in
Heute
we i l
der
allem,
weil
die
die
V o r s i t z en d e r
heute
mißlang.
zentralen
b e i den
bitte
f i nden ,
in
möge
- 246 -
zu
nur
uns
d ü r fe n
nach
hier
1 5 4 3 gesche i te r t
es
dadurch
Jahrhunderts
I hnen
zu
vor
und
die
wir
nicht
Konz i l
wie
s i ch
das
daß
U n t e r ne h m e n
besser
ökume­
Geschichte
sehe n ,
E i n igung
vorhanden
hat ,
die
Gl aubensdialog
Regensburg
V a t i k a n i s chen
gelernt
umsonst
wird
stehen ,
ist,
s a ge
nicht
Uberb l i c k t ,
ungleich
C h a nc e ,
Ich
Gott
v i erhunde r tj ähr i ge
selbst
geworden
hat .
Vätern
verstre ichen
uns
relativ
e i ne
seit
getan
und
R e fo r m a t i o n
größer
K i rche
daß
unse l i ge
Chancen s i t u a t i on
einmal
e v an g e l i s ch
nie
Rom
der
für
glaube,
die
a u fe i n a n d e r
Abstand
h i ndurch
ungenut z t
I ch
Zeit
F ragen
G laubens
Ich
Wer
g roßen
schon
r ö m i sch-k a t ho l i s che
des
ganz
Voraussetzungen
h i s t o r i sc h e
hat .
zwischen
einer
e n t sc h e i d e n d e n
b e t on e n :
geschenkt
400
heute
wir
der
vorgelegt
der
ö f fn e t
jetzt
S e i t en
vorhanden
F r agen
Jahre
nicht
hin.
E i n"
bleibe n .
VElKD,
wird.
die
Die
die
Mit-
g l ieder
dieses
maß
und
Zeit
Ausschusses ,
K r a ft
wenn
die
tende
B ischo f
in
die
Gene r a l s y node
den
des
Dankes
Dank
verdien t .
wei tgehend
Ausarbei tung
und
für
Mitgl iedern
sagten .
Sie
die
invest i e r t ,
Gene r a l synode
d i eser
h aben
Theo l o g i e p r o fe s s o r e n ,
sich
K o mm i s s i o n
über
daß
der
noch
Gebühr
,i c h
haben
denke ,
Herr
in
es
P r ä s i de n t
e i gens
ein
ei ngeset z t .
Sie
ei nem
Aus­
wäre
gut ,
und
der
Lei­
besonderes
haben
Wort
unser
aller
( Be i fa l l )
Ein
paar
s t i mme
Herr
B e m e r k u n ge n ,
ja
mit
P r o fe s s o r
b rauchbare
Härle
Wort
gesagt
haben .
es
Aufei nande r - z u-Denkens ,
der
fundenen
Wo r t e n .
uns
log
Es
z.B.
ke ine
macht
lik
unserer
k e i nen
zu
als
l assen.
fUr
Und
C h r i s t en
zur
dies ,
'I d a m i t
sie
bitte
Sie,
alle
Anfang
gest e l l t
dem
e i nes
bei
es
unser
s i nd
" lebendige
an
ihre
der
in
unser
das
in
e i ner
und
Jesu
Johannes
ökumen i schen
17
Jesus
letzter
-
das
Wahrhe i t
Wille
Deta i l arbe i t
- 247 -
h a be
nie
oder
und
zu
als
die
s e i ne
mit
dem
Katho­
als
Aussagen
als
die
de­
Aufgabe
darin,
am
es
seiner
w i rksam
uns
der
Dia­
n i ch t
in
Verbi ndende
für
zu
bleiben.
messen,
sondern
von
in
es
zu
neuge­
und
S ch r i ft
besteht
neu
Chr i st u s
darum
wol len
K a t h o l i ken
alle
aus
ökume n i schen
v ox ) ,
so
fUr
Methode
Bekenntni sses
Sei ten
sollen
festzuha l ten ,
darin
e i nen
Herr
und
im
S ch r i f t
haben ,
miß­
einer
in
vorliegt
und
Ich
und
worden ,
Bekennt n i s
Heil ige
( viva
He i l i gen
G e l t ung
T rennung
der
ist
St imme"
der
zu
die
und
Bekenn t n i s - S tandes
haben ,
werden
ist,
KUhn
g e wä h l t
e igenen
b e i den
L u t h e r a ti e r
L u theraner
e rnst zunehmen
habe,
des
l uther isches
ve r p f l i ch t e t
k a t h o l i sc h
fUr
bewußt
U b e r k o rn m e n e n
als
a l lein
benannt
von
ist.
P r o f es s o r
v i e l de u t i g e
mir
Bekennt n i s sc h r i f t e n
Wir
w i ede r um
von
worden
Herr
etwas
ist
g e me i n s a m
urluther isch
Mauer
sein" ,
Gebet
der
Altar
hätte .
heute
Tat
gesagt
was
Anli egen
des
unseren
was
dem,
o f fe n
es
E in i gung
we i l
dieses
-
sie
Dial ogs
alle
in
L utheraner
als
ich
Sprache
mehr
Bekenn t n i ssch r i ften
E inl adung
die
zentra len
daß
es
sondern
nicht
der
k e i n esweg s ,
wie
Ausl egung
in
mit
I sermann,
mit
vor
als
Das
Worten ,
der
Aber
Bekennt n i s
G e l t un g
in
Sinn,
ökumenischen
genen
heiOt
Pastoren
hören ,
l ebendigen
des
und
als
neuen
Verb indl i chke i t
L u t h e r a ne r .
Buchstaben
ren
Das
Form,
in
al lem,
a l l em
geht ,
die
z u
vor
Herr
vertrauten
sondern
s ch r i f t l ichen
wir
Sch w i e r i gk e i t
j e we i l s
w i e d e r h o l en ,
nicht
" I den t i t ät " ,
des
in
jene
auch
Jb e r e i n ,
we i l
nicht
um
wenn
v i e l em
zu
suchen '
werden
a l len
es
zu
vergessen.
zu
s o .w i l l :
K irche.
ich
ei­
Gewicht
Wir
an
Ich
den
sind
aus
dem
Herzen
denn
auch ,
die
wir
S p r a c h h i l fe
zur
E i n igung
wir
suchen
He i J igen
wir
E i nen
sie
der
i mmer
k l e inen
als
und
in
An fang
den
e n tdecken
-
K i rche
Handausgabe
unserer
zwei
Stel len
k o r r i g i e rende
gebracht
n i ch t
So
haben :
" der
könnte
wußt
man
je
nach
K i r c he
im
auf
Bl ick
deu t l i ch
die
Römi sc h e
I ch
möchte
K o mm i s s i o n "
auch
b e i de r
der
e i nm a l
ist,
K i rchen
mit
Dank
Alle
zehn
der
K o mm i s s i o n
Werner
B l ick
Die
auf
die
Frage
von
l i sche
Seite
ihn
Bitte
Schee l e .
gegeben
Rezept i on
F rau
mich
noch
ja
�ls
es
die
beste
geben
gemach t :
Text
I ndem
unserer
haben
wir
in
B e k e n n t n i s se
Ant i c h r i s t "
daß
wir
zu
L utheraner ,
unseren
und
die
der
an
an­
Messe
die
dann
in
unseren
Partner
auch
die
wir
ja
ein
Bekenntnisschri ften
verb i nd l i chen
Sätze
der
Dr.
sich
Das
in
haben
bedeutet
Abe r
unseren
habe
ihren
es
die
hat ,
den
Gespräches
be­
ha­
mit
der
Bekenn t n isschr i ften
unseren
Bitte
Geme i n d en
sein ,
die
gegen­
wir
die
d i esen
der
gewiß
das
sondern
" ve r b i n d l i c h
P a r t ne r
Schlußb e r i c h t
Landesbischof
Deutschen
nicht ,
Wort
!' G e m e i n s a m e
an
der
daß
GÖK
ö k u m en i s c h e
" L e h r v e r u r t e i l un g e n "
heut i gen
Ratsvo r s i t z ende ,
Lindig
von
übergeben
K o mm i s s i o n
wäre.
daß
über
e n t g e g e n g e n omm e n ,
Jahrhunderts
Ö k ume n i s c h e n
wird
wo
ist
K i r c h e n l e i t u n g s b e s ch l u ß
li d e r
h i n we i s e n ,
Dokument
16.
Paul
wird
das
des
Vorentscheidung
zum
kathol i schen
darauf
Verwer fungen
der
Sie
schon
mit
ökumeni schen
die
die
haben
me h r
Verhä l tn i s
Diesseibe
a u s d r üc k l i c h e n
V o r s i t z en d e
nicht
ver u r t e i l ende
mit
ausgegeben
l assen
R i chtung
vorste l len,
chen
B i s c h ö fe
mehr
s u c he n ,
r i ch t e n .
noch
gewesen
immer
zu
selbst
Greue l " .
gegenwä r t igen
korrigieren.
E inhe i t
Sch r i f t
gebrauchen.
Interpretat ion
des
die
He i l i g e
G J aubens d i a l ogen
Hinwe i s
heute
wohl
we i t e re
unseren
K i rche
·n a m e n s
ist
Stande
auch
genö t i g t ,
die
Bekenn t n i s s c h r i f t e n
s c h i e c k l i che
sehr
Und
dieser
v e r a n t wo r t l i c hes
dem
Römischen
über
Papst
und
sich
l ebendi ges ,
ben ,
nur
Der
größte
und
den
in
neuen
e i ne
selbst
könn e n .
ö k u me n i s c h e n
übr i gens
l u t he�ische
Sch r i f t
fi nden
v i e l me h r
Kir­
auszusprechen ,
daß
n i cht
mehr
t r e f fe n " .
unterzeichnet .
Eduard
L oh s e ,
damit
schon
doch
eine
ein iges
Her­
und
B i scho fskonferenz ,
hat
nicht
den
der
Bischof
k i rch l iche
Gewicht
im
K i rchen.
ich
eben
schon
Voraussetzungen
- 248 -
in
her
nuce
e twas
beantwortet .
schwerer
Die
tun,
katho­
mit
den
Verurte i l ungssätzen
umzugehen .
daher
I mme r h i n
formal
Lehre
der
müssen
etwas
verurteilt
l ehrmäO i g
Se i t e
im
ferner
noch
me i n d l i c h e n
k i rchl ichen
vorget r 3gen .
Verbindung
sen,
und
mit
Gott
wir
l ich�e i t s s p r ache
aber
mehr
k ann
und
me i n d e n
sen
s i ch
und
eben
antun
ganz
genauso
setzen j
geben .
Al l es
len
Ich
wie
und
möchte
vor
ich
daß
es
sie
Darum
dem
h� t :
" Sie
Es
ist
ungeheuer
Und
ich
bin
haben ,
die
ökumen i sche
wie
das
gezeig t ,
in
der
schon
daß
man ,
gebetet
e igenen
K i rchen .
Und
daß
ich ,
darf
die
in
meine
die
b i t ten :
ökume n i sche
Nehmt
Bewegung
zwei
durch
Neuen
T e s t am e n t e s
s ich
in
ö f fen t ­
z u s am m e n
beten ,
z u s ammen
D i nge
Ge­
ist .
Es
z u s ammen g e s e s ­
e inander
nicht
Konfl i k t s i tuati onen
müssen
wir
unserer
G l iedki rchen
zu
fü r e i nander
so
das
der
beten
der
t h e o l o g i s che
gewesen
S tunde
in
Gebet
über
K i rche
le­
der
man
auch
eine
ich ,
ge­
jene
wenn
Geme i nden
u n s e r em
Kraft
zwar
bestimmte
den
Mög l i ch k e i t e n
in
g e m e i n s ame
der
man
in
k ö nn e n .
Schluß
was
K i r c henge m e i n de
in
Gene r a l synode
Ort ,
oft
darauf ,
Anstoß
das
wir
geistl iche
des
dem,
Bewegung
wenn
hat ,
am
da rum
denen
k a t h o l i sc h e r
mehr
ich
viel ,
ge w i ß ,
auf
d u rchweg
können
tut .
Lutheraner
bitten ,
auch
j ene
Seite
mit
und
viel
habe
jeder
inha l t l ich
hat ;
zust immen
Gebet
überein
wir
nicht
Verurtei l ungen
schon
vQn
die
hier
Canones
von
es
auch
lehren
umge k e h r t
als
auf
e ingebürgert
k r ä f t i gen
die
sie
nicht
für e i nander
gilt
zu
Katholi ken
b i t te
ob
daß
V e r u r t e i l ungen
Gebet
K i r c h e n-
von
vor
a l l em
daher
auch
b e k ommt .
a n de r e ,
wie
e i nen
möchte
ernst
l e ben
und
Das
z wi schen
dazu
Darum
konkret
neues
kann.
wieder
die
werden.
wir
bitte
h i nwe g z u t r ag e n ,
i mm e r
miteinander
mehr
wie
diese
Aber
dieser
es
gibt ,
doch
n i c ht " .
K r a ft
K i r che
betonen ,
geübt
wir
doch
noch
t r e f fe n .
Interpretation
Ökumene
Leben
geme i nsam
jene
Schw i e r i g k e i t en
hat
sie
auch
wird
e inmal
von
inzwischen
k önnen
dies
wird
denen
formu l i e r t ,
daß
entsch e i d e n ,
lutherische
unsere
zu,
nicht
ökumenisch- i n te r p retat i v
a l l ge me i n
e r k l ä ren ,
aus
Genauso
T r auen
s t i mm e n
so
zu
I n t e r p r e t a t i onen
auf
P r a k t i z i e rung
die
die
k ö nn e n .
Bl ick
geme i n s a m e r
Bi tten
K i r che
lehrgrundl agen
was
entsprechend
Canones
fäl l t
Bekenntn i s sc h r i f t e n ,
möchte
K on z i l s
di ese
leichter
i nh a l t l i c h e
z u s t i mmen
sein
s i nd
lutheri schen
wird,
um
luthe r i schen
Ich
aber
unseren
wir
T r i enter
w i e d e r um
heut i gen
von
müssen
des
g l a ube
überhaupt
noch
und
w i rd
man
a l l gemein-theol o gi schen
u n t e r s t re i chen ,
was
Herr
im
e i n z e l nen
we i t e r e n
Landesb i scho f
- 249 -
der
n o t wen d i g e n
Deb a t t e
über l assen
Hirschler
gesagt
synoda­
düife n .
hat :
Es
ist
ja
eigentl ich
dazu
nö t i g t ,
meinsam
zu
z e n t r a l en
S t e l l ung
" R e c h t fe r t i g u n g
wären .
hätte,
wir
Ich
glaube,
die
daO
II d a m i t
Die
die
Und
zur
ment
wesen t l ich
und
Sagt
l ichen
Sprachen ,
über a l l
mehr
uns
n i sses
in
das
kann ,
in
Und
der
immer
mehr
mehr fach
e iner
uns
der
in
nicht
der
so,
jetzt
unse r e r
nach
i nnen
von
Gott
her
einmal
K i rche
daO
Praxis
G l aubensdi a log
Punkten
uns
evangel ischen
doch
Auch
ist
K i rchen
n i cht
des
die
Bruder
" mi t
in
für
zur
e twa
auch
�e ­
Sache
im
d i ese
Lot
F rucht
Bekenn t n i s t r ad i t ion
also
hat
die
gesehen ,
der
sich
We l t
da ,
von
ökume n i s c h e
zum
der
Ziel
Wurzel
sondern
man
wichtig
Gegenw a r t
der
v e r we l t l i ch t e n
sie
z e n t r a l en
werden
Z u nge "
f ragen
es
zu
z.B.
heute
sprechen
in
der
euren
je
i n ha l t l i ch
hat ,
her
ist
zu
da ,
e i ne
des
[uropas,
G l aubens ,
l ernen
-
vor
Ak t i o n
Ebene .
Dank !
( Be i fa l l )
- 250 -
n äm l i c h
gegen
wenn
den
müssen ,
Ort
" Ne u
(wie
von
es
g l e i ch e ,
Urch r i s tenh e i t
unserer
K i r c he
heiOt
das
n i ch t
geht
Testa­
Das
persön­
ist .
Es
Neuen
versch i edenen
der
Zukunft
dem
sprechen.
Uber zeugungsk r a f t
Wel t
nach
zu
U rb e k e n n t n i s
und
Konkurren z ,
nicht
in
w i l l en
im
geh ö r t
Zunge"
Redet
H i mm e l s
wie
lsermann ,
einer
sondern :
so ,
g ew i ß
geschi eh t ,
gesamtk i rchl icher
Vielen
der
c h r i s t l i ch
auf
dient
Wir
" mit
um
g e g e n s e i t i ge r
es
in
auf
bei
Bewegung ,
K o mp e t e n z ,
was
for t fa h re n ,
berei ts
unserer
Di alog
Wi rkung .
g l e i che ,
Blick
veru r t e i l e n .
Tat
ö k u m e n i s c tl e
denn
wenn
würden.
Bewegung
sagt
der
der
ja
wicht igen
leben
Her r , "
Herrn
zu
Di nge
e n t s c h e i de n d ,
der
im
leisten ,
treiben.
die
an
der
G l aubens
ist
Z e u g ri i s k r a f t
aber
Chr i stus ,
es
des
Es
wicht ig,
ökume n ische
missionari schen
z u s amme n fa s s e n
wenn
g l aube . "
n icht :
fen
und
ökumen i sche
d�e..!.!.
" Jesus
seh r
missionatische
m i s s i onar i sche
s t ä rken.
zu
S a k r a me n t e "
es
g l auben
e i ne
F ragen
Evange l i schen
evangel �scher
Bewegung
und
schlecht ,
nehmen !
zu
finde
Ich
daO
nicht
an,
We l t
die
und
wir
dür­
sch l i cht
n icht
a n de r e ,
M i s s i on
m i s s i o n a r i schen
die
sie
a l les
K i rchen
Zeug­
des
e i nen
verkünd igen,
einan­
e i ne m
bei
an fangen " ) ,
E v ange l i um
uns
in
aber
i n
Deut schland
eben
auch
Präsident Veldtrup :
Herzlichen Dank , Herr Bischof Dr . Wilcken s .
I c h denke , Herr Le itender Bischof Dr . Mül ler , wir können d i e Anregung gern
a u fgreifen und im Namen der Synode den Professoren , Brüdern und der Schwester
schriftlich danken .
( Beifall )
Darf ich nun Herrn Stellvertretenden Bürgermeister Schneider bitten , u n s sein
Grußwort z u sagen .
Stellv ertretender Bürgermeister Schne ider :
Verehrter Herr Präsident ! S ehr verehrter Herr L e it e nder Bischof ! Meine Herren
Bisch ö fe ! Synoda l e ! Meine D amen und Herre n !
I c h möchte Ihnen die herzlichen Glü ckwünsche der Stadt K ö n igslutter überbrin­
g e n , d i e Sie n u n s e it mehreren Tagen , seit Sonnta g , beherbergt . I c h hoffe , daß
Sie s ich hier wohl fühlen und daß es I hnen in u n serer Stadt bisher gutgegangen
ist .
( Beifall)
I c h möchte uns da für entschuldigen , daß wir dieses Grußwort erst heute a n S i e
richten , a ber der Bürgermeister selbst , Herr K ü chenth a I , ist verreist und i c h
war bis gestern ortsabwesend . Deshalb w a r es n i c ht möglich , s c h o n vorher z u
Ihnen z u kommen , obwohl w i r natürlich g e r n - so wie es ü b l i ch i s t - z u Beginn
Ihrer Tagung bei I hnen gewesen wären .
Meine Damen und Herren ! S i e sind mit �hrer sehr wichtigen Tagung n a ch Königs­
lutter g e kommen . Wir freuen u n s , daß Sie diese u nsere k l e i n e Stadt , mitten in
Deutschla nd , für I hre wichtigen Beratungen a usgesucht h a b e n , a ber ich nehme
auch a n , daß unser L a ndesbischof , Herr Prof . Dr . Müller , u nd sein L a ndes­
k irchenamt in Wolfenbüttel wissen , wo Königs lutter l i egt , und da von Kenntnis
haben , daß man es in unserer Stadt recht g ut a u sh a lten k a nn . Ich wünsche Ihnen ,
daß es Ihnen in diesen Tagen auch so erg angen ist .
Meine Damen und Herren ! I c h habe sowohl in Ihrem Programm a l s a u c h in I hrer
Einladung g elesen , daß auch hier eine Vereinigung stattfindet : der Kirchen
Dstdeuts chlands - wie man heute wohl sagen k a n n , also der neuen B u ndesländer mit denen der alten Bundeslä nder . Sie sind h i er tatsächlich a n einer Schnitt­
stelle i n Deutschla n d , a n der die Wiedervereinigung s e lbst n a ch der Wende i n ­
t e n s i v stattgefunden hat . Wir haben das h i e r erlebt .
Auch rein geograp hisch befinden Sie s ich hier a n einem P u n k t , der darauf h i n ­
weist , wo S i e sind . Unmittelbar h i e r v o r den F en stern führt d i e Bundesstraße 1
vorbei . Schon mein Vater hatte mir beigebracht , daß diese Straße A a chen und
König sberg verbindet , was heute noch der F a l l i st , obwohl v iele Gren zen d a ­
zwischenliegen . Etwas weiter finden Sie d i e Eisenbahn l i ni e , a u f d e r heute immer
noch die E i s enbahn züge sogar von Paris nach Mos k a u fahren . Und fünf Kilometer
weiter finden Sie die völlig überfüllte Autobahn , die heute die Verbindung
n i cht nur zwischen H a nnover und Berlin ist , sond ern die v om Westen Europas bis
n a ch Warschau und Rußland reicht und diesem An sturm n i cht mehr standhalten
k a n n . Wir streiten u n s derzeit darüber , wie man diese Autoba hn a u c h unter öko­
logischen Bedingungen erweitern kann . Unsere Stadt ist durch diese Autobahn
bela stet . Wenn dort ein Auto verunglückt , ist in d e r Stadt a lles dicht , weil
die Verkehrsströme s o stark sind , daß u n sere Straßen ihnen heute nicht mehr
- 251 -
g�nügen .
Wenn ich d ar f , möchte ich Ihnen noch e i n b ißchen erzählen , wie es uns hier
n a ch der Wende ergangen ist . Wir haben sie ja hautnah erle b t . Anläßlich der
Ö ffnung der Grenzen sind wir mit staunenden Augen , Ohren und Herzen i n die
Orte g eg a n g e n , d i e früher im Sperrgebiet lagen und die wir j etzt erstmalig
nach v i e l e n , vie len Jahren besuchen konnt en . Viele Menschen in dieser Sta dt ,
die d i e Vorkriegsz eit nicht mehr erlebt haben , sind z um ersten M a l in d ie s e
Orte g e k omme n . W i r h a b e n mit staunenden Augen gesehen , w a s hinter dem
Sta ch eldra h t z a u n gewesen ist , den wir von uns aus nicht überwi nden und
überb l i c k e n k onnten .
Wir s i n d a u c h in Berührung mit den Menschen dort gekommen , die in großer Be­
geisterung und E u phorie z u uns kame n . An d e n Sonntagen , a l s die Grenzen geöff­
net wurde n , standen die Leute mit Wahnsinns schreien in den Autos , nachdem sie
stun d e n l a ng a u f der Autobahn gestanden h atten und warteten , endlich durchge­
lassen z u werden . Wir hatten Besuch a u s Brandenburg . Oie L eute hatten 14 Stun­
den g e s t a nden und kamen mehr oder weniger vergiftet bei uns a n ( H eiterk e i t )
bei s ch önem H o chdru ckwetter ; die Auto b a h n l a g unter einer D u nstwolke v o n
Autoa b g a s e n . Wir mußten die Leute e r s t e i nmal gesundpäpp eln , damit sie wieder
nach H a u s e fahren konnten .
( Heiterk e it )
Die E i nwohner der damaligen DDR haben i n la ngen Schla ngen vor u n serem R athaus
und dem P o stamt gestanden , um das Begrüßungsgeld i n Empfang z u nehme n , und
zwar mit d a n k barem Herzen und mit offenen Augen und Ohren . D a s k a nnten wir
alles nicht . Wir konnten uns nicht vorste l len , warum man wegen 100 DM s o weite
Reisen a u f sich nahm und stundenlang a n sta n d , um in den Besitz dieses wenigen
Geldes z u k omme n .
Später haben s ie d a n n unsere Ka ufhäuser hier überflutet , um e i n z u k a u fe n . Es
haben Umarmu ngss zenen stattgefunden . Wenn wir mit unseren Autos in die damals
noch bestehende DDR hinüberfuhren - zur Z e it von de Maiz iere - , wurden wir mit
Schei nwerfern a n g eblinkt , und es wurde aus den Fenstern gewun k e n ; so groß war
damals die Bege isterung .
Meine D amen u n d Herren , viel ist davon n i cht mehr geblieben . A u f der e i n e n
Seite h a b e n w i r durch d i e Wende e i n e n gewissen Aufschwung in u nserer Stadt
erleb t . Wir h a b e n Gewerbeansiedlungen b e k ommen . Gegen über I hrem Tagung s hotel
ist ein ehemaliges Möbelwerk , das vor einiger Zeit in Konkurs geraten war und
j et z t g l ü c k l icherweise wieder mit einer neuen F irma besiedelt ist . Wir haben
auch e i n a nderes größeres Gewerbegebiet , d a s durch Konk urs stillag und j etzt
auch wieder v o n F irmen bevöl kert ist . Wir haben auch eine Neuansiedlung e iner
Bra u n s chweiger F irma hier , die Motorradhe lme herstel lt . Insofern ist das alles
g a n z s ch ö n .
Aber inzwischen fallen die Z uschüsse , die wir früher a ls Gren z l a n d bek ommen
haben , s u k zessive weg , und die Zuschüsse gehen j etzt nach Magde burg . N u n
l i e g e n w i r i n K o n k urrenz m i t unseren N a c h b arn und stehen unter d e m Dru c k , daß
ansiedlungsfreudige F irmen u . U . lieber 4 0 Kilometer weiter n a c h Osten gehen ,
weil dort d i e Zuschüsse erheblich höher s i nd als bei uns , obwohl wir h i er noch
lange n i cht d e n Status erreicht haben , den wir hätten , wenn es diese
40-j ä hrige Gre n z s ituation n icht gegeben hätte . Wir hinken hier also trotzdem
noch h interher , s ind a ber doch guten Mutes , den Anschluß a n ein normal e s
Niveau z u finden .
- 252 -
Allerdings haben wir - das möchte ich a u c h sagen - durch die Hilfe von Bund
und Land im Rahmen der Stadtsanierung Erhebl iches zur Gestaltung des
Stadtbildes uns erer k l einen Gemeinde tun könne n . Wenn Sie durch die Stadt
gega ngen sind , werden Sie ges ehen haben , daß es i n zwischen wohl ein - wie uns
von a nderen gesagt worden ist - a nsehnliches Gemeinwesen ist , und wir freuen
uns darüber , daß wir uns eren Gästen auf diese Weise gewisserma ßen eine " g ute
Stube" zeigen könne n .
Zu den menschlichen Bez iehungen sollt e v i elleicht noch folgendes gesagt
werd e n . Im L a n dkreis Helmstedt arbeiten schät z ung sweise etwa 1000 Pendler von
drüben , die bei uns einen Arbeitsplatz gefunden haben , während natürlich
umge kehrt k a um j emand von uns drüben arbeitet . Auf der Verwa ltungsebene ist
d a s a l lerdings a nders . Es g i bt schon etliche j un g e Beamte , die dem Ruf n a ch
Magdeburg in d i e n e ugebildeten Ministerien folgen und dort wahrs cheinlich auch
eine bessere Karriere erwarten k ö nnen als h i er . D a s macht u n s "einige Sorgen " ,
denn es gehen j a n icht die Sch lechtesten weg , sondern die Besten . Manchmal
s p i elt die Besetzung der Ämter doch - vor a l l em beim Landkrei s , der ja in
Helmstedt unmittelbar a n der Grenze a n gesiedelt ist - eine Rolle .
Aber das werden wir wohl schaffen . Wir , die Sta dt Königs lutter , haben eine
Partners chaft mit ei ner noch kleineren Stadt , mit Gommern - das liegt östlich
von Magdeburg - , und uns ere Verwaltung h i l ft dort intensiv am Aufbau mit .
Meine Damen und Herren , ich b i n auch a u f Ihre Veranstaltung da durch etwas vor­
bereitet , d a ß ich umfangreiche Unterlagen erhalten ha be . Aber ich möchte Ihnen
auch noch eine kle ine Geschichte dazu erzähle n .
I c h war verre ist und wohnte bei meiner Cousin e , die bei F r a n k furt lebt . Am
Sonntagabend kam der Fern seh bericht über Ihren Eröffnungsg ottesdienst i n
u n serer Stiftsk irch e , d i e w i r a l s " Dom" b e z e i chnen . D a s a g t e ich : "Da b i n ich
am Mittwochvormittag , um dort die Begrüßung vorzu nehmen . " D a stand meine Cou­
s in e a u f , griff in ihren Schrank und reichte mir das SChriftstück , das ich
hier in der Hand ha lte . Sie ist Synodale i n der Hessen-Nassa u i schen Landeskir­
che . I n diesem Schriftstück steht etwas zur L a g e der K irchenprovinz Sachsen .
D a s ist e i n Bericht von einem Oberkirchenrat H orst Hoffmann a u s Magdeburg , ein
langes Ding , i n dem er beschre ibt , i n welcher Verfassung die P a storen drüben
sind . Er hat auch ein s c hönes Computerbild des Magdeburger Doms beigefügt .
I ch habe d a s mit A u fmerksamkeit gelesen und k ö nnte auch Etliches d a z u sagen .
I c h hätte Lust d a z u , aber die Zeit erlaubt es mir n i cht .
Nur : Diese Schwierig keit e n , die dort beschrieben werden - Sie werden wohl auch
einiges kennen - , im k irchlichen R a um , g i bt es natürlich a u c h im
a l lgemein-me nschlichen Bereich . Unsere Bürger hier , die d i e Verhältnisse
früher n icht s o geka nnt h a be n , fra gen s i ch oft : Warum denken eigentlich die
Menschen dort drüben s o v iel a nders a l s wir hier? Manche Menschen verstehen
das n icht ; s i e haben b i s heute n icht begriffe n , was realer Sozial ismus wa r .
Und u n s scheint e s manchmal s o z u sein , d a ß d i e Men schen drüben fragen : "Wenn
wir nun schon ein neues Auto gekauft haben , wenn wir die neuen West -Sachen
k a u fe n und wenn wir i n den Westen reisen - warum müssen wir uns denn n u n noch
mehr umste llen? S o u n gefähr s cheint drüben d i e Meinung z u sein . Der
Unterschied zwischen dem , was drüben war und wa s heute g e k ommen ist - vor
a llem a u ch mit der E inführung der D-Mark - bedeutet eine Entwi c k l ung , die
manche dort s o nicht erwartet haben . E s wird n o c h v ieler Geduld und Toleranz
bedürfen , um diesen Unterschied wirklich z u bewältig en .
Andererseit s , meine Damen und Herren , stehen wir d e n Magdeburgern schon z iem­
l i ch nahe ; wir sagen hier n icht " Magdeburg " , sondern wir sagen hier
" M a chdeburg " , wie es die Mag deburger s elbst auch tun .
- 253 -
Meine Damen und Herre n , zum Abschluß viellei cht noch eine Bemerkung a u s meinem
einfachen evangelisch- lutherischen Verständn is : Ich möchte Ihnen wünschen , daß
der Herr Jesus Christus bei I hnen war und �er Heilig e Geist Sie begleitet hat .
(Beifa l l )
Präsident Veldtrup :
Herr Bürgermeister Schneider , haben S i e herzlichen D a n k für Ihr Grußwort . I c h
d en k e , es ist gar n icht so dumm , erst am Ende e i n er Synodaltagung z u k ommen ,
weil man dann a u c h eine Beurteilung seitens der G ä ste mitnehmen k a n n , und die­
s e Beurteilung k a n n - wie ich meine - la uten : Wir haben n icht nur Ihre schöne
Stift s k irche oder I hren " Dom " auf u n s erem P l a k a t gesehen , bevor wir a nreisten ,
sondern wir hatten - j edenfalls die meisten v o n u n s - a u c h · Gelegenheit , Ihre
s chöne Stadt zu sehen , die sicherlich reizt , wiederzukommen .
( Z u ru f : Wann denn? )
- N u n , zumindest a u f der Fahrt von und zum Dom .
( H eiterk eit)
D i e meisten haben ohnehin gesagt : Bisher kennen wir Königslutter nur von der
Autobahn und der Beschi lderung , auf der steht : " Autoba hnausfa hrt
Königslutter" . Jetzt wird es uns . reiz en , wieder h i erher z u kommen . Das ist
doch ein gutes Lob für I hre Stadt . Wen n das d a n n a u c h noch i n die Tat
umgesetzt wird , wird sich die Kommune s i cherlich freuen .
Herzlichen D a n k für die freundliche Aufnahme und I hr Grußwort !
( B e i fa l l )
D a e s Aufgabe d e s Präsidiums · nicht n u r ist , a l l e T a gung sordn ungspun kte a b z u ­
wickel n , sondern auch für das leibliche Wohl der S y nodalen z u sorge n , fürchte
ich j et zt doch , trotz gewisser Bede nken des Vorbereitungsausschusses eine
Kaffeepause a n s a gen zu müssen . Das körperliche Wohl geb ietet dies e i n fa c h ,
denke ich .
Ich b itte S i e a ber , um 1 1 . 15 Uhr wirklich pünktlich wieder hier zu sein . Wir
wollen versuchen , die vorgesehene Aussprache zugunsten der
Arbeitsgruppenarbeit z u kürzen , wenn .es möglich ist . I c h sehe im Augenblick
keine a n dere Mög lichkeit .
I c h bitt e , p ü n ktlich um 1 1 . 1 5 Uhr wieder hier zu sein .
( U nterbrechung : 10 . 55 Uhr)
Präsident Veldtrup :
Meine Damen u n d Herre n , wir setzen die unterbrochene Vormittagssitzung fort .
Kraft :
Verehrter Herr Prä s ident ! L iebe Konsynodale !
Sie b e kommen j et zt k e i n Kunstwerk , k e i n P u z zl e , k e i nen großen Vorspruch ,
s o ndern nur einen ersten Vorschlag . D a s Spru chkollegium muß erg ä n z t werden .
- 254 -
N a chdem Dekan H e inrich Herrma n n s aus Memmingen zum Landesbischof gewä hlt
worden ist , ist eine N a chwahl für d a s Spruchkollegium nötig . Der
Nominierungsausschuß schlägt Ihnen Herrn Peschke a u s der Bayerischen
L a n d e s k irche vor .
Herr Präsident ,
wie ist j etzt d a s Verfahren gedacht? - I.ch beantrage offene Abstimmung .
Präsident Veldtru p :
Vielen D a n k . G i bt es Widerspruch gegen diesen Antrag von dem Konsynodalen
Kraft , hier offen über die Ergä n zung des Spruchkolleg iums a bzustimmen? - Das
ist o ffenbar n icht der F a l l . Wer will sich dem Antrag des Nomin ierungsaus­
schusses a n schließen , den b itte ich um das Hand zeichen . - D a s ist d i e Mehr­
heit . - Gegenstimmen? - K e i n e ! - Enthaltungen? - Eine Enthaltung . Damit ist
d i eser Vors chlag bei e i n er Enthaltung so angenommen worden .
Herr Kraft , b itte tragen Sie weiter vor .
Kraft :
D i e n ä chste Schularbeit des Nominierungsausschusses war , I hnen einen Vorschlag
für d e n Bischofswahlausschuß z u ma chen . Hier ist uns tatsächlich etwas N e ues
e ingefallen . Sie können unter drei Theologen wählen , a b er Sie dürfen nur eine
Stimme abgebe n . I c h sage d a s · wegen der vielen ungültigen Stimme n , die wir
leider schon z u beklagen hatte n .
Für d i e Wahl des 'Bischofswa hlausschusses schlägt Ihnen der Nominierungs a u s ­
s chuß folgende Ka ndidaten vor :
Oberk irchenrat Jens H ermann Hörcher aus Nordelbien oder Sup erintendent Dr .
W erner Monselews k i , H a n n over , oder Pfarrer Peter Vogel a u s Sachsen .
Wie gesagt : drei K a n didaten , a b er nur eine Stimme .
F erner gehören dem Bis chofswahlausschuß vier Nichttheologen a n . Der Nominie­
rungsaus s chuß schlägt I h nen für d i e Wahl zehn Kandidaten vor, von denen Sie
j edoch höchstens vier N amen a nkreuzen dürfen :
Frau Or . Ursula Böning a u s Ba yern , Frau Professorin Roseline F orch a u s
Hannover , Kreiskirchenrat Stefan Große aus Thüringen , Frau Sieghilde
Hoerschelma n n , Norde l b i e n , Frau Or . Gerda Matthiessen-Garbers aus
Bra u nschweig , Oberkirchenrätin Hann elore Leuthold a u s Sachsen , I ngeborg
Weißenfels aus Ba yern , K irch enmu s i k d irektor i . R . Gottfried Wiese , der n i cht
hier , a b er vielen von Ihnen b e k a n nt ist , aus Hannover sowie Dr . Michael
Winck ler aus Schaumburg-Lip p e .
Von diesen genannten Namen können Sie höchstens vier K a n didaten a n kreu zen . Zu
Ihrer I n formation : D i e Bischofskon ferenz hat bereits Oberkirchenrat Birkhölzer
a u s B a y ern und Landessuperintend ent Dr . Dröman n , H a n n over , i n den Bischofs­
w a h l a usschuß gewählt . E s ist j etzt also Ihre Aufgabe , a u s d e n drei Theologen
einen z u machen
( Heiterkeit)
und aus den vielen N i c httheologen h ö chstens vier . D a nk e .
- 255 -
Präs ident Veldtrup :
Vielen Dank für diesen Vorsc hlag , Herr Kraft . I c h kann nur in Abwandlung I hrer
bisherigen E inleitungen sagen , wir haben es s c hwer . Ich meine , es liegt nahe ,
das Ganze s c hri ftl i c h zu machen ; h ier eine mündli che Abstimmung durchzuführen ,
wäre wohl s ch ier unmög l ic h , zumal eine schriftl iche Abstimmung die Sache auch
beschleunigen würd e . Ich rege also von daher a n , mit Stimmzetteln z u wählen .
( Zustimmun g )
- I c h sehe , daß das m i t Sicherheit die erforderliche Unterstützung findet .
K ra u s e :
Herr Präsident ,
wir h a b en gerade gemerkt . , d a ß wir nicht genau wissen , was der B i schofswa h l ­
a u sschuß überha upt zu t u n hat .
Präs ident Veldtru p :
Z u r Erlä uterung : Der Bisch ofswa h l a u s s ch u ß h a t präsent z u sein für den F a ll ,
daß der Le itende Bischof aus Gründen , die n i c ht un bedingt in seiner Person z u
l iegen brauchen , nicht m e h r i n d e r L a g e ist , s e i n Amt a u s z u ü b e n bzw . w e n n die
Wahlperiode a bläuft - das wird in zwei Jahren s e in - , sich rechtzeitig d a für
z u rüsten , einen neuen K a ndidaten z u finden und d a n n auch dafür z u sorg en , d a ß
er bereit ist , z u kandidieren . Ich glaube , d a s ist immer d a s Schwierigst e .
D a s ist die Aufgabe des Bischofswahl ausschu s se s , der also ständig präs ent sein
m u ß für den F a l l , d a ß unser Leitender Bi�chof - der Himmel möge das verhüten nicht mehr in der Lage sein sollte , sein Amt a u s z u ü ben bzw . um eben spätestens
in zwei Ja hren für eine Neuwahl einen neuen K a n d idaten vorzuschlagen . D a s ist
die Aufga b e . I st damit der I n formationsbedarf gedeckt? Das scheint der F a l l zu
sein .
I c h bitte j etzt , die Stimmzettel aus zuteilen und dann möglichst zügig wieder
einzu sammeln . Wir möchten die j et zt k ommende P a u s e dazu benutz e n , die Stimmen
a u s z u z ä h le n , damit Sie dann a lsbald in die Arbeitskreise gehen können und
dadurch j et z t nicht irgendeine Verzögerung e i ntritt .
Meine Damen und Herren ,
mein gutes Gewissen , der Bruder Schul z e , erinnert und ermahnt mich immer
dara n , daß ich verges sen habe zu fragen , ob es noch weitere Vors chläge aus der
Mitte der Syn ode g ibt . Das ist völlig richtig ; denn diese Frage muß gestellt
werden . I c h war einfach nur dankbar d a für , d a ß der Nominierung s a u sschuß mit
der Arbeit fertig wa r . Dank der Fülle der vorg eschlagenen N amen kam ich gar
nicht auf die I de e , noch z u fragen . Ich tue e s j et zt a b er trotz dem : Gibt es
weitere Vors chläge z u den genannten Namen - s e i es z u den The olog en , sei es zu
den L a ien? - D a s ist offenbar nicht der Fall . Dann danke i c h I hnen .
I c h frage j etzt , ob a l l e Synodalen in zwischen mit Stimmzetteln versorgt s in d .
( Z urufe)
- Zumindest die Stimmzettel für die Theologen liegen a llen vor . Wäre es viel­
leicht möglich , daß dann , wenn gleich die Stimmzettel eingesammelt sein
werden , zwei hohe Beamte des Kirchenamtes die weiteren Stimmzettel s chon aus- 256 -
'teilen , um das Ganze zu beschleunigen? I st das ein ungebührliches Beg ehren ,
oder wäre das einmal möglich?
Meine Damen und Herren ,
es wird zu Recht darauf hi ngewies en , daß wegen der landsma nnschaftlichen oder
l a n d e s k irchl ichen Verteilung das von mir eben angedachte Verfahren gar nicht
a ngängig ist , Wir müssen erst das Ergebnis der Wahl des Theologen feststellen ,
damit feststeht , ob z . B . Nordelbien oder Thüringen oder wer a u c h immer über­
proportional vertreten sein würde b e i der Wahl der Laien . Deswegen s chlage ich
v o r , daß j etzt die Stimmzettel einges ammelt werden , daß wir die Wahl dann
unterbrechen , und ich Ihnen das Ergebnis heute na chmittag bekan nt gebe . Dann
erfolgt der zweite Teil der Wahl . I c h glaube , das ist im I nteresse a ller und
a u ch im I nteresse des Thema s .
Während d i e Stimmzettel eingesammelt werden , darf ich noch a u f folgende Dinge
h i nweis e n . Zum einen liegen noch wenige E x emplare des gestern schon von Frau
Hoers chelmann zitierten Buches " D er ganze F i sch war voll Gesang" von un serem
v erehrten Referenten vom gestrigen T a g , von Herrn Profe s s or D r . Hert z s c h ,
dra u ße n . D a s ist al lerdings genauso wenig wie die B ibel mit G o l d s ch nitt oder
d i e Drdner v om Gemeindekolleg so m it zunehmen , sondern Sie s in d gebeten , d a für
den Betrag von 12 , - DM a n Herrn D r . R e ller z u zahle n .
Schließlich liegen , nac hdem Sie sich zum Teil schon bedi ent haben , noch einige
B i b e llesebücher draußen , die nichts k osten . Ich glau b e , nur noch bei mir
l iegen e i n ige "Ak zente - Almanach zur Bibel" , die auch k o stenlos s i n d . An
dieser Stelle dürfen wir Herrn Landes b i schof D . Dr . Hanselmann a l s
Vorsitzenden d e r Evangelischen B u c h h il fe für diese Bü cher g a n z herzlich
danken , d i e uns freundlicherweise z u r Verfügung gestellt worden sind .
Herr L a n desbischo f , nehmen Sie freundlicherweise den D a n k a n ; a l s Vorsitzenden
d ü rfen wir Ihnen das ja si cher mit a u ftragen . Vielen Da n k .
( B e if a l l )
I c h fra g e nun , ob a l l e ihren Stimmzettel abgegeben haben . Jetzt zurück zu unserem Thema ! Wir meinten im Präsid ium - i c h g l a u b e , ein
großer T e i l der Mitsynodalen ist un serer Meinung -, d a ß es dem R e ferat und den
A u s führungen von Herrn Professor D r . Hertzsch nicht gerecht würde , wenn wir
d a s , was e r in so abgerundeter und hervorragender Weise v orgetragen hat , noch
groß d i s k utierte n .
( B e i fa l l )
S i e hatten Gelegenh eit , d a s i n d e n k l einen Gruppen z u tun , u n d w i r da chten ,
d a ß es dort besser a u fgehoben ist a l s hier im Plenum .
{ Be i f a l l )
- Dann darf ich d i e s e Zustimmung m i t einem nochma l igen D a n k a n H errn Professor
D r . Hert z s ch verbinden , der uns in einma liger Weise in die Thematik e i ngeführt
hat . Wenn das so gelingt wie Ihnen , Herr Professor D r . Hert z s c h , und wenn das
d a z u führt , daß sonst sehr kritische Synodale - wie Sie gemerkt h a b e n - d a z u
n i c ht m e h r das Wort nehmen wollen , k a n n ich nur sagen , d a ß das e i n e
Meisterleistung ist , f ü r die w i r I h n e n n o c h einmal ganz h e r z l i c h d a n k e n
möchten .
( B e ifa l l )
- 257 -
Als nächstes ist zu der Thematik zu berichten , zu der ein Vorschlag für einen
Brief auf Ihre Tische gelegt worden ist . Herr Professor Dr . Härle wird k urz in
dieses Werk einführen .
Prof . Dr . Härle :
Herr Präsident ! Verehrte Konsynoda l e !
Der Redaktionsa usschuß , der a u s sieben Personen bestand , hatte d e n A u ftrag ,
für heute den Entwurf eines Offenen Briefes an die Gemeinden , Dienste u n d Wer­
ke vorzulegen . Wir haben dabei vor a llem dank bar von einem umfangreichen Vor­
entwurf G ebra u ch gema c ht , den Herr Dr . Reller zur Thematik erarbeitet hatt e .
Wir haben uns bemüht , i h n energisch z u verkürzen u n d redaktionell gründlich z u
bearbeiten u n d umzustellen , andererseits a ber d o c h a uch m i t Elementen a n z urei­
chern , die auf dieser S y n odaltagung eine R ol le gesp ielt haben : einmal Grundge­
danken von Herrn Profes s or Dr . Hertzsch in s e inem bewegenden Vortrag - das ist
vor allem im v ierten und fünften Absatz unten auf Seite 1 und oben a u f Seite 2
wiedergegeben - ; sodann den ersten Grundgedanken von Landesbischof Dr . Hempel
in seiner für mich ebenfalls sehr beeindruckenden Abenda nda cht am Sonntag "Was heißt das eigent l i c h : Gottes Wort halten?" Das finden Sie am Ende des
vierten Absat z e s : " Mit der Bibel leben heißt desha l b : dara u f hoffen , daß Gott
durch sein Wort aüch i n unsere künftigen Lebenssituationen hineinsprechen und
uns erreichen wird . " Ich hoffe , daß wir das z utreffend a ufgenommen haben .
Schließlich ist zu nennen das Motiv , das der Herr Leitende. Bischof seinem
Bericht gegeben hat , a m Ende unseres Textes mit der Z u spitz uhg a u f das " verbum
Dei manet in aeternum" - Gottes Wort bleibt i n Ewigkeit .
Unser selbstgesetztes Z i e l war , Ihnen einen Brief vorz ulegen , der a u f k e inen
Fall länger als zwei Seiten ist . Das schien uns p s y chologisch notwend ig . Zwei
Seiten und trotzdem . eineinhalbze ilig - das s ind die be iden Konditionen , unter
denen der Brief überh a u pt nur eine Chance hat , wirklich gelesen zu werd en .
Deshalb möchten wir auch j etzt schon bitten : Wenn Sie Erweiteru ngsvorschläge
haben , machen Sie es b itte wie bei Haushaltsberatungen und l i e fern Sie einen
Dec kungsvorsch lag . Sagen S i e dann , wo stattdessen g e k ürzt werden müßte . Daß
man tausend wichtige Dinge ergänzen kann , ist uns klar .
I c h gehe j et zt den Text g a n z kurz durch . S i e können in den acht Absätzen j e ­
weils zwei , drei Worte unterstreichen , und dann merken Sie , welches der rote
Faden ist , der sich durch den Text hindurch z ieht .
Im ersten Absatz wird das Phä nomen " Jahr mit der Bibel" k urz v orgestellt und
benannt .
Im zweiten Absatz werden vier Gruppen von Adressaten benannt : Menschen , die
die Bibel ni cht k e nnen , die sie beise ite gelegt haben , die regelmä ßig mit ihr
Umgang haben und Christen aus verschiedenen K irchen .
Im dritten Absatz geht es um " B ibel neu entdecken" - so daß es nicht nur für
die Fernstehenden , sondern auch für die sogena nnten Nahen immer wieder eine
Aufgabe und ein Abenteuer ist .
Viertens : In der Bibel " G ott begegnen" und von daher erschließen , welchen Sinn
es hat , die Bibel a l s " Wort Gottes" z u b e z e ichne n .
Im fünften Absatz geht es um "das Fremde , H er a u s fordernde und Widerstä ndige" ,
das uns damit begegnet und z ugemutet wird .
Im sechsten Absatz geht es darum , daß die B i b e l ein " ö k umen { sches B u c h " ist ,
das a u ch zum gemeinsamen Lesen einlädt .
- 25B -
Im siebten Absatz ist davon die Rede , daß es " unterschiedliche Arte n " des
Zugangs gibt , sodann wird die Vielz ahl der vorh a ndenen H i lfen , schließlich
werden d i e trotzdem bestehenden Schwierigkeiten genannt .
Achtens und letztens : Oie Einladung z ur Beteiligung und da z u , d i e Arbeit mit
der Bibel zu einem " S chwerpunkt der kirchlichen Arbeit" im J a hr 1992 z u
ma chen .
Unser Vors chlag ist , daß Sie in den Arbeitsgrup p en , wie s i e gestern ' ex istiert
haben , nun diesen Text sorgfältig miteinander durchlesen und bedenken können .
Je präz iser Ihre Ä nderungsvorschläge sind , desto leichter wird es für die
Arbeitsgruppe sein , sie in der Mitta gspause in irgendeiner F orm z u
verarbeit e n , s o daß wir I hnen möglichst z u Beginn der N a c hmittagssitzung eine
revidierte Fassung vorlegen können .
,
I c h möchte a llerd ings a u c h davon a u sgehen können , daß Grupp e n , d i e z u einem
Absatz k e i nen Ä nderungsvorschlag gemacht haben , so verstanden werden dürfen ,
daß S i e damit dem T e x t zustimmen , so daß wir nicht j edem Vorschl a g , der ir­
g endwo a u ft a u cht , folgen müssen , sondern auch sehen , daß beispie lsweise acht
Gruppen d a z u nichts gesagt haben , den Text also offensichtlich g ut finden .
Viele von Ihnen nicken . I c h weiß n icht , ob der Herr Prä s ident d a s noch in eine
a ndere Form der Meinungsbildung kleiden will . Für uns als Reda kt ionsteam
reichte eine solche Vera bredung .
( Beifall )
Präsident Veldtrup :
Vielen D a n k , Herr Professor Dr . Härl e .
I c h darf vorschlagen , d a ß j eder Einberufer einer j e den Gruppe e i n E x emplar
mit Ä nderungsv orschlägen oder ohne j e den Ä nderungsvorschlag , in j edem Fall
versehen mit der Nummer der Grupp e , a n Herrn Professor Dr . Härle zurückgibt .
Wenn ich vom Ministerium eine Weisung bek omme , ich möge Stellung n e hm en , heißt
es immer : " F ehlanzeige ist erforderl ich " . Viellei cht k ö n n e n wir das in diesem
Sinne auch s o handhaben - mit der Bitte , a n z u ze ig en , wenn keine Ä nderungsvor­
s chläge vorgelegt werden , damit n icht versehent lich vergessen wird , I hnen et­
was z u geben und na chher eine gewaltige Diskussion entbrennt .
Im übrigen können wir j et zt in die Mitta gspause eintret e n . I c h k a n n nur - frei
n a c h Luthers Morgen- und Abendsegen - sagen : Nicht flugs irgendwohi n , sondern
flugs an die Arbeit .
Wir setzen die Tagung um 14 . 30 Uhr fort , und ich wäre I hn e n sehr d a n k b a r , wenn
Sie pünktlich wieder h i er wären , damit wir in der Arb eit zügig vora n k ommen .
( U nterbre chung : 1 1 . 40 Uhr)
Wiederbegin n : 14 . 35 Uhr
Präsident Veldtru p :
Darf ich S i e bitten , Platz zu nehmen . Wir setzen die zur M ittagspause unter­
brochene S it z ung fort .
Z u nä chst kommen wir zu dem Vors chlag für den Offenen Br i e f . I c h bitte die
S y node , damit einverstanden z u sein , mit dem Brief z u b eg i n n e n , weil Herr
Professor D r . Härle früher weg muß .
- 259 -
Offenbar s ind die Reda k t i o n s arbeiten doch noch nicht beendet .
I c h schlage vor , daß i c h dann zunächst das Ergebnis der W a h l zum Bischofswa hl­
aussc huß für das theologische Mit Q lied beka nntge be . Es s i n d 74 Stimmen abgege­
ben worden . Davon entfielen auf Herrn Hörcher 26 Stimmen , auf Herrn Dr . Mon­
selewski 15 Stimmen und a u f Herrn Vogel 30 Stimmen .
Nach der Geschäftsord nung ist der Kandidat gewählt , der die meiste n Stimmen
erhalten hat . Ich stelle fest , daß Herr Vogel als Mitglied gewählt worden ist .
I c h kann ihn leider j et zt n i cht fragen , ob er die Wahl a nn immt . Aber gut , das
mache ich dann später .
Des weiteren schlage i c h vor , j etzt ' den zweiten Wahlgang a n z u s c h ließen ,
nämlich die Wahl der L a i e n v ertreter im Bischofswa hlauss c h u ß . Darf ich fragen ,
ob die Stimmzettel fertig sind . Nein?
( Schimanski -Wu l f f : S i e müssen frag en , ob noch mehr Vorschläge da s i nd ! )
D i e Vorschläge sind vorhin s c h on genannt und sind an S i e mit verteilt worden .
Es h a ndelt s i ch um d a s S c hreiben , das ich unter zeichnet h a b e . Es stehen die
N amen von zehn Kandidaten dara u f , von denen Sie nur noch vier a n kreuzen mög e n .
( Z uruf : W a s i s t mit d e n Stimmzetteln? )
I c h hatte gefragt , ob s i e fertig s in d . Das , konnten S i e n icht wissen . Das war
eine Frage a n s Büro . A b er j etzt hat ein Mitarbeiter des Büros sie in der Ha nd ,
u nd deswegen bitte ich , d i e Stimmzettel j etzt a u s zuteilen , Herr Köh ler , selbst
wenn weniger da s i nd . Und ich bitte auch zu zählen .
Z ur Geschäft s ordnung Frau Thiesse n , bitte .
Frau Thiessen ( z ur G e s c h ä ft s ordnung ) :
Herr Präsident , hier s i n d s o viele leere Plätze , a ber die S y nodalen sind j a
für uns tätig . Ich weiß n icht , o b wir dann wählen sollte n , o b e s n icht rich­
tiger ist , j ema nden dort h i n zuschicken und zu sagen , sie mögen z u r Wahl her­
k ommen .
Präsident Veldtrup :
Frau Thiessen , d a s ist sehr nett , aber wir haben angekün digt , d a ß die Sitzung
um 14 . 30 Uhr fortgesetzt wird . Und es ist im Deutschen Bundestag a uch durchaus
ü b l i c h , d a ß dort ma nchma l l e ere Plätze sind . Wir haben die Sitzung fortge­
s etzt , und ich h a be k e inerlei Bedenken weiter zuma chen .
Dr . H a sselma n n :
Herr Präsident , ich bitte n och einmal um eine E r k l ärung dess e n , was Sie heute
morgen sagten , welchen E influß die vollzogene Wahl auf den j et z igen Wahl zettel
hat . Das ist mir nicht g a n z k la r .
Präsident Veldtrup :
I c h wollte damit nicht etwa s Bestimmtes erreich en , sondern wollte nur darauf
h inweisen , d a ß die L a n d e s k irchen möglichst gleichmäßig beteil igt sind . Mein
H i nweis war deshalb , d e n ersten Wahlgang zunächst durch z u führen für die Theo- 260 -
logen , um fest z u s te l l e n , aus welcher La ndesk irche der Theo loge stammt . Danach
erst sollten d i e v i e r L a i enmitglieder gewählt werde n , um eine g l eichmäßige
Beteiligung der K irchen z u erreichen . Das war meine Anregung , der Sie n a ch­
k ommen können , aber j et zt , bei der Wahlhandlung , n i cht nachkommen müssen .
( D ie Wahl wird vorge nomme n )
S i n d die S t immzettel a l l e abgegeben? D a s scheint so z u sein . D a n n schließe ich
auch diesen Wahlgang .
Ich darf zwischendurc h , weil v iele nach dem B u c h " Maria , die Mutter unseres
H errn" fragte n , folgendes sagen :
Wir haben h i n u n d her b e sprochen und den Synodalen folgendes anzubieten : Die
Interessenten . k ö nnten s i c h bei Herrn Dr . Kießig in eine Liste eintragen und
das Buch z u e i n em Preis mit Ra batt bez iehen . Wenn S i e es also erwerben möch­
ten , dann tragen S i e sich freundl icherweise mit Ihrer Anschrift in die L i ste
ein , dann bekämen S i e das Buch über das Kirchenamt z uges chickt . Z u einem Frei­
b e z ug k onnte ich m i c h , ehrlich gesagt , · nicht durchringe n ; denn ich meine , wenn
wir damit a nfang e n , dann brauchen wir einen e xtra Titel . D a ich dem Finanzaus­
schuß dank Ihrer W a h l a ngehöre , muß ich ein b ißchen a u f d i e Finanzen der VELKD
a c hten . I c h bitte um N a ch s icht .
( Beifa l l )
D a an dem O ffenen Brief offenbar noch gearbeitet wird , r u fe i c h j etzt a l s
nächsten Tagesor dn u n g s p u n kt d i e Aussprache ü b e r d e n Bericht d e r Kirchenlei­
tung , die Vorl a g e Nr . 1 , a u f . Jetzt sehe ich gerade , daß Herr Präsident
Scharbau n i cht im R a ume ist - das ist natürl i c h nicht g eschickt - , a b er ich
denke , der Herr V i z e präs ident kann ihn würdig vertreten .
( L indow : Er wird sich bemühen ! )
Prima .
Gibt es Wortmel d u n g e n zum Bericht der Kirchen l eitu n g , z u der Vorlage Nr . 1?
Dr . Böning :
Herr Präsident ! Hohe S y n od e !
I c h möchte gern etwas z u m Publizistischen Auss chuß sagen und damit d i e Bitte
verbinden , einem Antrag stattzugeben .
Der Nachrichtendienst d e s . Lutherischen We ltbundes , LWI - Lutherische Welt­
bund�I nformation - , in d e utscher , engl ischer u n d fra nzös ischer Sprache , soll
z ugunsten einer neuen N a chrichtenkon zeption a u fgegeben werden , die dann a u s ­
s chließlich in e n g l i s c h e r Sprache erscheinen s o l l - ich s chaue g e r a d e Frau
Mahn a n und sie s chüttelt den Kopf . - Vielleicht s o l lt e ich das aber doch
vortragen , und S i e sagen dann hinterher etwas d a zu . I c h hatte eigentlich die
Hoffnung , daß Herr P ro f . D r . Mortensen noch h i er sein würd e , aber Sie können
s icherlich genauso gut dazu Stellung nehmen .
I ch fahre j et z t a l s o unter Bezug a u f meine I n formationen fort . Wir haben dar­
über in der l e t z t e n Woche sowohl im Publizistischen Ausschuß der VELKD a l s
a u c h i m L andes a u s s c h u ß f ü r P u b l i z istik in B a y ern g e sprochen u n d unserer großen
Bestürzung Ausdruck gegeb e n , daß die deutsche Sprache in diesem Rahmen so weit
a ufgegeben wird . N a c h m e iner Information verstehen z umindest etwa 60 % der
Mitglieder die deutsche Sprache , und die deutsche Sprache ist doch a uch die
- 261 -
zweite Kommu n i k ationssprache in Europa .
Ich möchte d a z u s chon wegen der wenigen Zeit nicht noch lange Ausführungen ma­
chen , sond ern I hnen eine Erklärung vorlesen , die der L a ndesa usschuß für Publi­
zistik in B a y ern b e s c h lossen hat . Ich möchte S i e bitte n , sich diese Erklärung
zu eigen zu ma chen u n d sie nach Genf weiterzul eiten . Die Erklärung lautet fol­
gendermaßen :
" D er L a ndesauss chuß für P ub l i z istik in der E vangelisch­
L utherischen Kirche in Bay ern hat mit großer Ü berraschung und
Besorgnis z ur Kenntnis genommen , d a ß der L utherische Weltbund bei
seiner p u b l i zistischen Arbeit d i e deutsche Sprache wesentlich
reduz ieren b zw . ganz einstellen wird , statt ihr im Blick auf die
j üngsten Entwicklungen in Europa mehr G e ltung bei zumessen .
Deutschland a l s Land der Reformation und H eimat der Confessio
Augustana kann dies nicht hinnehmen . D i e Verantwortung für die
zweitgrößte Muttersprache i n Europa und alle �enschen dieser Z unge
sowie der a u s Deutschland kommende F i n a n z b eitrag für den
Lutheris ch e n Weltbund veranlassen d a z u , gegen diese Entwic klung im
Lutherischen Weltbund sofort E inspruch z u erheben und ihre
Umkehrung zu fordern . Deutschsprachige I nformationen und
P u b l i k ationen des Lutherischen Weltbundes müssen weiter und i n
vermehrtem Maße gelie fert werden . F a lls dies nicht gesch ieht ,
entsteht e i n Bedarf an eigenständigem H a n d e l n und entsprechenden
sachlichen und finanziellen Konsequenzen . "
Dies ist - wie gesagt - e i n e Erklärung des L andesauss chusses für P u b l i z istik
i n Ba yern . I c h möcht e den Antrag ste llen , die G e nera l s y node möge sich die
Erklärung des L a ndesa usschusses für P u b l i z istik der b a y erischen L a ndesk irche
z u eigen machen und sie n a ch Genf weiterleiten . Vielen D a n k .
( Beifa l l )
Schimansk i -Wvl f f :
Herr Präsident ! Liebe Mitsynodale !
Ich habe eine Frage zu der Seite 19 des Bericht s , und zwar zu P u n kt 8 , Seel­
sorgeausschuß . Dort wird berichtet , d a ß der Ausschuß für Fragen der Seelsorge
eine Handreichung z um Thema "Abendma h l " habe erarbeiten wollen oder erarbeitet
hat - und wohl auch z iemlich fertig geworden ist - und diese Handreichung d a n n
d e r Kirchenleitung z ug e leitet hat . Die K irchenleitung war d e r Meinung , die
H a ndreichung sei theologisch wenig solide und seelsorgerlich zu wenig o f fen ;
ich empfinde diese Formu lierungen als recht schwierig und hätte sie gern bei
Gelegenheit erk lärt bekomme n .
D a s Ergebnis war , d a ß n i chts weiter p a s s iert ist . D i e H a ndreichung wurde nicht
veröffentlicht . Als Gemeindep astor emp finde ich ein großes Defizit in diesem
8ereich und würde mir eine solche H a ndreichung zum Thema "Abendma hl" sehr wün­
schen , gerade i n der erwähnten großen seel s orgerlichen Offenheit .
Es gibt dieses schöne Blättchen der 8ischofskonferenz , a ber das empfinde ich mit Verla u b , liebe Bischöfe - als zu steil und in der Gemeinde wenig
bra uchba r ; d a s muß i c h ehrlich sagen .
I c h finde d a s inhaltlich schade und habe an dieser Stelle auch - n u n b i n ich
Neuling hier - meine Fragen : Wie wird denn mit der Arbeit eines Ausschusses
überhaupt umgegangen , wenn d a n n einfa ch gesagt wird , " da s war n i cht
theologisch solide" und sie i n der Schublade verschwindet?
- 262 -
( Be i f a l l )
Krusche :
Herr Präsident ' L iebe Brüder und Schwestern !
Ich beziehe mich a u f S e ite 24 des Berichts . Dort wird - oben auf dieser Seite
- z um Thema " Gesangbuch" gesagt :
" I m Blick a u f die Gottesdienstordnungen ergibt sich d a s Problem ,
in welcher Weise Impulse der Erneuerten Agende , obwohl diese noch
n icht rezip iert worden ist , i n d a s n e ue Gesangbuch a u fgenommen
werden können " .
Ich denk e , b e i dieser F eststellung k a n n es n i cht belassen werden . D a s neue Ge­
sangbuch ist nur d a n n wirklich anwendbar und wertvol l , wenn die Erneuerte
Agende in vollem notwen d igen Umfang i n das Gesangbuch au fgenommen wird und in
diesem Sinne auch mit der Gemeinde praktiz ierbar i st . Es wird j etzt eine Ü ber­
gangslösung mit dem Gemeindesingheft z u r Erneuerten Agende geben , a ber wir
müssen wohl doch d a m it rechnen , daß das neue Gesangbuch und auch die Erneuerte
Agende i n den nächsten Jahrzehnten maßgeblich für die Gestaltung u n seres
Gottesdienstes sein sollen . Dann möchte ich doch sehr herzlich darum bitten ich spreche h i er a l s Gemeindepfarrer - , d a ß d i e Erneuerte Agende in großem
Umfange und n icht nur impulsweise im neuen Gesangbuch enthalten ist .
Prof . Dr . Kühn :
Herr Präsident !
Ich beziehe mich a u f Seite 17 des Berichts , wo über die Arbeit des Theologi­
schen Ausschusses referiert wird . Und zwar beschäftigt mich der Abschnitt 2 ,
i n dem e s u m die S a kramentsv erwa ltung geht .
Ich nehme mit Verwunderung zur Kenntn i s , d a ß die Mehrheit des Ausschusses die
S a kramentsv erwa ltung durch Nichtordinierte i n gleicher Weise für möglich hält
wie die S a kramentsverwa ltung durch Ordiniert e . I c h möchte darauf hinweisen ,
daß wir im R a hmen des Bundes der Evangelischen Kirchen mehrfach a u c h über
diese Frage gesprochen haben und der dortige Konsens - auch die Un ierten
Kirchen einbegreifend - doch dahin ging , bei der Praxis z u bleiben , daß die
S a kramentsv erwa ltung an die Ordination gebunde n ist .
I c h möchte gerade a u c h nach unserer D e b atte heute früh sag en , d a ß ich es a u s
ö k umenischer Sicht f ü r sehr bedenklich halte , w e n n w i r a l s lutherische Kirche
in diese R i c htung gehen . Danke schön !
( Beifa l l )
Krau se :
Es ist eigentlich eine Ä ußerlichkeit , a ber s ie er scheint mir doch a l s so wich­
tig , daß man sie a n sprechen sollte . I c h bin mir auch bewußt , daß i ch j etzt ir­
gend j ema ndem a u f die Füße tteten werd e ; ich möchte ihm a b er nicht weh tun .
Auf Seite 19 ist u nter dem Abschnitt 7 von der " m is s ionarischen Doppelstrate­
gie" die Rede , von der Motivation z um K irchenaustritt . D a s waren j etzt nur
zwei Schla gworte . Wenn Sie diesen Abschnitt a b er einmal im ganzen lesen , dann
merken Sie : hier wird eine Sache abgehandelt .
- 263 -
G ut , es ist ein I n formationspap ier für eine Sy node ; es ist an sich nicht für
die g a n z große Öffentlichkeit geda cht . Aber ich meine do ch : Auch ein Text wie
d i eser gibt etwas von der Atmosphäre wieder , in der er entstanden ist . Für
mich - ich habe mir das hier einfach so hingeschrieben - k l i n g t das her zlos ,
und ich möchte doch , daß wir ein bißchen herzlicher mite inander umgingen .
K l ee fe l d :
I c h kann genau an diesem Punkt anschl ießen . I c h habe j etzt nicht g a n z verstan­
den , Herr Konsynodaler , was Sie da bes chwert hat . Aber i ch möchte die Frage
stellen : Ist eigentlich den Mitgliedern dieser Genera l s y n od e die Schrift , von
der d a die Rede ist , bekannt?
Wir haben draußen große Berge von P a p ier bekommen - mit und ohne B e z a hlung .
D i e s i st nun die j üngste P u b l i kation der VELK D , und ich h a b e nicht bemerkt ,
daß sie besonders herausgestellt worden wäre . Der Herausgeber sitzt unter uns
- der Konsynod a le v . Loewenich - er hat sogar ein E x emplar bei sich .
Vielleicht kann er es ei � maL hochhalten und zeigen . - Von d i eser S c hrift ist
in dem Bericht nämlich die Rede . Es wurde auch gar nicht gefra gt , ob bei den
Konsynodalen ein Interesse vorhanden sei , dieses Büchlein e i nmal in die H a nd
zu b e k omme n .
v . L o ewe n ic h :
Bruder Krause , herzlos wollten wir i n diesem Büchlein " U nterwegs Erfahrungen"
mit u n seren Schwestern und Brüdern in den Gliedk irchen der ehemaligen DDR
wahrha ftig nicht umgehen . Es ist der Versuch , die Doppelstrategie - also diese
miss ionarische Bewegung des Ö ffnens und Verdichte ns , wie wir sie Anfang der
BDer Jahre entwickelt haben - in A u fsätzen weiter zuschreiben und zu bedenken ,
welche Erfahrungen damit in den verschi edensten Bereichen des k irchlichen
Lebens g emacht worden s in d . Wir haben dann , als sich die Wende a b zeichnet e ,
gesagt : Ü ber solche Erfahrungen gemeindlichen Lebens wollen wir n i c ht allein
von u n s erer Wegstrecke her berichte n , sondern wir wollen Stimmen aus ihren
G li e d k irchen mit hineinnehmen , wohl wiss end , daß j etzt n i c ht die Z e it für
große wissenschaftliche Abhandlungen ist . Vielmehr haben wir K u r z k ommentare
erbeten , ä hnlich wie Christian Möller in seinem Buch ü ber den Gemeindea u fba u .
D a s ist eigentlich gut gelungen . Es ist eine Reihe von K ur z k ommentaren aus der
S i c ht Thüringens , Sachsens und Mecklenburgs - natürlich in der Vera ntwortung
des j eweiligen Verfassers - a u fgenommen worde n , so daß d i e s wirklich ein Buch
ist , das den Dia log über mögliche Wege des Gemeindeaufbaus in d i e Zukunft hin­
ein a nspri cht .
S i cherlich sind die Spannungen auch k la r . Der Erfahru ngs hintergrund ist bei
Ihnen a nders als in den westlichen G l iedkirchen . Aber das m a c ht den Reiz
d i eses B u c hes aus . Sicherlich hat es auch se inen historischen Ort .
D a ß d i e Frage der Minorisierung der Kirche dabei eine Rolle s p ielt wie auch
die Frag e , was wir uns a n miss ionarischer Kraft zutrauen oder w a s wir an
missionarischer Wirk samkeit erbitten , möchte ich nicht verhehlen . Aber ich
d en k e , daß dies a uch ein sehr spannendes Thema ist , das wir in den nä chsten
" Jahren miteinander z u besprechen haben .
I c h möchte a usdrü c k lich darauf a u fmerksam machen : Dies ist keine weltbewegende
Veröffent l ichung . Aber es sind Unterwegs- Erfahrungen , Mark ierungen des
Nachdenkens über die Fragen des Gemeindelebens und des Gemeindeaufbaus in un­
serer Z e it .
- 264 -
Präsident Veldtru p :
Vielen D a n k ! D a n n gebe ich Frau Mahn das Wort , wahrscheinlich zur Bea ntwortung
der ersten Anfrage . B itte !
Mahn :
Liebe Synodale !
Im Ö k umenischen Rat der Kirchen , im Reformierten Weltbund und auch im Lutheri­
schen Weltbund wird z . Zt . ein " E cumenical News Service" geplant . D ieser News
Serv ice ist als ein Organ für Pre s s eagenturen gedacht . Dabei ist tatsächlich
daran gedacht , daß dieser News Service nur i n der e n glischen Sprache er­
scheinen sol l .
Eine Aussage über den LWI in deuts cher , fra n zö s ischer oder englischer Sprach e ,
den es in einer Wochen- u n d Monatsa usgabe g ibt , ist damit noch n icht gemacht
.
.
Die G e fa hr , daß der ENS s oviel Kosten erfordern könnte , daß dann der LWI
überha upt nicht mehr erscheint , besteht . Es ist gerechtfertigt zu sagen :
Unsere Presseag enturen sollen den ENS a u c h in deutscher Spra che erha lte n ; d a s
h i e ß e d a n n a ber a u c h , daß w i r d a f ü r - w e n n w i r es i n dieser F orm fordern F i n a n z e n bereitstellen müssen .
I ch we iß , daß im H a u s h a lt 1992 im Lutheri schen Weltbund Kosten für d a s ENS
j edenfalls noch n icht eing estellt worden s i n d und im normalen Haushalt auch
nicht a u fgebracht werden können , sondern daß s i e i usätz lich eingefordert
werden . Der Wunsch n a ch der deutschen Sprache aus der ökumenischen Zentra l e ,
soll m a n ruhig unterstreichen ; nur , daß hat bestimmt F olgen für uns .
L eitender B ischof Dr . Müller :
Herr Präsident ! Verehrte Synoda le !
Einmal freue ich mich , daß der Bericht der K irchenleitung so Ihre A u fmerksam­
keit gefun den hat . Es ist ein offenes Geheimn i s , daß die Referenten d e s Kir­
chenamtes , die diese . Abschnitte dort , wo es ihre Zustä ndigkeit betrifft , ver­
fa ssen . Hier merken Sie , was dort a n Arbeit geleistet wird .
Was S e it e 19 , den S e e lsorgea usschuß , a ngeht : Der Seelsorgeausschuß hat sich
selber mit dem Thema A b en dmahl schwer geta n . Er hat daran la nge gearbeitet .
D a s ist n i cht immer e i n gutes Zeichen . Wir haben uns in der Kirche nleitung
lange damit beschäftigt u n d waren nicht der Meinung , daß wir das z u u n s erem
Votum machen können . Denj enigen , die hier etwas geschrieben haben , ist es
unbe nommen , es unter eigenen Namen z u publi zieren . Aber s ie können n icht
verlang en , daß wir gegen unsere Auffa ssung etwas übernehmen , was wir
qualitativ nicht für riChtig ha lten .
Zur K irchenleitung gehören im we sentlichen Synoda l e , und die haben genauso
ihre Verpflichtun g , d i e D inge so z u beurte il en , wie s ie das für richtig
halten . E i n Ausschuß arbeitet z u . Wenn die Zu arbeit mißl ingt - so etwas g ibt
es - , d a n n muß man das s o . konstatieren . Im übrigen hat das mit einer Nichtbe­
aChtung von Ausschußarbeit überhaupt nichts z u tu n .
Was die Ha ndreichung zum Thema Abendmahl a ngeht , so k a n n man s i cherlich
darüber unterschiedl icher Meinung sein . Man kann fra gen , welche Z ielgruppe ist
damit gemeint : Sind damit die K irchenvögte gemeint? Sind die P a storin n e n und
Pastoren gemeint oder die Gemeindeglieder? Das ist s i cherlich - vom . Liturgi­
schen Ausschuß damals erarbeitet - n i cht überall ganz klar. Gle ichwohl ist
- 265 -
j edem Theologe n , der das in die Hand nimmt , die Möglichkeit gegeb e n , auch
die sen Text z u interpretiere n , wie er a u c h andere Texte z u interpretieren hat .
Das muß ihm eigentlich aufgrund seiner F a chausbildung möglich sein .
Die Frage n a c h der Ordination hat u n s a u c h in der B i s chofs konfere n z sehr be­
schäftigt . E s g a b und g ibt unterschiedliche Stimmen . E s war ein Thema , das die
Bischofskonferenz bis zum Zerre ißen angespannt hat . I c h sage das g a n z offen .
Wir haben in verschiedenen L a ndeskirchen rechtliche Regelungen , d i e keine
lebenslange Ordination vorsehen , aber g l e i chwohl die Verwaltung der S a kramente
wie auch die Wortverkündigung durch Beauftragte .
D a s ist eine Regelung , die L a ndessynoden getroffen haben . Wir haben d ies z u
respektiere n . Dah inter stehen a u c h gewichtige theolog ische Gründe , etwa die
F rage : Wie ma cht man das im Hinblick a u f d i e Erlaubnis z ur Wort v erkünd igung?
Daneben d a s Verbot von Sakramentsverwa ltu n g , kann man das eigentlich
auseinanderreißen? Hier sind wir in e i n em gewissen D i l emma , Es wäre ein
Mißverständnis z u sagen , dort Ordinierte u nd dort N ichtordinierte , die a b er
die S a kramente verwa lten . Hier s ind es a u fgrund von gesetzl ichen Regelungen
Berufene , normalerweise pro loco et tempere berufe n ; etwa - ich verrate h ier
kein Geheimnis - i n der Landeskirche Ha nnovers d ie V i k are , die pro loco et
tempere b e a u ftragt werden . So ist das , glaube ich , richtig referiert . Also als
rite vocati z u bezeichnende Personen , a b er eben keine lebenslange
Beauftra gung . O b das möglich ist - wie gesagt -, d a s war unter u n s umstritten .
Wir sind a b er der Meinung , in versöhnter Vers chiedenheit h a lten wir das aus .
( B e i fa l l )
Krech :
Herr Präsident ! L iebe Schwestern und Brü der !
I c h beziehe mich a u f Seite 2 1 , Punkt 13 : Arbeitskreis R e l igiöse Gemeinschaf­
ten . I c h möchte an d ieser Stelle einen herzl ichen D a n k sagen , weil i ch aus'
e iner der K irchen komme , die davon profitiert haben , d a ß d a s Handbuch " R e l i ­
g iöse Geme inschaften" v o n I h n e n a n uns gegeben worden ist .
D ieses Handbuch ist b e i nahe über Nacht für uns a u ß erordentlich h i lfreich und
wichtig geworden . Neben den klass ischen religiösen Sondergemeinschaften , d ie
es bei u n s g a b und die unterschwe llig immer gearb eitet haben - m a n chmal auch
s e h r wirksam in einzelnen Orten - , g a b es plötzlich eine g a n z e R e i he von neuen
Bewegung en , und viele unserer Bürger in d e n östlichen B u n desländer n haben
überhaupt n icht d a s Wissen geha b t , um unterscheiden z u können , was ist Kirche ,
und was ist e ine neue religiöse Beweg u n g , die auch gefährlich s e i n kann .
Hier haben wir unseren Synodalen und a u c h in die Kirchenkreise h i n e i n dieses
Buch geben können , und es hat dort bereits sehr gute D i e n ste gele istet .
I c h füge eine Bitte h i n z u , die beinha ltet , daß Sie in I hren Kirchen a u f I hre
Partnerk irchen in der ehema l ig e n DDR zugehen - das k a n n a u c h a u f Gemein­
deebene sein - , damit wir uns darüber a u s ta uschen können , wie wir mit Menschen
verfa hren , d ie in den Sog dieser religiösen Gemeinscha ft e n gekommen sind - Mun
und a n dere .
Wir haben bereits Erscheinungen , daß j u n g e Menschen d i e s e n Religionen verfal�
len sind und daß s i e a uch versu chen , wieder herauszukommen . D a s ist , a ußer­
ordentl i ch s chwierig . Sie haben bereits Erfahrungen gema cht . B itte , t e ilen Sie
die mit u n s .
- 266 -
Dr . K i eßig :
Herr Präsident ! Hohe Synode !
Ich möchte a u f zwei Fragen eingehe n , die h i er zum K irchenleitungsbericht ge­
stellt worden sind . Zunächst einmal zu der Frage von Bruder Krech . Der
Arbeitskreis R e l igiöse Gemeinschaften der Vereinigten Kirche wird a u c h mit der
neuen S y node u n d der neuen Kirchenleitung in se iner Mitgliedschaft wieder
überprüft , wie d a s alle sechs Jahre der Fall ist . Wir hoffen sehr , d a ß die
neuen Mitg l i e d s k irchen auch ihre Beauftragten für Sekten und Weltanschauungs­
arbeit in diesen Arbeitskreis vorschl agen , damit die Kirchenleitung die
Berufung vornehmen kann , und daß dadurch auf j eden F a l l ein Austa usch statt­
findet .
Bei den Bea u ftragten der alten , der westlichen Gliedkirchen ist in der Tat ein
großer Erfahrungsschatz d a , gerade in der seelsorgerlichen Hilfe für Menschen ,
die in den Sog von Jugendreligionen geraten sind . I c h denk e , d a ß d a s a n d i eser
Stelle das richtig e Forum ist . Außerdem wird auch weiter a n dem Handbuch
" Religiöse Gemeinschaften" gearbeitet . Es ist geplant , d a ß Anfang des nä chsten
Jahres die R e d a ktion sarbeiten für d'ie v i erte Auflage beendet sind . Darin wird
d'er neueste Stand stehen .
Zur Frage Gesang buch ! Bruder Krusche hat die Frage gestellt , wie v erhält sich
das zur Erneuerten Agende . D i e VELKD hat eine Arbeitsgruppe für Gesangbuch­
fra g e n gebildet , die die Dinge behandeln soll , die durch die Gesangbuchaus­
s chüsse von E K D und Bund nicht abgedeckt werden konnten . I n dieser Arbeits­
gruppe wird der Versuch gemacht , eine verständliche Form der Erneuerten Agende
so z u entwi c k e l n , d a ß sie ins Gesangbuch a u fgenommen werden kann . Das ist
nicht ganz einfach - wenn Sie das Buch sehen - , die verschiedenen Varianten
didakti sch s o a u f z ubereiten , daß das die Menschen v erstehen und praktiz ieren
können . Daran wird gea rbeitet .
Ein a n d erer P u n kt ist der der liturg ischen Gesäng e . D a s neue Gesangbuch ent­
hält bereits i n seinem Stammteil , wie er v erabschiedet worden ist , eine g a n z e
Reihe von l i.turgischen Gesängen , die dann f ü r den gesamten deutschsprachigen
R a um z ur Verfügung stehen . Die VELKD-G l iedk irchen wünschen darüber hinaus , d a ß
möglichst der g r ö ß t e Teil d e r für die Erneuerte A g e n d e vorgesehenen Gesänge
a u fgenommen wird . D ies wird voraussichtlich nur über die Regionalteile möglich
sein . Es ist aber unser Ziel , diese Gesänge nicht hinten unterzubringe n ,
sondern sie durch die De zimalzählung mit an dem gegebenen Ort unterz ubringen .
D a s ist j edenfalls der Vorschlag der Arbeitsgrup pe . I c h denke und hoffe , daß
wir in dieser Weise verfahren können .
Prä s i d ent Veldtru p :
Vielen Dank . - G ibt es weitere Reaktionswünsche a u f d i e Anfragen? - D a s ist
offenbar im Moment nicht der Fall .
Dann steht e i n Antrag von Frau D r . Böning im R a um , der zumindest durch Klopfen
reichliche Unterstützung gefunden hat . Wüns cht dazu noch j emand d a s Wort? D a s ist nicht der F a l l .
Dann stelle ich 'diesen Antrag zur Abstimmung , der inhaltlich so la utete , d a ß
s i ch d i � S y n o d e dem Votum des Publiz istischen A u s s c h u s s e s der Bayerisch en
Landeskirche a ns ch l i eßt , sich dafür a u s z u sprechen , LWI - L utherische Weltin­
formation - in d e ut s cher Sprache weiter erscheinen z u l a s sen .
D a s ist inha l t l i c h etwa der Antrag gewesen , wobei im Protokoll später d a s
G a n z e noch einmal formuliert werden müßte , damit w i r es , f a l l s es angenommen
- 267 -
wird , ausfertigen können .
Bitte , zur Geschä ftsordnung , Herr Dr . Ha sselmann '
Dr . Ha sselma n n :
Herr Präsident ,
ich bitte , daß das noch einmal vorg elesen wird . Ich weiß nicht , ob Sie das
j et z t richtig wiedergegeben haben . Nach Qem , was ich vorhin g ehört habe , war
e s etwas a nders ; nach dem , was F r a u Mahn gesagt hat , habe ich es a nders
verstanden . Ich bin j etzt n icht g a n z s i cher , worüber wir h i er a bstimmen .
Präsident Veldtrup :
Gut , ich will die S y nod� j a n i cht verwirren . Frau Dr . Böning , sind Sie so
nett , uns n o ch einmal den Kern des Antrages zu verlesen?
Fra u Dr . Bön ing :
Der Antrag als solcher heißt : D i e Genera lsynode möge sich die Erklärung des
Ausschusses für Publiz istik der Bayer i s chen Landeskirche z u eigen ma chen und
n a c h G e n f weiterleit en .
I c h h a b e das so al lgemein formuliert , weil ich diese Schwieri g k e iten , die Frau
Mahn erklärt hat , vorausgesehen h a b e . Z um a nderen scheint mir das a b er auch
von a nderer Seite so geschildert worden z u sein , daß die Wahrscheinlichk eit ,
daß die deutsche Spra che eben doch n icht mehr in einem N a chrichten dienst
ersche int , sehr groß z u sein .
Es ist j a n i cht so , d a ß hiermit Geld verbunden wäre . Es ist einfach ein Punkt ,
a n dem man sagt , es ist wichtig , d i e deutsche Sprache zu erhalten .
Professor Dr . K üh n :
Herr Präsident !
I c h habe Schwierigkeiten , mir diesen Antrag so , wie er j etzt da steht , zu eigen
z u mache n : erstens desha l b , weil ich den Wortlaut nicht vor mir habe ; zweitens
weil h i er eine Diskussion ü ber den Gegenstand entsta nden ist . Deshalb schlage
ich vor , d a ß eingefügt wird : " s i ch d i e I ntention dieses Antrages z u eigen zu
machen . " Dann könnte i ch mich dem a n s chl ießen .
Präsident Veldtr up :
F r a u Dr . Böning , würden S i e sich di eser Ä nderung anschließen k önnen?
( Fr a u Dr . Böning : Gern ! )
- Prima .
Sieht sich die Synode j et z t in der L a g e , darüber a b z ustimmen? - Herr Dr .
Halbe !
- 26B -
Dr . Halbe :
Bei mir sind j etzt sämtliche Klarheiten beseit i gt . S i e , H err Präs ident , haben
d e n Antrag so z u s ammengefaßt , als g inge es um d i e S i c herstellung des Weiter­
erscheinens der LWI .
( Z uruf : Auch in deutscher Sprache ! )
- Moment , aber eben ist es so zusammengefaßt worden .
Hier ging es spezifisch um die Frage , ob d ie deutsche Sprache in LWI weiter
erscheint . Das sind zwe i P a a r Stiefel . Wenn der Antrag la utet , wir wollen
d a für sorg e n , daß in LWI weiterhin die deutsche Sprache erscheint , dann ist
das ein Antrag . Z u dem können wir uns verha lten .
Wenn es a b er um den Sa chverhalt geht , den Frau M a h n erläutert hat , d a ß nämlich
das weitere Erscheinen von LWI , selbst g e fährdet i st , Dann ist das ein anderer
Antra g . Ü ber den können wir dann auch a bstimmen . Was steht j etzt zur D e b atte?
Präsident Veldtrup :
Gut , ich schlage einfach zur Klarheit vor , Frau Dr . Böning , d a ß Sie freund­
l icherweise - wenn Sie die Kraft noch a u fbringen - noch einmal den Beschluß
d e s Ausschusses vorlese n . Der ist ja das eigentlich e . Es mag ja sein , daß ich
das falsch verstanden habe ; dann b itte ich um Nach sicht . Auch Präsidenten sind
n ur Menschen . I n sofern , Frau Dr . Böning , seien Sie doch so nett , und lesen Sie
d a s noch einmal vor .
Frau Dr . Böning :
Herr Dr . Halbe , es ist s o , daß das s i cherlich zwei verschiedene Sachen s i nd ,
d i e gerade erzählt wurden . In den verschiedenen p u b l i z istischen Gremien
besteht die große Sorg e , daß der Lutherische Weltbund s e ine Na chrichten­
veröffentlichungen nicht mehr in deutscher Sprache machen wird - ob das nun in
Form von ENS geschieht - das hat Frau Mahn geschildert - , da dies nur in
Englisch konzip iert ist , oder ob das n u n dadurch geschieht , we i l LWI völlig
e ingestellt wird . Es besteht einfach die groß e Sorg e , d a ß es s ich so gesta lten
wird .
Darum haben die p u b l i z istis chen Ausschüsse sowohl der VELKD a l s auch a u s
B a yern ihrer Sorge Ausdruck gegeben und h a b e n d i e Bitte formuliert , daß d i e
deutsche Sprache weiter be ibehalten wird und d a ß m a n s ich , we nn d i e s nicht
geschieht , ü b erlegen muß , wie die deutsche Sprache im Lutherischen Weltbund
erhalten werden k a n n . E s soll ein Ausrufung s z eichen , v i elleicht auch ein Stück
Ermahnung sein . E s sind keine konkreten Sa chen i n Bezug auf Geld usw. damit
verbunden , sondern es ist die Bitte , die deutsche Sprache weiter zu erhalten .
Präsident Veldtrup :
Damit steht fest , daß ich mich geirrt habe . Es geht n i cht um die LWI se lbst ,
sondern um die d e utsche Sprache bei d e n Publik ationen der LWI . Jetzt haben wir
e s . Noch Fragen? - Herr K leefeld !
K l eefeld :
Herr Präsident , wir haben j etzt zwei verschiedene Fragen a u f dem Tisch . D i e
- 269 -
eine Frage ist eine berechtigte Frage . I c h b i n der Meinung , daß LWI , solange
es erscheinen k a n n , auch i n deutscher Sprache erscheinen muß . Nebenbei
a ngemerkt : Die deutsche Ausgabe von LWI ist n icht notwendigerweise immer
identisch mit der englische n . Sie geht in den östlichen Bereich hinein - nicht
n ur im Osten Deutschla nds , sondern im östl ichen Bereich E uropas - z u v i e len
Mensche n , die des Englisc hen n icht g ut mächtig sind .
Das a n dere wäre eine a n dere Frage - ich weiß n i cht , ob das j et zt a ktuell ist daß p lötzlich im L utherischen Weltb und Deutsch nicht mehr Verha ndlungssprache
sein sol l . Diese Frage hat sich auch immer wieder ergeben , d a ß plötzlich bei
internationalen Konsultationen des Lutherischen Weltbundes irgendeiner v o n den
deutschen D e le g ierten gebeten wurde : K a nnst du denen das n icht mal i n deutsch
überset z en , weil wir uns l ieber auf englisch unterhalten . Aber das wäre - so
denke ich - eine a ndere Frag e . Die Verha ndlungssprache i s i eine sehr grund­
sätzl iche Frag e . E s gibt einige Verha ndlungsspra chen . Ich g l a ube , es gehört
Schwedisch d a z u , und ich g l a ube , daß auch die Late inamer i k a ner unter d e n T i sch
falle n , weil es z u mühsam ist , dafür Dolmetscher zur Verfügung z u stelle n . Für
Fran zösisch hat man oft genug keine Dolmetscher . Das heißt auf gut d e ut s c h :
Amerika reg iert , und man spricht engli sch .
D a s ist a b er eine a n dere Frage . Hier geht es um die LWI , und ich schlage v or ,
solange LWI erscheint , sollten wir uns dahintersteIlen , daß e s eine d e utsche
Ausgabe geben muß . Wenn d a s j etzt in diesen ENS - das ist der Ö k umenische
N a chrichten d i e n st , E cume n i c a l News Serv ice - wenn wir h i er mit Abkürzungen
sprechen , so l a u fen wir Gefahr , daß n icht a l les verstanden wird , weil m a n che
n icht so gut englisch sprech en .
( Z uru f : Frau Mahn hat d a s erklärt ! )
- Ja , Entschuldigung , s ie hat es gesagt , a ber doch n i cht ü b ersetzt . D a s wäre
dann eine we i tere Sache , daß wir aus den gleichen Grü nden darauf dringen , daß
die a u c h in deutsch ersche int .
( K a l it z k y : Gut l Alles k lar ! )
Präsident Veldtrup :
Das ist j et z t der dritte Gesichtspunkt . Mein Vors chlag ist , daß wir einen
Beschluß fassen , der wirklich v erstä ndlich ist ; denn wenn wir schon n icht
verstehen und wissen , worüber wir abstimmen , hat es in Genf n icht so riesen­
große Aussicht auf A k z epta n z .
Frau Dr . Böni ng , ich s chlage vor , daß wir die Beratung dieses Punk tes unter­
brechen und daß Sie unter Beratung von Fra u Mahn versuchen , einen eigenen
Antrag z u formuliere n , der Ihr Anliegen mehr z um Ausdruck bringt und n icht nur
eine Bezugnahme vorlegen .
( B e i fa l l )
I s t d i e Synode m i t der Ve�fa hrenswe ise einvers t anden?
( Be i f a l l )
I c h d a r f I h n e n d a s Ergebnis der Wa hl z um Bischofwahlausschuß b e k a n ntgeben . Es
sind 59 Stimmz ettel a bgegeben worden . I c h fa nge j etzt einmal von unten a n . Da­
v o n entfielen auf Herrn Wiese 1 3 Stimmen , a u f Frau Weißenfels 16 , a u f Frau
Dr . Matth i e s s e n -Garbers 19 , a u f Herrn Große 2 1 , a u f Frau Hoerschelmann 2 3 . Das
waren die F ü n f , die nicht gewählt worden s i nd , und n u n k ommen d i e v i er Gewähl­
ten : Auf Frau D r . Böning entfielen 2 4 Stimmen , auf Herrn Dr . Winckler 2 5 , a u f
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F ra u Professorin Forch 26 und a u f Frau Leuthold 30 Stimmen .
Ich fra ge j etzt - n a chholend das , wa s ich vorhin noch nicht tun konnte zunächst Herrn Voge l , ob er bereit ist , d i e Wahl a n zunehmen .
( Vogel : Ja I )
Frau L e uthold?
( Frau L e uthol d : J a , ich nehme die Wahl a n ! )
Frau Professorin Forch?
( Frau Professorin Forch : Ja ! )
Herr Dr . Winck ler?
(Dr . Winck ler : J a ! )
Frau Dr . Böning?
( F rau Dr . Böning : Ja ! )
I c h halte e s für s innvoll , j etzt nicht z u sagen , daß wir j etzt erst den Brief
nehmen , z umal Herr Professor Dr . Härle ohnehin weg ist . Wir kommen z um Punkt
Ja hresrechnunge n 1990
Ich bitte den neugewählten Vorsitzenden des F i n a n z a u sschusse s , Herrn Gelhau­
sen , um seinen Bericht . Bei der Gelegenheit ihm ebenso herzliche Gratulation
wie Herrn K a l it z k y , dem neuen Vorsit zenden des R e c htsaus schusses .
( B eifa l l )
Gelhausen :
Herr Prä sident ! Hohe Sy node !
I c h bedaure es etwa s , daß ich Sie von den Höhen des Wortes , die wir in diesen
Tagen miteinander erlebt haben , noch a u f die N iederungen eines nüchternen Zah­
lenwerkes hinführen muß . Wir haben a ber auch eine verwa ltungstechni s che Auf­
gabe zu erfüllen , und ich hoffe , daß das doch r e cht schnell gehen kann .
D a s Lutherische K irchenamt und mit ihm der R ektor des Predig er- und Studien­
seminars in Pul lach und der Leiter des Gemei ndekolle g s in Celle haben j eweils
die Abrechnungen des Haushaltsplans 1990 für ihre I nstitutionen vorgelegt . Das
ist Ihnen mit der Dru c k s a c h e Nr . 3 zugegangen .
D a s Oberrechnungsamt hat diese Jahresrechnungen geprüft , und wied erum haben
die drei I n stitutionen die gefundenen Beanstandungen bea ntwortet .
Der F inanzausschuß der 7 . G eneralsynode hat sich mit dem ganzen Werk und den
Stellungnahmen in seiner Sitz ung am 22. April sehr eingehend b e fa ßt und nun ,
weil sich die 7 . Genera lsynode damit nicht mehr befassen konnte , den Finanz­
ausschuß der 8 . G eneralsynode ge beten , Ihnen d i e Entla stung für a l l e drei
T e ilrechnungen z u empfehl e n . Der Finanza usschuß hat s ich mit diesem Beschluß­
vorschlag . g e stern k urz b e faßt und k a n n Ihnen dies nur empfehlen .
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I c h bitte a l s o den Beschluß zu fassen , wie er Ihnen mit der Drucksache
Nr . 8/ 1991 vorgelegt worden ist . Diese ist Ihnen heute m ittag auf den Tisch
gelegt word e n .
Präsident Veldtru p :
Vielen D a n k , Herr Gelhausen ! S i e haben e s freundlicherwe ise sehr k ur z gemacht .
I c h habe es a b er noch kürzer gemacht , indem ich nämlich in der Eile des Ge­
fechts die E i n bringung völlig weggelassen habe . Herr L i n d ow ist damit einver­
standen , darauf zu verzichten , wenn sich auch die Synode damit ein verstanden
erklären könnt e .
( Be i fa l l )
D a n n g i l t d i e Jahresrechnung damit als eingebra cht , und H err Gelhausen ist ,
durch mich veranla ßt , schon einen Schritt weitergegangen u n d hat vorgeschla­
g e n , Entlastung zu ert e i len . Wird das Wort gewü n s cht? - Frau Kriebitzsch !
Frau Kriebit z s ch :
Herr Präsident , ich habe nur eine Frage . Auf Seite 6 steht ein größerer Betrag
unter " Sonstige Ausbildungsstätten" . Ich möchte gern wis s e n , was s i ch dahinter
v erbirgt .
L i n dow :
D a s ist der Ertrag der K o llekte und die Verausgabung der K ol lekte . S i e war
j a hrzehntelang für das theologische Seminar i n L e i p z ig b e s t immt , ist dann für
zweieinhalb Erträge nach Ungarn für die entsprechende A u s b ildung j unger Theo­
logen geflossen und wird nun einstweilen wieder für L e i p z i g b e stimmt sein .
Präsid ent Veldtrup :
D an k e ! G i bt es weitere Wortmeldungen? - D a s ist nicht der F a l l . Wer möchte dem
8eschlußvorschlag aus Drucksache 8/ 1991 z u stimmen , daß Entlastung erteilt
wird? - Gegenstimmen ! - Keine ' Enthaltungen? - Auch keine ! Damit ist einstim­
mig Entlastung erteilt .
Herzlichen D a n k dem F i n a n z a usschuß sowie der Kass enführung und dem F in a n z ­
referenten .
(Beifa l l )
Wir k ommen d a n n a l s n ä chstes z u dem Paus chalp unkt
Berichte , Beschlüsse und Entschließungen
I c h frage d i e Synode , ob wir j etzt mit dem Brief b e g innen wolle n , der ja von
der zeitlichen Arbeit am meisten i n Anspruch genommen hat und der wahrschein­
lich auch a m meisten Diskussionswut a uslösen wird . I c h b e a b sichtige , gegen
16 . 00 Uhr die K a ffeep a use anzuberaumen . Wir sollten zunä c h st a b er erst einmal
g u c k e n , wie wir h i er mit den Vorlagen durchkommen . I st d i e Synode damit ein­
versta nden? ( Frau Hoerschelma n n : Der Brief wird gerade geschrieben ! )
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- Wir können nicht damit b e g innen , weil die Sache noch in der Maschine oder im
Computer ist . Wir gedulden uns also solange und beginnen z unächst mit dem Be­
richtsauss chuß . I ch darf frag en , ob für die Gruppe A e i n Bericht gegeben wird .
Wer will das tun? - B itt e , Herr Pesch k e .
Peschke:
Herr Prä si dent ! Hohe S y n od e !
Ich habe z u nächst d i e Aufgabe des Aussch ußberichts so versta nden , daß er hier
nicht zum Beschluß erhoben wird , daß er a b er eine k l e i n e Stufe über dem Proto­
k oll liegt . Er l i egt I h n e n vor . Er konnte n icht mehr mit dem Ausschuß reda k ­
tionell abg estimmt werd e n ; es haben einige Ausschußmitglieder i n die Endfas­
sung mit hineingearbeitet . I c h erlaube mir , I hnen d e n Bericht k urz so
vorzutragen , wie er I h n e n v orliegt . Der Ausschuß hat s ic h mit v ier
Fragenkreisen befaßt :
I.
Auftrag der K irche
11.
Recht und Unrecht
1 1 1 . Der Konflikt der Frau
IV .
Umfassender Schutz d e s Lebens
Zu I: Wir waren u n s darüber einig , daß es Recht und A u ftrag der K irchenleitung
ist , Wegweisung u n d Orientierung z u geben , n a chdem i n K irche und Gesellschaft
grundsätzliche Fragen des Lebens a u fgebrochen sind und a u fbrechen . Dies be­
rührt un ser Bekenntnis z u Gott , dem Schöpfer des Leben s . Deshalb kommen k irch­
liche Verlautbarungen j etzt zur rechten Zeit .
Unter ihnen finden der Bericht des L e itenden Bis chofs wegen seiner klaren und
sachlich behutsamen Sprache d e n Beifall und die Rosenheimer Erklärung der
Ba yerischen Landessynode die Anerkennung des Ausschusses .
Zu 1 1 : In der gegenwärt igen Situation - dies wurde vor a l lem von den Teilneh­
merinnen und Teilnehmern aus den zwe i neuen Landeskirchen mitgeteilt - werden
mora lische Verwahrlosung und verschwimmende Konturen des Unrechtsbewußtseins
wahrgenommen .
Gott soll demg egenüber a l s Freund des Lebens in e inem umfassenden Sinn verkün­
digt werden . Tötung des ungeborenen Lebens ist Sünde , und Sünde muß als Sünde
benannt werden . Denn wer k a nn G n a de erfahren , wenn er von Schuld n ichts weiß?
Z u 1 1 1 : Die Situation der Frau
chenden Bedingungen des Lebens
braucht deshalb Begleitung und
mit seiner Freiheit u n d Schuld
a u f sie a ngewiesen ist .
wird nur im K onflikt , o . h . in sich widerspre­
z utreffend bes chrieben . Die schwangere Frau
Beratung , die sie ermut igt , thr eigenes Leben
ebenso a n z u n ehmen wie das in ihr k e imende , das
Verfa s sungsmäßiger und durch Strafbestimmungen abg estützter Schutz des Lebens
kann dabei Unterstützung s e i n . Ebenso a ber muß die Frau erfahren , daß sie sel­
ber in ihrem Konflikt unbed ingt angenommen und eine z u e iner eigenen Ents c hei­
dung verpflichtete Person ist .
Zu I V : Die Geltung d e s 5 . G ebotes steht a ußer Frag e . Der Schwangerschaft s k o n ­
flikt · stellt a b er schon e i n e ä ußerste Konfrontation mit dem Gebot dar . A l l e
Anstrengungen müssen dahin gerichtet sein , daß es n icht z u diesem K onflikt
kommt . Der Ausschuß begrüßt und unterstreicht a u s drü c k l i c h alle b i s her gema ch- 273 -
ten Vorschläge zu einem umfa ssenden S c hutz d e s Lebens und hebt unter ihnen die
im Bericht des L e itenden Bischofs auf Seite 17 unten und Seite 1B oben - vier
Spiegelstriche - hervor :
daß die Verantwortung in Partners c h a ft und S e x u a l ität gestärkt und so
darauf hingewirkt wird , daß es nach Mögl ichkeit gar n i cht erst zu
ungewollten k onfliktha ften Schwangerschaften kommt ,
- a u f der Ebene der Bewußtseinsbildung und der Prägung ethis cher Grundü ber­
z e ugungen die Achtung vor der Würde des u ng eborenen Lebens vertieft und
g e fördert wird ,
- Verhä ltnis s e , die der Annahme des u n geborenen Lebens im Wege stehen , ge­
ändert werden u n d
- Männer und Frauen d a f ü r gewonnen werden , d a ß sie im Schwa ngerschaftskon­
flikt d a s ungeborene L eben a n nehmen . "
E s hat dann noch eine Rolle gespielt , daß gerade d i e Situation der allein­
erziehenden Frauen oft so ist , d a ß diese Konflikte virulent werd e n , und des­
wegen ford�rt der Ausschuß , die sozia le Stellung a ll e i nerziehender Frauen z u
verbessern .
Präsident Veldtru p :
Vielen D a n k . I c h weise darauf h i n , daß es in der Tat kein Beschlußvorschla g ,
sondern ein Bericht des Ausschusses ist . Es wäre d e n k b a r , j et z t R ü c k fragen z u
stell en .
Dr . Ha lbe :
Wir haben j a a l l e miterlebt , wie schwierig es gewesen ist , in der begrenzten
Kürze der Z e it in diesen Ausschü ssen inhaltl ich z u arbeiten und dann auch
solche Pap iere z u schreiben .
I c h b i n über den zweiten Absc hnitt des Berichts s ch i er erschüttert .
( V ereinzelter Beifall)
I c h g l a ub e , eine Sache können wir bei diesem Thema gar nicht brauchen , und das
ist eine lieblose Redeweise . I n erster I nsta n z empfinde ich diese Redeweise
als lieblos ; denn "mora lische Verwahrlos ung " und " verschwimmende Konturen des
Unrechtsbewußtsein s " treffen ja n icht d i e Situation so bela steter Menschen .
Und in demselben Atemzug , nur einen Absatz weiter , d a s Wort " Sü n d e " zu ge­
brauchen , heißt e inem moralisch verfla chten Mißverständnis v o n Sünde Vorschub
z u leisten . " Mora l ische Verwahrlosung" u n d " Sünde" s i n d nicht dasselbe . D a s
e i n e mag a u f das a ndere hinweisen , a b er e ine l i e b l o s e Redeweise verweist erst
recht auf Sün d e .
Demgegenüber finde ich d i e Geda n k en , wie s i e i n Ansätzen i m dritten P u n kt z u
erkennen s ind , wichtig , weil s i e ernst nehmen , d a ß es d i e Frage d e r Tötung des
ungeborenen Lebens überha upt nicht gibt ohne die Mutter , in der dieses L e ben
reift . In dem ersten Satz ist wohl gemeint , d i e Situat ion der " s c hwangeren"
Frau wird nur im Konflikt . . . zutreffend bes chrieben . Das heißt , es steht das
L eben der Mutter mit dem Leben , d a s ungeboren ist , i n Konflikt . Und d a tut
s ich die Frage v o n unvermeidbarer Schuld a u f und im Blick auf d i e u nvermeid­
bare Schuld die Frage nach Verg e b ung und noch mehr nach Versöhnung .
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I c h bitte , na chdem eingangs der maßvolle und sachl ich behutsame Bericht g e lobt
vlOrden ist , daß dieses beibehalten wird und die Z i ffer Ir ersat zlos wegfällt .
( Vereinzelter Beifa l l )
Präsi dent Veldtr u p :
Sie sin nieren noch , Herr Pesch k e . Darf ich Sie fra g e n , ob schon eine R e a ktion
mög l i ch ist oder ob Sie erst noch mit a nderen Aussch ußmitgliedern R ü cksprache
nehmen wol len .
Peschke :
Ich b i n mir über das Verfahren im unk laren . I ch den k e , d a ß es j etzt n icht
s in n v oll ist , an dem Bericht z u arbe iten , möchte a ber auf Sie reagiere n , Herr
Dr . H a l b e . D a s , was Sie eben gesagt haben , spiegelt unge fähr die
D is k ussio nslage im Aussc h u ß wieder . Genau da g a b es zwis chen uns auch e i n
l ä ng eres H i n u n d Her . I c h verstehe u n seren Bericht s o , d a ß e r e b e n d i e s e
Gesprächslage darstellt . Ich denke , w i r in uns erem Auss c h uß h a b e n sehr g e n a u
gehört , w a s S i e j etzt gesagt haben .
Frau P lath :
Von 90 Minuten , die dem Ausschuß zur Verfügung standen , habe ich 60 M i n ut e n
t e ilgenommen , u n d i n d iesen 60 Minuten habe ich mitbek ommen , d a ß w i r l ä n g e r
d a r ü b e r diskutiert haben , d a ß es imm e r schwieriger wird , h e u t e e i n Unrechts­
bewußtsein b e i v ielen , gerade j ungen und g a n z j un g e n Frauen z u diesem Problem
zu konstatieren . D a s ist gesagt worden und darüber haben wir länger
gesprochen .
D e n Bericht des L e itenden B i s chofs haben wir mit Z u stimmung bedacht . Aber
n i cht erinnern k a nn i c h mich - und es ist a uch n i cht in d ieser Kürze wie es
h i er unter Abschn itt I steht , geäußert worden - , daß wir die Rosenheimer
Erklärung e in fa c h so a nerkannt hätten . Die Rosenhe imer Erklärung ist immer
wieder genannt worde n , a b e� es ist n icht inhaltlich über die Rosenheimer Er­
klärung gesprochen word en , und der Ausschuß hat s i e auch n icht a u s drü c k l i ch
a nerkannt - im Gegentei l : E i n Mitgl ied hat sogar g e sagt , es setze sich davon
ab .
Fra g e : Kommt d a s , wa s hier im Bericht steht , a n die Ö ffentlichkeit? Oder ist
es e i n internes Berichtspap ier? D a ß let zteres so sei , darum möchte ich b itten .
Präsident Veldtru p :
Gut , das wäre d i e E ntscheidung der S y n od e . Im Pri n z i p werden diese Arbeits­
ergebnisse mitversandt , a ber wenn die Synode erklärt , d a s bleibe e i n internes
Arbeitspap ier , ist d a s durchaus möglich .
(Beifall)
Dr . H a sselman n :
I c h möchte dringend darum bitten , d a s zum Antrag zu erhe b en und der B e i f a l l
hat w o h l schon g e zeigt , daß d a s ein internes P a p ier b l e i b e n sollte . Es s i n d
a u c h sprac h l i c h e P u n kt e dari n , d i e s o n icht stehenbleiben k önnen . M a n k a n n
- 275 -
z . B . n i c ht , wie im v i erten Abs chnitt a u f der zweiten Seite g a n z oben , sagen :
" unterstreicht a usdrü c k l i c h a l l e b i sher gemachten Vorschläge " , obwohl m a n
k e i n e A h n u n g hat , w a s b i s h e r a l les gemacht worden und was gemeint ist . So k a n n
e i n Bericht wir k l i ch nicht hinausgeschickt werden . Ich b itte dringend darum ,
diesen Beri cht intern zu lassen .
Präsident V e l dtru p :
Gleichwohl dem Ausschuß herzlichen D a n k ; denn das ist ein Thema , d a s Ausschüs­
se a n die Grenze des Zerre ißens bringt . I ch habe sel ber vor einigen J a hren
einen s o l c hen leiten müssen aus der S y n od e , und ich weiß , welche Arbeit es
bedeutet . Herr Peschke , Sie nehmen d a s b itte nicht a l s " fü n f " im Sinne des
Zensierens , sondern wir nehmen den Beri cht z u r Kenntnis , geben ihn a ber nicht
a n die Ö ffentlichkeit weiter . E inverstanden? Gut . Vielen Dank d a für .
D a n n z u r Gruppe B . Herr Dr . Monselews k i .
Dr . Monselews k i :
Herr Präsident ! Verehrte Konsynodalinnen u n d K onsyn oda l e l
I c h habe meinen Bericht nur mündlich ; denn ich wußte nicht , d a ß e r schon
schrift l ich hätte vorliegen sol len .
Es war g leichsam eine Ergänzung des Berichts der K irchenleitung , wenn wir uns
nun s p e z i e l l mit den bedrückenden Fragen der Asylantenfeindlich keit , der
Gewalttät igkeiten gegen Asy l a nten beschäft igt haben .
Der Erfahrungsaustausch in unserer Gruppe z eigte , daß die H y sterie nach
unserer Meinung i n bezug a u f Asy lsuchende immer bedrohlicher wird . Weitgehend
greifen in Z u sammenhang mit der Asylant e nfrage Ab lehnung und Haß auch sonst
auf a l l e anderen über , die aus anderen Lä ndern z u uns kommen , wie z . B . Ruß­
l a nddeuts che , deutsc hstämmige Polen ; und sogar unsere a u s lä n dischen Gäste sind
- wie wir g e hört haben - bedroht . E s verbreitet sich - wie wir festste l len in der Bevölkerung auch zu nehmend der E indru c k , a l s wäre die Bundesrep ublik
total von A s y l s uchenden überflutet , - in e inem Ma ße , in dem d a s schle chterdings
"
nicht mehr tragbar ist , s o meint man . Die Zahl derer , die Haß und Terror
verbreiten , ist a n s i ch k lein , a ber es g ibt nach unseren Beobachtungen einen
relativ großen Kreis von bewußten oder unbewußten Sympathisanten , und ebenso
gibt es v iele , die uns icher sind und ü b er die Auss chreitungen einfach
hinwegsehen .
Wir haben uns in unserer Gruppe sehr intensiv nach den Gründen für dieses
Auflod ern - s o k a n n man doch schon sagen - der Asyla ntenfeindschaft u n d des
Hasses gegen d i e Asylanten gefragt , u n d wir sind , unter uns j edenfa l l s , z u
folgendem Ergebnis gek ommen : U n seres Erachtens sind es nicht n u r u n d k e ines­
wegs a l lein wirts chaftliche Gründe , d i e z u s o l ch einer bestürzenden Feind­
l i chk eit führen , obgleich die wirtschaft l ichen Gründe natürlich auch eine
erhebliche Rolle spielen , z . B . bei Jug endlichen , die keine Perspektive haben ,
oder a u c h angesichts der zu erwartenden K o n k urrenzsteigerung , beispie l sweise
im vereinten E ur op a , was viele beunruh igt .
Sicherlich ist desha lb , we i l eben diese let ztgenannten Gründe a uch eine Rolle
spielen - wenn a u c h n icht die entscheidende , wie wir meinen - , I nformation
notwendig , nicht nur durch unsere d i a k on i s c hen Werk e , sondern vor a l lem auch
durch unsere P o l it i k er , in dem wir sie vor Ort ansprechen und z u eindeutigen
Ste l lungnahmen veranla ssen .
Trotz dem sind wir der Meinung , daß dieses n icht a l lein der Grund für d i e
- 276 -
beinahe nicht begreifliche Feindlichk eit ist ; denn - darauf wurde bei uns
immer wieder hingewie sen - dieses bestürzende Phänomen tritt j a in gleicher
Weise in den a lten wie in den neuen Bundeslä ndern a u f , obgl eich die
wirts c h a ft l i che L a g e im Augenblick ni cht miteina nder vergleichbar ist .
Wir sind a u c h zu dem Ergebnis gekommen - d a s schlägt s i c h auch in unseren
Anträgen n a c hher nieder - , daß die Gründe für die Asyla ntenfeindlichkeit nicht
in erster Linie und n icht a l lein im Rationalen liege n , sondern emotiona ler Art
s in d , und daher sind diese Angst und diese F e indlichk eit auch nicht einfach
durch Verstandesargumente z u bewältigen , schon gar n i c ht durch Mora l i sieren .
F ür uns - wie a u c h für die Gemeinden - gilt es vielmehr ganz star k , die unter­
s c hwellig grassierende pani kartige Angst bewußt z u machen und uns dieser Angst
z u stel len .
Unseres Erachtens sind die Gründe für die A s y l a ntenfeindlich k eit ni cht nur
k urzfristig entstanden - und a uch dem müssen wir Rechnung tragen - , sondern
sie kommen aus einem seit langen schwelenden Fremdenha s s , der j et z t mit
Vehemenz durchschläg t .
D i e Gesprächsteiln ehmer haben sich sehr intensiv gefrag t , ob hinter diesem
P hänomen des Asylantenhasses und der Ausschreitungen n i c ht auch d i e Angst vor
e inem Verlust der eigenen I dentität als Deutsche steckt . L a nge Zeit konsti­
tuierte s i c h diese I d entität aus der besonderen Leistungsfä h ig k e it unseres
L a ndes . D i e L e istungs fähig keit aber ist in ihrer S i n n h a ftigkeit immer frag­
würdiger geworden . Andererseits kommen nun viele Menschen z u uns und wir leben
mit ihne n , d i e ganz a n d ere Wertsysteme aus ihren Län dern mitbringen .
D i e Sorge um den Verlust der Identität a l s Deutsche und die Unsicherheit in
der Asylantenfrage scheinen - so meinen wir - a u c h durchaus bis in k irchliche
Kreise hinein zureiche n , daher die Uns icherheit in diesen Kreisen , und so hat
diese Frage eben durchaus a u ch einen re ligiösen Aspe k t .
Schließlic h : D i e M a s s ierung der Asylanten
. in Sammelunterkü nften verstärkt
Angst und U ns icherheit noch mehr .
D a ß wir a ls Christen zu a l l dem ke ineswegs s c hweigen k ö n ne n , d a s kommt j a
bereits i n e iner g a n z e n Reihe von Stellungnahmen lutherischer K irchen zum
Ausdru c k , z . B . - um nur dies zu nennen - in der Stellung nahme der drei luthe­
rischen Kirchen in den neuen Bundesländern o d er auch in dem Brief von Landes­
bischof Hirschler gerade eben an a l l e hannoverschen Gemeinden .
Unseres Erachtens aber darf die Gener alsy node es nicht bei diesen Stellung­
n a hmen belass e n , son dern muß a u ch ihrerseits a l le s t u n , um gegen die F o lgen
der Asylantenhetze a n zugehen und beim Abbau der Ausländerfeindli c h k eit mit­
zuhelfen . Nach unserem D a fürha lten ist es deshalb notwendig , d a ß die Genera l ­
s y node zweierlei ü berlegt :
Z u nä chst einmal sollten wir überlegen , ob nicht kur zfristig ein Wort an alle
Gemeinden g erichtet werden sollte , mit dem u n sere Mitchristen ermutigt werde n ,
sich angesichts der Hetze und des Terrors entschlossen a u f die Seite der Asyl­
s u chenden und Asy lanten z u stellen und sich ebenso entsch los sen a n der Ver­
h i nderung von Auss chreitungen und a n der Verhind erung von Vorbere itungen sol­
cher Ausschreitungen z u beteiligen . Es ist gesagt word e n : Dies ist eine Zumu­
t u ng für die Gemeinden , a ber wir meinen , daß angesichts der Lage a u s unserer
christl ichen Verantwortung heraus so kon kret geredet werden s o l lt e : Stellt
e u ch angesichts dieser Auss chreitungen auf d i e S e it e der Asylanten und fa l lt
denen in den Arm , d i e Gewalttaten vorbereiten oder versuchen !
Unseres Erachtens s o llte a l s Begrü ndung mit a llem Nachdruck auch schl icht und
einfach nur auf zweierl e i h ingewiesen werden , nämlich e inmal auf die Tatsache ,
- 277 -
d a ß A s y l antenhetze und Asyl antenfe indlich keit schle chterdings der Grundordnung
unserer Bundesrepublik widersprechen und die humanen Werte unserer Grundord ­
nung insgesamt da durch in frage gestellt werden . Ebenso müßte u . E . in einem
solchen Wort a n die Gemeinden zum Ausdru c k k ommen , daß die sich gegenwärtig
a u s - breitende Antiha ltung gegen die A s y l a nten mit der Würde des Menschen un­
vereinbar ist , wie sie im bibl i s chen Zeugnis von der Gotteben bildlich k eit ge­
geben ist , dem Zeugnis , das una bdingbar z um christl ichen Glauben d a z u g ehört .
Uns schie n es der wirksamste Weg zu sein , zu einem solchen Wort an die Geme in­
den z u k ommen , wenn wir unseren L e itenden Bischof bäten , in diesem Sinne mög­
l ichst bald eine K a n zelab kündigung a n alle G l iedkirchen mit der Bitte z u rich­
ten und ihre Verlesung in allen Gemeindegottesdiensten zu v eranlas sen .
L ä ngerfristig s o l lt e diese Genera lsynode darüber hinaus dafür Sorge tragen ,
daß im R a hmen uns erer Studienarbeit a u c h an der Problematik des Fremdenhasses
g earbeitet wird . Da s sollte im Rahmen der Studienarbeit geschehe n , die wir
s chon j etzt l eisten . I n die sem Rahmen s o l lte an der Prob lematik des
Fremdenhasses gearbeitet werden , um Möglichk eiten z u suchen , die eine grundle­
gende Bewußtse insöffnung für Fremde in un serem Land befördern könnte n . So ist
z . B . der Ö kumenische Studiena usschuß mit einer ganzen Reihe von Fragen befaßt ,
die a u c h erhebliche Relevanz für die Asyla ntenfeindschaft haben .
Dasselbe gilt u . E . für die Gremien , die weiterhin an der Thema t i k " Frieden ,
Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfu n g " arbeiten , speziell a u c h im Blick
auf die Nord-Sü d-Problematik in unserer Welt . Auch die im Rahmen der Studien­
arbeit a u fgegriffene Frag e , welchen Stelle nwert unser Land für uns hat - daß
es im Sinne der Bibel L a n d . Gottes , Erde Gottes ist -, hat Bedeutung für die
Bewä ltigung der A s y lantenproblematik eb enso wie die Ü berlegungen zur n euen
wirtschaftlichen und s o z i a len Ordnung im vereinten E urop a .
Es wäre a l s o zu veranlassen - längerfristig - , daß die Frage der Asylanten­
feindl i c h k e it in die schon in Gang gesetzte Studienarbeit g e z ielt e i nbe zogen
wird , und es wäre u . E . auch wichtig , daß seitens der K irchenleitung überlegt
wird , wie man der Frage nach dem möglich erweise vorhandenen Z u sammenhang von
p o l itis cher I d entitätskrise - mit deren religiösem Hintergrund - und dem
Asylantenhaß n a chgehen könnte .
Wir wären dankbar , wenn s ich die Genera l s ynode in einer kurzen Aussprache
ä ußerte , wa s sie von unseren Vors chlägen h ä lt . Wenn die Aussprache e s nahe­
legt , werden wir folgende beiden Anträge stellen , die ich j etzt im Wortlaut
bekanntgebe , damit deutlicher wird , worüber wir diskutiere n . Sie liegt dem
Präsidium im Entwurf bereits vor .
Der erste Antra g :
" D i e Genera lsynode möge beschl ießen :
Der Leitende Bischof wird gebeten , mög l i chst b a l d eine Kanzel­
a b k ü ndigung zu v erfassen und allen Glie dk irchen zur Verlesung
i n den Gemeindegottesdiensten zugehen z u lassen , in der die
Gemeindeglieder ermutigt werden , sich s chützend vor die
A s y l a nten zu st ellen und denen z u wehren , d i e Asylanten und
Fremde m it Gewalttaten bedrohen oder diese befördern . "
n er zweite Antra g :
" D ie Genera l s ynode möge besch l ieße n :
D i e K irchenleitung wird gebete n , dafür Sorge z u tragen , d a ß die
mit der Asylantenfeindlichk eit zusammenhängenden wirt s c h a ft l i 278 -
chen , politische n , sozialen und religiösen Fragen in die vorh a n ­
dene Studien arb e it einbezogen oder in a nderer Weise a u fg earbei­
tet werden .
I c h d a n k e Ihnen .
(Beifall)
I c h möchte darauf h inwe i s en , daß f ü r d e n Bereich d e r Sächsischen L a n desk irche
v ier Bischöfe i n Sachsen schon Anfang September ein k lares und d eutliches Wort
an die Gemeinden gesprochen und i n den Gemeinden haben verlesen l a s s e n .
Vielleicht könnte dies in irg en deiner Weise a u fgegriffen werd e n .
Pro f . Dr . Sparn :
Verzeihen Sie , Herr Dr . Monselews k i , wenn ich Sie im Blick a u f den zweiten An­
trag ein bißchen erg ä n z e .
Wir waren der Meinun g , daß zwa r eine kurzfrist ige Ü berlegung und H a ndlung
s in n v oll wäre , aber auch eine l a n g fristige Ü berlegung . Gerade sie wäre wich­
tig , a ber sie be z i eht sich n u n nicht nur auf die Asylant e nproblemat i k , sondern
dara u f , daß es einen Tatbest a n d gibt , der wirklich j ederma n n h inreichend be­
k a nnt ist und der u n s a u c h von außen zugeschrieben wird , d e n wir a b er in den
letzten 4 0 Jahren a u s verschiedenen Gründen relativ leicht haben unter den
T is ch fallen lassen , nämlich die Tatsache , daß Luthertum u n d Deutschtum eine
beso ndere Be ziehung zueina nder haben . Das ist - wie j eder H i stori k er weiß spätestens s e it 1670 so , als - übrigens I
die Reformierten das Gedenken e i n ­
g e führt haben und die Luthera n er wohl o d e r übel m i t z i e h e n mußte n . A b e r lB17
haben sie es selbst gemacht . 1917 war es dann eine Kata stroph e , und 1933 wurde
a u c h n icht viel besser .
-
Nur die Tatsache , daß wir dieses Thema aus verschiedenen Gründen - im
Ost-West-Gegensatz u sw . ; das brauche nicht weiter a u s z uführen - einfach ver­
g e s sen konnten u n d wir es immer wieder einmal von a ußen a ufgedrückt bekommen ,
ist kein hinreichender Sta nd . Beobachtungen im Zusammenhang m i t der j etzigen
Fremdenfeindlichkeit zeigen ja a uch k lar , daß auch unterschiedliche soziale
und ök onomische Verhältnisse gleiche Rea ktionen hervorru fen . Woran kann das
l iegen? N u n , a n dem , wa s vorhin schon gesagt worden ist : An den Problemen ei­
ner relativ schwierig z u erfa ssenden religiösen Tiefenschicht der nationalen
I dentität .
I c h den ke , das ist n icht nur ein Problem ; im Gegente il , es ist gleich z e itg ein
p o s itives D atum , denn für d a s frömmigkeitsgeschichtliche Profil D e utschlands
im zukü nftigen E uröpa ist dieser Zusammenhang von " Lutherisch und Deutsch" ,
wie immer er heute s i nnvoll gefaßt werden k a n n , ein positiver Zusammenha ng .
D a s möchte ich g a n z ausdrücklich sagen . Es ist a b er u n s i n n ig , so zu tun , als
g ä b e es ihn n i cht .
Wir s i nd zwar nicht in der g l ü c k l ichen L a g e der Tscheche n , deren " Heiliger"
Comenius beisp ielsweise sowohl ein wunderbarer Nationaltscheche als a uch ein
wunderbarer Europäer war - bei Luther ist d a s aus vielerlei Gründen etwas an­
ders - , aber das Thema scheint uns doch wichtig z u sein .
D a h er läuft der zweite Antrag eigentlich darauf hina u s , d i e hohe S y n ode möge
b e s chließen , daß die Kirchenleitung d a für sorgt , im R a hmen ihrer Arbeit oder
- 279 -
einer besonderen Arbeitsgruppe dieses natürl ich extrem h e i k l e Problem , aber im
Blick a u f Deutschland und Europa in der Zuku nft unb edingt z u thematisierende
und von seiner emotio nalen Befrachtung etwas zu befreiende Thema auf zugre i fen .
Al s o : Luthertum und D e utschtum '
Präsident Veldtrup :
Gut , vielleicht könnte insoweit ebenfalls noch einmal eine redaktione lle Nach­
arbeit erfo lgen .
Dr . H a sselmann :
Zu dem zweiten Antrag g a b es auch in anderen Gruppen ähnliche Idee n . Es wäre
ganz gut , wenn daran v ielle icht noch etwas weitergearbeitet werden könnte .
Meine Frage b e z ieht sich aber a u f den ersten Antrag . I c h habe Bedenken , wenn
j etzt eine K a n z e l a b k ü ndigung des L e itenden Bischofs im n a chhinein erfolgt ,
Wochen später , nachdem sich schon alle Kreissynoden und D i a k onischen Werk e
damit beschäftigt haben , die unmittelbar mit der Problematik - a u c h vor Ort dauernd zu tun haben . I c h weiß nicht , was das für eine Wirk ung hätte und ob es
überhaupt schon einmal so etwas wie direkte K a n zelabkündigung mit e inem Brief
des L e itenden Bis chofs gegeben hat . Wenn schon , dann würde ich dies vielle icht
bei e iner anderen Fragestellung tun , aber nicht a u sgerechnet zu diesem
Problem , zu dem wir j etzt schon la ufend konkrete I n formationen bekommen .
Pro f . Dr . K ü h n :
Herr Präsid ent '
I c h habe eine Frag e , die s ich mehr a u f die Geschäftsordnung bez ieht . Wir ver­
handeln j etzt über zwei Anträge . Ich möchte gern die Frage stellen , ob es
nicht üblich ist , kon krete Anträge , über die wir zu beschließen ha ben ,
s chriftlich a u f den T i s c h zu bekommen .
( B eifa l l )
I c h denk e , d i e Zeit hat a u sgereicht . Jetzt i s t plötzlich in diesem Antrag das
Nationalismusproblem entha lten , d a s mir ebenfalls sehr am H erzen liegt , a b er
ich habe den Wortlaut n i c ht vor mir . Ich bitte deshalb darum , daß wir , bevor
wir a b stimmen , ein P a p ier dazu auf den Tisch bekommen .
Präsid ent Veld trup :
Ich denke , es war eine F ü gung des Schicks als , daß das P a p ier noch nicht
schriftlich vorla g . Jetzt zeigt sich j a , daß nicht a l l es darin enthalten ist ;
es hätte also erneut e i n weiteres Bl att Pap ier pro Synodalen und Gast
bedeutet . I ns ofern h at d a s manchmal etwas für s i ch .
Sie hätten den Antrag in der Tat schriftlich bekommen sollen ; das ist völlig
k lar .
I c h denke b e i einem B l i c k a u f die Uhr , daß es angebra cht ist , j et z t eine Pause
z u mache n ; und zwar b i s 1 6 . 15 Uhr . Ich bitte Sie nochma l s - obwohl ich weiß ,
daß ein solcher H i nweis n i cht so furchtbar gern g e hört wird - , zu versuchen ,
um 16 . 15 Uhr wieder h i er zu sein , denn wir wollen doch gern um 17 . 30 Uhr mit
unseren Verha nd lungen fertig sein .
- 2BD -
Ich unterbreche die Sitzung bis 16 . 1 5 Uhr für eine K a ffeep a us e .
( U nterbrechung : 15 : 5 7 Uhr)
Präsi dent Vel dtr up :
Meine Damen und Herren , wir setzen u nsere unterbrochene N a chmitta gssitzung
fort . I c h gehe einmal davon a u s , Herr Dr . Monselews k i , daß I hre schriftl iche
Vorlage noch nicht fertig ist .
Dr . Mon s e l ews k i : Ne in , aber sie ist in Arbeit ' )
- Dann bitte ich diej enigen , die es drängt , s i ch zu ä ußern , sich noch zu
gedulden . Wir würden dann hierzu zunächst die Aussprache unterbrechen , weil
ich meine , es wäre dem Auss chuß gegenü ber nur fa ir , das dann schriftlich
vorliegen z u haben , um darauf in der Sache a u c h e ingehen z u k önnen .
I ch b itte , j et zt zunächst die Gru ppe C zu berichten . Herr Krusche , bitte '
Krusche :
Herr Präsident ' Liebe Schwestern und Brüder !
Auch a u f die Gefahr hin , daß Sie mich für einen " B esserwis si-Dssi" halten ,
möchte ich uns a u s der P r a x i s der Sächsischen L a n dessynode nahelegen , daß wir
Anträge schriftlich einreichen und nur dann darüber beraten , wenn sie schrift­
l ich vorliegen . D i e Debatte hat das g e z eigt . D e swegen habe ich auch unseren
Bericht , dem ein Antrag folgt , schriftlich vorgelegt .
Wir haben uns mit der Frage von CA 16 , Frieden und Gerechtigk eit , beschäftigt .
Der Bericht ist mit den Mitg liedern der Arbeitsgruppe nicht mehr kol lektiv
verhandelt worden , sondern nur mit a l le n Einzelnen .
Der Ausschuß dankt dem L e itenden Bischof für seine differenz ierten und k laren
Aussagen z u CA 1 6 . Dieser Artikel ist nach unserer Erkenntnis heute ke ineswegs
überholt . Er ist keine Erlaubnis zum F ü hren von Kriegen und zur willkürlichen
Androhung oder Anwendung von Gewa lt . D i e Aussagen von CA 1 6 wol l en v i e lmehr
eine Beschrä n k ung und E ingrenzung von Krieg und Gewalt u n d deren enge Bind ung
a n d a s Recht mit dem Ziel der Ermöglichung d e s Friedens erreichen .
Der Bericht sausschuß hält , gerade j etzt und gerade anges ichts der unter s chied­
l ichen Erfa hrungen in Ost u n d West , zwei Probl emfelder für grundsätzl ich k lä ­
rungsb edürftig :
1 . Staats- und Obrigkeitsverständnis a u s lutheris cher Sicht
- Recht und Gren z e n des Machtgebrauches durch den Staat ( i ure bellare)
- Verhältnis von Staat u n d Kirche ( h ier auch eine neue Bewertung und Ü berprüfung des Militärseels orgevertrages
- begrenztes politisches Mandat der Kirche
2 . Friedensethik
- Wa hrnehmung des iure bellare durch eine international a n erkannte Autorität
angesichts härter werdender nationa l er und regionaler Konflikte
- Aufarbeitung der friedensethischen Auseina ndersetzungen der letzten Jahre
( z . B . Auseinanderset z ungen über Wehrdienstv erweigerung und den P a z ifism u s )
- 2Bl -
Der Berichtsausschuß schlägt die B i l dung einer Arbeitsgruppe oder einen
Auftrag a n einen Ausschuß durch die K irchenleitung der VELKD vor mit dem Ziel ,
·diese beiden Problemfelder zu behande ln .
( B eifall)
Präsid ent Veldtru p :
Vielen Dank . Wird d a z u d a s Wort gewüns cht? - D a s ist nicht der Fall . Wer sich
dem Antrag , der a l s Vorschlag formuliert ist - in den letzten drei Zeilen der
Dru c k s a che 1 9/ 9 1 - , so a n s chließen will , den bitte ich um ein Handze iche n . D a s ist zwe ifellos die Mehrh e it . - Gegenstimmen? - Keine . - Enthaltungen? - Bei
drei Entha ltungen so beschlossen !
Vielen Dank an den Ausschuß und auch an den Berichterstatter .
( Beifall )
Wir kommen dann zurück zum Ergebnis der Gruppe B . D i e Drucksache 20/91 ist ge­
rade verteilt worden . I c h d e n k e , i ch sollte Ihnen einen Moment Zeit geben , s ie
zu lesen . Darüber zu rede n , ohne den I n h alt zu kenne n , wäre wohl schwierig .
Nehmen Sie den I nhalt der Drucksache 2 0 / 9 1 j etzt bitte z ur Kenntnis .
Landesbischof H irschler :
Verehrte Synodale I
Ich habe folgende Ü berleg ungen zu sagen . Bitte bedenken Sie zum Punkt 1 , daß
der L eitende Bischof n a c h unserer Verfa ss u ng keine Kanzelankündigung herausge­
ben kann ; er k a n n allenfalls einen H irte n brief schreiben . Er darf a u f a l len
K a n zeln predigen , bloß , d a s scha fft er im Augenblick nicht .
( Heiterk eit)
Also darf er nur einen H irtenbrief s chreiben . O b d a s j etzt sa chgemäß ist , wage
ich z u bezweifeln .
Es ist j a a u c h - d a s möchte ich einmal sagen - von Herrn Dr . Monselewski sehr
vorsichtig e i ng e bra cht wOtden , indem er sagt , es solle erst einmal darüber
na chgeda cht werden , ob überha upt solch ein Antrag behandelt werden soll . Ich
möchte z u überlegen geben , d a ß das v ielleicht doch n icht sinnvoll ist , s o
etwas z u emp fehlen .
Bedenken Sie b itte folgen d e s . E s . s ind in den letzten Tagen von j eder ver­
antwortlichen K irchenleitu n g und von j e dem verantwortlichen P a stor entspre­
chende Dinge ges agt worden . Ich b i n gestern mitta g nach Wolfsburg gefa hren ,
habe dort ein Asyl bewerberheim angesehen ; Presse , Fernsehen , Rundfunk waren
dabe i . I ch habe mit denen ges prochen . Wir haben uns ausführlich über die Pro­
blematik unter h a lten .
Ich habe gestern einen Brief an die Gemeinden herausgeschic kt . Ich habe hier
die Erklärung des L a n d e s k irchenrats i n B a y ern z u a uslä nderfeindlichen
Aktionen . D i e v ier B i schöfe i n Sachsen - Sie werden es schon gehört haben h a ben etwas gemacht , und a ndere , v o n denen wir wahrscheinlich n ichts wissen ,
haben es a u c h gema cht .
- 2B2 -
I ch halte es im Augenblick a u c h in der Eile , in der j etzt so etwa s d e n a nderen
z ug e s choben wird oder hier gemacht wird , n icht für so besonders s i n n v ol l , daß
wir etwas m a ch e n . Das Problem haben wir erkannt . Wir haben auch d a s richtige
Bewußtsein , denke ich . Von d a her ist d a s nicht erforderlich als eine Art
P fl ichtü bung .
I c h h a b e n i c ht den Eindruc k , daß n a chher die Ü berschrift heißt : " Di e
lutherische Generalsynode wußte n i chts z ur Asylbewerberfrage zu s a g e n . " D a z u
k önnten w i r s e h r schnell etwas sagen . J eder v o n u n s wäre aus d e m Ä rmel heraus
f ä h ig , la uter richtige Dinge zu sagen .
I c h bitte , d a s zu beden ken , daß es v ie l l e icht doch sinnvoll ist , es j etzt bei
d e n D in g e n z u belasse n . Allenfalls k önnte man sage n , d i e S y node unterstütze
die A u fr u fe , die bisher von kirchlicher Seite erg a ngen sind und b e s onders die
E r klärung der B a y erischen Kirche , die s e hr k urz ist . Da h e ißt e s :
" Der Landeskirchenrat ist bestürzt über die Anschläge a u f Asylan­
tenheime . Ausländischen Mitbürgern , d i e b e i u n s Schutz u n d Hilfe
s u chen , wurde Schaden a n L e i b und Seele zug efügt . Der Landeskir­
chenrat verurteilt diese Ausschreitungen auf d a s entschiedenst e .
Untaten von Sch lägergruppen wiegen umso schwerer , a l s s i e von
Stillschweigen , Gleichgültigkeit , a b er auch v on unüberhörbaren
Ä ußerungen der Abneigung gegen Auslä nder begleitet werd en . Der
L a ndeskirchenrat bittet die Christen in uns erem L a n d , derartige
Ü bergriffe nicht hinzunehme n , sondern sich s chützend vor die
a ngegriffenen Menschen z u stellen und für ein gutes K l ima
zwischen D e utschen und Auslä ndern z u sorgen . Wer hier untätig
ble iot , ma cht sich schuldig . Christus hat g e s a gt : A l l e s , was ihr
wollt , das euch die Leute t u n , das tut ihnen a u c h . "
I n dieser Kürze ist also sehr deutlich gesagt worden , wor a u f es im Augenblick
a n k ommt .
E s wäre a u c h eine Möglichkeit , daß d i e S y node sagt , wir m a c hen u n s dieses ver­
h ä l t nismäßig k urze und - wie ich finde - klare Wort z u eig e n , um i n irgend­
e iner Weise a u s zudrücken , wie es u n s ums Herz ist . Natürlich k ön n t e j eder sehr
viel mehr sagen . Aber vielleicht ist d a s die einfachste Möglichk eit , damit man
n icht völlig wortlos ist .
(Beifall)
K a l i t z ky :
Herr Präsident I Hohe S y node I
Zu Punkt 1 haben Sie , glaube ich schon , a l les gesagt , was d a z u zu sagen ist .
I c h hatte mich insbes ondere auch zu Punkt 2 gemeldet . I c h begreife d en so , wie
er formuliert ist , ni cht . I ch muß ehrlich sage n : Was ist h i er mit Studi enar­
beit gemeint? Wenn Sie Celle , das Gemeindekolleg , meinen , dann sollte man das
offen sagen . Wenn Sie meine n , daß d i e Studenten irgendwie besser a u s g eb i ldet
werden sollte n , sollte man das richtig formulieren . Und mir ist n i cht g a n z
k l a r , w a s Luthertum m i t Asylantenfeindlichkeit z u tun hat .
So habe ich vorh in den B e itrag von u n s erem S y nodalen a u c h n icht versta n den ,
d a ß er s a g e n wollte , die Lutheraner müßten eigentlich - sozusagen n a c h
r i chtigem Verständnis - z u einer Asyla ntenfeindlichkeit k omme n . S o , wie d a s
h i er · miteinander spra chlich verwoben ist , ziehe ich f ü r m i ch a u s d e m T e x t n u r
d e n S c hl u ß : D i e s e s Luthertum i s t w o h l a u c h d a r a n schuld .
- 283 -
D i ej enigen , die die Ü bergriffe begehen , wissen viell eicht noch nicht einma l ,
wer Luther war . D a s irgendwie in Verb indung z u bringen mit Luthertum , ist für
mich abwegig .
Es ist sicherlich sinnvo ll , die Z u sammen hänge zwischen Deuts chtum und L ut hertum
z u untersuchen . Wenn das an einem Studienkolleg oder a nderswo geschehen k a n n ,
u n d die Synode me int , d a s s e i sinnv o l l , sollte hierfür e i n besonderer Auftrag
erteilt werden , a ber n i cht im Zusammenhang " mit d e n Ü bergriffen gegen
A s y lunterkünfte .
D a s Zweite ! Es ist doch eine unzulässige Verkürzung , wenn man hier nur v o n
Asylantenfeindlichk eit sprechen will . D a n n muß m a n s c h o n sagen , eine Feindlich­
k e it gegen Ausländer , insbes ondere Ausländer , die wegen ihrer äußeren
Erscheinung eben relativ le icht als Ausländer - für Deutsche j e denfalls - zu
�rkennen sind . Die Stimmung i n bestimmten Bereichen unserer Bevölkerung trennt
auch n icht sehr präz ise , ob es nun Asylbewerber s i nd oder ob es hier in der
Bundesrepublik a l s Gäste - auf Einladung v o n u nseren K irchen oder von a n deren
Leuten - lebende Auslä nder s ind oder wirk liche Arbeitnehmer .
D a s ist g a n z p a u s c h a l es , b l indwütiges H a ndeln , d a s nichts mit Deutschtum und
a u c h n i chts m i t L u thertum z u tun hat .
I c h möchte diej e n i g e n , die diesen Antrag eing ebra cht haben , doch herzlich bit­
ten , die Nummer 2 a u f z u lösen , und dann , wenn dies überhaupt gewü ns cht wird , z u
formuliere n , daß m a n die Prob leme d e r Auslä nderfe indlichkeit einschließlich
einer Asylantenfeindlichk eit in angemessener Weise untersuchen möge und - wenn
auch dies gewünscht wird - i n einem davon unabhängig stehenden Bereich die
Z u sammenhänge zwischen Deuts chtum und Luthertum .
Aber in der vorliegenden F a s sung würde ich g e g e n den Antrag stimmen .
von L oewenich :
I c h möchte versuchen , die beiden letzten Beiträge zu Anträgen zu sammen zufassen .
Zum Ersten : I c h möchte den Antrag stellen , daß u n sere Generalsy node mit D a n k ­
barkeit feststellt , daß s ich verschiedene kirchlich e Stimmen g e g e n d i e Auslän­
derfeindlichkeit i n den letzten Wochen n a chdrücklich ausgesprochen haben . I n s ­
besondere s t e l l t s i e sich hi nter die E r k l ä r u n g der Bayerischen K irche .
( Heiterke i t )
- Das w a r j a d i e Erkläru n g , d i e dankenswerterweise d e r Bischof von H a n n ov er
vorgelesen hat . So b e s cheiden muß man dann a u c h n i cht sein , daß ma n , wenn v o n
Ba yern etwa s Gutes kommt , sein L i cht unter d e n Sch effel stellt . Das ist a l s o
der Antrag Nr . 1 .
Herr Prä s i dent , wollen Sie darüber gleich a b stimmen lass en ,
( H eiterkeit)
oder darf ich mit P u n k t 2 fortfahren?
Präsident Veldtr u p :
I c h denke schon , weil es noch weitere Wortmeldungen gibt , Herr von Loewenich .
- 284 -
von L oewenich :
D a s Zweite ! Der Antrag ist j a an d i e K irchenleitung gerichtet , und insofern
könnt e man damit locker umgehen und s a ge n , die Kirchenleitung müsse sich damit
befassen . Die Einrede von Herrn K a l it z k y , ob der Sa ch zusamm enhang zwischen Aus­
länderfeindlichkeit und der Problematik Deuts chtum/ Luthertum s o · g a n z g lü c k l ich
ist , wird man hören müssen . Ich möchte aber darauf aufmerksam machen , daß wir
uns a u c h vorgenommen haben , im deutschen Protestantismus die Aufgabenteilung
zwischen den verschiedenen gesamtkirchlichen Instanzen , die e s gibt , zu
bea cht en . E s g i bt zwei oder drei Erklärungen a u s führlicher Art i n der EKD z u
den Fremden in unserem Land . Die sind ausgezeichnet . Die sollt e man z u r Kennt­
n i s nehmen .
D i e Frage Deutschtum und Luthertum muß m a n n icht nur a u f d a s Deutsche b e z iehen ;
man k ö nnte h i er auch an d a s Baltikum denk e n . Die ganzen Fragen des Natio­
n a l g efühls und u n sere lutherischen Traditionen wären hier i n Betracht zu
ziehen .
Beide Anregungen kann man z u nä chst e inmal an die Kirchenleit u n g weiterleiten .
D i e Kirchenleitung soll darüber n a chdenke n , ob eine weitere Bearbeitung aus
b i b l i s ch -theologis cher Sicht im H i n b l i c k a u f die Aus länderfeindlich k e it not­
wendig ist . E s wir d auf die EKD v erwiese n . Das Zweite ist ein umfa ssenderes
Problem , was unsere lutherische Tradition a n b etrifft . D a wird man s icher mit
dem Theologischen Ausschuß , der sich zu bilden hat , unter Umstä nden zu reden
haben , ob d a s ein geeignetes Thema ist . Aber ich den k e , es ist gut , wenn aus
der Generalsynode solche Anreg ungen k o n kret a n die Kirchenleitung k ommen , die
damit umzugehen hat .
Krech :
Herr Präsident , ich verstehe die Drucksache Nr . 20 ü berhaupt n i cht . I c h habe
der G esprächsgruppe B angehört . Der P u n k t 1 dürfte nach der D i s k u s s i onslage
ü berhaupt n i cht mehr stehen . Es war in der Gruppe festgelegt , daß es , wenn es
d a s Bedürfnis von der Synode nach e i n er K a n z e la b k ündigung n i c ht g ibt , k e inen
Antrag dazu geben wird . J etzt ist der Antrag da ; das verwundert mich .
Das Zweite , was hier geschrieben steht , verwundert mich a u c h ; denn a u c h das war
in der Gruppe s o nicht a bges proch e n . Wir haben i n der Gruppe gesehen , daß
Relig ion für Nationen eine Bedeutu n g hat u n d daß es a n dieser Stelle einer 5tu­
dienarbeit bedarf . 50 wie es hier steht , ist eine Rundum-5t ud i enarbeit geplant ,
und das wird immer ausge sprochen , wenn man eigentlich gar nichts tun will .
( H e iterkeit )
Es g ibt eine Aufgabe , und ich möchte den S y n odalen Professor Dr . 5parn bitten ,
daß er , weil er das besonders point iert vorgetragen und die Gruppe dies auch
a u fgenommen hat , diese Aufgabenbes chreibung a n die K irchenleitung gibt , und ich
möchte vorschlag en , daß wir von diesen beiden Anträgen Abstand nehme n .
( Be ifa i l )
Krusche :
Da n u n der Konsynodale von Loewenich seinen Antrag gestellt hat , möchte ich
dazu spreche n . I c h würde das nicht so unterstützen k ö nn e n , daß wir a ll e kirch­
lichen Voten be fürworten , insbesondere die b a yerisch e n , weil damit eine quali­
tative Wertung vorgenommen wird . Entweder wir heißen alle gut - w a s reichlich
nebulös ist - , oder wir heißen nur d a s b a yerische Votum gut . D a s können wir
- 2B5 -
n a türlich �achen . Ich fand es auch sehr gut . Darum m6chte ich den Antrag
stell en , daß sich die Synode hinter das Votum des b a y erischen Landes­
k i r chenrates stellt .
Dr . Monselews k i :
Herr Prä s ident , es tut mir leid ! Ich kenne die Gepflogenheiten a n s cheinend noch
n icht genau genug . I c h hatte in meinem Bericht zwei Anträ g e a n g ek ü n digt ,
wollte aber erst die Reaktionen in der Ausspra che abwart e n , um die Anträge
dann g g f . offiziell z u stellen . Dann wurde mir a ber gesa g t , ich solle d i e Ent­
würfe der b e iden Anträ g e dem Prä sid ium schon vorweg schriftlich geben . Das
habe ich g eta n .
N a c h Lage der Dinge verzi chte ich nunmehr dara u f , den dem Präsid ium vorliegen­
den Entwurf von Antrag 1 als offiziellen Antrag e in z u bring e n . Ich denke dabei
i n der Richtung meiner Vorredner , daß die Generalsynode d e n Bericht a l s Ganzes
zur Kenntnis nimmt .
D a g egen stelle ich n u n entsprechend dem dem Präsidium vorliegenden Entwurf
meines 2 . Antrages offiziell folgenden Antrag : Die Genera l synode m6ge d e n
e r s t e n Satz des Entwurfes ( b is " e inbezogen werd en " ) beschl ießen .
Präsident Veldtru p :
Vielen D a n k ! Welcher der beiden Herren Bisch6fe ist so freundlich , es noch
einmal z u lesen? - Herr Bis chof Hirschler , b itte '
L a ndesbischof Hirschler :
" D er L a ndesk irchenrat ist bestürzt über d i e Anschläge a u f Asylan­
tenheime . "
- E s müßte wahrs cheinlich " A s ylbewerberheime" h e ißen .
" A u s l ä ndischen Mitbürgern , die b e i uns Schutz und H il fe suchen ,
wurde Schade a n Leib und Seele z u g e fügt . Der L a n d e s k irchenrat
verurteilt diese Auss chreitungen a u f das Entschiedenst e . Untaten
von Sch lägergruppen wiegen umso s chwerer , als s ie v o n Still­
s chwe igen , G l eichgültigkeit , a b er auch von u n ü berh6rbaren Ä u s ­
s e r u n g e n d e r Abneigung gegen Ausländer begleitet werden .
'
Der Landesk irchenrat bittet die Christen in u n serem L a n de , der­
artige Ü bergriffe in unserem Lande n icht h i n z u nehme n , sondern
s ich schützend vor die ang egriffenen Menschen zu stellen und für
ein gutes K l ima zwischen Deutschen und Auslän dern zu sorg e n . Wer
h ier untätig bleibt , ma cht sich s ch u ldig . Christus hat gesagt :
Alles n u n , was ihr wollt , ' daß euch d i e Leute tun sol l e n , d a s tut
ihr a u c h . Matt . 7 , 12 .
München , 9 . Oktober 1991 . "
Präs ident Veldtrup :
V i e le n D a n k , Herr Bischo f .
- 286 -
Ich denke , Herr von Loewenic h , Sie können sich dem Antrag von Herrn Krusche
anschließen , weil er ja im Grunde d a s selbe wiederg i bt , n ur vielleicht freund­
licher i n der Form ist und Ba yern n i c ht g a n z so sehr heraushebt - vielen D a n k '
Na chdem der Antrag Dru c k s ache 20 so n icht mehr zur Abstimmung steht , stelle ich
den Antrag z ur Abstimmung , den Herr Krusche for�uliert hat , nämlich z u sagen ,
die Genera lsynode ma cht sich das Wort des Landesk irchenrates in Ba yern zu ei­
"
gen , der wie folgt l a u t et , und dann wäre der Text z u übernehmen . I c h denke
schon , daß wir den Urheber nennen s ollte n .
Wer einem solchen Beschluß zustimmen möchte , den bitte ich u m d a s H a nd zeichen .
- Gegenstimmen? - Keine ! Enthaltungen? - Bei vier Enthaltungen so beschlossen .
D a n n kommen wir zum zweiten Abschn itt . Vom Ausschuß ist j et zt o ffiziell nur
noch der erste Satz zum Antrag erhoben worde n . - Herr Dr . Monselews k i .
Dr . Monselews k i :
Entschuldigung , ich hatte etwas vergess en . I c h hatte i n meinen Ausführungen
a u s drücklich auf den Ö k umenis chen Studienausschuß a bgehoben , u n d ich hatte
ebenso auf j en e Gremien a b gehoben , die sich mit der Bewahrung des Friedens , der
Gerechtigkeit und der Schöpfung befas sen . Daran war zunä chst einmal gedacht .
Der Antrag la utet j etzt nur noch :
"Oie K irchen leitung wird gebete n , dafür Sorge zu tragen , daß die
mit der Asylant e n feindlichkeit z usammenhängenden wirt s c h a ft l i ­
chen , polit is ch e n , s o z ia len und religiösen Fragen i n die Studien­
arbeit einbezogen werde n . "
Ich den k e , daß d a s durch meine Ausführungen interpretiert wa r , u n d
übrigen j a a u c h immer mit weiterg e g eb e n .
d a s wird im
Präsident Veldtrup :
So hatte ich das eben a u c h gemeint , a l s ich die Synode fragt e . G i bt es d a z u
noch Wortme ldungen? - Herr Dr . Hasselma n n !
Dr . Hass elma n n :
Ich lege nur Wert a u f die Feststellung , daß der Ö kumenische Studienausschuß da­
für n i cht die richt ige Adresse ist .
Prä sident Veldtrup :
Ü berlassen wir d a s doch der K irchenleitung , den Adressaten zu finden , falls die
Synode diesem Antrag z u st immen wi l l . I c h frage die Synode , wer diesem Antrag
zustimmen wil l . - Das sind 18 Stimmen . - Wer ist dagegen? 2 6 Gegenstimmen !
Enthaltungen? - Bei etlichen Enthaltungen abgelehnt !
Trotzdem d a n k en wir dem Ausschuß herzlich für d i e Arbeit .
( H eiterk eit )
Als n ä chstes zu dem Bericht des A u ss chu sses zu den Themen " Erneuerte Geme i n ­
s chaften" und " " Kirchen a u f dem W e g n a c h Euro p a " , Druc ksache 1 7 . D r . Halbe ,
- 287 -
b itte '
Dr . Halbe :
I hnen liegt der Text vor . Er ist von Bruder Dräger zusammengefaßt worden . der
.
mich gebeten hat , ihn kurz vorzustellen .
Z u n ä chst zur Ü berschrift : Es muß heißen " Erneuerte Gemeinschaft" - damit das
n i cht in die fa lsche Kehle k ommt .
Erstens : E ntwarnung ! Wir fügen keinen Antrag a u f Vot e n , Stellungnahmen , Worte
h i n z u . Ich lese den Text nicht vor , nenne a l lerdings die drei Punkte , die bei
u n s im Zentrum standen .
Erstens gehen wir davon a u s , daß wir in einer neuen Gemeinschaft zu arbeiten
und z u leben beginnen . Dieser Indikativ erlaubt es uns n u n , wahrnehmu ngsfähig
und offen z u sein zum Erkennen dessen , wa s uns trennt . E s geht n icht darum ,
U nterschiede , die es zwischen uns g ibt , m6glichst schnell weg z uma c hen , sondern
sie so sensibel wie m6glich wa hrzunehmen und damit z u lebe n .
Zweitens ! Z u die sem Wahrnehmen geh6rt es , d a ß die k irchlichen B e z iehungen n a c h
W e g f a l l d e r G r e n z e n icht das E n d e der Lerngeschichte s i n d , sondern ein neuer
Anfang . Wir haben uns so sehr in der Z u sammenarbeit darauf einge stellt , daß
d.ie Grenze da zwischen war , daß wir nach dem Wegfa l l gar n icht mehr so richtig
wissen , wo uns der Kopf steht . D a h er rührt die B itte , daß die P a rtner­
s c h a ftsarbeit auf a ll e n Ebenen k irchlichen HandeIns und pers6nlichen Lebens
umso stärker intens i viert wird und daß der Welthorizont ü b er den Fragen der
deutsch-deutschen Gemeinschaft nicht aus dem Auge v er l oren wird .
E i n besonderer Ak zent : Es war unser Wunsch , daß es die K irche ist a l s die
I n s titution , . von der wir das am ehesten erwarten dürfen , d i e sich bei dem
Ü berdruck 6k onomischer Themen und Fragestellungen a u f die Suche n a ch den
Themen ma cht , die nicht 6konomisierbar s in d : Christa Wol f , Bilder , Mus ik ,
K u ltur , Lernen , Lie be . Als o : Wo sind die Synod e n , die diese Themen a nmelden?
Denn das sind Themen , bei denen die Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR
a utonom mitreden k6nnen , während sie sich zur Marktwirt s c h a ft n icht a utonom
ä uß er n k6nnen .
L etzter Punkt . Weg n a c h Europa - gerade noch so im Auseinandergehen . Wir haben
damit Erfahrungen zu machen begonn en , daß die regiona l e n G liederungen in die­
s e n Leben s g emeinscha ften wichtiger werden k6nnten als d i e nationalen , also
etwa Dstseeraum oder Rheinraum oder Donauregion . E s k ö n·nte einiges' d a für
sprechen , daß wir mit den kirchl ichen Strukturen , die wir haben , gute
Entwicklungsmöglic hkeiten haben , über nationa le und staatliche Grenzen hinweg
regionale Gemeinschaften aufzubauen und zu entwic k e l n .
( B e ifa l l )
.
Präsi dent Veldtrup :
Vielen D a n k für die freundliche S e l b stbeschrä nkung b e i dem Umfang des Berich­
t e s . Sie haben ihn im übrigen schriftlich vorgelegt . G i bt e s im Moment aus dem
Plenum R ü c k fragen z u dem Bericht? Das ist offenbar n icht der F a l l . Dann nimmt
d i e Synode den Bericht mit Dank für die Arbeit entgegen .
( B e ifa l l )
M e i ne R ü c k frage wäre a n d i e Synode i n sgesamt , o b e s eine weitere Gruppe mit
dem Buchstaben D gegeben hat . Ich muß gesteh en , ich h a b e meine Unterlagen h ier
- 288 -
n icht a l l e zur H a n d .
(Dr . Ruhwand l : Pflegenotsta n d ' - Dr . Buttler : I c h habe zu den vorherigen doch
noch eine K l e in ig k eit ! )
Herr Dr . Ruhwa n d l , j a , Pfl egenotsta nd . Darf Herr Dr . Buttler noch eben zu dem
Punkt davor eine K l ei n igkeit anmerken? D a n k e . Bitt e , Herr Dr . Buttler .
Dr . Buttl er :
Nur eine redaktionelle Kle inigkeit , falls d i es in den Berichtband kommt : Wird
das Prä s id ium bitte i n einem Nachschlagewerk das Brecht z itat prüfen und es
korrekt wiederg e b e n . I c h glaube n i cht , daß Brecht von den " A u fregungen"
gesprochen hat .
( D r . Halbe : Anstrengungen ! )
Wahrscheinlich " A n strengung en " , j a .
Präsident Veldtrup :
Vielen D a n k für diesen literarischen Hinweis . Vielleicht k a n n j em a n d Kompe­
tentes dem Präsidium n a chher helfe n , damit es i n der Aus fert igung des Be­
schlusses dann entsprechend richtig steht . Darf ich Sie dann bitt e n , Dr .
Ruhwa n d l .
Dr . Ruhwa n d l :
Herr Prä sident ! Verehrte Konsynodale !
Mein Bericht ist münd lich , n a ch der Erinnerung und ohne Anträge .
Der Unter a u s s c h u ß " P flegenotsta n d " befaßte sich z unä chst mit dem Vorschlag a u s
d e m Plenum , d i e pflegerische Leistung d e r Ziv ildienstleistenden durch die G e ­
nera lsynode b e s o n d e r s z u würdigen . Diesem Antra g konnten w i r uns voll a n ­
schließe n , meinten j edoch , d a ß die Ausführungen des L eitenden Bis chofs i n d i e ­
s e r Sache i n A b sc hnitt 7 a u f . Seite 24 genüge n , w e i l sonst d e r gewissenhaft e
E insatz j unger M ä nner i n a nderen Bereichen herabgeset zt erscheinen könnte .
Eine a l lgemeine Ursa che für den tiefgreife nden Notstand bei den p flegerischen
Diensten sehen wir im Berufsbild etwa der Kra nkens chwe ster , das b e i manchen
immer noch unter dem überholten Leitbild z u 8tehen scheint : "Mein Lohn ist ,
daß ich darf . " So l iegt auch im Bericht eine be sondere Betonung a u f dem Werben
um ehrenamtliche M itarbeiterinnen für die pflegerischen Dienst e , wodurch der
Notstand gemildert werden kö nnte . Demge genüber m u ß k lar und e i ndeutig festge­
stellt werden , daß e s s ich bei den pflegerischen D i ensten um q u a lifiz ierte
Berufe m it guter A u s b ildung und hoher Verantwortung handelt . A l l erdings
vermitteln beispielsweise die Unterha ltungsfilme im Fernsehen einen
erh eblichen U nterschied im Stellenwert vom Arzt b i s zur Schwester . D a wir im
Ernstfall alle auf die verschiedensten pflegerischen Dienste a ngewiesen sind ,
erscheint u n s e i n e b essere Anerkennung dieser Beru fsgruppen dringend gebot e n .
Vorranig s in d derzeit eine angemessene Bezahlu n g , von der a u c h eine F amilie ,
wenn a uch b e s c h e i de n , leben k a n n , und eine bes sere Möglichk eit des beruflichen
Aufstieg s . A u f eine qualifiz ierte Fortbildung ist deshalb z u a chten . Dringend
geboten erscheint , auch wegen des " b urn- out " - S yndroms , die Möglich keit z u
Supervision u n d seel sorgerlicher Begleitung d u r c h den Anstellungsträger .
- 289 -
Um den christlichen Anspruch von d i a kon ischen Einrichtungen n i cht auf die
ä ußere Zugehörig keit z u einer Kirche z u bes chrä n k e n , muß a u c h über die Zu­
sammengehörig keit von D i a konie und K irchengemeinde n a chgeda cht werden , zum
Beisp iel über das Verhältnis von H a uptamtlichen und Ehrenamtlichen in der
d i a k on i s chen Arbeit und - neben den Ordensgeme i n s c h a ften - über neue Modelle
des Z usammenlebens von H a u pt- und Ehrenamt l i chen mit Mensche n , deren
Lebensmöglichkeiten eingeschränkt sind , ob durch K ra n k h e it oder durch eine
Behinderung . Dabei kann d i e K irchengemeinde z u einem Wahrnehmungsfeld für
unters chiedliche pflegerische Dienste und ihrer gelingenden Zusammenarbeit
werden , indem die q u a l i f i z ierte Ausb ildung und die S i nnerfüllung im Beruf
durch die Bindung a n Gott miteinander erlebt werden .
Einem in der Aussprache g e ä ußerten Gedanken entsprechend empfehlen wir der
Genera l s y node , in einem geeigneten Gremium vorhandene u n d gepla nte Modelle
�olchen " D i a k on is ch -miteina nder-Lebens" z u untersu c h e n und b e k annt zumachen .
( Beifall)
Kleefe l d :
I c h bin d a n k bar da für , Herr Prä s ident , daß sich der Ausschuß mit meinem An­
tra g , den Ziv ildienstleistenden einen Dank a u s z usprechen , beschäftigt hat .
I c h verstehe nicht , daß ein Dank , den eine hohe Synode a n eine Gruppe aus­
spricht , gleichzeitig a l s ein Votum gegen eine a ndere Grup p e , der man gerade
n i cht dankt , gewertet wird . Der Herr - Leitende B is c h o f hat i n se inem Bericht
auf die Unverzichtba rkeit des Dienstes der Zivildienst l e istenden h ingewiesen
und
hat angemerkt , daß dieser D i enst n icht übera l l die Anerkennung erfährt , die
er verdient . Das war e igentlich für mich der Grund zu sagen : Schön , daß so
etwas i n diesem Bericht vorkommt , und wir sollten den vielen
Z ivildienstleistend en , d i e i n der Vergangenheit i n d e n verschieden sten
Einrichtungen der . K irche gearbeitet haben , und denen , die es heute tun , einmal
Danke sagen .
Wir werden über kurz oder lang in der Situation sein , d a ß wir keine Zivil­
dienstle istenden mehr haben werden . Dann wird s ich v ie l leicht eine hohe Synode
a uch einmal z u dieser F rage äußern müssen , o b man n i c ht a ndere j unge Menschen
dann i n Z u k u n ft einlädt , viel leicht ein Jahr ihres L e b e n s D i enst für die
Allgemeinheit z u tun . D i e Frage kommt schon noch auf u n s z u .
D a s war n i cht gegen eine Gruppe gerichtet , a b er ein D a n k e an die Gruppe stünde
der S y node gut a n , und das ist mein Antrag gewesen .
( Vereinzelter Beifall)
Andreas Seifert :
Es liegt mir dara n , zu erreichen , d a ß nicht von den P flegeberufen und Pflege�
kräften d i e Rede ist . I ch hatte schon als Anmer k ung z um Bericht des Leitenden
Bisc hofs gesagt : Es geht generell um die helfenden Berufe , es geht nicht nur
um diese eine Gruppe . E s geht um Erz ieher , um S o z i a larbeiter , um Therapeuten ,
um Arb e itspädagogen , b e i denen es d iese Probleme ganz genauso g i bt . Das muß
also weiter gefaßt werden .
( Vere i n zelter Beifa l l )
- 290 -
Präsident Veldtrup :
Herr Kleefeld , sollte es noch e i nmal ein offizieller Antrag sein , der durch
die Synode z u entscheiden ist? Dann müßte ich ihn schriftl ich b e k omme n . I st er
schon geschrieben worden?
K le e f �l d :
I ch lese d e n Antrag vor und gebe ihn Ihnen s o fort schriftlich .
D i e Synode möge beschließe n :
D i e Genera l s y node der VELKD spricht den vielen Z i v ild ienstleist e n d en , die in
der Verga n g e n h e it und b is heute ihren Dienst i n E inrichtungen u n serer K irche
getan haben u n d noch tun , für ihren wichtigen D i enst Dank und Anerkennung a u s .
Präsident Veldtrup :
Gut , ich d e nk e , d a s war zu verstehen . Wer möchte sich d a z u äußern? N i ema n d .
Wer möchte s i c h dem Antrag a n s chließen? Wer st immt für d e n Antra g?
39
Stimmen da für . W e r stimmt dagegen? - 6 Gegenstimme n . Enthaltungen? - Bei
etlichen Entha ltungen und 6 Gegenstimmen ist der Antrag so a ng e nommen .
-
Frau Dr . Böning , bitt e .
Wir kommen j et z t zurück zur Aussprache über d e n Bericht der K irchenleitung und
d a speziell z u r Pressearbeit des LWB .
Frau Dr . Böning :
Herr Präsident ! L iebe K on s y nodale !
Dank L a ndesbischof Hirschler ist das ganze a u f zwei sehr gute Sätze reduz iert
worden . D a rum habe ich es nicht schriftlich vorliegen , sondern meine , Sie kön­
nen es s o hören und beha lten .
D i e Synode möge b e s ch l i eßen :
Wie wir hören , sollen die I n formations- und N a chrichtendienste des LWB in der
n ä chsten Z e it umstru kturiert werden . Die Generalsynode der VELKD legt größten
Wert dara u f , daß regelmäßige I n formationen des LWB i n deutscher Sprache erha l ­
ten bleiben .
I c h bitte , diesen Besch luß , sofern er ang enommen wird , weiter z u l e it e n - a u c h
n a ch Gen f .
Präsident Ve ldtru p :
Wird d a z u noch d a s Wort gewünscht? D a s ist n i cht der F a l l . Wer stimmt dem
Antrag z u ? - Das ist zweifellos die Mehrheit . Gegenstimmen? - K e i n e . Enthal­
tungen? - B e i zwei Enthaltungen so angenomme n . Vielen D a n k .
Wir kommen d a n n zu dem Vorschlag eines Briefe s , betreffe n d das H a uptthema .
Frau Hoerschelm a n n . Oder?
- 291 -
( F ra u Hoerschelmann : Professor Dr . Sparn ! )
Herr Professor Dr . Sp arn . Herr Professor , ich habe eine u n charmante Bitte .
Würden S i e bitte etwas l a ng s amer sprechen? Sie haben einen wirk lich reizenden
Dialekt , a b er wenn Sie g a n z schnell red en , sind Sie h ier oben überh a upt ni cht
zu verstehen .
( Heiter k e i t )
I c h b i t t e um Nachsicht . E s sollte k e ine Zurechtweisung , sondern nur eine
herzliche Bitte s e in . Bitte .
Pro f . Dr . S p arn :
Sie sind , verehrter Herr Prä sident , n icht der erst e , der vergebliche Er­
ziehungsversuche a n mir vorn immt .
( H eiter k e i t )
I c h w i l l es a b e r versuchen .
Oie Reda ktionsgruppe bedankt sich z u n ächst sehr herzlich für a l l e die Anre­
g u ng e n , d i e einen H a uptzweck des Briefes wirklich erfü l lt haben , nämlich ihn
von der Abstraktheit der obrig k eitlichen oder synodalen Verlautbarungen her­
unterzunehmen und mit k onkreten Erfahrungen der Synodalen zu verknüpfen . " Wir
haben die Anregungen , soweit es g i ng , eingearbeitet und uns anges ichts der
drängenden Z e it s chließlich mit A b stimmungen - also mit Mehrheiten - gehol fen .
Wir haben n i cht a u fgenommen die R a d i k a lvors chläge der Streichung g a n zer Ab­
s chnitte . E s gab in mehreren Fällen d e n Vorschla g , einen ganzen Abs chnitt zu
stre ichen .
Oie Verä nderungen , die Sie sehe n , b e z iehen sich erstens a u f Forma l ia , nämlich
eine b e s sere Gl iederung und Auszeichnung durch Unterstre ichung , zweitens auf
eine Verstärkung des a n redenden Briefcharakters . Sie sehen a l so eine Anrede ,
und am Schluß heißt es a u c h " S i e " und n icht " u n sere Gemeinde" o . ä . Ebenso ist
der Briefkopf verändert : " Brief an d i e Gemeinden , Dienste und Werk e " , a lso die
technische Aufzählung ist im Brief n icht i n der Anrede . Und wir haben dann den
T e xt z u verschlanken versu cht im Blick auf noch darin enth a ltene sprachliche
Aufwe n d i g k e iten , also auf Doppelungen , und vor allen Dingen haben wir die
dicke theologische Formelsprache hera u s z u b ekommen versucht .
Gleich h a b e ich zum Text noch zwei Anmerkungen , gewissermaßen N a chredaktionen .
Ferner haben wir vereinbart , wenn es so beschlossen wird , zu bitten , noch ein
Ans chreiben d a z u z u fügen , in dem steht , wo dieser Brief i n Erscheinung treten
s ol l . Erstens sollte er nämlich nach unserer Meinung in den Kirchen vorständen
und Presbyterien a u sdrücklich zur Kenntnis genommen und ggf . auch bes prochen
und behandelt werden , zweitens sollte er in den Gemeinde blättern und übrigen
P u b l i k ationsorganen veröffent licht werden .
Zweitens sol lte in diesem Brief u n serer Meinung n a c h ein H i nweis darauf
stehen , d a ß das R e ferat von Herrn K o l l egen Dr . Hertzsch zur Verfü g u ng steht ,
a l so a b g eru fen werd en k a n n . Herr Dr . R e ll er wird einen schriftlichen Antrag
einbringen , daß wir die Kirchen l e it u n g b itten , das Referat z u vervielfältigen
und zur Verfügung z u ha lten . E s zu streuen ist natürlich nicht möglich , aber
es sollte a nforderbar sein . D a s ist a l s o eine Anlage zum Bri e f , ein
Anschreiben .
- 292 -
Wenn Sie erlaube n , noch drei reda ktionelle Ä nderungen , z um Teil F e h ler , eine
wirk liche Verbesserung . D a s " Jahr mit der Bibe l " ist n i c ht immer in
Anführu n g s z eichen gesetzt . Es gehört Anfang des zwe iten Absatzes noch einmal
in Anführungsz eichen - wenn Sie so fre undlich wären - und gegen Ende des
vorlet zten Absatzes auf der Rü ckseite auch noch einmal . Sonst ist es
sin nstörend oder j e denfalls sehr holperig .
Wenn S i e d a n n wieder die erste Seite betra chten : Im dritten Absatz fehlen i n
d e r vorletzten Zeile z w e i Wort e ; sonst g ibt es keinen S i n n . Hinter Botsch a ft
fügen S i e bitte ein " der Bibe l " .
( Z uru f : W o ? )
- Die Wörter f e h l e n schlicht ; d i e haben w i r in der E i l e vergessen . E s g e h t um
die vorletzte Zeile im dritten Absatz .
Dann habe ich noch eine reda ktionelle N a chä nderung b e k a nntzugeben , a u f die wir
uns gerade geeinigt haben . Der zweite A b s at z enthält - wie Sie sehen - eine
Aufzählung der Adressatengruppen ; die wollten wir verbal und a u c h sachlich
etwas verbessern . Deshalb schlagen wir vor - j edenfalls hat s i ch die Redaktion
darauf verständ igt -, i n der zweiten Zeile dieses Absatzes z u sagen : " Me n ­
sch en , die die B i b e l n icht kennen , k ö n n e n sie f ü r s ich entdecken " . Statt d e s
Wortes " s ollen " , d a s sonst immer wiederholt würde , s c h l a g e n w i r d a s Wort
" können" vor . I n der nä chsten Zeile ble ibt d a s Wort " so l l e n " stehe n , u n d in
der dara u f folgenden Zeile - raten Sie einma l ! - soll das Wort "werd e n "
stehen . D a s ist Bestandteil des Textes ; auf den haben w i r uns gerade vorhin
noch geeinigt .
Ich hoffe , es ging ein igermaßen . Herzlichen D a n k !
( Beifa l l )
Prä sident Veldtru p :
Es ist noch ein Schreib fehler darin ; in der zweiten Z e il e des ersten Absatzes
muß es heißen "Alle Kirche n " ; der Buchst a b e On" fehlt . Wenn Sie den Text
parallel z u dem ersten Entwurf lesen , wird dies g a n z k l a r .
Gibt es Wortmel d ungen zu dem Vors chlag?
Kleefe l d :
Ein H inweis geht dahin , Herr Präsident - das ist eben aber schon gesagt worden
- , daß am E nde des dritten Satze s die Wörter "der Bibel" eingefügt werden .
Nun ist die Geschichte etwas schwierig , wenn es heißt " . . . und hören die Bot­
s cha ft der Bibel immer neu . Keiner hat sie a u sgelesen . " D a s geht s o wohl
nicht . I ch schlage folgende Formulierung vor :
" W ir bleiben Anfänger und begegnen der Botschaft der Bibel immer
neu . K e i ner hat die Bibel ausgelesen . "
I c h würde den Begriff " d i e Bibel" wiedera u fn e hmen .
Zu der dritten Zeile a u f der zweiten Seite möchte ich fra ge n , ob wir n icht d i e
Wörter " immer wahrhaftig" streichen sollte n ; d a s kommt mir d o c h etwas schwie­
rig vor , wenn es heißt :
- 293 -
" in ihr redet Gott zu uns wie zu F reun den , einladen d , trösten d ,
zurechtweisend" - immer wahrha ftig . "
I c h würde vorschla g e n , n a c h dem Wort " z urechtweisend" einen Punkt z u setz e n .
Dieses " immer wahrhaftig" - ich weiß nicht recht ; mögen sich a n dere d a z u
ä ußern .
Im dritten Absatz dieser Seite würde ich ebenfalls eine rein spra chliche Ände­
rung vorne hmen und etwas umstellen und möglic herweise noch ein Wort e i n fügen .
I n der viertletzten Zeile beginnt der Sat z :
" Ei n e besondere Möglichk eit besteht darin , die Bibel"
- a n dieser Stelle würde ich j etzt das Wort " z usammen" e i n fügen und danach
fortfa hren :
" mit Christen aus a n deren Kirchen zu lesen . "
E s geht einfach darum , da ß man d a s Verb a n das Ende eines Satzes stellt .
I c h möchte doch darum bitt e n , in der ersten Zeile des nä chsten Absatzes etwas
wieder e i n z u fü g e n , was vorher darin stand und j etzt herausgefallen ist ; dies
ist doch wichtig . E s heißt j etzt :
" E s gibt viele Möglichkeiten , die Botschaft der Bibel a u f z u ­
nehmen : "
a n dieser Stelle bitte ich doch einzufügen : "
und im Gespräch mit a nderen " .
sei es all ein oder gemeinsam
F ü r man chen ist es eine Hilfe , wenn man sagt : Du kannst die Bibel a u c h gemei n ­
sam m i t a nderen l e se n ; d u m u ß t sie n i c h t n ur a llein lesen ! I c h h i e l t e diesen
Hinweis an dieser Stelle n i cht für überfl ü ssig . Ich würde also formulieren :
" E s gibt viele Möglich keiten , die Botschaft der Bibel a u fzunehmen ,
s e i es a llein oder gemeinsam und im Gespräch mit a nderen : "
Danke !
Frau Plat h :
Herr Präsident ! Liebe Konsynöda le !
U n s liegt in zwischen der dritte E n twurf eines Briefes an die Gemeinden zu dem
uns a llen s o wichtigen " J ahr mit der Bibel " vor . Ich möchte Sie bitten und
vorsch lagen , folgendes z u bedenken - gegebenenfalls werde ich a u c h einen ent­
sprechenden Antrag stellen - : Aus einem dreiseitigen Entwurf wurde ein zwei­
seitiger Entwurf des Briefes . Diesen zwe iseitigen Entwurf haben wir heute
morgen in a ndertha l b stündiger Arbeit alle ganz intensiv gelesen , u n s z u eigen
gemacht , verbessert , gekürzt , ergä n zt , verändert . Der Redaktion s a u s s chuß hat
uns j etzt - wiederum nach mühevoller Kleinarbeit - diesen dritten Entwurf
vorgelegt .
Wenn es d e n n fDr Sie keine u n überwindlichen Schwierigkeiten bereitet , diesem
dritten Entwurf z u z u stimmen , möchte ich Sie bitten , darüber n i cht noch eine
l ä ngere D i s k u s s io n a n z ustre�g e n , sondern diesen Entwurf j etzt a n z u nehmen .
(Beifall )
- 294 -
Frau Kutte r :
Herr Präsident ! L iebe Mitsynoda le !
N a c h diesem Beitrag wage ich fast gar nicht mehr , meine Anmerkung d a z u noch
vorz ubringen .
Z unä chst möchte ich a b er doch gern noch einen reda k t ionellen H inweis geben . Im
zweiten Absatz auf Seite 1 ist es in meinen Augen trotz der Gäns efüßchen
fraglich , ob sich " da s Jahr" wirklich a n die unterschiedlichen Adressaten
wenden kann oder ob n icht wir uns mit dem "Jahr d � r B i be l " a n s ie wenden .
( Beifa l l )
Einen zweiten Hinweis möchte i c h doch gern noch anbring en : D e r dritte Absatz
a u f Seite 2 beginnt mit dem Satz " D i e B i b e l ist e i n ö k umenisches B u ch " . Ich
finde es sehr gut , daß wir dies ausweiten und a u f die Gemeinsch a ft mit den
Juden hinweis en . Wenn danach a b er die Sätze folgen , nach denen eine besondere
Möglichkeit darin besteht , daß wir als Christen und in ö k umenischer Gemein­
schaft zusammen die Bibe i lesen , nehmen wir für meine Begriffe gerade die i m
vorherigen Satz a u fg e z eigte Weite wieder zurü c k . I c h möchte das noch e i n m a l zu
bedenken geben .
( Beifall - Zuru f : H a b en S i e einen Formulierungsvorschlag? )
- Wir hätten notfa l l s a u c h einen Formu lierungsvorschlag d a z u .
Präsident Veldtrup :
Gut , dann darf ich v i e lleicht darum bitte n , daß S i e diesen Vors chlag unmitt e l ­
bar Herrn Professor Dr . Sparn übergeben - a u c h Sie , H e r r Kleefeld - , damit
g e k l ärt werden kann , ob diese Anregungen a u fgenommen werden könne n , weil es
j et zt doch etwas schwierig wird , die Vielzahl der kleinen Ä nderungen z u
überblicken .
L a n desbischof D . Dr . Hanselmann 00 :
Herr Prä sident ! Hohe Synod e !
Es tut mir leid , daß ich den Gang der Verha ndlungen doch noch ein wenig a u f­
halten muß .
Blicken Sie bitte a u f die dritte Zeile im letzten Absatz a u f Seite 1 ; dort
heißt es :
wie er sich der Menschen annimmt und uns in Jesus Christus
nahekommt : ' I ch habe Dich bei Deinem Namen g er u fe n , D u bist
mein !
I
. "
Dies ist �ein Zitat von Christ u s , sondern eines des Deuteroj e saj a . Man müßte
dies deshalb nach me iner Meinung umstellen und formuliere n :
" . . . wie e r sich der Menschen annimmt u n d u n s in Jesus Christus
nahekommt . D i e Bibel erzählt von Erfahru ngen mit Gott . Sie sagt :
' I ch h a b e D i c h b e i Deinem Namen gerufe n , D u b i st mein ! ' . "
Diese F a ssung würde nicht
Jesuswort wieder .
suggerieren , a l s gäben wir an dieser Stelle ein
- 295 -
K a l i t z ky :
Herr Präsident I Hohe Synode l
I c h mache den Vorschla g , auf der Seite 2 unten den Satz "Wir nehmen unser
r eformatorisches Erbe auf und bringen es in d i e ö k umenische Geme ins cha ft e i n "
z u streichen .
D a s P a pier ist doch von vornherein ö k umenisch ange legt . Warum wol l e n wir nun
g erade in diesem Text betonen , daß wir die Reformierten oder die L utheraner
s i n d ? Das versteht sich doch von selbst . Es muß doch nicht g l e i c h s a m d a s
A n liegen s e in , s p e z i e l l u n s e r reformatorisches E r b e einz ubringen .
I c h sehe darin einen gewissen Widerspru ch . Der Brief sol lte doch v i e lmehr von
vornhere in , wenn er denn nicht nur das Anliegen un serer evangelischen K irchen
i s t , sondern auch der katholischen Kirche , auf sol che S p e z i f i k a n i c ht abstel­
l e n . I c h h i e lte es j edenfalls für besser , wenn man den Satz zumindest aus
d i e s em Gesamttext herau snähme .
Dr . Mon selewsk i :
Herr Präsident ! Liebe Konsynod a l e l
Trotz d i eser Anregungen , die auch ich zum Teil bedenkenswert find e , könnt e ich
d ie s em Brief j edenfalls auch in der vorl iegenden Form z u st immen .
I c h fra g e a l s o : Ist es möglich , daß diese Anregungen , d i e j et z t vorgebracht
worden s in d , alle noch als redaktionelle Anregungen angesehen werden und
d i eser Ausschuß in eigener Verantwortung das a u fnimmt , was er noch a n Hin­
weisen erha lten hat , und dies von uns a b g esegnet wird?
(Beifall)
Präsident Veldtrup :
Wenn d i e Autoren der Ä nderungen ihr Material freundl icherweise Herrn Professor
S p a rn geben , dann könnten wir diesem Vorschlag si cherlich zustimme n . I c h
möchte d e s h a l b d i e Sy node fragen , ob S i e sich mit d e m vorgeschlagenen E ntwurf
des Briefes - mit der Maßgabe , daß nur die h ier vorgebra chten Ä nderungen
eingearbeitet werden - einversta nden erklären kann .
( Be i fa l l )
Wer möchte dem zustimmen? - D a s ist zweifellos die Mehrheit . Gegenstimmen? K e i n e ! Entha ltungen? - Bei sechs Entha ltungen ist der Vors c h l a g a n g e nommen .
D r . H a s selmann :
Erla uben S i e mir eine k l e ine Anmerk ung , Herr Präs ident ! Es s i n d so viele gute
A kt i onen zum Jahr der Bibel eingel eitet worden . Ich möchte a ber a u ch einmal
dara u f hinweisen , wie man d a s J a hr der Bibel njcht begehen s o l lt e , nämlich mit
e iner solchen Pla stiktüte mit der Aufschrift " Jedem die B i b e l , die er
bra u cht " , hera u sgegeben von der Deutschen Bibelgesellschaft .
Sowohl der Spruch als a u c h die Form s i n d sehr una ngemessen ; v i e l l e i c ht sagt
man das einmal der Deutschen Bibelgesellschaft .
- 296 -
Prä sident Vel dtrup :
Gut ' " Kommt nicht in d i e Tüte" , hätte ich beinahe gesagt .
( H eiterk eit )
Wir bitten also , dies a l s Anmerkung weiterzureichen .
Gibt es sonst noch Wortmeldungen zu diesem Komplex? - Vorhin war a ngek ü ndigt
word en , daß Herr Dr . R e ller noch etwas vortragen wollte . Kommt dieser Beitrag
noch?
- N e i n , d a s ist wohl erledigt .
D a n n möchte ich a n d i eser Stelle den Mitgliedern des Vorbereitun g s a u s schusses
g a n z herzlich danken , d i e durch viele Höhen und T iefen gegangen s i n d ,
( Be i f a l l )
d i e n icht immer nur m i t F r e u d e a n d e r Bib e l , sondern a u c h m i t gewissen Grimm
an der Arbeit waren . Stellvertretend für a l l e darf ich Frau Hoerschelmann u n d
Herrn Hörcher n e n n e n und I h n e n herzlich danken . S i e wurden durch Herrn Dr .
Reller unterstüt z t . Stellvertretend für d i e Damen und Herren aus der S y node
und den mitarbeitenden Kreis darf ich Ihnen Beiden g a n z besonders herzl ich für
die viele Arbeit d a n k e n , die Sie im Vorfeld geleistet haben und d i e wir h i er
j a gar n icht sehen konnten .
( Beifall )
E i n Z eiche n , warum d a s so dankenswert ist , ist mit Sicherheit unser R e ferent
von gestern gewese n , Herr Professor Dr . Hert z s c h , denn allein auf d i e Idee zu
kommen , ihn um sein Referat z u bitten , war K l a sse ! So viel da z u '
( Beifall)
Wir haben j et z t noch zwei s e lbständige Anträge z u behandeln , entsprechend der
Geschäft s ordnung von j eweils mindestens fünf Synodalen unterschrie b e n . Zu­
nächst rufe ich den Antrag des Konsynodalen Reymann a u f .
Reyma n n :
Herr Präsident ! L i e b e Konsynoda l e !
I c h möchte e i n en s e l b ständigen Antrag n a c h § 22 der Geschäftsordnung ein­
bringen . Er trägt sechs Unterschriften , s o d a ß die Bestimmung des § 22 Abs . 2
der Geschäft s ordnung eingehalten ist .
Der Antrag liegt dem Präsidium vor . Der Präsi dent l ä ßt sich von der Z uversicht
leiten , daß ich d e n Antrag so klar vortragen werd e , daß er darauf verzichten
k a n n , ihn I hnen s chriftlich vorzulegen . I c h hoffe , d a ß ich der Z u v ers icht des
Herrn Präsidenten g erecht werde .
I c h möchte Ihnen den Antrag vorlesen . I c h werde ihn langsam vorlesen und im
Anschluß daran noch zu zwei Punkten des Antrags e i n ige Bemerkungen m a c hen .
Der Antrag l autet :
" Der Austausch von P a storinnen und P a storen , von Mitarbeiterinnen u n d
- 297 -
Mitarbeitern zwischen den evangelisch-lutherischen Landeskirchen in
D eutschland stößt a u f enge Grenzen . Um des Z u s ammenwa chsens und um
des Zusammen haltens und der gegenseitigen Bereicherung willen ist es
wichtig , die engen Grenzen , die den Anstellungsmöglichk eiten i n
a n deren Landeskirchen gesetzt sind , zu überwinden .
D i e Genera lsynode möge beschließen :
Die Kirchenleitung wird gebeten zu prüfen und zu bericht en , welche
Schritte nötig und möglich s in d , um die gegenseitigen Anstellungs­
fähigkeiten z u verbes sern , damit der Austausch von Mitarb e iterinnen
und Mitarbeitern stärker wahrgenommen werden k a nn . "
Erstens zum Inhalt und zwe itens zum Verfahre n .
Zum
ren
ich
daß
I n h a lt : D a s Pfarrergesetz gibt die Möglichk eit , d a ß P a storinnen und P a sto­
zwischen den evangelisch- luther ischen L a n deskirchen wechseln k önnen , a b er
mein e , d a ß diese Möglichk eiten n i c ht in dem Ausmaße wahrgenommen werden ,
die Praxis den Möglichk eiten h interherhinkt .
Bei D i a k oninnen und D i a k onen stellt s i c h die Sachlage wesentlich s chwieriger
dar . D a wird die gegenseitige Anstellungsmög lichkeit d a durch behin dert , d a ß
die e i n z elnen Landeskirchen unterschiedliche Anstellungsformen haben . Soweit
ich weiß , sind Dia koninnen und D i a k one i n Ba yern als Beamtinnen und Beamte a n ­
gestellt , in Nieders a chsen , in Hannov er , s in d sie a l s Angestellte angestellt .
E ine weitere Schwierigkeit s cheint darin zu bestehen , d a ß die ' e i n zelnen L a n ­
d e s k irchen die unterschiedlichen Ausbildungswege n i c h t a nerkenne n . So besteht
zum Beispiel in der h a nnoverschen L a n d e s k irche eine Reserve dem Ausbildungsweg
des Rauhen H a uses gegenüber , was dann immer z u K omplikationen führt .
Dieses Problem be zieht sich auch a u f d i e Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Verwa lt un g . Auch da gibt es unter den evangelisch -lutheris chen Landeskirchen
S c hwieri g k e iten , die einen Austa u s c h s e hr behindern , wenn nicht g a r unmög lich
ma c he n . Soweit einige Bemerk ungen zum I nh a lt des Antrag e s .
Jetzt zum Vorgehen des Antra g es .
Der Antrag beinha ltet nicht mehr , a ber a u c h nicht weniger als dies , daß die
Kirchenleitung die unterschiedlichen Anstellungsmög l i c h k eiten prüft und be­
richtet , welche Schritte nötig und mög l i ch s ind , um die gegenseitigen Anstel­
lungsmöglich keiten z u verbes sern . Erst nach einem Bericht der K irchenl eitung der müßte , könnte viel leicht in einem J a hr bei un serer nä chsten General synode
vorliegen - wäre von der Generalsynode weiter z u überlegen , welche weiteren
Schritte nötig und mögl l ch und wünschenswert sind , um die gegenseitige Anstel­
lungsfähigk eit zu verbessern .
Wenn S i e j etzt diesem Antrag z u stimmen , dann gehen S i e ins ofern kein Risiko
ein . E s bleibt erst einmal a l les b e im a lten . Es wird d i e Kirchen l eitung nur
gebeten , in einer für viele Synodale b e s chwerlichen Frage durch e inen Bericht
e i ne größ ere K larheit und Durchsichtigk eit z u bringe n , s o daß wir als Synodale
dann a u fgrund des Berichts die Möglichk eit haben , uns weitere S c hritte zu
überlegen , wenn sie denn gewünscht werden .
( B e i fa l l )
K a l i t z ky :
Wenn ich d a s Anliegen dieses Antrages richtig verstanden habe , d a n n soll nur
die geg enwärtige Rechtslage aufgez eigt werden . F ür diese Prüfung bra u cht ein
- 298 -
befähigter J u r i st max imal drei Ta g e ; ich konze diere ihm 14 Tage , a b er nicht
ein J a hr .
Wenn er d a s geprüft hat , wissen wir nur , aha , es geht nicht hier , es geht
nicht da und es geht sonstwo nicht . Das h i l ft uns doch n i cht weiter . E s wäre
meines Erachtens nur sinnvoll , wenn man dieser Ist-Aufstellung denk bare Lö­
sungsmög l i c h k e i t e n a n fügte . Damit greift man den einze lnen Gliedk irchen und
ihren I ntentionen nicht vor , zeigt aber einmal der S y node a u f , welche recht­
lichen Möglichk eiten es g ibt . Dann wird man sehe n , a n welchen kirchenpoliti­
schen S c hwierig k eiten das Ganze hakt oder gar scheitert . Aber nach einem J a hr
lediglich d i e R echtslage re feriert zu bek ommen , d a s ist mir s c h l icht zu dürf­
tig .
(Beifa l l )
Reymann :
Ihre Bemerkung m a c ht mich a u f einen Fehler , a u f ein Versäumnis a u fmerk sam . I c h
hätte d e s b e ss eren Verständnisses w i l l e n nach m e i n e n Ausführungen den Antrag
noch einmal vorlesen s o l len , dann hätte sich I hr E inwand wahrscheinlich erüb­
rigt . Dort h eißt es nämlich - ich hole das j etzt n a c h ; ich lese ihn n o ch ein­
mal vor
" D i e Genera l s y node möge beschließe n : D i e K irchenleit u ng wird
gebeten z u prüfen und z u berichten , welche Schritte nötig und
möglich sind , um die gegens eitigen Anstel lungsfä h i g k e iten zu
verbessern . . .
"
Mit diesem " d ie gegenseitigen Anstellungsfähigk eiten zU verbe ssern" ist g a n z
eindeutig enthalte n , daß es n i cht n u r um e i n e n Bericht geht , von d e m S i e
sagen , d a ß ein fähiger Jurist i h n in d r e i Tagen erst ellen kann , sondern damit
wird schon eine T endenz a u sgesprochen .
D a s wird d a n n verstärkt mit dem Schlußsatz :
" . . . d a mit der Austausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
stärker wahrgenommen werden kann . "
Präsident V e l dt ru p :
Gibt es weitere Wortme ldungen zu dem Antrag? - D a s ist nicht der F a l l . Wer
will z u st immen? - Das ist die Mehrheit . - Gegenstimmen ! - Keine ! - Enthaltun­
gen? - B e i fünf Enthaltungen so a ngenommen !
Der zweite s e l b ständige Antrag stammt von Herrn Dr . Münchow . Bitt e !
Dr . Münchow :
Herr Prä sident ! L i e b e Schwestern und Brüder !
Die Tagung .geht dem _ Ende entgegen , und i c h möchte mit dem Antrag den Bogen zum
Anfang wie der s p a nnen . Der Antrag ist sehr k u r z ; ich werde ihn dann zum Ende
vorlesen . I c h möchte ihn zunächst begründen , damit d i e F ormulierung dann k l a ­
rer wird , damit k larer wird , warum e r so formul iert ist .
Der Leitende B i s c h o f hat in seinem Bericht von der erneuerten Gemeinsc h a ft ge- 299 -
sprochen und uns dabei ans Herz g e l egt , die Impulse der Verga ngenheit a u fz u ­
n ehmen und miteinan der das vor u n s L iegende z u gestalte n . B i s c h o f Dr . Hempel
hat i n seinem Beitrag sehr deutlich Gesichtspunkte benannt , die aus u n serer
Sicht , also aus den neu hinzugekommenen K ir chen , z u bearb eiten wäre n . Das ist
b e s on d ers Frage der Staatsferne oder Sta atsnähe lutherischer Kirchen , die
Frag e : Wie verhalten wir uns zur Macht? Der V i zepräsident hat in seinem
B e itrag a u c h davon berichtet , daß in unseren L a n d eskirchen teilwe ise a u c h eine
relative D istanz zur Staatsmacht oder zu den Org a n e n der Staatsma c ht
wahrzunehmen ist . Dies macht auf unge löste Fragen a u fmerk s a m ; denn es ist z u
fra g e n : Was s i nd das f ü r Kriterien , daß e i n e lutherische K irche e inmal Distanz
z u staatlicher Macht betont - so wie wir d a s getan haben - und a n dererseits so wie es j et z t geschieht - dies als u n nötig a n s i e ht?
E s ist n a c h der theologischen Begründung z u fragen und a u c h nach den n i cht­
theologischen F a ktoren und danach , welche K ategorien hier l e itend sein können .
B e i s p ielswe i s e : Verantwortung für d a s Ges amtwohl der G e s e llschaft k a n n uns z u
u n b e fangener T e ilnahm e a n e i n e m demokratischen S t a a t ermutigen . Wie ist das
a b e r mit dem G e sichtspunkt Verantwortung zur Teilnahme a n staatlicher Vera nt­
wortung i n der Vergangenheit bei uns?
D a s s i n d Mod e llfälle und das ist Gesch icht e . I c h k a n n e s nur andeuten und
möchte noch h i n z u fügen , daß im Grunde a u c h die Wirtschaftsfrage h i n z u kommt ,
n äm l i c h : inwieweit hat die Kirche in der Vergangenheit in uns erem T e i l
Deutschlands z u wirts chaftlichen Fragen S t e l l u n g genomm e n . I c h d e n k e a n Fragen
der Enteig n u n g , a n die Kollektivierung der L a n dwirtschaft oder a n d i e volle
Versta atlichung z uvor halbstaatlicher Betri e b e . D a s h e ißt , es geht um die
F r a g e der politischen Ethik , des politischen Mandats der Kirche im Z usammen­
hang mit ökonomischen Fragestellung e n . E s g e ht a b er auch n icht nur darum , i n
die Verga n g e nh e it zu schauen , sond ern diese Fragen werden uns in Z u k un ft
wesentlich b e s c hä ftigen , vor allen D ingen a ng es i chts der Tatsache , daß politi­
sche Entscheidungen wesentlich von ökonom ischen Vorentscheidungen bestimmt
sind . Auch im Blick a u f das Jahr 1993 mit dem vereinigten Europa werden wir
mit diesen Fragestellungen unausweichlich konfrontiert werde n .
Es ist also die Frage , wie dieser Z u sammenhang von politischem Mandat der Kir­
che und ö k onomischen Fragen zu bewerten und a u s zuha lten ist .
D a h e r der Antra g :
" D ie Generalsy node möge beschließen : D i e Kirchenle itung wird
g e b eten , die Bearbeitung der T hematik der Ort und die Verant­
wortung der lutherischen Kirche i n den politisch-ökonomischen
Z u sammenhängen im vereinigten Deutschland z u vera nlassen . "
E s war vorhin im Gespräch : Ein sol cher Antrag ist die beste Mög l i ch k e i t , ein
Thema vom Tisch z u bekommen . Es g e ht a b er gerade in die a ndere R ichtu ng . Es
ist k e i n Vors chla g , wie e s gestaltet werden k a n n - dazu kenne ich auch die
Str u kturen der Vereinigten K irche z u wenig - , a b er das Thema scheint wichtig
z u s e i n . Aus diesem Grunde bitte ich Sie um Z u s timmung z u diesem Antra g .
(Beifall)
Prä s i dent V eldtrup :
Z u r G e s c h ä ftsordnung , Herr Professor Dr . K ü h n .
- 300 -
Professor Dr . Kühn :
Herr Präs ident '
I ch m a c h e darauf a u fmerk sam , daß wir j et z t 10 Minuten vor Schluß der Sitzung
s ind und in den letzten fünf Minuten zwei Anträge mit Inha lten b e k ommen haben ,
von denen wir überhaupt noch nichts gewußt hab e n . Gewiß ist d a s form a l nach
der G e s c h ä ftsordnung möglich . Aber nun haben wir es noch n icht einmal schrift ­
l i c h vor uns . D a r u m i s t heute s c h o n mehrfach gebeten worden . I c h h a lte das für
keinen g uten Stil - so wichtig die Dinge sind .
Zum letzten Antrag möchte ich j etzt sachl ich doch fragen : Wie verhält es sich
z u dem Antrag der Arbeitsgruppe C? D a s müßte d a s Prä sid ium vorher prüfen , ehe
s ich die G e samtsynode damit befaßt . I ch halt e d a s a lso für eine problematische
Verfahrensweise .
( B e i fa l l )
Prä sident Veldtrup :
I c h d a r f d a z u sage n , d a ß selbständige Anträge j ederzeit gestellt werden k ön ­
nen . D a j a die Möglichk eit , d a ß sie durchgehen oder n icht durchgehen , nicht
k l a r ist , werden die normalerweise nie vorher vervielfältigt . I c h hielte das
a u c h für einen Pap ieraufwa nd , der nicht vertretbar wäre .
I c h den k e , der Text ist so kna p p , daß er nicht schrift l i ch vorliegen muß vor
der Verab s c h iedung . Der Antrag ist geste llt worden . Sie können ihn a b lehne n .
I c h h a lt e es auch nicht für möglich , ihn j etzt durch die G e s c h ä ft sordnung a b ­
z u bügeln . D a s wäre nicht fair .
( Professor D�. Kühn : D a s war auch n i cht meine Abs icht ! )
Gut , der Antra g ist gestellt worden . Wird dazu in der S a c h e noch d a s Wort ge­
wünscht?
Dr . H a s se lmann :
Herr Präs ident !
Es ist wirklich ein Antrag , der unglaubl ich umfa ssend ist , wenn i c h ihn
r i chtig verstanden habe . Der Antrag hat einen Umfang , den wir j et z t ü b erhaupt
n i c ht a bs chätzen können . Ich möchte fra gen , ob er nicht so veränd ert werden
könnte , daß er · erst einmal mit der Bitte a n Kirchenleitung und K ir c h enamt
weiterg egeben wird , darüber nach zudenken , in welcher Weise man d i e s e Thematik
ü berhaupt a ngehen kann .
I h n in dieser Weise an zun ehmen , ist zu diesem Zeitpunkt wirklich unmög l i ch .
I c h möchte unseren Bruder herzlich fragen und b itten , ob d i e s in d ie s er Rich­
tung möglich wäre .
Dr . M ü n chow :
I c h k a n n dem voll z u stimmen . Mir und denen , die das unterschrieben h a b e n , geht
es vor a llem darum , daß uns das Thema erhalten b leibt und daß es a u c h bearbei­
tet wird .
( B e i fa l l )
- 301 -
Leitender Bischof Dr . Müller :
Herr Prä s i d e nt ! Verehrte Synoda l e !
I c h den k e , dieser Antrag des Synodalen Dr . Münchow paßt prima zu dem Antrag ,
der vom Berichtsausschuß C gestellt worden ist . Da ist d a s Ö k o nomische nicht
erwähnt . I ch den k e , e s ist eine gute Ergänzung , die hier vorgenommen wird . D a s
w i r d der Gruppe : die darüber arbeitet , d i e Arbeit n i c h t erleichtern , weil d i e
Thema t i k s e hr breit ist . A b e r w e n n i m dritten Spiegelstrich i n der Drucksache
1 9 / 9 1 steht : " begrenztes politisches Mandat der Kirche " , dann k önnte m a n
darunter a u c h d i e Frage subsumiere n : I nwieweit h a t a u c h Ö k onomie und Politik
eine gewisse Begren z u ng in sich? I c h den k e , daß dies ein guter Beitrag zur
Sache ist . Wie Sie a u c h entscheiden wollen - ob als Antra g oder als
Ü berweisung a n die Kirchenleitung -, es muß j edenfalls dieselbe Gruppe sein ,
d i e über Staats- und Obrig keitsverstä ndnis aus lutherischer Sicht und ü ber
Friedenset h i k n a ch zudenken hat .
Dr . H a l b e :
I c h habe diesen Antrag mit unterstützt . I c h stimme dem G e d a n k e n z u , d e n Sie
haben . I c h möchte a ber noch einmal betonen , daß die Verk nüpfung von politi­
scher u n d ö k o nomischer Problematik der springende Punkt z u sein s cheint gegen­
über der k l a ssischen Situation der Deb atte . Wenn ich heute in der A s y l frage
darüber n a ch d e n k en muß , wer denn im strengen Sinne ein politis cher F l ü chtling
ist u n d wer e i n Wirt s c h a ftsflüchtling , dann komme ich immer wieder i n die
Bredou i l l e , d a ß ich d a s nicht mehr klar unterscheiden k a n n . Genau um diese
Verk n ü pfung geht es . Deswegen würde ich gern unterstreiche n : es geht n icht um
die k l a s s i s c h e Dbrigkeits- und Kriegsfra g e , sondern um diese Ver k nü p fung Verantwort u n g u n d Ort der lutherischen Kirche in diesen Z u sammenhängen öko­
nomischer u n d politis cher Strukturen in einer Zeit von Umbruch im vereinten
Deuts chland . D a geht es um Gesch ichte , die auch erinnert und erarbeitet werden
muß . E s geht um eine Position , die die Kirche hat einnehmen müssen , besten
Wissens eingenommen hat , und die j etzt r ü c k b l ickend in ganz k omische I nter­
pretation s z u s ammenhänge gerückt wird , als hätte man da z u v i e l Nähe oder zuviel
Fern e . D a s ist a lles offen . Oie Kriterien fehlen uns . D e swegen ist es wichtig ,
gern so z u z uordnen , a ber offen zuhalten , daß dies ein sel bständiges Thema
gegenüber dem Herkommen dieser Thematik ist . Dann - so· möchte ich sagen - kann
ich d a s so mitmachen .
Im übrigen war dieses Verb " vera nlassen durch die Kirchenleitu n g " wirklich
auch s o gemeint , daß dort überlegt wird , welche Leute setzen sich z u sammen , um
einmal d i e Theme n , die da impliz iert s in d , a u s z u fächern u n d so zur ' A u fg a b e zu
formulieren .
Präsident Veldtru p :
I c h darf d e n Antrag j etzt so umformulieren :
" O i e Kirchenleitung wird gebeten , die Art und Weise der Bearbeit u n g des Thema s
z u überprüfen und entsprechende Schritte z u
veranlassen . "
( B e i fa l l )
Wer w i l l dem Antrag zust immen? - Gegenstimmen? - Eine Gegen stimme ! E n t h a ltun­
gen? - Bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme so beschloss e n .
'
Wir haben - w e n n ich es recht sehe - u n sere Liste der z u verabschiedenden Din- 302 -
ge erledigt . I c h danke Ihnen für die Geduld .
Frau Kutter :
Auch a u f d i e Gefahr hin , daß Sie a l l e stöhnen , möchte i c h zum Schluß unserer
Beratung d o ch noch eine Bitte äußer n :
I c h h a b e a m vergangenen Montag erfahren , daß die Tagung für 1992 terminlich
bereits festliegt . Deshalb meine Bitt e : Wenn Sie die Tagung für 1993 p la nen ,
prüfen S i e die Möglich k e it , ob nicht der Samstag und der Sonntag a l s '
Arbeitst a g e einbe z ogen werden könne n . Für Laien , die n icht im k irchlichen
Dienst steh e n , ist es e i n großes Problem , so viele Arbeitstage frei z u
bek omme n .
(Beifall)
Präsident Veldtrup :
Vielen D a n k , Frau Kutter . Wir waren a u ch g a n z schnell bei der Arbeit und haben
ü berlegt u n d p l a nen j et z t , die Synode a m Sonntagvormittag beginnen z u lassen
mit der Maßgabe , sie b is Mittwoch , möglicherweise aber doch bis D o n n erstag
l a u fen z u l a s s e n . Das hängt e i nfach v o n der Fülle des Stoffes a b , die wir heu­
t e noch n i c ht ü bersehen k ö n ne n . D a s wird also durchaus geprüft und e v entuell
berück s i chtigt .
( Z urufe : Samstag ! )
- Klar , a m Samsta g ! Entschuldigung ! D a s war eben eine Freu d ' sche F e h lleistung .
Irgendwann ist man a uch am Ende der F ä h igkeit , alles richtig zu formulieren .
I c h bitte um N a chsicht .
E i n e s muß ich a b er j et z t formulieren , und das ist eine Reihe von D a n kadressen ,
die durch e in e n der D a n kempfänger - wenn ich das so sagen darf - g a n z kurz
unterbrochen werden wird .
Z u n ä chst mö chten wir - wenn ich "wir" sage , gilt das in Ihrer a l l e r Namen sehr herzlich der g a stgebenden Landesk irche danken , nämlich der Bra u n s chwei­
gischen L a n d e s k irche .
(Beifall)
Gestatten S i e , daß i c h I hr Klopfen interpretiere als D a n k f ü r d e n Gott e sdienst
und die Pred igt durch unseren Leitenden Bischof , das Kirchenkon zert , Herrn
L a ndesbischof D r . Hempel für die Andacht und schließlich der L a n d e s k irche auch
für den g estrigen Empfang . D a für g a n z herzlichen D a n k .
Als e i n em der A u sführend en , der diese g a n zen D inge mitverantwortet hat , möchte
ich gern Herr n Ortwin Bön ing nennen , der für die Gesta ltung und Begleitung der
E x k ursion a m 14 . Oktober D a n k erhalten sollte . Für das Wetter war er zwar
n icht vera ntwortlich , a ber es war trotzdem so schön , daß es für alle mitrei­
senden E h e partner - wie ich hörte - ein Erlebnis war , das dann ja auch dafür
entschädigt , daß Sie h i er im Plenum haben sitzen müssen und die E h ep artner
e i n e n schönen Tag hatt e n .
D a b e i ist a u c h der F amilie Stiller in H e imburg zu dank en , die die Teilnehmer
dieser E x k ursion freundlicherweise a ufgenommen und bewirtet hat .
N u n zum e ngeren Kreis , nämlich zur Kirchengemeinde und z u r Stadt Königs l utter .
- 303 -
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Propst F iedler , der freundlicherweise
gebeten ist , diesen Dank als Botschafter weiterzugeben , nämlich a n Herrn
P a stor Trümer , an den Chor , die Blä ser und den K a ntor der Stiftskirche . Nun
unterbreche ich meine Au sführungen und b itte Sie , Herr Propst F i edler , während
des Beifalls z u uns z u k ommen . Paßt das nicht gut?
( Beifall)
Propst F iedler :
Herr Präsident ! Verehrte Synoda l e !
I c h möchte namens der Propstei Königslutter und auch der beiden Kirchengemein­
den Ihnen ganz besonders danken , daß Sie h ier nach Königslutter gekommen sind
und Ihre Eröffnungssynod e hier geha lten haben . Ich den k e , d a ß es ganz wichtig
ist , daß die Gemeinden auch an kleinen Orten durch eine solche Synode etwas
von der großen Gemeins chaft spüren , zu der sie gehören , die aber manchmal eben
auch weit entfernt ist .
Sicher wäre es von daher schön gewesen , wenn etwas mehr Zeit für Begegnungen
gewesen wäre . Ich weiß a b er - ich habe ja d i e Tagung miterlebt -, daß I hre
Tage sordnung schon fast überfrachtet war . Auch Synodale haben Grenzen der Be­
l a stbarkeit . I c h hoffe , daß Sie sich trotzdem hier in Königslutter wohlgefühlt
haben .
Danken möchte ich auch für die Kollekte n . Im Eröffnungsgottesdienst ist ein
Betrag von 1 . 63 5 , 10 D M zusammengekommen . Er ist bestimmt für die dia konische
Arbeit unserer Partnerkirche in Japan . D ie Kollekt e am Abend anläßlich der An­
da cht und d e s Kon zerts i n Höhe von 556 , 90 D M ist b e stimmt für die K inder aus
T schernob y l . Herzlichen Dank !
I c h möchte S i e a ber auch gleichzeitig noch zum Wiederkommen und zum N a chholen
all dessen e i n l a den , wozu Sie j etzt nicht g ekommen sind . Der Dom besonders a b er nicht nur der Dom - lohnt ein zweites oder a u c h ein mehrfa ches genaueres
Hinsehen ; auch die Umgebung am Elm ist j a g a n z reizv oll .
Die Tagung findet im Oktober statt , und so wünsche ich a l le n , daß Sie trotz
Anstrengung und m a ncherlei Last und Belast ung an Arbeit und E i nsatz von Herzen
dennoch für die z u k ünftige Synodenarbeit den Monatsspruch na chsprechen können :
I c h will dem H errn s ingen mein Leben lang und meinen Gott loben , solange ich
bin ,
D i e Generalsynodentagung hat im Dom in Königs l utter begonnen . Sie kann leider
dort nicht enden . Stellv ertretend für a l l e Synodale möchte ich den Mitgl iedern
des Präsidiums einen Bildband vom Dom zur Erinnerung a n diese Tagung überrei­
chen mit den besten Wünschen für eine weitere segensreiche Arbeit im Dienst
unseres Herrn u n d unter seinem gnädigen Schutz u n d Geleit .
( Beifall)
Präsident Veldt ru p :
Es ist eine u n g ewohnte Situation , daß die G ä st e G a stgeschenke be kommen und
n icht der Gastgeber . D a s ist aber eine freundliche Gest e . Herzlichen Dank
d a für .
I c h darf d a n n in meinem D a n k fortfahren u n d zum Lutherischen Kirchenamt kom­
men . Oamit meine ich n i c ht nur die Dame und die Herren auf der linken Seite - 304 -
v o n mir a u s gesehen - , sondern insbeso ndere auch die vielen guten G e i ster , die
a u ß erhalb d i eses Saales gearbe itet haben und zum Beispiel drei Vorlagen des
Briefes erstellen mußten , viele Drucksachen erstellen mußt e n , d i e Reisekosten
a u s z a h len und so weiter und so fort , und das - wie ich gemerkt habe - doch
eigentlich mit der gleichbleibenden Freundlichkeit , die schon fra p p i erend war .
D a für herzl ichen D a n k .
( B e i fa l l )
S i e werden a u s d e n U nterlagen über d i e Mitarbeiter ersehen h a b e n , d a ß g a n z
k u r z fristig eine Mitarb eiterin gerade i n d a s Arbeit sgebiet e i n s pringen mußte ,
d a s die S y n od e betrifft . I c h den ke , es ist erstaunlich , wie d a s d a n k der H i l fe
natürlich a u c h der Koll eginnen und K o llegen - aber a u c h d a s ist n i cht selbst­
v erständlich - a lles geklappt hat .
Schließlich ist zu d a n k en der Dame und den Herren Stenogra p h e n , d i e n u n wirk­
l ich stolze Arbeit geleistet haben , n a chdem sie unter a nd erem i n Herrn
Professor Dr . Sparn und mir ihre Meister gefunden haben , die wir j a sehr
s c hnell reden . Ich habe m i ch g l eich einbe zogen ; dann ist es n i cht so
s chmerz l i c h . Sie arbeiten gleichwohl immer sehr geduldig , obwohl u n s ma nchmal
auch d i e Technik einen Streich gespielt hat . Mancher Stenograph hat s icherlich
geda cht : "Bei dem piept es woh l " , weil eben die Technik streikt e , und doch
wurde g l e ichwohl alles g l e ichmütig und la ngmütig aufgeschrieben .
( Be i f a l l )
B e d a n k e n möchten w i r uns a u c h bei d e n Vertretern d e r Medien , sowohl der
s chreibenden als auch der flimmernden - so hätte ich beinahe gesagt - , also
der Presse und dem Fernsehen , die uns ere Arbeit freu ndlich begleitet haben .
Wir hätten n i chts dagegen , wenn es noch inten siver wäre , damit wir endlich aus ,
dem Schatten des großen Bruders hera u s k ommen . Aber wir s ind selbstbewußt ge­
n u g , z u s a g e n : wir haben gut gearbeitet , und wir freuen uns , wenn e i n bißchen
davon i n der Presse wiederzufinden ist .
Schließlich danken wir den Mitgliedern der Bischofsk onfere n z , d i e zumindest
b i s gestern e igentlich sehr treu - im Gegensatz zu frü heren Z e iten - ausge­
h a rrt hat . Denen , die d a s eigentlich immer tun und die auch heute wieder hier
s i n d , möchte ich nur sagen , daß wir das prima finden und daß es s c hön wäre ,
wenn dieser B a zillus a u c h a u f die übrigen Mitglieder überspränge - nicht j eder
B a z i l lus , a ber doch b itte dieser !
( B e i fa l l )
W i e sagte F r a u Lewent heute morgen s o schön? - Last , b u t n o t lea st möchte ich
I hnen a llen herzlich danken , daß Sie s i ch unserer Leitung g e fügt h a b e n , daß
S i e - ohne Murren frühere Beginne und auch a ndere Unzulänglichk eiten und Unzu­
träglichk eiten gelassen ertragen haben . I ch darf im Namen a l l er feststell en ,
d a ß d a s K l ima unter uns - j et zt beziehe ich uns alle ein - sehr erfreul ich
gewesen ist . Wir können n ur ho ffen , daß die nächsten sechs J a h re i n ähnl ich
a n g e nehmer Atmosphäre weitergehen werden . I ch glaub e , sagen z u k ö n n e n : Wenn
Sie so weiterm a c hen , wird das geling en . Wenn Sie Kritik h a b e n , s a g e n Sie es
uns - vielleicht auch außerhalb der Plenarsit z u ng , d a n n ist es n i c ht ganz so
s chmer z h a ft , und dann werden wir s icherlich miteinander ganz herv orragend
k l a rkommen . Herzlichen Dank an Sie a l l e .
Z u m Schluß hat d a s Wort der Herr Vizepräsident Böttcher a l s Präsident der S y ­
node der S ä c hsischen K irche .
- 305 -
Vizepräsident Böttcher :
Herr L eitender Bischof ! Herr Präsident I Liebe Schwestern und Brüder ! Sie alle
haben heute eine Anmeldung für die 2 . Tagung der B. Genera lsynode ausgefüllt .
Damit a u s dieser Anmeld un g auch Wirk l ichkeit wird , hat mich L a ndesbischof D r .
Hempel gebeten , S i e namens der Evangelisch- Lutherischen Landesk irche Sachsens
z u der 2 T a g ung der B . Generalsynode ganz offiziell in unser Tagungszentrum
nach Dresden einzuladen . Das war für das Protokoll noch erforderl ich .
..
( B e i fa l l )
Präsident Veldtrup :
Herz l i chen Dank für d i e Einla dung ! Sie sehen dara n , wie schnell d a s Büro ar­
beitet . Ehe die E in l a dung ausg esprochen ist , s ind Sie schon gebeten , dahinzu­
fahren . So schnell geht d a s manchma l .
Ehe ich j etzt Herrn L a n d e s b ischof D r . Leich bitte , die Schlußa ndacht z u
h a lten , d a rf i c h S i e herzlich bitten , d i e Namensschilder hierzulassen ; sie
werden beim nä chsten M a l noch gebra ucht . D a d a s Kirchenamt nicht so vergeßlich
ist wie viellei cht der eine oder a ndere - auch ich zum Beispiel - , hat man
darum gebeten , s ie l i eber hierzulassen . Sie werden nach Han nover getragen und
im n ä chsten J a hr nach Dresden gebracht .
Dann darf ich j etzt Herrn Landesbischof Dr . Leich bitten .
Schlußanda cht ( s . S .
31)
Präsident Veldtrup :
Vielen D a n k , Herr L andesb i s cho f .
D i e erste Tagung d e r B . Genera lsynode i s t damit geschlossen .
( S chlu ß : 1 7 . 55 Uhr)
- 306 -
V o r l a g e n
- 307 -
Der 8 . Generalsynode wurden zu ihrer 1 . Tagung folgende
Unterlagen vorgelegt :
Vorlage Nr . 1
Tätigkeitsbericht der K i rchenleitung
Vorlage Nr . 2
Verfa ssungsä ndernde Verordnung mit Geset zeskraft
(Be itrittsverordnung - BeitrVo ) vom 3 1 . Ju l i 1 9 9 1
Vorl age Nr . 3
a ) Abrechnung d e s H a u s h a ltsplanes 1990 der
Vere i n i gten Kirche
b ) Abrechnung d e s H a us h a ltsplanes 1990
für das Prediger- und Studienseminar Pullach
c ) Abre chnung des H a u shaltspla nes 1990
für das Gemeinde k o lleg Celle
( h ier n icht abgedruckt)
Vorlage Nr. 4
Stellungnahme zum D o k ument " L ehrverurte ilungen - k i rchentre nnend? "
- 308 -
1 . T a g u n g d e r 8 . Ge n e r a l synode
der V e re i n i g t e n
E v a n ge l i s c h - L u t h e r i s c h e n K i r c h e D e u t s c h l a n d s
Kö n i g s l u t te r 1 9 9 1
D ru c k s a c h e N r .
1 /9 1
V o r l age N r .
V e re i n i g te E v a n ge l i s c h - L u th e r i s c h e
K i rc h e D e u t s c h l a n d s
D i e K i r c h e n l e i tu n g
H a n n o ve r ,
3 1 . Jul i 1 99 1
An d e n
Herrn Präs i denten
d e r 8 . Ge n e r a l synode der V E L K D
Nachri chtl i c h
A n d i e M i tg l i eder
der B i s c h o f s k o n f e r e n z der V E LKD
T ä t i g k e i t s be r i c h t d e r K i rc h e n l e i t u n g
1 990/91
Gemäß A r t i k e l 1 8 d e r V e rf a s s u n g l e g t d i e K i rc he n l e i tu n g d e r 8 . Ge n e r a l synode
z u i h re r 1 . T a g u n g in Kön i g s l u t te r h i e rm i t d e n a n l i e g e n d e n T ä t i g k e i t s b e r i c h t
vor .
Der T ä t i g k e i t s b e r i c h t w i l l d i e M i t g l i e d e r der n e u g e b i l d e t e n 8 . G e n e r a l synode
i n d i e Arbe i t s g e b i e te und d i e Arbe i tswe i se d e r V E L K D , i h r e r O r g a n e , Amt s ­
s te l l e n s ow i e d e r i h r b e s o n d e r s v e r b u n d e n e n I n s t i tu t i o n e n ( We r k e u n d E i n ­
r i c h t u n g e n der V E LKD , D e u t s c h e s N a t i on a l k om i tee d e s L u t h e r i s c he n We l t b u n de s )
e i n f ü h re n . D i e K i rche n l e i tu n g , d i e f ü r d i e Am t s z e i t d e r 8 . G e n e r a l synode
n e u zu b i l de n i s t , g i b t d am i t z u g l e i c h R e c h e n s c h a f t über d i e Arbe i t i n der
verg a n g e n e n Amt s pe r i o de . D i e Au s f ü h r u n g e n b e s c h r ä n k e n s i c h d a h e r a u c h n i c h t
n u r a u f d e n Be r i c h t s z e i t r a um i m e n ge re n S i n ne , a l s o d e n Z e i t r a u m s e i t der
l e t z te n T a g u n g der 7 . Ge n e r a l synode 1 9 90 in Ma l e n te , s o n d e r n z um Te i l a u c h
a u f d e n Z e i traum der g e s amten 7 . G e ne r a l synode .
D e r L e i t e n d e B i s c hof
�. }·tC�
( P rof .
Dr.
Ger�ard Mü l l e r )
Anl age
- 309 -
-
1
-
TXTIGKEITSBERICHT DER K IRCHENLEITUNG DER VELKD 1990/1991
(Stand: 24. M a i 1 99 d
Inhaltsverzeichnis
J. Organe, A m tsstel len, E i n r ichtungen, Geri chte und Rechtssetzung
I.
K i rchenlei tung der V EL K D
2 . Bischofskonferenz der V E L K D
3 . General synode u n d Ausschüsse der Synode
4. Lutherisches f.: i rchena m t
5. Ei nrichtungen d e r V E L K D
a ) Prediger- u n d Studiensem inar in P u l lach
- Studienl U I se f ü r K i rchenjuristen
- Fortbi ldungskurse f ü.r M i tarbe iter des gehobenen D i enstes
b) Pastoral l"lkg der V EL K D
c l Gemeindckolleg i n Celle
6. Gerichte und R c chtssetzung der VELKD
a)
b)
c)
d)
e)
f)
Verfassungs- und Verwal tungsgericht
.
Senat für A l Ilt szucht
Rechtsset zulig der V E L K D, Rechtsfragen
Rechtsen t w i c k l ung i n den Gliedkirchen
A m tsblatt d e r VEL K D
Rechtss a m m hmg der V E L K D
1 1 . Ausschüsse u n d A rbeitsbereiche d e r V E L K D
I.
Ausschüsse u n d Arbeits k r e i se
2. Theologischer Ausschuß
3 . Theologische L i teratur
4.Konsultat ionen " K i rchenlei tung - wissensch a f tl i che Theolog i e "
5 . Arbei tsgruppe Gentechnologie
6. Interdisziplinärer Gesprächskreis
7. Ausschuß für Fragen des gemeindlichen Lebens
8. Seelsorgeausschuß
9. Evange l i scher Erwachsenenkatechismus
1 0. Evangelischer G e m e i ndekatechismus
1
1.
K i nderkatech i s m u s "Erzähl mir vom Glauben"
1 2. Kon f i r m andenbuch " Leben entdecken"
1 3 . Arbe i tskreis R e l i g iöse Geme inschaften
14. Sterbende begl e i ten
1 5 . Arbeit an Agenden und am Gesangbuch
a)
b)
c)
d)
Agende I - Ordnung des Hauptgottesdienstes
Agende III - Ordnung der Taufe und der Trauung
Abend mahl
Gesangbuch
- 310 -
-
2-
1 1 1 . Ö k u mcnc und M i ss ion
I.
'
Evang . - L llth. M i sssion (Lcipzige r M i ssion)
2. Martin-Lllther-l3und
3.
Ökumcnische Stud i enarbe i t
4 . Verhä l tn i s z u r röm i sch-katholischen K i rche
5 . Verhältnis zur a l tkatholi schen K i rche
6. Verhältnis zur Evange l i sch-m ethodistischen K i rche
7.
Gespräch mit den Mennon i ten
8. Leuenberger Leh rgespräche
9.
Lutherischer W e l tbund und Deutsches Nationa lkomi tee des L W B
10. Bezie hungen zu d e n luthe r i schen K i rchen i n d e n neuen Bundesländern
I I.
K i rc h l i che Zusam menarbe i t i n M i ssion und Dienst
-
Afrika
Amerika
A s i en
Austra l i en
Europa
IV. Kontakte zu n i chtchristlichen R e l igionen
I.
Arbei tsgruppe " R el igionen, R e l igiosität und christlicher G laube"
2. K i rche und Judentum
3.
I n for m a t ion I s l a m
V. Publiz istische A r b e i t
I.
Presseste l l e der V E L K D und d e s DNK/LWB
2. Lutherische Monatshefte
3.
Publ i z i st i scher A u sschuß der V E L K D und des DNK/LWB
4. Texte aus der V E L K D
5 . V E L K D-Infor m a t ionen
6. "zur sache" - Sachbücher
7.
d i e lesepredigt
- 311 -
-
3
-
I. Organe, Amtssstellen, Einrichtungen, Gerichte und Rechtssctzung
I.
Kirchenleitung
Die Zusa m m ensetzung der K i rchenlci tung der V E L K D ergibt
Ver fassung. Die jetz ige K i rchen l e i tung wurde während der [ .
synode vom 20. b i s 23. Oktober [ 98 5 i n Schleswig gebildet.
Wahl des Lei tenden B i schofs und seines Stell vertreters i m
zusa m men:
sich a us Artikel [ 9 der
Tagung der 7. General­
Sie setzt sich nach der
J a hre [ 990 w i e folgt
M i tgl i eder:
Landesbi schof Dr. Gerhard M ü l l e r (Vorsi tzender)
Landesbi schof Horst Hi rsch ler (Ste l l v ertretender Vorsi tzender)
R i chter D i rk Veldtrup (Präsident der Genera lsynode)
Frau Dr. Ursula Böning
Landesbischof Dr. Joa c h i m Heubach (von der Bi schofskon ferenz gewählt; bis 3 1 . 5 . 1 9 9 r )
F r a u Sieghi lde Hoersche l m a n n
Obe rlandesk i rchenrat i . R . Jürgen K a u l i t z
Ober k i rchenrat Henning K ramer
V i zepräsident Dr. Günter L i nnenbrink
K r e i sdekan Obe r k i rchenrat Hermann von Loewenich
Frau Barbara, M a rwedel
Stellve rtretende M i tgl ieder:
R ektor a.D. Hans-Rolf Dräger
R i chter a . D . Dr. Horst Gehrmann
Dekan Heinrich Herr manns (bis 3 1 . Mai 1 9 9 1 )
Bi schof D. Peter K rusche (Bischofskon ferenz)
Obe r k i rchenrat i.R. Dr. Enno Rosenboom
Dekan Hans So m m e r
Oberlandesk i rchenrat Jürgen Uhlhorn (Bi schofskonferenz)
Landeski rche n m usikdi rektor Gottfried W i es e
Dr. M i chael W i nckler
Ständige Gäste:
Pfarrer Gerhard Bereuther (Baden)
Obe r k i rchenrat Hermann Müller (Oldenburg)
Präsident D i e te r Hofmann (Dresden), se i t November 1 990
Obe r k i rchenrat Dr. H e l m u t Zeddies (Ber l i n) , s e i t November 1 990
Geschäftsführender Ausschuß
Gemäß § 3 Absatz' 2 der Geschäftsordnung der K i rchenleitung vom [ 5 . November 1 979
w i rd der Geschäftsfüh rende Aussc h u ß gebildet aus den M i tgliedern L e i tender Bischof
Dr. Gerhard M ü l l e r , K r e i sdekan Obe r k i rchenrat Hermann von Loewenich und
Ober landeski rchenrat i . R . Jürgen Kauli tz.
Si tzungen :
D i e K i rchen l e i tung t r a t i m Berichtsze i t r a u m zu folgenden S i tzungen zusa m men:
06./07.
1 5 ·/I6.
1 0.1I I .
06. b i s 08.
02./03.
27./28.
Septe m be r 1 990
November 1 990
Januar 1 99 1
März 1 99 1
Mai 1 99 1
Juni 1 9 9 1
in
in
in
in
in
in
Hannover
Hannover
Hannover
Berlin
Hannover
Staffelstein
Zu ihrer letzten S i tzung während der A m ts z e i t der 7. General synode w i rd d i e K i rchen­
l e i tung am 1 2.!r 3 . September [ 9 9 1 zusa m m e ntreten.
- 312 -
-4 -
D i e Si tzungen der K i rchenlei tung waren im ßerichtsze i traum stark geprägt durch
ausführl iche Beratungen über den Prozeß der k i rchl ichen E i n igung im vereinigten
Deutschland. Dabei ging e s i n Aufnah m e der von der 7. General synode i n Malente be­
schlossenen Verfassungsänderung und des Briefes der General synode an die Synoden der
drei östl ichen lutherischen K i rchen p r i m ä r um Fragen im Zusa m m enhang mit dem
Be i tr i tt dieser K i rchen zur VELKD. Die K i rchen l e i tung hat sich daneben aber
rege l mäßig über den Stand der Verhandlungen zw i schen der E K D und dem K i rchenbund
i n for m i e ren lassen und in ihre Überlegungen auch die Zusa m m e nführung des Deutschen
Nat ionalkom i tees des Luther i schen Weltbundes und des N a t iona lkom i tees der vier östl i ­
c h e n M i tg l i edsk i rchen d e s Luthe r i schen Wel tbundes e i nbezogen. Gesprächspartner für
den Bereich der f r üheren G l i edki rchen der V E L K D (Meek lenburg, Sachsen, Thür i ngen)
war die Koordi n i e rungsgruppe, die diese K i rchen nach der A u f lösung der VELK in der
D D R gebildet hatten und die seit November 1 990 durch Präsident D i eter Hofmann
(D resden) und O K R Dr. H e l mut Zeddi e s (Be r l i n ) regel m ä ß i g an den S i t zungen der
K i rchenlei tung t e i lnahm. Die Verhandlungen z w i schen der K i rchenlei tung und der
Koordi n i erungsgruppe wurden im einzelnen durch e i n e ge m e i nsame Arbei tsgruppe
geführt bzw. vorbereitet, so daß e i nseitige Festlegungen v e r m i eden und den bete i l igten
K i rchen jew e i l s gemeinsame Vorschläge zur Gestal tung des Bei tr i tts zur V E L K D
g e m a c h t werden konnten. Über Perspektiven d e r k ü n f t igen Arbe i t der V E L K D nach
dem Be i tritt der östlichen lutherischen K i rchen wurde i n der gemei nsamen Sitzung von
K i rche n l e i tung und Koordini erungsgruppe am 7. März 1 9 9 1 in Berlin be raten. Dahinter
stand der gemei nsame Wunsch, schon jetzt neben den for m a len Beitrit tsregelungen
auch Aspekte der künftigen A rbe i t zu beschreiben und da m i t die Ein ladung an die
genannten K i rchen, der V E L K D w i eder beizutreten, i nhaltlich zu füllen.
Über den gegenwärtigen Stand der Be i tr i ttsbemühungen wird w e i t e r unten i n diesem
Bericht i nfor m i e r t ; die aktuelle Berichterstattung w i rd auf der ersten Tagung der 8.
Generalsynode e r folgen.
I n diesem Zusam menhang der Bemühungen um die Qua l i f i z i e rung der Gemei nschaft
z w i schen der V E L K D und den drei östl ichen luther i schen K i rchen ist auch die Tei lab­
ordnung von O K R f r i tzsche aus dem Lutherischen K i rchenamt z u r D ienst l e i stung be i m
Obe r k i rchenrat i n Sch werin f ü r die Z e i t vom I . Januar b i s 30. Juni 1 9 9 1 z u sehen. D i e
K i rchenleitung hat d i eser Teilabordnung trotz der da m i t verbundenen Belastungen f ü r
das Lutherische K i rchena m t zugest i m m t . O K R Fri tzsche konnte während seine M i tar­
be i t in Schwerin, die jew e i l s die Häl fte der wöchentli chen Arbe i tszeit sow i e darüber
h i naus die Teilnahme an den S i tzungen der K i rchen l e i tung u m fa ßte, i n�besondere i m
Bereich d e s D i enst- und Arbei tsrechts tätig werden.
Einen breiten Raum nahm i n der Si tzung der K i rchenle i tung w i ederum der a llgemeine
Austausch z u r Lage ein. Dabei wurde, z u m Teil anhand von Berichten, die aus den
lutheri schen K i rchen am Ort kamen, vor allem d i e Lage in L iberia und Soma l i a , i m
Nahen Osten, i m Sü lichen A f r i ka und i m Baltikum bedacht. Besondere A u f merksam­
k e i t fand die Entwicklung in der Gol fregion. Einen Bericht über die Vol l versa m m l ung
des W e l trates der K i rchen nahm die K i rchen l e i tung bei ihrer Begegnung m i t der Koor­
d i n i e rungsgruppe in Berlin am 7. März 1 9 9 1 entgegen.
Die K i rchen l e i tung führte w i ederum eine R e i he von Gespräch e n :
- A m 6. September 1 990 gaben der L e i te r d e s Geme indekoll egs, D r . B l a n k , sowie d i e
beide n R e ferenten, Pfarrer Ebert u n d Pastorin Sch mauks, e i n e n ausführlichen Bericht
über die Arbeit i m Geme indekolleg. Es war der erste Bericht, den die K i rchen l e i tung
entsprechend dem Statut entgegennah m . Dabei wurde auch das Arbei tsprogra m m für
das Jahr 1991 vorgelegt und e r läutert. I n der D i skussion wurde die Notwendigke i t der
Zusa m m enarbe i t des Gemei ndekollegs der VEL K D m i t entsprechenden E i n r i chtungen in
den G l i ed k i rchen unterstr i chen, ebenso w i e d i e ausgewogene B e t e i l igung der
G l i edk i rchen bei der Zusa m mensetzung der Projektgruppen.
- Am 7. Septe mber 1 990 hatte die K i rchen l e i tung ein ausfüh r l i c hes Gespräch m i t Prof.
Dr. ea r l H e i n z R atschow (Marburg), der das Projekt " R e l i g ionen, R e l igios i tät und
- 313 -
-5-
christlicher G laube" vorstel lte. Das Manuskript der vorgesehenen Veröffentlichung lag
der K i rchenlei tung vor. Sie hat nach langer D i skussion diese aufgrund ei nes
gemeinsamen
Auftrags von VELK D und Arnoldshainer
Konferenz erarbei tete
Handreichung m i t Dank entgegengenommen und der Veröf fentli chung zugest i m m t .
- A m 1 J . Januar 1 99 1 h a t d i e K i rchenlei tung ein Gespräch m i t d e m aussche idenden
Vorsitzenden des Senats für Am tszucht, Dr. Eberhard K ut h n i ng, sowie dem neuen
Vorsitzenden des Senats für Am tszucht, Dr. Friedrich-August Bonde, und dem
ste llvertretenden Vorsi tzenden, Vorsitzender R i chter am Landgericht Helmut Heuer,
gehabt. D r . K u th n i ng i st 18 Jahre Vorsitzender des Senats gewesen. In di eser Zeit sind
24 Verfahren vor dem Senat verhandelt worden. D r . Kuthning wurde vom Vorsitzenden
der K i rchenlei tung verabsc h i edet. Gleichzei tig wurden Dr. Bonde und Helmut Heuer
verpflichtet.
Die K i rchenlei tung hat i n der Berichtszeit neben einer R e i he von Personalentscheidun­
gen, die hier nicht berichtet zu werden brauchen - sie betreffen die Zusa m m ensetzung
von Ausschüssen, Arbei tsgruppen und Projektgruppen - zwei w i chtige Personalentschei­
dungen getroffen:
- Dr. Re i nhard Brandt aus der Bayerischen Landesk i rche wurde als R eferent für theo­
log i sche Grundsatzf ragen in der Nach folge von O K R Dr. Hauschi ldt in das Luther i sche
K i rchen a m t berufen. Dr. Brandt w i rd seinen D i enst a m 16. J u l i 1 99 1 aufnehmen. D r .
Hauschildt scheidet m i t dem 1 5 . Juli 1 99 1 a u s dem Dienst d e r V EL K D aus und
übern i m m t die L e i tung des Predigerse m i nars der Hannoverschen Landesk i rche in Celle.
- " In ihrer S i tzung am 1 5 . / r 6 . November 1 990 hat die K i rchenle i tung Dr. R e i nhard
Lassek als Redakteur für die Lutherischen Monatshefte berufen. Er i st dort insbeson­
dere für den Grenzbereich z w i schen Naturwissenschaften und Theologie zuständig. Er
hat seinen Dienst a m I. Februar 1 99 1 aufgenom men.
A m 1 5 . Nove mber 1 990 tagte die K i rchenleitung gemeinsam m i t dem D N K .
A m I I . Januar 1 99 1 fand e i n e Begegnung , zwischen M i tgl iedern der K i rchenlei tung und
des Vorstandes der Arnoldshainer Konferenz ( A K t ) statt. Dabei w u rde noch einmal
übe r das gemeinsame Projekt " R e l igionen, Religiosität und c h r istlicher Glaube" ge­
sprochen. Einen brei ten R a u m nahm der Stand des k i rc h l i chen Einigungsprozesses e i n ,
wobei i m Vordergrund die Aufhebung d e r Regionalisi erung i m Bereich der E K U stand.
Ein eigener Bera tungsgegenstand war die Kooperation der Zusam mensch lüsse E K U und
V EL K D i nnerhalb und m i t der EKD. Es wurde festgeste llt, daß es bereits jetzt eine
"geregelte Kooperat ion" gibt, unter anderem durch gegense i tige Beteil igung an Aus­
schußs itzungen und R eferentenkonferenzen. Wei tere Überlegungen zur Intensi v i erung
der Zusa m menarbeit sol lten angestellt werden. Dabei soll ein Zuwachs a n Sitzungen
verm ieden und über e i n ze l ne Arbei tsvorhaben von gesam t k i rc h l i cher Bedeutung e"i ne
Absprache herbeige führt werden. Ein kurzer Mei nungsaustausch fand über die vom
L e i ter des Konfessionskundl i chen Inst ituts, Dr. Frieling, angeregte Evangeli sche Synode
statt. Hierzu w i rd vom 2 3 . bis 27. August 1 99 1 auf E i n ladung der Bi schöfe K ruse
(EKD), K l e i n ( R u mänien), Chri stiansen (Dänemark) sowie von Präs ident R usterholz
(Schweiz) eine Konsulta t ion i n Basel stattfinden, a n der sich auch die V E L K D bete i ­
l i g e n w i rd.
A m 7. März 1 9 9 1 trafen sich die K i rchenleitung der VEL K D und die Koordinierungs­
'
gruppe der drei östlichen lutherischen K i rchen zu einer gemei nsa men Sitzung i n Berl i n .
Dabe i wurden folgende Punkte erörtert:
-
K i rchlicher Ein igungsprozeß
Die a l lge m e i n e Lage i n den neuen Ländern
K ü n ftige Aufgaben der V EL K D
Erklärung z u r Begegnung z w i schen lutherischen Chri sten und Juden
Teilnahme Ungetaufter am Abendmahl
- 3 14 -
-6Zu de m Thema ' K ünft ige Aufgaben der VELKD' w u rde anhand e i nes e i n l e i tenden
Votums von O L K R Dr. K ress (Dresden) diskutiert. Dr. K ress schlug folgende Themen­
bereiche für d i e nächste Zukunft vor: ,
- Schri ftverständ n i s (dabei müßte unter anderem der Vorma'rsch des Funda mentalismus
beachtet werden),
- Auseinanderse t zung der lutherischen Theologie mit pfingst ler ischer Theologie (als be­
sonderes Proble m wäre hier zu beachten: die charismatische Bewegung und die soge.
nannte H e i l u ngstheologie),
- Gemeinsame Über legungen zur Theologie und Praxis der Taufe,
- Kon f i r m andenunterricht und Konfi rmat ion,
- Verständn i s der Eschatologie (hier wurden als besonderes Problem die Fragen nach
einer "vollendbaren Erde" und nach "gerechten Struk turen" benannt).
Es wurde angeregt, daß die neu zu bildenden Fachausschüsse der K i rchen leitung und
die 8 . General synode m i t ei nzelnen der hier genannten Themen befaßt würden. I n Auf­
nahme der Vol lversa m m lung des Weltrates der K i rchen in Canberra wurde auch die
Arbe i t an e i ne r "Theologie der Schöpfung" vorgeschlagen. Sch l i e ßlich wurde angeregt,
neben den theologi schen Fragestellungen im engeren Sinn sich auch soz ialethischen
Fragen zuzuwenden.
2.
Bischofskonferenz
D i e Zusa m m ensetzung der Bi schofskonferenz ergibt sich aus A r t i k e l 1 0 der Ver fassung.
Sie i st zur Z e i t wie folgt zusa m m engesetzt {Stand 1 5 .05. 1 99 r l:
M i tgl ieder:
Lei tender B i schof Dr. Gerhard Müller (Vorsitzender)
Landesbischof Horst H i rschler (Stel'lvertretender Vorsitzender)
Landesbischof D . D r . Johannes Hanselmann DD
Landessuper i ntendent Ernst Henze
Landesbischof Dr. Joach i m Heubach {bis 3 1 . Mai 1 99 I l
Landesbi schof H e i n r ich Herr manns (ab. 0 1 . Juni 1 99 1 )
B i schof Dr. H a n s C h r i stian Knuth (ab 0 1 . Apr i l 1 99 1 )
Bi schof D . Peter K rusche
K r e i sdekan Oberk i rchenrat Johannes M erz
Oberk i rchenrat Dr. Gerhard Strauß
Oberlandes k i rchenrat Jürgen Uhlhorn
Bi schof Dr. U l r i c h W i lckens
Stellvertretende M i tgl ieder:
Propst Dr. H e r m a n n August in
Oberlandesk i rchenrat Henje Becker
Landessupe r i n tendent Dr. Hans-Chr istian Drömann
Obe r k i rchenrat Thedor Glaser
V i zepräsident D r . Günter L i nnenbr ink
K r e i sdekan Oberk i rchenrat Hermann von Loewenich
Supe r i ntendent i . R . Heinz Patzak
Propst Erwin Sch m idtpott
Obe r k i rchenrat Dr. Adolf Sperl
Oberlandesk i rchenrat D ieter V i smann
Propst Hans-W a l te r W u l f
Als Ständige Gäste werden zu den Tagungen der Bischofskonferenz e ingeladen:
M i l i tärbischof Prälat Heinz Georg Binder
Supe r i n tendent Got t f r ied Daub (Lutherische Freikirche i n Baden)
- 315 -
-7Bischof Dieter K n a l l (österreich)
Supe r i n tenden t Di eter Lorenz (Luther i sche K l a ss� der Lippi schen K i rche)
B i schof Dr. W i l h e l m Sievers (Oldenburg)
Landesbischof Theo Sorg ( W ü rttemberg)
Senior Erich Vier ing (Luther i scher Konvent Bremen)
Sitz ungen :
1 2 . /1 3 . Oktober 1 990 i n Malente
09. b i s 1 3 . März 1 99 1 i n Goslar/Hessenkopf ( K lausurtagung)
vorgesehen ist eine wei tere S i tzung a m 1 1 . / 1 2. Oktober 1 99 1 in Königslutter.
Die Tagung der B i schofskon ferenz a m 1 2. und 1 3 . Ok tober 1 990 i n M a l ente befaßte
sich zunächst m i t Aufgaben im Zusa m m enhang mit der ansch l i eßenden Tagung der
Gener a l synode, i ndem jene Synodalvorlagen die bei ihrer Verabsc h i edung der Zustim­
mung der B i schofskonferenz bedürfen, beraten wurden. Das bet r a f die Nove l l e des
Pfarrergesetzes, die Novelle des K i rchenbeamtengesetzes, den Entwurf der Ordnung
der Beichte und die Vorlage zur Meißener Erklär ung (Kanzel- und Abendmahlsgemein­
schaft z w i schen den Gl iedk i rchen der EKD und der K i rche von England).
'
Ein besonder er Beratungsgegenstand war die Vorlage zur Änderung der Verfassung der
V E L K D m i t dem Z i e l , den Beitritt der drei öst l ichen lutherischen K i rchen zur V E L K D
z u er mögl ichen. I m Zusam menhang da m i t l i e ß die B i schofskonferenz sich ausführlich
über den Prozeß des Zusa m menwachsens der K i rchen in den beiden Bereichen Deutsch­
lands i nfor m ieren. Dabei ging es auch um die Frage der Fortge l tung von Gesetzen des
Ki rehenbundes in den öst l ichen K i rchen.
Einen brei teren Raum nahm auch die Beratung der B i schofskon ferenz über H i l fs maß­
nahmen f ü r Partnerki rchen i n Osteuropa ein. Ein besonderes Problem stellt i n di esem
Zusa m m enhang die ' Koordi n i erung der e i nzelnen Ak t i v i täten der G l i edki rchen der
V E L K D dar. Durch die Fülle der Erwartungen sind sowohl die einze lnen G l i edki rchen
wie auch der M a r t i n-Luther-Bund als Diasporawerk der V E L K D auf Absprachen und
möglicherweise auch gemeinsame Förderung einzel ner großer Projekte angewiesen. Es
hat s ich jedoch herausgeste l l t, daß die Bereitschaft zur Koord i n i erung nur begrenzt
vorhanden i st . Ebenso i st festzuste llen, daß das Engagement der einzelnen G l i e d k i rchen
für die Osteu ropa - H i l fe untersch iedlich ausgeprägt i st . Insgesa m t ist f r e i l i c h der
mater i e l l e und personelle Ei nsatz i n der Osteuropa - H i l f e erheblich, bedarf aber der
wei teren Au fstockung.
Die B i schofskonferenz beriet über die bi sherige Planung für eine l u therische eu ro­
pä i sche B i schofskonferenz, die auf Ein ladung der lutheri schen K i rche in Elsaß und
Lothringen vom 2. bis 6. Dezember 1 99 1 auf dem Liebfrauenberg stattf inden sol l .
, Ebenso wurde über die "Evange l i sche Synode" in Europa gesprochen ( v g l . d a z u Teil 1 . 1
dieses Berichts).
D i e ' B i schofskon ferenz bestätigte erneut ihr Interesse an der E i n r i chtung e i n es l i turgie­
wi ssenscha f t l i chen Instituts im Sinne des Arbei tsergebn i sses der K la usurtagung 1 989
und bat da r u m , daß dieser Vorschlag auch i n einer Arbei tsgruppe der bevorstehenden
Tagung der General synode berücksichtigt würde.
Aus einze lnen Arbei tsbereichen der V E L K D wurde berichtet, so z u m Beispiel über die
Handreichung " R e l i gionen, Rel igiosität und christlic her G l aube", " Wort und Antwort",
Arbei tshi l f e Gentechnologie, B i laterale Arbei tsgruppe, Gottesdienstk r e i s und Erneuerte
Agende, " E i n ladung zur Taufe - Ein ladung zum Leben".
Nach der Wahl von Landesb i schof Dr. Gerhard Müller zum Lei tenden B i schof durch die
General synode w ä h l te die B i schofskonferenz Landesbi schof Horst H i rschier zum
Stellvertretenden L e i tenden B i schof.
- 316 -
- 8-
Die sogenannte Gcschäftssitzung dcr B i schofskon ferenz i m Zusa m m enhang m i t deren
K la usu rtagung a m 1 2. März 1 99 1 in Goslar/Hessenkopf nahm eine Reihe unerledigter
Beratungsgegenstände aus fruheren Si tzungen w i cder auf. Anhand eines entsprcchenden
Beschl usses dcr K i rchenleitung wurde übcr R egelungen betreffend den Beitritt dcr drei
öst l ichen lutherischen K i rchen zur VELKD beraten und, soweit möglich und er forder­
lich, auch beschlossen. Ebcnso wurde wieder die Beratung über die Fragc dcr Sakra­
mentsverwal tung durch Vikar innen und V i kare wie auch über d i e Teilnahme
Ungetaufter a m Abendmahl aufgenom men.
Die B i schofskon fel enz empfahl der K i rchenlei tung, i n der Nachfolge von B i schof Dr.
Wi lckens Landesbischof D. Dr. Hansel mann a l s Catholica-Beauftragten der VELKD zu
berufen. Die Berufung wurde inzwischen durch die K i rchenlei tung ausgesprochen.
Landesbischof D. Dr. Hansel mann w i rd diesen Au ftrag nach der Tagung der
Generalsynode 1 99 1 wahrnehmen.
Die K l ausurtagung der B i schofskonferenz fand vom 09. b i s 1 3 . März 1 99 1 i m Tagungs­
und Freizeithei m der Ev. -Luth. Landesk i rche in B ra unschweig im Haus Hessenkopf
nahe Goslar statt. Das Thema lautete erneut " D i e H e i l sbedeutung des K reuzes für
Glauben und Hoffnung des Chri sten" (vgl . die The m a t i k 1 990).
Im Unterschied zur ersten Tagung wurde dieses Mal lediglich ein R eferat "von außen"
gehalten; Dozent Dr. Gott fr ied Voigt (Leipzig) sprach über das Thema: "Der Versöh­
nungstod des Herrn als Thema unserer Predigt". Landesbi schof Horst H i rschIer gab
eine Darstel lung der w i chtigsten systematisch-theolog i schen Pos i t ionen zum Thema. Im
übrigen hatten einzelne M i tg l ieder der B i schofskon ferenz respe ktive Teilnehmer an
dieser
Tagung eigene Karfrei tagspredigten zur Besprechung i m Sinne einer
Predigtanalyse vorge legt. Di ese Besprechung wurde von B i schof D. Peter K r usche
(Ha mburg) und Landesbi schof Horst H i rschler (Hannover) vorgenom men.
Bei dieser Plan ung der Tagung blieb genügend Raum f ü r ausführl iche Diskussionen, i n
die auch d a s v o m Lutherischen K i rchena m t festgestellte Zwi schenergebnis von d e r
K l ausu rtagung 1 990 E i ngang f a n d . Die B i schofskonf e renz hat e i n e n Brief an die
Gemeinden verabschiedet, aus dem Folgendes z i tiert w i rd :
" D i e Botschaft d e s K a r f r e i tags m utet uns zu, d a s L e i d e n u n d Sterben J e s u C h r i s t i zu
bedenken.
I m Karfrei tagsgeschehen i st die Not unserer W e l t i n einz igartiger Weise aufgehoben.
Aber w i rd das Wort vom K reuz in unserer Zeit gehört?
Haben wir n i cht i n di esen Monaten mehr als genug Schrecken, Leiden und Tod vor
Augen gestellt beko mmen?
Müssen w i r nicht alle K raft darauf r i chten, zu hei len und zu h e l fen?
Das ist r ichtig.
Der Karfrei tag stößt uns jedoch mit großem Ernst darauf, daß wir vor allem anderen
K larheit über uns selbst gewinnen müssen. Das K reuz C h r i st i befreit uns zur Wahrheit
über uns selbst, über unsere Welt über Gott.
Die Chr i stenh e i t vertieft sich deshalb i n der Passionszeit ganz bewußt in die Geschich­
te des Leidens und Sterbens Jesu Chr i st i . Es i st gut, die Jünger und Jüngerinnen Jesu
in ihrem Versagen und i n ihrer Verstörtheit angesichts des K re uzestodes i h res Herrn zu
beglei ten.
Der i hnen Gottes Nähe verkörperte, ruft nun selbst: ' Me i n Gott, mein Gott, warum
hast du mich verlassen ? '
E r m u ß den Tod eines Verbrechers erleiden.
Alle Schuld und S i nnlosigke i t unserer Welt i st hier konzentr iert.
Dies Geschehen i st i n seiner Härte nur auszuhalten, w e i l es von der österlichen Er­
kenntnis umgri ffen i st : Gott ist i n diesem Tode nahe. Am K reuz ist es 'vollbrach t ' ,
sagt d a s Johannes-Evangelium.
Gott geht i n dem gek reuzigten Christus selbst den Weg des schuldig gewordenen und i n
der Gottesferne befindlichen Menschen m i t.
- 317 -
-9Seitdem versa m m e l t s ich die christ l iche Geme inde m i t a l l i h rer Schuld- und Leidens­
erfah rung un ter dem K reuz Chr ist i""
Sie weiß: Unser H e r r hat ste l l v e r tretend für uns ge l i tten. W i r erhalten durch das Wort
der Verk ündigung, durch Taufe lInCl durch das Abend m a h l Anteil an seinem Sterben und
dürfen unsere Last aus M ühsal und Schuld bei ihm ablegen.
Wir haben i n di esen Wochen, oft i n dem Gefühl der Ohnmacht, für Frieden und Ge­
rechtigk e i t gebeten. Wer betet, weiß, daß Gott der Herr der Welt ist, dessen uner­
forsch l iche Wege wir oft nicht begre i fen. Das K reuz Jesu sagt uns aber, daß Gott auch
dort i st , wo wir ihn n icht verstehen. Er kennt unsere Zweifel und An fechtungen. E r i st
auch dann bei seiner Welt, bei uns, wenn w i r ihn nicht sehen.
Darum schauen wir auf das Kreuz des Herrn, unsere einz ige Hoffnung."
Teilne h m e r der K lausu rtagung waren außer den M i tgl iedern und Ständigen Gästen der
B i schofskon ferenz B i schöfe aus Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark,
außerde m Präs ident M ichel Hoeffel (Straßburg) und Bi schof Dr. Werner Leich (Ei se­
nach), der auch den Abendmah lsgottesdienst am letzten Tag der K l a usurtagung hielt.
Die B i schofskon ferenz beabsichtigt, auf i hrer K l ausurtagung 1 992 das ihr von der 7 .
General synode aufgegebene Thema "Hoffnung des Christen - Hoffnung über den Tod
hinaus" zu behandeln und dann von allen drei K lausurtagungen gebündelt e i ne Verlaut- ,
barung oder e i n e Handrei chung herauszugeben.
3. Generalsynode und Ausschüsse der Generalsynode
Die 6. Tagung der 7 . Generalsynode fand vom 1 4 . b i s 1 8 . Oktober 1 990 i n Malente
statt. Der Protokollband "Lutherische Generalsynode 1 990'"
der diese Tagung
dokumentiert, soll spätestens zur Tagung i n Königs lutter vorl i egen.
Finanzausschuß
Der Fi nanzausschuß der 7 . General synode tagte im Berichtsze i traum am 26. Juli 1 990
in Hannover, a m 1 5 . Ok tober 1 990 in Ma lente und a m 22. April 1 9 9 1 in Hannover. E r
beriet d i e Haushal tsplanentwürfe 199 r / I 992 für die V E L K D , f ü r Pullach u n d d a s Ge­
mei ndekolleg, Bauangelegenhe i ten des Prediger- und Studiense m i nars i n Pullach, die
Jahresrechnungen 1 98 9 der VELKD, von Pul lach und des Geme indkollegs, den Entwurf
der verfassungsändernden Verordnung mit Gesetzeskraft, mit dem die V E L K D auf den
Beitritt der Evangeli sch-Lutherischen Landesk i rche Sachsens und mög l icher weiterer
lutherischer Landeski rchen reagiert, über die Zukunft der Berliner Stelle und über eine
Dienstan wei sung f ü r d i e Kasse.
Rechtsausschuß
Der Synod a l e Rechtsausschuß tagte i m Berichtsze i t raum a m 12. September 1 990. Er
beriet in dieser S i tzung die Pfarrergesetznovelle 1 990 und die K i rchenbeamtengesetz­
novelle 1 990.
4. Lutherisches Kirchenamt
Referenten des Lutherischen K i rchenamtes:
Präsident Friedrich-Otto Scharbau
Obe r k i rchenrat Dr. H e r mann Brandt
Obe r k i rchenrat Roland F r i tzsche
Oberk i rchenrat Peter Godzik
Oberk i rchenrat Dr. F r i edrich Hauschildt
Oberk i rchenrat Manfred Jahne!
Oberk i rchenrat J ü rgen Jeziorowski
(bis M i tte Juli 1 9 9 r l
- 3 18 -
- 10 -
Obe r k i rchenrat Dr. Manfred K i eßig
V i zepräsident Martin Li ndow
Obe r k i rchenrä t i n Käte Mahn
Obe rki rchenrat Dr. Horst Reller
Obe rki rchenrat K a r lheinz Schmale D.D. (Berl i ner Ste lle)
5. Einrichtungen der VELKD
a } Prediger- und Studiense m i n a r in Pul lach
Das Prediger- und Studienseminar in Pul lach dient der Fortbildung der Pfarrer und
Pfarrer innen im Bereich der VELKD. Es fördert die gemeinsame theologische Arbeit
an allen der K i rche geste l l ten Aufgaben. Gäste aus anderen lutheri schen K i rchen des
In- und Auslandes erwei tern den Horizont im B l ick auf gemeinsame k i rchl iche Heraus­
forderungen. Das Prediger- und Studienseminar w i rd von R ektor Martin Voigt geleitet.
Ihm steht als Studieni nspektor Pastor Dr. Weyer-Menckhoff zur Seite. I m Berichtsze i t­
raum fa nden folgende Kurse statt:
1 25 . Studienkurs: Stre i t u m Hoffnungen.
/ 26. Studienkurs: G laube, Lehre, Handeln an den Brennpunkten gese l l schaftlicher
Ausei nandersetzungen.
1 27 . Studienkurs: Tauflehre und Taufpra x i s i n der Vol k s k i rche.
/ 28. Studienkurs: Au ftrag und Praxis der K i rchenlei tung auf m i t t lerer Ebene.
1 29 . Studienkurs: Einführung in die Erneuerte Agende.
1 30. Studienkurs: Bekennt n i s und Bekenntnisbindung.
1 3 / . Studienkurs: K rankheit und Leid i n unseren Predigten.
1 3 2 . Studienkurs: Einführung i n die Erneuerte Agende.
1 3 3 . Studienkurs: G lauben lernen - I mpulse der Religionspädagogik für die Gemeinde­
arbe i t.
Außerdem wurde e i n Fortbi ldungsse m i n a r für M itarbe iter des gehobenen D ienstes i n
d e r k i rc h l ichen Verwal tung und ein k i rchenrechtlicher Studienk urs für K i rchenjuristen
in Pullach durchge führt. Gastweise fand ein Fortb i ldungseminar für K i rchensteuerbe­
a m t e der Evange l i sch-Lutherischen K i rche i n Bayern i n den R ä u m en des Prediger- und
Studiense m i nars statt. Im März 1 99 1 tagte die Konferenz der Predigerse m i n a rrektor.en
der E K D in Pul lach.
Bei der Progra m mgestal tung wurden d i e M i tarbe i ter des Prediger- und Studiense m i nars
vom Beirat beraten, der am 22. und 23. Februar 1 99 1 unter dem Vorsitz des Lei tenden
B i schofs Dr. M ü l l e r tagte. B e i ra t und K i rchenlei tung haben den Jahresbericht des R ek­
tors m i t Dank und Zust i m mung entgegengenom men. Die K i rchenleitung hat das i m
Be i rat verabschiedete K u r sprogra m m f ü r das Jahr 1 992 beschlossen, darunter
Stud ienku rse für L e i ter größerer diakoni scher Einr ichtungen, Theologinnen in lei tenden
Stell ungen auf a l l e n Ebenen der K i rche, Studentenpfarrer und -pfa rrerinnen sowie
L e i te r i nnen und Lei ter der verschiedenen Arbei tszweige in den A m tern für Geme inde­
dienst. Thematische Schwerpunkte wei terer Studienkurse s i nd die Tauflehre und Tauf­
prax i s i n der Volkski rche, die Predigt bei Beerdigungen und der Zusa m menhang von Er­
fahrung und Theologie a m Beispiel der Symbole.
Aus de m Jahresbericht des R ektors werden folgene Abschn i tte he rvorgehoben: "Theolo­
gie a l s seel sorge r l i ches Elemen t , das d i e Probleme des pastoralen A l l tags k lären und
ordnen hel fen könnte, w i rd für die theologische Exi stenz k a u m erkannt . . . Das grund­
sätzl i c he theolog i sche Nachdenken über den Gottesdienst und seine Gestaltung w i rd
begrüßt . . . Die Schätze der Erfahrung evangel i scher Spi r i t u a l i tät bzw. Fröm m igkeit, die
unsere Väter geprägt haben, sollten bewußter neu entdeckt werden . . . N i cht nur auf
d e m Ökumenekurs, sondern auch in anderen Kursen wurde Unmut laut, weil man n icht
w i llens i st , sich z u m B e i spiel a u fgrund sozialethischer Entscheidungen der katholi schen
K i rche angrei fen zu lassen. H i e r wächst womöglich ein antiökumenischer Unwille
heran, der für die theolog i sch-ökumenischen Gespräche a u f allen off i ziellen k i rchlichen
Ebenen kaum noch Verständnis aufbringen kann."
- 3 19 .
-
11
-
- Stud i e n k urse für K i rchc lljuristen
In der Zei t vom 6. bis 1 I. M a i 199 1 führte das Lutherische K i rchena m t den 1 2. Stu­
dienkurs für K i rchenj u r i sten im Prediger- und Studienseminar in Pullach durch. Bei
diesc m Kurs wurden unter ande rem folgende R e ferate geha l ten:
- " Das Verhältnis von Landesk i rche und K i rchenge m e inde in ver mögensrechtl icher
Hinsicht" (Dr. Muster),
- "Die Verwerfungen des 1 6 . Jahrhunderts" (Prof. Dr. H e r ms),
- " B i l a tera le z w i schenki rchl iche Vereinba rungen i n bezug auf Lehre, Bekenntnis und
M i tgliedschaft" (Behrens),
- "Die letz ten Dinge; was meint die Rede von der Aufe rstehung der Toten" (Prof. Dr.
Graf),
- "Grundzüge der Novelli erung des Disziplinarrechts der VELKD" ( D r . Strietzel)
- Fortbildungsseminare für M i tarbe iter des gehobenen D i enstes
Vom 24. September bis 05. Ok tober 1 990 fand i n der Tagungs- und Freizei tstätte der
Evange l i schen K i rche der Pfalz in K l i ngenmünster das 39. Seminar statt. Das
Progra m m umfa ßte unter anderem folgende Themen:
-
der Verkündigungsauftrag i n den Medicn
W i e lese i c h einen Jahresabschluß?
Arbeitswerkstatt Kommunika t ion (zwei Tage)
Aktuelle Entwicklungen in Staat und K i rche i n der D D R
K i rchengliedschaftsfragen
Ki rehensteuerrecht
Geme i nschaft von Frauen und Männern i n der K i rche
Kündigungsschutz
Das 40. Se m i nar fand vom 09. bis 20. April 1 99 1 im Prediger- und Studiense m i n a r i n
P u l l a c h statt. Es wurden folgende Themen behande l t :
,
"
-
Evange l i sche Spi ri tua l i tät
Ergonom i e a m Arbei tsplatz
Vertragsrecht nach dem BGB
Kommunikationstrain ing (drei Tage, mit Videounterstützung)
Staatsk i rchenrecht und Verfassungsrecht
Islam und Christentum
b) Pastoralkol leg
Einmal i m Jahr f i ndet unter Lei tung von Prof. Dr. Man fred Seitz (Erlangen) und O K R
Peter God z i k (Ha nnover) e i n I s -tägiges Pastoralkolleg i n einer der G l ied k i rchen der
V E L K D statt. Zu diesem Pastoralkolleg werden 26 Pfarrerinnen und Pfarrer eingela­
den, die i n den G l i edk i rchen der VEL K D oder i n einer der benachbarten lutherischen
K i rche ihren Dienst tun. In den vergangenen Jahren haben besonders die skandi navi­
schen K i rchen von di eser Mögl ichkeit des Erfahrungsaustausches und der Zusa m menar­
be i t Gebrauch gemacht.
Der Ablauf des Pastoralkol legs folgt seit Jahren einer bewährten Struktur:
- drei R e ferate aus den klassischen Disziplinen der Theologie l e i ten in das jewe i l ige
Thema ein und eröf fnen den Di skussionshorizont;
- i n drei Arbei tsgruppen bearbeiten die Teilnehmerinnen und Tei lnehmer unter sach­
kundiger Anlei tung best i m mte Schwerpunkte des Themas;
- zwei I m p u l sreferate aus Grenzbereichen des behandel ten Themas w e i ten den Hor i­
zont und führen das Gespräch auch mit auße rtheolog i schen W i ssenschaften;
- drei Pra x i sberichte zeigen Möglichkeiten auf, bes t i m mte Aspekte des Themas i n die
Pra x i s umzusetzen, und führen damit nach der akade m i schen und seminarist i schen
Behandlung des Themas zur pfarramtl ichen Praxis zurück;
- a n den beiden i n die Zeit des Pastoralkollegs e i ngesch lossenen Sonntagen besteht je- 320 -
-
12 -
desmal d i e Mögl ichke i t , das gemeindliche Leben und die landschaftli chen Besonder­
h e i ten der U mgebung bei Gottesdienstbesllchen und Exkursionen kennenzulernen.
Das 3 7 . Pastoralkolleg der VELKD fand vom 29. August bis 1 2. Sept e m ber 1 990 i m
P far rhof Bergk i rchen (Ev.-Luth. Landeski rche Schaumburg- L i ppe) unter d e m Thema
"Die vergessene Gabe - Heilen als bibl i scher Au ftrag heute" statt. A l s Refe renten,
sac hkundige Begleiter der Arbei tsgruppen und Berichterstatter aus der Praxis konnten
gewonnen werden: Prof. Dr. Hans Weder (Zürich), Prof. Dr. Wolfang Beinert
( R egensburg), Prof. Dr. Karl Erwin Sch iller ( R i ed/Österreich), Dr. R e i nh a rd Schm idt­
Rost (Stu ttga rt), Dr. Jan-Olaf Rüttgardt ( H annover), Dr. Wolfgang J. B i ttner ( Fahr­
wangen/Schweiz), Dr. Martin Nicol (Er langen), Dr. Hans-Jürgen Becken (Stuttgart),
Fried r i c h - K a r l Kurowski und Dr. Rei nhard SteHen (Ha mburg), Dr. Gabr i e le Lade­
mann-Pr i e m e r (Ha mburg), W i lhelm Schröder (Neustadt a . Rbg.l.
An diesem Pastoralkolleg nahmen 24 P farrerinnen und Pfarrer aus den G l i edk i rchen
der V E L K D und wei teren lutherischen K i rchen des In- und Auslandes teil, sow i e ein
Pastor der Evangel isch-m ethodi stischen K i rche.
Ziel dieses Pastoralkollegs war es, H e i len als einen Auf trag, eine Gabe, ein Amt der
K i rche deutlicher zu sehen und darauf zu achten, wie es verantwortl i ch
wahrgeno m m e n und vor M i ßverständnissen und Übertreibungen geschützt werden k ann.
Das 38. Pastoralkolleg der VEL K D i st geplant vom 28. August b i s I r . September 1 9 9 1
i m Sprengelzentrum Bederkesa (Ev.-luth. Landesk i rche Hannovers) m i t d e m Thema
"Die Sehnsucht nach dem Hei ligen - der christliche Glaube im A u fbruch der
Rel igion e n " . Nach der von Prof. Dr. Man fred Seitz und OKR Peter God z i k vorgelegten
Progra m m planung hat die K i rchenleitung beschlossen, folgende Referenten, sachkun­
dige Begle i ter der Arbei tsgruppen und Berichterstatter aus der Praxis zu diesem
Pastoralkolleg ei nzuladen: Prof. Dr. Peter Koslowski ( Hannover), Prof. D r . U l rich
Kühn ( L e ipzig), Prof . Dr. M ichael von Brück ( R egensburg), Dr. Wolfgang Dahlberg
(Fran k f u rt), Dr. Traugott Schall (Det mold), Wolfgan g Grus nick (Lübeck ) , D r . Corona
B a mberg O S B (Abtei Herstelle), Wolfgang Teichert ( H a mburg),
Ellen K ubitza ( H a m ­
.
burg) und D r . Matthias R i e m e r (Lübeck ) , Dr. Otto Diehn (Wohl torf), H e r m a n n d e Boer
( Fa l kenburg).
Z i e l di eses Pastoralkollegs i st es, die Spiritu a l i tät der Rel igionen und modernen reli­
giösen Bewegungen k r i t i sch beurte i len zu lernen und nach dem lebensverändernden
Bei trag des christ l ichen Glaubens zu fragen. Insgesa m t soll die religiöse Kompetenz
der P farrerinnen und Pfarrer gestärkt werden.
c) G e m e i ndekolleg der V E L K D in Celle
Das G e m e i ndekolleg besteht s e i t dem I . Apr i l 1 986 und ist mit dem I . Januar 1 989 z u
einer f e s t e n Einr ichtung d e r VELKD geworden. S e i n Auf trag i st , " m i ssionar i sche Arbeit
i n der Vol k s k i rche im Sinne der m i s s ionar i schen Doppelstrategie z u fördern", bezie­
hungsw e i se "entsprechende Projekte" i n Geme inden, Dekanatsbez i rken, K i rchenkrei sen
usw. zu verm i tteln. Diese Arbe i tsrichtung hat sich bewährt. Andererseits stellt die
S i tuat ion der K i rchen und Gemeinden i n den ostdeutschen Landes k i rchen besondere
An forderungen, die i n ihrer pr aktischen U m setzung noch n icht absehbar sind. Die
Grundsätze der Doppelstrategie scheinen aber auch dort ihre Gültigkeit zu erweisen.
Das zeigte sich im Januar 1 99 1 , als im Pastoralkolleg der sächsischen Landesk i rche i n
K r u m menh enne rsdorf e i ne Begegnungstagung m i t Pfarrern und K i rchenvorstehern
stattfand. Ein Gespräch m i t Vertretern der Amter in Meck lenburg, Sachsen und
Thüringen und den M i ta rbeitern des Gemeindekollegs wurde im April i n L e i pz ig durch­
geführt. I n Aussicht genom men ist, daß die M i tarbe i ter des Geme indekollegs sich m i t
d e r Si tuat ion i n d e n öst l i chen K i rchen vor Ort durch befri stete Tätigkeit vertraut
machen
wol len.
Gelegentlich
f i nden
Projektgruppensitzungen
bereits
in
Tabarz/T h ü r i ngen und Dresden statt.
An der Projektarbe i t s ind zum Teil bereits Vertreter aus Sachsen ( Wort und Antwort,
Ei nladung zur Taufe - E i nladung zum Leben) und Thüringen (gottesdienst leben)
bete i l i g t .
- 321 -
-
13 -
Die Projekta rbe i t wurde in beiden Richtungen wei tergeführt: Vermi ttlung von Pro­
jekten an Gemeinden und Förderung lind Entwicklung neuer Projek te.
Wort und Antwort
Di eser Intensivkurs mit der Bibel i st von der Lutherischen K i rche in Amerika 1 9 8 3
übernommen u n d i n d e r Bayerischen K i rche übe rarbe i tet worden. D i e Mate r i a l ien (Te i l ­
nehme rhandbuch, L e i terhandbuch, Kursbuch) l i egen jetzt vor. Zum J a h r m i t der Bibel
1 992 soll dieser Kurs vom Gemei ndekolleg stärker gefördert werden. Erste Infor­
mationstage i m nordde utschen Bereich haben 1 99 1 stattgefunden, ebenso erste Trai­
nings. Auch i n der sächsischen Ki rche i st di eses Projekt seit längerer Zeit i n
Benutzung. Mehr als 2 0 Gemeinden haben es dort berei ts durchgeführt.
Sterbende begl e i ten
Dieses Thema wurde von der General synode i n V e i tshöchhe i m/Würzburg angestoßen.
Das Projekt b e f i ndet sich jetzt i n der Erprobungspha se. Ein Konzept für Train ings l i egt
vor, und der z we i te Teil des Handbuches i st in Entwicklung (vgl. Z i ffer 1 1 . 1 4).
Einladung zur Taufe - Einladung zum Leben
Dieses Projekt i st 1 987 erstmalig vom Bei rat für das Gemeindekolleg beraten worden.
Es gl iedert sich in einen gemei ndepädagogischen Teil, bei dem die Angebote von der
Institution G e m e inde ausgehen, und einen f a m i l i enpädagogischen Teil, bei dem die
Fa m i l i e mit i h ren Erfahrungen mit K i ndern im Alter bis 6 Jahre im M i ttelpunkt steht.
Für den gemei ndepädagogischen Teil i st ein Handbuch geplant, das Arbeitshil fen und
Anregungen für die Gemeinde nach der Taufe anbietet. Daneben steht der f a m i l ienpä­
dagog i sche
Teil,
der
aus
einer
bearbeiteten
Fassung
des
norwegischen
T R I PP-T R APP-Projektes bestehen soll. Die Projektgruppe hat einst i m m ig beschlossen,
diesen Teil möglichst bald mit dem anderen zusam men zu verw i rk l ichen. D i e
Verwirkl ichung m i t herköm m l ichen ki rchlichen Verfa h rensweisen i st nicht möglich. D i e
Bete i l igung e i nes Unternehmens i st erforderlich. Es l i egt e i n Angebot v o m nor­
wegischen H D - Verlag vor, der zu einer Tochtergründung in Deutschland m i t deutschen
Pa rtnern be r e i t i st. Das Konzept von T R I PP-T R A P P f indet eine positive Aufnahme. Es
kann auch für die ostdeutschen Landeski rchen bedeutsam werden, weil die chr istli che
Erzi ehung in der jungen F a m i l i e da m i t eine Stützung fände.
Neu anfangen
Das Projekt "neu anfangen" ist ein öku menisches Projekt, bei dem katholische D iöze­
sen engagiert m i ta rbeiten und auch i n der Projektgruppe vertreten sind. Eine E i nbin­
dung der K atholiken a u f der Ebene der Deutschen B i schofskonferenz durch Bete i l igung
an einer geme i ns a m en Arbeitsstelle i n M a i n z gelang nicht. Durch M i th i l fe der
Arnoldshainer Konferenz und der VEL K D konnte aber eine Stab i l i s i erung d i eser Ar­
beitsstelle vorerst gesichert werden. Das Projekt wurde bis 1 990 i n zwöl f R egionen
durchgeführt ( Einzugsbereich 1 , 3 M i l l ionen) und w i rd zur Zeit i n wei teren acht Reg io­
nen vorbere i tet beziehungsweise ist dort im Gange, zum Beispiel Eiderstedt, Bayreuth,
Schwe i n fu r't und Hannover. Das Gemei ndekolleg bemüht s ich zur Zeit besonders u m die
Auswertung des Projektes.
Gemeindekatech i smusse m i na re
'
Für die Geme indekatec h i s m usseminare fanden in Celle zwei Tra i n i ngs statt. Begeg­
nungswochenenden waren i n Preetz, Bayreuth, Stei nhude und Lemgo. Aus d i eser Arbe i t
hat s i c h seit 1 98 2 e i n F reundesk reis gebi ldet, der die M i tarbe i ter b e i Begegnungs­
wochenenden stellt und s ich für deren W e i terbi ldung e insetzt. Er i st als e i ngetragener
Verein orga n i siert und unterstützt die Gemeindekatec h i s m usarbe i t auch f i nanziell. Das
Gemei ndekolleg sorgt für Gemeindekontakte, Tra i nings und Projektgruppen, som i t für
die Weiterentwick lung des Konzeptes und die Ausstattung m i t dem Handbuch.
Gottesdienst. Verstehen - gestalten - feiern
Auf Anregung der B i schofskonferenz wurde aus Anlaß der Erprobung der Erneuerten
entwickelt. Es handelt sich um einen achtstu f i gen K urs, der
Agende eine Arbei tshi lfe
.
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-
14 -
für Pastoren, k i rchliche M i tarbei ter und Gemeindeglieder geeignet i s t und sie in die
Besonde r h e i ten der Benutzung der Erneuerten Agende einführt. D i eser Kurs ist unter
de m Ges ichtspunkt der Bete ili gung der Gemeinde und der brei teren Verank erung des
Gottesd i enstes in der Gem ei nde entwickelt worden und z i e l t i nsbesondere auf die
Entwickl ung von Gottesdienstkre i sen i n den Gemeinden hin. Er n i m m t a l so das Ersche i ­
n e n d e r Erneuerten Agende zu m Anlaß, Gemeindea u fbau zu treiben. Er i s t i n zwei
Wochenenddurchgängen erprobt und w i rd Ende Juni 1 99 1 noch m a l s Multiplika toren aus
den Landesk i rchen angeboten.
G e m e i nde wahrnehmen - Gemeinde l e i ten
Mit Schwerpunkt Bereich Hannoversche Landeskirche kommen K i rchenvorstände für ein
Wochenende ins Gemeindekolleg. Z i e l dabei ist, die Verantwor tung f ü r d i e Gemeinde­
l e i tung bewußt zu machen lind konzeptionelle Planungen im Sinne des G e m ei ndeaufbaus
z u i nspirieren. Daraus i st ein Projekt entwickelt worden unter dem T i tel "Gemeinde
wahrneh men - Gemeinde l e i ten", das in meh reren Konsultationen geprüft und dann vor­
gelegt werden soll.
Beirat für das Gemeindekol leg
Der B e i rat f ü r das Gemei ndekolleg h i e l t eine Si tzung a m 27./28. September 1 990, bei
der der bi sher ige Vorsitzende und da m a l ige Lei tende B i schof, D . K a r l h e i n z StolI, anwe­
send war und s ich verabschiedete. Bei dieser Sitzung wurde ausführlich über das f a m i ­
l i enpädagog i sche Projekt T R IPP-TRAPP beraten. D a z u war der norwegische Haupt­
autor, Fred R i ktor, Theologe und Pädagoge, anwesend und führte in die Entstehung von
T R I PP-TRAPP ein. Zugleich m i t dem Leitenden B i schof m u ß te n aus verschiedenen
Gründen w e i tere Beirat s m i tgl ieder i h re M i tarbe i t beenden: Oberla ndesk i rchenrat Henje
Becker, Dr. Otto Di ehn und Professor Dr. Manfred Seitz. Der B e i rat beschloß, um die
Nachfolge im Vorsitz den neuen Leitenden Bischof zu b i tten. D i e K i rchenlei tung be­
schloß die veränderte Zusa m m ensetzung des Bei rates: Der L e i tende B i schof erklärte
sich zur Übernahme des Vorsitzes bere i t , zur M i ta rbe i t wurden berufen: Dozent Dr.
Christian Grethlein (Berlin), Dr. K laus K a sch (Ha mburg), O K R Dr. A do l f Sperl (Mün­
chen) und als Gast O K R Bernd G i l l ert ( K iel). Am 27./28. Febru a r 1 99 1 trat der Bei rat
in E i senach zusa m men und ließ sich über die Lage von K i rche und G e m e i nde i n der
Evangel i sch-Lutherischen Landeski rche in Thüringen unterrichten. Er f aßte bei dieser
S i tzung den Beschluß, das fa m i l i enpädagogische Projekt T R I P P -T R A P P entsprechend
dem Vorschlag der Projektgruppe empfehl end an die K i rch enlei tung wei terzugeben.
6. Gerichte und Rechtssetzung der VEL K D
a ) V e r fassungs- und Verwaltungsgericht
I m Berichtszeitraum i st e i n Verfahren anhängig geworden. Es i st noch nicht abge­
schlossen.
b) Senat für A m tszucht
B e i m Senat für A m tszucht waren im Berichtszeitraum zwei Verfahren anhängig. Davon
ist e i n Verfahren inzw i schen abgeschlossen.
c ) R echtssetzung der V ELK D , R echtsfragen
R echtssetzung
Der Rechtsausschuß der K i rchenlei tung tagte i m Berichtsze i t r a u m v i e r m a l . Er beriet
ausführlich eine Novell ierung des A mtspf lichtverletzungsgesetzes und bereitete die
Novelle des P f arrergesetzes 1 990 und des K i rchenbeamtengesetzes 1 990 vor (Vorlagen
Nr. 4 und Nr. 5 der Generalsynode 1 990). Der Entwurf der Novel l e z u m A m tspfl icht­
verletzungsgesetz i s t nach intensiven Arbeiten soweit gediehen, d a ß über ihn i n der
S i tzung der K i rchenlei tung im September 1 99 1 be richtet werden soll . Danach soll der
Entwurf den G l i edk i rchen und verschiedenen Gremien der V EL K D z u einer ersten Stel- 323 -
- 15 -
lungna hme zuge l e i tet werden. Es ist beabsichtigt, die endgü l t ige Vorlage zur General­
synode 1 992 vorzubereiten.
Außerdem befaßte sich der Rechtsausschuß mit den Vorschlägen der E K D zur Verein­
h e i t l i chung befri steter d i enstrecht l icher Gestal tungsfor men, mit dem Ergebn i s der
Konsultation "Beru fsbi ld des Pfar rers heute" und m i t der Verfa ssungsänderung, durch
d i e den früheren Gl iedk i rchen Mecklenburg, Sachsen und Thür i ngen der W i ederbe i t r i tt
zur V E L K D erle ichtert werden sol l .
D e r Rechtsausschuß nahm d e n Entwurf d e r Verordnung m i t Gesetzeskraft betreffend
die Folgen des Beitr itts der früheren luther i schen Gl iedk i rchen aus dem Bereich der
früheren DDR zur Kenntnis.
R echtsfragen
Das Lutheri sche K i rchen a m t nahm zu Gesetzesentwürfen der G l iedk i rchen Ste llung, d i e
d i ese g e m ä ß Artikel 6 Absatz 3 d e r Verfassung d e r V E L K D vorlegen.
d) Rechtsentwick lung in den G l iedk i rchen
- D i e Landessynode der Evange l i sch-Lutherischen K i rche i n Baye rn hat das Pfarrbesol­
dungsgesetz geände rt. Bei di eser Anderung wurden vor alle m die Anderungen der
Festsetzung des Besoldungsdi enstalters und die neue Zulageregelung für die sta a t l i chen
Bea m ten ber ücksicht igt. A ußerdem nove l l i erte die Landessynode das K i rchengesetz zur
Erprobung neuer R egel ungen im Bere ich des k i rc h l i chen Dienst- und Haushaltsrechts
(Erprobungsgesetz). Bei dieser Novelle g i ng es vor a l l e m darum, die Vertretungsrege­
lung für zwei Pfarrer i m T e i l d ienstverhältnis auf einer Pfarrstelle und von einem
Theologenehepaar a u f e i n e r Pfarrstelle neu zu rege l n .
- D i e Landessynode d e r E v a n e l i sch-Iutherischen Lande s k i rche Hannovers h a t das
K i rchengesetz z u Ergänzung es K i rc en eam tengesetzes a inge end geändert, daß
f ü r die K i rchenbeamten die f ü r die Beamten des Landes N i edersachsen gel tenden Vor­
schri ften übe r die Ermäß igung der Arbe i tsze i t und d i e Beurl aubung aus f a m i l i ä ren
Gründen entsprechend angewendet werden können. Diese Möglichkeit sieht das K i r­
chenbeamtengesetz s e i t 1 99 1 vor. W e i ter hat die Landessynode das Ergänzungsgesetz
zum A m tszuchtgesetz nov e l l i e rt und darin den Gesetzestext an das A m tspflichtver­
letzungsgesetz angepaßt.
- Die Synode der Nordel b i schen Evange l i sch -Luther i schen K i rche hat das K i rchengesetz
übe r die Wahl und das Ausscheiden der B i schöfe i n den Vorschri ften über die
Zusa m m ensetzung des W a h l a usschusses und über das Wahlverfahren geändert.
Außerdem sieht die Nove l l e e i n e Ermächt igung für die K i rchenlei tung vor, das B i ­
schofsgesetz u n t e r gleichberechtigter Verwendung d e r weibli chen und männl ichen
Sprachform neu zu fassen. D i e Synode änderte das K i rchengesetz über die Wahl und
das Ausscheiden der Pröpste, das das Wahlverfahren pra k t i k a beler macht und Erleich­
terung bei der W i ederwahl e ines Propstes vorsieht. Außerdem hat d i e Synode d i e Ver­
fassung geändert und dabei vor allem das Vertretungsrecht der K i rchenge m e i nde, des
K i rchenkrei ses und der Gesa m t k i rche durch den K i rchenvorstand, den K i rchenk reis­
vorstand und d i e K i rchenlei tung neu geregelt. D i e Verfassung besti m mt jetzt, daß für
d i e M i tg l i eder der k i rc h lichen Gerichte e i n R ichter wahlausschuß geb i ldet w i rd. Ein
entsprechendes K i rchengesetz über den R i chterwahlausschuß i s t i n z w i schen von der
Synode eben f a l l s beschlossen worden. E i n neues K i rchengesetz über die Stellvertretung
im B i schofsamt des oder der Vorsitzenden der K i rchenlei tung rege l t die Delegierung
von A u fgaben a l s Sprengelbischof oder Sprengelbischöfin i m Einzelfall oder a u f Dauer
a u f den ständigen Vertreter oder d i e ständige Vertret e r i n . M i t dieser ständigen
Vertretung ist f ü r die Dauer der Amtszeit des Vorsitzenden oder der Vorsi tzenden der
- 324 -
-
16 -
K i rchenleitung eine Dienstauf wandsentschädigung verbunden. Darüber hinaus i st von
der Synode die K i rchensteuerordnung, das Tei lbeschäft igungsgesetz und das Beschäfti­
gungsförderungsgesetz geändert worden. Neu beschlossen hat die Synode das
K i rchengesetz zur Ergänzung des Pfar rergesetzes. Diese Neufassung war nach der
u m fangreichen Nove ll ierung des Pfarrergesetzes i m Jahr 1 9 8 8 notwendig. Ebenfalls neu
hat die Synode ein K i rchengesetz zur Regelung des pastoralen D i enstes bei
A m tshandlungen beschlossen. Dieses K i rchengesetz erfüllt den Au ftrag von A r t i kel I I
der Verfa ssung, der besagt, daß Gemeindeglieder den Dienst eines anderen Pastors i n
Anspruch nehmen können.
- Die Landess ynode der Evangelisch-Luther ischen Landeski rche Schaumburg- L ippe hat
im Berichtsze i traum k e i ne K i rchengesetze erla ssen.
- D i e Synode der Konföderation evan e l i scher K i rchen i n N i edersachsen h a t das K i r­
chengesetz über die P arrer eso ung un -versorgung geän ert. D i e Novelle sieht die
E i n f üh rung der · ruhegehaltfähigen Z u lage, wie sie Beamte des Landes N i edersachsen
erhalten, vor ( m i t Ausnah me von Pfarrern im W artestand aufgrund eines D i sz iplinar­
urteils) und eine Änderung der Regelung über das W a i sengeld und das Zusam m entreffen
von Bezügen mit Leistungen nach dem Abgeordnetenrecht. A u ßerdem bestätigte die
Synode e i ne Ve rordnung mit Gesetzeskraft des R ates der Konföderation, durch die das
gemeinsame M i ta rbei tervertretungsgesetz geändert wurde. Die Änderung s ieht vor, daß
die A m tszeit der Schiedsstelle nach Beschluß des R ates b i s zur Dauer von zwei Jahren
verl ängert werden kann, wenn nicht genügend Vorschläge für die B i ldung der neuen
Sch iedsstelle vorliegen.
e) A m tsblatt der V E L K D
I m Ber ichtsze i traum erschien Band VI S t ü c k 1 2.
f) R echtss a m m lung der VELKD
Das I n teresse an di esem Werk i st i n der a k ade m i schen Lehre und außerhalb der VELKD
besonders deut l i c h .
Die Rechtsentwick lung hat eine e r s t e Ergänzungsl i eferung ( i nsbesondere z u m Pfarrer­
gesetz) nötig ge macht, die wegen der Ergänzungsgesetzgebung der Gliedki rchen aber
erst im Som m e r 1 99 1 hera usgegeben werden konnte. Die zweite Ergänzungsl i e ferung
i st bereits in Arbeit. Sie soll i m W i nter 1 99 1 erscheinen.
11. Ausschüsse und Arbeitsbereiche der VELKD
I.
Ausschüsse und Arbeitslcreise
Folgende Ausschüsse und Arbei tsk reise a rbei ten für die V E L K D :
Theolog i scher A u sschuß )
Ausschuß f ü r Fragen der Seel sorge
L i turgi scher Ausschuß
Ausschuß f ü r k i rc h l i che Zusam menarbe i t in M i ssion und Dienst
Ö k u m e n i scher Studienausschuß )
Ausschuß f ü r Fragen des gemeindl ichen Lebens
Fi nanzausschuß der General synode
Rech tsausschüsse der Generalsynode und der K i rchenlei tung
Publ i z i st i scher Ausschuß )
*
*
)
*
*
Arbeitskreis der gl iedk i rchlichen Cathol ica-Beauftragten )
Arbeits k r e i s R e l igiöse Gemeinschaften )
Arbeits k reis K i rche und Judentum )
K o m m ission f ü r den Evangelischen Er wachsenenkatech i s m us
Arbei tsgruppe K i nderkatechismus " Erzähl m i r vom Glauben"
Arbei tsgruppe "In formation Islam" )
*
*
*
*
*)
=
di ese Ausschüsse und Arbei tsk r e i se a rbeiten auch für das D N K / L W B .
- 325 -
- 17 2.
Theologischer Ausschuß
Dcr Theolog i sche Ausschuß hat im Berichtszei tra u m z w e i m a l getagt. A u f tragsge m ä ß
wurden f ü r K i rchenlei tung u n d Bi schofskon ferenz ein Votum zur Frage d e r Sakra m ents­
verwal tung durch V i k a r innen und V i kare und ein Votum zur Teilnahme Ungetaufter am
Abend mahl erstellt.
H i nsichtlich der Frage der Sakram entsverwaltung war eine Mehrheit i m Theologi schen
Ausschuß der Me inung, daß beide gegenwärtig geübten Praxi sformen theologisch be­
gründet s i nd und den Grundsatz von CA XIV in konkreter An wendung zur Geltung
bri ngen. D i es gelte f ü r die Pra x i s, Vikaren zwar die Wortverkündigung zu übertragen,
sie aber nicht m i t der Sakram entsverwaltung zu be trauen, ebenso wie für die Praxis,
Vika r i nnen und V i k are gleichermaßen m i t Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung
unter A n l e i tung und A u f s icht des Lehrpfarrers be z i ehungsweise der Lehrpfarrerin z u
bea u f tragen. E i ne M i nderheit i m Theolog i schen Ausschuß h i e l t d iese Gleichbewertung
beider Mögl ichke i ten n icht für sachgerecht, sondern s i eht CA XIV nur dort ge wahrt,
wo die Sakramentsverwaltung erst nach der Ordina tion übertragen w i rd . D iese
Di skussionslage im Theolog i schen Ausschuß spiege l t die M e i nungsunterschiede i m
Luthert u m überhaupt w i eder.
Bei m Zustandeko m m e n des Votums zum Verhältnis von Taufe und Abendmahl haben
Gesichtspunkte eine Rolle gespielt, die sich aus der S i tuat ion i n der früheren DDR
ergaben und nun m i t der pol i ti schen Veränderung i h r Gewicht verändert haben. Unab­
hängig davon bekrä f t igt das Votum die herköm m l i c h e R e ihenfolge von Taufe und
Abend m a h l als den i n der Logik der Sache selbst l i egenden Nor m a l f a l l .
D e r Theolog i sche Ausschuß hat i n der n u n zuende gehenden S i t zungsperiode unter d e m
Vorsitz v o n Professor D r . Rössler auf die Erstellung e i ner größeren Studie verzichtet
und sich . statt dessen einer R ei he von Einzelfragen zugewandt. So erste l l te er neben
den bere i ts genannten Voten ein Votum zu der Koi non i a (Gem ei nscha fts)-Theologie,
wie sie im Lutherischen W e l tbund gege nwärtig m i t Nachdruck vertreten w i rd. Er
befaßte sich wei ter m i t theologischen Fragen des Pfar rergesetzes und des
Diszipli narrechts. Die Frage der Mormonentaufe und die Entwi cklung der K i rchen­
gemei nscha f t z w i schen L utheranern und Al tkathol i k en stellten wei tere Themen dar.
Probleme der sich verändernden Pfarrerrolle und des Verständni sses von K i rche, das
neuerdings i n Gesprächen z w i schen Theologinnen und Theologen aus den alten und
neuen Bundesländern w i eder große Aufm erksa m k e i t gew i nnt, könnten Themen sein,
denen der Theolog i sche Ausschuß sich i n seiner nächsten Sitz ungsper iode widmet .
3. Theologische Literatur
Im Ber ichtszeitraum wurde w i eder eine große Zahl theologi sch- w i ssenschaftl icher Ver­
öffentlichungen durch Druck kostenzuschüsse geförde rt. Die Entscheidung f ä l l t jewei l s
e i n dreiköpfiges Gutachtergre m i u m (Lei tender B i schof Prof. D r . Gerhard M ül ler, Prof.
Dr. Eilert Herms, Prof. Dr. Jörg Jere m i as). Folgende Veröffentlichungen wurden
gefördert:
Jürgen RoloH: Exeget i sche Verantwortung i n der K i rche.
, Hans-Jürgen Abro m e i t : Das Gehe i m n i s Christi. Dietrich Bonhoe ffers erfahr ungsbezoge­
ne Chri stolog i e .
Martin B r e c h t (Hrs g . ) : L u ther u n d d a s B i schofsamt.
Werner Otto ( Hrsg.): Ernst Lohmeyer - Freihei t i n der Gebundenheit.
Stefan Rothe: Zur pol i t i schen Funk tion opposi tioneller christlicher K i rchen i n Süda f r i k a
( 1 96 8 - 1 9 8 5 )·
Jochen Corneli us-Bundschuh: L i turgik z w i schen Tradi tion und Erneuerung.
Dagmar Heller: Schr i f tauslegung und geistl iche Erfah rung bei Bernhard von C l a i rvaux.
R e inhard H e mpel m a n n : Sakrament a l s Ort der Ve r m i ttlung des H e i ls.
Eino M urtori nne: Die Geschichte der f i n n i sch-deutschen K i rchenbezi ehung von
1 940- 1 944 .
- 326 -
- 18 -
Joachi m R i ngleben ( H rsg.): Christentumsgeschichte und Wahrhei tsbewußtsein. Studien
zur Theologie Emanuel H i rschs.
Markus Wriedt: Gnade und Erwählung bei Johann von Staupitz.
A l brecht Peters: Kom mentar zu Luthers Katechi sm e n , Band 1 D i e Zehn Gebote.
Christian Schmidt: Wenn K i rchen vom Glauben erzählen. In Franken betrachtet.
Harding Meyer ( H rsg.): Gemeinsamer Glaube und Strukturen der Ge meinschaft.
Albrecht Beute l : I n d e m Anfang war das Wort.
K e rstin Gä fgen: Das R echt i n der Korrelation von Dogmatik und Eth i k .
Martin R e m u s : Menschenbildvorstellung i m Ijob-Buch.
Joac h i m R i ngleben ( H rsg.): Gottes Reich und menschliche Freiheit.
Johannes Schoon-Janßen: U m st r ittene "Apologien" in den Paulusbriefen.
Gunnar Sinn: Chri stologie und Existenz.
Hans Streib-Weick u m : Hermeneutics o f Methaphor, Sy mbol and Narrative in Faith
Development Theor ie.
Klaus-M ichael Bull: Geme inde z w i schen Integration und Abgrenzung. Ein Beitrag zur
Frage nach d e m Wort der joh Gemeinde(n} i n der Geschichte des Urchr' istentums.
Vei t-Jakobus Dieterich: Naturwissenschaftlich-techn i sche Welt und Natur im Religions­
unterricht.
K laus F i tschen: Serapion Von Thmuis. Echte und unechte Schri ften sowie die Zeugnisse
des Athanasius und a ndere.
Traugott Koch: Das göttliche Gesetz i n der Natur. Zur Geschichte des neuze i tl ichen
Naturverständni sses und zu einer gegen wärtigen theolog i schen Lehre von der
Schöpfung.
Günter Meckenstock ( H rsg.): Schleier macher und d i e w i ssenschaftliche K u l tur des Chri­
stentums.
Bernd Moe l ler: D i e R e formation und das M i ttelalter. K i rchenhi storische Aufsätze.
Rolf Schäfer: Gotteslehre und k i rchliche Praxis. Ausgewählte A u fsätze.
Inken Möller ( H rsg.): K unst - Kultur - Kommunikation.
4. Konsultation "Ki�chenleitung - wissenschaftliche Theologie"
Im Berichtszeitraum erfolgten Vorbereitung und Planung der IX. Konsultation
" K i rchenleitung und w i ssenschaftliche Theologie". D i ese f i ndet vom 26. bis 29. Septem­
ber 1991 in der Evangeli schen Akadem ie Bad Herrenalb unter dem Thema " Die Theolo­
gie des K reuzes und die Gestalt der K i rche" statt. Die Hauptreferate werden die Pro­
fessoren D a l ferth (Frank furt) und Beintker (Jena) halten. Mehrere Berichte aus
verschiedenen Praxi sfeldern und eine Podiumsdiskussion runden das Programm ab.
Diese Konsu l ta t ionen stellen eine wichtige Begegnungsmöglichk e i t zwischen Vertretern
der wissensch a f tl i chen Theologie und der K i rchenlei tungen dar. Es s i nd Anstrengungen
unterno m m e n worden, um auch Vertreter aus den östlichen G l iedk i rchen . in das
Gespräch e i nzubeziehen.
5. Arbeitsgruppe Gentechnologie
Die Arbeitsgruppe Gentechnologie hat seinerze i t den Auftrag erhalten, die Ergebnisse
der Bischofskon ferenz von 1 98 6 zur Gen technologie rel igions- und gemei ndepädagogisch
u m zusetzen. Das Ergebn i s dieser Bemühungen wurde im April 1 99 1 in der R e ihe "Texte
aus der V E L K D " Nr. 41 vorgelegt. Das Heft erscheint unter dem Ti tel "Der Mensch:
Geschöpf oder Schöpfer?" Es besteht die Hoff n u ng, daß d i eser Text in die Reihe
gemeindenaher und praxiserschl ießender Texte der VELKD e i ngeht, die von vielen für
einen entsche idenden Bei trag der VELKD i n der G e m e i nschaft evangelischer K i rchen in
Deutschland gehalten w i rd .
6 . Interdisziplinärer Gesprächsheis
Der Interdisziplinäre Gesprächskreis hat sich s e i t seiner Gründung i m Jahre 1 987
vier mal getroffen. Im M i ttelpunkt seiner Gespräche stand das Verhältnis von Mensch
und Tier. Gegenwärtig w i rd a n e i n e m Text zum Stichwort " M i tgeschöpfl ichkeit"
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gearbe i tet, in dem die Verwandtscha ft und die Untersch iedcn h e i t von Mensch und Tier
i n theologischer, naturw i ssenschaftlicher und recht licher Perspektive zur Darstellung
gebracht werden sol l . Die Förderung des Gespräches z w i schen Naturwissenschaft und
Theologie i st ein wichtiger Bei trag zur Gestalt e i ner K i rche, die sich den Gegenwarts­
problemen stellt.
7. Ausschuß für Fragen des gemeindlichen Lebens
Der Ausschuß für Fragen des gemeindli chen Lebens kon nte i m September 1 990 die ihm
angetragene Aufgabe, Erfahrungen m i t der m i ssion a r i schen Doppelstrategie auszu­
werten und das Konzept fortzuschreiben, abschließen und e i n e Veröffentlichung des
Ergebnisses vorberei ten. In der Zeit von Mai bis September 1 990 gelang es, zu den
Bei trägen der M i tglieder des Ausschusses jeweils noch einen V e rfasser für einen Kurz­
kommentar aus einer der lutherischen K i rchen in der ehem a l igen D D R zu gewinnnen.
Dadurch bekommt der Band auch für die Zeit nach der W e nde Aktualität. Titel des
Buches, das i n der Reihe "Priestertum aller Gläubigen aktuell" als Band 4 erscheint,
ist: " Unterwegserf a hrungen. Gemeinde entwickeln in West und Ost. Überlegungen und
K u rzkommentare zur m i ssionarischen Doppel strategie" ( H rsg. H e r m a n n von Loewenich
und Horst Reller). Das Buch greift grundsätzliche Gesichtspunkte z u r Herausforderung
der
K i rche in der heutigen Gesellscha ft, Fragen der Ortsbesti m mung der
Doppelstrategie im ges a m t k i rchlichen Kontext, der Bedeutung des projektorientierten
Gemei ndeaufbaus/der
G e m e i ndeentwi cklung
und
Fragen
der
Motivat ion
des
K i rchenaustrittes im Zeichen einer M i norisierung auf. Es untersucht ferner Impulse
k i rchlicher Arbeit aus erwecklichem H i ntergrund, aus der c h a r i s m a t i schen Bewegung
und Fragen einer Evangelisation nach lutherische m Verständnis. Schließlich behandelt
es die Rolle der Gruppen i n K i rche und Gemeinde, Fragen des Gottesdienstes i m
Verhäl tn i s z u einem Projekt wie "gottesdienst leben" und Fragen unter den
M i tarbeitern der K i rche, a l so der Gemeindelei tung im Zusa m m enhang mit dem
G e m eindeaufbau.
8. Seelsorgeausschuß
Der Ausschuß f ü r Fragen der See lsorge hat seine Arbeit an d e r Handreichung z u m
Thema "Abendmahl " abgeschlossen u n d Texte u n d B i l d e r f ü r e i n e I l l ustrierte u n d eine
R e i he von Begleitheften der K i rchenlei tung zugeleitet. Nach intensive r Prüfung hat die
K i rchenleitung beschlossen, die vorgelegten Texte nicht zur Veröffentl ichung freizu­
geben. Es h a t sich ge zeigt, daß es a n wichtigen Stellen der geplanten Handreichung
nicht gelungen ist, theologische Solidität und seel sorge rliche O f fenhei t so m i teinander
z u verbinden, daß eine e i nladende Orientierung für die G e m e i nden vorgelegt werden
kann. Es soll vorlä u f i g bei der vom Li turgischen Ausschuß e n t w i ck e l ten und inzwischen
verö ffentlichten Handreichung z u m Thema "Abendmahl" bleiben.
Der Seelsorgeausschuß hat sich inzwischen dem Thema "Beichte" zugewandt und
möchte a n diesem praktischen Bei spiel die verschiedenen Seel sorgekonzepte prüfen und
eine Handreichung erarbeiten, die den Zugang zur Beichte erleichtert und m i thilft, daß
dieses w ichtige seelsorgerliche Angebot verstärkt wahrgenom m e n werden kann.
9. Evangelischer Erwachsenenkatechismus
Der Evangelische Er wachsenenkatech ismus i st i m Oktober 1 98 9 in 5. A u f lage erschie­
nen und da m i t i n 228.000 Exe mplaren gedruckt. Die 5. A uf l age hat bei gleicher theolo­
g i scher und didaktischer G rundl inie Fragestellungen, die a us der neueren gesellschaf t l i ­
c h e n Entwicklung entstanden s i nd, einbezogen u n d m i t s e i n e m e r sten Teil konzeptionell
neue Schritte e i ngeleite t : W i r s i nd geschaffen ( I . d, W i r s i nd n i c h t a l l e i n (1.2), Wir sind
bedroht ( 1 . 3 ) , W i r werden ermutigt (1.4). Die hierin a u fgenom mene Zeitsi tuation m i t
i hren Fragestellungen w i rd a u f e i ne Theologie i m Sinfle d e s reformatorischen Erbes
bezogen. Da der E E K bis 1 989 etwa eineinhalb Jahre nicht l i e ferbar war, s i nd die
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U msatzzi f f e r n f ü r 1 990 relativ hoch (2·5 57). Für 1 99 1 waren es bis M i tte Mai 8 5 0
E x e m p l a r e . A u f Veran lassung d e r Katechismuskom m i ssion konnten b e r e i t s Ende 1 989
M u ltiplik atoren i n den öst l i chen lutherischen K i rchen im Bereich des K i rchenbundes
mit Exe m plaren des Evangelischen Erwachsenenkatechismus ve rsorgt werden. Der
Erwachsenen katec h i m us hat als Nachschlagewerk und Arbeitshilfe fUr die v erschi eden­
sten Gruppen k i rc h l i ch e r M i tarbeiter auch in der 5. Auf lage seine Funkt ion beha l ten.
10. Evangelischer Gemeindekatechismus
Der Evange l i sche G e m e i ndekatech ismus l i egt in 4. Auf lage vor. Er ist in 80.000
Exemplaren ( 1 .-4. A u f lage) gedruckt. Seine Hauptfunktion hat er im Bereich des m i s ­
sionarischen G e m e i ndeau fbaus/Ge me indeentwicklung u n d i m Zusa m m enhang m i t d e r
Förderung von ehren a m tl ichen k i rchl ichen M i tarbeitern i n d e n G e m e i nden. Seine
i n formatorische Basis und seine spirituelle Zuspitzung geben i h m gegenüber dem
Erwachsenenkatech i s m us ein stärker m i ssionar isches Prof i l . 1 990 wurden 1 .057
Exemplare a bgesetzt, 1 99 1 bisher ca. 450. Das Gütersloher Verlagshaus hat
vorgeschlagen, ' daß eine 5 . A u f lage f ü r den Evangelischen Gemeindekatechismus
vorzuber e i ten ist, d i e voraussichtlich ab Ende 1 992 benötigt w i rd.
1 1 . Kinderkatechismus "Erzähl mir vom Glauben"
Seit 1984 b e f indet s i c h das K i nderbuch der VELK D "Erzähl m i r vom G l a uben" kont i ­
nuierlich und a u f f a l l e n d e rfolgreich auf d e m stark besetzten K inderbuc h m a r k t . Die 4.
überarbeitete A u f lage w a r 1 9 8 8 herausgegeben worden. Die Vorausberechnungen der
beiden Partnerver l age - Gütersloher Ver lagshaus Gerd Mohn und K a u f m a nn-Ver lag,
Lahr/Schw arzwald - gehen davon aus, daß 1 992 eine f ünfte A u f lage bei e i n e m Verkauf
von 6.000 b i s 8.000 Büchern pro Jahr notwendig werden w i rd. Die M a r k e 1 30.000
würde dann 1 992 überschritten werden. Der Ladenpre i s l i egt zur Zeit bei DM 24,80.
Zu den Ü be rsetzungen des Hauptbuches gibt es ein paar neue Nachrichten. A nf a ng
1 9 9 1 k a m d i e s low a k i sche Ausgabe "Rozpravaj mi 0 viere" m i t 25.000 Exe mplare n i n
d e r CSFR heraus. Der Marti n-Luther-Bund u n d d a s Gustav-Adolf-Werk haben d ieses
Unternehmen maßgebl ich ge fördert. Drei skandinavische Versionen b e f i nden sich
weiterhin auf dem M a r k t . Ubersetzungen ins Portugiesische, i n s Pol n i sche und i n die
lettische Sprache s i nd noch i m Gespräch.
Fünf M i nibücher sind seit Frühjahr 1 9 9 1 l ie ferbar: Taufe, K i rche, Geburtstag, Weih­
nachten und Schöpfung/Umwelt. Die m ei st zwölf Seiten u m f assenden Minis ( i m Einzel­
exemplar D M 2,--. M e ngenpreise f ü r Gemeinden) werden vom Kaufmann-Verlag/ Lahr
vertrieben.
Das dazugehörige Vorlesebuch "Erzähl mir vom Glauben" hat eben f a l l s A nfang 1 99 1
eine neue A u f lage e r f a h ren. Das 254 Sei ten u m f a ssende W e rk (DM 28,--) wurde ohne
Veränderungen aus den Vorlagen von 1 989 nachgedruckt.
1 2.
Konfirmandenbuch "Leben entdecken"
Das Kon f i r m andenbuch "Leben entdecken" l i egt zur Z e i t in der 7. Auf lage vor und hat
sich a l s H i l fe i m K on f i r mandenunterricht u n m i ttelbar be währt. Das Kon f i r m andenbuch
ist gegenwärtig m i t einer Gesa mtauflage von 2 50.000 Exemplaren e rschienen. Die
dazugehörige Arbe i t sh i l fe "Lebendige Konfir mandenarbe i t " ist seit reichlich einem Jahr
vergr i f f e n und erscheint zum August 1 99 1 i n 2. A u f lage neu. Sie enthä l t zahlreiche
lebendige praktisc h e Anregungen f ü r die Benutzung des Kon f i r m a ndenbuches i m
Unterricht. Diese von Hans R e i m e r und Hans-Gerhard Maser herausgebene Arbe i ts h i l f e
hat s t a r k z u m E rfolg des Kon f i r man,denbuches beigetragen.
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13. Arbcitslcreis Religiöse Gemeinschaften
Brei ten R a u m in der Tätigk e i t des Arbeitskreises . I�eligiöse G e m e i nschaften nahm die
Erarbei tung und Redakt ion von Art ikeln f ü r die 4. Au flage des H andbuches Rel igiöse
Gemeinscha f ten e i n . Die Teilnahme zweier M i tglieder des Arbeitskre i ses am
Wel tkongreß der Siebenten-Tag-Adven t i sten brachte i n teressante A ufschlüsse über
diese Gemeinscha f t . Das M anuskript der neubarbeiteten Fassung des Handbuches soll
möglichst Ende 1 99 1 fert iggestellt sein, da m i t im Herbst 1 992 die 4. Au flage erschei­
nen kann.
Für den aktuellen Austausch üb.e r die reli giöse und weltanschauliche Lage waren die
Zus a m menarbe i t mit dem D i a logcenter Aarhus wie die Geme i nschaft mit dem Arbeits­
kreis Rel igiöse Gemei nscha f ten des K i rchenbundes besonders wichtig.
Sowohl neureligiöse Bewegungen ( M U N , Scientology) a l s auch bekanntere Sekten
(Zeugen Jehovas) nutzen die neue R e l i gionsfreiheit i n Osteu ropa, um Anhänger zu wer­
ben - tei lweise unter Tarnbezeichnungen und m i t dem Versuch, k i rc h l iche R äume für
ihre Aktivi täten zu gewinnen. Angesichts dieser Situat ion hat der Arbei tskreis i n
Zusa m m enarbe i t m i t d e n . Gliedki rchen d e r V E L K D und d e r E K U die Mögl ichkeit
gesch a f fen, daß etwa 300 Exemplare des Handbuchs R e l igiöse G e m e i n schaften i n die
K i rchen des K i rchenbundes geschickt werden konnten, so d a ß jeder K i rchenkreis über
ein Exemplar des Handbuch ver fügen könnte.
In
Dankba rkeit
gedenkt
der
Arbei tskreis
des
verstorbenen
bayeri schen
We ltanschauungsbeauftragten, Pfarrer Friedrich- W i lhelm Haack, der v i ele wesentl iche
Bei träge für das Handbuch erarbei tet hat.
14. Sterbende begleiten
"Sterbende begleiten" - so heißt e i ne HandreIchung der V E L K D, d I e 1 98 3 erschienen
ist. Sie enthä l t H i l fen für alle, die mIt Sterbenskranken u m gehen: Arzte, Pfarrer,
K rank enschwestern und Pf leger, Angehörige und M i tarbeiterinnen im Besuchsdienst.
Die Generalsynode der V E L K D hat das Thema dieser Handrei chung 1 98 8 bei einer
Synodaltagung i n Vei tshöchheim noch einmal aufgenommen. Dabei standen Stre i tfragen
im Vordergrund, die dringend einer ethischen Orientierung bedu r ften. Zur öffentlichen
Diskussion u m die sogenannte "Sterbeh i l fe " h i e l t die Synode unter anderem fest: "Für
Chri sten i st Sterbe h i l f e H i l fe bei m Sterben, nicht aber H i l fe zum Sterben. Denn das
Leben i st eine Gabe Gottes. Der Mensch darf über diese Gabe n i c h t nach eigenem
Gutdünken verfügen. W i r treten n i cht aus eigenem Vermögen i ns Leben und besti m men
auch nicht sein Ende ... Der Wunsch nach humanem Sterben i st verständl i c h . Er w i rd
aber in M i ßkredit gebracht, wenn sich der Beg r i f f der Sterbe h i l fe m i t dem Angebot
der Tötung a u f Verlangen verknüpft. Zum Humanum gehört es, sich auch dem Elend
. zu
stellen, das m i t dem Sterben verbunden sein kann."
Diese Sätz r i chten s ich vor allem gegen d i e Bestrebungen der Deutschen Gesellscha ft
für Hu manes Sterben (DGHS), die eine rechtlich geordnete Zulassung der aktiven
Sterbe h i l f e e r reichen möchte. Die Generalsynode war sich f r e i l i c h dessen bewußt, daß
es extreme S i tuat ionen des Sterbens geben kann, in denen w i r in der Tiefe angefochten
werden und m i t unserer menschl ichen Kraft zu zerbrechen drohen. Sie e r i nnerte
angesichts dieser Ohnmacht an die biblische Verhei ßung, daß Gott denen nahe sein
w i l l , die ein zerbrochenes Herz und ein zerschlagenes Gemüt haben (Psa l m 34, 19).
Diese tröstli che Zusage gilt gerade auch den Sterbenden und a l l e n , die sie begleiten.
Die wi chtigsten Texte, die i n V e i tshöchheim verabsch iedet w e rden konnten, waren
"Ele mentare H i l fen für die Begleitung Sterbender". Sie versuchen, A ntworten zu geben
a u f die Fragen: Was können w i r als Christen tun? Welche see l sorgerlichen H i l fen
bietet uns die christliche Tradi tion i n L i edern, Lesungen und Gebeten an, um Menschen
i n ihrem Sterben nahe zu sein, dem Ernst der Lage n icht auszuweichen und ihnen
geistlich beizustehen auch m i t Beichte und Abendmahl?
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D i ese "Elem entaren H i l fen für die Begleitung Sterbender" wurden den Gemei nden über­
sandt m i t der Bi tte, Besuchsdienstgruppen ins Leben z u rufen, um dem .i m m er wieder
geäußerten W unsch todk ranker Menschen, zu Hause i n vertrauter U mgebung sterben zu
dürfen, i n Zusam menarbe i t mit den Angehörigen, Ärzten, Schwestern und Pf legern
besser entsprechen zu können .
D i e Generalsynode hat sich auch m i t der Frage be faßt, ob nach d e m anfänglichen Nein
der K i rchen zu den sogenannten "Sterbeklin iken" nicht doch die a n vielen Orten ent­
stehenden Hospi zin itiativen zur Begl e i tung Sterbenskranker gefördert und unterstützt
werden können. Sie hat dazu eine Arbei tsgruppe e i ngesetzt, die i n ihrem Abschlußbe­
richt deutlich gemacht hat, daß "Hospi z" nicht nur ein Haus, sondern vor allem eine
Grundhaltung, ein best i m m tes Konzept der Begleitung und Hilfe für Sterbende und ihre
Angehörigen meint. Dieses Konzept, für das die Hospizbewegung in v i elen örtlichen
I n i t i a t i ven e i n t r i tt, gilt es a u f zunehmen und in die bestehenden Einrichtungen der
K rankensorge ( K rankenhäuser, Al ten- und Pf legeh e i m e , Soz ialstat ionen) e i nzubringen.
Darüber hinaus w i rd die E m pfehlung ausgesprochen, einzelne Hospize (stationär
und/oder a mbulant) als Mode llei nrichtungen und zur Ergänzung des bi sherigen Angebo­
tes zu fördern, wo verläßliche Träger dazu unter Beachtung vorhandener Einrichtungen
bere i t s i nd. Freilich sind dazu noch eine Reihe von soz i a lpol i t i schen Entsch eidungen
nötig, die die Finanzierung solcher Modellvorhaben er m ögl ichen.
Neben Anregungen und Empfehlungen an die Adresse anderer sind aber i m mer auch
eigene Bei t räge wicht ig, die zeigen, daß das Engagement in der Sache ernstgenommen
und i n die Tat umgesetzt w i rd. So hat die V E L K D im R a hmen i hres Gemeindekollegs
in Celle das Projekt "Sterbende begleiten - Seelsorge der G e m e i nde" entwickelt, das
die Gem einden ei nlädt, ehrena m t l i che Helferinnen und Hel fer i n der Sterbebegleitung
auszubi lden und so zuzurüsten, daß sie in der Lage sind, Si tzwachen am Sterbebett zur
Entlastung von Angehörigen oder anderen P f legepersonen durchzuführen.
Das Projekt n i m m t Modelle biblischer und k i rchlicher Seelsorge auf, die sich bewährt
haben und den Teilnehmerinnen und Tei lnehmern eine Struktur v e r m i tteln, die ihnen
Halt und Orienti erung geben soll i n der nicht leichten A u fgabe der Sterbebegleitung.
Dabei w i rd neben dem pflegerischen und seelsorge r l ichen Aspe k t vor allem auf die
geistliche D i mens ion geachtet, die bei der Ste rbebeglei tung so w i c h t i g ist.
Wahrnehmen, m i tgehen, zuhören, verstehen, wei tergeben, bleiben, loslassen, a ufstehen
- so heißen die ersten acht Schri tte des Projekts in A nlehnung an das seel sorge r l iche
Verhalten des au ferstandenen Christus gegenüber den E m m a usjüngern (Lukas 24, 1 3- 3 5 )
Gerufen, gefragt, bedacht, bekannt, gelöst, erfüllt, gesegnet, begabt - s o lauten die
zwe i ten acht Schritte, die s ich an die Struktur der Beichte halten und nach einer Zeit
der pra k t i schen Erfah rung unter Anlei tung und Supe rvi sion das bisher Erlebte geistlich
vertie fen und befestigen möchten.
Erste Erfahr ungen m i t dem Projekt "Sterbende beglei ten - See l sorge der Gemeinde"
haben geze igt, wie w i chtig es i st , daß die christliche Geme i nde hier w i eder ihre
Handlungskompetenz zurückgewinnt. Es wUrde v i elen Fa m i l i en helfen, wenn sie
wüßten, sie können s i ch an die örtliche K i rchenge mei nde wenden, wenn es darum geht,
einen schwe rkranken und sterbenden Angehörigen zu Hause zu begleiten. Und auch in
den A l ten- und Pf lege heimen und i n den K rankenhäusern würde es wohl als eine große
Entlastung e m pfunden, wenn im Bedar fsfall auf geschulte und e r fahrene Seelsorgehel­
fer innen und -helfer zurückgegr iffen werden könnte.
IS. Arbeit an Agenden und am Gesangbuch
a) Agende I - Ordnung des Ha uptgottesdienstes
Im November 1 990 i st der Vorentwurf der Erneuerten Agende in zwei Ausgaben er­
schienen: In zwei Bänden mit Lochung sow ie in e i n e m Band broschiert. D i e 30.000
Exemplare, die in einer V e r lagsge meinschaft zwischen dem Lutherischen Verlagshaus
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Hannover und dem Luthervcr lag Biclcf eld hergest e l l t wurden, sind bere its verg r i f fen,
so daß eine Neuau flage geplant ist. I n al len be te i l igten K i rchen i st das Stell ungnahme­
verfahren eröffnet worden; Stell ungnah m e n werden bis 1 '5 . Dezember 1 99 3 erbeten.
K u rse i m Prediger- und Studicnse m i nar Pullach, im G e m e i ndekolleg Celle und in den
Landcsk i rchen geben eine Einführung in den U mgang m i t der Erneuerten Agende.
H i e rzu 'sind folgende H i l fen erschienen: ein ßeg leitheft zur EA, ein Geme i ndesingheft
und - in Zusa m m enarbeit mit dem Gemeindekolleg Celle - eine Arbe i tshilfe "Gottes­
dienst
verstehen-ges tal ten-fe iern". Der L i turgi sche Ausschuß befaßte sich auf
mehreren S i tzungen mit den Ordnungen und Texten der EA, u m i m Auftrag der K i r­
chenlei tung entsprechende Vorschläge für die W e i terarbe i t zu machen.
b) Agende 1 1 1 - .ordnung der Taufe und der Trauung
Im Ok tober 1 990 haben Generalsynode und Bi schofskonferenz d i e neubearbeitete
Fassung von Agende 111, Teil 3 "Beichte" verabsc h i edet. Der L i turgische Ausschuß ist
mit den absch l i eßenden R edaktionsarbeiten beauft ragt worden. Vor der Druck legung
erhalten die lutherischen K i rchen Meckl enburg, Sachsen und Thüringen Gelegenhe i t , i m
Rahmen des Beschlusses Anregungen zur neubarbe i teten Agende z u geben.
Zum Entwurf "Begräbn i s" ( R eihe Gottesdienst 1 6) l iegen die Stel lungnahmen e i niger
G l i edk i rchen vor. Der L i t u rgische Ausschuß beabs icht igt, unter Berücksicht igung dieser
Stell ungnahmen sow i e des Arbei tsbuches zur Bestattung (aus dem GLA) einen überar­
beiteten Entwurf zu erstellen und auf diese W e i se auch die lutherischen K i rchen Meck­
lenburg, Sachsen und Thüringen ins Stellungnahmeverfahren e i nzubeziehen.
I n Zusa m mena rbe i t mit Vertretern der LLK und im Kontakt z u Vertretern religionspä­
dagog i scher Insti tute arbei tet der L i turgische Ausschuß w e i ter a n der Ordnung der
Kon f i r m ation. Der Ausschuß hat sich zunächst dem Kern der Handlung (Bekenntn i s,
Segensgebet, Segensfor m e I ) zugewandt und w i rd sich de m nächst m i t der Gesam tstruk­
tur des Kon f i r m at ionsgottesdienstes befassen.
c) Abendmahl
Aufgrund von Vorarbeiten des Liturgischen Ausschusses i st im Au ftrag der Bischofs­
kon ferenz im Nov e m be r 1 990 das Faltblatt " Das H e i l i g e Abend mahl - eine Handrei­
chung" veröf fentlicht worden. Diese Handreichung sol l im Zusa m menhang mit dem
Stellungna h m e verfahren zur Erneuerten Agende i n den G e m e i nden e ine neue Bemühung
u m die Gestal tung des H e i l igen Abendmahls fördern. Die Handrei chung enthält e i nige
k u rzgefaßte theologische Grundsätze und geht dann auf prakt i sche Fragen e i n . Die
Nachf rage nach di eser Handreichung ist so rege, daß von den 40.000 gedruckten
Exe mplaren im Mai 1 9 9 1 nur noch 9.000 vorhanden s i nd. Es gibt sowohl k r i tische Fra­
gen - etwa im B l i c k auf e i nzelne hygienische Prob l e m e - als auch Zustim mung, zum
Beispiel aus der Öku mene.
d) Gesangbuch
Vom 1 8 . bis 22. Februar 1 99 1 fand i n Ei senach die Abschlu ßtagung der Gesangbuchaus­
schüsse der E K D und des BEK statt. H i erbei zeigte s ich, daß e i n ige Anliegen der
V E L K D aufgeno m m en worden sind, andere w i ederum nicht. D i e von der K i rchen l e i tung
eingesetzte V E L K D-Arbei tsgruppe für Gesangbuchfragen w i rd aufgrund der Stell ung­
nahme der K i rche n l e i tung Vorschläge erarbe i ten, w i e best i m m t e A n l i egen der V E L K D ,
vor a l len D i ngen i m Blick auf gottesdienstliche Stück e , i n den R egiona l teilen der
G l i edk i rchen berücksichtigt werden können.
Das M anuskr ipt für den Stammteil soll Ende 1991 f e r t ig s e i n , dann geht e s an einen
Buchgesta lter, so daß Ende 1 992 die Druckvorlage vorhanden i st . Ein gedruckter
Stammteil könnte 1 99 3 erscheinen. Die EKD verleiht a l len bete i l igten K i rchen das
R echt an der N utzung der gemeinsamen Druckvorlage unter Beteil igung a n den Urhe­
berkosten. Parallel z u r Fert igstellung der Druckvorlage des Sta m m t e i l s geht d i e Arbeit
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an den R egiona lteilen weiter. Im Blick auf d i e Gottesdienstordnungen ergibt sich das
Prob l e m , i n welcher Weise I m pulse der Erneuerten Agende , obwohl diese noch nicht
rezipi ert worden ist, in das neue Gesangbuch a u fgeno m m e n werden können.
111. Ökumene und Mi ss ion
I.
Evangelisch-Lutherische Mission (Leipziger Mission) e.V.
A u fgrund der pol i ti schen Entwick l ungen seit Herbst 1 9 89 i st e s möglich geworden, daß
d i e Ev.-Luth. M i ssion zu Le ipzig (Leipziger M i ssion-Ost) wi eder operational im Blick
a u f ihre überseei schen Partne r k i rchen tätig w i rd. Deshalb hat die aufgrund der
seinerze i tigen besonderen pol i tischen U mstände a l-s Werk der VELKD anerkannte
Ev.-Luth. M i ssion (Leipziger M i ssion) e.V. ( Le ipziger M i ss ion -West) beschlossen, s i ch
zugunsten der L e i pz iger M i ssion-Ost aufzulösen. D i e K i rchenlei tung der V EL K D hat die
dazu nötigen Beschlüsse gefaßt. Die Leipziger M i ssion-Ost will sich a l s regionales M i s­
sionswerk der lutherischen
Landeski rchen Mecklenburgs, Sachsens und in Thüringen
konst i tu i eren. Dabei strebt die Leipz iger M i ssion-Ost auch rechtlich eine Struktur an,
die der an v i elen anderen Stellen bere i ts vollzogenen Integration von K i rc h e und
M i ss ion sow i e der a l lgemein anerkannten Regiona l i s i erung w e l t m issionarischer Arbeit
entspricht. Darüber hinaus hat die Leipziger M i ssion zu entsc h e iden, i n welchen beste­
henden internat ionalen Kooperationsgre mien sie m i ta rbeiten und welche neuen welt­
m i ss iona r i schen A u fgaben sie aufnehmen w i l l .
2.
Martin-Luther-Bund
W i e in den vergangenen Jahren hat die Arbe i t des Mart in-Luther-Bundes i m Ber ichts­
z e i t raum - bedingt durch die pol itischen Ent wicklungen in diesem Raum und ihre Aus­
w i rkung auf das Leben der dortigen lutherischen M i nderhei tsk i rchen - vor a l l e m in
Ost- und Südosteuropa gehabt. Die hie raus resul t i e rende wei te re überdurchschnittliche
Steige rung des f i nanziellen Rahmens führte dazu, daß trotz eines weiterhin hohen
Spendenaufko m m ens die Rechnung für das Jahr 1 990 nur m i t e i n e m D e f i z i t von rund
D M 7 5 .000 , -- abgeschlossen werden konnte. Die finanzielle Entwicklung, unver m eidbar
ange sichts der berechtigten Erwartungen in den Partne r k i rchen, sow i e die nun schon
jahre lang übe r m ä ßige Beanspruchung der M i ta rbeiter der Erlanger Zentralstelle des
Bundes veranlassen desha lb zu großer Dankba r k e i t f ü r die Beschlüsse der General­
synode und der K i rchen l e i tung der VELKD, s ich verstärkt f ü r die z w i schenki rchliche
H i l f e nach Osteuropa zu engagieren und auch dem Martin-Luther-Bund finanzielle und
personelle Entlastung zu gewähren. Inzwischen konnten zwei auf drei Jahre e i ngerich­
tete zusätz l i ch e Stellen eines Theologen und eines k a u f m ännischen Sachbearbeiters be­
setzt werden; d i e B i tte an die G l i ed k i rchen u m die Bereitstel lung zusätzlicher Sach­
m i ttel führte berei ts 1 990 zu zusätzlichen Zuwendungen von D M 1 50.000,--, die
I n i t i a t i ven des l a ufenden Jahres er möglichen e i n w e i te r ste igendes Engage ment des
Bundes für d i e Partne r k i rchen i n Osteuropa.
Die - A k t i v i täten des M L B konzentrieren sich in diesem Zusa m menhang einerseits auf
d i e Möglichk e i te n , die sich aus den neuerdi ngs gewährten F r e i h e i ten f ü r d i e K i rchen
ergeben. H i e r ist vor a l l e m Unterstützung der theologi schen Aus- und Fortbildung, die
Ver sorgung mit L i teratur und die Unterstützung der k i rchlichen Arbe i t in G e m e i nden
und gesa mtk i rc h l i chen Einrichtungen m i t den nötigen H i l fsm i tteln z u nennen. Anderer­
seits erfordert die augenblick l i che, sich i m m er noch verschlechternde w i r tschaftl iche
S i tuation v i e l fach auch persönliche Hi l fen (Lebens m i ttel, M ed i k a mente, finanzielle
Be i h i l fen usw.); d i e schw i e r igen Verkehrsverhältni sse und die i n einigen K i rchen vor­
handene e x t r e m e Diasporasituation läßt für absehbare Zeit auch die H i l fe bei der
Motor i s i e rung höchst dr inglich erscheinen. U n t erstützung bei Baumaßnahmen kann der
M L B aufgrund seiner f i nanziellen Si tuat ion nur in Ausnahmefällen gewähren, wobei es
hier nicht nur u m e inen Nachholbedarf an Neubauten geht, f ü r die bisher staatliche
Genehm igungen nicht erte i l t wurden, sondern auch um die gründliche Sani erung des
vorhandenen Bestandes.
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D i e W e l l e der Übers iedlung nach Deutschland hat i m Jahr 1 990 besonders i n der Sie­
benbii rgisch-Sächsischen K i rche und auch in vielen G e m e inden der Deutschen
Evange l i sch-Lutherischen K i rche i n der Sowjetun ion zu e i n e m Notstand g eführt. Neben
anderen H i l fe n übernahm der MLB den Druck e i nes Choralbuches für Si ebenbürgen m i t
e i n fachen Orge l sätzen, das e s auch Laien e r mögl ichen sol l, d e n Platz d e r ausgewander­
ten Organ i sten e i nzunehmen. Eben falls konnte im ßeric htsz e i trau m eine deutsch-russi­
sche K i nderbibel ferti gges tellt werden. Zwe isprachige Ausgaben einer Agende, einer
Glaubenslehre für Erwachsene sow i e einer K i rchengeschichte s i nd i n Vorbereitung. Für
die l utherische K i rche in der Slowakei konnte die slowak i sche Ausgabe des K i nderkate­
chismus der V E L K D f i nanziert werden. Daneben w i rd der Versand von Büchern, Zeit­
sch r i ften und Arbe i tshil fen durch das Sendschri ften- H i l fswerk unverändert fortgeführt
( 1 990 ca. 4.000 Sendungen i n zwanzig Länder).
Der Freundes- und M i tgl i ederkreis des Mart in-Luther- Bundes hat nach der A u fhebung
der Grenzen zur DDR im Berichtsze i traum eine nicht unerhebliche V e rgrößerung er­
fahren. An organisatorische Konsequenzen i st allerdi ngs e rst gedacht, wenn sie von
entsprechenden I n i tiativen i n den jewe i l igen K i rchen begl e i t e t s i nd . D i e unerwartete
R esonanz auf eine infor m i e rende Werbung i n ostdeutschen Zei tungen und Z e i tschr i ften
machte erstmalig für das 'vom MLB herausgegebene Jah rbuch " Luther i sc h e K i rche in
der Welt" eine zweite Auflage nötig. Die Beteil igung an den Theologentagungen sow i e
a n den Studienreisen ( 1 990 n a c h Kasachstan u n d K i rgi sien) läßt a u f ein s t a r k e s Bedürf­
nis sch l i eßen und eine Auswei tung dieses Arbei tszweiges für wünschenswert erscheinen.
3. ökumenische Studienarbeit
Der Ö k u m e n i sche Studienausschuß . (öSTA), der zugleich auch f ü r das Deutsche Natio­
nalkom i te e des Lutherischen Weltbundes arbeitet, hat i n der zurüc k l i egenden Synodal­
periode im A uf trag der K i rchenle i tung und des DNK verschiedene Stel lungnahmen zu
i n terkonfessionellen Dia logergebnissen erarbeitet. Die Stellungnahme z u m Dokument
"Einheit vor uns" der internationalen ev.-lu ther i schen/rö m i sch-kathol i schen Kom m i ssion
ist in Texte aus der V E L K D N r . 37!r 989 veröffentlicht worden. Au fgrund e i ner Vorlage
des ÖSTA hat die B i schofskonferenz der V E L K D für die K i rchenleitung und für das
DNK/LWB zum angl i k a n i sch-luther ischen N i agara-Bericht über Epi skope votiert (ver­
öffentlicht in: Texte aus der V E L K D Nr. 40!r990). Zur Vorber e i tung auf die L W B-Voll­
versa m m l ung i n Curi tiba wurde vom Ausschuß ein R eader veröf fentlicht: " Lateinameri­
k a n i sche Theologie der Befreiung als Herausforderung an luther ische Theologie", Han­
nover 1 989.
I n den zurüc k l i egenden Jahren hat der ÖSTA seine Frühjahrsi tzungen regelmä ßig m i t
d e m Theologischen Studienausschuß des Nationalkom i tees d e s L W B in d e r damal igen
DDR abgehalten. Dies hat zur Kooperation ( m i t f i n n i scher Betei l igung) i n der Frage
des sogenannten F i l ioque geführt: eine diesbezügliche Vorlage i st für den Lutherischen
W e l tbund e r a rbei tet und in Curitiba 1 990 angenommen worden.
Für die Herbstsi tzung '99' i st vorgesehen, im Auf trag der K i rchenlei tung und des
DNK e i n e Stellungna h m e zum luther isch-refor m i erten Dia logergebn i s " A u f dem Weg
zur K i rchenge m e i nscha ft" sow ie zum Dok ument " Baptisten und Lutheraner im Ge­
spräch" zu erarbe i ten.
Außerdem w i rd den Ausschuß aufgrund eines entsprechenden Beschlusses des DNK
k ü n f t ig e i n Projekt "Elementari sie rung von D i alogergebn i ssen" sow i e d i e Vorbereitung
einer i n ternat ionalen Konsultation zum Thema " R e chtfert igung und G erechtigkeit"
beschäftigen.
4. Verhältnis zur römisch-lcathQlischen Kirche
1m Herbst dieses Jahres l ä u f t die Amtszeit des Cathol ica-Bauftragten der V E L K D ,
B i schof Di. U l r ich W i lckens ( L übec k ) a b . A u f Vorschlag der B i schofskonferenz h a t d i e
K i rchenlei tung Landesbi schof D . D r . Johannes Hansel mann D D ( München) zum neuen
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Catholica-ßeauftragten und zum M i tglied der B i lateralen Arbei tsgruppe der K i r­
chenlei tung der V E L K D und der röm i sch-ka thol i schen Deutschen B I schofskonferenz
berufen. G leichzei tig hat die K i rchenlei tung B i schof Dr. W i lckens gebeten, w e i terhin
von luther ischer S e i te den Vorsitz i n der Bi lateralen Arbei tsgruppe wahrzunehmen, um
a n dieser Stelle bei dem erkennbaren Fortsc h r i tt der Arbe i t k e i n e Zäsur eintre ten zu
lassen.
Die B i laterale Arbei tsgruppe hat sich weite r h i n mit de m Verhältnis der "Bezeugungsin­
stanzen" des Evangeliums zueinander (Sc h r i f t , Tradition, Beken n t n i s, Lehra m t , Theolo­
g i e , sensus f idelium bzw. a l lge meines Pr iestert u m ) be faßt und s ich d e m Thema
" G e m e i nschaft de r H e i l igen - über den Tod hinaus" zugewandt. I n diesem Zusa m m e n ­
hang s o l l e n a u c h d i e b i sher in keinem Dia log the matisi e rten F r a g e n der Hei ligenvereh­
rung und der Stellung der Mutter Jesu behande lt werden.
Der von der K i rchenleitung und dem D N K e i ngesetzte G e m e insa m e Ausschuß zu den
Lehrverurtei lungen beabsichtigt, der K i rchenle i tung im Som me r e i n e n Stellungnahme­
e n t w u r f zum gesamten Dok ument "Lehrverurtei lungen - k i rchentrennend?" vorzulegen.
Bi schof W i l ckens w i rd dieses Ergebn i s der Genera l synode auf i h r e r Herbsttagung 1 9 9 1
vorstellen. D i eser Stell ungnOahm eentwurf w i rd i m wei teren Verfahren d e n G l i edk i rchen
der V E L K D und den M i tgliedski rchen des DNK sow i e parallel a l l e n M i tgl iedsk i rchen
des L W B m i t der B i tte u m Rückä ußerung übersandt.
Nach K enntnisnahme durch die K i rchenlei tung und das D N K w i rd die Handrei chung des
Cathol i ca-Arbeitsk r e i se s " M aria - die Mutter unseres Herrn. Eine evangel i sche Hand­
r e i chung" unter der Verantwortung des Cathol ica-Arbe i ts k re i ses im Herbst 1 99 1 bei m
K a u f m a nn-Ver lag Lahr erscheinen. Der Cathol ica-A rbe i tskreis, in d e m a u fgrund glied­
k i rchlicher Entsendung Dekan Strohm (Passau), Dekan Jehle Ongolstadt) - beide Bayern
" und Pastor Wöltjen (Frenswegen) - Hannover -, m i ta rbeiten, h a t s ich weiterhin m i t
d e r Handreichung z u m Thema "Fröm m i gke i t" befaßt. I m gegens e i tigen Austausch
wurde die Frage nach der U m setzung der Lehrdialoge auf die Ebene der G e m einde
gestellt; auf das Auseinanderklaffen z w i schen den Beziehungen auf k i rchenlei tender
und theolog i scher Ebene einerseits und den untersc h i edlichen S i tuationen i n den
G e m e i nden andere rseits wurde h i ngewiesen.
ö k u m e n i sche Arbeitsgruppe "Ele mentares Glaubensgespräch"
Im März 1 990 hat d i e K i rchen l e i tung der VELKD im Benehmen m i t dem Sekretariat
der röm i sch-katholi schen Deutschen B i schofskon ferenz i n Bonn e i n e Arbei tsgruppe
" E l e m entares Gla ubensgespräch", die pa r i tät isch oz usa m me ngesetzt i st , gebildet.
A ufgabe dieser Arbei tsgruppe i st es, Arbei tsh i l f e n für G l a ubensgespräche zu
entwickeln, wie sie etwa im Zusa m m enhang mit der A k t ion "neu a nfangen" i n den
Wohn z i m m e r runden stattf i nden. Die Arbe i tshil fen bauen unter anderem auf auf
Vorlagen, d i e der Nordelbische Gemeindedienst i n Ha mburg f ü r d i e Wohnz i m m e r r unden
von "neu a n fangen" entwickelt hat und bezi ehen Erfahrungen und Anregungen aus dem
Bereich de r rö m i sch-kathol i schen K i rche e i n . Die Arbei tsgruppe beabs ichtigt, die
Textarbe i t im Verlauf des Jahres 1 99 1 b i s Anfang 1 992 abzusch l i eßen und ihr Ergebnis
vor z ulegen.
5. Verhältnis zur altkatholischen K i rche
D i e Gesprächsgruppe zwischen der a l tkathol i schen K i rche in Deutschland und der
V E L K D , die aus einer a l tkathol i sch-luther i schen Gesprächsgruppe in Bayern hervorge­
gangen i st , hat die Ergebnisse i hrer Arbe i t ( M e morandum " Da s k i rchliche A m t " von
1 98 4, " Er k lärung z u m B i schofsamt" von 1 989) im Januar dieses Jahres der K i rchenlei­
tung m i t der B i tte vorgelegt, hieraus Folgerungen f ü r e i n e engere G e m e i nschaÜ
z w i schen beiden K i rchen zu ziehen. A u f Bi tte der K i rchenlei tung h a t der Theologische
Ausschuß ein Vot u m zu diesem Ergebn i s abgegeben. Das weitere V e r fahren, das stets
z w i schen beiden Partnern abgesprochen w i rd , r ichtet s i c h auf s e i t e n der V E L K D nach
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d e m Besc h l u ß von Generalsynode und Bischofskonferenz zur R e zeption der Ergebnisse
von Lehrgesprächen vom 1 6. Ok tober 1 989.
Aufgrund einer A n f rage des altkatholischen B i schofs Dr. K raft i m Blick a u f die Ordi ­
nation ehema liger röm i sch-katholischer Priester in m a n chen evangelischen K i rchen und
a u f die Bea u f t ragung Nichtordin ierter zur Sak r a m entsverwa l tung, ist ein Gespräch
zwischen B i schof Dr. K ra f t , Landesbischof D. Dr. H a nsel mann (VELK D) und Landesbi­
schof Dr. Engelhardt (A rnoldshainer Kon ferenz) in Aussicht genommen.
6. Verhältnis zur Evangelisch-methodistischcn Kirche
Die z w i schen unseren K i rchen geführten Lehrgespräche kamen am 29. Septe mber 1 987
zunächst zum Absch luß: an diesem Tag wurde die z w i schen E m K , VELKD und den
K i rchen der A K f vereinbarte Kanzel- und Abendmah lsge mei nschaft in einem Festgot­
tesdienst i n St. Lorenz, Nürnberg, öffentlich vollzogen. In dem vom Lutherischen
K i rchena m t und der K i rchenkanzlei der E m K herausgegebenen Buch "Vom Dia log zur
Kanzel- und Abend m a h l sgemei nschaft". In einer Dok u mentation der Lehrgespräche und
der Besch l üsse der k i rchenleitenden Gremien, Hannover/Stuttgart, 1 987, sind Gang und
Ergebnis der L e h rgespräche doku mentiert worden.
Seither haben Delegierte der beteiligten K i rchen in m ehreren Arbei tsgängen herausge­
arbeitet, welche praktischen Konsequenzen und R echtsfolgen sich aus dieser K i rchen­
gemei nscha f t ergeben. Es ist vorgesehen, daß über eine entsprechende Vorlage i n der
zweiten Jahreshälfte 1 99 1 von den k i rchenleitenden Gremien der bete i l igten K i rchen
beschlossen w i rd ; e i n e g e m e i nsame Verabschiedung des Textes i st für 1 992 vorgesehen.
7. Gespräche m i t den Mennoniten
Aus Anlaß des Jubi l ä u m s der Augsburgi schen Konfession (CA) im Jahr 1 980 bot die
B i schofskon ferenz der VELKD Gespräche solchen G e m e i nschaften an, die sich in Kon­
tinu i tät m i t jenen G ruppen w i ssen, deren A u f fassungen i n der CA verworfen werden.
I m theolog i schen Gespräch sollte geprüft werden, ob die damals ausgesprochenen Ver­
urteilungen d i e heute vert retene Lehre des Partners noch betreffen.
Nach mehreren ve rgeblichen Anläufen konhte im Jahr 1 98 8 ein Gesprächskontakt
z w i schen der V E L K D und der Arbeitsge m e i nscha f t deutscher Me nnon i tenge meinden
(AdM), heute A rbeitsgemeinschaft mennon i t i scher G e m e i nden in Deutschland (AMG ),
hergestellt w e rden. Es wurde eine Reihe von Kontaktgesprächen verabredet, die h e l fe n
sol l ten, das gegensei tige Verstehen zu verbessern und d e n U mgang m i tei nander i n der
Praxis rücksichtsvoller zu gestalten.
Im März 1 989 berief die K i rchenlei tung folgende Vertreter der V E L K D i n die
lutherisch-m ennon i ti sche Gesprächskomm ission: Prof. Dr. Hermann F i scher ( H a m burg),
Superintendent Dr. Joac h i m Maßner (Osnabrück), Superi ntendent Dr. Menno Smid ( E m ­
d e n ) , Prodekan D r . H e l mut Ruh wandl (Mü nchen), O K R P e t e r Godzik (Hannover).
A u f mennon i t i scher S e i te nehmen an den Gesprächen t e i l : Pastor R a iner W . Burkart,
Pastor in Andrea Lange, K a u f mann Diether Götz- Lichdi, Pastor Bernhard Thi essen und
Pastor Willi W i ede m a n n . Das erste Gespräch a m 20./2 1 . September 1 989 i n K a rlsruhe­
Durlach diente zunächst dem gegense i tigen Kennenlernen. Es wurde über die Si tuation
der G e m e i nden heute referiert, der Stand der gege nwärtigen Beziehungen besprochen
und Erwartungen a n den Di alog for muliert.
Das z w e i te Gespräch brachte einen Überblick über d i e z w i schen Lutheranern und Men­
non i te n in d e r · Geschichte strittigen Punkte und w i d mete sich teils k r i t i sch, teils
zust i m mend d e m von d e m mennon i tischen Theologen Johannes A. Oosterbaan vorgeleg­
ten "Ve rsuch e i ner ökumenischen Theologie". Außerdem wurde das Thema "Gottes Wort
und der H e i lige G e i st " schwerpunktmäßig behandelt. Dabei zeigte sich, daß die
Verwer fung i n CA V d i e heutigen mennoni tischen Gesprächspartner nicht t r i f f t . Auch
die m ennon i t i schen G e meinden stimmen darin überei n , daß der Geist nicht a m Wort
der Sch r i ft vorbei w i rk t . Wort und Geist gehören f ü r beide K i rchen bzw. Gemeinsc h a f ten zusa m m e n .
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Das dritt e Gespräch vom 0 3 . bis 0 5 . Oktober 1 990 auf dem We ierhof ( K i rchhei m-Bo­
landen) behandelte in besonderer W e i se die kontroversen Fragen der christlichen Ethik
und der K i nder- bzw. Bekenntnistau f e . Die bei dieser Gelegen h e i t vorgetragene menno­
n i ti sche These von der ethi schen Re levanz des Me nsch seins Jesu stieß bei den luther i ­
schen Gesprächstei I nehmern a u f chri stologische und anth ropolog i sche Bede nken.
Die täuferisch-m ennon i t i sche Grundposition des Taufens bzw. Sich- Taufen - L assens nur
a u f das e igene Bekenntnis h i n wurde von den luthe r i schen Gesprächste i ln e h m ern k r i ­
t i s c h befragt. Für s i e k o m m t gerade i n der Säugl i ngsta u fe z u m Ausdruck, d a ß i n der
Taufe Gottes zuvorkommende Gnade geschenkt wi rd. I m Gespräch wurde de utlich, daß
es z w i schen Mennoniten und Lutheranern noch keine gemeinsame A u f fassung über das
Verständn i s von Sakrament gibt. Die Deutung als Zeichen m i t ethischer Verpf l ichtung
für die Ge mei nde einersei ts und das Verständn i s als objekt ive H e i l szuwendung Gottes,
die a l l e m menschl ichen Handeln vorausgeht und im Glauben ergr i f fen sein w i l l, stehen
unausgeglichen e i nander gegenüber. Auf luther i scher Seite wurde die B i tte an die
mennon i t i schen Gemeinden zum Ausdruck gebracht, die den K indern gewährte Ta ufe
doch i n jedem Fall anzuerkennen und a u f eine nochmal ige Taufe i m Erwachsenenalter
auf das eigene Bekenntn i s hin zu verz ichten. Stattdessen könnte eine Tauferinnerungs­
oder Taufbestätigungsfe ier stattfinden, die der Kon f i rm a t i on entspricht.
Die m ennon i t i schen Teilnehmer machten deu tlich, wie h i l freich es f ü r sie wäre, wenn
s i e i n den lutherischen K i rchen entdecken könnten, daß a n der L i m a-Empfehlung
gearbei tet w i rd, daß also keine unterschi edslosen Taufen m eh r stat t f i nden und
verstärkt daran gearbe i tet wi rd, die getauften K i nder so zu erziehen, daß sie zu e i ncr
persönl ichen Entscheidung als Antwort auf den Ruf Gottes kommen.
Das v ierte Gespräch a m 23./24. Mai 1 99 1 in Bergki rchen n a h m noch einmal die
schwier igen Fragen nach der christlichen Ethik und d e m Verständn i s von Taufe und
Abend m a h l a u f . Dabei wurde deutl ich, wie sich auf mennon i ti scher S e i te im Laufe der
Z e i t besti m mte grundsätzliche H a l tungen in der Auseinandersetzung m i t der jewei ligen
U m w e l t veränderten und e r m äßigten, so daß heute i n ethi scher H i nsicht e i ne große
V i e l f a l t der M e i nungen und Hal tungen i n den Gemei nden anzutreffen i st . Eine sorgf ä l ­
t ige Darstellung d e r verschiedenen Konsens- u n d Konvergenzerklärungen zu T a u f e und
Abendmahl im ök u m e n i schen Raum schär fte den B l ick dafür, wie sehr K i rchen und
G e m e i nden sich heute darum bemühen, voneinander zu lernen und Schritte i n R i chtung
auf eine Gemeinschaft i n versöhnter Verschiedenhei t zu gehen.
Bei diesem Gespräch wurde ein ge m e i nsames Raster für eine absc h l i eßende Sellung­
nahme entwickelt, das die Formulier ungsarbeit i n der l u ther i schen und mennon i t i schen
Untergruppe lei ten sol l , die sich jewe i l s getrennt bei m nächsten Treffen im November
1 99 1 an die Arbe i t machen wollen. Dabei soll versucht werden, auf dem H i ntergrund
der bi sherigen Gespräche M i ßverständnisse auszuräumen, n icht mehr zutreffende Ver­
w e r fungen kenntlich zu machen und zurückzunehmen sow i e Schritte aufei nander zu zu
benennen. D i e so entstehenden Texte sollen a u fei nander abgest i m m t und bei e i ne m
sechsten u n d letzten Treffen zu e i n e r gemeinsa m en Stellungnahme verarbeitet werden,
die den entsendenden Gremien zuge lei tet w i rd.
Schon jetzt i st erkennbar, daß es aus verschiedenen Gr ünden n icht zur Aufnahme von
off i z i e l len Lehrgesprächen m i t dem Z i e l von K anzel- und Abendmahlsgemei nsch aft
z w i schen der V E L K D und der Arbe i tsge meinschaft Mennon i t i scher Gemeinden i n
Deutschland kommen w i r d . Auf beiden Seiten be steht aber d a s Interesse, den
Gesprächskontakt nach d i escr R e i he von intensiven Gesprächen n i cht w i eder abre i ßen
zu lassen, sondern 

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