Evolutionäre Entfaltung
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Evolutionäre Entfaltung
14 Publisher 1· 2001 PrePress Paint Shop Pro Version 7 Evolutionäre Entfaltung Paint Shop Pro entstieg der digitalen Ursuppe als schlankes Sharewareprogramm und ist über sieben Programmversionen zu einem Grafik-Schwergewicht herangewachsen. n MATTHIAS SCHÜSSLER Auf meinem (inzwischen betagten) Privat-PC gehört Paint Shop Pro zu den rege benützten Programmen. Sein grosser Vorteil ist der schnelle Start: Auch wenn der Arbeitsspeicher knapp ist, weil ich zum Schreiben meines Artikels in InDesign auch den Webbrowser benütze und in Lexirom Synonyme nachschlage, startet Paint Shop Pro in ein oder zwei Sekunden. Das kleine Progrämmchen ist in einem Bruchteil der Zeit arbeitsbereit, die Photoshop zum Aufstarten braucht, und es bietet dennoch genau die Funktionen, die ich auf die Schnelle benötige: Ich kann Grafiken ruckzuck beschneiden oder ausdrucken, in der Auflösung überprüfen oder anpassen, ein JPEG als TIFF speichern oder umgekehrt, und ich kann ganz hervorragend Bildschirmfotos schiessen. Sprich: Paint Shop Pro ist das ideale Programm für die kleinen Aufgaben zwischendurch, mit denen Photoshop unterfordert wäre. Neandertaler, topfit in Form Freilich benütze ich nicht die neueste Version, ganz im Gegenteil: Im Einsatz ist nach wie vor Paint Shop Pro Version 4, vom 19. August 1996 – ein Primat, ein Neandertaler im Vergleich zu all den anderen Programmen, die ich seither x-mal aktualisiert habe. Ein Umstand, der das Handicap von Paint Shop Pro, auch der neuen Version 7, treffend beschreibt: Es erscheint nicht zwingend, die Software zu aktualisieren. Jasc, der Hersteller der Software, entwickelt das Programm kontinuierlich, gewissermassen evolutionär. Mit jeder neuen Version kommen ein paar Funktionen hinzu, Akzente werden nicht gesetzt. Noch nicht einmal die Programmoberfläche hat sich seit Version 4 gross verändert – bei anderen Softwarehäusern ist das Look und Feel ein beliebtes Objekt für Umgestaltungen, gerade wenn die revolutionären Ideen fehlen. Es ist offensichtlich: Die in Minnesota in einer Ortschaft mit dem schönen Die Evolution des Paint Shop Pro: Noch langts nicht zur «Krone der Schöpfung», sehr weit ist der Weg aber nicht mehr. Namen Eden Prairie beheimatete Firma Jasc sieht das Produkt nicht als kleiner Bruder zu Photoshop, sondern als «Komplettlösung» – so heisst es auch auf der Verpackung. Eine diskutable Positionierung, denn zum einen ist Paint Shop Pro als Grafik-«Companion» gross geworden, nicht als Vollprogramm. Allround-Grafikprofis, wie sie Paint Shop Pro ins Visier nimmt, kommen in aller Regel nicht um Photoshop herum. Die Preisdifferenz zum Adobe-Boliden ist zwar enorm. Dennoch hätte ich persönlich Bedenken, mich für die Vierfarbenseparation auf Paint Shop Pro zu verlassen. Man bewegt sich da einfach zu weit abseits der bekannten Trampelpfade, auch wenn das Programm seit mehreren Versionen mit CYMK umgehen kann. Für Neueinsteiger im PriPaint Shop Pro kann, wie sein Vorgänger schon, mit CMYK umgehen. Wer es sich zutraut, kann die Vierfarbenseparation nach eigenen Wünschen beeinflussen. vatbereich fehlen die Wizards. Auch im Business-Publishing kämen Assistenten gut an, ausserdem legt man in diesen Kreisen sehr viel Wert auf eine – beschworene oder tatsächlich vorhandene – Office-Integration. Bleiben die Webgrafiker: Für sie hat Paint Shop Pro zwar eine Menge zu bieten. Unter anderem den «Animation Shop», ein eigenes Programm zum Kreieren von animierten GIFs. Trotzdem ist Paint Shop Pro kein dezidiertes Programm für Webgrafiken – wer nur fürs Internet gestaltet, wird mit dem Ulead-Paket oder Macromedia Fireworks glücklicher. Es ist sicherlich mit der Vergangenheit als Shareware-Programm erklärlich, dass die Paint-Shop-Pro-Macher weniger Gedanken an die Zielgruppe verschwenden, als ein Unternehmen, das seine Produkte vom Fleck weg über kommerzielle Vertriebskanäle an den User brachte. Back to the Roots Angesichts der Vielfalt an Grafikprogrammen sollte Jasc sich genau diese Überlegungen machen. Bei Version 7 ist einfach nicht klar, wer dieses Programm einsetzen soll. Unser Vorschlag: Die Stärke von Paint Shop Pro ist nach wie vor der «Utility-Charakter»: Die Schnelligkeit, die Unterstützung von unzählig vielen Dateiformaten, die das Programm prädestiniert für Konvertierungsaufgaben. Die «BatchUmwandlung», also das automatische Konvertieren einer beliebigen Anzahl von Grafikdateien in einem Arbeitsgang, ist eine der stärksten Funktionen von Paint Shop Pro und auch des «Schwesterprogramms» «Image Robot». Funktionsvielfalt Wäre die Dominanz von Photoshop nicht derartig übermächtig und erdrückend, dann könnte Paint Shop Pro mit seiner Kampfansage den Rivalen durchaus in Bedrängnis bringen. Mit einem Preis von 229 Franken ist das Programm günstig zu haben. Zumal sein Funktionsumfang, auch wenn das erst beim zweiten Blick sichtbar wird, enorm ist: Wie erwähnt, kann es mit CMYK umgehen. Es verfügt über sogenannte «Justierungsebenen», die ähnlich arbeiten wie die Effektebenen in Photoshop. Text wird als Objekt auf einer Vektorebene platziert, eine Vorgehensweise, die mindestens so einleuchtend ist wie Photoshops Typografieebenen. Darüber hinaus bietet Paint Shop Pro gerade beim Text mehr Einstellungsmöglichkeiten als Adobes Pixelprogramm: z.B. erlaubt es die Definition einer Konturfarbe. Text lässt sich auch einem Pfad entlang setzen. Paint Shop Pro beherrscht mehrfaches Rückgängigmachen. Zwar ist die «Funk-